Filialkirche
Heilig Geist in MITTERMARBACH

Navi-Adresse: 85238 Petershausen,
Ortsstraße 7
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
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Beschreibung
Die Ortschaft "Marbach"
wurde schon um das Jahr 900 erstmals erwähnt (als Marchinpah).
Sie gehört seit 1972 zur Gemeinde Petershausen (vorher Gemeinde
Obermar-bach); kirchlich ist sie aber schon von alters her ein
Teil der Pfarrei Hohenkammer.
Eine erste Kirche stand hier schon um 1300. Sie wird in
der Konradinischen
Matrikel von 1315 als Filialkirche von Hohenkammer
"Marbach cum sepulturis" -mit Friedhof- genannt. 01)
Nach alten Überlieferungen soll Mittermarbach vorher sogar
eine Pfarrei gewesen sein. Jedenfalls wurde damit die Forderung
nach einer "eigenen Weihnachtsmette" im 19.Jh. begründet.
07),
18)
Wie so viele Kirchen in unserer
Gegend dürfte die Kirche in gotischer Zeit neu erbaut und in
der Barockzeit (17.Jh.) umgestaltet worden sein 07)
18).
In der Freisinger Matrikel des Bischofs Sunderndorfer von
1524 (Sunderndorfer'sche
Matrikel) 01)
wird erstmals das Patronat
der Mittermarbacher Kirche genannt: "s.Spiritus ;
Sebastiani in Mittermarpach cum sepulturis". Damals hatte
die Kirche noch St.Sebastian als zweiten Patron.
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Heilig-Geist-Loch
im Langhaus
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Visitationsbericht
von 1560 09)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck
des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung
aller Pfarrer und Pfarreien an.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte
durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517)
entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums
zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die
Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse
Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden,
ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten
oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die
Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen
Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Hohenkammer ist auch die Filialkirche
"St.Spiritus in Mittermarpach" kurz erwähnt. Mit
einem eigenem Einkommen (neben dem der Pfarrei) von jährlich 7 Gulden
3 Schilling und 15 Pfennig sowie einem Pfund Wachs gehörte sie aber
zu den ärmeren Kirchen ("ist arm"). Die Kirchenrechnung
wurde vom Landgericht Kranzberg,
dem Pfarrer und dem örtlichen Kirchen-kassier aufgestellt ("Rechnung
nimbt auf gericht Crantsperg sambt pfarrer und zechpröbsten").
In der Kirche stand ein Sakraments-haus mit "ewigem Licht" ("Sacramentsheusl
ist nit wol beschlossen, wirt aber ziemblich beleucht bei tag und nacht").
Ein Sakra-mentshaus war der Hinweis auf die katholische Ausrichtung der
Kirchengemeinde. Anders als die heiligen Öle war aber das Aller-heiligste
liturgisch nicht rein aufbewahrt. Das Taufwasser befand sich in einem
Krug ("Baptismus ist in aim kruegl"). Mit dem Gottesdienst war
man zufrieden ("Wirt aller gottsdinst wie bei der pfarrkirchen verrichten").
An Gerätschaften waren vorhanden:
2 Kelche, davon einer von
Kupfer ("hat 2 kelch, ainer kupferin") mit Corporale, 2 Messbücher,
ein Liturgiebuch, ein zerrissenes Psalmenbuch und drei Messgewänder
("dreu meßgewandt").
Der Bauzustand der Kirche wird unterschiedlich angegeben: Der Kirchenverwalter
hatte bei der Befragung erklärt, die Kirche und das eigene Meßnerhaus
befänden sich in gutem baulichem Zustand ("Mesenhauß ist
sambt dem gotshauß bei guetem paw"). Die Inaugenscheinnahme
des Visitators führte aber zur Bemerkung: "Kirchen ist paufellig.
Sonst kain mangel". Paufellig hatte damals nur die Bedeutung von
reparaturbedürftig.
Schmidt'sche
Matrikel 1738/40 01)
In den Jahren 1738/40 besuchte der Freisinger Kanonikus
Schmidt alle Pfarreien im Bistum und erstellte in der nach ihm benannten
Schmidt'sche
Matrikel. Über Mittermarbach berichtete er, die
Filialkirche sei klein, besitze jedoch eine gute Baustruktur. Sie habe
drei Altäre, die dem Hl.Geist, dem hl.Leonhard und dem hl.Antonius
geweiht seien (wie heute). Gottesdienst werde hier jeden 3.Sonntag
im Monat abgehalten, zudem an den Hochfesten Ostern, Pfingsten, Weihnachten
und am Kirchweihfest, das am Sonntag vor St.Gallus (16.Okt.) gefeiert
werde. Im Friedhof stehe ein Beinhaus. In der Sakristei befänden
sich die notwendigen Paramente (Priestergewänder). Im Turm
hingen zwei Glocken. Das Einkommen der Kirche werde vom Pfarrer aus Hohenkammer
und dem kurfürstlichen Pfleger in Kranzberg verwaltet. Das Vermögen
belaufe sich auf rd. 700 Gulden.
Reparatur
1777
Baureparaturen an der Kirche sowie eine neue Friedhofsmauer erstellte
1777 Mauermeister Johann Rößle(r) aus Hohenkammer für
136 Gulden.
10) Schon
1770 waren neue Kirchenfenster eingesetzt worden: und zwar eines von Rößler,
28)
ein weiteres (aus Eiche) durch Kistler Johann Scheller aus Hohenkammer.
29)
Umbaumaßnahmen im 19.Jh.
Um das Jahr 1800 verfiel die Kirche zusehends. Pfarrer Egger wandte sich
am 18.5.1821 an das Landgericht Dachau, in dem er schrieb, dass
wechselweise in anderen Kirchen Messen, Begräbnisse usw. gehalten
werden müssten, weil die Mittermarbacher Kirche sich in einem höchst
baufälligen Zustande befinde. Sie stehe ohnehin auf einem
"derben Platze, die Mauer bis an die Fenster gelb
und grün angelaufen, für ein Gotteshaus höchst widrig anzuschauen,
keine
Sakristei, der Thurm am feichtesten. Hostien,
die dort aufbewahrt werden, verderben schon nach wenigen Tagen, die
Seitenaltäre gehen ganz aus dem Leime und
aus den Fugen. Um Paramente und Gerätschaften trocken zu halten,
ist eine
Reparatur notwendig."
12)
Die Renovierungsarbeiten wurden zwar bis zu einem Höchstbetrag von
387 Gulden genehmigt, doch die Kosten musste die Kirche selbst aufbringen.
Bei einem Eigenkapital von 40 Gulden war aber an eine sofortige Reparatur
nicht zu denken.
Blitzschlag 1830
Am 27.August 1830 schlug der Blitz in den Turm. Dabei wurden, wie es heißt,
|
"am Sattelturm
das Dach und Nebenzimmer ganz zerrissen, das Kirchendach sehr beschädigt.
Bei der Kirche riß der Blitz Löcher in die Mauer und in
die Gewölbe, beschädigte die Altäre, leckte Gold, Silber
und Lasur von den Verzierungen ab, beschädigte mehrere Gemälde
und die Bretterdecke im Langhaus und zersplitterte Vorrichtungen aus
Holz. Die kleinste Glocke konnte wieder hergestellt werden". |
Die Reparatur kostete 227 Gulden,
die zum großen Teil von der Wallfahrtskirche in Mühldorf finanziert
werden musste, weil Mittermarbach kein Geld mehr besaß. Auch die Gläubigen
wurden zur Kasse gebeten 12)
.
Eine weitere Renovierung erfolgte
1848, nachdem die Kirche am 17.6.1846 bei einem Brand des Nachbarhauses
beschädigt worden war.
1870/71 verlängerte man die vorher 68 Schuh (= 20 Meter)
lange und 24 Schuh (7,20 m) breite Kirche 12)
und fügte an der Ostseite
eine Sakristei an (Maurermeister Joseph Patsch)
07), 11),
18)
Beschreibung
1874
Die Kirche in Mittermarbach ist auch in der Statistischen Beschreibung
des Erzbisthums München-Freising von Anton Mayer aus dem Jahr
1874 enthalten 02)
. In Mittermarbach
lebten 74 Gläubige in 13 Häusern; zu der Filialkirche gehörten
auch 89 Gläubige in Untermarbach.(Im Statistischen Jahrbuch 1868
ist Mittermarbach allerdings mit 84 Einwohnern erwähnt).
17)
Zur Kirche zum Heiligen Geist schreibt
Anton Mayer:
|
"Scheint sehr
alte Kirche und geht die Sage, daß früher hier der Pfarrsitz
gewesen. Jedenfalls wäre dieß vor dem 14.Jahrhundert anzunehmen,
da die Conradinische Matrikel (=von 1315) nichts hievon erwähnt.
Die Kirche gehört der vorgothischen Bauperiode an, wurde aber
später stillosen Veränderungen unterworfen. Geräumigkeit
hinreichend. Sattel-Thurm mit 2 Glocken. Patrocinium an Pfingsten.
3 Altäre. Orgel mit 4 Registern. Gottesdienste an Weihnachten,
Ostern, Pfingsten, Allerseelen und jeden 3.Sonntag abwechselnd mit
Egelhausen und Schlips. Die Bauern (in Mittermarbach) wollen eine
Weihnachtsmesse weil es früher Pfarrkirche gewesen. Stiftungen:
27 Jahrmessen, 8 Quatembermessen (Quatembertage sind Mi, Frei,
Sa nach: 1.Fastensonntag, Pfingsten, 3.Septembersonntag und 3.Adventssonntag)
, 10 Requiem, 6 Libera). Cemeterium (Friedhof) ohne Capelle.
Meßner: ein Gütler, Cantor der Lehrer". Das Vermögen
betrug 1870: rd. 9500 Gulden. |
Renovierungen
und Anschaffungen
1731 Fünf neue Kirchenstühle
von Kistler Johann Müller aus Hohenkammer (8 fl.25 kr) 26)
1741 Reparatur von Kirchenstühlen und
Schnitzen neuer Stuhlwangen 26)
1747 Reparatur der Friedhofsmauer und des
Totenhäusls (Beinhaus) für 5 fl.12 kr. 26)
1770 neue Kirchenfenster, eingesetzt von
Mauermeister Johann Rößle(r) aus Hohenkammer.
28)
1777 Baureparaturen an der Kirche sowie eine
neue Friedhofsmauer, ebenfalls durch Mauermeister Johann Rößle(r)
10)
1778 Reparatur von Turm und Friedhofsmauer
durch Georg Rößle(r) (140 fl.21 kr) 26)
1788 Erneute Reparatur der Friedhofsmauer durch
Georg Rößle(r) (33 fl.) 26)
1830 schlug der Blitz in den Turm
12)
1848 Reparatur nach einem Brand des Nachbarhauses
1870/71 Verlängerung des Kirchenschiffs
12) und Anbau
der Sakristei 07)
1893 Neueindeckung
des -nach Aussage von Agnes Burghardt- vorher noch mit Stroh gedeckten
Kirchendachs
nach dem großen Brand im Ort
30)
1911/12 Altarrenovierung 12)
1915 Renovierungsarbeiten
1930 elektrische Beleuchtung 30)
1980-83 neues
Fundament, Innenputz, Pflaster, Freilegung der Bogenfriese an der der
Südseite des Kirchenschiffs 12)
Erwerb
von zwei neuen Glocken. Erster Zelebrationsaltar, gestiftet von Pater
Josef Königer 30)
Baubeschreibung
Die Kirche liegt inmitten des Dorfes
in einem ummauerten Friedhof. Der Bau wird auf der Nordseite durch drei
Stützpfeiler verstärkt. Die Westseite ist wie üblich bei
barocken Landkirchen, ohne jeglichen Schmuck. Alle Dächer sind mit
rotem Kirchenbiber gedeckt. Kirchenbiber-Ziegel
sind dicker als normale Biberschwanz-Ziegel, haben eine farbige Beschichtung
und sind von hoher handwerklicher Qualität.
Bis zum Brand von 1893 hatte sie
ein Strohdach 30).
Chor: Der Chor an der Ostseite
schließt rechteckig und ist leicht eingezogen.
Er ist an der Stirnseite durch 3 kleine Rundfenster gegliedert.

Rundbogenfries
|
Kirchenschiff: Das Langhaus
ist ein Saalbau zu vier Jochen. Drei davon bilden das alte Kirchenschiff,
das vierte den Anbau vom 19.Jh., der gegenüber dem alten Teil
sowohl in der Breite als auch in der Höhe deutlich eingezogen
ist. Dort liegt auch der Eingang.
Die äußere Südwand des Langhauses schmückt zwischen
den Fenstern ein schönes Rundbogenfries.
Sie befinden sich am alten Teil zwischen den Fenstern. Insgesamt sind
es 10 Bögen. Die Bogenfriese an der der Südseite des Kirchenschiffs
wurden bei der Renovierung 1980/83 freigelegt. |
Sakristei: Die Sakristei
(im Bild oben ganz rechts) ist an den Chor angebaut. Sie ist erheblich
niedriger als der Chor und schließt mit 3 Seiten eines Achtecks.
An ihrer Ostseite ist ein Kruzifix (mit Corpus 80 cm) unter Blechdach
angebracht. Es stammt aus der Zeit um 1900, wurde aber in letzter
Zeit neu gefasst. 18)
An der Südseite steht ein wuchtiger, quadratischer Sattelturm
mit zwei Stützpfeilern
an seiner Basis. Er dürfte aufgrund seiner Lage erst nach
1450 -möglicherweise im Zusammenhang mit einem gotischen
|
Sakristei
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Kirchenumbau- errichtet worden sein.
Er ist in drei Geschosse gegliedert
mit rundbogigen Fensterpaaren
im oberen Teil. Auch der Turm ist mit rotem Kirchenbiber gedeckt. Die Stützpfeiler
wurden notwendig, weil der Turm sich etwas nach Süden neigt.
Im Turm hängen drei Glocken.
- Die älteste stammt aus dem Jahr 1531, wiegt 160 kg und ist auf den
Ton e gestimmt. Sie trägt die Inschrift: "IAR 1531 MARIA
HEISS.ICH"
18) .
Glockenweihe 1983
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Die beiden
jüngeren Glocken
wurden von Rudolf Perner, Passau, gegossen und am 19.November 1983
von Regionalbischof Heinrich Graf v.Soden-Fraunhofen geweiht.
19)
Die Hl.Geist-Glocke trägt die Abbildung einer Heiliggeisttaube
und den Text: "Gib uns Frieden, Herr" (Ton
Cis, 203 kg). Diese Glocke wurde von Franz Hammerl
aus Mittermarbach gestiftet. 19)
Die Hl.Kreuz-Glocke
zeigt ein Kreuzrelief und die Worte: Im Kreuz ist Heil" (Ton h,
315 kg). 12)
.
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Beinhaus
Zwischen den Stützpfeilern
am Turm ist ein Seelenkerker
/ Seelenkeller eingerichtet, in dem sich einige Knochen und Totenschädel
und die Figur einer Betenden befinden 18).
Die Stätte ist ein Erinnerungsort
an das frühere Beinhaus, das natürlich erheblich größer
und auch an einer anderen Stelle eingerichtet war. 1738 wird jedenfalls
ein Beinhaus im Friedhof erwähnt.
Seelenkerker
am Turm
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Hinweis: Für das Beinhaus
gibt es eine Vielzahl von Bezeichnungen:
Karner (lat.carnarium=Fleischkammer), Ossuarium (von os=Knochen),
Beinkeller, Beinkammer, Beingruft, Totenkerker, Seelenkeller (weil
im Karner oft oben eine Kapelle und unten das Beinhaus eingerichtet
war). In Mittermarbach
wird der Begriff Seelenkerker verwendet.
Das Beinhaus war vom Mittelalter bis zum 19.Jh. eine meist an die
Kirche in der Nähe des Eingangs angebaute, zweigeschossige
Friedhofskapelle, in deren Untergeschoss die Gebeine der schon lange
Verstorbenen aufbewahrt wurden, um Neuzugängen Platz zu machen
(Zweitbestattung). Ursprünglich hatte jeder Pfarrfriedhof,
neben an oder unter der Kirche einen Karner. Auf den Synoden von
Münster und Köln (1279/1280) wurden sie zwingend vorgeschrieben.
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Seelenkerker
Inneres
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In
früheren Jahrhunderten war die Lebenserwartung nicht so hoch;
so gab es in Relation zur Bevölkerungszahl mehr Beerdigungen
als heute. Die Friedhöfe waren damals immer um die Kirche herum
angelegt und kaum erweiterungsfähig. Im Jahr 1058 beschränkte
man die Grenzlinien der Friedhöfe auf 60 Schritte im Umkreis
des Altars für Hauptkirchen und 30 Schritte für Kapellen.
Weiter entfernt konnte man sich des Segens der im Altar ruhenden Reliquien
und der Fürbitte des Heiligen nicht sicher sein. So war es üblich,
die Gräber schon nach 5 bis 10 Jahren wieder zu verwenden. Zudem
gab es keine Familiengräber; der nächste Tote erhielt das
frei werdende Grab. Bis ins 12.Jh verscharrte man die ausgegrabenen
Knochen in einer Ecke des Friedhofs. Erst unter dem Einfluss der Zisterzienser
errichtete man als Ort der Zweitbestattung ein Beinhaus und bewahrte
die Gebeine auf diese Weise allen zugänglich und sichtbar auf.
Auf den Synoden von Münster und Köln (1279/1280) wurden
Beinhäuser zwingend vorgeschrieben.
23)
Manche Totenschädel in den Beinhäusern wurden auch bemalt
oder mit Inschriften versehen, um sie der Anonymität zu entreißen.
Karner waren besonders in Bayern, Österreich und Ungarn verbreitet;
sie standen an katholischen und protestantischen Gotteshäusern.
In den letzten hundert Jahren wurden die Karner abgerissen bzw. in
Lourdeskapelle, Abstellräume oder Vorhäuser umgewandelt.
In manchen Kirchen wie hier in Mittermarbach erinnert aber noch eine
Nische mit einigen Totenköpfen an die frühere Trauerkultur.
Die aufgestapelten Gebeine sollen die Kirchenbesucher an die Vergänglichkeit
des Menschen ermahnen. |
Sonnenuhr
Oberhalb der Stützpfeiler, die dem Kirchturm Halt geben, ist
an der Südseite des Turms eine bei der letzten Renovierung gut
erneuerte Sonnenuhr angebracht.
mehr über Sonnenuhren an den Kirchen des Dachauer Landes finden
Sie hier... |
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Denkmalschutz
Die
Kirche steht unter Denkmalschutz und ist im Denkmalatlas des Bayerischen
Landesamtes für Denkmalpflege und in der Liste der Baudenkmäler
in Petershausen 34)
eingetragen Darin wird sie
wie folgt beschrieben: "Ortsstraße 7, Aktennummer: D-1-74-136-11
Saalbau mit eingezogenem Chor, dreiseitigem Schluss und Satteldachturm
im südlichen Winkel, im Kern spätmittelalterlich, im 17. Jahrhundert
verändert, 1870/71 durch Joseph Patsch nach Westen verlängert;
mit Ausstattung"
Innenausstattung

Die Hl-Geist-Kirche ist ein vierachsiger
Saalbau.
Der Chor vorne und er Anbau hinten sind leicht eingezogen. Sechs segmentbogige
Fenster (zwei nördlich und vier südlich) und ein barockes Oval-Fenster
erhellen den Raum. In der Ostseite zwei kleine Okuli, an der Westseite
ein Lichtschlitz.
Der Fotograf Tibor Hlozanek hat
vom Innern der Kirche ein 360-Grad-Panorama-Foto aufgenommen und ins Netz
gestellt.
Wenn Sie es sehen möchten, klicken
Sie hier...
Altarraum
Der rechteckige
und um eine Stufe erhöhte Altarraum wird von einem barockisierten
Netzgewölbe überdeckt,
das auf flachen Wandpfeilern aufliegt.
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Die -noch in den
Kunstdenkmalen von 1895 erwähnten- 18)
Rippen und Schlusssteine sind
aber abgeschlagen. Der Fußboden ist mit Solnhofener Platten
belegt.
Der Chorbogen ist mit marmorierten Feldern bemalt. |
Choraltar
Der barocke Hochaltar
ist ein portalartiges Säulenretabel mit zwei Säulen und Assistenzfiguren
auf Sockeln unter Baldachinbögen. Die Säulen sind mit Engelsköpfen
und Fruchtgehängen verziert. Der teilvergoldete und marmorierte Altar
aus Holz wurde in der Zeit um 1665 gefertigt
07) und
im Jahr 1666 von Johann
Schreiber aus Freising gefasst. Der Freisinger Hofmaler Johann Schreiber
war auch in Fahrenzhausen (1660), Biberbach (1661), Kleinberghofen (1663),
Mühldorf (1658) und im Freisinger Dom (1622) tätig
26).
Die Säulen sind mit Engelsköpfen und Fruchtgehängen versehen.
Der Stipes, der auf seitlich leicht vortretenden Säulensockeln ruht,
ist sarkophagartig verkleidet.
Choraltaraufsatz
Der in etwa quadratische,
mit Fruchtschnüren verzier-te Auszug/Aufsatz
enthält eine ovale Nische mit dem versilberten Holzrelief einer
Heilig-Geist-Taube im Strahlenkranz. Auszug ist nach oben mit einem
Sprenggiebel geschlossen, in dessen Öffnung eine Strahlenmonstranz
mit dem IHS-Zeichen steht.
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Hl.Geist-Taube im Auszug
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Zwei große
Sprenggiebel begleiten den Auszug. Darauf lagern zwei Englein, deren
erhobene Hände wohl die Verehrung des Hl.Geistes darstellen sollen.
Unter dem Auszug ist eine Kartusche angebracht mit dem Text "Kom.heil.Geist".
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Altarblatt
Das
171x125 cm 18)
große Ölgemälde
aus dem Jahr 1670 zeigt eine großfigurige Pieta, die Darstellung
der Beweinung Christi
nach der Kreuzabnahme.
Wer es gemalt hat, ist nicht bekannt. Genannt wird ein "nicht
bekannter Maler aus München"; auch der o.g. Fassmaler Johann
Schreiber wird als möglicher Künstler erwähnt 18).
Das Bild wurde jedenfalls nicht für Mittermarbach geschaffen,
sondern war ursprüng-lich als Vesperbild für einen Seitenaltar
in der Pfarr-kirche Hohenkammer bestimmt
07)
("Vesper-Bild oder Blat in den Seithen-Altar") 03)
|
Choraltarblatt
Beweinung Christi - 1670
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Im Bild ist zentral der tote
Jesus abgebildet. Maria zieht den ohne Wunden dargestellten Leichnam
an den Schultern zu sich herauf.
Die Gottesmutter ist in das für sie typische rot-blaue Gewand
gekleidet. Sie hält das sog. Tränen-tüchlein in ihrer
Hand.
Zu beiden Seiten stehen zwei Personen mit gefal-teten Händen,
wohl der Evangelist Johannes und Maria Magdalena (mit Salbbüchse
zu ihren Füßen). Sie blicken mit großer Betroffenheit
auf die Szene.
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Assistenzfiguren
St.Laurentius
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Zu beiden Seiten des Altarbildes
stehen auf Postamenten die Figuren der heiligen Diakone Laurentius
(mit Feuerrost) und Stephanus
mit Märtyrerpalme). Beide sind mit den kurzärmeligen Diakonsgewändern
bekleidet. Die Figuren sind mit Metallfarbe gefasst.
Hinweise: Laurentius
war um das Jahr 250 einer der sieben Diakone in der Stadt Rom. Er
sollte im Auftrag des Papstes den Kirchenschatz unter den Leidenden
und Armen austeilen. Kaiser Valerian erhob Anspruch auf diese Schätze;
als Laurentius sie nicht an ihn herausgab, ließ er ihn mit
Bleiklötzen schlagen, zwischen glühende Platten legen
und befahl schließlich, den Unerschüt-terlichen über
stetig unterhaltenem Feuer auf einem Rost langsam zu Tode zu martern.
Deshalb wird Laurentius mit dem Rost abgebildet.
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St.Stephanus
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Stephanus
war einer der ersten Diakone der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem,
die neben der Glaubensverkündigung auch für die sozialen
Belange der Gemeinde zuständig waren. Sie hatten den Rang von
Gemeindeleitern, die in ihrer Bedeutung nahe an die Apostel heranreichten.
Durch eine seiner Predigten geriet Stephanus mit den Juden in Konflikt.
Sie brachten ihn vor den Hohen Rat. Die in Apostelgeschichte 7, 2-53
wiedergegebene, eindrucksvolle Rede belegt, dass Stephanus noch vor
Paulus den universellen Anspruch des Christentums verkündete.
Stephanus wurde als Lästerer verurteilt und von der aufgebrachten
Menge gesteinigt. Stephanus sah den Himmel offen, kniete, seinen Widersachern
vergebend, im Gebet nieder und starb. Stephanus' Steinigung war der
Auftakt zu einer großen Christenverfolgung in Jerusalem. |
Tabernakel
Der Tabernakel
ist von zwei gedrehten Säulchen gerahmt und besitzt eine Glastüre.
Er besteht aus Holz und ist marmoriert. |
Tabernakel 18.Jh
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Auf dem Tabernakel
steht -auf hohem, marmorier-tem Sockel- das Altarkreuz aus der Mitte
des 18.Jh. Der 30 cm hohe Corpus ist mit einem vergoldeten Lendentuch
versehen. 18)
Der Raum hinter der Glastüre ist mit bedrucktem Stoff in Kreuzform
verkleidet. |
Kreuzreliquien-
monstranz
|
Darin steht beim
Gottesdienst eine wunderschöne Kreuzreliquienmonstranz
(Authentik 1736)
03) . Sie wird nur zu Gottesdiensten und
besonderen Anlässen in die Kirche gebracht. Die Monstranz besteht
aus Messing, ist versilbert und vergoldet. Die Verzierungen (Blattrelief
und vier Silberappliken mit je einem Stein) sind in Treibarbeit erstellt.
Die Monstranz besitzt einen ovalen, gewölbten Fuß mit C-Bögen.
Der
Nodus ist vasenförmig. Das Kreuz hat Dreipass-Enden, die ebenfalls
mit Gittermustern aus C-Bögen, Ranken und je vier Steinen besetzt
sind. Dazwischen Strahlen.
In der Kreuzmitte befindet sich ein ovales Sichtfenster.
Darin ist eine Kreuzpartikel in Kloster-arbeit angebracht.
Daneben birgt die Monstranz noch weitere Reliquien. Von welchen Heilige
sie stammen, steht auf den Cedulae, den kleinen Pergamentzettelchen:
|
Reliquien hinter
dem Sichtfenster
|
"S.Joseph, ,S.Apol.V.M., S.Sebastiani
M, De Io.B.V.M., Catherine V.M, S.Barbare V.M."
In die rückwärtige Verschlussplatte sind das IHS-Zeichen mit Kreuz
und Herz in einer Rocaillekartusche graviert. Die Monstranz ist 30,5 cm
hoch. 18)
Neben dem Tabernakel stehen auf
der Mensa vier frühklassizistische Leuchter aus der Zeit um
1780. Sie bestehen aus Messing und sind versilbert. Die Verzierung aus
Blattkranz, Schleife und Kettenmuster sind in Treibarbeit erstellt. Der
Fuß mit einem Holzkern ist dreiseitig.
Zelebrationsaltar
Am Pfingstmontag 2015 erhielt die Kirche
einen neuen Zelebrationsaltar
(Volksaltar), der den einfachen Tisch-Altar von 1983 ersetzte
Der
quadratische Altartisch (Mensa) besteht aus einer Natursteinplatte
mit 85 cm Seitenlänge. Getragen wird die Mensa von einer Säule
und vier Bronzestützen, die sich oben dreifach verteilen. Die
12 Stützen-Enden erinnern an die 12 Apostel. Eine vergoldete
Säule in der Mitte symbolisiert Christus. "Es handelt sich
also um eine stilisierte Darstellung des letzten Abend-mahles - Jesu
im Kreise seiner Jünger", heißt es in einer Pressemitteilung
des erzbischöflichen Ordinariats.
14),
15), 16)
Die Altarweihe nahm Weihbischof
Bernhard Haßlberger vor. |
Zelebrationsaltar 2015
|
Gestiftet
wurde der Altar vom Pallottinerpater und Ruhestandspfarrer Josef Königer,
dessen Bruder auf dem Mittermarbacher Friedhof begraben liegt und
der auch für sich schon ein Grab hier anlegen ließ. Neben
dem Altar stiftete Königer auch den Ambo, einen Osterleuchter
sowie zwei Altarleuchter, die -wie der Altar-vom Kunstschmied Bergmeister
aus Ebersberg angefertigt wurden.
Nach der Altarweihe feierte die Gemeinde ein Dorffest auf dem Hof
der Fam.Liebl.
13)
|
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Der Kunstschmied Bergmeister
wurde am 28.11.1927 in Ebersberg geboren. Nach der Schmiedelehre
besuchte er die Meisterschule für Kunstschmiede in München.
Er war sehr sozial engagiert, gründete eine Ausbildungswerkstatt
im Metallhandwerk für arbeitslose Jugendliche und leitete viele
Fortbildungskurse. Seine Werke finden wir im Freisinger Dom, in
der Münchner Liebfrauenkirche, an der Neuen Pinakothek, in
der Klosterkirche Indersdorf, in der Klosterkirche Karmel in Dachau
und auf vielen Friedhöfen ganz Europas. Das schwerste Kreuz
wiegt zwölf Tonnen, und wurde auf einer Gedenkstätte in Maleme auf
Kreta aufgestellt.
Von bleibendem Wert ist auch das Grabkreuz-Museum, dem Bergmeister
viel Zeit widmete, und in dem er lange Jahre den Besuchern die heimische
Bestattungskultur nahebrachte, bevor schmiedeeiserne Kreuze nach
und nach von Grabsteinen verdrängt wurden.
32) Bergmeister
wurde mit vielen Preisen und Medaillen ausgezeichnet. Er war Ehrenbürger
der Stadt Ebersberg, zudem Träger des Bayerischen Verdienstordens
und des Bundesverdienst-kreuzes sowie des päpstlichen Silvesterordens.
Am 19.3.2019 ist Manfred Bergmeister in Ebersberg
verstorben. 31)
Den Kunstschmiedebetrieb leitet nun sein Neffe Matthias Larasser-Bergmeister.
10)
|
weitere
Figuren und Kunstwerke im
Altarraum
An den Chorwänden stehen auf
Podesten:

St.Sebastian
|
-
eine Figur des hl.Sebastian
am Marterbaum. Die Figur wurde 1720 vom Hofbildhauer Franz
Anton Mallet aus
Freising geschnitzt 08),
27). Sie
ist sehr gut gefasst.
Hinweis: Sebastian soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier
der kaiserlichen Garde gewesen sein. Auf Befehl des Kaisers Diokletian
wurde er wegen seines Glaubens mit Pfeilen durchschossen. Er erholte
sich aber durch die Pflege der Witwe des Märtyrers Kastulus,
bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen
erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet
worden sein. Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und
-der Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt.
|

St.Georg
|
- ein barocker
volkstümlicher St.Georg
mit bunten Federn auf dem Kopf, als Drachentöter (1.Hälfte
des 18.Jh.) 18).
Hinweis: Georg war Soldat des römischen Heeres zur Zeit
Kaiser Diokletians und wurde um ca. 304 in Nikodemien oder Lydda enthauptet.
Bei uns wird der hl. Georg vor allem als Patron der Pferde verehrt
(Georgiritt). Meist wird er als Ritter dargestellt, der einen Drachen
tötet. Nach der Legende hauste in einem See vor der Stadt Silena
in Lybia ein Drache, dem die Einwohner täglich Lämmer und
später Kinder opfern mussten. Da erschien St.Georg, nachdem er
alle Martern überstanden hatte, gevierteilt und vom Erzengel
Michael wieder zum Leben erweckt worden war. Als der Drache auftauchte,
schwang Georg mit dem Zeichen des Kreuzes die Lanze und durchbohrte
das Untier, das zu Boden stürzte.
|
An der rechten
Chorwandseite sind zwei Tafelreliquiare
( 73 x 43 cm) 18)
angebracht.
Sie stammen aus der Zeit um 1780 18),
bestehen aus versilberten Messing und wurden im Formen-reichtum des
frühklassizistischen Stils gearbeitet. Die Verzierungen (Blüten
und Fruchtkorb) wurden in Treibarbeit hergestellt. Die Form ist geschwungen,
oben spitz zulaufend. Die Reliquiare besitzen große Sichtfenster,
die von Schuppen- und Kettenleisten gerahmt sind. Die Sockel sind
mit Mäandern
und Schleifen geziert.
Hinter den Sichtfenstern befinden sich auf einem Untergrund von rotem
Stoff mit Goldborte ein
Herz Jesu aus Messing, versilbert und vergoldet. Im anderen Reliquiar
ein ebenso ausgestattetes Herz Mariä mit Schwert. |
Tafelreliquiare 1780
|
Langhaus/Kirchenschiff
Das Kirchenschiff ist flach gedeckt.
Die Decke ist nicht bemalt. In der Nähe des Chorbogens ist das sog.
Heilig-Geist-Loch
mit aufgemalter Taube (Bild siehe oben) angebracht, aus dem früher
an Pfingsten eine Holztaube herabgelassen wurde, als handfestes Sinnbild
für das Pfingstwunder.
|
Nach
Manfred Burghardt sollen einmal zwei Jugendliche vorgeschlagen haben,
statt der hölzernen eine lebende Taube durch das Heilig-Geist-Loch
in das Kirchenschiff fliegen zu lassen. Am Abend vor dem Festgottesdienst
brachten sie die Taube in einem Weidenkorb ins Kirchendach neben
das Loch. Doch als der Ministrant am nächsten Tag während
des Gottesdienstes hinaufging, um auf das vereinbarte Stichwort
des Pfarrers hin die Taube fliegen zu lassen, stellte er fest, dass
ein Marder in der Nacht die Taube gefressen hatte. Deshalb schrie
er durch das Loch: "Den Heiligen Geist hat der Marder gfressn"
30)
|
Seitenaltäre

Linker Seitenaltar
St.Leonhard |
Die schräg
gestellten, spätbarocken Seitenaltäre aus dem Jahr 1720
11) 18)
sind zweisäulige
Retabel. Sie bestehen, wie die meisten Altäre, aus Holz und sind
marmoriert, d.h. von einem Fassmaler mit Marmormuster bemalt. Diese
Marmorierung ist nicht nur ein Ersatz für echten Marmor. Die
Bemalung sollte im Gegenteil ein schöneres Muster erzeugen als
es die Maserung eines echten Marmors zeigt. Häufig war die Fassung
auch teurer als echter Marmor. 20)
Der Stipes
ist gemauert mit rundbogiger Öffnung, die tief bis zur Außenmauer
reicht. Beide Altäre haben im Zentrum Altarblätter, flankiert
von glatten, marmorierten Säulen. Auf dem Gebälk sitzt der
Altarauszug mit Ovalbild und kleinen seitlichen Flammenvasen. Auf
der Mensa, dem Altartisch, stehen Heiligenbilder. |
Rechter Seitenaltar
St.Antonius
|
Die Seitenaltäre sind Gemeinschaftswerke
des Kistlers Andreas Ströber 05)
aus Kranzberg, des Hofbildhauers Franz Anton Mallet
aus Freising 18)
und des Fassmalers Thaddäus
Karpf
(Kärpf) 08),
12) , ebenfalls aus Kranzberg,
die im gleichen Jahr auch den Choraltar in Oberhausen erstellt haben.
Ellisabeth Mecking spricht davon, dass 1719 nur ein Seitenaltar (für
60 Gulden) beschafft worden sei 12)
Die Seitenaltäre wurden in den
Jahren 1877-1880 renoviert. 12)
|
Hinweis: Die Bezeichnung
Fassmaler hat nichts mit Fässern zu tun; Fassmalerei ist vielmehr
das farbige "Fassen" = Bemalen bzw. Vergolden von Stein- und Holzplastiken,
um sie zu schmücken und zu konservieren. Das Holz wird vor dem
Fassen mit Gips- oder Kreidegrundierung oder mit Leinwand überzogen,
gelegentlich auch direkt mit Ölfarbe bemalt. Bis zum Beginn der
Spätgotik wurden die Skulpturen von den Bildhauern meist selbst
gefasst. Später, bis einschließlich des Rokokos, waren
spezielle Fassmaler tätig. Danach übernahmen wieder die
Bildhauer das Fassen. Die Fassmaler waren hochgeachtete Künstler.
Aus alten Rechnungen ist zu ersehen, dass sie höhere Beträge
erhielten als die Bildhauer; der Grund dafür dürfte
aber auch auf das von den Fassmalern zugekaufte, oft kostspielige
Material zurückzuführen sein. |
Linker
Seitenaltar
Altarauszug
Das Ovalbild im Altarauszug des linken Seitenaltars zeigt die hl.
Apollonia, die in der Hand eine Zange mit einem Zahn hält.
Über dem anderen Arm liegt ein großer Palm-zweig, dem Symbol
für Märtyrer. |
St.Apollonia im Altarauszug
|
Hinweis: Die Heilige
wurde der Legende nach wegen ihres Glaubens bei der Christenverfolgung
in der 1.Hälfte des 3.Jh gemartert. Bischof Dionysius berichtete,
dass ihr die Zähne ausge-schlagen und die Kinnlade zertrümmert
wurde. Deshalb wird sie häufig mit Zahnarztutensilien abgebildet.
|
Altarblatt
Auf dem Altarblatt ist der hl.
Antonius mit dem Jesuskind und Engeln abgebildet. Das 143
x 95 cm große Bild (Ölgemälde auf Leinwandunter-grund)
wurde
zwar im barocken Stil gemalt, stammt aber aus dem 19.Jh. 18)
Antonius kniet vor einem mit grünem Tuch ver-hüllten Lesepult,
auf dem 2 geöffnete Bücher liegen. Auf den davor stehenden
Stuhl sind zwei Madonnenlilien gelegt. Auf einem der Bücher steht
das Jesuskind und schmiegt sich an den überraschten Heiligen.
Antonius ist mit dem Ornat der Franziskaner bekleidet. Drei Engel
und vier Cheruben umschweben die Szene.
|
Altarblatt
Vision des hl.Antonius
|
Der Heilige lebte im 13.Jh
und war ein begnade-ter Redner, der sich gegen die Sekten der Ka-tharer,
Albigenser und Waldenser wandte. Seine Fastenpredigten in Padua
1231 hatten einen sensationellen Erfolg: Die ganze Region schien
wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene Familien
versöhnten sich, Diebe ga-ben das gestohlene Gut zurück,
unrecht mäßige
und überhöhte Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet.
Bis heute gilt in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand
mit seinem Leben und seiner Freiheit für eine Schuld haften
solle, sondern nur mit seinem Eigentum. Das Jesuskind auf seinem
Arm ist Hinweis auf
|
|
eine seiner Visionen,
die er beim Bibellesen hatte. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden
verlorener Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron
der Schlamperer". Dies geht auf zwei Legenden zurück: Als ihm
ein Manuskript gestohlen worden war, betete er so lange, bis der Dieb
damit zurückkehrte. Schöner ist die zweite Legende, nach
der er einem Geizhals half sein Herz zu suchen und es in einer Geldtruhe
fand.
|
Petrusbild
am Altar
In der Sockelzone vor dem Altarblatt steht ein separates Bild mit
dem Thema "Schlüssel- übergabe
an Petrus" (um 1770/80).
18)
Petrus und Jesus werden halbfigurig dargestellt. Der Rahmen des Bildes
ist mit Blätterdekor und den Buchstaben "S.P"(etrus)
versehen.
|
Schlüsselübergabe
an Petrus
|
Der
Himmelsschlüssel in seiner Hand, erinnert an die Aussage Jesu
"Dir werde ich die Schlüssel des Himmelreiches geben". Diese
sog.Himmels-schlüssel, die der Künstler der Petrus-Darstel-lung
in die Hand drückte, haben den Heiligen im Brauchtum zum Himmelspförtner
gemacht. In der christlichen Symbolik repräsentieren die Schlüssel
aber die Vollmacht, zu lösen und zu binden. Deshalb die beiden
Schlüssel. |
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Nach
Matthäus16,19 sagte Jesus zu Petrus: "Dir will ich die Schlüssel
des Himmelreiches geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden
sein im Himmel, und was du lösen wirst auf Erden, wird gelöst
sein im Himmel". Diese Vollmacht wurde in weiterer Folge auf den Kreis
der Jünger und den Klerus übertragen. |
Neben dem Petrusbild stehen zwei
Leuchter auf der Mensa. Sie stammen aus dem Ende des 19.Jh und bestehen
aus Zinn 18).
Der Schaft ist gedreht, der
Fuß dreiseitig gestaltet und mit Kreuzrelief versehen.
Rechter Seitenaltar
Altarauszug
Im Auszug des rechten Seitenaltars wird die hl.Barbara
mit Krone auf dem Haupt darge-stellt. In der linken Hand hält
sie einen Kelch mit Hostie, in der rechen die Märtyrerpalme;
im Hintergrund des Bildes ist der Barbaraturm zu sehen (um 1720).
18) |
St.Barbara im Altarauszug
|
St. Barbara
ist eine legendäre Person. Das bildschöne Mädchen soll
von ihrem heidnischen Vater, dem reichen Dioskuros von Nikomedia,
während einer längeren Geschäftsreise in einen Turm
geschlossen worden sein, um sie am Heiraten zu hindern. Barbara ließ
im Turm ein Bad bauen, aber nicht wie vom Vater angeordnet mit zwei,
sondern mit drei Fenstern, als |
|
Zeichen der Dreieinigkeit.
Als der Vater zurückkam und merkte, dass sie Christin geworden
war, ließ er sie geißeln, mit Keulen schlagen, die Brüste
abschneiden und mit Fackeln brennen. Vor dem Tod bat Barbara Gott,
dass alle, die der Passion Christi gedenken, vom Gericht Gottes verschont
werden. Schließlich enthauptete der Vater die Tochter selbst,
worauf er von Blitz getroffen wurde. Barbara gehört zu den 14
Nothelfern. Sie ist Patronin der Bergleute und -wegen des präzisen
Blitzschlags- der Artilleristen. Der Kelch in ihrer Hand versinnbildlicht
die einem Sterbenden gereichte letzte Kommunion (Viatikum) und verweist
auf ihre Funktion als Sterbepatronin.
|
Altarblatt
Der rechte Altar ist ein Leonhardsaltar und dem Bauernpatron St.
Leonhard geweiht. Der Heilige ist auf einem Gewölk dargestellt,
in den Händen den Abtsstab und die Ketten. Umgeben ist er von
sieben Putten.
Unter ihm ist eine bäuerliche Landschaft zu sehen, mit Rindern,
Pferden, Schafen, einem Hirten und einem Reiter.
Auch dieses 143 x 95 cm große Ölbild wurde -wie sein Pendant
links- im barocken Stil gemalt. 18) |
St.Leonhard in der Glorie
|
Hinweise: Leonhard
(in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler
und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte
er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I., dass viele
von ihnen freigelas-sen wurden. Deshalb galt er ursprünglich
als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen
- und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete;
nach der Reformation wurde er Schutzpatron der Haustiere, weil man
die Ketten, mit denen er abgebildet wurde, als Viehketten deutete.
|
Madonnenbild
am Altar
In der Sockelzone vor dem Altarblatt steht ein separates Madonnen-Bild
aus der Zeit von 1770/80. Es zeigt die halbfigurige Muttergottes nach
dem Motiv des berühmten Madonnenbildes von Sassoferrato.
Das um 1640 entstandene Originalbild mit dem Titel "The Virgin
in Prayer" (73 x 58 cm) hängt in der National Gallery in
London. 21)
|
Muttergottesbild
von Sassoferrato
|
Giovanni
Battista Salvi (1609-1652), nannte sich nach seinem Geburtsort
Sassoferrato Er war ein italienischer Maler des Barockzeitalters.
Salvi malte fast ausschließlich Madonnen; betende und solche
mit dem schlafenden Kind. Seine Bilder zeigen eine innige und wahre
Empfindung und sind mit Sorgfalt in hellen Farben gemalt. Werke von
Sassoferrato hängen in vielen Kirchen und Galerien Italiens.
22)
|
Kirchenbänke
Das Laiengestühl aus
Eichenholz (je 8 Bankreihen vorne, weitere im Anbau) stammt aus neuerer
Zeit und wurde wohl bei einer der letzten Renovierungen eingebaut.
Aus alten Kirchenrechnungen geht hervor, dass 1731 und 1741 das damalige
Gestühl durch Johann Müller, Kistler in Hohenkammer, erneuert
wurde. Dabei schuf er neue Stuhlwangen, die leider nicht mehr erhalten
sind.

per Mouseklick auf die Einrichtung zur Beschreibung
Figuren-
und Bilderausstattung
03)
Zur weiteren Ausstattung
im Kirchenschiff gehören:
Ein
Kruzifix aus der
Zeit um 1500, das im westlichen Teil des Kirchenschiffs hängt.
Der Corpus ist aus Holz und farbig ge-fasst. Das Gesicht dürfte
in späterer Zeit überarbeitet worden sein. 18)
Zwei Tafelbilder
(19.Jh.) 18)
neben dem Kruzifix stellen die Qualen der Armen Seelen vor Augen.
Die 72 x 57 cm großen Bilder wurden mit Ölfarbe auf Holzunter-grund
gemalt.
|
 
Allerseelenbilder und gotisches
Kruzifix
|
Auf
dem rechten Bild sind zwei Frauen und ein Mann in den Flammen zu se-hen.
Im oberen Bildteil die Hoffnung der armen Seelen, das Kreuz und das
Herz Jesu.
Darunter folgender Text:
"O Ihr unsere Freunde, wie könnt ihr so hart Herzig sein,
das ihr nicht mit gute wercke, und Bette, lindert die Pein" |
|
Im linken Bild
schmachten fünf arme Seelen im Fegefeuer. Auch für sie ist
der Trost bereit in Form von Kelch und Hostie. Der Text lautet:
" Ach ! denket doch an unsere schmerzliches Leiden, und helffet
uns bald, zu den Himmlischen Freuden".
|

St.Ottilia
|
- die Figur von
St. Ottilie. Sie ist in
spätgotische Tracht gekleidet und trägt ein Buch mit darauf
liegendem Augenpaar (Holz gefasst, um 1470 18)).
Die Statue steht in einer vergitterten Nische; sie ist uneinheitlich
gefasst, d.h. mehrfach teilrenoviert.
Hinweis: Odilia (660-720) aus dem Elsass war Äbtissin des nach
ihr benannten Klosters Odilienberg. Die Legende berichtet, dass ihr
Vater seine blind geborene Tochter Odilia töten lassen wollte,
die Mutter Bethsvinda sie aber retten konnte und durch eine Amme in
das Kloster "Palma" - wohl das heutige Baume-les-Dames - bringen ließ.
Dort wurde Odilia das Augenlicht geschenkt, als der durch einen Engel
zu ihr gewiesene Wanderbischof Erhard von Regensburg sie taufte. Ein
Kelch, aus dem Ottilia die letzte Kommunion empfangen hatte, wurde
noch 1546 auf dem Odilienberg gezeigt, lange Zeit gab man den Pilgern
aus ihm zu trinken. Auf dem Odilienberg liegt Odilia bestattet; er
gilt als der "heilige Berg des Elsass", Odilias Grab ist einer der
bedeutendsten Wallfahrtsorte in Frankreich. Gedenktag: 13. Dezember
mehr über St.Ottilie und ihre Verehrung im Dachauer Land finden
Sie hier ......
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Bischof Lazarus
v.Bethanien |
-
An der Nordwand steht die spätgotische 18)
Figur eines heiligen Bischofs in vollem Ornat mit einem offenen, hochgestellten
Sarg an seiner Seite. Man nimmt an, dass es sich um eine Darstellung
des Lazarus von Bethanien
handelt, der von Jesus von den Toten auferweckt wurde (Joh.11,1-45)
und als Bischof von Marseille in Südfrankreich gestorben sein
soll. Die Figur dürfte in späterer Zeit überarbeitet
und neu gefasst worden sein. Im Jahr 2015 machte sich der Holzwurm
bemerkbar. Seine Hinterlassenschaften (Holzmehl) sind deutlich am
Fuße der Figur zu sehen.
Hinweis: Lazarus war der Bruder von Maria und Martha, ein Freund Jesu,
von diesem nach vier Tagen von den Toten auferweckt (Joh.11, 1-45).
Lazarus nahm dann am Festmahl im Haus von Simon, dem Aussätzigen
teil, viele Leute kamen, um den Geretteten zu sehen (Joh.12, 1-3).
Von Lazarus spricht auch Jesu Gleichnis vom "reichen Mann und armen
Lazarus" (Lk.16, 19-31). Den Legenden nach soll er nach Jesu Tod von
den Juden zusammen mit seinen Schwestern und mit seinen Freunden Maximin
und Cedonius auf ein Schiff ohne Ruder und Segel gesetzt und den Wellen
des Meeres preisgegeben worden sein. Das Schiff landete in Marseille,
wo Lazarus zum Bischof gewählt und später enthaupte wurde.
|

Kreuzigungsgruppe |
- Kruzifix mit
Mater dolorosa an der Südwand. Der Corpus dürfte aus dem
frühem 18.Jh. stammen 18)
, die Muttergottesfigur aus der Zeit um 1900 18)
Üblicherweise wird eine solche Kreuzigungsgruppe gegenüber
der Kanzel angebracht. Ob auch hier in Mittermar-bach eine Kanzel
angebracht war, ist mir nicht bekannt; es ist aber sehr wahrscheinlich,
weil in der Barockzeit die Kirchen ohne Rücksicht auf ihre Größe
mit Kanzeln ausgestattet wurden.
Das Kreuz gegenüber der Kanzel wurde Kanzelkreuz genannt. Es
sollte den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3) erinnern, in dem
Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten".
Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die
Auferstehung Christi zum Inhalt haben. |
Kreuzwegbilder
Die Bilder der
Kreuzwegstationen (Öl auf Leinwand) wurden -so heißt es-
im Jahr 1823 beschafft 07),
03),
18).
Das dürften aber nicht die derzeit vorhandenen Bilder gewesen
sein. Denn die Mittermarbacher Kreuz-wegbilder
gehören zu den vielen Bildern, für die der bekannte Nazarener-Maler
Joseph von Führich (1800-1876) aus Wien im Jahr 1844 die Vorlage
geschaffen hat. |
Kreuzweg-Stationsbilder
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Joseph von Führich
(auch "Theologe mit dem Stifte" genannt) war durch seine
Kreuzwegbilder (1844/46) international bekannt geworden. Als Kupferstiche
verbreiteten sie sich über ganz Europa und unzählige Maler
(darunter auch z.B. Anton Huber für Peters-hausen und Anton Rick
für Röhrmoos) benutzten sie als Vorlage für ihre Kreuzwegtafeln.
Aus diesem Grund gleichen sich die Kreuzwegbilder in mind. 23 Kirchen
des Dachauer Landes in hohem Maße. |
Als Kreuzweg werden die aufeinanderfolgenden
bildlichen oder plastischen Darstellungen bezeichnet, die meist aus
vierzehn Stationen der Leidensgeschichte Jesu, angefangen von
der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung, bestehen. Seinen Ursprung hat der
Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem den Leidensweg
Jesu auf der "Via Dolorosa" nachzugehen. Im späten Mittelalter
wurde die Kreuzverehrung insbesondere durch den hl.Franziskus von Assisi
gefördert, der durch die Stimme des Gekreuzigten vom Kreuz in St.Damiano
zu einem christlichen Leben bekehrt wurde. Seit dieser Zeit wurden Kreuzwegandachten
als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige Land abgehalten. Die
Stationen bildeten dafür die Leidensstätten Jesu nach. Auf
diese Weise konnte der letzte Weg Jesu vor Ort nachgegangen und sein
Leiden anschaulicher betrachtet werden. Kreuzwegdarstellungen in Deutschland
entstanden erstmals in und bei Klosterkirchen, auf Anhöhen und
bei Wallfahrtsorten, insbesondere in der Nähe von Franziskanerklöstern.
Mit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder
Einzug in die Innenräume der Pfarrkirchen und verbreiteten sich
zunehmend. Papst Clemens XII. erkannte im Jahr 1731 mit seinem Breve "Unterweisungen über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten soll"
diese Form des Kreuzwegs als kanonisch an und bedachte ihn mit großzügigen
Ablässen.
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1.
Station
Jesus wird von Pilatus zum
Tode verurteilt
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2.
Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
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3.
Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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5.
Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
d. Kreuz tragen
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6.
Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
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7.
Station
Jesus fällt
zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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9.
Station
Jesus fällt
zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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Wenn Sie sich eine
Zusammenstellung von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer Landes
ansehen und mehr über die Geschichte des Kreuzwegs erfahren möchten,
klicken Sie hier...
Apostelkreuze
und Apostelleuchter
Die Apostelleuchter sind einfach
geschwungene, ca. 20 cm lange Schmiedeeisenranken vor den an die
Wand gemalten Apostelkreuze.
In der Regel werden die Apostelkreuze auch Weihekreuze genannt (lat.
crux signata) von einem Kreis umschlossen (Kreuznimbus).
Vor allem im 19.Jh. wurde dieser Kreis, wie hier in Mittermarbach,
aus Blüten- oder Blattranken gebildet. Das Kreuz in der Mitte
wird hier aus orangen Lilienblüten gebildet. Lilien und Kreuz
sind Symbole Schöpfung und Erlösung symbolisieren.
25)
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Apostelkreuz- u leuchter
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Hinweis: Die Apostelkreuze
und die daran angebrachten Apostelleuchter erinnern an das
in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen
Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel
errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen
Jerusalems. An den Apostelkreuzen wurde die Kirche bei ihrer Weihe
mit Chrisam gesalbt. Am Kirchweihfest oder bei anderen hohen Festen
werden die Apostelkerzen angezündet.
Die Apostelkreuze sind von alters her von einem Kreis umgeben (Nimbuskreuz).
In der Barockzeit hat man diesen Kreis -wie hier in Mittermarbach-
als Lorbeerkranz mit Schleifchen gestaltet. Die Kreuzesarme sind aus
Lilienblüten gebildet. Lilie und Kreuz standen als Symbole für
Schöpfung und Erlösung. |
Vortragekreuz

Vortragekreuz
|
An
den Kirchenbänken des Kirchenschiffs sind befestigt:
- ein Vortragekreuz
auf weißer Stange aus der Zeit um 1900 mit dreipassförmigen
Enden.
Der Nodus ist vergoldet, die Kreuzbalken blau, der Corpus
(25 m) ist silbern gefasst.
- eine Fahne mit Dreifachende und seitlichen Kordeln aus dem 20.Jh.,
die ganz offen-
sichtlich bei Beerdigungen verwendet wird. Sie enthält
auf schwarzem Grund eine
Silberstickerei (Kreuz) |
|
Empore
Die Empore
wurde im Jahr 1871 im neu eingezogenen Westanbau errichtet. Die Brüstung
ist weiß verputzt.
Das Gestühl auf
der Empore besteht aus roh gezimmerten Balken und macht einen recht
rustikalen Eindruck. Es dürfte noch aus der Zeit um 1871 stammen.
|

Emporengestühl
|
Orgel
Die
Orgel aus der Zeit um
1863 18),
12)
besitzt einen in die Brüstung
eingebauten dreiteiligen Prospekt mit niedrigerem Mittelteil, der
in spätklassizistischem Stil gehalten und mit erneuerten
Ornamenten verziert ist. 04)06)
07)
1972 wurde die Orgel von der Fa. Guido Nenninger, Mch, 1983
durch Orgelbaumeister Graf Hubertus von Kerssenbrock 12)
überarbeitet. Sie besitzt
jetzt eine mechanische Schleiflade. |

Orgelprospekt von 1883
|
Mit ihren vielen Pfeifen,
die über ein Gebläse zum Klingen gebracht werden, steht
die Orgel meist im rückwärtigen Bereich der Kirche auf
der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in die Kirchen,
weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes (= weltliches)
Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet
wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden
Kirchen Orgeln zu errichten. Allerdings stand das Bistum Freising
schon im 9.Jh wegen seines Orgelbaues in hohem Ansehen.
|

Orgeltisch mit vier Registern

Blick des Organisten zum
Altar
|
Alle
Pfeifen des Instru-ments sind im kleinen Brüstungsprospekt unter-gebracht.
Die Orgel besitzt ein Manual
mit nur vier Oktaven (C-c ''') sowie vier Registern (Flöte4',
Coppel8', Mixtur2', Principal4'). Das Pedal ist angehängt. 33)
Der Spieltisch ist direkt hinter dem Prospekt auf-gestellt. Der Organist
kann über dem niedrigeren Mittelteil
das Geschehen auf dem Altar beobachten. |
|
Papst
Johannes VIII. (872-882) hatte sich 873 brieflich an den Freisinger
Bischof Anno gewandt und ihn gebeten, er möge ihm ein gutes Instrument
und einen Mann schicken, der die Orgel spielen und die Kunst der Musik
zu lehren verstünde. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
die Orgel zur Verherrlichung Gottes bei. Sie soll, so die Liturgie-konstitution
des II.Vatik.Konzils, "den Glanz der kirchlichen Zeremonien wunderbar
steigern und die Herzen mächtig zu Gott und den Himmel emporhe-ben".
Der Orgelprospekt, die Schauseite der Orgel, wurde früher meist
durch Künstler gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren
Epochen unsere ältesten Orgeln im Landkreis Dachau angehören,
wurde der Prospekt mit reicher Ornamentik verziert. |
Portal
Die Kirche ist mit
einer modernen Türe an der Südwestseite versehen. Innen ist
zusätzlich ein Eisengitter angebracht. So können zu bestimmten
Zeiten Besucher zumindest einen Blick ins Innere werfen.
Pferderennen
Im 17.Jh fand am Sebastianitag (20.Januar) alljährlich ein "Rennet,
wie von alters her khommen" statt. Das waren Pferderennen, bei denen
als Preise eine Elle roten Tuchs und ein Semmelzopf winkten. 07)
Solche Rennen gab es auch in anderen Orten unserer Gegend. Der frühere
Kreisheimatpfleger Rudolf Goerge hat 20 Orte im Gebiet der Landgerichte
Dachau und Kranzberg aufgezählt, in denen solche Rennen stattfanden.
Es handelte sich somit um einen allseits beliebten Brauch im sonst ereignisarmen
Winter, in dem Mensch und Tier auch genügend Zeit hatten.
...mehr zu diesen
Rennen....
Die Gottesdienstordnung finden
Sie hier...
Hans Schertl

Quellen:
01) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren
Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02) Mayer-Westermayer, Statistische
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1880
03) Geschichte der Filiale Hl. Geist
Mittermarbach, www.erzbistum-muenchen.de/media/pfarreien/media23110620.PDF
04) Dr. Georg Brenninger, Orgeln
und Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/2
05) Max Gruber, Kistler, Schreiner
und Drechsler aus dem Amperland, Amperland 1975/4
06) Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern.
Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
07) Rudolf Goerge, Kirchen der Pfarrei
Hohenkammer, Schnell-Kunstführer,1981
08) Max Gruber, Bis gegen 1800 im
Amperland wirkende Bildhauer, Amperland 1982 (Karpf, Mallet)
|
Der um 1682 geborene Bildhauer
Franz Anton Mallet hatte 1718 in Freising Bürgeraufnahme
gefunden. 1733/34 gehörte er dem Inneren Rat der Stadt an.
Franz Anton Mallet war zumeist im Freisinger Gebiet tätig.
Seine Werke stehen/standen in Freising, Fürholzen, Tüntenhausen,
Vötting, Ismaning und Hetzenhausen. 27)
Im Dachauer Raum war er an
folgenden Kirchen tätig: Mittermarbach (1720 Sebastiansfigur),
Oberhausen (1720 Figuren von St.Georg und St.Stephanus), Indersdorf
(1720 Modelle für zwei große Büsten des Goldschmieds
J.S.Kipfinger, 8 fl. )
|
09)
Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation
des Jahres 1560, 1986
10) Georg Brenninger, Zur kirchlichen
Kunsttätigkeit des 18.Jh im Freisinger Raum, Amperland 1983/3
11) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen
Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
12) Dr. Georg Brenninger in Chronik
der Gemeinde Petershausen, Band 2, Geschichte und Kultur, 2000
13) Mittermarbach-Altarweihe-PR-Protokoll
v. 7.4.2015
14) Dachauer Nachrichten vom 20.5.2015
(Volksaltar)
15) www.freising-online.de/lokales/freising/altarweihe-mittermarbach-pfingsten-5037259.html
v.22.5.2015 (Altarweihe)
16) Münchner Kirchenzeitung
vom 7. Juni 2015 (Altarweihe)
17) Heyberger/Schmitt/Wachter-Topografisch-statistisches-Handbuch
des Konigreichs Bayern, 1868
18) Kunsttopographie Pfarrei Hohenkammer,
1982
19) Pfarrei Hohenkammer, Glockenweihe
1987
20) Dr.Jocher, Kunstfahrt der Erzdiözese
Mch u.Freising am 4.Juli 2015, Vortrag in Hörgersdorf (Marmorierung)
21) Web-Galery of Art, www.wga.hu/html_m/s/sassofer/
22) wikipedia.org/wiki/Sassoferrato
23) Holger Neuwirth, TU Graz, Diplomarbeit-Memento
Mori, Karner, Zugriff 2015
25) Pfr.
Josef Mayer, KLB-Gottesdienst in Jedenhofen, am 30.12.2011
26) Georg
Brenninger, Kunsthandwerker der Barockzeit in Kirchen des Gerichtes Kranzberg,
Amperland 1987/3
27) Max Gruber, Bis gegen 1800 im
Amperland tätige Bildhauer, Amperland 1987 (Mallet)
28) Max Gruber, Für Dachau
und die Umgebung bis 1800 tätige Architekten, Bau- u. Maurermeister,
Amperland 1982 (Rößle)
29) Max Gruber, Kistler, Schreiner
u. Drechsler aus dem Amperland, Amperl 1975-S.91 (Müller Melchior)
30)
Dietmar
Sponder, Mittermarbacher Grenzgänger, Dachauer Nachrichten vom 9.11.2016
31)
Süddeutsche Zeitung vom
23./24.3.2019 (Todesanzeigen Bergmeister)
32) Michael Seeholzer, Große
Trauer um Ebersberger Ehrenbürger, Münchner Merkur/Ebersberg,
22.3.019
33)
Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)
34)
Denkmalliste
Regierungsbezirk Oberbayern Landkreis Dachau Gemeinde
Petershausen
58 Bilder: Pfarrei Hohenkammer
(1), Hans Schertl (57)

19.3.2024
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