Basilika
Peter und Paul auf dem PETERSBERG
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Kurzbeschreibung
Die Basilika
St. Peter und Paul auf dem Petersberg bei Erdweg ist eine der ältesten,
noch erhaltenen Kirchen in der Diözese München-Freising
und das einzige Bauwerk der Romanik, das noch zu einem großen
Teil im Stil dieser Zeit erhalten ist. Die Bezeichnung Basilika
für die Kirche bezieht sich auf den Baustil
(3-schiffig mit überhöhtem Mittelschiff).
Die Basilika
zählt zu den eindrucksvollsten Schöpfun-gen romanischer
Baukunst auf altbayerischem Boden. Ausgewogene Maßverhältnisse,
klare Proportionen und eine selbstverständliche Schlichtheit
verleihen diesem Bauwerk Würde.
Der Pfarrer und
Historiker Jakob Mois schwärmt: "Diese schlichte und doch
würdige Kirchenanlage mit ihren romanischen Schiffen und Apsiden
sowie die linearen Formen und zurückhaltenden Farben der Malereien
versetzen den Besucher in die klösterliche Geisteswelt des
hohen Mittelalters".
Für viele
Gläubige des Umlandes ist die Basilika ein spiritueller Mittelpunkt.
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Durch die nach dem 2.Weltkrieg neben
der Kirche errichteten Landvolkshochschule ist "der Petersberg"
für die gesamte Diözese München und Freising auch ein wichtiges
geistliches Bildungszentrum geworden.
Geschichte
An der Stelle wo sich die Römerstraßen von Augsburg nach Freising
und Oberföhring gabelten, stand um das Jahr 1000 die Burg Glaneck.
1103 schenkten ihre Besitzer, die Grafen von Scheyern (die späteren
Wittelsbacher), die Gebäude den Benediktinern. Ein Jahr später
hielten hier Mönche Einzug. Sie waren zunächst vom Reformkloster
Hirsau im Schwarzwald nach Bayrischzell gekommen,
dann nach Fischbachau weitergezogen und wegen
der Abgelegenheit und des ungünstigen Klimas am Alpenrand zum Petersberg
gekommen.
Die Kirche am Petersberg wurde von diesen Benediktinern erbaut und 1107
eingeweiht.
Die Mönche hielten
es aber auch hier nicht lange aus. 16 Jahre später siedelten sie
nach Scheyern um; offiziell aus den gleichen Gründen wie sie für
den Umzug von Fischbachau zum Petersberg angegeben hatten. Entscheidend
aber war, dass die Grafen von Scheyern ihren Hauptsitz nach Oberwittelsbach
verlegt und die Gebäude in Scheyern wiederum dem Benediktinerorden
geschenkt hatten. Die Gegend um Scheyern war viel fruchtbarer und durch
die Grafen gut erschlossen.
Auf dem Petersberg verblieben noch 200 Jahre lang einige Mönche als
Seelsorger für die Menschen im mittleren Glonntal. 1340 überließen
sie die Seelsorge der Pfarrei Walkertshofen, zu der der Petersberg noch
heute gehört.
Über die nächsten
Jahrhunderte ist nur wenig bekannt.
Um 1777 barockisierte man die Kirche und gestaltete
sie dabei auch äußerlich (neue Dachform und das Türmchen
über der Südapsis) erheblich um.
Diese Veränderungen wurden -bis auf das Türmchen und die Bestuhlung- bei
der großen Restaurierung 1907 wieder
entfernt. Dabei entdeckte man unter 7 Putzschichten romanische Wandgemälde,
legte sie frei und ergänzte sie in großem Umfang (Einzelheiten
über die Restaurierung erfahren
Sie hier..). Nun sind die Wandgemälde zwar großenteils
nicht mehr original, doch sie vermitteln auf einprägsame Weise die
Schönheit und Faszination romanischer Kirchenmalerei.
Gemälde
In der Wölbung der Mittelapsis sitzt Christus in der Mandorla
als Allherrscher,
links und rechts die Kirchenpatrone Petrus und Paulus, unten die
vier apokalyptischen Wesen (Mensch, Löwe, Stier und Adler).
Im Streifen darunter
links vom Fenster, das Martyrium des hl.Petrus,
rechts das des hl.Paulus.
Ganz unten eine
sitzende Maria mit
Kind (als Darstellung der Gottesmutter, der neuen Eva mit dem Heils-Apfel
und als Symbolgestalt für die Kirche) inmitten großer
Engel.
Die rechte Apsis
ist dem Ordensvater Benedikt
gewidmet:
links vom Fenster stürzt der Heilige auf dem Monte
Cassino ein Götzenbild,
rechts ist der Tod des Ordensgründers dargestellt.
Das Gemälde
in der linken Apsis zeigt den
hl.Martin in der Mandorla,
links die Mantelspende,
rechts die Berufung zum Bischof.
St.Martin war Patron des Klosters in Fischbachau.
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Vergrößerung von
Details (Wandgemälde)
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12 Stützen
-davon zwei Säulen und vier Pfeiler- tragen die Arkaden, auf denen
die Mittelschiffwände aufsitzen.
An der Südwand
steht auf einem Podest die aus dem Jahr 1520 stammende Holzfigur der Muttergottes.
Sie wurde von einem Schnitzer aus dem Umkreis des Blutenburger Meisters
geschaffen.
Interessant sind auch
- das alte Holzkastenschloss des Eingangsportals,
das aus dem Fröttmaninger Kircherl am Autobahnkreuz München-Nord
kam
- die Kirchenbänke aus der Zeit
um 1775-95 mit schön geschnitzten Rokoko-Wangen und mit Wappen der
Wittelsbacher, des
Klosters Scheyern und der Könige von Aragon in Spanien
- die kupfernen Weihwasserbecken
von der Bildhauerin Eva Moshack aus München. Sie stehen auf einer
90 cm hohen alten
Säule, die in oder
an der Kirche gefunden worden war.
Wenn
Sie eine Kirchenführung vereinbaren möchten, wenden
Sie sich an das Büro der KLVHS Petersberg
unter 08138 9313-0 oder basilika@der-petersberg.de |
Meditativer
Wanderweg 38)
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Im Sommer 2012
wurde ein meditativer Wanderweg zwischen dem (früheren Kloster)
Petersberg und dem Kloster Altomünster angelegt; der Weg führt
in einer Länge von 9 km durch das Dachauer - und das Altoland.
14 Stationen mit Kunstwerken, Hinweistafeln und Sinnsprüchen
regen zur inneren Einkehr, zum Nachdenken und zum In-Sich-Gehen /Ins
Ich Gehen an.
So ist z.B. an der Station "Gleichgewicht" eine Wippe installiert,
an der der Wanderer versuchen kann, die Balance zu halten. Eine begehbare
Sonnenuhr arbeitet mit dem Schatten der Wanderer als Uhrzeiger. An
der Station "Vertrauen" wird auf einem Barfußpfad
der Tastsinn erprobt. Eine in den Boden eingelassene Windrose und
ein maßstabsgetreues Modell von Sonne und Erde ergänzen
die Kunstwerke. Jede Station ist auch mit einer Sitzgelegenheit ausgestattet.
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Holzbasilika am
Meditativen Wanderweg
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Infotafeln an den S-Bahnhöfen,
am Petersberg und in Altomünster sowie eine durchgehende Beschilderung
am 9 km langen Weg selbst leiten den Wanderer.
Ein Tipp: Ein Start der Tour am Feuerwehrhaus in Eisenhofen erspart
Ihnen den ersten Kilometer entlang der Straße.
Mehr zum meditativen Wanderweg finden Sie auf der Internetseite der Gemeinde
Erdweg; klicken
Sie hier...
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Der
Petersberg ist auch eine der Stationen des 7-Klöster-Wegs, eines
Radwegs, der die Standorte von sieben bestehenden oder ehemaligen
Klöstern im Dachauer- und Wittelsbacher Land miteinander verbindet.
Entlang der Radltour werden der historische Hintergrund, der Bezug
zur Kunstgeschichte und zum Geistlichen Leben an jedem Klosterstandort
ansprechend dargestellt. An vielen Klosterstandorten befinden sich
heute noch neben geistlichen Einrichtungen Bildungshäuser, Orte
sozialer Integration oder Museen.
Die Klöster sollen durch diesen Radweg wieder ins Bewusstsein
gerufen und als Schatz des Dachauer Landes erfahrbar werden. Die Tour
führt zu zahlreichen Wirtshäusern, Klostergaststätten,
Cafes und Biergärten. |
Die sieben Klöster sind:
1. Schönbrunn (Gem.Röhrmoos). Bestehendes Kloster der Assoziation
der Diener und Dienerinnen der Göttlichen Vorsehung"
im ehem. Schloss Schönbrunn. Große Behindertenanstalt. ...
mehr über Kloster Schönbrunn...
2. Weichs. Bestehender Schulorden der Armen Schulschwestern von Unserer
Lieben Frau im ehem. Schloss der Reichsfreiherren.
...
mehr über Kloster in Weichs...
3. Indersdorf. Ehem. Augustinerkloster von 1126-1783. ...
mehr über Kloster Indersdorf...
4. Petersberg (Gem.Erdweg). Ehem. Kloster von 1104-1123. ...
mehr über den Petersberg...
5. Altomünster. Birgittenkloster seit 1496, vorher Benediktinerinnenkloster,
um 760 Eremitenzelle v.St.Alto ...
mehr darüber...
6. Maria Birnbaum (Gem.Sielenbach). Deutscher Orden. Wallfahrtskirche
erbaut 1659. ... mehr über
Maria Birnbaum...
7. Taxa (Gem.Odelzhausen). Ehem. Kloster der Augustiner-Barfüßer
von 1654-1802. mehr über Kloster
Taxa...
Der Radweg ist rd. 100 km lang (hin und zurück). Er ist in beide Richtungen
mit dem 7-Kloster-Logo beschildert und kann so von jedem Kloster aus begonnen
werden.
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Kirchengeschichte:
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Wandgemälde:
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Ausstattung:
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Klostergeschichte
Auf dem Petersberg, steil über
dem Glonn- und Zeitlbachtal, erhebt sich einer der ältesten, geschlossen
erhaltenen Kirchenbauten romanischer Zeit in der Diözese München-Freising
02),07)
, die Basilika St.Peter und Paul.
Das Gotteshaus zählt zu den eindrucksvollsten Schöpfungen romanischer
Baukunst auf altbayerischem Boden 21)
.
Die Bezeichnung Basilika für die Kirche bezieht sich auf den Baustil
(3-schiffig mit überhöhtem Mittelschiff).
Die Gegend ist schon lange besiedelt.
Davon zeugen ein keltisches Hügelgrab im nahe gelegenen Wald (500
m südwestlich der Kirche 06)
,
09), 14),
32) ),
das wohl vom vindelicischen Keltenstamms der Leuner angelegt worden ist
09).
Die unter dem Petersberg liegende Ortschaft Eisenhofen gilt als bajuwarische
Siedlung des 6.Jh. 32)
. Zwei Römerstraßen gabelten sich hier: sie kamen
beide aus Augsburg und führten zum einen nach Freising und zum anderen
nach Oberföhring weiter.
Manche vermuten, dass an dieser Stelle auf dem Berg schon die Römer
eine Schanze angelegt hatten. Auf jeden Fall stand hier schon vor der
ersten Jahrtausendwende das Castrum Glanecke 21)
, die Burg Gla(n)neck
06), 11),
deren Platz mit der typischen Spornlage
und dem Halsgraben an der Westseite noch sehr klar zu erkennen ist 29).
Grabungen im Jahr 2014 haben ergeben,
dass sie aus Holz gebaut war 32).
Um das Jahr 1100 hatte sie wohl ihre
strategische Funktion verloren. Deshalb beschlossen ihre damaligen Besitzer,
Graf Otto III. von Scheyern und sein Verwandter, Graf Berthold von Burgeck
1103, sie in ein Kloster umzuwandeln und die Gebäude dem Benediktinerorden
zu schenken.
Bayrischzell
Die Geschichte des Klosters ist aber
einige Jahrzehnte älter. Sie begann im oberen Leitzachtal, das zur
Grundherrenschaft der Gräfin Haziga von Scheyern (1057-1104) gehörte.
Haziga von Scheyern, die aus der Scheyerner Großfamilie stammte
(Tochter von Friedrich II. von Diessen) 42),
war in zweiter Ehe 09)
mit dem Witwer Pfalzgraf Otto II.
verheiratet,
21),
32)
der sich als Eingeheirateter nun auch nach Scheyern nannte. Dort in Helingerswanga
bzw. Margaretenzell 07),
32) (auch als Zell
oder Innerzell bezeichnet), 31)
dem heutigen Bayrischzell,
siedelten sich im 11.Jh. neben Bauern auch einige Eremiten an, darunter
zwei adelige Laienbrüder namens Otto und Adelprecht 31).
Sie sorgten mit ihren familiären Verbindungen für den Bau eines
Klosters.
Die Klosterkirche wurde um 1077 auf Veranlassung von Gräfin
Haziga durch einen Verwandten, den Bischof Ellenhard von Pola (heute Pula)
aus Istrien geweiht
14),31).
Unmittelbar danach übergab man das Kloster der bedeutenden Reformabtei
Hirsau im Schwarzwald als Priorat 39).
Die Abtei Hirsau hatte das heruntergekommene Mönchswesen reformiert
und mit großem Erfolg die Verweltlichung des Klosterlebens, die
Käuflichkeit geistlicher Ämter, die Verehelichung der Priester
und die Eingriffe der weltlichen Herrscher in die Kirche bekämpft.
Der Tagesablauf war wieder streng geregelt. Das Oblatenwesen, das heißt
die Annahme von Kindern zur Hinführung auf das Ordensgelübde,
wie es auch noch in Cluny üblich war, wurde abgelehnt. Stattdessen
wurde die Aufnahme von Laienbrüdern, den "Conversi" gefördert.
Von Hirsau aus wurden etwa 120 Klöster reformiert, darunter auch
die Mönchsgemeinschaft in Bayrischzell/Fischbachau/Petersberg.
Aus dem Schwarzwald kamen entsprechend
der Ordensregel zwölf "monachi" (Mönche) und ebenso
viele "laici barbati" (bärtige Laienbrüder)
nach Fischbachau 14)
Fischbachau
Acht Jahre nach der
Klostergründung um 1085, begann man, wegen der Unwirtlichkeit
der schneereichen Wildnis 31)
einen neuen Standort zu suchen.
Das Leitzachtal war damals als wüste Einöde beschrieben, als
ein Waldtal mit wilden Tieren, ein richtiges "Drachennest".
Die Mönche bewogen die Gräfin "das Kloster zu verlegen,
weil die Lebensmittelzufuhr wegen der Unzulänglichkeit der Straßen
und die Rauheit der Wälder sehr erschwert" sei.
09),14)
"Man fand einen neuen Standort im nahen Vispachisowa
31),
dem heutigen Fischbachau. Dort hatte Gräfin Haziga durch einen Gütertausch
mit dem Bischof von Freising die "Aue am fischreichen Bache"
erworben und den Mönchen zur Verfügung gestellt 14).
Hier bauten die Hirsauer Benediktiner zunächst eine Marienkirche
(die heutige Friedhofskapelle), die von Meginhard im Jahr 1087
32)
"zu Ehren der heiligen Gottesgebärerin
Maria" geweiht wurde. Dann gingen sie an den Bau des Klosters ("Celula
sancti Martini) mit einer Klosterkirche. 14)
Diese dem hl. Martin geweihte Klosterkirche ist die heutige Pfarrkirche,
die trotz ihrer im Barock stark veränderten Innenansicht "als
älteste romanische Basilika Oberbayerns" gilt. Papst Urban II.
bestätigte das Kloster mit Urkunde vom 8.3.1095 14).
Haziga konnte durchsetzen, dass das Kloster dem Heiligen Stuhl in Rom
übergeben wurde. 14);
der Papst verlangte einen jährlichen Zins von einem "Goldbyzantiner".
Noch 100 Jahre später enthielt das Verzeichnis der Steuereinnahmen
des hl.Stuhls (Liber censuum Romanae Ecclesiae) den Eintrag: "St.Martins-Kloster
eine Goldmünze" 14).
Kloster- und Kirchenbau dauerten wohl einige Zeit. Denn als erster Abt
wird 11 Jahre nach dem Wechsel der Klostergemeinschaft von Bayerischzell
nach Fischbachau Erchimbold, ebenfalls ein Mönch aus Hirsau, genannt
(1096). Auch die Kirche in Fischbachau soll -wie später der Petersberg-
zweimal geweiht worden sein: 1100 von Bischof Heinrich aus Freising, 1110
von Bischof Konrad von Salzburg. Die Gründe dürften die gleichen
gewesen sein wie am Petersberg. ...siehe dort...
1103 wurde Fischbachau zur unabhängigen Abtei erhoben 39).
Nach dem Umzug des Konvents zum Petersberg im Jahr 1104 blieb Fischbachau
ein Kloster, eine Propstei und eine Hofmark der Abtei Scheyern; bis zur
Säkularisation 1803 wohnten dort durchgehend Mönche
31) .
Gründung
des Klosters Eisenhofen auf
dem Petersberg
Nach nicht einmal 20 Jahren wurde
es den Mönchen auch in Fischbachau zu ungemütlich. Sie beantragten
beim Papst Paschalis II (1099-1118) erneut eine Verlegung des Klosters,
dieses Mal auf einen Berg bei Eisenhofen (der Name Petersberg kam erst
später auf, nachdem das Kloster mit dem Patron St.Peter erbaut worden
war
29)).
Zuvor schon hatte sich Abt Erchimbold an Graf Otto III. von Scheyern,
den Sohn von Otto II. aus erster Ehe und Stiefsohn der inzwischen verstorbenen
Gräfin Haziga 42)
gewandt. Dem gehörte zusammen
mit seinem Verwandten Graf Bertholt von Burgeck (heute Wagesenberg bei
Pöttmes 29))
das Gelände der Burg Glaneck. Die beiden Grafen schenkten dem Orden
die Burg und den Berg.
Zwar wurden als offizieller Grund
für den Umzug wieder die ungünstige geographische Lage von Fischbachau
und das unwirtliche Klima dort genannt. Eigentlicher Grund dürften
aber machtpolitische Erwägungen des Hauses Wittelsbach und der Wunsch
der Stifterfamilie nach einer gemeinsamen Grablege gewesen sein
29).
So ist denn auch das Begräbnis des Stifters Berthold von Burgeck,
der erster Vogt des Klosters geworden war, belegt. Der Papst, der selbst
Benediktiner war, bestätigte die Verlegung am 7.11.1104. Dabei
ermahnte den Konvent, das Kloster auf dem Petersberge möge nun eine
beständige Niederlassung der Benediktinermönche sein 32).
Im Jahr 1104 kamen die Mönche auf dem Petersberg an. Am 3.Januar
1107 bestätigte König Heinrich V. (1106-1125) in Regensburg
die Gründung des Klosters Eisenhofen/Petersberg unter Befreiung von
jeder weltlichen Herrschaft und den Rechten der freien Abtswahl durch
den Konvent nach der Regel des hl.Benedikt (Selbstinvestitur). Der Abt
durfte aber auf Bitten des Konvents und der Klosterleute durch die Stifterfamilie
abgesetzt werden
29).
Diese Klausel gab den Wittelsbachern große Handlungsfreiheit durch
Einwirkung auf die Mönche.
Vogtei
Das Kloster sollte auch seinen Vogt grundsätzlich frei wählen
dürfen; lediglich die ersten beiden Vögte mussten aus der Familie
der Wittelsbacher sein.
Das sicherte den Einfluss auf das Kloster und seine Untergebenen.
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Warum
war überhaupt eine Vogtei notwendig ?
Prof. Dr.Liebhart 29)
schreibt dazu: "Nach allgemeiner
Rechtsauffassung durfte die Kirche keine weltliche Macht ausüben
und bedurfte deshalb eines adeligen Vogtes, der das Kirchengut schützte
und über die leibeigenen Bauern zu Gericht saß. Dies tat
der Vogt nicht umsonst. Er bekam dafür Geld und Naturalien. De
facto beherrschte der Vogt dadurch auch das Kloster und seine Bauern".
|
Deshalb passte den Wittelsbachern die
Begrenzung der Vogtei auf die ersten beiden Vögte nicht. Und Kaiser
Heinrich V. gab ihnen mit Urkunde vom 25.April 1124 recht und übertrug
die Vogtei an Pfalzgraf Otto III. und seine Söhne als
Erben (!) und das blieb so bis ans Ende des Vogteiwesens.
Die Urkunde von König Heinrich
V. vom 3.1.1107 gibt uns auch Auskunft über die Eigentumsverhältnisse
und den Bau des "Klosters Eisenhofen in der Provinz Norica, im Bistum
Freising, im Gau Ovscowe neben dem Fluss Glana". Die Grafen Bertholt
und sein Neffe oder Cousin Otto III. besaßen den ummauerten Burgplatz
gemeinsam "a parentibus", d.h., von ihren Vorfahren
14),
29).
Sie hatten die Burg und den Platz in zwei Teile geteilt. Das Kloster Eisenhofen
auf dem Petersberg wurde innerhalb der Burgmauer vom Grafen Berthold auf
seinem Grundstücksteil eingerichtet. Bertholt trat aber die östliche
Seitenkapelle mit dem St.Petrus-Altar an Graf Otto III. ab. Bertholt verblieb
so der St.Martin-Altar im Westen mit den Reliquien des St.Martin, die
die Mönche aus Fischbachau mitgebracht hatten. 29)
Die Grafen übertrugen alle Stiftungen für das Kloster Fischbachau
an das neue Kloster auf dem Petersberg zur freien Verfügung des Abtes
Erchanbold /Erchimbold und seines Konvents und sie selbst erweiterten
die Stiftungen noch 29).
Klostervogt wurde Graf Berthold auf Lebenszeit; erst danach sollte die
Vogtei auf die Wittelsbacher übergehen; Bertholds Sohn ging insoweit
leer aus 29).
Auch das Kloster am Petersberg wurde an den Heiligen Stuhl in Rom übertragen
und unter den besonderen Schutz des Papstes gestellt. Als Zeichen dieser
Bindung hatte auch das Kloster Petersberg (wie das Martinskloster von
Fischbachau) an den Papst alljährlich einen Goldgulden zu entrichten
32).
Die erste Einweihung der Kirche
fand im Jahr 1107 durch den Freisinger Bischof Heinrich von Eberstein-Tengling,
die zweite im Jahr 1110 durch den Salzburger Erzbischof Konrad I. von
Abensberg statt 32).
Warum die beiden Einweihungen ?
Damals lagen der deutsche Kaiser und der Papst im sog. Investiturstreit,
einem erbitterten und mit allen Mitteln geführten Kampf um das Recht,
die Bischöfe zu bestimmen. Der Freisinger Bischof stand auf der Seite
des Kaisers, obwohl er seine Sache mit Rom noch zu Lebzeiten von Papst
Calixtus II. ins Reine gebracht hatte. Der Salzburger Erzbischof und Metropolitan
Konrad I. vertrat dagegen vehement die Seite des Papstes. Mit glühendem
Hass kämpfte er insbesondere gegen seinen Freisinger Kollegen und
versuchte mehrfach, den Klerus und die Klöster im Freisinger Gebiet
dazu zu bringen, den Bischof abzusetzen. Er nährte auch bei den Mönchen
auf dem Petersberg, die den Standpunkt des Papstes unterstützten,
die Zweifel, ob die Weihe durch den "Kaiser-Bischof" gültig
sei. Erzbischof Konrad kam auf den Petersberg, zerstörte -wie später
im Kloster Tegernsee- die von Heinrich geweihten Altäre, zerbrach
die bischöflichen Siegel und konsekrierte die Kirche neu. 19)
, 08)
Der Freisinger Bischof Heinrich war
zu dieser Zeit (1110) im Gefolge des deutschen Königs Heinrich V.
gerade in Rom.
Prior Wolfhold
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Den Einfluss der
weltlichen Mächte zeigt die Abtswahl im Jahr 1111. Nachdem der
erste Abt Erchimbold gestorben war, stimmten die Mönche für
den Prior Wolfhold als Nach-folger. Doch der neue Vogt und
Mitstifter Otto III. (der Sohn der Gründerin Gräfin Haziga)
missbilligte die Wahl und verhinderte die Abtsweihe. Er vertrieb Wolfhold
nach St.Georgen im Schwarzwald. Von dort wurde Wolfhold übrigens
später als Abt des großen Klosters Admont berufen und diente
zugleich als Generalvikar der Erzdiözese Salzburg. Er verstarb
1137 im Ruf der Heiligkeit 31).
Petersberg aber brauchte einen neuen Abt. Nach all den Verwicklungen
wählten die Mönche Bruder Bruno zu ihrem Vorsteher.
Obwohl Otto auch diesen Abt nicht mochte, musste er Bruno anerkennen,
weil der neue Abt ein Verwandter des deutschen Kaisers Heinrich V.
(1099/1111-1125) war. 31)
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Abt
Bruno
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Umzug nach
Scheyern
Unter Abt Bruno zogen die Mönche im Jahr 1119 ein drittes
Mal um, vom Petersberg nach Scheyern. Wassermangel (man müsse jeden
Tropfen Wasser mühsam von Eisenhofen herauf schleppen) und zu große
Abgeschiedenheit - schlimmer noch als in Fischbachau- waren die offiziellen
Gründe. Doch in Wirklichkeit waren es auch dieses Mal hauspolitische
Erwägungen der Grafen von Scheyern-Dachau und Pfalzgrafen von Wittelsbach.
Sie hatten ihren Sitz nach Wittelsbach verlegt und wollten ihren alten
Stammsitz Scheyern in ein Familienkloster umwandeln. Dort sollte künftig
die Grablege aller Familienzweige sein. Die Mönche waren aber auch
selbst interessiert: die Burganlage in Scheyern bot mehr Platz und erheblich
bessere wirtschaftliche Bedingungen. Die päpstliche Erlaubnis für
den Umzug datiert erst vom 26. März 1123 durch Calixt II. (im Amt
1119-1124), 29), 32)
; die kaiserliche Bestätigung durch Heinrich V. wurde sogar
erst am 25. April 1124, am Hoftag zu Bamberg, ausgestellt 29).
Da beteten die Mönche schon fünf Jahre in Scheyern.
Die sog. Fürstenbilder in der Johanneskirche in Scheyern schildern
die Gründungsgeschichte des Klosters. Darauf sind auch die Modelle
der Kirchen in Fischbachau und Petersberg zu sehen, die aber der tatsächlichen
Architektur nicht entsprechen. Die Bilder waren im 14.Jh. als Wandbilder
entstanden und wurden bei der Barockisierung 1623 auf Holztafeln übertragen
32)
.
Drei Umzüge in vierzig Jahren.
Das ist für eine Klosterstiftung eine wahrhaft bewegte Geschichte.
Noch dazu für einen Orden, dessen Angehörige beim Eintritt die
"stabilitas loci", den Verbleib im gewählten Kloster, geloben.
Doch wenn das Kloster selbst umzieht, muss der Mönch folgen und behält
so seine stabilitas.
Auch nach dem Umzug der Mönche blieb die Basilika auf dem Petersberg
zunächst im Besitz des nun in Scheyern residierenden Klosters und
wurde von dort aus unterhalten. Zwei Patres blieben zurück, um die
Seelsorge im mittleren Glonntal zu versehen und die gestifteten Messen
zu lesen 32)
. Erst 200 Jahre später,
um 1340, wurde die Basilika eine Filialkirche der Pfarrei Walkertshofen.
32)
Das Kloster Scheyern übernahm
aber noch weitere 200 Jahre lang (bis 1544) die Unterhaltspflicht für
die Kirche und die umge-baute Burg 32)
.
Baugeschichte
der Basilika
Was die Benediktinermönche
mit dem aus Bruch- und Feldsteinen bestehenden Bau der Basilika auf dem
Petersberg der Nachwelt hinterlassen haben, mag für damalige Zeiten
nichts Besonderes gewesen sein; unter den erhaltenen Bauten zählt
die Basilika aber zu den eindrucksvollsten Schöpfungen romanischer
Baukunst auf altbayerischem Boden.
- "Von einmaliger massiver Wucht und Stämmigkeit" schreibt
Werner Widmann 07).
- "Eine ehemalige Klosterkirche,
die einen der stimmungsvollsten romanischen Innenräume zwischen Donau
und Alpen besitzt",
charakterisiert Gottfried Weber den Bau 09).
- "Ausgewogene Maßverhältnisse, klare Proportionen und
eine selbstverständliche Schlichtheit verleihen diesem Bauwerk Würde.
Die linearen Formen und zurückhaltenden Farben der Malereien
versetzen den Besucher in die klösterliche Geisteswelt des
hohen Mittelalters", meint Jakob Mois 12).
- "Es gibt gewiss großartigere, wuchtigere Zeugen aus Bayerns
romanischer Zeit", schreibt Konrad Krieger 05),
"aber nennt mir
einen Bau, der so schlicht und bodenverbunden, so bedächtig
und bescheiden, aber gerade wegen seiner Stille so beredt für
das Bayern des beginnenden 12. Jh spricht, wie die Kirche
auf dem Petersberg".
Wie schon bei der Anlage von Fischbachau,
die vom Grundriss her fast identisch ist mit der Petersberger Kirche,
fehlen auch hier wesentliche charakteristische Merkmale der Hirsauer Bauschule,
wie beispielsweise das Querschiff, die Vielzahl der Altäre, Turmaufbauten
und Säulenarkaden 21), 29).
Stattdessen begegnen wir der einfacheren altbayerischen Anordnung, dem
sog. alpenländischen Grundriss:
drei Schiffe, die alle in halbrunde und gewölbte Apsiden münden,
kein Querhaus und kräftige Pfeiler, die über fünf Arkaden
die Mittelschiffwände tragen.
Die Kirche war Bestandteil des Klosterareals, das auch die Gebäude
der Burg Glaneck (aus Holz 32))
mit einbezog. Sie dürfte auf dem Platz des ehemaligen Burghofs oder
des Burggartens angelegt worden sein. Das haben elektrische Widerstandsmessungen
durch das Landesamt für Denkmalpflege im Jahr 2014 ergeben, mit denen
die Lage der Burg und ihrer Befestigung untersucht wurden 32)
.
Ansicht
von Westen
|
Die Kirche ist mit Bruchsteinen
errichtet, die auf Veranlassung des Grafen von Scheyern bis von
der Donau herangeschafft worden waren 09).
Sie ist -bis auf die westliche Fassade- weiß verputzt, ohne
jegliches schmückende Beiwerk 21),
32).
Nur soweit sie aus diesen Bruchsteinen erbaut ist,
steht das Originalbauwerk aus der Zeit um 1107 vor uns
29).
Die
Ziegelsteine kamen später.
An
der unverputzten (steinsichtigen) Westseite sieht man noch
das ursprüngliche, mit Ziegeln vermauerte Portal, darüber
ein ehem. Rundfenster und ganz oben ein noch verbrettertes Lukenfenster.
An den Ecken sind die gemauerten Stützpfeiler zu erkennen.
Hoch oben am First ein vergoldetes Wetterkreuz. In den ersten Jahrhunderten
war die Westseite übrigens verputzt.
Das erhöhte Mittelschiff
wird von einem Satteldach überdeckt, die Seitenschiffe
von Pultdächern. Darunter jeweils flache Holzdecken. Der Boden
besteht aus Ziegelsteinen, die im Fischgrätmuster verlegt sind.
|
Fenster: Auf dem Bild links
sehen sie zwei Okuli auf der Westseite, vier weitere Lukenfenster im (verputzten)
südlichen Seitenschiff, darüber, in den Lichtgaden des Hauptschiffs,
vier größere, rundbogige Fenster. Entsprechend ist die Nordseite
mit Fenstern ausgestattet. In den Apsiden auf der Ostseite sind noch schmale
Alabasterfenster erhalten. Trotz der vielen Fenster dringt nur spärliches
Licht ins Rauminnere.
Die beiden Zugänge lagen von Anfang an auf der Nord-und der
Südseite. Das hatte zum einen praktische Gründe, weil das Portal
vom Westwind und Regen besser geschützt war. Vielleicht war das Kloster
im Süden angebaut und der Südausgang für die Mönche
reserviert, während vom Norden her die Bevölkerung Zugang hatte.
Das sich auf der Westseite abzeichnende Rundportal (siehe Bild links) war
später ausgebrochen worden.
Alle Bauteile, mit Ausnahme des Turmes über der südlichen
Seitenapsis und der beiden Stützpfeiler
an der Westwand, entstammen noch der Erbauungszeit. Der heutige Turm wurde
erst 1776 errichtet. Ob die ursprüngliche Kirche einen Turm hatte,
ist nicht bekannt, jedenfalls ist schriftlich nichts erwähnt. Die erste
Nachricht kommt aus dem Jahr 1642, in der von einer Ausbesserung eines bestehenden
Turms die Rede ist (nicht vom Neubau) 32).
Dass es von Anfang an einen Turm (oder einen Dachreiter) gegeben haben
könnte oder ein solcher zumindest geplant war, ist wahrscheinlich,
weil bei den Benediktinern das Glockengeläute einen wichtigen
Stellenwert in der Liturgie hatte. Im Reformkloster Hirsau (heute
die Stadt Calw) legte Abt Wilhelm Wert darauf, dass die Glocken vom
Altarraum aus geläutet werden konnten 32).
Dies ist auch am Petersberg der Fall. |
|
Die beiden vorhanden
Glocken wurden 1980 von der Fa. Perner aus Passau gegossen 32).
Sie werden von der rechten Apsis aus geläutet; dort hängen die
Glockenseile vor dem Seitenaltar herab. Von früheren Glocken ist bekannt,
dass die Gießer Anton
Benedikt Ernst und Joh.Matthias Langenecker zusammen in den Jahren 1708
und 1710, also noch für den alten Turm, Glocken für die Petersberg-Basilika
lieferten: 18)
- Johannesglocke: von 1708, Durchmesser 52 cm, Ton b'' mit Relief von Johannes
Evangelist und Kreuz.
- Petrusglocke: von 1710, Durchmesser 62 cm, Ton
g'', Relief: Petrus und Kreuz. 09)
Die beiden Glockengießer Anton
Benedikt Ernstund Johann Matthias Langenecker haben auch beim Guss der
Glocken für Einsbach (1719), Walkertshofen-Kirche (1722), Walkertshofen-Klausenkapelle
(1722), Freising (1724-Korbiniansglocke) und Wolfratshausen (1725) zusammengearbeitet
18).
Es ist davon auszugehen, dass auch
schon im ersten Turm (wann immer der errichtet wurde) Glocken hingen.
Ausgehendes
Mittelalter
Über die nächsten Jahrhunderte ist nur wenig bekannt.
1544 wurde das Patronatsrecht an der Pfarrei Walkertshofen (deren
Filiale die Basilika schon seit 1340 war) vom Kloster Scheyern dem Besitzer
der Hofmark Eisenhofen übertragen. Das Patronatsrecht enthielt auch
die Verpflichtung zum Unterhalt. Der neue Hofmarksherr Leonhard von Eck
zu Randeck restaurierte die Kirche auch 1560. 32)
Dabei wurde wahrscheinlich das erste
Ziegel-steinpflaster verlegt. Das Fenster in der Apsis des Mittelschiffs
mauerte man zu; dabei gingen Teile der Malereien verloren 32).
Leider kümmerten
sich die Nachfolger von Leonhard von Eck nicht mehr in ausreichendem Maße
um den Bauzustand. Jedenfalls wurde die Kirche 1655 als baufällig
bezeichnet 32),
obwohl 13 Jahre vorher noch das Dach erneuert worden war. Der Hofmarksherr
weigerte sich 20 Jahre lang, eine Renovierung durchzuführen; vielleicht
konnte er es auch nicht, angesichts der immensen Schäden, die der
30jährige Krieg verursacht hatte. Der Walkertshofener Pfarrer Georg
Widmer/Wibmer (1653-1692) sorgte sich um die Kirche und bat den Scheyrer
Abt um Hilfe 32).
Erst 1662 wurde die Basilika
notdürftig instand gesetzt, um sie vor dem Einsturz zu bewahren. Dabei
stand erneut das Dach im Fokus der Arbeiten; auch die Decke, der Fußboden
und das Gestühl hat man repariert 32).
Der Hochaltar, der im Dreißigjährigen Krieg durch die Soldaten
profaniert (entweiht) worden war 10)
, wurde erst am 9. Oktober 1701
durch Fürstbischof Johann Franz v.Eckher (1695-1727) neu konsekriert
17)
.
Ein Visitationsprotokoll
aus dem Jahr 1705 bezeichnete die Kirche als feucht und dunkel
32).
Damals hatte sie zwei Altäre. In einem 1722 verfassten Testament
des Walkertshofener Pfarrers Sigmund Faber (Amtszeit 1693-1722) ist
die Stiftung eines Dreifaltigkeitsaltars noch zu Lebzeiten des Pfarrers
erwähnt 10).
Da auch 1730 von nur zwei Altären berichtet wird, von denen einer
der Dreifaltigkeit geweiht war, könnte die Stiftung des Altars
schon vor 1705 erfolgt sein.
1708 und 1710 mussten zwei Glocken angeschafft werden
(bei den Münchner Glockengießern Johann Matthias Langenegger
und Anton Benedikt
Ernst), weil die früher vorhandenen 1704, im Spanischen Erbfolgekrieg
(Bayern gegen Österreich), gestohlen worden waren 32).
|
Auszug aus einer
Landkarte vom Jahr 1663
|
Die Barockisierung
im 18.Jh
In der Zeit zwischen 1727 und 1737
wurde auch die Basilika auf dem Petersberg, wie die meisten im Dachauer
Land, barockisiert und ihr -nach dem unerbittlichen Geschmack der Epoche-
eine dekorative Stuckverkleidung verpasst (für 900 Gulden 32)
) . Doch nicht nur die Einrichtung
wurde erneuert. Auch das Äußere erfuhr erhebliche Veränderungen.
Es war die größte Veränderung der Kirche in ihrer bisherigen
Geschichte:
|
Die
Hochwände des Mittelschiffs wurden um 5 Fuß =1,75 m abgetragen,
sodass ein gemeinsames Dach bis über die Seitenschiffe herabgezogen
werden konnte 12);
von außen waren die drei Schiffe somit nicht mehr erkennbar.
Die altersschwachen Außenmauern wurden durch Stützpfeiler
verstärkt. Die Obergadenfenster mussten dazu vermauert werden,
sodass nur von den Seiten-schiffen her (durch allerdings vergrößerte
Fenster) Licht eindringen konnte 32).
Die
Wölbung der Hauptapsis wurde teilweise abgebrochen und eine Flachdecke
in die Wölbungskalotte
eingezogen, um Platz für einen barocken Hochaltaraufbau zu gewinnen.
12)
Die neue Flachdecke schnitt natürlich in das Apsisgemälde
ein und verdeckte es teilweise; deshalb übertünchte man
die Gemälde. Im Chor wurden zwei neue Fenster ausgebrochen. Rechts
vom Altar, an der südlichen Mittelschiffswand, baute man eine
kleine Empore ein, eine weitere an der Westwand. |
Die vordersten der Arkaden, die die
drei Schiffe bisher trennten, wurden zugemauert; dadurch entstanden aus
den zwei Neben-apsiden und den vordersten Teilen der Seitenschiffe eigene
Räume, in denen die Sakristei (südlich) und der Chor (nördlich)
einge-richtet wurden 32).
Statt der nord/südlichen Seiteneingänge schuf man einen neuen
Zugang von Westen her, der sich heute noch in der Ziegelsteinmauer abzeichnet.
Auf die Südapsis wurde ein neues Glockentürmchen gesetzt
06),
das die Apsis optisch fast zu erdrücken scheint. Das Baumaterial stammte
aus den abgebrochenen Hochwänden des Mittelschiffs 32)
.
Durch diese Umbaumaßnahmen
hatten sich die bisher harmonischen Proportionen von Höhe und Breite
nun zum Schlechten verän-dert. Aus einem historischen Juwel war eine
gewöhnliche, disproportionierte barocke Dorfkirche geworden. Einen
anschaulichen Vergleich in Raumwirkung und Atmosphäre bietet die
Kirche von Fischbachau, die noch ihre volle barocke Ausstattung
behalten hat. Wobei anzumerken ist, dass Fischbachau erheblich prunkvoller
ausgestattet wurde. Beide in etwa gleich alten Anlagen sind Schöpfungen
der gleichen Bauschule mit fast identischem Grundriss. Bei aller
barocker Pracht in Fischbachau: die Atmosphäre in der Petersbergbasilika
wird dort bei weitem nicht erreicht.
Schmidt'sche Matrikel von 1738/40 01)
In den Jahren 1738 bis 1740, hatte der Freisinger Kanonikus Schmidt alle
Pfarreien der Diözese Freising besucht und in der nach ihm benannten
Schmidt'schen
Matrikel auch die Filialkirchen kurz beschrieben. Zur "Ecclesia
filialis s.Petri in Petersberg" bemerkt er, die Kirche sei von hohem
Alter. In ihr stünden zwei Altäre. Der Hochaltar sei dem hl.Petrus,
der andere Altar der Dreifaltigkeit geweiht. Gottesdienste würden
hier an besonderen Festen gehalten. Außerdem gebe es zwei Wochenmessen,
die aber seit 23.10.1692 auf eine reduziert worden sei. Das Kirchweihfest
werde am sechsten Sonntag nach Ostern gefeiert. In der Sakristei würden
die notwendigen Messgewänder aufbewahrt. Ein Friedhof sei auch vorhanden;
es fänden aber keine Begräbnisse mehr statt. Im Turm hingen
zwei geweihte Glocken. Die Einnahmen der Kirche verwalteten der Pfarrer
von Walkertshofen und der Landpfleger von Dachau. Der Bericht schließt
mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das Vermögen dises
Gottshauses hat sich letzthin auf 965 fl. (=Gulden) entworffen".
1748 wurde ein weiterer Seitenaltar
eingebaut. Auf der Rückseite des Altarbildes findet sich die Signatur
"Franz Xaver Hueber 1748". Es könnte der Name des Malers
oder des Stifters sein 10).
Nun
hatte der Petersberg drei barocke Altäre 32).
Renovierung 1777
1770 berichtete Pfarrei Dauberger (im Amt 1767-1792) an das Ordinariat,
dass die Kirche infolge Unwetters sehr baufällig sei. 1767 waren
große Stürme und Gewitter über die Ortschaften an der
Glonn gezogen und hatten viel Schaden angerichtet. Die Dächer und
Fenster der Kirche seien zerschlagen, schreibt er, und ein Teil der Decke
liege abgebrochen im Kirchenraum. Ein Gestühl sei nicht mehr vorhanden.
Auch das Dach, die Dachrinnen, die Fenster und die Decke seien so ruinös,
dass ein gefahrloser Aufenthalt in der Kirche nicht mehr möglich
sei. Von der damals wohl stuckierten oder wenigstens verputzten Decke
würden "fast täglich zimliche Stuck herabfallen" 10).
Der Pfarrer
und Dekan Resch von Sittenbach machte den Vorschlag, die Seitenschiffe
abzubrechen und die Arkaden zu vermauern. Der kleinere Kirchenraum sei
dann leichter und günstiger zu unterhalten. Gott sei Dank wurde dieser
Vorschlag nicht angenommen 32).
Die Zeit bis zum Beginn der Reparatur dauerte aber noch sieben Jahre,
weil man sich über die Kostentragung nicht einigen konnten.
Erst als sich Abt Joachim von Scheyern an den Freisinger Fürstbischof
und an den bayerischen Kurfürsten (der der aktuelle Hof-marksherr
war) wandte, kam Bewegung in die Angelegenheit. Vor allem dem Fürstbischof
hatte er den diskreten Hinweis gegeben, er könne für die Renovierung
doch einen Teil des Erlöses aus dem Verkauf des Eisenhofener Schlosses
verwenden. 1776 übernahm dann tatsächlich Freisinger Fürstbischof
Joseph Ludwig von Welden als früherer Hofmarksherr die Kosten 32).
Ein Jahr später erhielt die Kirche eine neue Ausstattung.
In der Kirchenrechnung heißt es dazu: "hat einen neuen auf
Alabasterart gefassten Choraltar nebst neuen Stühlen machen lassen".
Außerdem hat man die Dachbalken des südl.Seitenschiffs 1777
komplett erneuert 32).
Joachim Sighart schrieb über
diese Zeit: "In der Zopfzeit sind die Fenster der Seitenschiffe leider
in gewohnter Weise entstellt worden, wie aus dieser Zeit auch die Altäre
und die Stützen des Außenbaues stammen." 02)
Als Patrozinium wird damals
nicht nur St.Petrus, sondern auch die Hl.Dreifaltigkeit genannt, der einer
der Altäre gewidmet war (gestiftet von Pfarrer Sigmund Faber aus
Walkertshofen-im Amt 1693-1722).
Das
19.Jahrhundert
Um 1817 bezeichnete
Pfarrer Leonhard Hueber (1792-1823) die Kirche in der Pfarrbeschreibung
als "groß und ansehnlich". Sie habe drei Altäre,
die St.Petrus, St.Maria und den hl.Dreikönigen gewidmet seien. 32)
Im Laufe des 19.Jh
verfiel die Petersbasilika aber immer mehr und war lange Zeit von Abbruchplänen
bedroht.
1842 nahm Zivilinspektor Klumpp aus München eine Bestandsaufnahme
vor und machte Vorschläge zur Renovierung:
die Seitenmauern, die sich gesenkt hatten, müssten verstärkt
werden und das Ziegelpflaster des Bodens sei sanierungsbedürftig.
Klumpp schlug (als erster) "eine Rückkehr zu ursprünglichen
Gestalt" vor, also eine Wiederherstellung des romanischen Kirchenbaus.
Doch zunächst geschah nichts.
1845, drei Jahre
nach der Bestandsaufnahme, scheinen tatsächlich einige Arbeiten unter
Leitung des Dachauer Maurermeisters Hergl
durchgeführt worden zu sein. Dabei wurden die Westseiten von Turm
und Kirche sowie Mauersockel und Decke im Innern neu verputzt. Der Boden
erhielt neue Platten 10).
Die Kirche bekam innen und außen einen gelben Anstrich, den 10 Jahre
später der Kunsthistoriker Dr.Joachim Sighart (1824-1867) scharf
kritisierte: "gelbe Verputzung aller Wände, Pfeiler und Säulen,
des Innern und Aeußern der Kirche, wird kein Kunstverständiger
jetzt mehr als Restauration einer mittelalterlichen Kirche betrachten"
02).
Dieser Satz von Joachim
Sighart ist in seinem 1855 erschienen Buch "Die mittelalterliche
Kunst in der Erzdiözese München-Freising" enthalten, mit
dem er seine Zeitgenossen auch außerhalb der Pfarrei auf das "wenig
bekannte älteste Bauwerk der Diöcese" aufmerksam machte.
Die Kirche verdiene "wegen ihres Alters, der Reinheit der Verhältnisse
und als Beispiel, von welchen Anfängen der Baukunst bei uns ausgegangen,
immer noch unsere Beachtung" 09).
Seine Beschreibung erhält historischen Wert durch die Tatsache, dass
er die Kirche nur im Zustand vor dem Umbau und vor der Ausmalung 1907
kannte. 02)
Wenn Sie die Beschreibung von Sighart lesen möchten, klicken
Sie hier...
Neun Jahre später,
1864, beklagte Pfarrer Wallner aus Kleinberghofen den baulichen
Zustand. Pfarrer Angermaier (Vordermaier ?) von Walkertshofen wandte sich
an die staatlichen Stellen, um Mittel für eine weitere Renovierung
zu erhalten. Die Regierung beauftragte die drei Nachbarspfarrer, ein Gutachten
über die Peterskirche anzufertigen. Diese erklärten, man solle
sie abbrechen und an der Stelle ein Kreuz errichten. Die Entscheidung
der maßgebenden Gremien fiel aber zugunsten eines Erhalts und einer
Ausbesserung des barocken Baus aus 09).
Als 1869 der
neue Walkertshofener Pfarrer Joseph Anton Immler sein Amt antrat schrieb
er: "Die Kirche ist so baufällig, dass man vom Innern aus ins
Freie sehen kann und ein gänzlicher Zerfall und Abbruch dieses altehrwürdigen
Gotteshauses in Aussicht steht. Der Gottesdienst kann nicht mehr daselbst
gehalten werden". Doch Pfarrer Immler (1869-1901) schaffte die Renovierung:
Außenmauern, Dach und Innenraumdecke wurden instand gesetzt; eine
neue Orgelempore errichtet. Damals entdeckte man übrigens den alten
Friedhof um die Kirche wieder. 09)
Einige Jahre später, 1876, schaffte man eine gebrauchte Orgel
mit vier Registern aus der Pfarrkirche von Ebertshausen an.
1882 kamen Kreuzwegbilder aus der Klosterkirche in Indersdorf und
zwei Seitenaltar-Antependien dazu 10).
Beschreibung 1884
03)
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising
von Anton Mayer und Georg Westermayer aus dem Jahr 1884 ist im Kapitel
über die Pfarrei Walkertshofen auch die Basilika auf dem Petersberg
als Filialkirche enthalten. Auf dem Berg wohnten 20 Seelen (in 3 Häusern).
Über den Kirchenbau schreibt er: " Erbauungsjahr 1104. Restaurirt
1869. Baustyl: kleine dreischiffige romanische Basilika mit 3 Apsiden,
geweißte Flachdecke. Geräumig. Baupflicht hat die Kirche.
Sattel-Thurm mit 2 Glocken, die eine 1708, die andere 1710 gegossen in
München von Matthias Langenegger.
3 Altäre, davon 2 portatile (=Altäre ohne Altarstein), Orgel
mit 4 Registern. An den Sonntagen des Maimonats Maiandacht, sehr feierlich
gehalten unter Betheiligung mehrerer Priester und Lehrer der Umgegend.
Stiftungen 1 Jahrmesse. Meßner ist ein Gütler in Petersberg,
Cantor der Lehrer von Walkertshofen. Vermögen: 3.600 Mark.
Im Inneren der Kirche befinden sich "keine alten Bildwerke, mit Ausnahme
eines Kreuzes mit Dolorosa, welches jedoch aus Eisenhofen hierherkam".
Die früher leeren Wände des Mittelschiffes sind jetzt mit Heilgenbildern
in Medaillonform geziert.
Beschreibung 1895 40)
Im Verzeichnis der Kunstdenkmale Bayern, das 1895 Prof. von Betzold und
Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums erstellten,
wird auch die Basilika auf dem Petersberg beschrieben. Es handelt sich
um den Bau vor der großen Renovierung 1906. Dort ist auf Seiten
99 und 315 zu lesen:
S.99 |
Der
älteste Bau (im Bezirksamt Dachau) ist die Kirche auf
dem Petersberge bei Eisenhofen. Sie ist 1104 von Hirsauer Mönchen
erbaut, hat aber nicht die charakteristische Anlage der Hirsauer Schule,
sondern ist eine dreischiffige Basilika ohne Querschiff mit drei Apsiden
am Ostende der Schiffe. Ob in dem einen Säulenpaar, welches die
Pfeilerreihen unterbricht, Hirsauer Einfluss erkannt werden darf,
lässt sich mit voller Bestimmtheit nicht entscheiden. Der Bau
ist in Bruchsteinmauerwerk aufgeführt, die Formgebung roh. |
S.315
|
Die
Kirche ist zwischen 1104 und 1107 als Benediktiner Klosterkirche erbaut.
Das Kloster wurde schon 1119 nach Scheyern verlegt. |
-
|
Im
18. Jahrhundert wurde die Kirche verändert, doch ist die ursprüngliche
Anlage noch in allen Theilen zu erkennen. |
-
|
Die
Kirche ist eine dreischiffige Basilika von fünf Arkaden. Ein
Querschiff fehlt, die drei Schiffe endigen in drei Apsiden. |
-
|
Die
südliche Apsis ist verbaut, es befinden sich in derselben die
Sakristei, darüber ein kleiner Sattelthurm. |
-
|
Die
runden Scheidbögen ruhen auf Pfeilern von rechteckigem Grundriss. |
-
|
An
Stelle der zweiten Pfeiler von Westen stehen Säulen. |
-
|
Die
drei Schiffe sind flachgedeckt und von einem gemeinsamen Dache überspannt
|
-
|
Die
jetzige Decke des Mittelschiffes liegt tiefer als die alte und schneidet
in die Wölbung der Hauptapsis ein; das Mittelschiff entbehrt
der selbstständigen Beleuchtung. |
-
|
Unter
dem Dache ist jedoch die alte Obermauer des Mittelschiffes, in rohem
Bruchsteinmauerwerk ausgeführt, mit je 4 kleinen R. |
-
|
Der
Chor der Kirche, welcher um zwei Stufen über das Gemeindehaus
erhöht ist, umfasste die beiden östlichen Arkaden. |
-
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Die
Einzelformen sind sehr einfach und roh gebildet. |
-
|
Die
Pfeiler haben einen im Viertelkreis vortretenden Sockel und ein aus
Hohlkehle und Platte bestehendes Kämpfergesimse, die Säulen
einfach abgeschrägten Sockel und rohe Würfelkapitelle, welche
ohne Markirung des Kämpfers in die Obermauer übergehen.
|
-
|
Die
alten Fenster, kleine Rundbogenfenster sind erhalten in der Hauptapsis
und an der östlichen Arkade der Nordseite |
-
|
Geringe
Spuren der farbigen Ausstattung der Kirche finden sich über dem
Bogen der Apsis. |
-
|
Am
Aeusseren sind Strebepfeiler angebracht, welche dem Umbau im 18. Jahrhundert
angehören dürften. |
-
|
Auch
der Thurm ist eine spätere, nicht näher zu datierende Zuthat. |
|
|
Wallfahrt
Um das Jahr 1900 war Petersberg Ziel einer Marienwallfahrt von örtlicher
Bedeutung (Bittgänge von Pfarreien rund um den Petersberg). Interessant
ist ein Bericht über eine Gelöbniswallfahrt der Eisenhofener
im Mai 1920. Die Wallfahrer beteten einen Rosenkranz hinauf, einen Rosenkranz
droben, anschließend fünf Vaterunser "ausgspannt",
d.h., mit ausgebreiteten Armen und schließlich einen letzten Rosenkranz
auf dem Heimweg.
Gnadenbild war eine gekrönte Muttergottesstatue aus Gips, die von
Votivbildern und Danksagungs-Tafeln umgeben war. Sie bezogen sich auf
Verlöbnisse in den Jahren 1880 und 1890 u.a. wegen Unglücks
im Stall und wegen Krankheiten von Pferden und Rindern 37)
.
Die
Restaurierung von 1907
Überlegungen über eine
Re-Romanisierung waren schon 1903 angestellt worden. Generalkonservator
Dr.Halm aus München befürwortete das Vorhaben, weil "für
die Wiederherstellung des alten Bestandes am Bau selbst alle maßgebenden
Anhaltspunkte gegeben sind, sodass nicht erst die Phantasie entwerfend
einzugreifen braucht". Wenn man den Bau erhalten wollte, musste man
ohnehin Maßnahmen treffen, weil das große Dach mit seinem
immensen Druck das südliche Seitenschiff abgesenkt und die West-fassade
nach außen gedrückt hatte. Die Rückführung in den
Originalzustand war somit gleichermaßen gut für die Baustatik
und für die Bausubstanz 32).
Vier Jahre später, bei der
großen Restaurierung 1907 aus Anlass der 800-Jahr-Feier der Kirche, entfernte
man die barocken Veränderungen -bis auf das Türmchen über
der Südapsis und die Bestuhlung- wieder und stellte den vermuteten
Zustand nach ihrer Erbauung wieder her. Die südliche Außenwand
wurde vollständig erneuert, Holzdecken und 16 schmiedeeiserne Fensterstöcke
eingebaut, die Emporen abgetragen und ein Ziegelboden nach mittelalterlichem
Befund verlegt. Die Altäre verkaufte man an die Pfarrei Rottenberg,
Gemeinde Sailauf im Spessart. In der Mittelapsis wurde das kleine Fenster
nach Osten wieder eröffnet. Die Sakristei wurde aufgelöst und
durch einen Sakristeischrank ersetzt 32).
Petersbergbasilika 1903
|
Eine
Malerin aus München hat die Petersbergbasilika vor der Renovierung
im Jahr 1903 und nach den Plänen des Jahres 1905 gemalt.
An den Bildern sind die äußeren Veränderungen des
Kirchenbaus recht gut zu erkennen. Der größte Unterschied
besteht im Kirchendach. Bis 1907 war der Obergaden (Mauerwerk über
den Seitenschiffen) völlig verschwunden. |
Petersbergbasilika nach der
Renovierung (Entwurf 1905)
|
Auch
in der örtlichen Zeitung, dem 'Amperboten', war die Restauration
ein Thema. Am 7.Juli 1906 berichtete sie: 04)
|
"Von sehr
geschätzter Hand erhalten wir folgende Zuschrift: Die Kirche auf dem
Petersberg bei Erdweg an der Glonn gewährt jetzt schon einen ganz
anderen Anblick als ehedem. Mit dem Bauen geht es rüstig vorwärts,
das Mittelschiff ist bereits eingedeckt. Von den beiden Seitenschiffen
ist das gegen Norden auch unter Dach, bei dem gegen Süden musste die
Mauer abgetragen werden, und wird gegenwärtig durch eine Ziegelsteinmauer
ersetzt. Die Kirche ist nämlich ganz aus Felsenstein gebaut und wird
es im nächsten Jahr 800 Jahre sein, dass sie gebaut wurde, so wie
sie heute steht. Es ist für jedermann interessant die Kirche anzusehen.
Bei Abbruch einer Mauer fanden sich mehrere Schussscharten, Türen
und dergleichen vor. Innerhalb von 800 Jahren mögen auch viele Stürme
über diese Kirche hinweggefegt sein. Früher standen auf dem Petersberg
eine Burg, die "Glanerburg", welche dann eine fromme Herzogin
"Haznya" den Benediktinern schenkte. Diese erbauten die Kirche
und richteten die Burg als Kloster ein, zogen aber später wegen Wassermangel
ab und in Scheyern ein. Heutzutage würde wohl niemand mehr wegen Wassermangel
abziehen brauchen. Es wäre dieser Ort überaus für eine klösterliche
Niederlassung geeignet." |
Bei der Renovierung
1907 entdeckte man unter sieben Putzschichten Reste romanischer Wandgemälde
(Al Secco-malereien 25)),
legte sie frei und ergänzte sie. Ob die Restauratoren auch in den
Seitenapsiden noch Gemäldereste fand, ist nicht sicher bekannt. Bisher
schloss man dies aus und glaubte, dass Prof.
Haggemiller die Seitenapsiden im Auftrag des Bayerischen Landesamts
für Denkmalpflege mit völlig neuen Bildern ausgestattet hat,
die dem Hauptbild nachempfunden waren. Doch bei Untersuchungen im Zuge
der letzten Restauration 2007 stellte man fest, dass die Gemälde
nicht einheitlich sind, weder beim Material noch im Stil. Dies spricht
dafür, dass doch ein Teil der Gemälde aus früherer Zeit
stammt 32).
(mehr über die Restaurierung und über die Wandgemälde erfahren
Sie hier..).
Bei der Renovierung
war auch das ursprüngliche Bodenniveau unter zwei Schichten gefunden
worden. Es lag 40 cm unter den Solnhofener Platten aus der Barockzeit
und dem Ziegelsteinpflaster aus der Gotik und bestand aus Lehm. Man verlegte
das neue Bodenniveau nach unten auf romanische Höhe
09).
Am 8.Juli 1908 war die Restaurierung abgeschlossen. Generalkonservator
Angermair bezeichnete sie als "im Allgemeinen gut gelun-gen".
Allerdings sei der Kirchenraum mit zu vielen Ausstattungsstücken
überfüllt (selbst 1956 waren an den Seitenschiffwänden
noch viele große Kreuzwegreliefs, Votivbilder und Figuren angebracht).
An der äußeren Westwand der Kirche wurde eine neu Kreuzigungsgruppe
von Guido Lang (1856-1921) aus Oberammergau montiert, die man 1921 wieder
entfernte. 10)
Neuere Restaurierungen
In der Zeit von 1922-1925
mussten an der Kirche erneut zahlreiche Baureparaturen durchgeführt
und vor allem Feuchtigkeits-schäden behoben werden. Damals erhielt
die Kirche auch einen neuen Tabernakel sowie ein neues Speisgitter nach
dem Entwurf des Münchner Architekten Franz Baumann
10). Ein Teil
des 1952 10)
abgebauten Speisgitters bildet heute
den Unterbau des Zelebrationsaltars in der Kirche Orthofen bei Sulzemoos.
1936/37 folgten
weiteren kleineren Dachreparaturen und Verputzarbeiten. Dabei wurden die
Seitenschiffe mit engobierten Biberschwänzen (= mit farbiger Überzugsmasse
behandelte Ziegel) neu eingedeckt und die Stützpfeiler ausgebessert
10).
1952
stand die nächste größere Restaurierung der Petersberger
Basilika an. Neben den üblichen Dachreparaturen wurden schadhafte
Stellen an Pfeilern 11)
und Wandgemälden erneuert. Den Bildern verlieh man eine künstliche
Patina, um sie originaler aussehen zu lassen und, als wesentlicher Gewinn
für den Gesamteindruck, befreite man Pfeiler und Säulen von
ihrem unpassenden Putzmantel. Diese Instandsetzung der Kirche war
dem ehem. Weihbischof Johannes Neuhäusler zu verdanken, der in Eisenhofen
geboren war. Als Häftling im KZ Dachau gelobte er "wenn er gleich
Petrus und durch die Fürbitte des heiligen Petrus wieder heil aus
dem Gefängnis komme, die Kirche auf dem Petersberg wieder gut instand
zu setzen und zu einem religiösen Zentrum des ganzen Glonngaues zu
machen". 20).
Um 1964/65 waren
wieder die obligatorischen Dachreparaturen durchzuführen 10).
1967/68 schaffte man einen neuen Sakristeischrank an und erwarb
die von Bildhauerin Eva Moshack aus Mch (1925-2003) gestaltete Weihwasserschale.
... mehr zu Eva Moshack...
1969/70
errichtete man die Nordwand neu, unterfing die Fundamente unter Einbringung
einer Horizontalisolierung mit Beton 10),
erneuerte den Außenputz, deckte das Dach neu ein und reparierte
die Ziegelpflasterung. Auch die Fundamente der übrigen Mauern wurden
trockengelegt und isoliert. 32)
Im Dezember 1976 erhielt die Kirche eine Orgel. Es handelte sich
um eine von der Societé de Construction d'Orgues E.Mühleisen
in Straßburg 10)
für die
Klosterkirche St.Bonifaz in München im Jahr 1974 erstellte Kleinorgel.
1980 gab es eine weitere Außenrenovierung. Die Dächer
wurden neu mit Kirchenbibern bzw. mit Haggen und Preissen eingedeckt.
Außerdem wurde der Verputz durch Überschlämmung optisch
verbessert 10).
1984/85 wurden Teile der 1952 auf die Gemälde aufgebrachten Patinierung
entfernt.
Die letzte Restaurierung wurde zum Jubiläumsjahr 2007 durchgeführt.
Sanierungsbedürftig waren die Gemälde, das Dach, das Alabasterfenster,
der Fußboden, Heizung und Elektrik sowie die Orgel (Erweiterung).
Auch das Kruzifix und die gotische Muttergottesfigur an der Seitenwand
wurden restauriert. Die Kosten beliefen sich auf insgesamt 422.000 Euro
22),
27).
Beschreibung
des Innenraums
Das Innere der Kirche betritt man
durch den niedrigen seitlichen Eingang von Norden her und gelangt in einen
halbdunklen Raum, dessen außerordentlicher Stimmungsgehalt durch
das faszinierende Zusammenspiel von Licht, Stein und Einfachheit der Formen
erzielt wird 21).
Von den Wandgemälden in den Apsiden und den 12 Säulen und Arkaden,
die die Schiffe voneinander trennen.
Maße
Außenmaße: Länge 26 m, Breite 14 m, Seitenschiff 2 m
kürzer 06),
09)
Innenmaße: Länge 24 m
, Breite 12 m, Höhe Mittelschiff: 9,10 m; Höhe Seitenschiffe:
4,80 m
Die Pfeiler und Säulen haben eine Höhe von 2,35 m und einen
Durchmesser von rd. 60 cm ("8 Fuß in der Höhe und 2 Fuß
im Durchmesser fassend" 02).)
Die Apsiden
sind durch drei Stufen erhöht. Ihre Wände sind voll bemalt.
In der Mitte einer jeden Apsis befindet sich ein kleines Fester. Insgesamt
wird der Raum durch die neun kleinen Fenster an den Hochwänden und
jeweils fünf kleinen Öffnungen an den Seitenschiffen nur spärlich
erhellt 09),21).
Hinter dem Altar ist in die Hauptapsis ein
Fenster mit Alabasterfüllung eingefügt. Die erste Zeit nach
der Erbauung 1107 war dieses Fenster mit Schweinehäuten geschlossen.
36)
Die Öffnung gegen Osten hatte
auch symbolische Bedeutung, weil das Licht der aufgehenden Sonne an den
wiederkommenden Christus erinnert.
Der Raum besitzt eine Flachdecke; sie lag ursprünglich höher
als die heutige 11).
|
Hinweis: Das Wort
Apsis kommt von griechisch "Wölbung, Bogen". Es wird
nur für die Bezeichnung der Ausbuchtungen an der Frontseite der
Kirche verwendet; andere Ausbuchtungen werden Konchen genannt. Die
Wölbung symbolisiert den HImmel. 43). |
Die Pfeiler
sind stark gedrungen, wenig übermannshoch, aber nicht zu umfassen.
Ein Paar der Jochträger, der vierte vom Chor aus, ist anders
als die viereckigen Pfeiler gestaltet. Es sind Säulen, die
südliche mit hohem Sockel, die nördliche mit zwei starken,
aber schön gegliederten Schwellungen (Trommelringen) an der
Basis 32). Die
Pfeilerkapitelle bestehen lediglich aus einer einfachen Platte mit
Viertelkehle 21)
die direkt in die Arkadenbögen übergehen (Abakus), die
Säulenkapitelle jeweils aus kämpferlosen Würfelkapitell
06) mit Halsring.
Pfeiler und Säulen sind etwa 8 Fuß (rd.2,35 m) hoch und
etwa 2 Fuß (rd. 60 cm) im Durchmesser bzw. Seitenlänge
02)) .
Es ist das früheste Beispiel eines Stützenwechsel (von
Pfeiler zu Säule) in Oberbayern 21)
oder gar Bayern
09),
20) .
Der Grund für diesen Stützwechsel ist nicht
bekannt. Möglicherweise diente er der Abgrenzung von Mönchen
und Volk.
Pfeiler und Säulen sind seit 1952 unverputzt; dadurch ist das
Quaderwerk aus Molasse-Sandstein gut sichtbar.
|
Grundriss
der Basilika
|
Das Mittelschiff wird von 12 Stützen getragen.
In der mittelalterlichen Symbolsprache bedeutet dies: Die Petersbergkirche
als Apostelkirche steht auf 12 Stützen entsprechend den 12 Grundsteinen
des Himmlischen Jerusalem, auf welche die Namen der 12 Apostel des Lammes
geschrieben sind (Apo. 21,14) 09).
Zelebrationsaltar
Der
Zelebrationsaltar in
der Mittelapsis besteht aus Nagelfluh und wurde vor 1965 aufgestellt 32).
Zelebrationsaltar
|
Seit
2017 besitzt er ein neues Altarkreuz.
Es wurde von Martin Knöferl
aus Hörzhausen in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts erstellt.
Das Kreuz besteht aus alten, teilweise verwitterten Holzbrettern,
die bei einem Bauern-hof lagerten. Knöferl formte die Bretter
mit den beiden darin steckenden Nägeln zu einem Kreuz und brachte
in die Mitte ein Sichtfenster aus rotem Glas an, die er mit roter
Farbmasse füllte. Vor diesem roten Feld befindet sich eine vergoldete
Metallspange, die einen emporwachsenden Sämling symbolisiert;
neues Leben ersteht aus dem Kreuz. Der Künstler hat das Kreuz
einem kranken Angehörigen gewidmet. 2017 war es Exponat einer
Kunstausstellung am Petersberg. Dort verblieb es, weil es perfekt
zum Altar passt. Martin Knöferl hat das Kreuz gestiftet. 41) |
Altarkreuz
|
Um 1730 hatte die
Kirche zwei Altäre: einen Hauptaltar, der dem Apostel Petrus geweiht
war und einen (zwischen 1693 und 1722 gestifteten) Dreifaltigkeitsaltar
01),
10).
Ein weiterer Seitenaltar kam 1748 dazu
32).
Wandgemälde
über die Wandgemälde
habe ich eine eigene Seite angelegt. Wenn Sie alles darüber erfahren
wollen, klicken Sie bitte hier...
Die bedeutendste Skulptur der Kirche
ist die in der Zeit zwischen 1490 und 1520 geschnitzte Figur der Muttergottes,
die aus dem Umkreis des Blutenburger Meisters stammen könnte 06)
32).
Wie sie auf
den Petersberg kam, ist nicht bekannt. Lediglich ein Vermerk in den Akten
"die Figur kommt aus der Kirche in Eisenhofen" deutet auf den
früheren Standort hin.
Petersberger
Madonna
|
Die Skulptur wurde in den
Akten erstmals 1927 erwähnt. Darin wird berichtet, dass sie
unter der Feuchtigkeit und Wurmstichigkeit stark gelitten habe.
Damals sei sie (so ein Brief des königl. Bezirksamts an die
Kirchenverwaltung in Walkertshofen) "in Walkertshofen an der
dem Altar gegenüberliegenden Giebelwand unter dem dort befindlichen
Kreuz angebracht" gewesen 32).
Die Figur wurde 1929 in den Werkstätten des Landesamts für
Denkmalpflege restauriert. Danach kam die Figur in die die Pfarrkirche Walkertshofen
und wurde dort gegenüber der Kanzel
aufgestellt.
Wann sie in die Peterskirche kam, ist umstritten:
- Eine Quelle berichtet, die Madonna sei sofort nach der Restauration
1930 auf den
Petersberg aufgestellt worden. 32)
- Andere
Quellen, vor allem Reiseschriftsteller der 1960er- bis 1980er-Jahre,
schrieben,
die Figur sei noch damals in der Pfarrkirche Walkertshofen
gestanden und erst im Jahr
2000 zurückgekehrt.
07), 16),10)
- Wahrscheinlicher
ist aber dennoch, dass die Figur nach ihrer Renovierung 1930 zunächst
in der Pfarrkirche Walkertshofen aufgestellt wurde
und dort den 2.Weltkrieg überstand.
Erst in den 1950er Jahren fand sie ihren Platz
in der Petersberg-Basilika. Dies hätten
auch die Bewohner der Gegend berichtet, die vom
früheren Kirchenpfleger Hillreiner dazu
befragt worden waren. 44)
|
Madonnenfigur
|
Die Madonnenfigur wurde im 17.Jh.
neu gefasst 06),
in den Jahren 1929 und 1983 (von Restaurator Norbert Fischer aus Egling)
und zuletzt 2007 restauriert.
An der Marienfigur ist die in gotischer Zeit übliche S-Krümmung
des Körpers von Figuren deutlich zu sehen, die mit dem Fach-ausdruck
"Gotischer Schwung" bezeichnet wird. Seit dem 13. Jh. sind bei vielen gotischen
Figuren die waagerechten Achsen (Becken, Schultern) gleichsinnig verschoben.
Der Kopf ist der erhöhten Schulter zugeneigt. So ergibt sich eine S-Krümmung,
die die steigende Körperbewegung im Sinne des gotischen, auf die Vertikale
gerichteten Willens betont.
Seitenaltäre
Die Seitenaltäre sind Blöcke
aus unverputztem Ziegelmauerwerk. Sie wurden erst im 20.Jh aufgestellt.
Auf dem rechten Seitenaltar steht ein kastenförmiger Tabernakel
aus neuerer Zeit 32),
der mit vergoldetem Messing verkleidet ist. Die Inschrift auf den beiden
Türflügeln lautet: "ET VERBUM CARO FACTUM EST ET HABITAVIT
IN NOBIS" (und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns
gewohnt, Joh 1,14).
Die Apsiden hinter den Altären sind bemalt. Mehr zu den Wandgemälden
finden Sie hier...
Die barocken Seitenaltäre aus der Zeit um 1700 und 1748 sollten nach
der Renovierung 1907 an die Kirche von Unterweikertshofen verkauft werden,
da nach dem Abbruch der in der Barockzeit vor den Seitenschiffapsiden
einbauten Zwischenwände für sie kein Platz mehr vorhanden war.
Doch beim tatsächlichen Verkauf kam nicht Unterweikertshofen zum
Zug, sondern der Kirchenbauverein Rottenberg, der die Altäre und
die Kanzel für 600 Mark für die Pfarrei Sailauf (im Spessart)
erwarb 10).
Zwei große
Kruzifixe hängen in der Kirche:
Eines über der Orgel an der Westwand mit langem senk-rechten
Kreuzesstamm. Es wurde im 18.Jh gefertigt 32).
Der Körper Jesu ist überlebensgroß.
|
Kruzifix
-frühes 18.Jh
|
Das
andere Kruzifix an der
Nordseite des Kirchenschiffs stammt aus dem 1.Viertel des 18.Jh.
32)
Der Corpus Jesu ist mit kräftig ausgebildeten Armen und Beinen
gestaltet. Er besitzt eine Inkarnatfassung (hautfarben). |
|
Hinweis: Ein Kruzifix (crux= Kreuz, fixum= angeheftet) ist die Darstellung
des am Kreuz hängenden Christus. In den frühchristlichen
Kirchen wurde das Kreuz ohne den Corpus (Körper) des Gekreuzigten
angebracht, weil die Kreuzigung als eine schändliche und würdelose
Art der Hinrichtung galt (wie vor kurzem bei uns der Galgen). Auch
in der jüdischen Tradition war nach dem Alten Testament (Buch
Dtn 21,22) jeder Gekreuzigte (ans Holz Gehängte) ein "von
Gott Verfluchter". Ab dem 4.Jh wurde Christus am Kreuz als lebender
und über den Tod triumphierender, göttlicher Sieger mit
geöffneten Augen und in aufrechter Haltung dargestellt. Erst
im hohen Mittelalter (etwa seit dem 12. Jh) setzte sich die Abbildung
des leidenden oder toten Gekreuzigten, und damit die Betonung des
Menschseins Jesu durch, wie wir es von unseren Kirchen kennen.
|
per
Mouseklick zu den Beschreibungen
|
Die Kirchenbänke
(links, mittig und rechts jeweils elf Reihen) haben schön
geschnitzte Rokoko-wangen aus der Zeit um 1775-1795, die |
Kirchenbank
|
bei der Rücknahme der Barocki-
sierungsmaßnahmen im Jahr 1907 belassen wurden. Das Gestühl
wurde vom Scheyerner Abt Michael Grillmayer (1775-93) gestiftet 09),
32)
In die Brüstung
der vordersten Reihe sind zwei Wappenkartu-schen
ge-schnitzt. |
Wittelsbacher
Wappen
|
Eines zeigt die Rauten der Fa-milie
der Wittelsbacher, die den Benediktinern ihre Stammburg Scheyern schenkten,
das andere |
das Königswappen
des Hauses Aragon, aus dem die Gräfin Haziga hervorging, die
Gründerin des Petersberger Vorvor-gängerklosters in Bayrischzell.
Die Rückwand der
letzten Bank zeigt das Scheyrer Klosterwappen mit dem Doppel-kreuz
und ein weiteres Wappen eines Abtes (mit einer Waage). |
Scheyrer
Wappen
|
|
Hinweis:
Kirchenstühle gab es nicht von Anfang an in den Kirchen. Die ersten
1500 Jahre standen die
Gläubigen oder bewegten sich langsam im Raum. Lediglich für Alte und
Schwache gab es einige Stühle an den seitlichen Wänden. Ohne Kirchenstühle
fasst eine Kirche viel mehr Menschen; bei dichtem Gedränge während
des Gottesdienstes schien der Raum voller Bewegung zu sein. Das feste
Gestühl wurde zum Spiegel einer disziplinierten Gemeinschaft, in der
jeder seinen festgefügten Platz hat. Im 16.Jh. wurden zuerst die
evangelischen Kirchen mit Bänken ausgestattet, weil dort die Predigt
als Medium der Heilsvermittlung einen größeren Raum einnimmt; beim
Sitzen ist der Zuhörer aufmerksamer, geduldiger und ruhiger.
Die katholischen Kirchen zogen erst später nach. Die Bestuhlung war einer der Gründe, weshalb die Kirchen zu Beginn der Barockzeit vergrößert
werden mussten. |
Wenn Sie noch andere
Muster von Kirchenbankwangen in den Kirchen des Landkreises sehen möchten,
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Opferstock
An den letzten beiden Säulen sind zwei
schlanke alte Opferstöcke
mit vielen Eisenbändern befestigt.
|
Hinweis: Der
Opferstock dient der Aufnahme von Geldspenden. Sein Name rührt
daher, dass der Opferstock ursprünglich aus einem großen
ausgehöhlten Holzstock bestand. Dieser Stock wurde in der Folgezeit
immer stärker mit Eisenbändern gesichert.
|
Opferstock
|
In den Kirchen des Landkreises Dachau
gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich interessante Opferstöcke.
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Orgel
Die Schrankorgel
aus dem Jahr 1974 mit mechanischen Schleifladen, zwei Manualen und acht
Registern stammt von der Orgelbauerfirma Mühleisen & Cie
aus Strassburg. Sie wurde im Dezember 1976 33)
anstelle einer früheren Orgel
in die Petersbergbasilika eingebaut. Zuvor stand sie zwei Jahre lang als
Provisorium in der Abteikirche von St. Bonifaz, München 09).
Die frühere Petersberger Orgel kam 1976 nach Neuhaus am Schliersee
33) .
Die Orgel wurde im Laufe der Jahre
mehrmals renoviert; zuletzt im Jahr 2007. Dabei hat man die Orgel um einen
Subbass als eigenständiges Pedalregister (von 7 auf 8 Register) erweitert.
Dieser wurde in neuen Pedaltürmen untergebracht. Zuvor war das Pedal nur
angehängt.32)
Das
Pedalwerk wurde in zwei Türmen seitlich untergebracht. Diese Türme
und der alte Prospekt erhielten Glastüren, damit die Orgel auch in
geschlossenem Zustand den Blick auf die Prospektpfeifen ermöglicht
.
24),33)
Orgel
ab 2007
|
Disposition
der heutigen Orgel von 1980: ,45)
Hauptwerk: (C-g''') Gedeckt 8', Principal 4', Sesquialter 2fach,
Scharf 3fach,
Positiv: (C-g''') Gedeckt 8', Flöte
4', Schwiegel 2',
Pedal: (C-f') Subbaß
16',
Koppeln: I-II,
I-P, II-P |
Vorgängerorgeln:
-- Aus dem Jahr 1884 ist bekannt, dass die Orgel damals über
vier Register verfügte 03),
13)
15)
.
Diese Orgel wurde 2007 bei der Re-Romanisierung
beseitigt und durch ein Harmonium ersetzt. 10)
-- Die nächste Orgel wurde von der Fa. Carl Schuster und Sohn,
Mch, um 1960 erstellt; sie besaß
ein Manual mit acht Registern.
Disposition der Orgel von 1960: 13)
Manual (C-f'''): Violo 8',
Co 8', Pr 4', Spitzfl. 4', Nachthorn 2', Qu 1 2/2', Mi 1'
Pedal (C-f'''): Subbaß
16',
Koppeln:
I-P,Tutti
System: ek,
entfernt stehender Spieltisch, Freipfeifenprospekt
Orgel
bis 2006
|
Allgemeines
zur Orgel - Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse
zum Klingen gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen
Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich
Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes
(weltliches) Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell
verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden
Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
sie zur Verschönerung des Gottesdienstes bei. Der Orgelprospekt,
die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch Künstler
gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten
Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit
reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt
durch, der allein durch die harmonische Anordnung der Pfeifen wirkt. |
Weihwasserbecken
Am Eingang der Basilika
ist auf einer 90 cm hohen Säule aus dem 12.Jh. ein sehr schönes
Weihwasserbecken
aus Bronze befestigt. Die Säule war bei Grabungen vor der Kirche
gefunden worden. Das Becken stammt aus den Jahren 1967/68 und wurde
von der Bildhauerin Eva Moshack aus München gestaltet 32).
In die Schale ist ein Relief mit viermal 6 Fischen eingraviert.
Weihwasserbecken
|
In Katholischen
Kirchen sind in der Nähe der Eingangstüren Weihwasserbecken
angebracht, aus Stein oder Metall. Das Wasser das sie enthalten
ist nicht geweiht, sondern gesegnet. Mit ihm zeichnet der Eintretende
ein Kreuz über sich, um sich selbst an seine Taufe, an sein
"Eingetaucht-Werden in den Geist Gottes", zu erinnern.
|
Die
Künstlerin Eva
Moshack wurde
als Kind schlesischer Eltern im Jahr 1925 in Barcelona geboren und
wuchs in Katalonien auf, wo auch sie ihre künstlerische Grundausbildung
erhielt. Im Jahr 1955 begann sie in München ein Studium an der
Akademie der Bildenden Künste bei den Professoren Franz Eska
und Heinrich Kirchner. Doch Eva Moshack erklärte: "Meine eigentli-chen
Lehrmeister waren die Natur selbst, die katalanischen Steinmetze und
Keramiker und die romanische Sakralkunst, die in den Kirchen und Museen
Kataloniens stets gegenwärtig waren." Eva Moshack reiste
zu Studienaufenthalten 1958 nach Florenz, 1968 nach Mexiko und 1971
nach Afrika. Im Jahr 1971 lernte sie den Künstler Eric Bach kennen.
Sie heirateten und lebten abwechselnd in Bayern und Katalonien. Im
Juni 2003 starb Eva Moshack in München 34)
Türschloss
Die innere Abdeckung
des Türschlosses
des Eingangsportals besteht nicht, wie sonst üblich, aus Metall,
sondern aus Holz mit Metallbeschlägen. Das Schloss stammt aus
dem Fröttmaninger Kircherl am Autobahnkreuz München-Nord.
Als das kleine Gotteshaus im Zuge des Autobahnausbaus Ende der 1960er
Jahre abgerissen werden sollte, wurden die wertvollen, mittelalterlichen
Holzkastenschlösser und die alten Beschläge zum Petersberg
gebracht und hier eingebaut. 23)
|
Türschloss
|
Die Türklinken sind als
Schlangen gestaltet. Das Maul beißt in den Drückerhals; der Schwanz
ist eingekringelt.
Die Klinken wurden 1907 eingebaut. Die Schlange wird in der Bibel gegensätzlich
dargestellt. Als Verführerin im Paradies ist sie Symbol für das
Böse schlechthin, während sie als eherne Schlange in der Wüste
die Israeliten vor den Giftbissen schützte. F.J.Zeheter erinnert an
die Prophezeiung des Auferstandenen am Schluss des Markus-Evangeliums "sie
können schadlos Schlangen anfassen und Gift trinken". Den Getauften
kann das Böse nichts mehr anhaben 26)
.
Das Eingangsportal ist durch ein Gitter geschützt, das Schlossermeister
Emil Gerum aus Aichach im Jahr 1948/49 anfertigte. 32)
Krippe
28),
30)
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andere Krippen in den Kirchen des Dachauer Landes interessieren, klicken
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Epitaph
Hinter dem Eingangsportal ist in die
Außenwand ein Epitaph für
einen Tenbachischen Pfleger und Richter in Eisenhofen eingelassen, der am
31.März 1621 gestorben ist.
Die
Steinplatte ist leider beschädigt und im Übrigen stark verwittert,
sodass die Inschrift nur noch teilweise entziffert werden kann: "Hans
...schbert, gestorben 1621, Pfleger und Richter in Eisenhofen..."
Auf dem Stein aus rotem Knollenkalk (Kalkstein aus Oberitalien)
sind ein Renaissance-Architekturaufbau sowie ein Familienwappen zu
sehen. |
Epitaph
1621
am Eingang
|
Hinweis:
Epitaphe (griech. Grabinschrift) gibt es in unseren Kirchen erst seit
dem 14. Jh. als Gedächtnismal für einen Verstorbenen in
Form einer Steinplatte, die innen oder außen an der Kirchenwand
senkrecht aufgestellt wird. Sie wurden für diesen Zweck eigens
angefertigt und sind keine früheren Grabplatten. Das Epitaph
ist auch kein Grabmal, weil sich weder dahinter noch darunter ein
Grab befindet. |
Jubiläums-
medaille
|
Zur
900-Jahr-Feier im Jahr 2007 wurden das Dach, die Fassade, die Raumschale,
die Chorfenster, die Wandgemälde, die Madonna und das Kruzifix
restauriert. Die Sparkasse Dachau hatte zu diesem Jubiläum eine
Medaille herausgebracht. Zur Vergrößerung der Ansicht bitte
auf die Medaille links klicken. 35)
Der Petersberg feierte nicht nur die erste Einweihung im Jahr 1107
durch den Freisinger Bischof, sondern auch (in kleinerem Umfang) die
zweite Weihe 1110 durch den Erzbischof von Salzburg.
Die Festmesse zelebrierte am 27. Juni 2010 der Scheyerner Abt Markus
Ellert, musikalisch umrahmt mit der Madrigalmesse für Chor, zwei
Trompeten und zwei Posaunen von Peter Gampl 08).
|
Hans Schertl
Quellen:
01) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren
Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02) Joachim Sighart, Die mittelalterliche
Kunst in der Erzdiözese München-Freising, 1855
03) Mayer Anton/Westermayer Georg:
Statistische Beschreibung des Erzbistums München-Freising. München
1874-1884
04) Kirchenrestaurierung auf dem
Petersberg, Amperbote 4.7.1906
05) Konrad Krieger, Der Petersberg
im Kreis Dachau, 1954
06) Dehio/Gallo, Handbuch der Deutschen
Kunstdenkmäler, 1964
07) Werner Widmann, Kunstreiseführer
Von München zur Donau, S.83, 1966
08) Walter Gierlich, Späte
Nachwirkungen eines Kirchenstreits, Dachauer SZ vom 25.6.2010
09) Georg Brenninger, Kirchenführer
Petersberg bei Dachau, 1965
10) Dr.Nadler, Dokumentation zur
Bau-, Ausstattungs- und Restaurierungsgeschichte, April 2001
11) Hermann Bauer, Kunstwanderungen
in Bayern südlich der Donau, 1973
12) Jakob Mois, Dichtung und Wahrheit
über die romanischen Gemälde in der Petersberg-Basilika, Amperland
75/1
13) Georg Brenninger, Orgeln und
Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/4
14) Heiner Hofmann, Die Gründung
des Klosters Eisenhofen-Scheyern, Amperland 1975
15) Georg Brenninger: Orgeln in
Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
16) DuMont, Kunstreiseführer
Oberbayern, S.105, 1980
17) Jakob Mois,Konsekrationsbuch
des Fürstbischofs Eckher, 1982
18) Max Gruber, Im Amperland tätige
Glockengießer, Amperland 1984/2
19) Josef Mass, Geschichte des Erzbistums
München und Freising, 1986
20) Dewiel, Rasp: Kunstfahrten in
Oberbayern Süddeutscher Verlag 1989
21) Gottfried Weber, Die Romanik
in Oberbayern, S. 319, 1985
22) DAH-Rundschau, Juli 2003
23) Kirchenführung Fröttmaning,
2003
24) Dachauer Nachrichten vom 5./6.Mai
2007 (Orgel),
25) Hiltrud Frühauf, Haimhausen,
2007 (Al secco)
26) Franz Josef Zeheter, Schlange
im Griff, Rundbrief der Petersberg-Gemeinschaft 2007
27) Dachauer Nachrichten vom 26.6.2007
28) Dachauer Nachrichten vom 24.12.2008
(Krippe)
29) Prof.Dr. Wilhelm Liebhart, Kloster
Eisenhofen-Petersberg 1107, Amperland 2007/3 S. 100-103
30) Krippenausstellung Erdweg, Dezember
2009
31) Josef Mayer, 60 Jahre Kath.Landvolkshochschule
Petersberg, Scheyrer Turm 2013 S.73 ff.
32) Dr.Birgitta Unger-Richter, Kirchenführer
Basilika auf dem Petersberg, 2014
33) Franz Josef Zeheter, Gegensätze
verbinden-Orgeleinweihung 2007, Rundbrief der Petersberg-Gemeinschaft
2007
34) Internetseite der Moshack-Bach-Stiftung,
Zugriff 2015
35) Dachauer SZ vom 7.Januar 2005
36) Dachauer SZ vom 23.August 2005
37) 900 Jahre Basilika Petersberg,
Beschreibung der Medaille, 2007
38) Christian Chymyn, Ein Weg der
sich lohnt, Dachauer Nachrichten vom 24.7.2012
39) Alfons Hausler, Jahrestreffen
der Absolvia Tertia in Fischbachau, Scheyrer Turm 2013 S. 121 ff.
40) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des
Königreichs Bayern, 1895
41) Pfarrer Josef Mayer, Petersberg,
6.5.2018 (Altarkreuz)
42) Manfred Hiebl, Genealogie-Mittelalter,
2018 (Haziga)
43)
Eckart Bieger, Das Bilderlexikon der christlichen Symbole, 2011 (Apsis)
44)
Maria-Angelika Luegmair, 2022 (Madonna)
45) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank,
Internetseite, 2022 (Orgel)
50 Bilder: Hans Schertl (45), LVHS Petersberg (5)
16.1.2022
Die
alte Klosterkirche Petersberg
von Joachim Sighart,
aus dem Buch: Die mittelalterliche Kunst in der Erzdiözese München-Freising
, 1855
02)
Das älteste Bauwerk
der Diöcese, das sich erhalten hat, ist ohne Zweifel die wenig bekannte
einstige Benediktinerkirche Petersberg, unfern der Glon und auf einem
Hügel gelegen, welcher an der Straße von Dachau nach Aichach
bei Eisenhofen sich erhebt. Wegen ihres Alters, der Reinheit der Verhältnisse
und als Beispiel, von welchen Anfängen der Baukunst bei uns ausgegangen,
verdient diese Kirche immer noch unsre Beachtung".
Ueber die Entstehung
derselben genügen einige Bemerkungen. Die Gräfin Haziga von
Scheyern hatte nach dem Tode ihres Gemahls Otto ein herrliches Kloster
sammt Kirche in Fischbachau erbaut und dieses den Benediktinermönchen
von Hirschau (im Schwarz-walde) übergeben, welche es im Jahre 1096
mit zwölf Mönchen und einem Abte besetzten. Aber schon nach
sechs Jahren gefiel ihnen dieser von Bergen umringte Ort nicht mehr, sie
wanderten in eine freiere Gegend nach Eisenhofen an der Glon, wo ihnen
Graf Otto von Scheyern, der Sohn der Haziga, und Berthold Graf von Burgheim
zum Bau eines neuen Klosters und einer Kirche am nahen Hügel behilflich
waren. So entstand daselbst die Klosterkirche zu Ehren des heiligen Petrus.
Aber auch diese Stätte verließen sie wegen ihrer Unbequemlichkeit
und wegen des da herrschenden Wassermangels schon nach sechzehn Jahren
und bezogen auf Einladung der Grafenfamilie von Scheyern, deren große
aber zerfallene Burg in Scheuern, die sie nun in ein Kloster umgestalteten.
Jene alte, im Jahre 1104 erbaute Klosterkirche am Petersberge hat sich
nun aber bis zum heutigen Tag (= 1855) erhalten. Es ist eine romanische
Basilika, ungefähr 75 Fuß (= 22 m) in der Länge
(50'das Schiff, 25'der Chor) und 36 Fuß (= 11 m) in der
Breite umfassend, während die Höhe bis zum Plafond 20 Fuß
(= 5,80 m) betragen mag.
Die drei Schiffe, welche mit drei fast gleichliegenden Absiden abschließen,
sind durch Pfeiler und Säulen von einander geschieden. Nämlich
auf jeder Seite des Mittelschiffes stehen drei Pfeiler, eine Säule
und zwei Halbpfeiler. Die Pfeiler haben als Basis den Plinthus und halben
Wulst, sowie das einfache Kämpfergesims eines Plinthes und einer
Hohlkehle, die Säulen aber das Würfelkapitäl, auf welchem
der Bogen ohne Gesims aufsitzt. Pfeiler und Säulen, etwa 8 Fuß
(= 2,35 m) in der Höhe und 2 (= 58 cm) im Durchmesser
fassend, stehen in guten Verhältnissen zum ganzen Bau.
Die Absis des um zwei
Stufen erhöhten Chores hat keinen gewölbten Abschluß,
sondern eine Flachdecke, wie alle Schiffe in der Kirche. In den Absiden
und den Seitenschiffen sind kleine Fenster angebracht, während das
Mittelschiff solcher entbehrt. (FN: In der Zopfzeit sind die Fenster der
Seitenschiffe leider in gewohnter Weise entstellt worden, wie aus dieser
Zeit auch die Altäre und die Stützen des Außenbaues stammen).
Vom Außenbau ist nur der kurze Sattelthurm zu erwähnen, welcher
über der südlichen Absis sich erhebt.
Das ist also der Charakter der siebenhundertjährigen Kirche, die
nur sechzehn Jahre zum Klostergottesdienst gedient hat, und jetzt nur
mehr Filiale von Walkertshofen ist. Man sieht, der Bau ist schnell aufgeführt,
macht aber ob seiner Zweckmässigkeit und seiner guten Verhältnisse
den Erbauern, den wegen ihrer Baukenntnisse in ganz Deutschland berühmten
Mönchen von Hirschau, alle Ehre. Schmuckwerk, Skulpturen und Malereien,
wofür die großen Wände und Absiden Gelegenheit genug boten,
wären wohl noch der Kirche geworden, wenn die Mönche nicht so
bald diesen Ort hätten verlassen müssen. Man sieht, vorerst
hat man in jenen Tagen bei Kirchenbauten das Nothwendige im Auge gehabt,
die bloße Zier aber auf spätere Zeiten verschoben, während
wir so häufig das Nothwendige und das zierende Schöne zugleich
in die Kirchen einführen wollen und dadurch die Kräfte zersplittern
und den Muth verlieren !
Was man in den letzten Jahren zur Restauration dieser alten Stiftung der
Schyren gethan, kann ich leider nicht als gelungene Verbesserung und Verschönerung
des Zustandes der alten Kirche erklären. Denn Pflasterung und gelbe
Verputzung aller Wände, Pfeiler und Säulen, des Innern und Aeußern
der Kirche, wird kein Kunstverständiger jetzt mehr als Restauration
einer mittelalterlichen Kirche betrachten.
Otto
Steinberger, der Neue auf
dem Petersberg
Nachfolger von Pater Hugolin im Amt - Zentrum für die Landjugend - Großes
Aufgabengebiet
Von unserem Mitarbeiter Barthel Moosrainer
Dachauer Nachrichten vom 31.08.1968
OTTO
STEINBERGER Leiter der Landvolkshochschule auf dem Petersberg und neuer
Jugendpfarrer der Diözese München und Freising. Petersberg - Seit dem
1. August "residiert" ein neuer Mann auf dem Petersberg. Von "Residenz"
ist aber noch nicht allzu viel zu merken. Denn der neue Leiter der Landvolkshochschule
und Rektor des Hauses, Otto Steinberger, hat bisher noch keine Zeit gefunden,
seine in Kisten und Koffern verstaute "Aussteuer" in die für ihn bestimmten
Räume zu bringen. Sie müssen eben erst noch aufpoliert werden. Dennoch
aber widmet der Nachfolger von Pater Hugolin, der Stadtpfarrer von Münnerstadt
wurde, von Anfang an bereits seine Zeit seiner neuen Aufgabe, der sich
noch eine zweite wichtige hinzugesellte: Otto Steinberger wurde kürzlich
auch als neuer Jugendpfarrer der Diözese München-Freising für den ländlichen
Bereich installiert. Es gibt seit kurzem drei Jugendpfarrer: einen für
den Großraum München, einen für die übrigen Städte und einen für den ländlichen
Bereich. Bisher gab es nur zwei, für männliche und weibliche Jugend getrennt,
je einen.
Für sein zweites Aufgabengebiet, das eines Landjugendpfarrers, konnte
er wertvolle Erfahrungen durch seine Jugendarbeit in Neumarkt/St. Veit
sammeln. Jugendpfarrer heiße eben der offizielle Titel hierfür,
meint bescheiden der bisherige Kaplan von St. Benedikt in München,
für den der Titel Pfarrer noch ungewohnt klingt Für jene, die
Daten interessieren, sei kurz vermerkt: Otto Steinberger wurde am 29.
August -er feierte also vor zwei Tagen Geburtstag- 32 Jahre alt, gebürtig
ist er aus Neufahrn bei Freising. Er absolvierte das Gymnasium in Freising
und studierte Philosophie und Theologie In München. 1963 wurde er
im Dom zu Freising zum Priester geweiht.
Schwierig scheint ihm selbst die Erfüllung der "Doppelrolle" zu werden:
Die Aufgaben des Hauses Petersberg verlangen vom Leiter möglichst
viel Anwesenheit, die zweite Hauptaufgabe, Jugendpfarrer der Diözese
zu sein, möglichst viel Abwesenheit vom Petersberg. Es stehen ihm
dafür zur Seite der Land Jugendreferent Sepp Rehrl und die Landjugendreferentin
Hildegard Mayerhöfer mit einem weiteren Team an Referenten. In Josefstal
leitet er zusätzlich den "Kurs der Verantwortlichen", außerdem
obliegt ihm noch die Arbeit mit der "Kreisrunde". Das Haus Petersberg
soll zum "Zentrum für Landjugend und Landvolk" werden. Eine "Arbeits-gemeinschaft
Land" ist das Zukunftsbild des neuen Leiters. Die zentrale Lage des Petersberges
habe sich für die Diözese München-Freising, Augsburg und
Eichstätt: förmlich angeboten. Die Kernaufgabe bei allem soll
es sein, gleichsam mit radarwachem Auge die Entwicklung des ländlichen
Raumes zu verfolgen und daraus die Konsequenzen zu ziehen. Mit anderen
Worten: "Es geht um die Zukunft der Seelsorge auf dem Lande, die in Bälde
einiges Neues bringen wird, was mit dem Stichwort .Raumplanung in der
Seelsorge zusammengefasst werden könnte". Auf Rezepte befragt, äußerte
sich der Jugendpfarrer, die Schocktherapie sei meist nicht das Erfolgversprechende.
"Die innere Struktur oder Landseelsorge" soll unbedingt erhalten, die
notwendigen Reformen aber nicht verzögert werden.
(Recherchiert von Hubert
Eberl, Bergkirchen)
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