Pfarrkirche
St. Nikolaus in HAIMHAUSEN
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Kurzbeschreibung
Die Ortschaft Haimhausen
wurde urkundlich erstmals im Jahr 772 als Heiminhusir (bei
den Häusern des Haimo) erwähnt. Sie feierte 2022 ihr 1250.
Jubiläum.
Haimhausen gehörte um die 1. Jahrtausendwende den Grafen von
Valley. Als dieses Geschlecht 1238 ausstarb, fiel Haimhausen an
die Wittelsbacher Herzöge, die es im 16.Jh. als Hofmark an
die Fam.Viepeckh, die späteren Grafen von Haimhausen, verlieh.
Von einer Kirche ist erstmals um das Jahr 895 die
Rede. Man darf annehmen, dass Haimhausen in karolingischer
Zeit Pfarrsitz wurde und dass hier neben dem Zentrum eines Königsguts-Bezirks
auch ein geistlicher Mittelpunkt bestand.
Urkundlich erscheint die Pfarrei Haimhausen erstmals in der
Konradinischen
Matrikel des Jahres 1315 mit den vier Filialkirchen
"Ünnahausen (Inhausen), Herentshausen (Hörenzhausen)
und Nembach ; Atershausen (Großnöbach und Ottershausen".
Bis um 1590 waren die Wittelsbacher
die Herren in Haimhausen. Ihnen folgten die Viepecks, die bis dahin
die Verwalter der Wittelsbacher in Haimhausen waren. Sie wurden
1619 als "von und zu Haimhausen" in den Adelsstand erhoben.
Die Kirche steht auf der Anhöhe,
hoch über der Amper, dem alten Ortskern und dem Schloss. Durch
die Ausdehnung des Ortes nach Osten scheint sie an die Nordwestrand
gedrängt.
Der eingezogene Chor,
der außen durch einfache Stützpfeiler verstärkt
ist, und der untere Teil des 36 m hohen Turms
der heutigen Pfarrkirche stammen aus der gotischen Zeit um 1450.
Der Turm hatte lange Zeit ein Satteldach; erst im 18. Jh. wurde
ihm eine Kuppel aufgesetzt.
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Im Turm hängen vier Glocken, die aus
den Jahren 1927 (kleinste Glocke, gegossen in Bruckbergerau) und 1949
(drei größere Glocken, gegossen in Erding) stammen.
Das Kirchenschiff
wurde im Jahr 1698 im damals modernen barocken Stil mit großen
ovalen Fenstern neu errichtet. Im
19.Jh verlängerte man das Kirchenschiff um fünf Meter. 2013
wurden zur Sicherung der Außenwände Stützpfeiler angebracht.
Damit konnte man die 1874 angebrachte Eisenstange durch das Kirchenschiff
entfernen.
Unter dem Kirchenschiff befindet sich die Gruft
der Grafenfamilie Butler-Haimhausen, einer irischen Familie, die von 1794
bis 1892 (durch Einheirat) Besitzer des Schlosses in Haimhausen war. Die
Einrichtung der Gruft im Jahr 1841 wurde mit dem Fehlen eines geeigneten
Platzes auf dem Friedhof begründet. Ihre Errichtung bedurfte sogar
der Erlaubnis des bayrischen Königs, die mit der Auflage erteilt
wurde, "dass Hygienestandards eingehalten werden". Der Eingang liegt im
unter dem Pflaster im Mittelgang in Höhe des Südausgangs.
Sakristei
Die Sakristei befindet sich in einem schmalen Anbau mit einer Länge
von fünf Achsen. Sie ist mit einem Tonnengewölbe überdeckt
und wird durch vier querovalen Fenster erhellt. Sie dürfte Anfang
18. Jh. entstanden sein. Früher
war hier eine Seitenkapelle eingerichtet, in denen die Grabtafeln der
Schlossherren hingen.
Erwähnenswert ist auch
das neben der Kirche stehende Pfarrhaus,
das nach Bränden 1588 und 1799 aus der Zeit um 1800 stammt. Zu Beginn
des 21.Jh. wurde es für mehrere Millionen DM aufwändig restauriert.
Eine Besonderheit ist die originale
Fassadenfarbe, das sog. barocke Rot, das auf den
Betrachter wie rosa wirkt.
Der Sprengel der Pfarrei Haimhausen
umfasst die Orte Haimhausen, Amperpettenbach, Großnöbach, Hörenzhausen,
Inhausen, Maisteig und Ottershausen (2020: 2783 Katholiken). Seit Okt.
2012 bildet die Pfarrei Haimhausen zusammen mit den Pfarreien Jarzt und
Giebing
sowie der Kuratie Weng den großen Pfarrverband Fahrenzhausen-Haimhausen
mit 18 Kirchen.
Inneneinrichtung
Bei der großen
Renovierung in den Jahren 2013 bis 2020 wurde auch der Innenraum umgestaltet.
In den beiden folgenden Bildern wird das Erscheinungsbild im Jahr 2005
(links) und nach der Wiedereröffnung am 6.12.2020 (rechts) dargestellt.
Die größten Veränderungen sind an der Decke und am Choraltar
zu erkennen.
Die nachfolgenden Texte beschreiben zum Teil noch die alte Ausstattung.
Die neue Beschreibung folgt erst nach dem Ende der Neuausstattung.
Die barocke Innenausstattung stammt großenteils vom flämischen
Künstler Egidius Verhelst (1695 -1749).
Besonders hervorzuheben sind ein großes
Kruzifix (früher am Choraltar, heute an der Nordwand) sowie
die Figurengruppe
auf dem Taufsteindeckel aus dem Jahr 1740. Diese
Figurengruppe auf dem Taufstein ist das feinste barocke Kunstwerk der
Kirche. Johannes der Täufer und Jesus
stehen stehen nicht wie sonst allein am Jordan, sondern sind -ganz im
Geiste des Rokoko- von einer Landschaft mit Felsen, Wasser und Blumen
umgeben.
Die Deckengemälde
von Michael P.Weingartner aus dem Jahr 1958 wurden im Rahmen der Renovierung
2013/2020 überweißelt ( im Altarraum) bzw. unter einer abgehängten
Kunststoffdecke (Kirchenschiff) verborgen. Sie können sich die 1958
gemalten Bilder aber noch auf dieser Internetseite anschauen; klicken
Sie hier...
Seit 2009
steht in der Kirche wieder der von J.Marggraff (1830-1917) gebaute Choraltar
aus dem Jahr 1876. Der Altaraufbau ist im Stile der Neo-Renaissance gestaltet,
mit zwei Altarbildern, die im großen Altarblatt den Kirchenpatron
St.Nikolaus u. im kleineren Auszug die Muttergottes mit dem Kind auf dem
Arm zeigen.
Die Assistenzfiguren
stellen die Heiligen Petrus und Paulus dar.
Zwischen
dem alten Choraltar und dem neuen Zelebrationsaltar ist in das Holzpodest
eine große Agnus-Dei-Medaillon aus Wachs eingelassen, mit
trittfestem Glas abgedeckt und von einem großen schwarzen Holzrahmen
umgeben.
Die Seitenaltäre
stammen aus der Zeit um 1708 und sind der Muttergottes (links) und St.Josef
geweiht. Ihre Figuren stehen in den Mittelnischen der Altäre.
In den Auszügen Gemälde, die St.Antonius (links) und den Apostel
Simon Zelotes zeigen.
Als Assistenzfiguren stehen die Pestheiligen Rochus und Sebastian (links)
und die beiden Heiligen Korbinian und noch einmal Antonius von Padua auf
Postamenten (18.Jh.).
Der
Zelebrationsaltar und der Ambo
wurden 2020 "in sehr reduzierter Form gestaltet und aus Tombak, einer
Bronzelegierung (mit viel Kupfer u.wenig Zink) gefertigt".
Geschaffen wurden sie von Ricco Johanson und dem Kunstschmied Matthias
Larasser-Bergmeister aus Ebersberg.
Epitaphe
Im Altarraum, im Kirchenschiff
und an den Außenmauer sind über 20 Epitaphe angebracht,
die vor allem an frühere Pfarrer und an die Familien der Hofmarksherren
erinnern. Das prächtigste ist an der Nordseite des Langhauses, nahe
der Empore, befestigt und zeigt einen Ritter in Lebensgröße.
Es erinnert an den 1681 verstorbenen Maximilian Albert Freiherrn von Haimhausen.
Die Figuren- und Bilderausstattung
in der Kirche entspricht dem bäuerlichen Umfeld Haimhausens im 18.
u. 19.Jh.
Baudenkmal
Die Kirche
gehört zu den schützenswerten Baudenkmälern. In der vom
Landesamt für Denkmalpflege herausgegebenen Liste der Baudenkmäler
in Haimhausen wird sie mit folgenden Worten beschrieben: "Saalbau
mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor, im südlichen Winkel
Turm mit geschwungener Haube, Chor und Turm spätgotisch, Langhaus
1698 ff. errichtet und im 19. Jahrhundert nach Westen verlängert;
mit Ausstattung; Gruft der Grafen von Butler, 1841/42 eingebaut. D-1-74-121-9"
89)
Weihe
nach der Renovierung 2021
Von 2013-2020 wurde die Kirche aufwändig renoviert und umgestaltet.
Die Kosten betrugen rd. 4 Mio Euro. Mehr über die Renovierung erfahren
Sie hier...
Nach mehreren Terminverschiebungen, die der Schwierigkeit der Renovierungsarbeiten
und der Covid19-Pandemie zuzuschreiben waren, konnten die Kirche und
insbesondere der neue Zelebrationsaltar von Kardinal Dr.Reinhard Marx
geweiht werden. Den Festgottesdienst am 10.7.2021 können
Sie sich auf Youtube ansehen, wenn
Sie hier klicken...
Was
noch interessiert...
Zur Gottesdienstordnung
kommen Sie hier....
Sie
können sich das harmonisch klingende Glockengeläute
auf Youtube anhören. Klicken
Sie hier....
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Beschreibung
der Kirche
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Chronologische Übersicht
« |
772
|
Erste
Erwähnung der Ortschaft als Heiminhusir |
|
« |
1874 |
oder 1871: Verlängerung
der Kirche |
« |
899
|
Erste
Erwähnung der Kirche |
« |
|
Eisenstange durchs
Kirchenschiff gezogen |
« |
1255
|
Haimhausener
Kirchenzehent-Streit |
« |
|
Doppelempore |
« |
1315 |
Konradinische
Matrikel |
« |
1880 |
Statistische Beschreibung
|
« |
15.Jh.
|
2.Hälfte:
Gotischer Kirchenbau |
« |
1876 |
Veränderung
der Seitenaltäre |
« |
1485 |
Patronatsrecht
auf die Kirche wird von Bischof Sixtus gegen das Patronat von Mainburg
von Herzog Sigmund eingetauscht. |
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1885 |
Erweiterung
des Friedhofs 80)
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1504
|
Haimhausen
von den Niederbayern unter Pfalzgraf Ruprecht gebrandschatzt 76)
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1893 |
Bröckelnder
Deckenputz im Langhaus 102)
|
« |
1653
|
Pfarrbücher
neu angelegt
28)
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« |
1893 |
Kirchendiebstahl |
« |
1524 |
Sunderndorfer'sche
Matrikel |
« |
1895 |
Haimhausen
im Verzeichnis der Kunstdenkmale |
« |
1560
|
Visitation
des Bischofs und des bay.Herzogs |
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1895 |
Kirchendiebstahl |
« |
1588
|
Pfarrhofbrand |
« |
1895 |
bis
1898: Umbau - Ausmalung mit Dekorationsmalerei |
« |
1606
|
Präsentationsrechte
verbleiben beim Bischof
|
« |
|
neue Orgel |
« |
1672
|
Reparatur
des Pfarrhofs |
« |
1900 |
Nova Vetera |
« |
1688
|
Patronatssrechte
gehen nicht an Schlossherrn |
|
|
|
« |
1698
|
bis
1708: Umbau und Barockisierung der Kirche |
« |
1900 |
neubarocker Tabernakel
am Choraltar |
« |
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Anbau
der Sakristei |
« |
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Beichtstuhle im
Stil der Neurenaissance |
« |
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Erste
Orgel |
« |
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neue Kanzel |
« |
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noch
heute vorhandene Eichentür mit Beschlägen |
« |
1904 |
Turm
mit Kupferblech (früher Weißblech) versehen |
« |
1708
|
Neue
Seitenaltäre |
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1911 |
Elektrifizierung
der Kirche und des Pfarrhauses als erste Gebäude in Haimhausen
80)
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« |
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Präsentationsrechte
verbleiben beim Bischof |
« |
1927 |
Neue
Glocken |
« |
1731
|
Reparatur
des Pfarrhofs |
« |
1933 |
Außenrenovierung |
« |
1732
|
Neueindeckung
des Kirchendachs mit 30.000 Schindeln |
« |
1937 |
Innenrenovierung |
« |
1739
|
Schmidtische
Matrikel |
« |
1937 |
neuer
Glockenstuhl |
« |
1749
|
Stiftung
einer Monstranz durch Pfr.Rucklinger |
« |
1938 |
Umbau
- Entfernung der Dekorationsmalerei |
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18.Jh.
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1.Hälfte:
Kanzelkreuz |
« |
1939 |
und
1940: Glockenabnahme für Kriegszwecke |
« |
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Leonhardsfigur |
« |
1945 |
Bericht
des Pfarrers über das Kriegsende |
« |
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2.Hälfte:
Opferstock |
« |
1949 |
drei
neue Glocken |
« |
1799
|
Pfarrhofbrand |
« |
1958 |
Ausmalung
durch Michael Weingartner |
« |
1820
|
Beschreibung
1820 |
« |
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Neugestaltung
des Choraltars mit Kanzelkreuz |
« |
1833
|
Festgottesdienst
zur Thronbesteigung des Königs Otto von Griechenland |
« |
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Schalldeckel
der Kanzel entfernt |
« |
1841
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Grufteinbau |
« |
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Kreuzwegstationsbilder
von Weingartner |
« |
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Neue
Kirchenstühle |
« |
1977 |
bis
1978: Renovierung der Deckengemälde durch Michael Weingartner,
Pfaffenhofen |
« |
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Umbau
- Abschlagen der Stuckaturen
Wände
und Altäre weiß |
« |
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Ausbesserung
der Orgel |
« |
1850
|
Volksmission
|
« |
1988 |
Zelebrationsaltar |
« |
1866
|
zwei
neue Glocken angeschafft |
« |
1999 |
letzte
Pfarrhofreparatur |
« |
1869
|
Stiftung von 2
Jahrtagsmessen |
« |
2013 |
bis
2020: Großer Umbau |
« |
1871
|
oder 1876: Renovierung
Hochaltar (Marggraff) |
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« |
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Altarblatt gemalt
durch Julius Frank |
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Ortschaft Haimhausen
Die
Ortschaft Haimhausen war schon im 8.Jh. (neben den Landkreisorten Ampermoching,
Vierkirchen, Bergkirchen, Ainhofen und Tandern) ein wichtiger Gerichtsort
72).
Sie wurde erstmals im Jahr
772 als Heiminhusir (bei den Häusern des Haimo) erwähnt.
Diese Jahreszahl finden wir in einer Urkunde, die davon berichtet, dass
der "Edle Rihperht von Ilmina" (Ilmmünster) seine Besitzungen
in "Hemminghusir" (Haimhausen) sowie in Hohenbercha, Fürholzen
und Giesenbach der Domkirche von Freising (Bischof Arbeo) schenkt. Darunter
waren Herrenhöfe, Ackerland, Wiesen,
Weiden, Wälder, Hügel und Wasserläufe sowie Knechte und
Mägde, Freigelassene und Aldionen (halbfreie Herzogsbauern).
20)
Aus einer früheren Schenkungsurkunde wissen wir, dass Rihperht dem
Klerus angehörte, da er diese Schenkung an den Bischof (Besitzungen
in Aying) anlässlich seiner Weihe zum Diakon in Freising am 6.3.791
gemacht hat.
Wenn Sie die Übersetzung der Urkunde lesen möchten, klicken
Sie hier...
Im Einleitungssatz der Urkunde begründet Rihperht die Schenkung mit
dem Eingeständnis, dass er sich dadurch Vergebung seiner Sünden
erhofft. Die Begründung muss nun nicht bedeuten, dass Rihperht ein
besonders großer Sünder gewesen wäre. Diese Art Schuldbekenntnisse
waren notwendig, um der Schenkung Rechtssicherheit zu geben. Denn die
weltliche Obrigkeit war nicht begeistert, dass die Kirche durch diese
Schenkungen immer mächtiger wurde. Deshalb regelte sie im damals
geltenden Gesetz, dem Lex Baiuvariorum 14),
dass einer sein Vermögen nur dann der Kirche überschreiben darf,
wenn dies "zur Erlösung seiner Seele" geschehe (und nachdem
mit den Söhnen geteilt worden war). Da war das allgemein gehaltene
Eingeständnis von Fehlern, die eine Erlösung notwendig machten,
recht hilfreich.
Nach der Lex Baiuvariorum waren mindestens sechs Zeugen notwendig; die
Urkunde von 772 wurde sogar von zehn Personen (darunter dem Bischof, vier
Priestern, zwei Diakonen und einem Richter) beglaubigt.
Interessant ist auch der Schluss der Urkunde, in dem darauf hingewiesen
wird, dass die Zeugen nach gutem bayerischen Brauch an den Ohren gezogen
worden waren ("et haec testes per aures tracti"); sie
sollten sich später besser an das Rechtsgeschäft erinnern können.
Meist glich ein kleines Geschenk die Unannehmlichkeit mit den roten Ohren
aus.
(Dass aber tatsächlich auch der Bischof, der in der Urkunde als Zeuge
und Empfänger bezeichnet wird, an den Ohren gezogen wurde, erscheint
kaum glaubhaft).
Bayern wurde 788 unter Karl dem Großen ein Teil des Frankenreichs
und von Gaugrafen verwaltet. Haimhausen lag im Amtsbezirk des Gaugrafen
Luitpald (Bereich untere Amper). Er war oberster Richter und konnte die
waffenfähigen freien Grundbesitzer zum Kriegsdienst aufrufen. Haimhausen
war schon damals bedeutend. Hier hielt Gaugraf Luitpald am 25.5.829 einen
überörtlichen Gerichtstag ab. Später war Haimhausen auch
unter dem Nachfolger Luitpalds, Gaugraf Ratold Ort eines Gerichtstags.
17)
Die Grafschaft "Untere Amper"
ging nach der Jahrtausendwende in den Besitz von Guntpolt (+1045)
über, dem Stammvater der Grafen von Ottenburg. Innerhalb dieser Grafschaft
gründete sich in Haimhausen eine selbstständige Herrschaft mit
Blutgerichts-barkeit der Grafen von Valley, einer Nebenlinie der damals
noch nicht so bedeutenden Wittelsbacher. Die setzten zur Verwaltung Ministeriale
(Beamte) ein. Einige dieser Ministerialen sind namentlich bekannt, weil
sie bei Rechtsgeschäften als schriftlich erwähnte Zeugen auftraten:
114)
um 1150
Gerwic de Haimhausen - um 1156 Hainrich de Haimenhusen - um 1160 Heinricus
und sein Bruder Hainrich
de Haimenhusen
- um 1170 Hartmout de Haimenhusen - um 1180 Hainricus de Haimenhusen und
sein Neffe -
um 1190
Haidinricus de Haimenhusen - um 1190 Wolftrigel de Heimhusen.
Als
das Geschlecht der Grafen von Valley 1238 ausstarb, fiel Haimhausen an
die verwandten Wittelsbacher Herzöge, die -wie Friedrich Prinz schreibt-
"ihren militärischen Rückhalt vor allem in den Burgen Wittelsbach,
Dachau und Haimhausen" hatten. Sie ließen das Gebiet in der
Zeit von 1238-1270/80 von den Marschällen von Schiltberg verwalten.
114)
Bei der Landesteilung 1255 wurde Haimhausen mit der ebenfalls wittelsbachischen
Grafschaft Dachau Oberbayern zugeteilt. Obwohl die Beziehungen zur Grafschaft
Dachau im Hinblick auf den selben Landesherrn eng waren und Haimhausens
Besitzungen im Dachauer Güterverzeichnis genannt wurden, wahrte Haimhausen
doch eine gewisse Unabhängigkeit. Es besaß ein eigenes Kastenamt
(Vorläufer des Finanzamts). Zu einer Trennung zwischen Haimhausen
und Dachau führte die Teilung von Oberbayern in den Münchner
und den Ingolstädter Landesteil im Jahr 1310. Dachau kam zu Ingolstadt,
Haimhausen blieb "mit aller siner Chastenguelt und mit allen sinen
gerihten, vogtay und rehten, die da zue gehorent" bei Bayern-München
und seinem Herzog Rudolf.
Um 1370 war Hans von Eisolzried,
danach um 1400 Hans von Gumppenberg Pfleger in Haimhausen. Ihm folgten
Heinrich der Gienger und sein Sohn; ihnen übergab der bayer.Herzog
am 23.10.1436 das "Gerichtshaus und die Taferne" (=Wirtshaus).
Der nächste Pfleger war Dr.Dr.Wolfgang Viepeckh. Dessen Familie
prägte die Herrschaft in Haimhausen für mehrere Jahrhunderte.
- Wolfgang Viepeckh (*um 1510, +1576) war nicht nur Haimhauser Pfleger,
sondern stand zugleich als Kanzler von Landshut im
Dienst von Herzog Albrecht V. (1550-1579). Er durfte sich
ab 1572 "von und zu Haimhausen" nennen. Er war einer der führenden
Köpfe der Gegenreformation.
- Der nächste Herzog, Wilhelm V. (1579-1597), verlieh 1590 dem Sohn
Theodor Viepeckh (1590-1626) die Hofmark Haimhausen.
Theodor hatte wie sein Vater in Ingolstadt Jura studiert.
1588 kaufte er in München einen Stadtpalast (heute Theatiner-
straße/Fünfhöfe)wurde 1603 in den erblichen
Adelsstand berufen. Dessen Geschlecht stieg in den Reichsgrafenstand auf
und
nannte sich fortan "Reichsgrafen von Haimhausen".
103) 1615 wurde
er in den Freiherrnstand versetzt und das Recht verliehen,
den Namen, Wappen, Schild und Helmzier der Grafen von Haimhausen
zu tragen. 114)
Eine Beschreibung
der geschlossenen Hofmark Haimhausen finden wir im Historischen
Atlas von Bayern, der 1958 von der Kommission für Bayerische Landesgeschichte
unter Max Spindler herausgegeben wurde 121).
Die dort behandelte Zeitspanne reicht von 1270 bis 1900, wobei die Hofmark
nur in der Zeit von 1590 bis in die Mitte des 19.Jh. bestand.
Das Schloss findet hier großen Anklang. So schreiben die Verfasser:
"Unter den Schlössern aus
dem späteren siebzehnten Jahrhundert war Haimhausen das schönste, eine
wirklich künstlerisch
gedachte Gesamtanlage,
welche alles enthielt, was man in jener Zeit von einem vornehmen Adelssitze
verlangte."
Wenn Sie die Beschreibung
lesen möchten, klicken
Sie hier...
Eine Kurzbeschreibung der Geschichte
Haimhausens (nach damaligen Kenntnisstand) finden wir schon in einem vom
Königlichen Rath Dr.Buchinger im Jahr 1844 herausgegebenen
Buch mit dem Titel "Geschichtliche Nachrichten über die ehemalige
Grafschaft und das Landgericht Dachau bis 1800". Wenn Sie die Beschreibung
lesen möchten, klicken
Sie hier...
1872
veröffentlichte die Zeitung 'Bayerischen
Kurier' in seiner täglichen Beilage "Familienschatz" einen
(Fortsetzungs-)Reisebericht mit dem Titel "Drei Tage im Amperthale"
109)
Der ungenannte
Reisende aus München informierte sich nicht nur über die Orte
und die Landschaft, sondern besprach mt Einheimischen auch das bäuerliche
Leben sowie soziale und kirchliche Fragen in der Gegend zwischen Haimhausen,
Ampermoching und Schönbrunn. Wenn Sie den Bericht lesen möchten,
klicken Sie hier...
Um 1900 war Haimhausen ein
begehrter Malerort.
Der berühmte deutsche Impressionist Lovis Corinth (1858-1925) schrieb:
"Dachau und Haimhausen, Ortschaften in der Nähe Münchens,
lieferten seit Jahren den Malern Anregungen für ihre impressionistischen
Motive; Enthusiasten pflegten diese Stätten das bayerische Barbizon
(= französische Künstlerkolonie) und Fontainebleau (=
Künstlerschulen im Schloss) zu nennen." 99)
Geschichte
der Pfarrei und der Pfarrkirche
Haimhausen
Früheste
Kirche
Wann hier in Haimhausen die erste Kirche gebaut wurde, ist nicht bekannt.
Die früheste Erwähnung finden wir in einer Urkunde aus der Zeit
zwischen 895 und 899. Das genaue Erstellungsdatum geht aus
der Urkunde nicht hervor, weil damals (ab dem 9.Jh), die auf römischen
Brauch zurückgehende ausführliche Eingangsformel vereinfacht
worden war 15).
Die Zeitrechnung "nach Christi Geburt" war damals noch nicht
üblich. Nach römischem Recht musste an den Anfang des Schriftstücks
eine umfassende Darstellung des Rechtsgeschäfts, die Aufführung
der Zeugen, das Datum und die Unterschrift des Schreibers gesetzt werden.
Ab dem 9.Jh, also zu der Ausstellungszeit unserer Urkunde, begnügte
man sich mit einer kurzen Erwähnung der Rechtshandlung und einer
akribischen Aufzählung aller Zeugen des Vertragsabschlusses. Grund
war, dass im Fall der Anfechtung der Rechtshandlung der Hauptbeweis in
den Zeugen lag. Bei der Beschreibung der Rechtshandlung führte man
auch die Namen der Rechtsbeteiligten auf. War eine der Parteien die Kirche,
wurde der Name des Bischofs genannt. Da die Regierungszeit der Freisinger
Bischöfe bekannt ist, lässt sich aus dem Bischofsnamen die Zeit
ermitteln, in der die Urkunde ausgestellt wurde.
Prominente Zeugen, von denen ebenfalls Lebensdaten erhalten sind, lassen
eine weitere Eingrenzung zu. Ein solcher Fall liegt auch bei der ältesten
Urkunde der Haimhausener Kirche vor. Damals tauschte der 10. Freisinger
Bischof Waldo (883-906) mit einem Adeligen namens Cotascalc den Zehent
der Kirche von Inhausen, der an die Kirche von Haimhausen gezahlt wurde,
gegen einen Herrenhof in Sulzrain. Dies bedeutet, dass um diese Zeit sowohl
in Haimhausen als auch in Inhausen Kirchen gestanden sein mussten. Die
Zehentzahlung von Inhausen nach Haimhausen legt zudem nahe, dass Haimhausen
der Pfarrsitz und Inhausen die Filiale war.
Es wird angenommen, dass Haimhausen in karolingischer Zeit Zentrum eines
Königsgut-Bezirks und wohl auch ein geistlicher Mittelpunkt war.
Das Nikolaus-Patrozinium dürfte erst später übernommen
worden sein; denn man findet es in Bayern im Allgemeinen erst seit dem
zehnten Jahrhundert, und zwar besonders an Flüssen und neben Handelsstraßen,
da der Heilige u.a. als Patron der Seeleute und Handelsmänner gilt.
... mehr zur Vita von St.Nikolaus...
Glaubensleben im 9.Jh.
Zu Beginn des 9.Jh. war der neue Glaube bei der Bevölkerung noch
nicht theologisch untermauert, sondern mehr formelhaft geprägt. Dies
zeigt sehr anschaulich eine Predigt im Rahmen einer Tauffeier aus dem
Jahr 805, die in Freising niedergeschrieben wurde. Die "Exhortatio ad
plebem christianam" (Mahnung an das christliche Volk) forderte die
Gemeinde und besonders die Taufpaten auf, wenigstens das Glaubensbekenntnis
und Vaterunser zu lernen und die Kinder darin zu unterrichten. Das Glaubenswissen
bestand damals aus wenigen Formeln, die aber mit großem Nachdruck
gefordert und für deren Unterweisung die Laien hauptverantwortlich
gemacht wurden.
Wenn Sie die Predigt lesen möchten, klicken
Sie hier...
Wie haben
die Altäre damals ausgesehen ?
Der Altar
war ein steinerner, freistehender Opfertisch, der ein Stück vor der
Ostmauer der Kirche stand. Der Priester war -wie heute- dem Volk zugewandt.
Darüber erhob sich, auf vier Säulen ruhend, ein Ciborium, ein
viereckiger Überbau, wie wir ihn heute noch aus dem Petersdom in
Rom oder von vielen anderen großen Kirchen Italiens sowie aus dem
Regensburger Dom (Seitenaltäre) kennen Die Vorhänge, die an
den Seiten des Ciboriums hingen, waren während der hl.Wandlung geschlossen,
um das Heilige den Blicken der Menge zu entziehen. Oben auf dem Ciborium
stand ein Kruzifix, umringt von Blumen und Lichtern. Im Inneren des Ciboriums
hing über dem Altar in einem goldenen Gefäß das Allerheiligste.
So blieb es wohl bis zum Jahr 1200.
143)
Haimhausener Kirchenzehent-Streit 1255 19),
122)
Über die Eigentümer des Kirchenzehents im 13.Jh. erfahren wir
etwas aus einer Urkunde, die das Ende eines Rechtsstreits über
den Kirchenzehnt und den Brückenzoll in Haimhausen besiegelte. In
ihr heißt es, dass der Eigentümer beider Rechte, Bischof Konrad
von Freising, zwei Teile des Kirchenzehenten und die (Zolleinnahmen der)
Amperbrücke dem Marschall Berthold von Schiltberg zu Lehen gibt.
Bis zu diesem Zeitpunkt hieß der Lehensträger Sifrid Wilbeck
aus dem auf der Burg zu Unterweilbach sitzenden ritterlichen Geschlecht.
Die Schiltberger konnten die Unterweilbacher verdrängen, weil sie
zur engsten Umgebung der bayerischen Herzöge, der Wittelsbacher,
gehörten. Sie waren auch schon 1238, nach dem Aussterben der Grafen
von Valley, mit der Burgherrschaft in Haimhausen belehnt worden.
Konradinische Matrikel
von 1315 06)
Die älteste ausdrückliche
Erwähnung der Pfarrei Haimhausen mit ihren vier Filialen stammt
aus dem Jahre 1315, als der 31.Freisinger Bischof Konrad III. (1314-1322)
alle Kirchen des Bistums in einem Verzeichnis erfassen ließ (Konradinische
Matrikel) Darin wird unter dem Dekanat Freising die Pfarrei
Haimhausen mit den Worten "Haimhausen soluit (= bezahlt) X Pfund,
habet IIII filias: Ünnhausen, Herentshausen, Nembach ; Atershausen
cum sepulturis (= mit Friedhof)".
Gerichtsverfahren
1430 81)
Aus dem Jahr
1430 ist auch ein Gerichtsverfahren bekannt, in dem es um Eigenleute des
Klosters Dietramszell in Haimhausen ging.
Das Kloster besaß in Haimhausen einen Hof, den es durch Eigenleute
(Leibeigene) bewirtschaftete. Ein anderer Hof in der Umgebung befand sich
wohl im Besitz von Ortolf dem Jüngeren von Sandizell. Im Mai 1430
klagte das Kloster in Dachau auf offener Schranne gegen den Sandizeller
wegen "Entfremdung der Eigenleute zu Pullhausen, Pellheim und Haimhausen".
Ortolf hatte wohl die Leibeigenen des Klosterhofs durch Zwang oder/und
Geschenke für Arbeiten am eigenen Gut verpflichtet. Das Kloster gewann
den Rechtsstreit; das Gericht sprach ihm die Eigenleute zu.
Um 1310 hatte sich das Klima in Europa ganz plötzlich verschlechtert.
Viele Menschen (in manchen Berichten wird von einem Drittel der Menschen
berichtet), vor allem aus der ärmeren Bevölkerungsschicht, verhungerten
oder starben an Krankheiten. Weitere fielen der katastrophalen Pestepidemie
1348 zum Opfer. Man könnte meinen, dass dieser zahlenmäßige
Rückgang der Bauern deren wirtschaftlichen Wert erhöhen würde
und eine bessere Behandlung zur Folge hätte. Aber genau das Gegenteil
war der Fall. Der Adel und die Klöster verschärften die Vorschriften
für die Leibeigenen, damit die Arbeit auf ihren Gütern weiter
verrichtet wurde. Vor allem die Flucht in die Städte (Stadtluft macht
frei) wurde radikal unterbunden. So haben sich im Kloster Dietramszell
Erklärungen aus dieser Zeit erhalten, in dem sich die Leibeigenen
verpflichteten, dem Kloster nicht zu "enpharen" (entfahren/entfliehen)
und keinesfalls in irgendwelche Städte oder Märkte oder Freiungen
zu "entweichen". Versuche dieser Art wurden mit Pön (Strafen)
belegt, von denen Geldstrafen noch die erträglichsten waren.
Gotischer Bau 1450
Erbaut wurde die heutige Pfarrkirche wohl nach 1450 im Stil der
Spätgotik. Dies Bauzeit lässt sich durch die Tatsache bestimmen,
dass der Turm im Süden steht. Diese Bauweise war erst ab der zweiten
Hälfte des 15. Jh üblich. 38)
Die Länge der Kirche dürfte in etwa bis zum heutigen Portal
auf der Südseite gereicht haben. 114)
Dabei muss berücksichtigt werden, dass noch kein Gestühl eingebaut
war. Es gab für die meisten Menschen nur Stehplätze.
Damals hatte Haimhausen 44 Anwesen, von denen nur 11 dem Bauernstand angehörten;
der größte Teil der Bewohner ernährte sich vom Gewerbe
und aus einer unselbstständigen Beschäftigung. An Berufen genannt
sind: Wirt, Müller, Mesner, Zöllner, Metzger, Schwertfeger,
Bader, 2 Schmiede, Schuster, Weber, 2 Schneider, Fischer und Bäcker.
Die Ministerialbeamten (Pfleger und Richter) haben einen Teil ihrer Einkünfte
auch als Wirte verdient.
Vielleicht entstand der Bau auch erst unter der Leitung des im Jahre 1521
verstorbenen Pfarrers Johannes Lew (Löb), dessen stark verwitterter
Grabstein (der älteste der Kirche) am Chorschluss zu sehen ist. Von
dieser Kirche ist jedenfalls der Altarraum noch erhalten.
Patronats-
und Präsentationsrecht in der frühen Neuzeit 139)
Im Jahr 1485 wechselte
das Patronats- und Präsentationsrecht für die Pfarrei Haimhausen
(das Recht, die Pfarrer auszusuchen und zu bestellen sowie die Ausstattung
der Kirche zu bestimmen und zu finanzieren) von den bayerischen Herzögen
Sigismund und Albrecht, den Besitzern von Haimhausen, zum 45. Freisinger
Bischofs Sixtus von Tannberg (1474-1495). Die Herzöge erhielten dafür
das Präsentationsrecht für die Pfarrei Mainburg (Cod.3 zur Sunderndorfer'schen
Matrikel, Fn 2 zu § 518). Das Patronats- und Präsentationsrecht
für Haimhausen verblieb rechtlich über Jahrhunderte beim Bischof
obwohl die Schlossherren von Haimhausen mehrere Anläufe um diese
Rechte unternahmen.
1583 besiegelte Wilhelm V. in München ein Konkordat, das die
erweiterten Kompetenzen des Landesherrn in kirchlichen Fragen regelte.
In den vom Bistum und Herzogtum einvernehmlich erstellten Verzeichnissen
über die verschiedenen Präsentationsregelungen für die
einzelnen Pfarreien des Bistums von 17.10.1601 und vom Beginn des
19.Jh. wird jedenfalls Haimhausen voll dem Präsentationsrecht des
Bischofs zugeordnet. 02,
50
1606 versprach Fürstbischof
Ernst von Freising dem Inhaber des Schlosses Haimhausen, dem Geheimen
Rat und Pfleger zu Erding" Theodor Viepeck die Patronatsrechte auf
die Pfarrkirche Haimhausen und das Benefizium Inhausen. Doch das Freisinger
Domkapitel stimmte nicht zu, erteilte nicht die erforderliche Confirmation.
1661 griff Baron Albrecht von Haimhausen die Angelegenheit von 1606
wieder auf und drängte auf eine Erlaubnis; doch vom Bistum Freising
kam die Nachricht, die Rechtssache sei nach über 50 Jahren erloschen.
27 Jahre später, 1688, entbrannte sogar ein Rechtsstreit um
die Rechte. Der Hofmarksherr hatte schon wieder den Freisinger Bischof
auf seiner Seite und erwirkte sogar eine päpstliche Bulle für
seine Pläne. Doch das Domkapitel lehnt am 3.12.1708 die Übertragung
der umstrittenen Patronats- und Präsentationsrechte endgültig
ab.
Aber in der Praxis scheint diese
Regelung nicht so streng durchgeführt worden zu sein. Zwar wird 1524
(in der Matrikel des Bischofs) das Besetzungsrecht rechtlich einwandfrei
dem Bischof zugeordnet; doch 1560 ist im Visitationsbericht zu lesen,
der Kirchenpfleger habe ausgesagt, die Pfarrer würden vom bayer.
Herzog ernannt. Das bedeutete, dass der Herzog bei der Besetzung der Pfarrstelle
nach wie vor mitredete; zwar ohne rechtliche Grundlage, aber aufgrund
der faktischen Machtverhältnisse, denn der Herzog war damals Hofmarksherr
von Haimhausen. Dafür spricht auch eine Beschwerdeliste von 1533,
in der sich die Bischöfe über die unrechtmäßigen
Einmischungen der weltlichen Gewalt in geistliche Belange mokierten. Einer
der beanstandeten Punkte war, dass die bayerischen Herzöge in den
päpstlichen Monaten einfach die Benefizien an "ungeschickte
Bewerber" als Gunsterweis oder Entlohnung verliehen. Das sei durch
Herzog Wilhelm IV. bei mehreren Pfarreien geschehen, darunter auch in
Haimhausen.
Landshuter Erbfolgekrieg
1504-05 94
In dem auch
Landshuter Erbfolgekrieg genannten Krieg zwischen den Wittelsbacher Verwandten
von Niederbayern und Oberbayern, bei dem es um die Herrschaft in Niederbayern
nach dem Aussterben der dortigen Herrscher im Mannesstamme ging, wurden
die Burg und der Ort Haimhausen am 5. 8. 1504 von den Niederbayern unter
Pfalzgraf Rupprecht niedergebrannt. Auch Ottershausen und Inhausen wurden
verwüstet. Der "Bruderkrieg" wurde, was heute kaum mehr
bekannt ist, mit äußerster Grausamkeit geführt. "Der
Krieg brachte Zerstörungen apokalyptischen Ausmaßes mit sich....Der
aus Kriegsverbrechen resultierende Bevölkerungsrückgang um 30
% entsprach in etwa dem des Dreißigjährigen Krieges" schrieb
Hans Kratzer. 100
Rupprecht starb übrigens 2 Wochen später an der Ruhr. 96
Peter Dorner schrieb95,
erst "ein halbes Jahrhundert später" erfolgte ein Neuaufbau,
"denn noch auf Apians Karte von 1566 sind keine Anlagen zu erkennen".
Über Schäden an der Kirche
ist nichts bekannt.
Sunderndorfer'sche Matrikel
von 1524 06)
Die Sunderndorfer'sche
Matrikel von 1524 berichtet, die Pfarrei habe "270 Communicantes".
Das waren Gläubige, die die Erstkommunion gefeiert hatten und -zumindest
theoretisch- zur Kommunion gehen durften. Wenn wir daraus die tatsächliche
Zahl der Gläubigen herleiten wollen, müssen wir - nach Peter
Pfister 77)
- "noch etwa 15 bis 20 % für Kinder und Unzurechnungsfähige
hinzuzählen". Die Zahl der Katholiken (das entsprach damals
der Bevölkerung) in Haimhausen betrug zu Zeiten der Reformation somit
rd. 320. Das war für unser Gebiet eine durchschnittliche Größe.
Die Pfarrei Haimhausen war im Gebiet des heutigen Landkreises Dachau die
zehntgrößte Pfarrei. Eine Übersicht über die damaligen
Gläubigenzahlen erhalten
Sie hier...
Seelsorger war damals Joannes Pfaffenhofer. Er wurde von einem Cooperator
(=Kaplan) unterstützt, der vom Pfarrer mit freier Verpflegung
und 4 Gulden jährl. entlohnt wurde; daneben erhielt er aus kirchlichen
Gebühren 24 Gulden. Inhausen hatte einen eigenen Pfarrer, den Benefiziaten
Wilhelm Leb.
Das Präsentationsrecht für die Pfarrei besaß der Bischof
(de collatione Rev.Frisingensis). Die Zahl der Filialen war mit vier gleichgeblieben:
"B.Virginis in Innhausen, s.Stephani in Ottershausen, s.Joannis in
Herentzhausen et s.Margaretae in Nennbach cum sepulturis". Das Pfarrhaus
und die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude waren heruntergekommen
("sunt ruinosa").
Visitationsbericht
von 1560 34)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck
des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung
aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Maßnahme ging von staatlicher
Seite aus, da für Herzog Albrecht die Bewahrung der katholischen
Religion gleichbedeutend mit der Sicherung des Landes war. Bezeichnend
ist die Aussage des Vaters von Albrecht, Herzog Wilhelm IV. Er schrieb
1549: "Wir mögen dem allmächtigen Gott und ganzer deutscher
Nation bezeugen: hätten die Geistlichen zur Erhaltung ihrer Religion
so viel als wir gethan, daneben ihre Lehre und ihr Leben nach der Ordnung
der christlichen Kirche gerichtet, und den Satzungen der Väter nachgefolgt,
so wären wir alle insgemein in deutscher Nation des schrecklichen
Abfalls in unserm heiligen Glauben... wohl entübrigt geblieben".
39)
Die Visitation selbst wurde durch herzogliche und bischöfliche Bevollmächtigte
durchgeführt. Grund der Untersuchung war die durch die Reformation
Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls
in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt
hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick
in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte
festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische
Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die
Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität
ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Haimhausen heißt es,die
Pfarrei umfasse 350 Communicanten. Sie seien alle gut katholisch und gingen
fleißig in die Kirche; nur mit 2 Familien gebe es Probleme. Außer
einem Pfarrangehörigen verweigere sich niemand der Beichte. Mit Opfer
und Sammlungen seien die Pfarrleuth aber nicht großzügig ("seind
nachlessig gnug mit opfer und collectur"). Pfarrer war seit
6 Jahren Leonhard Stadler. Seine Köchin hatte 5 Kinder. Der Vater
wird nicht genannt.
In guten Erntejahren hatte der Pfarrer Einnahmen von 150 Gulden. Dazu
kamen Einnahmen aus den Mess-Gebühren von rd. 60 Gulden ("macht
ungeverlich 60 fl. "). Die Pfarrkirche in Haimhausen war in gutem
baulichen Zustand.
Kaplan (Gsellbriester) war der erst kürzlich ausgeweihte Andreas
Unfueg. Theologisch habe er noch einige Lücken, stellten die Prüfer
fest. Dagegen war der Benefiziat in Inhausen Johannes Meislmayr
schon ein gestandener Priester. Auch er war gut katholisch, hatte aber
eine Geliebte. Die Kinder aus dieser Verbindung waren verstorben. Priester
und Gläubige glaubten alle an die 7 Sakramente (Luther predigte
nur zwei); in der Pfarrei wurden aber zwei davon, Firmung und Krankensalbung,
nicht praktiziert.
Der Bericht endet mit den Worten: "Sonst an andern dingen kain mangel".
Wenn Sie den ganzen Text der Pfarrbeschreibung lesen möchten, klicken
sie hier...
Dreißigjähriger
Krieg
Der 30jährige Krieg traf auch Haimhausen schwer. Zwar ist mir
von Beschädigungen der Kirche nichts ausdrücklich bekannt.
Doch die Nachricht, dass nur ein Gebäude im Ort, das Badehaus,
den Krieg unzerstört überstanden hat
52),
lässt zumindest für die Inneneinrichtung Schlimmes befürchten.
Die Kirche als Steinbau, wird die Zerstörungswut der Soldaten
wohl überstanden haben. Für Sprengungen von Kirchengebäuden
war das Schießpulver nämlich zu kostbar. Auch in beiläufigen
Bemerkungen anderer Publikationen werden manchmal Details genannt:
So z.B. im Besitzverzeichnis des Klosters Dietramszell, wo es heißt:
"1637/46 Lehen (1632 vom Feind niedergebrannt, Münchner
Stift) - 1644 Klage des Hofmarksherren von Haimhausen, da das Klostergut
noch nicht wiederaufgebaut, 1647 Kloster will Gut verkaufen".
|
Auszug aus einer Karte
von Philipp Finkh -1655
|
Zwar
sollen im 30jährigen Krieg die Pfarrmatrikel in der Diözese Freising
insgesamt keine schwerwiegende Verluste erlitten haben
101)
; doch gilt dies nicht für
das Gebiet des heutigen Landkreises Dachau. So mussten auch in Haimhausen
im Jahr 1653 neue Pfarrbücher (durch Befragung der Überlebenden)
angelegt werden. 28)
Umbau 1698
23)
Nach dem 30jährigen
Krieg war die Kirche jedenfalls baufällig. Dazu werden wohl der Krieg
als auch der schwammige und instabile Untergrund beigetragen haben. Zunächst
wollte der für den Bau zuständige Schlossherr als Patron der
Kirche den Kirchenraum verlängern lassen 102)
doch das vorhandene Mauerwerk war zu schlecht. In einem Protokoll von
1698 63)
heißt es:
|
"Hiesiges
Gottshaus und Pfarrkirchen Haimhausen war sowohl im Tachstull als
auch am Fundament des Gemäuers dermassen pauföllig, daß
die ganze Kirche von Grund auf hat abprechen und sodann, wie es die
Notdurfft erfordert, was größeres als vorhero gewesen wird
aufgepauet." 38)
|
Die heutige Kirche erhielt somit
um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert ihr heutiges Aussehen, als 1698
(andere Quelle: 1687 70))
das Langhaus, das Kirchenschiff, im barocken Stil neu und etwas größer
als vorher gebaut wurde. Auch eine neue Orgel wurde 1698 eingebaut. Den
stark eingezogenen und niedrigen Chor ließ man stehen. Leider kam
es bei diesen Maßnahmen auch zu Baupfusch, der mitursächlich
für die umfangreichen Baumaßnahmen zu Beginn des 21.Jh. war.
Insbesondere wurde der Dachstuhl nicht ausreichend versteift. "So
drückte er mit der Zeit die Mauern (um 14 bis 18 cm) nach außen",
erklärte Pastoralassistent Skrabal 2021 102).
" Diese statischen Probleme waren schon 1874/76 erkannt und zur Sicherheit
zwei Eisenstangen im Kirchenschiff eingezogen worden, um die Mauern zu
halten".
Erst bei der Sanierung 2013/2020 wurde der Dachstuhl versteift und ein
weiteres Auseinanderdriften der Maurn gestoppt.
Das Langhaus wurde hauptsächlich aus Spendenmitteln des Haimhausener
Grafen Franz Ferdinand und der Gräfin Maria Anna, deren Freigebigkeit
gegenüber der Kirche "insignis benefactrire ecclesiae parochalis"
besonders erwähnt wird, errichtet. Für die Kosten der sonstigen
Umbaumaßnahmen, die sich bis 1708 erstreckten und auch den Turm
und insbesondere die Inneneinrichtung umfassten, wurden "von der
Inhausener Kirche 1600 Gulden vorgeschossen".
Zu dieser Zeit hat man westlich des Turms einen Anbau errichtet, der vermutlich
zunächst eine Seitenkapelle war und als Grabstätte der Schlossherren
diente. Er wird heute als Sakristei genutzt.
Die Barockisierung des Kircheninneren
zog sich hin, möglicherweise auch bedingt durch den Spanischen Erbfolgekrieg
(1704-1714), der in der Gegend von Haimhausen besonders stark wütete.
Hugo Straßer schreibt dazu: "Es entstanden Seuchen und Hungersnot.
Cooperator Sigl wurde ein Opfer der Krankenseelsorge, er starb 14.II.
1704 am grassierenden schlechten Fieber. Pfarrer Mörz suchte durch
Mildtätigkeit der schreienden Not abzuhelfen".
Mehrere Figuren, ein Kruzifix, die Kanzel und die Taufsteinfiguren wurden
erst 50 Jahre nach Beginn der Baumaßnahmen erstellt. Die Verzögerung
hatte auch ihr Gutes: So konnte ein bedeutender Künstler gewonnen
werden, der flämische Bildhauer Egidius Verhelst, der bei
Beginn des Umbaus erst 2 Jahre alt war.
|
Hinweis: Egid (Ägid)
Verhelst wurde am 13.12.1696 in Antwerpen geboren (getauft), kam 1718
nach München, wirkte von 1726-1736 im Kloster Ettal und zog schließlich
1738 nach Augsburg, wo er am 19.4.1749 starb. Seine Witwe heiratete
1759 seinen Schüler Joseph Bonaventura Mutschele (1728 - 1778
oder 1783) 30).
Das künstlerische
Schaffen von Egid Verhelst in den Haimhausener Gotteshäusern
fällt in seine Augsburger Zeit. Verhelst trug maßgeblich
dazu bei, dass die flämische Kunstauffassung auch in Süddeutschland
Fuß fassen konnte. Mit zwei seiner Söhne gestaltete er
die Ausstattung der Schlosskapelle Haimhausen (Holzarchitektur, Figuren,
Stuck, Teile der Altäre, Kanzel und Beichtgestühl) und die
Stuckaturen des Goldenen Saales im Schloss. 47)
Auch in
Inhausen war er tätig (Kanzel und Orgelgehäuse).
43) |
um 1700
|
Der Kartograph Michael Wening,
der im Auftrag des bayerischen Kurfürsten das Aussehen des
Haimhausener Schlosses in mehreren Stichen festgehalten und dabei
auch die Kirche gezeichnet hat (Bild links), widmet in seinem um
1701 herausgegebenen Buch "Historico-topographica descriptio
Bavariae" auch der Pfarrkirche eine kleine Notiz: "In der Pfarrkirchen
aber ist S.Nicolaus, zu dessen Ehr nit allein bey disem Gottshauß
ein Music fundirt, sondern auch erst neulich die Kirch selbst sambt
dem Glocken-Thurn-Uhrwerk und Sacristey fein zugericht und erneueret
worden, warbey sich auch ein gantz neu erbauter hipscher (=hübscher)
Pfarrhof befindet".
01)
.
Michael Wening (*11.7.1645
in Nürnberg, + 18.4.1718 in München) erstellte in seiner
vierbändigen Beschreibung des Kurfürsten- und Herzogtums
Ober- und Niederbayern rd. 750 Kupferstiche bayerischer Schlösser,
Klöster und Kirche. Finanziell lohnte sich die Arbeit nicht.
Dazu schrieb er: "Ich hab mit Herzeleid ansehen müssen,
wie ich in dieses Werkh über 6000 Gulden hineingesteckt, doch
seyne frucht in hoechster noth brodlos nit hab genüßen
können, sodaß ich die Zeit seither schier hätt krepieren
muessen".
|
1732 wurde
die Kirche mit insgesamt 30 000 Scharschindeln gedeckt, "an Stelle
der ruinierten alten Ziegel", wie es hieß. Erstaunlich, wenn
man bedenkt, dass das Kirchendach erst 34 Jahre vorher errichtet worden
war.
Schmidt'sche
Matrikel von 1738-1740 06)
.
In den
Jahren 1738/40 besuchte der Freisinger Kanonikus Schmidt alle Pfarreien
im Bistum und erstellte die nach ihm benannte Schmidt'sche
Matrikel. Darin wird die Zahl der Communicantes
mit 580 angegeben. Die Zahl der Gläubigen hatte sich also in
den vergangenen 200 Jahren trotz der menschlichen Verluste durch Pest
und Dreißigjährigen Krieg mehr als verdoppelt. Zwei Kapellen
waren dazugekommen: die Schlosskapelle und die "capella Beata
Mariae Virginis in sylva Braidtholz bey dem Pründl". Das
Pfarrhaus und die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude werden
als von guter Bausubstanz und moderner Form beschrieben;
sie zeigen keine Schäden schrieb Schmidt. Die Pfarrei hatte noch
zwei weitere "Widem-Güettl, aines zu Herenzhausen, das andere
zu Neebach" , deren Einnahmen dem Pfarrer neben dem Pfarrhof
in Haimhausen als wirtschaftliche Grundlage dienten. |
Schmidtsche
Matrikel
Buchumschlag
|
Die Pfarrkirche
St.Nicolai in Haimbhausen", so heißt es, sei von feiner Gestalt.
Sie hatte -wie auch heute- drei Altäre.
Der Hochaltar war dem Kirchenpatron St.Nikolaus geweiht, die Seitenaltäre
dem hl. Georg (jetzt St.Josef) und der Schmerzhaften Muttergottes.
In der Kirche stand ein Taufbecken mit den heiligen Ölen. Auch mehrere
Grabstellen für die weiblichen Mitglieder aus dem Geschlecht der Haimhauser
gab es in der Kirche; die männlichen Mitglieder sind in der Kirche
von Inhausen beerdigt. Im Turm hingen damals vier geweihte Glocken. Das
war für die damalige Zeit ein großes Geläute. Die Einnahmen
der Pfarrei verwaltete neben dem Pfarrer noch der Schlossherr. Der Bericht
schließt mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache "Das völlige
Vermögen dises Pfarr-Gottshauses wirdet sich der Zeit yber 600 fl.
(Gulden) nit erstreckhen". Das war nicht viel im Verhältnis zu
den Kirchen der Umgebung (Großnöbach 200 fl. , Hörenzhausen
1000 fl. , Ottershausen 2000 fl. , Inhausen 8000 fl. ), ist aber durch die
vorherigen Umbaumaßnahmen erklärbar.
Wallfahrten
und Bittgänge
Aus der Kirchenrechnung (Zehrgeld für den Kreuzträger) ist zu
sehen, dass im 18.Jh alljährlich von Haimhausen aus drei große
Bittgänge (Wallfahrten) durchgeführt wurden:
- nach München zum hl.Benno,
der in der Frauenkirche verehrt wurde,
- nach Johanneck nördlich von Allershausen und
- zum Kloster Taxa bei Odelzhausen.
Mirakelverzeichnis
St.Benno-Wallfahrt
München von 1609
|
Dem
in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg aufbewahrten Mirakelverzeichnis
(= Aufzeichnung der Wunder) der Bennowallfahrt 117)
ist zu entnehmen, dass Haimhauser Pilger schon Anfang des 17.Jh.
die Hilfe des Heiligen gesucht und gefunden haben. 1606 wurde die
15jähige Tochter des Haimhauser Schneiders Hans Zollner von
der "fallenden Krankheit" (Epilepsie) befreit. Als sie
in der Kirche von Hohemberg einen Anfall hatte und beinahe starb,
verlobte sich der Vater dem Hl.Benno; sofort kehrte das Mädchen
wieder ins Leben zurück und war für mindestens die nächsten
2 Jahre geheilt (Eintrag ins Mirakelbuch nach 2 Jahren).
Text auf Seite 73:
"Den 2.Octobris zaigt Hanß Zolner, Schneider von Haimhausen,
an, mit seiner Tochter Anna, bey fünffzehen jarhen alt, wie
dieselb ein Jahrlang die abscheuliche erschröckliche Kranckheit
den Fallenden gehabt unnd zu Hohemberg in der Kirchen under dem
heiligen Gottsdienst zum ersten erschröcklich gefallen, also
das ihres Lebens kein Hoffnung mehr gewesen. Demnach er Vatter aber,
das Kinde zu dem Heiligen Fürsprecher Bennoni, mit einer Kirchfarth
und heiligen Meß verlobt, habe dise Kranckheit sein Tochter
von derselben Stund an verlassen unnd in die zwey Jahrlang nichts
zum wenigsten dergleichen an jhr gespürt worden. Zeugen ernennt
er Herrn Michael N. Pfarrherren zu Hohemberg, so von dem Predigstuel
gangen unnd ihr zugesprochen. Hans Hörl, Bawr sampt einer gantzen
Nachbarschafft, in Anhörung Herrn Leonhard Harzers, Leonharden
Hieters von Sigersbrunn sampt seiner Haußfrawen." ...Originalbild
des Textes...
|
|
|
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Die Verehrung des hl.Benno
in Bayern entstand erst im 16.Jh im Zusammenhang mit der Reformation.
St.Benno, der von 1066 bis 1106 in Meißen als Bischof gewirkt
hatte, wurde am 16.Juni 1524 zur Ehre der Altäre gehoben. Luther
verurteilte diese Heiligsprechung in seiner Schrift "Wider
den neuen Abgott und alten Teufel, der zu Meißen soll erhoben
werden" aufs Schärfste. Als Sachsen 1539 protestantisch
wurde, öffnete man das Grabmal Bennos und warf seine Gebeine
in die Elbe. Allerdings behauptete der letzte Bischof von Meißen,
der später übrigens selbst die evangelischen Konfession
annahm, vorher die Gebeine aus dem Sarg entfernt und die Sekundärreliquien,
das Messgewand, Mitra und Bischofsstab in Sicherheit gebracht zu
haben. Sie wurden 1576 (wohl gegen einen ansehnlichen Betrag) zusammen
mit einem Wunder-Verzeichnis dem bayerischen Herzog Albrecht V.
überlassen. 1580 setzte man die Gebeine in der Münchner Liebfrauenkirche bei, wo sie nun das Ziel vieler Wallfahrer aus dem bayerischen
Land waren. Maßgeblich dafür waren sicher seine Patronate
für München und Altbaiern sowie seine Funktion als Wetterheiliger.
Die Wallfahrt zum Kloster Taxa war in erster Linie eine Marienwallfahrt.
Doch in der Klosterkirche befand sich auch eine Kreuzreliquie, die
viele Pilger anzog. Die Kirche hatte sogar beide Patrozinien: der
Altarraum war St.Maria, das Kirchenschiff dem Hl.Kreuz geweiht.
Hauptanziehungspunkt war aber die Muttergottesfigur mit Kind, die
von einer sternförmigen Aureole umgeben war. Die Wallfahrt
war ja entstanden, weil 1618 ein Hühnerei mit dem Relief eines
Strahlenkranzes gefunden worden war. Zudem glaubte man, darin auch
noch einen Frauenkopf zu erkennen. Im 18.Jh wallfahrteten bis zu
60.000 Pilger alljährlich nach Taxa. Es war damals -noch vor
Altötting- die größte Marienwallfahrt Bayerns. Die
meisten kamen wegen akuter oder überstandener Krankheiten,
Gefahren und Schäden aller Art. Viehseuchen sind seltener verzeichnet;
zweimal ist von einer Hühnerkrankheit die Rede. "Die Wallfahrt
in Taxa, so schrieb Hans Grassl, war über den Petersberg und
Altomünster hinaus das eigentliche geistliche Zentrum des Dachauer
Hinterlands, wirklich der Ort, an dem sich das bäuerliche und
monastische Leben (Mönchsleben) am innigsten berührten".
Die wohl dreischiffige
Kirche mit ihren 13 Altären, war größer als die
Kirche im Kloster Indersdorf.
|
Aber auch zum hl. Leonhard
war das Vertrauen der Bevölkerung groß. Das Zentrum für
seine Verehrung war Inchenhofen
im Lkr.Aichach. Auch von diesem Wallfahrtsort ist ein Mirakel-verzeichnis
für die Jahre 1599 bis 1605
133)
erhalten.
Darin ist der Unglücksfall der Haimhauser Familie Kienflmair
aufgezeichnet. Der dreijährige Sohn war in ein Messer gefallen
und drei Stunden bewußtlos. Da versprach der Vater dem hl.Leonhard
1 Kreuzer in den Opferstock zu legen und ein brennendes Licht um
den Altar zu tragen, wenn der Knabe überlebt. Der Text im Mirakelbuch
lautet:
|
"Wolftgang
Kienflmair von Haimhausen hat ein Knäblein bey 3 Jahren.
Der ist in ein Messer gefallen. So jme zum Herzen geraten und
gangen, also daß er bey 3 Stund für todt alda gelegen
dz.auch niemands gewußt, ob er todt oder lebendig sey.
Da ist dem Vatter diser Meinung S.Leonhard erschienen, daß
er jn alher verlobe mit 1 Kr. in Stock und ein brinnendes Licht
umb den Altar zutragen, nachdem ers verlobt. Ist der Knab alßbald
zu jm selbst kommen und besser mit jhme worden." |
...Originalbild
des Textes...
|
Titelbild
des Mirakelbuchs v. Inchenhofen
|
Neuer Pfarrherr
1819 04)
Im August 1819 wurde in Haimhausen ein neuer Pfarrer gesucht.
Im Königlich-bayerischen Intelligenzblatt für den Isarkreis
war folgender amtlicher Artikel zu lesen:
|
"Die
Erledigung der Pfarrey Haimhausen betreffend:
Im Namen seiner Majestät des Königs
Durch den Tod des bisherigen Pfarrers zu Haimhausen, Priester Benedict
Knilling, ist diese Pfarrey erlediget.
Sie liegt in der Diöcese Freysing, im Wahldecanate und Landgerichte
Dachau, dann im gräflich Buttler'schen Patrimonialgerichte Haimhausen,
und zählt 783 Seelen.
Zur Verrichtung der Gottesdienste und Besorgung der Seelsorge im Pfarrorte
Haimhausen, ,dann den Filialen Amperpettenbach, Großnebach,
Höretshausen, Innhausen und Ottershausen, ist dem Pfarrer ein
Cooperator beygegeben.
In Innhausen befindet sich ein Beneficium non curatum (= ohne Verpflichtung
zur Seelsorge), und zu Haimhausen eine Schule.
Die Einkünfte der Pfarrey betragen jährlich 1519 fl. (=
Gulden) 43 kr.
Die Lasten bestehen außer den gewöhnlichen Staat-und Diöcesan-Abgaben
in 100 fl. jährlichen Bauaussitzfristen.
München den 27.August 1819, Königlich Bayerische Regierung
des Isarkreises, Kammer des Innern,
v.Widder, Vicepräsident - v. Hofstetten, Director
- Dr.Schilcher, Reggs.Accessist." |
Schon ein Jahr später starb auch
die Pfarrersköchin. Da keine Verwandten der Verstorbenen bekannt waren,
wurden Erben per Amtsblatt gesucht. 05)
|
"Die vormalige Pfarrköchin
zu Haimhausen, Anna Maria Bergheim, von Burghausen gebürtig,
starb mit Hinterlassung einer letztwilligen Disposition. Von Verwandten
der Verblichenen ist hierorts nicht das Mindeste bekannt. Es werden
daher alle diejenigen, welche an gedachte Verlassenschaft von Erbschaftswegen
oder sonst, sohin ex quocumque titulo, Ansprüche zu machen
haben, hiermit öffentlich vorgeladen, selbe in Zeit von sechs
Wochen, von heute an bey unterfertigtem Patrimonial-Gerichte um
so mehr gehörig anzubringen, als außerdem in dieser Verlassenschafts-Sache,
mit Ausfolgelassung der Erbschaft und Legaten so andern, ohne Weiters
rechtlicher Ordnung nach vorschritten werden wird.
Den 4.Juli 1820 - Königl.Baier Graf von Buttler'sches Patrimonial-Gericht
Haimhausen, im Königlichen Landgerichte Dachau. Fuchs, Gerichtshalter"
|
Beschreibung 1820 74)
,
75)
Der bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr
1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach
Ordnung der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung
der einzelnen Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen
Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und
Georg Westermayer 10)
die ausführlichste Darstellung.
Sie wurde von der bischöflichen General-Vicariats-Kanzley ohne Namensnennung
von Deutinger herausgegeben.
Die Pfarrei Haimhausen wird darin (S.63) wie folgt beschrieben:
|
"Haimhausen
.... |
Säcul.Pf.
(Bischof ) mit 1 Benefizium 1 Cooperator
und 1 Coadjutor. Pfarrkirche Patron hl.Nicolaus; Kw (=Kirchweihfest)
Sonntag vor Michaeli (= vor 29.Sept). |
Schlosscapelle
.. |
zu
St.Salvator; Kw Sonntag vor Lucas |
Bründlkapelle
.... |
Unweit Haimhausen befindet sich im Breitholz eine Capelle zu
Maria Brünnerl mit einem Altar und dem Bildnisse Uns.Frau
zu Ettal |
Amperpettenbach |
(vormals
zur Pfarrei Kolbach gehörig), Patron hl.Martin; Kw: Sonntag
nach Bartholomäus
Großnöbach, Gottesdienste durch den Cooperator, an
Sonntagen und Festtagen abwechselnd mit Hörenzhausen, dann
an allen Frauenfesten; Patron hl.Margarete; Kw: Sonntag vor
Maximilian (am Katharina-Feste M.) |
Hörenzhausen
... |
Gottesdienste jeden 2.Sonntag, dann an Apostel- und einigen
andern Festtagen, Patron Joh.Baptist; Kw: Sonntag vor Mariä
Geburt (= vor 8.Sept.) |
Innhausen
........ |
Gottesdienste durch den Pfarrer, an Frauenfesten; Patron Mariä
Himmelfahrt; Kw: Pfingstdienstag. Benefizium in Inhausen, gestiftet
1457 von Herzog Albert dem Weisen (Bischof) |
Ottershausen
.... |
Patron
hl.Jakobus (u.Stephanus) Kw: Sonntag nach Mariä Geburt |
Seelenzahl:
Pfarrei
Haimhausen: |
757
Gläubige in |
130
|
Häusern |
Ort
Haimhausen : |
325 Gläubige in |
58
|
Häusern |
Dorf
Amperpettenbach: |
97
Gläubige in |
12
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std |
Dorf
Groß-Nöbach: |
61
Gläubige in |
10
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 3/4 Std |
Dorf
Hörenzhausen : |
72
Gläubige in |
12
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 3/4 Std
|
Dorf
Inhausen: |
43
Gläubige in |
7
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std
|
Einöde
Maysteig |
14
Gläubige in |
2
|
Häusern, Entfernung von d.Pfarrkirche: 1/2 Std, Filialk:1/4
Std. |
Dorf
Ottershausen |
145
Gläubige in |
29
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std
" |
|
Festgottesdienst
1833 zur Thronbesteigung des Königs Otto von Griechenland.
1832 wurde der bayerischer Prinz Otto von Wittelsbach erster König
von Griechenland, das kurz vorher von Osmanischer Herrschaft befreit worden
war. Darauf war man nicht nur am Königshof stolz; auch die Bevölkerung
nahm daran großen Anteil.
In der Zeitschrift "Bayer'sche Landbötin" v.16.2.1833 wird
ein Festgottesdienst in der Haimhausener Pfarrkirche beschrieben:
|
"Auch in dem
romantisch=schönen Haimhausen wurde für unser heißgeliebtes
Königs=Haus, das in den Annalen der Zeit so höchst wichtige
Ereigniß der Thronbesteigung Sr.Majestät des Königs
Otto von Griechenland, dahin nun alle Blicke Europas freudig theilnehmend
gerichtet sind, Sonntags, den 27.Januar, auf das Feyerlichste begangen.
In der schönen Pfarrkirche, angefüllt mit dem andächtig
betenden pfarrlichen Volke, zu erflehen Heil und Segen für die
glückliche Regierung Sr.Maj. des Königs Otto von Griechenland
und für unser allerhöchstes Regenten=Haus, hielt der so
würdige und allgeliebte Herr Pfarrer Baumann, berühmt in
der ganzen Umgegend als vortrefflicher Kanzelredner, eine diesem großen
Feste angemessene salbungsvolle Rede, wodurch der rege Andachtseifer
noch mehr entflammt wurde. Ein von eben Demselben für diese Vaterlands=Feyer
eigens gedichtete herzlich schöne Lied, abgesungen während
des Hochamtes, von einem wohlbesetzten Sängerchor, sprach allgemein
an, und Referent dieses will hiervon nur eine Strophe anreihen, welche
heißt: Besteig den Königsthron, du edler Bayerns=Sohn !
In Griechenland ! Heil, Deiner Fürstenbahn ! Dein Morgenroth
bricht an ! Heil, Heil dir, Griechenland ! Gott ist mit Dir." |
Grufteinbau 1841
1841 wurde von den Schlossherren,
der Fam. Butler, in der Kirche eine Familiengruft angelegt (siehe
Bild rechts). Dabei musste ein großer Teil des Kirchenbodens
aufgerissen und die Gräber der früheren Pfarrherren und
Cooperatoren mit ihren in den Boden eingelassenen Grabsteinen verlegt
werden. Früher hatte man Priester in der Kirche begraben. Von
den Pfarrern Mörz, Niedermayer und Lenk ist dies bekannt, wie
von vielen anderen Einschreibungen ins Totenbuch und auf den Grabsteinen.
Bei Pfarrer Niedermayer heißt es: "sepultus in eccl.
in medio inter utramque januam et columnam".
Wegen der Gruft musste man auch Säulen verlegen, auf denen
die Empore ruhte. Außerdem war es notwendig, eine Seitentüre
einzubauen, weil man sonst "mit einem Sarge nicht zur Gruftstiege
kommen" konnte. "Um nicht drei Thüren auf einem so
kleinen Platz zu erhalten, wurde die auf der Evangeliumsseite zugemauert",
schreibt Straßer. Die
Gruft war von 1938 bis 2004 geschlossen und soll künftig zu
besonderen Gelegenheiten wieder zugänglich gemacht werden.
|
Gruft 1841
|
Im Rahmen dieser Baumaßnahme hat man 1841 die Kirche auch umgestaltet.
Die Stuckaturen wurden abgeschlagen, die ganze Kirche weiß getüncht
und selbst die Altäre weiß gefasst. So blieb die Kirche bis 1871.
Im Jahr 1850 führten Redemptoristenpatres
aus Altötting eine Volksmission
in Haimhausen durch.
Im Jahr 1869 stiftete die
Schlossherrin zwei Jahrtagsmessen. Solche Stiftungen mussten von
der Regierung genehmigt werden. Deshalb war im Freisinger Tagblatt (zugleich
Amtsblatt für Freising, Moosburg und Dachau) unter der Rubrik "Amtliches
für Dachau" folgende Meldung veröffentlicht: 09)
|
"Bekanntmachung
Die von Frau Gräfin v.Butler zu München beabsichtigte Stiftung
von 2 Jahrmessen zur Pfarrkirche in Haimhausen im Kapitalsbetrage
von 20 fl. erhielt durch k(önigliche) Regierungs-Entschließung
d. 8.September l(aufenden).J(ahre)s. die Genehmigung. Dachau 13.September
1869, Königl. Bezirksamt Dachau D.a. Reiser"
|
1871 oder 1876 wurde der Hochaltar umgebaut. Er ist nun ein Werk
des damals bekannten Münchner Architekten Marggraff
(1830-1917); er war auch in der Hebertshausener und in der Stumpfenbacher
Kirche künstlerisch tätig. Das zwischenzeitlich entfernte und
wieder zurückgebrachte Altarbild, das der Münchner Kunstmaler
Julius Frank im Renaissancestil geschaffen hat, zeigt den Kirchenpatron
St.Nikolaus, wie er seine Gemeinde segnet.
Im Jahr 1878 meldete das Königlich-bayerische Kreis-Amtsblatt
von Oberbayern: "In Haimhausen wurden zur Restauration und Vergrößerung
der Kirche noch weiter aus Mitteln der Filialkirchenstiftungen Inhausen
und Ottershausen verwendet 2400 Mark." 124)
Pfarrbeschreibung 1874/80
10)
Kirche und Pfarrei Haimhausen sind auch in der "Statistischen Beschreibung
des Erzbisthums München-Freising" aus der Zeit um 1874-84 enthalten,
die zunächst der Benefiziat Anton Mayer und -nach dessen Tod 1877-
Pfarrer Georg Westermayer
als Buch veröffentlichten. Diese bisher umfangreichste Diözesanbeschreibung
sollte in erster Linie den praktischen Bedürfnissen der Diözesan-
und Staatsverwaltung dienen. Daneben verwertete das Werk in Form von "kleinen
Notizen" die Ergebnisse der aufblühenden orts- und lokalgeschichtlichen
Forschung sowie die gedruckten Quellen und die von Heckenstaller und Deutinger
gesammelten Unterlagen im Archiv des Erzbistums. Erste Grundlage dieser
"Mosaikarbeit" waren Mitteilungen der Pfarrämter.
Die Pfarrei hatte damals schon 1021 Gläubige in 147 Häusern
(davon im Ort Haimhausen: 467 Gläubige in 70 Häusern). Die Zahl
der Pfarrangehörigen hatte sich somit in den vergangenen 25 Jahren
um 18,5 % erhöht. 1 Schule mit 1 Lehrer und 140 Schülern. Der
(geometrische) Umfang der Pfarrei betrug "beiläufig 3 Gehstunden".
Das Widum (der Bauernhof des Pfarrers) hatte 1874 offiziell eine Größe
von 91 Tagwerk (Wiesen und Äcker). Allerdings soll sich die tatsächliche
Fläche durch "Abschwemmung durch die Amper auf nur mehr 89 Tagwerk"
vermindert haben. Das Pfarrhaus und die Ökonomiegebäude (1799
nach einem Brand wieder erbaut) seien hinreichend und brauchbar, heißt
es. In Haimhausen waren neben dem Pfarrer noch ein ständiger Cooperator
(Kaplan) und der Benefiziat in Inhausen seelsorgerisch tätig. Den
Mesner- u. Cantordienst versehe der Lehrer. Im Turm hingen nach wie vor
vier Glocken. Die Größe der Pfarrkirche wird als für
die Anzahl der Gottesdienstbesucher nicht ausreichend bewertet.
Schon wenige Jahre später,
im Jahre 1874 (andere Quellen: Josef Bogner: 1871) verlängerte
Pfarrer Johann Nepomuk Mederer die Kirche um 5 Meter nach Westen (Entwurf
Zimmermeister Mayer, Dachau). Dabei erhielt sie eine Doppelempore. Die
Fenster, die bis dahin einen geschweiften Bogen nach unten hatten (wie
z.B. die Klausenkapelle oder die Liebfrauenkirche in Tandern), erhielten
einen geraden Sims (seit 2020 haben die Fenster wieder eine geschweifte
Form).
Wenn Sie den ganzen Text der Pfarrbeschreibung lesen möchten, klicken
sie hier...
Beschreibung 1893 12)
Mit der Haimhausener
Kirche befasste sich auch das Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreiches
Bayerns, das Gustav von Bezold und Dr.Berthold Riehl im Auftrage des kgl.Staatsministeriums
des Innern, für Kirchen- und Schulangelegenheiten im Jahr 1895 erstellten.
Wenn Sie den gesamten Text lesen möchten, klicken
Sie hier....
Umbau 1895
Im Jahre 1895 ließ
Pfarrer Augustin Neureuther die ganze Kirche mit Dekorationsmalereien
von Maler August Schluttenhofer aus München und mit
Deckengemälden von Kunstmaler und Professor Basilio Colletti
(*10.9.1863 in Pieve di Cadore; † 19.3.1944 in München)
schmücken.
In einer Anweisung des Innenministeriums vom 24.7.1895 136)
heißt es dazu:
|
...
Die Pfarrkirche Haimhausen bedarf einer größeren Reparatur,
da sie seit 20 Jahren keine durchgehende Reparatur erfahren (hat).
Zimmermeister Anton Mayer von Dachau macht einen Kostenvoranschlag,
das Dach eindecken e.c. 4200 M(ark), für Gerüste 1080 M.
Stukatur-Arbeiten 750 M, Dekorationsmalerei 2750 M durch August Schluttenhofer,
Maler.
Für die Plafondgemälde im Langschiff und im Chor durch Basilio
Coletti, Kunstmaler in München (aus der Schule des Prof. Andr.
Müller): Geburt Christi im Chor; Auferstehung, Himmelfahrt und
Sendung des heil.Geistes (in Ölfarben mit Wachs zersetzt). Kosten
4000 Mark.
Deckung: Seit Jahren wurde von den ...überschüssen der Kirche
Haimhausen, Inhausen und Ottershausen ein Baufond gesammelt (zu Gunsten
der Pfarrkirche und einer Vergrößerung der Kirche in Ottershausen)
welcher gegenwärtig nachweislich über 2.000 M beträgt."
|
Wenn sie die Ausstattung der Kirche
1895 sehen möchten, klicken sie hier...
Da man diese Ausmalung von 1895 nach einiger Zeit nicht mehr schätzte,
wurde sie 1938 durch ein neues Gemälde der Künstler Seibold
aus Freising und Joh.Michael Schmidt ersetzt. Damit sei der Raum "ruhiger
und feierlicher gestaltet worden".
Wenn sie die Ausstattung der Kirche ab 1938 sehen möchten, klicken
siehe hier...
Nach dem Umbau von 1895 wurde die Rückseite der Kirche erneuert.
In die Westmauer wurden zwei Fenster eingesetzt und eine neue Orgel gekauft.
Die alte Orgel (von Quirin Weber 1735 erstellt) wurde von Orgelbauer März
aus München für 395 Mark renoviert und nach Inhausen abgegeben.
136)
Beschreibung 1900
In den Jahren 1900 und 1901 hat der Haimhausener Kaplan Hugo Straßer
unter dem Titel "Nova et vetera de parochia Haimbhusiaria" (=
Neues und Altes aus der Pfarrei Haimhausen) eine Pfarrbeschreibung
verfasst, die insbesondere eine umfangreiche Pfarrerliste enthält.
Ich habe die in Sütterlin verfasste Handschrift erst zum Teil transkribiert.
Wenn Sie dennoch schon am Text interessiert sind, klicken Sie hier...
Stromanschluss 1911
Um 1911 wurden die Kirche und Pfarrhof an das Stromnetz angeschlossen.
"Sie waren nach den Wirtschaftsbetrieben des Schlosses die ersten
Gebäude, die in Haimhausen elektrifiziert wurden", sagt Skrabal.
Noch 100 Jahre später waren einige Lampen aus der damaligen Zeit
in Betrieb.
102)
Neue Glocken 1927
Aus dem Jahr 1927 ist bekannt, dass neue Glocken angeschafft wurden. Wahrscheinlich
waren sie Ersatz für die im 1.Weltkrieg eingeschmolzenen Vorgänger.
Die kleinste der 1927 gegossenen Glocken hängt noch heute im Turm
(Sterbeglocke).
1933 führte man eine
Außenrenovierung durch. Vier Jahre später wurde das Innere
erneuert. Außerdem wurde ein neuer Glockenstuhl angeschafft.
Zweiter Weltkrieg 1945
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg bat das Ordinariat die Pfarrer, über
die letzten Monate des Krieges und den Einmarsch der Amerikaner in das
Gebiet ihrer Pfarreien zu berichten. Die Berichte enthielten Aussagen
zu Schäden an Kirchen und Pfarrhäusern durch Fliegerbomben,
beim Einmarsch der Amerikaner und durch die (erlaubten) Plünderungen
der Gefangenen danach sowie über die Probleme der Seelsorge in den
Kriegsjahren. Die eingereichten Berichte wurden vom Direktor der Diözesanbibliothek
Peter Pfister 2005 als Buch herausgegeben.
Wenn Sie den Entwurf des Pfarrberichts über Haimhausen lesen möchten,
klicken Sie hier...
Weitere
Restaurierungen wurden
- in den Jahren 1958/59 (Innenrenovierung durch Kirchenmaler Michael
Weingartner aus Pfaffenhofen/Ilm) sowie in den
- Jahren 1977/78 (Ausbesserungsarbeiten am Deckengemälde,
wieder durch Michael Weingartner) durchgeführt. 40)
- Bei der großen Renovierung 2013-2020 stand die Statik des
Gebäudes im Vordergrund. Die Chorwand wurde durch Stützpfeiler
(mit Schindeldeckung) stabilisiert. Das Dach erhielt Dachgauben
mit Schindelverkleidung, die der Belüftung und der Strukturierung
dienen. Im Inneren stellte man die frühere Ausstattung
wieder her. Auch die Orgel aus dem Jahr 1900 wurde renoviert und
erweitert. Mehr
über diese Renovierung erfahren Sie hier...
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Innenraum
2005 Vergrößerung
durch Mouseklick Innenraum
2022
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Berichte aus der Pfarrei
Die Dachauer Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus
dem Pfarrleben berichtet. Diese oftmals in blumiger Sprache verfassten
Berichte beschäftigen sich nicht unmittelbar mit dem Kirchengebäude,
vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck aus der damaligen Zeit.
Meist werden Primizen, Jubiläen oder Abschiedsfeiern von Pfarrern
oder Fahnenweihen beschrieben. Wenn Sie die Berichte lesen möchten,
klicken Sie hier...
Pfarrerliste
Dank der Aufzeichnungen des Kooperators Hugo Strasser sind die Namen vieler
Haimhausener Pfarrer seit 1423 und die von rd. 100 Cooperatoren (=Kapläne)
überliefert. Wenn Sie mehr über die einzelnen Pfarrer wissen
möchten, klicken Sie hier...
Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer
wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige),
Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist
die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind
deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf
die Ortschaft, teils auf die Gemeinde, die Pfarrei oder die Filialkirchengemeinde.
Pfarrei
Haimhausen:
- 1524
: Pfarrei mit 270 erwachsenen Gläubigen
(Communicantes)
- 1560: Pfarrei mit 350 erwachsenen Gläubigen
- 1738: Pfarrei mit 580 erwachsenen Gläubigen
- 1822 bis 1850: 711 bis 897 Gläubige
Seelenstandsbeschreibung 98)
mit
ausführlicher
Pfarr-Statistik .......
klicken Sie hier..
- 1847: Pfarrei mit 861
Gläubigen
- 1868: Pfarrei mit 994 Seelen 71)
.
- 1874: Pfarrei mit 1021 Gläubigen in 147 Häusern.
- 2010: Pfarrei mit 3024
Gläubigen
Gemeinde
Haimhausen:
- 1867: Gemeinde mit 715 Einwohnern, 163 Gebäuden08)
- 1876: Gemeinde mit 734 Einwohnern (davon 8 Protes-
tanten), 116 Wohngebäuden 79)
- 1880: Gemeinde mit 825 Einwohnern (zum Vergleich:
Dachau 3100, Indersdorf:950, Pipinsried 514,
Odelzhsn 490, Kollbach 425) 67)
- 1933: Gemeinde mit 1037 Einwohnern 66)
- 1939: Gemeinde mit 1048 Einwohnern 66)
|
|
Ortschaft
Haimhausen:
- 1450: Ortschaft mit 44 Anwesen
(davon nur 11 Bauern)
- 1760: Ortschaft mit 41 Anwesen (auch davon nur 11
Bauern)
dazu kommt die ausgedehnte Hofhaltung
- 1824: Dorf,
58 Häuser, 1 Pfarrkirche, 1 Capelle, 1 Schloß,
1 Pfarrhof, 1 Schulhaus, 1 Bräuhaus, 1 Brandwein-
brennerey,
1 Wirthshaus, 1 Abdecker, 1 Mahlmühle
an der Amper
- 1852: hatte das Pfarrdorf Haimhausen 630 Einwohner bei
154
Familien und 102 Gebäuden 07)
- 1867: Ortschaft mit 440 Einwohnern in 91 Gebäuden
(dazu
Inhausen 53/19, Maisteig 28/5, Ottershsen 195/48) 08)
- 1874: Ortschaft Haimhausen mit 467 Gläubig.in 70 Häusern
- 1877: Ortschaft mit 469 73)
- 1928: Ortschaft mit 712
Einwohnern 73)
- 1952: Ortschaft mit 1064
Einwohnern 73)
- 1978: Ortschaft mit 1281
Einwohnern 73)
- 1987: Ortschaft mit 2561
Einwohnern 73)
- 2010: Ortschaft mit 4893 Einwohnern
90)
- 2015: Ortschaft mit 3616 Einwohnern
65)
|
Der Sprengel
der Pfarrei Haimhausen umfasst die Orte Haimhausen, Amperpettenbach,
Großnöbach, Hörenzhausen, Inhausen, Maisteig und Ottershausen.
Seit Okt. 2012 bildet die Pfarrei Haimhausen zusammen mit den Pfarreien
Jarzt und Giebing
sowie der Kuratie Weng den Pfarrverband Fahrenzhausen-Haimhausen. 10)
Baubeschreibung
Die Pfarrkirche
St.Nikolaus liegt am nordöstlichen Ende des Dorfes auf einem Höhenrücken,
der sich entlang der Amper hinzieht. Möglicherweise stand an dieser
Stelle im Mittelalter eine Burg. Dies war schon früher gemutmaßt
worden, doch fehlten bisher die Beweise. Nun hat man bei der Renovierung
2013/2020 unter dem Westteil der Kirche Fundamente gefunden, die in ihrem
Verlauf nicht zum Mauerwerk der Kirche passen. Vielleicht stand dort die
Burg, an die die Kirche angebaut war. Nach dem Abriss der Burg könnte
der Platz bei der Kirchenerweiterung überbaut worden sein. Dazu passt
auch, dass 1655 um die Kirche herum Ganzhöfe standen. 80)
Bauform
Beim Kirchengebäude handelt es sich um eine Saalkirche, deren
Decke ohne tragende Zwischensäulen den gesamten Raum überwölbt.
Da sich im Laufe der Jahrhunderte wegen des schwammigen Untergrunds
die Mauern trotz einer 1874 eingezogenen Eisenstange um 14 Zentimeter
nach außen verschoben haben, wurden 2013 außen Stützpfeiler
angebracht, die das Mauerwerk stabilisieren sollen. Eine in heutiger
Zeit ungewöhnliche Maßnahme. Stützpfeiler waren
fester Teil der Bautechnik in gotischer Zeit (14.-16.Jh), um den
Mauerdruck abzufangen.
|
Bau
der Stützpfeiler
|
Die
Kirche in Haimhausen hat, wie die meisten Kirchen in unserer Gegend, einen
rechteckigen Grundriss. 91)
Sie gehört architektonisch zu den Nachfahren der römischen Basilika,
eines säkularen Gebäudes, in dem ein hoher Amtsträger Petitionen
entgegennahm, Erlaubnisse erteilte oder zu Gericht saß. Die frühen
Christen mussten sich nach ihrer Legalisierung im 4.Jh entscheiden, welche
Form ihre Gotteshäuser haben sollten; der römische Tempel war
für die christliche Liturgie ungeeignet. Während die Christen
im Osten die Rundgebäude bevorzugten, wählten sie in Rom und Italien
das vorhandene und gewohnte Versammlungsgebäude. Es war die rechteckige
Basilika mit einer überwölbten Ausbuchtung ganz vorne, unter der
der Versammlungsleiter saß. Architektur und Ritus beeinflussen sich
gegenseitig. Die römische Messliturgie ist -so Jesuitenpater Eckhart
Bieger- wohl auch unter dem Einfluss der Architektur eine Prozessionsliturgie
geworden. Einzug, Evangelienprozession, Vorbringen der Gaben, Kommunionempfang
und Auszug sind noch heute erhalten. 58)
Vor 1564 gab es zusätzlich Reliquienprozessionen zu den Seitenaltären.
Alle diese Prozessionen heben die wichtigen Teile des Gottesdienstes heraus.
Für eine solche Prozessionsliturgie ist nach Bieger das langgestreckte
Rechteck mit seinen langen Wegen besser geeignet, als eine runde, kompakte
Kirche. mit einem Altar in der Mitte, zumal es bis ins 16.Jh. keine Kirchenbänke
gab.
Für die Kirchenform der üblichen Kirche bis zur Zeit des 2.Vatikanischen
Konzils bürgerte sich unter Theologen auch der Ausdruck "Buskirche"
ein: Der Pfarrer ist der Busfahrer, die Gläubigen die Passagiere. Durch
das Konzil hat sich der Busfahrer zu den Passagieren umgedreht. 60)
Chor
Nikolausfigur
|
Der
spätgotische 8 m lange und 6 m breite Chor ist eingezogen und
schließt mit drei Seiten eines Achtecks. An der Nordseite des
Chores befindet sich der zweigeschossige Anbau mit einem Oratorium
im Obergeschoß. Die Dachkonstruktion über dem Chor ist
schon über 500 Jahre alt; die Balken werden durch Holznägel
zusammen-gehalten. 69)
Das Steingewölbe
des Chores wird durch Lehm zusammengehalten; von oben gesehen gleicht
es -nach Aussagen von Bernhard Skrabal- einem großen Lehmbackofen.
Auf dem Dach des Chores ist seit 2019 eine Nikolausfigur
befestigt. Es handelt sich um eine Blechfigur, mit vergoldeter Mitra
und vergoldetem Bischofsstab. In seinem linken Arm hält er die
für ihn typischen drei Goldkugeln. Darüber ist eine Öffnung
in das Blech gestanzt. Entworfen wurde die Figur von der Münchner
Künstlerin Eva Raiser-Johanson, 93)
gefertigt von der Kunstschmiede Bergmeister
aus Ebersberg. 92)
|
Langhaus
Das 28 m lange und 9 1/2 m
breite Langhaus besitzt 5 Achsen. Es stammt aus der Zeit um 1700.
Um 1874 wurde es um die fünfte Achse erweitert. Es hat an der
westlichen Giebelseite weder Fenster noch Schmuckverzierungen. Die
hier befindliche Türe ist über drei Granitstufen erreichbar.
1732 war die Kirche mit insgesamt 30.000 Scharschindeln eingedeckt
worden. Leider drückte das Gewicht des Dachstuhls im Laufe
der Jahrhunderte die hohen und relativ dünnen Außenmauern
um 14 cm nach außen. Deshalb zog man 1874 zur Stabilisierung
1874
Metallstangen ein und brachte 2015 fünf abgetreppte Stützpfeiler
an, die den Druck auf die Außenmauer abfangen sollen. Die
Kirche hatte auch früher Stützpfeiler, die um 1930 als
nicht mehr zeitgemäß entfernt wurden.
|
Bau
der Stützpfeiler
|
Das gleiche Schicksal wie die Stützpfeiler
traf 1930 auch die Dachgauben; sie waren ebenfalls entfernt worden.
"Dachgauben erfüllen aber nicht nur einen optischen Zweck, sondern
dienen vor allem der Belüftung der Kirche. Außerdem strukturieren
sie die Dachfläche", so der ehem.Pastoralassistent Bernhard Skrabal.
Deshalb hat man bei der Renovierung 2013/2020 wieder sechs Dachgauben angebracht
Gedenkkreuz
|
Auf
dem nach der Renovierung 2013/2020 noch nicht angelegten südlichen
Vorplatz der Kirche steht ein schönes Gedenkkreuz
aus bemaltem Gusseisen. Das im Stil des Historismus gestaltete Kreuz
mit vergoldetem Corpus Christi ist mit floralem Schmuck, mit vielen
Cherubsköpfchen und zwei kindlichen Figuren mit Kelch und Märtyrerpalme
sowie Kreuz und Lamm Gottes verziert. Das Kreuz ist den Toten der
Jahrhunderte gewidmet, wie auf dem Sockel geschrieben ist.
Auf der Tafel im unteren Teil ist zu lesen:
"RIP. Und meine Seele spannte, weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus".
Dieser Text ist die dritte Strophe des Gedichts "Mondnacht",
das der Dichter Joseph von Eichendorff um 1835 schrieb. Der Spruch
wird gerne in Todesanzeigen verwendet. |
Kirchturm
Der 36 m hohe Kirchturm mit seinem viergeschossigen, sich nach oben
verjüngenden Aufbau wurde wohl nach 1450 gebaut. Um 1700 zeichnete
Michael Wening auf seinem Kupferstich vom "Schloß und Hoff-Marck
Haimbhaußen" den Turm der Pfarrkirche noch mit einem Satteldach
(... siehe kleines Bild).
Den Turm krönt ein Scheyrer Kreuz mit zwei Querbalken, das die enge
Verbindung zum Kloster Scheyern und dem vormaligen Herrschaftssitz des
Ursprungsgeschlechts der Wittelsbacher andeutet. Auch St. Nikolaus war
einst Herrschaftskirche, ab dem 13.Jh. der Wittelsbacher und dann derer
von und zu Haimhausen. Die Kirche wurde auch zur Grablege der weiblichen
Mitglieder der Hofmarksherrschaft aus diesem Geschlecht (männliche
in Inhausen). 131)
Turm
2011
|
Kurze Zeit später erhielt der Turm eine kupferbeschlagene Kuppel
(welsche Haube), die zunächst mit Weißblech und 1904 mit
Kupferblech überzogen wurde. Die Kuppel wurde mit einer Kirchturmkugel
und einem 1,80 m hohen Doppelkreuz geschmückt.
Seit der Renovierung 2013/2020 befindet sich in der Turmkugel eine
sog. "Zeitkapsel". Darin liegt eine Urkunde mit folgenden
Namen und Daten des Jahres 2018: 85)
|
Die
Namen des Papstes Franziskus, des Münchner Bischofs Reinhard
Marx, des Bischofsvikars Bernhard Haßlberger, der Pfarrer
Stefan Menzel und Konrad Seidl, des Pastoralreferenten Bernhard
Skrabal, des Bundespräsidenten Walter Steinmeier, der Bundeskanzlerin
Angela Merkel, des Ministerpräsidenten Markus Söder,
des Landrats Stefan Löwl, des Bürgermeisters Peter
Felbermeier.
Dazu eine Abhandlung der Baugeschichte der Kirche St.Nikolaus
und Exemplare der aktuellen Zeitungen Münchner Merkur,
Süddeutsche Zeitung und Münchner Kirchenzeitung sowie
des Pfarrbriefs für Weihnachten 2018. Fotos von der Restaurierung
der Kirche und ein Satz der geltenden Münzen vervollständigen
den Inhalt der Zeitkapsel. |
Hinweis:
In Kirchturmkugeln werden schon seit dem 14.Jh. Dokumente
oder Erinnerungsstücke deponiert, in der Hoffnung, dass nachfolgende
Generationen daran Interesse haben könnten 140)
.
Denn dort oben glaubte man einen sicheren Aufbewahrungsort zu haben,
der vor Feinden gut geschützt ist. Jedoch sind die Turmkugeln
Wind und Wetter sowie dem Blitzschlag ausgesetzt und ihr Inhalt
kann im Brandfalle nicht gerettet werden. Andererseits dürfte
man sich am Übergang von irdischer zu göttlicher Sphäre
Beistand von ganz oben erhofft haben.
|
Turm
2019
|
Im Erdgeschoß und im ersten Stockwerk des Turmes befindet sich jeweils
ein Rechteckraum mit Netzrippengewölbe und kleinen Kragsteinen. In
halber Höhe dieser beiden durch eine steinerne Wendeltreppe verbundenen
Räume sind ein in die Wand eingelassener alter schmiedeeiserner Tresor
und ein vermauerter Zugang (oder ehem. Fenster) zum Chor zu erkennen.
Glocken 48)
Wie auch in anderen Pfarreien, wurden in den Jahren 1939 und 1940 vom Haimhausener
Kirchturm drei Glocken entfernt und zu Kriegszwecken verwendet. Nur
die kleinste Glocke (gegossen 1927) blieb im Turm zurück. Sie ist die
Sterbeglocke, d.h., sie wird geläutet, wenn ein Gläubiger aus
der Gemeinde gestorben ist.
Der Glockenstuhl aus dem Jahr 1937 wurde bei der Renovierung 2013/20 durch
einen neuen aus Holz ersetzt.
Nach dem Krieg ging Pfarrer Behrendt, damals gerade neu im Amt, von Haus
zu Haus und sammelte Geld für drei neue Glocken, die 1949/50 bei Ludwig
Will in Bruckberg aus Bronze gegossen wurden.
Sie sind Christus, der Gottesmutter und St. Nikolaus geweiht. Nachfolgend
sind die vier Glocken tabellarisch aufgeführt:
Bezeichnung
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Ton
|
Gewicht
|
Bilder
|
Texte
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Christkönigsglocke
|
c'
|
2400 kg |
Christkönigsbild
+ Bild Pius XII. |
Jesum Christum
regem venite adoremus (Jesus Christus, den König, kommt, lasst
uns anbeten) und
"Herr, sgene die Reihen, die freudig sich weihen, Dir König
der ewigen Macht. Anno Sankto MDCCCCL, Behrend Stephan, Pfarrer"
gegossen von Ludw. Will in Bruckberg |
Marienglocke |
e'
|
1010 kg |
Patrona Bavariae
+ Bild Pius XII. |
"Maria breit
den Mantel aus, mach Schirm und Schild für uns daraus."
"Heiliges Jahr 1950" und "Mich goß Ludwig Will,
Glockengießerei Bruckberg 1949" |
Nikolausglocke |
g'
|
740 kg |
Nikolausbild
+ Bild Pius XII. |
Heiliger Nikolaus,
bitte für die Pfarrgemeinde Haimhausen" und "Heiliges
Jahr 1950" und "Mich goß Ludwig Will, Glockengießerei
Bruckberg 1949" |
Johannesglocke |
a'
|
330 kg |
Priesters mit Kreuz
und Palme |
"Rex Gloriae
Christe Veni Cum Pace" (= König der Herrlichkeit, komme
mit deinem Frieden)
gegossen 1927 in der Glockengießerei Anton Josef Bachmair Nachf.
Erding |
Die drei großen Glocken wurden
1949 bei der Glocken- und Metallgießerei München-Bruckberg
in Bruckbergerau, einem Ortsteil von Bruckberg in Niederbayern gegossen.
Diese Gießerei bestand nur zwei Jahre, von 1949-1951. Die Haimhauser
Christkönigsglocke war übrigens die schwerste Glocke, die
in dieser Gießerei unter dem Gießermeister Ludwig Will gegossen
wurde. 68)
Sie können
sich das harmonisch klingende Geläute auch auf Youtube anhören.
Klicken Sie hier....
oder
hier...
Der Bayerische
Rundfunk hat am So 29.11.2020 das Zwölfuhrläuten aus
der Pfarrkirche Haimhausen übertragen. Wenn Sie es hören möchten:
Klicken
Sie hier...
Schon 1872
wurde das Geläute im Haimhauser Kirchturm in einem Zeitungsartikel
109) erwähnt.
Dort heißt es:
"Während unseres Gespräches
ertönte ein schön harmonisches Geläute vom Pfarrthurme
in Haimhausen und als ich
mein Gefallen hieran bezeugte, erfuhr
ich denn, daß der jetzige Herr Pfarrer durch eine Sammlung freiwilliger
Beiträge
von 8-9000 Gulden dasselbe habe herstellen
lassen."
Damals erklangen noch die Glocken, die sechs Jahre vorher, 1866, angeschafft
worden waren. Die Kosten beliefen sich damals auf 4713 fl (=Gulden).
Finanziert wurde der Betrag durch Drangabe der alten Glocken- Metallwert
2200 fl., durch freiwillige Beiträge der Gläubigen von 1500
fl. und durch Zuschüsse der Filialen Inhausen und Ottershausen
i.Höhe von 1013 fl. 138)
Wenn
Sie den gesamten Artikel über einen "Dreitätigen Besuch
im Amperthale" vom 18.10.1872 lesen möchten, klicken
Sie hier...
Sakristeianbau
Westlich
an den Turm schließt sich ein schmaler Anbau mit einer Länge
von fünf Achsen an, der im Inneren mit Tonnengewölbe überdeckt
und durch vier quer-ovalen Fenster erhellt wird. Er dürfte
Anfang 18. Jh. entstanden sein. Der niedrige Bau (siehe Bild links)
besteht aus drei Teilen:
Im Westen ist heute die Heizung untergebracht. Früher
befand sich dort das Beinhaus, in dem man die
Gebeine der Toten, die nach einer Grabesruhe
von 10-15 Jahren exhumiert worden waren, aufbewahrte.
Der Ostteil beherbergt die Sakristei.
Früher war hier eine Seitenkapelle eingerichtet, in denen die
Grabtafeln der Schlossherren hingen.
Der Boden dieses Teils ist mit einem Pflaster im Rosenspitzmuster
belegt.
|
Sakristei
|
In der
Mitte befindet sich - etwas erhöht - der
Haupteingang/Südeingang in die Kirche
mit dem
Vorhaus.
In diesem Vorhaus steht neben zwei Epitaphien auf einem Marmorblock
oder Sarkophag ein Marmor-Kreuz
(mit einem 90 cm großen Corpus) aus dem 18.Jh. Möglicherweise
ist es das Grabdenkmal eines ehemaligen Pfarrers.
|
Marmorkreuz
im Vorraum
|
In
der Zeit zwischen 1690 und 1950 befand sich an der linken Seite des
Vorhauses das ganze Jahr über eine Ölbergszene 38),
61).
Die Figuren sind heute noch erhalten und werden nunmehr am Ende der
Karwoche, für jeweils einen Tag, von Karfreitag bis Karsamstag,
im Altarraum der Kirche aufgestellt. Die vier aus Holz geschnitzten
Figuren zeigen Jesus mit seinen drei wichtigsten Aposteln Petrus und
den Brüdern Jakobus und Johannes. Während Jesus betend die
Hände ringt, schlafen die Jünger. |
Innenausstattung
Innenmaße
des Kirchenbaus:
Länge der Kirche 36,45
m
(davon Kirchenschiff: 28,35 m
Altarraum: 8,10 m)
Breite der Kirche:
Kirchenschiff: 9,55 m;
Altarraum: 6,10 m
Höhe:
Kirchenschiff: 9,20 m;
Chorbogen: 7,10; Altarraum:
5,15 m
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|
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Altarraum
/ Chorraum
Der Altarraum (Chor)
besitzt ein spätgotisches Gewölbe mit Stichkappen
über den Fenstern. Die Rippen des Gewölbes sind abgeschlagen.
Die Wände sind durch Pilaster
gegliedert. Von 1958 bis 2020 war die Altarraumdecke ausgemalt. Im
Rahmen der großen Restaurierung 2013/2020 wurden die Bilder
weiß übermalt. |
|
Liturgisch
wurde der Chorraum durch ein vom Choraltar aus durchgehendes Holzpodest
in das Kirchenschiff hinein verlängert. Der Ambo ist dadurch
näher zu den Gläubigen hin gerückt. |
mehr zu den früheren
Deckengemälden im Kirchenschiff...
Hochaltar / Choraltar
Altar nach 2009
|
Seit
2009 steht wieder der von J.Marggraff (1830-1917) gebaute Choraltar
aus dem Jahr 1876 in der Kirche. Das Säulenretabel ist im
Stile der Neo-Renaissance gestaltet, mit zwei Altarbildern, die
im Altarblatt den Kirchenpatron St.Nikolaus u. im Auszug die Muttergottes
mit dem Kind auf dem Arm zeigen.
Hinweis: Säulen an den Altären haben nicht nur statische
Aufgaben. Sie sind auch Symbol für den Zusammenhang von Oben
und Unten, sie verbinden Himmel und Erde. Deshalb waren Säulenretabel
eine beliebte Bauform.
Wenn Sie den Altar in der Fassung der Zeit vor 1950 und nach 2009
vergleichen wollen, klicken Sie auf die Bildchen links und rechts.
Der Altar von 1876 gilt durch seine Aufstellung in der Kirche
als denkmalgeschütztes Objekt und muss in der Kirche verbleiben
- unabhängig von seiner künstlerischen Qualität.
78)
|
Altar vor 1950
|
Assistenzfiguren sind nun wieder die Heiligen Petrus und Paulus,
die auf Konsolen neben dem Altarblatt stehen. Bis 2009 hatten sie den
ihren Platz an den Seitenaltären.
Links der hl.
Petrus (2.Hälfte des 19.Jh) mit Buch und Himmelsschlüsseln.
Der Heilige ist -wie in den meisten Petrusabbildungen seit dem 4.Jahrhundert
- mit rundem Kopf und grauem, krausen Haarkranz um den Büschel
über der Stirn sowie mit Bart dargestellt.
49)
|
St.Petrus St.Paulus
|
Der
hl. Paulus (wie die Petrusfigur aus der 2.Hälfte des
19.Jh) mit Buch und Schwert (rechts). Das Buch erinnert an die Funktion
als Verkünder des Evangeliums, das Schwert an die Art des Martyriums.
Auch die Paulusfigur stand früher zusammen mit der Figur des
hl.Petrus von 1958 bis 2009 an den Seitenaltären. |
Nikolausbild
|
Das
über zwei Meter hohe Altarblatt zeigt den hl.Nikolaus
als Bischof im Messgewand mit einem Buch und drei Goldkugeln in
der linken Hand. Mit seiner Rechten segnet er die Gemeinde.
Im Auszugsgemälde ist die Muttergottes
mit dem Jesuskind auf dem Arm dargestellt.
Beide Gemälde stammen aus der Zeit um 1876. Sie sind dem Stil
der Nazarenermalerei zuzuordnen, deren Merkmal der Vorrang der klaren,
kontuierten Form ist.
Zwei Engelsfiguren auf dem Gebälk huldigen dem heiligen Paar
mit Füllhörnern und Fruchtkörben. Wie im Historismus
üblich, waren die Personen vom Maler Julius Frank aus München
idealisiert, mit makellosen Gesichtszügen gemalt worden.
|
Muttergottes
|
Unter dem Altarblatt und den Assistenzfiguren steht ein prächtiger
doppelstöckiger Tabernakel.
Er ist oben mit einer Hl.Geist-Taube zwischen Leuchter tragenden
Engeln verziert. Der Tabernakel wurde um 1900 im neubarocken Stil
erstellt. |
Tabernakel
|
Der Tabernakel besteht aus Holz und ist teil-vergoldet. Auf zwei
Säulchen ruhen ein Gebälk und ein Rundgiebel, in dem ein
Pelikan abgebildet ist. Der Pelikan ist Symbol für Christus,
weil man fälsch-licherweise glaubte, der Vogel reiße
sich mit dem Schnabel die Brust auf, um seine Jungen zu nähren.
|
|
Hinweis:
Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit
dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade
der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht
war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit
(unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für
die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung
und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes.
Der Ort und die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe
der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch
diese Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran festhielt,
die heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen
aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische
Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen
oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen
oder stehen frei auf einer Säule.
|
Medaillon
im Boden
|
Zwischen
dem alten Choraltar und dem neuen Zelebrationsaltar ist in das Holz-podest
eine große Agnus-Dei-Medaillon
aus Wachs eingelassen, mit trittfestem Glas abgedeckt und von einem
großen schwarzen Holzrahmen umgeben.
Das Medaillon wurde zur Amtszeit von Papst Innozenz XI. (1676-1689)
hergestellt.
Auf dem Medaillon sind als Relief die Arma Christi, die bei der
Kreuzigung Christi verwendeten Materialien und Werkzeuge, dargestellt.
Christus im Mittelteil präsentiert das Kreuz. Ein Engel hält
die Nägel in der Hand und trägt die Geißelsäule
auf der Schulter. Ein anderer Engel hebt die Dornenkrone empor.
Dazwischen sind eine Leiter, ein Geldbeutel, ein Hammer, eine Lanze,
zwei Geißelschnüre und eine Ysopstange platziert.
|
Agnus-Dei-Medaillon
|
|
Hinweis:
Agnus-Dei-Medaillons sind schon seit dem Mittelalter bekannt. Damals
ließen die Päpste zunächst im ersten sowie in jedem
siebenten Jahr ihres Pontifikats, später dann jährlich aus
den Resten der geweihten Osterkerze zuerst runde, in der Folge meist
ovale "Agnus-Dei-Medaillons" gießen. Diese Wachsreliefs zeigen
auf der Schauseite das Gotteslamm sowie den Papstnamen. Die in der
Regel nicht sichtbare Rückseite ist häufig mit dem Bild
eines Heiligen versehen. Wegen ihrer großen Wertschätzung
stellte man Agnus-Dei-Medaillons in späterer Zeit auch außerhalb
Roms her. |
|
Ehem.
Choraltar in der Zeit von 1958 bis
2009
Der
Hochaltar wurde 1958 stark verändert. Damals entfernte
man den gesamten Altaraufbau mit dem Altarblatt und
dem Auszugbild, um das Fenster hinter dem Altar freizulegen
und so dem Chorraum mehr Licht geben. Blickfang des
neugestalteten Altars mit gemauerter Stipes (aber ohne
Retabel) war das große barocke Kreuz
(vermutlich vom flämischen Künstler Egidius
Verhelst), das sich (mindestens seit 1895) bis zur Restauration
1958 an der Nordwand über der Muttergottesfigur
(mater dolorosa) befand und dort das Kanzelkreuz bildete.
Es zeigt einen kräftig durchgebildeten überlebensgroßen
Corpus, "mit einem Antlitz voll tiefer Empfindung".
Hugo Straßer 13)
schreibt, "geradezu ergreifend schön ist in
dieser Gestalt die Tiefe des Schmerzes und die Weite
der Liebe zur Darstellung gebracht. Ein andächtiger
Blick zu diesem Creuz liest die ergreifendste Karfreitagspredigt
ab."Jedenfalls eine hervorragende künstlerische
Arbeit. |
Altar
von 1958
|
Das
leicht nach vorne gerichtete Kruzifix wurde nach Abschluss
der Renovierung wieder an der Nordseite des Langhauses angebracht.
Durch die Neugestaltung des Choraltars im Jahr 1958 war
ein neues Problem entstanden: Das alte, nunmehr entfernte
Hochaltarbild stellte eine Szene aus dem Leben des hl. Nikolaus
dar. Dies war die einzige Darstellung des Namenspatrons
in der Kirche. Um wenigstens einen Bezug zum hl. Nikolaus
zu haben, entfernte man bei der Figur des Bischofs Korbinian
das Attribut,
den Bären, der am Fuß des Heiligen lagerte. Damit
war die Figur nur die eines beliebigen Bischofs und konnte
so auch als hl. Nikolaus durchgehen. Aber auch der
Korbinian war nicht der Heilige, den die Figur anfangs darstellen
sollte. Bei einer noch früheren Renovierung hatte man
den Bären zugefügt, um die ursprüngliche
Bennofigur in eine Korbiniansfigur umzuwidmen.
|
|
|
An der linken Seite des Altarraums
ist ein Oratorium als
zweigeschossiger Anbau (19.Jh) eingerichtet, von dem aus früher
die Schloss-herren und andere hochgestellte Personen der Messe beiwohnen
konnten ohne sich unter das einfache Volk mischen zu müssen.
Das Oratorium mit den zwei Fenstern wurde 1936/37 umgebaut und bei
der Renovierung 2013/2020 mit neuen Gittern und Wappenschildern versehen.
|
Oratorium
|
Das
Oratorium hat schon lange seine ursprüngliche Bedeutung verloren.
Es dient seither der Aufbewahrung von Figuren, die nur an bestimmten
Festtagen oder in besonderen Zeiten im Kirchenjahr aufgestellt werden.
|
Epitaphe außen
und
innen
Hinweis: Epitaphe gibt es in
unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als Gedächtnismal für
einen oder mehrere Verstorbenen in Form einer Steinplatte, die innen oder
außen an der Kirchenwand senkrecht aufgestellt wird. Epitaphe wurden
für diesen Zweck eigens angefertigt und können künstlerisch
aufwändig gestaltet sein; sie sind normalerweise keine früheren
Grabplatten.
Epitaph kommt aus dem Griechischen (Epi bedeutet bei, auf und taphos bedeutet
Grab). Das Epitaph ist trotz seiner Wortbedeutung "beim Grab"
kein Grabmal, weil sich i.d. Regel weder dahinter noch darunter ein Grab
befindet.
Epitaphe
an den äußeren Mauern
In die Außenmauern der Kirche sind
viele alte Gedenktafeln eingemauert. Einige sind noch gut leserlich,
bei den anderen ist die Farbauflage in den eingemeißelten Buchstaben
abgewittert, sodass Teile der Schrift nur sehr schwierig zu entziffern
sind. |
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Die Haimhauser Epitaphe wurden schon im Jahr 1858 von der Augsburger
Postzeitung unter der Überschrift "Bayerische Kunst- und
Geschichtsnotizen" beschrieben 106).
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Bettkichner
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Fendl-1874
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Gimpl-1831
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Knilling-1819
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Lenk-1797
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Maedl-1794
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Manz-1880
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Mederer-1886
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Mederer-2
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Neureuhter-1896
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Rottenfußer-1690
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Schütz
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Siegerin-1881
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Tampier-1834
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Wenn Sie die Texte auf den
Grabsteinen lesen möchten, klicken Sie auf die kleinen Bilder
der Epitaphe. Der jeweilige Grabstein wird dann groß dargestellt
und mit dem Text unterlegt.
Epitaphe
im Innenraum
Früher
hingen im Altarraum, unter dem Oratorium, am Chorbogen, neben den
Seitenaltären und neben der Empore sind an den Wänden
mehrere Epitaphe.
Seit der Renovierung 2013/2020 ist im Inneren nur noch das prächtigste
Epitaph angebracht.
Es
hängt an der Südseite über dem Sakristei-Eingang
und stellt das Grabdenkmal
des Maximilian Albert Freiherr von Haimhausen, kurfüstlicher
Truchseß, Pfleger und Hauptmann zu Wasserburg aus dem Jahr
1681 dar.
Die bemalte Holzskulptur zeigt einen Ritter in Lebensgröße,
mit seinem und seiner Frau Wappen. Der
Text unter der Figurengruppe lautet:
1681
|
"Allhier in der Pfarr liegt begraben der wohlgeborne H.H.Maximilian,
Freiher von und zu Haimbhausen, der Churfr.Drl. in Bayern gewester
Truchsetz, Corneth, hernach Pfleger und Haubtmann zu Wasserburg.
Seel seine Frau Gemahlin, die wohlgeborne F.F. Elisabeth Theresia
Christina Freiin von Quidebon. Wittib, welche den 21.Okt. 1681
zu München in Gott entschlafen ist. Gott der Allmächtige
wolle ihnen und allen Christgläubigen seel. eine friedliche
Auferstehung verleihen Amen. 1681" |
Vor gut 100 Jahren (1895)
war dieses Epitaph hoch oben an der rechten Seite im Altarraum angebracht.
Später fand es an der hinteren Nordwand des Kirchenschiffs
neben der Empore bis 2009 seinen Platz.
Die übrigen Epitaphe,
die früher in der Kirche hingen, können
sie hier sehen...
|
|
Bayerische
Kunst- und Geschichtsnotizen
-Haimhausen-
aus
der Beilage der Augsburger Postzeitung vom 04.08.1858
Bayer.Kunst-und Geschichtsnotizen
"Das
tiefer liegende, im französischen Style prachtvoll ge-baute
Schloß gehört dem Grafen Buttler. Die Kirche, obwohl
einst ein gothischerBau, enthält nach der modernen Aufputzung
und Anweißung aller Figuren und Altäre wenig Bemerkenswerthes.
Nur an der Außenseite nehmen die Grabsteine der alten
Pfarrherren unser Interesse in Anspruch. Was das für
lebendige, stattliche, ehrwürdige Figuren sind mit ihren
weiten langen faltenreichen Chorröcken und breiten, weichen
Biretten! Nicht leicht tritt uns der Unterschied zwischen
dem Mittelalter und der Rennaissance irgendwo so grell entgegen,
als bei Vergleichung der Grabmäler.
Das Mittelalter stellt uns auf den Grabsteinen die Portraits
der Geschiedenen vor Augen, lebendiger als je, mit gefalteten
Händen, freundlich uns anblickend. Es war ja überzeugt,
die Gestorbenen lebten, sie seien jetzt erst in das wahre
Leben übergegangen, sie seien noch im Zu-sammenhang mit
uns, sie seien uns Fürbitter und Vorbilder !
Dagegen zeigen die Gräber der letzten Jahrhunderte nur
Urnen, Todtenköpfe, Gerippe, umgestürzte Fackeln,
bloß Erinnerungen an den Tod, während sie vom Fortleben
der Geschiedenen nichts zu sagen wissen. Dort wird also vom
ewigem Leben gepredigt, hier vom Tode.
Selbst
die Grabinschriften sind verschieden.
Im Mittelalter schrieb man: Anno d.1450 am tag des hl.zwelfboten
(?) Jacobs starb der erbar Her R.R. pfarrher des orts. Dem
got genad.
In den letzten Zeiten wurde geschrieben: Hier liegt begraben
der H.H. N.N., ein Vater der Armen, ein Muster treuer Pflichterfüllung,
Vorbild aller Tugend u.s.f.
Abgesehen davon, daß in jenen Worten die einfache Wahrheit
sich ausspricht, hier Phrase und eitle Lobhudelei, ist in
der ersten Inschrift der Glaube ausgesprochen, hier im Grabe
liege nicht der ganze Mann, sondern nur sein sterblich Theil,
sein Gewand der Erde; die zweite aber sagt ausdrück-lich,
hier liegt der Gesammtmensch, vom Leben der Seele im Jenseits
finden wir auch hier keine Andeutung. Dort ist also die christliche
Anschauung vom Tode ausgesprochen, hier die des späteren,
verfallenden Heidenthums !
Noch verdient Erwähnung,
daß manche der hier erscheinen-den Pfarrer ohne Bart,
die andern gebartet dargestellt sind. Vor dem fünfzehnten
Jahrhundert sind sie bartlos. Aber mit der allgemeinen Verwilderung
während der Religionskriege des sechzehnten Jahrhunderts
und während des dreißig-jährigen Krieges verwildert
auch das Antlitz des Geistlichen, der Knebelbart sproßt
üppig und gibt dem Kleriker das Ansehen eines tüchtigen
Landsknechtes, der mit dem Säbel besser umzugehen versteht
als mit der Feder. So ist selbst der Bart ein Kind der Zeit
und ein Barometer der Cultur."
|
Hinweis:
Die Klage über bärtige Priester hat auch Prof.Dr.
Joachim
Sighart
(1824-1867)
in seinem Buch "Von
München nach Landshut" aus dem Jahr 1859 geführt.
88)
Das Epitaph links zeigt Pfarrer Johann Löb im Jahr 1521,
also noch vor den Konfessions-Auseinandersetzungen, bartlos,
das Epitaph darunter Pfarrer Schmid im Jahr 1622 dagegen mit
einem Vollbart. |
|
Zelebrationsaltar und Ambo
|
Am
10.Juli 2021 wurden im Rahmen der Feierlichkeiten zum Ende der letzten
großen Renovierung (2013-2020) durch Kardinal Reinhard Marx
ein neuer Zelebrationsaltar
und ein neuer Ambo geweiht.
Beide Kultgegenstände sind "in sehr reduzierter Form gestaltet
und aus Tombak, einer Bronzelegie-rung (mit viel Kupfer u.wenig Zink)
gefertigt". 110)
Geschaffen wurden Altar und Ambo von Ricco Johanson, dem für
die Generalsanierung verantwortlichen Architekten und dem Kunstschmied
Matthias Larasser-Bergmeister aus Ebersberg, dessen Firma in mehreren
Kirchen des Dachauer Landes tätig war.
Der Zelebrationsalter ersetzt liturgisch voll den Hochaltar.
60)
zur
Geschichte der Zelebrati-onsaltäre: hier
klicken... |
|
Hinweis zum Ambo:
"Die Verkündigung der Lesungen und des Evangeliums sowie
die Predigt erfolgen wiederum von dem bereits in der Liturgie des
ersten Jahrtausends bekannten Ambo, dem als 'Tisch des Wortes' ein
hoher Rang zukommt", heißt es in der Liturgiekonsti-tution
des II.Vaticanums Sacrosanctum concilium (SC 124). Deshalb wurden
nach dem Konzil (um 1970) in allen Kirchen Ambos (Lesepulte) aufgestellt.
18)
übrigens:
Früher hat der Priester am Ambo die liturgischen Texte (Epistel,
Evangelium) vorgesungen. Der Gesang diente nicht nur der feierlichen
Gestaltung, sondern hatte auch praktische Gründe: Das Singen
verlängert die Vokale; so war der Text auch ohne Mikrofonanlage
in den hinteren Bankreihen gut zu verstehen.
|
Altarweihe
Zu Beginn der Altarweihe werden die Reliquien "beigesetzt",
also eingeschlossen. Hier in Haimhausen waren es die Reliquien der
Katakombenheiligen Martialis, Redemptus und Clementia, die sich nun
in einer Metallkapsel im unteren Querteil des Altars befinden. 112)
Danach wird der Altar mit Weihwasser besprengt und mit Chrisamöl
gesalbt. Daraufhin werden Wachs und Weihrauch in vier kleine Schalen
mit jeweils 4 Dochten und in eine große Schale gefüllt
und auf der Mensa verbrannt. Das Entzünden des Weihrauchs auf
dem Altar will den neuen Altar als den Christusaltar mit den 5 Kreuzeswunden
kennzeichnen. Der aufsteigende Weihrauch soll die Gebete gleichsam
sichtbar machen, wie es auch die Worte des Bischof beim Auflegen des
Weihrauch zum Ausdruck bringen: "Gott, wie Weihrauch steige unser
Gebet zu dir empor. Und wie dieses Haus mit wohlriechendem Duft sich
füllt, so erfülle Christi Geist deine Kirche." Bleibende
Salbungszeichen in der Mensa (Gravuren) sind nicht mehr vorgeschrieben.
Danach erhält die Pfarrei eine Weiheurkunde vom Bischof überreicht.
|
Weihe
von Altar u.Ambo
|
|
Früherer Zelebrationsaltar
und früheres Lesepult (Ambo)
Ambo
und Antependium
des Zelebrationsaltars bestanden aus Bronzeguss und waren reich
geschmückt. Beide wurden 1988 aufgestellt im Zuge der Liturgiereform
durch die Beschlüsse des 2.Vatikanische Konzils.
Ambo
|
Ambo
Die Frontseite des Lesepults in Haimhausen (Künstlerin
Marlene Neubauer-Woerner aus München, 1981) ist als Adlerfigur
mit ausgebreiteten Flügeln gestaltet. Oben
die Inschrift: "Am Anfang war das Wort". Beides
weist auf den Evangelisten Johannes hin, dessen Attribut der
Adler ist und dessen Evangelium mit den Worten der Ambo-Inschrift
beginnt. 53)Das
Adler-Ambo ist schon seit der Romanik bekannt. Der Text des
Johannesevangeliums gilt nicht nur als spirituelles und sondern
auch als literarisches Meisterwerk, das als -wenn auch unerreichbares-
Vorbild für die Verkündigung von Gottes Wort von
diesem Ambo aus gilt. Das Johannesevangelium wird auch als
"Flug des Adlers", als "meditatives Kreisen
um das Christuslicht" verglichen.
|
Zelebrationsaltar
Das Antependium des Altars ist mit Metallreliefs verziert,
die um den gesamten Altar herumreichen. Sie wurden 1988 von
Marlene Neubauer-Wörner entworfen. |
|
an der Frontseite,
den Gläubigen zugewandt, ist in drei Reliefs die Auferstehung
Christi dargestellt.
|
Seite
|
An
den beiden schmalen Seiten
sind Kornähren und Weinreben als Symbole für Brot
und Wein - Leib und Blut Christi angebracht. |
Rückseite
|
An
der Rückseite,
zu Füßen des zelebrierenden Pfarrers, zeigen die
drei Reliefs den Tod Christi.
|
|
Sakristei
Das Erdgeschoss
des Turmes ist der Verbindungsraum zwischen der Sakristei und
dem Altarraum.
Dort hinein führt vom Chorraum aus eine Tür, die durch ein
gotisches Portal mit
Spitzbogen führt. Wahrscheinlich war das Portal früher etwas
breiter, weil der Tympanon nicht gleichmäßig gestaltet ist,
sondern eine Neigung nach rechts besitzt.
gotisches
Sakristeiportal
|
Der
Verbindungsraum besitzt ein gotisches Netzgewölbe.
Die Vielzahl der Rippen im Netzgewölbe ist nicht -wie z.B. beim
Kreuzrip-pengewölbe- allein durch die Statik bedingt, sondern
dient auch der Zierde. An der Wand des Verbindungs-raums hängt
ein großes, schön gestaltetes Kruzifix
im Stil der 1.Hälfte des 18.Jh. |
Netzgewölbe in
der Sakristei
|
In
der langgezogenen Sakristei mit Tonnengewölbe und vier
querovalen Fenstern aus dem Anfang des 18.Jh. stehen noch die alten,
aus Eichenholz gefertigten Sakristeischränke
aus der Zeit um 1700. |
Sakristei
|
Sakristeikruzifix
|
Hinweis: Jesus am Kreuz im Erdgeschoss des Turms hat die Seitenwunde
-wie in den meisten Kirchen üblich- auf der rechten Seite. Die
Lage der Seitenwunde wird in der Bibel nicht beschrieben. Bei Johannes
(19,34) heißt es nur, "einer der Kriegsknechte durchbohrte seine
Seite mit einem Speer". Da das Öffnen der Seite aber den Zweck
hatte, zu prüfen, ob Jesus schon tot war, muss es sich um seine
linke Seite gehandelt haben. Nach dem Tod eines Menschen sammelt sich
im Herzen Blut und Wasser. Das herauslaufende Wasser war somit das
Zeichen für den eingetretenen Tod. Die häufige Darstellung
der Stichwunde auf der rechten Seite liegt in der mittelalterlichen
Deutung begründet, dass es nur die rechte, die gute Seite sein
konnte, durch die Blut und Wasser als Vorausdeutung auf die Sakramente
der Eucharistie und der Taufe auf die Menschheit herabströmte. |
Auferstandener
|
Im Sakristeigang ist seit
2020 die Statue des Auferstandenen
untergebracht, die in der Osterzeit ihren Platz auf dem
Altar findet.
Der schlanke Auferstandene ohne Heiligenschein wendet sein Gesicht
dem Betrachter zu. Er trägt einen über der linken Schulter
gehaltenen vergoldeten Umhang mit rotem Futter, der den rechten
Oberkörper mit der Seitenwunde und den rechten Arm mit dem
Segensgestus frei lässt. Der Auferstandene macht einen ruhigen
und gelösten Eindruck. In der linken Hand hält er einen
Kreuzstab mit der Siegesfahne. Diese Kreuzfahne ist ein in Kreuzform
endender Stab, an dem eine Fahne oder ein Banner angebracht ist.
Sie gilt seit dem 10./11. Jh. als Zeichen des Sieges über den
Tod. In der Barockkunst erfreute sie sich als Attribut großer
Beliebtheit. Insbesondere in der Kunst des süddeutschen Raums
gehört die dreispitzig endende Fahne (ähnlich dem karolingischen
Königsbanner) zur Ostersymbolik 58)
Hinweis: Der Figurentypus
des Auferstandenen entwickelte sich aus dem Erbärmde-Heiland.
Dieser wiederum geht der Überlieferung zufolge zurück
auf Papst Gregor den Großen, dem bei einer Messe über
dem Altar die Leidenswerkzeuge Christi und der lebend aus der Grabkufe
aufsteigende Schmerzensmann erschienen sein soll.
Aus den Wundmalen habe sich das Blut in den auf dem Altar stehenden
Kelch ergossen. Die Figur wird auch Erbärmdechristus oder lat.imago
pietatis genannt. Der aufrecht stehende, mit einem Lendentuch bekleidete
und oftmals die Dornenkrone tragende Christus zeigt seine Wunden.
Aus dieser Darstellung des Erbärmde-Heilands entwickelte sich
der Salvator Mundi, der Welterlöser oder der Auferstandene
mit der Siegesfahne in der Hand, dessen Gesichtszüge mehr die
Glorie als die Schmerzen widerspiegeln.
|
Am
Zugang zur Sakristei hängen die Chorglocken,
die das akustische Zeichen für den Beginn des Gottesdienstes
anzeigen. Es handelt sich um eine kleine Glocke, die mit einem quastenbehängten
Zugband zum Klingen gebracht wird.
Die Chorglocken werden geläutet, wenn Priester und Ministranten
die Sakristei verlassen und den Chor betreten. |
Chorglocke
|
Chorbogen
Der Chorbogen
ist seit der großen Renovierung 2020 nicht mehr bemalt. Als die neue
Zwischendecke eingezogen wurde, hat man die Malereien am Chorbogen überweißelt.
An der Decke am Chorbogen ist eine sechs Meter lange Leinwand angebracht.
Dort sollen, so der Plan, Liedtexte oder Ähnliches angestrahlt werden.
|
Kirche 1895
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Früher
war der Chorbogen
- ab 1841 wie die gesamte Kirche, weiß getüncht.
- 1895 ließ Pfarrer Augustin Neureuther die Kirche
durch den Maler
August Schluttenhofer, Mch mit Dekorationsmalereien
und durch
Colletti mit Fresken schmücken. Unter
dem Chorbogen hing das
große Kruzifix, das später an der
Seitenwand und 1958 über dem
Hochaltar angebracht wurde. (Bild
links). Nach 43 Jahren war die
Malerei stark geschädigt; Teile waren heruntergefallen,
zudem
schätzte man diese Art der Ausmalung nicht
mehr.
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Kirche 1938
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- 1938
hat man die Kirche durch ein neues Gemälde der Künstler
Seibold aus Freising und Joh.Michael Schmidt ersetzt.
Damit
sei der Raum "ruhiger und feierlicher gestaltet worden",
schreibt Dr.Michael Hartig siehe (Bild
rechts).
- 1958
wurde der Chorbogen im oberen Bereich durch das von der Decke
hereinreichende Gemälde
"Credo" von Michael
P.Weingartner
bemalt.
- 2020 hat man die Malereien am Chorbogen wieder überweißelt.
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Ewig-Licht-Ampel
Heute
hängt vor dem linken Seitenaltar die Ewig-Licht-Ampel
aus durchbrochenem Silberblech.
Die kirchlichen Vorschriften haben das Material für die Ewig-Licht-Ampeln
zwar nicht explizit festgelegt; doch sollte es, so die Beschlüsse
des Konzils von Trient (1545-1563), "der Würde der Kirche"
entsprechen. Silberblech erfüllt diese Voraussetzung. 83)
|
Ewig-Licht-Ampel
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Hinweis:
Das rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt
oft als Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher
gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der
wachsen-den Verehrung der aufbewahrten Eucharistie hat sich etwa seit
dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel, wo
das Allerheiligste aufbewahrt wird, herausgebildet, nachdem der Johanniter-Ritterorden
das Ewige Licht von den Kreuzzügen aus dem Heiligen Land mitgebracht
hatten. Durch sein dauerndes Brennen weist es darauf hin, dass in
|
|
der Kirche geweihte
Hostien aufbewahrt werden. Meist sind die von der Decke herabhängenden
Ampeln aus Silber oder versilberten Material gebaut, in eleganten
Formen und mit vielen grazilen Verzierungen versehen. |
Kirchenschiff
bzw. Langhaus
Die Bezeichnung des Langhauses als
Kirchenschiff ist darauf zurückzuführen, dass die Kirchenväter die Gemeinschaft
der Glaubenden als Schiff bezeichneten, das die Gläubigen aus dem Sturm
der Zeit und den gefährlichen Wogen des Schicksals rettet.
Das Kirchenschiff (Langhaus) in
Haimhausen wird von einem flachen Tonnengewölbe überdeckt. Es
besteht aus einer Holzkonstruktion, an die an der Unterseite mit Metallnägeln
Strohmatten befestigt sind. Daran ist der Putz mit den Deckengemälden
angebracht. Leider hat das Gewicht des Dachstuhls im Laufe der Jahrhunderte
die hohen und relativ dünnen Außenmauern um 14 cm nach außen
gedrückt. Die Deckenbalken hingen um 10 cm nach unten durch. Deshalb
hat man 2015 Metallstangen eingezogen, die dem Kirchenschiff wieder Halt
geben. Seit der Restauration 2013-2020 wird das Kirchenschiff von einer
zusätzlich eingezogenen gewölbten Deckenkonstruktion aus Holz
überdeckt. Der ganze Kirchenraum erstrahlt nun in reinweiß.
Die Decken- und Wandbemalung ist nun nicht mehr zu sehen.
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Frühere
Deckengemälde im Kirchenschiff
Gemälde
von 1895
Bei der Renovierung
der Kirche im Jahr 1895 wurde Decke neu bemalt. In einer Anweisung
des Innenministeriums vom 24.7.1895 136)
heißt
es dazu:
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...
Stukatur-Arbeiten 750 M, Dekorationsmalerei 2750 M durch August
Schluttenhofer, Maler.
Für die Plafondgemälde im Langschiff und im Chor durch
Basilio Coletti, Kunstmaler in München (aus der
Schule des Prof. Andr. Müller):
Geburt Christi im Chor; Auferstehung, Himmelfahrt und Sendung
des heil.Geistes (in Ölfarben mit Wachs zersetzt). Kosten
4000 Mark." |
Gemälde
von 1938
Da man diese Ausmalung
von 1895 nach einiger Zeit nicht mehr schätzte, wurde sie 1938
durch ein neues Gemälde der Künstler Seibold aus Freising
und Joh.Michael Schmidt ersetzt. Damit sei der Raum "ruhiger
und feierlicher gestaltet worden" hieß es.
Gemälde
von 1958
Bei
der Kirchenrestauration im Jahr 1958 wurden die Fresken
an der Decke im Kirchenschiff, die unter Pfarrer Neureuther 1895
in die Kirche gekommen waren, wieder entfernt.
Michael P. Weingartner,
schuf
das neues Deckenfresko
mit dem Thema Glaubensbekenntnis (Credo), das er bei der Renovierung
in den Jahren 1977/78 auch selbst ausbesserte. Das Haimhauser
Gemälde wurde 1958 als eines der reifsten Werke des bekannten
Künstlers beschrieben. Dreißig Jahre später
hieß es noch, ein großartiges Werk" 142)
und es "überzeuge in seiner dezenten Farbgebung".
Heute wird
es als "drittklassig" bezeichnet.
Das Problem war sicher der Zeitpunkt der Ausmalung. Wäre
das Gemälde 20 Jahre früher entstanden, würde
man es höher einschätzen. Aber 1958 war diese Art
der Malerei überholt. |
Deckenfresko
1958-2009
|
Wenn Sie sich den Credo-Zyklus detailliert betrachten wollen,
klicken sie hier..
|
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Taufstein
|
Der barocke
Taufstein von 1740
ist aus Rotmarmor gefertigt, besitzt einen balusterähnlichen
Schaft und ein rundes Becken. Darüber ein achteckiger Aufsatz.
Das feinste barocke Kunstwerk der Kirche ist die Figurengruppe
auf dem Taufsteindeckel, die die Taufe Jesu am Jordan darstellt;
sie stammt wohl ebenfalls von Egid Verhelst selbst oder aus
dessen Werkstatt. Beide Teile sind seit 2021 getrennt aufgestellt,
um den Taufstein ohne die Gefahr einer Beschädigung des Deckels
weiterhin nutzen zu können.
Bezeichnend für den Stil des Deckels ist die Tatsache, dass
der Künstler nicht
-wie in den meisten Kirchen - die beiden Figuren allein dargestellt,
sondern -ganz im Geiste des Rokoko- mit Felsen, Wasser und Blumen
eine Landschaft herumgruppiert hat.
Die Gestalten zeigen das neue Rokokoformideal. Die Körper sind
leicht, schlank und haben grazile Proportionen. Charakteristisch
sind auch die tänzelnde Bewegung des hl. Johannes und das flimmernde
Gewand Jesu. Der Ausdruck ist dem Barock gegenüber sehr verfeinert,
die
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Taufsteinfiguren
|
innere Bewegung
ist in das Linienspiel
hineinprojiziert. Vor allem ging es dem Künstler um die Darstellung
des menschlichen Inneren, des seelischen Empfindens von Jesus und von Johannes
im Augenblick der Taufe.
Manche Kunstexperten neigen auch der Auffassung zu, der Deckel könnte
vom berühmten Bamberger Bildhauer Bonaventura Mutschele stammen,
der vor 1750 in der Werkstatt Verhelsts gearbeitet und nach dem Tod des
Meisters Verhelst dessen Witwe geheiratet hat. 30)
31)
In den Jahren 2004-2006 wurde der Taufstein renoviert. Danach hat er einen
neuen Standort in der Kirche, gegenüber dem Südeingang gefunden.
Früher befand er sich am Chorbogen.
|
Hinweis:
Die Taufe der frühen Christen fand ursprünglich im Freien
statt, überall dort, wo fließendes oder stehendes Wasser
vorhanden war. Mit der Verlegung der Taufe in den Kircheninnenraum
schuf man dort eigene Taufbecken. Als sich im 11.Jh die Praxis der
Kindertaufe weitgehend durchsetzte, begann man mit der Errichtung
erhöhter Taufgefäße; die Bodenbecken erwiesen sich
für die Kindertaufe als weniger geeignet. Das Taufbecken ist
meist aus Stein. Taufbecken und Deckel sind meist mit ornamentalem
oder architektonischem Zierrat geschmückt. In der Barockzeit
wurde auf dem Deckel häufig die Taufe Jesu figürlich dargestellt;
dies geht auf Empfehlungen des Konzils von Trient (1545 bis 1563)
zurück. Das Taufbecken besitzt in der Regel -so wie in Haimhausen-
eine achteckige Form, weil die Zahl acht und das Achteck als Symbol
für Erneuerung, Wiedergeburt und Herrschaft angesehen werden.
Die Taufe gilt als der achte Schöpfungstag. Schon im 4.Jh ließ der Kirchenvater Ambrosius von Mailand über einer Taufkapelle die Inschrift anbringen:
|
"Mit
acht Nischen erhebt sich der Tempel zu göttlichem Dienste
Achteckig eingefasst ist der Quell, würdig für das
heilige Geschehen.
In der mystischen Acht muss das Haus unserer Taufe erstehen,
denn darinnen wird allem Volk ewiges Heil geschenkt" 58) |
|
wenn Sie auch Taufsteinfiguren in anderen
Kirchen des Lkr.Dachau sehen wollen, klicken
Sie hier...
Linker Seitenaltar
|
Seitenaltäre
Die
beiden barocken Seitenaltäre stammen aus dem Jahr 1708
(andere Quellen: Pfarrer Mederer: 1683; Dehio: 1740 37)
).
Sie wurden 1876 (andere Quelle: 1867 23)
)
verändert.
Die
Altäre haben zweisäulige Aufbauten. Das Gebälk ist
verkröpft.
Auf ihm stehen Vasenaufsätze. Das Antependium
besteht aus rot/grau marmoriertem Holz und ist mit vergoldeten Ornamenten
verziert. Die Tabernakelgehäuse sind -wie am Choraltar- neubarock
und teilvergoldet. Nach dem Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern von 1895 sind die Altäre "von edlen Formen"
12).
Bei der Restauration im Jahr 2008 kamen hinter den abgenommenen
Seitenaltären Wandmalereien zum Vorschein. 56)
Die Altarblätter mit Darstellungen von St.Korbinian und St.Benno
wurden 2022 anstelle der Figuren von Maria und Josef hinzugefügt.
Die Bilder wurden von Rupert Karbacher, Restaurator im Bayer.Landesamt
für Denkmalpflege gemalt.
141)
Die Assistenzfiguren der Altäre wurden im 20.Jh. (mehrfach)
ausgetauscht. Seit 2020 entspricht die Ausstattung wieder dem Zustand
aus der Zeit um 1895.
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Rechter Seitenaltar
|
Hinweis: Seitenaltäre (lat. Altare minus) wurden schon in die ersten
Kirchen (im 4.Jh.) eingebaut. Damals standen sie noch in eigenen Seitenkapellen
innerhalb der Kirchen. Schon im 6.Jh. wurden sie aber wie heute im Kirchenschiff
errichtet. Man hielt an diesen Altären ebenso Gottesdienst wie am
Choraltar; oftmals gleichzeitig. Früher lag der Schwerpunkt mehr
auf den Gnaden, die vom Gottesdienst ausgehen als auf der gemeinsamen
Feier von Priester und Gläubigen. Viele Messen, viele Gnadengaben,
ob mit oder ohne Gläubige. In der Reformation hat man die Seitenaltäre
aus den evangelischen Kirchen entfernt. In den katholischen Kirchen dienen
sie heute als Raumschmuck.
Rechter Seitenaltar
Altarauszug
Das von kleinen Säulen und einem barocken Tympanon (Giebelfeld)
umgebenen Auszugsbild stellt den Apostel Simon, den Zeloten dar.
Das Gemälde ist so alt wie der Altar (um 1708). Der Apostel wird
als Halbfigur mit wildem Haar- und Bartwuchs dargestellt. In seinen
Händen hält er eine grobgezähnte Säge. |
Apostel Simon
|
Simon
trägt den Beinamen "Zelotes", deutsch "der Eiferer" - weil er
der politisch radikalen Bewegung der Zeloten angehörte, die gewaltsam
die römischen Fremdherrscher aus Israel vertreiben wollte. Überlieferungen
erzählen von seinem Martyrium, bei dem er zersägt worden
sein soll (deshalb die Säge als Attribut). |
Mittelteil
In
der Mittelnische des rechten Altares ist seit 2022 ein großes
Altarblatt angebracht, das den hl.Benno, den Patron Münchens
und Mitpatron Bayerns zum Thema hat.
Der Heilige steht als fülliger Bischof vor dem dominierenden
Blau des Himmels auf einer ebenen Fläche. Er trägt die Bischofsmütze
(Mitra) auf dem Haupt und den Bischofsstab in der linken Hand. Die
Finger der rechten Hand bilden den Segensgestus. Zu Füßen
Bennos stehen zwei kleine Englein. Sie reichen ihm einen Schlüssel.
Den haben sie einem aalförmigen Fisch entnommen, der mit einem
Netz gefangen worden war. Der Fisch lugt hinter den Engeln hervor,
das Netz ist vor den Engeln an den Chorrock des Heiligen gelehnt.
|
St.Benno
|
Hinweis: Der heilige Benno war Stiftsherr in Goslar und wurde 1066
Bischof von Meißen.
Als er sich in der Frage des Investiturstreits (Recht zur Einsetzung
der Bischöfe) auf die Seite Papst Gregors VII. schlug, setze
ihn sein weltlicher Herr, Kaiser Heinrich IV. ab und zwang ihn zum
Verlassen des Bistums. Nach der Legende warf Benno bei seinem Fortgang
die Schlüssel der Domkirche zu Meißen in die Elbe, damit
der Kaiser die Kirche nicht betreten konnte. Als er drei Jahre später,
im Jahre 1088 wieder in sein Haus zurückkehrte, brachte ihm
ein Fischer einen Fisch, an dessen Flossen die Schlüssel hingen.
|
|
Seit dem 13. Jh.
wird Benno als Heiliger verehrt. Nachdem das Land Sachsen im 16. Jh.
zum protestantischen Glauben übergetreten war, ließ Herzog
Albrecht V. von Bayern die Reliquien des hl. Benno nach München
bringen, wo sie seit 1580 in der Frauenkirche begraben sind. Benno
war -vor der Einsetzung Mariens als Landespatronin- erster Landespatron
von Bayern. Er ist auch Stadtpatron von München.
Gedenktag:
3.8. |
Assistenzfiguren
Flankiert wird Josef von Figuren aus dem 18.Jh. Sie stellen links den
Diözesanheiligen Korbinian
dar, in bischöflichem Ornat und (seit der Renovierung
2020 wieder) mit der Bibel in der Hand. Die Figur soll aus der Schule
von Egidius Verhelst (1695-1749) stammen.
Rechts ist der hl. Antonius
von Padua im (vergoldeten) Habit der Franziskanermönche zu sehen,
mit dem Jesuskind, das auf einer Bibel sitzt (rechts). Der Stellung der
Finger nach, hielt Antonius früher in der rechten Hand einen Gegenstand.
Wahrscheinlich war es eine Lilie, mit der er häufig abgebildet wird.
St.Korbinian/Benno
|
Die Figur des
St.Korbinian (links)
war 50 Jahre lang eine Nikolausfigur und soll noch früher den
hl.Benno dargestellt haben: Bei der Neugestaltung des Altars im Jahr
1958 wurde das alte Hochaltarbild (das seit 2009 wieder den Choraltar
ziert), entfernt. Darauf ist eine Szene aus dem Leben des hl. Nikolaus
dargestellt. Dies war aber die einzige Darstellung des Namenspatrons
in der Kirche. Um wenigstens einen Bezug zum hl. Nikolaus zu
haben, entfernte man bei der Figur des Bischofs Korbinian das Attribut,
den Bären, der am Fuß des Heiligen lagerte. Damit war die
Figur nur noch die eines beliebigen Bischofs und konnte so auch als
St.Nikolaus durchgehen. Aber auch der Korbinian war nicht der Heilige,
den die Figur anfangs dargestellt haben soll. Bei einer noch früheren
Renovierung hatte man den Bären zugefügt, um die ursprüngliche
Bennofigur in eine Korbiniansfigur umzuwidmen. |
St.Antonius
|
Antonius
lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner, der sich gegen die damaligen
Häretiker
(Katharer, Albigenser und Waldenser) wandte. Seine Fastenpredigten in
Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg, denn die ganze Region schien
danach wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene Familien
versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück, unrechtmäßige
und überhöhte Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet.
Bis heute gilt in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit
seinem Leben und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle, sondern
nur mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden verlorener
Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron der Schlamperer".
Dies geht auf zwei Legenden zurück: Als ihm ein Manuskript gestohlen
worden war, betete er so lange, bis der Dieb damit zurückkehrte.
Schöner ist die zweite Legende, nach der er einem Geizhals half sein
Herz zu suchen und es in einer Geldtruhe fand.
Vor gut 120 Jahren (1895) standen auf dem rechten Seitenaltar Figuren
des hl. Ulrich und des hl.Antonius von Padus (wie heute).
Linker
Seitenaltar
Der linke
Seitenaltar ist ein Marienaltar. Als Assistenzfiguren wurden zwei
Heilige gewählt, die früher als Helfer gegen die Pest angerufen
wurden: St.Sebastian und St.Rochus. Beide Figuren standen schon bis 1895
an diesem Altar; zwischen 1895 und 2020 waren an dieser Stelle die jetzigen
Hochaltarfiguren Petrus und Paulus platziert.
Altarauszug
Der
relativ große Altarauszug
enthält ein Gemälde aus der Zeit um 1700. Es zeigt den Heiligen
Antonius von Padua bei seiner bekannten Vision mit dem Jesuskind.
Antonius, im Gewand der Franziskanermönche kniet auf dem Boden
und blickt hinüber auf das Kind, das auf Gewölk erschienen
ist. Der rote Überwurf, mit dem das Kind bekleidet ist, weist
auf das spätere Leiden Christi hin. Antonius gehörte zu
den ersten Franziskanermönchen; er traf Franziskus noch persönlich.
|
St.Antonius
im Altarauszug
|
Die
Darstellung mit dem Jesuskind auf seinem Arm geht auf eine Legende
zurück, nach der ein Graf als Gastgeber des Heiligen diesen nachts
aufsuchte, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Aus der Kammer
des Heiligen drang ein so heller Lichtschein, dass der Graf einen
Brand vermutete und erschrocken die Tür aufriss. Er fand Antonius
lächelnd vor, in seinen Armen das strahlende Jesuskind haltend.
Der Augenzeuge durfte erst nach dem Tode des Heiligen von diesem Geschehnis
berichten. |
Mittelteil
In
der Mittelnische des linken Seitenaltars ist ein großes Altarblatt
angebracht, das den Bistumsheiligen St.Korbinian zeigt.
Korbinian ist in ein üppiges, farbenfrohes Bischofsgewand gekleidet
mit einer Mitra auf dem Kopf. Ein kleiner Engel mit langem Lenden-tuch
hält den Bischofsstab oder stützt er sich auf ihn ?
An den linken Fuß des Heiligen schmiegt sich ein dicker Bär,
der Lasten auf seinem Rücken trägt.
Im Hintergrund ist möglicherweise das Kloster von Kains oder
die Zenoburg in Südtirol zu sehen, die mit Korbinian in besonderem
Maße verbunden waren.
|
St.Korbininan mit
Braunbär
|
Der heilige Korbinian
(* um 670) stammt nach alter Überlieferung aus Melun (Frankreich),
nach neuerer Forschung aus Südtirol
126).
Papst Gregor II.
bat ihn, das Evangelium in Bayern zu verbreiten und weihte ihn zum
Bischof. Daraufhin errichte er im damals zu Bayern gehörenden
Passeiertal bei Kuens ein kleines Kloster. Später wirkte er auf
Bitten von Herzog Grimoald als erster Bischof in Freising.
Als Korbinian die Ehe Grimoalds mit seiner verwitweten Schwägerin
Piltrud nicht anerkannte, musste er Freising verlassen und flüchtete
in sein Kloster im Passeiertal. Grimoalds Nachfolger, Herzog Hugibert
von Regensburg, holte Korbinian vier Jahre später ehrenvoll nach
Freising zurück. |
|
Doch
bald darauf, etwa um das Jahr 725, verstarb Korbinian. Seinem Wunsch
entsprechend wurde er auf der Zenoburg bei Meran neben dem hl. Valentin
bestattet. Bischof Arbeo von Freising holte jedoch 765 den Leichnam
wieder nach Freising zurück, wo er in der Domkirche seine letzte
Ruhestätte fand. Nach der Legende wurde auf einer Romreise Korbinians
ein Lasttier von einem Bären angefallen. Korbinian zwang daraufhin
den Bären, selbst die Last zu ragen. |
.
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früh.Altarblatt
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Früheres
Altarblatt
Vor gut 60 Jahren war anstelle der Marienfigur in der Mitte des linken
Seitenaltars ein Altarblatt mit einem Muttergottesgemälde
von Kirchenmaler Michael P.Weingartner angebracht. (Bild links)
Weingarten hatte 1958 die Kirche ausgemalt und dabei auch das Altarblatt
des linken Seitenaltars geschaffen. Es zeigte Maria als himmlische
Königin, die auf einem Thron sitzt. Engel halten eine Krone über
ihr Haupt. Ihre rechte Hand umschließt ein Zepter und das Kind
auf ihrem Knie hält die dritte königliche Insignie, den
Reichsapfel in der Hand.
Nach Aussage von B.Skrabal hatten aber die abgebildeten Personen,
vor allem Maria, einen depressiven Gesichtsausdruck, der der Thematik
des Gemäldes, der feierlichen Krönung Mariens im Himmel,
nicht entsprach. Möglicherweise sei der Maler durch seine Erlebnisse
im 2.Weltkrieg depressiv gewesen. 102)
Deshalb entfernte
man das Gemälde bald wieder.. |
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Assistenzfiguren
St.Rochus
|
Seit 2020 stehen
wieder Figuren der Heiligen Rochus und Sebastian auf dem Altar.
Beide Heiligen wurden als Helfer in Pestpandemien angerufen.
Links St.Rochus im
Pilgergewand, der auf seine Beinwunde hinweist. Auf dem Foto,
das am 6.12.2020 gemacht wurde, fehlt dem Heiligen der Pilgerstab
in der rechten Hand. Mit der Linken rafft er sein Gewand über
das Knie, um dem Betrachter seine Beinwunde zu zeigen.
Rechts der
hl. Sebastian
am Marterbaum mit Pfeilen im Körper. Diese Figur soll aus
der Werkstatt von Egidius Verhelst (1695-1749) stammen. 142)
|
Sebastian
|
Rochus (1295-1327) trat
in den Dritten Orden der Franziskaner ein und begab sich auf Pilgerfahrt
nach Rom; unterwegs half er bei der Pflege von Pestkranken. Er wurde selbst
pestkrank (Pestbeule am Oberschenkel) und zog sich in eine Hütte
im Wald zurück. Dort pflegte ihn ein Engel und ein Hund brachte ihm
Brot, bis er genesen war und heimkehren konnte. Daheim wurde er tragischerweise
für einen Spion gehalten und bis zu seinem Tod eingekerkert. Rochus
wird in einigen Gegenden zu den 14 Nothelfern (zuständig für
Bein- und Knieleiden) gerechnet.
Sebastian
soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde gewesen
sein. Auf Befehl des Kaisers Diokletian wurde er wegen seines Glaubens
mit Pfeilen durchschossen. Er erholte sich aber durch die Pflege von St.Irene,
der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem
Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung
hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein. Der heilige
Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile wegen- als
Patron der Schützenbruderschaften verehrt. Gedenktag: 20.Januar
In
der Predella des linken Seitenaltars steht der kleine barocke Tabernakel.
Er ist seit 2020 der einzige Tabernakel der Kirche,nachdem sein Pendant
am Choraltar abgebaut worden ist. An seiner Tür ist eine vergoldete
Akanthusverzierung zu sehen.
Vom Tabernakel am Choraltar übernommen wurde die Figur des Pelikans
mit seinen Jungen, die oben auf dem Tabernakel sitzt. |
Tabernakel
|
Der
Pelikans ist Symbol
für Christus, weil man früher fälschlicherweise
glaubte, der Vogel reiße sich mit dem Schnabel die Brust
auf, um seine Jungen zu nähren. Heute weiß man, dass
es sich dabei um das Blut der gefangenen Fische handelt. |
Pelikan
|
|
.
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Linker Altar
|
Seitenaltäre
bis 2009
Bis 2009 standen in den Mittelnischen der Seitenaltäre
Figuren von den Eltern Jesu, St.Maria
(links) und St.Josef (rechts)
aus der Zeit von 1880. Die Figuren sind heute nicht mehr in der
Kirche.
Maria
war als Maria Immaculata, der "unbefleckten Empfängnis"
dargestellt. Ihr Haupt war von einem Kranz aus 12 Sternen umgeben.
Ihr Fuß ruhte auf dem Kopf einer Schlange, die wiederum einen
Apfel im Maul hat. Die Figur von St.Josef auf dem rechten Seitenaltar
wurde um 1880 geschnitzt. Sie zeigte den Heiligen als relativ jungen,
dynamischen Mann.
Die Assistenzfiguren am Choraltar und an den Seitenaltären
blieben gleich; sie wurden aber vertauscht. Früher standen
- am Choraltar: St.Sebastian
und St.Korbinian
- an den Seitenaltären:
Links: St.Petrus,
St.Antonius, Rechts: St.Rochus,
St.Paulus
|
Rechter
Altar
|
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Beichtstühle
Beichtstuhl
vor 2021
|
Vor den Seitenaltären
stehen Beichtstühle
im Stil der Neu-Renaissance (um 1900). Sie sind in die Wände
eingelassen. Ein weiterer Beichtstuhl steht unter der Empore. Bei
der Renovierung 2013-2020 wurden die Stühle weiß gestrichen.
Der neue Anstrich verleiht ihnen mehr Eleganz.
Hinweis: Über Jahrhunderte
hinweg wurde das Bekenntnis der Sünden offen im Kirchenraum
beim Sitz (Kathedra) des Bischofs, später bei dem des Priesters
im Altarraum abgelegt. Dieser besonders hervorgehobene Sitz des
Beichtvaters war die Ausgangsform des Beichtstuhls. Durch die irisch-schottischen
Mönche wurde die Beichte im 10.Jh individualisiert, d.h., nicht
mehr öffentlich abgelegt.
|
Beichtstuhl
ab 2021
|
|
Dazu
bedurfte es nicht nur einer größeren Zahl von Priestern,
sondern auch neuer Einrichtungsgegenstände. Der heutige Beichtstuhl
entwickelte sich allerdings erst ab dem 16.Jh. zu einem feststehenden,
meist dreiteiligen, mehr oder weniger geschlossenen Beichtgehäuse
mit dem Mittelteil für den Priester (in dem der Priester sitzt
- deshalb Beichtstuhl) und mit der Trennung von Priester und Beichtenden
durch eine Zwischen-wand mit Sprechgitter. Die Beichtenden knien abwechselnd
in den Seitenteilen. Damit wurden bessere Bedingungen für einen
anonymen Vollzug der Beichte geschaffen. In neuerer Zeit bieten sogenannte
Beichtzimmer mit ihrer persönlichen Atmosphäre eine räumliche
Alternative für Beicht- und Glaubensgespräche. Die Beichte
geht auf das Bibelwort "Er hauchte sie an und sprach zu ihnen:
Wem Ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem Ihr die
Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert" (Joh.20,22) zurück.
|
Kanzel
An der Südwand im Langhaus
ist die neubarocke Kanzel
mit Schalldeckel und Rückwand angebracht. Sie stammt aus der
Zeit um 1900. Der Kanzelkorb besitzt abgeschrägte Ecken und
ist mit Voluten-ornamenten geschmückt.
Der Schalldeckel mit dem Kreuz auf der Spitze ist oben mit Voluten
und unten mit Quasten verziert. An seiner Innenseite ist die Heilig-Geist-Taube
angebracht. Von 1958 bis 2020 musste die Kanzel ohne Schalldeckel
auskommen.
|
Kanzel
|
Hinweis:
Die Predigt wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich wie
heute- von einem Ambo
aus gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich
im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt
ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen,
was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Zudem
bildet eine Holzkanzel -wie ein Cello- den Resonanzkasten für
die Stimme des Predigers. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen
Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt. |
|
Die Gestalt der Taube für die künstlerische Darstellung
des Heiligen Geistes gründet sich auf den Bericht der Taufe Jesu
im Neuen Testament. Danach fuhr der Heilige Geist in leiblicher Gestalt
auf Jesus hernieder wie eine Taube (Lk., 3,22). Obwohl dies nur bedeutet,
dass sich der Geist bewegte wie eine Taube, nicht aber aussah wie
ein Vogel, wählte man die Taube als Symbol für die sonst nur schwer greifbare dritte Person Gottes. Das Konzil von Nicäa
im Jahr 325 hat dies sogar empfohlen. Papst Benedikt XIV verbot 1745
die Darstellung der dritten göttlichen Person in Menschengestalt,
wie sie vereinzelt immer noch vorkam (so z.B. im Deckengemälden
der Schlosskapellen in Haimhausen und Unterweilbach). |
Kanzelkreuz
und Mater dolorosa
Kanzelkreuz
Mater dolorsa
|
Kanzelkreuz
An der Nordwand, gegenüber
der Kanzel hängt das sog. Kanzelkreuz
aus der Barockzeit. Es ist vermutlich
ein Werk des flämischen Künstlers Egidius Verhelst.
Das Kruzifix hing von 1958 bis 2013 hinter dem Choraltar und ersetzte
dort den Altaraufbau.
Es zeigt einen kräftig durchgebildeten überlebensgroßen
Corpus, "mit einem Antlitz voll tiefer Empfindung" 12)
. Hugo
Straßer
13)
schrieb
1901: "..geradezu ergreifend schön ist in dieser Gestalt
die Tiefe des Schmerzes und die Weite der Liebe zur Darstellung
gebracht. Ein andächtiger Blick zu diesem Creuz liest die ergreifendste
Karfreitagspredigt ab." Jedenfalls eine hervorragende künstlerische
Arbeit. Das leicht nach vorne gerichtete Kruzifix wurde nach Abschluss
der Renovierung wieder an der Nordseite des Langhauses angebracht.
Das
Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in der Regel der Kanzel
gegenüber an der Wand angebracht ist. Es erinnert den Prediger
an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus schreibt: "Wir
predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache soll
nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung Christi
zum Inhalt haben.
Mater dolorosa
Unter dem Kanzelkreuz steht -wie in vielen Kirchen- die Figur der
Mater dolorosa,
der schmerzhaften Muttergottes (18.Jh). Sie hat ihre Hände
über der Brust gekreuzt. Der Figur fehlt das bei vergleichbaren
Darstellungen übliche Schwert in der Brust, das auf die Weissagung
von Simeon im Tempel zurückgeht: "Dir selbst wird ein
Schwert (der Schmerzen) durch die Brust dringen"
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Früheres Kanzelkreuz
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Früheres
Kanzelkreuz
In der Zeit
von 1958 bis 2013 hing dieses Kruzifix aus der 1.Hälfte des
18.Jh. als Kanzelkreuz
an der Nordwand. Sein Zustand spricht dafür, dass es wohl in
den nächsten Jahren für eine Restaurierung heransteht.
Jesus hat sein dornengekröntes Haupt im Tode nach rechts geneigt.
Die Füße sind, wie im Barock üblich, überkreuzt
mit einem Nagel an das Holz geheftet (sog. Dreinageltypus). Das
Lendentuch (Perizoma) mit barockem Knoten wird nur von einem Band
gehalten.
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Apostelleuchter
und
Apostelkreuze
Im Kirchenschiff verteilt sind an den Außenwänden die
Apostelkreuze
mit runden Rahmen und Apostelleuchter aus Schmiedeeisen in Akanthusformen
angebracht.
Hinweis: Die Apostelleuchter erinnern an das in der Apokalypse (21,14)
beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf
Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind.
Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. Wenn
Sie an anderen Apostelleuchtern in den Kirchen des Landkreises Dachau
interessiert sind, klicken Sie hier...
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Apostelkreuz
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Früher
waren die Apostelleuchter
in der Haimhausener Kirche neben der Kreuzigungsgruppe in einer
Reihe nebeneinander angebracht. Es handelt sich um schmiedeeiserne,
vergoldete Arbeiten. |
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Kreuzwegbilder hängen seit der Renovierung
2013/2020 nicht mehr in der Kirche
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Frühere
Kreuzwegbilder
Bis zum Beginn der Renovierung der Kirche im Jahr 2013 waren an
den Längsseiten der Kirche moderne Kreuzwegbilder
aus dem Jahr 1958 angebracht. Sie wurden in der renovierten Kirche
nicht mehr aufgehängt.
Die
Bilder stammen vom Maler der Deckenfresken Michael
P. Weingartner aus Pfaffenhofen/Ilm.
Mehr über den Künstler, dessen Werke in 250 Kirchen, Klöstern
und Profanbauten zu sehen sind und der im Dachauer Land auch die
Kreuzwegstationen in Ampermoching und die Seitenaltäre in Karlsfeld
St.Anna geschaffen hat, können
Sie hier erfahren...
9.Station
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In
Haimhausen hingen nicht -wie in den meisten Kirchen- 14, sondern
15 Bilder. Das letzte Bild zeigte Christus als Auferstandenen
und wies auf das Ziel des Kreuzwegs, die Auferstehung hin.
Hinweis: In früheren Zeiten gab es nur sieben Kreuzwegstationen.
Später wurden sie zu 14 Stationen erweitert. Von diesen
vierzehn Stationen haben nur acht eine direkte Grundlage in
den Evangelien. Die 15.Station ist eine Neuerung des letzten
Jahrhunderts.
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15.Station
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Frühere
Kreuzwegbilder wurden am 22.5.1842 eingeweiht und mit Ablässen
versehen. Sie waren von der "hochgebornen Gräfin von Butler-Haimhausen"
gestiftet worden. Aus dem Ersuchen um Genehmigung der Weihe der
Bilder vom 13.Mai 1842 geht hervor, dass schon vor 1842 ein Kreuzweg
in Form von Stationsbildern angebracht war. 137)
Das
Gesuch vom 13.Mai 1842 können Sie als Transkription hier
lesen...
Wenn Sie mehr
Allgemeines über den Kreuzweg und seine Darstellungen in Kirchen
des Landkreises erfahren wollen, klicken
Sie hier...
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Kreuzweg
im Freien
vor 400 Jahren
In Haimhausen könnte
früher auch ein Kreuzweg im Freien bestanden haben. In einer
sog. Augenschein-karte aus den Jahren 1607/08 sind an der Straße
von Haimhausen nach Maisteig etwa auf halbem Weg drei Kreuze eingezeichnet. |
Golgota
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Die Art der Darstellung
(das mittlere Kreuz erhöht) lässt darauf schließen,
dass damit die Golgothaszene bei der Kreuzigung Christi dargestellt
werden sollte: das aus Gründen der Bedeutungsperspektive höher
dargestellte Kreuz Christi zwischen den Kreuzen der Schächer
bzw. Räuber Dismas und Gestas. |
Augenscheinkarten wurden bei Rechtsstreitigkeiten
im Auftrag der Richter erstellt und zeichneten sich durch besondere Detailtreue
aus.
Drei Gründe sprechen für das Bestehen eines Kreuzwegs, einer
dagegen:
Dafür sprechen
1. Die erwähnte Darstellung der drei Kreuze in der Karte. 1607 gab
es in den Kirchen noch keine Kreuzwegbilder und Kreuzweg-andachten
wie heute. Damals wurden die Kreuzwege noch im Freien errichtet. Die siebte
und letzte Station mit der Bezeichnung "Kreuzerhöhung"
war die Darstellung der Kreuzigung Christi mit den drei Kreuzen.
2. Die Lage auf der Anhöhe. Kreuzwege wurden meist einen Hügel
hinauf bis zum Gipfel angelegt. Der Punkt, an dem die drei Kreuze in die
Karte eingezeichnet sind, ist die höchste Stelle an dieser Straße.
Der Unterschied zur Amper in Haimhausen beträgt 30 Höhenmeter.
3. Die Entfernung zum Ort. Der Kreuzweg war ein Nachbau der via dolorosa
in Jerusalem, also des Weges, den Jesus vom Ort der Verurteilung bis zur
Stelle der Hinrichtung zurückzulegen hatte. Wenn möglich legte
man die Kreuzwege in der Originallänge der Via dolorosa, das sind
1650 Meter an. Misst man von der Stelle, an der die Kreuze in der Karte
eingezeichnet sind, die 1650 Meter zurück, liegt der mögliche
Ausgangspunkt eines Kreuzwegs mitten im Dorf Haimhausen, z.B. an der Kirche,
im alten Dorf oder auch beim alten Schloss.
Dagegen spricht, dass die Existenz des Kreuzwegs nicht schriftlich belegt
ist. Die Bedeutung dieses Gegenarguments wird aber dadurch eingeschränkt,
dass der Pfarrhof in Haimhausen mit allen Kirchenbüchern und damit
mit allen Urkunden aus der früheren Zeit im Jahr 1699 und nochmals
genau 100 Jahre später, 1799, abgebrannt ist. Es sind deshalb nur
noch Quellen aus dem 19.Jh. vorhanden. In dieser Zeit dürfte der
Kreuzweg im Freien -wie in vielen anderen Orten- schon aufgelassen worden
sein. Denn ab der Mitte des 18.Jh. hielt man die Kreuzwegandachten in
der Kirche ab. Papst Clemens XII. hatte die internen Kreuzwegandachten
im Jahr 1731 mit sehr großzügigen Ablässen bedacht, um
die Pfarrer zum Kauf von Kreuzwegstationsbildern zu ermuntern.
Kirchenfenster
bis 2013
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Bei
der letzten Renovierung 2013/2020 wurden die Fenster im Kirchen-schiff
erweitert. Sie erhielten ihre frühere barocke (geschweifte)
Form zurück, die sie bis 1877 innehatten. Zudem wurde in
die Fenster die historische Butzenverglasung wieder eingesetzt.
Solche geschweifte
Fensterformen finden wie
derzeit auch noch in Einsbach, Sittenbach, Tandern-Frauenkirche
und Jarzt.
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ab 2020
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Figuren
und Bilder an den Wänden
des Kirchenschiffs
Rechts neben der Kanzel steht
eine lebensgroße Herz-Jesu-Statue,
die Anfang des 20.Jh im neubarocken Stil geschnitzt wurde.
Hinweis: Die Anfänge der Verehrung des Herzens Jesu finden
sich schon im 13. und 14. Jh. Bei den Gläubigen wurde die Herz-Jesu-Verehrung
aber erst durch die Visionen der Margaretha Maria Alacoque (1690)
populär: Ihr war Christus erschienen, auf sein Herz deutend,
was als sein Verlangen nach der Einführung eines diesbezüglichen
Festes verstanden wurde. Gefeiert wurde es am dritten Freitag nach
Pfingsten. 1765 wurde es durch Papst Clemens XIII. (Papst von 1758
bis 1769) anerkannt und 1856 unter Pius IX. (Papst von 1846 bis
1878) für die Kirche sogar vorgeschrieben. Heute stößt
es auf nur noch geringe Akzeptanz. Dazu haben sicher die süßlichen
Darstellungen Jesu auf vielen Bildern des 20.Jh. beigetragen.
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Herz-Jesu
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Daneben die Figur des hl.
Leonhard (18.Jh) mit Abtsstab, Buch und Ketten (und - wie auch bei
den Figuren
von Petrus und Paulus an den Seitenaltären- einem Metallreif als Andeutung
des Heiligenscheins).
St.Leonhard
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Hinweis: Leonhard
(in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler
und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte
er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I., dass viele
von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich als
Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen -
und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete.
Als die Leonhardsverehrung nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere, weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete.
In Bayern erreichte die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt.
Man nannte ihn auch den bayerischen Herrgott. Am Leonhardstag, dem
6. November werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen.
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Derzeit sind im Kirchenschiff 25 Bänke
aufgestellt. Bei bis zu 7 Personen pro Stuhl finden 175 Besucher Platz.
Dazu kommen noch viele Plätze auf den Emporen.
Die Wangen der vorderen Kirchenstühle
in Haimhausen gehören der Zeit um das Jahr 1841 an. Sie sind eine Stilmischung
zwischen Neurokoko und Neugotik. Die
seitlichen Randornamente und die gitterförmige Füllung im Innern
erinnern noch stark an das Rokoko; die neugotischen Kreuzblumen sind ganz
nüchtern gestaltet.
Am Fuß einer der Kirchenbänke
ist der Name des Haimhausener Schreiners eingeschnitzt: "Johann
Georg Thallmair Anno 1841".
Die hinteren Bänke unter der Empore wurden vom Haimhausener
Kistler Ellwanger gefertigt. In einer dieser Stuhlwangen ist die
Signatur "Johann Ellwanger 1876" eingeschnitzt.
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Kirchenbank
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Hinweis: Schon
vom Frühchristentum an bis in die neueste Zeit hinein knieten
und saßen die Kirchen-besucher in den Kirchenbänken oder
standen im Raum nach Geschlechtern getrennt. Damit sollte im Gottes-haus
eine zu große "sündige" körperliche Nähe zwischen
Männern und Frauen verhindert werden. Dies war in allen drei
Hauptkonfessionen (Kath., Evang., Orthodox) so. In katholischen
Kirchen sitzen gewöhnlich die Männer rechts und die Frauen
links. Einen eindeutigen Grund für diese "Seitenwahl" gibt
es nicht.
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Jedenfalls
gilt im traditionellen Raumprogramm der Sakralarchitektur die Epistelseite
als Männerseite und die Evangelienseite als Frauenseite. Eine
Ausnahme macht bei uns die Kirche in Altomünster; dort ist die
rechte Seite die Frauenseite. Grund dafür ist, dass im bis 1803
bestehen-den Gemeinschaftskloster Altomünster die Frauen das
Sagen hatten.
Seit dem letzten Konzil gibt es diese Trennung nicht mehr. Viele Pfarrer
propagieren sogar das Gegenteil und bitten Familien, zusammenzubleiben.
Dennoch sind auf der Frauenseite nur selten Männer zu finden.
Weibliche Kirchen-besucher sind insoweit flexibler. Oft wurden auch
die Patrone der Seitenaltäre nach der Geschlechtszugehörigkeit
ausgewählt: Seitenaltäre mit Christus oder einem männlichen
Heiligen als Patron sind in der Regel rechts, Marienaltäre dagegen
links zu finden. Jedenfalls gilt im traditionellen Raumprogramm der
Sakralarchitektur die Epistelseite als Männerseite und die Evangelienseite
als Frauenseite (so auch in Haimhausen). Bei seitlichen Eingängen
geht die Trennlinie manchmal auch quer durch die Kirche. Vorne die
Frauen, hinten und auf der Empore die Männer (z.B. in Jarzt).
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Übrigens: wenn Sie auch Kirchenstuhlwangen
in anderen Kirchen des Lkr.Dachau sehen wollen, klicken
Sie hier...
Vergrößerung von Details per Mouseklick
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Vortragekreuz
An den Kirchenbänken angebracht
ist ein Vortragekreuz
auf einer langen Stange aus Metall und Guss (20.Jh) -siehe rechts-
Ein weiteres,
größeres Vortragekreuz
ist von Tüchern baldachinartig umgeben. Der Corpus Christi ist sehr
lang und schmal und von vielen Wunden übersät. Der dreistrahlige
Heiligenschein ist beschädigt.
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Hinweis: Vortragekreuze werden
beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen, Wallfahrten sowie bei
Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück auf das Jesuswort
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme
sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei Gebetsprozessionen
(Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden
betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen
haben. Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam und beim Ein-
und Auszug zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen
den Weg. Die ältesten Vortragekreuze stammen schon aus dem
6.Jh.
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Vortragekreuz
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Osterkerze
In
der Mitte der Kirche steht über dem Zugang zur Gruft die Osterkerze
verziert mit Wachsgemälden und den Buchstaben Alpha
und Omega.
Sie ist auf einem kunstvollen Bronzeständer befestigt.
Die
Osterkerze gehört zum Taufritus; dabei wird sie in das Taufwasser
getaucht. Die Osterkerze ist Symbol für den auferstandenen
Christus. Sie wird in der Osternacht im Exultet besungen. An ihr
wird bei der Tauffeier die Taufkerze entzündet.
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Osterkerze
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Die Osterkerze
besteht aus gebleichtem Bienenwachs. Erstmals erwähnt als Typus
im Jahr 384, war sie in den ersten Jahrhunderten nur mit Blumen und
Blättern, seit dem 9.Jh. mit dem ersten und letzten Buchstaben
des griechischen Alphabets (Alpha und Omega) geschmückt.
In dem reinen "Leib" der Kerze aus teurem Bienenwachs sah
man ein Sinnbild für die menschliche Natur Christi oder für
seinen verklärten Leib nach der Auferstehung, während man
die Flamme als Zeichen seiner göttlichen Natur auffasste. Die
Flamme sollte nicht mehr von brennenden, übelriechenden Tierleibern
genährt werden, sondern von reinen, wohlriechenden Elementen
(Bienenwachs, Öl und Papyrus für den Docht). 129) |
Wenig bekannt ist, dass die Osterkerze einen Bezug zur Jungfräulichkeit
Mariens hat. Die Verbindung schafft die "jungfräuliche"
Biene, die das Material der Kerze, das Bienenwachs erzeugt.
Papst Gelasius (492-496) formulierte für die Osterkerze ein poetisches
Weihegebet, das einem Hymnus gleicht:
130)
|
"Sie ist
nicht durch fleischliches Fett befleckt, nicht durch eitle Salbe besudelt,
nicht mit unheimlichem Feuer in Berührung gewesen. ... Die Bienen
sind nicht üppig im Verbrauchen. Überaus keusch ist ihre
Fortpflanzung. Sie zaubern ihre Zellen hervor, indem sie mit einer
Flüssigkeit, dem Wachs, die Mauern aufführen... Mit den
Füßen lesen sie die Blumen ab und keinerlei Schaden kannst
Du auf den Blüten finden. Die Nachkommenschaft lesen sie mit
dem Munde auf, sie kosten aber nichts davon... die Jungfrauschaft
ist bei ihnen fruchtbar ohne eigentliche Geburt. Auf gleichem Wege
in die Welt zu kommen, würdigte sich er Herr, als aus Liebe zur
Jungfrauschaft sein Ratschluß feststand, eine leibliche Mutter
zu haben". |
Gruft
unter dem Kirchenschiff
Unter dem Kirchenschiff befindet
sich die Gruft der Grafenfamilie
Butler-Haimhausen, einer irischen Familie, die von 1794 bis 1892
(durch Einheirat) Besitzer des Schlosses in Haimhausen war.
Die Einrichtung der Gruft wurde
mit dem Fehlen eines geeigneten Platzes auf dem Friedhof begründet.
Ihre Errichtung bedurfte sogar der Erlaubnis des bayrischen Königs,
die mit der Auflage erteilt wurde, "dass Hygienestandards eingehalten
werden".102)
|
hier klicken
|
Der Eingang liegt im unter
dem Pflaster im Mittelgang in Höhe des Südausgangs. Die
Gruft wurde 1841 von Graf Theobald erbaut und diente drei
Generationen als Familiengrab.
Die letzte Bestattung fand im Jahr 1925 statt, als Gräfin Fernandine
Butler-Clonebough begraben wurde. In der erstaunlich hohen und geräumigen
Gruft ist am Ende des Mittelgangs über einem angedeuteten Altar
ein großes Steinkreuz angebracht. Links und rechts des Gangs
sind die 30 zugemauerten Grabnischen in zwei Reihen übereinander
angelegt. Davon sind 22 belegt. Grabtafeln an 14 Grabstätten
geben Auskunft über die Toten.
|
In der Gruft sind nicht nur die
Schlossherren, sondern auch andere Angehörige der Familie Butler-Clonebough
beerdigt. So auch der kgl. Generalmajor Carl, über dessen Tod und
Beerdigung noch eine Zeitungsmeldung vom 22.11.1864 erhalten ist (klicken
Sie hier...)
Die Gruft wurde bei der Restaurierung
der Kirche im Jahr 1938 zugemauert; wegen des "sehr schlechten Geruchs"
hieß es, obwohl die Gruft schon immer durch Rohre, die hinten an
der Kirche ins Freie führen, entlüftet wurde 102)
.
Gut 65 Jahre später, 2004/2005, wurde der Eingang erstmals wieder
freigelegt (wegen statischer Untersuchungen) und von den Pfarrarchivaren
M.Bogner und H.Schnell an zwei Sonntagen der Bevölkerung gezeigt.
Orgel
vor
2013
Die Doppelempore wurde im
Zuge der Verlängerung der Kirche 1874 (1877) eingebaut. Sie
ruht auf vier hölzernen Stützen. Die cremefarbigen Emporenbrüstungen
sind durch einfache Rahmungen gegliedert.
Die erste Orgel kam beim großen Umbau der Kirche im Jahr
1698 in die Kirche. Sie wurde vom damaligen Schlossbesitzer Graf Franz
Ferdinand mit 250 Gulden finanziert.
Orgel 1898 - 2013
Orgelprospekt
|
Die 1898/99 von der Firma Franz Borgias Maerz aus München
eingebaute Orgel mit 10
Registern kostete gegen 4000 Mark. 107)
Sie besaß einen fünfteiligen Prospekt im Stil der
Neurenaissance. Eine Besonderheit waren die Holzpfeifen
der tiefen Töne, die neben dem Orgelprospekt aufgestellt sind.
Hinweis: Franz Borgias Maerz, geb. am 30.7.1848 als Franz Nothwinkler,
war vom kinderlosen Orgelbauer Max Maerz adoptiert worden und übernahm
1878 die Firma Maerz. Er baute bis zu seinem Tod 1908 im Münchner
Umland 450 Orgeln.
|
Holzpfeifen
|
Der Spieltisch wurde nach dem 2.Weltkrieg hinzugefügt, als der Tonumfang
auf g''' bzw. f' erweitert und auf elektromagnetische Kegellade umgestellt
wurde.
Die Orgel wurde 106 Jahre nach ihrer Errichtung (2004) von Johann Führer
aus München mit einem Kostenaufwand von 18.000 Euro renoviert.
|
Disposition der Maerz-Orgel
von 1898 vor der Renovierung im Jahr 2004 (nach Brenninger - Stand
1975-): 24)
I. Manual (C-f'''): Bourdon 16', Principal 8', Gamba
8', Tibia 8', Octav 4', Tr 4', Mixtur 2 2/3'
II. Manual (C-f'''): Geigenprincipal 8', Lieblich Gedeckt
8', Salicional 8',
Pedal: (C-d'): Subbaß
16', Violonbaß 8', Octavbaß 8', Cello 8'
Koppeln: I-II,
I-P, II-P
|
Heutige
Orgel (ab 2020)
Im Zuge der Renovierungsarbeiten
bis 2020 baute man die Orgel
um rd. 250.000 Euro 107),
104)
um.
Der Hamburger Orgelbauer Rudolf
von Beckerath erneuerte das historische Pfeifenwerk, die
Windladen, die Traktur und Windanlage. 62)
|
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Die Fassung (Bemalung)
des Gehäuses, des Spieltisches und die Reinigung der bronzierten
Zierelemente führte die Restaurierungs-werkstätte Wiegerling
aus Bad Tölz aus.
Vom Wiedereinbau
der Orgel im April 2021 gibt es in Youtube ein Video; klicken
Sie hier...
Wenn Sie sich für Orgelgehäuse im Dachauer Land interessieren
und vergleichen möchten, sollten Sie hier
klicken... |
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Der zweimanualige Spieltisch
sowie ein Teil des Gehäuses wurden neu gebaut und die Orgel
um von 10 auf 15 Register (u. a. um Oktave2', Cornett III., Trompete
8' 113
und damit auf 1000 Pfeifen)
erweitert 107).
Disposition der neuen
Beckerath-Orgel von 2020: 118
I. Manual (C-f'''): Bourdon 16'-Principal 8'-Gamba
8'-Tibia 8'-Octav 4'-Traversflöte 4'-Octav 2'- Cornett III
-Mixtur 22/3'-Trompete 8'
II. Manual (C-f'''): Geigenprincipal 8' -Lieblich- Gedackt
8' -Salicional 8'
Pedal: (C-d'): Subbaß
16' Violonbaß 8'
Koppeln: II/I,
I/P, II/P, evtl. freie Kombinationen (?)
|
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Allgemeines zur Orgel.
Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum Klingen
gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen
Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich
Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes
(= weltliches) Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell
verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen
bedeutenden Kirchen Orgeln zu errichten.
Allerdings stand das Bistum Freising schon im 9.Jh wegen seines
Orgelbaues in hohem Ansehen. Papst Johannes VIII. (872-882) hatte
sich 873 brieflich an den Freisinger Bischof Anno gewandt und ihn
gebeten, er möge ihm ein gutes Instrument und einen Mann schicken,
der die Orgel spielen und die Kunst der Musik zu lehren verstünde.
36)Wo
diese Orgeln in Freising standen (Kloster, Bischofshaus oder Kirche)
ist nicht bekannt. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
die Orgel zur Verherrlichung Gottes bei. Sie soll, so die Liturgiekonstitution
des II.Vatik.Konzils, "den Glanz der kirchlichen Zeremonien
wunderbar steigern und die Herzen mächtig zu Gott und den Himmel
emporheben".
Der Orgelprospekt, die Schauseite der Orgel, wurde früher meist
durch Künstler gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren
Epochen unsere ältesten Orgeln im Landkreis Dachau angehören,
wurde der Prospekt mit reicher Ornamentik verziert. Heute setzt
sich immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch
die harmonische Anordnung der Pfeifen wirkt.
|
Eingangsbereich mit Portal,
Opferstock und Weihwasserbecken
Die Kirche besitzt
zwei Eingänge, einen auf der West- und einen auf der Südseite.
Der Westeingang wurde bei der Verlängerung des Kirchenschiffs
im Jahr 1874 angelegt. Der Südeingang ist der älter. Er
wurde in der Barockzeit mit einem schönen Toskanischen Portikus
ausgestattet |
Toskanischer
Portikus von 1740
|
Dieser um 1740
102)
errichtete
repräsentative Eingang, der damals auch von der Hauptstraße
aus zu sehen war, sollte die Reputation der Grafen von Haimhausen
steigern. |
Der Südeingang wird durch eine
Eichentür mit schmiedeeisernen
Beschlägen (um 1700) geschlossen. Es war früher durch ein altes
Türschloss (und zusätzlich durch eine moderne Alarmanlage)
gesichert.
Interessant sind auch zwei weitere
Schlösser an anderen Eine
Zusammenstellung von alten Schlössern und Beschlägen finden
Sie hier...
Opferstock
|
Am
Südeingang steht ein interessanter alter Opferstock
aus Schmiedeeisen mit Hängeschloss (2.Hälfte des 18.Jh).
Opferstöcke gibt es schon
seit vielen Jahrhunderten. Im Jahr 1213 ordnete Papst Innozenz III.
das Aufstellen von Opfer-stöcken an, um damit einen Kreuzzug
(den 5.Kreuzzug von 1217 bis 1221) zu finanzieren. 46)Der
Name Opferstock rührt daher, dass der Opferstock aus einem
großen ausgehöhlten Holzstock besteht, der mit Metall
ummantelt ist. Der Stock ist im unteren Bereich ausgehöhlt.
|
|
Am
Eingang steht auch ein schön gestaltetes Weihwasserbecken
aus Rotmarmor (Durchm. 40 cm). |
Weihwasserbecken
|
In den Kirchen des Landkreises
Dachau gibt es viele unterschiedliche,
außerordentlich interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich dafür
interessieren, klicken Sie hier...
Monstranz
Zu
den liturgischen Geräten, die nicht mehr benutzt werden und außerhalb
der Kirche aufbewahrt sind, gehört eine wun-derschöne Monstranz
aus dem Jahr 1748, die von Pfarrer Ruecklinger gestif-tet worden war.
Es handelt sich um um das Werk des Augsburger Silberschmieds Franz
Thaddäus Lang (1719-1773) sign. 115)
Die 50 cm hohe Monstranz
aus vergolde-tem Silber besitzt einen runden Fuß, ei-nen Schaft
mit querovalem Nodus und -eine weitere Verzierung unter der Mons-tranz
sowie ein hochovales Schaugefäß. |
Auge Gottes - Ähren/Reben
- Lamm Gottes
|
Auf der Monstranz befinden
sich zwischen Akanthusschmuck
und Edelsteinen
- das Auge Gottes im
Dreieck (von
Edelsteinen umgeben),
- Anbetungsengel,
- der Bär des Bistumsheiligen Korbinian
- sowie Getreideähren und Weinreben als
Halbfiguren.
Bekrönt wird die Monstranz von einem quadratischen Kreuz. Details
sehen Sie bei einem Mouseklick auf die Bilder links.
Die Monstranz wurde 2022 restauriert.
|
Beschauzeichen
mit Zirbelnuss
|
Die
Monstranz trägt zwei Markierungen: 127)
- Eine zeigt die Zirbelnuss, die "Pyr" (siehe Bild links).
Es ist das Beschauzeichen der Stadt Augsburg als Ort der
Herstellung. Die Pyr wird ergänzt durch einen Jahresbuchstaben
(hier "H), der die Herstellungsjahre 1747-1749
bezeichnet. 135)
- Die andere ist
das Meisterzeichen mit den Buchstaben "FTL" für Franz
Thaddäus Lang.
Hinweis: Die Monstranz (lat. monstrare = zeigen) gibt es erst seit
dem 14.Jh. als es üblich wurde, die konsekrierte Hostie am Altar
zur Verehrung und Anbetung auszusetzen und bei Prozessionen mitzuführen.
Ihre Form hat sich aus dem Ostensorium, einem Vorzeigebehältnis
für Reliquien, entwickelt. Die Hostie wird von einer halbmondförmigen
Halterung, der meist vergoldeten Lunula (lat. = Möndchen) gehalten.
Meist hat die Monstranz die Form einer strahlenden Sonne, die auf
Christus den Herrscher hinweist. Die Sonnensymbolik als Zeichen für
die Herrschaft geht weit in die Menschheitsgeschichte zurück.
Für die Übernahme in das Christentum ist der Sonnenkult
der Römer und Griechen maßgebend. Die Macht war nunmehr
vom Sonnengott auf Christus übergegangen. |
weitere
liturgische Gegenstände
Nach dem Verzeichnis
der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern von 1895 gab es Ende
des 19.Jahrhundert noch folgende liturgischen Gegenstände in Haimhausen,
die heute ebenfalls ausgelagert sind 12)
:
"Ein Kelch mit Rankenwerk und Emailmedaillons verziert.
Nach der Marke Arbeit des Münchener Goldschmiedes Franz Kessler (gest.
1717), Anfang des 18.Jh.
eine Ampel von Silber, mit durchbrochenem Rankenwerk verziert,
von 1721,
ein Weihrauchschiffchen von 1764.
eine Casula, roth, mit weissem Mittelstück und sehr
hübschen Stickereien (Vögel), 18.Jh."
Krippe
An Weihnachten steht am linken
Seitenaltar die Krippe.
Sie ist ein großer Anziehungspunkt für die Kinder.
Haimhausen hat auch noch
ein altes Fatschnkindl
aus Ottershausen, das in einer Glasvitrine aufbewahrt wird.
|
Krippe
|
Wenn Sie sich für
Krippen und für Fatschnkindl in anderen Kirchen des Landkreises
Dachau interessieren, klicken Sie hier... |
Fatschnkindl
|
Kapelle
Christus auf der Rast
Kapelle
|
Auf dem neuen Friedhof,
rd. 200 Meter nördlich der Kirche, steht eine schmale, hochgiebelige
Kapelle. Sie beherbergt
eine große Figur von Christus
auf der Rast.
Jesus sitzt, völlig entkräftet, zwischen Kreuzweg und der
Kreuzigung auf einem Stein und stützt mit der rechten Hand sein
Haupt. Er ist in einen purpurnen Mantel gekleidet und trägt die
Dornenkrone auf dem Haupt. |
Jesus auf der Rast
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Hinweis: Figuren
von "Christus auf der Rast" sind nicht selten in den Kirchen des Landkreises
Dachau. Ähnliche Figuren stehen auch in Asbach, Bergkirchen,
Biberbach, Gaggers, Kleininzemoos, Kollbach, Oberumbach, Röhrmoos,
Rumeltshausen, Schönbrunn, Unterumbach, Tandern, Wiedenzhausen
und Westerholzhausen.
Die Darstellung Christus auf der Rast geht zurück auf die heimlichen
Leiden Christi. Das sind Schilderungen und bildliche Darstellungen
von Martern Christi vor seiner Kreuzigung, die nicht in den Evangelien
erwähnt werden. Sie entsprangen der Passionsmystik des Mittelalters
und wurden in der Barockzeit von den Jesuiten und Franziskanern für
Zwecke der Gegenreformation wieder belebt. Zu diesen heimlichen Leiden
gehören Darstellungen von Christus im Kerker, von Maria mit ihrem
toten Sohn Jesus auf dem Schoß (Vesperbilder) und Christus auf
der Rast. Letztere stellen Jesus dar, der nach dem Kreuzweg, kurz
vor seiner Kreuzigung auf einem Stein oder dem Kreuz sitzt, seinen
Ellbogen an den Schenkeln aufstützt und das Kinn bzw. eine Wange
mit einer Hand hält. Eine uralte Geste der Klage. Diese Art der
Gestaltung heißt im bayerischen Volksmund manchmal auch "Zahnweh-Herrgott". |
Pfarrhof
Historisch interessant ist das neben
der Kirche stehende Pfarrhaus.
Es ist -wie in vielen Pfarreien- eines der ältesten Gebäude
der Ortschaft. Das Pfarrhaus steht unter Denkmalschutz; es ist
in der Liste der Baudenkmäler in Haimhausen
89)
als: "Pfarrhaus, zweigeschossig mit Satteldach und
Rauputzgliederung, 1799 Nr. D-1-74-121-10" aufgeführt.
1524 und 1560
Ein Pfarrhaus wird es wohl schon so lange geben, wie die Pfarrei besteht.
Erstmals schriftlich genannt wird das Pfarrhaus In der Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524. Das Pfarrhaus und die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude
waren heruntergekommen ("sunt ruinosa"). 1560 wird nur der Pfarrgrund
erwähnt: Vom Pfarrgrund sei nichts verkauft, heißt es darin.
Offensichtlich war dies nicht selbstverständlich. Außerdem
wird das Einkommen genannt, das sich aus dem Pfarrbauernhof erzielen ließ:
"In guten Erntejahren hat der Pfarrer Einnahmen von 150 Gulden".
|
Neben den Einnahmen
aus dem Bauernhof hatte der Pfarrer auch Einnahmen aus waren die Gebühren
für die seelsorgerlichen und sakramentalen Dienste Stolgebühren
der Pfarrer. Wegen des Simonieverbots durften sie prinzipiell
erst nach der Amtshandlung erhoben werden. Außerdem musste die
wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Gläubigen berücksichtigt
werden. Die Gebühren waren teils durch das Herkommen, teils durch
Ordnungen der Dekanatskapitel festgelegt. Zu den Stolgebühren
zählten Ende des 16.Jh. folgende Einnahmen:
123)
- die Gebühren für die Taufe (baptismalia): i.d. Regel ein
Brotlaib oder 2 Kreuzer
- die Gebühren für die Aussegnung der Wöchnerin (kindpötterin)
3 Kerzen bzw. 3 Kreuzer
- die Gebühren für eine Trauung: Teilnahme am Hochzeitsmahl
- die Gebühren für eine Krankenkommunion: 0-4 Kreuzer
- die Gebühren für ein Requiem und eine Beerdigung (Selgeraidt):
bis zu 1 Gulden
- das Beichtgeld: 1 bis 2 Pfennig.
Insgesamt waren die Einnahmen aus den Stolgebühren meist nicht
sehr bedeutend. |
Pfarrhofbrand 1588
Die nächste Nachricht über den Pfarrhof -aus dem Jahre 1590-
kündet von einem Unglück:
"Ernst, Bischof von Freising erlaubt dem
Georg Hirschbeck, Pfarrer zu Haimhausen, dem vor 1 1/2 Jahren Haus und
Stadl verbrannt, aus Mangel an Scheunen
sein Widumb auf etliche Jahre zu verstiften. Dat. 1590, Freising, 13.Hornung
(=Februar)."
Der Pfarrhof brannte also im Herbst 1588. Und mit ihm alle Pfarrdokumente.
Wenn wir davon ausgehen, dass dem Gesuch entsprochen wurde, hat Pfarrer
Hirschbeck die landwirtschaftlichen Gründe verpachtet und sich vielleicht
bis zu seinem Tod 1593, neben der Seelsorge nur dem Wiederaufbau der Gebäude
gewidmet.
Renovierungen 1672-98
80 Jahre später war eine größere Renovierung fällig.
Dies entnehmen wir einem Brief des Haimhauser Pfarrers Martin Huber aus
dem Jahr 1671. Darin hat er bei Albrecht Albert Sigmund Herzog von Freising
und Regensburg und Bischof der Diözese Freising gebeten, aus dem
Vermögen der Filialkirche Inhausen einen Betrag von 150 fl. für
die Renovierung des Pfarrhofs verwenden zu dürfen. Dies geschah bereits
1672, als Zimmermeister Georg Pürckh
den Pfarrhof und die Pfarrökonomie reparierte.
Die Ökonomiegebäude waren wohl nur zum Teil ausgebessert worden,
weil Pfarrer Mörz schrieb, dass bei seinem Antritt als Pfarrer 1690
die Städel und das Waschhaus so baufällig waren, dass sich Reparaturen
nicht mehr lohnten. Er habe alles von Grund auf neu errichten müssen.
Die Planungen gingen von stolzen 3400 fl. aus, von denen 1000 fl. aus
der reichen Kirche von Inhausen kommen sollten, 200 fl. aus Hörenzhausen
und 2200 fl. (und 100 fl. für Brotzeit und Getränke der Handwerker)
aus dem Privatvermögen des Pfarrers. Ab 1696 wurde gebaut.
Als Handwerker waren mit dabei:
- Maurermeister Silvester Golnhofer aus Dachau, der schon 20 Jahre
vorher, 1676, einen Überschlag (Kostenvoranschlag)
für die Baumaßnahme erstellt hatte
- Zimmermeister Thomas Mayr aus Goßnöbach, der für
das Pfarrwaschhaus und das Hennenstübl zuständig war 35)
und Kaspar
Stadlberger
aus Dachau für den Pfarrhof, den Stadel und das Waschhaus 35).
- Schreinerarbeiten durch Kistler Jakob Legerman aus Maisteig ("auf
der Maysteig") für 8 Gulden.
Letztendlich kostete der Bau des Pfarrhofs und der Ökonomiegebäude
aber nur 2.295 Gulden. Diese Daten erfahren wir aus dem Bericht von Hugo
Straßer 13).
Auch viele Rechnungen aus dieser Zeit sind im Archiv noch vorhanden.
1731
war der Maurermeister Paul Führer aus Hohenkammer an Baumaßnahmen
am später entstandenen Pfarrstadel beteiligt. 33)
Die Zimmererarbeiten erledigten Andreas Fischer (+ 1746) 35),
der damals in 2.Ehe mit der Wirtstochter Anna Prunner aus Biberbach verheiratet
war, Thomas Mayr aus Großnöbach 35)und
Jakob Öggl aus Vierkirchen 35)
(Pfarrstadel).
Pfarrhofbrand 1799
Iin der Nacht vom 7.auf den 8.Juli 1799 brannte der Pfarrhof wieder;
auch die Stalllungen, der Stadl mit allen Nutztieren ("Pferde,
Hornvieh und andere Vieh") fielen dem Feuer zum Opfer. Allerdings
konnten die Pfarrbücher gerettet werden. Doch das waren nicht
mehr die Bücher, die nach dem 1.Brand 1588 angelegt worden
waren; denn die hatten den 30jährigen Krieg nicht überlebt.
Die heutigen Pfarrbücher reichen nur bis 1653/54 zurück.
(Das älteste Taufbuch beginnt mit dem 26. November 1653, das
Ehebuch mit dem 29. April 1654, das Totenbuch mit dem 21. Mai 1654).
28)
|
Pfarrhof von 1800
|
Der damalige Pfarrer Knilling
beschrieb den Brand von 1799 in einem Bericht vom 15.Sept.1806 wie
folgt: " Das Feuer griff so rasch um sich, daß ich alle
meine Habselig-keiten bis auf meine Kleider verloren habe und mich
mit meinem 90 jährigen Vater mit aller Mühe kaum retten
konnte".
In der Vorbemerkung zur Rechnung über den Pfarrhofbau wird
der Schaden näher ange-geben: "Vom Pfarrhof blieb nichts
weiter als die vier Hauptmauern stehen. Die Gewölbe in dem
oberen und unteren Gang und in der Küche waren alle durch die
einstürzenden Kamine durchgeschlagen, die Mittelmauer erschüttert
und eingestürzt.
|
Selbst die Hauptmauer war von obenher
stark beschädigt. Vom Stadt und Stall, die alle aus Holz gebaut waren,
blieb gar nichts und sie mussten von Grund auf neu errichtet werden".
Die Höhe des Schadens wurde vom Gerichtsverwalter des Reichsgräfl.
Butler Hofmarksgericht, Herrn Valta, am 15.9.1800 auf 11.725 Gulden attestiert.
Das Unglück war auf Brandstiftung
zurückzuführen. Täter war der Gütler Franz Dobmaier
aus Eckersberg. Er hatte im Laufe von 20 Jahren mindestens 10, wahrscheinlich
noch viel mehr Pfarrhöfe (und einige Poststationen) angezündet,
um in der allgemeinen Verwirrung beim Brand Geld aus den Pfarrhäusern
zu stehlen. Darunter war auch der Pfarrstadel in Obermarbach bei Petershausen.
Vielleicht hat er fünf Wochen nach Haimhausen auch den Pfarrhof in
Jarzt angezündet; doch dieses Verbrechen gehörte zumindest beim
Prozess nicht zu den Anklagepunkten. Zehn andere Brandstiftungen reichten
für ein Todesurteil, zumal bei diesen Bränden auch mehrere Personen
ihr Leben verloren oder verletzt wurden. Die Münchener politische
Zeitung vom 3.7.1811
108)
beschrieb den Hergang so:
|
"In
der Absicht, Geld zu entwenden, näherte Dobmaier sich in der
Nacht vom 7. auf den 8.August (sic) 1799 dem Orte Haimhausen, im Bezirke
des königl. Landgerichts Dachau, und zwar dem Stadel des dortigen
Pfarrers. Um 11 Uhr Nachts legte er im Ecke dieses Stadels, welcher
mit Stroh bedeckt war, Feuer, eilte, wie dieses aufloderte, eine reiche
Beute an Geld hoffend, in das obere Zimmer der Pfarrwohnung, entwendete
aus einem dort gestandenen Pulte 15-20 Gulden und lief damit quer
über die Felder auf dem nämlichen Wege zurück, wo er
hergekommen war. Der hierbey entstandene Schaden beträgt über
11.000 Gulden." |
Dobmaier
hatte sich bei seinen Straftaten bis auf die Hosen entkleidet, um nicht
als Fremder aufzufallen. So wurde er in der Nacht für einen Haimhauser
gehalten, der unmittelbar aus dem Bett zu Hilfe kommt.
Letztendlich wurde er von der Polizei doch gefasst und gestand "nach
seinem 7ten Verhör und auf die 145te Frage" einige seiner Taten
(in Aubing,
Haimhausen, Hohenkammer, Rohr, Schweitenkirchen, Lindach, Obermarbach,
Waal, Garching und Pörnbach).
Das
königl. Appellationsgericht des Isarkreises verurteilte ihn am 3.5.1811
wegen der zehn eingestandenen Brandstiftungen zum Tode "mittels lebendiger
Verbrennung".
Das Oberappellationsgericht ließ "Gnade für Recht ergehen"
und verwandelte "die wohlverdiente Strafe des Feuers in die einfache
Strafe des Schwertes".
Am 27.Juni 1811 wurde Dobmaier exekutiert.
Mehr über den Brandstifter und die Beschreibung seiner Taten können
Sie hier lesen...
Wiederaufbau 1800
Knilling begann sofort mit dem Wiederaufbau. Die Arbeiten erledigten der
Maurermeister Peter Schmidt aus Weißling 33),
der Zimmerer Georg Michael Aichner aus Massenhausen (gest.1801) 35)
und ab 1801 Franz Löhel
35), die Schreinerarbeiten durch Kistler Sebastian Mall
25)
aus Haimhausen. Doch der Neubau fiel in eine politisch unsichere Zeit.
Die französischen Revolutionsheere waren in Bayern eingefallen.
Dies verzögerte den so dringend notwendigen Neubau wegen fehlender
finanzieller Mittel.
Hugo Straßer 13) berichtet
hierzu:
|
"Zwar wurden
dem Pfarrer "im Oct. 1799 aus den Kirchengeldern zu Wemding 1000
fl. angewiesen; wegen der sich immer mehr erhebenden Gefahr des eindringenden
Feindes konnte der aber diese Summe nicht erheben und erhielt deshalb
1000 fl. aus den Traunstein'schen Kirchengeldern. Hierzu kam noch
ein Beitrag der Condezimatoren von 800 fl. Die ganze Einnahme belief
sich demnach auf nur 1800 fl. Die Baukosten erreichten über eine
Höhe von 6079 fl. 45. Der Pfarrhof kostete 3547 fl. , die Ökonomie
Gebäude 2532 fl. Knilling hatte also eine Schuld von 4273 fl. zu übernehmen." |
In seiner Not wandte sich Pfarrer
Knilling an die churf. General- und Landesdirektion in München und
bettelte am 30.Juli 1803:
|
"So kostspielig
der Bau war, so hart die Zeiten waren, so theur alle Baumaterialien,
Lohnungen wegen des Krieges waren, so konnte ich doch mitten im Bau
davon nicht ablassen. Die Unterlassung des Weiterfahrens würde
immer die Zugrunderichtung des vorigen zur Folge gehabt haben und
die schon früher gewesten Auslagen machen die darauffolgenden
notwendig. Da ich selbst kein Geld nicht hatte und von Staatswegen
über die 1000 fl. für den dortigen Augenblick keines erhalten
konnte, suchte ich Hilfe wo ich nur konnte und fand sie in der Person
meines Bruders Matth. Knilling, Edelsteinhändlers in München,
durch dessen Vermittlung ich mich zur Vollführung des Baues mit
mehreren Posten zu Hunderten, auch tausend Gulden unterstützt
sehe. Aber wie sehr habe ich mich betroffen, da ich bei bald vollendetem
Bau in diesen öfters wiederholten Posten mich mit einer Schuld
von 3500 belastet habe. Ich lege nun die Baurechnung vor mit der Bitte,
sie gnädigst zu ratifizieren und die noch vakierende Schuld von
5269 fl. auf zusätzliche Fristen sowohl für mich als meine
Incessoren hinübergehen zu lassen". |
Im weiteren Verlauf des Schreibens
legte Knilling seine und seiner Pfarrkinder Not und Armut dar, denn die
Franzosen seien im Land gewesen, hätten von den Bauern Kontributionen
erpresst, so dass diese keinen Zehent mehr zahlen könnten. Insgesamt
seien die Pfarrerträgnisse auf 800 Gulden gesunken, von denen er und
der Cooperator leben müssten. Die Bitte um Übernahme der Schulden
wurde wohl erhört, denn die Stellenausschreibung im Intelligenzblatt
vom 27.8.1819 nach dem Tode von Knilling beschreibt eine günstigere
finanzielle Lage der Pfarrei:
|
"Die
Einkünfte der Pfarrei Haimhausen betragen jährlich 1519
fl. 43 kr. Die Lasten bestehen außer den gewöhnlichen Staats-
und diversen Abgaben in 100 fl. jährliche Bauabsitzfristen".
|
Kriegskontribution 1809
Noch einmal litt der Pfarrhof unter Kriegseinwirkungen. Unter Napoleon
waren in den Jahren 1809/1810 insgesamt 164 Soldaten (79 Franzosen,
22 Bayern und 15 Österreicher) im Pfarrhof einquartiert. Doch die
Franzosen (und zwangsweise auch die Österreicher) waren zwar inzwischen
Verbündete und so trug die Kosten der Verpflegung der bayerische
Staat. Pfarrer Knilling stellte der Regierung eine Rechung zu, in der
der tägliche Proviant und dessen Kosten im Einzelnen aufgeführt
sind:
Frühstückssuppe
|
Branntwein
|
1/2 Pfund
Fleisch
|
1 Maß
Bier
|
1 Brot
|
2 kreuzer
|
2 kr
|
5 kr
|
4 kr
|
2 kr
|
Ob die Pfarrei den geforderten Betrag
von 3.858 Gulden ersetzt bekam, ist nicht überliefert.
Versteigerung 1836
Im Oktober 1836 (wohl nach der Amtszeit
von Pfarrer Heinrich Baumann) wurde ein Teil des Inventars versteigert.
So schreibt die "Bayerische Landbötin" am 19.Oktober 1836:
84)
|
Bekanntmachung
5039.(2b) Eine ansehnliche Landwirtschaft hat jüngst den ganzen
Viehstand (Hornvieh und Pferde) im Pfarrhof zu Haimhausen käuflich
an sich gebracht. Die übrigen Gegenstände, als Schweine,
ungedroschenes Getraid, Hen, Grummet, Baumanns- und Hausfahrnisse
werden gegen baare Bezahlung am 27. und 28. dieß versteigert.
Haimhausen, den 19.Okt. 1836 |
Abschaffung des Zehents 1848
1848 schaffte der bayerische Staat den Zehent (der zehnte Teil der
Ernteerträge) ab. Dadurch verminderte sich die Einnahme des Pfarrers.
Markus Bogner schreibt, dass in der Hofmark Haimhausen vom Zehent 2/3
die Schlossbesitzer, 1/3 die Pfarrei erhielten.
Maul- und
Klauenseuche 1869
120)
Am 26.8.1969 veröffentlichte das Freisinger Tagblatt eine Warnung,
dass "in der Pfarrhofstallung zu Haimhausen unter dem Hornvieh des
Herrn Pfarrers Mederer die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen ist. Es
seien vom Bezirksamt Dachau die gesetzlichen Vorsichtsmaßnahmen
zur allgemeinen Beachtung angeordnet worden. Mehr
dazu....
Pfarrhof um die Jahrhundertwende
1900
Aus dem 19.Jh. ist mir nicht viel bekannt.
Einer Bekanntmachung des Freisinger Tagblatts vom 23.August 1869
09)
ist zu entnehmen, dass im
Stall des Pfarrhofs wieder die Maul-und Klauenseuche ausgebrochen war:
|
"Amtliches
für Dachau - Bekanntmachung
Maul- und Klauenseuche unter dem Hornviehe des Herrn Pfarrers Mederer
in Haimhausen betr.
In der Pfarrhofstallung zu Haimhausen ist unter dem Hornvieh die Maul-
und Klauenseuche ausgebrochen, und sind die durch § 8 und 14
der Allerhöchstenn Verordnung vom 15.Juni 1867 gebotenen Vorsichtsmaßregeln
angeordnet worden, was hiemit zur allgemeinen Beachtung bekannt gemacht
wird." - Königl.Bezirksamt Dachau - Pitzner" |
Am Ende des Jahrhunderts stand die
Pfarrei aber wieder gut da. Als 1886 Pfarrer Mederer starb, wurden
die Pfründe neu ausgeschrieben.
|
"Einkommen
3786 M 94 Pf, darunter 2268 M aus Kapitalien. Die Lasten sind beziffert
mit 677 M 76 Pf, so daß sich ein Reineinkommen gibt von 3109
M 18 Pf. Die bei der Pfründe vorhandene Ökonomie umfaßt
90 Tagwerk und 69 Dezimale. Die Baulast obliegt dem Pfründebesitzer.
Absitzfristen lasten auf der Pfründe nicht". |
Das Inventar des Bauernhofs einschließlich
des Viehes und der Vorräte befand sich im Besitz des jeweiligen Pfarrers.
Die Erben von Pfarrer Mederer ließen die "gesammten Mobilien
und Moventien" am 19.Januar 1887 versteigern.
11)
Über die Versteigerungsbekannt-machung
des Auktionators erfahren wir den Besitz von Pfarrer Böckl in seiner
Eigenschaft als Landwirt.
Die Anzeige können Sie hier
lesen ....
Der Nachfolger von Pfarrer Mederer,
Pfr. Neureuther, nutzte die 90 Tagwerk aber nicht mehr selbst, sondern
verpachtete sämtliche Grundstücke, ja er räumte mit der
Ökonomie so gründlich auf, dass er anno 1887 Stall und Stadl
abbrechen und den dadurch vor dem Pfarrhaus gewonnenen Platz zu einem
Obstgarten umwandeln ließ, heißt es in der Beschreibung.
Spätere Pfarrer verkauften kleinere und größere Parzellen
der Widdumsgrundstücke (Widdum=Pfarrbauernhof), sodass die
Fläche um 1901 auf 38 Tagwerk geschwunden war. Das Pfarrhaus war
um 1900, also 100 Jahre nach dem Bau, noch in gutem baulichen Zustand.
Lediglich das Stiegenhaus war umgeändert worden. Aber Kaplan Straßer
beklagte die ungünstige Aufteilung des Hauses und die Lage seines
Zimmers:
|
"So groß
und geräumig sich der Pfarrhof von außen präsentiert,
so eng ist er im Innern. Fenster, Türen und Kamine sind fast
samt und sonders so unpassend eingelassen und eingebaut, daß
man die Möbel kaum zu stellen weiß. Das Kooperatorenzimmer
befindet sich im ersten Stock gegen Nord West.Es ist ganz von H.Pfarrer
möblier. Das Zimmer, welches Sommer- und Winterresidenz zugleich
bildet, befindet sich an der vielleicht ungeniertesten Stelle nicht
bloß des Pfarrhofes sondern von ganz Haimhausen. West und Nord,
Zenith und Ost eifern sich, ihm Schnee und Regen.. zuzufügen.
Als einen Ersatz hat der stille Bewohner dieser Zelle die Freude,
im Hochsommer nicht öfters als viermal den Sonnenaufgang zu begrüßen".
|
Pfarrhof um die Jahrhundertwende
2000
1999 wurde das
Pfarrhaus, das durch Feuchtigkeit sehr heruntergekommen war, wieder
aufwändig restauriert (3,2 Mio DM). Im Erdgeschoss ist nunmehr
die Pfarrverwaltung untergebracht; im Obergeschoss ist eine Wohnung
eingerichtet.
Auffällig ist die Fassadenfarbe,
das sog. barocke Rot, das aber eher rosa wirkt. Die vier Hauptmauern
-jedenfalls im unteren Teil- und die Zimmereinteilung stammen noch
aus der Zeit nach dem Brand von 1588, der Putz der Südfassade
und das barocke Treppenhaus aus dem Jahr 1699. Das Pfarrhaus steht
seit 1970 unter Denkmalschutz.
Wenn Sie auch andere Pfarrhöfe im Landkreis sehen möchten,
klicken Sie hier....
|
Fassade
des Pfarrhofs
|
Hans Schertl
Quellen:
01)
Michael Wening, "Historico-topographica descriptio Bavariae", Band
1, 1701
02) Descriptio antiqua omnium Parochiarum
Dioecis Frisingensis, in qua videre licet, quid juris Ordinario Frisingensi,
Electori (Duci) Bavariae, monasterium
Praelatis aliisque patronis competat v. 17.10.1601, Deutinger § 678a
03) Descriptio nova omnium Parochiarum Dioecis Frisingensis
quod jura collationis et patronatus ineunte saeculo XIX.compilata
Deutinger § 678b
04) Königlich-bayerisches Intelligenzblatt
für den Isarkreis 1819 S. 602 (neuer Pfarrer)
05) Königlich-bayerisches Intelligenzblatt
für den Isarkreis 1820 (Pfarrersköchin)
06) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren
Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
07) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches
Handbuch des Königreiches Bayern, S.107, 1852
08) Arthur von Ramberg,Joseph Heyberger,
Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern, Band
5, 1867
09) Freisinger Tagblatt, zugleich
Amtsblatt für Freising, Moosburg und Dachau, 1869 (MaulKlauenseuche,
Jahrgangsstiftung)
10) Anton Mayer, Statistische Beschreibung
des Erzbisthums München-Freising, 1874
11) Versteigerungsbekanntmachung
für das Inventar des Pfarrhofs - Amperbote vom 19.1.1887
12) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des
Königreichs Bayern, 1895
13) Kooperator Hugo Straßer,
Nova et vetera de parochia Haimbhusiaria, 1901 (Pfarrhof, Pfarrerliste)
14) Konrad Beyerle, Übersetzung
der Handschrift Lex Baiuvariorum, 1926
15) Josef Widemann: Die Traditionen
der bayerischen Klöster, 1928, ZBLG 1, S. 225-380 (Einleitungsformeln)
16) Dr. M. Hartig, Die
Kirchen des Dekanats Dachau, 1938
17) Historischer Atlas von Bayern,
Teil Altbayern, Heft 11/12, 1958 (Gerichtstag)
18) Das Zweite Vatikanische Konzil.
Konstitutionen, Dekrete und Erläuterungen. Teil I. 1966 (SC 124
Ambo)
19) Dr.Pankraz Fried, Der Brückenstreit
von Haimhausen im Jahre 1255, Amperland 1966
20) Dr.Gottfried Mayr, Haimhausen
in den Anfängen seiner Geschichte, Amperland 1972 (Aldionen)
21) Dr.Gerhard Hanke, Haimhausen und seine Bevölkerung
im Wandel der Zeit, Amperland 1972
22) Hermann Bauer, Kunstwanderungen in Bayern südlich
der Donau, 1973
23) Dr.Alfred Gleißner, Die
Kirchen der Gemeinde Haimhausen, Amperland 1974 (1698, 1867)
24) Georg Brenninger, Orgeln und
Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/3
25) Max Gruber, Kistler, Schreiner
u.Drechsler aus dem Amperland, Amperl 1975-S.91 (Mall)
26) Dachauer Neueste vom 1.6.1977
27) Dachauer Neueste vom 9.8.1977
28) Dachauer Nachrichten vom 28.2.1979
(Pfarrbücher 1653 /Pfarrhof),
29) Süddeutsche Zeitung, Beilage Landkreis Dachau,
20.4.1979 (Ortsgeschichte)
30) Max Gruber, Bis gegen 1800 im
Amperland wirkende Bildhauer, Amperland 1982/1 (Mutschele, Egid Verhelst)
|
Der Bildhauer JosefBonaventura
Mutschele wurde am 28.8.1728 in Bamberg geboren. Er ging zunächst
bei seinem Vater Georg Mutschele in die Lehre und erhielt eine gediegene
Grundausbildung für das Arbeiten mit Holz und Stein. 1745 war
er in Augsburg in der Werkstatt des berühmten Bildhauers Egid
Verhelst tätig. In dieser Zeit entstanden die Taufsteinfiguren
für die Pfarrkirche in Haimhausen. 1751 ging er nach Straßburg
als Geselle von Stephan Lamy. 1758 verließ er seine Heimatstadt
Bamberg endgültig und heiratete 1759 die Witwe des Bildhauers
Verhelst in Augsburg. Da dessen bereits erwachsene Söhne Placidus
und Ignaz Wilhelm die Werkstatt seit 1749 eigenverantwortlich führten,
übersiedelte Mutschele nach etwa zwei Jahren nach Schweinau
bei Nürnberg, wohin seine Schwester nach ihrer Heirat mit dem
Bildhauer Johann Christoph Berg gezogen war. 1764-68 lebte Mutschele
in Fürth, danach als Schutzverwandter in Nürnberg. 1771
erhielt er den Ruf nach Moskau als Modelleur für die Porzellanmanufaktur
Wirbilky. 1774 übergab er diese Stelle an den Stiefsohn Placidus.
Er selbst wurde in Moskau Bildhauer am Zarenhof. Mutschele starb
um 1778. Felix Lipowski (FN 32))
schrieb dazu im Jahr 1810, also relativ zeitnah: "Vater und
Sohn starben aber daselbst 1778 in der Zeit eines Monats".
|
31)
Trost, Beatrice, "Mutschele" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S.
657-658-Onlinefassung
(Mutschele)
32) Felix Joseph Lipowsky: Von A bis
O Baierisches Kuenstler-Lexikon Fleischmann: München 1810 (Mutschele)
33) Max Gruber, Für Dachau tätige
Architekten und Maurermeister, Amperland 1982/3 (Führer, Peter Schmidt)
34) Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
35) Max Gruber, Bis gegen 1800 im Amperland
tätige Zimmermeister, Amperland 1986 /4 (Aichner, Löhel, Fischer,
Mayr,
JakobÖggl, Pürckh, Stadlberger)
36) Josef Mass, Geschichte des Erzbistums
München und Freising, 1986 (Orgel 873)
37) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen
Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
38) Markus Bogner, Chronik von Haimhausen,
1991
39) Helmut Fachenecker, Wittelsbachische
Kirchenpolitik in der frühen Neuzeit, 1993 (Vis.1560)
40) Unser Dachauer Land, Beilage der
Dachauer Nachrichten vom April 1998 (Weingartner)
41) Dachauer Neueste von 1998
42) Hans Schnell, 2001-2004
43) Grove Dictionary of Art, 2003
44) Dachauer SZ vom 16.9.2003
45) Dachauer SZ vom 24.5.2012 (neue
Renovierg)
46) Dachauer Nachrichten vom 9.9.2003
47) Robert Giersch, Archivalienforschung
zur Geschichte der Schlosskapelle, 2004
48) Georg Brenninger, Die Glocken der
Kirchen im Dekanat Dachau, Amperland 2005/1
49) Sabine Remiger, Münchner Kirchenzeitung
v. 3.9.2006 (Petrus)
50) Das Bayerische Konkordat von 1583,
Klaus Unterburger, 2006 S.170 (Präsentationsrecht)
51) Ausstellung 400 Jahres Schlossareal Haimhausen, 2006
52) Josef Kiening, Überleben im
Dreißigjährigen Krieg, www.genealogie-kiening.de (30jährKrieg)
53) Heinrich und Margarethe Schmidt,
Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst, 2007 (Adlerambo)
54) Dachauer Nachrichten vom 8.1.2007
55) Cornelia Oelwein, Marschrouten der kgl.bayer.Armee
von Bayern nach Triest, Info aus Volksmusikarchiv Obb., 2/2008
56) Dachauer SZ vom 15.11.2008 (Wandmalerei
hinter Seitenaltar),
57) Dachauer SZ vom 8.2.2010 (Deckengemälde)
58) Dr.Eckard Bieger, Das Bilderlexikon
der christlichen Symbole, 2011 (Ambrosius-Vers, Osterfahne, Bauform)
59) Dachauer SZ vom 24.5.2012 (kommende
Renovierung)
60) Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats
München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Buskirche, Zelebr ersetz
Hochaltar)
61) Dachauer Nachrichten vom 17./18.4.2014
(Ölberggruppe)
62) Dachauer SZ v. 31.7.2014 (2017,
OrgelHamburg)
63) Dachauer Nachrichten v. 14./15.8.2014
(Protokoll1698)
64) Ausstellung "Künstler in Haimhausen im Barock
und Rokoko", 2014 (Wening, Verhelst)
65) Jahresstatistik 2014 über
Haimhausen, Dachauer Nachrichten vom 19.1.2015
66) Dr.Mich.Rademacher, Deutsche Verwaltungsgeschichte
1871-1990, www.verwaltungsgeschichte.de/, 2015 (Statistik 33,39)
67) Gemeinde Bergkirchen(Hrsg), Bergkirchen-Ein
Dorf mit Geschichte, 2014 (Statistik 1880)
68) Klaus Peter Zeyer, Die Glocken
von Oberzeitlbach und Unterzeitlbach, Kulturspiegel Altoland, Februar 2015
(Ludwig Will)
69) Siglinde Haaf, Kirchengeschichte
in luftiger Höhe, Landkreisanzeiger Dachau v. 18.4.2015 (Metallnägel,
Holznägel)
70) Bernhard Skrabal, Zum Bauen in
Haimhausen u. Fahrenzhausen, Kath.Pfarrbrief, Herbst 2016 (1687)
71) Schematismus
der Erzdiözese München und Freising, 5.Decanat Dachau, 1823-70
(Pfr.Mederer, Pfr.Baumann, Hofgärtner)
72) Landratsamt Dachau, Blick in die
Kreisgeschichte,
Zugriff 2016
73) Bavarikon,
Kultur und Wissenschätze Bayerns, Zugriff 2016 (Ortschaftszahlen)
74) Martin von Deutinger, Tabellarische
Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
75) Peter Pfister, Von Arbeo zum Internet,
Katalog zur Ausstellung "75 Jahre Diözesanarchiv Mch/Freising",
1999
76) Dr.Klaus Haller, Das Schloß
Haimhausen, ein kunstgeschichtlicher Überblick, Amperland 1972
77) Peter Pfister, Ausstellungskatalog
Oberammergauer Passionsspiele 1999, S.27
78) Bernhard Skrabal, Gemeindeblatt
Haimhausen vom Juli 2017, S.25
79) Vollständiges Ortschaften-Verzeichnis
des Köngreichs Bayern von 1876
80) Bernhard Skrabal, Vortrag am Tag
des offenen Denkmals 10.9.2017
81)
Edgar Krausen, Das Augustinerchorherrenstift in Dietramszell, § 34
Nr.1, 1988 S.222 (1637, 1430)
82) Dachauer Nachrichten vom 14.9.2017
(Renovierung 17)
83) Sigrid Gensichen, Auratisierte
Materie, in: Die Eremitage von Schloss Favorite Rastatt, 2018
84) Die Bayerische Landbötin,
2.Jahreshälfte 1836, München, S. 1138
85) Rudi Kanamüller, Goldener
Glanz für Sankt Nikolaus, Dachauer SZ vom 8./9.12.2018
86) Turmkreuz restauriert, Münchner
Kirchenzeitung vom 16.12.2018
87) Claudia Schuri, "Es strahl
wieder golden", Münchner Merkur Online, 12.12.2018
88) Dr.Joachim Sighart,
Von München nach Landshut: Ein Eisenbahnbüchlein, 1859
89)
Liste der_Baudenkmäler
in Haimhausen
90) Bayerisches
LA für Statistik u.Datenverarbeitung, Bevölkerungsstand in den
Gemeinden Bayerns Stand: 31.12.2010
91) Herr
Simon Hagn, Haimhausen, bei der Segnung der Nikolausfigur
am 6.9.2019
92) Leyla
Yldiz, St.Nikolaus hat seinen Platz gefunden, Dachauer Nachrichten vom
11.9.2019
93) Die
Künstlerin Eva-Raiser Johanson arbeitet mit verschiedenen Materialien.
Schwerpunkt ist die Textilgestaltung.
Ihre Werke stehen u.a. auch im Kindergarten
St. Georg in Hebertshausen, in den Münchener Kirchen Himmelfahrt,
St. Clemens
und St.Barbara sowie in Fürstenfeldbruck
(St. Bernhard).
94)
Dr.Michael
Losse, Das Burgensterben im Dachauer Land, Röhrmooser Heimatblätter
2019
95)
Dr.Peter Dorner, Burgen und Schlösser im Dachauer Land, 1956
96)
Der Isargau, Zeitschrift für Heimatgeschichte und Volkstum,1929,
Heft 2, S.53 ff.
97) Digitales Archiv des Erzbistums
München und Freising; Signatur
BB001/1/1, FS113 (Pfarrerliste)
98) Digitales Archiv des Erzbistums
Mch/FS, Seelenstandsbeschreibung (status animarum), Bd.2 - 1822-1852
99) Dachau -Ansichten aus zwölf
Jahrhunderten, 1976
100)
Hans Kratzer, Von Sommerschnee und Feuersbrünsten, SZ 5./6.1.2021
101) "Von der Geheimehe zum
Kirchenaustritt", Münchner Kirchenzeitung vom 7.2.2021
102)
Leyla
Yildiz / Bernhard Skrabal, Geschichten rund um die St.Nikolaus-Kirche, Dachauer
Nachrichten v. 1.2.2021
103) Michael Mannhardt, Haimhausen-Mittagsläuten
in BR-1 am 29.11.2020
104)
Kath.Volksblatt für das bayer.Oberland - Wendelstein v. 23.01.1903
(Kapl. Wittmann)
105)
Lindauer Tagblatt für Stadt und Land, 22.11.1864 (Graf Carl
v.Butler-Clonebough)
106)
Bayer.Kunst-und Geschichtsnotizen, Beilage
der Augsburger Postzeitung vom 04.08.1858
107)
Nico Bauer, Pfarrei macht sich ein Ostergeschenk, Dachauer Nachrichten vom
8.4.2021
108) Münchener politische Zeitung-mit
allerhöchstem Privilegium vom 3.7.1811 (Brand im Pfarrhof)
109) Drei Tage im Amperthale- Zeitung
Familienschatz - tägliche Unterhaltungsbeilage zum Bayerischen Kurier
vom 18./ 25./ 29./ 31.10.1872
110) Münchner Kirchenzeitung
vom 18.7.2021, Abschnitt Räume /Altar-Weihe
111) Werkschau
des Kunstvereins Pfaffenhofen/Ilm über die Arbeiten von M.Weingartner
1917 bis 1996 vom 12.6.bis 8.8.2021
112) Leyla
Yildiz, Hoher Besuch in Haimhausen, Dachauer Nachrichten vom 12.7.2021
113)
Die Klänge
der neuen Orgel begeistern die Zuhörer, Dachauer
Nachrichten vom 26.5.2021
114)
Bernhard Skrabal, Vortrag am 10.9.2017
und 2021
115)
Im Schauen verwandelt werden, Gemeindeblatt Haimhausen, Juni 2022 (Monstranz)
116)
Repertorium
des topographischen Atlasblattes Dachau, 1824
117)
Mirakelbuch der Bennowallfahrt, Titel: "Warhaffte Beschreibung etlich,
sonderbarer Wunderzeichen vnd Genaden, so Gott
der Allmächtig durch Fürbitt
deß H. Bischoffe Bennonis Anno 1606. vnd 7. Jar, im Fürstl. Stifft
bey vnser lieben Frawen, der
Hauptstatt München gewürcket";
herausgegeben 1608.
118)
Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)
119)
Der
katholische Volksfreund-Wochenschrift für häusliche Erbauung u. Belehrung
des kath.Volkes v. 18.12.1852 (Coop Aigner)
120)
Maul-
und Klauenseuche-Freisinger Tagblatt (Freisinger Wochenblatt) vom 26.08.1869
(Pfarrhof)
121)
Historischer
Atlas von Bayern, Digitale
Bibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek (Hofmark)
122)
Carl Meichelbeck schreibt in seiner "Geschichte der Stadt Freising
und ihrer Bischöfe" 1854:
|
"Im
folgenden Jahre schloß Konrad mit Berchtold, Marschalk von Schiltberg,
mit welchem er wegen Besitz und Zehent von Haimhausen im Zwiste lag,
nachstehenden Kontrakt: Berchtold übergibt dem Bischofe das Schloß
Pysenberg mit allen seinen Gütern und Rechten, und zu diesen einige
Besitzungen in Ottershausen und Haimhausen. Dafür nimmt Berchtold
diese Güter und zwei Zehenttheile von Haimhausen und einige andere
bestimmte Güter vom Bischofe zu Lehen." |
123)
Hans
RÖSSLER, Pfarrer und Kirchenpröpste. Die wirtschaftlichen Grundlagen
der Pfarrseelsorge im 16. Jahrhundert,
Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte
(ZBLG) 64, 2001, S. 135
124) Mittel
aus Inhausen für Umbau in Haimhausen-Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt
von Oberbayern v. 11.07.1878
125) Pfarrbrief
PV Hebertshausen v. 30.05.-20.06.2021 (Seitenaltäre)
126) Joachim Schäfer, Artikel
Korbinian von Freising, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon,
2023 (Geburtsort Korbinian)
127) Pastoralreferent Bernhard Skrabal
und Metallrestaurator Stephan Rudolph in einem Flyer über die Monstranz
von 1747
128) Janina
Lückoff, Für mich kam nie ernsthaft ein anderer Beruf in Frage,
DAH-SZ vom 16./17.5.1998 (Pfr.Probst)
129) https://de.wikipedia.org/wiki/Osterkerze
130) Sigrid Gensichen, Auratisierte
Materie, in: Die Eremitage von Schloss Favorite Rastatt, 2018
131) Pressemitteilung
der Erzdiöze München und Freising vom 8.7.2021
132)
Baierische National-Zeitung-09.12.1814 (Patrimonialgericht zu Ortsgericht)
133) "Vilerley gedenckwürdige
Miraculn - so sich zugetragen von Anno 99 biß ad Annum sexcentesimum
quintum, bey Johann
Abbe zu Fürstenfeld, der
dessen Gottshauß Verwalter und Sorger ist", Bayerische Staatsbibliothek,
MDZ
134)
Münchener Tagblatt vom 28.06.1835 u.Bayer.Landbötin v.27.6.1835
(Brand 1835)
135) "Im 17. und 18. Jahrhundert
galt Augsburg als das Zentrum der Silber- und Goldschmiede. Mehr als 200
Meister dieser Zunft
|
waren
hier ansässig und exportierten ihre Schöpfungen in die gesamte
Welt. Sowohl der österreichische als auch der bayerische Hof
zählten zu den finanzkräftigen Kunden und ließen virtuose
Objekte für ihre Kunstsammlungen kreieren. Aber nicht nur das!
...Der Pinienzapfen wird als Punze zum Zeichen dieser ersten Adresse
für Gold und Silber. Aufgrund dieser Marke und der sogenannten
Meistermarken ist es möglich, heute jedes Objekt exakt seinem
Schöpfer zuzuordnen. " - Quelle:Informationstafel im Schloss
Unterwittelsbach, 2023 |
136)
Digitales-Archiv des Erzbistums-München und Freising, Note
der Kgl.Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern vom
24.7.1895, Nr. 23996, Betreff: Reparatur
der Pfarrkirche Haimhausen
137) Digitales-Archiv des Erzbistums-München
und Freising, Bericht
vom 13.Mai 1842 (neue Kreuzwegbilder)
138)
Digitales-Archiv
des Erzbistums-München und Freising,
Dokument
vom 11.Juni 1866 (neue Glocken)
139)
Digitales-Archiv
des Erzbistums-München und Freising,
Dokumente
vom 1478-1708 (Patronatsrechte)
140)
Patrik
Wehner, Der geheime Schatz der Kirchturmkugeln, SZ vom 22.3.2024 (Turmkugel)
141)
Bernhard
Skrabal, Zwei neue Heilige ziehen ein, Gemeindeblatt Hamhausen, 2022/6 S.19
(Rupert Karbacher)
142)
Eine
Pfarrei mit sechs Kindern, Dachauer Nachrichten vom 4./5.12.1999 (Deckengemälde)
143)
Mittelalter-Wiki, 2022; Projekte.kunstgeschichte.uni-muenchen.de, 22
147 Bilder:
Ortsarchiv Haimhausen (3), Hans Schertl (139), Hubert Eberl (1), Pfarrei
Haimhausen (3)
24.11.2024
weiter
zu ...
Exhortatio ad plebem christianam
(Predigt zu einer Tauffeier in Freising im Jahr 805)
"Hört, liebe Söhne,
die Glaubensregel (= Glaubensbekenntnis), die ihr im Herzen behalten müsst,
da ihr den christlichen Namen empfangen habt. Sie ist das Kennzeichen
eueren christlichen Glaubens, vom Herrn eingegeben und von den Aposteln
aufgestellt. Der Worte sind es nur wenige, aber sie umfassen große
Geheimnisse. Der Heilige Geist hat nämlich den heiligen Aposteln
als Lehrer der Kirche diese Worte in solcher Kürze diktiert, damit
alle Christen verstehen und im Gedächtnis behalten können, was
sie glauben und jederzeit bekennen müssen Denn wie wollte sich einer
einen Christen nennen, der die wenigen Worte des Glaubensbekenntnisses,
durch die er gerettet werden soll, und das Herrengebet, das der Herr selbst
geboten hat, nicht lernen und im Gedächtnis behalten wollte? Oder
wie in möchte jemand für einen anderen den Glauben verbürgen
und versprechen, der diesen Glauben gar nicht kennt? Darum müsst
ihr Kenntnis haben, meine Kinder. Denn solange einer von euch seinem Kind,
das er aus der Taufe gehoben hat, dieses Glaubensbekenntnis nicht verständlich
gelehrt hat, bleibt er an seinem Glaubensversprechen schuldig. Und wer
es versäumt hat, sein Kind zu unterrichten, muss am Tag des Gerichtes
Rechenschaft darüber ablegen. Nun also soll jeder, der ein Christ
sein will, das Glaubensbekenntnis und das Gebet des Herrn möglichst
rasch lernen, und jene, die er aus der Taufe hebt, darin unterrichten,
damit er nicht vor dem Gericht Christi dafür zu Rechenschaft gezogen
werden muss; denn das ist Gottes Gebot, das ist unser Heil und das ist
unseres Herren Auftrag; sonst können wir für unsere Sünden
nicht Vergebung erlangen."
Epitaphe,
die früher in der Kirche angebracht waren
1729
|
Am Chorbogen ist
links die Grabplatte für den Pfarrer Jodok
Neudecker eingemauert, der am 28.5.1729 starb.
Im unteren Bereich des Steines sind ein Kelch, ein Wappen und ein
Totenkopf eingraviert. |
|
16??
|
Nicht datiert werden
kann eine stark beschädigte Grabplatte aus Rotmarmor an der Nordseite
des Altarraums unter dem Oratorium.
Sie stammt aus der Renaissancezeit
und zeigt das schwache Relief eines Priesters. |
|
Neben den Seitenaltären hängen an der Wand zwei barock geformte
kleinere Grabplatten
aus Rotmarmor mit farbigem Wappen. |
|
1759
|
Das Epitaph auf der rechten
Seite wurde für Freiherrn von Preysing 1759 angefertigt.
|
|
1765
|
Links das Epitaph für
den Pfarrer und Dekan Josef
Rucklinger aus dem Jahr 1765.
|
|
Butlersche Grufttafel
|
Aus
schwarzem Marmor besteht das Epitaph für die Graf
Butler'sche Familiengruft. Auf ihr sind Eintragungen aus der
Zeit zwischen 1837 und 1930 zu finden. |
Renovierung
2013-2020
45),
59),
82),
85), 86), 87)
Von 2013-2020
wurde die einsturzgefährdete Kirche für rd. 6 Mio Euro
(davon 85 % Diözese) generalsaniert (unter der Leitung des
Münchner Architekten Ricco Johanson und der Werkstätten
Wiegerling
aus Gaißach).
Die Arbeiten umfassten das Mauerwerk (Stabilisation der Außenwände),
den Dachstuhl, den Turm, die allgemeine Haustechnik (Elektrik
und Heizung) und die Innenraumgestaltung.
Nachdem sich das Dachtragwerk als einsturzgefährdet herausgestellt
hatte, war zunächst innen einen Tragegerüst eingebaut
worden. Neben dem Dachstuhl wies auch der Chorbogen Statikprobleme
auf. Ebenso musste die Turmkuppel statisch ertüchtigt werden.
Alle Dächer wurden neu eingedeckt. Zudem wurden die Fenster
der Pfarrkirche ausgetauscht und die historische Butzenverglasung
wieder eingesetzt. Der komplette Fassadenputz wurde überarbeitet.
Im Inneren der Kirche wurde die für die Ausstattung der Kirche
viel zu hohe Decke abgehängt. Die Doppelempore wurde statisch
ertüchtigt und das Westportal erneuert. Die komplette Raumschale
wurde überarbeitet. Eine Wandheizung wurde eingebaut und
Natursteinarbeiten an den Böden vorgenommen. Zudem wurden
die Bankpodeste erneuert. Die Orgel wurde saniert und um drei
Register erweitert. Die Kosten für die Generalsanierung beliefen
sich auf rund 6 Millionen Euro. Rund 4,78 Millionen Euro davon
trug die Erzdiözese München und Freising bei, rund 840.000
Euro die Kirchenstiftung. Die politische Gemeinde steuerte rund
380.000 Euro bei. 131)
|
Ansicht Jan.2015
|
Die
Kirche sollte ursprünglich Ende 2017 wieder benutzbar sein. Dieser
Termin konnte nicht gehalten werden. Immerhin waren bis Ende 2017
schon der Glockenstuhl neu gebaut, die massiv geschädigte Turmkuppel
saniert und die Empore renoviert.
Am 10.9.2017 (Tag des offenen Denkmals) war im leeren Kirchenschiff
(ohne Gerüst aber immer noch ohne Ausstattungsgegenstände)
eine Kaffeetafel
aufgestellt. Dazu gab es Informationen vom Pastoralreferenten Herrn
Skrabal und der Vorsitzenden des Fördervereins Pfarrkirche, Frau
Donder-Langer über die Verbindung von Schlossherrn und Kirche
und über den Fortgang der Renovierung. (siehe Bild rechts) |
Vergrößerung
durch Klick
|
Am 6.12.2018 (Fest des Kirchenpatrons
Nikolaus) konnte bei trübem Wetter das abschließende
Turmkreuz
auf das vergoldete Ziborium über der Haube aufgeschraubt werden.
Das Kreuz hat zwei Querbalken und ist dem Scheyrer Kreuz nach-empfunden.
Damit war die Renovierung des Turms abgeschlossen. Die Restaurierung
von Kreuz u.Zibo-rium kostete 15.000 Euro, die der Förderverein
Pfarrkirche übernahm.
85).
|
|
Über
eineinhalb Jahre war der Haimhauser Kirchturm wegen Renovierungsarbeiten
komplett eingerüstet. Die undichte Turmhaube wurde mit vorpatiniertem
Kupfer-blech verkleidet, damit die Haube schneller die gewohnte Grünspan-Farbe
annimmt.
86)
"Die Sanierung zog sich etwas hin, weil die Schäden an der
Turmhaube größer waren, als gedacht", erklärt Bernhard
Skrabal. ""Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir
sie wohl mit einem Kran vom Turm gehoben, um die Arbeiten unten zu
erledigen . 87) |
Das Ende der Renovierung
der Kirche war auf den 6.12. 2020 terminiert; der Festgottesdienst
sei -so hieß es- in den Terminkalender von Kardinal Marx für
diesen Tag eingetragen. Wegen
der Covid19-Pandemie wurde der Festgottesdienst mit der Altarweihe
aber doch auf den 10.7.2021 verschoben. Sie können sich die Feierlichkeiten
auf Youtube anschauen, wenn
Sie hier klicken...
Einblicke
in die Baustelle
(Stand Sept. 2020), ein halbes Jahr vor dem beabsichtigten Fertigstellungstermin,
erlauben folgende Videofilme auf Youtube:
Film 1:
Bauimpressionen 1 - Titel:
ohne Schnörkel und Kommentar
Film
2: Bauimpressionen 2 -
Titel: wieder ohne Schnörkel und Kommentar
Film 3: Bauimpressionen 3 - Titel: Skulpturen melden sich "kurz"
zu Wort
Film 4: Bauimpressionen 4 - Titel: Innengerüst wird abgebaut
1
Film
7: Bauimpressionen 7
- Titel: Wiedereinbau der Orgel |
Altarweihe
am 10.7.2021
|