Pfarrkirche
St. Michael in SCHWABHAUSEN

Adresse: 85247 Schwabhausen,
Kirchenstraße 9
Lage
der Kirche auf der Landkarte ...
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Kurzbeschreibung
Die Pfarrkirche St.Michael
ist in einigen Teilen sehr alt, in anderen Teilen aber auch sehr
jung.
Aus romanischer Zeit um 1300 stammt
noch das Untergeschoss des mächtigen, 24 m hohen Sattelturms
mit dem darin enthaltenen Chorraum (Chorturmkirche).
Das große Langhaus/Kirchenschiff mit drei südlichen und
zwei nördlichen Rundbogenfenstern ist dagegen ein Neubau von
1934.
Der Turm
besitzt drei Geschosse, die durch Rechteckblenden und ein Rundbogenfries
mit Deutschem Band gegliedert sind. Hinter den doppelten rundbogigen
Schallfenstern hängen drei Glocken aus den Jahren 1878 und
1920.
Die südlich an den Turm
angebaute doppelgeschossige Sakristei wurde wahrscheinlich
1884 erbaut.
An ihrer Stirnseite eine schöne Sonnenuhr.
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Innenausstattung
Der Altarraum
besitzt die Ausmaße des Turm-Grundrisses und ist deshalb naturgemäß
stark eingezogen. Die
Decke besteht aus einem Kreuzgewölbe.
Das Deckengemälde
im Kirchenschiff (Maler Wilhelm Rudolf Grau, 1945) zeigt den Papstbesuch
in Schwabhausen im Jahr 1782.
Über dem Chorbogen sind die bischöflichen Wappen der Kardinäle
Michael Faulhaber und Reinh.Marx zu sehen.
Altäre
Am Choraltar
steht die Skulptur des hl.Michael mit Flammenschwert im Kampf gegen
den Teufel in Drachenform.
Assistenzfiguren sind Johannes der Täufer (links, mit Lamm)
und der hl.Rochus (in Pilgerkleidung).
Seitenaltäre:
Die Seitenaltäre sind Bilderaltäre ohne Figuren. In den Predellen
sind Reliquienschreine mit Klosterarbeiten aus dem 18.Jh. aufgestellt.
Am linken Seitenaltar ein Altarblatt mit der Darstellung der Steinigung
des hl. Stefanus (19.Jh).
Im Auszugsgemälde der Asienmissionar Franz Xaver.
Am rechten Seitenaltar aus dem Jahr 1849 zeigt
im Auszug den hl. Johannes Nepomuk
auf dem Altarblatt die Muttergottes mit Jesuskind
Seit November 2009 besitzt Schwabhausen einen neuen Zelebrationsaltar
in Form eines Marmorblocks (Architekt
Roberto Gonzalo)
sowie einen im gleichen Stil
gestalteten neuen Taufstein.

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In der Kirche werden folgende Heilige als Figuren oder auf Bildern dargestellt:
vor der
Renovierung 2009 standen noch weitere Heiligenfiguren auf Postamenten
an den Kirchenwänden. ... sehen Sie hier...
Zur Pfarrei St.Michael Schwabhausengehören die Filialkirchen
St.Laurentius Rumeltshausen und St.Kastulus Puchschlagen (seit 1977),
die aus historischen Gründen beide eigene Kirchenverwaltungen mit
Kirchenpflegern besitzen. Die Pfarrei zählt derzeit rd. 1850 Gläubige.
Seit April 2013 bilden die
Pfarreien Schwabhausen, Bergkirchen, Oberroth und Kreuzholzhausen den
Pfarrverband Bergkirchen-Schwabhausen.
Was
noch interessiert...
Zur Gottesdienstordnung
kommen Sie hier...
Sie
können sich das Geläute der Glocken von Schwabhausen
auf Youtube anhören. Klicken
Sie hier...
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Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Der Ort Schwabhausen dürfte
schon im 8./9.Jh entstanden sein; vielleicht im Zusammenhang mit der Ansiedlung
von Schwaben durch Karl den Großen nach der Absetzung von Tassilo
III. (788). Damals lag Schwabhausen an der Römerstraße nach
Augsburg. Schriftlich wurde der Ort erstmals 1135 in einer Schenkungsurkunde
des Klosters Indersdorf als Swaphusen genannt.
Im Mittelalter und der beginnenden Neuzeit hatte Schwabhausen als Landschranne
(1347) und Schergenamt (1639) des Landgerichts Dachau regionale Bedeutung.
Die Lage an der wichtigen Handelsstraße zwischen München und
Augsburg hatte große wirtschaftliche Bedeutung. Hier in Schwabhausen
war seit 1543 eine wichtige Post- und Raststation mit Pferdewechsel.
Bekannt ist, dass hier Marie-Antoinette auf der Fahrt zu ihrer Hochzeit
nach Paris (1770) und Papst Pius VI. auf seinem Deutschlandbesuch (1782)
übernachtet haben.
1818 wurde Schwabhausen eine Gemeinde, die seit der Gebietsreform 1972
mit den Nachbargemeinden Puchschlagen, Rumeltshausen, Oberroth und Arnbach
zusammengelegt und Namensgeber der neuen Großgemeinde wurde. 48)
Geschichte der Pfarrei
und der Kirche
Matrikel
von 1315 03)
Die erste Erwähnung der Pfarrei
Schwabhausen (mit einem Friedhof) findet sich in der Konradinischen
Matrikel von 1315. Sie gehörte damals zum Dekanat Günzelhofen/Egenhofen.
Der spätromanische Satteldachturm mit Staffelfries über
dem Chorraum hatte im Jahr 1315 wohl schon bestanden. Denn die
Kirche von Schwabhausen ist eine Chorturmkirche, d.h., der Altarraum ist
im Untergeschoss des Turmes untergebracht. Diese Bauweise war in der Romanik
(bis 1300) weit verbreitet. Chorturmkirchen waren vor allem in Süd-
und Westdeutschland und in Skandinavien verbreitet. In Norddeutschland,
das damals konfessionell noch nicht getrennt war, sind und waren sie unbekannt.
Im Landkreis Dachau gibt es zwölf heute noch bestehende Chorturmkirchen.
Das ist im Vergleich zu anderen Landkreisen eine hohe Zahl. So gibt es
z.B. im Landkreis Erding z.B. keine Chorturmanlagen (mehr).
Warum Chorturmkirchen
damals in dieser Form erbaut wurden, ist nicht eindeutig geklärt.
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Nach Gottfried
Weber
22)
könnten
die "burgartig gesicherten Obergeschosse" des Turmes der
Bevölkerung "Zuflucht in Notzeiten geboten" haben.
Die oberen Stockwerke waren oft nur über einziehbare Leitern
zu erreichen. |
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Michael Loose
25)
lehnt diese Auffassung ab, weil die Fläche in den Obergeschossen
für diese Funktion viel zu klein ist. Es sei kaum vorstellbar,
dass eine ganze Dorfgemeinschaft mit den erforderlichen Lebensmitteln
und den zur Verteidigung notwendigen Waffen (Wurfsteinen) dort Platz
gefunden hätten. Die massive Bauweise der Türme sei wegen
der Last und der Schwingungen der Glocken notwendig gewesen. |
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Marijan Zadnikar
24)weist
darauf hin, das die Chortürme eine Modeneuheit ihrer Zeit gewesen
seien, die große Aufmerksamkeit erregten. Sie hätten die
Leute an Burgen als Symbol der Herrschaft und der Macht erinnert.
Die Türme seien somit Zeichen des Triumphes des Christentums
über das Heidentum gewesen. |
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Nicht vergessen
werden sollte auch, dass Kirchen als geweihte Orte ohnehin eine gewisse
Sicherheit boten. Schließlich waren auch viele der Angreifer
Christen, die eine gewaltsame Entweihung eines solchen Ortes wegen
der zu befürchtenden schlimmen Jenseitsfolgen scheuten. Dies
würde die Schutzfunktion des Turmes für die Bevölkerung
betonen. |
Ob das Kirchenschiff in Schwabhausen,
wie bei den anderen Kirchen der Umgebung, in gotischer Zeit neu
gebaut wurde, ist nicht bekannt, aber wahrscheinlich.
Viele Jahre war Schwabhausen
dem Kloster Indersdorf inkorporiert, wie Papst Pius II. dies
in einer Urkunde vom 20.12.1459 bestätigte. Inkorporation bedeutete,
dass das Kloster die Seelsorge der Pfarrei ausübte und die
nicht unerhebliche Baulast trug, dafür aber alle Pfarreinnahmen
erhielt. Noch um 1500 wurde die Pfarrei von den Indersdorfer Chorherren
betreut. Das schreibt zumindest der Indersdorfer Chorherr Georgius
Penzl 1745 in seiner Chronik des Klosters Indersdorf; um 1520 sei
dann Schwabhausen gegen Ainhofen eingetauscht worden. Patronatsherr
wurde das Freisinger Domkapitel. Das Pfarrwidum verblieb aber beim
Kloster Indersdorf.
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Deutsches
Band u. Bogenfries (unten)
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Das Domkapitel, der engste Mitarbeiterstab
des Bischofs, war eine eigenständige juristische Person, die unabhängig
vom Bischof selbst kirchlichen Besitz und Rechte haben konnte. Lediglich
weltliche Geschäfte war dem Kapitel verwehrt; dafür benötigte
es einen Vogt. Das Domkapitel bestand aus einem Dompropst, 14 Capitularen
und 9 Domcelleraren 45)
Matrikel von 1524
03)
In der Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 wird Schwabhausen als eigenständige
Pfarrei beschrieben. Damals hatte sie 70 Communicantes, also Gläubige
ohne Kinder (zum Vergleich die Nachbarpfarreien: Rumeltshausen 44, Oberroth
100, Arnbach 145). Das Einkommen des Pfarrers war niedrig. Es betrug insgesamt
52 Gulden, wovon der größte Teil aus Messstipendien und Gebühren
für andere seelsorgerische Leistungen (z.B. Beerdigungen, Taufen)
stammte. Der Pfarrbauernhof warf für den Pfarrer nichts ab; er gehörte
ja dem Kloster Indersdorf. Von den Einnahmen musste er 16 Gulden Absentsgeld
zahlen. Das Pfarrhaus und die dazuge-hörenden Wirtschaftsgebäude
zeigten 1524 -dies wird eigens erwähnt- keine Schäden ("Item
domus et aedificia dotis non patiuntur defectus").
Visitationsbericht von 1560 17)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation wurde durch bischöfliche
und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war
die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe,
die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen
detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen.
Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben
interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie
Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im
Bericht über Schwabhausen heißt es, Pfarrer sei Wolfgang
Eckhart, als Sohn des früheren Pfarrers in Schwabhausen geboren und
nach 15jähriger Tätigkeit in Mammendorf an seinen Heimatort
versetzt worden. Die Befragung über das theologische Wissen und die
seelsorgerische Praxis ergab keine negativen Auffälligkeiten. Doch
sei den Prüfern zu Ohren gekommen, dass der Pfarrer an Abstinenztagen
Fleisch esse ["er eß an verbotten Tägen Fleisch"].
Pfarrer Eckhart hatte mit seiner Haushälterin fünf Kinder. Im
Übrigen pflegte er aber einen ehrbaren, unverdächtigen Lebenswandel.
Über die Pfarrei ist zu lesen, sie habe 200 Communicanten,
alle katholisch und dem Glauben treu ergeben. Die hohe Gläubigenzahl
erstaunt, wenn man berücksichtigt, dass die Pfarrei 1524: 70 Gläubige,
1738: 120 und 1814: 167 hatte (andere Zählweise ?). Im Bericht heißt
es weiter, die Kirche mit drei wohlgezierten ["wol getziert"]
Altären besitze ein gut verschlossenes Sakramentshaus, einen Taufstein
sowie schöne und weniger schöne ["guet und beß"]
Messgewänder.
Wenn Sie den ganzen Text des Visitationsberichts lesen möchten, klicken
sie hier...
Neuer Taufstein 1630 26)
Im Jahr 1630 ließ man in Schwabhausen für 30 Gulden einen neuen
Taufstein machen, der großenteils von Spendern finanziert wurde.
Die Kirchenrechnung enthält hierzu den Eintrag:
"Ainen
Taufstain von Märbel (Marmor), darzue fraw Urßula Heiglin von
Dachaw, Maria Gaillerin von Odlzhausen, Catharina
Sedlmayrin
von Ottmarschaff und ein gemain Zu Schwabhaußen yedes 5 Gulden verhaissen".
Die Kirche hatte nur noch 10 Gulden zu tragen.

Auszug aus einer Karte
von Philipp Finkh -1655
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Dreißigjähriger
Krieg
Im 30jährigen Krieg, der bei uns in Bayern erst ab 1632 im
Zuge des Schwedeneinfalls spürbar wurde, erlitt Schwabhausen
Plünderung und Brandstiftung. Mehrmals musste die Bevölkerung
flüchten. Hier machte sich die Lage an der Straße nach
Augsburg negativ bemerkbar.
Zwar sollen im 30jährigen Krieg die Pfarrmatrikel in der Diözese
Freising allgemein keine schwer-wiegende Verluste erlitten haben
55)
; doch gilt dies
nicht für das Gebiet des heutigen Landkreises Dachau. So gingen in
Schwabhausen alle früheren Urkunden der Pfarrei verloren; die
Pfarrbücher wurden zerstört. Die Pfarrei war so sehr heruntergekommen,
dass sie keinen eigenen Pfarrer mehr unterhalten konnte. Sie wurde
durch die Pfarrherren von Oberroth, Kreuzholzhausen und Rumeltshausen
mitbetreut.
Damals besaß das "schlechte (= schlichte) Kirchlein"
drei Altäre. Der Choraltar war dem Patron St.Michael, die Seitenaltäre
den Heiligen Stephanus und Sebastian geweiht. Eine Sakristei war
noch nicht vorhanden; die Messgewänder wurden in einem Kasten
wohl hinter dem Altar aufbewahrt.
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Pferderennen 26)
Aus den Jahren 1640 bis 1730 weisen uns Bemerkungen in den Kirchenrechnungen
darauf hin, dass auch in Schwabhausen im 17.Jahrhundert Pferderennen veranstaltet
wurden. Es geht hier um ein Pferderennen, das jeweils am Stephanstag (26.Dezember)
abgehalten wurde. Diese Rennen werden wohl keine originär kirchliche
Veranstaltungen gewesen, sondern nur anlässlich des früher groß
gefeierten Stephanitags (2.Weihnachtsfeiertag) veranstaltet worden
sein. Aber die Tatsache, dass die Einnahmen und Ausgaben in den Kirchenrechnungen
auftauchen, legt doch eine enge Verbindung mit dem kirchlichen Bereich
nahe. Die Reiter hatten als eine Art Teilnahmegebühr Getreide zu
spenden, das sie vor den Altar schütteten; dafür wurden Ross
und Reiter gesegnet. Das Getreide verkaufte die Kirche und nahm dadurch
Geld ein. Der Sieger des Rennens erhielt ein großes rotes Tuch als
Siegerpreis, das damals neben dem ideellen auch einen hohen wirtschaftlichen
Wert hatte; der rote Farbstoff war teuer. Während in der Zeit um
den 30jährigen Krieg die Pferderennen mehr Ausgaben verursachten
als Einnahmen erbrachten, erzielte man z.B. 1730 einen Überschuss:
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Einnahmen
waren ein Schäffel Korn und ein Viertl Weizen, die um 5 Gulden
37 Kreuzer verkauft werden konnten.
Die Ausgaben für 1,5 Ellen rotes Tuch (3 Gulden 15 Kreuzer) und
3 Ellen Parchet (anderes Tuch) von 1 Gulden sowie für
den Amtmann (=Gemeindediener) für die Wahrnehmung von polizeilichen
Aufgaben beim Rennen 15 Kreuzer betrugen nur 4,5 Gulden.
Gesamtgewinn: 1 Gulden 7 Kreuzer. |
Angstläuten
26)
Den Kirchenrechnungen
von 1650 und 1730 ist zu entnehmen, dass der Mesner eine spezielle Vergütung
für das Angstläuten erhalten hat (Originaltext 1650: "Dem
Mesner von der Angst Zu leithen ... 30 Kreuzer", 1730: "Dem
Mesner Von der Angst Zuleithen mitder Verdienten Besserung... 1 Gulden).
Das sind zwar keine hohen Jahresbeträge, doch die Arbeit war auch
nicht sehr umfangreich.
"Angstläuten" war die volkstümliche Bezeichnung für das
spezifische Glockenläuten am Donnerstagabend. Dieses Gedächtnisläuten
sollte die Gläubigen an die Todesangst Christi im Garten Gethsemane
erinnern. Meist läutete dazu nach dem abendlichen Angelus-Gebet oder
einer anderen, besonders festgelegten Zeit eine Einzelglocke, bevorzugt
die größte des bestehenden Ensembles.
1694 musste wohl die Friedhofsmauer
renoviert werden. Denn aus dem Werksverzeichnis von Hans Maurer aus Hirtlbach
(HStA Mch, Ger.Lit.Dachau 370) ist bekannt, dass der Baumeister in diesem
Jahr einen Überschlag (=Kostenvoranschlag) für einen
Friedhofsmauer-Neubau ab.
Altarweihe 1707
Der 24. Juli 1707 war ein großer Festtag für die Pfarrei Schwabhausen.
An diesem Tag war der Fürstbischof Johann Franz von Eckher zu Gast.
Er weihte die drei Altäre in der Kirche und spendete 40 Kindern das
Sakrament der Firmung. Das Weihedatum bedeutet aber nicht zwingend, dass
die Altäre erst kurz vorher neu beschafft oder renoviert worden wären.
Es könnte auch sein, dass 60 Jahre vorher -im 30jährigen Krieg-
die Altäre von Soldaten entweiht und kurz nach dem Krieg von den
Schwabhausern wieder hergestellt worden sind. Da war eine Weihe schon
nicht mehr möglich: Ab 1652 saßen nämlich nacheinander
zwei nachgeborene Wittelsbacher Prinzen (Albrecht Sigismund von Bayern
und Joseph Clemens von Bayern) auf dem Freisinger Bischofsthron, die mangels
Bischofsweihe das geistliche Amt des Bischofs nicht ausüben konnten;
Albrecht Sigismund besaß nicht einmal die Priesterweihe. Nach 40
Jahren kam 1695 mit Franz Eckher wieder ein echter Bischof an die Regierung,
für den nach so langer Zeit ohne Kirchenweihen und ohne Firmungen
viel zu tun war. Dieser kunstsinnige Bischof regierte sein Bistum von
der Reisekutsche aus; er unternahm viele Pastoralreisen selbst in kleinste
Dörfer seines Bistums. Die Weihe der Altäre am 24.7. in Schwabhausen
war Teil einer intensiven Weihewoche, die den Bischof innerhalb der 7
Tage vom 19.bis 25.7. in die Kirchen von Altomünster, Oberzeitlbach,
Kleinberghofen, Westerholzhausen, Niederroth, Weyhern, Oberroth, Armetshofen,
Schwabhausen Edenholzhausen und Welshofen führte. Am Abend des 24.Juli,
nach der Altarweihe und der Firmung in Schwabhausen, weihte Bischof Eckher
noch einen Altar in Edenholzhausen.
1733 wurden Kirchturm und
Dach repariert; den Kostenvoranschlag (Überschlag) mit 28 Gulden
und 45 Kreuzer erstellte der Maurermeister Dörfler aus Hirtlbach
Matrikel
von 1738 03)
1738 war der Priester (Josef Hirner) installiert. Das berichtet die Schmidt'sche
Matrikel von 1738/40. Die Zahl der Communicantes betrug
120. Die Einnahmen und Ausgaben der Kirche verwalteten der Pfarrer und
Landpfleger von Dachau. Das Pfarrhaus sei, so Schmidt, noch aus Holz gebaut.
Es sei nicht mehr geeignet und bedürfe dringend einer Renovierung.
Der Bericht schließt mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache:
"Das Vermögen dises Pfarr-Gottshauses hat sich letzthin auf
622 fl. (=Gulden) und 11 kr. (=Kreuzer) erstrekhet" (zum Vergleich:
Oberroth 1270 Gulden, Rumeltshausen 700 Gulden).
Die drei "ansehnlichen" Altäre, waren wie heute, St.Michael,
der Jungfrau Maria und dem hl.Stephanus geweiht. Der Sebastiansaltar war
in den vergangenen 100 Jahren also Marienaltar geworden. Kanonikus Schmidt
schreibt, es sei auch ein Taufstein mit den heiligen Ölen vorhanden.
Das Kirchweihfest und das Patrozinium würden zusammen am 29.Sept.
gefeiert. Im Friedhof stehe ein Beinhaus. Im Turm hingen zwei geweihte
Glocken. Das Patronatsrecht besitzt der Bischof von Freising
31) .
Österreichischer Erbfolgekrieg
(1742-1745) 31)
In diesem Krieg bekämpften sich Bayern und Österreich. Die Truppen
der Österreicher, die aus Husaren, Hyaren, Panduren, Kroaten und
Tolpatschen bestanden, streiften durch das Land und plünderten Städte
und Dörfer. Der Kurfürst und gewählte Deutsche Kaiser Karl
Albrecht floh über die Poststraße durch Schwabhausen nach Augsburg.
Pfarrer Hirner schreibt dazu in seinem "Anniversaria" genannten
Büchlein:
"1742 seind in die Flucht abgangen Ihro
Königl. Hoheiten am Lichtmess Tag (2.Februar) alhir Mess gehört
umb 9 Uhr. Am
24.Febr. seynd die österreichische
Hujyarnn .. alhier in Schwabhausen durch marchirt mit grossem Hertzeleid
des Volkes.
Ende März beziehen die fremden Truppen
hier Quartier, bleiben 14 Tage und verursachen bei den Bauern und beim
Pfarrer
größte Unkosten. Anfang Mai
kommen sie noch einmal, hausen hier 4 Tage, bezahlen aber nichts".
Immerhin verschonen sie den Pfarrhof, anders als in Kreuzholzhausen, Rumeltshausen,
Einsbach und Arnbach.
Im gleichen Jahr, 1742, wurde übrigens am 23 Mai der erste Gottesdienst
am neuen Altar abgehalten und mit einer Feldprozession gefeiert.
Der Altar steht als Choraltar noch heute in der Kirche. 31)
Pest 1772
Im Januar 1772 brachte ein Handwerksbursche die Pest nach Schwabhausen.
Es dürfte die letzte Pestepidemie im Dachauer Land gewesen sein.
Viele Menschen starben, darunter auch der damalige Pfarrer Johann Georg
Jacob, der aus der Posthalter-familie stammte, sowie sein Nachfolger Anton
Westermaier als letzter Pesttoter. Einen Zeitungsbericht, der sich mit
dieser Epidemie befasst, können Sie hier lesen...
1779 beklagte sich der neue
Pfarrer Georg Schenk bei seinem Dienstantritt darüber, dass das Gotteshaus
in allerschlechtestem Zustand sei. Er sammelte bei den Pfarrangehörigen
für neue Messgewänder und andere kirchliche Gerätschaften
und versprach den Spendern, er werde für sie alle Sonntage ein öffentliches
Vaterunser beten lassen und seine Nachfolger bitten, dieses Gedächtnis
fortzusetzen.
Papstbesuch
1782 13)
Schwabhausen hatte 1782 hohen Besuch. Hier stieg Papst Pius Vl. auf seiner
Reise von Wien nach Frankfurt um, denn die Ortschaft war eine bedeutende
Poststation auf der Straße von Dachau nach Augsburg. In Schwabhausen
verabschiedete er sich vom Kurfürsten Karl Theodor, der ihn von München
bis hierher begleitet hatte und vom Freisinger Bischof. Mit dem Besuch
in
Österreich
und Deutschland versuchte der Papst vergeblich, die von staatlicher
Seite drohenden Kirchenreformen abzuwenden und aufklärerisches
Gedankengut zurückzudrängen. Wenig später folgte in
der Säkularisation
die vollständige Enteignung allen kirchlichen Besitzes. Ein zeitgenössischer
Bericht-erstatter schreibt über die Ankunft des Papstes:
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"...kein
Fuhrwerk war heute unterwegs, das Lasten geführt hätte,
kein Pflug, der gen Acker gegangen wäre, kein Dienstbote
arbeitete, kein Webstuhl klapperte. Gottesfriede lag über
den Gauen und es sammelten sich die von allen Seiten strömenden
Menschen wie Heerscharen... Die Glocken huben an zu läuten.
Die Menschen, welche die Straße säumten (man spricht
von 15.000), beugten ihr Knie, sobald der Hl.Vater aus dem
Fens-ter seiner Kutsche schaute und die segnende Hand über
das gläubige Volk ausstreckte". |
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Papstbesuch 1782
|
Die Adeligen der umliegenden Schlösser
wurden ebenso wie die anwesenden Geistlichen zum Handkuss zugelassen. Papst
Pius VI. starb übrigens 1799 im Alter von 82 Jahren als Gefangener
Napoleons in Frankreich.
An den hohen Besuch erinnern in Schwabhausen eine Gedenktafel
am Wirtshaus und das Deckengemälde in der Kirche.
Gedenktafel für Papstbesuch
|
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"Hier gab
am 2.May 1782 der heiligste Vater, Pius VI.
Seine Durchlauchtigste Begleiter Karl Theodor.
Seinen getreuesten Bischoffe Ludwig Joseph
und eines Volkes Menge von vielen Tausenden
den päpstlichen Segen
zu wessen ewigem Gedächtniß diesen Stein setzen lässet
Joseph Guggenberger der zeit Posthalter und Innhaber
dieses Gasthauses in Schwabhausen.
Stehe still Wanderer und denke." |
Renovierung 1783
Ein Jahr nach dem Papstbesuch, musste die Kirche renoviert werden. Vor
allem die Altäre waren baufällig. Der Schwabhausener Pfarrer
Georg Schenk hatte den Zustand schon vier Jahre vorher beklagt. Nun berichtete
er dem "Kurfürstlichen Geistlichen Rat", einer Vorgängerbehörde
des heutigen Kultusministeriums, man müsse befürchten, dass
jemand durch herabfallende Stücke verletzt oder gar erschlagen werde.
Schon zweimal sei eine Figur herabgefallen. Einmal habe sich der Mesner,
ein anderes Mal eine andere Person nur durch einen Sprung zur Seite retten
können.
Der Bildhauer Franz de Paula Arnoldt
erstellte die Altäre, Mathias Fornfischer aus Tandern fasste
(=bemalte) sie. Die Gemälde dazu lieferte der Münchner
Maler Johann Haas. Figuren von Paul Arnoldt stehen auch in den
Kirchen von Pipinsried, Altomünster, Niederroth und Bergkirchen.
10 Jahre später, 1793, lieferte der Kistler Schöpel von Weilbach
neue Kirchenstühle.
1788 gab es Streit um die
Gottesdienstzeiten.
Der selbstbewusste Pfarrer Georg Schenk verlegte den Beginn des Sonntagsgottesdienstes
von acht Uhr auf halb sieben Uhr. Dagegen wetterte vor allem der Wirt,
weil er Geschäftseinbußen befürchtete. "Meine Poststation
ist bekanntermaßen eine der meistbesuchten in Bayern, die Lage an
der Straße nach Augsburg, Donauwörth und München macht
sie dazu" schrieb er an den Kurfürsten. Fast täglich kämen
er und seine Ehehalten (=Dienstboten) erst spät nach Mitternacht,
an den Abenden vor einem Sonn- oder Feiertag sogar erst gegen zwei oder
drei Uhr zur Ruhe. Bei so frühem Gottesdienstbeginn käme der
Schlaf zu kurz. "Würklich, gnädigster Herr Herr" schreibt
er weiter, "sind aus dieser Ursache schon einige meiner Leute nicht
in die Kirche gekommen, denn Mensch bleibt Mensch, und ich kann dem Ehehalten,
der den ganzen Samstag gerannt und geloffen ist, mit Billigkeit unmöglich
zumuthen, dass er um 6 Uhr schon wieder heraus und die Kürche eilen
soll". Und da die beim Posthalter Beschäftigten ein Drittel
aller Gläubigen (!) ausmachten, hatte der Protest schon einiges Gewicht.
Der Wirt mutmaßte, dass der Pfarrer die neue Gottesdienstordnung
nur eingeführt hatte, um ihm zu schaden. Neben dem Kurfürsten
wurde auch der Bischof mit dem Fall befasst und der entschied sich für
den Wirt: Der Gottesdienst begann wieder um acht Uhr.
Franzosenkrieg 1796
25)
Nach dem Erfolg Französischen
Revolution 1789 kam es zu Spannungen mit den benachbarten Monarchien,
die versuchten, die Auswirkungen der Revolution zu begrenzen oder sie
rückgängig sogar zu machen. Diese Spannungen mündeten in
einen Krieg (Erster Koalitionskrieg 1792-1797), in dem die Revolutionstruppen
unter ihrem Feldherrn Moreau erstmals 1796 in Bayern einmarschierten und
am 26.August nach Schwabhausen kamen. Der Pfarrer beklagte einen Verlust
von 5000 Gulden.
Er klagte, dass die Franzosen in der Pfarrkirche den Tabernakel aufgebrochen,
das Ciborium gestohlen und die Hostien auf dem Boden verstreut hätten.
Von der Messingmonstranz seien die Silberverzierungen abgerissen worden.
Der Gesamtschaden betrug (nur) 14 Gulden.
Pfarr-Zusammenlegung 1814
In einigen Publikationen wird die Auffassung vertreten, im Jahr 1814 habe
der Pfarrsitz zwischen Rumeltshausen und Schwab-hausen gewechselt, d.h.,
Schwabhausen sei vorher Filiale von Rumeltshausen gewesen. Dies war aber
nicht der Fall.
Am 29.Oktober 1814 wurde die Pfarrei Rumeltshausen aufgelöst
und in die bestehende Pfarrei Schwabhausen eingegliedert. Damals kamen
zu den 167 Gläubigen in Schwabhausen 72 Gläubige aus Rumeltshausen
dazu; die Pfarrei Schwabhausen gehörte aber immer noch zu den kleineren
im Bistum. In J.R.Buchinger historischen Nachrichten über das Landgericht
Dachau wird berichtet: "Rumelzhausen besteht jetzt nicht mehr als
eine eigene Pfarrey, sondern wurde am 19.October 1814 für immer mit
der Pfarrey Schwabhausen vereiniget, die deßwegen einen Hülfspriester
zu halten hat". Sämtliche Erträgnisse von Rumeltshausen
sollen teils zur Haltung eines Hilfspriesters und teils zur Verbesserung
der ebenfalls unzureichend dotierten Pfarrei Schwabhausen verwendet werden.
Die Gemeinde Rumeltshausen hätte nach staatlicher Absicht zu Niederroth
kommen sollen. Die Rumeltshauser widersetzte sich mit der Begründung,
dass die Gläubigen wegen der vom Rothbach drohenden Wassergefahr
unter keinen Umständen nach dorthin kommen könnten. Der Rumeltshausener
Pfarrer Englbrecht schlug nun die Vereinigung mit Schwabhausen vor. Er
begründete dies mit der geringen Entfernung von nur einer halben
Stunde und der guten Verbindung durch eine Hauptstraße. Doch die
Gläubigen wollten nicht nach Schwabhausen und wiesen auf den erst
vor 12 Jahren erbauten Pfarrhof in Rumeltshausen hin. Die Kirche in Schwabhausen
sei zudem zu klein.
Doch die Vereinigung der beide kleinen Pfarreien war wirtschaftlich vorgegeben,
weil keine einen eigenen Pfarrer ernähren konnte.
Mayer/Westermayer schrieben
1880: "weil das Widdum, der Pfarrbauernhof, (in Rumeltshausen)
an Gebäuden und Feldbau gänzlich vernachlässigt war und
öde lag und weil die Pfarrei Schwabhausen dringend einer Aufbesserung
bedurfte". Dem letzten Pfarrer von Rumeltshausen August Geigenberger
wurden mangelhafte Kenntnisse
und Fähigkeiten bei der Bewirtschaftung der Pfarrgründe vorgeworfen,
was ebenfalls die Entscheidung erleichterte.
Neuer Pfarrer 1815 01)
Kurz nach der Pfarr-Zusammenlegung
wechselte der Pfarrer von Schwabhausen. Der bisherige Pfarrer Resle wurde
versetzt. Da die Pfarrei unter dem Besetzungsrecht des bayerischen Königs
stand, wurde sie im Königlich-bayerischen Intelligenzblatt für
den Isarkreis ausgeschrieben, damit sich Interessenten für das Pfarramt
bewerben konnten:
|
"Die
erledigte Pfarrey Schwabhausen betreffend.
Im Namen Seiner Majestät des Königs.
Die Pfarrey Schwabhausen, mit welcher erst kürzlich die benachbarte
Pfarrey Rummelzhausen vereiniget wurde, im Königl. Landgerichte
Dachau und Bistum Freysing, ist durch Versetzung des letzten Pfarrers,
Priester Resle, erledigt. Sie zählt in einem Umkreise von 1
1/4 Stunde 250 Seelen und hat nur eine Filiale Rummelzhausen, welche
eine halbe Stunde nur vom Pfarrdorfe entfernt ist. Die Schule ist
im Pfarrdorfe. Bisher war auch ein Provisor für die Filial
beygegeben. Die Pfarrrenten sind an Widdum, Zehenten, Stole und
Stiftungen 416 fl. 54 kr., dagegen wird dem Pfarrer aus den Pfarrrenten
der reducirten Pfarrey Rumelzhausen, für welche er den Provisor
noch halten muß, eine Zulage von sichern 300 fl. ausgemittelt.
Die Lasten bestunden bisher an das Rentamt und die bischöfl.
Ordinariats-Casse in 12 fl. 53 kr.
München, den 20.December 1815-Königliches General-Commissariat
des Isarkreises-v.Hofstetten Kreis-Direktor"
|
Erster neuer
Pfarrer der vergrößerten Pfarrei wurde im Februar 1816 ein
Bewerber aus der Diözese Augsburg. Für Anton Hosemann war es
eine wirtschaftliche Verbesserung, denn seine bisherige Pfarrei in Ebenried,
so schrieb er in seine Bewerbung, sei die ärmste Pfarrei im Königreiche.
"Bitte um baldige Erlösung" flehte er und wurde auch deshalb
erhört, weil er zugleich zusicherte, die Pfarrei Schwabhauen ohne
Hilfspriester zu führen. Möglicherweise waren aber auch persönliche
Gründe für den Amtswechsel maßgebend. Denn die Diözese
Augsburg übermittelte ein Warnschreiben mit dem Inhalt, dass man
gegen Pfarrer Hosemann ein Disziplinarverfahren wegen einer vermuteten
sexuellen Beziehung zu seiner Dienstmagd Katharina Neuer eingeleitet habe.
02)
Beschreibung
1817
Im Jahr 1817, drei Jahre nach der Vereinigung der Pfarreien Schwabhausen
und Rumeltshausen, hat Pfarrer Hosemann seine neue Pfarrei beschrieben.
Der 2005 erschienenen Chronik von Schwabhausen 31)
ist zu
entnehmen, dass der Umfang der Pfarrei 1 1/2 Gehstunden betrug. Den vorher
erwähnten Einwand der Rumeltshauser, der Rothbach verhindere den
Kirchgang nach Schwabhausen, ließ Pfarrer Hosemann nicht gelten:
|
"Im Süden
aber bildet der Bach (Roth genannt) zu beyden Seiten des Gestades
wegen seiner vielen Krümmungen und gehemmten Abflüsse viele
sumpfige Wiesen, deren Ausdünstung einen nachteiligen Einfluß
für die Gesundheit haben soll. Doch wird die Communikation mit
Rumeltshausen niemals unterbrochen, denn über die Hälfte
des Weges geht man auf der Landstraße von Augsburg nach München
fort und von der Landstraße weg führt ein auch zur Regenzeit
gut zu passierender Fußweg nach Rumeltshausen; überdies
beträgt die Entfernung nur eine gute halbe Stunde". |
Das Schwabhausener Pfarrhaus sei "von
Steinen gut gebaut und mit einem großen Garten umgeben".
Der Pfarrbauernhof war 112 Tagwerk (37 ha) groß. Er trug mit 1414
fl. (= Gulden) zu den Einkünften des Pfarrers bei (17 Jahre später
waren es nur noch 891 fl. ). Dazu kamen 1000 fl. aus den Zehenten, 15 fl.
aus Jahrtagsstiftungen, 45 fl. an Stolgebühren (Taufen, Beerdigungen)
und 16 fl. für das sog. Kirchweihbrot. Bei Ausgaben von 1.937 fl. betrug
das Reineinkommen 555 fl.
Die Kirche beschreibt er als alt, nicht groß, etwas dunkel und derb.
Die Sonntagsgottesdienste würden zweimal in Schwabhausen, einmal in
Rumeltshausen gehalten. Während der Woche fänden in Schwabhausen
zwei Gottesdienste statt.
Beschreibung
1820 42),
43)
Der bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr
1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach
Ordnung der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung
der einzelnen Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen
Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und
Georg Westermayer 05)
die ausführlichste Darstellung.
Sie wurde von der bischöflichen General-Vicariats-Kanzley ohne Namensnennung
von Deutinger herausgegeben.
Die Pfarrei Schwabhausen wird darin wie folgt beschrieben:
|
"Schwabhausen, |
Säcul.Pf.
(Bischof resp. dessen Generalvicar) mit 1 Coadjutor. Pfarrkirche
Gottesdienste an 2 Sonntag, abwechselnd mit Rumelzhausen, und
an den meisten Festtagen; Ptr. und Kw. hl. Mich. |
Rumelzhausen |
ehedem eine eigene Pfarrey (Bischof); Gottsd.jeden 3ten Sonn-
und an einigen Festtagen; Patron: hl.Laurentius; Kw (=Kirchweihfest)
Sonntag nach Peter und Paul (nach 29.6.). |
Seelenzahl:
Pfarrei Schwabhausen: |
285
Gläubige in
|
45
|
Häusern |
Ort
Schwabhausen: |
187 Gläubige in
|
29
|
Häusern |
Dorf
Rumelshausen |
66
Gläubige in
|
11
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std |
Weiler
Stätten: |
32
Gläubige in
|
5
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std |
|
Erweiterung der Kirche 1831
Im Jahr 1831 trug man das nach der Vereinigung mit Rumeltshausen zu kleine
Kirchenschiff ab und ersetzte es durch einen etwas längeren und breiteren
Neubau (12 x 8 Metern außen) mit steilerem Dach. Die Innenmaße:
Länge: 16 m, Breite: 7,30 m, Höhe Chor: 4,40 m, Höhe Schiff
bis zum Dachgiebel: 5,90 m, Höhe Turm: 19,20 m.
Beschreibung 1880 06)
Kirche und Pfarrei Schwabhausen sind auch in der "Statistischen Beschreibung
des Erzbisthums München-Freising" aus der Zeit um 1874-84 enthalten,
die zunächst der Benefiziat Anton Mayer und -nach dessen Tod 1877-
Pfarrer Georg Westermayer
als Buch veröffentlichten. Diese
bisher umfangreichste Diözesanbeschreibung sollte in erster Linie
den praktischen Bedürfnissen der Diözesan- und Staatsverwaltung
dienen. Daneben verwertete das Werk in Form von "kleinen Notizen" die Ergebnisse der aufblühenden orts- und lokalgeschichtlichen Forschung sowie die gedruckten Quellen und die von Heckenstaller und Deutinger gesammelten Unterlagen im Archiv des Erzbistums. Erste Grundlage dieser
"Mosaikarbeit" waren Mitteilungen der Pfarrämter.
Weihnachtstaler
2009
|
Geographie: "Die
Pfarrei hat 300 Seelen in 49 Häusern. Davon wohnen 187 Gläubige
(in 32 Häusern) in der Ortschaft Schwabhausen selbst, die Übrigen
in Rumeltshausen 89 (12) und in Stetten 24 (5). Der Umfang der Pfarrei
beträgt 5 km. Die Wege sind gut."
Pfarrei: "Präsentationsrecht liegt beim Domkapitel.
Die Kirchenrechnung weist bei 3300 Mark Einnahmen und 175 Mark Lasten
einen jährlichen Reinertrag von 3125 Mark aus. Das Widum (=der
Pfarrbauernhof) umfasst Grundstücke von 100 Tagwerk (=
34 ha) Fläche der Bonität 12. Das Pfarrhaus -Erbauungsjahr
unbekannt- ist geräumig, passend und auf der Nordseite etwas
feucht. Das Ökonomiegebäude wurde 1852 neu erbaut. Die
Matrikelbücher beginnen 1653. Im 1865 gekauften Schulhaus (einem
früheren Privathaus) unterrichtet ein Lehrer 70 Werktags- und
38 Feiertagsschüler".
Kirche: "Erbauungsjahr
unbekannt. Restaurirt 1850. Renaissancestyl. Presbyterium im Thurme.
Geräumigkeit zureichend. Baupflicht liegt bei der Kirchenstiftung.
|
Sattelthurm mit drei Glocken, jede
derselben trägt die Inschrift: "Gegossen von Ulrich Kortler, Glockengießer
in München 1878; die große außerdem noch: "Joseph
bin ich getauft. Joseph Rothenfusser, Posthalter sen. hat mich gießen
lassen." 3 Altäre (davon 2 als portatile); Orgel mit 6 Registern.
Grabsteine der ehemaligen Pfarrherrn: Martin Gezel + 1728 mit gemaltem Wappen,
Corbinian Gartner, +1738, Joh.Georg Jakob +1772, Lorenz Kugler, + 1779.
Cemeterium (=Friedhof) ohne Kapelle. Gottesdienste im Wechsel mit
Rumeltshausen (dort jeden 3.Sonntag). Stiftungen: 30 Jahrtage und 16 Jahrmessen.
Es gibt einen christlichen Mütterverein, oberhirtlich errichtet am
16.5.1880. Den Meßnerdienst versieht der Lehrer mit einem Vicemeßner,
den Cantordienst der Lehrer. Vermögen der Kirche: 17.400 Mark".
1884/85 vergrößerte
man die Sakristei. Dies war dringend nötig, denn der alte Bau hatte
nur eine Höhe von 1,90 m und die Breite sei so beschränkt gewesen,
heißt es, "dass sich kaum ein Herr recht bewegen konnte".
Man setzte auch noch ein Stockwerk darauf, das als Oratorium diente. Die
Gebrüder Kraft bemalten die Decke des Langhauses mit einer Darstellung
der Himmelfahrt Mariens. Auch für eine neue Orgel von der Fa. Max
März & Sohn reichte das Geld.
Beschreibung
1895 41)
Die Kirche St.Michael in Schwabhausen ist
auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreiches Bayerns enthalten,
die Gustav von Bezold und Dr.Berthold Riehl im Auftrage des kgl.Staatsministeriums
des Innern, für Kirchen- und Schulangelegenheiten erstellt haben.
Im Bericht heißt es:
-
|
Kirche.
Romanische Anlage im 18. Jahrhundert umgestaltet, 1850 verlängert. |
-
|
Einschiffig
mit rechteckigem Chor im Untergeschoss des Thurmes. |
-
|
Sakristei
an der Südseite des Chores neu. |
-
|
Das
Langhaus ist flachgedeckt, den Chor bedeckt ein gedrücktes Kreuzgewölbe
für dessen nähere Alterbestimmung alle Anhaltspunkte fehlen
(frühestens aus dem 17. Jahrhundert). |
-
|
Ursprünglich
war auch der Chor flachgedeckt und es sind die Balkenlöcher über
dem Gewölbe noch sichtbar. |
-
|
An
der Nordseite der Kirche ist aussen noch ein sehr kleines romanisches
Fenster sichtbar. |
-
|
Der
Thurm zeigt am Abschluss seines Untergeschosses einen Bogenfries,
darüber ein deutsches Band. |
-
|
Die
oberen Stockwerke sind nur durch rechteckige Felder gegliedert. |
Volksmission
1896
1896 fand unter Pfarrer Rahm (wie schon 1882 zur 100-Jahrfeier des Papstbesuchs)
eine Volksmission statt. Missionsprediger waren Kapuzinerpatres. Wegen
des beschränkten Platzangebots in der Kirche wurden neben den Prozessionen
auch die Gottesdienste und Predigten im Freien abgehalten. Dazu war eine
Genehmigung des Bezirksamtes Dachau notwendig. Die Behörde ließ
sich aber mit dem Bescheid viel Zeit und zögerte die Entscheidung
durch wiederholte Rückfragen hinaus. Diese Schikane sorgte für
bayernweites Aufsehen und erreichte auch die Abgeordnetenkammer in München.
Schließlich rügte auch das Innenministerium das Vorgehen des
Bezirksamts. Der Gemeinderat erließ für die Zeit der Mission
(vom 25.-31.5.) ein Verbot für das Hausieren, damit alle zur Kirchen
gehen konnten und nicht aus Sicherheitsgründen immer eine Person
im Hause bleiben musste.
Am Ende der vom 25.-31.Mai durchgeführten Mission wurden Erinnerungsbildchen
verteilt. Sie enthielten neben dem Motto der Mission: "Rette Deine
Seele - nur eins ist nothwendig: keine Todsünde mehr" auch verschiedene
Sprüche und Ratschläge. Die Hervorhebung einzelner Buchstaben
(die zugleich römische Zahlensymbole sind) ergab für jeden Spruch
ein Chronogramm mit dem Ergebnis "1896".
Weitere Volksmissionen fanden übrigens in den Jahren 1900, 1919,
1931, 1949 und 1966 statt. Pfarrer Rahm hatte dazu eine Stiftung eingesetzt,
aus deren Zinsen die Kosten der Mission getragen werden sollten.
Die Intensität der religiösen Veranstaltungen zeigt ein Tagesablauf
bei der Mission am 6.11.1919:
6:00, 6:30, 8:00 Uhr hl.Messen, 13:30 Uhr Standeslehre, 15:30 Uhr Rosenkranz,
16:00 Uhr Predigt mit Bußgebet.
... mehr zur Volksmission...
Pfarrei
Im Jahr 1922 wurden die rechts des Rothbaches und südlich
der Hauptstraße gelegenen Häuser, die bis zu diesem Zeitpunkt
zu Sickertshofen und damit zur Pfarrei Kreuzholzhausen gehörten,
nach Schwabhausen umgepfarrt. Damit gehörte das ganze Siedlungsgebiet
des Ortes zur Pfarrei. Vier Jahre später kam auch die Einöde
Rothhof dazu. Als bisher letzte Änderung der Pfarreigrenzen wurde
1977 der Ort Puchschlagen von Kreuzholzhausen nach Schwabhausen
umgepfarrt.
Neubau 1934
Pläne für den Neubau
der Kirche hatte es schon vor dem Ersten Weltkrieg gegeben. Im Visitationsbericht
von 1912 war
vermerkt, dass für die Kinder fast keine Plätze vorhanden waren.
Auch die Aufstellung des Taufsteins war aus Platzmangel nicht möglich.
Sogar schon unter Pfarrer Rahm (1875-1901) war eine Vergrößerung
geplant, die der Pfarrer sogar selbst bezahlen wollte. Doch dies scheiterte,
weil ein Grabbesitzer die Ruhestätte seiner Frau nicht verlegen lassen
wollte.
1921 wollte Pfarrer Höckmair
die damals noch zur Pfarrei Kreuzholzhausen gehörende Kapelle
in Sickerts-hofen abtragen lassen und die Steine als Baumaterial
für die Erweiterung der Pfarrkirche verwenden. Der damalige
Besitzer der Kapelle, ein Mennonit, hatte sein Einverständnis
schon erklärt. Das Ordinariat in München lehnte den Antrag
glücklicherweise ab.
Weitere Umbaupläne wurden in den 1920er Jahren in Auftrag gegeben.
Einige von ihnen hätten außerge-wöhnliche Ergebnisse
gebracht, so wie der Plan im Bild rechts. Doch zur Ausführung
kam eine recht schlichte Planung.
Im Jahr 1934 (Beginn 28.Mai) brach man das dreiachsige Kirchenschiff
ab und baute ein neues Schiff innerhalb eines halben Jahres (mit
52 Arbeitern) auf. Den Entwurf lieferte Architekt Richard
Steidle (1881-1958) München, die Bauausführung übernahm
die Fa. Baumgartner. Beim
Aushub fand man eine römische Weiheschale, was auf die frühe
Besiedlung an der Römerstraße
hinweist.
|
Planvorschlag
1925
(nicht verwirklicht)
|
Das
Kirchenschiff ist nun 21 m lang (vorher 12 m) und 11,50 m breit (vorher
8 m). Dazu kommt noch der unter dem Turm liegende Altarraum mit rd. 4 m.
Zur Finanzierung der Baumaßnahme wurde eine Kirchenumlage beschlossen,
die der Pfarrer persönlich bei den Gläubigen abholte. Am 15. November
1934 weihte Kardinal Michael von Faulhaber die Kirche ein. Über die
Konsekration der Kirche ist im Amperboten ein Bericht erschienen.
Wenn Sie ihn lesen möchten, klicken
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Dekanatszugehörigkeit
Diese Pfarrei gehörte Jahrhunderte lang zum Dekanat Egenhofen. 1871
wurde sie mit den im Landkreis Dachau liegenden Pfarreien Oberroth, Arnbach,
Walkertshofen und Welshofen dem Dekanat Sittenbach zugeteilt. Ab 1924
hieß dieses Dekanat Altomünster (wegen "der vormals angesehenen
Abtei und der vom hl.Bonifatius geweihten Kirche"] und seit 1973
Indersdorf.
Restaurierungen:
1630 - Der Zimmerer Georg Gänntter aus Schwabhausen
lieferte ein Uhrgehäuse.
Neuer
Taufstein aus Marmor, der z.T. von Spenderinnen (Ursula Heigl aus Dachau,
Maria Gailler aus Odelzhausen,
Katharina
Sedlmayr aus Ottmarshart zu je 5 Gulden), der Gemeinde Schwabhause (5
Gulden) und der Kirchenstiftung
(10
Gulden) finanziert wurde
26)
1654 - drei Altäre entwurmt von Niclas
Prugger d.Ä. (1610-1670)
1684 - kleine Arbeiten des Zimmerers Christoph Schöffauer
am Pfarrhof
1760 - Kirchenreparatur durch Maurermeister Johann Wagner aus
Deutenhausen
1848 - 50 hatte man das Innere restauriert; alle Altäre
wurden neu gefasst, Seitenaltäre und Kanzelkorpus erhielten neue
Gemälde
von Anton Huber, die Empore wurde vergrößert.
1922 - Außenrenovierung (Pfarrer Höckmayr erklärte
danach, es wäre zu wünschen, dass das Äußere der
Kirche dem Inneren
der Pfarrangehörigen
entspräche).
1963 - wurden Kirche und Turm außen restauriert;
1967 - gestaltete man im Zuge der Innenrenovierung insbesondere
den Altarraum um (Altar nach hinten, Assistenzfiguren nach
außen,
Kanzelkreuz an den Chorbogen, Aufstellung des Volksaltars).
1981/82 war wieder eine Außenrenovierung an der Reihe; der
Turm erhielt dabei neue Ziffernblätter.
2004 - entfernte man den Beichtstuhl und die hinteren Kirchenbänke,
um einen großzügigen Eingangsbereich zu schaffen
2009
- renovierte man die Kirche innen und außen und gestaltete
sie gründlich um. Dabei wurden auch einige Veränderungen
durch frühere Renovierungsmaßnahmen zurückgenommen
und ein neuer Zelebrati-onsaltar sowie ein neuer Ambo eingebaut. Die
Neugestaltung des Altarraums, wurde im Juni 2010 von der Bayerischen
Architektenkammer als herausragendes Beispiel gelungenen Bauens geehrt.
Ein Eckstein,
der am Chorbogen in die Mauer eingelassen ist, erinnert in einem Spiraltext
an die wichtigsten Baumaßnahmen: " Texte: "Erste Erwähnung
1315 - Neubau Kirchenschiff 1934 - Umgestaltung Presbyterium 1967
- Neugestaltung 2009". |
Grundstein 2009
|
Bittgänge
Aus den Kirchenrechnungen ist bekannt, dass die Schwabhausener alljährlich
Kreuzgänge nach Inchenhofen (zum hl.Leonhard) und nach München
(wohl zum hl.Benno, der in der Frauenkirche verehrt wurde) unternahmen.
Die Fahnenträger und Sänger sowie der mitwallfahrende Pfarrer
erhielten ein kleines Zehrgeld, das in der Kirchenrechnung von Schwabhausen
verbucht wurde. So heißt es z.B. in der Rechnung von 1630: "Denn
Fahnnentragern, Singern und andern, so daß Fahnnentrichel getragen,
nach München (und) Zw St.Leonhardt, Zur Zehrung geben 2.-.-".
26)
|
München:
Die Verehrung des hl.Benno in Bayern entstand erst im 16.Jh im Zusammenhang
mit der Reformation. St.Benno, der von 1066 bis 1106 in Meißen
als Bischof gewirkt hatte, wurde am 16.Juni 1524 zur Ehre der Altäre
gehoben. Luther verurteilte diese Heiligsprechung in seiner Schrift
"Wider den neuen Abgott und alten Teufel, der zu Meißen
soll erhoben werden" aufs Schärfste. Als Sachsen 1539 protestantisch
wurde, hat man das Grabmal Bennos geöffnet und seine Gebeine
in die Elbe geworfen. Allerdings behauptete der letzte Bischof von
Meißen, der später übrigens selbst die evangelischen
Konfession annahm, schon vorher die Gebeine aus dem Sarg entfernt
und die Sekundärreliquien, das Messgewand, Mitra und Bischofsstab
in Sicherheit gebracht zu haben. Sie wurden 1576 (wohl gegen einen
ansehnlichen Betrag) zusammen mit einem Wunder-Verzeichnis dem bayerischen
Herzog Albrecht V. überlassen. 1580 setzte man die Gebeine in der Münchner Liebfrauenkirche bei, wo sie nun das Ziel vieler
Wallfahrer aus dem bayerischen Land waren. Maßgeblich dafür
waren sicher die Patronate St.Bennos für München und Altbaiern
sowie seine Funktion als Wetterheiliger.
Inchenhofen:
Die Wallfahrt zum hl. Leonhard in Inchenhofen gilt als älteste
und wichtigste Leonhards-Wallfahrt in Deutschland. Der Aufschwung
begann, als 1283 das Kloster Fürstenfeld die bis dahin noch unbedeutende
Wallfahrt in der kleinen Kapelle übernahm. Sie verhalfen ihr
binnen weniger Jahrzehnte zu höchster Blüte. Die Wallfahrt
selbst geht auf ein Wunder zurück: 1256 sollen Soldaten Votivgaben
in der St.Leonhardskapelle gestohlen haben und daraufhin schwachsinnig
geworden sein. St.Leonhard war bis dahin ein nur an wenigen Stellen
verehrter französischer Heiliger, der als Patron der Gefangenen
und der (damals ebenfalls angeketteten) Geisteskranken um Hilfe angerufen
wurde. Seine große Bedeutung als Bauernheiliger erhielt er erst
im 16.Jh., als die Ketten, mit denen er abgebildet war, als Viehketten
missdeutet/umgedeutet wurden. Diese Patronatserweiterung gab der Wallfahrt
in Inchenhofen noch einen großen Schub. Bis 1803 unternahmen
167 Pfarreien eine alljährliche Wallfahrt nach Inchenhofen. Heute
kommen aus etwa 60 Orten die Wallfahrergruppen, meist zu Fuß,
nach "Leachad" , wie Inchenhofen auch genannt wird. Dabei
ist nach wie vor der größte Wallfahrtstag des ganzen Jahres
der Pfingstmontag, an dem zugleich das Hauptfest der 1659 vom Papst
Alexander VII. genehmigten Erzbruderschaft des hl. Leonhard gefeiert
wird. |
Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer
wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige),
Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist
die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind
deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf
die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei.
1445: Ortschaft
mit 15 Anwesen 31)
1524: Pfarrei mit 70 erwachsenen Gläubigen (Communicantes)
1560: Pfarrei mit 200 erwachsenen Gläubigen (Communicantes)
1738: Pfarrei mit 120 erwachsenen Gläubigen (Communicantes)
1760: Ortschaft mit 28 Anwesen 31)
1814: Pfarrei mit 167 erwachsenen Gläubigen (vor Vereinigung
mit Rumeltshausen)
1815: Pfarrei mit 239 erwachsenen Gläubigen (mit Rumeltshausen)
1845: Pfarrei mit 31 Familien in 31 Häusern 31)
1852: Gemeinde mit 50 Familien und 313 Einwohnern 04)
1867: Gemeinde mit 296 Einwohnern, 94 Gebäuden, Dekanat
Egenhofen
Ortschaft
mit 181 Einwohnern in 57 Geb.(dazu Edenholzhausen 23/8, Rienshofen
24/8,
Armetshofen
26/8) 05)
1876: Gemeinde mit 292 Einwohnern, davon 4 Protestanten), 124
Gebäuden, 40 Wohngeb.
Ortschaft
mit 194 Einwohnern in 74 Geb.(dazu Edenholzhausen 21/12, Rienshofen
19/12,
Rothof 10/4, Siegertshofen (Sickertshofen) 23/12, Armetshofen 25/10)
44)
1880: Pfarrei mit 300 Gläubigen in 49 Häusern -
Ort Schwabhausen mit 187 Gläubigen in 32
Häusern
06)
1933: Gemeinde mit 389 Einwohnern 40)
1939:
Gemeinde mit 431 Einwohnern 40)
1965:
In der Gemeinde leben 138 evangelische Bürger
31)
2005:
Ortschaft mit 1839 Katholiken 46)
2010:
Gemeinde mit 6.199 Einwohnern
52)
2019:
Gemeinde mit 6.500 Einwohnern
48)
|
Weihnachtstaler
|
Zeitungsberichte aus dem Pfarrleben
Die Dachauer Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus
dem Pfarrleben berichtet. Diese Berichte befassen sich nicht unmittelbar
mit den Kirchengebäuden, vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck
aus der damaligen Zeit. Dabei handelt es sich um Berichte von Glockenweihen,
einer Kirchenkonsekration und Priesterjubiläen
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Baubeschreibung
Die Kirche liegt auf einer kleinen
Anhöhe im Dorf an der Straße nach Arnbach. Sie ist von einem
1934 neu ummauerten Friedhof umgeben.
Der 4 Meter lange und breite Chor liegt im Untergeschoss des Turmes
(Chorturmkirche)
Das rd. 80 Jahre alte vierachsige
Kirchenschiff mit einer Länge von 21 Metern und einer Breite
von 11,5 Metern wird durch drei südliche, zwei nördliche Rundbogenfenster
(von Syrius Eberle, Dachau) aus hellgetöntem Antikglas in Rechteckverbleiung
erhellt.
An der Westseite weitere vier Fenster.
In die Mauer an der südlichen Außenseite des Kirchenschiffs
sind Epitaphe für Pfarrer aus Schwabhausen eingelassen (von
West nach Ost):
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1842
|
1938
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1681
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1772
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17.Jh.
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1728
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1779
|
1800
|
|
Hinweis: Epitaphe
gibt es in unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als Gedächtnismal
für einen oder mehrere Verstorbenen in Form einer Steinplatte,
die innen oder außen an der Kirchenwand senkrecht aufgestellt
wird. Epitaphe wurden für diesen Zweck eigens angefertigt und
können künstlerisch aufwändig gestaltet sein; sie sind
normalerweise keine früheren Grabplatten.
Epitaph kommt aus dem Griechischen (Epi bedeutet bei, auf und taphos
bedeutet Grab). Das Epitaph ist trotz seiner Wortbedeutung "beim
Grab" kein Grabmal, weil sich i.d. Regel weder dahinter noch
darunter ein Grab befindet. |
17.Jh.
|
für
Pfarrer Michael Bauman,
17. Jh., Rotmarmor (Maße: 63 x 42 cm)
|
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für Pfarrvikar
Calvarus Bindtnagl, 28.
12. 1681, gebrannter Ton (Maße: 42,5 x 32,5 cm)
Text: "Anno 1681 den 28 Decembris ist Casparus Pindtnagl Pfarrvicarius
zu Shwabhausen in Gott seelig vershide dem Gott genedig sein wolle.
Amen."
|
|
für Pfarrer
Mardin Gezel (Martin Goetschl)
1728, Kalksandstein (Maße: 80 x 53 cm)
Text: "Alhier ligt begraben Mardin Gezel gewener Pfarrer in Schwabhausn
Gott geb inen die ewig Ruhe. MDCCXXVIII". Goetschl starb übrigens
am 5.Februar 1727 (!).
|
|
für
Pfarrer Johann Georg Jacob,
12. 3. 1772, Kalksandstein (Maße: 80 x 59 cm)
Text: "Hic Dormit JACOB et SCALAMCOELI Vigili intuetur OCULO
Tu Viator. Pio eius Capiti Suppoue Lapidem Adiutorii.
Et Laboribus celso Requiem. Precare Sempiternam. Ita effcagitat Adm.Rev.AC
Exim. D.JOAN. GEORG IACOB
Vigil. Eccliae huius Par.quem Zelus Domus Dni Comedit 12.Mart.1772"
Pfarrer Jacob war das älteste von elf Kindern des Schwabhausener
Posthalters Franz Jacob. Nach nicht einmal zweijähriger Dienstzeit
in seinem Heimatort fiel er der Pest zum Opfer. Auch sein Nachfolger
Anton Westermaier starb noch im selben Jahr an dieser Seuche. Einen
Bericht über diese Pestepedimie können Sie
hier lesen..
|
|
für Pfarrer
Lorenz Kugler, 13. 7.
1779, Kalksandstein (Maße: 55 x 40 cm)
Text: Hier ruhet der hochwürdige in Gott geistliche und hochgelehrte
Herr Lorenz Kugler, gewester Pfarrer zu Schwabhausen. Ist verstorben
den 13. July im Jahr 1779, seines Alters im 69ten und in der Pfarr
in dem 7ten Jahr. Requiescat in Pace. "
|
|
für Pfarrer
Johann Georg Joseph Schenk,
31. 10. 1800, 22 Jahre Pfarrer, Kalksandstein (Maße: 48 x 48
cm)
Text: "Hier ruhet der Hochwierdig Hochgelehrte Herr Johann Georg
Joseph Schenk, 22 Jahre la(n)g gewesener Pfarrer in Schwabhausen,
ist hier begraben anno 1800 den 31.Oktober, seines Alters 66 Jahre.
Gott gebe Ihm die ewige Ruhe". |
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für Pfarrer
Anton Hosemann, 16. 10.
1842, Kalksandstein (Maße: 68 x cm)
Text: Hier
ruhet der Hochewürdige Herr Anton Hosemann, königl.Pfarrer
und Capitels-Kämmerer, gest. am 16.Oktober 1842 im 6?. Lebensjahre
und im 26.Jahre seines Pfarramtes zu Schwabhausen. Friede seiner Asche
!
|
|
für Pfarrer
Andreas Lampersberger,
11. 8. 1938, neues Priestergrab mit schmiedeeisernem Kreuz (69 x 50
cm).
Text: "Hier ruht in Gott Hochw.Herr Pfarrer Andre.Lampersberger,
geboren 11.Dezbr.1879 z.Priester geweiht 29.6.1907. Anno 1934 erbaute
Er diese Kirche und starb am 11.Aug.1938. Requiescat in Pace" |
Geprägt wird das Aussehen
der Kirche durch den mächtigen, wohl über 700 Jahre alten
Turm mit Satteldach. Er besitzt drei Geschosse, die durch
Rechteckblenden 22)
und ein Rundbogenfries
mit Deutschem Band gegliedert sind. Romanisch sind auch noch die
beiden kleinen Rundbogenfenster im zweiten Obergeschoss über
dem Fries. Der Turm ist 24 m hoch. 37)
Hinter den doppelten, rundbogigen Schallfenstern, die durch eine
einfache Vierkantsäule getrennt sind, hängen drei Glocken:
- Eine stammt aus dem Jahr 1878 (gegossen bei
Ulrich
Kortler in München,
gestiftet vom Post-
halter Joseph Rottenfußer),
- zwei aus dem Jahr 1921 (Ulrich & Weule aus
Apolda in Thüringen). Die beiden Glocken von
1921 sind dem hl.Michael und dem hl. Josef
geweiht und haben ein Gewicht von 27 bzw. 13
Zentnern.
|

Turm mit Friesen
|
Frühere Glocken:
1738 hingen zwei Glocken im Turm. Wie lange diese hielten ist mir
nicht bekannt.
Im Jahr 1917 hatte Schwabhausener Kirche zwei ihrer drei Glocken
zum Einschmelzen abliefern müssen. Nach dem Krieg wollte die
Pfarrei ihr Geläute wieder komplet-tieren. Da die Bronzeglocken
damals aber sehr teuer waren, hat man -gegen den anfänglichen
Widerstand des Ordinariats- Glocken aus Stahl bestellt. Stahlglocken
sind fast unverwüstlich, haben aber einen harten Klang. Allerdings
haben Stahlglocken den 2.Weltkrieg überstanden, weil das Material
nicht zum Einschmelzen geeignet war.
Der Schwabhausener Anton Roth recherchierte über den Festzug,
mit dem die Glocken 1921 in der Pfarrei empfangen wurden. Wenn Sie
interessiert sind, klicken
Sie hier...
Seit der Renovierung 1959 werden die Glocken elektrisch geläutet.
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Sie können
sich das Geläute auf Youtube auch anhören. Klicken
Sie hier...
Die beiden Eingänge
auf der Nord- und der Südseite des Kirchenschiffs sind durch Vorhäuser
vor den Unbilden der Witterung geschützt. Im südlichen befindet
sich hinter einem Holzverschlag ein kleiner Karner (= Erinnerung an
das frühere Beinhaus) mit Totenköpfen.
Die südlich an den Turm
angebaute doppelgeschossige Sakristei wurde 1884 anstelle eines
winzigen Vorgängerbaus errichtet (Plan vom Dachauer Zimmermeister
Anton Meyer). Im 17.Jh gab es noch keine Sakristei; ein einfacher Kastenschrank
diente zur Aufbewahrung der Paramente. Erst 1738 wird von einer Sakristei
gesprochen.
Eine mechanische Turmuhr gibt es schon
seit mindestens 1630. Denn in diesem Jahr lieferte der Zimmerer Georg Gänntter
aus Schwabhausen ein Uhrgehäuse.
Auf den Giebel an der Südseite der Sakristei ist eine schöne
Sonnenuhr aufgemalt.
Sie zeigt einen Engel, der eine Sanduhr in der einen Hand hält,
während er die andere Hand auf die Stundenanzeige legt.
Die Sanduhr ist ein altes Symbol für das Verrinnen der Zeit und
für das verrinnende Leben.
Der Metallstab für die Stundenanzeige kommt direkt aus der aufgemalten
Sonne, die von einem Halb-mond und einem Stern begleitet wird. |

Sonnenuhr
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Daneben ragt die Hand Gottes aus den Wolken.
Um die Stundenanzeige sind Blumen und Früchte gemalt (darunter
Rosen, Sonnenblume und Rebe).
Daneben eine Schriftkartusche mit dem Text: Eine (dieser Stunden)
von diesen wird auch die deine (Sterbestunde) sein !
Die Sonnenuhr wurde 1934 aufgemalt und 1963 und 2009 renoviert.
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Sakreisteitüre
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Die Sakristeitüre
zum Altarraum stammt wohl noch aus der Bauzeit der Sakristei, also
aus dem Ende des 19. Jh. Sie ist mit alten Beschlägen und Schloss
versehen. Die Türe ist blau lackiert. Darauf ein Bild mit dem
brennenden Dornbusch und dem Text: " Der Boden, auf dem du stehst,
ist heiliger Boden" (Exodus 3,2.)
Das beherrschende Möbelstück in der Sakristei ist der blaugrau
lackierte Schrank
mit Kreuz und Kerzen, in dessen Schubladen Gewänder und hinter
dessen Türen der Mess-wein aufbewahrt werden. An der Wand neben
dem Schrank ein Gemälde, das einen Fisch mit Brotkorb zeigt.
Daneben die Buchstaben Alpha und Omega, darüber das Christusmonogramm.
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Sakristeischrank
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eherne Schlange
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Ein
weiteres Wandgemälde
in der Sakristei zeigt die eherne Schlange auf dem Panier, wie sie
im 4.Buch Mose (21,9) beim Zug der Israeliten durch die Wüste
geschildert wird. Daneben steht ein Text aus dem Johannesevangelium:
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In
der Sakristei wird in einem Bilderrahmen auch das Dokument
zur Weihe der Kirche nach dem großen Umbau 1934 durch Kardinal
Faulhaber aufbewahrt. Der Text lautet:
"Anno Domini MCMXXXIV die 14 mens No-vembris quae fecit S.Josaphat
in Schwab-hausen. Ego, Archiepiscopus Monacensis et Frisigensis consecrari
ecclesiam hanc et altare majus in ea in honorem Sancti |
Dokument
zur Kirchweihe
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"Gleichwie
Moses die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muß
auch der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn
glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe (Joh.,3,14). |
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Michaelis
Archangeli et Reliquias Sanctorum Martyrum Boni, Severini, Clementiae
in eo inclusi, et singulis Christi fidelibus hodie unum annum et in
die anniversario consecrationis hujusmodi ipsam risitandibus biscentum
dies de vera indulgentia in forma Ecclesiae consueta concessi. Michael
Card.Faulhaber". |
Innenausstattung
Die barocken Altäre sind Säulenretabel
aus blaugrau marmoriertem Holz, geschmückt mit Ornamentleisten und
einem vergoldeten Kreuz. Die Rokokotabernakel auf beiden Altären
sind mit Putten verziert.

Choraltar - St.Michael
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Der Choraltar
ist ein barockes Ädikularetabel
(= mit Nische). Auf ihm wurde am 23.Mai 1742 -mitten im Österreichischen
Erbfolgekrieg- die erste Messe gelesen und der Tag mit einer Feldprozession
gefeiert. 31)
Vier kannelierte Säulen tragen ein verkröpftes
Gebälk, auf dem Vasen neben einem geschweiften Auszug stehen.
Das Antependium
ist mit Holz verkleidet und blaugrau marmoriert sowie mit vergoldeten
Orna-mentsleisten und einem vergoldeten Kreuz verziert. Im Zuge
der Aufstellung des Zelebrationsaltars (Volksaltars) war der Choraltar
1967 näher an die Rückwand des Altarraums gerückt
worden, um Platz für Priester und Ministranten im engen Altarraum
zu schaffen. Bei der Renovierung 2009 wurden die beiden Assistenzfiguren,
die bis dahin an der Wand, getrennt vom Altar, auf Podesten standen,
wieder an den Altar herangeführt. Ihre Sockel sind nun mit
dem Altar verbunden.
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Altarauszug
In der Barockzeit wurde der Altarauszug
meist für einen Blick in den Himmel genutzt. Häufig ist
-wie hier am Hochaltar in Schwabhausen- Gottvater zu sehen. Er teilt
hier mit seinen Armen die Wolken, die ihn nun V-förmig umgeben.
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Gottvater
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Von Gottes Händen
führen Gnadenstrahlen zum unteren Bildrand in Richtung Gläubige.
Das Bild wurde dem Altar erst nachträglich, im 19.Jh. hinzugefügt.
Es ist im Nazarenerstil gehalten. |
Mittelteil
In der rundbogigen Nische zwischen den Säulen steht die Skulptur des
hl.Michael mit Flammenschwert,
der sich im Kampf gegen den drachenförmigen Teufel befindet. Flammenschwert
ist die Bezeichnung für ein Schwert, dessen Klinge gewellte (geflammte)
Schneiden hat.
Hinweis: Der Drache
ist ein Wesen, das viele Völker
in ihren Mythen (Lindwurm) kennen. In China gilt er
als Glück bringend, bei uns im Westen als Bedrohung. Sein Name
kommt vom Griechischen drakon = "furchtbar Blickender". Im Alten Testament
wird er als Verkörperung des Bösen und als Teufel bezeichnet.
In der Apokalypse bedroht er die Frau, die gerade
ein Kind geboren hatte. |
St.Michael
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In der religiösen
Kunst wird er häufig zusammen
mit dem hl. Michael, dem hl. Georg und der hl.Margarete abgebildet.
Bei frühen Darstellungen ist der Drache meist schlangenartig
und oft mehrköpfig wiedergegeben, seit dem Spätmittel-alter
eher echsenförmig, oft mit Fledermausflügeln und feurigem
Atem. Alte Drachen-Darstellungen sind Sauriern oft erstaunlich ähnlich,
als ob es ein Urwissen von der Existenz dieser prähistorischen
Tiere geben würde. |
Assistenzfiguren
Johannes d.Täufer
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Als
Assistenzfiguren stehen Johannes
der Täufer (links) und der
hl.Rochus (?) auf Konsolen an den Außenseiten des Altars.
Sie wurden im 18.Jh. geschnitzt.
Johannes ist in "härenem Gewand", mit Kreuzstab, Bibel
und darauf liegendem Lamm abgebildet.
Die rechte Figur stellt nach der Aufschrift auf dem früheren
Sockel den hl.Rochus dar. Ihr Aussehen mit Pilgerkleidung, Umhang,
Wanderstock und Muschelverzierung am Hut könnte aber auch auf
den hl.Jakobus den Älteren hindeuten. Zudem fehlt der Figur die
offene Beinwunde, die das typische Attribut von St.Rochus ist. |

St.Rochus
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Hinweise:
Johannes der Täufer (ein Verwandter Jesu) war Bußprediger
am Jordan und taufte dort auch Jesus. Später wurde er auf Wunsch
der Herodias, der Geliebten von Herodes und ihrer Tochter Salome enthauptet.
Mit den Worten "Dieser ist das Lamm Gottes, das die Schuld der
ganzen Welt wegnimmt" hatte Johannes den Messias angekündigt
(Johannes 1,29).
St. Rochus (1295-1327) trat in den Dritten Orden der Franziskaner
ein und begab sich auf Pilgerfahrt nach Rom; unterwegs half er bei
der Pflege von Pestkranken. Er wurde selbst pestkrank und zog sich
in eine Hütte im Wald zurück. Dort pflegte ihn ein Engel
und ein Hund brachte ihm Brot, bis er genesen war und heimkehren konnte.
Daheim wurde er für einen Spion gehalten und bis zu seinem Tod
eingekerkert. Er wird in Pilgerkleidung mit Beinwunde und manchmal
mit Hund dargestellt. |
Im Jahr 1967, als der erste Zelebrationsaltar
aufgestellt wurde, hatte man den Choraltar um zwei Stufen tiefer gesetzt
und an die Wand des Altarraums gerückt. Die seitlichen Durchgänge,
die bis zur Außenwand reichten, wurden zu Konsolen umgearbeitet,
auf denen nun die Assistenzfiguren stehen.
Tabernakel
Der Tabernakel
im Rokokostil mit einer Höhe von
58 cm steht auf einem Podest. An der konvexen Türe ein Englein
mit Kreuz auf Gewölk als Relief zu sehen.
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Tabernakel
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Auf den Tabernakel
ist ein schönes spätklassi-zistisches Kruzifix (um 1830)
gestellt.
Es besteht aus einem Holzkern, der mit einem getriebenen und versilberten
Messingblech umgeben ist. Der Korpus ist gegossen.
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Zelebrationsaltar
Seit 2009 hat Schwabhausen
einen neuen Zelebrationsaltar. Er wurde von der Steinmetzfirma Lippert
und Neumann aus Kaufbeuren gestaltet und am 22.November 2009 zum Abschluss
der Renovierung von Erzbischof Marx in einer feierlichen Zeremonie geweiht.
Mehr über die Einweihung können Sie hier
lesen...
Architekt Roberto Gonzalo schreibt in der Festschrift zur Altarweihe zum
neuen Altar:
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"Symbolträchtig,
nicht mit Symbolen beladen, in würdiger Bescheidenheit, wird
ein Kubikmeter persischer Travertin in drei Teile zerlegt, welche,
in knappem Abstand zueinander gehalten, bedeutungsvolle Bilder hervorzurufen
vermögen. Etwa das schützende Schwert des hl.Michaels oder
die zur liebevollen Umklammerung gestreckten Arme." |
Im Altar befinden
sich Reliquien der Katakombenheiligen Clementia, Bonus und Severinus, die
schon im Vorgängeraltar "bestattet", d.h. eingemauert waren.
Der neue Volksaltar ist schon der zweite in Schwabhausen. Sein Vorgänger
war 1967 aufgestellt und von Julius Kardinal Döpfner eingeweiht worden.
Er war gemauert, verputzt (Rauputz) und weiß gestrichen.
Der neue Zelebrationsaltar besteht aus rotem persischen Travertin.
Er ist in drei Teile (zwei Blöcke und eine Platte darüber) gegliedert,
deren Zwischenräume die Form eines Tau-Kreuzes ergeben. Der Zelebrationsalter
ersetzt nun liturgisch voll den Hochaltar.
39)
Die Eucharistiefeier ist eine Gedächtnisfeier sowohl des Abendmahls
und als auch des Opfertodes Jesu Christi; "Der Altar ist ein
Tisch des Mahles und des Opfers", wie Kurat Albert Hack in der
Festschrift zur Altarweihe schreibt. Zeichen des Mahles ist der Tisch;
Zeichen des Opfers ist der dem alten Opferstein nachempfundene Steinblock.
Das II. Vatikanische Konzil hatte die Stellung des Mahles innerhalb
der Messe gestärkt. Dies führte dazu, dass in den 1970er
Jahren die meisten Volksaltäre die Form eines Tisches hatten;
denn Theologie beeinflusst immer auch architektonische Formen in Kirchen.
In den letzten Jahren gewinnt die vorkonziliare Sichtweise der Eucharistie
als Opferfeier wieder an Bedeutung. Dies hat auch seine Auswirkung
in der Kunst: Die Tischform weicht wieder mehr der Blockform. Dies
ist auch in Schwabhausen deutlich zu sehen. Der Altartisch
ist kaum noch zu erahnen.
zur Geschichte der Zelebrationsaltäre: hier
klicken... |

Zelebrationsaltar
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Ambo
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Unter dem Chorbogen
steht der neue Ambo, der bei
der Renovierung 2009 zusammen mit dem neuen Zelebrationsaltar und
dem neuen Taufstein in der Kirche aufgestellt wurde. Er besteht aus
grauem Basalt und nimmt - so der Architekt Gonzalo- farblichen Kontakt
zu den ebenfalls grau gehaltenen Sockeln der Seitenaltäre auf.
Der Ambo wird auch als Tisch des Wortes bezeichnet. "So wie sich
Gott am Altar in seinem Mahl schenkt, so schenkt sich Gott am Ambo
in seinem Wort", schrieb Kurat Albert Hack in der Festschrift.
Hinweis: Der Ambo (griech.ambon = erhöhter Rand) war im Frühchristentum
und Mittelalter die erhöhte Plattform an der altchristlichen
Chorschranke in der Kirche zum Vorlesen und Vorsingen liturgischer
Texte (Epistel, Evangelium); ab dem 14. Jh. wurde die Funktion des
Ambos von der Kanzel übernommen. In neuester Zeit ist der Ambo
wieder fester Bestandteil in der Ausstattung der Kirchen.
"Die Verkündigung der Lesungen und des Evangeliums sowie
die Predigt erfolgen wiederum von dem bereits in der Liturgie des
ersten Jahrtausends bekannten Ambo, dem als 'Tisch des Wortes' ein
hoher Rang zukommt", heißt es in der Liturgiekonstitution
des II.Vaticanums Sacrosanctum concilium (SC 124). Deshalb wurden
nach dem Konzil (um 1970) in allen Kirchen Ambos (Lesepulte) aufgestellt.
Sie sind der Ersatz für die nicht mehr benutzte Kanzel. |
Ewig-Licht-Ampel
Vom Chorbogen herab
hängt die Ewig-Licht-Ampel
aus dem Ende des 19.Jh. Sie ist in neuromanischem Stil gearbeitet und
besteht aus versilbertem Messingblech mit Applikationen.
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Hinweis: Das rote
Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt oft als
Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher gab
es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der wachsenden
Verehrung der aufbewahrten Eucharistie bildete sich etwa seit dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel, wo das Allerheiligste aufbewahrt wird, heraus.
Durch sein dauerndes Brennen weist es darauf hin, dass in der Kirche
geweihte Hostien aufbewahrt werden. Meist sind die von der Decke herabhängenden
Ampeln aus Silber oder versilberten Material gebaut, in eleganten
Formen und mit vielen grazilen Verzierungen versehen. |
Ewig-Licht
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Chorbogen
Seit 2009 sind über
dem Chorbogen aus Stuck zwei bischöflich Wappen
und zwei Spruchbänder mit den Texten "Vox temporis, vox dei"
und "Ubi spiritus domini, ibi libertas" angebracht.
Das
linke Wappen ist das Bischofswappen von Kardinal Faulhaber unter dem
die Kirche 1934 in großem Stil umgebaut wurde.
Es zeigt neben dem Freisinger Mohren einen Siebenarmigen Leuchter
als Erinnerung an seine Tätigkeit als Professor für Altes
Testament und eine darüber schwebende, durch sieben Strahlen
mit den sieben Leuchterarmen verbundene Taube als Zeichen seiner Bevollmächtigung
durch den Heiligen Geist.
Zum Leitspruch hatte er den Text "Vox temporis vox Dei" (Die Stimme
der Zeit ist die Stimme Gottes) gewählt. Damit stellte sich Faulhaber
dem Anspruch, in der jeweiligen Zeit den Anruf Gottes zu hören
und entsprechend den Bedürf-nissen der Zeit den Willen Gottes
zu erkennen.
Dieses Wappen war schon 1934 am Chorbogen angebracht und später
übermalt worden. |

Wappen
von Kard.Faulhaber
Wappen
von Kard.Marx
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Das
rechte Wappen und das rechte Spruchband weisen auf den bei der Renovierung
2009 regierenden Erzbischof Reinhard Marx und dessen Bischofswahlspruch
"Wo der Geist des Herrn wirkt, dort ist Freiheit" hin. Es ist
ein Text aus dem 2. Korintherbrief (2 Kor 3,17).
Erzbischof Marx schrieb dazu: "Mit diesem Wort wollte ich deutlich
machen, dass Freiheit das wesentliche Thema unseres Glaubens ist.
In der modernen Welt wurde dem Glaube ja unterstellt, dass er mit
einem Freiheitsverlust einhergeht. Aber das Gegenteil ist der Fall.
Freiheit ist die Voraussetzung für Verantwortung und Liebe.
Das Wappen zeigt neben dem traditionellen Frei-singer Mohren eine
Variante des Symbols des Hl. Markus (Flügellöwe und aufgeschlagener
Bibel), das auf die ursprüngliche Bedeutung des Namens Marx (aus
'Markus') hindeutet. |
Von 1967 bis 2009 war an dieser Stelle über dem Chorbogen das große
Kruzifix angebracht, das jetzt gegenüber der Kanzel an der Südwand
des Kirchenschiffs hängt.
Vor 1967 war an der Stelle des Kruzifixes ein Gnadenstuhl-Fresko von Rudolf
Grau
zu sehen, das übertüncht wurde.
Kirchenschiff
bzw. Langhaus
Muschelstuck
|
Das
1934 erbaute vierachsige
Langhaus besitzt ein hohes Tonnengewölbe, das außergewöhnlich
weit nach unten gezogen ist. Die Wölbung umfasst in vollem Umfang
die obere Empore, die dadurch eine über einen Meter geringere
Breite aufzuweisen hat. Das Material des Gewölbes besteht aus
Stahlbeton, der über ein Rabitzgitter verputzt ist. Der Stuck
in Form von Rahmen-leisten für das große Mittelfeld der
Langhausdecke und der große Muschelstuck
über dem umlaufenden
Gesims wurde 1934 vom Bildhauer Salamoun aufgebracht.
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Muschelstuck
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Deckengemälde
Das Deckengemälde
zeigt den Papstbesuch in Schwabhausen. Dort verabschiedete sich
am 2.Mai 1782 Papst Pius VI. auf seiner Reise von Wien nach Frankfurt
von dem bayerischen Kurfürsten Karl Theodor, der ihn von München
bis hierher begleitet hatte.
Der Papst wollte damals von den Fürsten die Rücknahme
von Maßnahmen zur Aufklärung erreichen. Er hatte keinen
Erfolg.
Mehr zum Papstbesuch auf der Internetseite der Gemeinde
Schwabhausen...
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Deckengemälde
Papstbesuch 1782
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Das Bild wurde 1945 von Wilhelm
Rudolf Grau gemalt. Der Maler war während des Kriegs
wegen der Zerstörung seiner Wohnung nach Schwabhausen gezogen.
Grau hatte hier in mehreren Privathäusern Fresken angebracht.
Deshalb äußerten mehrere Leute den Wunsch, er möge
auch die 11 Jahre vorher erbaute Pfarrkirche ausmalen. Das Landesamt
für Denkmalpflege war vom Kirchengemälde nicht begeistert,
doch der Pfarrer entgegnete: "Die Bilder sind wohl sehr farbenfroh
ausgefallen, entsprechen aber gerade deswegen sehr dem gesunden
urwüchsigen Sinn des Volkes. Sie verleihen der Kirche einen
festlichen Charakter, der jedem wohltut, der sie zur Erbauung des
Gemütes aufsucht".
|
Auch die Decke des alten, 1934 abgetragenen
Kirchenschiffs, war bemalt. Die Gebrüder Kraft
hatten sie 1885 mit einer Darstellung der Himmelfahrt Mariens geschmückt.
Das Bild war von reicher Ornamentik umgeben. Die Gebrüder Krafft (Kraft)
haben auch das Deckenbild in Fahrenzhausen gemalt.
Seitenaltäre
Linker Seitenaltar
|
Die schmalen Seitenaltäre
wurden 1783 von Kistler Jakob Schrott, Bildhauer Franz de Paula Arnoldt
und dem Fassmaler Mathias Fornfischer aus Tandern geschaffen.
Sie waren vom Schwabhausener Pfarrer in Auftrag gegeben worden, weil
die alten Altäre so baufällig waren, dass man befürchten
musste, es werde "jemand durch herabfallende Stück beschädiget
oder gar erschlagen". Es sei schon zweimal geschehen, dass "eine
Figur herabgefallen und sich einmal der Mesner, das andere mal andere
Personen noch mit einem Sprung gerettet" haben. |
rechter Seitenaltar
|
Die Altäre
haben einen hohen, barocken Aufbau. Zwei kannelierte Säulen tragen
ein verkröpftes
Gebälk mit Vasenaufsätzen und geschweiftem Auszug. Die Antependien
sind mit graumarmoriertem Holz verkleidet. |

Tabernakel
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Die dreiteiligen
Tabernakel im Rokokostil
sind aus gelbmarmoriertem Holz mit Rokokoschnitzwerk gebaut. Der Mittelteil
besitzt eine vorgezogene Konsole. Das Kreuz ist aus versilbertem Messing-blech
gefertigt. Zu beiden Seiten Reliquienkästchen. |
Seitenaltar links
Altarauszug
Das
Gemälde im Auszug des linken Seitenaltars zeigt
in geschweiftem Rokokorahmen ein Bild des hl. Franz
Xaver. Der Heilige tauft einen farbigen Eingeborenen.
Franz Xaver, ein Spanier, war ein Zeitgenosse von Ignatius von Loyola
und einer der ersten Jesuiten. Von Goa in Indien aus missionierte
er auf mehreren Reisen den fernen Osten u.a. Japan und China und taufte
dort viele Menschen.
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Franz Xaver
tauft Heiden
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Am
3. Dezember 1552 starb der Heilige auf der Insel Sancian (Santschao)
bei Kanton in China. In der Münchner Michaelskirche befindet
sich eine Knochenreliquie mit dem Spruchband: "25 Tote erweckt, 120.000
getauft". Die Zahl der Taufen war damals -anders als heute- ein Maßstab
für den Erfolg der Mission (Gedenktag: 3.Dezember). |
Altarblatt
Das Altarblatt
zeigt in einem Ölbild auf Leinwand-untergrund die
Steinigung des hl. Stephanus.
Es wurde 1849 vom Dachauer Maler Anton
Huber
gemalt (Größe: 116 x 77 cm).
Seitlich unter dem Bild weisen Putten auf das Ge-schehen im Bild
hin.
Das Gemälde ist von einem vergoldeten Rahmen mit geschnitzten
Rocailleverzierungen umgeben.
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St.Stefanus - 1849
|
Der
Heilige kniet im Vordergrund des Bildes. Er hat seine Hände zum
Gebet erhoben. Gekleidet ist Stephanus in eine rote Dalmatika mit
dem aufge-nähten Jesusmonogramm (IHS). Darüber sind eine
Stola und der blaue Mantel zu sehen. Die beiden Henkersknechte heben
Steine vom Boden auf und beginnen, sie auf den noch unversehrten Heilige
zu werfen. Im Hintergrund eine mächtige Stadtmauer. Über
der Szene ein Blick in den Himmel, wo die Hl.Dreifaltigkeit auf Wolken
das Geschehen auf Erden betrachtet. |
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Hinweis:
Stephanus war einer der Diakone der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem,
die neben der Glaubens-verkündigung auch für die sozialen
Belange der Gemeinde zuständig waren. Sie hatten den Rang von
Gemein-deleitern, die in ihrer Bedeutung nahe an die Apostel heranreichten.
Durch eine seiner Predigten geriet Stephanus mit den Juden in Konflikt.
Sie brachten ihn vor den Hohen Rat. Die in Apostelgeschichte 7,2-53
wiedergegebene, eindrucksvolle Rede belegt, dass Stephanus noch vor
Paulus den universellen Anspruch des Christentums verkündete.
Stephanus wurde als Lästerer verurteilt und von der aufgebrachten
Menge gestei-nigt. Stephanus sah den Himmel offen, kniete, seinen
Widersachern vergebend, im Gebet nieder und starb. Stephanus' Steinigung
war der Auftakt zu einer großen Christenverfolgung in Jerusalem.
Gedenktag: 26.Dez. |
Reliquienbehälter
Reliquienbehälter
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In der Predella
sind Reliquienbehälter
in den Tabernakel aus dem 18.Jh eingearbeitet. Hinter Glas sind die
Knochensplitter von Katakombenheiligen
zu sehen, die mit Goldschnüren, Pailletten und Perlen geschmückt
sind. Über den Reliquien sind Pergamentstreifen angebracht, die
die Namen der Heiligen tragen, von denen die Reliquien stammen sollen.
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Cedula
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Seitenaltar
rechts
Altarauszug
Im Altarauszug ist ein Gemälde des hl.
Nepomuk zu sehen. Es ist von einem geschweiftem Rahmen aus dem Ende
des 18.Jh. umgeben. Maler des Bildes war Johannes Haas. Der Heilige
kniet, in einen Chorrock und ein Rochett gekleidet, vor einem Altar. Er
liest in der Bibel, die auf dem Altar vor einem Kruzifix liegt. Das Haupt
des Heiligen ist von einem Kranz von 5 Sternen umgeben. Ein kleiner Engel
hält den Lorbeerkranz der Märtyrer über ihn. Er legt zudem
seinen Finger auf seine Lippen, um damit auf das Beichtgeheimnis hinzuweisen,
für das Nepomuk gestorben sein soll.
|
Hinweis: Johannes aus Pomuk,
"ne Pomuk", war Ende des 14.Jh Generalvikar des Erzbischofs in Prag
und machte sich wegen seines energischen Auftretens für die
Rechte der Kirche beim König Wenzel unbeliebt. Der ließ
ihn am 20. März 1393 gefangennehmen, foltern, brannte ihn selbst
mit Pechfackeln, ließ ihn durch die Straßen schleifen
und schließlich in der Moldau ertränken.
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St.Joh. Nepomuk
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Die
Legende berichtet, der eigentliche Grund sei gewesen, dass Johannes
als Beichtvater der Königin dem König keine Auskunft über
die Sünden seiner Frau gab. Der Fundort der Leiche wurde durch
eine Erscheinung von 5 Sternen geoffenbart. Sein Denk-mal auf der
Prager Karlsbrücke, das 1693 errichtet wurde, machte ihn zu einem
der wichtigsten Brückenheiligen. (Fest: 16.Mai) |
Altarblatt
Das Altarblatt aus dem Jahr 1849 zeigt die
Mutter-gottes mit Jesuskind. Das 116 x 77 cm große
Ölgemälde (auf Leinwand) ist mit "IM. 1849" signiert.
Andere Quellen schreiben auch dieses Bild dem Dachauer Maler Anton
Huber zu.
Das Bild zeigt die Muttergottes mit ihrem sehr lebendig wirkenden
Jesuskind auf dem Arm.
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Muttergottes
-1849
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Das Motiv ist
dem Passauer Mariahilfbild entnom-men, einem Gnadenbild, dessen
Original Lucas Cranach d.Ä. im Jahr 1530 gemalt hat. Die etwas
verspielt-neckische Darstellung voll idyllischer Intimität
kommt der gefühlsbetonten Frömmigkeit des 19.Jh besonders
entgegen. Das Mariahilfbild ist als Bildtypus das am weitesten verbreitete
Marienbild in Süddeutschland und dem Alpenraum.
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Reliquienschreine in der Predella
Reliquienschrein
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Wie auf dem linken
Seitenaltar sind auch hier in den seitlichen Nischen Reliquienschreine
mit Klosterarbeiten
zu sehen; links mit einer Wachsarbeit als Mittelpunkt, rechts mit
einer Annahand-Reliquie. Dabei handelt es sich um eine Nachbildung
der im Jesuitenkolleg in Wien aufbewahrten, angeblichen mumifizierten
rechten Hand der hl.Anna. Die rechte Hand deshalb, weil Anna damit
das Jesuskind getragen haben soll. Die Annahand
wurde im 18.Jh. im altbayerischen Raum des Öfteren nachgebildet.
Im Landkreis Dachau sind weitere Annahand-Reliquien in der Hofmarkkirche
zu Schönbrunn und in der Kirche von Feldgeding aufbewahrt.
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Annahand
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Vor 1738 war St.Sebastian Patron des rechten Seitenaltars.

per
Mouseklick zu den einzelnen Beschreibungen
|
Kanzel
Die
barocke Kanzel an
der Nordwand besitzt einen fünfteiligen Korpus. Sie dürfte
aus der Zeit um 1700 stammen. Am Dorsale, der Rückwand,
ist ein Gemälde mit dem Guten Hirten zu sehen. An der Unterseite
des Schalldeckels das Relief einer Heilig-Geist-Taube.
|

Kanzel v. 1700
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Die Kanzelstiege war lange Zeit
entfernt und wurde erst bei der Renovierung 2009 wieder hergestellt.
Hinweis:
Die Darstellung des Guten
Hirten mit einem Schaf auf seinen Schultern ist schon
seit der Frühzeit des Chris-tentums bekannt. Sie bezieht
sich nicht auf das Gleichnis vom Guten |

Jesus
als guter Hirt
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Hirten, der sich
schützend vor die Herde stellt und sein Leben für die Tiere
einsetzt, sondern auf die Erzählung "vom verlorenen Schaf" (Lk.15,
3). Darin heißt
es, dass sich Jesus über einen Sünder, der zur christlichen
Gemeinde zurückfindet, mehr freut, als über 99 Gerechte.
In der Barockzeit trat die von Jesus auf die Priester übertragene
Hirtenfunktion in den Vordergrund und damit dessen Hauptaufgabe, die
Verkündigung des Evan-geliums. Deshalb wurde der Gute Hirte ein
bevorzugtes Bildthema an den Kanzeln. |
Kanzelkreuz
Gegenüber
der Kanzel hängt ein überlebensgroßes, ausdrucksvolles
Kruzifix. Dargestellt
wird der leidende Christus am Kreuz. Die Wunden bluten stark. Die
Finger sind im Schmerz verkrampft.
Das Kreuz entspricht dem Stil des beginnenden 18.Jh., wurde aber erst
1943 vom Wagnermeister Wolf aus Dachau aus dem Holz von Weiden geschnitzt,
die am Kriegerdenkmal von Schwabhausen standen. Der Künstler
erhielt seinen Lohn in Naturalien ausbezahlt. Von 1967 bis 2009 hing
das Kruzifix direkt über dem Chorbogen. |
Kanzelkreuz
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Vortragekreuze
An der Rückseite der ersten Empore
hängt ein schönes Vortragekreuz
mit einem besonders langen senkrechten Kreuzbalken.
Vor dem Chor steht eine rot/weiß bemalte Kreuzstange,
die bei Prozessionen vorangetragen wird.
Vortragekreuz
|
Hinweis:
Vortragekreuze werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen, Wallfahrten
sowie bei Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück auf das
Jesuswort "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst,
nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei Gebetsprozessionen
(Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden
betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben.
Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug
zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg.
Diese Kreuz ist "das Zeichen unserer Hoffnung, das Kreuz unseres Herrn
Jesus Christus, das über deinem Grab aufgerichtet sei" wie
der Pfarrer bei der kath. Beerdigung betet. |
Kreuzstange
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Kreuzwegbilder
An den Wänden hängen
die Kreuzweg-Stations-bilder
aus der 2.Hälfte des 18. Jh.
Die mit Ölfarben auf Leinwanduntergrund gemalten Bilder haben
eine Größe von 60 x 48 cm ohne Aufsatz.
Die Bilder sind leider in einem schlechten Erhaltungszustand.
|
|
Hinweis:
Als Kreuzweg werden die aufeinander-folgenden bildlichen oder plastischen
Darstellungen bezeichnet, die meist aus vierzehn Stationen
der Leidensgeschichte Jesu, angefangen von der Verurteilung durch
Pilatus bis hin zur Grablegung, bestehen. Seinen Ursprung
hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem
den Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa" nachzugehen. |
Im späten Mittelalter wurde
die Kreuzverehrung insbesondere durch den hl.Franziskus von Assisi gefördert,
der durch die Stimme des Gekreuzigten vom Kreuz in St.Damiano zu einem
christlichen Leben bekehrt wurde. Seit dieser Zeit wurden Kreuzweg-andachten
als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige Land abgehalten. Die Stationen
bildeten dafür die Leidensstätten Jesu nach. Auf diese Weise
konnte der letzte Weg Jesu vor Ort nachgegangen und sein Leiden anschaulicher
betrachtet werden. Kreuzwegdarstellungen in Deutschland entstanden erstmals
in und bei Klosterkirchen, auf Anhöhen und bei Wallfahrtsorten, insbesondere
in der Nähe von Franziskanerklöstern. Mit der Wende vom 17.
zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder Einzug in die Innenräume
der Pfarrkirchen und verbreiteten sich zunehmend. Papst Clemens XII. erkannte
im Jahr 1731 mit seinem Breve "Unterweisungen über die Art,
wie man den Kreuzweg abhalten soll" diese Form des Kreuzwegs als
kanonisch an und bedachte ihn mit großzügigen Ablässen.
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1.
Station
Jesus wird von Pilatus zum
Tode verurteilt
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2.
Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
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3.
Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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5.
Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
d. Kreuz tragen
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6.
Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
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7.
Station
Jesus fällt
zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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9.
Station
Jesus fällt
zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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Wenn Sie sich eine
Zusammenfassung der unterschiedlichen Formen von Kreuzwegbildern aus den
Kirchen des Dachauer Landes ansehen und mehr über die Geschichte
des Kreuzwegs erfahren möchten, klicken
Sie hier...
Apostelleuchter
Unter
den Kreuzwegbildern sind die Apostelleuchter
angebracht. Sie bestehen aus vergoldetem Schmiede-eisen und stammen
aus der Zeit um 1935. Die Apostelkreuze sind aus Stuck modelliert
(siehe Bild rechts).

Apostelkreuze
bis 2009
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Hinweis: Die Apostelleuchter
und -kreuze erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene
himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen
mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche
sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems.
Vor 2009 waren Marmorplatten
in die Mauer eingelassen, auf denen einfache Kreuze und darunter
die Namen der Apostel aufgemalt waren (siehe Bild links).
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Apostelkreuz
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Kirchenbank
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Das
Laiengestühl wurde 1934 von der Firma Lachner aus Stetten gefertigt.
Die 15 Reihen beiderseits des Mittel- und Seitenganges haben noch
die alten Rokokowangen
aus dem Jahr 1793. Unter der Empore stehen weitere zwei Reihen neuer
Bänke, auf der Empore sechs bzw. sieben links und rechts des
Mittelganges.
Früher waren an den Bänken Emailschilder mit den Namen von
Spendern angebracht, die dadurch ein Anrecht auf den Platz erwarben.
Aus dem Jahr 1793 ist bekannt, dass der Kistler Schöpel von Weilbach
neue Kirchenstühle lieferte. Dabei konnten sich Gläubige
in den damals 20 neuen Bänken 80 Plätze für jeweils
1 Gulden und 15 Kreuzer reservieren 31)
. |
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Hinweis:
Kirchenstühle gab es nicht von Anfang an in den Kirchen. Die
ersten 1500 Jahre standen die Gläubigen oder bewegten sich langsam
im Raum. Lediglich für Alte und Schwache gab es einige Stühle
an den seitlichen Wänden. Ohne Kirchenstühle fasst eine
Kirche viel mehr Menschen; bei dichtem Gedränge während
des Gottesdienstes schien der Raum voller Bewegung zu sein. Das feste
Gestühl wurde zum Spiegel einer disziplinierten Gemeinschaft,
in der jeder seinen festgefügten Platz hat. Im 16.Jh. wurden
zuerst die evangelischen Kirchen mit Bänken ausgestattet, weil
dort die Predigt als Medium der Heilsvermittlung einen größeren
Raum einnimmt; beim Sitzen ist der Zuhörer aufmerksamer, geduldiger
und ruhiger. Die katholischen Kirchen zogen erst später nach.
Die Bestuhlung war einer der Gründe, weshalb die Kirchen zu Beginn
der Barockzeit vergrößert werden mussten. |
Prozessionslaternen
An den Kirchenbänken
stehen im vorderen Bereich reich verzierte Prozessionslaternen,
deren Stangen mit Blumenmuster bemalt sind (m 1900), im hinteren Bereich
sind mehrere Stangen aufgestellt:
1. Kreuzstange, 19. Jh., Holz braun lackiert (Aufsatz 60 cm) Korpus
mit Goldbronze überstrichen.
2. Kreuzstange, 19. Jh., mit Totenkopf unter Kreuz und Korpus. Diese
Stange wird bei Beerdigungen
vorangetragen und ist Symbol für das Gebet,
das der Pfarrer bei der kath. Beerdigung spricht: "Dieses
Kreuz ist das Zeichen unserer Hoffnung, das Kreuz
unseres Herrn Jesus Christus, das über deinem Grab
aufgerichtet sei".
3. Fahnenstange, schwarz, 19. Jh. Totenkopf unter Kreuz
4. Tragstange mit Muttergottesfigur, Mitte 20. Jh. |
Prozessionslaterne
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Weitere
Heiligendarstellungen im Kirchenschiff
An den Seitenwänden
des Kirchenschiffs stehen vier Heiligenfiguren aus dem 18.Jh.:
- St.Leonhard, im
Abtsgewand, zeigt dem Betrachter demonstrativ Ketten in seiner
rechten Hand (Patron
der Gefangenen und der Tiere - 18.Jh).
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Hinweis:
Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um
das Jahr 500 als Einsiedler und später als Abt in Frankreich.
Regelmäßig besuchte er die Gefangenen und erreichte
beim König Clodwig I., dass viele von ihnen freigelassen
wurden. Deshalb galt er ursprünglich als Schutzpatron derer,
"die in Ketten liegen", also der Gefangenen - und der Geisteskranken,
die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete. Als die Leonhardsverehrung
nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere,
weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete. In
Bayern erreichte die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt.
Man nannte ihn auch
den "bayerischen Herrgott". Am Leonhardstag, dem 6.
November werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen
vorgenommen. |
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St.Leonhard
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-
St.Dominikus im Habit
des Dominikanerordens, mit Palmzweig in der Hand (18.Jh)
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Hinweis:
Dominikus (Santo Domingo) wirkte von 1170 bis 1221 in Spanien,
Frankreich und Italien. Er gründete um 1215 den Dominikanerorden,
einen nur aus Priestern bestehenden Gelehrten-Orden, der sich
die Bekämpfung von Häresien zur Aufgabe machte. Als
Leitsätze formulierte er: 1. überzeugend predigen,
2. arm wie die Apostel leben, 3. an keinen Ort gebunden sein.
Um das Leben von Dominikus ranken sich zahlreiche Legenden,
so die seiner Himmelfahrt. In anderen reicht ihm die Muttergottes
einen Rosenkranz und erklärt ihm dessen Gesätze. Schon
1234, 13 Jahre nach seinem Tod, wurde Dominikus heiliggesprochen.
Gedenktag: 8.August. |
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St.Dominikus
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-
St.Georg, der mit seiner Lanze
den Drachen unter seinen Füßen (als Sinnbild für
das Böse) erlegt hat (18.Jh)
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Hinweis:
Georg war Soldat des römischen Heeres zur Zeit Kaiser Diokletians
und wurde um ca. 304 in Nikodemien oder Lydda enthauptet. Bei
uns wird der hl. Georg vor allem als Patron der Pferde verehrt
(Georgiritt). Meist wird er als Ritter dargestellt, der einen
Drachen tötet. Nach der Legende hauste in einem See vor
der Stadt Silena in Lybia ein Drache, dem die Einwohner täglich
Lämmer und später Kinder opfern mussten. Da erschien
St.Georg, nachdem er alle Martern überstanden hatte, gevierteilt
und vom Erzengel Michael wieder zum Leben erweckt worden war.
Als der Drache auftauchte, schwang Georg mit dem Zeichen des
Kreuzes die Lanze und durchbohrte das Untier, das zu Boden stürzte.
Gedenktag: 23.April |
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St.Georg
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- St.Christophorus,
mit Jesuskind auf der Schulter und einem großen Stock in
der Hand (Mitte 18. Jh).
Die Figur steht -wie so oft in Kirchen- in der Nähe des Portals.
Die Volksfrömmigkeit besagte, wer ein Bild oder eine Figur von
St.Christophorus erblickt, werde an diesem Tag nicht unversehen sterben.
"Unversehen" ist nicht ein Synonym für "plötzlich",
sondern bedeutet: ohne Empfang der Sterbesakramente. Deshalb hat man
seine Figur in der Nähe des Portals aufgestellt, damit die Gläubigen
beim Verlassen der Kirche zu ihm aufschauen konnten.
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Hinweise:
Christophorus ist eine Legendengestalt, die seit 1969
im aktuellen Heiligenkalender nicht mehr enthalten ist. Christophorus
wird in der Kunst meist mit einem Kind auf dem Arm und einem
Baumstamm in der Hand abgebildet. Der Legende nach suchte er
unter seinem
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St.Christophorus
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früheren NamenReprobus
(spätere Legenden: Offerus) den mächtigsten Herrscher der
Welt um
ihm zu dienen. Doch bald bemerkte er, dass der König den Teufel
fürchtete und der Teufel Christus. Deshalb diente er auf Anraten
eines Einsiedlers Christus, indem er seine Riesenkräfte sozial
einsetzte und Leute über einen gefährlichen Fluss trug.
Eines Tages transportierte der Heilige einen kleinen Knaben, der mit
jedem Schritt an Gewicht zunahm, sodass Reprobus zu ertrinken fürchtete.
Da erkannte er, dass er Christus trug. Reprobus wurde von Jesus auf
den Namen Christophorus (Christusträger) getauft, und der als
Stütze verwendete Baumstamm begann zu grünen. Christophorus
gilt als Patron der Reisenden, Pilger, Fuhrleute und Schiffer sowie
seit etwa 1900 auch der Kraftfahrer. Gedenktag:
25. Juli |
Bis 2009 befanden
sich noch weitere Figuren und Bilder aus dem 20.Jh im Kirchenschiff,
die im Interesse eines klaren künstlerischen Konzepts aus der neu
restaurierten Kirche genommen wurden.
Wenn Sie sich über diese Figuren und Bilder informieren wollen, klicken
Sie hier...
Am Eingang der
Kirche steht ein massiver alter Opferstock.
Es handelt sich um eine 58 cm hohe, schmiedeeiserne Arbeit des 18.Jh.
mit Doppelkreuz-Schlossriegeln auf einem 40 cm hohen Holzpflock. |
Opferstock
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In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche,
außerordentlich interessante Opferstöcke.
Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken
Sie hier... |
Taufstein
Ebenfalls im Eingangsbereich der Kirche steht der neue Taufstein.
Er entspricht in Material und Form dem Zelebrationsaltar. Der Travertinblock
besteht aus zwei Teilen, über denen das Taufbecken aus Metall
angebracht ist. Auch er wurde 2009 von der Steinmetzfirma Lippert
und Neumann aus Kaufbeuren gestaltet.
mehr
zu Taufbecken in Kirchen des Landkreises Dachau...
|
Taufstein
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Hinter dem Taufstein und dem Weihwasserbehälter kniet vor dem
Westfenster eine Figur des hl. Konrad
von Parzham, der in Altötting 41 Jahre lang an der Klosterpforte
seinen Dienst tat (Figur von 1940). Deshalb sind darüber die
von Engeln getragenen Reliefs der Gnadenkapelle und des Gnadenbildes
von Altötting angebracht.
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Hinweis:
Konrad von Parzham (1818-1894) wirkte 41 Jahre lang im Kloster
Altötting als Pförtner, wo er mit Tausenden von Wallfahrern
zu tun hatte, die mit vielerlei Anliegen und Bitten zu ihm kamen.
Aber auch Kinder aus vielen armen Altöttinger Familien
kamen bettelnd an die Pforte; keines von ihnen ging leer aus.
1934 wurde Konrad von Papst Pius XI. heiliggesprochen. Damals
wurden in unseren Kirchen viele Figuren dieses Volksheiligen
aufgestellt. |
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St.Konrad
v.Parzham
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In
der Nähe des Taufsteins steht ein siebenarmiger Leuchter
aus Schmiedeeisen. Er trägt zugleich die Halterung für Opferkerzen,
die Gläubige entzünden können. |
Kreuzständer
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In
den Ständer sind die Symbole für Glaube (Kreuz), Hoffnung
(Anker) und Liebe (Herz) eingearbeitet. Die drei Tugenden erhalten
das Attribut "göttlich", weil die christliche Lehre
davon ausgeht, dass sie nicht von Menschen erbracht, sondern durch
den Geist Gottes geschenkt werden. Das Christuszeichen darüber
wird umgeben von den Buchstaben Alpha und Omega (Anfang und Ende).
Sie sind der erste und |
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letzte Buchstabe
des griechischen Alphabets und stehen als Symbol für Gott und
insbesondere für Christus als den Ersten und Letzten. |
Auf der säulengestützten
Doppelempore ist die Orgel
eingebaut. Sie wurde am 8. Dezember 1946 von Albert Reiser
aus Biberach (andere Quelle: Gebrüder Sandtner aus Steinheim
31))
mit zwei Manualen und 15 Registern errichtet; ein Großteil der
Kosten wurde damals mit Naturalien bezahlt.
Um 1960 wurde die Orgel durch die Gebr.Sandtner aus Steinheim
unter Verwendung der alten Pfeifen umgebaut. |
Orgel
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Im Jahr 1974
wurde die Orgel wieder renoviert; in diesem Zusammenhang hat man ein
elektrisches Spielwerk (mit elektromagnetischer Kegellade) eingebaut.
Vor einigen Jahren wurde die Orgel um ein Register (auf 16) und drei
Koppeln (= Hilfen für das Spielen mit 2 Manualen) erweitert.
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Frühere Orgeln:
1721: Aus dem Jahr 1721 ist bekannt, dass in der Kirche keine Orgel
aufgestellt war 31)
.
1814 wird berichtet, eine neue Orgel mit 6 Registern sei in Arbeit.
1831: Im Zusammenhang mit dem Neubau des Kirchenschiffs 1831 wurde
ebenfalls berichtet, dass auf der abgetragenen
Empore keine Orgel gestanden
sei. Wahrscheinlich stellte man erst bei diesem Neubau eine Orgel auf, weil
die
Pfarrbeschreibung von 1845
den Passus enthält: "Auf der einzigen Empore befindet sich
die Orgel, die viel Platz einnimmt,
sodass bei der Zusammenkunft
sämmtlicher Pfarrkinder der Raum zu klein wird."
Vielleicht handelte es
sich um ein gebrauchtes Werk; denn schon 40 Jahre später, im Jahr
1886 baute Max Maerz aus München eine neue Orgel ein. Sie hatte
folgende Disposition:
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Manual: Principal
8', Gamba 8', Salicional 8', Octav 4', Flöte 4', Mixtur 2fach,
Pedal: Subbaß 16', Quintade 16',
Oktavbass 8', Choralflöte 4', Rauschbass 3 f 2 2/3, Fagott
16'
Koppeln: M-P
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Heiliges Grab
Der
Brauch des Hl.Grabes stammt aus der frühen Barockzeit. In Schwabhausen
gab es jedenfalls schon 1630, also vor dem Schwedeneinfall, ein Heiliges
Grab. Denn in der Kirchenrechnung von 1630 ist vermerkt, dass an den Wagner
Paul Westermayr für die Aufstellung (und wohl auch den Abbau) der Kulissen
ein Betrag von 18 Kreuzern bezahlt wurden
(Originaltext: "Dem Wagner,
Paulle Wesstermayr, umb daß er am H.Carfreytag daß Grab Aufgemacht,
bezalt -.18.-").
Außerdem fügte der Maler Johann Zechentberger aus Dachau eine
Wolkendekoration hinzu.
(Originaltext: "Johann
Zechentbergern Mallern zw Dachaw, von den Wolckhen Zum Grab Zemahlen, geben
2.43.-") 26)
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Hinweis: Die ersten Heiligen Gräber entstanden durch Wallfahrer,
die aus dem Heiligen Land zurückkehrten und Nachbildungen des
historischen Grabes errichteten. Eine Hochblüte erlebte der Brauch
in der durch das Konzil von Trient (1545-63) eingeleiteten Gegenreformation.
Die Jesuiten sahen im Heiligen Grab ein "spectaculum sacrum",
ein heiliges Schauspiel, das für die Gläubigen das Heilsgeschehen
eindrucksvoll veranschaulichte. Spectacula sacra waren in der ganzen
Barockzeit ein beliebtes Mittel der Glaubensverkündigung.
Die Kulissen der heiligen Gräber wurden im Laufe der Zeit immer
größer. Es entstanden fantastische Schein-architekturen
mit biblischen Landschaften, mit Engeln und Wachsoldaten; im Zentrum
Felsengrotten, in die man eine Figur von Christi Leichnam legte. In
manchen Pfarreien standen fromme Bürger, als römische Soldaten
oder als Engel verkleidet, am Grab. In der Zeit der Aufklärung
und der Säkularisation (ca. 1780-1820) wurde das spectaculum
sacrum verboten. Doch staatliche Verbote haben in Glaubenssachen meist
keine große Wirkung. Ab der Mitte des 19.Jh. lebte der Brauch
wieder auf und führte zu einem neuen Höhepunkt; die Pfarreien
wetteiferten miteinander in der prunkvollen Ausgestaltung.
Erst nach dem 2.Vatikanischen
Konzil (1962-65) kam der Brauch zum Erliegen, weil er nicht mehr zur
neuen Liturgie der Kartage passte. Leider wurden damals viele der
Kulissen verbrannt oder entsorgt. Denn in den letzten Jahren werden in vielen Kirchen wieder Heilige Gräber aufgestellt. Wenn
auch die kunsthistorischen Gründe für die Renaissance des
Brauchs überwiegen, so kommen doch am Karfreitag Abend und Karsamstag
Vormittag viele Gläubige in die Kirche, um sich in dieser, alle
Sinne berührenden Umgebung, in das Leiden und Sterben Christi
zu vertiefen. Der Besuch der Heiligen Gräber gehört für
viele Menschen zu den schönsten Kindheitserinnerungen.
In Schwabhausen haben sich die
Kulissen wohl nicht mehr erhalten, jedenfalls wird hier am Karfreitag
kein Hl.Grab aufgestellt. Wenn Sie sich aber sonstige "Heiligen
Gräber" in den Kirchen des Landkreises anschauen wollen,
klicken Sie hier....
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Pfarrhof
Einige
hundert Meter von der Kirche entfernt steht auf einem Hügel das
stattliche Pfarrhaus von
Schwab-hausen. Früher
dienten die beiden oberen Stockwerke der früheren Pfarrökonomie
als Getreidespeicher.
Im Jahr 2005 wurde der nur teilweise unterkellerte Pfarrhof für
900.000 Euro durchgreifend renoviert. Dabei wurden die nur durch Holznägel
zusammen-gehalten Balken in den Dachgeschossen erhalten. |

Pfarrhof
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Seit der Renovierung 2005 sind im Erdgeschoss das Pfarrbüro mit
Teeküche und im 1.Stockwerk die Wohnung des Pfarrers und die
Wohnung der Pfarr-haushälterin untergebracht. |
Geschichte des Pfarrhofs:
Pfarrhöfe gab es natürlich schon bei Gründung einer Pfarrei,
schließlich benötigte der Pfarrer eine Wohnung. Die erste Mitteilung
über den Zustand des Pfarrhofes in Schwabhausen erhalten wir durch
die Sunderndorfer'sche Matrikel von 1524. Das (hölzerne) Pfarrhaus
(und die Wirtschaftgebäude) zeigten keine Schäden, heißt
es dort ("Item domus et aedificia dotis non patiuntur defectus").
Auch 1560 wurde der Pfarrhof als ordentlicher Bau ["zimblich
erbaut"] beschrieben.
Im 30jährigen Krieg wurde der Pfarrhof weitgehend zerstört
(und mit ihm alle Kirchenbücher). Vielleicht nur notdürftig
aufgebaut, wurde das Gebäude im Jahr 1680 schon wieder (oder immer
noch) als ruinös und baufällig bezeichnet.
Der Dachauer Maurermeister Johann Öttl ( 1700) machte
in den Jahren 1681-1682 Überschläge für eine Renovierung
(Öttl war 1697 auch in Webling und Rumeltshausen planerisch tätig).
Weitere Überschläge für einen Pfarrhofbau sollen -so schreibt
Max Gruber- auch der Zimmerer Jonas Eisenreich aus Oberroth (1683;
57 Gulden) und Maurermeister Benedikt Göttschl
(1684; vielleicht nur für eines der Hofgebäude) erstellt haben.
Der Dachauer Lukas Pichler führte 1681 Schlosserarbeiten und
Jonas Eisenreich aus Oberroth 1683 Zimmererarbeiten aus. Noch 1738
bestand das Pfarrhaus aus Holz und war wieder sehr reparaturbedürftig;
bei einem Holzbau nach 50 Jahren nicht unge-wöhnlich. Aber der Eigentümer
der Gebäude, das Kloster Indersdorf, hatte wohl auch nicht die einfachsten
Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt. So wunderte sich das Pflegamt
Dachau, wie "miserabel die bisherigen Pfarrer haben wohnen müssen",
insbesondere weil das "das Einfallen von Wasser bei Regenwetter nicht
gesichert war". Oben waren die Schießen (Giebelwände)
nur mit Brettern verschlagen, durch die "das Unwetter jederzeit eindringen"
konnte. Weiter heißt es, im unteren Stock befinde sich ein "unbequemes
Zimmer, worin alles zu vermodern beginnt". 31)
Von 1684 ist bekannt, dass
der Zimmerer Kaspar Stadlberger
aus Lampertshausen einen Überschlag für den Pfarrhof erstellte,
der darin die Kosten auf 70 Gulden schätzte. Im gleichen Jahr brachte
der Kistler Paul Wöstermeier aus Sigmertshausen im Pfarrhaus
Schwabhausen eine alte Tafeldecke an; sie stammte aus dem Pfarrhaus von
Kollbach.
Für diese Baumaßnahmen
verlieh die Pfarrei Ampermoching dem "Pfarrer von Schwabhausen"
ein Darlehen. Das ist der Amper-mochinger Kirchenrechnung von 1690 zu
entnehmen, in der als Verwendungszweck "Pfarrhofbau" angegeben
war. 47)
Das zinslose Darlehen, das bis 1699 wieder zurückgezahlt
werden musste, betrug zwar nur 1 Gulden; das war auch damals kein bedeutender
Betrag. Aber zum einen musste Ampermoching auch an andere Kirchen Darlehen
vergeben, zum anderen dürfte Schwabhausen mehrere solcher Darlehen
erhalten haben.
Wenn Kirchen nach dem 30jährigen Krieg neu gebaut oder aufwändig
renoviert wurden, war es üblich, dass das Pflegamt Dachau zinslose
Darlehen (Anlehen genannt) vermittelte. Das Geld für diese Zwangsdarlehen
mussten die übrigen Pfarreien aufbringen.
Der Neubau 1742, der erste Steinbau, war teuer. Er wurde mit 815
Gulden beziffert. Das war für Schwabhausen zu viel. Einen Teil der
Kosten bettelte der Pfarrer auf Anraten von Bischof Joh.Theodor bei benachbarten
Pfarreien zusammen. Der Bischof setzte sich auch beim Kurfürsten
für einen staatlichen Zuschuss ein. Der Bau zog sich lange hin. Noch
im Juni 1749 bat Pfarrer Hirner, der Bau möge doch endlich fertiggestellt
werden. 31)
Nach einer Indersdorfer Besitz-Beschreibung aus dem Jahr 1792 war
das zweistöckige Pfarrhaus einer der wenigen Bauten in Schwabhausen,
der schon mit Ziegeln gedeckt war. Im hölzernen, mit Stroh gedeckten
Stadl waren auch der Pferde- und der Kuhstall untergebracht. Am Küchengarten
stand ein Wasch- und Backhaus. Hinter dem Haus befand sich ein schöner
großer Obstgarten mit drei Tagwerk Fläche. Dazu kamen Felder,
Wiesen und Wälder mit 83 Tagwerk (=28 ha). Das Widum gehörte
nicht, wie in anderen Pfarreien der Pfarrstiftung, sondern dem Kloster
Indersdorf. 1796 genehmigte Bischof Joseph Conrad von Freising die Aufnahme
eines Kirchenkapitals zu einer Pfarrhofrenovierung. 31)
1845 sah Pfarrer J.Wall einen dringenden Reparaturbedarf für
das Pfarrhaus, weil sich die Westseite des zweistöckigen Hauses ausbauchte.
Deshalb sprach er sich dafür aus, das für einen Neubau der Ökonomiegebäude
vorgesehene Geld für das Pfarrhaus zu verwenden. Das wurde nicht
genehmigt. Im Zuge der Sanierung der Ökonomiegebäude des Pfarrhofs
musste Pfarrer J.Wall eine Reihe von Angaben über die Pfarrei machen:
Danach bemaß sich der Kirchenzehent von den Schwabhauser Bauern
nach einer Gesamtfläche von 474 Tagwerk, von den Rumeltshauser Bauern
von 366 Tagwerk. Dazu kam noch der Klein- und Blutzehent auf das Vieh
dieser Bauern. Die Zahlung des Obstzehents hat die Bevölkerung verweigert.
Das 44 Schuh (=12,85 m) lange, 22 Schuh breite und 44 Schuh hohe
Pfarrhaus wird wie folgt beschrieben: 2 Stockwerke, gemauert, mit
Platten gedeckt. Im Erdgeschoß befanden sich Baustube, Küche,
Speis mit darunter liegendem kleinen Keller, Köchin-Zimmer, Dirn-Kammer.
Im ersten Stock Pfarrzimmer, Gastzimmer, Kammer und Abort. Der zweite
Stock enthielt zwei Getreidekästen. Der ruinöse Stadel mit Pferde-,
Kuh- und Schweinestall bestand aus Holz und war mit Stroh gedeckt. Pfarrer
Altmann ergänzte 1848, alles sei in baufälligstem Zustand. Im
Wohnhaus müssten dringend neue Böden, Decken und Kamine eingebaut
und die schiefe Giebelmauer abgetragen werden. Bei den Ökonomiegebäuden
helfe nur ein Neubau. "Ein abermaliges Einheimbsen der
Feldfrüchte (Einlagern der Ernte) in das alte Gebäude wäre
geradezu Wahnsinn", schreibt er. 31)
1852 (vom Frühjahr bis
Oktober) wurden die Ökonomiegebäude mit einem Kostenaufwand
von 7.532 Gulden neu errichtet. 40 Jahre später musste die Stalldecke
um 2.400 fl. schon wieder repariert werden.
1892 wurde die erneuerungsbedüftige Holzdecke im Ökonomiestall
eingewölbt. Die Kosten von 2.400 Gulden wurden in 8 Jahren zurückgezahlt.
31)
1940 entdeckte man glücklicherweise rechtzeitig, dass der
Tragbalken der Decke total verfault und vermodert war. "Daher
also der infame Gestank, das dieses Zimmer immer verpestete"
schrieb Pfarrer Mayer. "Die alte Haustüre hatte nicht
einmal einen Türstock, sodass fingerbreite Spalten nicht nur das
Tageslicht, sondern auch Wind und Schnee hereinließen. Meine Herren
Vorgänger müssen große Asketen gewesen sein".
Die nächste Vollsanierung fand dennoch erst in den Jahren 1973-1975,
die letzte 2005 statt.
Wenn Sie auch andere Pfarrhöfe im Landkreis sehen möchten, klicken
Sie hier....
Nach einer Liste des Landesamt für
Denkmalpflege soll es in Schwabhausen Reste eines unterirdischen Gangs
geben, der in Zusammenhang mit sog. Schrazllöchern steht.
Mehr über Schrazllöcher...
Hans Schertl

Quellen:
01)
Königlich-bayerisches Intelligenzblatt für den Isarkreis, 1815
(Pfarreiausschreibung)
02)
Königlich-bayerisches Intelligenzblatt für den Isarkreis, 1816
(neuer Pfarrer)
03)
Dr.Martin v. Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing,
1849/50
04)
Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches
Bayern, 1852
05)
Arthur von Ramberg,Joseph Heyberger, Topograph.-statist. Handbuch des
Königreichs Bayern, Bd 5, 1867 (Statistik)
06)
Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising,
1880
07)
Max Gruber, Zwei Dorf-Genies aus dem Dachauer Land: Ulrich Gailler und
Hans Maurer, 1968/4 (Friedhofmauer1694)
08)
Heimatbuch des Landkreises und der Stadt Dachau, 1971
09)
Dachauer Nachrichten vom 10.1.1972 (Pestepidemie)
10)
Max Gruber, Kistler, Schreiner u. Drechsler aus dem Amperland, Amperl
1975-S.91 (Wöstermeier)
11)
Georg Brenninger, Orgeln und Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland
1976/1
12)
Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN
3-7654-1859-5.
13)
Süddeutsche Zeitung, Beilage Landkreis Dachau, 20.4.1979 (Papstbesuch)
14)
Max Gruber, Für Dachau tätige Architekten und Maurermeister,
Amperland 1982/3 (Dörfler, Göttschl, Öttl, Wagner)
15)
Jakob Mois,Konsekrationsbuch des Fürstbischofs Eckher, 1982 (Altarweihe
1707)
16)
Max Gruber, Im Amperland tätige Schlosser und Spengler, Amperland
1985/2
17)
Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation
des Jahres 1560, 1986
18)
Max Gruber, Im Amperland tätige Kistler, Schreiner, Tischler und
Schneidkistler, Amperland 1986/3 (Niclas Prugger)
19)
Max Gruber, Bis gegen 1800 im Amperland tätige Zimmermeister, Amperl
1986 (Eisenreich, Stadlberger,Gänntter,
Schöffauer)
20) Putz/Niederle,
Kirchen und Kapellen im Gemeindebereich Schwabhausen, 1988
21)
Josef Bogner, Dorfkirchtürme im Amperkreis, Amperland 1989/1
22)
Gottfried Weber, Die Romanik in Oberbayern, 1990
23)
Franz Keiner, Dorf und Hofmark Odelzhausen 814-1914, 1992
24)
Marijan
Zadnikar, Die Chorturmkirchen in Slowenien, aus Forn Vännen, 1967
25)
Michael Loose, Burgen Schlösser und Befestigungen im Kreis Dachau,
aus ARX 1/2019
26)
Robert Böck, Kirchenrechnungen Landgericht Dachau, 1996 (Bittgänge,
Pferderennen)
27)
Peter Dorner, Indersdorfer Chronik-aus der Reihe Publikationen d.Akademie
der Augustiner-Chorherren v.Windesheim, 2003
28)
Dr. Eckhard Bieger SJ, das Katholische Symbollexikon, 2004
29)
Mayr/Breitenberger, Arnbach einst und heute, 2004
30)
Hans Kornprobst, Die inkorporierten Pfarreien und Kirchen des Augustinerchorherrenstifts
Indersdorf, Amperland 2004/2
31)
Schwabhausen, Chronik eines Dorfes - Von der Poststation zur Großgemeinde,
2005
32)
Dachauer Nachrichten vom 28.7.2005, 1.9.2005, vom 25.8.2009 (Glocken
1921)
33)
Maria Hildebrandt, Dachauer Weihnachtstaler 2009
34)
Pfarrei Schwabhausen, Festschrift zur Altarweihe 22.November 2009
35)
Dachauer SZ vom 10.6.2010 (Ehrung durch Architektenkammer)
36)
Andreas Estner/Matth. Morgenroth, Heilige Gebeine, BR-2, 1.11.2011, 18:05
Uhr
37)
50 Jahre Kirchenerweiterungsbau St.Michael Schwabhausen, 1984 (Turmhöhe)
Hinweis Albert Winkler
38)
Heinrich u.Margarete
Schmidt, Die vergessene Bildersprache christlicher Kunst, 1981 (7 Schmerzen)
39)
Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt
2014 (Zelebr ersetz Hochaltar)
40)
Dr.Mich.Rademacher, Deutsche Verwaltungsgeschichte
1871-1990, 2015 (Statistik 33,39)
41)
Bezold/Riel, Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern, 1895
42)
Martin von Deutinger, Tabellarische
Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
43)
Peter Pfister, Von Arbeo zum Internet, Katalog zur Ausstellung
"75 Jahre Diözesanarchiv Mch/Freising", 1999
44)
Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern,
vom kgl. Statistischen Bureau in München, 1876
45) Karl Meichelbeck / Anton Baumgärtner,
Geschichte der Stadt Freising und ihrer Bischöfe, 1854 S. 4
46)
Freysinger Hof-und Kirchenkalender mit beygefügtem Schematismo 1790-82
47)
Georg Werner, Ortschronik des Pfarrsprengels Ampermoching, 2018
48)
Informationen aus den Gemeinden und der Stadt Dachau, Sonderveröffentlichung
der Dachauer Nachrichten v. 14.3.2019
49)
Gerhard Hanke / Wilhelm Liebhart, Der Landkreis Dachau, S. 126, 1992 (Erding)
50)
Angelika Petitini, Leonhardsverehrung
u.Wallfahrt in Inchenhofen, Augsburger Volkskundliche Nachrichten, 1995,
Heft Nr.2
51)
Prof. Stefan Heid, Das Ende
einer Legende, Zeitschrift Herder Korrespondenz 4/2019 S. 37-39
52)
Bayerisches LA für Statistik u.Datenverarbeitung, Bevölkerungsstand
in den Gemeinden Bayerns Stand: 31.12.2010
53)
Digitales Archiv des Erzbistums München und Freising; Signatur
BB001/1/1, FS117
(Pfarrerliste Röhrmoos)
54)
Neuer Pfarrverband: "Wir sind eine Kirche, Dachauer Nachrichten online,
vom 15.4.2013
55)
"Von
der Geheimehe zum Kirchenaustritt", Münchner Kirchenzeitung
vom 7.2.2021
89 Bilder: Hans Schertl

7.2.2021
Figurenausstattung vor 2009
Figuren und Bilder,
die bis zur Renovierung 2009 im Kirchenschiff angebracht waren:
- der Erzengel
Michael, mit Flammenschwert und der Seelen-Waage, setzt seinen
Fuß auf den gestürzten Engel Luzifer.
|
Hinweis:
In der Bibel ist der Engelssturz vor Beginn der Schöpfung
nicht erwähnt. Allenfalls eine Stelle bei Lukas (Kap.10,
Vers 18) deutet darauf hin (ich sah den Satan wie einen Blitz
vom Himmel fallen). Die Geschichte ist auf die Kirchenväter
zurückzuführen und wurde in der Kunst häufig
als Motiv verwendet. In der Offenbarung des Johannes (Apokalypse)
ist von einen Kampf zwischen den Kräften des Guten (Michael
und seine Engel) und Satan am Ende der Zeiten die Rede (Offb..
12), der damit endet, dass der Teufel und seine Anhänger
auf die Erde geworfen werden. Gedenktag: 29.September
|
|
St.Michael
|
- Trauernde Muttergottes,
die den Oberkörper ihres toten Sohnes Jesus anhebt und stützt
(Pieta oder
Vesperbild). Die Darstellung zeigt den Abschied Mariens
von Jesus nach der Kreuzabnahme, der aber in
der Bibel nicht erwähnt ist.
|
Hinweis:
Die Vesperbilder waren früher eine der häufigsten
und beliebtesten Passionsdarstellungen. Den mütterlichen
Schmerz über den toten Sohn (Mutterliebe und Mutterleid)
konnten die Gläubigen in Zeiten hoher Kindersterblichkeit
häufig aus eigenem Erleben gut nachfühlen. Den Namen
Vesperbild erhielten sie, weil die Zeit, die im Stundengebet
der Mönche und Nonnen der Trauer um den Tod Jesu gewidmet
wird, der Sonnenuntergang ist, die Zeit der Vesper. Der Begriff
"Pieta" (ital. Mitleid) weist nach Robert Böck auf die
kindliche Liebe und das innige Mitgefühl hin, das die Gläubigen
dieser Darstellung entgegenbrachten.
...mehr zu Pieta -Darstellungen
in den Kirchen des Landkreises Dachau... |
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Pieta
|
Früher
war die 1940 geschnitzte Figur des
hl. Konrad von Parzham in einer Nische angebracht. Da Konrad
41 Jahre lang an der Klosterpforte in Altötting seinen Dienst
tat, waren darüber die von Engeln getragenen Reliefs der Gnadenkapelle
und des Gnadenbildes von Altötting angebracht. |
St.Konrad
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Auf einer Konsole stand
eine Figur des hl. Antonius von Padua mit Jesuskind auf dem Arm.
Sie wurde Mitte 20. Jh. geschnitzt und gefasst.
An der Nordwand hing ein Bild mit dem Thema Sieben Schmerzen Mariens.
Es zeigt Maria, deren Körper von sieben Schwertern durchbohrt
ist. Es stammt wohl aus dem 18. Jh. und wurde mit Ölfarbe auf
Leinwand gemalt. Der Rahmen ist neugotisch (64 x 53 cm). Das Bild
enthält eine Signatur "L(?)M 1849" (vielleicht auch
"IM" wie beim rechten Seitenaltarbild), die sich vermutlich
auf Restaurierung beziehen dürfte. |
7 Schmerzen
Marias
|
Hinweis: Die Wurzeln
für die Darstellung der 7 Schmerzen Mariens reichen in das 13.Jh
zurück. Im Laufe der Jahrhunderte schwankte die Zahl zwischen 5 und
50, ja sogar bis zu 1500 im Einzelnen bezeichneten Schmerzen (Alanus de
Rupe, 1428). Nach der Einführung des "Festes zum Gedächtnis
der Sieben Schmerzen Mariens" im Jahr 1423 verblieb es bei der Zahl 7.
Das Fest heißt seit 1960 Gedächtnis der Schmerzen Mariens und
wird am 15. September, dem Oktavtag von Mariä Geburt, gefeiert.
1. die Darstellung im Tempel (Weissagung des Simeon)
2. die Flucht nach Ägypten
3. die Suche nach dem 12jährigen im Tempel
4. die Begegnung Mariens auf dem Kreuzweg
5. die Kreuzigung
6. die Kreuzabnahme und
7. die Grablegung Jesu.
Seither stellt die Kunst die volkstümliche "Mater dolorosa" mit einem
oder mit sieben Schwertern in der Brust dar. Die Darstellung der Schmerzen
Mariens geht auf das Simeonwort bei der Darstellung im Tempel " Dir
selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen" (Luk, 2,35) zurück.
121))
Taufsteinfiguren
|
Der frühere Taufstein stand im Altarraum. Er war aus
Rotmarmor gearbeitet; sein Deckel war
mit Figuren des hl. Johannes des Täufers und von Jesus
geschmückt. Vielleicht ist es der 1630 um den hohen Betrag
von 30 Gulden erworbene Taufstein. Von dem berichtet die Kirchenrechnung,
dass er z.T. von Spenderinnen (Ursula Heigl aus Dachau, Maria Gailler
aus Odelzhausen, Katharina Sedlmayr aus Ottmarshart je 5 Gulden),
der Gemeinde Schwabhause (5 Gulden) und der Kirchenstiftung(10 Gulden)
finanziert wurde 26)
|
Die Ähnlichkeit mit dem Taufstein
in Rumeltshausen ist nicht ganz zufällig: 1939 hatte man den Originaltaufstein
aus Rumelts-hausen in die Pfarrkirche von Schwabhausen gebracht. Er sollte
dort verbleiben, bis Rumeltshausen wieder selbstständig wird und
den Taufstein selbst wieder braucht, heißt es in einer Vereinbarung
der Kirchenverwaltungen von Rumeltshausen und Schwabhausen. Doch die Rumeltshausener
Gläubigen waren unzufrieden und forderten den Taufstein zurück.
Erst 1988, nach 50 Jahren, ließen die Schwabhausener für sich
eine Kopie des Taufsteins machen und brachten das Original wieder nach
Rumeltshausen zurück.
Die Kopie stand somit von 1988 bis 2009 in Schwabhausen, seitdem ist sie
in Puchschlagen aufgestellt.
Hinweis: Die Darstellung der Taufe Jesu am Taufort in der Kirche als Vorbild
für das Taufsakrament war vom Konzil von Trient (1545 bis 1563)vorgeschrieben.
Vor 200 Jahren:
Der Schwarze Tod in Schwabhausen
Ein Handwerksbursch bringt die Pest - Bevölkerung
in Angst und Schrecken
Dachauer Nachrichten vom 11.1.1972 09)
Schwabhausen
- In der Dämmerung des 14. Januar 1772, einem tristen Winterabend,
schlurfte mühsamen Schrittes ein alter, abgerissener Handwerksbursche
durch den tiefen Schnee in die wohlhabende Betriebsamkeit der fürstlich
Thurn und Taxi`schen Reichsposthalterei zu Schwabhausen. Mit müdem
Griff öffnete er die Tür und trat in den flackernden Lichtschein
und warmen Dunst des Poststalles. Seine Bitte um ein Nachtlager wurde
vom Stallmeister gewahrt. Gleich darauf versank der müde, ausgemergelte
Körper in einer düsteren Ecke im Stroh. Kurz darnach beendete
ein prüfender Rundgang des Stallmeisters die Arbeit, und nachdem
das Licht gelöscht war, verließen Meister und Knechte ihren
Arbeitsplatz und gingen zum Nachtmahl.
Spät, eine geraume Zeit nach Mitternacht, kam völlig durchfroren,
auf dampfendem Pferd, der Eilpostreiter von München, stieß
die Stalltür auf und führte das Ross an seinen Platz. Dabei
gewahrte er die im Stroh liegende Gestalt des Bettlers. Um zu sehen, wer
es sei, nahm er das Licht vom Haken. Die stumpfen Augen eines Toten starrten
in das Licht. Ein schneller Griff des Postillions, um sich zu vergewissern,
jagte ihm einen Schauder über den Rücken, und er rannte aus
dem Stall, um den Stallmeister zu wecken.
So standen sie um den Toten, und als sie ihn auf Anweisung des Stallmeisters
in die Wagenhütte schaffen wollten, riss das morsche Gewand des Mannes,
und Hals und Rücken zeigten längliche, schwarze, aufgedunsene
Beulen, die von Stockschlägen herzurühren schienen. Hochwürden
Herr Johann Georg Jacob, von seinem Nachtlager herbeigerufen, sprach die
Sterbegebete und wandte sich nach einigen Anordnungen zum Gehen. Da machte
ihn der Stallmeister auf die seltsamen Beulen auf Hals und Rücken
des Toten aufmerksam. Verständnislos schauten Stallmeister und Knechte
in das schreckensbleiche Angesicht des Hochwürdigen Herrn und hörten
seine Worte: ,,Gott sei uns armen Sündern gnädig."
Johann Georg Jacob weckte persönlich den Reichsposthalter, Georg
Peter Kamnitzer. Ein Licht nach dem andern erhellte in dieser kalten Frühstunde
die Posthalterei, und nun erfuhren die Stallknechte den Grund des Erschreckens
des Pfarrherrn: In der elenden Gestalt des toten Bettlers war die Pest
gekommen. Wenig später knirschte und ächzte der Totenkarren
mit seiner schaurigen, in Stroh gehüllten Last durch die Nacht zum
Gottesacker.
Eine Woche verging in grausamer Angst und Warten und Hoffen. Da fuhr der
Blitz hernieder, es war der 28. Januar. Mitten in der Tagesarbeit klagte
der Stallmeister des Poststalles, Peter Wörl über arges Fieber,
Schwindelgefühl und quälendes Würgen im Hals, taumelte
wenig später über den Posthof, um seine Liegestatt aufzusuchen.
Der schnell herbeigerufene Pfarrherr - ein Arzt war nicht so schnell zu
erreichen - erteilte dem Todkranken die Generalabsolution und spendete
die Letzte Ölung. Und schon war der Stallmeister an der Pest verschieden.
Das Entsetzen lähmte alle Menschen in der Posthalterei, und mit Windeseile
verbreitete sich das Geschehnis. Weiter ging der Reigen des Todes: Am
6. Februar der Vater des Stallmeisters, Silvester Wörl, am 18. Februar
Maria Bader aus Unterumbach, Schafferin in der Posthalterei, am 19. Februar
früh der Hausknecht Johann Vest von Mammendorf, am selben Tage aus
den Lebenden herausgerissen wurde Frau Maria Theresia Kemnitzer im Alter
von 38 Jahren, schnell noch vom Pfarrherrn versehen mit Generalabsolution
und Letzter Ölung, am 25. Februar Johann Neumayr, Knecht im Hause
des Posthalters. Eine kleine Atempause trat in der Posthalterei ein.
Bei weitem aber nicht für Pfarrer Johann Georg Jacob. So die Pest
in der Posthalterei verhielt, forderte sie nun in der Ortschaft Schwabhausen
Opfer um Opfer. Die Nachbarn, die Höfe, Kleinhäusler - fast
an keiner Türe ging die Pest vorüber. Beim Piechler, dem nächsten
Nachbarn der Posthalterei, wurden an einem Tage die Großeltern,
die Eltern und zwei Kinder dem Gottesacker übergeben. Von einem Haus
zum anderen eilte Johann Georg Jacob, selbst gebürtiger Schwabhauser,
Sohn des Reichsposthalters Franz Jacob, spendete Generalabsolution und
Letzte Ölung, linderte die Leiden der Todkranken, half auf dem armseligen
Totenkarren die Toten zum Gottesacker fahren und dem erschöpften
Mesner noch in die hartgefrorene Erde Gräber brechen und schaufeln.
Das Grauen und Entsetzen hielt die Menschen in den Häusern gefangen.
Einer mied den anderen, alles war wie ausgestorben, dumpf und blechern
hallte das Zügenglöcklein immer wieder über die Hauser
hin. Die Angst trieb die Postgespanne nach kaum genommenem Aufenthalt
in der Posthalterei in rasender Fahrt wieder auf die befohlenen Wegstrecken
und die Postillone und Eilpostreiter mit dem Grauen im Nacken auf ihre
Stundenritte. Ruhelos wanderte der Posthalter Peter Kemnitzer. treppauf,
treppab in dem großen, leeren Posthalterhof umher Begräbnis
ohne Trauergäste.
Die fast verblasste Schrift auf den vergilbten Blättern der Pfarrmatrikel
ist ein Spiegelbild dieser Zeit. Johann Georg Jacob hatte eine schöne,
ausgeglichene Schrift. Mit Beginn der Pest wurde sie fahrig und abgerissen,
ein Zeichen der ruhelosen Arbeit, der Aufregung und des Entsetzens. Oft
in später Stunde hat er beim flackernden Schein die Matrikel aufgeschlagen
und wieder eine Eintragung mit zitternder Hand in das Sterberegister vorgenommen.
Und wenn er bislang hinter eine solche Eintragung setzte "sequente
die in caemeterio sepultus est" (wurde am folgenden Tage auf dem Gottesacker
begraben), so steht nunmehr in dieser grauenvollen Zeit: "caemeterio
data est" (wurde dem Friedhof ubergeben). Schnell, ohne Leichenbegängnis,
Pfarrer und Mesner allein beerdigten die an der Pest Verstorbenen.
Am 12. März 1772 ging auch Johann Georg Jacob, Pfarrherr zu Schwabhausen,
den Weg alles Irdischen. Mit voller Wucht traf die Seuche die Menschen
in der Posthalterei: Am 7. April Silvester Werl, Postilion, 60 Jahre,
am 8. April Matthias Glas, Postillion, 50 Jahre, am 15. April Maria Sedlmayr,
Magd, 28 Jahre, am 16. April die Witwe Maria Hueber aus Moching, am 20.
April Maria Niedermayr, Hausmagd, Aloisia Jacob, das letzte Kind des verstorbenen
Posthalterehepaars Philipp Jacob, im Alter von fünf Jahren.
Die Seuche trat wieder auf die Ortschaft über, und den grauenvollen
Totenkranz beschloss am 31. Mai 1772 Anton Westermaier, der Nachfolger
des Pfarrers Johann Georg Jacob. Die Überlebenden dieser Not, voran
Posthalter Kemnitzer, haben ihrem Pfarrherrn Johann Georg Jacob eine Grabtafel
errichtet und diese Worte setzen lassen "Du, der Du hier vorbeigehst,
setze seinem frommen Haupte den dauernden Stein des Gedenkens und für
seine Mühsale, denen er entronnen, erbitte ihm die ewige Ruhe." Es
ist nicht von ungefähr, dass noch heute am Fronleichnamsaltar vor
dem alten Posthaus das zweite Evangelium der Prozession verlesen wird
und der Priester danach den Allmächtigen bittet: "A peste, fame
et bello libera nos Domine" (vor Pest, Hunger und Krieg bewahre uns, oh
Herr).

Pfarrer von Schwabhausen
31)
53)

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