Pfarrkirche
St.Michael in PFAFFENHOFEN/Glonn
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Kurzbeschreibung
Datenblatt
"Der
Ort Pfaffenhofen a.d.Glonn liegt auf einer Anhöhe nördlich
über dem Glonntal. Im Zentrum des historischen Ortes steht
auf einem kleinen Hügel die Kirche St.Michael. Umgeben von
großen Bauernhöfen, kleinen Gütlern, einigen Handwerksbetrieben
und dem alten Pfarrhof bildeten sie über Jahrhunderte das Dorf."
Mit dieser Beschreibung beginnt die Gemeindechronik von 2014 den
Bericht über Pfaffenhofen.
34)
Die Pfarrei
St.Michael in Pfaffenhofen an der Glonn war trotz der bis
1802 dauernden zivilrechtlichen Zugehörigkeit zur "Benediktiner-Reichsabtei
St.Ulrich und Afra" in Augsburg immer ein kirchlicher Bestandteil
der Diözese Freising.
Bis ins 12.Jh
hinein soll in Pfaffenhofen nur eine Kapelle gestanden sein. In
der Konradinischen
Matrikel des Bistums Freising von 1315
wird aber schon von einer Pfarrkirche geschrieben.
Der heutige Kirchenbau hat zwar
noch romanische und spätgotische Mauerteile;
zum größten
Teil stammt er aber aus der Zeit um 1718/20,
als Reichsabt Willibald Popp (1694-1735) die Kirche weitgehend
erneuerte.
Sie ist nun ein langgezo-gener (vierachsiger) Saalbau
mit einem einge-zogenen, halbrund
geschlossenen Altarraum.
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Wappen des hl. Johannes
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Der 36 Meter hohe Turm
mit stark gedrückter Zwiebelhaube und schmaler, hoher Laterne steht
im nördlichen Chorwinkel und stammt in seinem Unterbau noch aus spätgotischer
Zeit.
Im Turm hängen vier Glocken aus neuerer
Zeit (1950/1931), die von Johann Hahn in Landshut gegossen wurden.
Im südlichen Chorwinkel, ist die Sakristei angebaut.
Die letzten Renovierungen fanden
1933, 1975 (im Außenbereich), 1976/77 (im Inneren) und 2010 (Deckengemälde)
statt.
Pfarrei und Pfarrverband
Die Pfarrei Pfaffenhofen hat drei Filialen: Unterumbach, Oberumbach und
Wagenhofen. Ihr Sprengel umfasst die Orte Pfaffenhofen, Tötenried,
Unterumbach, Wagenhofen, 1 Hof von Stockach und einen Hof von Weitenried.
Seit 1979 bildet sie zusammen mit den Pfarreien Egenburg, Einsbach, Ebertshausen,
Odelzhausen, Sittenbach und Sulzemoos den großen Pfarrverband Odelzhausen.
Innenausstattung
Die prachtvolle Innenausstattung
des 18. Jh. ist vor allem auf kunstsinnige Pfarrherren zurückzuführen,
die auch eigene Mittel für die Verschönerung einsetzten.
Blickfang in der Kirche sind
die prächtigen Deckengemälde,
die von den Künstlern Johann Adam Schöpf und seinem Sohn
Johann Nepomuk um 1765/72 geschaffen wurden. Der damalige Pfarrer
war ein Verwandter der Künstler.
Die Gemälde zeigen inmitten wuchtiger Schein-architektur Szenen
mit dem Kirchenpatron Michael, Opferszenen des alten Bundes, Personifikationen
und Lobpreisungen des Herrn.
... mehr zu den Deckengemälden
auf eigener Seite...
Der von gewundenen Doppelsäulen
gestützte Rokoko-Choraltar
ist reich verziert. Ganz oben im Altarauszug eine Michaelsfigur.
Im Mittelteil umschwebt eine Vielzahl von Engeln das Altarbild,
bei dem es sich um eine Kopie des Gnadenbildes der Mutter vom Guten
Rat in der Wallfahrtskirche Genazzano bei Rom handelt (um 1720).
Assistenzfiguren sind die Bistumsheiligen von Augsburg und Freising:
St.Ulrich (mit Fisch) und St.Korbinian (mit Bär).
Der Tabernakel im Stil des Rokoko ist mit vergoldeter Ornamentik
verziert.
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Vergrößerung von
19 Einzelheiten( Altäre, Kanzel, Kreuz, Figuren, Taufstein)
per Mouseklick
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Die 1720 erstellten Seitenaltäre
haben reich verzierte Altaraufbauten (Retabel)
mit jeweils vier gedrehten Säulen.
Ganz oben in den Altarauszügen befinden sich Rundbilder mit dem Bauernheiligen
St.Isidor (links) und dem Helfers in Feuersnöten St.Florian (rechts).
Im Zentrum sind große Gemälde (Altarblätter) angebracht.
- Im linken Bild St.Sebastian am Marterbaum, von Pfeilen durchbohrt, vor
dem Hintergrund einer alten Ortsansicht v. Pfaffenhofen
- Rechts ein Schutzengelbild von Franz Josef Brix um 1820.
Assistenzfiguren fehlen.
Die spätbarocke Kanzel aus der Erbauungszeit
um 1720 besitzt einen prächtig gestalteten Schalldeckel. Auf ihm befinden
sich zwei Putten, Ziervasen sowie das Jesusmonogramm "IHS" in
goldenen Buchstaben. Ganz oben steht eine Figur des hl.Johannes mit Lamm
und Kreuzstab. Auf dem Kanzelkorb, von dem aus der Pfarrer früher predigte,
sind ein Ölbild des Guten Hirten und die Figuren der vier Evangelisten
mit ihren Attributen angebracht.
Auf dem 90 cm hohen Taufstein
aus Rotmarmor mit achteckigem Fuß stehen Schnitzfiguren aus der
Zeit um 1740/50. Sie stellen Johannes d.Täufer dar, der den vor ihm
knienden Jesus tauft.
Eine Besonderheit der Kirche sind
die stuckierten Reliefbüsten der zwölf
Apostel mit den jeweiligen Attributen.
Sie sind als Hintergrund für die Apostelleuchter an den Wänden
des Langhauses und des Altarraums angebracht. Solch prächtige Apostelleuchter
gibt es nur in wenigen Kirchen.
Die Orgel
mit einem Manual und 7 Registern wurde von Franz Borgias Maerz aus München
1904 in einen dreiteiligen Flachfelderprospekt eingebaut.
In der Kirche werden folgende
Heilige als Figur oder in Gemälden dargestellt:
Am Gründonnerstag und Karfreitag
wird ein Heiliges Grab in der abgedunkelten
Kirche an der Stelle des Zelebrationsaltars aufgebaut. Umrahmt von hohen
Pflanzen und roten Blumen liegt die hölzerne Figur des Leichnams
Jesu auf einem Felsen im Totenbett. Zwei Leuchterengel halten Kerzen in
den Händen. Farbige Kugeln und Grablichter umgeben die Szene.
Sehenswert ist auch das alte Pfarrhaus.
bei dem es sich um das älteste
Gebäude weit und breit handeln dürfte. Es war ursprünglich
ein Renaissance-Schlösschen, das 1612 vom damaligen Pfarrer gekauft
wurde. Bei der letzten Renovierung 2002 wurde die Fassade mit grüner
Gliederung auf weißem Grund wieder hergestellt.
Denkmal
Die Kirche gehört zu den Baudenkmälern der Gemeinde Pfaffenhofen
a.d.Glonn 36)
.
In der Denkmalliste ist sie unter der Nummer D-1-74-137-7 mit folgendem
Text aufgeführt:
"Kirchplatz 1; Kath. Pfarrkirche St.Michael; lisenengegliederter
Saalbau mit eingezogenem, halbrund geschlossenem Chor, im
nördlichen Winkel Turm mit gedrückter Laternenhaube,
1718/20 unter Verwendung romanischer und spätgotischer Abschnitte
errichtet, 1928 nach Westen verlängert; mit Ausstattung."
Was
noch interessiert...
Gottesdienstzeiten
erfahren Sie auf der Internetseite des Pfarrverbands Odelzhausen.
Klicken Sie hier...
Glockengeläute
Von den Glocken der Kirche St.Michael gibt es Audioaufnahmen im
Internet. Auf youtube ist das Feierabend-Einläuten mit allen
Glocken zu hören. Klicken
Sie hier... oder hier...
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Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Die Ortschaft
Pfaffenhofen a.d.Glonn (= bei den Höfen eines Geistlichen
08)) wurde erstmals in einer Urkunde
vom 14. Juni 1158 genannt, obgleich die Siedlung auf Grund des suffix
"-hofen" auf ein deutlich höheres Alter schließen
lässt. 1158 vermachte eine edelfreie Familie aus Pfaffenhofen mit
Namen Adalbert ihren Besitz im Beisein Herzog Heinrichs XII. von Bayern
und Sachsen (Heinrich der Löwe 1155-1180) seinen Verwandten
Marchward und Adalbert von Grunertshofen. 17)
Der Besitz lag in Pfaffenhofen, Höfa
und Wagenhofen und bestand aus dem ganzen Dorf Pfaffenhofen mit der dortigen
Wagenfurtmühle, der Furtmühle, zwei weiteren Mühlen in
Wagenhofen und Maisach und Besitz in Stockach sowie im heute nicht mehr
bestehenden Landolteshusen.
05)
Die Schenkung war -aus Sorge um das Seelenheil- an die Bedingung geknüpft,
dass Adalbert und seine Frau nach ihrem Tod den Besitz dem Augsburger
Kloster Ulrich und Afra ("an die Brüder, die Gott und den Heiligen
Ulrich und Afra dienten") übereignen sollten. Dies geschah 1167/70.
17)
Eine weitere Bedingung soll gewesen sein, dass der Ort Pfaffenhofen
zum Pfarrsitz erhoben wird.
Wem im Jahre 1760 die 20 Anwesen in Pfaffenhofen a.d.Glonn gehörten,
ist dem Historischen Atlas von Bayern, Die Landgerichte Friedberg und
Mering 37)
zu entnehmen:
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"Pfaffenhofen
a. d. Glonn (D, Gde), 20 Anw.: Kastenamt Friedberg 1/16 (Bader), 1/32
(Schmied), Kloster St. Ulrich Augsburg 2 je 1/1 (Urber, Peterbauer),
1/2 (Schnell), 3 je 1/4 (Beck, Humpf, Pentenrieder), 5 je 1/16 (Gori,
Weber, Lemann, Schuster, Sixt), Ortskirche 1/8 (Dilletsrieder), 1/16
(Kläsl), selbsteigen 2 je 1/16 (Mesner, Kretzer),
(1814: Gmeind 1 Hirthaus, ferner ein Pfarrwiddum mit 65,03 Tagwerk
Grund verzeichnet),
einschichtig: Hofmark Odelzhausen 2 je 1/4 (Wirt und dessen Zubaugut),
der Grundherr ist St. Ulrich Augsburg, laut Resolution v. 29. 11.
1771 wurde die Gerichtsbarkeit an die Hofmark Odelzhausen verliehen."
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Pfarrei
Die
Gemeinde Pfaffenhofen a.d.Glonn gehört seit 1972 zum Landkreis
Dachau (vorher Landkreis Friedberg/Schwaben).
Die Pfarrei St.Michael
war von 1170 bis 1726 34)
im Besitz der Benediktiner-Reichsabtei
St.Ulrich und Afra in Augsburg; die Seelsorge wurde entweder von
angestellten Vikaren oder von Patres des Klosters ausgeübt. Namentlich
bekannt sind wenige Vikare. Die älteste Erwähnung stammt
aus dem Jahr 1478, damals hieß der Pfarrer Lienhart Seyffelstoffer
(Seybelsdorf)
05). Die Pfarrei war zwar im Besitz des Augsburger
Klosters, kirchenorganisatorisch gehörte sie aber immer zur Diözese
Freising.
Um 1700 ist das Kloster von seinem Präsentationsrecht wohl zurückgetreten,
weil im Jahr 1706 Pfarrer Lampfriedsam als erster, nicht von Augsburg
übersandter, sondern vom bischöflichen Ordinariat in Freising
investierter Pfarrer die Pfarrei übernommen hat. Die Filialkirche
in Unterumbach gehörte schon immer zur Pfarrei, Oberumbach kam
erst 1905 voll dazu (vorher einige Anwesen zur Pfarrei Sulzemoos).
08),
34)
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Reichsabtei St.Ulrich und Afra
(um 1630)
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Eine Aufstellung der Pfarrer können
Sie hier sehen...
Pfarrverband
Seit 1979 bildet die Pfarrei Pfaffenhofen
zusammen mit den Pfarreien Egenburg, Einsbach, Ebertshausen, Odelzhausen,
Sittenbach und Sulzemoos den großen Pfarrverband Odelzhausen. Pfaffenhofen
ist die einzige Gemeinde im Landkreis Dachau, in der kein aktiver Pfarrer
mehr wohnt.
Geschichte
der Kirche
Bis ins 12.Jh hinein
soll in Pfaffenhofen nur eine Kapelle oder eine kleine Kirche gestanden
sein.
Die erste schriftliche Erwähnung der Kirche finden wir in einer Urkunde
vom 6.August 1177, in der Papst Alexander III. (1159-1181) in Venedig
alle Besitzungen des Augsburgers Klosters Ulrich und Afra bestätigte.
Zu diesen bestätigten Besitzungen gehörte auch der Besitz, den
die Edlen Adalbert und Gisela 1158 dem Kloster geschenkt hatten. In der
Schenkungsurkunde ist eine Kirche in Pfaffenhofen zwar nicht genannt,
doch im päpstlichen Bestätigungsschreiben der Schenkung sind
die geschenkten Güter noch einmal im Einzelnen aufgeführt; dort
ist nun auch die Kirche enthalten. 17)
Die Schenkung der Edlen Adalbert und Gisela fand 1158 statt. Die Schenker
hatten sich aber noch das lebenslange Nießbrauchs-recht ausbedungen.
Der Besitz (wohl mit der Kirche) ging mit dem Tod von Adalbert um 1170
an das Kloster über; Gisela verzichtete auf die weitere eigene Nutzung
und erhielt nur die Einnahmen daraus bis an ihr Lebensende. 34)
Wie wichtig Pfaffenhofen a.d.Glonn für das Augsburger Kloster war
zeigt sich auch darin, dass Kaiser Friedrich I.
(Barbarossa,
1155 bis 1190) fünf Jahre später, 1182, anlässlich eines
Augsburg-Aufenthalts die Schenkung von 1158 nochmals schriftlich bestätigte.
17)
1177 war das Gotteshaus somit keine Eigenkirche der Edelfreien mehr, sondern
eine Kirche im klösterlichen Besitz. Wahrscheinlich wurde diese Kirche
später überbaut, weil im Mittelteil des Kirchenbaus in Pfaffenhofen
und insbesondere im unteren Teil des Turms noch Natursteine aus der Zeit
vor dem Jahr 1200 (Tuff oder Nagelfluh) erhalten sind. Über diese
Zeit verfasste Beneficiat Anton Mayer in seiner Beschreibung des Erzbistums
Mch-Freising 1874 einen Bericht. Wenn Sie ihn lesen möchten,
klicken Sie bitte hier...
Es könnte aber
auch schon in früher Zeit eine Kirche in Pfaffenhofen gestanden sein,
denn in einem Saalbuch von Egenhofen aus dem Jahr 1587 ist zu lesen: "Erstlich
hatt der wolgeporn Herr Herr Otto graf zu Hochenzollern (Ende des 8.Jh)
die pruderschafft oder Capitl (=Priesterbruderschaft) zu Pfaffenhofen
an der glon gestifft und das guett (=Gut) zu wagenhoffen mit grundt
und poden darzu gegeben". Benefiziat Anton Mayer meint dazu, dass
die Herrscher der damaligen Zeit ihr erstes Augenmerk auf die Pfarrei
Pfaffenhofen richteten, um die sie nach und nach die umliegenden Gemeinden
sammeln konnten. Daraus könnte das spätere Dekanat Egenhofen
entstanden sein.
Vogtei im 14./15.
Jh. 08)
Im Mittelalter musste sich die Kirche in weltlichen Angelegenheiten (zum
Beispiel vor Gericht, bei der Erledigung weltlicher Geschäfte) von adeligen
Vögten vertreten lassen. Die Vogtei, eine Art von Schutzherrschaft, war
für Pfaffenhofen im 13. Jh. von den Andechsern auf die Wittelsbacher
Herzöge übergegangen. Diese übten sie aber nicht selbst aus, obwohl sie
gute Einnahmen versprach, sondern verliehen sie an Turnieradelsgeschlechter,
die auf Odelzhausen saßen. 1351 und 1366 verkauften die Stumpfs das Vogteirecht
über die Widdumgüter, drei Höfe, drei Hufen, neun Hofstätten und zwei
Mühlen an die mächtigen Eisenhofer. Die Güter waren zu täglichen Frondiensten
und zur Stellung von Roß, Wagen und Speise bei Heerfahrten verpflichtet.
Das Kloster St. Ulrich, der Eigentümer der Pfarrei Pfaffenhofen,
versuchte im 15. Jh. die lästige Vogtei selbst in die Hand zu bekommen.
Abt Heinrich VII. (Amtszeit 1428-1439) fälschte eine alte Urkunde
und konnte so die Eisenhofer davon überzeugen, daß Kaiser Friedrich I.
(Barbarossa) im Jahr 1182 im Rahmen der Bestätigung der Schenkung
(s.o.) dem Kloster St. Ulrich auch die Vogtei bestätigt hätte. Die Eisenhofer
glaubten es.
Konradinische Matrikel 1315
01)
In der Konradinischen
Matrikel von 1315 wird die Kirche als Pfaffenhoven mit
einer Filialkirche in Unterumbach erwähnt ("Pfaffenhoven soluit
VI Pfund, habet I filiam Nidernumpach cum sepultura"). Sie gehörte
zum Dekanat Günzelhofen/Egenhofen.
Sunderndorfer'sche Matrikel von 1524 01)
Nach der Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 zählte die Pfarrei 150 Communikanten,
das waren Gläubige, die schon zur Kommunion gehen durften, also Jugendliche
und Erwachsene. Pfaffenhofen gehörte damit zu den kleineren Pfarreien
im Gebiet des heutigen Landkreises Dachau (Durchschnitt 230 Communicantes).
In dieser Matrikel wird erstmals auch das Patronat des hl.Michael genannt.
Das Präsentationsrecht (=Vorschlagsrecht für die Besetzung
einer Pfarrerstelle) lag beim Konvent des Klosters St.Ulrich in Augsburg.
Der damalige Pfarrherr hieß Marcus Hader; die Seelsorge vor Ort
aber versah Vikar Georg Schanderl. Diese Arbeits-teilung zwischen Pfarrherrn
und Vikar war schon mehrere Jahrhunderte alt und hatte früher wegen
allzu niedriger Bezahlung der Vikare zu bitterer Armut des einfachen Klerus
geführt. Erst ein Beschluss der bayer. Provinzialsynode von 1418,
die Vikare müssten ein anständiges Einkommen erhalten, milderte
die Ungleichheit im Einkommen etwas ab. Mehrfachbesetzungen (Pfründehäufungen)
waren die Regel. Ein Vikar durfte aber seit 1418 nur noch eine
Pfarrei seelsorgerisch betreuen; Mehrfachbetreuungen waren bis dahin möglich
und wegen des Hungerlohns der Vikare auch nötig.
Die Pfarrei Pfaffenhofen hatte
eine Filiale "s.Martini in Nidernumbpach". Das Pfarrhaus und
die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude zeigten keine Schäden,
schrieb der Verfasser der Matrikel.
Visitationsbericht von 1560 12)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von
Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation,
eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevoll-mächtigte
durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517)
entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums
zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die
Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse
Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden,
ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten
oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die
Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen
Kenntnisse.
Im
Bericht über Pfaffenhofen heißt es, Pfarrer sei
Erasmus Heß aus Peiting. Die Befragung über das theologische
Wissen und die seelsorgerische Praxis ergab keine negativen Auffälligkeiten.
Er hatte keine Geliebte und pflegte auch sonst einen ehrbaren, unverdächtigen
Lebenswandel.
Über die Pfarrei ist zu lesen, sie habe 200 Communicanten,
die alle katholisch und dem Glauben treu ergeben waren. Die hohe Gläubigenzahl
erstaunt, wenn man berücksichtigt, dass die Pfarrei 1524 nur 150
erwachsene Gläubige hatte. Aber bei der Visitation scheint anders
gezählt worden zu sein; das war bei anderen Pfarreien ebenso.
Im Bericht heißt es weiter, die der Jungfrau Maria (!) geweihte
Kirche sei wohlgeziert und sauber. Sie besitze ein Sakramentshaus,
einen Taufstein sowie vier Messgewänder und mehrere weitere liturgische
Geräte.
Wenn Sie den ganzen Text des Visitationsberichts lesen möchten, klicken
sie hier...
Matrikel 1575 06)
Unter dem Titel "Beschreibung der Pfarren Einkommen Rentambts
München und anders betreffend de Anno 1575" hat sich in
den Archiven der Diözese Freising ein Codex erhalten, der die Einkommenssituation
der Pfarrer in dieser Zeit zum Inhalt hat. Leider ist der Großteil
der Folien nicht mehr erhalten; deshalb sind auch nur wenige Dachauer
Pfarreien aufgeführt. Dazu gehört glücklicher-weise auch
die Pfarrei Pfaffenhofen a.d.Glonn.
Wie schon 1524 und 1560 lag das Präsentationsrecht beim Konvent des
Klosters St.Ulrich in Augsburg, das die Pfarrei dem "verus pastor"
Erasmus Hess verliehen hatten (wie schon 1560). Er durfte den großen
und den kleinen Zehnt behalten, die in einem normalen Jahr den Wert von
immerhin 100 Gulden hatten. Daneben bewirtschaftete er das Widum, den
Pfarrbauernhof, in Pfaffenhofen selbst. Den Pfarrgrund in Wagenhofen hatte
er verpachtet und erhielt dafür 5 Schäffel Roggen, 5 Schäffel
Hafer und 18 Pfund Silberpfennig, eine Henne, 6 Hühner, 1 Gans und
100 Eier. Aus der Matrikel erfahren wir auch, was die Pfarrangehörigen
für die einzelnen kirchlichen Handlungen noch zu zahlen hatten:
|
Beichte: 2 Pfennig, |
Kindstaufe: ein
Laib Brot oder 2 Kreuzer=8 Pfennig, |
|
Hochzeit: ein
Essen, |
Beerdigung: von
dem Vermögenden 1 Gulden=240 Pfennig, von einem Armen nichts.
|
Wenn Sie die Matrikel im Originaltext
lesen möchten, klicken Sie hier...
1699 wird von einem Einbruch in die Kirche berichtet, bei dem Kirchengeräte
geraubt wurden. 39)
Spanischer Erbfolgekrieg
1704
Im Spanischen Erbfolgekrieg 1704-1714 wurde die Kirche in Pfaffenhofen
nicht -wie so viele Kirchen der Umgebung beim ersten Einfall der österreichischen
Truppen 1704/05- niedergebrannt. Jedenfalls wird in einem Visitationsprotokoll
von 1706 die Kirche als "sehr alt und nicht sehr hell" beschrieben.
Der neue Pfarrer Lampfriedsham berichtete nur über den abgebrannten
Stadl des Pfarrbauernhofs (... ao 1704 von alliierten Völkhern abgebrannten
und von Herrn Pfarrer Johann Bapt. Lang frl. widerumben von Grund auferbauten
Stadl").
Der Chronist Korbinian Khamm berichtet in seiner Klostergeschichte von
St.Ulrich und Afra, dass in Paffenhofen 1712 nach einem Brand zwei
Altäre neu geweiht wurden. Über den Brand ist mir nichts weiter
bekannt. 05)
Kirchenbau 1720
Der heutige Kirchenbau enthält im Turm und evtl. in der Apsis
auch noch einige spätgotische Teile. Überwiegend stammt er aber
aus der Zeit um 1718/20 (andere Quelle: 1710), als ihn Reichsabt Willibald
Popp (1694-1735) weitgehend erneuerte. 1721 war die Kirche nicht geweiht,
wie aus einem Vermerk von 1721 hervorgeht: "Dionys von Lampfriedham
hat eine Pfarrkirchen, so dem Heyl. Erzengel Michael zu Ehrn erbaut, und
noch nicht geweiht ist".
Die Frage der Finanzierung des Kirchenbaus wird widersprüchlich beantwortet.
Während Pfarrer Wimmer 1843 davon spricht, dass "die Bauten
bis zum Jahre 1727 vom Kloster Ulrich bestritten" wurden, vertritt
der Kunsthistoriker Dr.Nadler 09)
die
Auffassung, dass "die Annahme, das Kloster habe den Neu- bzw. Umbau
der Kirche 1720 oder die Ausmalung der Kirche bezahlt, haltlos ist".
Ungefähr zur Zeit des Kirchenbaus ging das Präsentationsrecht
vom Augsburger Kloster an die Diözese Freising über. Das Präsentationsrecht
beinhaltete das Recht, den Pfarrer vorzuschlagen. So konnte man durch
die Auswahl des neuen Pfarrers den eigenen Einfluss stärken. Jedenfalls
setzte das Kloster 1669 letztmals den Pfarrer ein (Klostergeistlicher
Joh.Bapt. Lang).
Der Nachfolger Dionys Lampfriedsham wurde am 19.Sept. 1706 bereits von
der Diözese Freising vorgeschlagen.
34)
Schmidt'sche Matrikel von 1738/40
01)
In den Jahren 1738 bis 1740 besuchte
der Kanonikus Schmidt aus Freising die Pfarreien der Diözese und
erstellte die nach ihm benannte Schmidt'schen
Matrikel. Über die Pfarrei "s. Michaelis
in Pfaffenhoffen an der Glon" berichtete er, das Präsentationsrecht
liege noch immer beim Konvent des Klosters St.Ulrich und Afra in Augsburg.
Der Pfarrer hieß Mathias Barmel (?); er war 1727 eingesetzt worden.
Das Pfarrhaus und die Wirtschaftsgebäude (Widum) zeigten auch damals
keine Defekte. Pfaffenhofen hatte 1738 noch immer die Filiale in "Niederseu
Unterumbach" (damals scheint sich der Name von Nieder auf Unter
gewandelt zu haben). Dazu kam die Kapelle in "Weittenriedt".
Die Zahl der Communicantes war in den vergangenen 200 Jahren überdurchschnittlich
stark, von 150 auf 324 angestiegen. Und das trotz der schrecklichen Verluste
im 30jährigen Krieg durch Plünderung und Pest. Aber nach dem
Krieg wurden neue Siedler aus den Bergen ins Land geholt, die, so Heimatforscher
J.Kiening, häufig die Gebäude mit dem mitgebrachten eigenen
Geld aufbauten und deshalb freie Bauern wurden. Das förderte den
Zuwachs bei den Bevölkerungszahlen.
Die Pfarrkirche St.Michael wird als neu renoviertes Gebäude
beschrieben. Sie habe drei Altäre. Der Hochaltar sei dem Erzengel
Michael geweiht, die Seitenaltäre der Jungfrau Maria und dem hl.Sebastian.
Gottesdienste würden an drei Sonntagen in Pfaffen-hofen und am vierten
Sonntag in Unterumbach gehalten. Das Kirchweihfest falle auf den Sonntag
vor dem Fest des hl.Bartholo-mäus, das Patrozinium auf den 29.September.
Schmidt erwähnt noch, dass in der Kirche ein Taufstein und die Heiligen
Öle vorhanden seien. Im Friedhof stehe ein Beinhaus, im Turm hingen
zwei geweihte Glocken. Die Einnahmen und Ausgaben verwalteten der Pfarrer
und der Landpfleger von Friedberg gemeinsam. Der Bericht schließt
mit dem Satz: "Das Vermögen dises Pfarr-Gottshauses hat in letzter
Rechnung 2618 fl. (=Gulden), 31 kr.(=Kreuzer) und 1 hl.(=Heller)
betroffen" .
Kreuzaltar 1770
34)
Im Jahr 1770 wurde unterhalb des Chorbogens ein Kreuzaltar errichtet.
Er stand ungefähr an der Stelle des heutigen Zelebrationsaltars.
Auf diesem Altar befand sich das frühere Wallfahrts-Gnadenbild, das
Fraule, eine kleine Figur, die von vielen Gläubigen sehr verehrt
wurde. 1817 wurde der Altar wie folgt beschrieben:
"In
Mitte der Kirche ein Altärle worauf die Mutter Gottes in einer kleinen
Capsl bekannt unter dem Namen Fraule. Sie wurde vor
40 circule Jahren aus dem Wald jenseits der Glonn,
genannt Wagenfurth, wohin viele Leute Andacht halten, dahin versetzt."
Diesen Kreuzaltar hat man 1831 an die Südwand gerückt, da er
die Sicht auf den Hochaltar einschränkte. Die Fraule-Figur wurde
auf den linken Seitenaltar übertragen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Zulauf der Gläubigen schon stark
verringert.
Beschreibung 1820 29),
30)
Der bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr
1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach
Ordnung der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung
der einzelnen Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen
Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und
Georg Westermayer 05)
die ausführlichste Darstellung.
Die Beschreibung wurde von der bischöflichen General-Vicariats-Kanzley
(ohne Namensnennung des Verfassers) herausgegeben.
Die Pfarrei Pfaffenhofen/Glonn wird darin (S.122) wie folgt beschrieben:
|
"Pfaffenhofen
an der Glonn |
"Säcular-
Pfarrei (Kl.St.Ulrich in Augsburg); Pfk, Ptr. hl.Mich.; Kw.
Sonnt. vor Barth. |
Unterumbach |
Gottesd.
jeden 4ten Sonnt.; Ptr. hl. Martin, Kw. Sonnt. vor Matth. |
Weitenried |
Cap.
mit einem zu Ehren der hl.Familie uknd des Apostels Petrus geweihtem
Altare |
Seelenzahl:
Pfarrei
Pfaffenhofen |
376
Gläubige in
|
73
|
Häusern |
Dorf
Pfaffenhofen |
125
Gläubige in
|
23
|
Häusern |
Einöde
Bschorn |
9
Gläubige in
|
1
|
Haus, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std |
Dorf
Höfen* |
8
Gläubige in
|
3
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/4 Std |
Dorf
Stocka ** |
9
Gläubige in
|
1
|
Haus, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std |
Einöde
Todtenried |
9
Gläubige in
|
2
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std |
Dorf
Unterumbach |
164
Gläubige in
|
33
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std |
Weiler
Weitenried*** |
44
Gläubige in
|
9
|
Häusern, Entfernung von der Pfarrkirche: 1/2 Std |
|
* 7 Familien
dieses Dorfes (Höfa) gehören zur Pfarrey Sulzemoos
** das Dörfchen Stocka ist unter 3 Pfarreyen, Egenburg, Sulzemoos
und Pfaffenhofen/Glonn vertheilt
*** die übrigen 5 Häuser sind nach Egenburg eingepfarrt.
Beschreibung 1874 02)
Kirche und Pfarrei Pfaffenhofen/Glonn
sind auch in der "Statistischen Beschreibung des Erzbisthums München-Freising"
aus der Zeit um 1874-84 enthalten, die zunächst der Benefiziat Anton
Mayer und -nach dessen Tod 1877- Pfarrer Georg
Westermayer als Buch veröffentlichten. Diese
bisher umfangreichste Diözesanbeschreibung sollte in erster Linie den
praktischen Bedürfnissen der Diözesan- und Staatsverwaltung dienen.
Daneben verwertete das Werk in Form von "kleinen Notizen" die Ergebnisse der aufblühenden orts- und lokalgeschichtlichen Forschung sowie die gedruckten Quellen und die von Heckenstaller und Deutinger gesammelten Unterlagen im Archiv des Erzbistums. Erste Grundlage dieser "Mosaikarbeit" waren Mitteilungen
der Pfarrämter.
Mayer schreibt:
|
Geographie:
Die Pfarrei hat 415 Seelen in 65 Häusern. Davon wohnen in Pfaffenhofen
selbst 150 Gläubige (in 22 Häusern), die Übrigen in
Unterumbach 177 (31), Wagenhofen 68 (9), Todtenried 5 (1) und Stocka
7(1). Von Weitenried gehörten nur ein Bauernhof und die Capelle
zur Pfarrei Pfaffenhofen; die übrigen Häuser zu Egenburg.
Ähnliches gilt für Stocka (Rest zur Pfarrei Sulzemoos).
Der Umfang der Pfarrei beträgt 1 1/2 Stunden. Es bestehen "gute
Wege, nur die Communication mit Dottenried sei bisweilen durch Austreten
der Glonn erschwert." Am Pfarrsitz hält ein Lehrer Unterricht
vor 70 Werktags- und 29 Feiertagsschülern.
Pfarrei: Präsentationsrecht liegt beim bay.König.
Die Kirchenrechnung ergibt bei 1914 Gulden Einnahmen und 93 Gulden
Lasten einen Reinertrag von 1820 Gulden. Das Widum, der Pfarrbauernhof
besitzt 71 Tagwerk (=24 ha) Grundfläche der Bonität
10. Das Pfarrhaus ist ein uraltes, urkundlich schon 1170 bekanntes
Schlößchen, das "gut erhalten, zweckmäßig
und trocken" ist. die Ökonomiegebäude stammen aus neuerer
Zeit. Der Stadel ist zu groß.
Kirche: Zur Pfarrkirche erhoben im Jahr 1170. Der ursprüngliche
Stil sei nicht mehr erkennbar, die neuesten Baumaßnahmen gehörten
dem Rennaissance-Stil an. "Geräumigkeit genügend. Kuppel-Thurm
mit 2 Kuppel-Absätzen. 4 Glocken, die älteren ohne historischen
Werth, die größere 1870 in Memmingen gegossen. 3 Altäre,
Orgel mit 6 Registern". Gottesdienste fanden abwechselnd mit
Unterumbach je 3 Sonntage nacheinander statt. Stiftungen: 12 Jahrtage,
39 Jahrmessen, 8 Quatembermessen (Quatembertage sind Mi, Frei,
Sa nach: 1.Fastensonntag, Pfingsten, 3.Septembersonntag und 3.Adventssonntag).
Meßner und Cantor ist der Lehrer. In der Pfarrei besteht ein
Marianisches Bündnis, das für jedes "abgeleibte"
(=verstorbene) Mitglied ein Requiem halten lasse. Kirchenvermögen:
8.400 Gulden. |
Beschreibung 1895 28)
Die Pfaffenhofener Kirche ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des
Königreiches Bayerns enthalten, die Gustav von Bezold und Dr.Berthold
Riehl im Auftrage des kgl.Staatsministeriums des Innern, für Kirchen-
und Schulangelegenheiten erstellten. 45)
Im
Bericht heißt es:
|
"Kirche.
- Kirche erbaut im 17. Jh. im 18.Jh. und 1889 renovirt.
- Eingezogener Chor mit halbrundem Schluss
- Thurm an der Nordseite,
- Sakristei an der Südseite des Chores.
- Vorzeichen westlich.
- Pilaster tragen ein niedriges Gesimse und darüber ein Segmenttonnengewölbe.
- Altäre und Kanzel ziemlich gute Arbeiten des späten
17. Jahrhunderts.
- Der Hochaltar, ein reicher Aufbau, um 1700
- Im Thurme bemalte Holzfigur des S. Leonhard. Er sitzt und hält
beide Hände ausgestreckt. Um 1500. H. 93 cm.
- Im Pfarrhof, Kelch, Silber, vergoldet mit Engelsköpfen und
Medaillons datirt 1700. H. 22 cm. Seh. Pfarrhof."
|
Verlängerung der Kirche 1928
Die Kirche wurde 1928
um eine Achse
(3,50 m) verlängert. Diese Baumaßnahme war zwischen der Pfarrei
und dem Ordinariat umstritten. Jedenfalls war sie zunächst nicht
genehmigt. Als die zuständige Behörde zur Begutachtung kam,
war die Westwand schon abgerissen. So musste der Anbau nachträglich
genehmigt werden. 09)
Bei diesen Arbeiten wurde die Emporenbrüstung
nicht - wie in anderen Fällen- nach hinten versetzt, sondern an ihrer
bisherigen Stelle belassen und durch zwei Säulen abgestützt.
Dadurch ist die Empore sehr tief geworden.
-------------------------------------
Pfarrei und Pfarrverband
Die Pfarrei Pfaffenhofen hat drei Filialen: Unterumbach, Oberumbach und
Wagenhofen. Ihr Sprengel umfasst die Orte Pfaffenhofen, Tötenried,
Unterumbach, Wagenhofen, 1 Hof von Stockach und 1 Hof von Weitenried
02).
Seit 1979 bildet sie zusammen mit den Pfarreien Egenburg, Einsbach, Ebertshausen,
Odelzhausen, Sittenbach und Sulzemoos den Pfarrverband Odelzhausen.
Renovierungen
1933:
1975:
im Außenbereich ,
1976/77: Innenbereich
2004/05: Im
Jahr 2004 sind hatten sich Putzteile der Decke gelöst und sind herabgefallen.
Die gefährdeten Teile wurden mit 130 Stützen
und insgesamt 2.300 (!) Deckenbefestigungen abgesichert. 40),
18)
2006/08::
Gesamtrenovierung:
Verputzen innen und außen, neue Heizung (Kosten rd. 650.000 Euro)
41)
|
Auf die geplante
Trockenlegung der Kirche durch eine horizontale Feuchtigkeitssperre
hat man verzichtet, weil Teile des Mauerwerks aus Tuff und Nagelfluh
besteht. Man müsste bei dieser Trockenlegungs-Maßnahme
die Naturstein-blöcke zerschneiden; dafür gebe es keine
baurechtliche Erlaubnis, sagte Architekt Alexander Zeh. 14)
Deshalb
wurde das feuchte Mauerwerk freigelegt, getrocknet und mit einem diffusionsoffenen
Belag verputzt.
Die Mauerfundamente hat man mit einer einen halben Meter dicken Lehmschlämme
versehen.
19)
|
2013: hat
man das alte Leichenhaus von 1953 abgerissen und durch ein neues ersetzt.
Etwas später wurde die südliche Treppenanlage und die Friedhofsmauer
erneuert. 22)
2017: wurde
zwei Glockenstühle (am Glockenjoch) erneuert.
31).
Kirchenpatrone
Patron der Kirche ist St.Michael. In den frühen Dokumenten wurde auch
Maria als alleinige Patronin 12)
oder als Mitpatronin genannt.
So geht z.B. aus der Stiftungsurkunde des Marcus Strixner aus Weitenried
(aus dem einzigen Hof in Weitenried, der zur Pfarrei Pfaffenhofen gehörte)
aus dem Jahr 1652 hervor, dass Maria als Mitpatronin angesehen wurde
(... "zu dem Lob Gottes und seiner Seelen Heyl, ein auch zur Ehr der
Himmlischen Königin Maria sambt deß Erzengels St.Michael alß
Patronen der Pfarr"). 34)
Wallfahrt zum Fraule ab 1756
Um 1756 entstand die kleine Wallfahrt zum Fraule aus dem Holz. Die Wagenfurt-Müllerin
Maria Schrott hatte eine knapp 20 cm große Muttergottesfigur aus Ettal
mitgebracht und in einem hohlen Fichtenbaum ihres Waldes aufgestellt.
Der zuständige Hofmarksherr von Weyhern, Franz Xaver von Ruffini, und
der Pfaffenhofener Pfarrer Johann Baptist Siess genehmigten wohl 1767
den Bau einer Wallfahrtskapelle. An den Opferstockgefällen läßt sich der
Aufschwung deutlich ablesen: Sie stiegen von 14 Gulden im Jahr 1767 auf
223 Gulden im Jahr 1769. 1773 wurde das Gnadenbild auf den neu errichteten
Kreuz-Altar der Pfarrkirche gebracht. Doch im frühen 19 Jh. verlor die
Pfaffenhofener Wallfahrt an Bedeutung; sie wurde von der Wallfahrt nach
Geiselwies bei Sittenbach verdrängt.
Pfarrer Clemens Bauhofer berichtete im Jahr 1817:
|
"Inmitten
der Kirche ist ein Altärle, worauf die Muttergottes in einem
kleinen Kapsel; bekannt unter dem Namen Fraule. Sie wurde vor ungefähr
40 Jahren aus dem Walde jenseits der Glon, genannt Wagenfurth, wohin
viele Leute Andacht haben, hierher versetzt". |
Statistik
Pfarrei Pfaffenhofen a.d.Glonn
1524: 150 Erwachsene Gläubige 01)
1560: 200 Erwachsene Gläubige (?) 12)
1820: 76 Gläubige in 63 Häusern 29),
30)
1874: 415 Seelen in 65 Häusern
02)
Gemeinde Pfaffenhofen a.d.Glonn
1933: Gemeinde mit 327
Einwohnern 25)
1939: Gemeinde mit 320 Einwohnern 25)
2010: Gemeinde mit 1805
Einwohnern
33)
|
Ortschaft Pfaffenhofen
1554: 12 Feuerstellen, darunter eine Tafernwirtschaft. 34)
1820: 125 Seelen in 23 Häusern
29),
30)
1874: 150 Seelen in 22 Häusern
02)
1933: 134 Einwohner 34)
1950: 168 Einwohner 34)
1961: 122 Einwohner 34)
1978: 246 Einwohner 34)
2013: 421 Einwohner
34)
|
Baubeschreibung
Die Kirche St.Michael steht inmitten
eines ummauerten Friedhofs.
Der zweijoche,
um eine Stufe erhöhte Chor ist eingezogen und
schließt halbrund.
An beiden Türen im Chor sind Stuckumrahmungen angebracht. 09)
Das vierachsige Kirchenschiff ist ein stattlicher Saalbau
mit barocken Kompositfenstern. Die Außenwände sind durch gelbe
und graue Pilaster
sowie durch Wandvorlagen gegliedert. An der Südseite führt eine
lange Treppe vom Dorfplatz hinauf zum Friedhof und zur Kirche. Am oberen
Ende der Treppe steht das große
Missionskreuz aus der Zeit um 1880 unter einer geschwungenen
Abdeckung. Der Corpus ist aus Gusseisen gefertigt; das Lendentuch Jesu
ist vergoldet.
Zwischen 2004
und 2008 fand die letzte Generalsanierung statt. Auslöser war ein
Deckenabsturz, der viele weitere Renovierungsarbeiten nach sich zog. .

Missionskreuz
|
Hinweis:
Ob Jesus bei der Kreuzigung überhaupt ein Lendentuch getragen
hat, ist ungewiss. Nach römischem Recht waren alle Gekreuzigten
nackt. Die Blöße und die Tatsache, dass sie nicht beerdigt,
sondern in der Regel von den Tieren gefressen wurden, waren Teil der
Strafe und sollten bewusst erniedrigen. Ob wegen des jüdischen
Empfindens Ausnahmen vom Gebot der Nacktheit galten, ist nicht bekannt,
sodass wohl auch Jesus nackt gekreuzigt worden ist. Früher gab
es auch Darstellungen mit dem nackten Jesus. Der Legende nach soll
Maria mit ihrem Schleier die Blöße Jesu bedeckt haben.
Das Lendentuch, das dem Gekreuzigten heute von den Künstlern
als Blickschutz für die Blöße beigegeben wird, soll
der Würde Jesu Rechnung tragen. |
Unter dem Missionskreuz aus Gusseisen
09)
(um 1880) ist der letzte Pfarrer der Pfarreien Pfaffenhofen und Egenburg,
Karl Genau, beerdigt. 34)
Im Inneren des Chors und den Außenwänden des Kirchenschiffs
sind einige Epitaphe eingemauert, die vor
allem an frühere Pfarrer erinnern.
|
Hinweis: Epitaphe,
auch Epitaphien genannt, gibt es in unseren Kirchen erst seit dem
14. Jh. als Gedächtnismal für einen oder mehrere Verstorbenen
in Form einer Steinplatte, die innen oder außen an der Kirchenwand
senkrecht aufgestellt wird. Epitaphe wurden für diesen Zweck
eigens angefertigt und können künstlerisch aufwändig
gestaltet sein; sie sind normalerweise keine früheren Grabplatten.
Epitaph kommt aus dem Griechischen (Epi bedeutet bei, auf und taphos
bedeutet Grab). Das Epitaph ist trotz seiner Wortbedeutung "beim
Grab" kein Grabmal, weil sich i.d. Regel weder dahinter noch
darunter ein Grab befindet. |
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|
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|
Pfarrer von
1420-1989
|
1669
|
1837
|
1869
|
1870
|
1888
|
|
Text
auf dem Stein:
"Anno 1669 obiit pie in Domino 20.Septembris RD Domin. Wolfgangus
Menhart, 34 Annis hic Parochus cuius anima Deo vitat."
(Im Jahr 1669 verschied fromm im Herrn Wolfgang Menhart, 34 Jahre
lang hier Pfarrer, dessen Seele in Gott leben möge).
Solnhofener Stein, Maße: 57 x 57 cm.
|
|
Text
auf dem Stein:
" Hier ruht die hochwohlgeborne Fau Maria von Mässenhausen,
Oberappellgerichts Secretärs Witwe, geb. d.11.Okt.1815, gest.22.Nov.1886.
Ihr ging voraus ihr Gemahl Johann von Mässenhausen, geb.d.14.Febr.1805,
gest.zu München d.4.9.1877, deren Tochter Frau Franziska Trojansky,
geb. Mössenhausen, geb. zu München d. 25.Nov.1855, gest.
d.3.Januar 1837. Andenken an Hochw.Herrn Georg von Mössenhausen,
11 Jahre Pfarrer daher, gest. a.19.Okt.1912 i.Ettal im 72.Lebensjahr.
R.I.P.
Hier ruhen ferner der ehrengeachtete Josef Schnell, Bauer von
hier, gestorben am 7.Jänner 1846, 57 Jahre alt, dessen Ehefrau
Maria Schnell, gestorben am 2.Febr.1833, 38 Jahre alt, deren Enkelin
Theresia Bernhart, geb. am 19.März 1863, best. d.20.Jänner
18.."
|
|
Text
auf dem Stein:
Zum Andenken an den Hochwürdigen Herrn Johann Jakob Wimmer,
34 Jahre Pfarrer und Camerer dahier, geboren zu Kraiburg, den 31.Oktober
1786, zum Priester geweiht den 17.Sept. 1819, gestorben zu Mühldorf
den 28.April 1869. Die Viele in der Gerechtigkeit unterweisen, werden
glänzen wie die Sterne (Daniel, 12, Vers 8)
Pfarrer Wimmer beklagte, "es sei (nach dem Wegfall des Zehent)
eine Unmöglichkeit geworden, die Gebäude mit oft 6 Firsten
und mehr zu erhalten. 34)
Weißer Marmor, Maße: 86 x 52 cm.
|
|
Das
Epitaph für Josef Krepl besteht im Wesentlichen aus der
Figur des sitzenden Christus, der die rechte Hand segnend erhoben
hat und mit der linken Hand eine Bibel auf seinen Knien stützt.
Um ihn herum sind die Attribute der vier Evangelisten (Löwe,
Stier, Adler, Mensch, alle geflügelt) angebracht.
Text auf dem Stein:
" Dem Andenken seiner Hochwürden Herrn Joseph Krepl, k.Kammerer
dann Pfarrers dahier, geb.zu Frauenberg in der Oberpfalz d.30.April
1810, Sohn eines Schullehrers dortselbst, zum Priester geweiht in
Freising d.1.Aug.1837, gest. d.9.Mai 1870."
Solnhofener Stein, Maße: 93 x 54 cm.
|
|
Text
auf dem Stein:
"Hier ruhet der Hochwürdige Herr Josef Roth, geboren
zu Ampermoching am 19.März 1825, zum Priester geweiht am 29.Juni
1850, 12 Jahre Pfarrer zu Pfaffenhofen a.d.Glonn. Er starb am 1.April
1888. R.I.P.
Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben
wir, so sterben wir dem Herrn,
darum, wir leben oder sterben, so sind
wir des Herrn. "
Weißer Marmor, Maße: 95 x 61 cm
Pfr. Roth verpachtete bei seinem Amtsantritt 1876 die Flächen
und reduzierte die ersten Gebäude. 34) |
Pfarrerliste 35)
Pfarrer von 1420-1989: Zwei
schlanke Epitaphe aus weißem Marmor (Maße: je 95 x 61 cm) erinnern
an die früheren Pfarrherrn der Pfarrei Pfaffenhofen an der Glonn. Die
Liste reicht weit zurück bis zum Jahr 1420 und erfasst 30 Pfarrer,
die in den letzten 569 Jahren in der Pfarrei tätig waren. Im 17. Jh.
versahen Mönche aus St.Ulrich u.Afra die Seelsorge in Pfaffenhofen.
08)
|
|
Fries
Jakob
|
1420-1433
|
|
Merenkrieg
A . |
1433-1444
|
Merenkrieg
L. |
1444-1466
|
Seybelsdorf
Lienh. |
1466-1510
|
Harter
Markus
|
1510-1539
|
Schenderlin
Georg |
1539-1558
|
Höß(en)
Erasmus
|
1558-1593
|
Widmann
Gg.
|
1593-1603
|
Demmelmayr
Paul
|
1603-1635
|
|
1635-1669
|
Lang
Johann |
1669-1706
|
Lampfriedham
Dion |
1706-1728
|
|
1728-1753
|
Sieß
Johann |
1753-1789
|
Renner
Vitus
*18.12.1752; Weihe 1779
gest.1.11.1816 |
|
Bauhofer
Clem.
*1763 Murnau
Weihe 12.4.1788: +1837
|
1816-1823
|
Bauer
Franz Carl
danach in Westerholzhs.
und zuletzt in Oberroth
*17.7.1767, Weihe:1792
+ 15.5.1848,
|
1823-1827
|
Roßnagel
Anton
*11.9.1787 in Dillingen
Weihe: 21.9.1811
Gest. 12.3.1842 |
1828-1831
|
|
1831-1865
|
|
1865-1870
|
Lumberger
Ignaz
*17.4.1808 in Dachau
Weihe 1.8.1834: +13.6.1876 |
1870-1876
|
Roth
Josef
verpachtete 1876 die Landwirtschaft |
1876-1888
|
Mässenhausen
Georg
*14.12.1840 in Augsburg
Weihe: 5.6.1864
+ 19.10.1912
|
1888-1905
|
Weiland
Georg
*21.11.1846 in Hart bie
Rechtmehring
+ 1.7.1923
|
1905-1908
|
Markl
Vinzenz
*4.4.1867 in Kottgeisering
Weihe: 20.6.1894
+ 17.2.1949 in Kottgeisering
|
1909-1935
|
Finsterer
Josef
*31.3.1889 in München
Weihe: 29.6.1914
+ 3.11.1952 in Rosenheim
|
1935-1952
|
Kirmaier
Josef
|
1952-1965
|
Wimbauer
Joh.
|
1965-1972
|
P.Balluff
O. SMB
|
1972-1973
|
Genau
Karl Leo
|
1973-1989
|
Aus einer Beschreibung der Kirche
um 1980 ist bekannt, dass früher weitere Epitaphe vorhanden waren:
Zum Teil sind sie in den Chorbogen der Kirche eingelassen.
1593
|
Epitaph
aus Rotmarmor für Pfarrer Georg Erasmus Hess (Höss).
Maße 118 x 72 cm.
Pfarrer von 1558-1593
|
1635
|
Epitaph
aus Rotmarmor für Pfarrer Paulus Demelmayr. Maße:
97 x 55 cm.
Pfarrer von 1603-1635
|
|
Epitaph
aus Solnhofener Stein für Pfarrer Joh. Baptist Lang, gest.
23.5.1706. Maße 45 x 45 cm (Innenraum)
Pfarrer von 1669-1706
In eine Kreis ist ein verziertes Wappen mit einem aufsteigenden Pferd
eingraviert. Darum herum ist folgender Text zu lesen: "ADM. REV.
Clar. ac Doct. DN Joan.Bapt.Lang Phila Magr par Hic Annos 37"
Aus den Akten von Pfarrer Lang ist bekannt, dass es
- in den Jahren 1693/94 ein Verfahren wegen "Fehlverhaltens,
kurzzeitiger Verhaftung sowie Entlassung der Köchin
und angeblichen Base von Pfarrer Johann Baptist Lang"
sowie
- 1696 bis zu seinem Tod 1706 Beschwerden wegen
|
"Aufforderung
zur Anstellung eines tauglichen Hilfspriesters wegen der krankheitsbedingten
Vernachlässigung der Seelsorge; Beschwerde der Gemeinde
Pfaffenhofen wegen ausstehender Ehaftreichnisse (Ehaftkorn)
an den dortigen Bader sowie wegen der Reichung des Käspfennig
und des Gabeszehnts (Krautzehnt) in Naturalien; Aufenthalt eines
Kindes, vermutlich des Pfarrers im Pfarrhof; trotz mehrfacher
Aufforderung keine Entlassung der Pfarrersköchin; Auseinandersetzung
zwischen Pfarrer Lang und seinen Erben einerseits und Michael
Eisenmann, Bauer aus Miegersbach, andererseits wegen Rückerstattung
von durch Pfarrer Lang veruntreuten Gelder" gab. |
|
|
Epitaph aus Solnhofener
Stein für Pfarrer Mathias Pärtl, gest. 20.1.1753.Maße
60 x 60 cm (Innenraum)
Pfarrer von 1728-1753, geboren 1691 in Pfaffenhofen.
Auf dem Epitaph ist folgender Text zu lesen:
" Alhie Ruhet der WohlEhrwirdige und Hochgelehrte Herr Mathias
Pärtl SS. Can.Candi. Pfarrer zu Pfaffenhoven 25 Iarh. Seines
alters 62 gestorben den 21 Iener 1753 requiescat in pace. " Unter
dem Text ist en Kelch eingraviert.
|
|
Epitaph
aus Solnhofener Stein für Pfarrer Johann Sieß,
geb. in Petershausen
gest. 25.1.1789. Maße 60 x 60 cm (Innenraum)
Pfarrer
Sieß war ein großer Verehrer des "Fraule". Iin
seinem Testament zum Ausdruck. So schrieb er 1788:
" .... meinen abgeleibten Körper aber vertraue der Erden, welcher
in meinem Pfarr-Gotts-haus zu Pfaffenhofen gleich von dem Antritt
des Kreutz- oder Fraule Altar herab zur Erde bestattet: und so dann
an der Seite ein Leichen Stain zu meinem Andenken gemacht werden sollte.
Sein Erbe sollte der Ausstattung
des Fraule-Altars zugute kommen.
|
Pfarrer Sieß im Deckengemälde
in Unterumbach
|
1949
|
Epitaph
aus weißem Marmor für Pfarrer Vinzenz Markl,
geboren am 4.4.1867 in Kottgeisering,
geweiht am 29.6.1894 in Freising,
gestorben 17.2.1949 in Kottgeisering. Maße: 60 x 40 cm.
|
1952
|
Epitaph
aus weißem Marmor für Pfarrer Josef Finsterer,
geboren am 31.3.1889 in München
gestorben 3.11.1952 in Rosenheim. Maße: 60 x 38 cm. |
Turm
Der 36 Meter hohe Turm 22)
mit quadratischem Grundriss, vierseitiger, stark gedrückter unterer
Zwiebelhaube und schmaler, hoher Laterne
steht im nördlichen Chorwinkel. Er stammt in seinem Unterbau bis zur
Höhe der Schalllöcher noch aus spätgotischer Zeit. Der oberste
Teil wurde im Rahmen des Kirchenbaus von 1720 aufgesetzt. Damals hatte er
noch ein Satteldach. Die schlanke
Turmlaterne wurde erst 1750 aufgesetzt. 34)
120
Jahre später, um 1870, hat man den Turm umgebaut.
|
Hinweis: Woher
die so typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform kommt,
ist erstaunlicherweise nicht geklärt. Einige der Experten vermuten,
dass sie eine Nachahmung und Weiterentwicklung der im 7.Jh errichteten
Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem (Felsendom) und somit arabischen
Ursprungs ist. Damals glaubten europäische Baumeister, die Kuppel
stamme noch vom Tempel Salomons und verbanden mit ihr die Vision vom
himmlischen Jerusalem. Andere Kunstexperten sehen in der Zwiebel eine
Weiterentwicklung der byzantinischen Kuppel, die auch in Russland
großen Anklang fand. Fest steht jedoch, dass die ältesten
zwiebelförmigen Kuppeln im alten Baiern die der Münchner
Frauentürme sind (1525). Weite Verbreitung fand die Zwiebel als
Bauform aber erst im Italien der Renaissance und bei uns in der Barockzeit
nach dem 30jährigen Krieg. Ihre Form -unten bauchig, oben spitz-
passte wunderbar zur Kunstauffassung und zum Lebensstil des Barocks
und galt "als Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche
und dem Verharren in den Wölbungen des Sinnlichen".
15)
Wenn Sie die Zwiebeln auf den
Kirchtürmen im Dachauer Land vergleichen möchten, klicken
Sie hier... |
Glocken
24)
Im Turm hängen 4 Glocken (Tonfolge es'-g'-b'-c'' = Melodiebeginn der
Antiphon "Salve Regina"). Die drei größeren wurden
nach dem Krieg angeschafft und ersetzten die Vorgängerinnen, die 1942
zum Einschmelzen abgeliefert werden mussten.
|
Glocken-Patron |
Entstehungsjahr |
Glockengießerei |
|
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Hl. Michael, |
1950 |
Johann Hahn, Landshut |
|
|
Heilige
Familie, |
1950 |
Johann
Hahn, Landshut |
|
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Bruder Konrad |
1950 |
Johann
Hahn, Landshut |
|
|
Schutzengelglocke |
1931 |
(Landshut,
Reichenhall, |
|
2017 mussten zwei Glockenstühle
(am Glockenjoch) erneuert werden.
31)
Sie können sich übrigens
das Feierabend-Einläuten mit allen Glocken Pfaffenhofens über
das Internet (youtube) auch anhören. Klicken
Sie hier... 27)
Die Turmuhr
wurde bei der Renovierung 2004/2008 mit einer Funksteuerung versehen.
19)
Über dem Eingang an der Westseite wurde ein kleiner Portalvorbau
mit Walmdach angefügt, der den Zugang von Nord und Süd zulässt.
Am Übergang vom Chor zum Langhaus ist die Sakristei angebaut.
Es handelt sich um einen einfachen Raum mit barocker Tür. Die Einrichtung
stammt aus dem 20.Jh. Die Fenster aus der gleichen Zeit sind rund und
bleiverglast. 09)
Innenausstattung
Altarraum
Der stark eingezogene,
halbrund geschlossene
Altarraum ist mit zwei Achsen
sehr tief. Er wird von einer Halbkreis-Tonnengewölbe überdeckt.
Das Gewölbe erhebt sich über einem ringsum laufenden Gesims
aus Stuck, das sich im Gemälde als Scheingebälk fortsetzt.
IN der Nacht vom 25.auf 26.August 2004 haben sich Putzteile der Decke
gelöst und sind aus 8 m Höhe herabgefallen. Die gefährdeten
Teile in einer Größe von 1 qm wurden bis zur Renovierung 2010
mit 130 Stützen und insgesamt 2.300 (!) Decken-befestigungen abgesichert.
40),
18)
Bis 1963 war an den Wänden des Altarraums
ein Chorgestühl mit hohen Rückenteilen angebracht. 34)
Blickfang
in der Kirche sind die Deckengemälde, die von den Künstlern
Johann Adam Schöpf und seinem Sohn Johann Nepomuk
um 1765/72 geschaffen wurden. Sie zeigen inmitten wuchtiger Scheinarchitektur
Opferszenen des alten Bundes, Personifikationen und Lobpreisungen
des Herrn. |
Deckengemälde
|
Ich habe für die Deckengemälde eine eigene Seite angelegt;
wenn Sie mehr über die Gemälde und die Künstler erfahren
möchten,
klicken Sie hier....
|
Johannes
in der Wüste
|
An der nördlichen
Chorwand ist ein Fresko des hl.Johannes
in der Wüste in einen wie ein Fenster gestalteten Rahmen
gemalt. Johannes der Täufer -in gelbem Schurz und rotem Mantel-
sitzt unter einer Palme und spricht zu einer Gruppe von Zuhörern.
Im rechten Arm hält er den schräg auf die Erde gestützten
Kreuzstab mit dem Agnus-Dei-Spruchband daran. Mit dem linken Arm weist
er in den Hintergrund, aus dem Jesus auf die Gruppe zukommt. |
Hochaltar
/Choraltar
Der 3,50 m breite und raumhohe
09) Choraltar
aus der Zeit um 1720 09)
ist im Stil des Rokoko reich verziert. Sein Holz wurde in neuerer
Zeit rot und grau marmoriert (= mit Marmormuster bemalt).
Die gewundenen Doppelsäulen mit vergoldeten Fruchtgirlanden
stützen ein verkröpftes Gebälk, auf dem zwei Engel
vor vier Blumenvasen sitzen.
Der Stipes, der Altarunterbau, ist mit marmoriertem Holz
verkleidet. Auf diesem Antependium
sind vergoldete Rahmungen, Akanthusranken
und ein Kreuz zu sehen.
|
Choraltar
|
Bis 1938 war
an der Stelle des Marienbildes ein Gemälde des hl.Michael angebracht.
Das jetzige Altarblatt befand sich im Altarauszug. 34)
Dass die heutige Anordnung der Figuren und Bilder dem Erscheinungsbild
des Altars aus der Entste-hungszeit entspricht, ist einem Bericht
von Pfarrer Wimmer aus dem Jahr 1845 zu entnehmen:
".. zeichnet ein Marienbild mit dem Jesuskinde in
Mitte des Hochaltares, welches als aus der
Schule Albrecht Dürers (!), noch von jedem
Kenner als ein Kunstwerk angewähnet wurde,
sich besonders aus". 34)
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Altarauszug
Im hoch
aufragenden Auszug des Altars befindet sich ein Relief des hl.
Michaels mit dem Flammen-schwert in der Rechten, der Seelenwaage
in der Linken und dem Fuß auf dem sich krümmenden Luzifer
(1720).
Die Figur war bei der Renovierung 1928 auf dem Dachboden gefunden,
restauriert und in die Mitte des Altars gesetzt worden. 10 Jahre später
hat man sie in den Altarauszug gesetzt, wo sie heute noch zu sehen
ist. 34)
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St.Michael stürzt Luzifer
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Hinweis:
Nach der Legende hält der Erzengel Michael nach dem Tode
eines Menschen die Seelenwaage, auf der das Gute und das Böse
im Leben abgewogen wird und empfängt die Seligen im Paradies.
Das Schwert ist Sinnbild für den Sturz des Luzifers aus dem Himmel.
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Mittelteil
Im
Mittelteil des Altars ist seit 1938 ein nicht sehr großes Marienbild
als Altarblatt angebracht. Es handelt sich um eine Kopie des Gnadenbildes
der Mutter vom Guten Rat in der Wallfahrtskirche Genazzano
bei Rom.
Das Pfaffenhofener Bild wurde um 1720 mit Ölfarbe auf Leinwandgrund
gemalt. |
Muttergottes
vom guten Rat
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Im Bild steht das nackte
Kind auf Mariens Schoß, umschlingt mit seinen Ärmchen
den Hals der Mutter und liebkost sie auf die Wange.
Rund um das Bild schweben insgesamt
elf Engelsfiguren; einige halten Instrumente in ihren Händen.
Nach Auffassung von Kunstexperten entspricht die Anordnung der Engel
und die Gestaltung der Nische insgesamt nicht mehr der ursprünglichen
Konzeption von 1720.
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Assistenzfiguren
St.Korbinian
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Auf Postamenten stehen die
beiden lebensgroßen Assistenzfiguren (1720 09)),
die Sinnbild für die Verbindung Pfaffenhofens zu den Bistümern
Freising (kirchliche Zugehörigkeit) und Augsburg (Grundherrschaft)
sind:
- links der hl. Korbinian,
der Gründer des Bistums Freising, mit einem Bären zu seinen
Füßen.
- rechts der heilige Bischof Ulrich
mit dem Evangelienbuch (Verkünder des Evangeliums) und
einem Fisch, der auf dem Buch liegt.
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St.Ulrich
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Hinweise: Nach
der Legende wurde auf einer Romreise Korbinians Lasttier von
einem Bären angefallen und getötet. Korbinian zwang daraufhin
den Bären, selbst die Last zu ragen.
St.Ulrich (890-973) war Bischof von Augsburg. Berühmt wurde
er als Sieger über die räuberischen Ungarn auf dem Lechfeld
bei Augsburg im Jahr 955. Die Fischlegende berichtet: Als er an einem
Donnerstagabend mit dem Bischof Konrad von Konstanz zu Tisch saß,
vertieften sich beide die Nacht über ins Gespräch, bis am
Morgen des Freitag ein Bote des Herzogs, dem Ulrich Unrecht vorgehalten
hatte, einen Brief brachte. Ulrich reichte als Botenlohn den beim
Nachtessen nicht verzehrten Rest des Bratens, ein Gänsebein.
Der Bote brachte dies dem Herzog, um den Bischof nun seinerseits des
Unrechts überführen zu können, dass er am Freitag Fleisch
esse; als der Herzog das Gänsebein aus der Umhüllung nahm,
hatte es sich in einen Fisch verwandelt.
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Der Tabernakel
aus Holz ist -wie der Altar- grau und rot marmoriert. Er ist im Stil
des Rokoko gearbeitet; ob er aber tatsächlich noch aus dieser
Zeit stammt oder später nachgebildet wurde, ist nicht sicher.
Auf einem hohen Sockel mit vergoldetem Kelchrelief steht ein Tabernakelaufsatz
mit seitlichen Voluten.
An der Türe und am Gesims ist er mit vergoldeter Rocaille-Ornamentik
verziert. |
Tabernakel
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Die Leuchterengel,
die zu beiden Seiten des Tabernakels angebracht sind, stellen nicht
nur eine Verzierung dar. Sie sind auch auf die Gestaltung der Bundeslade
der Israeliten in biblischer Zeit zurückzuführen, die
als Vorgängerin des Tabernakels angesehen wird. 23)
Die Bundeslade war von zwei goldenen Engels-
figuren (Cherubim) eingerahmt (Ex, 37,7-9).
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Ewig-Licht-Ampel
Die etwa 45 cm hohe
Ewig-Licht-Ampel wurde um 1750 aus getriebenem und versilbertem Messing
hergestellt 09).
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Hinweis: Das rote
Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt oft als
Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher gab
es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der wachsenden
Verehrung der aufbewahrten Eucharistie hat sich etwa seit dem 13.
Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel, in dem das Allerheiligste aufbewahrt wird, herausgebildet. Das Ewige Licht war vom Johanniter-Ritterorden
von den Kreuzzügen aus dem Heiligen Land mitgebracht worden.
Durch sein dauerndes Brennen weist es darauf hin, dass in der Kirche
geweihte Hostien aufbewahrt werden. Meist sind die von der Decke herabhängenden
Ampeln aus Silber oder versilberten Material gebaut, in eleganten
Formen und mit vielen grazilen Verzierungen versehen. |
Taufstein

Taufstein
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Links neben dem Altar steht
der neue, 90 cm hohe Taufstein
aus Rotmarmor. Der Fuß ist achteckig, das Wasserbehältnis
viereckig und mit großen Reliefs (z.B. Auge Gottes, Taube,
Taufdarstellung) versehen. Die Figuren
auf dem Deckel sind wesentlich älter. Sie stellen
Johannes den Täufer dar, der seinen Kreuzstab mit dem Schriftband
"Agnus Dei" beiseite gelegt hat und mit einer Muschelschale den
vor ihm knienden Jesus tauft. Die Figuren wurden um 1740/50 09)
geschnitzt.
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Taufsteinfiguren
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Hinweis: Die Taufe der frühen
Christen fand ursprünglich im Freien statt, überall dort,
wo
fließendes oder stehendes Wasser vorhanden war. Mit der Verlegung
der Taufe in den Kircheninnenraum schuf man dort eigene Taufbecken.
Als sich im 11.Jh die Praxis der Kindertaufe weitgehend durchsetzte,
begann man mit der Errichtung erhöhter Taufgefäße;
die Bodenbecken erwiesen sich für die Kindertaufe als weniger
geeignet. Das Taufbecken ist meist aus Stein. Taufbecken und Deckel
sind meist mit ornamentalem oder architektonischem Zierrat geschmückt.
In der Barockzeit wurde auf dem Deckel häufig die Taufe Jesu
figürlich dargestellt; dies geht auf Empfehlungen des Konzils
von Trient (1545 bis 1563) zurück. Das Taufbecken besitzt in der Regel -so wie in Pfaffenhofen- eine achteckige Form, weil die Zahl
acht und das Achteck als Symbol für Erneuerung, Wiedergeburt
und Herrschaft angesehen werden. Die Taufe gilt als der achte Schöpfungstag.
Schon im 4.Jh hat der Kirchen-vater Ambrosius von Mailand über
einer Taufkapelle die Inschrift anbringen lassen:
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"Mit
acht Nischen erhebt sich der Tempel zu göttlichem Dienste
Achteckig eingefasst ist der Quell, würdig für das
heilige Geschehen.
In der mystischen Acht muss das Haus unserer Taufe erstehen,
denn darinnen wird allem Volk ewiges Heil geschenkt" |
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Michaelsgemälde
An
der südlichen Wand des Altarraum hängt ein großes
Ölgemälde, das den Erzengel Michael mit Flammenschwert
und Schild (Aufschrift: "Quid est Deus" = Wer ist wie Gott)
zeigt. Michael ist Sieger über Luzifer.
Das Bild war früher (jedenfalls 1930) das Altarblatt des Hochaltars,
bis es gegen die Mariendarstellung ausgetauscht wurde. Die Signatur
unten links lautet: "Seb.Wirsching 1888". Der Künstler
Sebastian Wirsching war auch in den Kirchen von Sulzemoos und
wahrscheinlich in Pipinsried tätig. |
St.Michael
|
In
der Bibel ist der Engelssturz vor Beginn der Schöpfung nicht
erwähnt. Allenfalls eine Stelle bei Lukas (Kap.10, Vers 18) deutet
darauf hin (ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen).
Die Geschichte vom Aufstand des Luzifers ist auf die Kirchenväter
zurückzuführen und wurde in der Kunst häufig als Motiv
verwendet.
In der Offenbarung des Johannes (Apokalypse) ist von einen Kampf zwischen
den Kräften des Guten (Michael und seine Engel) und des Bösen
(Luzifer) am Ende der Zeiten die Rede (Offb.12). Dieser Kampf endet
damit, dass der Teufel und seine Anhänger auf die Erde geworfen
werden. |
Langhaus
/ Kirchenschiff
Das Langhaus wird durch vier Rundbogenfenster erhellt; es ist von einem
Tonnengewölbe
überdeckt, das in der Mitte in einen ebenen Deckenspiegel übergeht.
Die ebenfalls von
den Künstlern Johann Adam Schöpf und seinem Sohn
Johann Nepomuk ge-schaffenen Deckengemälde haben zum Thema:
- am Chorbogen die göttlichen Tugenden,
- als Hauptgemälde den Engelsturz (Michael stürzt
Luzifer in die Hölle).
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Deckengemälde
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- das Engelskonzert
über der Empore wurde
zusammen mit dem
- Deckengemälde des Vorbaus im Jahr 1954
von Georg Wirnharter erstellt.
....mehr
zu den Deckengemälden...
|
Seitenaltäre
Die 200 cm breiten 09)
Seitenaltäre haben -wie der Choraltar- reich verzierte Altaraufbauten
(Retabel)
mit jeweils vier gedrehten Säulen. Im Zentrum sind Altarblätter
angebracht; Assistenzfiguren fehlen. Beide Altäre haben hohe Aufsätze
mit runden Auszugbildern in barocken Rahmen zwischen Putten. Sie wurden,
wie der Choraltar, um 1720 09)
erstellt.
Nördlicher (linker) Seitenaltar
Im Altarauszug das Bild eines
Heiligen (Öl auf Leinwand), bei dem es sich um den Bauernheiligen
St.Isidor handeln könnte. 09)
Hinweis: Isidor (1070-1130)
lebte im 12. Jh. als Knecht bei einem Baron in Spanien. Er zeichnete
sich durch treue Pflichterfüllung, aber auch durch eifrige
Gebetsübungen und Wohltätigkeit aus. Der Gutshof blühte
unter seiner Arbeit auf, doch die neidischen Mitknechte verpetzten
Isidor beim Guts-herrn: Isidor vernachlässige seine Tätigkeit,
bete ständig und sie müssten die Arbeit übernehmen.
|
St.Isidor
|
Als
daraufhin der Baron den hl.Isidor bei der Arbeit kontrollierte, sah
er den Heiligen beten. An dessen Stelle führte ein Engel den
Pflug.
Isidor starb "eines heiligen Todes".
Nach 40 Jahren öffnete man sein Grab in der St. Andreas-Kirche
in Madrid und fand ihn unverwest. Isidor ist Patron der Bauern und
wird um Hilfe gegen Dürre, für Regen und gute Ernte angerufen.
Sein Fest wird am 15.Mai gefeiert. |
Mittelteil
Der
nördliche Seitenaltar ist dem hl.
Sebastian ge-weiht. Sein Martyrium ist auf dem 170 x 90 cm
09)
großen Altarblatt dargestellt. Das Bild ist mit "F.J. Brix"
signiert und wurde um 1820 gemalt.
Im Hintergrund des Bildes ist die Ortschaft Pfaffenhofen zu sehen,
deren Kirche damals noch einen Sattelturm trug. Da der Kirchturm aber
schon 1750 den heutigen Zwiebelturm trug, passt dies nicht mit dem
Maldatum 1820 zusammen. Man nimmt an, dass das Gemälde schon
vor 1750 entstand und 1820 nur die Sebastiansfigur neu übermalt
wurde; der Hintergrund blieb unberührt.
|
St.Sebastian 1820
|
Hinweis:
Sebastian war der Legende nach im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen
Garde, der auf Befehl des Kaisers Diokletian mit Pfeilen durchschossen
wurde. Er erholte sich aber durch die Pflege der Witwe des Märtyrers
Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin
mit Keulen erschlagen. 34)
|
Altartisch
Auf dem Altartisch
des linken Seitenaltars steht eine Muttergottesstatue
aus der Zeit um 1700; sie ersetzt das 1967 gestohlene Muttergottes-Gnadenbild
"Fraule aus dem Wald".
Diese Figur, eine kleine, tongebrannte Nachbildung des Gnadenbildes
von Ettal, war von einer Wallfahrt mitgebracht und in einer hohlen
Fichte versteckt worden. Als man sie später dort fand, hielt
man das für ein Wunder. 07) |

Muttergottes 1700
|
Die heutige Figur auf dem Altar hat aber keine Ähnlichkeit mit
dem "Fraule aus dem Wald".
Maria in blaugoldenem Gewand mit Krone auf dem Kopf und dem Zepter
in der Hand (Maria Königin), hält in der linken Hand das
Jesuskind, das auf dem flachen Handteller zu balancieren scheint.
|
Früher stand auf
dem linken Seitenaltar die 93 cm hohe gotische Figur des hl.Leonhard.
Sie stammte aus der Zeit um 1480 und war die älteste Figur der Kirche.
34)
1895 wurde sie als "Figur im Turm" erwähnt. 28)
Südlicher
(rechter) Seitenaltar
Im Altarauszug
ist auf einem Ölbild (auf Leinwand-untergrund) der hl.Florian,
mit einer Fahne über der Schulter, dargestellt. Das Bild stammt
ebenfalls aus dem Jahr 1720, dem Erbauungsjahr des Altars. |
St.Florian
|
Hinweise: St.Florian
war um das Jahr 304 Offizier der zweiten italienischen Legion des
römischen Heeres. Er war in St.Pölten in Oberösterreich
stationiert. Nachdem der Christ geworden war, trat er aus der Armee
aus. Wegen seines Glaubens wurde er verhaftet und nach vielen Martern
mit einem Mühlstein um den Hals in die Enns geworfen. Florian
ist der erste österreichische Märtyrer und Heilige. In seiner
Jugend soll er ein brennendes Haus durch sein |
|
Gebet
gerettet haben; aber erst im 1100 Jahre später, im 15. Jh setzte
sich diese Überlieferung durch, die heute seine Bedeutung als
Schutzpatron vor Feuersgefahr begründet. Festtag: 4. Mai |
Mittelteil
Mittelpunkt des südlichen Seitenaltars
ist ein 170 x 90 cm 09)
großes Schutzengel-Gemälde
(Öl auf Leinwand).
Der
Schutzengel führt den ihm anvertrauten Menschen vorsichtig auf
seinem Weg. Als Begleiter des Menschen ist der Schutzengel in der
Kunst in der Regel mit Schuhen abgebildet 21).
Dies ist auch hier in Pfaffenhofen
so.
Im oberen Bildteil thront die Muttergottes mit dem schon relativ großen
Jesuskind auf Wolken.
Über dem Gemälde steht in einer Textkartusche das Thema
des Altargemäldes: "St.Angelus Custos" = Schutzengel.
Auch dieses Bild ist von Franz Josef Brix um 1820 gemalt worden (Signatur:
"Fra.Jos.Brix /18.. invenit ex pinx." |
Schutzengel 1820
|
Hinweis: Engel
(von griechisch angelos=Bote) waren in der Kunst des Frühchristentums
immer Männer ohne Flügel. Erst als das Christentum im
4.Jh Staatsreligion wurde, bekamen die Engel Flügel; dazu einen
Heiligenschein und sogar Hoftracht. In der Renaissance und vor allem
im Barock setzten sich die Putten (geflügelte Knaben, die auf
heidnische Eroten = Liebesgötter zurückgehen) und die
geflügelten Engelsköpfchen durch, die in kaum einer der
Barockkirchen unseres Landkreises fehlen. Erst in der Romantik wurden
die Engel wieder erwachsener. Die Malerschule der Nazarener
prägte die Engel mit großen Flügeln, Anmut und Hoheit,
die uns als Schutzengel von den Bildern im Schlafzimmer oder den
Heiligenbildchen des 20.Jh bekannt sind. Auch das Gemälde in
Pfaffenhofen dürfte in diesem Stil gemalt sein. Schutzengelfest:
2.Okt.
|
Auf
dem Altartisch des rechten Seitenaltars steht eine Figur eines
weiteren Engels, des hl.
Michaels, mit Schwert und Seelenwaage. Die Figur stammt aus
neuerer Zeit. |
Michaelsfigur
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Kanzel
Ganz in den barocken Stil der Kircheneinrichtung
passt die prächtige Kanzel aus der Erbauungszeit um 1720 09).
Sie ist mit Akanthusmotiven,
Bandlwerk und Fruchtgirlanden verziert.
Dies gilt besonders für
den Schalldeckel
der Kanzel. Auf ihm zwei Putten, Ziervasen sowie -in goldenen Buchstaben-
das Jesusmonogramm "IHS" im Rosenblütenkranz und
mit rotem Herz verziert.
Ganz oben steht eine Figur des hl.Johannes mit Lamm und Kreuzstab.
Um den Stab ist ein Schrift-band mit dem Text "Ecce agnus dei" (seht
das Lamm Gottes) gewunden. Johannes hat mit diesen Worten den Messias
angekündigt (Joh.1,29).
|


Kanzel 1720
|
Auf dem Kanzelkorb
ist ein Ölbild (auf Leinwand) des Guten Hirten angebracht,
das jedoch erst um 1880 gemalt wurde 09).
Des Weiteren sind am Korb
die Figuren der vier Evangelisten mit ihren Attributen zu
sehen:
Matthäus mit einem (geflügelten) Menschen,
Markus mit dem Löwen, Lukas mit dem Stier und Johannes mit
dem Adler.
Unter dem Korb hängt die Nachbildung einer Weinrebe als Sinnbild
für Christus. Dies ist ein häufiger Schmuck an den barocken
Kanzelkörben.
|
|
Hinweise
zur Kanzel: Die Predigt wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich
wie heute- von einem Ambo
aus gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich
im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt
ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen,
was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Spätestens
seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt.
Die Darstellungen des Guten Hirten mit einem Schaf auf seinen
Schultern waren in der Frühzeit auf die Sündenvergebung
bezogen (Mt.18,12-14). In der Barockzeit trat die von Jesus auf die
Priester übertragene Hirtenfunktion in den Vordergrund und damit
dessen Hauptaufgabe, die Verkündigung des Evangeliums. Deshalb
wurde der Gute Hirte ein bevorzugtes Bildnis an den Kanzeln.
Die vier Symbole geflügelter Mensch, geflügelter Löwe,
geflügelter Stier und Adler reichen zurück bis in den babylonischen
Mythos. Dort stellten sie die vier Astralgötter Nergal (Flügellöwe),
Marduk (Flügelstier), Nabu (Mensch) und Mimurta (Adler) dar,
die vor den Heiligtümern Wache hielten. Im Alten Testament werden
sie in den Gottesvisionen Ezechiels (Ez 1,1-14), im Neuen Testament
in der Offenbarung des Johannes (Kap.4 Vers 7) als die vier Lebewesen,
die rings um Gottes Thron stehen, erwähnt. Zuerst bildete man
sie nur im Zusammenhang mit dem thronenden Christus ab. Als Evangelistensymbole
dienen sie erst seit dem frühen Mittelalter (durch die Kirchenväter
Irenäus und Hippolyt um das Jahr 200).
Seit Hieronymus (347-420) werden sie wie folgt gedeutet:
- Der geflügelte Mensch (nicht Engel !) bei Matthäus
weist auf den Stammbaum Jesu und auf dessen Geburt (mit
deren Bericht das Matthäusevangelium beginnt) hin.
- Der geflügelte Löwe ist Sinnbild für Markus,
weil das Markusevangelium mit der Predigt des Johannes in der Wüste,
dem Lebensraum des Löwen, beginnt und weil sein Evangelium die
Kraft der Auferstehung und Todesüberwindung betont.
- Der geflügelte Stier (als Opfertier) des Lukas galt
als Zeichen für den Beginn des Lukas-Evangeliums, das mit dem
Opfer des Zacharias einsetzt und das am innigsten auf den Opfertod
Christi hindeutet.
- Den Adler des Johannes versteht man als Symbol für den
spirituellen Höhenflug des Johannes-Evangeliums, das
mit den Worten beginnt "Im Anfang war das Wort und das Wort war
bei Gott und Gott war das Wort".
Die Zeichen IHS sind übrigens griechische Buchstaben (das
H ist ein Eta) und bedeuten "JHS(OUS)"=Jesus. Andere Deutungen
sind: "Jesus, hominum salvator" (lateinisch "Jesus, Erlöser der
Menschen") oder auch volkstümlich "Jesus, Heiland, Seligmacher".
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An den Wänden des Kirchenschiffs
sind die Kreuzwegbilder
(Ölfarbe auf Leinwanduntergrund, 99 x 54 cm), wohl aus der
1.Hälfte des 19.Jh. befestigt. Der Maler ist mir nicht bekannt.
Der erste Kreuzweg in der Kirche wurden übrigens 1742 eingesetzt.
39)
Hinweis: Kreuzwegbilder in
unseren Kirchen sind erst seit 1700 üblich. Wenn Sie mehr über
den
Kreuzweg und seine Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren
wollen, klicken Sie hier...
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Kreuzwegbilder
19.Jh
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per Mouseklick zu den Beschreibungen
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Eine Besonderheit der Kirche sind die stuckierten Relief-büsten
der zwölf Apostel mit den jeweiligen Attributen.
Sie sind in Kartuschen mit Blatt-ranken als Hintergrund für
die Apostelleuchter
an den Wänden des Langhauses und des Altarraums angebracht.
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Apostelbilder
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Die Reliefbüsten sind neben
den Decken-gemälden der hauptsächliche Schmuck des Kirchenschiffs
und ersetzen die sonst dort üblichen Heiligenfiguren.
Ähnlich schmuck gestaltete Apostel-leuchter sind nur noch in
den Kirchen von Glonn und Biberbach zu finden.
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Hinweis:
Die Apostelleuchter erinnern an das in der Apokalypse (21,14)
beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf
Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet
sind. Die Kath.Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen
Jerusalems. |
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Kanzelkreuz
und Mater Dolorosa
Gegenüber
der Kanzel hängt das sog. Kanzelkreuz,
ein großes Kruzifix, wahrscheinlich aus der Erbauungszeit
der heutigen Kirche um 1720. Der 1,70 m große
09) Corpus ist als Inkarnat (=fleischfarbig)
gefasst. Aus den Wunden der Hände, der Füße, der
Knie, der Seite und an der Stirn unter der Dornenkrone tropft das
Blut. Das im Wind flatternde Lenden-tuch (perizoma) ist vergoldet.
|
Hinweis: Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in der Regel der Kanzel gegenüber
an der Wand angebracht ist. Es erinnert den Prediger an den
1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus schreibt: "Wir
predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache
soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung
Christi zum Inhalt haben. |
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Kanzelkreuz
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Unter
dem Kruzifix steht, wie in den meisten Kirchen, die lebensgroße
09)
Figur einer schmerzhafter
Muttergottes (mater dolorosa). In Pfaffenhofen trägt
sie eine Krone auf dem Haupt, umgeben von einem Kranz von Sternen.
In ihrer Brust steckt ein großes Schwert. Dieses Schwert erinnert
an das Simeonwort im Lukasevangelium (Kap 2,35) bei der Darstellung
im Tempel: "Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen".
Die Figur wurde um 1740 09)
geschnitzt.
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Hinweis:
Die zwölf Sterne erinnern an die Apokalyptische
Frau, die Johannes in der Offenbarung beschrieben hat. Sie
war in der Vision vom Strahlenkranz der Sonne umgeben, über
ihrem Haupte standen zwölf Sterne als Symbol für
die zwölf Stämme Israels. Die Apokalyptische Frau
wurde in frühchristlicher Zeit als Symbol für die
Kirche angesehen und erst später mit Maria identifiziert. |
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Mater dolorosa
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Kirchenbänke
und Leuchter
Die
Kirchenbänke
(14 Reihen links, 15 Reihen rechts) wurden 1938 mit Wangen nach barockem
Vorbild erstellt.
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Kirchenbänke
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Messingleuchter
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Darüber
hängen schöne Messingleuchter
mit jeweils 12 elektrischen Kerzen zur Beleuchtung des Kirchenraums.
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Empore
Die von zwei Säulen
gestützte Empore ist sehr tief, weil sie bei der Verlängerung
der Kirche im Jahr 1928 nicht nach hinten versetzt, sondern mitverlängert
wurde.

St.Franziskus v.Assisi
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Die Emporenbrüstung
ist mit Stuck überzogen. An ihr sind Reliefs
von Maria und vier Heiligen ( Franz von Assisi mit Kreuz und Totenschädel,
St.Josef mit blühendem Aaronstab, St.Benedikt mit Giftkelch
und St.Katharina mit dem Marterrad) angebracht. Der Zwischenraum
zwischen den Reliefs ist von vielen Rocaille-Ornamenten in feiner
Stuckarbeit ausgefüllt.
Franz von Assisi
(Festtag: 4.10.) ist u.a. für seine Kreuzverehrung bekannt.
Christus soll von einem Kreuz zu ihm herab gesprochen haben.
St.Josef (Festtag:
17.3.) soll bei der Brautwerbung um Maria seinen Wanderstab auf
den Altar gelegt haben, der dort zu grünen anfing.
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St.Josef
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St. Katharina
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St.Katharina
die Große (Festtag: 25.11.) sollte mit dem Marterrad getötet
werden. Als das zerbrach, wurde die Heilige enthauptet. |

St.Maria
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Auf den Ordensgründer
St.Benedikt (Festtag:
11.7.) wurde ein Giftanschlag verübt. Doch das Gift entstieg
dem Becher in Gestalt einer Schlange. |

St.Benedikt
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Orgel
03),
04)
Die
Orgel mit einem Manual und
7 Registern wurde von Franz Borgias Maerz aus München 1905 in
einen neubarocken, dreiteiligen Flachfelderprospekt eingebaut. Die
Disposition der altern Orgel nach dem Stand von 1905 können
Sie hier erfahren. ..
Die Orgel von 1905 ersetzte eine Orgel aus dem Jahr 1707. In der Beschreibung
von 1874 wird eine Orgel mit 6 Registern vermerkt.
Mehr über den Orgelbauer
Franz Borgias Maerz... |
Orgel von 1905
|
Im Jahr 1980 hat Maximilian
Offner aus Kissing die Orgel entweder erweitert oder neu gebaut.
Sie besitzt jetzt zwei Manuale und 9 Register.
Im Jahr 2007 wurde
sie aber als stark renovierungsbedürftig bezeichnet. Maximilian
Offner errichtete oder renovierte auch die Orgeln in Arnzell, Egenburg,
Gumpersdorf, Hilgerts-hausen, Hohenzell und Unterumbach.
|
|
Hinweise zur
Orgel: Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum
Klingen gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen
Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes
(weltliches) Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell
verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden
Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
sie zur Verschönerung des Gottesdienstes bei. Der Orgelprospekt,
die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch Künstler
gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten
Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit
reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch die harmonische Anordnung der
Pfeifen wirkt.
|
Vorhaus
der Kirche
St.Georg 1954
|
Im westlich angebauten
Vorhaus der Kirche, das von einem ovalem Fenster erhellt wird,
sind zwei Gemälde zu sehen:
- Direkt über dem Fenster eine Muttergottesdarstellung
mit dem Kind auf dem Arm und mit königlichen Insignien
(Krone und Zepter). Das Jesuskind hält den Reichsapfel.
- Daneben hängt ein Georgsbild
im Stuckrahmen. Der Heilige zu Pferd stößt seine Lanze
dem Drachen als dem Sinnbild für das Böse in
den Rachen. Das Gemälde ist mit "1954 / Georg Wirnharter
/ Aichach" signiert.
Georg Wirnharter (1921-2003) war Lehrer an der Werkkunstschule
Augsburg und später Professor an der Fachhochschule Augsburg.
Er lebte viele Jahre in Diedorf bei Augsburg. |

Muttergottes
im Vorhaus
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Hinweis zu St.Georg:
Nach der Legende hauste in einem See vor der Stadt Silena in Lybia
ein Drache, dem die Einwohner täglich Lämmer und später
Kinder opfern mussten. Da erschien St.Georg, nachdem er alle Martern
überstanden hatte, gevierteilt und vom Erzengel Michael wieder
zum Leben erweckt worden war. Als der Drache auftauchte, schwang
Georg mit dem Zeichen des Kreuzes die Lanze und durchbohrte das
Untier, das zu Boden stürzte.
Der Drache ist ein Wesen, das viele Völker in ihren Mythen
(Lindwurm) kennen. In China gilt er als Glück bringend, bei
uns im Westen als Bedrohung. Sein Name kommt vom Griechischen drakon
= "furchtbar Blickender". Im Alten Testament wird er als Verkörperung
des Bösen und als Teufel bezeichnet. In der Apokalypse bedroht
er die Frau, die gerade ein Kind geboren hatte. In der religiösen
Kunst wird er häufig zusammen mit dem hl.Michael, dem hl. Georg
und der hl.Margarete abgebildet. Bei frühen Darstellungen ist
der Drache meist schlangenartig und oft mehrköpfig wiedergegeben,
seit dem Spätmittelalter eher echsenförmig, oft mit Fledermausflügeln
und feurigem Atem. Die Ähnlichkeit der in der religiösen
Kunst dargestellten Drachen mit den Sauriern ist frappierend. Zwar
war den Menschen des Mittelalters nicht bekannt, dass es Saurier
gegeben hat. Doch Skelettfunde dieser Tiere nährten die Gewissheit
über die Existenz und das Aussehen der Drachen. Erst 1840 wurden
die Saurier als eigene Spezies eingeordnet.
|
Reliquien-Ostensorien
09)
Nicht mehr in der Kirche befinden
sich die zwei Reliquienostensorien (Schaugefäße für Reliquien)
aus der Zeit um 1700. Sie sind aus Messing getrieben und versilbert. Die
einer Monstranz ähnlichen Gefäße sind außen mit
Akanthusranken
und zwei Cheruben geschmückt. Die Reliquien im Inneren sind mit Goldlahn
(= mit Goldfaden umwickelter Metalldraht), Perlen und farbigen Steinen
befestigt. In der Mitte jeweils ein Kupferstich mit Abbildungen der Schmerzensmutter
und einer Nonne mit Handkreuz und Krone. Auf den Cedulae, den Pergamentzettelchen,
sind die Namen der Heiligen, von denen die Reliquien stammen, genannt;
z.B. "S.Bonifacii Mart., De vestibus B.V.Mariae, De S.Geniano(?) Mart."
sowie "S.Benigni mart., S.Honesti mart., S.Candita mart."
Heiliges Grab
Seit 2008 wird am
Gründonnerstag und Karfreitag wieder ein
Heiliges Grab in der abgedunkelten Kirche an der Stelle des Volksaltars
aufgebaut. Umrahmt von hohen Pflanzen und roten Blumen liegt die hölzerne
Figur des Leichnams Jesu auf einem Felsen im Totenbett. Die 122 cm lange
Holzfigur besitzt auf der Rückseite die Inschrift: "Reno(viert)
1859 a.Gries. 1741. 09)
Zwei Leuchterengel halten Kerzen in den Händen. Farbige Kugeln und
Grablichter umgeben die Szene. Grüne Zweige und Blumen schmücken
das Grab. 20)
Hinweis: Die ersten
Heiligen Gräber entstanden durch Wallfahrer, die aus dem Heiligen
Land zurückkehrten und Nach-bildungen des historischen Grabes
er-richteten. Eine Hochblüte erlebte der Brauch in der durch
das Konzil von Trient (1545-63) eingeleiteten Gegenreformation.
Die Jesuiten sahen im Heiligen Grab ein "spectaculum sacrum",
ein heiliges Schauspiel, das für die Gläubigen das Heilsgeschehen
eindrucksvoll veranschaulichte.
|

Heiliges Grab
|
Spectacula
sacra waren in der ganzen Barockzeit ein beliebtes Mittel der Glaubensverkündigung.
Die Kulissen der heiligen Gräber wurden im Laufe der Zeit immer
größer. Es entstanden fantas-tische Scheinarchitekturen
mit bilbli-schen Landschaften, mit Engeln und Wachsoldaten; im Zentrum
Felsengrot-ten, in die man eine Figur von Christi Leichnam legte.
In manchen Pfarreien standen fromme Bürger, als römische
Soldaten oder als Engel verkleidet, am Grab. |
In der Zeit der Aufklärung und
der Säkularisation (ca. 1780-1820) wurde das spectaculum sacrum verboten.
Doch staatliche Verbote haben in Glaubenssachen meist keine große
Wirkung. Ab der Mitte des 19.Jh. lebte der Brauch wieder auf und führte
zu einem neuen Höhepunkt; die Pfarreien wetteiferten miteinander in
der prunkvollen Ausgestaltung.
Erst nach dem 2.Vatikanischen Konzil (1962-65) kam der Brauch zum Erliegen,
weil er nicht mehr zur neuen Liturgie der Kartage passte. Leider wurden
damals viele der Kulissen verbrannt oder entsorgt. Denn in den letzten Jahren
werden in vielen Kirchen wieder Heilige Gräber aufgestellt. Wenn auch
die kunsthistorischen Gründe für die Renaissance des Brauchs überwiegen,
so kommen doch am Karfreitag Abend und Karsamstag Vormittag viele Gläubige
in die Kirche, um sich in dieser, alle Sinne berührenden Umgebung,
in das Leiden und Sterben Christi zu vertiefen. 26)
Inzwischen gibt es
im Landkreis Dachau wieder mehrere Kirchen, in denen ein Hl.Grab errichtet
wird. Im Jahr 2007 waren dies neben Hirtlbach noch Altomünster, Dachau-Mariä-Himmelfahrt,
Dachau-Heilig-Kreuz, Dachau-St.Peter, Dachau-St.Jakob, Ebertshausen, Kloster
Indersdorf, Langenpettenbach, Weichs und Riedenzhofen. Wenn Sie interessiert
sind, klicken Sie hier...
Pfarrhof
Interessant ist auch der
Pfarrhaus von Pfaffenhofen, bei dem es sich um das älteste
Gebäude weit und breit handeln dürfte.
Es
war ursprünglich ein Renaissance-Schlösschen mit abgetrepptem
Giebel, das von einer adeligen Familie bewohnt wurde. 1612
kaufte es der damaligen Pfarrer von Pfaffenhofen und baute es aufwändig
zu seiner heutigen Gestalt um. In den Jahren 1793 und 1805 wurde der
Pfarrhof nach Norden und Osten erweitert. Im Inneren sind noch ein
Teil des Deckenstucks, das barocke Treppen-geländer und die Türen
aus dem 18.Jh erhalten. |
|
Bei
der Renovierung 2003 (Kosten: 900.000 Euro) wurde die Fassade aus
dem frühen 19.Jh mit grüner Gliederung auf weißem
Grund wieder hergestellt (im 18.Jh war es rot/weiß, im 20.Jh
ocker/gelb). Das barocke Treppengeländer und die Türen aus
dem 18Jh. konnten erhalten werden. 13)
Das Gebäude wird im Erdgeschoss
als Pfarrheim genutzt; im Obergeschoss entstand eine schöne Wohnung.
|
Wenn Sie auch andere
Pfarrhöfe im Landkreis sehen möchten, klicken Sie hier....
1888 betrug
der Grundbesitz 71,59 Tagwerk; der Betrieb war aber schon seit 1876 verpachtet.
Die Neueindeckung des bis dahin mit Stroh gedeckten Ökonomiestadels
erfolgte 1898 mit Schieferplatten. Dabei hat man auch Dachrinnen und einen
Blitzableiter angebracht. Die Gebäude blieben 40 Jahre stehen. Erst
1930 hat man die Ökonomiegebäude bestehend aus dem großen
Pfarrstadel, zwei Tennen, Pferde- und Kuhstall sowie dem Hühnerstall,
abgebrochen. Die Hoffläche wurde eingeebnet und mit Gras angesät.
34)
Denkmal
Neben der Kirche gehört auch das natürlich auch Pfarrhaus zu
den Baudenkmälern der Gemeinde Pfaffenhofen a.d.Glonn 36).
In der Denkmalliste ist es unter der Nummer D-1-74-137-2 mit folgendem
Text aufgeführt: "Pfarrstraße 5; Pfarrhaus (ehemaliges
Schlösschen); zweigeschossiger Satteldachbau mit polygonalen Eckerkern
und Annexen im Osten und Norden, um 1612 umgestaltet, 1793 und 1805 erweitert"
Pfarrbauernhof
(Widum)
Vogtei 05)
Der Betrieb des Pfarrwidums galt als weltliche Aktivität, die die
Klöster selbst nicht ausüben durften. Sie mussten sich darin
von adeligen Vögten vertreten lassen. Die Vogtei ging im 13.Jh. von
den Andechsern auf die Wittelsbacher Herzöge über. Aber sie
übten die Vogtei nicht selbst aus, sondern verliehen die Rechte an
Turnieradelsgeschlechter, die auf Odelzhausen saßen. Die Stumpfs
verkauften die Vogteirechte über die Güter des Augsburger Klosters
in und um Pfaffenhofen an die mächtige Familie der Eisenhofer. Die
Vögte erhielten eine gute Entschädigung für ihre Tätigkeit.
Deshalb versuchte das Kloster, die Vogteirechte in die eigenen Hände
zu bekommen. Und sie erreichten das, wenn auch durch Betrug.
Sie legten den Eisenhofern eine gefälschte Urkunde vor, nach der
Kaiser Barbarossa 1158 bei der Bestätigung der Schenkung an das Kloster
(s.oben) auch die Vogtei für das Kloster bestätigt habe. Die
Eisenhofer glaubten das und gaben die Vogtei um 1390 an das Kloster ab.
Nun übernahm ein Verwalter, der Klosteramtmann die Geschäfte
und die Gewinne aus den Gütern, darunter auch aus dem Pfaffenhofener
Widum, blieben beim Kloster, abzgl. der Verwaltungskosten.
Gottesdienstzeiten erfahren
Sie auf der Internetseite des Pfarrverbands Odelzhausen.
Klicken Sie hier...
Hans Schertl
Quellen:
01) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren
Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02) Mayer-Westermayer, Statistische
Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
03) Georg Brenninger, Orgeln und Orgelbauer
im Landkreis Dachau, Amperland 1975/4
04) Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern.
Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
05) Dr.Wilhelm Liebhart,Klosterbesitz
von St. Ulrich und Afra in Pfaffenhofen a.d. Glonn, Amperland 1983 (1712)
06) Dr.Martin
v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
- Beschreibung der Pfarren
Einkommen
Rentambts München
und anders betreffend de Anno 1575
07) Robert Böck, Wallfahrt im
Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
08) Liebhart/Pölsterl, Die Gemeinden
des Landkreises Dachau, Bd 2 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
09) Dr.Stefan Nadler, Kunsttopographie
des Erzbistums München und Freising, 1992
10) Bauer/Rupprecht,
Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, 1996
11) Dr.
Lothar Altmann, Die Hofmalerfamilie Schöpf im Amperland, Amperland
1999/4
12) Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
13) Dachauer SZ vom 13.8.2003 (Renovierung
des Pfarrhauses)
14) Renate Zauscher, Kritik an Sanierung,
Dachauer SZ vom 13.3.2007
15) Karl Grüner, "Unten
bauchig, oben spitz", Münchner Kirchenzeitung, v. 25.9.2005 und
vom 2.10.2005
16) Josef Kiening, Überleben im Dreißigjährigen
Krieg 1618 - 1648, Internetseite www.genealogie-kiening.de/berleben.htm
17) Prof. Dr.Wilhelm Liebhart, Im
Schatten München, Pfaffenhofen und Furthmühle 1158, Amperland
2008/3
18) Manfred Sailer, Schon 9 Deckenabstürze,
Dachauer Nachrichten v. 24./25./26.12.2005 (Deckenschäden)
19) Generalsanierung ist wieder einen
Schritt weiter, Dachauer Nachrichten vom 14.1.2008 (Renovierung 2004/08)
20) Dachauer Nachrichten vom 9.4.2008
(Hl.Grab) und vom 3.4.2009 (Graberlschaun)
21) Dr.Carmen Roll,Leiterin des Diözesanmuseums
Freising, Vortrag 2010 (Schutzengel mit Schuhen)
22) Dachauer Nachrichten vom 9.4.2014
(Friedhofsmauer)
23) Eckart
Bieger, Das Bilderlexikon der christlichen Symbole, 2011 (Tabernakelengel)
24) Ralf Müller, Oberhaching,
2014 (vier Glocken)
25) Dr.Mich.Rademacher, Deutsche Verwaltungsgeschichte
1871-1990, 2015 (Statistik 33,39)
26) Münchner Kirchenzeitung vom
25.3.2015 (Historik Hl.Grab)
27) https://www.youtube.com/user/arnoldusglocke,
Zugriff 2015 (Glocken u. Glockengeläute)
28) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des
Königreichs Bayern, 1895, S. 253
29) Martin von Deutinger,
Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate,
1820
30) Peter Pfister, Von
Arbeo zum Internet, Katalog zur Ausstellung "75 Jahre Diözesanarchiv
Mch/Freising", 1999
31) Werner Satzger, Zwei
Glocken schweigen, Dachauer Nachrichten vom 22.8.2017 (Glockenstuhl)
32)
Freysinger Hof-und Kirchenkalender mit beygefügtem Schematismo 1790-82
33)
Bayerisches LA für Statistik u.Datenverarbeitung, Bevölkerungsstand in den
Gemeinden Bayerns Stand: 31.12.2010
34)
Axtner/Liebert/Mittelhammer,
Chronik der Gemeinde Pfaffenhofen/Glonn, 2014
35)
Digitales Archiv des Erzbistums München und Freising; Signatur
BB001/1/1, FS116
(Pfarrerliste)
36)
Liste der Baudenkmäler
in der Gemeinde Pfaffenhofen a.d.Glonn, Zugriff 2020
37)
Hiereth,
Sebastian: Die Landgerichte Friedberg und Mering S.32 im Historischen Atlas
von Bayern, Stand 1760
38)
Digitales
Archiv des Erzbistums München u.Freising, Signatur:
AA001/3, PfarrA17004 u. AA001/3, PfarrA17003 (Pfr.Lang)
39)
wie
oben - Signatur:
AA001/3, PfarrA16983 (Einbruch 1699); Signatur:
AA001/3, PfarrA16984 (Kreuzweg 1742);
40)
Manfred
Sailer, Deckenfresko abgestürzt, Dachauer Nachrichten vom 28./29.8.2004
(Deckenfresko abgestürzt)
41)
Manfred
Sailer, Großer
Sanierungsbedarf,Dachauer Nachrichten vom 1.8.2006
53 Bilder:
Kath.Axtner (1), Hans Schertl (52)

26.1.2025
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Visitationsbericht von 1560
Pfarrbeschreibung
1575 Datenblatt
Wechsel des Pfarrsitzes von Unterumbach
nach Pfaffenhofen
-ein mglw. etwas sagenhafter Bericht des Freisinger Beneficiaten Anton
Mayer 1874-
"Die Frage nach
den ersten Schicksalen der Ortschaft und Pfarrei Pfaffenhofen führt
ins graue Alterthum zurück und findet erst im 12.Jh. eine urkundliche
Antwort.
Zur Zeit, oder bald nach Einführung
des Christenthums in Bayern im 9.Jh scheint im heutigen Filialorte Unterumbach
ein herzogliches Pfleggericht bestanden zu haben, etwa 200 Jahre
vor Gründung der Stadt Friedberg. Und es ist erweislich, daß
ebendaselbst sich auch der Pfarrsitz der umliegenden christlichen
Gemeinden befunden habe, wofür bis auf neueste Zeit das eigene Widum
(Pfarrbauernhof), sowie das noch dort vorhandene ehemalige Pfarrhaus
(in Unterumbach) sprechen.
Es befand sich aber im benachbarten, dortmaligen Filialorte Pfaffenhofen,
wo nur eine Marien-Capelle war, eine Adelsfamilie, welche in dem derzeit
als Pfarrhaus bestehenden Schlößchen, das noch jetzt mit zwei
Eckthürmchen geziert ist, wohnte.
Der im Jahre 1170 hier residierende
Graf hieß Adalbero und dessen edle Gattin Gisella. Diese fassten
in christlich-frommer Gesinnung den großmüthigen Entschluß,
wohl auch in Anbetracht der mißlichen Lage des zu gering dotierten
Pfarrers ihr eigenes Schloß (in Pfaffenhofen) sammt dazu
gehörigem Areal und Widdum dem Benediktiner-Kloster zu St.Ulrich
und Afra in Augsburg schankungsweise (=als Schenkung) zu übergeben.
Urkunden hierüber finden sich u.a. im Kloster SS.Ulrich u. Afra.
Wohl hatten sie dies mit der Bedingniß
(unter der Bedingung) gethan, daß von dort aus (vom Kloster aus)
die Erhebung des Ortes (Pfaffenhofen) zum Pfarrsitze, mit
Residenz im Schlosse bewirkt werden solle, nach Übergabe aller dortigen
Utensilien an den Pfarrherrn; wobei die Erbauung einer zweckentsprechenden
Kirche an Stelle der Capelle wohl selbstverständlich war.
Wirklich muß diese Transferierung
(=Verlegung) der Pfarrei mit der Benennung Pfaffenhofen an der
Glon bald erfolgt sein; denn aus dem Dokument erhellt (=geht hervor),
daß von da an die Besetzung der Pfarrei durch Kloster-Conventualen
(=Mönche) eine Reihe von Jahrhunderten hindurch ausgeübt
worden sei, in welchem Zeitraum wohl auch die dermalige (=heutige)
Kirche im neueren Stile mag hergestellt worden sein. Wahrscheinlich mit
Benützung (=unter teilweiser Belassung) bzw. durch Vergrößerung
der alten gothischen (Kirche), von welcher noch der Sattel-Thurm
stehen blieb. Die Erhöhung desselben und Umänderung in die Doppelkuppelform
erfolgte erst viel später. Daß auch vom Kloster die innere
Einrichtung der Kirche beschafft worden sei, dafür zeugen die kostspieligen
Altäre, Kanzel und dergleichen.
Über das Patronats-Recht von Pfaffenhofen wurde vielfach gestritten,
protestirt und die Berechtigung in Frage gestellt, eben weil die Pfarrei
und Kirche dem Augsburger-Kloster fast Alles dankt, nun aber doch der
geographischen Lage nach in die Erzdiöcese München-Freising
gehört. Schon die Conradinische Matrikel (von 1315) zählt
Pfaffenhofen mit (Unter)Umbach beim damaligen Decanate Günzelhofen
auf. Sunderndorf sagt (in seiner Matrikel von 1524): "Est
de praesentatione Abbatis et Conventus ad St.Udalricum Augustae"
(=Präsentationsrecht haben der Abt und der Convent von St.Ulrich;Afra).
Es möchte schwer sein, das Jahr nachzuweisen, in welchem das Königliche
Präsentations-Recht eintrat (=begann), das zur Zeit in Kraft
ist, und ob selbes schon vor der Säcularisation (1802) gegolten
hatte, oder erst in Folge derselben begonnen habe. "

Beschreibung
der Pfarren Einkommen Rentambts München
und anders betreffend de Anno 1575 06)
Diese Matrikel ist leider
nur noch zum Teil erhalten. Deshalb sind in ihr nur 73 Pfarreien des Bisthums
Freysing beschrieben. Aus dem heutigen Landkreis Dachau sind dies die
Pfarreien Mitterndorf, Sittenbach (teilw), Egenburg, Sulzemoos und Pfaffenhofen/Glonn.
Alle Angaben sind, wie Dr.Deutinger in seinem 1850 erschienenen Buch "Die
älteren Matrikel des Bistums Freising" betont, "aus erholten
amtlichen Berichten geschöpft worden und können daher als zuverlässig
angesehen werden".
Pfaffahouen
im Lanndgericht Fridperg
in Umbacher-Ambt
Dise Pfarrkirchen wirt durch
Georgium Erasmus Hess als verum pastorem besessen. Das Lehen gehört
dem Prelaten von Sannt Ulrich in Augspurg, unnd die possession hat unnser
genediger Fürst unnd herr in Bayrn zegeben. Gross unnd clainer Zehendt
zu Pfaffahouen unnd Wagnhouen gehört aller dem Pfarrer allain, zu
Unnderumpach aber nur die dritte garb. Die zway sambt dem clainen Zehendt
gehörn in die früemess gen Odlzhausen. Mechte sein Pfarrers
gannzer Zehenndt zu gemainen Jarn umb ainhundert gulden angeschlagen werden.
Den Widem zu Pfaffahouen auf jedes veld siben Juchart Ackhers unnd fünffzehen
tagwerch wissmadts, paut Pfarrer selb, unnd den zu Wagenhouen hat er ainem
Pawrn verstifft, welcher Ime Järlich 5 schaff Roggen, 5 schaff haber,
6 ß dl. wissgüllt, 12 dl. Weissat oder Stifftgellt, Ain hennen,
6 hüenner, 1 Ganns unnd Ainhundert Ayr darvon gültet.
Dagegen mues Pfarrer dem von Weichs zu Täsing Jerlich drey Mezen
haber raichen unnd bezalen. In der hat Pfarrer ungeverlich 40 Alterlaib
einzunemmen.
Stollgelt: Opfergellt bey 2 fl. Beichtgelt von ainer Person 2 dl.; vom
krannkhen zuversehen vorder er nicht, sunder was man Ime geb, nemme er
an. Der Öllung werdt nit mer begert. Von ainer hochzeit einzusegnen
unnd zu verkhindten das Mall. Von ainem khindt zutauffen ain Laib oder
2 kr. Kindpötterin herfürzusegnen in ainer khörzen 2 oder
3 d. Todfäll von ainem Vermöglichen 1 Cronna, 1 taler oder 1
fl. unnd von ainem Armen gar nichts, unnd da man auch ain fremden Priester
zur besinknus habe, geb man demselben 10 kr.
Thuet der Corpus zu gemainen Jarn ain hundert gulden, aber dise Jar ungeverlich
300 fl. Stoll etc. 6 fl. Ist auch in Ir selbs kain bese Pfarr, sonnder
sich ain Pfarrer alda wol begehn mag.

Disposition
der Maerz-Orgel von 1905
|
I. Manual: (C-f
'''''): Prinzipal 8', Gamba 8', Ge 4', Octav 4'
II. Manual: (C-f '''): Salicional 8', Tremulant 4'
Pedal: (C-d'):
Subbaß 16'
Koppeln:
II/I, OK I, Uk II-I, I/P, II/P
System: pK, frSp
|
weiter
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Visitationsbericht von 1560 Datenblatt

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