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Filialkirche Heilig Geist in MITTERMARBACH

KelchbecherTurm 32 m hochChor-spätgotisch

Navi-Adresse: 85238 Petershausen, Ortsstraße 7
Lage der Kirche auf der Landkarte ...


Beschreibung

Die Ortschaft "Marbach" wurde schon um das Jahr 900 erstmals erwähnt (als Marchinpah). Sie gehört seit 1972 zur Gemeinde Petershausen (vorher Gemeinde Obermar-bach); kirchlich ist sie aber schon von alters her ein Teil der Pfarrei Hohenkammer.

Eine erste Kirche stand hier schon um 1300. Sie wird in der Konradinischen Matrikel von 1315 als Filialkirche von Hohenkammer "Marbach cum sepulturis" -mit Friedhof- genannt. 01)
Nach alten Überlieferungen soll Mittermarbach vorher sogar eine Pfarrei gewesen sein. Jedenfalls wurde damit die Forderung nach einer "eigenen Weihnachtsmette" im 19.Jh. begründet. 07), 18)


Wie so viele Kirchen in unserer Gegend dürfte die Kirche in gotischer Zeit neu erbaut und in der Barockzeit (17.Jh.) umgestaltet worden sein 07) 18).


In der Freisinger Matrikel des Bischofs Sunderndorfer von 1524 (Sunderndorfer'sche Matrikel)
01) wird erstmals das Patronat der Mittermarbacher Kirche genannt: "s.Spiritus & Sebastiani in Mittermarpach cum sepulturis". Damals hatte die Kirche noch St.Sebastian als zweiten Patron.


Heilig-Geist-Loch

im Langhaus


Visitationsbericht von 1560 09)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Hohenkammer ist auch die Filialkirche "St.Spiritus in Mittermarpach" kurz erwähnt. Mit einem eigenem Einkommen (neben dem der Pfarrei) von jährlich 7 Gulden 3 Schilling und 15 Pfennig sowie einem Pfund Wachs gehörte sie aber zu den ärmeren Kirchen ("ist arm"). Die Kirchenrechnung wurde vom Landgericht Kranzberg, dem Pfarrer und dem örtlichen Kirchen-kassier aufgestellt ("Rechnung nimbt auf gericht Crantsperg sambt pfarrer und zechpröbsten"). In der Kirche stand ein Sakraments-haus mit "ewigem Licht" ("Sacramentsheusl ist nit wol beschlossen, wirt aber ziemblich beleucht bei tag und nacht"). Ein Sakra-mentshaus war der Hinweis auf die katholische Ausrichtung der Kirchengemeinde. Anders als die heiligen Öle war aber das Aller-heiligste liturgisch nicht rein aufbewahrt. Das Taufwasser befand sich in einem Krug ("Baptismus ist in aim kruegl"). Mit dem Gottesdienst war man zufrieden ("Wirt aller gottsdinst wie bei der pfarrkirchen verrichten"). An Gerätschaften waren vorhanden:
2 Kelche, davon einer von Kupfer ("hat 2 kelch, ainer kupferin") mit Corporale, 2 Messbücher, ein Liturgiebuch, ein zerrissenes Psalmenbuch und drei Messgewänder ("dreu meßgewandt").
Der Bauzustand der Kirche wird unterschiedlich angegeben: Der Kirchenverwalter hatte bei der Befragung erklärt, die Kirche und das eigene Meßnerhaus befänden sich in gutem baulichem Zustand ("Mesenhauß ist sambt dem gotshauß bei guetem paw"). Die Inaugenscheinnahme des Visitators führte aber zur Bemerkung: "Kirchen ist paufellig. Sonst kain mangel". Paufellig hatte damals nur die Bedeutung von reparaturbedürftig.

Schmidt'sche Matrikel 1738/40 01)
In den Jahren 1738/40 besuchte der Freisinger Kanonikus Schmidt alle Pfarreien im Bistum und erstellte in der nach ihm benannten Schmidt'sche Matrikel. Über Mittermarbach berichtete er, die Filialkirche sei klein, besitze jedoch eine gute Baustruktur. Sie habe drei Altäre, die dem Hl.Geist, dem hl.Leonhard und dem hl.Antonius geweiht seien (wie heute). Gottesdienst werde hier jeden 3.Sonntag im Monat abgehalten, zudem an den Hochfesten Ostern, Pfingsten, Weihnachten und am Kirchweihfest, das am Sonntag vor St.Gallus (16.Okt.) gefeiert werde. Im Friedhof stehe ein Beinhaus. In der Sakristei befänden sich die notwendigen Paramente (Priestergewänder). Im Turm hingen zwei Glocken. Das Einkommen der Kirche werde vom Pfarrer aus Hohenkammer und dem kurfürstlichen Pfleger in Kranzberg verwaltet. Das Vermögen belaufe sich auf rd. 700 Gulden.

Reparatur 1777
Baureparaturen an der Kirche sowie eine neue Friedhofsmauer erstellte 1777 Mauermeister Johann Rößle(r) aus Hohenkammer für 136 Gulden
. 10) Schon 1770 waren neue Kirchenfenster eingesetzt worden: und zwar eines von Rößler, 28) ein weiteres (aus Eiche) durch Kistler Johann Scheller aus Hohenkammer. 29)


Umbaumaßnahmen im 19.Jh.

Um das Jahr 1800 verfiel die Kirche zusehends. Pfarrer Egger wandte sich am 18.5.1821 an das Landgericht Dachau, in dem er schrieb, dass wechselweise in anderen Kirchen Messen, Begräbnisse usw. gehalten werden müssten, weil die Mittermarbacher Kirche sich in einem höchst baufälligen Zustande befinde. Sie stehe ohnehin auf einem
    "derben Platze, die Mauer bis an die Fenster gelb und grün angelaufen, für ein Gotteshaus höchst widrig anzuschauen, keine
     Sakristei, der Thurm am feichtesten. Hostien, die dort aufbewahrt werden, verderben schon nach wenigen Tagen, die
     Seitenaltäre gehen ganz aus dem Leime und aus den Fugen. Um Paramente und Gerätschaften trocken zu halten, ist eine
     Reparatur notwendig." 12)

Die Renovierungsarbeiten wurden zwar bis zu einem Höchstbetrag von 387 Gulden genehmigt, doch die Kosten musste die Kirche selbst aufbringen. Bei einem Eigenkapital von 40 Gulden war aber an eine sofortige Reparatur nicht zu denken.


Blitzschlag 1830
Am 27.August 1830 schlug der Blitz in den Turm. Dabei wurden, wie es heißt,
  "am Sattelturm das Dach und Nebenzimmer ganz zerrissen, das Kirchendach sehr beschädigt. Bei der Kirche riß der Blitz Löcher in die Mauer und in die Gewölbe, beschädigte die Altäre, leckte Gold, Silber und Lasur von den Verzierungen ab, beschädigte mehrere Gemälde und die Bretterdecke im Langhaus und zersplitterte Vorrichtungen aus Holz. Die kleinste Glocke konnte wieder hergestellt werden".
Die Reparatur kostete 227 Gulden, die zum großen Teil von der Wallfahrtskirche in Mühldorf finanziert werden musste, weil Mittermarbach kein Geld mehr besaß. Auch die Gläubigen wurden zur Kasse gebeten 12) .

Eine weitere Renovierung erfolgte 1848, nachdem die Kirche am 17.6.1846 bei einem Brand des Nachbarhauses beschädigt worden war.

1870/71 verlängerte man die vorher 68 Schuh (= 20 Meter) lange und 24 Schuh (7,20 m) breite Kirche 12)
und fügte an der Ostseite eine Sakristei an (Maurermeister Joseph Patsch) 07), 11), 18)

Beschreibung 1874
Die Kirche in Mittermarbach ist auch in der Statistischen Beschreibung des Erzbisthums München-Freising von Anton Mayer aus dem Jahr 1874 enthalten 02)
. In Mittermarbach lebten 74 Gläubige in 13 Häusern; zu der Filialkirche gehörten auch 89 Gläubige in Untermarbach.(Im Statistischen Jahrbuch 1868 ist Mittermarbach allerdings mit 84 Einwohnern erwähnt). 17) Zur Kirche zum Heiligen Geist schreibt Anton Mayer:
  "Scheint sehr alte Kirche und geht die Sage, daß früher hier der Pfarrsitz gewesen. Jedenfalls wäre dieß vor dem 14.Jahrhundert anzunehmen, da die Conradinische Matrikel (=von 1315) nichts hievon erwähnt. Die Kirche gehört der vorgothischen Bauperiode an, wurde aber später stillosen Veränderungen unterworfen. Geräumigkeit hinreichend. Sattel-Thurm mit 2 Glocken. Patrocinium an Pfingsten. 3 Altäre. Orgel mit 4 Registern. Gottesdienste an Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Allerseelen und jeden 3.Sonntag abwechselnd mit Egelhausen und Schlips. Die Bauern (in Mittermarbach) wollen eine Weihnachtsmesse weil es früher Pfarrkirche gewesen. Stiftungen: 27 Jahrmessen, 8 Quatembermessen (Quatembertage sind Mi, Frei, Sa nach: 1.Fastensonntag, Pfingsten, 3.Septembersonntag und 3.Adventssonntag) , 10 Requiem, 6 Libera). Cemeterium (Friedhof) ohne Capelle. Meßner: ein Gütler, Cantor der Lehrer". Das Vermögen betrug 1870: rd. 9500 Gulden.

Renovierungen

—   1770
 neue Kirchenfenster, eingesetzt von Mauermeister Johann Rößle(r) aus Hohenkammer.
28)
—   1777  Baureparaturen an der Kirche sowie eine neue Friedhofsmauer, ebenfalls durch Mauermeister Johann Rößle(r) 10)
—   1830  schlug der Blitz in den Turm 12)
—   1848
 nach einem Brand des Nachbarhauses
—   1870/71  Verlängerung des Kirchenschiffs 12)und Anbau der Sakristei 07)

—   1893   Neueindeckung des -nach Aussage von Agnes Burghardt- vorher noch mit Stroh gedeckten Kirchendachs 30)
                   nach dem großen Brand im Ort
—   1911/12 
Altarrenovierung 12)
—   1915
—   1930  elektrische Beleuchtung 30)

—   1980-83  neues Fundament, Innenputz, Pflaster, Freilegung der Bogenfriese an der der Südseite des Kirchenschiffs 12)
                               Erwerb von zwei neuen Glocken. Erster Zelebrationsaltar, gestiftet von Pater Josef Königer
30)


Baubeschreibung

Die Kirche liegt inmitten des Dorfes in einem ummauerten Friedhof. Der Bau wird auf der Nordseite durch drei Stützpfeiler verstärkt. Die Westseite ist wie üblich bei barocken Landkirchen, ohne jeglichen Schmuck. Alle Dächer sind mit rotem Kirchenbiber gedeckt. Bis zum Brand von 1893 hatte sie ein Strohdach 30).

Chor: Der Chor an der Ostseite schließt rechteckig und ist leicht eingezogen. Er ist an der Stirnseite durch 3 kleine Rundfenster gegliedert.


Rundbogenfries

Kirchenschiff: Das Langhaus ist ein Saalbau zu vier Jochen. Drei davon bilden das alte Kirchenschiff, das vierte den Anbau vom 19.Jh., der gegenüber dem alten Teil sowohl in der Breite als auch in der Höhe deutlich eingezogen ist. Dort liegt auch der Eingang.

Die äußere Südwand des Langhauses schmückt zwischen den Fenstern ein schönes Rundbogenfries. Sie befinden sich am alten Teil zwischen den Fenstern. Insgesamt sind es 10 Bögen. Die Bogenfriese an der der Südseite des Kirchenschiffs wurden bei der Renovierung 1980/83 freigelegt.

Sakristei
: Die Sakristei (im Bild oben ganz rechts) ist an den Chor angebaut. Sie ist erheblich niedriger als der Chor und schließt mit 3 Seiten eines Achtecks.
An ihrer Ostseite ist ein Kruzifix (mit Corpus 80 cm) unter Blechdach angebracht. Es stammt aus der Zeit um 1900, wurde aber in letzter Zeit neu gefasst. 18)


An der Südseite steht ein wuchtiger, quadratischer Sattelturm mit zwei Stützpfeilern an seiner Basis. Er dürfte aufgrund seiner Lage erst nach 1450 -möglicherweise im Zusammenhang mit einem gotischen


Sakristei

Kirchenumbau- errichtet worden sein. Er ist in drei Geschosse gegliedert mit rundbogigen Fensterpaaren
im oberen Teil. Auch der Turm ist mit rotem Kirchenbiber gedeckt. Die Stützpfeiler wurden notwendig, weil der Turm sich etwas nach Süden neigt.

Im Turm hängen drei Glocken.
- Die älteste stammt aus dem Jahr 1531, wiegt 160 kg und ist auf den Ton e gestimmt. Sie trägt die Inschrift: "IAR 1531 MARIA
  HEISS.ICH" 18)
.


Glockenweihe 1983
Die beiden jüngeren Glocken wurden von Rudolf Perner, Passau, gegossen und am 19.November 1983 von Regionalbischof Heinrich Graf v.Soden-Fraunhofen geweiht. 19)
— Die Hl.Geist-Glocke trägt die Abbildung einer Heiliggeisttaube und den Text: "Gib uns Frieden, Herr" (Ton
   Cis, 203 kg). Diese Glocke wurde von Franz Hammerl aus Mittermarbach gestiftet. 19)

— Die Hl.Kreuz-Glocke zeigt ein Kreuzrelief und die Worte: Im Kreuz ist Heil" (Ton h, 315 kg). 12) .

Beinhaus

Zwischen den Stützpfeilern am Turm ist ein Seelenkerker / Seelenkeller eingerichtet, in dem sich einige Knochen und Totenschädel und die Figur einer Betenden befinden 18). Die Stätte ist ein Erinnerungsort an das frühere Beinhaus, das natürlich erheblich größer und auch an einer anderen Stelle eingerichtet war. 1738 wird jedenfalls ein Beinhaus im Friedhof erwähnt.

 
Seelenkerker
am Turm

Hinweis: Für das Beinhaus gibt es eine Vielzahl von Bezeichnungen:
Karner (lat.carnarium=Fleischkammer), Ossuarium (von os=Knochen), Beinkeller, Beinkammer, Beingruft, Totenkerker, Seelenkeller (weil im Karner oft oben eine Kapelle und unten das Beinhaus eingerichtet war).
In Mittermarbach wird der Begriff Seelenkerker verwendet.
Das Beinhaus war vom Mittelalter bis zum 19.Jh. eine meist an die Kirche in der Nähe des Eingangs angebaute, zweigeschossige Friedhofskapelle, in deren Untergeschoss die Gebeine der schon lange Verstorbenen aufbewahrt wurden, um Neuzugängen Platz zu machen (Zweitbestattung). Ursprünglich hatte jeder Pfarrfriedhof, neben an oder unter der Kirche einen Karner. Auf den Synoden von Münster und Köln (1279/1280) wurden sie zwingend vorgeschrieben.


Seelenkerker
Inneres

  In früheren Jahrhunderten war die Lebenserwartung nicht so hoch; so gab es in Relation zur Bevölkerungszahl mehr Beerdigungen als heute. Die Friedhöfe waren damals immer um die Kirche herum angelegt und kaum erweiterungsfähig. Im Jahr 1058 beschränkte man die Grenzlinien der Friedhöfe auf 60 Schritte im Umkreis des Altars für Hauptkirchen und 30 Schritte für Kapellen. Weiter entfernt konnte man sich des Segens der im Altar ruhenden Reliquien und der Fürbitte des Heiligen nicht sicher sein. So war es üblich, die Gräber schon nach 5 bis 10 Jahren wieder zu verwenden. Zudem gab es keine Familiengräber; der nächste Tote erhielt das frei werdende Grab. Bis ins 12.Jh verscharrte man die ausgegrabenen Knochen in einer Ecke des Friedhofs. Erst unter dem Einfluss der Zisterzienser errichtete man als Ort der Zweitbestattung ein Beinhaus und bewahrte die Gebeine auf diese Weise allen zugänglich und sichtbar auf. Auf den Synoden von Münster und Köln (1279/1280) wurden Beinhäuser zwingend vorgeschrieben. 23)
Manche Totenschädel in den Beinhäusern wurden auch bemalt oder mit Inschriften versehen, um sie der Anonymität zu entreißen. Karner waren besonders in Bayern, Österreich und Ungarn verbreitet; sie standen an katholischen und protestantischen Gotteshäusern. In den letzten hundert Jahren wurden die Karner abgerissen bzw. in Lourdeskapelle, Abstellräume oder Vorhäuser umgewandelt. In manchen Kirchen wie hier in Mittermarbach erinnert aber noch eine Nische mit einigen Totenköpfen an die frühere Trauerkultur. Die aufgestapelten Gebeine sollen die Kirchenbesucher an die Vergänglichkeit des Menschen ermahnen.


S
onnenuhr

Oberhalb der Stützpfeiler, die dem Kirchturm Halt geben, ist an der Südseite des Turms eine bei der letzten Renovierung gut erneuerte Sonnenuhr angebracht.

mehr über Sonnenuhren an den Kirchen des Dachauer Landes finden Sie hier...


Denkmalschutz
Die Kirche steht unter Denkmalschutz und ist im Denkmalatlas des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und in der Liste der Baudenkmäler in Petershausen 34) eingetragen Darin wird sie wie folgt beschrieben: "Ortsstraße 7, Aktennummer: D-1-74-136-11
Saalbau mit eingezogenem Chor, dreiseitigem Schluss und Satteldachturm im südlichen Winkel, im Kern spätmittelalterlich, im 17. Jahrhundert verändert, 1870/71 durch Joseph Patsch nach Westen verlängert; mit Ausstattung"
 

Innenausstattung

zur Beschreibung des Choraltarszur Beschreibung des linken Seitenaltarszur Beschreibung des rechten Seitenaltars

Die Hl-Geist-Kirche ist ein vierachsiger Saalbau. Der Chor vorne und er Anbau hinten sind leicht eingezogen. Sechs segmentbogige Fenster (zwei nördlich und vier südlich) und ein barockes Oval-Fenster erhellen den Raum. In der Ostseite zwei kleine Okuli, an der Westseite ein Lichtschlitz.

Der Fotograf Tibor Hlozanek hat vom Innern der Kirche ein 360-Grad-Panorama-Foto aufgenommen und ins Netz gestellt.
Wenn Sie es sehen möchten, klicken Sie hier...

Altarraum

Der rechteckige und um eine Stufe erhöhte Altarraum wird von einem barockisierten Netzgewölbe überdeckt, das auf flachen Wandpfeilern aufliegt.
Die -noch in den Kunstdenkmalen von 1895 erwähnten- 18) Rippen und Schlusssteine sind aber abgeschlagen. Der Fußboden ist mit Solnhofener Platten belegt.
Der Chorbogen ist mit marmorierten Feldern bemalt.

Choraltar

Der barocke Hochaltar ist ein portalartiges Säulenretabel mit zwei Säulen und Assistenzfiguren auf Sockeln unter Baldachinbögen. Die Säulen sind mit Engelsköpfen und Fruchtgehängen verziert. Der teilvergoldete und marmorierte Altar aus Holz wurde in der Zeit um 1665 gefertigt 07) und im Jahr 1666 von Johann Schreiber aus Freising gefasst. Der Freisinger Hofmaler Johann Schreiber war auch in Fahrenzhausen (1660), Biberbach (1661), Kleinberghofen (1663), Mühldorf (1658) und im Freisinger Dom (1622) tätig 26).
Die Säulen sind mit Engelsköpfen und Fruchtgehängen versehen.
Der Stipes, der auf seitlich leicht vortretenden Säulensockeln ruht, ist sarkophagartig verkleidet.

Choraltaraufsatz

Der in etwa quadratische, mit Fruchtschnüren verzier-te Auszug/Aufsatz enthält eine ovale Nische mit dem versilberten Holzrelief einer Heilig-Geist-Taube im Strahlenkranz. Auszug ist nach oben mit einem Sprenggiebel geschlossen, in dessen Öffnung eine Strahlenmonstranz mit dem IHS-Zeichen steht.


Hl.Geist-Taube im Auszug
Zwei große Sprenggiebel begleiten den Auszug. Darauf lagern zwei Englein, deren erhobene Hände wohl die Verehrung des Hl.Geistes darstellen sollen.
Unter dem Auszug ist eine Kartusche angebracht mit dem Text "Kom.heil.Geist".

Altarblatt
Das 171x125 cm 18) große Ölgemälde aus dem Jahr 1670 zeigt eine großfigurige Pieta, die Darstellung der Beweinung Christi nach der Kreuzabnahme.
Wer es gemalt hat, ist nicht bekannt. Genannt wird ein "nicht bekannter Maler aus München"; auch der o.g. Fassmaler Johann Schreiber wird als möglicher Künstler erwähnt 18)
. Das Bild wurde jedenfalls nicht für Mittermarbach geschaffen, sondern war ursprüng-lich als Vesperbild für einen Seitenaltar in der Pfarr-kirche Hohenkammer bestimmt 07)
("Vesper-Bild oder Blat in den Seithen-Altar") 03)

Choraltarblatt
Beweinung Christi - 1670

Im Bild ist zentral der tote Jesus abgebildet. Maria zieht den ohne Wunden dargestellten Leichnam an den Schultern zu sich herauf.
Die Gottesmutter ist in das für sie typische rot-blaue Gewand gekleidet. Sie hält das sog. Tränen-tüchlein in ihrer Hand.
Zu beiden Seiten stehen zwei Personen mit gefal-teten Händen, wohl der Evangelist Johannes und Maria Magdalena (mit Salbbüchse zu ihren Füßen). Sie blicken mit großer Betroffenheit auf die Szene.


Assistenzfiguren

St.Laurentius

Zu beiden Seiten des Altarbildes stehen auf Postamenten die Figuren der heiligen Diakone Laurentius (mit Feuerrost) und Stephanus mit Märtyrerpalme). Beide sind mit den kurzärmeligen Diakonsgewändern bekleidet. Die Figuren sind mit Metallfarbe gefasst.

Hinweise: Laurentius war um das Jahr 250 einer der sieben Diakone in der Stadt Rom. Er sollte im Auftrag des Papstes den Kirchenschatz unter den Leidenden und Armen austeilen. Kaiser Valerian erhob Anspruch auf diese Schätze; als Laurentius sie nicht an ihn herausgab, ließ er ihn mit Bleiklötzen schlagen, zwischen glühende Platten legen und befahl schließlich, den Unerschüt-terlichen über stetig unterhaltenem Feuer auf einem Rost langsam zu Tode zu martern. Deshalb wird Laurentius mit dem Rost abgebildet.


St.Stephanus
  Stephanus war einer der ersten Diakone der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem, die neben der Glaubensverkündigung auch für die sozialen Belange der Gemeinde zuständig waren. Sie hatten den Rang von Gemeindeleitern, die in ihrer Bedeutung nahe an die Apostel heranreichten. Durch eine seiner Predigten geriet Stephanus mit den Juden in Konflikt. Sie brachten ihn vor den Hohen Rat. Die in Apostelgeschichte 7, 2-53 wiedergegebene, eindrucksvolle Rede belegt, dass Stephanus noch vor Paulus den universellen Anspruch des Christentums verkündete. Stephanus wurde als Lästerer verurteilt und von der aufgebrachten Menge gesteinigt. Stephanus sah den Himmel offen, kniete, seinen Widersachern vergebend, im Gebet nieder und starb. Stephanus' Steinigung war der Auftakt zu einer großen Christenverfolgung in Jerusalem.

Tabernakel
Der Tabernakel ist von zwei gedrehten Säulchen gerahmt und besitzt eine Glastüre. Er besteht aus Holz und ist marmoriert.

Tabernakel 18.Jh
Auf dem Tabernakel steht -auf hohem, marmorier-tem Sockel- das Altarkreuz aus der Mitte des 18.Jh. Der 30 cm hohe Corpus ist mit einem vergoldeten Lendentuch versehen. 18)
Der Raum hinter der Glastüre ist mit bedrucktem Stoff in Kreuzform verkleidet.

Kreuzreliquien-
monstranz
Darin steht beim Gottesdienst eine wunderschöne Kreuzreliquienmonstranz (Authentik 1736) 03) . Sie wird nur zu Gottesdiensten und besonderen Anlässen in die Kirche gebracht. Die Monstranz besteht aus Messing, ist versilbert und vergoldet. Die Verzierungen (Blattrelief und vier Silberappliken mit je einem Stein) sind in Treibarbeit erstellt. Die Monstranz besitzt einen ovalen, gewölbten Fuß mit C-Bögen. Der Nodus ist vasenförmig. Das Kreuz hat Dreipass-Enden, die ebenfalls mit Gittermustern aus C-Bögen, Ranken und je vier Steinen besetzt sind. Dazwischen Strahlen.
In der Kreuzmitte befindet sich ein ovales Sichtfenster. Darin ist eine Kreuzpartikel in Kloster-arbeit angebracht. Daneben birgt die Monstranz noch weitere Reliquien. Von welchen Heilige sie stammen, steht auf den Cedulae, den kleinen Pergamentzettelchen:

Reliquien hinter
dem Sichtfenster
"S.Joseph, ,S.Apol.V.M., S.Sebastiani M, De Io.B.V.M., Catherine V.M, S.Barbare V.M."
In die rückwärtige Verschlussplatte sind das IHS-Zeichen mit Kreuz und Herz in einer Rocaillekartusche graviert. Die Monstranz ist 30,5 cm hoch.
18)

Neben dem Tabernakel stehen auf der Mensa vier frühklassizistische Leuchter aus der Zeit um 1780. Sie bestehen aus Messing und sind versilbert. Die Verzierung aus Blattkranz, Schleife und Kettenmuster sind in Treibarbeit erstellt. Der Fuß mit einem Holzkern ist dreiseitig.


Zelebrationsaltar

Am Pfingstmontag 2015 erhielt die Kirche einen neuen Zelebrationsaltar (Volksaltar), der den einfachen Tisch-Altar von 1983 ersetzte
Der quadratische Altartisch (Mensa) besteht aus einer Natursteinplatte mit 85 cm Seitenlänge. Getragen wird die Mensa von einer Säule und vier Bronzestützen, die sich oben dreifach verteilen. Die 12 Stützen-Enden erinnern an die 12 Apostel. Eine vergoldete Säule in der Mitte symbolisiert Christus. "Es handelt sich also um eine stilisierte Darstellung des letzten Abend-mahles - Jesu im Kreise seiner Jünger", heißt es in einer Pressemitteilung des erzbischöflichen Ordinariats. 14), 15), 16) Die Altarweihe nahm Weihbischof Bernhard Haßlberger vor.

Zelebrationsaltar 2015
Gestiftet wurde der Altar vom Pallottinerpater und Ruhestandspfarrer Josef Königer, dessen Bruder auf dem Mittermarbacher Friedhof begraben liegt und der auch für sich schon ein Grab hier anlegen ließ. Neben dem Altar stiftete Königer auch den Ambo, einen Osterleuchter sowie zwei Altarleuchter, die -wie der Altar-vom Kunstschmied Bergmeister aus Ebersberg angefertigt wurden.
Nach der Altarweihe feierte die Gemeinde ein Dorffest auf dem Hof der Fam.Liebl. 13)

Der Kunstschmied Bergmeister wurde am 28.11.1927 in Ebersberg geboren. Nach der Schmiedelehre besuchte er die Meisterschule für Kunstschmiede in München. Er war sehr sozial engagiert, gründete eine Ausbildungswerkstatt im Metallhandwerk für arbeitslose Jugendliche und leitete viele Fortbildungskurse. Seine Werke finden wir im Freisinger Dom, in der Münchner Liebfrauenkirche, an der Neuen Pinakothek, in der Klosterkirche Indersdorf, in der Klosterkirche Karmel in Dachau und auf vielen Friedhöfen ganz Europas. Das schwerste Kreuz wiegt zwölf Tonnen, und wurde auf einer Gedenkstätte in Maleme auf Kreta aufgestellt.
Von bleibendem Wert ist auch das Grabkreuz-Museum, dem Bergmeister viel Zeit widmete, und in dem er lange Jahre den Besuchern die heimische Bestattungskultur nahebrachte, bevor schmiedeeiserne Kreuze nach und nach von Grabsteinen verdrängt wurden. 32) Bergmeister wurde mit vielen Preisen und Medaillen ausgezeichnet. Er war Ehrenbürger der Stadt Ebersberg, zudem Träger des Bayerischen Verdienstordens und des Bundesverdienst-kreuzes sowie des päpstlichen Silvesterordens. Am 19.3.2019 ist Manfred Bergmeister in Ebersberg verstorben. 31)
Den Kunstschmiedebetrieb leitet nun sein Neffe Matthias Larasser-Bergmeister. 10)


weitere Figuren und Kunstwerke im Altarraum

An den Chorwänden stehen auf Podesten:

  
   St.Sebastian
- eine Figur des hl.Sebastian am Marterbaum. Die Figur wurde 1720 vom Hofbildhauer Franz Anton Mallet aus
   Freising geschnitzt
08), 27). Sie ist sehr gut gefasst.

Hinweis: Sebastian soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde gewesen sein. Auf Befehl des Kaisers Diokletian wurde er wegen seines Glaubens mit Pfeilen durchschossen. Er erholte sich aber durch die Pflege der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein. Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt.
  
     St.Georg
- ein barocker volkstümlicher St.Georg mit bunten Federn auf dem Kopf, als Drachentöter (1.Hälfte des 18.Jh.) 18).
Hinweis: Georg war Soldat des römischen Heeres zur Zeit Kaiser Diokletians und wurde um ca. 304 in Nikodemien oder Lydda enthauptet. Bei uns wird der hl. Georg vor allem als Patron der Pferde verehrt (Georgiritt). Meist wird er als Ritter dargestellt, der einen Drachen tötet. Nach der Legende hauste in einem See vor der Stadt Silena in Lybia ein Drache, dem die Einwohner täglich Lämmer und später Kinder opfern mussten. Da erschien St.Georg, nachdem er alle Martern überstanden hatte, gevierteilt und vom Erzengel Michael wieder zum Leben erweckt worden war. Als der Drache auftauchte, schwang Georg mit dem Zeichen des Kreuzes die Lanze und durchbohrte das Untier, das zu Boden stürzte.
An der rechten Chorwandseite sind zwei Tafelreliquiare ( 73 x 43 cm) 18) angebracht.
Sie stammen aus der Zeit um 1780 18), bestehen aus versilberten Messing und wurden im Formen-reichtum des frühklassizistischen Stils gearbeitet. Die Verzierungen (Blüten und Fruchtkorb) wurden in Treibarbeit hergestellt. Die Form ist geschwungen, oben spitz zulaufend. Die Reliquiare besitzen große Sichtfenster, die von Schuppen- und Kettenleisten gerahmt sind. Die Sockel sind mit Mäandern
und Schleifen geziert.
Hinter den Sichtfenstern befinden sich auf einem Untergrund von rotem Stoff mit Goldborte ein
Herz Jesu aus Messing, versilbert und vergoldet. Im anderen Reliquiar ein ebenso ausgestattetes Herz Mariä mit Schwert.
 
Tafelreliquiare 1780


Langhaus/Kirchenschiff

Das Kirchenschiff ist flach gedeckt. Die Decke ist nicht bemalt. In der Nähe des Chorbogens ist das sog. Heilig-Geist-Loch mit aufgemalter Taube (Bild siehe oben) angebracht, aus dem früher an Pfingsten eine Holztaube herabgelassen wurde, als handfestes Sinnbild für das Pfingstwunder.
linker Seitenaltar - zur Vergrößerung bitte klickenrechter Seitenaltar-zur Vergrößerung der Ansicht bitte klickenMarienfigur auf dem Altar zur Vergrößerung bitte klicken

Nach Manfred Burghardt sollen einmal zwei Jugendliche vorgeschlagen haben, statt der hölzernen eine lebende Taube durch das Heilig-Geist-Loch in das Kirchenschiff fliegen zu lassen. Am Abend vor dem Festgottesdienst brachten sie die Taube in einem Weidenkorb ins Kirchendach neben das Loch. Doch als der Ministrant am nächsten Tag während des Gottesdienstes hinaufging, um auf das vereinbarte Stichwort des Pfarrers hin die Taube fliegen zu lassen, stellte er fest, dass ein Marder in der Nacht die Taube gefressen hatte. Deshalb schrie er durch das Loch: "Den Heiligen Geist hat der Marder gfressn" 30)


Seitenaltäre

Linker Seitenaltar
   St.Leonhard
Die schräg gestellten, spätbarocken Seitenaltäre aus dem Jahr 1720 11) 18) sind zweisäulige Retabel. Sie bestehen, wie die meisten Altäre, aus Holz und sind marmoriert, d.h. von einem Fassmaler mit Marmormuster bemalt. Diese Marmorierung ist nicht nur ein Ersatz für echten Marmor. Die Bemalung sollte im Gegenteil ein schöneres Muster erzeugen als es die Maserung eines echten Marmors zeigt. Häufig war die Fassung auch teurer als echter Marmor. 20) Der Stipes ist gemauert mit rundbogiger Öffnung, die tief bis zur Außenmauer reicht. Beide Altäre haben im Zentrum Altarblätter, flankiert von glatten, marmorierten Säulen. Auf dem Gebälk sitzt der Altarauszug mit Ovalbild und kleinen seitlichen Flammenvasen. Auf der Mensa, dem Altartisch, stehen Heiligenbilder.
 
Rechter Seitenaltar
   St.Antonius  

Die Seitenaltäre sind Gemeinschaftswerke des Kistlers Andreas Ströber 05) aus Kranzberg, des Hofbildhauers Franz Anton Mallet aus Freising 18) und des Fassmalers Thaddäus Karpf (Kärpf) 08), 12) , ebenfalls aus Kranzberg, die im gleichen Jahr auch den Choraltar in Oberhausen erstellt haben.
Ellisabeth Mecking spricht davon, dass 1719 nur ein Seitenaltar (für 60 Gulden) beschafft worden sei 12)

Die Seitenaltäre wurden in den Jahren 1877-1880 renoviert. 12)
  Hinweis: Die Bezeichnung Fassmaler hat nichts mit Fässern zu tun; Fassmalerei ist vielmehr das farbige "Fassen" = Bemalen bzw. Vergolden von Stein- und Holzplastiken, um sie zu schmücken und zu konservieren. Das Holz wird vor dem Fassen mit Gips- oder Kreidegrundierung oder mit Leinwand überzogen, gelegentlich auch direkt mit Ölfarbe bemalt. Bis zum Beginn der Spätgotik wurden die Skulpturen von den Bildhauern meist selbst gefasst. Später, bis einschließlich des Rokokos, waren spezielle Fassmaler tätig. Danach übernahmen wieder die Bildhauer das Fassen. Die Fassmaler waren hochgeachtete Künstler. Aus alten Rechnungen ist zu ersehen, dass sie höhere Beträge erhielten als die Bildhauer; der Grund dafür dürfte  aber auch auf das von den Fassmalern zugekaufte, oft kostspielige Material zurückzuführen sein.


Linker Seitenaltar

Altarauszug
Das Ovalbild im Altarauszug des linken Seitenaltars zeigt die hl. Apollonia, die in der Hand eine Zange mit einem Zahn hält.
Über dem anderen Arm liegt ein großer Palm-zweig, dem Symbol für Märtyrer.

St.Apollonia im Altarauszug
Hinweis: Die Heilige wurde der Legende nach wegen ihres Glaubens bei der Christenverfolgung in der 1.Hälfte des 3.Jh gemartert. Bischof Dionysius berichtete, dass ihr die Zähne ausge-schlagen und die Kinnlade zertrümmert wurde. Deshalb wird sie häufig mit Zahnarztutensilien abgebildet.
Altarblatt
Auf dem Altarblatt ist der hl. Antonius mit dem Jesuskind und Engeln abgebildet. Das 143 x 95 cm große Bild (Ölgemälde auf Leinwandunter-grund)
wurde zwar im barocken Stil gemalt, stammt aber aus dem 19.Jh. 18)
Antonius kniet vor einem mit grünem Tuch ver-hüllten Lesepult, auf dem 2 geöffnete Bücher liegen. Auf den davor stehenden Stuhl sind zwei Madonnenlilien gelegt. Auf einem der Bücher steht das Jesuskind und schmiegt sich an den überraschten Heiligen. Antonius ist mit dem Ornat der Franziskaner bekleidet. Drei Engel und vier Cheruben umschweben die Szene.

Altarblatt
Vision des hl.Antonius

Der Heilige lebte im 13.Jh und war ein begnade-ter Redner, der sich gegen die Sekten der Ka-tharer, Albigenser und Waldenser wandte. Seine Fastenpredigten in Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg: Die ganze Region schien wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe ga-ben das gestohlene Gut zurück, unrecht mäßige und überhöhte Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet. Bis heute gilt in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit seinem Leben und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle, sondern nur mit seinem Eigentum. Das Jesuskind auf seinem Arm ist Hinweis auf

  eine seiner Visionen, die er beim Bibellesen hatte. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden verlorener Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron der Schlamperer". Dies geht auf zwei Legenden zurück: Als ihm ein Manuskript gestohlen worden war, betete er so lange, bis der Dieb damit zurückkehrte. Schöner ist die zweite Legende, nach der er einem Geizhals half sein Herz zu suchen und es in einer Geldtruhe fand.
Petrusbild am Altar

In der Sockelzone vor dem Altarblatt steht ein separates Bild mit dem Thema "Schlüssel- übergabe an Petrus" (um 1770/80).
18)
Petrus und Jesus werden halbfigurig dargestellt. Der Rahmen des Bildes ist mit Blätterdekor und den Buchstaben "S.P"(etrus) versehen.


Schlüsselübergabe an Petrus
Der Himmelsschlüssel in seiner Hand, erinnert an die Aussage Jesu "Dir werde ich die Schlüssel des Himmelreiches geben". Diese sog.Himmels-schlüssel, die der Künstler der Petrus-Darstel-lung in die Hand drückte, haben den Heiligen im Brauchtum zum Himmelspförtner gemacht. In der christlichen Symbolik repräsentieren die Schlüssel aber die Vollmacht, zu lösen und zu binden. Deshalb die beiden Schlüssel.
  Nach Matthäus16,19 sagte Jesus zu Petrus: "Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel, und was du lösen wirst auf Erden, wird gelöst sein im Himmel". Diese Vollmacht wurde in weiterer Folge auf den Kreis der Jünger und den Klerus übertragen.

Neben dem Petrusbild stehen zwei Leuchter auf der Mensa. Sie stammen aus dem Ende des 19.Jh und bestehen aus Zinn 18). Der Schaft ist gedreht, der Fuß dreiseitig gestaltet und mit Kreuzrelief versehen.


Rechter Seitenaltar

Altarauszug
Im Auszug des rechten Seitenaltars wird die hl.Barbara mit Krone auf dem Haupt darge-stellt. In der linken Hand hält sie einen Kelch mit Hostie, in der rechen die Märtyrerpalme; im Hintergrund des Bildes ist der Barbaraturm zu sehen (um 1720).
18)

St.Barbara im Altarauszug
St. Barbara ist eine legendäre Person. Das bildschöne Mädchen soll von ihrem heidnischen Vater, dem reichen Dioskuros von Nikomedia, während einer längeren Geschäftsreise in einen Turm geschlossen worden sein, um sie am Heiraten zu hindern. Barbara ließ im Turm ein Bad bauen, aber nicht wie vom Vater angeordnet mit zwei, sondern mit drei Fenstern, als
  Zeichen der Dreieinigkeit. Als der Vater zurückkam und merkte, dass sie Christin geworden war, ließ er sie geißeln, mit Keulen schlagen, die Brüste abschneiden und mit Fackeln brennen. Vor dem Tod bat Barbara Gott, dass alle, die der Passion Christi gedenken, vom Gericht Gottes verschont werden. Schließlich enthauptete der Vater die Tochter selbst, worauf er von Blitz getroffen wurde. Barbara gehört zu den 14 Nothelfern. Sie ist Patronin der Bergleute und -wegen des präzisen Blitzschlags- der Artilleristen. Der Kelch in ihrer Hand versinnbildlicht die einem Sterbenden gereichte letzte Kommunion (Viatikum) und verweist auf ihre Funktion als Sterbepatronin.
Altarblatt
Der rechte Altar ist ein Leonhardsaltar und dem Bauernpatron St. Leonhard geweiht. Der Heilige ist auf einem Gewölk dargestellt, in den Händen den Abtsstab und die Ketten. Umgeben ist er von sieben Putten.
Unter ihm ist eine bäuerliche Landschaft zu sehen, mit Rindern, Pferden, Schafen, einem Hirten und einem Reiter.
Auch dieses 143 x 95 cm große Ölbild wurde -wie sein Pendant links- im barocken Stil gemalt.
18)

St.Leonhard in der Glorie
Hinweise: Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I., dass viele von ihnen freigelas-sen wurden. Deshalb galt er ursprünglich als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen - und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete; nach der Reformation wurde er Schutzpatron der Haustiere, weil man die Ketten, mit denen er abgebildet wurde, als Viehketten deutete.
Madonnenbild am Altar
In der Sockelzone vor dem Altarblatt steht ein separates Madonnen-Bild aus der Zeit von 1770/80. Es zeigt die halbfigurige Muttergottes nach dem Motiv des berühmten Madonnenbildes von Sassoferrato.
Das um 1640 entstandene Originalbild mit dem Titel "The Virgin in Prayer" (73 x 58 cm) hängt in der National Gallery in London. 21)

Muttergottesbild
von Sassoferrato
Giovanni Battista Salvi (1609-1652), nannte sich nach seinem Geburtsort Sassoferrato Er war ein italienischer Maler des Barockzeitalters.
Salvi malte fast ausschließlich Madonnen; betende und solche mit dem schlafenden Kind. Seine Bilder zeigen eine innige und wahre Empfindung und sind mit Sorgfalt in hellen Farben gemalt. Werke von Sassoferrato hängen in vielen Kirchen und Galerien Italiens. 22)

 

Kirchenbänke

Das Laiengestühl aus Eichenholz (je 8 Bankreihen vorne, weitere im Anbau) stammt aus neuerer Zeit und wurde wohl bei einer der letzten Renovierungen eingebaut.
Aus alten Kirchenrechnungen geht hervor, dass 1731 und 1741 das damalige Gestühl durch Johann Müller, Kistler in Hohenkammer, erneuert wurde. Dabei schuf er neue Stuhlwangen, die leider nicht mehr erhalten sind.

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Figuren- und Bilderausstattung 03)

Zur weiteren Ausstattung im Kirchenschiff gehören:

Ein Kruzifix aus der Zeit um 1500, das im westlichen Teil des Kirchenschiffs hängt.
Der Corpus ist aus Holz und farbig ge-fasst. Das Gesicht dürfte in späterer Zeit überarbeitet worden sein. 18)

Zwei Tafelbilder (19.Jh.) 18)
neben dem Kruzifix stellen die Qualen der Armen Seelen vor Augen. Die 72 x 57 cm großen Bilder wurden mit Ölfarbe auf Holzunter-grund gemalt.

Allerseelenbilder und gotisches Kruzifix
Auf dem rechten Bild sind zwei Frauen und ein Mann in den Flammen zu se-hen. Im oberen Bildteil die Hoffnung der armen Seelen, das Kreuz und das Herz Jesu.
Darunter folgender Text:
"O Ihr unsere Freunde, wie könnt ihr so hart Herzig sein, das ihr nicht mit gute wercke, und Bette, lindert die Pein"
  Im linken Bild schmachten fünf arme Seelen im Fegefeuer. Auch für sie ist der Trost bereit in Form von Kelch und Hostie. Der Text lautet:
" Ach ! denket doch an unsere schmerzliches Leiden, und helffet uns bald, zu den Himmlischen Freuden".

     St.Ottilia
- die Figur von St. Ottilie. Sie ist in spätgotische Tracht gekleidet und trägt ein Buch mit darauf liegendem Augenpaar (Holz gefasst, um 1470 18)). Die Statue steht in einer vergitterten Nische; sie ist uneinheitlich gefasst, d.h. mehrfach teilrenoviert.

Hinweis: Odilia (660-720) aus dem Elsass war Äbtissin des nach ihr benannten Klosters Odilienberg. Die Legende berichtet, dass ihr Vater seine blind geborene Tochter Odilia töten lassen wollte, die Mutter Bethsvinda sie aber retten konnte und durch eine Amme in das Kloster "Palma" - wohl das heutige Baume-les-Dames - bringen ließ. Dort wurde Odilia das Augenlicht geschenkt, als der durch einen Engel zu ihr gewiesene Wanderbischof Erhard von Regensburg sie taufte. Ein Kelch, aus dem Ottilia die letzte Kommunion empfangen hatte, wurde noch 1546 auf dem Odilienberg gezeigt, lange Zeit gab man den Pilgern aus ihm zu trinken. Auf dem Odilienberg liegt Odilia bestattet; er gilt als der "heilige Berg des Elsass", Odilias Grab ist einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte in Frankreich. Gedenktag: 13. Dezember
mehr über St.Ottilie und ihre Verehrung im Dachauer Land finden Sie hier ......

Bischof Lazarus
   v.Bethanien
- An der Nordwand steht die spätgotische 18) Figur eines heiligen Bischofs in vollem Ornat mit einem offenen, hochgestellten Sarg an seiner Seite. Man nimmt an, dass es sich um eine Darstellung des Lazarus von Bethanien handelt, der von Jesus von den Toten auferweckt wurde (Joh.11,1-45) und als Bischof von Marseille in Südfrankreich gestorben sein soll. Die Figur dürfte in späterer Zeit überarbeitet und neu gefasst worden sein. Im Jahr 2015 machte sich der Holzwurm bemerkbar. Seine Hinterlassenschaften (Holzmehl) sind deutlich am Fuße der Figur zu sehen.
Hinweis: Lazarus war der Bruder von Maria und Martha, ein Freund Jesu, von diesem nach vier Tagen von den Toten auferweckt (Joh.11, 1-45). Lazarus nahm dann am Festmahl im Haus von Simon, dem Aussätzigen teil, viele Leute kamen, um den Geretteten zu sehen (Joh.12, 1-3). Von Lazarus spricht auch Jesu Gleichnis vom "reichen Mann und armen Lazarus" (Lk.16, 19-31). Den Legenden nach soll er nach Jesu Tod von den Juden zusammen mit seinen Schwestern und mit seinen Freunden Maximin und Cedonius auf ein Schiff ohne Ruder und Segel gesetzt und den Wellen des Meeres preisgegeben worden sein. Das Schiff landete in Marseille, wo Lazarus zum Bischof gewählt und später enthaupte wurde.
 
Kreuzigungsgruppe
- Kruzifix mit Mater dolorosa an der Südwand. Der Corpus dürfte aus dem frühem 18.Jh. stammen 18) , die Muttergottesfigur aus der Zeit um 1900 18)

Üblicherweise wird eine solche Kreuzigungsgruppe gegenüber der Kanzel angebracht. Ob auch hier in Mittermar-bach eine Kanzel angebracht war, ist mir nicht bekannt; es ist aber sehr wahrscheinlich, weil in der Barockzeit die Kirchen ohne Rücksicht auf ihre Größe mit Kanzeln ausgestattet wurden.
Das Kreuz gegenüber der Kanzel wurde Kanzelkreuz genannt. Es sollte den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3) erinnern, in dem Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung Christi zum Inhalt haben.


Kreuzwegbilder

Die Bilder der Kreuzwegstationen (Öl auf Leinwand) wurden -so heißt es- im Jahr 1823 beschafft 07), 03), 18). Das dürften aber nicht die derzeit vorhandenen Bilder gewesen sein. Denn die Mittermarbacher Kreuz-wegbilder gehören zu den vielen Bildern, für die der bekannte Nazarener-Maler Joseph von Führich (1800-1876) aus Wien im Jahr 1844 die Vorlage geschaffen hat.

Kreuzweg-Stationsbilder
Joseph von Führich (auch "Theologe mit dem Stifte" genannt) war durch seine Kreuzwegbilder (1844/46) international bekannt geworden. Als Kupferstiche verbreiteten sie sich über ganz Europa und unzählige Maler (darunter auch z.B. Anton Huber für Peters-hausen und Anton Rick für Röhrmoos) benutzten sie als Vorlage für ihre Kreuzwegtafeln. Aus diesem Grund gleichen sich die Kreuzwegbilder in mind. 23 Kirchen des Dachauer Landes in hohem Maße.

Als Kreuzweg werden die aufeinanderfolgenden bildlichen oder plastischen Darstellungen bezeichnet, die meist aus vierzehn Stationen der Leidensgeschichte Jesu, angefangen von der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung, bestehen. Seinen Ursprung hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem den Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa" nachzugehen. Im späten Mittelalter wurde die Kreuzverehrung insbesondere durch den hl.Franziskus von Assisi gefördert, der durch die Stimme des Gekreuzigten vom Kreuz in St.Damiano zu einem christlichen Leben bekehrt wurde. Seit dieser Zeit wurden Kreuzwegandachten als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige Land abgehalten. Die Stationen bildeten dafür die Leidensstätten Jesu nach. Auf diese Weise konnte der letzte Weg Jesu vor Ort nachgegangen und sein Leiden anschaulicher betrachtet werden. Kreuzwegdarstellungen in Deutschland entstanden erstmals in und bei Klosterkirchen, auf Anhöhen und bei Wallfahrtsorten, insbesondere in der Nähe von Franziskanerklöstern. Mit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder Einzug in die Innenräume der Pfarrkirchen und verbreiteten sich zunehmend. Papst Clemens XII. erkannte im Jahr 1731 mit seinem Breve "Unterweisungen über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten soll" diese Form des Kreuzwegs als kanonisch an und bedachte ihn mit großzügigen Ablässen.

1. Station
Jesus wird von Pilatus zum
Tode verurteilt
2. Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
3. Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
4. Station
Jesus begegnet
seiner
Mutter Maria
5. Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
d. Kreuz tragen
6. Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
7. Station
Jesus fällt
zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
8. Station
Jesus tröstet
die weinenden
Frauen
9. Station
Jesus fällt
zum dritten Mal
unter dem Kreuze
10. Station
Jesus wird seiner
Kleider beraubt
11. Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
12. Station
Jesus
stirbt am Kreuz
13. Station
Jesus wird
vom Kreuz
abgenommen
14. Station
Jesus wird
ins Grab gelegt

Wenn Sie sich eine Zusammenstellung von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer Landes ansehen und mehr über die Geschichte des Kreuzwegs erfahren möchten, klicken Sie hier...



Apostelkreuze und Apostelleuchter

Die Apostelleuchter sind einfach geschwungene, ca. 20 cm lange Schmiedeeisenranken vor den an die Wand gemalten Apostelkreuze. In der Regel werden die Apostelkreuze auch Weihekreuze genannt (lat. crux signata) von einem Kreis umschlossen (Kreuznimbus).
Vor allem im 19.Jh. wurde dieser Kreis, wie hier in Mittermarbach, aus Blüten- oder Blattranken gebildet. Das Kreuz in der Mitte wird hier aus orangen Lilienblüten gebildet. Lilien und Kreuz sind Symbole Schöpfung und Erlösung symbolisieren.
25)


Apostelkreuz- u leuchter

  Hinweis: Die Apostelkreuze und die daran angebrachten Apostelleuchter erinnern an das
in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. An den Apostelkreuzen wurde die Kirche bei ihrer Weihe mit Chrisam gesalbt. Am Kirchweihfest oder bei anderen hohen Festen werden die Apostelkerzen angezündet.
Die Apostelkreuze sind von alters her von einem Kreis umgeben (Nimbuskreuz). In der Barockzeit hat man diesen Kreis -wie hier in Mittermarbach- als Lorbeerkranz mit Schleifchen gestaltet. Die Kreuzesarme sind aus Lilienblüten gebildet. Lilie und Kreuz standen als Symbole für Schöpfung und Erlösung.


Vortragekreuz


Vortragekreuz
An den Kirchenbänken des Kirchenschiffs sind befestigt:
- ein Vortragekreuz auf weißer Stange aus der Zeit um 1900 mit dreipassförmigen Enden.
  Der Nodus ist vergoldet, die Kreuzbalken blau, der Corpus (25 m) ist silbern gefasst.
- eine Fahne mit Dreifachende und seitlichen Kordeln aus dem 20.Jh., die ganz offen-
  sichtlich bei Beerdigungen verwendet wird. Sie enthält auf schwarzem Grund eine
  Silberstickerei (Kreuz)
 

Empore
Die Empore wurde im Jahr 1871 im neu eingezogenen Westanbau errichtet. Die Brüstung ist weiß verputzt.
Das Gestühl auf der Empore besteht aus roh gezimmerten Balken und macht einen recht rustikalen Eindruck. Es dürfte noch aus der Zeit um 1871 stammen.


Emporengestühl

Orgel

Die Orgel  aus der Zeit um 1863 18), 12) besitzt einen in die Brüstung eingebauten dreiteiligen Prospekt mit niedrigerem Mittelteil, der in spätklassizistischem Stil gehalten und  mit erneuerten Ornamenten verziert ist.  04)06) 07)

1972 wurde die Orgel von der Fa. Guido Nenninger, Mch, 1983 durch Orgelbaumeister Graf Hubertus von Kerssenbrock 12)
überarbeitet. Sie besitzt jetzt eine mechanische Schleiflade.


Orgelprospekt von 1883

Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum Klingen gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes (= weltliches) Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden Kirchen Orgeln zu errichten. Allerdings stand das Bistum Freising schon im 9.Jh wegen seines Orgelbaues in hohem Ansehen.


Orgeltisch mit vier Registern

 


Blick des Organisten zum Altar

Alle Pfeifen des Instru-ments sind im kleinen Brüstungsprospekt unter-gebracht. Die Orgel besitzt ein Manual mit nur vier Oktaven (C-c ''') sowie vier Registern (Flöte4', Coppel8', Mixtur2', Principal4'). Das Pedal ist angehängt. 33)

Der Spieltisch ist direkt hinter dem Prospekt auf-gestellt. Der Organist kann über dem niedrigeren Mittelteil das Geschehen auf dem Altar beobachten.
  Papst Johannes VIII. (872-882) hatte sich 873 brieflich an den Freisinger Bischof Anno gewandt und ihn gebeten, er möge ihm ein gutes Instrument und einen Mann schicken, der die Orgel spielen und die Kunst der Musik zu lehren verstünde. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt die Orgel zur Verherrlichung Gottes bei. Sie soll, so die Liturgie-konstitution des II.Vatik.Konzils, "den Glanz der kirchlichen Zeremonien wunderbar steigern und die Herzen mächtig zu Gott und den Himmel emporhe-ben". Der Orgelprospekt, die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch Künstler gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit reicher Ornamentik verziert.

Portal

Die Kirche ist mit einer modernen Türe an der Südwestseite versehen. Innen ist zusätzlich ein Eisengitter angebracht. So können zu bestimmten Zeiten Besucher zumindest einen Blick ins Innere werfen.


Pferderennen

Im 17.Jh fand am Sebastianitag (20.Januar) alljährlich ein "Rennet, wie von alters her khommen" statt. Das waren Pferderennen, bei denen als Preise eine Elle roten Tuchs und ein Semmelzopf winkten. 07)
Solche Rennen gab es auch in anderen Orten unserer Gegend. Der frühere Kreisheimatpfleger Rudolf Goerge hat 20 Orte im Gebiet der Landgerichte Dachau und Kranzberg aufgezählt, in denen solche Rennen stattfanden. Es handelte sich somit um einen allseits beliebten Brauch im sonst ereignisarmen Winter, in dem Mensch und Tier auch genügend Zeit hatten.
...mehr zu diesen Rennen....

Die Gottesdienstordnung finden Sie hier...

Hans Schertl

Quellen:
01) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02) Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1880
03) Geschichte der Filiale Hl. Geist Mittermarbach, www.erzbistum-muenchen.de/media/pfarreien/media23110620.PDF
04) Dr. Georg Brenninger, Orgeln und Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/2
05) Max Gruber, Kistler, Schreiner und Drechsler aus dem Amperland, Amperland 1975/4
06) Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
07) Rudolf Goerge, Kirchen der Pfarrei Hohenkammer, Schnell-Kunstführer,1981
08) Max Gruber, Bis gegen 1800 im Amperland wirkende Bildhauer, Amperland 1982 (Karpf, Mallet)
 

Der um 1682 geborene Bildhauer Franz Anton Mallet hatte 1718 in Freising Bürgeraufnahme gefunden. 1733/34 gehörte er dem Inneren Rat der Stadt an. Franz Anton Mallet war zumeist im Freisinger Gebiet tätig. Seine Werke stehen/standen in Freising, Fürholzen, Tüntenhausen, Vötting, Ismaning und Hetzenhausen. 27) Im Dachauer Raum war er an folgenden Kirchen tätig: Mittermarbach (1720 Sebastiansfigur), Oberhausen (1720 Figuren von St.Georg und St.Stephanus), Indersdorf (1720 Modelle für zwei große Büsten des Goldschmieds J.S.Kipfinger, 8 fl. )

09) Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
10) Georg Brenninger, Zur kirchlichen Kunsttätigkeit des 18.Jh im Freisinger Raum, Amperland 1983/3
11) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
12) Dr. Georg Brenninger in Chronik der Gemeinde Petershausen, Band 2, Geschichte und Kultur, 2000
13) Mittermarbach-Altarweihe-PR-Protokoll v. 7.4.2015
14) Dachauer Nachrichten vom 20.5.2015 (Volksaltar)
15) www.freising-online.de/lokales/freising/altarweihe-mittermarbach-pfingsten-5037259.html v.22.5.2015 (Altarweihe)
16) Münchner Kirchenzeitung vom 7. Juni 2015 (Altarweihe)
17) Heyberger/Schmitt/Wachter-Topografisch-statistisches-Handbuch des Konigreichs Bayern, 1868
18) Kunsttopographie Pfarrei Hohenkammer, 1982
19) Pfarrei Hohenkammer, Glockenweihe 1987
20) Dr.Jocher, Kunstfahrt der Erzdiözese Mch u.Freising am 4.Juli 2015, Vortrag in Hörgersdorf (Marmorierung)
21) Web-Galery of Art, www.wga.hu/html_m/s/sassofer/
22) wikipedia.org/wiki/Sassoferrato
23) Holger Neuwirth, TU Graz, Diplomarbeit-Memento Mori, Karner, Zugriff 2015
25) Pfr. Josef Mayer, KLB-Gottesdienst in Jedenhofen, am 30.12.2011
26) Georg Brenninger, Kunsthandwerker der Barockzeit in Kirchen des Gerichtes Kranzberg, Amperland 1987/3
27) Max Gruber, Bis gegen 1800 im Amperland tätige Bildhauer, Amperland 1987 (Mallet)
28) Max Gruber, Für Dachau und die Umgebung bis 1800 tätige Architekten, Bau- u. Maurermeister, Amperland 1982 (Rößle)
29) Max Gruber, Kistler, Schreiner u. Drechsler aus dem Amperland, Amperl 1975-S.91 (Müller Melchior)
30) Dietmar Sponder, Mittermarbacher Grenzgänger, Dachauer Nachrichten vom 9.11.2016
31) Süddeutsche Zeitung vom 23./24.3.2019 (Todesanzeigen Bergmeister)
32) Michael Seeholzer, Große Trauer um Ebersberger Ehrenbürger, Münchner Merkur/Ebersberg, 22.3.019

33) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)
34) Denkmalliste Regierungsbezirk Oberbayern Landkreis Dachau Gemeinde Petershausen

58 Bilder: Pfarrei Hohenkammer (1), Hans Schertl (57)

 

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

19.3.2022