Pfarrvisitation
in Pfaffenhofen/Glonn
Bericht
über die Visitation im Jahr 1560
- in heutigem Deutsch -
[in eckigen Klammern
Originaltext-Auszüge]
Pfarrer: Pfarrer
ist Erasmus Heß. Er war in Peiting geboren ["von Peitingen
purtig"], hatte im "Kloster Rottenbuch" ["closter
Raitenpuech"] studiert und dort nach der Priesterweihe zu Freising
auch die Primiz gefeiert ["In bemeltem closter primiciert"].
Er konnte das priesterliche
Lizenzschreiben vorweisen. 1560 war er schon 12 Jahre Priester.
Er predigt jeden Sonntag und Feiertag. Er benutzt katholische Bücher
und verhält sich auch sonst nach der katholischen Lehre. Über
die Messe, die Zeremonien, die Heiligenverehrung, den Glauben und die
katholischen Werke denkt und handelt er in katholischer Weise. Er glaubt
an die sieben Sakramente (die Protestanten hatten nur zwei anerkannt)
Auf Fragen über die Taufe, die Firmung, das Altarsakrament, die Kommunion,
die Priesterweihe und die Ehe sowie über die Kirchenbuße, die
öffentlich zu verrichtenden Bußwerke, konnte er gute Antworten
geben. Pfarrer Heß erklärte, er ermahne sein Volk zu mehrmaliger
Beichte im Jahr ["verman sein volckh zu underschidlicher peicht"],
aber die jungen Gläubigen seien gar ungeschickt. Die Letzte Ölung
(heute Krankensalbung) wird nicht gerne angenommen ["Extremam
unctionem wellen etlich nit gern nemen"]. Wann in seiner Pfarrei
das letzte Mal gefirmt worden ist, konnte er nicht sagen ["Waist
nit, wann bei ime gefirmbt worden"]. Die Beichte nimmt er in der
Kirche ab. Er selbst beichtet dreimal im Jahr.
Sein Privatleben:
Er betet seine vorgeschriebenen Breviergebete ["Pett seine horas"].
Er bekam die Pfarrei, weil sein Vorgänger die Pfarrei aufgegeben
habe. Er ist in sein laienpriesterliches (?) Gewandgekleidet. Ein Skapulier
trage er nicht. Pfarrer Hess habe keine Geliebte. Alles andere sei gut.
Über den Pfarrer
wurden auch die Kirchenpfleger (Khirchpröbst) gesondert befragt.
Sie erklärten, der Pfarrer verrichte den Gottesdienst jeden Sonntag
und Festtag und halte die Kreuzgänge (Bittgänge) und Weiteres
fleißig wie von alters her gewohnt. Er belaste niemand mit dem Selgerait
(Gebüren für Totengedenken) und verhalte sich seinem Stande
angemessen. ["und helt sich sonst unergerlich"]. Er reiche die
Kommunion in einer Gestalt (zur Unterscheidung von den Protestanten,
die in beiderlei Gestalt kommunizieren). Die Kirche sei "wol
getziret und saber gehalten". Eine Schule sei nicht vorhanden.
Pfarrei: die
Pfarrei hatte 200 Communicantes, alle katholisch und dem Glauben treu
ergeben ["all catholisch und frembder religion unverdacht"].
Der Pfarrer nimmt die Hilfe seiner Obrigkeit an. Das Einkommen der Pfarrei
liege bei 200 Gulden. Sein (wohl noch lebender) Vorgänger erhält
5 Scheffel Korn und 5 Scheffel Hafer. Die Kirchenrechnung wird vom Landrichter
in Friedberg geprüft, der dafür "20 patzen" Entlohnung
erhält. Dafür verpflegt er bei der Buchprüfung die anwesenden
Pfarrer und den Kirchenverwalter durch ein Essen in Friedberg und einige
Lebensmittel für die Heimreise ["Gibt dem pfarrer und kirchprobsten
das mal und ain zerung wider heimb zetziehen"]. Über seine Pfarrangehörigen
könne er nicht klagen ["Hat kain clag ob seinem volckh"].
Die Gebühren für Beerdigung und Totengedenken setzt er nach
den Einkommensverhältnissen der jeweiligen Gläubigen ["Selgerait
nimbt er pro qualitate personarum"].
Die Khirchpröbste ergänzten, dass die Pfarrei dem Bischof von
Freising oder dem Herzog Albrecht jährlich 5 Scheffel Getreide, 3
Pfund und 2 Schilling Geld und 3 1/2 Pfund Wachs "verleicht".
Dazu kämen Ausgaben für Wachs und Öl in Höhe von 6
bis 7 Gulden. Der Kirche verbleibe ein Rest von 23 Gulden, 3 ß (Schilling)
und 12 d (Pfennig).
Kirche:
Die Kirche war damals der "beato Virgo", der hl.Jungfrau Maria
geweiht.
Nach Angaben der Kirchenverwalter besaß sie einen Tabernakel,
einen Taufstein, einen Friedhof, zwei gute Kelche, eine Monstranz und
vier Messgewänder. "Wirt alles dem allten Gebrauch nach catholisch
verricht und sauber gehalten" ergänzten sie. Der Pfarrhof war
angemessen groß. Ein eigenes Mesnerhaus gab es nicht, weil der Mesnerdienst
durch einen Nachbarn versehen werde ["Hat ain zimblich erbauten pfarrhof.
Hat kain aigen mesenhauß. Wirt durch der nachpaurn ainen verricht"].
Der Visitatoren haben die Kirche auch selbst besucht und in Augenschein
genommen ["ocularis inspectio"].
Sie haben folgende liturgische Gefäße gefunden: 3 Kelche, 4
Corporale, 2 guete Messbücher, ein Buch für den Beerdigungsritus,
ein Gesangsbuch, vier Messgewänder, eine Monstranz aus Messing. Die
Hostien würden rein aufbewahrt. Der Tabernakel sei nicht verschlossen
gewesen, doch habe immerhin ein Ewiges-Licht davor gebrannt. Das Taufwasser
werde in einem Krügl aufbewahrt ["Baptismus ist in aim kruegl"].
Die Fenster in der Kirche seien schadhaft und sollten gemacht werden.
Sonst bestehe bei der Kirche und beim Pfarrhof kein Mangel.
Eine Aufstellung über die Größe der Pfarreien im Dachauer Land im Jahr 1560 finden
Sie hier...
Visitation
in der Filialkirche Unterumbach
Filialis Niderumbbach
khirchpröbst. Patronus s.Martinus
Auch
über die Filialkirche St.Martin in Unterumbach (damals Niderumbbach
genannt) haben die Kirchenverwalter Angaben gemacht und die Visitatoren
die Kirche besichtigt. Daraus ergibt sich folgende Beschreibung:
Die Einnahmen der Filialkirche waren nicht hoch. Sie betrugen rd. 5 Gulden.
Davon gingen ab: für Wachs 1 Gulden, für Öl 3 Gulden.
In der vom Mesner sauber gehaltenen Kirche standen zwei "wol getzierte"
Altäre. Auch ein Tabernakel war vorhanden, der -anders als in der
Pfarrkirche- wohl verschlossen und mit einem Ewigen Licht versehen war.
Die Kirche besaß einen "gueten" Kelch, 1 Corporale, 2
guete Messbücher, ein Beerdigungs-buch, 3 Messgewänder und eine
Monstranz, von der aber niemand wusste, ob sie noch guet ist, weil sie
bei der Inspektion nicht vorhanden war ["wissen nit, ob sy guet"].
Jeden vierten Sonntag werde eine Singmesse abgehalten. Auch der Friedhof
wird erwähnt.
In Unterumbach gab es ein eigenes Haus für den Mesner, dem eine kleine
Landwirtschaft zugeordnet war.
Der Bericht endet mit der Bemerkung: "Sonst kain mangel".
Quelle:
Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986

31.12.2008
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