Pfarrkirche
St. Johannes der Täufer in SULZEMOOS
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Kurzbeschreibung
Datenblatt
Die Ortschaft
Sulzemoos wurde unter dem Namen Sulzamoos (Siedlung am sulzigen
Moos) um 820 erstmals schriftlich erwähnt
Wenig später ist in einer
Urkunde von 844 auch von einer Kirche
die Rede. Es wird wohl ein Holzbau gewesen sein.
Die heutige Pfarrkirche Sulzemoos wurde im 12.Jh.
errichtet.
Für dieses frühe Datum sprechen die Nagelfluh-Quader,
die für das Mauerwerk verwendet wurden. Bald danach wurden
die Kirchen bei uns aus Backsteinen errichtet. Die unteren Teile
des Lang-hauses zählen zu den ältesten noch vollständig
erhaltenen Bauwerksteilen im Dachauer Land.
Die Kirche ist dem hl.
Johannes Baptist geweiht. Auch das spricht für ein hohes
Alter. Tauf-Kirchen, von denen aus die Missionierung eines Gebiets
betrieben wurde, hatten häufig St.Johann Baptist zum Patron.
Nach der Konradinischen
Matrikel aus dem Jahr 1315
hatte die Pfarrei Sulzemoos 3 Filialen: Odelzhausen, Oberumbach
und Essenbach. Odelzhausen wurde 1923 selbstständige
Pfarrei und nahm Essenbach und Mie-gersbach als Filialen mit.
Oberumbach wurde 1906 nach Pfaffenhofen/Glonn um-gepfarrt.
Heute gehört nur Bogenried mit der Hofkapelle St.Michael
zur Pfarrei Sulzemoos. Seit 1979 gehört Sulzemoos zum
Pfarrverband Odelzhausen.
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Anbetungsengel am Seitenaltar
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In dem schlanken, 41,6
Meter hohen Zwiebelturm wurde 1712/1732 errichtet.
In ihm hängen vier Glocken. Darunter eine im Jahr 1636 vom
Bernhard Ernst und eine 1795/98 von Nikolaus Regnault gegossene Glocke.
Am Chorschluss ist eine halbkreisförmige Sakristei
mit Oratorien im Obergeschoss angebaut.
Innenausstattung
Das Innere der Kirche
besticht durch die reichen Stuckaturen
von Benedikt Heiß (um 1715). Bunte Girlanden umrahmen kleine Bilder
von Heiligen oder von Wappen. Sie sind untereinander durch Knabenfiguren
verbunden. Die Farben sind in einer warmen Tönung gehaltenen; dazwischen
weiße Akanthusmotive als Gegensatz und Auflockerung.
Die mit prächtigen
Rocaille-Ornamenten versehenen Rokoko-Altäre stammen aus der
Zeit um 1750 und wurden im 19.Jh mehrmals ergänzt. Bei ihnen dominieren
die Bilder; Assistenzfiguren sind nur am rechten Altar vorhanden.
Choraltar
Im Aufzug ein Bild der Hl.Dreifaltigkeit
Im Mittelteil zeigt das Altarbild im Nazarenerstil die Taufe Jesu durch
den Patron der Kirche, Johannes den Täufer. Es wurde 1740/50 von
Maler Sebastian Wirsching gemalt.
Im Antependium des Hochaltars zeigt im silbergrauen Relief Jesus und die
Emmausjünger
Seitenaltäre
Die ebenfalls rot und grau marmorierten und mit vergoldeter Ornamentik
verzierten Rokoko-Altäre sind 168 cm breit und fast raumhoch. Sie
wurden in der Zeit um 1750/60 erstellt. In den Auszügen Strahlenkränze
mit flammenden Herzen.
Linker Altar
Auf dem von zwei großen Engelsfiguren begleiteten Altarblatt befindet
sich das Bild die Madonna mit Kind.
Der Tabernakel wird eingerahmt von Reliquienbehältnissen mit großen
Sichtfenstern.
Rechter Altar
Das Altarblatt zeigt die Anbetung der Drei Weisen aus dem Morgenland
Assistenzfiguren stellen Jakobus den Älteren (mit Pilgerstab) und
Joachim, den Großvater Jesu (mit Schäferschaufel) dar.
Patron des Altars in der Seitenkapelle ist der hl. Leonhard.
Leonhardskapelle
An der Langhausnordseite wurde schon im 18.Jh. eine Seitenkapelle, die
Leonhardskapelle, errichtet. Dort steht ein vierter Altar aus der
2. Hälfte des 18.Jh der dem hl.Leonhard geweiht ist.
Im Auszug ein Georgsgemälde
In der Mittelnische zeigt das Altarblatt den hl.Leonhard in der Glorie.
Der Tabernakel wird eingerahmt durch zwei im barocken Stil verzierte Pyramiden-Reliquiare
mit Oberschenkelknochen der Heiligen hinter den großen Sichtfenstern.
In dieser Leonhardskapelle erinnern frühbarocke Epitaphe
an die ehem. Hofmarksherren
von Sulzemoos, die sicher einen großen Beitrag zur reichen Ausstattung
der Kirche geleistet haben.
Sehr dekorativ sind
die 14 Kreuzweg-Stationsbilder im vergoldeten
Rokoko-Schnitzrahmen. Die Bilder wurden von Anton Niedermaier (1868-1932)
aus München im Jahr 1911 mit Ölfarbe auf Leinwand gemalt.
In der Kirche werden folgende Heilige
als Figuren oder in Bildern dargestellt:
-St.Aloisius
mit Kruzifix (1890) |
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-St.Magdalena
mit Totenkopf im Deckengemälde (1890)
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-St.Antonius
mit dem Jesuskind im Deckengemälde (1890) |
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-St.Nikolaus
Figur
im Kirchenschiff (1750)
|
-St.Cäcilia
an der Orgel, im Deckengemälde (1890) |
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-St.Sebastian
Figur
im Kirchenschiff (1750) |
-St.Elisabeth
mit Rosen u.Krug im Deckengemälde (1890) |
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-
4 Evangelisten (Matthäus,
Markus, Lukas,
Johannes) |
-St.Franziskus
mit Kruzifix im Deckengemälde (1890) |
|
-
Heilige Familie
im Deckengemälde (1890) |
-St.Georg,
Bild in der Leonhardkp (18.Jh) |
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-St.Jakobus,
als Assistenzfigur am Seitenaltar (1750) |
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- Herz-Jesu-Statue,
Figur
im Kirchenschiff (20.Jh.) |
-St.Joachim,
als Assistenzfigur am Seitenaltar (1750) |
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-
Hl.Dreifaltigkeit im
Choraltaraufsatz (1740) |
-St.Johannes
d.Täufer im Choraltarblatt (1885) |
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-Jesus
und die Emmausjünger, Relief im Antependium |
-St.Johannes
Nepomuk, Figur am Seitenaltar (1750) |
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- Guter
Hirt, Figur
im Kirchenschiff |
-St.Leonhard,
Altarblatt in der Leonhardskp (18.Jh) |
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-St.Maria,
als Herzogspitalmutter, Gemälde (19.Jh.) |
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-
Anbetung
der 3 Weisen (1720)
|
-
Muttergottes von Altötting,
Figur am Seitenaltar (1890) |
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-
Madonna mit Kind
am linken Seitenaltar (1890) |
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Denkmalschutz
Die Kirche ist in der vom Landesamt für Denkmalpflege herausgegebenen
Liste der Baudenkmäler in Sulzemoos enthalten. Dort wird sie mit
folgenden Worten beschrieben: " Aktenzeichen: D-1-74-146-1; Katholische
Pfarrkirche St. Johannes der Täufer; Kirchstraße 7; Saalbau
mit eingezogenem, fünfseitig geschlossenem Chor, vor der Westseite
hoher Turm mit Oktogon und Zwiebelhaube, Langhaus romanisch, Chor und
Turm spätgotisch, um 1716 barockisiert, Turmaufbau 1732; mit Ausstattung".
60)
Pfarrei
und Pfarrverband
Der Sprengel der Pfarrei Sulzemoos umfasst die Orte Sulzemoos, Grubhof,
Lederhof. Bis 1896 gehörte auch Machtenstein zur Pfarrei. Seit 1979
bildet die Pfarrei Sulzemoos zusammen mit den Pfarreien Einsbach, Ebertshausen,
Odelzhausen, Pfaffenhofen und Sittenbach den Pfarrverband Odelzhausen.
Gottesdienstzeiten erfahren
Sie auf der Internetseite des Pfarrverbands. Klicken
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erfahren Sie auf der Internetseite des Pfarrverbands Odelzhausen.
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das Geläute der Sulzemooser Glocken hören ...
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Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Geschichte
des Ortes
Die Ortschaft Sulzemoos wurde unter
dem Namen Sulzamoos (Siedlung am sulzigen Moos 21))
um 815/ 820 erstmals schriftlich erwähnt 05),08),
22).
Mit der Urkunde vom 2.Juni dieses Jahres hatte der Laie Cozpald seinen
Einspruch gegen eine Schenkung seines Onkels Pisum an das Bistum zurückgenommen.
Zum Dank erhielt er den Besitz als Lehen rückübertragen. Dr.
Monika Ofer hat diese Urkunde übersetzt; wenn Sie die Übersetzung
(und den lateinischen Originaltext) lesen möchten, klicken
Sie hier...
844 spricht eine Urkunde des ostfränkischen Karolingers Ludwig
des Deutschen davon, dass Sulzemoos "in pago Huosii", d.h. im Huosigau
liege. 34)
Um 1440 wird die Hofmark Sulzemoos erwähnt, die von 1640-1821 die
Fam. Geböck innehatten. 27)
Im Jahr 1568 veröffentlichte der
Kartograph Philipp Apian 24 Landtafeln, die zusammen eine Landkarte
(im Maßstab 1:144.000) des noch mittelalterlichen Bayern bildeten.
Die Genauigkeit der Landkarten wurde erst im 19. Jh übertroffen; noch
Napoleon benutzte sie für den Einmarsch in Bayern. In
der Karte und in der begleitenden Landesbeschreibung sind die bedeutendsten
Orte mit Gebäuden dargestellt.
Es sind, wie Dr.Peter Dorner
11)
schreibt
, authentische Ansichten der betreffenden Schlösser und Burgen.
Zudem ist die Bedeutung berücksichtigt: je wichtiger das Schloss
oder der Schlossherr, desto größer die Zeichnung. Die
Burg Sulzemoos ist viel größer abgebildet, als es ihrer
territorialen Bedeutung entsprach. Das lag an dem da-maligen Besitzer
Wigulaeus Hundt. Er war Professor, Kanzler, Geheimer Rat Hofrats-präsident
und einer der bekanntesten Historiker seiner Zeit. Von seinem Stammschloss
in Lauterbach aus hatte er 1546 mit dem Heiratsgut seiner Frau Sulzemoos
erworben, eine "Hofmark mit verfallenem Schloss" hieß
es. Apian bezeichnete es 20 Jahre später als "elegantes,
von Gräben umgebenes Schloss".
Wie auf der Zeichnung von Apian zu sehen ist, hat das Schloss die
Jahrhunderte fast unverändert überstanden. Lediglich die
1568 noch vorhandenen Erkerchen fehlen heute. Sie sind den Zerstörungen
im Spanischen Erbfolgekrieg (1704-1714) zum Opfer gefallen.
|
Auszug aus der Landkarte von Apian 1568
|
Mehr zur
Geschichte der Schloss- und Hofmarksbesitzer von Sulzemoos finden
Sie im Historischen Atlas von Bayern, der 1958 von der Kommission
für Bayerische Landesgeschichte unter Max Spindler herausgegeben
wurde. 54)
Sie können den
Bericht hier lesen...
Die Gemeinde Sulzemoos, zu der die
Gemeindeteile Eichenhof, Einsbach, Haidhof, Hilpertsried, Lederhof, Lindenhof,
Oberwinden, Orthofen, Unterwinden, Wiedenzhausen und Ziegelstadel gehören,
hatte 2019 rd. 3000 Einwohner. 43)
Geschichte der Kirche
Die Sulzemooser Kirche (möglicherweise
zunächst nur eine Schlosskapelle) ist in einer Tauschurkunde im Jahr
844 erstmals erwähnt. 22)
Dort heißt es, dass König Ludwig der Deutsche
die "in pago Huosi" (im Gebiet des Stammes Huosi) gelegene Kirche
von Sulzemoos nebst einigen Grundstücken vom Regensburger Bischof
Bathurich erwarb. Nach Ludwigs Tod (876) fiel die Besitzung aber wieder
an das Kloster St.Emmeram in Regensburg zurück. Wie lang es zum Kloster
gehörte ist unbekannt. Im Jahr 1083 befand sich Sulzemoos
aber schon im Besitz eines Edelgeschlechts, denn Bischof Norbert von Chur,
ein Graf von Andechs und Hohenwart, kaufte die Sulzemooser Kirche und
einige Grundstücke von einem "vir nobilis Amelbertus",
also einem Adeligen, um sie dem von ihm gegründeten Collegiatsstift
in Habach zu schenken. 27)
Noch 650 Jahr später, in der Schmidtschen Matrikel von 1738, wird
von Zehentrechten dieses Collegiatsstifts berichtet. 02)
Die heutige, dem hl. Johannes dem Täufer geweihte Pfarrkirche wurde
wohl in der 1. Hälfte des 12. Jh. erbaut. Das schließen
die Historiker aus dem Material für die Umfassungsmauern, nämlich
großen Nagelfluh-Quadern. Denn schon in der 2.Hälfte des 12.Jh
wurde der Backstein das bevorzugte Baumaterial für Steingebäude.
22)
Konradinische Matrikel 1315
02)
Nach
der Konradinischen
Matrikel hatte die Pfarrei Sulzemoos
im Jahr 1315 zwei Filialen
mit Friedhof, Odelzhausen und (Ober)umbach sowie eine Filiale ohne
Friedhof, nämlich Essenbach.
Der Originaltext der Matrikel lautet: "Sultzenmos soluit VIII
Pfund, habet II filias, Otolshausen et Umbach cum sepulturis. Ozzenbach
sine sepultura et Capellam Oekershoven". |
Originaltext
der Matrikel v.1315
-Vergrößerung per Klick-
|
In dieser Matrikel wird (wohl als
spätere Anmerkung) auch das Ausenkoferische Beneficium
in Odelzhausen genannt, das aus dem Jahr 1300 stammen sollte (tatsächlich
wohl erst später, lt. Urkunde vom 11.Nov.1363). Das Benefizium liege
auf dem Lampertusaltar in Odelzhausen. Interessant ist der Hinweis auf die
Capellam Oekershoven, die Kapelle in Eckertshofen. Die schon 809 schriftlich
als Ekkiperchteshova erwähnte Ortschaft lag zwischen dem Schloss Odelzhausen
und Taxa. Man geht davon aus, dass sie um 1350 in der Burgsiedlung Odelzhausen
aufgegangen ist. 40)
Sunderndorfer'sche
Matrikel 1524 02)
Nach der Sunderndorfer'schen
Matrikel aus dem Jahr 1524 hatte die Pfarrei "Sultzmoss"
noch immer die drei Filialen "s.Udalrici in Oberumbach, B.Virginis
(!) in Odeltzhausen cum sepulturis" (mit Friedhöfen)
und s.Petri in Miecherspach sine sepultura" (ohne Friedhof).
Der Pfarrhof scheint in keinem guten Zustand gewesen zu sein. Pfarrhaus
und die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude bedürfen der
Renovierung, heißt es. Die Pfarrei Sulzemoos war dem Pfarrherrn
Eberhard von Hiernhaim übertragen, der auch Pfarrer von Aubing war.
Solche Mehrfachbesetzungen, d.h. die Übertragung mehrerer Pfarreien
an einen Pfarrherrn (Pfründehäufungen), waren damals
die Regel. Die tatsächliche Seelsorge vor Ort in Sulzemoos versah
aber Vikar Ulrich Herl, der hoffentlich eine angemessene Entlohnung erhielt.
Diese Arbeitsteilung in Pfarr-Besitz und Pfarr-Arbeit war schon mehrere
Jahrhunderte alt und hatte früher wegen allzu niedriger Bezahlung
der Vikare zur bitteren Armut des einfachen Klerus geführt. Erst
ein Beschluss der bayerischen Provinzialsynode von 1418, die Vikare müssten
ein anständiges Einkommen erhalten, milderte die Ungleichheit im
Einkommen etwas ab. Ein Vikar durfte aber seit 1418 nur noch eine einzige
Pfarrei seelsorgerisch betreuen; bis dahin war die Versorgung mehrerer
Pfarreien möglich und wegen des Hungerlohns der Vikare auch nötig.
In der Pfarrei Sulzemoos gab es 1524 einen Kaplan mit Namen Christoph
Scheirer, der ausschließlich für die Filiale Odelzhausen tätig
war. Scheirer wurde aus dem o.a. Ausenkoferische Beneficium bezahlt, das
60 Gulden jährlich abwarf.
Das Präsentationsrecht (Vorschlagsrecht für die Besetzung
einer Stelle ) für die Pfarrei Sulzemoos besaß der Freisinger
Bischof (Jus liberae collationis) 59)
,
für den Odelzhausener Benefiziaten der Freiherr Auer ("Nobilis
Awer").
Die beiden Priester in Sulzemoos
und Odelzhausen betreuten 400 Communicantes, d.s. Gläubige nach der
Erstkommunion. Damit gehörte Sulzemoos zu den größeren
Pfarreien des Dachauer Landes.
Visitationsbericht von 1560 42)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck
des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung
aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation wurde durch bischöfliche
und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war
die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe,
die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen
detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen.
Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben
interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie
Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über Sulzemoos heißt es, der Pfarrer und
Dekan Georg Schädl wurde vor 80 Jahren Orthofen geboren. Er wurde
in Rom zum Priester geweiht und ist seit 29 Jahren Pfarrer hier in Sulzemoos.
Schädl beklagt die große Einflussnahme der Schlossherren. Er
dürfe in der Kirche nichts machen oder ordnen, ohne dass die Obrigkeit,
die Hofmarksherren, vorher davon Kenntnis habe. Privat hat er eine Köchin,
aber "er hält sich wol". Dies war mit 80 Jahren nicht schwierig.
Sein junger Cooperator in der Filiale Odelzhausen hatte 3 Kinder, war
aber dennoch angesehen im Dorf. Die Pfarrei hatte damals rd. 500 Communicanten
und war eine der größeren unter den Pfarreien des Dachauer
Landes.
Wenn Sie an weiteren Details
der Visitation interessiert sind,
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Dreißigjähriger Krieg
Über Beschädigungen der Kirche im 30jährigen Krieg ist
mir nichts bekannt. Nach Josef Scheidl ist die Zahl der Häuser von
37 im Jahr 1631 auf 30 (1649) zurückgegangen
07) .
Das war übrigens der einzige dokumentierte Rückgang der Häuserzahl
im Zeitraum von 1445 bis 1800.
Spanischen Erbfolgekrieg
Stärker war wohl
die Beeinträchtigung im Spanischen Erbfolgekrieg von 1704 bis 1714.
Die Häuser der Ortschaft haben damals jedenfalls schwer gelitten;
ein Großteil von ihnen brannte nieder. Das Dorf war fast ganz zerstört,
schreibt Kreisheimatpfleger Josef Scheidl (1875-1953)
07). Da wird die Einrichtung der Kirche
nicht verschont geblieben sein.
So könnte die Barockisierung der Kirche 1716 auf Beschädigungen
im Erbfolgekrieg 1704-1714 zurückführen sein. Allerdings wurden
zur damaligen Zeit auch viele andere Kirchen im Dachauer Land umgebaut,
weil der Barockstil modern war und als Abbild des Himmels hier auf Erden
galt.
Der Stuckateur war Benedikt Heiß,
der hier in Sulzemoos, wie später in Maisach, alle Register seines
Könnens zog und sein gesamtes Formenrepertoire einsetzte: flächenfüllender
Akanthus mit Blüten, Putti als Träger von Rahmen und Blumenkörben,
Blütenfestons, Muscheln, Greifen und Ähnliches.
Schmidt'sche
Matrikel 1738 02)
In den Jahren 1738 bis 1740 besuchte der Kanonikus Schmidt aus Freising
die Pfarreien der Diözese und erstellte die nach ihm benannte Schmidt'sche
Matrikel. Über die Pfarrei "s.Joannis Bapt.
in Sulzemos" berichtete er: Der aktuelle Pfarrer heiße seit 1735
Josef Gruber. Das Präsentationsrecht wechsle monatlich zwischen dem
bayerischen Hof in München und dem Bistum in Freising (Monatspfarrei).
Die "dat pro primis fructibus", die Abgabe des Pfarrers an den
neuen Bischof beim Bischofswechsel betrug 50 florenos (Goldmünze im
Gewicht von 3,54 g). Diese nicht unerhebliche Abgabe für den neuen
Bischof war auch ein Gradmesser für die wirtschaftliche Situation einer
Pfarrei um 1740 (Durchschnitt 37 Florenos). Das Pfarrhaus und die dazugehörenden
Wirtschaftsgebäude seien neu, schreibt Schmidt, und zeigten keine Schäden.
Zum Pfarrhof gehörten noch sechs weitere "Widengüetl",
kleine Bauernhöfe, in "Odelzhausen, Diettenhausen, Mieggerspach,
Hadersriedt, Höffa und Oberumbach", deren Erträge den Lebensunterhalt
des Pfarrers sicherten.
Kirche im Schaten des Schloss
Sulzemoos
mit Sattelturm - um 1700
|
Die Zahl der Gläubigen
war in den vergangenen 200 Jahren von 400 auf 750 gestiegen; und
das trotz der erheblichen menschlichen Verluste im Dreißigjährigen
Krieg, in dem im Land-gericht Dachau die Hälfte aller Menschen
durch Kriegshandlungen und die Pest umgekommen sind. Die Zahl
der Filialkirchen von Sulzemoos hatte sich um Essenbach und Machtenstein
auf fünf erhöht; dazu kamen noch die Kapellen in Dietenhausen,
Hadersried und im Schloss Odelzhausen.
Die Pfarrkirche Sulzemoos rechnet Schmidt zu den schöneren
unter den Kirchen auf dem Land. Sie habe drei Altäre. Der
Hochaltar sei dem hl.Johannes d.Täufer, die Seitenaltäre
den drei Weisen aus dem Morgenland und den 14 Nothelfern geweiht.
Das Kirchweihfest falle auf den zweiten Sonntag nach Jakobi (25.Juli).
Im Friedhof stehe ein Beinhaus. Im Turm hingen zwei geweihte Glocken.
Die Einnahmen verwalteten der Pfarrer und der Hofmarksherr von
Sulzemoos (Baron von Gebekh). Der Bericht schließt mit dem
Satz: "Das Vermögen dises Pfarr-Gottshauses hat letzthin
auf die 4299 fl. (=Gulden), 57 kr.(=Kreuzer) und
5 hl.(=Heller) ausgemacht". Dies war im Verhältnis
zu anderen Kirchen ein sehr hoher Betrag.
|
Bruderschaft 1796 24)
1796 wurde vom damaligen Pfarrer Kammerloher eine Bruderschaft zu Ehren
der allerheiligsten Dreifaltigkeit gegründet, die der Oberhirte
am 13.Juni confirmierte (bestätigte) und Papst Pius VI. (1775-1799)
mit Ablässen ausstattete.
- Hauptfeste: Dreifaltigkeitssonntag und Johannes d.Täufer
(24.6.).
- Drei Conventtage. An den Festen jeweils Lobamt und Procession;
tags darauf Requiem für die verstorbenen Mitglieder.
- Ablässe: die einfachen von Pius VI. vom 16.Febr.1796:
Was:
Wer:
Wann:
|
"Ablässe
auf sieben Jahre und ebensoviele Quadragene (1 Quadr.= 40 Tage).
Diejenigen, welche, nachdem sie gebeichtet, und die heilige Communion
empfangen, an folgenden vier Fest- und Sonntagen die Pfarrkirche zu
Sulzemoos, allwo die Bruderschaft aufgerichtet ist, andächtig
besuchen:
- 1. am dritten Sonntag in der heiligen Fastenzeit
- 2. Am Feste des heiligen Johannes des Täufers
- 3. Am Sonntage nach Maria Geburt
- 4. Am dritten Sonntage der heiligen Adventzeit, und darin auf obige
Weisung und Meinung eifrig bethen." |
Die Bruderschaft hat kein Vermögen;
die Gottesdienste werden aus dem Opfer bestritten.
Beschreibung
1817 01)
Am 27.12.1817 verfasste Pfarrer Johann Nepomuk Kammerloher aus Sulzemoos
eine Beschreibung seiner Pfarrei.
Er beginnt mit dem Präsentationsrecht (=Vorschlagsrecht für
Besetzung der Pfarrstelle), das damals der bayerische König besaß.
Vor der Säkularisation (1803) war Sulzemoos eine Wechselpfarrei,
d.h. das Recht, einen neuen Pfarrherrn vorzuschlagen, wechselte zwischen
dem Freisinger Ordinariat und dem bay.Herrscherhaus nach jedem Erledigungsfall.
Das Konkordat von 1817 (Art. XI Abs. 2) sprach dem Landesherren das Präsentationsrecht
zu, das vor der Säkularisation den geistlichen Korporationen (z.B.
Klöstern) oder den Fürstbistümern gebührte. Weiter
heißt es in der Beschreibung von Kammerloher:
|
"Neben der
Pfarrkirche hatte Sulzemoos 1 Nebenkirche, 1 Filialkirche, 1 Expositurkirche,
3 Expositurnebenkirchen, eine Kapelle und drei Friedhöfe. Neben
dem Pfarrer wirkten ein Kooperator und ein Beneficiat in der Seelsorge.
Taufsteine und die notwendigen Öle befanden sich in Sulzemoos
und Odelzhausen.
Geographisch ist die Pfarrei ist fast eben; der Westteil enthält
einen Hügel, von Süden gegen Nord wird die Pfarrei von der
Glonn durchschnitten, hindert aber niemals die Comunication der Filiale
und den anderen Orten". |
Die Einkünfte des Pfarrers beliefen
sich auf rd. 730 fl. (=Gulden); sie setzen sich aus Einnahmen aus dem Bauernhof
(513 fl. ), den Zechenden (166 fl.), von Stiftungen (79 fl. ), Stolgebühren
(98 fl. ) abzüglich der Lasten in Höhe von 728 fl. zusammen. Der
Kooperator kam jährlich auf ungefähr die Hälfte, nämlich
350 fl.
Über die Kirche schreibt Kammerloher, sie sei "nicht ganz groß,
ohne Gewölbe, mit einem Rundell umgeben, und auch mit einem hohen Kirchturme
versehen". Die 4 Altär seien dem "Johann Bapt., der Schmerzhaften
Mutter, den Drei Königen und dem hl.Leonhard" geweiht. Das Kirchweihfest
werde am Sonntag nach Michaeli (So nach 29.9.) gefeiert.
Interessant ist die Zahl der Seelen (Gläubigen) in den größeren
Orten der Pfarrei, vor allem für den Vergleich mit der nachfolgenden
Bistumsbeschreibung von 1874. Der Wert von Dietenhausen (17 Einw. in 10
Häusern) erscheint nicht schlüssig.
Ort
|
Einwohner
|
Häuser
|
|
Ort
|
Einwohner
|
Häuser
|
1818
|
1874
|
1818
|
1874
|
1818
|
1874
|
1818
|
1874
|
Sulzemoos
|
284
|
298
|
48
|
56
|
Machtenstein
|
58
|
56
|
12
|
12
|
Odelzhausen |
267
|
274
|
|
33
|
Miegersbach
|
45
|
56
|
9
|
9
|
Taxa |
136
|
132
|
23
|
24
|
Dietenhausen
|
17 (?)
|
55
|
10
|
10
|
Oberumbach |
62
|
84
|
12
|
12
|
Essenbach
|
56
|
54
|
11
|
11
|
Höfa |
46
|
81
|
|
8
|
Stocka
|
16
|
26
|
3
|
3
|
Hadersried |
64
|
65
|
11
|
11
|
|
|
|
|
|
Beschreibung
1820 38)
, 39)
Der bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr
1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach
Ordnung der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung
der einzelnen Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen
Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und
Georg Westermayer 05 )
die ausführlichste
Darstellung.
Sie wurde von der bischöflichen General-Vicariats-Kanzley ohne Namensnennung
von Deutinger herausgegeben.
Die Pfarrei Sulzemoos wird darin wie folgt beschrieben:
|
"Sulzemoos, |
Säcul.
(Monath-)Pf. mit 1 Benef. u. 1 Cooperator. Pfarrkirche Ptr.
Joh.Bapt. Kw. (=Kirchweihfest) Sonnt. nach Mich. (2ten Sonnt.
nach Jak.M.) |
Machtenstein |
Ptr. Mariä Empfängnis; Kw (=Kirchweihfest) Sonntag
vor Simon und Judas |
Odelzhausen |
Gottsd
durch den Coop. an allen Feyertagen; Patron hl.Benedikt, Kw:
Sonntag vor Jak. In dieser Kirche befindet sich dermal auch
das vom Kloster Taxa hieher versetzte Frauenbild Maria Stern.
Der Edle Georg Ausenkofer zu Odelzhausen hat 1406 hieher ein
Beneficium gestiftet, worauf ein jeweiliger Hofmarksherr präsentirt.
|
Frauencapelle |
im
Schloß zu Odelzhausen; Kw Sonntag nach Bartholomäus |
Essenbach |
Patron
hl.Joh.und Paul |
Seelenzahl:
Pfarrei
Sulzemoos: |
1057
Gläubige in
|
186
|
Häusern |
Ort Sulzemoos: |
284
Gläubige in
|
48
|
Häusern |
Einöde
Foppach |
8
Gläubige in
|
1
|
Haus, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std |
Einöde
Grubhof: |
10
Gläubige in
|
1
|
Haus, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std |
Einöde
Lederhof: |
8
Gläubige in
|
1
|
Haus, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std |
Dorf
Machtenstein |
52
Gläubige in
|
12
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 3/4 Std |
Einöde
Rennhof: |
10
Gläubige in
|
1
|
Haus, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std |
Weiler
Ziegelstadel: |
19
Gläubige in
|
6
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/4 Std |
Hofmark
Odelzhausen |
161
Gläubige in
|
30
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1 Std |
Dorf
Dietenhausen |
42
Gläubige in
|
10
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1 Std |
Dorf
Essenbach |
53
Gläubige in
|
11
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 3/4 Std |
Dorf
Hadersried |
40
Gläubige in
|
11
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 5/4 Std |
Dorf
Höfen |
47
Gläubige in
|
7
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 5/4 Std |
Weiler
Langweil: |
16
Gläubige in
|
2
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 5/4 Std |
Dorf
Miegersbach |
34
Gläubige in
|
9
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 5/4 Std |
Dorf
Oberumbach |
74
Gläubige in
|
10
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 7/4 Std |
Weiler
Stocka: |
16
Gläubige in
|
3
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 2 Std |
Dorf
Taxa |
183
Gläubige in
|
23
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1 Std |
|
1848 resignierte der seit 1832 amtierende Pfarrer Riedl (wohl aus
gesundheitlichen Gründen).
- Zunächst wurde in seinem Auftrag sein Privatvermögen (Hausrat,
landwirtschaftliche Geräte und Viehbestand) versteigert. Die
Anzeige benennt die einzelnen Stücke und gibt damit einen
Blick in den Hausstand u. in die Ökonome der Pfarrer dieser Zeit
frei.
- Danach schrieb die königliche Verwaltung, die für die Neubesetzung
der Pfarrstelle zuständig war, die Pfarrei in der Zeitung aus,
um einen neuen Pfarrer zu gewinnen. Dabei wurden die Einnahmen
und Ausgaben der Pfarrei aufgeführt, die wir auf diesem Wege
erfahren.
Mehr dazu finden Sie hier...
Nach der
Versetzung von Pfarrer Aufhauser im Jahr 1867 wurde der Nachfolger
per Zeitungsannonce gesucht. Dabei wurden die Einkommensverhältnisse
im Detail dargelegt. Die Einnahmen betrugen jährlich 1628 Gulden,
die Lasten 350 Gulden.
Die Pfarrei mit 5 Filialkirchen hatte 1261 Seelen, die in 16 Ortschaften
wohnten. Ein Benefiziat und ein Kaplan halfen dem Pfarrer.
Der Pfarrbauernhof mit der beachtlichen Größe von 154 Tagwerk
(51 ha), 6 Pferden, 2 Ochsen und 25 Kühen benötigte 5 Knechte
und 5 Mägde. Der neue Pfarrer musste für das Vieh eine Ablöse
von 600 Gulden zahlen. 58)
.... mehr dazu können
Sie hier lesen...
Beschreibung
1874
03)
Kirche und Pfarrei Sulzemoos sind auch in der "Statistischen Beschreibung
des Erzbisthums München-Freising" aus der Zeit um 1874-84 enthalten,
die zunächst der Benefiziat Anton Mayer und -nach dessen Tod 1877-
Pfarrer Georg Westermayer
als Buch veröffentlichten. Diese bisher umfangreichste Diözesanbeschreibung
sollte in erster Linie den praktischen Bedürfnissen der Diözesan-
und Staatsverwaltung dienen. Daneben verwertete das Werk in Form von "kleinen
Notizen" die Ergebnisse der aufblühenden orts- und lokalgeschichtlichen
Forschung sowie die gedruckten Quellen und die von Heckenstaller und Deutinger
gesammelten Unterlagen im Archiv des Erzbistums. Erste Grundlage dieser
"Mosaikarbeit" waren Mitteilungen der Pfarrämter.
Die Pfarrei Sittenbach als eine der größten Pfarreien des Dachauer
Landes beschreibt er wie folgt:
|
"Geographie:
Die Pfarrei hat 1290 Seelen in 203 Häusern. Von Stocka gehört
1 Haus nach Pfaffenhofen. Ausdrücklich vermerkt ist, dass im
Schlosse des Freiherrn von Schätzler bisweilen auch Protestanten
beschäftigt sind. In Oberumbach lebt noch ein Nazarener als "letzter
Ausläufer des ehmals in der Pfarrei Baindlkirchen verbreiteten
Lindlianismus". Der Umfang der Pfarrei beträgt 6 (Geh)Stunden.
Pfarrei: Wechselpfarrei. Kirchenrechnung: 1628 Einnahmen, 350
Lasten, ergeben Reinertrag von 1278 Gulden. Langfristige Schulden:
9500 Gulden. Das Widum (Pfarrbauernhof) bestzt eine Grundfläche
von 154 Tagwerk (=51ha) der Bonität 10. Das Pfarrhaus wurde schon
im vorigen Jahrhundert erbaut (ca. 1730). Bauzustand gut. Ökonomiegebäude
erbaut 1836. Hilfspriester: ein Expositus und ein Beneficiat in und
für Odelzhausen.
Kirche: Die Kirche liegt an der Distriktsstraße von Aichach
nach Bruck und 1/4 Stunden von der Hauptstraße Mch-Augsburg
entfernt. Ihr Erbauungsjahr ist unbekannt. Stillos. Ziemlich beschränkt
im Raume. Schlanker Kuppel-Thurm mit 4 Glocken. Die größte
von Nicolaus Regnault in München
1795, die mittlere von demselben 1798, die dritte von Glockengießer
Ernst aus München 1760, das kleine Zügen- oder Sterbe-Glöckchen
von 1626. Früher hatte die Pfarrkirche nur zwei Glocken. 4 Altäre,
neue Orgel mit 5 Registern. Gottesdienste an allen Sonn- und Festtagen.
Stiftungen: 28 Jahrtagsämter, 44 Jahrmessen. Bittgänge:
Am Sonntag vor oder nach Maria Heimsuchung und an Mariä Geburt
nach Odelzhausen; am Samstag in der Bittwoche nach Machtenstein. Meßner
und Cantor ist der Lehrer, welcher sich bisher einen Gehilfen hielt.
Kirchenvermögen rd.10.300 Gulden." |
Beschreibung
1895 04)
Die Sulzemooser Kirche ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreiches
Bayerns enthalten, die Gustav von Bezold und Dr.Berthold Riehl im Auftrage
des kgl.Staatsministeriums des Innern, für Kirchen- und Schulangelegenheiten
erstellt haben.
Wenn Sie diese Beschreibung lesen möchten, klicken
Sie hier...
Hofmarksherren
Mehrere Epitaphe in der Kirche weisen auf die enge Verbindung mit den
Hofmarksherren
von Sulzemoos hin. Nach Manfred Daurer hatte die Hofmark seit ihrer Gründung
im Jahr 1440 bis zur Auflösung Anfang des 19.Jh folgende Besitzer:
1440 - 1487 |
die Sendlinger |
1487 - 1500 |
Wolfgang Michelsbeck,
Landrichter von Landsberg |
1500 - 1519 |
Arsacius Armstorfer
zu Asbach |
1519
- 1546 |
Wolfgang
Hinterskircher |
1546 - 1643 |
Wiguläus von
Hundt und Nachfolger (siehe Wappen in der Kirche) |
1643 - 1811 |
Familie von Gepeckh
(erster: Fürstbischof Veit Adam von
Gepeckh aus Freising (1584-1651), der von Arnbach gebürtig
war und 1629 die Dachauer Jakobskirche geweiht hat) |
1811 - 1822 |
Michael von Valta
(nur noch Schlossherr) |
ab 1822 |
Freiherrn von Schätzler
und Nachfolger |
derzeitiger Schlossherr Dr.Michael
von Zwehl.
Pfarrverband
Heute bildet die Pfarrei Sulzemoos mit den Pfarreien Egenburg, Einsbach,
Ebertshausen, Odelzhausen, Pfaffenhofen und Sittenbach den großen
Pfarrverband Odelzhausen.
Bis 1967 hatte die Pfarrei Sulzemoos einen eigenen Pfarrer. Die Namen
der Seelsorger seit 1524 sind in einer Liste des Arbeitskreises Geschichte
von Sulzemoos aufgeführt. Sehen
Sie hier.. oder ersatzweise hier...
Renovierungen
1715 ..... Barocke Umgestaltung
1743-45
Reparatur am Pfarrhof, Rossstall und Pfarrnebengebäuden durch
Maurermeister Conrad Mayr aus Lauterbach 15)
und
die Gesellen Georg Gläsl von Hartpennig 15)
und
Josef Priller von Schliersee 15)
.
1752 ..... Überschlag für eine Pfarrhoferhöhung.
1756 ..... Reparatur der Gartenmauer und von
Mauern des Pfarrhofs durch Conrad Mayr aus Lauterbach und Jakob Kiening
aus Sulzemoos, den Sohn von Andreas Kiening.
1963 Innenrenovierung durch
den Kirchenmaler Willibald Stein; alle Stuckelemente wurden weiß
gestrichen 24)
2006-13 Große Innenrestauration (Architekt
Alex.Zeh): Trockenlegung der Mauern, neuer Fußboden, Sanierung der
|
Stuckraumschale,
Elektrische Heizung statt bisheriger Warmluftheizung, Einrichtung
der Jahreskrippe. Sanierung des Dachstuhls, wegen Pilzbefalls (Hausschwamm).
29)
08)
Renovierung wurde 2007 wegen
Finanzierungsproblemen unterbrochen.
25)
2008 wurden
die Außenrenovierungsarbeiten am Kirchturm begonnen: Renovierung
der Kirchturmuhr (4.300 Euro), Neuvergoldung der Turmkugel und des
Turmkreuzes, Ausbesserung des Außenputzes, Wiederherstellung
der alten Gesimse, Sanierung des Glockenstuhls 29)
Die Kosten wurden zunächst auf 750.000 Euro, später auf
800.000 Euro geschätzt. 08),
29)
Die Pfarrgemeinde musste ein Drittel der Kosten übernehmen.
|
Berichte
aus der Pfarrei
Die Dachauer Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus
dem Pfarrleben berichtet. Diese oftmals in blumiger Sprache verfassten
Berichte beschäftigen sich nicht unmittelbar mit dem Kirchengebäude,
vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck aus der damaligen Zeit.
Meist werden Primizen, Jubiläen oder Einweihungsfeiern beschrieben.
Wenn Sie die Berichte über Sulzemoos lesen möchten, klicken
Sie hier...
Wallfahrten
Über Wallfahrten
der Sulzemooser Pfarrangehörigen ist mir nicht viel bekannt.
Auf jeden Fall war eines der Ziele die Kirche St.Leonhard in Inchenhofen.
Denn im Wallfahrtsmuseum von Inchenhofen ist noch eine Votivgabe aus
Sulzemoos zu sehen, die Wallfahrer im Jahr 1818 mitgebracht haben.
Die Pflugschar besteht aus Holz und ist mit Eisen überzogen.
Die Bemalung zeigt den hl.Leonhard als Abt, mit Ketten in den Händen.
In einer von Akanthus-ranken
umgebenen Kartusche steht der Text:
"Ver Lobt dem S.Leonardus. Von der Gemeinde Sulzemoos. Anno 1818".
24)
Da in dieser Zeit der Wallfahrtsbetrieb schon stark abgeflaut war,
dürfen wir annehmen, dass die Sulzemooser auch schon vorher,
zu den Spitzenzeiten der Leonhardswallfahrt, nach Inchenhofen gezogen
sind. 30)
|
bemalte Pflugschar
in Inchenhofen
|
|
Hinweis:
Die Wallfahrt zum hl. Leonhard in Inchenhofen gilt als älteste
und wichtigste Leonhards-Wallfahrt in Deutschland. Der Aufschwung
begann, als 1283 das Kloster Fürstenfeld die bis dahin noch unbedeutende
Wallfahrt in der kleinen Kapelle übernahm. Sie verhalfen ihr
binnen weniger Jahrzehnte zu höchster Blüte. Die Wallfahrt
selbst geht auf ein Wunder zurück: 1256 sollen Soldaten Votivgaben
in der St.Leonhardskapelle gestohlen haben und daraufhin schwachsinnig
geworden sein. St.Leonhard war bis dahin ein nur an wenigen Stellen
verehrter französischer Heiliger, der als Patron der Gefangenen
und der (damals ebenfalls angeketteten) Geisteskranken um Hilfe angerufen
wurde. Seine große Bedeutung als Bauernheiliger erhielt er erst
im 16.Jh., als die Ketten, mit denen er abgebildet war, als Viehketten
missdeutet/umgedeutet wurden. Diese Patronatserweiterung gab der Wallfahrt
in Inchenhofen noch einen großen Schub. Bis 1803 unternahmen
167 Pfarreien eine alljährliche Wallfahrt nach Inchenhofen. 24)
Heute kommen aus etwa 60 Orten die Wallfahrergruppen, meist zu Fuß,
nach "Leachad", wie Inchenhofen auch genannt wird. Dabei
ist nach wie vor der größte Wallfahrtstag des ganzen Jahres
der Pfingstmontag, an dem zugleich das Hauptfest der 1659 vom Papst
Alexander VII. genehmigten Erzbruderschaft des hl. Leonhard gefeiert
wird. 23)
|
Baubeschreibung
Die am Rande der Ortschaft inmitten
eines ummauerten Friedhofs stehende Kirche ist nicht eindeutig einer bestimmten
Stilrichtung zuzuordnen. Sie besitzt romanische, gotische und barocke
Bauteile. Es handelt sich um eine Saalkirche, deren Decke ohne tragende
Zwischensäulen den gesamten Raum überwölbt. Die Dächer
sind mit Geradschnittbiber gedeckt. 22)
Das vierachsige
Kirchenschiff/Langhaus ist romanischen Ursprungs. Es besteht im
Gegensatz zu den meisten anderen Kirchen im Landkreis nicht aus Backsteinen,
sondern -wie im südlichen und östlichen Alpenvorland- aus großen
Nagelfluh-Quadern; 20)
das ist zu Stein verfestigter
Schotter. Die Bezeichnung kommt von den nagelkopfartig aus der "Fluh",
der Felswand, herausschauenden Geröllen. Dieses romanische Mauerwerk
hat sich bis zum heutigen Tage erhalten. 20)
Selbst im Dachraum sind noch Teile aus dem 12.Jh. zu finden.
Im Buch " Kunstdenkmale des Königreichs Bayern" 04)
wird dazu ausgeführt, dass "die sorgfältige
Ausführung des Mauerwerkes und der Umstand, dass das Material aus
beträchtlicher Entfernung, wohl aus der Gegend von Bruck herbeigeschafft
wurde, darauf hinweist, dass der Bau mit mehr als gewöhnlichem Aufwande
ausgeführt wurde. Da schon in der zweiten Hälfte des 12.Jh der
Backstein in Freising und Moosburg das herrschende Baumaterial war und
auch an allen übrigen romanischen
Bauten der Gegend vorkommt, darf die Kirche von Sulzemoos noch der ersten
Hälfte des 12.Jh zugeschrieben werden.
Romanisch sind auch noch geometrische Muster mit Farbresten auf der durch
den Langhausgiebel verdeckten Ostseite des Chorbogens. 20)
Der wenig eingezogene,
dreiseitig geschlossene
Chor (Apsis) und der quadratische untere Teil des Turmes sind spätgotisch.
Die ursprünglich romanische, halbrunde Apsis wurde wohl um das Jahr
1576 abgebrochen und durch einen dreiseitig schließenden Chorraum
mit Gewölberippen in zwei Achsen
ersetzt.
Die Mauern von Chor (Backstein) und Langhaus (Nagelfluh) stehen nicht
im Verbund. 24)
Kirchturm
|
Der achteckige Oberbau des
41,6 Meter 28)
hohen Kirchturms mit Zwiebel wurde 1712/1732 22)
errichtet. Auf Bildern des Kupferstechers Michael Wening aus dem
Jahr 1701 hat der Turm noch ein Satteldach. Der Oberbau ist durch
Gesimse in fünf Stockwerke gegliedert. Senkrecht sind die Ecken
durch Pilaster
und Wandvorlagen verstärkt. Die sich dadurch ergebenden Felder
enthalten die hochovalen Schallfenster und im Übrigen Ornamentzeichnungen.
Die unteren Turmmauern (aus Backsteinen) sollen eine Stärke
von 100-130 cm aufweisen. 18)
Weil der Kirchturm weithin sichtbar und gut anvisierbar ist, wird
die kleine Turmkugel über der Zwiebel von der Vermessungsverwaltung
als Vermessungspunkt genutzt. 46)
Eine Auflistung der höchsten Kirchtürme im Dachauer Land
finden Sie hier...
Die Turmuhr mit den vergoldeten Zeigern stammt aus dem Jahr
1930. Ein Werk der Firma Hemberger aus Erling, Andechs.
Oben ist der Turm mit
einem doppelbalkigen Kreuz, einem sog. Patriarchenkreuz
geziert. Diese Kreuzesform ist weit verbreitet und kann verschiedene
Ursachen haben. - Sie symbolisiert zum einen die erzbischöfliche
Metropolitangewalt.
- Zum andern war sie früher im byzantinischen Gebiet
gebräuchlich und verbreitete
sich von dort aus im Laufe der Jahrhunderte auch
über ganz Europa.
- Dies gilt wohl auch das berühmte Scheyrer Kreuz, das
im 10.Jh. aus dem Osten über
Dachau nach Scheyern kam. Patriarchenkreuze auf
den Türmen unserer Gottes-
häuser im Dachauer Land zeigen oft besondere
Bezüge zum Kloster Scheyern an,
können aber auch nur Zeichen sein, dass
die Kirche im Erzbistum München und
Freising liegt. In Sulzemoos hatte
das Kloster Scheyern Besitzungen.
44)
|
Kreuz
auf dem Turm
|
Hinweis: Die so typisch bayerisch-barock
anmutende Zwiebelform der Bedachung von Kirchtürmen
-auch welsche Hauben genannt- stammt aus dem Orient. Sie wurde zuerst
von den arabischen Baumeistern als Weiterentwicklung der Kuppeln
von Hagia Sophia und Grabeskirche verwendet. Das erste Bild kam
Ende des 15.Jh mit dem Buch "Pilgerreise in das Heilige Land"
von Bernhard von Breitenbach nach Europa. Es enthielt einen Holzschnitt
der im 7.Jh errichteten Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem
(Felsendom). Breitenbach glaubte, die große zwiebelförmige
Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons und verband mit ihr die Vision
vom himmlischen Jerusalem. Jörg von Halsbach war der erste
Baumeister unserer Gegend, der Zwiebeltürme plante: die Münchner
Frauentürme. Damals war die Zwiebel als Bauform schon im Italien
der Renaissance sowie insbesondere in Russland verbreitet. Die Zwiebeln
der 1560 errichteten Basiliuskathedrale in Moskau ähneln unseren
Zwiebeln, die vor allem nach dem 30jährigen Krieg errichtet
wurden, mehr als die byzantinischen Kuppeln. Ihre Form -unten bauchig,
oben spitz- passte wunderbar zur Kunstauffassung und zum Lebensstil
des Barock und galt "als Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche
und dem Verharren in den Wölbungen des Sinnlichen". 26)
Wenn Sie die Zwiebeln auf den Kirchtürmen im Dachauer Land
vergleichen möchten, klicken
Sie hier...
|
Glocken
Im Turm hängen 4 Glocken. Die drei größeren werden zusammen
geläutet und umfassen die Töne e', g', a'. 47)
Die kleinste
Glocke, die Sterbeglocke, wird noch mit der Hand per Glockenseil solistisch
geläutet.
- Die beiden größeren Glocken (Glocken 1 u. 2) wurden von Karl
Czudnochowsky in Erding gegossen (die e' 1950, die g' 1949). 47)
Die beiden kleineren (Glocken 3 u. 4) , die die Weltkriege unbeschadet
überstanden haben, wurden 1636 von Bernhard
Ernst aus München
67)
und 1795/98 von Nikolaus Regnault
(ebenfalls München) gegossen.
Auf Youtube können Sie
das Geläute der Sulzemooser Glocken hören ...
klicken
Sie hier.
Frühere Glocken
Am 7.und 8.Jan. 1942 wurden zwei mächtige Bronzeglocken im Gewicht
von 874 und 550 kg vom Turm abgenommen und zum Einschmelzen für Kriegszwecke
abgeliefert. Der Ersatz für diese Glocken kam (wie oben erwähnt)
1950 aus Erding. Am 13.März 1950 wurden sie unter großer Anteilnahme
der Bevölkerung von Pfarrer Paul Müller geweiht.
Eine Auflistung der ältesten Glocken im Landkreis finden sie hier....
An der Langhausnordseite
wurde schon im 18.Jh. eine Leonhardskapelle errichtet.
Die
große Verehrung des hl.Leonhard durch die Sulzemooser Gläubigen
zeigte sich auch in einer jährlichen Wallfahrt nach Inchenhofen.
Dabei stifteten die Wallfahrer als Votivgabe eine bemalte
Pflugschar, um die Fürbitte des Heiligen für gutes
Gedeihen der Feldfrüchte zu erlangen. 30) |
bemalte Pflugschar
in Inchenhofen
|
Im
Wallfahrtsmuseum von Inchenhofen ist noch eine solche Votivgabe aus
Sulzemoos zu sehen, die im Jahr 1818 mitgebracht worden war. Die Pflugschar
besteht aus Holz und ist mit Eisen überzogen. Die Bemalung zeigt
den hl.Leonhard als Abt, mit Ketten in den Händen. In einer von
Akanthusranken
umgebenen Kartusche steht der Text:
" Ver Lobt dem S.Leonardus. Von der Gemeinde Sulzemoos. Anno
1818" 24) |
Missionskreuz
|
An
der Südseite der Kirche hängt an der Außenwand ein
großes Missionskreuz,
das an die Volksmission
in den 1960er-Jahren erinnert. Über dem Kreuz ist eine geschwungene
Kupferabdeckung zum Schutz gegen Witterungseinflüsse angebracht.
Auch vom Jahr 1865 ist eine Volksmission bekannt.
Das Kreuz wurde anlässlich der Volksmission 1969 angebracht.
Die Mission wurde vom Franziskanerpater Gangolf Diener aus Dietfurt
vom 20.4.bis 1.5.1969 durchgeführt. Die Teilnehmer an den Gottesdiensten
erhielten als Andenken ein Bildchen mit dem Text: 24)
|
"In
dieser Mission habe ich Gottes Güte erfahren und bin darüber
froh geworden. Ich will mir diese Freude bewahren durch Treue
zu Christus, durch tägliches Gebet und würdige Messfeier
an jedem Sonntag. So oft ich kann, will ich auch kommunizieren.
Zu allen Menschen will ich gut und hilfsbereit sein, aus Dankbarkeit
für die Güte Gottes, die ich selbst erfahren durfte." |
Die Volksmission geht auf das
Konzil von Trient (1545-1563) zurück und war Teil der kath. Gegenreformation.
Sie wurde in regelmäßigem zeitlichen Abstand in allen Pfarreien
abgehalten. Das kirchliche Gesetzbuch von 1917 schrieb z.B. vor, dass
wenigstens alle zehn Jahre eine Volksmission durchgeführt werden
solle. Heutzutage wird die Volksmission durch neue Formen der Schulungs-
und Missions- bzw. Evangelisationsarbeit ersetzt. |
Im kleinen Vorhaus
auf der Südseite ist das Kriegerdenkmal
untergebracht.
In eine Steinplatte aus Rotmarmor hat der Steinmetz Simon Mayr aus
Einsbach die Namen der in den beiden Weltkriegen Gefallenen aus der
Pfarrei Sulzemoos eingemeißelt. Das Denkmal wurde 1955 von Pfarrer
Karl Strobel (1950-67) unter Beisein des bayerischen Landwirtschaftsministers
Dr.Josef Baumgartner feierlich eingeweiht. 24) |
Kriegerdenkmal
|
Am Chorschluss
ist eine halbkreisförmige, zweige-schossige Sakristei
mit drei Räumen angebaut. Sie entstand im Rahmen der großen
Umbaumaßnahmen von 1749/50. Im oberen Stockwerk sind die Oratorien
untergebracht, von denen aus die Hofmarksherr-schaften unbemerkt der
hl.Messe beiwohnen konnten. |
Sakristei
|
Eine
Fichtenholztüre und Schiebefenster aus dem 18.Jh. führen
zum Altarraum. 22) |
Sakristeischrank
|
Im
Inneren ist die Sakristei mit schönen Holzschränken
aus der 1.Hälfte des 19.Jh.
möbliert. Der Fußboden ist mit alten
quadratischen Solnhofener Platten belegt. Überdeckt wird sie
mit einer Stichkappentonne. 22)
An der Sakristeitüre zum Altarraum ist die neubarocke Chorglocke
(Sakristeiglocke) befestigt, die den Beginn des Gottesdienstes akustisch
anzeigt. Die Chorglocke wird geläutet, wenn Priester und Ministranten
die Sakristei verlassen und den Altarraum betreten.
|
Chorglocke
|
Innenausstattung
Altarraum
An der Decke in Langhaus
und Chor ist reicher Akanthusrankenstuck
mit Putten und Blumenkränzen aus der Zeit der Barocki-sierung angebracht.
Bunte Girlanden umrahmen kleine Bilder von Heiligen oder von Wappen. Sie
sind untereinander durch Kna-benfiguren verbunden. Die Farben sind in
einer warmen Tönung gehaltenen; dazwischen die weißen Akanthusmotive
als Gegensatz und Auflockerung.
Der Stuck wurde wahrscheinlich 1715 von Benedikt
Heiß (1670 ?- 1726)
gestaltet, der dem italienischem Stil folgte. Für seine Urheberschaft
spricht der Stuck in der Kirche von Maisach, der in den Motiven große
Ähnlichkeit mit dem in Sulzemoos aufweist. 10)Stuckateur
Heiß zog hier in Sulzemoos, wie später in Maisach, alle Register
seines Könnens und setzte sein gesamtes Formenrepertoire ein: flächenfüllender
Akanthus mit Blüten, Putti als Träger von Rahmen und Blumenkörben,
Blütenfestons, Muscheln, Greifen und Ähnliches. 41)
Der Altarraum ist mit einem Sterngewölbe
und vielen Stichkappen
überdeckt (siehe Bild unten).
Gemälde im Altarraum
Die Deckenbilder im Altarraum und
im Kirchenschiff sind in ihrer heutigen Gestaltung wohl um 1890 entstanden
und ersetzten eine frühere Ausmalung des 18.Jh. Als Künstler
für die in Tempera (= mit Kasein- oder Ei-Emulsion) gemalten
Bilder kommen
evtl. die in der Dachauer Gegend häufiger beschäftigten Kaspar
Lessig (1852-1916)
und Anton Ranzinger
(1850-1924) aus München 33)
in Frage. Diese Künstler, die die Anstalt für kirchliche Kunst
gegründet hatten, waren auch in den Pfarrkirchen von Petershausen
und Wollomoos tätig sowie einzeln in Hohenzell und Schönbrunn.
In die Mitte sind zwei größere
Fresken mit den Themen Herz-Jesu-Fest und hl.Familie gemalt.
Das östlichere der beider Bilder (über dem Hochaltar) zeigt
Jesus, der im 17.Jh der heiligen Klosterfrau Margareta Alacoque erscheint
und ihr das Herz-Jesu-Fest
empfiehlt (siehe unten Bild in der Mitte).
|
Hinweis: Die Anfänge
der Verehrung des Herzens Jesu finden sich im 13. und 14. Jahrhundert.
1672 erlaubte der Bischof von Rennes den Oratorianern, in seiner Gemeinschaft
liturgisch ein Herz-Jesu-Fest zu feiern. Die im 16./17. Jahrhundert
vor allem von den Jesuiten und Oratorianern geförderte Herz-Jesu-Verehrung
nahm durch die Visionen der Margaretha Maria Alacoque (+1690) neuen
Auftrieb: Ihr war Christus erschienen, auf sein Herz deutend, was
als sein Verlangen nach der Einführung eines diesbezüglichen
Festes verstanden wurde. |
Das andere größere
Gemälde stellt die Heilige
Familie, Josef, Jesus und Maria in stark idealisierter Weise
dar. Sie stehen vor dem Hintergrund einer Palmenlandschaft nebeneinander.
Maria und Josef sind voll auf das selbstbewusst auftretende Kind konzentriert.
Umgeben wird auch dieses Bild von Stuckrahmen und Stuckfiguren. |
Heilige
Familie
|
|
Der bereits erwähnte
reiche Stuck verbindet die größeren mit den kleineren
Gemälden, in denen folgende Heilige dargestellt sind:
St. Aloisius mit Kruzifix;
St.Elisabeth mit Rosen
und Krug,
St. Franziskus mit geflügeltem Kruzifix,
St. Antonius mit dem
Jesuskind
Maria Magdalena
mit Kruzifix und Totenkopf und St.Cäcilia
an der Orgel
Dazwischen sind zwei
Wappen zu sehen, von denen eines das bischöfliche
Wappen aus Freising ist. Es zeigt Bischofs-hut, Stab,
Kreuz und Mitra, sowie den Freisinger Mohren.
Das andere Wappen mit dem doppelschwänzigen Löwen,
der Blumen in den Pfoten hält, ist das der Freiherren
von Schaetzler.
|
Bischöfl.
.Wappen
Schätzlerwappen
|
|
Hinweise zu den dargestellten Heiligen:
|
Aloisius
, Erbprinz derer von Gonzaga, gelobte schon im Alter von zwölf
Jahren ewige Keuschheit. Er trat 1585 gegen den Willen des Vaters
in den Jesuitenorden ein. Dort widmete er sich theologischen
Studien und der Krankenpflege. Luigi starb während einer
Pestepidemie, nachdem er sich bei der Pflege von Kranken die
tödliche Ansteckung holte.
Die Volksfrömmigkeit verzeichnete das Bild dieses Heiligen
zu einem keuschen Unschuldsengel, der sich nicht einmal getraut
habe, seine Mutter anzuschauen und Frauen nur mit niedergeschlagenen
Augen begegnet sei.
Festtag: 21.Juni |
St.Aloisius
|
Die hl. Elisabeth
von Thüringen (1207-1231) ist eine historische Person.
Sie stammte aus Ungarn und war Ehefrau des Landgrafen Ludwig
IV. von Thüringen. Im Hungerjahr 1226 speiste sie die Armen
vor den Toren der Wartburg. Als Ludwig sie, von seiner Umgebung
gegen Elisabeths angebliche Verschwendung aufgehetzt, zur Rede
stellte, verwandelten sich die Brote in ihrer Schürze zu
Rosen. Dass in der Schürze ausgerechnet Rosen lagen, geht
darauf zurück, dass im Mittelalter -schon lange vor Elisabeth-
die Armenspeisen Rosen genannt wurden. Festtag:
17.Nov. |
St.Elisabeth
|
Der hl. Franziskus
entsagte im 13.Jh allem Besitz und gründete den Orden der
Minoriten, die sich besonderes der Armenpflege, Seelsorge widmeten.
Er wählte für den Ordenshabit die braune Farbe. Diese
Farbe steht in der Tradition für Demut und Bescheidenheit.
Seine glühende Liebe zu Gott und zur Schöpfung faszinierte
die Menschen und er hatte damals schon viele Bewunderer und
Verehrer. Franziskus wird häufig auch mit einem Kruzifix
abgebildet, weil er in einer Vision Christus von einem (geflügelten)
Kruzifix zu ihm herabsprechen hörte und dabei seine Wundmale
erhielt. Zudem war ihm die Verbreitung der Passionsfrömmigkeit
ein Hauptanliegen. Festtag:
4.Okt. |
St.Franziskus
|
Cäcilia
soll eine hübsche adlige Römerin gewesen sein, die
von Papst Urban I. (222-230) getauft wurde und viele Menschen
ihrer Umgebung zum Christentum bekehrte. In der Zeit der Christenverfolgung
wurde sie in kochendes Wasser gesetzt und schließlich
mit dem Schwert schwer verwundet und starb kurze Zeit später.
1599 wurde ihr Leichnam unverwest gefunden. Bekannt ist Cäcilia
als Nothelferin und als Patronin der Kirchenmusik. Dieses Patronat
verdankt sie einem Übersetzungsfehler, nach dem sie auf
ihrer Hochzeit selbst die Orgel gespielt haben soll. Tatsächlich
wird nur von ihrem Gesang berichtet. Festtag:
22.Nov. |
St.Cäcilia
|
Antonius
lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner, der sich gegen
die damaligen Häretiker
(Katharer, Albigenser und Waldenser) wandte. Seine Fastenpredigten
in Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg, denn die ganze
Region schien danach wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen,
zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe gaben das
gestohlene Gut zurück, unrechtmäßige und überhöhte
Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet. Bis heute
gilt in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit
seinem Leben und seiner Freiheit für eine Schuld haften
solle, sondern nur mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe
zum Wiederauffinden verlorener Gegenstände angerufen und
gilt deshalb als "Patron der Schlamperer". Dies geht auf zwei
Legenden zurück: Als ihm ein Manuskript gestohlen worden
war, betete er so lange, bis der Dieb damit zurückkehrte.
Schöner ist die zweite Legende, nach der er einem Geizhals
half sein Herz zu suchen und es in einer Geldtruhe fand. Die
Darstellung mit dem Jesuskind auf seinem Arm ist bei uns erst
seit dem 17.Jh verbreitet; sie verweist auf eine seiner Visionen,
die er beim Bibellesen hatte.
Festtag: 13.Juni |
St.Antonius
|
Maria
Magdalena ist aus der Bibel bekannt. Sie wurde Jüngerin
Jesu, nachdem der sie von Besessenheit befreit hatte (Luk. 8,
2). Magdalena sorgte für Jesu Lebensunterhalt (Luk.8,3).
Sie war auch bei der Kreuzigung Jesu dabei; ihr erschien Jesus
nach seiner Auferstehung (Joh.20,15-17). Ob es sich bei Magdalena
auch um die namenlose Sünderin handelt, die Buße
tat und Jesus die Füße salbte, ist geschichtlich
ungewiss. In der Frühzeit des Christentums wurden unter
den in der Bibel genannten Magdalenas verschiedene Frauen verstanden;
Papst Gregor d. Große (um das Jahr 600) hat aber in seinen
Auslegungen erklärt, es handle sich um eine Person. Seither
wird dies allgemein anerkannt und in der Kunst durch die Attribute
Kreuz und Totenschädel mit ihr verbunden. Der Totenschädel
ist Zeichen der Sterblichkeit aller irdischen Dinge, Ermahnung
zur Buße und Anruf der Ewigkeit.
31)
Festtag:
22.Juli |
M.Magdalena
|
|
Hochaltar
/Choraltar
Der 3,30 m breite 22),
raumhohe Choraltar ist ein barockes
Säulenretabel aus der Zeit um 1740/50 22);
er wurde im 19.Jh mehrmals ergänzt. Der Stipes, der Altartisch, ist
in Tumbaform mit rosa und hellgrau marmoriertem Holz verkleidet und besitzt
an den Ecken Voluten. Die
Säulen- und ein Pfeilerpaare (mit Fruchtgehängen dazwischen)
stützen ein verkröpftes
Gebälk mit aufgesetzten Vasen. Darauf der Altarauszug.
Im Altarauszug
(Aufsatz) befindet sich ein Bild der Hl.Dreifaltigkeit.
Christus mit einem Kreuz und Gottvater mit einem Zepter in der Hand
sitzen auf einer Wolke und reichen sich die Hand. Der Heilige Geist
in Gestalt einer Taube schwebt über ihnen.
Das Bild dürfte um 1880/90 gemalt worden sein. 22) |
Hl.Dreifaltigkeit
|
Hinweise: Gottvater
wurde in der christlichen Kunst wegen der Weisung im Alten Testament
(Exodus 20, 3-4) kein Schnitzbild von Gott zu machen, viele Jahrhunderte
nicht als Person dargestellt. Meist wurden Symbole wie der Lebensquell,
die Hand Gottes oder das Auge Gottes im Dreieck verwendet. Personifiziert,
als würdiger alter Mann mit langem Bart, wird Gottvater erst
seit dem |
|
Barock (17.Jh).
Diese Darstellung wird dem Gottesbild in unserer Zeit nicht mehr gerecht.
Die Gestalt der Taube für die künstlerische Darstellung
des Heiligen Geistes gründet sich auf den Bericht der Taufe Jesu
im Neuen Testament. Danach fuhr der Heilige Geist in leiblicher Gestalt
auf Jesus hernieder wie eine Taube (Lk., 3,22). Obwohl dies nur bedeutet,
dass sich der Geist bewegte wie eine Taube, nicht aber aussah wie
ein Vogel, wählte man die Taube als Symbol für die sonst
nur schwer greifbare dritte Person Gottes. Das Konzil von Nicäa
im Jahr 325 hat dies sogar empfohlen. Papst Benedikt XIV verbot 1745
die Darstellung der dritten göttlichen Person in Menschengestalt,
wie sie vereinzelt immer noch vorkam. |
Altarblatt
Das große Altarbild
im Nazarenerstil
zeigt die Taufe Jesu
durch den Patron der Kirche, Johannes den Täufer.
Das Ölbild (auf Leinwand) wurde -entsprechend der Signatur
unten rechts- vom Kunstmaler Sebastian Wirsching aus Dietfurt
im Jahr 1885 22)
geschaffen.
Wirsching (*1864) hatte 1887 auch die Kirche in Großweingarten,
1890 die Kirche im Kloster Welten-burg, 1902 die Klosterkirche von
Dietfurt und 1910 die Kirche wohl auch in Pipinsried ausgemalt.
In den Kirchen Pfaffenhofen/Glonn und in Roßbach stammt je
ein Ölgemälde von ihm. 35)
|
Taufe Jesu
|
Vor dem Hintergrund
einer bewaldeten Berg-landschaft steht Jesus mit nacktem Oberkörper
und überkreuzten Armen (=Gebetshaltung) im Jordan. Johannes
hat mit einer Muschelschale Wasser aus dem Fluss geschöpft und
gießt es über das Haupt Jesu.
Johannes ist in ein raues Gewand gekleidet. Er hält in seiner
linken Hand einen Kreuzstab, um den ein Schriftband mit dem Text "Ecce
Agnus Dei" ge-wickelt ist. Hinter Jesus steht ein Engel mit einem
Tuch bereit, Jesus abzutrocknen. Darüber schwebt eine Heilig-Geist-Taube
und sendet Gnadenstrahlen herab. |
Antependium
Im Antependium
des Hochaltars zeigt im silbergrauen Relief Jesus
und die Emmausjünger, eine der frühen Darstellungen, die
an die Eucharistie erinnern. Jesus steht hinter dem Tisch und bricht das
Brot.
Hinweis: Der
Evangelist Lukas beschrieb im 24.Kapitel ab Vers 13, wie einige
Tage nach dem Tod Jesu zwei Jünger nach Emmaus wanderten. Unterwegs
trafen sie Jesus, unterhielten sich mit ihm, erkannten ihn aber
nicht. Sie kehrten in Emmaus ein, wo er beim Abendessen das Brot
brach und es ihnen reichte. Da gingen ihnen die Augen auf.
|
Emmausjünger
|
Hinweis: Der Kreuzstab
gilt, seit Kaiser Konstantin d. Gr. ihn als Feldzeichen führte,
als Symbol der Macht.
Die Worte "Ecce Agnus Dei - übersetzt: Seht das Lamm
Gottes, das die Schuld der ganzen Welt weg-nimmt" sprach Johannes
der Täufer, als er Jesus erstmals begegnete (Joh.1,29). |
Tabernakel
Ins Auge fällt der große
vergoldete Tabernakel aus
dem Ende des 19.Jh.
Links und rechts von ihm sowie auf der Innenseite der Türen sind
Anbetungsengel aufgemalt.
Hierin gleichen
sich die Tabernakel von Sulze-moos und Wiedenzhausen. Die Engelsfiguren,
die zu beiden Seiten des Tabernakels angebracht sind, stellen nicht
nur eine Verzierung dar. Sie sind auch auf die Gestaltung der Bundeslade
der Israeliten in biblischer Zeit zurückzuführen, die als
Vorgängerin des Tabernakels angesehen wird.32)
|
Tabernakel
|
Die Bundeslade
war von zwei goldenen Engels-figuren(Cherubim) eingerahmt (Ex,37,7-9).
Die Frontseite der Türen in Sulzemoos sind mit Reliefs verziert,
die zwischen Akanthusranken-werk
die Buchstaben Alpha und Omega sowie Getreideähren und Weinreben
zeigen. |
|
Hinweise: Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt.
Die Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten
zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht war. Der
Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit zur Aufbewahrung
verwandelter Hostien für die Sterbenden. Im hohen Mittelalter
wurde er auch Ort der Anbetung und Verehrung Christi in der Gestalt
dieses eucharistischen Brotes. Der Ort und die Form der Aufbewahrung
änderten sich im Laufe der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische
Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar
an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran
festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen
aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische
Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen
oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen
oder stehen frei auf einer Säule.
Die griechischen Buchstaben Alpha und Omega sind der erste
und letzte Buchstabe des griechischen Alphabets. Sie beziehen sich
auf Kap.1 Vers 8 der Offenbarung: "Gott der Herr sagt, ich bin das
Alpha und das Omega, der ist und der war und der kommt, der Herr der
ganzen Welt." Die frühchristliche Kunst hat die Alpha- und Omegazeichen
im Besonderen auf Christus bezogen; zum einen, weil er nach Offb..
22,13 als kommender Richter dasselbe aussagte und zum anderen, um
die von den Arianern bestrittene Wesensgleichheit (Göttlichkeit)
von Christus mit Gottvater zu betonen.
Die Getreideähren und die Weinreben verweisen als Grundstoffe
für Brot und Wein auf die Eucharistie. |
Aus dem Altarraum führen zwei
alte, zweiflügelige Fichtenholztüren und zwei bleiverglaste
Oratorienfenster aus dem 18.Jh zum Sakristeianbau und zum Turmuntergeschoss.
Zelebrationsaltar
Der
Zelebrationsaltar
ist in Form, Farbe und Verzierung der übrigen Inneneinrichtung
ange-glichen. Er wurde um 1970 aufgestellt, im Zuge der Liturgiereform
durch die Beschlüsse des 2.Vatikanische Konzils, und bedeutet
eine Rückkehr zu den Wurzeln der Eucharistiefeier.
|
Zelebrationsaltar
|
Der Zelebrationsalter ersetzt
nun liturgisch voll den Hochaltar. 36)
mehr zur Geschichte der Zelebrationsaltäre:
hier klicken...
|
Chorbogen
Der auf der Innenseite
mit Rokoko-Ornamenten verzierte Chorbogen trennt Altarraum und Kirchenschiff.
Auf der dem Altarraum zugewandten Seite hat sich, allerdings verdeckt
durch den angebauten Chor, der ursprüngliche romanische Putz aus
der zweiten Hälfte des 12. Jh. erhalten. In den Chorbogen sind einfache
Rundbogen und ein unregelmäßiges geometrisches Muster eingeritzt.
Farbspuren deuten auf eine einstige Ausmalung der Fläche hin. 24)
Auch unter dem Chordach befinden sich am Ostgiebel des Langhauses in den
Putz eingeritzte Zeichnungen. 20)
Am Chorbogen, also
am Übergang von Kirchenschiff zum Altarraum, hat sich noch das
Kommuniongitter
im klassizistischen Stil erhalten. Dort wurde jahrhundertelang die
Kommunion gespendet. Das Schmiedeeisen ist z.T. vergoldet und besitzt
eine messingbeschlagene Brüstung.
22)
|
Kommuniongitter
|
Das Kommuniongitter
oder Speisgitter ist ein Relikt des bis zu drei Meter hohen Lettners.
Der hatte im Mittelalter den Altarraum, der den Priestern vorbe-halten
war, und das Kirchenschiff für die Gläubigen vollständig
getrennt. |
Kirchenschiff
/ Langhaus
Die Bezeichnung des Langhauses als Kirchenschiff ist darauf zurückzuführen,
dass die Kirchenväter die Gemeinschaft der Glaubenden als Schiff
bezeichneten, das die Gläubigen aus dem Sturm der Zeit und den gefährlichen
Wogen des Schicksals rettet.
Das Langhaus in Sulzemoos ist nicht -wie üblich- rechteckig sondern
fast quadratisch 24).
Deckengemälde
Die
Deckenbilder im fast quadratischen Langhaus sollen -wie die im Altarraum-
aus dem 19.Jh stam-men. Zentrales Bild ist die Verehrung
des Heiligen Geistes.
Eine große Schar von Englein schwebt auf dichtem Gewölk
um ein von Stuck umgebenes kreisrundes Feld.
Einige Engel halten ein Notenblatt und singen, andere schwingen das
Rauchfass und halten das Weihrauch-schiffchen zum Nachlegen des Räucherwerks
bereit.
Die Darstellung des Hl.Geistes fehlt jedoch. Derzeit ist dort nur
das Lüftungsgitter zu sehen. |
Deckengemälde
|
Hinweis: Das sog. Heilig-Geist-Loch oder Pfingstloch in der Decke
diente wohl in erster Linie der Entlüf-tung der Kirche. An Pfingsten
(und an Christi Him-melfahrt) wurde es früher aber auch für
eine Art Schauspiel genutzt: Während des Gottesdienstes wurde
von oben entweder eine lebende weiße Taube freigelassen oder
eine hölzerne Taube als Symbol für den Hl. Geist an einer
Schnur hinuntergelassen. Auch brennende (Flachs)Flocken ließ
man vom Pfingstloch aus in das Kircheninnere fallen; sie sollten die
Flam-menzungen des Hl. Geistes symbolisieren. Dieser Brauch war aber
wegen der Brandgefahr umstritten. Das Pfingstloch spielt auch in vielen
alten Anekdoten |
|
eine
Rolle, so z.B: Statt der Taube kam die Stimme des Mesners aus dem
Pfingstloch: "Herr Pfarrer, den Heiligen Geist hat Katz gfressn". |
Wappen Geböckh
|
Südlich und
nördlich sind zwei Allianzwappen im Stuckrahmen angebracht. Im
südlichen Bild ist das Wappen der Familie
Geböckh (Gepeckh) zu sehen, mit den Zeichen für
den Fluss (Glonn) und den Vogel.
An der Nordseite befindet sich das Wappen
derer von Hundt (weißer Hund).
Die jeweils anderen Wappen gehören den Familien der Ehepartner.
Ein Allianzwappen ist ein Ehewappen oder Heiratswappen. Es enthält
die Wappen der Ehepartner, wenn beide über ein Familienwappen
verfügen.
Aus der Familie Geböckh, auch Gepeckh geschrieben, kam der bedeutende
Freisinger Fürstbischof Veit Adam Gepeckh, der 1584 in Arnbach
geboren worden war. Veit Adam Gepeckh weihte 1629 die Dachauer Jakobskirche.
|
Wappen v.Hundt
|
An den vier Enden der Decke sind in
runden Stuckfeldern die Bilder der vier Evangelisten (jeweils mit Buch und
Feder) platziert:
Die vier Evangelistensymbole
Mensch, Löwe, Stier und Adler(alle mit Flügeln) haben ihren
Ursprung in den Cherubim, den himmlischen Altar- und Thronwächtern.
Sie werden in den Gottesvisionen Hesekiels (AT) und in der Offenbarung
des Johannes (Kap.4 Vers 7) als die vier Lebewesen, die rings um Gottes
Thron stehen, erwähnt. Zuerst wurden sie nur im Zusammenhang mit
dem thronenden Christus abgebildet. Als Evangelistensymbole dienen sie
erst seit dem frühen Mittelaltar.
Seitenaltäre
Die ebenfalls rot und
grau marmorierten und mit vergoldeter Ornamentik verzierten Rokoko-Altäre
sind 168 cm breit 22)
und fast raumhoch. Sie stammen aus der Zeit um 1750/60. 22)
Der Stipes, der Altartisch, ist mit Holz verkleidet. Zwei Pilaster
tragen die nach vorne gedrehten Volutensprenggiebel
mit dem Altarauszug.
Linker Seitenaltar
Der linke Seitenaltar ist ein Marienaltar.
Der Auszug besteht aus einem großen Strahlenkranz mit einem
flammenden Herz in der Mitte. Der Kranz von Rosen, der dieses
Herz umgibt, macht es als das Herz Mariens kenntlich. Es ist Zeichen für
die mütterliche Liebe Mariens.
Das mit Ölfarbe auf Leinwand
gemalte Altarblatt (120 x 82 cm 22))
zeigt eine Madonna mit
Kind im Stil der Nazarener-Malerei
des ausgehenden 19.Jh. 22)
Dieser Malstil legt u.a. Wert
auf schöne Gesichter.
Maria im traditionellen rot-blauen Gewand sitzt auf Wolken und hält
im linken Arm das bekleidete Jesuskind. Auf dem Haupt trägt
sie eine Krone, in der rechten Hand hält sie ein Zepter.
|
Madonna
mit Kind
|
Die dritte
königliche Insignie, der Reichsapfel, liegt in der Hand des
blondgelockten Jesuskindes. Der Apfel war schon im Altertum Sinnbild
für den Kosmos, später auch für die Erde, nachdem
man deren Kugelform erkannt und akzeptiert hatte. Der mit dem Kreuz
versehene Reichsapfel in der Hand des Königs ist seit 1191
Teil der königlichen Insignien und symbolisiert den von Gott
verliehenen Herr-schaftsanspruch. Gleiches gilt auch für das
Jesus-kind. Hier kommt aber die weitere Bedeutung des Apfels als
Paradiesapfel und Sinnbild für den Sün-denfall hinzu:
Jesus weist den Betrachter darauf
|
|
hin,
dass er durch seinen Tod die Erbsünde überwindet.
Auf dem Bild in Sulzemoos segnet das Kind den Betrachter mit der rechten
Hand. Es verwendet dabei den lateinischen Segensgestus (die ersten
drei Finger ausgestreckt, die beiden übrigen Finger zurückgebogen).
Zu Füßen von Maria liegen Rosenblüten. Die Rose als
Königin der Blumen ist Sinnbild für die Himmelskönigin
Maria. Hinter den Wolken lugen Puttenköpfe hervor. |
Das Altargemälde wird eingerahmt
von großen Anbetungsengeln aus der Zeit um 1750 22)
(siehe Bild ganz oben).
In der Predella
des linken Seitenaltars steht in einem dreiteiligen, verglasten Kasten
mit aufwändiger Rocaillerahmung die Kopie des Gnadenbildes der
Muttergottes von Altötting.
Der Kopf Mariens ist mit einer Krone in Form einer flachen Mütze
bedeckt; die Zacken der Krone sind reliefartig aufgetragen. Maria
trägt das bekleidete Jesuskind auf dem rechten Arm. In der Linken
hat sie ein Zepter. Das Jesuskind hält in seiner Hand einen Apfel.
Es sind die königlichen Insignien. |
Muttergottes
von Altötting
|
Hinweis: Der Apfel
war schon im Altertum Sinnbild für den Kosmos, später auch
für die Erde, nachdem man deren Kugelform erkannt und akzeptiert
hatte. Der mit dem Kreuz versehene Reichsapfel in der Hand des Königs
ist seit 1191 Teil der königlichen Insignien und symbolisiert
den von Gott verliehenen Herrschaftsan-spruch. Gleiches gilt auch
für das Jesuskind. Hier kommt aber die weitere Bedeutung des
Apfels als Paradiesapfel und Sinnbild für den Sündenfall
hinzu: Jesus weist den Betrachter darauf hin, dass er durch seinen
Tod die Erbsünde überwindet. |
|
Hinweis: Das aus Lindenholz geschnitzte Gnadenbild von Altötting
ist wohl um 1330 am Oberrhein entstanden und kam um 1360 als Geschenk
des Zisterzienserkloster Raitenhaslach nach Altötting. Die Figur
war ursprünglich wohl rosa bemalt. Wahrscheinlich ist die schwarze
Farbe im Laufe der Jahrhunderte durch Nachdunklung des Holzes und
durch den Kerzenrauch in der engen Kapelle entstanden. Manche Historiker
glauben auch, dass sie bewusst gefärbt wurde und verweisen auf
das Hohe Lied des Salomons aus dem Alten Testament: "Schwarz
bin ich, doch schön". Schwarze Madonnen galten im späten
Mittelalter als besonders wundertätig. Dies mag seinen Grund
auch darin haben, dass die schwarzen Madonnen besonders alt sind und
ihnen deshalb eine größere Anzahl von Erhörungen zugeschrieben
werden kann. |
Tabernakel
Der
Tabernakel wird eingerahmt durch zwei
32 x 41 cm große, eingebaute Reliquien-behältnisse
mit großen Sichtfenstern. Hinter dem Glas sind Figuren (aus
Wachs ?) zu sehen, die Reliquien der Heiligen Vincentia
(links) und Festina
(rechts) enthalten. |
St.Vicentia
und St. Festina
|
Bei diesen Heiligen dürfte
es sich um Katakomben-heilige handeln, deren Reliquien im 18.Jh
über lizen-zierte Zwischenhändler in Rom erworben werden
konnten. Mehr über Katakombenheilige.....
Die Reliquien sind mit Goldlahn (= mit Goldfaden umwickelter
Metalldraht) auf rotem Samt in Klosterarbeit gefasst (um
1890 22)).
|
Rechter
Seitenaltar
Altarauszug
Der Auszug des
rechten Seitenaltars besteht aus einem großen Strahlenkranz
in dessen Mitte sich ein flammendes
Herz, umkränzt mit einer Dornenkrone, befindet. |
Flammendes
Herz Jesu
|
Das Herz Jesu ist
Symbol für die Erlöserliebe Christi. Diese Darstellung verbreitete
sich in unseren Kirchen insbesondere nach der Einführung des
Herz-Jesu-Festes durch Papst Clemens XIII.(1758-1769) im Jahr 1765.
|
Mittelteil
Thema des Altarblatts am
rechten Seitenaltar ist die Anbetung
der Weisen aus dem Morgenland (Dreikönige).
Das 122 x 86 cm große Bild wurde 1720 mit Öl auf Leinwand
gemalt. 22)
Vor dem Hintergrund einer Säulenarchitektur sitzt Maria im
roten Kleid und weiten blauen Mantel und präsentiert den Besuchern
aus dem Morgenland ihren Sohn.
|
Anbetung
der 3 Weisen
|
Der
erste der Weisen kniet vor Jesus und küsst ehrfürchtig dessen
Hand. Sein Geschenk und seine Mütze hat er vor sich auf den Boden
gelegt. Dahinter warten die beiden übrigen Weisen, von denen
einer als Afrikaner dargestellt ist. Zwischen den Dreikönigen
lugt eine jüngere, weiblich wirkende Person hervor. Auf der rechten
Seite beobachtet Josef, auf einen Stock gestützt, die Szene.
|
|
Hinweis:
Die Bibel spricht nur von Magiern (Sterndeutern) aus dem Morgenland.
Die Zahl wird darin nicht genannt. In frühen Schriften ist von
bis zu 12 Magiern die Rede; durchgesetzt hat sich aber die Zahl drei,
nach der Anzahl der Geschenke. Diese Geschenke versinnbildlichen die
Würden Christi: Gold=König, Weihrauch=Gott, Myrrhe=Arzt,
Tod, Erlösung. Ab dem 4.Jh, als das Weihnachtsfest eingeführt
wurde, entstanden Legenden um die Herkunft der Magier. Zu Königen
wurden sie erst um das Jahr 975, als ihnen die Künstler Kronen
aufsetzten. Zur gleichen Zeit entstanden ihre Namen Kaspar, Melchior
und Balthasar. Ab dem 12. Jh wurde einer schwarz dargestellt, weil
sie die Bewohner der drei damals bekannten Erdteile und damit die
ganze Welt symbolisieren sollten. Einige Apokryphen
schildern den Besuch der Magier zwei Jahre nach Jesu Geburt; deshalb
wird das Kind manchmal schon etwas größer dargestellt. |
St.Jakobu
d.Ältere
|
Assistenzfiguren
am rechten Seitenaltar sind die Heiligen Jakobus
der Ältere (mit Pilgerstab) und Joachim,
der Großvater Jesu (mit Schäferschaufel). Die beiden Figuren
wurden um 1750 22)
geschnitzt.
Hinweis: Jakobus der Ältere war der Sohn des Fischers
Zebedäus und der ältere Bruder des Jüngers Johannes.
Er zählte neben seinem Bruder und Petrus zu den drei bevorzugten
Jüngern, die bei der Verklärung Jesu und in seiner Todesangst
im Garten Gethsemane zugegen waren. Der Überlieferung nach verkündete
er nach Pfingsten in der Gegend um Samaria und Jerusalem das |
St.Joachim
|
|
Evangelium, bis er durch
König Herodes Agrippa I. von Judäa im Jahr 43 geköpft
wurde; Jakobus war somit der erste Märtyrer unter der Aposteln
(Ap 12, 1-2). Der Legende nach setzten Anhänger seine Leiche
in ein Boot, das im Meer herumtrieb und in Galizien, im Nordwesten
Spaniens, strandete. Dort wurde er begraben. 800 Jahre später,
zur beginnenden Reconquista (Rückeroberung des maurischen
Spaniens durch die Christen), entdeckte König Alonso II
das Grab wieder und baute eine Kirche darüber. Bald begann
die Wallfahrt und Santiago de Compostela wurde eines der größten
Wallfahrtszentren des Abendlandes. Durch ganz Europa führten
feste Wallfahrtswege dorthin; bis ins 15. Jh. zog der Ort mehr Pilger
an als Rom oder Jerusalem. St.Jakob erhielt seine Attribute (Pilgerkleidung
und Muschel) erst im 13.Jh. Zuvor war Jakobus meist mit einer Schriftrolle
abgebildet.
Joachim wird in der Bibel nicht genannt. Er war nach apokryphen
Schriften der Vater Marias. Im 5. und 6. Jh wurden sein Name und
der seiner Frau Anna in Marienlegenden weiterverbreitet. Die Schäferschaufel
Joachims führt zum apokryphen Jakobusevangelium. Dort wird
erzählt, dass Joachim ein Engel erschien, während er auf
dem Feld die Herden hütete.
|
Predella
Auf dem Tisch des
rechten Seitenaltars steht in einem tabernakelähnlichen Aufsatz
eine Figur des hl. Johan-nes Nepomuk
mit schütterem Haar. Er ist in das im priesterlichen Gewand der
Zeit um 1729, dem Jahr seiner Heiligsprechung, gekleidet. In der Hand
hält er ein Kruzifix. Die Augen der um 1750/60 22)
geschnitzten Figur sind aus Glas. |
Johannes
Nepomuk
|
Hinweis: Johannes
aus Pomuk, "ne Pomuk", war Ende des 14.Jh Generalvikar des Erzbischofs
in Prag und machte sich wegen seines energischen Auftretens für
die Rechte der Kirche beim König Wenzel unbeliebt.
Der ließ ihn am 20. März 1393 gefangen nehmen, foltern,
brannte ihn selbst mit Pechfackeln, ließ ihn durch die Straßen
schleifen und schließlich in der Moldau ertränken. Die
Legende berichtet, der |
|
eigentliche
Grund sei gewesen, dass Johannes, der der Beichtvater der Königin
war, dem König keine Auskunft über die Sünden seiner
Frau gab. Das 1215 eingeführte Beichtgeheimnis hat in der kath.Kirche
einen hohen Stellenwert. Der Fundort der Leiche wurde durch eine Erscheinung
von 5 Sternen geoffenbart. Nepomuk ist der einzige Heilige, der mit
Sternen geschmückt ist. Sein Denkmal auf der Prager Karlsbrücke,
das 1693 errichtet wurde, machte ihn zu einem der wichtigsten Brückenheiligen.
Joh. Nepomuk wurde 1729 von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen
und war deshalb während der Barock- und Rokokozeit als damals
moderner Heiliger häufig abgebildet. Festtag: 16.Mai |
per Mouseklick zu den Beschreibungen
|
Gemälde
im Altarraum
In der Nähe des nördlichen
Seitenaltars (Marienaltars) hängt ein weiteres Marienbild
aus der 1.Hälfte des 19.Jh.
22)
Es zeigt
die Nachbildung der sog. Herzog-spitalmutter, einer von Tobias
Pader ge-schnitzte Figur, die im 18.Jh zum bedeu-tendsten Gnadenbild
Münchens geworden ist.
mehr zur Herzogspitalmutter...
Die in einen roten Mantel gekleidete Maria |
Herzogspital-
mutter
|
hält in den über der
Brust gekreuzten Händen
ein Tränentuch. In der Brust steckt ein langes Schwert (oder
Degen).
|
Hinweis: Das Schwert
in Marias Brust erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium
(Kap 2,35) bei der Darstellung im Tempel: "Dir selbst wird
ein Schwert durch die Seele dringen".
Die zwölf Sterne gehen zurück auf die Apokalyptische
Frau, die Johannes in der Geheimen Offenbarung beschrieben
hat. Sie war in der Vision vom Strahlenkranz der Sonne umgeben,
über ihrem Haupte standen zwölf Sterne als Symbol
für die zwölf Stämme Israels. Die Apokalyptische
Frau wurde in frühchristlicher Zeit als Symbol für
die Kirche angesehen und erst später mit Maria identifiziert.
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Kreuzweg-Stationsbilder
An den Wänden des
Kirchenschiffs hängen im rück-wärtigen Bereich
die 14 Kreuzweg-Stationsbilder
im vergoldeten Rokoko-Schnitzrahmen.
Signatur
Niedermaier
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Die Bilder
wurden von Anton Niedermaier (1868-1932) aus München
im Jahr 1911
22)
mit Ölfarbe auf Leinwand gemalt.
Die 12.Station ist signiert (siehe Bildauszug links). |
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Anton
Niedermaier war ein deutscher Restaurator und Kirchenmaler,
der überwiegend Deckengemälde und einige Ölgemälde
mit christlichen Inhalten gestaltete. In vielen Kirchen, wie
auch hier in Sulzemoos, hängen Kreuzwegbilder von ihm.
Er war Schüler von Franz von Defregger und Franz von Stuck
und gehörte ab 1887 zu den Mitgliedern der Akademie der
Bildenden Künste in München.
...mehr zu Anton Niedermaier
bei Wikipedia...
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Als Kreuzweg werden die aufeinanderfolgenden bildlichen oder plastischen
Darstellungen bezeichnet, die meist aus vierzehn Stationen der Leidensgeschichte
Jesu, angefangen von der Verurteilung durch Pilatus bis hin zur
Grablegung, bestehen. Seinen Ursprung hat der Kreuzweg im Brauch
der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem den Leidensweg Jesu auf
der "Via Dolorosa" nachzugehen.
Im späten
Mittelalter wurde die Kreuzverehrung insbesondere durch den hl.Franziskus
von Assisi gefördert, der durch die Stimme des Gekreuzigten
vom Kreuz in St.Damiano zu einem christlichen Leben bekehrt wurde.
Seit dieser Zeit wurden Kreuzwegandachten als Ersatz für die
Pilgerfahrt ins Heilige Land abgehalten. Die Stationen bildeten
dafür die Leidensstätten Jesu nach. Auf diese Weise konnte
der letzte Weg Jesu vor Ort nachgegangen und sein Leiden anschaulicher
betrachtet werden. Kreuzwegdarstellungen in Deutschland entstanden
erstmals in und bei Klosterkirchen, auf Anhöhen und bei Wallfahrtsorten,
insbesondere in der Nähe von Franziskanerklöstern. Mit
der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder
Einzug in die Innenräume der Pfarrkirchen und verbreiteten
sich zunehmend. Papst Clemens XII. erkannte im Jahr 1731 mit seinem
Breve "Unterweisungen über die Art, wie man den Kreuzweg
abhalten soll" diese Form des Kreuzwegs als kanonisch an und
bedachte ihn mit großzügigen Ablässen.
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1. Station
Jesus wird von Pilatus
zum Tod verurteilt
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2. Station
Jesus nimmt das Kreuz
auf seine Schultern
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3. Station
Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuze
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4. Station
Jesus begegnet
seiner Mutter Maria
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5. Station
Simon v.Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
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6. Station
Veronika reicht Jesus
das Schweißtuch dar
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7. Station
Jesus fällt zum zweiten
Mal unter dem Kreuze
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8. Station
Jesus tröstet die
weinenden Frauen
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9. Station
Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuze
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10.
Station
Jesus wird seiner
Kleider beraubt
|
11.
Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
|
12.
Station
Jesus stirbt am Kreuz
|
13.
Station
Jesus wird vom Kreuz
abgenommen
|
14.
Station
Jesus wird ins Grab gelegt
|
Wenn Sie sich eine
Zusammenstellung von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer Landes
ansehen und mehr über die Geschichte des Kreuzwegs erfahren möchten,
klicken Sie hier..
Apostelleuchter
Zwischen den Kreuzwegbildern
sind an der Nord- und Südwand die nicht sehr auffälligen Apostelleuchter
angebracht.
|
Hinweis: Sie erinnern
an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem,
dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf
Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin
des himmlischen Jerusalems. . |
Kanzel
Auch die Kanzel
ist mit viel Ornamentik geschmückt. Sie stammt aus 1760/70 22)
Der Kanzelkorb ist vorgebaucht und in Felder gegliedert; er ruht auf
einer trichterförmigen Konsole. An der Rückseite, dem Dorsale,
das "Auge Gottes". Der Schalldeckel ist in Form eines Baldachins
gestaltet. An der Unterseite eine Heilig-Geist-Taube; auf dem Schalldeckel
vergoldete Ziervasen und Rankenschmuck. Die Verkleidung der Kanzeltreppe
ist kleeblattförmig gelocht |
Kanzel
|
Hinweis: Die Predigt
wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich wie heute- von einem Ambo
aus gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich
im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt
ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen,
was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Spätestens
seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt.
|
Figuren
im Kirchenschiff
Im Kirchenschiff befinden sich
an den Wänden noch vier Heiligenfiguren:
a) An der Nordseite, direkt gegenüber
der Kanzel, steht eine Figur des Guten
Hirten aus der Zeit um 1750
22)
Er hält eine
Schäferschaufel im rechten Arm. Die Figur beschreibt
wohl den Augenblick, in dem sich der Hirte ein (verletztes) Lamm um seine
Schultern gelegt hat und im Begriff ist, aufzustehen.
Guter Hirte
|
Hinweis: Die Darstellungen
des Guten Hirten mit einem Schaf auf seinen Schultern waren in der
Frühzeit auf die Sündenvergebung bezogen (Mt.18,12-14).
In der Barockzeit trat die von Jesus auf die Priester übertragene
Hirtenfunktion in den Vordergrund und damit dessen Hauptaufgabe, die
Verkündigung des Evangeliums. Deshalb wurde der Gute Hirte ein
bevorzugtes Bildnis an den Kanzeln. In Sulzemoos nimmt das Bildnis
des Guten Hirten die Stelle des sonst üblichen Kanzelkreuzes
ein. |
b) Ebenfalls auf der Nordseite steht eine einfache Herz-Jesu-Statue
aus dem 20.Jh.
22)
Herz-Jesu-Figur
|
Die Anfänge
der Verehrung des Herzens Jesu finden sich schon im 13. und 14. Jh.
Bei den Gläubigen wurde die Herz-Jesu-Verehrung aber erst durch
die Visionen der Margaretha Maria Alacoque (+1690) populär: Ihr
war Christus erschienen, auf sein Herz deutend, was als sein Verlangen
nach der Einführung eines diesbezüglichen Festes verstanden
wurde. Gefeiert wurde es am dritten Freitag nach Pfingsten. 1765 wurde
es durch Papst Clemens XIII. anerkannt und 1856 unter Pius IX. für
die Kirche vorgeschrieben. Heute stößt es auf nur noch
geringe Akzeptanz. Dazu haben sicher die süßlichen Darstellungen
Jesu wie auf dem Bild in Bergkirchen beigetragen. |
c) Auf einem Postament steht die Statue
des hl. Bischofs Nikolaus (um
1750
22))
im vollen Ornat mit einem Buch in der Hand,
auf dem drei Goldkugeln liegen.
|
Hinweis: Nikolaus
war um das Jahr 300 Metropolit von Myra. Während der bald darauf
einsetzenden Christenverfolgung wurde er um 310 gefangen genommen
und gefoltert. Er überlebte und nahm 325 am 1. Konzil von Nicäa
teil. Eine weit verbreitete Legende erzählt, Nikolaus habe einer
verarmten Familie durch Geldgeschenke (Goldkugeln), die er heimlich
durchs Fenster und durch den Kamin in die darin aufgehängten
Socken warf, geholfen, damit der Vater seine drei Töchter nicht
zur Prostitution bewegen musste. Um ein in Seenot geratenes Schiff
mit drei Pilgern zu retten, begab er sich an Bord, stillte den Sturm
und brachte das Schiff sicher in den Hafen. |
St.Nikolaus
|
d) Auf der gegenüber liegenden
Seite steht die ebenfalls aus der Zeit um 1750
22)
stammende Figur des hl.Sebastian,
mit
römischen Soldatenstiefeln und einem Soldatenhelm mit Federbusch auf
dem Kopf. In den Händen hält er ein Bündel Pfeile
und einen Märtyrerpalmzweig.
|
Hinweis: Sebastian
soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde
gewesen sein. Auf Befehl des Kaisers Diokletian wurde er wegen seines
Glaubens mit Pfeilen durchschossen. Er erholte sich aber durch die
Pflege von St.Irene, der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte
sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen.
Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein.
Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile
wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt.
Die Palme ist schon von alters her Zeichen der sieghaften Vollendung
und des Triumphs. Dies hat man für die christlichen Märtyrer
übernommen. Die immergrünen Palmzweige symbolisieren
das ewige Leben und den Sieg des Glaubens über das Heidentum.
Zudem berichtet Johannes in der Geheimen Offenbarung: "... sie standen
in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm und
trugen Palmzweige in den Händen" (Offb.7,9). |
St.Sebastian
|
Die Kirchenbänke
im Altarraum (um 1730/40)
und im Kirchenschiff (um 1750/60) mit links 14, rechts
13 Reihen, haben außergewöhnlich kunstvoll geschnitzte
Wangen aus Weichholz.
22)
Das Muster erinnert an das der Kirchenstühle von Schwabhausen.
|
Kirchenbank
|
Wenn Sie sich
für die Wangenmuster in den übrigen Kirchen des Landkreises
Dachau interessieren, klicken
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|
Opferstock
|
An einer der letzten
Bänke ist der Opferstock
befestigt.
Eindeutig gehören der schön geschnitzte barocke Sockel mit
Akanthusmotiven und der einfache eiserne Opferstock stilistisch nicht
zusammen.
In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche,
außerordentlich interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich
dafür interessieren, klicken Sie hier..
|
Empore
und Orgel 13),
14)
Die stützenlose
Empore besitzt an der Unterseite Stuckrahmenfelder. Die Brüstung
ist nicht bemalt, sondern lediglich durch einfache, weiß gestrichene
Felder strukturiert.
Die Orgel
mit einem dreigliedrigen offenem Prospekt wurde
- 1870/71 von Joseph Philipp Frosch jun. aus Mch.
errichtet (damals 5 Register),
- 1901 von Willibald Siemann,
Mch, ausgebaut
(6 Reg.) und
- 1964 von Anton Staller
aus Grafing zu seiner
jetzigen Form mit 7 Registern umgestaltet. Die
Holzpfeifen wurden durch Zinnpfeifen ersetzt. 24)
|
Orgel
|
Die Familie Frosch
hat in drei Generationen von 1830-1890 viele Orgeln im Münchner
Raum gebaut. Im Landkreis Dachau ist das Sulzemooser Instrument jedoch
die einzige Frosch-Orgel. |
|
Die
Staller-Orgel von 1964 mit pneumatischen Kegelladen besitzt folgende
Disposition: 51)
Manual:
(C-f''') |
Gedackt
8', Salicional 8', Prinzipal 4', Rohrflöte 4', Schwiegel
2', Mixtur 2-3f 11/3' |
Pedal:
(C-d') |
Subbaß
16' |
Koppeln:
I/P |
|
Allgemeines
zur Orgel - Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse
zum Klingen gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen
Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich
Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes
(weltliches) Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell
verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden
Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
sie zur Verschönerung des Gottesdienstes bei. Der Orgelprospekt,
die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch Künstler
gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten
Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit
reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt
durch, der allein durch die harmonische Anordnung der Pfeifen wirkt. |
An der Kirchentüre
sind noch alte Beschläge
zu sehen.
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im Landkreis Dachau interessieren, klicken Sie hier... |
Türbeschlag
|
Leonhardskapelle
In der Leonhardskapelle, deren Eingang
vor dem linken Seitenaltar liegt, steht ein vierter Altar aus der 2. Hälfte
des 18.Jh.
Die 280 cm breite 22)
und raumhohe Rokokoretabel ist rot und grau marmoriert. Zwei Säulen
stützen das geschwungene Gebälk; darauf ein geschwungener
Giebel und zwei seitliche Blumenvasen.
Im
Altarauszug ein kleines Leinwandbild des hl.Georg
(2.Hälfte des 18.Jh) 22).
Der Heilige sitzt in Ritterrüstung auf einem sich aufbäumenden
Schimmel und schlägt mit seinem Schwert auf einen ziemlich spitzmäuligen
Drachen ein.
Im Hintergrund die Gebäude der Stadt Silena; davor steht die
Königstochter, zu deren Rettung Georg eingreift. |
St.Georg
|
Hinweis:
St.Georg war Soldat des römischen Heeres zur Zeit Kaiser Diokletians
und wurde um ca. 304 in Nikodemien oder Lydda enthauptet. Bei uns
wird der hl. Georg vor allem als Patron der Pferde verehrt (Georgiritt).
Meist wird er als Ritter dargestellt, der einen Drachen tötet.
Nach der Legende hauste in einem See vor der Stadt Silena in Lybia
ein Drache, |
|
dem die Einwohner
täglich Lämmer und später Kinder opfern mussten. Da
erschien St.Georg, nachdem er alle Martern überstanden hatte,
gevierteilt und vom Erzengel Michael wieder zum Leben erweckt worden
war. Als der Drache auftauchte, schwang Georg mit dem Zeichen des
Kreuzes die Lanze und durchbohrte das Untier, das zu Boden stürzte.
|
Das
Altarblatt (Öl auf Leinwand) zeigt St.Leonhard
in der Glorie (2.Hälfte des 18.Jh) 22)
. Der Heilige kniet
-in sein Ordensgewand gekleidet- auf Wolken und blickt hinauf in den
Himmel. Dort erscheint zwischen den zurückweichenden Wolken das
Sinnbild Gottes, ein Dreieck (Dreifaltigkeit) im Kreis (Unendlichkeit).
Engel tragen die Attribute Leonhards, den Abtsstab und die Gefangenenketten.
|
St.Leonhard
|
Ein
weiterer Engel hält in der Hand eine Lilie, das Sinnbild des
Keuschheitsgelübdes, das der Ordens-mann abgelegt hatte. Das
Gemälde könnte dem künstlerischen Gesamteindruck nach
von Anton Huber d. Älteren (1799-1868) stammen, dessen
Gemälde in vielen Kirchen des Landkreises Dachau zu sehen sind
(z.B. Altarbilder in Kleininzemoos, Arzbach, Etzenhausen und Pellheim
sowie viele Kreuzwege). Mehr über Anton Huber erfahren Sie, wenn
Sie hier klicken... |
|
Hinweis: Leonhard
(in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler
und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte
er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I., dass viele
von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich als
Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen -
und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete.
Als die Leonhardsverehrung nach Deutschland kam, verehrte man ihn
wegen der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron
der Haustiere, weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete. In
Bayern erreichte die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt.
Man nannte ihn auch den "bayerischen Herrgott". Am Leonhardstag,
dem 6. November werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen
vorgenommen. |
Tabernakel
Bei dem reich
verzierten marmorierten Holz-Tabernakel
aus der Zeit handelt es sich um einen Dreh-tabernakel mit geschwungenem
Giebel und seitlichen Schnitzereien. In der im geschlossenen Zustand
sicht-baren Nische steht eine Kreuzigungsgruppe mit Maria, Johannes
und Maria Magdalena (um 1750 22)) |
Tabernakel
|
|
|
Hinweis: Tabernakel
ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh übliche
Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten zur
Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht war. Der Tabernakel
dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen)
zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für die Sterbenden. Im
hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung und Verehrung Christi
in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes. Der Ort und die Form
der Aufbewahrung änderten sich im Laufe der Jahrhunderte häufig.
Das Tridentinische Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung des Tabernakels
auf dem Altar an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland, wo man
lange daran festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken
und Sakramentshäuschen aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert
umgesetzt. Das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) lässt dies wieder
zu. Deshalb werden in modernen oder modernisierten Kirchen Tabernakel
häufig in die Wand eingelassen oder stehen frei auf einer Säule. |
Reliquiare
Der Tabernakel wird eingerahmt
durch zwei im barocken Stil verzierte pyramidenförmige Standreliquiare.
Hinter dem großen Sichtfenster sind lange Gebeine (wahrscheinl.
Oberschenkelknochen) zu sehen. Nach der Beschriftung auf den Cedulae,
den kleinen beschrifteten Pergamentstreifen, stammen sie von den Heiligen
St. Clementis, St. Albanus, St.Modestus und Innozenz. 22)
Pyramieden-
reliquiar
|
Hinweise:
Die Heilige dürften sog. Katakombenheilige sein, deren Reliquien
in der Barockzeit viel gehandelt wurden. Die in den Katakomben gefundenen
Gebeine waren anonym und konnten keinem bekannten Heiligen zugeordnete
werden. Deshalb wurden sie auf Phantasienamen "getauft".
Bei den Reliquienbehältnissen handelt es sich um Klosterarbeiten,
die meist von Klosterfrauen, zum Teil aber auch von begabten Handwerkerinnen
erstellt wurden. Die Reliquien im Schrein von Sulzemoos lagern auf
rotem Stoff. Sie sind umgeben von Flechtarbeiten aus vergoldeten und
versilberten Drähten und Fäden.
In der Reliquie (lat. reliquiae = Überrest) verehrte man
den Heiligen selbst. Durch die Reliquie war er dem Gläubigen
unmittelbar gegenwärtig. Dabei war unwichtig, ob es sich um die
echten Gebeine des Heiligen handelte oder ob die Reliquie nur mit
den echten Gebeinen in Berührung gebracht worden war. Damit wurde
in der christlichen Kirche ein Brauch fortgesetzt, der schon im Altertum
weit verbreitet war. Bereits im Heroenkult antiker Zeit, in der Verehrung
von besonders herausragenden und ausgezeichneten Menschen nach ihrem
Tod, standen deren Grab und Gebeine im Mittelpunkt des Kultes. Von
den Gräbern der Märtyrer, der Heroen des Christentums, hat
der Heiligenkult seinen Ausgang genommen. Reliquien waren den Gläubigen
Unterpfand für die überirdische Kraft des Heiligen, für
seine besondere Stellung zu Gott, die er sich durch seinen Märtyrertod
oder durch ein besonders frommes und gottgefälliges Leben erworben
hatte. |
Grabplatten
(Epitaphe)
In die linke Seitenwand der Leonhardskapelle
sind frühbarocke Grabdenkmäler der Hofmarksherren
seit dem 17.Jh. eingelassen
17.Jh.
|
so
z.B ein großes Epitaph für Hans
Wilhelm Hündt von Lauterbach und Sulzemoos, das zum
größten Teil mit heraldischen Reliefs verziert ist. Der
Text im unteren Teil der Grabtafel beginnt mit: "hier ligt begraben
der Edle und Gestreng Herr Hanns Wilhelm G. von Lauterbach und Sulzemoos...".
Der Verstorbene gilt als Begründer der Marienwallfahrt zum Sternei
nach Taxa bei Odelzhausen (Lkr. Dachau).
19)
Hans Hundt geriet 1606 in Seenot und legt daraufhin das Gelübde
ab, er werde im Falle seiner Rettung eine Marienkapelle bauen; gilt
daher als Begründer der Marienwallfahrt zum Sternei nach Taxa
bei Odelzhausen. |
Neben dem Taufstein steht ein weiteres
Epitaph aus Solnhofener Stein (64 x 42 cm) aus dem Jahr 1693 für
Wilhelm Freiherrn von Geböckh
und seine Frau Martha. Der Stein wird von einem Rahmen aus verschiedenen
Wappen und Rankenverzierungen umgeben.
Der Text auf dem Grabstein lautet:
1694
|
"Anno 1693,
den 18. Juny ist in Gott Seelig verschiden der Hoch und wollgeborne
Herr Herr Willhelm Freyherr von Geböckh von Sulzemoos und Arnbach
beeder Churfürstl. Durchl. zu Cölln und Bayrn Camerer
Rath und Obrist Jegermaister zu Freyßing auch Pfleger und
Chastner der Herrschafft Burkhrain seines alters in 75.Jar deme
Gott genedig sein wolle.
Anno 1694 den 2.Aug. verschide in Gott ... die Hoch und wollgeborne
Frau Martha Elisabetha Freyfrau von Geböckh von Sulzemoß
und Arnbach geborne Freyin von und zu Rorbach wollgedachten von
Geböckh sel. Ehegemahlin Ihres alters im 65.Jahr, deren gott
...."
|
Hinter dem linken Seitenaltar,
am Eingang zur Leonhardskapelle, ist im Pfeiler eine 87 x 59 cm große
Gedenkplatte aus Solnhofener Stein für Johann
Theodor Geböckh (Geeböck) eingelassen.
1800
|
Im Oberteil
der Platte ist die Prachtausgabe des Wappens der Geböckh zu sehen.
Der Text darunter lautet: "Denkmaal des Hochwohlgebohrnen Herrn
Herrn Johann Theodor Freyherrn von Geeböck auf Sulzemoos und
Arnbach wirkl. Regierenden HofmarksHerrn. Sr.Churfl. Durchl. zu Pfalzbaiern,
Kamerer und Hauptmann der Cavalerie ; c. Gestorben den 23.Decemb.
1800 im 65.Jahr seines Alters. Gottes Friede über Ihm."
|
Weitere Epitaphe sind an
der Außenseite der Kirche befestigt. Sie erinnern an frühere
Pfarrer von Sulzemoos:
1861
|
für
Lorenz Alois
Peischer
1796-1861
|
Text:
"Ruhestätte der irdischen Hülle des Hochwürdigen
Herrn Lorenz Alois Peischer
geboren zu Aichach am 18.Jänner 1796, gest. zu Sulzemoos am 19.Juni
1861
nachdem er durch 13 Jahre der Pfarrey daselbst würdig,
deshalb auch geehrt und geliebt, vorgestanden ist."
(Sandstein, 90 x 56 cm).
|
1896
|
für
Johann Bapt.
Endl
1847-1896
|
Text:
"Hier ruht in Gott der hochwürdige Herr Johann Bapt.Endl,
seit 7 1/2 Jahren Pfarrer dahier, geboren am 6.August 1847 zu Ensdorf,
zum Priester geweiht 1874, gestorben dahier am 16.Dez. 1896 nach öfteren
Empfang der heiligen Sterbsakramtente. Geliebt von allen, die ihn
kannten, schlief er in Gottes Frieden ein. Mag jenseits das Erwachen
ein ewig freudenreiches sein."
(Stein aus hellem Marmor, 91 x 70 cm). |
1928
|
|
Text:
"Zur frommen Erinnerung an den hochwürdigen Herrn Karl Kainz,
Dekan des Kapitels Egenhofen, nahezu ?30? Jahre Pfarrer in Sulzemoos,
gest. 15.Febr.1928 im Alter von ?92? Jahren und 5 Monaten, vers.mit
den Sterbesakramenten."
(Stein aus Muschelkalk, 128 x 55 cm). |
1955
|
|
Text: "Hier
erwartet die Auferstehung der Hochw.Herr Johann Ev.Sedlmeir
43 Jahre Priester, zul. Kommorant (= Pensionist) dahier
* 15.12.1887 + 18.4.1955"
(Stein aus Muschelkalk, 124 x 55 cm). |
1991
|
für
Gerhard Kues
1927-1991
|
Text:
"Missionar Pfarrer Gerhard Kues
* 3.2.1927 in Berlin
Priesterweihe 25.1.1967 in Rom - Primiz 2.7. 1967 in Sulzemoos
+ 7.10.1991 in Südafrika" |
1677
|
|
Anno
1677 den 29.8bris (Oktober) starb der
Ehrewürdig in Gott Geistlich Herr Lorenz Oberockher gewest
er Pfarrer zu Sulzemoß Deme Gott genad
Amen
Epitaph: Höhe: 64 cm, Breite: 34 cm; unten im Oval ein Kelch.
24) |
Von weiteren Epitaphien an der Friedhofsmauer weiß die
Kirchenchronik von Sulzemoos zu berichten
24)
|
|
für
Anna Gabriela Kammerloher
1790
|
Hier Ruhet/in Gott/die hochedelgebohrne/Anna Gabriela/ Kammerloherin/Gebohrne
Gerett v. Heiden./des Hochedelgebohrnen Herrn/Philipp Theodor Kammerloher,
/I: D: D:/Hochfürstlich Freysingischer/Bann und Kloster Richter/zu
Neustift seligen-/hinterlassene Witwe /den 20. Jener im Jahre 1790/ihres
alters 72 Jahr./ Gott verleihe derselben und der / ganzen Kammerlohrischen
Freund-/schaft sel: die Ewige Ruhe.
Schriftplatte. H = 86 cm, B = 50 cm. Roter Marmor
|
|
für
Johann Sigmund Maximilian Maria Freiherr von Geeböckh
|
Hie liget der Hoch und Wohl /gebohrne Herr Herr Johann Sigmund Maxi-/milian
Maria Frey / herr von Geeböckh zu Sulzemoos /Arnbach seiner Churfrt:
Drt Drt: zu Cöln /und Bayern Cammerer, Seiner Durchleuchtigisten /Eminenz
Der Heyl: Rom: Kirchen Cardinaln/Bischoffen zu Freysing Regenspurg
und Lüttich Obrist-/Jegermaister, und Pfleger zu Eisenhof: so
den
6. April /Anno 1797, zu abend 5 und 5 uhr im 65-igisten/Jahr seines
Alters nach öfters empfangenen All-/und Heil: Sacramenten in
Gott Seelig Entschlaffen /
Dem Gott eine Fröhliche Aufferstehung ge-/nedigist Verleichen
Wolle.
Stein: Roter Marmor. Oben Familienwappen. H = 71 cm, B = 49 cm
|
|
für
Henrica Heffner
|
Hier ruhet/Die Ehr und Tugendsame /Frau Henrica Heffner geweste/Kammerdieners
Witwe, / Sie starb als wahre Christin /und gute Mutter im 67 Jahr
/ihres Alters
den 12. Nov. 1812/ Sie ruhe in Frieden.
Schriftplatte. H = 57 cm, B = 34 cm
|
|
|
|
|
Einige weitere Epitaphe sind
schon so verwittert, dass die Inschriften nicht mehr zu entziffern
sind.
|
)
Taufstein
Neben den Epitaphen steht in der Leonhardkapelle
ein runder Taufstein aus Rotmarmor
(1.Hälfte 18.Jh)
22).
Der Fuß des Taufsteins in Form eines Balusters dürfte erst später
hinzugefügt worden sein; jedenfalls besteht er aus einem anderen Material.
Der aus dem 20.Jh stammende Deckel mündet in eine vergoldete Krone
mit aufgesetztem Kreuz. Der Taufstein selbst hat die Form einer Schüssel.
Taufstein
|
Hinweis:
Die Taufe der frühen Christen fand ursprünglich im Freien
statt, überall dort, wo fließendes oder stehendes Wasser
vorhanden war. Mit der Verlegung der Taufe in den Kircheninnenraum
schuf man dort eigene Taufbecken. Als sich im 11.Jh die Praxis der
Kindertaufe weitgehend durchsetzte, begann man mit der Errichtung
erhöhter Taufgefäße; die Bodenbecken erwiesen sich
für die Kindertaufe als weniger geeignet. Das Taufbecken ist
meist aus Stein. |
Neben dem Taufstein
ist in den Fußboden der Leonhardskapelle eine Sickergrube
in den Boden eingelassen, die mit einem Deckel verschlossen ist.
In dieser Grube wurden die Flüssigkeiten entsorgt, die beim
Gottesdienst oder anderen zeremoniellen Verrichtungen verwendet
wurden und übrig geblieben sind. Der Deckel hat schöne
Beschläge.
|
Sickergrube
für hl.Öle
|
Kruzifix
|
An der Wand ist ein Kruzifix
befestigt. Es könnte sich um ein früheres Vortragekreuz
handeln. Der Corpus Jesu ist als Inkarnat (=fleischfarbig) gefasst.
Die Adern schimmern blau unter der Haut hindurch. Er hat sein dornengekröntes
Haupt im Tode nach rechts geneigt. Aus den Wunden der Hände,
der Füße, der Knie, der Seite und an der Stirn unter
der Dornenkrone tropft Blut. Das um die Hüften geschlungene
und verknotete Lendentuch ist vergoldet. Die Füße Jesu
sind, wie im Barock üblich, überkreuzt mit einem sehr
großen Nagel an das Holz geheftet (sog. Dreinageltypus).
Hinweis: Vortragekreuze werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen,
Wallfahrten sowie bei Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück
auf das Jesuswort "Wer mein Jünger sein will, der verleugne
sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei
Gebetsprozessionen (Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des
Kreuzes zu den nachgehenden betenden Menschen gedreht, damit sie
den Gekreuzigten vor Augen haben. Bei anderen Prozessionen, z.B.
an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug zeigt der Corpus in die
Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg. Die ältesten Vortragekreuze
stammen schon aus dem 6.Jh.
|
Bisher in der Leonhardskapelle,
künftig in einem eigenen Raum, in dem früher die Heizung
unterge-bracht war, steht eine sog. Ganzjahreskrippe.
Sie soll das ganze Jahr über verschiedene Szenen aus dem Evangelium
figürlich darstellen. So z.B.
- die Verkündigung durch den Erzengel Gabriel
(Lk.1,26)
- die Geburt Christi im Stall,
- der Kindermord des Herodes (Mt. 2, 16ff),
- der Besuch Jesu im Tempel (Lk.2, 46 ff),
- die Hochzeit von Kana (Jh 2,1-10). |
Krippe
|
Die Krippe umfasst
180 Figuren aus dem 18.Jh. und ist eine der bedeutendsten Krippen
der Diözese München und Freising.
Die Figuren sind 20 bis 30 cm hoch und tragen teilweise noch die originalen
Gewänder. Die Krippe könnte ein Geschenk des damaligen Schlossherrn
sein. 08)
Die Figuren wurden um das Jahr 2002 resauriert (Kosten 100.000 Euro)
08)
|
Beschreibung der Krippenfiguren
Die Figuren der Ganzjahreskrippe bestehen zum überwiegenden Teil
aus dem älteren Typ der "Mannequin-Puppe", d.h. sie
sind keine vollfigurigen Schnitzplastiken. Sie gliedern sich vielmehr
a) in einen Rumpf, der aus einem Trägergerüst aus Draht besteht
und mit Stroh gefüllt ist, und
b) in die angesetzten, geschnitzten Gliedmaße, die teilweise noch
mit Gelenken versehen sind.
Die Extremitäten werden -wie der Kopf- auf kleinen Stäbchen
in die Puppe gesteckt. Die aus Holz geschnitzten Köpfe bestehen zum
größten Teil aus sehr realistisch durchgebildetem, farbigem
Wachs, mit Glasaugen und Haaren (Echthaar und Textilfäden).
Einzelne Köpfe dürften spätere Ergänzungen sein.
Im Allgemeinen sind die Figuren qualitativ hochstehend.
Und dies, obwohl ansonsten im Laufe des 18.Jh die Bedeutung der "Mannequin-Puppen"
gegenüber den vollplastischen, geschnitzten Figuren zurückging.
In vielen Fällen tragen die zwischen 18 und 27 cm messenden Kunstwerke
noch die originale Bekleidung. Nicht mehr ursprünglich sind
leider die Figuren von Josef und Maria; sie fallen in durch geringere
Qualität ins Auge.
Zur Frage nach der Herkunft lässt sich nur vermuten,
dass die Anschaffung einer so umfangreichen Krippe für eine kleine
Landpfarrei wohl nur durch einen Beitrag der Schlossherrn möglich
war. Auf alle Fälle stammt die Krippe -wie schon an vielen Bekleidungsteilen
zu sehen ist- aus dem alpenländischen Raum. Obwohl es im 18.Jh auch
im oberbayerischen Raum bedeutende Hersteller von Wachsköpfen gab
(z.B. Johann Plöderl in Wasserburg oder die Cettos in Burghausen),
könnte diese Krippe möglicherweise auch aus Tirol
stammen (vgl. z.B. die Krippe der Ursulinerinnen in Innsbruck um 1710).
Dies scheint auch die Tracht der ländlichen Figuren nahe zu legen.
Entstanden sein dürfte die Krippe wohl relativ sicher im späten
18.Jahrhundert.
Karfreitagsratsche
Unter der Empore
wartet noch eine Karfreitags-ratsche
auf ihren zweitägigen Einsatz pro Jahr. Dieses Einrichtungsstück
ist eine handwerkliche Arbeit neueren Datums und soll hier vor allem
wegen des damit verbundenen Brauchtums erwähnt werden. |
Karfreitagsratsche
|
Hinweis: Am Karfreitag
und Karsamstag schweigen einem alten Brauch zufolge die Kirchenglocken.
Ihre Funktion nehmen die Holzratschen ein, die an diesen Tagen von
Ministranten durchs Dorf gezogen werden und mit lauten Klappergeräuschen
auf die Gottesdienstzeiten aufmerksam machen. |
Nicht mehr in der Kirche befindet
sich eine sog. Johannesschüssel aus der Zeit um 1480. Sie
besteht aus blau und weiß gefasstem Holz und hat einen Durchmesser
von rd. 40 cm. In der Schüssel ist ein rd. 20 cm großer geschnitzter
Kopf von Johannes d.Täufer mit vergoldeten Haaren befestigt. Diese
Darstellung erinnert an den Bericht über den Tod des Johannes im
Markusevangelium (Mk.6,14-29). Johannes der Täufer. Seinen Beinamen
erhielt er, weil er Jesus am Jordan (Lk.3,24) taufte. Von König Herodes
Antipas wurde Johannes gefangen genommen, weil der ihm die unrechtmäßige
Verbindung mit seiner Schwägerin Herodias öffentlich vorgehalten
hatte. Die hasserfüllte Herodias bewegte ihre Tochter Salome, als
diese dem von ihrem Tanz entzückten Vater einen Wunsch äußern
durfte, Johannes' Haupt zu fordern. Er wurde enthauptet, Salome brachte
der Mutter das Haupt auf einer Schale (Mk.6, 14-29).
Monstranz
Nicht in der Kirche aufbewahrt wird auch die vergoldete Monstranz
mit Wappen der Freiherrn Gepeckh. Sie ist eine Stiftung des 1747 gestorbenen
Joseph Sigmund Maximilian. Die Monstranz ist in der Beschreibung der Kunstdenkmale
wie folgt erwähnt:
" Monstranz mit Rankenwerk verziert; am Fuss das Wappen der Gepöckh
und die Buchstaben I.S.M.M.F.V.G.S.E.A.d.h.
Joseph Sigm. Max Freih. von Gepöckh Sulzemoos et Arnbach; rückwärts
war ein Schild: M. Tobias Heigl Camerarius
et Par. in Sulzemoos 1713". 04)
Die Monstranz
besitzt einen Nodus mit drei Cheruben und aufgesetzten silbernen Fruchtgehängen,
einen geflammten Strahlenkranz, eine Umrahmung mit Bandlwerk und Trauben.
Oben ist ein Gottvaterrelief, rechts und links zwei Engel mit Füllhörnern
und unten ein Pelikan und zwei Füllhörner zu sehen. Über
dem herzförmigen Schaugefäß ist eine Bügelkrone angebracht.
Die Monstranz ist zudem mit zahlreichen farbigen Steinen geschmückt.
22)
Neben der Kirche
steht der alte Pfarrhof
aus dem Ende des 18.Jh, der in den 1980er Jahren wieder schön
renoviert worden ist. Er befindet sich in Privatbesitz. Die Dachgaube
mit der Aufzugsluke zeigt seine frühere Funktion als Bauernhof
an. Schließlich besaß auch die Pfarrei Felder. |
ehem.Pfarrhaus
|
An der Südseite
des Hauses sind noch eine Sonnenuhr aus der Erbauungszeit (1797) und
eine sog. Dachauer Haustafel (siehe Bild rechts) aus dem 19.Jh.
zu sehen.
|
Haustafel
|
Geschichte
- 1705/06
|
Aus den Jahren
1705/06 ist bekannt, dass Maurermeister Mathias Graf aus dem Raum
Sulzemoos sowie die Kistler Stephan Aigemas aus Orthofen 12),
Georg Miller aus Oberlappach 17)
und Johann Loder aus Tödtenried
12)
am Pfarrstadel gearbeitet haben (Neubau oder Reparatur).
Der Zimmerer Thomas Rottenfueßer aus Wiedenzhausen renovierte
Pfarrhof, Backhaus und Pfarrstadel. 17) |
- 1743/45 |
führte der
Zimmermeister Andreas Hürschauer aus Sulzemoos Reparaturen am
Pfarrhof und der Pfarrökonomie durch; das weist auf einen größeren
Umbau hin. 17)
|
- 1752 |
erstellte der Zimmerer
Andreas Kiening aus Sulzemoos einen Überschlag (= Kostenvoranschlag)
für eine Pfarrhoferhöhung, eine Stadelreparatur und einen
neuen Schweinestall 17)
|
- 1756 |
lieferte der Kistler Josef
Paur aus Welshofen Fensterstöcke für das Pfarrhaus 12)
|
-
1834-36 |
wurden
die Ökonomiegebäude neu gebaut.
Am 9.6.1834 wurden die Angebote der Bauunternehmer für den Neubau
im Gerichtslokal entgegengenommen. |
Auch das
ehem.Pfarrhaus gehört zu den schützenswerten Baudenkmälern
in Bayern. In der vom Landesamt für Denkmalpflege herausgegebenen
Liste der Baudenkmäler in Sulzemoos 60)
wird
sie mit folgenden Worten beschrieben: "Aktennummer: D-1-74-146-4;
Kirchstraße 5; zweigeschossiger Satteldachbau mit geschweiften Dachgauben
und Aufzugsluke, Ende 18. Jahrhundert; Dachauer Haustafel, Mitte 19. Jahrhundert;
Sonnenuhr, bezeichnet mit 1797; stattlicher Pfarrstadel, erbaut 1836".
Wenn Sie auch andere Pfarrhöfe
im Landkreis sehen möchten, klicken Sie hier....
Der leider früh verstorbene Manfred Daurer aus Sulzemoos hatte im
Jahr 2002 eine kleine Chronik der Pfarrkirche mit einem professionell
gestalteten und zum Lesen einladenden Layout geschrieben, die bei der
Mesnerin, Frau Schmid, zu erhalten ist.
Gottesdienstzeiten
erfahren Sie auf der Internetseite des Erzbistums München und Freising.
Klicken Sie hier....
Hans Schertl
Quellen:
01)
Johann Nep. Kammerloher, Pfarrer in Sulzemoos, Beschreibung der
Säkular-Pfarrei Sulzemoos, 1817
02)
Dr. Martin v.Deutinger, Die älteren
Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
03)
Mayer-Westermayer, Statistische Beschreibung
des Erzbisthums München-Freising, 1874
04)
Bezold/Riel,
Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895
05)
Theodor
Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.438, 1258)
06)
Josef Scheidl, Die Bevölkerungsentwicklung
des altbayerischen Landgerichts Dachau, in ZBLG 3 (1930), S.376
07)
Josef
Scheidl, Die Bevölkerungsentwicklg. des Landger. Dachau im Laufe
früh.Jahrhunderte, 1925 (Sp.Erbfolgekrieg,1649)
08)
Marlene Wagner, Renovierung der
Kirche kostet 750.000 Euro, Dachauer Nachrichten vom 17.8.2006 und
Renate Zauscher, Johann
Baptist stellt Fachleute vor Probleme, Dachauer SZ vom 6.9.2006
09)
Rümann-Drave:
Schlüssel zur unbekannten Heimat, 1962
10)
Max Gruber, Stuck im Dachauer Land,
Amperland 1966/1
11)
Dr.Peter Dorner, Renaissancebild
einer Landschaft, Amperland 1968 (Apian 1568)
12)
Max Gruber, Kistler, Schreiner u.Drechsler aus dem Amperland, Amperl
1975-S.91 (Paur, Aigemas,Loder)
13)
Georg Brenninger, Orgeln und Orgelbauer
im Landkreis Dachau, Amperland 1975/4
14)
Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern.
Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
15)
Max Gruber, Für Dachau u. Hinterland
bis 1800 tätige Architekten, Bau-u.Maurermeister, Amperl.1982 (Mayr,Gläsl,Priller)
16)
Max Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer, Amperland
1984/2 (Bernhard Ernst)
|
Der
Glockengießer Bernhard Ernst lebte von ca.1597 bis nach
1681). Er stammte aus der Ortschaft Wart bei Dingolfing. 1625 heiratete
er die Witwe des Glockengießers Dionysius Frey aus München
und übernahm mit der Witwe auch den Betrieb. Denn wer eine Witwe
heiratete, konnte das Bürgerrecht des verstorbenen Mannes unentgeltlich
übernehmen. Das Bürgerrecht war notwendig um einen Glockengießerei
führen zu können. Nach dem Tod der ersten Frau heiratete
Bernhard Ernst 1633 Maria Derfl. Bernhard war einer der bedeutendsten
Glockengießer seiner Zeit. Der Fürstbischof von Freising
verlieh ihm das Privileg, Glocken für die Kirchen im Gebiet der
Diözese München-Freising zu liefern. Im Jahr 1913, also
vor dem ersten Einschmelzen von Glocken für Kriegszwecke, waren
noch 213 Glocken von Bernhard Ernst im Bistumsgebiet nachweisbar.
Werke von ihm sind aus der Zeit von 1629 bis 1670 bekannt. Er hat
auch für eine Reihe von Kirchen im Dachauer Land Glocken gegossen:
Pellheim (1629), Sulzemoos (1636), Großberghofen (1640), Weyhern
(1641), Straßbach (1643), Harreszell (1643, kam später
nach Langenpettenbach), Großinzemoos (1650), Einsbach Hl.Blut
(1650 zwei Glocken, auch Überschlag von 350 fl. in 1645), Einsbach
Pfarrkirche (1652), Amperpettenbach (1654), Goppertshofen 1655), Weichs
(1658), Welshofen (1662), Wiedenzhausen (1663), Prittlbach (1664),
Ampermoching (1664, Glocke kam später nach Giebing), Kreuzholzhausen
(1665 drei Glocken), Rumeltshausen (1665 zwei Glocken), Sittenbach
(1667) und Puchschlagen (1670/71 zwei Glocken).
Wie alle Glockengießer seiner Zeit hat Bernhard Ernst auch Geschütze
für die Armee gegossen. Die unselige Verbindung von Glocken und
Kriegsgeräts aufgrund des gleichen Materials, ist schon hunderte
von Jahren alt. In der Glockengießerei wurden aber auch nur
einfach Gussarbeiten für andere Künstler durchgeführt.
So z.B. die Heldenputti an der Mariensäule in München (wohl
von Ferdinand Murmann entworfen), die Symbole des Bösen Hunger
(Drache), Pest (Basilisk), Krieg (Löwe) und -aus katholischer
Sicht- Ketzerei (Schlange) bekämpfen. |
17)
Max Gruber, Bis gegen
1800 im Amperland tätige Zimmermeister, Amperland 1986 (Hürschauer,
Andreas Kiening,
Jakob Kiening, Miller, Rottenfueßer)
18)
Josef Bogner, Dorfkirchtürme
im Amperkreis, Amperland 1989/1
19)
Wilhelm Liebhart,
"Hundt zu Lauterbach, Historisches Lexikon Bayern/Bedeutende
Vertreter, 2024
(Hans Wilhelm Hundt)
20)
Gottfried Weber, Die Romanik in Oberbayern,
1990
21)
Liebhart/Pölsterl, Die Gemeinden
des Landkreises Dachau, Bd 2der Kulturgeschichte des Dachauer Landes,
1991
22)
Dr.Stefan Nadler, Kunsttopographie
des Erzbistums München und Freising, 1992
23)
Angelika Petitini, Leonhardsverehrung
u. Wallfahrt in Inchenhofen, Augsburger Volkskundliche Nachr, 1995, Heft
Nr.2
24)
Manfred Daurer, Chronik der Pfarrkirche
St.Johannes Baptist Sulzemoos, 2002
25)
Nina Praun, Außen unscheinbar,
innen prachtvoll, Dachauer Nachrichten vom 9.1.2008
26) Karl
Grüner, "Unten bauchig, oben spitz", Münchner Kirchenzeitung,
v. 25.9.2005 und vom 2.10.2005
27)
Heimatbuch des Landkreises und der Stadt Dachau, 1971 (Hofmark)
28)
41,60 m von Knopf bis Boden, Dachauer Nachrichten vom 19.8.2005
29)
Christian Stangl, Turm in voller
Rüstung und Teurer Kampf gegen den Hausschwamm, Dachauer Nachrichten
vom 18.8.2008
und vom 13.10.2008 (Turm-
und Dachsanierung)
30) Robert Böck, Studienfahrt
nach Inchenhofen, 2006
31) Sarah Khan, Diversa diversis:
mittelalterliche Standespredigten und ihre Visualisierung, 2007
32) Eckart Bieger, Das Bilderlexikon
der christlichen Symbole, 2011 (Tabernakelengel, braun, Rosen)
33) Hans-Michael Körner, Walter
de Gruyter, Große Bayerische Biographische Enzyklopädie, 2005
(Ranzinger)
34) Wilhelm Liebhart, Huosigau,
Landgericht u. Landkreis Dachau Ein Gang durch die Geschichte des Dachauer
Landes,2006
35) Romanik, Realismus, Revolution,
das 19.Jh, Tag des offenen Denkmals 2011 in Augsburg (Wirsching 1864)
36) Dr Heisig, Kunstreferat des
Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz
Hochaltar)
37) Dr.Mich.Rademacher, Deutsche
Verwalt.geschichte 1871-1990, www.verwaltungsgeschichte.de/, 2015 (Statistik
33,39)
38) Martin von Deutinger, Tabellarische
Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
39) Peter Pfister, Von Arbeo zum
Internet, Katalog zur Ausstellung "75 Jahre Diözesanarchiv Mch/Freising",
1999
40) Joseph Scheidl, Wüstungen
im Gebiet des alten Landgerichts Dachau, Amperland 1965/1 (Eckertshofen)
41)
Michael Andreas Schmid, M.A, Das Werk des
Dachauer Stuckateurs Benedikt Heiß im Amperland, Amperland 2000
42) Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
43)
Informationen aus den Gemeinden und der Stadt Dachau, Sonderveröffentlichung
der Dachauer Nachrichten v. 14.3.2019
44) Karte mit Besitzungen und Pfarreien
der Abtei Scheyern bei der Ausstellung 900 Jahre Kloster Scheyern, 2019
45) Digitales Archiv des Erzbistums
München und Freising; Signatur
BB001/1/1, FS117 (Pfarrerliste)
46) 41,60 Meter bis zur Spitze,
Dachauer Nachrichten vom 12.1.2021
47) Infotext Arnoldusglocke,
2021
48) Der große Schatz der kleinen
Landkirche- Dachauer Nachrichten vom 23.12.2013 (Krippe)
49) Christian Stangl, Vom Kirchturm
in den Kriegsdienst, Dachauer Nachrichten vom 8./9.1.2022 (Glockenablieferung)
50)
Neueste
Nachrichten aus dem Gebiete der Politik, München, vom 17.02.1853
(Pfr.Riedl)
51) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank,
Internetseite, 2022 (Orgel)
52)
PfarrhofVersteigerung-Bayerische Landbötin 8.2.1848 (Pfr.Riedl)
53)
Pfarrei-Ausschreibung
nach Resign. Pfr.Riedl, Intelligenzblatt d.Königlichen Regierung
v.Oberbayern vom 11.02.1848
54) Historischer
Atlas von Bayern, Digitale
Bibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek (Hofmark)
55) Münchener politische Zeitung
mit allerhöchstem Privilegium vom 17.11.1831 (Coop.Bauer)
56)
Bayerische Landbötin vom 29.05.1834 (Neubau Pfarrökonomie)
57)
Augsburger Ordinari Postzeitung von Staats-,
gelehrten, historisch-u.ökonomischen Neuigkeiten v.1.3.1831
(Kammerlohr)
58)
Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt
von Oberbayern 07.05.1867
(Erledigung
der Pfarrei)
59)
Matrikel der Patronats- und Collations-Rechte, Deutinger-Die älteren
Matrikeln des Bisthums Freysing, § 678, S.476
60)
Liste der_Baudenkmäler
in Sulzemoos, Stand 2023
99 Bilder: Hans Schertl
(97), Hubert Eberl (2)
14.01.2023
Pfarrer
von Sulzemoos
45)
24)
Name
|
am
von-bis
|
|
Name
|
am
von-bis
|
Eberhard von Hiernhaim, Pfarrherr 02) |
1524
|
|
Josef
Gabriel Doblinger
vorher Pfarrer in Niedertaufkirchen |
1781
|
Scheirer
Christoph, Kooperator
|
1524
|
Franz
Caspar Nidermayr +1782
vorher Pfarrer in Obertaufkirchen |
1782
|
Ulrich Herl,
Vikar
|
1524
|
Joh.
Nepomuk Kammerlohr
Versteigerung des Vermögens... 57)
|
1782-1831
|
Georg
Schädl / Schödl 42)
geboren
in Orthofen um 1480, Priesterweihe in Rom
|
1560-1582
|
Joseph
Riedl *1783/84,
+15.2.1853 50),52)
|
1831-1848
|
Mathias
Grießer +1603 |
1582-1603
|
|
1831
|
Leonhard
Spar |
1603-1613
|
Lorenz Peischer |
1848 - 1861
|
Christoph
Lang |
1613-1623
|
Anton Aufhauser
Neuausschreibung der Pfarrei 58)
|
1861 - 1867
|
Sebastian
Magerl +1634 |
1623-1634
|
Vinzenz
Kaußler |
1867 - 1888
|
Mathias
Strohmair +1664 |
1634-1664
|
Johann
Endl |
1888 - 1896
|
Laurentius
Oberegger/Oberockher +1677
vorher Pfarrer in Ebertshausen |
1664-1677
|
|
Karl
Kainz
*1865 + 1927 |
1897 - 1927
|
Caspar
Lipp +1685 |
1677-1685
|
|
Josef
Höckmayr |
1927 - 1937
|
Thobias
Heigl +1732 |
1685-1732
|
|
Dionys Müller
*1879 +Okt.1940
|
1937 - 1940
|
Thomas
Strobl |
1732-1735
|
|
Paul Müller |
1941 - 1950
|
Joseph
Grueber |
1735-1742
|
|
Karl Strobel
|
1950 - 1967
|
Joh. Georg
Schönherr
|
1742-1759
|
Sulzemoos
wird seelsorgerisch
von Odelzhausen mitbetreut |
ab 1967
|
Georg
Waldherr +1781 |
1759-1781
|
|
|
|
|
|
|
Gustav von Bezold und Dr.Berthold Riehl
Die Kunstdenkmale des Königreiches Bayern
- vom elften bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts -
im Auftrage des kgl.Staatsministeriums des Innern, für Kirchen- und
Schulangelegenheiten. 04)
- Auszug -
Kirche Sulzemoos. Langhaus
romanisch, Chor und Thurm gothisch, alles in der Frühzeit des 18.Jh
(1716) umgestaltet. Einschiffig. Der wenig eingezogene Chor umfasst ein
Langjoch. Schluss in fünf Achteckseiten. Um den Chorschluss ist außen
die aus drei getrennten Räumen betehenden Sakristei herumgebaut.
Über derselben Oratorien. An der Nordseite eine St.Leonhardskapelle.
Thurm westlich. Langhaus flach gedeckt. Chor gewölbt, Tonne mit Stichkappen.
Am Gewölbe die Wappen der Familien Hundt, Geeboeckh und Schäzler
(letzteres neu).
Decke und Gewölbe haben eine reiche Stuckdekoration, gut gezeichnete
Akanthusranken. Putten usw. - Sehr nahe verwandt und augenscheinlich von
der gleichen Hand die Dekoration der Kirche zu Maisach, B.A. Bruck.
Der obere Theil des Thurmes, ein hohes Achteck vom Jahre 1732. Das Langhaus
ist aus grossen, ziemlich gut bearbeiteten Nagelfluhe-Quadern erbaut.
An seinem Ostgiebel ist der alte Verputz mit eingeritzten geometrischen
Zeichnungen, theils ornamentalen Charakters, theils eine Mosaikverkleidung
(Reticulat) imitierend und leicht gefärbt, erhalten. Jetzt unter
dem Dache des Chores verborgen. Dieser Umstand sowie der, dass die gothischen
Theile in anderem Material (Backstein) ausgeführt sind und mit den
Mauern des Langhauses nicht in Verband stehen, erweisen das höhere
Alter des letzteren. Backstein ist jedoch auch schon für die jüngeren
romanischen Bauten der Gegend das ausschließliche Baumaterial. Der
Bau gehört also zu den älteren romanischen, muss aber jünger
sein als die Kirche auf dem Petersberge bei Eisenhofen, welche eine weniger
entwickelte Technik zeigt. Zweite Hälfte des 12.Jh.
In der Leonhardskapelle
das Begräbnis der Freiherrn von Gepöckh mit zahlreichen künstlerisch
werthlosen Grabsteinen. Daselbst Grabsteine des
- Hanns Wilh. Hundt von Lauterbach zu Sulzemoos auf Adlshausen (Todesdatum
nicht ausgefüllt) und seiner Frauen
Charitas geb. v. Breitenbach 4.März 1602
und Margaretha Hündtin (!) geb. Leonrod (Todesdatum nicht ausgefüllt);
- des Wilhelm Freih. v.Gepöckh von Sulzemoos und Arnbach, Pfleger
und Kastner der Herrschaft Burgrain 18.Juni 1693 und
seiner Frau Martha Elisabeth, geb. Freiin v.Rohrbach + 2.Aug.1694;
- des Johann Sigmund Maximilian Freih.v.Gepöckh zu Sulzemoos auf
Arnbach +6.April 1747,
- des Johann Cajetan Cristoph Wilhelm Freih.v.Gepöckh + 1732,
- der Maria Eleonora Franziska Walburga Freyin von Gepöckh +31.Juni
1711,
- der Maria Theresia Franziska Freiin von Gepöckh + 3.März 1719,
- des Jos.Karl Max Albert Anton Rasso Johann Nepomuk Frhr. von Gepöckh
+ 5.Juni 1758,
- der Maria Anna von Gepöckh + 1770,
- des Joh.Heinrich Wilh. Lampert Freih. von Gepöckh + 5.Mai 1783,
- der Maximiliana Freihfrau von Gepöckh geb.Gräfin von Taufkirchen
+27.April 1767,
- der Maria Franziska von Gepöckh geb. Freiin von Gumppenberg zu
Bayrbach + 5.Mai 1766,
- der Eva Sophia Freifrau von Gepöckh + 23.Aug.1706 etc.
In der Sakristei: Monstranz
mit Rankenwerk verziert; am Fuss das Wappen der Gepöckh und die Buchstaben
I.S.M.M.F.V.G.S.E.A.d.h. Joseph Sigm. Max Freih. von Gepöckh Sulzemoos
et Arnbach; rückwärts war ein Schild: M. Tobias Heigl Camerarius
et Par. in Sulzemoos 1713.
Erste
schriftliche Nennung von Sulzemoos im Jahre 820
Wie der Laie Cozpold sein Lehen in Sulzemoos zurückgab und wieder
bekam 05)
Iam vero pandamus
quod quidam callida insidiantes mahhinatione, quomodo Cozpaldum de
suo licet igitur beneficio defraudare vel etiam omni canomine extirpare
potuissent. Quam ob causam venerunt ad Hittonem episcopum referentes
ei, ut praedictus Cozpaldus frequenti meditatione una cum suis germanibus
didicisset seu hoc consiliasset, quatenus omni intentione ipsum beneficium
domo sancte Mariae vel rectoribus eius contradicerent Audiens autem
episcopus arcersivit eum ad se et querebat ipsam rem quam patruus
suus nomine Pisum domo sancte Marie tradidit et praedictus Cozpaldus
inde non minus duobus in beneficium accepit. Ille autem dicens se
nunquam aliter putare aut dicere nisi tantum proprie sanctae Mariae
fuisse quicquid praefatus Pisum habere noscitur in loco nominato Sulzamos
et statim relaxavit in manus episcopi cum omni integritate, hoc (est)
edificia cum domibus curtis mancipiis quorum nomina haec sunt: Odalkis,
Adalker, Somrat, Uuolfkis, Adalrih, Ratpot, Mahtuni, Popila, Uuerindrud,
Alphilt, Alpsuuind,Ostila, Prunhilt, Kisalhilt, Ratpure et tres colonias
insuper autem omnem suppellectilem. Actum est hoc sub die consule
quod est IIII non. iun. anno gloriosissimi Hloduuuici imperatoris
augusti VII indictione XIII praesentibus istis: Keparoh. Freso. Alprih.
Aram. Uualtrih. Liutprant Sulman Uualho. Reginhoh Tamuzan. Uuofuni.
Emilo. Engilker. Putilo. Erchanolf. Spulit. Kiso. Engilhart ceterique.
Quando haec omnia facta sunt, iterum praestavit ei episcopus in beneficium,
tamdiu contra domum sancta Mariae cum servitio et fidelitate servaret.
Ego itaque Pirthtilo indignus subdiaconus iussu de domno Hittone episcopo
scripsi. |
|
Wir tun kund, dass es möglich
war, dass gewisse hinterhältige Menschen durch eine geschickte
Machenschaft Cozpald um sein Lehen betrügen und sogar das gesamte
kirchliche Regelwerk ausrotten hätte können. Aus diesem
Grund wandten sie sich an Bischof Hitto und berichteten ihm, dass
vorgenannter Cozpald sich bei häufigen Planungen mit seinen
Brüdern darauf verständigt habe, mit aller Anstrengung,
jenes Lehen dem Haus der Hl.Maria (=Freisinger Dom) oder auch dessen
Leitern abzusprechen. Als der Bischof dies hörte, ließ
er ihn zu sich kommen und fragte ihn nach dem Besitz, den sein Onkel
Pisum der Hl.Maria (=Freisinger Dom) geschenkt hatte, und
die vorgenannter Cozpald hierauf nicht weniger als zwei Mal als
Lehen empfangen hatte. Jener aber sagte, dass er niemals etwas anderes
angenommen oder gesagt habe, als dass das, was Pisum in Sulzemoos
besessen habe, Eigentum der Hl.Maria (=Freisinger Dom) sei, und
gab es sofort mit allen Zugehörigen in die Hände des Bischofs
auf. Es handelt sich dabei um Gebäude mit Häusern, um
Hofstätten und um Eigenleute mit folgenden Namen: Odalkis,
Adalker, Somrat, Uuolfkis, Adalrih, Ratpot, Mahtuni, Popila, Uuerindrud,
Alphilt, Alpsuuind, Ostila, Prunhilt, Kisalhilt, Ratpurc sowie um
drei Ansiedlungen, obendrein noch um allen Hausrat. Dies geschah
am 2.Juni 820, im 7.Regierungsjahr des erlauchten Kaisers Ludwig
in der 13. Indiktion in Gegenwart folgender Zeugen: Keparoh. Freso.
Alprih. Aram. Uualtrih. Liutprant. Sulman. Uualho. Reginhoh. Asolt.
Tamuzan. Uuofuni. Emilo. Engilker. Putilo. Erchenolf. Spulit. Kiso.
Engilhart und die Übrigen. Als das alles geschehen war, setzte
der Bischof ihn wieder in sein Lehen ein, jedoch nur solange er
gegenüber dem Haus St.Marien mit Dienst und Treue diente. Ich
aber Pirhtilo unwürdiger Subdiakon habe dies auf Befehl des
Hernn Hito geschrieben.
Übersetzung:
Dr. Monika Ofer, Steinebach.
|
Herzogspitalmutter
Die originale Herzogspitalmutter
ist eine
von Tobias Pader 1651 geschaffene
Holzstatue der Schmerzhaften Muttergottes, die am 21. 1. 1690 "höchstlebendig
die Augen bewegt" haben soll. Das Wunder war von einem Kind beobachtet
worden und erhielt umgehend die kirchliche Bestätigung des Bischofs
von Freising Joseph Clemens von Bayern (1685-1694). Die Figur wurde zum
Ziel der wichtigsten Marienwallfahrt in der Münchner Region. In nur
fünf Jahren wurden in der Spitalkirche 56.000 Messen gelesen und
nicht weniger als 400 Wundertaten gezählt. Kurfürst Maximilian
III. Joseph ließ sich das Gnadenbild 1777 ans Sterbebett bringen.
Die Holzfigur gehörte zu einer 1651 von dem Münchner Bildhauer
Tobias Bader geschaffenen Kreuzigungsgruppe. Sie wird bis heute in der
Kirche des Herzogspitalkirche in der gleichnamigen Straße in München
verehrt.
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