Filialkirche
St. Vitalis in SIGMERTSHAUSEN
Adresse: 85244
Röhrmoos, Kirchenstraße 15
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
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Kurzbeschreibung
Die am Ortsrand liegende Filialkirche
St. Vitalis der Pfarrei Großinzemoos
in Sigmertshausen ist die bekannteste Kirche im Pfarrverband Röhrmoos-Großinzemoos;
ein barockes Kleinod im Dachauer Hinterland.
Das Gotteshaus ist dem
hl. Vitalis gewidmet, den es als Kirchenpatron kein zweites Mal
im Dachauer Landkreis gibt.
Eine Kirche in Sigmertshausen (Sigmarishusen, bei den Häusern
des Sigimar) wurde erstmals im Jahr 860
anlässlich eines Tausches unter dem Freisinger Bischof Anno
(854 - 875) erwähnt.
Eine 1719 gefundene kleine
Muttergottes-Figur löste in der Zeit von 1722-1803 eine vielbesuchte
Wallfahrt aus, von der heute noch
viele Votivgaben zeugen. Die heutige Kirche wurde 1755
deshalb als Wallfahrtskirche errichtet.
Als Baumeister wird
der berühmte Johann Michael Fischer genannt, der im Landkreis
auch in Bergkirchen und Altomünster wirkte.
Die Pläne könnten aber auch von Joh.Bapt.Gunezrhainer
(1692-1763) stammen und von der Baufirma Fischers lediglich
umgesetzt worden sein.
Gunezrhainer hatte 30 Jahre vorher die Hofmarkkirche
in Schönbrunn gebaut.
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Gnadenfigur
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Einzigartig an der Kirche ist die
Geschlossenheit des Baukörpers. Als Dorfkirche ist ein solch vorbildliches
Bauwerk nur durch die finanzielle Potenz der Hofmarksherren
zu verstehen. Sie besitzt 120 Sitzplätze und (wegen der breiten Gänge)
100 Stehplätze.
Der Historiker und Theologe Lorenz
Westenrieder besuchte auf seinen Reisen im Jahr 1792 auch den Ort
Sigmertshausen und äußerte sich in seinem Buch "Statistische
Beschreibung des churfürstl. Landgerichts Dachau, 1792" ganz
begeistert über die Schönheit der Kirche (in nur einem Satz
!):
"Zu Siegmerthausen, wohin ich meinen Weg
nahm, ist eine vom Maurermeister Fischer von München 1755 erbaute
Kirche,
deren schöne, nach italienischer Bauart
gestaltete Rundung und Wölbung auch das ungeübteste Aug mit
Vergnügen und
Bewunderung an sich zieht, aber auch zugleich
den Wunsch erregt, daß wenigst künftig bey Erbauung neuer Kirchen,
stets
die Vorsorge getroffen werden möchte, die
so häufig ungestalten und nicht selten plumpen Formen der Kirchen
und ihrer
Thürme nach und nach zu verringern, und
Schönheit und Erhabenheit mit Dauerhaftigkeit zu verbinden."
Inneneinrichtung
Durch
starkes Abschrägen der Ecken ist das Schiff im Inneren zu einem fast
quadratischem Zentralbau gestaltet. Der daran anschließende
quadratische Chor ist stark eingezogen.
Die Deckenfresken malte 1755
Franz Joseph Degle (signiert):
Im Chor zeigen sie die Anbetung der Hl.Dreifaltigkeit,
am Chorbogen die Wappen der Hofmarksherren
Ruffini und
im Gewölbe der flachen Kuppel
des Langhauses die Einsetzung des Gnadenbildes durch den Pfarrer von Röhrmoos.
Zu den Beschreibungen der einzelnen Einrichtungen per Mouseklick
Im Zentrum des Hochaltars
befindet sich ein großes Altarblatt mit Szenen aus dem Leben und
Sterben des Kirchenpatrons, des hl. Vitalis. Darunter steht das bekleidete
Gnadenbild, eine Kopie der Hammerthaler
Muttergottes aus der Klosterkirche der Augustiner-Eremiten in München.
Auch die schräg gestellten
Seitenaltäre aus der Zeit um
1760 sind im Stil des Rokoko gehalten.
Die Altaraufsätze sind mit vielen Ornamenten und den Namenszügen
der früheren Altarpatrone Kastulus und Maria versehen
Die 100 Jahre später gemalten Altarblätter zeigen die Patrone
der Altäre, den hl.Franz Xaver (rechts) und den hl.Leonhard.
Rechts im Altarraum hängen
Votivbilder, die an die frühere
Wallfahrt erinnern. Es ist nur ein Teil der vielen Votivbilder und -gaben,
die die Wallfahrer gestiftet hatten.
Dass Sigmertshausen ein solch vorbildliches
Bauwerk als Dorfkirche besitzt, ist der Wallfahrt,
vor allem aber dem Hofmarksherrn als Finanzier zu verdanken. Die große
Wallfahrtsbetrieb in Sigmertshausen (mit eigenem Kaplan für die Wallfahrerbetreuung)
dauerte bis zum Beginn des 19.Jh. Danach beschränkte sich der Besuch
auf einige Bittgänge aus den Pfarreien der Umgebung und auf Einzelwallfahrer.
"Geblieben aber ist eine feiner, intimer, durch die Wallfahrt geprägter
Kirchenbau Joh. Michael Fischers, der mit der vom gleichen Meister geschaffenen
Kirche in Bergkirchen (1732) und der von ihm geplanten, erst nach seinem
Tod vollendeten Klosterkirche in Altomünster (1763-73) zu den hervorragendsten
Kunstdenkmälern des Barock im Dachauer Land zählt", schrieb
Robert Böck.
Denkmal
Die
Kirche gehört zu den Baudenkmälern
der Gemeinde Röhrmoos 47)
.
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-141-128; "Kirchenstraße
15; Saalbau mit ausgerundeten Ecken und eingezogenem, quadratischem Chor,
in die Westseite eingestellter Turm mit gedrückter Zwiebelhaube, 1755
von Johann Michael Fischer errichtet; mit Ausstattung; Friedhofsmauer
mit halbrunden Deckziegeln und Strebepfeilern, 18. Jahrhundert; südlich
Kapellenanbau, Mitte 19. Jahrhundert" enthalten.
Pfarrzugehörigkeit
Sigmertshausen gehörte bis 1953 zur Pfarrei Röhrmoos, seither
zur Pfarrei Großinzemoos. Beide Pfarreien bilden schon seit mehreren
Jahrzehnten einen Pfarrverband, der ab September 2008 mit dem Pfarrverband
Hebertshausen/Ampermoching zum neuen Pfarrverband Hebertshausen-Röhrmoos
zusammengelegt wurde.
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Der Ort
Die Ortschaft Sigmertshausen wird bereits unter Bischof Anno (855-875)
erstmals schriftlich erwähnt. Nach der in der Sammlung Freisinger
Traditionen aufbewahrten Urkunde tauschte der Bischof mit dem Edlen Liutfrid
Liegenschaften und Personal in Feldmochinga (Feldmoching) ein und gab
Liutfrid als Gegenleistung Grundflächen in Sigimareshusir (Sigmertshausen).
Die Urkunde wurde in der Zeit zwischen
860 und 875 ausgestellt. Das genaue Ausstellungsdatum wird nicht genannt.
Das ist nicht ungewöhnlich, weil zum einen die Zeitrechnung "nach
Christi Geburt" damals noch nicht verwendet wurde und zum anderen
die auf römischen Brauch zurückgehende ausführliche Eingangsformel
vereinfacht worden war.
Nach römischem Recht musste an den Anfang des Schriftstücks
eine umfassende Darstellung des Rechtsgeschäfts, die Auffüh-rung
der Zeugen, das Datum und die Unterschrift des Schreibers gesetzt werden.
Ab dem 9.Jh. begnügte man sich mit einer kurzen Erwähnung der
Rechtshandlung und einer akribischen Aufzählung der Zeugen des Vertragsabschlusses.
Grund für die Vereinfachung war, dass im Fall der Anfechtung der
Rechtshandlung der Hauptbeweis in den Zeugen lag. 09)
Bei der Beschreibung der Rechtshandlung führte man auch die Namen
der Rechtsbeteiligten auf. War eine der Parteien die Kirche, wurde der
Name des Bischofs genannt. Da die Regierungszeit der Freisinger Bischöfe
bekannt ist, lässt sich aus dem Bischofs-namen die Zeit ermitteln,
in der die Urkunde ausgestellt wurde. Ein solcher Fall liegt auch bei
der ältesten Urkunde der Sigmertshausener vor. 08)
Vom 12. bis 15. Jh. war Sigmertshausen
Edelsitz der Sigmarshauser, später, von 1561-1829 eine Hofmark. Die
Hofmarksherren errichteten hier im 17.Jh. sogar ein Schloss. Doch das
diente ihnen nur als vorübergehende Unterkunft; die Herren wohnten
hier nicht dauerhaft. Das Schloss stand westlich neben der Kirche (heute
der Obstgarten des Jagerbauern); um 1800 wurde es abgerissen.
Weiteres
zur Geschichte der Schloss- und Hofmarksbesitzer von Pasenbach finden
Sie im Historischen Atlas von Bayern, der 1958 von der Kommission
für Bayerische Landesgeschichte unter Max Spindler herausgegeben
wurde. 46)
Sie können den Bericht hier
lesen...
Geschichte
der Kirche
Auch die Kirche in Sigmertshausen (Sigmarishusen oder Sigmarishusir, bei
den Häusern des Sigimar) ist in der Urkunde anlässlich des o.a.
Tausches unter dem Freisinger Bischof Anno (854-875) erwähnt
(Nr. 872 der Urkundensammlung Freisinger Traditionen) 08)
. Dabei dürfte es sich um einen
Holzbau gehandelt haben, so wie das bei den meisten Kirchen dieser Zeit
gewesen ist.
Nach dem Bericht des Freisinger
Chronisten Pater Carl Meichelbeck wurde im 13.Jh. eine neue, wohl schon
aus Stein bestehende Kirche gebaut, die 1268 durch den Freisinger Bischof
Conrad II. geweiht worden ist. 43)
Konradinische
Matrikel 1315
03)
Auch in der Auflistung aller Kirchen im Bistum Freising von 1315 (Konradinischen
Matrikel) ist Sigmertshausen unter
der Bezeichnung "Sigmarshausen" als Filiale von "Rörenmos"
enthalten.
Im 14.Jh herrschte, wie erwähnt,
das Rittergeschlecht der "Sigmarshauser". Sie stifteten
1367 eine Jahrtagsmesse für Friedrich und Elisabetha sowie
für die verstorbenen Eltern. Möglicher-weise waren die
beiden die letzten ihres Geschlechts; die Familie der Sigmarshauser
ist bald darauf ausgestorben.
Sunderndorfer'sche Matrikel 1524 03)
In der Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 wird als Patron der hl. Vitalis von Bologna
genannt, der sich als römischer Soldat zum Christenglauben
bekannte und den Märtyrertod erlitt. Sigmertshausen ist die
einzige Kirche mit dem Kirchenpatron Vitalis in der Diözese
München-Freising.
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Ausschnitt aus der Karte des Geografen
Georg Philipp Finckh von 1655
Sigmertshausen=Simerzhaus
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Visitationsbericht von 1560
17)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck
des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung
aller Pfarrer und Pfarreien an.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte
durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517)
entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums
zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die
Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse
Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden,
ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten
oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die
Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen
Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Röhrmoos ist auch die Filialkirche
St.Vitalis in der Hofmark Sümershausen kurz erwähnt.
Der Zustand der Kirche fand keinen uneingeschränkten Gefallen. Der
Kirchturm und die Kirchenstühle müssten repariert werden, ("khirchthurn
und das gestuel dörfften machens"), heißt es, und dass
im Inneren Gemälde fehlten ("nit vil gemeld in der kirchen").
Sonst bestehe kein Mangel.
In der Kirche standen 3 schöne Altäre ("3 altär, zimblich
ziert") und ein "nit wol beschlossen, aber wol beleucht"
Sakramentshaus. Das Allerheiligste und die heiligen Öle wurden rein
aufbewahrt. Der Pfarrer hielt hier alle drei Wochen eine Messe. An Stiftungen
war nur ein Jahrtag vorhanden. "Pfarrer helts gegen den armen leuthen
mit dem Selgeraidt leidentlich" heißt es, d.h. er staffelte
bei Beerdigungen die Gebühr nach dem Einkommen der Hinterbliebenen.
An Gerätschaften seien vorhanden: 3 Kelche "darunder ain gueter",
3 Corporale, 3 Messbücher, ein Liturgiebuch, ein zerrissenes Gesangsbuch
und 4 schlechte Messgewänder. Das Taufwasser werde in einem Krug
aufbewahrt ("Baptismus ist in aim kruegl"). Und der Bericht
endet mit dem Satz "mesner ist vleissig".
30jähriger Krieg
Beim Schwedeneinfall 1632 sind in Sigmertshausen 23 Personen gestorben.
Von Beschädigungen der Kirche ist nichts bekannt.
Der Münchner Kartograph Michael
Wening, dessen Stich Sie unten sehen können, widmete in seinem
um 1718 herausgegebenen Buch "Historico-topographica descriptio Bavariae"
01)
bei der Beschreibung des Schlosses Sigmertshausen auch einige Worte der
Kirche: "In der zur Pfarr Rermosen gehörigen Filial Kirch rastet
die Bildnuß desß H.Vitalis".
Kirchenbeschreibung
1738/40 03)
Kirche und Schloss um 1700
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In den Jahren 1738 bis 1740
hatte der Freisinger Kanonikus Schmidt alle Pfarreien der Diözese
Freising besucht und in der nach ihm benannten Schmidt'schen
Matrikel auch die Filialkirchen kurz beschrieben.
Zur "Ecclesia filialis s.Vitalis in Simershausen" bemerkte
er, sie sei ein mittel-mäßig einzuschätzender Bau
mit drei Altären. Der Hochaltar war dem Kirchen-patron St.Vitalis,
die Seitenaltäre dem hl.Kastulus und der Jungfrau Maria (mit
der Gnadenfigur aus Ton) geweiht. Gottesdienste
wurden in Sigmertshausen jeden dritten Sonntag gefeiert, im regelmäßigen
Wechsel mit Röhrmoos und Schönbrunn. Das Kirchweihfest
fiel auf den Sonntag nach Bartholomäus (24.Aug), das Patrozinium
auf das Fest des hl.Vitalis (28.April). Um die Kirche herum lag
der Friedhof mit Grabstätten und Beinhaus. Im Turm hingen zwei
Glocken.
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Die Einkünfte der Kirche verwalteten
der Pfarrer in Röhrmoos und der Hofmarksherr; das war Baron Unertl,
der kurfürstlich bayerische Kanzler. Der Bericht schließt mit
dem einzigen Satz in deutscher Sprache: Das Vermögen dises Gottshauses
solle sich diser Zeit gegen 4000 fl. (=Gulden) belaufen", Das
war für eine so kleine Kirche außerordentlich viel; insbesondere,
wenn man sich das Vermögen der Kirchen in der Umgebung betrachtet (Röhrmoos:
400 Gulden, Rumeltshausen: 700 Gulden, Kleininzemoos:600 Gulden, Niederroth
1500 Gulden). Da wirkte sich wohl schon der Wallfahrtsbetrieb wirtschaftlich
positiv aus.
Wallfahrt ab 1722
Besondere Berühmtheit
erlangte die Filialkirche, 1722 als bekannt wurde, dass eine kleine "spannenlange"
Statue der Mutter-gottes mit dem Jesuskind auf dem Arm, Wunder
vollbracht haben soll. Diese Figur war von dem 9-jährigen Ziegenhirten
Thomas Hoffwürth im Jahr 1719 gefunden worden. Pfarrer Kreitmayr
von Röhrmoos beschrieb das Ereignis in einem Brief an den Bischof:
"vor allbereit 3 Jahren hat Thomas Hoffwürth ein
Knab von 9 Jahren, Taglöhnerssohn zu Sigmertshausen ein erdtenes
(= tönernes) Unser Lieben Frauen Bildt
in Form wie das Maria Bildt bey den HH.Augustinern zu Minchen neben 4
dabei ge-
steckten feichtenen Pöstl (=Büscheln aus
Fichtenzweigen) gefunden, unwüssent, wie und auf was Weis dahin
khommen sei."
Bei dieser Statue könnte es sich um eine um eine Kopie der Hammerthaler
Muttergottes aus der früheren Klosterkirche der Augustiner-Eremiten
in München (jetziges Deutsches Jagdmuseum an der Neuhauser Straße)
gehandelt haben, das seit der Säkularisation auf einem Seitenaltar
in der Münchner Heilig-Geist-Kirche am Viktualienmarkt steht. Das
vermutet jedenfalls Robert Böck in seinem Buch "Wallfahrten im Dachauer
Land". Solche Kopien waren -am Original "anberührt''- von den Wallfahrern
als Devotionalie mit nach Hause genommen oder von über Land ziehenden
Hausierern für etliche Kreuzer verkauft worden.
Natürlich gibt es auch etwas
andere Beschreibungen über die Entdeckung der Gnadenfigur:
- Nach einer soll der 13-jährige (!) Ziegenhirte gesehen haben, wie
ein Schafbock auf dem nahen Sandberg eine kleine tönernes Marienfigur
aus dem Boden scharrte.
- Eine weitere Version erzählte
der Augustinerchorherr Georgius Penzl, der 1740 die Indersdorfer Chronik
verfasste.
Danach sammelte der Hirtenjunge Früchte an einer Stelle, wo sich
eine Erdspalte befand. Eines Tages sah er in diesem Spalt eine heilige
Statue, die auf der Erde stand. Nachdem er die Erde mit dem Messer kreisförmig
entfernt hatte, entdeckte er, dass um die Statue vier Bäumchen im
Quadrat eingesteckt waren. Die Sigmertshausener Bauern besichtigten die
Fundstelle. Unter ihnen befanden sich welche, die bezeugten, von ihren
Eltern gehört zu haben, dass sich nach dem Schwedenkrieg in unmittelbarer
Nähe ein unterirdisches Kapellchen befunden haben soll. Zu ihr hätten
in die Erde gehauene Stufen geführt, so eng, dass nur einer nach
dem anderen eintreten konnte. Für zwei Personen sei kein Platz vorhanden
gewesen (Erdställe ?).
Der Mönch Penzl war der Wallfahrt in Sigmertshausen gegenüber
kritisch eingestellt. Er bezweifelte nicht nur die Heiligkeit der Statuette,
sondern auch die ersten Heilungsberichte, die seiner Meinung nach vor
allem von Leuten verbreitet wurden, die sich von der Wallfahrt einen wirtschaftlichen
Nutzen versprachen. Doch die kritischen Berichte von Penzl bewirkten nichts
mehr. Die Wallfahrt hatte schon ihre eigene Dynamik entwickelt.
Allen Geschichten gemeinsam ist, dass der Hirte die Statuette zunächst
bei sich behielt. Als erste Gerüchte über wunderbare Gebetserhörungen
in Umlauf kamen, ließ der Röhrmooser Pfarrer Kreitmayr
das Marienfigürchen in die Pfarrkirche von Röhrmoos bringen.
Auf wunderbare Weise verschwand das Bild mehrmals über Nacht
und tauchte in Sigmerts-hausen wieder auf.
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Gnadenbild
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Nun hat man die Figur in
Sigmertshausen belas-sen, wo es sich bald auch hier gegen Brest-haftigkeit
und Krankheit in unterschiedlichen Zuständen hilfreich zeigte
und spontan eine vielbesuchte Wallfahrt auslöste.
Davon zeugen viele Votivbilder. Zwei davon sind besonders interessant;
es sind Votivbilder des Bayerischen Herrscherhauses von 1731.
Das dort genannte, Hilfe suchende Kind dürfte der bayer. Kronprinz
Max Josef gewesen sein, der 1727 geboren wurde und 1731, als das
Votivbild entstand, vier Jahre alt war.
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Kirchenneubau
im Jahr 1755
Der anschwellende Strom der Wallfahrer war -neben Schäden durch zweimaligen
Blitzschlag- wohl auch der eigentliche Grund für den Kirchenneubau
im Jahr 1755/56. Sechs Messen mussten täglich gelesen werden. Die alte
Kirche war schon 1731 als baufällig bezeichnet worden. Der damals geforderte
Neubau ließ aber noch zwei Jahrzehnte auf sich warten.
Der Neubau 1755 war ein Werk des damaligen Pfarrers von Röhrmoos, Franz
Xaver Ponschab. Als die Hofmark
1754 von den Unertls an die Ruffinis überging, sah er die Gelegenheit
gekommen. Er riss das Gotteshaus ohne Genehmigung ab und begann sofort mit
dem Neubau. So schuf er vollendete Tatsachen. Erst als die neuen Kirchenmauern
schon drei Meter hoch waren, schickte er die Pläne zum Freisinger Bischof.
Dem passte die Form der Kirche als Zentralbau zwar nicht, aber wegen des
Baufortschritts ("10 schuech aus der Erde") stimmte er mit Bedenken
zu. Auch der neue Hofmarksherr,
der Kurfürstl. Hofrat Baron Franz Xaver von Ruffini war empört
und beschwerte sich, dass er übergangen worden war. Aber schließlich
übernahm er doch einen Teil der Kosten (rd. 1000 Gulden) und förderte
den Bau großzügig. 3824 Gulden soll der Kirchenbau gekostet haben,
der 1756 vom Freisinger Fürstbischof Ludwig Josef Freiherr von Welden
(1768-1788) eingeweiht wurde. Das Wappen der
Ruffinis ist übrigens über dem Chorbogen in der Kirche zu sehen.
Mehr über den Bau siehe unten bei Kirchenbau...
Die Wallfahrt hatte ihre Blütezeit
von 1722 bis zur Säkularisation 1803. Aufzeichnungen im Ordinariat
belegen, dass damals täglich 4 bis 6 hl. Messen gelesen wurden; meist
von Priestern, die mit ihren Pfarrkindern im Wallfahrtszug nach Sigmertshausen
kamen. Dass
die Wallfahrt auch nach der Säkularisation nicht ganz verschwand,
ist an den Votivbildern aus dem 19.Jh. zu ersehen. Bis 1812 stand noch
ein Wallfahrtsgeistlicher zur Verfügung, dem die seelsorgerische
Betreuung der Bittgänger oblag. 1834 wollte man die Wallfahrt sogar
wieder beleben, doch das Ordinariat lehnte ab.
43)
So endete der Wallfahrtsbetrieb um 1850. Später führten nur
noch Bittgänge aus den Pfarreien der Umgebung oder einzelne Wallfahrer
nach Sigmertshausen.
Altarweihe
1779
Weiheurkunden
der Altäre 1779
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Am
30.Juni 1779 weihte der Freisinger Fürstbischof Ludwig Joseph
Freiherr von Welden (1768-1788) alle drei Altäre in Sigmertshausen.
Die Urkunden, in
denen die Weihe bestätigt wird, hängen gerahmt in der Sakristei.
Darin ist u.a. vermerkt, welche Reliquien in den Altären
bei der Weihe "bestattet" wurden. Es sind Partikel folgender
Heiliger:
- Choraltar (SS.Vitalis u. Maria): Marcellus,Anastasti,Castulus,Venust,
Rupertus, Eugenie u. Justina.
- Altar links (St.Leonhard): Aurelius, Paulinus, Eufrasius, Valentin,
Edigna Vincentia
- Altar rechts (Franz Xaver): Felix, Chrisant, Faustin, Virgil, Bonofa
u. Venusta.
Des weiteren wird auf dem Dokument hingewiesen, dass alle Gläubigen,
die bei der Weihe anwesend |
waren oder an den späteren
Weihe-Jahrtagen die Kirche besuchen, einen Ablass von 40 Tagen erhalten.
Dass Altäre erst viele Jahre nach ihrer Aufstellung geweiht wurden,
war früher nicht selten. Für den Bischof war auch eine Fahrt
von Freising nach Sigmertshausen auf ungeteerten Straßen beschwerlich.
Da ließ er in der Regel mehrere Weihen zusammenkommen, die er auf
einer Reise erledigen konnte.
Beschreibung 1792
Der Historiker und Theologe Lorenz Westenrieder besuchte auf seinen
Reisen im Jahr 1792 auch den Ort Sigmertshausen und äußerte
sich in seinem Buch "Statistische Beschreibung des churfürstl.
Landgerichts Dachau, 1792" ganz begeistert über die Schönheit
der Kirche (in nur einem Satz !):
"Zu Siegmerthausen, wohin ich meinen Weg
nahm, ist eine vom Maurermeister Fischer von München 1755 erbaute
Kirche,
deren schöne, nach italienischer Bauart
gestaltete Rundung und Wölbung auch das ungeübteste Aug mit
Vergnügen und
Bewunderung an sich zieht, aber auch zugleich
den Wunsch erregt, daß wenigst künftig bey Erbauung neuer Kirchen,
stets
die Vorsorge getroffen werden möchte, die
so häufig ungestalten und nicht selten plumpen Formen der Kirchen
und ihrer
Thürme nach und nach zu verringern, und
Schönheit und Erhabenheit mit Dauerhaftigkeit zu verbinden."
02)
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Hinweis:
Diese Beschreibung ist die erste materialreiche und für lange Zeit
detaillierteste Schilderung des Dachauer Landes.
Westenrieder
bediente sich der Ende des 18.Jh. in Mode gekommenen literarischen Form
der Reisebeschreibung. Seine
persönlichen
Beobachtungen untermauerte er Zahlen aus der Dachsbergischen Volksbeschreibung
von 1771-81).
so
Dr.Michael Stephan in "Das Dachauer Land in früheren historisch-statistisch-topographischen
Landesbeschreibungen,
Amperland
1993
Beschreibung
1874 05)
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising
vom Beneficiaten an der Domkirche Anton Mayer aus dem Jahr 1874 ist auch
die Kirche von Sigmertshausen enthalten. Zu ihr gehörten 202 Dorfbewohner
(Seelen), die in 44 Häusern wohnten. Sigmertshausen war damals die
größte Ortschaft der Pfarrei. Zur Kirche schreibt Mayer:
|
"Simmertshausen.
An der Vicinalstraße (=Landstraße) von Dachau nach
Indersdorf gelegen. Erbauungsjahr 1755. Baumeister Fischer von München.
Italienischer Stil. Geräumigkeit genügend. Baupflicht an
der Kirche das Aerar, der Pfründebesitzer und die Bruderschaft
in Kreuzholzhausen. Kuppel-Thürmchen mit 3 kleinen Glocken. 3
Altäre. Orgel mit 6 Registern, aufgestellt 1867. Gottesdienste:
jeden dritten Sonntag im Turnus, Oster- u.Pfingstmontag, Stephanstag
(=26.12.), am Patrocinium d.i. am Sonntag nach Vitalis (=28.4).
Stiftungen: 9 Jahrtage, 1 Jahrmesse, 52 Wochenmessen. Meßner
ist der Weber des Ortes, welcher auch an den Sonn-und Festtagen nachmittags
den Rosenkranz betet. Cantor ist der Lehrer (von Röhrmoos).
Kirchenvermögen: 12.700 Gulden" (das war für eine
kleine Kirche sehr viel Geld). |
Beschreibung
1895 07)
Die Kirche St.Michael in Schwabhausen ist
auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreiches Bayerns enthalten,
die Gustav von Bezold und Dr.Berthold Riehl im Auftrage des kgl.Staatsministeriums
des Innern, für Kirchen- und Schulangelegenheiten erstellt haben.
Im Bericht heißt es:
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Kirche.
Romanische Anlage im 18. Jahrhundert umgestaltet, 1850 verlängert. |
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Einschiffig
mit rechteckigem Chor im Untergeschoss des Thurmes. |
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Sakristei
an der Südseite des Chores neu. |
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Das
Langhaus ist flachgedeckt, den Chor bedeckt ein gedrücktes Kreuzgewölbe
für dessen nähere Altersbestimmung alle Anhaltspunkte fehlen
(frühestens aus dem 17. Jahrhundert). |
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Ursprünglich
war auch der Chor flachgedeckt und es sind die Balkenlöcher über
dem Gewölbe noch sichtbar. |
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An
der Nordseite der Kirche ist aussen noch ein sehr kleines romanisches
Fenster sichtbar. |
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Der
Thurm zeigt am Abschluss seines Untergeschosses einen Bogenfries,
darüber ein deutsches Band. |
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Die
oberen Stockwerke sind nur durch rechteckige Felder gegliedert. |
Blitzeinschlag
1943 10)
Am 19.Juli 1943 war, wie Pfarrer Endres schreibt, "wieder ein
starkes Gewitter über Röhrmoos hinweggegangen. In Sigmertshausen
schlug abends halb 7 ein Blitz in die Kirche, zündete aber
nicht. Der Blitzstrahl fuhr auf der Evangelienseite innerhalb der
Mauer herunter und kam ungefähr 1 m hoch über dem Erdboden
aus der Mauer heraus. Als Spuren hinterließ er 2 Löcher
in der Mauer, einen durchgeschmolzenen eisernen Mauerring (an dem
früher die Opferkerzen befestigt wurden) und auf dem Kirchendach
einen umgelegten Blitzableiter. Die Gefahr ging noch glücklich
vorüber".
Umpfarrung 1953 10)
Die Filialkirche Sigmertshausen gehörte bis 1953 zur Pfarrei
Röhrmoos, seither zur Pfarrei Großinzemoos. Beide Pfarreien
bilden schon seit mehreren Jahrzehnten einen Pfarrverband, der im
September 2008 mit dem Pfarrverband Hebertshausen/Ampermoching zu
einem der größten Pfarrverbände des Landkreises
zusammengelegt wurde.
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Turm mit gedrückter
Zwiebel
|
Renovierungen
10)
1934:
Herausnahme der "stilwidrigen, bemalten Fenster" und Einsetzen
von "hellen, farbigen Antikglasfenstern durch Syrius Eberle, Glasmaler
in Dachau. Jedes Fenster kostete 148 RM; Geistl.Rat Steininger aus Schönbrunn
stiftete hierfür RM 340.-.
1935 wurde die in ihrem Äußeren
sehr heruntergekommene Kirche renoviert. Insbesondere am Dach der Kirche
und des Turms war viel zu tun. Davon existiert ein Bericht von Pfarrer
Niklas in der Pfarrchronik.
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1943:In diesem Jahr wurden von Fassmaler Eixenberger
und Kunstmaler Albrecht vor allem Innenrenovierungsarbeiten (für
9400 RM) vorgenommen (Decke, Altäre, Figuren, Kreuzweg). Dabei wurde
die Kirche in ihrem ursprünglichen Aussehen wiederhergestellt, eine
Reihe von Heiligenfiguren (künstlerisch wertlose Fabrikwaren aus
Gips), die sich in der Kirche im Laufe der letzten Jahrzehnte angesammelt
hatten, wurden aus der Kirche entfernt. Bei der Renovierung wurde auch
das elektrische Licht in der Kirche eingerichtet.
Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten
werden immer wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung,
die Seelen (Pfarreiangehörige), Häuser, Anwesen, Gebäude
oder Familien beziehen. Leider ist die Bezugsgröße dieser Zahlen
sehr unterschiedlich; sie sind deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen
sich die Werte teils auf die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die
Pfarrei bzw. den Filialkirchenbezirk.
1824: Dorf Si(e)gmertshausen,
41 Häuser, 1 Filialkirche, 1 Wirtshaus 44)
1852: Gemeinde Sigmertshausen mit 53 Familien und 223 Einwohnern
04)
1868: Gemeinde Sigmertshausen mit 66 Gebäuden und 223 Einwohnern
23)
1874: Filialkirche mit 202 Gläubigen in 44 Häusern. 05)
1876: Gemeinde mit 209 Einwohnern, 81 Gebäuden, 40 Wohngeb. +
54 Pferden, 218 Rindern, 61 Schafen, 30 Schweinen
06)
1888: Ortschaft mit 230 Einwohnern
1933: Gemeinde mit 234 Einwohnern 37)
1939: Gemeinde mit 222 Einwohnern 37)
1988: Ortschaft mit 600 Einwohnern
Berichte
aus dem Pfarrleben
Am 13.7.1958 hat man in Sigmertshausen die Primiz von H.H.Johann Eichenseer
gefeiert werden. "Ein solches Fest hat Sigmertshausen noch nie erlebt"
schreibt Franz Thaler. Wenn Sie den Bericht lesen möchten, klicken
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Baubeschreibung
Wer hat die Kirche erbaut ?
Als Baumeister wird der
berühmte Kurfürstliche Hofbaumeister Johann
Michael Fischer (1692-1766) genannt, der im Landkreis auch
in Bergkirchen und Altomünster wirkte. Der einzige
Hinweis darauf kommt vom Historiker und Theologen Lorenz Westenrieder
(1748-1829), der 1792 in seiner Beschreibung des Landgerichts Dachau notierte:
02),
11)
|
"In
Sigmertshausen, wohin ich meinen Weg nahm, ist eine von Maurermeister
Fischer von München 1755 erbaute Kirche, deren schöne, nach
italienischer Bauart gestaltete Rundung und Wölbung auch das
ungetrübteste Auge mit Vergnügen und Bewunderung an sich
zieht, aber auch zugleich den Wunsch erregt, daß künftig
bei Erbauung neuer Kirchen stets die Vorsorge getroffen werden möge,
die so häufig ungestalten und nicht selten plumpen Formen der
Kirchen und deren Türme nach und nach zu verringern und Schönheit
und Erhabenheit mit Dauerhaftigkeit zu verbinden". |
Man geht heute davon aus, dass die Kirche von der Baufirma Fischers (wohl
unter dessen Leitung) errichtet wurde, die Pläne
und das künsterlerische Konzept aber von Joh. Baptist Gunezrhainer
(1692-1763), dem Schwager Fischers, stammen.
Diese Meinung unterstreicht
Dipl-Ing. Franz Peter in seinem Aufsatz von 2001: 13)
|
"Ein
massiger und, durch die Dachkonstruktion bedingt, hoher Baukörper,
mit asymmetrisch gesetzter Pilastergliederung, ein viel zu groß
geratener Sakristeianbau, nicht aufeinander abgestimmte Öffnungen,
all das deutet auf eine Haltung, die wir bei Fischer nicht kennen.
Nimmt man den in die Grundrissfigur einbezogenen, das Dach durchstoßenden
Turm und die Dachausbildung dazu, so findet sich am Außenbau
die ganze Palette typischer Gunezrhainer-Merkmale".
Außerdem handelt es sich im Inneren "nicht um ein für
Fischer in den fünfziger Jahren des 18.Jh. typisches Arkaden-Oktogon,
sondern um einen Vier-Arkaden-Raum". |
Kirchturm
Von außen erkennt der Besucher zunächst die Geschlossenheit
des Baukörpers, der sich im Westen auch der gedrungene Kirchturm
einfügt. Aber schon der schön geschwungene, schindelgedeckte
Turmhelm (eingeschnürte Zwiebelhaube) verrät etwas von
der Kunstfertigkeit, die ihn im Inneren der Kirche erwartet. Die
Turmecken sind abgeschrägt; das geschwungene Kranzgesims
tritt am Fuße der großen, breiten Schallfenster
leicht hervor. Man glaubt zunächst, einen Dachreiter
vor sich zu haben, aber der 28 m hohe Turm ist in die Kirche hineingebaut.
Er wird von zwei Treppenhäusern flankiert, die mit dem Turm
die gesamte Breite des Kirchenschiffs ausmachen.
Oben ist der Turm mit einem
doppelbalkigen Kreuz, einem sog. Patriarchenkreuz geziert. Diese
Kreuzesform ist weit verbreitet und kann verschiedene Ursachen
haben.
- Sie symbolisiert zum einen die erzbischöfliche Metropolitangewalt.
- Zum andern war sie früher im byzantinischen Gebiet weit
verbreitet und hat sichvon dort aus im
Laufe der Jahrhunderte auch über ganz Europa
ausgedehnt.
|
|
- Dies gilt auch für das berühmte
Scheyrer Kreuz, das im 10.Jh. aus dem Osten über Dachau nach Scheyern
kam.
Patriarchenkreuze auf den Türmen unserer Gotteshäuser
im Dachauer Land zeigen oft besondere Bezüge zum Kloster Scheyern
an, können aber auch nur Zeichen sein, dass die Kirche
im Erzbistum München und Freising liegt. In Sigmertshausen hatte
das
Kloster Scheyern Besitzungen.
42)
Hinweis zur Zwiebelform
|
Hinweis: Die so
typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform der Bedachung
von Kirchtürmen -auch welsche Hauben genannt- stammt aus dem
Orient. Sie wurde zuerst von den arabischen Baumeistern als Weiterentwicklung
der Kuppeln von Hagia Sophia und Grabeskirche verwendet. Das erste
Bild kam Ende des 15.Jh mit dem Buch "Pilgerreise in das Heilige
Land" von Bernhard von Breitenbach nach Europa. Es enthielt einen
Holzschnitt der im 7.Jh errichteten Moschee auf dem Tempelberg in
Jerusalem (Felsendom). Breitenbach glaubte, die große zwiebelförmige
Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons und verband mit ihr die Vision
vom himmlischen Jerusalem. Jörg von Halsbach war der erste Baumeister
unserer Gegend, der Zwiebeltürme plante: die Münchner Frauentürme.
Damals war die Zwiebel als Bauform schon im Italien der Renaissance
sowie insbesondere in Russland verbreitet. Die Zwiebeln der 1560 errichteten
Basiliuskathedrale in Moskau ähneln unseren Zwiebeln, die vor
allem nach dem 30jährigen Krieg errichtet wurden, mehr als die
byzantinischen Kuppeln. Ihre Form -unten bauchig, oben spitz- passte
wunderbar zur Kunstauffassung und zum Lebensstil des Barock und galt
"als Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche und dem
Verharren in den Wölbungen des Sinnlichen". 32)
|
Wenn Sie die Zwiebeln auf den Kirchtürmen im Dachauer Land vergleichen
möchten, klicken Sie hier...
Glocken
30),31)
Im Turm hängen hinter hohen rundbogigen Schallöffnungen drei Glocken,
von denen
- eine bereits im Jahr 1472 von Hans von Rosen gegossen wurde, wie
auf der Inschrift am Glockenmantel zu lesen ist: "Ave maria gracia
plena, dominus tecvm 1472 Hans Rosen". Die Marienglocke erklingt im
Grundton f ''(?), wiegt 230 kg und besteht aus Bronze. Sie wurde 2012 von
der Fa. Perner in Passau (für 9000 €) repariert und vor dem Hochziehen
feierlich konsekriert (geweiht).
Die anderen beiden Glocken wurden 1950 bei der Gießerei Karl
Czudnochowsky,
Erding für 1680 DM beschafft:
- Eine Michaelsglocke (76 kg, Ton f'', ) sowie wieder eine
- Vitalisglocke (192 kg, Ton c'').
Prof.Berberich schreibt in seinem Gutachten über die Glockenprüfung
von 1950
10) :
"Die Terzen sind Mollterzen, die Quinten sehr rein. Also ein liebliches
Dreigeläute ohne jede Mißstimmung".
Beide Glocken bestehen aus
Euphon, einer zinnfreien Bronze; sie sind für Kriegszwecke
nicht zu gebrauchen. Dieses Material bot sich damals auch deswegen
an, weil Zinn nach dem Krieg rar war. Die Glockengießer konnten
das Material nicht in der notwendigen Menge bekommen.
Von der Weihe und der Installation der beiden Glocken am 2.7.1950
wird berichtet
10) ,
es sei ein großes Fest gewesen. Im Hof des Jagerbauern wurden
die Glocken durch den Prälaten (und Historiker) Dr.Mich.Hartig
gesegnet, dann zur Kirche gebracht und hochgezogen. Die Tochter
des Zimmermanns, die Maurerschuster Resi, kletterte auf einer außen
an den Glockenturm gelehnten Leiter neben den Glocken her bis hinauf
zu den Schalllöchern.
Über die Beschaffung und Weihe der neuen Ersatzglocken im Jahr
1950 gibt es Berichte in der Pfarrchronik; wenn Sie sie lesen möchten,
klicken Sie hier...
|
Glockenweihe 1950
|
Frühere Glocken
Das Problem der Bronzeglocken,
die eingeschmolzen zu Munition verarbeitet werden können, hatte auch
Sigmertshausen getroffen. Im Ersten Weltkrieg musste mindesten eine Glocke
abgeliefert werden.
Im Zweiten Weltkrieg wurden zwei Glocken aus dem Jahr 1925 eingeschmolzen.
Die beiden Glocken von 1925, die 1942 eingeschmolzen wurden, waren beim
Gießer Rudolf Oberascher aus München beschafft worden.
- Die 282 kg schwere Marienglocke hatte die Inschrift auf der Glocke: "Im
Krieg ein Opfer der Feinde schuf mich neu die Gemeinde
Sigmertshausen 1925". Weitere Daten der Glocke: unterer
Durchmesser 80 cm; Klanganalyse: c2 Glocke - Schlagton und
Eigenton c2 - Unterton cis1- Oberterz es2 + 1/4 -Quinte g2 +
1/4.
- Das kleinere Glöckchen hatte die Daten: Gewicht 82 kg; unterer Durchmesser
70 cm; Klanganalyse: f2 - Schlagton und Eigenton
f2 - Unterton fis1- 1/16 - Oberterz as2 + 1/4 - Quinte c3 ; München,
Inschrift: "Mich goss Rudolf Oberascher-München 1925
(St. Vitalis)".
Kurz bevor die Glocken abgeliefert
werden mussten (am 29.1.1942), wurden sie zusammen geläutet
als Abschiedsgruß von der Ortschaft Sigmertshausen, schreibt
Pfarrer Endres. 10)
Wenn Sie eine Aufstellung der ältesten Glocken des Landkreises
Dachau sehen möchten,
klicken Sie hier..
Kirchenschiff als Zentralbau
Durch starkes Abschrägen der Ecken ist das Kirchenschiff-Innere
zu einem Zentralbau gestaltet, und zwar wesentlich einfacher
noch als in Bergkirchen. In Sigmertshausen hat das Langhaus fast
quadratische Form (wie der Altarraum), die Ecken mit den Nischen
sind noch geschmeidiger abgerundet als in Bergkirchen. Das Schiff
ist durch flache Pilaster und ein umlaufendes Gebälk gegliedert.
Die Westwand öffnet sich erstaunlich hoch in den Turm und zeigt
eine kleine, ebenfalls sehr hochgelegene Orgelempore. Die Ruhe,
die von diesem Raum ausgeht, entspricht durchaus der Geschlossenheit
des Baukörpers von außen. Der ebenfalls quadratische
Altarraum schließt gerade und ist etwas eingezogen.
|
Weihnachtstaler 1996
|
An der Langhaussüdseite ist ein
Missionskreuz aus der 2.Hälfte
des 19.Jh angebracht. Es wird von einer halbkreisförmigen Überdachung
aus Blech vor den Unbilden der Witterung geschützt. Die Vorderseite
des Bleches ist mit Kreuzornamenten geschmückt. Dies hat eine über
die reine Verzierung hinausgehende Bedeutung: Die Ornamente zeichnen den
täglichen Lauf der Sonne vom Aufgang im Osten bis zum Niedergang im
Westen nach. So wie die Sonne wieder aufgeht, so ist auch Christus auferstanden
und so wird auch der Mensch vom Grabe auferstehen. 35)
Das Kruzifix erinnert an eine der Volksmissionen, die in der Pfarrei durchgeführt
wurden.
Missionskreuz
|
Hinweis:
Die
Volksmission geht auf das Konzil von Trient (1545-1563) zurück
und war Teil der kath. Gegenreformation. In Bayern wurde die erste
Volksmission 1843 in Tuntenhausen von den Redemptoristen abgehalten.
Das kirchliche Gesetzbuch von 1917 schrieb z.B. vor, dass wenigstens
alle zehn Jahre eine Volksmission durchgeführt werden solle.
Durch die Volksmission sollten
die Gläubigen in den katholischen Gemeinden in einer Art Crashkurs
von zehn bis fünfzehn Tagen wieder intensiver an die Sakramente,
die Glaubenslehren und die Moral herangeführt werden. Dies geschah
in der Regel durch speziell geschulte Ordensleute mit besonderen rhetorischen
Begabungen. Sie hielten Predigten, luden zur Beichte ein, feierten
Messen und hielten zahlreiche Vorträge. Mitunter wurden die Kanzeln
indieser Zeit sehr beansprucht, da die Prediger zur Unterstreichungihrer
Worte des öfteren harte Schläge auf die Holzeinfassungausführten.
Im Vordergrund stand aber nicht die Förderung der christlichen
Gemeinschaft, sondern das persönliche Verhältnis zu Gott
nach dem Motto "Rette deine Seele". Bei diesen Volksmissionen
wirkte bis zum 2.Vatikanischen Konzil noch ganz die alte Frömmigkeitshaltung
des Barock nach, auch seine starre Liturgie, bald als dunkle Wucht,
bald als feierliche Pracht. Christliche Verkündigung, die Lebensfülle
der hl.Schrift, wurde verengt auf moralische Verbote. Damals wurden
das 6.Gebot und die Kirchengebote (Keuschheit, Sonntagsgebot, Fasten
und Abstinenzen) zum wichtigsten Inhalt katholischen Lebens gemacht.
Tugendbündnisse und Jung-frauenkongregati-onen entstanden. Der
Zulauf zu den Volksmissionen war dennoch groß.
Heutzutage wird die Volksmission durch neue Formen der Schulungs-
und Missions- bzw. Evangelisationsarbeit ersetzt. |
Südlich
am Übergang vom Chor zum Langhaus ist die doppelgeschossige Sakristei
angebaut.
Nach Dipl-Ing. Franz Peter 13)
ist sie "viel zu groß geraten und verstellt bedenkenlos die
Übergänge zwischen Langhaus und Altarraum".
Kapelle
an der Friedhofsmauer
Florianskapelle
|
Die Kirche liegt etwas erhöht
im Dorf und ist von einem Friedhof umgeben. Die massiv wirkende
Friedhofsmauer ist schräggestellt und wird von Stützpfeilern
verstärkt. In die Friedhofsmauer ist eine kleine Kapelle
mit profiliertem Dreiecksgiebel, Pilastergliederung und Satteldach
einge-baut. Darin steht in einer rundbogigen, verglasten Nische
eine wohl neubarocke, sehr farbig gefasste Skulptur von St.
Florian. Der Heilige ist in römischer Soldatenkleidung
dargestellt. Mit seiner rechten Hand schüttet er aus einem
Schaff Wasser über ein brennendes Haus zu seinen Füßen.
Die aus Terracotta bestehende Figur stammt aus der Mayer'schen Kunstanstalt
in München (Preis 145.- Mark) und wurde am 30.8.1875 aufgestellt
...mehr zur Mayer'schen Kunstanstalt...
|
St.Florian
|
Die letzte Renovierung wurde
in den Jahren 1980-84 durchgeführt.
Innenausstattung
|
Innenmaße
des Kirchenbaus:
Länge des Kirche 23 m (davon Kirchenschiff:
16,10 m; Altarraum: 5,80 m; Chorbogen 1,20 m)
Breite der Kirche: Kirchenschiff: 9,10 m; Altarraum:
5,40 m; Chorbogen: 3,80 m
Höhe: Kirchenschiff: 9,10 m; Altarraum: 8 m
(+ 1 Altarraumstufe) |
Die Kirche hat bis
zu 100 Sitzplätze.
Altarraum
Die Ausstattung stammt aus der Zeit des
Neubaus um 1755.
Der etwas eingezogene, 8 Meter hohe
Altarraum mit quadratischem Grundriss ist gegenüber dem Kirchenschiff
um zwei Stufen erhöht. Er wird nur durch ein Nordfenster erhellt.
Der Chor ist mit einer sog. böhmischen
Kappe überwölbt.
Pfarrer Endres behauptete, der Altarraum enthalte noch Reste der früheren
romanischen Kirche.
Deckenfresken
im Chor
Die Deckenfresken (auch des Langhauses)
mit aufgemalter Scheinstuckatur stammen von Franz Joseph Degle
aus Augsburg (1724-1812), dessen Signatur im Hauptgemälde gut sichtbar
ist (F.J.Degle inv: ; Pinx: ano 1755). Die Fresken in Sigmertshausen
sind die einzigen Gemälde von Degle im Landkreis Dachau. Er war damals
31 Jahre alt, hatte aber schon mit 26 Jahren die Fresken von Mauerstetten
bei Kaufbeuren und mit 29 Jahren die in Unterostendorf geschaffen. Degle
war ein Schüler von Thomas Scheffler und wurde 1761 mit dem Titel
eines Münchener Hofmalers geehrt. 1812 starb er in Augsburg. Von
Ihm waren sicher auch die Altarbilder der Kirche 11).
Im Jahr 1943 wurden die Deckengemälde durch Kunstmaler Josef Albrecht
(für 1340 RM) und 1983 durch Rudolf Pfaller aus Ingolstadt
restauriert.
Das mit 3,75
x 3,75 m große quadratische Fresko im Chor zeigt
es die Anbetung der Heiligsten
Dreifaltigkeit durch Engelschöre.
Mittelpunkt sind,
auf Wolken sitzend,
- Gottvater (rechts),
- Christus im roten Mantel mit dem Kreuz in der
Hand und zwischen den beiden Köpfen,
- der Hl. Geist in Gestalt einer Taube im Strahlen-
kranz.
|
Anbetung der Hl.Dreifaltigkeit
|
Gottvater und Gott-Sohn sitzen
aber nicht nebeneinander und blicken auf den Betrachter, wie sonst,
sondern einander gegenüber, sodass sie nur im Profil zu sehen
sind.
Degle wollte damit und mit dem großen Kreuz sein perspektivisches
Können offenbaren. Die göttlichen Personen sind umgeben
von einer Vielzahl von Rauchfass schwingenden und von anbetenden
Engeln. An den Ecken des Gemäldes sind vier kleine Rocaille-Kartuschen
mit Putten angefügt. Die Bögen sind brokatartig verziert.
22)
|
|
Hinweis:
Das Rauchfass entwickelte sich erst in christlicher Zeit. Räucherungen
im jüdischen Kult wurden auf Räucheraltären vorgenommen.
Wie dort soll der aufsteigende Rauch Verehrung und Gebet bedeuten.
In der Apokalypse findet sich die Gleichsetzung des aus dem Rauchfass
aufsteigenden Duftes mit Gebet und guten Werken. In der christlichen
Kunst fehlt das Rauchfass bei keiner Darstellung des Todes von Maria.
|
Hochaltar
/ Choraltar
Der Choraltar
aus der Erbauungszeit von 1760 wurde am 30.Juni 1779 (zusammen mit den
Seitenaltären) vom Freisinger Fürstbischof Ludwig Joseph Freiherr
von Welden (1768-1788) geweiht. Die Urkunde,
in der die Weihe bestätigt wird, hängt gerahmt in der Sakristei.
Darin ist u.a. vermerkt, welche Reliquie im Altar bei der Weihe "bestattet"
wurden. Es sind Partikel folgender Heiliger: Marcellus, Anastasti, Castulus,
Venust, Rupertus, Eugenie und Justina.
Des weiteren wird darauf hingewiesen, dass alle Gläubigen, die bei
der Weihe anwesend waren oder an den späteren Weihe-Jahrtagen die
Kirche besuchen, einen Ablass von 40 Tagen erhalten.
Altarauszug
Im geschweiften Altarauszug
zwischen mächtigem Gebälk schwebt eine Heilig-Geist-Taube
im Strahlenkranz vor einer gelben Lichtscheibe, umgeben von einer
Vielzahl von Putten.
|
Hl.Geist
|
Hinweis: Die Gestalt
der Taube für die künstlerische Darstellung des Heiligen
Geistes gründet sich auf den Bericht der Taufe Jesu im Neuen
Testament. Danach fuhr der Heilige Geist in leiblicher Gestalt auf Jesus hernieder wie eine Taube (Lk., 3,22). Obwohl dies nur bedeutet,
dass sich der Geist bewegte wie eine Taube, |
|
nicht aber aussah
wie ein Vogel, wählte man die Taube als Symbol für die sonst nur schwer greifbare dritte Person Gottes. Das Konzil von
Nicäa im Jahr 325 hat dies sogar empfohlen. Papst Benedikt XIV.
verbot 1745 die Darstellung der dritten göttlichen Person in
Menschengestalt, wie sie vereinzelt immer noch vorkam. |
Gnadenbild
Auf dem Tabernakel am Rokoko-Hochaltar aus der Zeit um 1760
steht das mit einem weiten Mantel bekleidete Gnadenbild,
eine Muttergottes mit Kind (30 cm hoch).
Es ist Kopie der sog. Hammerthaler Madonna, die bis zur Säkularisation
in der Augustinerkirche in München (jetzt Jagdmuseum) als wundertätig
verehrt worden ist und seit 1803 auf dem linken Seitenaltar der Heilig-Geist-Kirche
am Viktualienmarkt steht. 43)
|
Gnadenbild
|
Die Figur in Sigmertshausen
steht auf einer hölzernen und mit getriebenem und versilbertem
Messingblech überzogenen Rokokokonsole, mit der Aufschrift:
"Die WunDerThaeTige BilDnus UnSer LieBe Frauen
In SimmerTsHavsen".
Zu diesem Gnadenbild "Fraumantel in Sigmertshausen" wallfahrteten
viele Jahre lang viele Gläubige. Darunter sogar Mitglieder des
bayerischen Herrscherhauses der Wittelsbacher, wie ein 1731 erstelltes
Votivbild bezeugt. 43) |
Altarblatt
Hinter der Gnadenfigur
ist das große Altarbild
(Öl auf Leinwand) mit Szenen aus dem Leben des hl. Vitalis (1760)
angebracht. In der Mitte seine Auf-nahme in den Himmel. Ein Engel
hält den Lorbeer-kranz als Zeichen des Sieges bereit. Vitalis,
in den roten Mantel des Märtyrers gehüllt, wird von Engeln
in den Himmel getragen. Die unter ihm schwebenden Putten passen sehr
gut zu den Aufbauten für das Wallfahrtsbild, die den unteren
Teil des Bildes, in dem das Martyrien des hl.Vitalis -links- und der
hl.Valeria -rechts- gezeigt wird, fast verdecken. |
St.Vitalis
|
St.Vitalis
(Festtag 28.April) war römischer Soldat, der im Jahr 62 unter
Kaiser Nero (noch zu Lebzeiten von St.Petrus), den hl. Arzt Ursicinus
beim Martyrium ermutigte. Daraufhin wurde er selbst zuerst mit einer
stacheligen Keule geprügelt und dann in einer Grube bei lebendigem
Leib begraben. Der hl. Ambrosius soll den Leichnam auf wunderbare
Weise gefunden haben.
Sein Grab liegt in der Seitenapsis der Kirche St. Vitalis e Agricola
(einer Teilkirche von St.Stefano) in Bologna. Vitalis war mit St.Valeria
verheiratet. |
|
Hinweis:
Der Kranz war das Ehrenzeichen des siegreichen Athleten, z.B.
bei den Olympischen Spielen der Antike in Form eines Gewindes aus
Laub, Blumen u.ä. Das Christusmonogramm war in der frühen
Kirche öfters von einem Kranz umgeben und bezeichnete so Christus
als den Sieger über den Tod (daher häufig auf Sarkophagen)
oder - da die siegreichen römischen Kaiser den Lorbeerkranz trugen
- als Kyrios, den Herrn der Welt. Als Sieges-zeichen gebührte
der Kranz auch den Märtyrern. |
Die Assistenzfiguren am Hochaltar
stellen die Großeltern Jesu und Eltern von Maria, die Heiligen Joachim
und Anna dar. Die Statuen stammen noch aus der Erbauungszeit der
Kirche (1755).
|
Hinweis: Nach dem Protoevangelium
des Jakobus aus der 2. Hälfte des 2. Jh waren Anna und Joachim
die Eltern Marias und damit die Großeltern von Jesus. Im 5.
und 6. Jahrhundert wurden ihre Namen in Marienlegenden weiterverbreitet.
Besonders die Orden der Karmeliten und Kapuziner förderten die
Verehrung von Joachim und Anna. |
Der Tabernakel (Drehtabernakel)
ist eine geschweifte dreiseitige Anlage aus Holz, golden gefasst und mit
Rocailleornamenten
verziert.
An
der Südseite des Altarraums ist ein Oratorium eingebaut.
Darunter hängt noch eine Reihe von Votivbildern.
Die wertvollsten Bilder sind aus Sicherheitsgründen ausgelagert,
darunter auch Stiftungen des Kurfürstenpaars aus dem Jahr 1731,
die älter sind als die Kirche selbst. Diese zwei Votivbilder
waren wohl von Kurfürstin Amalie (1701-1756) gestiftet worden,
die sich damit Hilfe für den häufig kränkelnden Erbprinzen
Max Joseph (* 1727) versprach. Das erste Bild zeigt vor dem Altar
mit dem Gnadenbild einen betenden Knaben in einem prunkvollen Himmelbett.
Am Fußende lehnt das kurfürstlich-bayerische Wappen. Das
Flehen hatte offenbar Erfolg. Denn das zweite Bild (siehe oben mitte)
zeigt die Kurfürstin Amalie, wie sie vor dem Gnadenbild ihr Dankgebet
verrichtet. 43)
Den Tipp mit dem Verlöbnis nach Sigmertshausen dürfte wohl
wohl der damailige Hofmarksherr und hohen Staatsbeamte Franz Xaver
Unertl den Herrschern gegeben. Die Jahreszahlen sprechen eine deutliche
Sprache. Es waren genau die Jahre, in denen Kanzler Unertl die entscheidenden
juristischen Gutachten gegen die Pragmatische Sanktion auszuarbeiten
hatte, die letztendlich zur Erbfolge Maria Theresias und zum österreichischen
Erbfolgekrieg führte. 34)
Dass die
Wallfahrt auch nach der Säkularisation nicht ganz verschwand,
ist an den Votivbildern aus dem 19.Jh. zu ersehen. |
|
Hinweis:
Das Präfix "Votiv" kommt aus dem Lateinischen "ex voto" und
bedeutet: "zum Gelöbnis". Die Aufschrift "ex voto" war bereits
in altrömischer Zeit auf Opfergaben gebräuchlich. Die
Sitte setzte sich dann bei den christlichen Votivgaben fort.
Die Votivbilder oder auch Votivgaben (z.B. Holzmodelle von Körpergliedern)
werden zum Dank für den himmlischen Beistand eines Heiligen
bei der Heilung einer Krankheit oder der Lösung eines schwierigen
Problems an einem Wallfahrtsort ausgestellt. Meist hatten sich der
Kranke oder seine Familie am Wallfahrtsort an die Heiligen gewandt,
denen die Kirche geweiht ist; hier insbesondere die Muttergottes.
Die Votivbilder (Votivtafeln) sind in der Regel dreifach gegliedert:
- unten teilt eine Schrift den Anlass mit
- darüber kniet der Bittsteller,
- im oberen Teil des Bildes, im Himmel thronen der angerufene Heilige
oder die göttl.Personen und nehmen den
Dank entgegen. |
Ewig-Licht-Ampel
Am Chorbogen
hängt die neu versilberte Ewig-Licht-Ampel,
die aus der 2.Hälfte des 18.Jh stammen dürfte. Sie besteht
aus getriebenem, versilbertem Messingblech und ist mit teilvergoldeten
Ornamenten verziert.
Die kirchlichen Vorschriften haben das Material für die Ewig-Licht-Ampeln
zwar nicht explizit festgelegt; doch es sollte, so die Beschlüsse
des Konzils von Trient (1545-1563), "der Würde der Kirche"
entsprechen. Dies zielte in erster Linie auf das Material Silber,
doch auch versilbertes und teilvergoldetes Messing dürfte diese
Voraussetzung noch erfüllt haben.
39) |
Ewig-Licht-Ampel
|
Hinweis: Das
rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt oft
als Erkennungsmerkmal eines katho-lischen Gotteshauses. Früher
gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit
der wachsenden Vereh-rung der aufbewahrten Eucharistie bildete sich
etwa seit dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor
dem Tabernakel, wo das Allerheiligste aufbewahrt wird, heraus. Durch
sein dauerndes Brennen weist es darauf hin, dass in der Kirche geweihte
Hostien aufbewahrt werden. Meist sind die von der Decke herabhängenden
Ampeln aus Silber oder versilberten Material gebaut, in eleganten
Formen und mit vielen grazilen Verzierungen versehen. |
Zelebrationsaltar und Ambo
Seit über 40 Jahren
wird der Gottesdienst am Zelebrationsaltar
unter dem Chorbogen gefeiert. Der Altar besteht ganz aus Holz
mit einem angefügten vergoldeten Kreuz am Antependium.
Der Zelebrationsalter
ersetzt liturgisch voll den Hochaltar. 41)
|
Zelebrationsaltar
und Ambo
|
Die Lesungen, die Kantorengesänge
und die Predigten werden am Ambo
gehalten, das in der 'Liturgiekonstitution des II.Vaticanums'
auch als Tisch des Wortes bezeichnet wird..
zur Geschichte der Zelebrationsaltäre:
hier klicken...
|
Sakristei
Sakristeischrank
|
Unter dem Oratorium mit drei
Bankreihen befindet sich die Sakristei
mit Einrichtung des 19.Jh und silbergetriebenen Reliefs (1730).
Silbergetrieben bedeutet, dass das Kunstwerk durch Hämmern
von der Rückseite her über einer nachgiebigen Unterlage
erstellt wurde.
|
|
Sehr interessant
ist auch das Schloss
an der Eichentüre, die vom Altarraum
in die Sakristei führt.
Es stammt aus dem 19.Jh.
|
Türschloss
|
Die beiden Silberreliefs
haben das Letzte Abendmahl und die vorausgehende Fußwaschung
Jesu zum Inhalt.
In der Kirche von Röhrmoos befinden sich völlig gleiche
Exemplare. Die Reliefs
sind von einem Holzrahmen (99 cm mit Aufsatzstern) umgeben.
|
Silberrelief - Abendmahl
|
Die Tafeln in den geschweiften
Holzrahmen stammen etwa aus der Zeit um 1730. Sie sind ein Geschenk
der Klosterfrauen am Herzogspital in München (Servitinnen)
aus dem Jahre 1879, als diese ihre Kirche neu einrichteten.
|
Kirchenschiff
/ Langhaus
Am Triumphbogen sind die Pilaster
und Bögen verdoppelt. Die aus Holz konstruierte Kuppel bildet eine
Flachtonne mit Stichkappen. Über dem Triumphbogen ist das Allianzwappen
der Ruffini (2 Brüder, die wahrscheinlich ledig waren).
Das innen 9 Meter hohe Langhaus hat -wie erwähnt- eine quadratische
Form mit abgerundeten Ecken; sie sind mit wandkasten-artigen Nischen für
die Altäre versehen. An diesen Nischen sowie auch an der Form der
Kapitäle erkennt man den klassizistischen Einschlag in der späteren
Kunst Fischers, ganz besonders auch daran, daß die Stuckaturen nicht
mehr plastisch erstellt, sondern nur mehr gemalt sind.
In den beiden vorderen Ecken des Zentralbaus stehen die Seitenaltäre,
in den hinteren Ecken sind das Kriegerdenkmal (nördlich) und der
Eingang (südl.) untergebracht.
In der Mitte des hinteren Teils springt eine Empore in der Höhe des
Kreuzgesimses ziemlich weit in den Kirchenraum vor. Die heutige Stütze
hat die Empore erst im 19. Jahrhundert erhalten.
Weihnachtskrippe
|
In
der Weihnachtszeit steht vor dem Kriegerdenkmal eine Krippe.
Auf dem linken Seitenaltar ist das Fatschnkindl
ausgestellt. Es liegt in einem Schrein auf einem kostbaren Kissen.
Hinweis: Unter dem Begriff "Fatschnkindl" (lat."fascia"=Bündel)
versteht man ein in Windeln straff gewickeltes Kleinkind. Seit dem
Mittelalter werden auch kleine puppenartige Figuren so genannt. Sie
wurden als Votivgaben für Kinderreichtum und gegen Kindersterblichkeit
gespendet. Heute versteht man unter Fatschnkindl die Darstellung des
Jesus-Kindes. 36)
|
Fatschnkindl
|
Auf dieser Internetseite sind viele Krippen und Fatschnkindl in den Kirchen
des Landkreises Dachau in einer Übersicht zusammengestellt. Wenn Sie
sich dafür interessieren, klicken Sie hier..
Deckengemälde
im Kirchenschiff
|
Wappen der Ruffinis
|
Am
Chorbogen sind zwei gleiche Wappen
angebracht. Es sind die Wappen der Familie des Hofmarksherrn, des
Kurfürstl. Hofrats Baron Franz Xaver von Ruffini. Die Frau Ruffinis,
Maria Anna von Ruffini war die Tochter von Joseph Anton von Ruffini,
der Maler und Geheimer Rat in Augsburg war. |
Über den Ecken sind in großen
Rocaille-Kartuschen mit goldfarbenem Hintergrund die vier Evangelisten
dargestellt:
Vorne links: Lukas mit geflügeltem
Stier.
vorne rechts: Johannes mit einem Adler, der ein Tintenfass im Schnabel
hält. Der Evangelist hält eine Schreibfeder in der Hand;
auf dem Schreibtisch steht ein Kelch, aus dem sich eine Schlange windet
hinten links: Matthäus mit Buch und Schreibfeder
und einem geflügeltem Menschen hinter ihm
hinten rechts: Markus mit einem geflügelten Löwen
zu seinen Füßen.
Hinweis: Die vier Symbole geflügelter
Mensch, geflügelter Löwe, geflügelter Stier und Adler reichen
zurück bis in den babylonischen Mythos. Dort stellten sie die vier
Astralgötter Nergal (Flügellöwe), Marduk (Flügelstier),
Nabu (Mensch) und Mimurta (Adler) dar, die vor den Heiligtümern Wache
hielten. Im Alten Testament werden sie in den Gottesvisionen Ezechiels
(Ez 1,1-14), im Neuen Testament in der Offenbarung des Johannes (Kap.4
Vers 7) als die vier Lebewesen, die rings um Gottes Thron stehen, erwähnt.
Zuerst bildete man sie nur im Zusammenhang mit dem thronenden Christus ab.
Als Evangelistensymbole dienen sie erst seit dem frühen Mittelalter
(durch die Kirchenväter Irenäus und Hippolyt um das Jahr 200).
Langhausfresko
Das 6,70 x 6 m große Fresko
im Gewölbe der flachen Kuppel des Langhauses besteht aus drei
Teilen:
- A) in der Bildmitte das Auge Gottes im Strahlenkranz, von
Wolken und Engeln umgeben. Das Auge im Dreieck als Darstellung
der Dreifaltigkeit in ihrer Allgegenwart
und Allwissenheit hat sich in der Kunst unserer Gegend erst im 18.Jh verbreitet.
Aus der frühchristlichen
u. der mittelalterlichen Kunst ist es unbekannt.
- B) im Osten die Einsetzung des Gnadenbildes durch den Pfarrer
von Röhrmoos.
- C) im Westen (über der Empore) eine Szene aus der
Geschichte der Wallfahrt.
B. Einsetzung des Gnadenbildes durch den Pfarrer von Röhrmoos
(Ostteil des großen Deckengemäldes)
In der Mitte steht auf einer
kleinen Erhebung ein Altar, der bis zu den Wolken um das Auge Gottes
hinaufragt. Rechts vom Altar nähert sich eine Prozession mit
dem Pfarrer von Röhrmoos an der Spitze. Er trägt theatralisch
das von einem Strahlenkranz umgebene Gnadenbild von Sigmertshausen.
Hinter ihm drängen sich
der Mesner, die Ministranten und eine große Menschen-schar,
die eine Prozessionsfahne und einen Leuchter mit sich führen.
Die Prozession zieht sich um den Altar herum.
Auf der linken Seite sind
ebenfalls ein Fahnen- und ein Kreuzträger deutlich abgebildet.
Auf der Fahne ist ein Muttergottesbild zu sehen. Das Kreuz gleicht
in seiner äußeren Form dem Kruzifix an der Nordwand des
Kirchen-raums, insbesondere wegen des gleich-förmigen und gleichfarbigen
Baldachins. Die Kopfhaltung und die Füße des Corpus Christi
am Kreuz unterscheiden sich aber deutlich.
|
Einsetzung
des Gnadenbildes durch den Pfarrer von Röhrmoos
|
Franz Xaver Ponschab von Röhrmoos,
dahinter mit weißen Locken Freifrau Maria Anna von Ruffini.
|
Eine Person hinter dem Pfarrer
ist herrschaftlich gekleidet. Dabei dürfte es sich um den Hofmarksherrn
handeln. Hinter dem Freiherrn von Ruffini ist ein junger Mann zu
sehen, der ihm ein Papierblatt reicht. Das ist nicht die Rechnung
für die Kirche, wie z.T. scherzhaft erzählt wird; auf
dem Blatt sind eindeutig Musiknoten zu erkennen (Bild rechts).
Vom Auge Gottes im Mittelpunkt
des Bildes fallen Gnadenstrahlen auf den Altar und die Gläubigen,
die in vielen, ebenfalls auf dem Bild dargestellten Nöten ihre
Zuflucht nach Sigmertshausen nehmen.
|
hinter dem Ministranten:
Hofmarksherr und Musiker mit Notenblatt
|
C. Geschichte
der Wallfahrt
(Westteil des großen Deckengemäldes)
Der Westteil des Gemäldes
enthält verschiedene Szenen mit Darstellungen der Auffindung des
Gnadenbildes und von Bittflehenden mit unterschiedlichen Gebrechen.
So ist im Hintergrund der
13jährige Thomas Hoffwirth zu sehen, der 1719 auf dem Sandberg
beim Viehhüten das Gnadenbild gefunden hat. Er kniet auf dem
Boden, umgeben von Ziegen und hält die Statue in der Hand.
Daneben ist in Schriftkartuschen zu lesen: Auxilium Christianorum
-Hilfe der Christen.
Zu erkennen sind auch:
- ein Leprakranker mit einem Glöckchen,
- ein alter Mann, der auf seine
Augen deutet und
- eine Frau, die auf das Auge ihres Mannes weist, der
in ihren Armen liegt.
Die entsprechende Schrift lautet: "Salus infirmorum" -
Heil der Schwachen.
|
Verschiedene Szenen: Auffindung
des Gnadenbildes -Bittflehende -Kranke
|
Zwei Männer
halten einen halbnackten Jugendlichen fest,
der heftig um sich schlägt. Darunter die Inschrift: Refugium peccatorum
- Hort der Sünder.
In einer anderen Szene kümmern sich zwei Frauen und ein Mann (Selbstbildnis
des Malers Degle ?) um einen Greis, der auf einem einfachen Handkarren
liegt. Inschrift: Consolatrix afflictorum.
In den Ausbuchtungen des Deckenfreskos
sind weitere Bittflehende vor lieblicher Landschaft mit Häusern,
Bach, Bäume und Brücken dargestellt:
- Pilger, ein Krüppel mit Holzfuß und Krücken sowie eine
Mutter mit zwei Kindern,
- ein Blinder wird von Hilfeleistenden
über eine Brücke geführt.
- eine Familie mit zwei weinenden Kindern, die die hl. Maria anrufen.
Das Deckengemälde im Langhaus
ist durch die von den Fenstern und den Durchgängen zum Altarraum und
die Empore herführenden Stichkappen
eingeschnitten. In diese Stichkappen sind Personifikationen
(= Darstellung abstrakter Begriffe als Person) der Tugenden
- Fides-Glaube (Putten mit Kreuz -rechts),
- Spes=Hoffnung (Putten mit Anker - hinten),
- Caritas=Liebe (Putten mit flammendem Herz und Blumenkorb-links) gemalt.
Diese drei Tugenden erhalten das Attribut "göttlich", weil
die christliche Lehre davon ausgeht, dass sie nicht von Menschen erbracht,
sondern durch den Geist Gottes geschenkt werden.
|
Hinweis: Der Anker
diente in biblischer Zeit nicht nur zum Festmachen, sondern auch zum
Manövrieren des Schiffes. Er symbolisierte deshalb die göttliche
Hilfe gegen die Bedrängnis der Christen in der Zeit der Verfolgung.
Damals verwendete man ihn (mit Querbalken) als heimliches Zeichen für das Kreuz; insbesondere auf den Gräbern der Christen.
Er war das Zeichen der Hoffnung während der Verfolgung. Dann
verschwand der Anker als Symbol für die nächsten tausend
Jahre. Erst im 15.Jh erhielt er wieder seine frühere Symbolik.
40) |
Seitenaltäre
Linker Seitenaltar
St.Leonhard |
Auch die schräg
gestellten Seitenaltäre aus der Zeit nach 1756 sind im Stil des
Rokoko gehalten. Der Baumeister, Joh. Mich. Fischer, hat für die Seitenaltäre
rechteckige Nischen in die Wand gebaut. Nach Pfarrer Endres sind:
|
"die
Altäre nur dekorativ gebaut, die gerade Linie ist im Geiste
des Rokoko ganz ausgeschaltet. Alles ist möglichst leicht und
ungebunden. Auch die Seitenaltäre streben -wie der Hochaltar-
empor und die Krönung wächst über die Nische hinaus. Gratiös
füllen die Seitenaltäre ihren Raum, sie sind wie reich dekorierte
Kästen behandelt. Die Abschlußpilaster sind in dekorative Ornamente
aufgelöst, die Aufsätze rein malerisch behandelt". |
Beide Altäre sind mit prächtigen
Altaraufsätzen mit vielen Ornamenten und den Namenszügen
der früheren Altarpatrone Kastulus und Maria versehen. Englein
auf den Volutengiebeln halten einen sich durchziehenden Kranz von
Rosen. |
Rechter
Seitenaltar
St.Franz Xaver
|
Die
Seitenaltäre wurden zusammen mit dem Hochaltar am 30.Juni 1779
vom Freisinger Fürstbischof Ludwig Joseph Freiherr von Welden
(1768-1788) geweiht. Die Urkunden,
in denen die Weihe bestätigt wird, hängen gerahmt in der
Sakristei. |
Weiheurkunden
der Altäre 1779
|
Darin
ist u.a. vermerkt, welche Reliquien in den Altären bei der Weihe
"bestattet" wurden.
- Altar links (St.Leonhard): Aurelius, Paulinus,
Eufrasius, Valentin, Edigna Vincentia
- Altar rechts (Franz Xaver): Felix, Chrisant,
Faustin, Virgil, Bonofa u. Venusta |
Rechter
Seitenaltar
Mit der Neuausstattung
der Wallfahrtskirche wurde der vorher dem St. Kastulus gewidmete rechte
Seitenaltar dem gemeinsamen Namenspatron des Hofmarksherrn (kurfürstl.
Hofrat Franz Xaver Rufini) und des Pfarrers von Röhrmoos, dem hl.
Franz Xaver, geweiht.
Altarblatt
Bei dem großen Altarbild
handelt es sich aber nicht mehr um das von Degle gemalte Bild, sondern
um ein Gemälde des Historienmalers Anton Rick
(1820-1895) aus Ebersberg aus dem Jahr 1874 im Nazarenerstil.
Von
Rick stammen auch die Seitenaltarbilder sowie die Kreuzwegbilder
der Kirche von Röhrmoos sowie Werke in der Schönbrunner Klosterkirche
(die früheren Seitenaltarblätter und ein Kreuzweg für den Emporenumgang).
|
Franz Xaver tauft in Indien
|
Hier in Sigmertshausen steht der hl. Franziskus unter einem Torbogen.
In der linken Hand hält er ein Kreuz, mit der rechten Hand
tauft er mit einem Kännchen einen farbigen jungen Mann, der
ihm die Stola küsst.
Franz Xaver war Missionar in Indien (Goa) und kam auf seinen vielen
Missionsreisen bis nach Japan.
In der Münchner Michaelskirche befindet sich eine Knochenreliquie
mit dem Spruchband: "25 Tote erweckt, 120.000 getauft". Die Zahl
der Taufen war damals -anders als heute- ein Maßstab für den Erfolg
der Mission. (Gedenktag: 3.Dezember).
|
In der Predella
des rechten Seitenaltars steht ein barocker Schrein. In ihm befindet
sich jetzt eine wunderschöne Reliquien-monstranz mit einer Kreuzreliquie.
Die Monstranz wurde 1936 von denn Kunstmalern Dietrich und Gämmeler
aus München in der Werkstätte Gasser in München renoviert;
die Kosten trugen die Frauen aus Sigmertshausen.
Kreuzreliquien waren früher besonders wertvoll; schließlich galt
das Kreuz Christi als kostbarste Reliquie der Christenheit. Die hl.Helena,
Mutter von Kaiser Konstantin, soll im Jahr 326 nach der Legende das Kreuz
Christi aufgefunden haben. Größere Kreuzpartikel kam so um 950
nach Deutschland. Sie wurden meist in Reliquienmonstranzen aufbewahrt (so
wie hier in Sigmerts-hausen) und waren in der Regel Ziel kleinerer Wallfahrten.
Kreuzeliquienmonstranz
|
Früher war im Schrein die Figur eines Geißelheilands
(entsprechend der Statue in der Wieskirche) untergebracht, die jetzt
auf dem Schrein steht und den unteren Teil des Altarbilds etwas verdeckt.
Sie stammt aus der 2.Hälfte des 18.Jh.
Die ersten Darstellungen von Jesus an der Geißelsäule entstanden
zwar schon im Mittelalter. In den Landkreis Dachau gelangten vereinzelte
Bilder jedoch erst im 17.Jh. (um 1660 in Haimhausen). Die große
Verbreitung dieser Darstellungen ist aber auf das Wunder in der Wies
zurückzuführen. Der Heiland auf dem Bild beim Wiesbauern
bei Steingaden soll im Jahr 1738 Tränen vergossen haben. Daraufhin begann eine Wallfahrt und die berühmte Wieskirche wurde gebaut.
Die meisten der rd. 15 Geißelheiland-Darstellungen im Landkreis
Dachau wurden nach dem Vorbild des Wies-Heilands gestaltet. |
Geißelheiland
|
Linker
Seitenaltar
Altarauszug
Im Auszug
des linken Seitenaltars halten zwei Putten eine Blütenschnur,
die um einen krönenden Rocaille-Halbkreis geschlungen ist. Vier
Cheruben umgeben einen Strahlenkranz, in dessen Mittelpunkt sich ein
Leonhardsmonogramm befindet. |
Altarauszug
|
Darunter sind als
Attribute des "Viehheiligen" ein Hufeisen und ein Treiberstab
angebracht. |
Altarblatt
Auch das ursprüngliche
Altarbild des linken Seiten-altars, eines Marienaltars, wurde
1874 durch ein Werk des Historienmalers Anton Rick
(1820-1895) ersetzt.
Es zeigt nun den in Bayern
ungemein beliebten hl. Leonhard,
den Patron der Bauern, des Viehs und der Gefangenen.
|
St.Leonhard besucht Gefangene
|
Leonhard wird im Abtsornat
gezeigt, wie er einen Gefangenen segnet, der demütig vor ihm
kniet und die geöffneten Gefangenenketten in den Händen
hält.
Daneben liegt ein Rind. Im Hintergrund weiden Pferde unter hohen
Bäumen.
|
Vesperbild
In der Predella des linken Seitenaltars steht auf einem geschweiften
Rokokoschrein eine aus Gips gefertigte Pieta
(Muttergottes mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß) aus
der 2.Hälfte des 19.Jh.
Unter der Muttergottes lugt ein kleiner Engel hervor, der das Grablinnen,
das Leichentuch für Jesus, bereit hält.
...mehr zu Pieta -Darstellungen
im Landkreis...
Pieta
|
Im Schrein ist
hinter Glastüren eine weitere sehr schön gearbeitete,
mit großen Rubinen und Smaragden verzierte Reliquienmonstranz
zu sehen, die Reliquien des Kirchenpatrons St.Vitalis enthält.
Der Name des Heiligen ist deutlich auf der Cedula, dem kleinen beschrifteten
Pergamentstreifen, zu lesen. Noch im Jahr 1953 gab es den Brauch
des Schmotzens (Schmatzen = Küssen). Am Patroziniumsfest
(St. Vitalis) wurde die Monstranz mit der Reliquie des Kirchenpatrons
St. Vitalis an der Epistelseite des Hochaltares den Gläubigen
zum Küssen gereicht.
|
Reliquienmonstranz
mit Vitusreliquien
|
Fenster
Die Fenstergläser
waren bis 1934 bemalt; "stilwidrig" wie Pfarrer Josef Niklas
in die Pfarrchronik schrieb. Dies haben wohl nicht alle Sigmertshauser
Verantwortliche so gesehen; deshalb musste Domkapitular, Prälat
Dr. Michael Hartig, Domkapitular
und Historiker aus München die Bestrebungen des Pfarrers nach hellen
Fenstern unterstützen. Er hielt in der Sigmertshauser Kirche vor
der Gemeinde einen kunsthistorischen Vortrag, in dem er für das
Vorhaben des Pfarrers warb.
Bei der Renovierung 1934 setzte der Dachauer Glasmaler Syrius Eberle
"in höchst zufriedenstellender Weise " neue Fenster aus
Antikglas ein. "Die herrliche Rokokokirche hat durch die neuen
Fenster sehr gewonnen; Licht drängt jetzt in den herrlichen Raum",
schrieb Pfarrer Niklas .
Kanzel
In der Nähe des
rechten Seitenaltars ist die barocke Kanzel
aus der Zeit um 1755 ohne Schalldeckel aber mit Rückwand angebracht.
Der geschweifte, dreiseitige Kanzelkorb ist mit marmorierten Rocaillekartuschen
ohne Inhalt verziert. Der Zugang zur Kanzel liegt an der Treppe
zur oberen Sakristei. |
Kanzel
|
Hinweis: Die
Predigt wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich wie heute- von
einem Ambo
aus gehalten. Ab dem 13.Jh. baute man Kanzeln, die zumeist
seitlich im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde
versammelt ist.
Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen,
was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Spätestens
seit dem 2.Vatikani-schen Konzil 1962 werden sie nicht mehr benutzt. |
Gegenüber der Kanzel
hängt ein Kruzifix
unter einem Baldachin, das kurz nach der Erbauung der Kirche geschnitzt
wurde (Kanzelkreuz). Der Korpus zeigt den toten Jesus mit geneigtem
Haupt.
Der Baldachin symbolisiert schon seit dem Altertum Würde und
Heiligkeit der darunter stehenden Gestalt.
Hinweis: Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in der Regel
der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist. Es erinnert
den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus
schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache
soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung
Christi zum Inhalt haben.
Darunter steht zwischen Wandleuchtern
auf einer Konsole die Kopie einer Figur der Schmerzhaften
Muttergottes (mater dolorosa) vom Herzogspital in
München. In ihrer Brust steckt ein langes Schwert.
Das Motiv des Schwertes fußt auf der Weissagung des alten
Simeon. Dem Greis war prophezeit worden, dass er nicht eher sterben
werde, bevor er den Messias geschaut habe. Jeder erstgeborene jüdische
Knabe war als Priester vorgesehen und wurde, um dieser Verpflichtung
nicht nachkommen zu müssen, mit der Opfergabe in Form zweier
Tauben freigekauft. Als Jesus, dem jüdischen Brauch entsprechend,
als Erstgeborener am vierzigsten Tag nach der Geburt von Maria und
Josef in den Tempel gebracht wurde, um der Darbringung des Opfers
beizuwohnen, erkannte Simeon im Jesuskind den Messias und betete
zu Gott: "Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden scheiden",
und zu Maria gewandt sprach er: "Dieser wird gesetzt sein zum Fall
und Aufstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen
wird - und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen..." (Lukas
2, 22-35).
|
Kanzelkreuz
Mater dolorosa
|
Die
Kirchenbänke, die
in drei Blöcken das Langhaus füllen, haben wunderschöne
geschnitzte Wangen mit Akanthus- und Rocaillemotiven. Sie bieten bis
zu 100 Besuchern Platz.
Darüber spenden Messingleuchter mit elektrischen Kerzen
Licht.
Hinweis: Kirchenstühle gab es nicht von Anfang an in den Kirchen.
Die ersten 1500 Jahre standen die Gläubigen oder bewegten sich
langsam im Raum. Lediglich für Alte und Schwache gab es einige
Stühle an den seitlichen Wänden. Ohne Kirchenstühle
fasst die Kirche viel mehr Menschen; bei dichtem Gedränge während
des Gottesdienstes schien der Raum voller Bewegung zu sein. Das feste
Gestühl wurde zum Spiegel einer disziplinierten Gemeinschaft,
in der jeder seinen festgefügten Platz hat. Im 16.Jh. sind
zuerst die evangelischen Kirchen mit Bänken ausgestattet worden,
weil dort die Predigt als Medium der Heilsvermittlung einen größeren
Raum einnimmt. Die katholischen Kirchen zogen erst später nach.
Die Bestuhlung war einer der Gründe, weshalb die Kirchen zu Beginn
der Barockzeit vergrößert werden mussten.
In den Kirchen des Landkreises gibt es sehr schön geschnitzte
Wangen mit unterschiedlichen Mustern und Verzierungen. Wenn Sie die
Muster vergleichen wollen, klicken
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|
Kirchenbank-
Wange
|
Zu den Beschreibungen der einzelnen Objekte per Mouseklick
Vortragekreuz
|
An den Bänken
ist eine schön restaurierte Kreuzstange
befestigt, die bei Prozessionen Verwendung findet.
|
Kreuzstangen
und Vortrage-kreuze werden beim Kirchen-ein- und Auszug, Prozessi-onen,
Wallfahrten sowie bei Beerdigungen vorangetragen. Dies geht
zurück auf das Jesuswort "Wer mein Jünger sein
will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und
folge mir nach". |
Vortragekreuz
|
|
Bei Gebetsprozessionen
(Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den
nachgehenden betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten
vor Augen haben. Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam
und beim Ein- und Auszug zeigt der Corpus in die Gehrichtung,
d.h., er weist ihnen den Weg. Die ältesten Vortragekreuze
stammen schon aus dem 6.Jh. |
|
Die Kirche besitzt
noch zwei alte Opferstöcke aus dem 18.Jh. Am Chorbogen
steht ein langes Exemplar
(1m), in der Nähe des Eingangs dagegen ist ein kleinerer
Opferstock angebracht mit drei großen originalen schmiedeeisernen
Schlössern. |
Opferstöcke
|
In den Kirchen
des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich
interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich dafür interessieren,
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|
An den Seitenwänden hängen
zwischen den Apostel-leuchtern die Kreuzwegbilder
(Öl auf Leinwand). Der Kreuzweg wurde wohl um 1943 gemalt und
von H.H. Prälat Dr. Hartig
der Kirche geschenkt.
10)
Die Bilder haben einen breiten, marmorierten Holzrahmen, der von
einem zierlichen Aufsatz mit Textkartusche und Kreuz geschmückt
ist.
|
|
Die
Rahmen sind ein Geschenk des Schreiners Fesenmair.
Der alte Kreuzweg, dessen Bilder 1859 von Conrad Altmann aus
München um 171,43 Mark gemalt worden waren, hatte nicht mehr
gefallen. Es seien unansehn-liche Bilder gewesen, die nach Auffassung
von Pfarrer Endres "eine Renovierung nicht wert waren".
10) |
Als Kreuzweg werden die aufeinanderfolgenden bildlichen oder plastischen
Darstellungen bezeichnet, die meist aus vierzehn Stationen der Leidensgeschichte
Jesu, angefangen von der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung,
bestehen.
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1. Station
Jesus wird von Pilatus
zum Tod verurteilt
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2. Station
Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
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3. Station
Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuze
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4. Station
Jesus begegnet
seiner Mutter
Maria
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5. Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus das Kreuz tragen
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6. Station
Veronika reicht Jesus das
Schweißtuch dar
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7. Station
Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuze
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8. Station
Jesus tröstet
die weinenden Frauen
|
Seinen
Ursprung hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten
nach Jerusalem den Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa"
nachzugehen. Im späten Mittelalter wurde die Kreuzverehrung insbesondere
durch den hl.Franziskus von Assisi gefördert, der durch die Stimme
des Gekreuzigten vom Kreuz in St.Damiano zu einem christlichen Leben
bekehrt wurde. Seit dieser Zeit wurden Kreuzwegandachten als Ersatz
für die Pilgerfahrt ins Heilige Land abgehalten.
Die Stationen bildeten dafür die Leidensstätten Jesu nach.
Auf diese Weise konnte der letzte Weg Jesu vor Ort nachgegangen und
sein Leiden anschaulicher betrachtet werden.
Kreuzwegdarstellungen in Deutschland entstanden erstmals in und bei
Klosterkirchen, auf Anhöhen und bei Wallfahrtsorten, insbesondere
in der Nähe von Franziskanerklöstern. Mit der Wende vom
17. zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder Einzug in die
Innenräume der Pfarrkirchen und verbreiteten sich zunehmend.
|
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9. Station
Jesus fällt zum dritten Mal
unter dem Kreuze
|
Papst Clemens XII. erkannte
im Jahr 1731 mit seinem Breve "Unterweisungen über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten soll" diese Form des Kreuzwegs als
kanonisch an und bedachte ihn mit großzügigen Ablässen.
Wenn Sie sich eine Zusammenstellung
von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer
Landes ansehen
und mehr über die Geschichte des Kreuzwegs
erfahren möchten, klicken Sie hier...
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14. Station
Jesus wird ins
Grab gelegt
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13. Station
Jesus wird vom
Kreuz abgenommen
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12. Station
Jesus stirbt am Kreuz
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11. Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
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10. Station
Jesus wird seiner Kleider beraubt
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Apostelleuchter
1943 wurden auch
die Apostelkreuze und
die Apostelleuchter an den Seitenwänden restauriert.
Die Leuchter stammen aus dem 18.Jh., die gemalten Kreuze sind jünger.
|
Apostelleuchter
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Hinweis: Die Apostelleuchter
erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische
Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen
der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems.
Hier auf dieser Seite gibt es eine interessante Zusammenstellung unterschiedlicher
Apostelleuchter und -kreuze in den Kirchen des Dachauer Landes. Wenn
Sie an einem Vergleich interessiert sind,
klicken Sie hier... |
Orgel
und Empore
Die Empore ähnelt einem geschwungenen
Balkon. Auf Anregung von Domkapitular und Historiker Dr. Hartig
sollte 1943 die weiße Fläche der Brüstung mit gemalten
musizierenden Engeln ausgeschmückt werden. Diese Anregung kam aber
nicht zur Ausführung, weil die Sigmertshausener Verantwortlichen
sagten, die Kirche sei so am schönsten, wie sie ihr Erbauer, Johann
Michael Fischer, gestaltet hat; jedes spätere Beiwerk geriete der
Kirche nur zum Schaden.
Die Orgel
(1 Manual, 6 Register, mechanische Schleiflade) auf der weit vorspringenden,
auf einer Holzsäule ruhenden Empore stammt noch aus der Zeit
um 1866/67. Sie wurde von Max Maerz aus München für
625 Gulden gebaut. 38)
Die Orgel besteht aus 400 Holz- und Metall-pfeifen. |
Orgelprospekt und Spietisch
|
Orgelprospekt:
Die Orgelpfeifen sind in einem mit Schleierornamenten und Pflanzen-motiven
verzierten Gehäuse unter-gebracht.
Der Mittelteil des dreiteiligen Prospekts ist erhöht. Interessant
ist auch der alte Spieltisch.
|
|
Disposition der originalen
Maerz-Orgel von 1867 (nach Brenninger)
15) :
Manual (C-f''', 54 Töne): Gamba 8' mit Gedeckt 8' ab
c' (Zinn) - neu ab 2016-
38)
,45)
Principal 4' (Zinn), Traversflöte 4' (Holz), Mixtur 3fach2'
(Zinn), Gedeckt 8' (Holz),
Pedal (C-f, 18 Töne): Subbaß
16' (Holz).
Koppel: I-P
(früher M-P)
|
2016 wurde die damals 150jährige
Orgel von der Münchner Orgelbaufirma Johann Führer renoviert.
Die Pfeifen wurden gereinigt, der Blasebalg repariert. Die Kosten beliefen
sich auf 6000 Euro. Der Mesner
hob bisher als Entgelt den "Alter" ein, jährlich 115.- DM
|
Allgemeines
zur Orgel - Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse
zum Klingen gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen
Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich
Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes
(weltliches) Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell
verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden
Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
sie zur Verschönerung des Gottesdienstes bei. Der Orgelprospekt,
die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch €Künstler
gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten
Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit
reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch die harmonische Anordnung der
Pfeifen wirkt. |
Im ersten
Stockwerk des Turms, in Höhe der Empore, ist die Turmuhr
aus dem Jahr 1899 untergebracht.
|
Christus im Grab
|
Im Turmuntergeschoß,
in das eine Türe unter der Empore führt, hängt ein
großes Ölbild im Nazarenerstil (1.Hälfte des 19.Jh),
das Christus im Grab,
bewacht von zwei römischen Soldaten, darstellt. |
Beinhaus
An der Westseite der Sakristei
sind in einer kleinen rundbogigen Nische hinter schmiedeeisernen Gittern
eine Art Beinhaus (Karner) mit
Knochenresten und Totenschädeln
zu sehen. Die Stätte ist mehr ein Erinnerungsort; das frühere
Beinhaus war erheblich größer. Über die Wirkung der Gebeine
auf die Kinder berichtete Kath.Peter im Jahr 1999 25)
:
"Vor dem Gottesdienst versammelten sich dort (am Gitter) früher
die Kinder des Dorfes. Als Mutprobe musste man durch das Gitter hineinlangen
und die Knochen der Toten anfassen, sonst war man ein Feigling und wurde
von den anderen ausgelacht".
Beinhaus-Erinnerung
|
Hinweis:
Das Beinhaus oder Karner (lat.carnarium=Fleischkammer) war vom Mittel-alter
bis zum 19.Jh. eine meist an die Kirche in der Nähe des Eingangs
angebaute, zweigeschossige Friedhofskapelle, in deren Untergeschoss
die Gebeine der schon lange Verstorbenen aufbewahrt wurden, um Neuzugängen
Platz zu machen (Zweit-bestattung). Ursprünglich hatte jeder
Pfarrfriedhof, neben an oder unter der Kirche einen Karner. Auf den
Synoden von Münster und Köln (1279/1280) wurden sie zwingend
vorgeschrieben. In früheren Jahrhunderten war die Lebenserwartung
nicht so hoch; so gab es in Relation zur Bevölkerungszahl mehr
Beerdigungen. Friedhöfe waren damals immer um die Kirche herum
angelegt und kaum erweiterungsfähig. |
Beinhaus-Erinnerung
|
|
Im
Jahr 1058 beschränkte man die Grenzlinien der Friedhöfe
auf 60 Schritte im Umkreis des Altars für Hauptkirchen und 30
Schritte für Kapellen. Weiter entfernt konnte man sich des Segens
der im Altar ruhenden Reliquien und der Fürbitte des Heiligen
nicht sicher sein. 33)
So war es üblich,
die Gräber schon nach 5 bis 10 Jahren wieder zu verwenden. Zudem
gab es keine Familiengräber; der nächste Tote erhielt das
frei werdende Grab. Manche Totenschädel in den Beinhäusern
wurden auch bemalt oder mit Inschriften versehen, um sie der Anonymität
zu entreißen. Karner waren besonders in Bayern, Österreich
und Ungarn verbreitet; sie standen an katholischen und protestantischen
Gotteshäusern. In den letzten hundert Jahren wurden die Karner
abgerissen bzw. in Lourdeskapelle, Abstellräume oder Vorhäuser
umgewandelt. In manchen Kirchen wie hier in Sigmertshausen erinnert
aber noch eine Nische mit einigen Totenköpfen an die frühere
Trauerkultur. Die aufgestapelten Gebeine sollen die Kirchenbesucher
an die Vergänglichkeit des Menschen ermahnen. |
Eingangsportal
An
der Eingangstüre ist noch ein alter Türklopfer
angebracht.
Wenn Sie sich für alte Beschläge an den Portalen der Kirchen
im Dachauer Land interessieren, klicken
Sie hier.... |
Türklopfer
|
Früher
hatte die Kirche noch einen weiteren Ausgang, damit die große
Zahl von Wallfahrern bewältigt werden konnte. Dieses Portal
lag hinter dem Chorgestühl auf der linken Seite, ist jetzt
zugemauert, aber noch erkenntlich.
|
Nach einer Liste des Landesamt für
Denkmalpflege soll es in Sigmertshausen Reste eines unterirdischen Gangs
geben, der in Zusammenhang mit sog. Schrazllöchern steht.
Mehr über Schrazllöcher...
Hans Schertl
Quellen:
01)
Michael Wening, "Historico-topographica descriptio Bavariae", Band
1, 1701
02)
Lorenz Westenrieder, Statistische Beschreibung des churfürstl. Landgerichts
Dachau, 1792, S. 45 (Westenrieder)
03) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren
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04) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches
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05) Mayer-Westermayer, Statistische
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06) Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss
des Königreichs Bayern, vom kgl. Statistischen Bureau in München,
1876 (Stat.)
07) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des
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08) Theodor Bitterauf, Die Traditionen
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09) Konrad Beyerle, Übersetzung
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10) Niklas/Endres, Pfarrchronik
Röhrmoos 1933-1953 (Kreuzweg, Restaurierungen, Glockenablieferg,u.v.a.mehr)
11) Max Gruber, Zwei Kirchen Johann
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12) Werner Widmann, Kunstreiseführer Von München
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13) Dipl-Ing.Franz Peter, Zu den
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14) Joseph
von Obernberg, Reisen durch das Königreich Baiern, S.397, 1816
15) Georg Brenninger, Orgeln und
Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/2
16) Wilhelm Störmer, Adelige
Eigenkirchen u.Adelsgräber-Denkmalpflegerische Aufgaben,1975, ZBLG
38, S.1142-1158 (UrkNr)
17) Anton Landersdorfer, Das Bistum
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18) Kirchenführer St.Vitalis Sigmertshausen, 1988
19) Josef Bogner, Dorfkirchtürme im Amperkreis,
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20) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler,
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21) Robert Böck, Wallfahrt im Dachauer Land, Bd
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22) Bauer/Rupprecht, Corpus der
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des Konigreichs Bayern, 1868
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28) Anton Haschner, Entstehung der Wallfahrt von Sigmertshausen,
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29) Thaler/Rumrich,
Erinnerungen-Gemeinde Röhrmoos, 2004
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31)
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32)
Karl Grüner, "Unten bauchig, oben spitz", Münchner
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34) Sabine John, Zwei barocke Passionsgruppen
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39)
Sigrid Gensichen, Auratisierte
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40)
Eckart Bieger, Das Bilderlexikon der christlichen Symbole, 2011 (Anker)
41) Dr.Heisig, Kunstreferat des
Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz
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Karte mit Besitzungen und Pfarreien der Abtei Scheyern bei der Ausstellung
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43)
Robert Böck, Die Filialkirche St.Vitalis in Sigmertshausen, Beschreibung
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44) Repertorium
des topographischen Atlasblattes Dachau S.22, 1824
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Atlas von Bayern, Digitale
Bibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek (Hofmark)
47
Liste der Baudenkmäler
in Röhrmoos, Bayer. Landesamt
für Denkmalpflege, Baudenkmäler-Stand 2024
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9.3.2022
Primiz
von H.H.Johann Eichenseer
Am
13.7.1958 konnte in Sigmertshausen die Primiz von H.H.Johann Eichenseer,
Gastwirtssohn von Sigmertshausen, gefeiert werden. Ein solches Fest hat
Sigmertshausen noch nie erlebt. Am 29.6.58 wurde der Hochw.Herr Primiziant
im Dom zu Eichstätt zum Priester geweiht. An dieser Feier nahmen sehr
viele von Sigmertshausen und Umgebung teil. Am gleichen Tage abends 19
Uhr wurde der neugeweihte Priester von Schönbrunn aus feierlich in seine
Heimatgemeinde eingeholt, begleitet von einem 2 km langen Zug von Radfahrern,
Motorrädern und Autos. In Großinzemoos begrüßte den Primizianten Herr
Bürgermeister Schell und Kirchenpfleger Hof. Am Ortseingang von Sigmertshausen
sprach das Primzbräutchen (Walli Eichenseer) unter Überreichung einer
Stola ein Begrüßungsgedicht und dann entboten Bürgermeister Greiter
und Kirchenpfleger Matthias Maierhanser den Willkommensgruß der Heimatgemeinde.In
der festlich geschmückten Kirche begrüßte darauf H.H.Pfarrer Heldwein
den Primizianten, der dann nach einer kurzen Andacht noch den Primizsegen
erteilte. - In einem sehr gut besuchten Triduum bereitete H.H.Pater Leo
Roth von Dachau die Gemeinde seelisch auf die Primizfeier am 13.7.58 vor.
Am Vorabend des Primiztages zeigte die Jugend beim Friedhofaufgang am
Weiher das von Herrn Lehrer Herbert Regele eingeübte Spiel vom "reichen
Prasser und armen Lazarus" vor etwa 500 Zuschauern.
Der Primiztag war ein herrlicher, sehr heißer Julisonntag (13.7.1958).
Vormittags 3/4 9 Uhr setzte sich der Kirchenzug (Feuerwehr mit Kommandant
Hartmann, Jugend mit Bannern, Schwestern von Schönbrunn-Häusern-Indersdorf,
sowie Veteranen- und Schützenvereine) in Bewegung, um den Primiziaten
vom Elternhaus abzuholen. Prälat Friedrich Pfanzelt (Dekan und Stadtpfarrer
von Dachau) und Professor Dr. Josef Kürzinger (Rektor der phil.-theol.Hochschule
in Eichstätt) geleiteten den Primizianten zum Primizaltar, der auf
dem Hörlanger (an der Straße nach Niederroth) aufgerichtet
war und mit dem Gnadenbild "Unserer lb.Frau im Mantel", das
im Kirchenzug von 4 Mädchen mitgetragen wurde, geschmückt wurde.
Die Primizpredigt hielt H.H.Rektor Prof. Josef Kürzinger von Eichstätt.
Beim feierlichen Primizamt sang der Kirchenchor die Schubertmesse. Etwa
10 bis 11 000 Menschen n nahmen an der Primizfeier teil. Es war eine Primiz,
wie man sie nur selten erleben kann. Seine erste Seelsorgsstelle erhielt
der Hochw. Herr Primiziant in Roßtal in der Diözese Eichstätt.
Bericht von Franz Thaler
Mayer'sche
Hofkunstanstalt
Die Floriansfigur an der Friedhofsmauer
stammt aus der Mayer'schen Hofkunstanstalt in München und wurden
dort um 1875 ge-schaffen. Die Mayer'sche Hofkunstanstalt war im ausgehenden
19.Jh. die bedeutendste Werkstatt für religiöse Kunst in Bayern.
Sie wurde von Joseph Gabriel Mayer 1844 gegründet, um begabten Behinderten
eine Möglichkeit zu geben, ihr Talent in eine berufliche Tätigkeit
einzubringen. Mayer war vorher Vorstand der staatlichen "Anstalt für
Erziehung und Unterricht krüppelhafter Knaben". Unter Anleitung des
Bildhauers Prof. Joseph Knabl (1819-1882) wurden im Betrieb Heiligenstatuen,
Kreuzwegstationen und andere christliche Plastiken hergestellt und gefasst
sowie Altaraufbauten produziert. Bereits kurze Zeit später beschäftigte
Mayer 100 Mitarbeiter, für die er sogar Kranken- und Unterstützungskassen
schuf. 1882 verlieh der bayerische König Ludwig II. dem Unternehmen
den Titel "Königliche Bayerische Hofkunstanstalt". 1892 folgte der
Titel "Institut des Heiligen Apostolischen Stuhles", verliehen durch Papst
Leo XIII. (1878-1903). Die Hofkunstanstalt besteht als führende Werkstätte
für Glasgestaltung und Mosaik in der Architektur in der Münchner
Seidlstraße noch heute.
Reisen durch das Königreich Baiern,
1816
14)
von Joseph von Obernberg
... Zwischen Arzbach
und Sigmershausen liegt jene ernsthafte Gegend, welche Herr von Westenrieder
so romantisch fand, und jene Höhe, worauf ihn eine herrliche Aussicht
nach Osten her bezaubernd überraschte. In Sigmershausen fänden
Sie, wenn Ihnen der kleine Umweg nich lästig wäre, eine schöne
Kirche, deren Rundung und Wölbung nach italienischer Bauart dem Maurermeister
Fischer von München Ehre macht, welcher den Bau im J. 1755 geführt
hat.
Der Ort ist eine alte Hofmark, deren Schloß nicht mehr besteht.
Sie hatte verschiedene Besitzer: die von Törring, von Stingelheim,
von Muggenthal, und die von Seiboltsdorf, an die sie fast immer durch
Heirath gedieh. Im Jahr 1698 brachte dieselbe Franz Maximilian käuflich
an sich...
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