zur Landkreiskarte                ausführl.Beschreibg             Kirchen in der Gem.Erdweg


Kirche St. Georg in GROSSBERGHOFEN

Luftbild
Adresse: 85253 Erdweg, St.-Georgs-Weg 4
Lage der Kirche auf der Landkarte ...


Kurzbeschreibung

Großberghofen liegt in einem altem Siedlungsraum. Schon zu römischer Zeit existierte hier der größte der vier im Landkreis Dachau entdeckten Gutshöfe. Schriftlich wird die Ortschaft erstmals wohl schon 818 erwähnt.

Die Kirche St.Georg in Großberghofen war von 1315 bis 1717 eine Filiale der Pfarrei Sittenbach. 1717 wurde eine Expositur eingerichtet, zunächst noch innerhalb der Pfarrei Sittenbach, ab 1937 bei der Pfarrei Walkertshofen. Seit 1970 gehört die Expositur zum Pfarrverband Erdweg.

Die Kirche St. Georg besitzt in kleinen Teilen noch romanisches Mauerwerk (Außenmauern). In der gotischen Zeit wurde die Kirche neu gebaut. Reste dieser Kirche sind noch im Altarraum und im Turmunterbau zu finden. Im Dreißigjährigen Krieg und im Spanischen Erbfolgekrieg 1704 (Einfall der Österreicher in Bayern) wurde die Kirche zerstört.

Der heutige Kirchenbau stammt - mit den erwähnten romanischen und gotischen Resten- im Wesentlichen aus dem Jahr 1714, also aus der Barockzeit.

1922 verlängerte man die Kirche wegen der gestiegenen Zahl der Gläubigen..

An der Südwand ist zwischen den beiden Fenstern eine große Sonnenuhr aufgemalt mit der Aufschrift: Der Herr ist mein Licht und mein Heil - IHS, 1953".


Sonnenuhr

Der 35 m hohe Turm hat im unteren Teil einen quadratischen, im oberen, etwas eingezogenen Teil einen achteckigen Grundriss. Die Zwiebelkuppel ist überproportional mächtig. Im Turm hängen drei Glocken, die 1947, 1951 und 1897 gegossen wurden und aus Euphon bestehen.

Renovierungen wurden in den Jahren 1740 (durch Conrad Mayr), 1774, 1858, 1871, 1922, 1954 1975-1977 und zuletzt In den Jahren um 2010/12 durchgeführt

Innenausstattung

Die Inneneinrichtung enthält nur noch spärliche Reste barocker Kunstwerke, weil die Kirche 1859 im damals modernen neugotischen Stil ausgestattet wurde.

Im Mittelfeld des dreiteiligen Choraltars steht eine prächtige Figur des hl. Georg, der auf einem Schimmel reitet und den Drachen mit einer Lanze attackiert.
In den Außenfeldern befinden sich Statuen
- des hl. Florian in römischer Rüstung mit einer   brennenden Kapelle zu seinen Füßen (rechts) u. - des hl.Leonhard mit Kette u. Stierkopf (links).

In einem runden Deckenfresko hat der Maler Kasimir Pfaffenzeller aus Hollenbach 1791 in einer Art Bauernmalerei die Heiligste Dreifaltigkeit dargestellt.
Im Altarraum wurden alte Wandfresken aus der Renaissancezeit (1560) freigelegt. Sie zeigen die Legende vom Kampf des hl. Georg mit dem Drachen und die Rettung der Königstochter.

Seitenaltäre

Am rechten Seitenaltar steht die Figur des Bistumspatrons St.Korbinian mit dem Bären. Assistenzfiguren sind die Heiligen Sebastian und Johannes d.Täufer.
Der linke Seitenaltar ist ein Marienaltar: In der Mittelnische die Figur der hl.Maria, flankiert von der hl.Katharina (links, mit Schwert) und der
hl. Barbara mit Schwert und Turm.

zur Vergrößerung  der Figur des hl. Nikolaus  bitte klickenzur Vergrößerung  des Altarbildes bitte klickenzur Vergrößerung  der Figur des hl. Michael  bitte klickenzur Vergrößerung  der Figur des hl. Stephanus  bitte klickenzum Deckenfreskozum ChoraltarVortragekreuzLinker Seitenaltarrechter SeitenaltarZelebrationsaltarzum Vortragekreuz
zur jeweiligen Beschreibung (Altäre, Decke ) per Mouseklick ins Bild

Der Zelebrationsaltar wurde um 1970 aus einem Teil der früheren Kommunionbank erbaut.

Die Figuren- und Bilderausstattung von Heiligen an den Altären und Wänden entspricht dem ländlichen Milieu von Großberghofen.

- St.Georg im Fresko von 1560 - St.Maria Figur am Seitenaltar (um 1870)
       Figur am Choraltar (1859)       als  Mater dolorosa (1750)
- St.Katharina Figur am Seitenaltar (1775) - St.Barbara Figur am Seitenaltar
- St. Florian am Choraltar (1775) - St.Korbinian Figur am Seitenaltar (um 1870)
- St. Leonhard am Choraltar (1775) - St.Rochus Figur im Kirchenschiff (19.Jh.)

Denkmal
Die Kirche gehört zu den Baudenkmälern der Gemeinde Erdweg 58) .
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-118-11; "St.-Georgs-Weg 4; einschiffig mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor, im nördlichen Winkel wuchtiger Turm mit Oktogon und Zwiebelhaube, Turmunterbau 1650, Langhaus und Chor 1714 unter Verwendung romanischen und spätgotischen Mauerwerks durch Georg Glonner errichtet, 1921/22 nach Westen verlängert; mit Ausstattung." enthalten.

Chronologische Übersicht

«—   300 Römische Besiedlung auf dem Weidfeld, Münzen aus dieser Zeit in 1921 gefunden 22)   «— 1791  Kirche von Kasimir Pfaffenzeller aus Hollenbach bei Aichach neu ausgemalt 08)
«—
818
Möglicherweise erste Erwähnung der Ortschaft  
1796
Dorf mit Nebenkirche, Gasthofe u. 37 Häusern 50)
«— 1125 Sichere erste Erwähnung der Ortschaft 1796 Dachreparatur durch Zimmerer Andreas Kiening 17) und Maurermeister Franz Xaver Lampel 15)
«— 1315 Wahrscheinlich erste Erwähnung der Kirche «— 1823 Dorfbrand am 17.April 1823, die Kirche blieb vor den Flammen verschont 26)
«— 13.Jh. Erste Kirche aus Stein (davon heute noch Außenmauern erhalten) 08) «— 1859 neugotischer Choraltar um 1200 Mark (Entwurf Kaspar Zumbusch, Mch) 08)
«— 1630 Renovierung eines Ciboriums «— 1870 neue Seitenaltäre 08)
«—   neuer Rauchmantel, bestickt durch Jakob Marckh «— 1871 Restauration - neue Kanzel 08)
«— 1632 Kauf einer gebrauchten Glocke von Bernhard Ernst (letzte Rate von 100 fl. 1640 bezahlt) 24) «— 1888 Ausmalung der Kirche mit Tapetenmustern und einem blauen Himmelsgewölbe mit Sternen 08)
«— 1632 bis 1648 - Brandschatzung der Kirche im 30jährigen Krieg «— 1897 neues Geläute mit 3 Glocken 33)
«— 1650 Turmneubau (davon heute noch unterer Teil erhalten) 24) «— 1906 Kuppeldach des Turmes mit Kupfer eingedeckt 08)
«— 1651 Kirchturm rot angestrichen. 24) «— 1917 Glockenablieferung 33) Glockenraub 36)
  1654 Renovierung der Monstranz und Einfügung eines neuen Schauglases 24) «— 1922 Verlängerung des Kirchenschiffs
«— 1657 Entwurf für neuen Choraltar vorgelegt «— 1937 Umpfarrung von Sittenbach nach Walkertshofen
«— 1669 Neue Glocke von Bernhard Ernst 16) «— 1941 Glockenablieferung 08)
«— 1704 Brandschatzung der Kirche durch feindl.Soldaten «— 1947 neue Euphon-Glocke 33)
«— Notdürftige Reparatur der Kirche «— 1948 dritte Glocke mit Zink-Legierung 08)
«— 1709 bis 1714: Umfangreiche Restauration durch Gregor Glonner. 08) «— 1950 Bau der Friedhofskapelle (Holzfigur des Geißelheilands soll aus dem Kloster Taxa stammen) 33)
  1710 Neue Barockmonstranz mit Akanthusdekoration und Relieffiguren aus Augsburg 08), 57) «— 1951 dritte Glocke ersetzt mit Euphon-Bronze 33)
«— 1716 Weihe der Kirche durch Bischof Fr.v.Eckher «— 1954 Veränderung der Deckengemälde  08)
«— 1717
Einrichtung der Expositur 33) «—   Entfernung der Kanzel  08)
1735 Reliquienmonstranz mit Haupt von St.Georg, gestiftet von Baron v. Hegnenberg-Dux 08)   Entfernung der Buntfenster im Chor  08)
«— 1740 Reparatur der Kirche mit "in- und auswendiger Verbesserung" 21) durch Maurermeister Conrad Mayr aus Lauterbach;              «— 1955 Neuer Kreuzweg von Toni Mayer 08)
    Ausbesserung von Kirche und Friedhofsmauer; Verputz des Kirchturms 15)   1970 Gründung des Pfarrverbands Erdweg
«— 1765 Neuer Hochaltar von Kistler Ignati Niggl aus Sulzemoos für 138 fl. 33) «— 1975 -1977  Renovierungen für 300.000 DM 25)
«— 1769 Neue Glocke von Lorenz Kraus 16) «— 2010 bis 2012   Renovierungen
  1774 Renovierung des Gewölbes 21) 2013 Renovierung der Friedhofsmauer


Was noch interessiert...

Die Gottesdienstordnung für den Pfarrverband Erdweg finden Sie hier....

In der Zeit zwischen 1745 und 1803 gab es am Rande von Großberghofen eine "Kapelle zum gegeißelten Heiland von der Wies"
Davon ist nichts mehr erhalten. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, klicken Sie hier...

 



Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen
Hinweisen


Geschichte: Ältere Matrikel Visitation 1560 Beschreibung 1590 Turmneubau 1650 Neubau 1714
  Matrikel 1738 Beschreibung 1884 Verlängerung 1922 Expositur Liste der Expositi
          Baudenkmal
Ausstattung: Altarraum Apostelleuchter Baubeschreibung Bilder im Chor Choraltar
  Epitaphe Ewig-Licht-Ampel Figuren im Schiff Geißelheiland Heiliges Grab
  Kanzelkreuz Kirchenschiff Kirchenbänke Kreuzweg Mater dolorosa
  Orgel Opferstock Pfarrhaus Reliquien Seitenaltäre
  Turm Vortragekreuze Wandfresken Zelebrationsaltar

Die Gegend um Großberghofen war schon zu römischer Zeit besiedelt (Funde beim Nöllerholz und im Dorf 08)). Damals existierte hier der größte der vier im Landkreis Dachau entdeckten Gutshöfe. Diese Gutshöfe waren von den Römern entlang der Fern- und Nebenstraßen angelegt worden, um die Verpflegung der Truppen zu sichern. Bewirtschaftet wurden sie von früheren römischen Soldaten, die nach 25jähriger Dienstzeit aus der Armee ausschieden und mit diesen Bauernhöfen versorgt wurden.  30), 09) 19)

Erste schriftliche Erwähnung des Ortes

Nach einer am 25.März 818 ausgestellten Urkunde (
"Traditio Landperhti Presbiteri ad Perchchofum" = Nr. 470 der Freisinger Traditionen)  11) übergab ein Priester mit dem Namen Lantperht seinen Besitz zu Berghofen und Brunnen (Großberghofen und Schönbrunn) dem Freisinger Bischof. Die Historiker Bitterauf und Wallner sehen den in einer Urkunde der Freisinger Traditionen genannten Ort "Perchowum" als unser Großberghofen an. 06). Dies wird auch von Prof.Dr.Liebhart bestätigt. 48)
Welchen Umfang die Schenkung hatte, ist zwar nicht bekannt. Aber die Erwähnung von 11 Leibeigenen lässt einen beachtlichen Grundbesitz vermuten. Lantperht machte übrigens noch zwei Bedingungen. Er wollte drei Leibeigene (als Dienstboten) für sich behalten und beanspruchte das lebenslange Nutzungsrecht des Besitztums für sich und seinen Enkel namens David.

Dass Lantperht als Begründung der Schenkung das Seelenheil für sich und seine Ahnen angab, ist nicht verwunderlich. Dies war notwendig, um der Schenkung Rechtssicherheit zu geben. Denn die weltliche Obrigkeit war nicht begeistert, dass die Kirche durch Schenkungen immer mächtiger wurde. So regelten sie im damals geltenden Gesetz, dem Lex Baiuvariorum, dass einer sein Vermögen der Kirche nur dann überschreiben dürfe, wenn dies "zur Erlösung seiner Seele" geschehe.

Ähnlich ist es mit einer Schenkung des Bischofs Wolfram (926-937) "im Eingang des zehnten Jahrhunderts", bei der der Bischof "sein eigenes Gut in Perchofen dem Altar St.Pankratz in der Krypta der Kathedral-Kirche zu Freysing" übergab. 39)

Sicher wird Großberghofen in einer Urkunde von 1125 erwähnt, in der Graf Hartwig III von Grögling (Creglingen) für das Seelenheil seines Bruders Altmann eines der Güter dem Domkapitel von Freising stiftete. 09) Das Domkapitel, der engste Mitarbeiterstab des Bischofs, war (und ist) eine eigenständige juristische Person, die selbst kirchlichen Besitz haben konnte. Sie bestand damals aus einem Dompropst, 14 Capitularen und 9 Domcelleraren (mit Verwaltungsaufgaben) 41)
Die Grafen von Creglingen waren aus dem Hause der Grafen von Hirschberg an der Altmühl; Hartwig von Creglingen besaß sowohl die oberhalb von Eichstätt gelegene Burg Dollnstein, als auch einige Güter an der Amper. 39)

Im Historischen Atlas von Bayern wird Großberghofen mit einem Dorfgericht erwähnt, das sich um 1440 im Besitz der Thorer befand.
43)


Expositur / Pfarrei / Pfarrverband
33)
Großberghofen war wohl von Anfang an, mindestens aber seit 1315, eine Filiale der Pfarrei Sittenbach. Es wurde von einem Hilfspriester/Cooperator/Gsellpriester excurrendo (=von Sittenbach aus) wechselweise mit Unterweikertshofen betreut; d.h., es fanden an jedem zweiten Sonntag und zweiten Montag Gottesdienste statt.
1717 wurde die Filiale Großberghofen auf Drängen der Gemeinde eine Expositur der Pfarrei Sittenbach. Ein der Pfarrkirche Sittenbach gehöriger Hof in Großberghofen wurde zur Wohnung für einen Ortsseelsorger umgebaut. Eine der offiziellen Begründungen lautete, dass "wegen der häufigen Überschwemmungen durch die Glonn der Weg nach Sittenbach nicht selten unpassierbar war".

Eine Expositur (aus lat. 'herausgestellt') ist die Filiale einer Pfarrei, die seelsorgerisch wie eine eigene Pfarrei (mit eigenem Geistlichen und eigenem Pfarrgemeinderat) geführt wird, deren Vermögen aber von der Mutterpfarrei mitverwaltet wird.
Am 1.2.1937 wurde die Expositur Großberghofen im Zusammenhang mit der Umpfarrung von Unterweikertshofen nach Welshofen von Sittenbach getrennt und der Pfarrei Walkertshofen zugeteilt.
Die Expositur St. Georg in Großberghofen gehört seit 1970 zusammen mit den Pfarreien Walkertshofen, Welshofen, Kleinberghofen, Hirtlbach und Arnbach zum Pfarrverband Erdweg, dem ältesten Pfarrverband in der Erzdiözese Mch u. Freising.
Eine Liste der Expositi, der Großberghofener Priester, finden Sie hier...

Geschichte der Kirche

Matrikel von 1315 u. 1524 02)
Wann die erste Kirche in Großberghofen errichtet wurde, ist nicht zweifelsfrei zu bestimmen. Jakob Mois ist der Auffassung, dass schon das Patrozinium des hl.Georg für ein hohes Alter spricht. 33)

In der Konradinischen Matrikel von 1315 ist eine Kirche in Großberghofen zwar nicht namentlich enthalten. Doch die Pfarrei Sittenbach wird mit vier nicht näher bezeichneten Filialkirchen ("habet IIII filias") erwähnt. Wenn man berücksichtigt, dass auch die Sunderndorfer'sche Matrikel von 1524 von vier Filialen ("quatour filiales") spricht und als eine der vier Filialen "s.Georgii in Grossenperckhofen" nennt, ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch schon 1315 in Großberghofen eine Kirche gestanden ist. Dafür spricht auch, dass die heutige Kirche in kleinen Teilen noch romanisches Mauerwerk (Außenmauern) enthält. Diese erste Kirche aus Stein dürfte somit im 13. oder Anfang des 14.Jh errichtet worden sein. Im Jahr 1427 gehörte die Vogtei (weltliche Vertretung der Kirche) zur Feste (Unter)Weikertshofen. 27)

Großberghofen sah sich als wichtigste Filiale der Pfarrei Sittenbach. Dieser Anspruch war im Jahr 1473 Gegenstand eines Rechtsstreits. Der endete mit der Entscheidung des Freisinger Generalvikars Johann Schwank vom 15.Januar 1500, dass die Pfarrer zu Sittenbach jeweils nach einem Sonntagsgottesdienst in Unterweikertshofen am darauffolgenden Montag auch in Großberghofen eine Messe lesen müssen. Dazu gehöre auch ein Umgang um die Kirche. Dies sei "von alter her geschehen unnd gehalten worden".
An den hohen Festen und Feiertagen wurde der Gottesdienst ausschließlich in Großberg-hofen gefeiert, was in Unterweikertshofen Unmut hervorrief.


Auszug aus einer
Landkarte vom Jahr 1663


Pfarrbeschreibung 1560
42)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei Sittenbach ist auch Großberghofen (damals unter der Bezeichnung "Grossen Berckhofen") kurz erwähnt.
Da die Kirchenverwalter von Großberghofen nicht auffindbar waren, konnten sich die Visitatoren nur durch Inaugenscheinnahme ("ocularis inspectio") informieren. Daraus ergibt sich folgende sehr kurze Beschreibung:

Filialis Grossen Berckhofen. Patrona s.Georgius
Die Inaugenscheinnahme ergab: "3 Kelche, 3 Corporale, 3 Messbücher, ein gutes und 3 schlechte Messgewänder, ein Buch über die Beerdigungsriten, ein zerrissenes Liederbuch. Die geweihten Hostien werden unrein, die hl.Öle aber rein behandelt. Das Taufwasser befindet sich in einem Krügl. Das Sakramentshaus ist nicht verschlossen, aber durch ein Ewig-Licht beleuchtet. Die Kirche und die (Friedhofs-)Mauer sind reparaturbedürftig. Mit den Worten "Sonst kain magel" endet der kurze Bericht.
Originaltext:
"Patronus S.Georg. hat 3 rat. 3 corp. 3 missal. 1 guet ornat und 3 zerrissen. 1 obsequial. 1 zerrissen cantional. Sacra liqu. impure tractatur aber liquores sacri sunt sauber. baptismus (=Taufwasser) ist in ainem Kriegl, das sacra.. ist nit wol versorgt aber wohl peleucht. Die Kirch unddie Mauer bedarf flickhen (=ausbessern) aber an altarn, Taflen, gestiel (= Gestühl), altar Diecher (= Altartüchern) ist nit mangl.

...vollständiger Bericht über die Pfarrei Sittenbach ...


Pfarrbeschreibung 1590
08)
Pfarrer Salomon Höß von Sittenbach, der von 1579-1595 amtierte, verfasste eine Pfarrbeschreibung, in der auch von der Kirche in Großberghofen die Rede ist. Danach gab es hier drei Altäre. Schon damals waren der Choraltar dem Patron St.Georg geweiht, der rechte Seitenaltar Maria und der linke Seitenaltar dem Bistumspatron St.Korbinian. An Clenodien (= Kleinodien) und Ornät ( = Messgewänder) sind erwähnt: 2 silbere vergülte Kelch sambt den Patenen, Corporalen und aller Zugeherung. 1 messige Monstranz - 3 Meßgewenter sambt aller Zugeherung.... Item 3 Missal (= Messbücher) - 2 Gsang Pücher - 1 Vigil Puch - 1 obsequial Puechel (=für Beerdigungen) - Item 9 messige Leuchter - zween Khürchen Fanen - 1 Chorrockh".

Jakob Mois berichtet auch von einer Aufzählung der vorhandenen kirchl.Gerätschaften aus dem Jahr 1598. Damals sei von einem "zerissen Cantional" die Rede, dass das Sakramentum (liturgisch) unrein behandelt werde (impure tractatur). Das Taufwasser befinde sich nach wie vor in "aim Kriegl". Die Kirch und Kirchmaur müssten ausgebessert werden ("dörffen pessern"); da hatte sich in den letzten 40 Jahren nichts geändert. 08 )


Auszug aus der Kirchenrechnung 1630  
-  Renovierung des Ciboriums ("einwendig vergolten und widerum Zuerichten lassen") um 12.30 Gulden
24)
-  Rauchmantel bestickt durch Jakob Marckh / Mch für 2.30 Gulden
   die Lieferung von München nach Freising zur Weihe und zur Pfarrkirche Sittenbach kostete weitere 1.04 Gulden

  Originaltext: "Ainem Pothen (=Boten) der es von München herauß nacher Dachaw, von dannen nach Freyßing Zur Weich und widerumben nacher Sittenbach getragen, Pottenlohn, sambt für den Capelldiener außgelegt Drinckhgeld (=Trinkgeld) bezahlt 1.4 fl. " 24)


Turmneubau 1650
24)
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche durch Brand zerstört und konnte zunächst notdürftig wieder repariert werden
22) . Den Kirchenrechnungen von 1650 ist zu entnehmen, dass "Zum Neuerpauthen Thurn, welcher negst konfftiges Jahr Roth angestrichen werden mueß, ainen Kupffern ganz Verzihnten Knopf und fänndl" gemacht worden sind. Das bedeutet, dass der Turm wohl kurz vor 1650 neu erbaut oder durchgreifend renoviert worden ist. Von diesem Turm dürfte aber nur noch der untere Teil erhalten sein, denn der obere achteckige Teil wurde 1714 aufgesetzt. Interessant ist die rote Turmfarbe von 1650.


Choraltar 1657
08)
Aus dem Jahr 1657 ist bekannt, dass der Sittenbacher Pfarrer dem Ordinariat den Entwurf für einen neuen Choraltar in Großberghofen zur Genehmigung vorgelegt hatte (dazu auch noch den Entwurf für einen Seitenaltar in Sittenbach). Der alte Altar in Großberghofen war wohl im 30jährigen Krieg beschädigt und nur notdürftig repariert worden. Von den Kosten des Altars in Höhe von 200 Gulden sei die Hälfte schon vorhanden, schrieb er.
Doch die Antwort aus Freising (vom 15.10.1657) war abschlägig. Die Proportion zwischen Höhe und Breite stimme nicht, deshalb müssten neue Visiere (Entwürfe) gemacht werden. Auch zweifelte das Ordinariat die Fähigkeiten des Malers aus Dachau (und des Altomünsterer Malers für Sittenbach) an. Die Maler wehrten sich und behaupteten, dass die schon mehrfach Entwürfe für Kunstwerke den weltlichen und geistlichen Obrigkeiten vorgelegt hätten, ohne dass ihnen Bedenken entgegengebracht worden seien. Weiter berichtete der Pfarrer, der Maler von Dachau habe ohne seine Einwilligung mit der "Verfaßung des Altars S.Georgii (welche bidnuß geschnitten werden solte) schon angefangen", vorfinanziert vom Landgericht Dachau. Leider erfahren wir nicht den Namen des Dachauer Malers, der den Altar wohl gefertigt haben dürfte. Denn der nächste Altar wurde erst 1765 erstellt; so lange wird man wohl nicht gewartet haben. Der Schriftverkehr ist aber auch ein Zeichen dafür, wie streng das Ordinariat die künstlerische Ausstattung der Kirchen überwacht hat.


Brand der Kirche 1704

Im Spanischen Erbfolgekrieg (1704-1714) fielen feindliche Soldaten, Österreicher und Engländer in Bayern ein. Auch wenn die Schäden nicht so flächendeckend waren wie im 30jährigen Krieg, wurden einige Orte (insbesondere im Glonntal 33
)), zu denen auch Großberghofen zählte, schlimm verwüstet. 07)
Der Sittenbacher Pfarrer Franz Josef Leb schrieb am 14.9.1704 an das Ordinariat, der Feind habe mit Sengen, prennen, plündern und heuffiger Weckführung (Entführung) des Viehs alles verdörbt". In der Pfarrei habe der Feind sowohl in der Pfarrkirche wie in den 3 Filialen alles zerschlagen, vernichtet, die Kelch, Ciborium, Fahnen, Alben, Chorröcke, die besten Messgewänder, ja sogar alle "Gloggen aus dem Thurm zu Sittenbach,Roßbach und Orthoven herundergeworffen und neben obigen Sachen weckhgefürhet, die Filial Khürchen Grossen Pergkhoven aber gar völlig abgeprennt". Dabei seien die Glocken im Turm geschmolzen und heruntergefallen. Sie hätten auch das Dach des Kirchenschiffs durchschlagen, so "das man in der Kürchen in den haidteren Himmel hinauf sehen und also dermassen khein heylige Meß mehr lesen khan". Sogar das Allerheiligste im Tabernakel ist verbrannt, da niemand zur Stelle war, um es zu retten. Das Gewölbe des Chorraums hatte gehalten. Es war, wie Pfarrer Leb schrieb, "nur etwas wenig zerkloben".
38)

Man reparierte die Kirche notdürftig mit Brettern. Ende November 1704 konnte mit Erlaubnis des Bischofs wieder Gottesdienst gefeiert werden. Über vier Jahre musste man sich mit diesem Notbehelf abfinden, was bei Regenwetter und in der Winterszeit viel Geduld erforderte, schreibt Jakob Mois.
So sagt der Bericht über eine Visitation 1707
08) "Ecclesia igne consumpta, campanae destructae, ita ut miserimus sit aspectus - Tabernaculum et reliqua ommnia conflagrarunt".
Nur die Sakristei, die sich im gewölbten Untergeschoss des Turmes befand, war völlig erhalten geblieben. In diesem Visitationsbericht ist auch die Rede von einer Feld-Kapelle mit dem Patron St.Johannes Baptist ("Sacellum S.Joannis Baptistae, est capella campestris").


Neubau 1709/14
08)
Unter diesen schlimmen Umständen war eine umfangreiche Restauration, die teilweise einem Neubau gleichkam, notwendig.
Die Genehmigung dazu kam am 15. April 1709
Die Baumaßnahme wurde vom Dachauer Maurermeister Gregor Glonner durchgeführt, der auch die Kirchen in Rudelzhofen, Bogenried und Oberbachern errichtete.
Mehr über Gregor Glonner
(ca.1680-1745) erfahren Sie hier...

Die Kosten beliefen sich auf 681 Gulden und 10 Kreuzer (entspricht 200.000 Euro, wenn man die Handwerkerlöhne von damals und heute -2010- vergleicht); dazu kam das Bauholz (80 Stämme), das die Hofkammer in München gegen Erstattung des Fuhrlohns kostenlos abgab und weitere 40 "Saglstämm" und 32 Bäume.

Was wurde renoviert ?
Der Chor blieb zwar in seinem gotischen Mauerwerk erhalten, doch sein Gewölbe musste durch eine Holzlattenverschalung ersetzt werden.
38) Der Turm erhielt den achteckigen Aufbau und als Spitze eine kupfernen Kuppel, die mit Schindeln gedeckt war. Im Dachstuhl ist noch die Jahreszahl 1709 eingeschnitzt. Das Langhaus wurde gegen Westen verlängert; das ist im Inneren an einem Mauerabsatz bei der Empore deutlich zu sehen. Die Decke wurde ebenfalls mit einem Holzlattengewölbe versehen. Von der damaligen Kirchenausstattung ist nur noch der Taufstein erhalten.

Die Weihe des Kirchenbaus und der drei Altäre hat Fürstbischof Johann Franz von Eckher am 6. August 1716 vorgenommen. An diesem Tag spendete er in der neuen Kirche 225 Kindern das Sakrament der Firmung. Die Kinder waren sicher auch aus Orten der weiteren Umgebung zusammengekommen. Der kunstsinnige Bischof regierte sein Bistum von der Reisekutsche aus; er unternahm viele Pastoralreisen selbst in kleinste Dörfer seines Bistums. In seiner Regierungszeit von 1695 bis 1727 hat er 174 Kirchen (darunter Jarzt, Pellheim, Palsweis, Ebertshausen, Hirtlbach, Straßbach, Lauterbach und Kollbach) und ca. 1.100 Altäre und 734 Priester (= 23 pro Jahr) geweiht.
14)


Einrichtung der Expositur 1717
33)
Wohl im Zuge des Neubaus der Kirche "beförderte" man Großberghofen von einer Filiale zu einer Expositur. Offizielle Begründung war, dass der Weg von Großberghofen nach Sittenbach wegen der häufigen Glonnüberschwemmungen oft unpassierbar war. Die Expositur war aber auch weiterhin der Pfarrei Sittenbach unterstellt; dies entsprach der Forderung des Sittenbacher Pfarrers, der aus den wohlhabenden Bauernhöfen aus Großberghofen einen Großteil seines Einkommens als Zehent bezog.

Eine Liste der Expositi finden Sie hier...



Reliquienmonstranz
1735 erhielt die Kirche eine Reliquie vom Haupt des hl.Georg in einer Monstranz mit Silberrelief von Baron v. Hegnenberg-Dux.
08)



Schmidt'schen Matrikel von 1740 02)
In den Jahren um 1740 besuchte Kanonikus Schmidt aus Freising alle Pfarreien des Bistums und verfasste in der nach ihm benannten Schmidt'schen Matrikel kurze Berichte auch über die Filialkirchen. Großberghofen, schreibt er, sei 1717 eine Kuratie geworden und habe einen eigenen Kuraten bekommen. Zu dessen Lebensunterhalt sollte der Sittenbacher Pfarrer neben einem Geldbetrag von 150 Gulden und 2 Schäffel Korn auch 1 Schäffel Weizen beisteuern. Dieses "Getraidt aber verwaigert jetziger Herr Pfarrer", schreibt Schmidt. Doch die Dotierung durch den Pfarrer waren nicht die einzigen Einnahmequellen des Kuraten. Denn die Gemeinde hatte weitere 50 Gulden beigesteuert und ihm eine Wohnung, einen Garten und einen Anger überlassen. Der Kurat im Jahr 1739 hieß übrigens Jacobus Hochenleuthner; er war seit 1736 Seelsorger in Großberghofen.
Die Kirche St.Georg selbst beschreibt Schmidt als schön restauriert; er hat sie somit nach der Renovierung durch Conrad Mayr 1740 besucht. Im Gotteshaus befanden sich damals drei Altäre mit den gleichen Patronen wie heute: Der Hochaltar war dem hl.Georg geweiht. Auf ihm stand der Tabernakel, die Stipes enthielt eine Kreuzreliquie und eine Heilig-Blut-Reliquie, aber keine Georgs-Reliquie. Die Seitenaltäre waren der Jungfrau Maria (unbefleckte Empfängnis) und dem hl.Korbinian gewidmet. Gottesdienste wurden seit Errichtung der Kuratie an allen Sonn- und Festtagen gefeiert. Das Kirchweihfest fiel auf den Sonntag nach Mariä Himmelfahrt (15.Aug). Die Kirche besaß einen Taufstein und die Heiligen Öle. Im Turm hingen zwei geweihte Glocken. Der Friedhof war um die Kirche angelegt; in ihm stand ein Beinhaus. Die Einnahmen verwalteten der Pfarrer von Sittenbach und der Landrichter aus Dachau. Der Bericht schließt mit dem Satz: "Das Vermögen dises Gottshauses wirdet jetziger Zeit gegen 1200 Gulden betragen". Das war nach einer Restaurierung ein hoher Betrag.

Restaurationsarbeiten um 1790
1791 wurde die Kirche von Kasimir Pfaffenzeller aus Hollenbach bei Aichach neu ausgemalt. Davon ist das Dreifaltigkeitsfresko im Altarraum noch erhalten. Es hatte ursprünglich eine breite Umrahmung aus goldgelbem Lorbeergewinde und Rosen auf grauem Ornamentgrund, schreibt Mois
. 08)
Aus dem Jahr 1796 ist bekannt, dass der Maurermeister Franz Xaver Lampel aus Eisenhofen das Kirchendach reparierte. Die Zimmerarbeiten erledigte Andreas Kiening aus Sulzemoos.


Dorfbrand 1823
Bei einem Brand am 17.April 1823, der sich an den Flachsabfällen beim Kötzer-Bauern entzündet hatte
22) , fielen fast alle Häuser des Dorfes den Flammen zum Opfer. Die etwas tiefer liegende Kirche blieb vom Feuer verschont.
In einem zeitgenössischen Bericht
26) heißt es:

Bild aus dem 19.Jh.

"..Alles in der ganzen Umgegend komt mit Löschgeräten, alles was gehen und laufen konnte, war in der möglichsten Schnelligkeit herbeigeeilt, allein für den Hauptbrand doch zu spät, und die liebreiche Hilfe mußte sich blos darauf beschränken, daß nur jene Häuser, die außer der Richtung des Windes standen, nicht durch die Hitze angezündet wurden. Dadurch wurden doch noch 10 Häuser, der Zehentstadel und die Kirche gerettet. Der Wind oder Sturm ging so arg, daß vom brennenden Stroh von Großberghofen in Niederroth noch drei Häuser angezündet wurden, und abbranten..."

Den ganzen Bericht können Sie hier lesen...



Neuausstattung 1859

Im Jahr 1859 wurde die Kirche im neugotischen Stil ausgestattet, in dem sich das Gotteshaus noch heute präsentiert.


Beschreibung von 1884 05)
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München-Freising von Anton Mayer /Georg Westermayer aus der Zeit um 1884 ist auch die Expositur von Großberghofen enthalten. Darin heißt es:
  Expositursitz: Großberghofen, nahe der Glonn an der Straße nach Aichach gelegen. Nächste Bahnstation Dachau, 12 Kilometer entfernt. Nächste Post Schwabhausen, 4 Kilometer entfernt; Postbote von dort.
Expositur: "Präsentationsrecht hat der Pfarrer von Sittenbach. Die Kirchenrechnung weist bei 1040 Mark Einnahmen und 10 Mark Lasten einen jährlichen Reinertrag von 1030 Mark aus.Die Expositur hat 237 Seelen in 39 Häusern. Widdum (=landwirtsch. Pfarrhof): 2 ha, 87 a, 91 qm; 4 Tagwerk Aecker, 4 Tagw. 45 Dezim. Wiesen. Durschnittsbonität: 14. Expositurhaus 1858 erbaut, geräumig, passend, trocken; ebenso die Oekonomiegebäude. Baupflicht: bei beiden die Gemeinde. Beginn der Matrikelbücher: 1800.
Kirche: Erbauungsjahr unbekannt; restaurirt 1871. Zopfstyl (=barock). Geräumigkeit ist zureichend. Baupflicht liegt bei der Kirche. Kuppelthurm mit 2 Glocken, die größere gegossen 1769 von Joh.Laurentius Kraus in München, die kleinere von Bernhard Ernst 1669. Consecrirt (=Kirchenweihe) am 6.August 1716. Patrozinium am Feste des hl.Georgius. 3 Altäre. Cm. (= Friedhof) bei der Kirche, ohne Capelle (= Leichenhaus)., Orgel mit 6 Registern. Gottesdienste an allen Sonn- und Festtagen. Ewige Anbetung 19.März.
Aushilfe in der Nachbarschaft wird geleistet: am 7.Jan und am St.Annafeste (=26.7.) in Hirtelbach; am Herz-Jesu-Feste und am Feste der hl.Katharina (25.November) in Walkertshofen; am Feste Peter nd Paul in Oberroth; am Feste des hl.Sebastian, des hl.Laurentius, am 1.Sonntag im September und am Tage der ewigen Anbetung (9.Nov.) in Sittenbach. Stiftungen: 14 Jahrtage mit Vigil und Requiem, 12 Jahrtage ohne Vigil, 8 Jahrmessen. Meßner und Cantor: ein Ortsangehöriger; eigenes Meßnerhaus nicht vorhanden. Vermögen der Kirche: a) rent.: 19.805 M. 78 Pf., b) nichtrent.: 6179 M. 35 Pf.
In Großberghofen ist keine Schule; die Kinder besuchen die Schule in Walkertshofen."



Verlängerung des Kirchenschiffs 1922
Im Jahr 1921/22 wurde unter Expositus Nikolaus Hofmann die Kirche nach Westen verlängert, um der angestiegenen Bevölkerungszahl Rechnung zu tragen. In diesem Zusammenhang wurde die Kirche auch restauriert. Diese Restauration leitete der Maler Kasimir Pfaffenzeller.



Umpfarrung 1937 35)
Erst vor rd. 75 Jahren wurde im Zusammenhang mit der Umpfarrung von Unterweikertshofen nach Welshofen auch Großberghofen von Sittenbach getrennt und der Pfarrei Walkertshofen zugeteilt. Das Ordinariat in München schrieb damals dem Pfarramt Sittenbach folgenden Brief (v. 4.Febr.1937-Az: Gen.Vic.Nr. 1435, E-Nr.2068):
  "Durch die Einpfarrung von Unterweikertshofen nach Welshofen ist die Expositur Grossberghofen von ihrer Pfarrei Sittenbach geographisch vollständig abgeschnitten worden. Sie ist auch, wenn sie unbesetzt war, immer von Walkertshofen und nie von Sittenbach aus versehen worden. Deshalb haben wir beschlossen, diese Expositur dauernd nach Walkertshofen umzupfarren. Im Einvernehmen mit der Regierung vo Oberbayern führen wir nunmehr diese Umpfarrung mit Wirksamkeit vom 1.Februar 1937 an kanonisch durch, indem wir die Expositur Grossberghofen aller Rechte und Pflichten nach Sittenbach lossprechen und sie dauernd mit allen Rechten und Pflichten der Pfarrei Walkertshofen eingliedern. Zugleich entbinden wir alle gegenwärtigen und künftigen katholischen Bewohner von Grossberghofen aller ihrer Verpflichtungen gegen den Pfarrer von Sittenbach und stellen sie unter die volle Jurisdiction des Pfarrers von Walkertshofen, der auch im Falle einer Erledigung der Expositur letztere mitzuverwalten hat.
Vorstehende Umpfarrung ist am nächsten Sonntag von der Kanzel zu verkünden.
Buchwieser (General-Vikar)"


Renovierung
1975-1977  
für 300.000 DM (davon das Ordinariat rd. 200.000 DM).
Zunächst sollten die neugotischen Altäre als Fehlentwicklung entfernt werden. Doch die Altäre in Großberghofen waren als eines der wenigen erhaltenen Beispiele einer kompletten neugotischen Ausstattung erhaltungswürdig. Deshalb wurden sie in der Kirche belassen und neu gefasst. 25
)



Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige), Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei bzw. den Expositurbezirk.
1796:
Dorf mit Nebenkirche, Gasthofe u. 37 Häusern 50)
1817: Gemein
de mit 167 Einwohnern 07)
1831
: Gemeinde
mit 220 Einwohnern und 38 Häusern (hier gibt es Hopfenanlagen) 34)
1839
: "Das Kirchdorf Großberghofen hat eine zur Pfarre und dem Decanat Sittenbach gehörige Filialkirche St.Georg mit einem
           exponirten Cooperator, liegt noch dermal im Landgericht Dachau und zählt über 200 Einwohner"
01)
1852: Gemeinde mit 73 Familien und 386 Einwohnern
03)
1867: Gemeinde mit 349 Einwohnern, 124 Gebäuden
         Ortschaft mit 192 Einwohnern in 69 Gebäuden
04)
1884: Expositur mit 237 Gläubigen in 39 Häusern.
1925: Gemeinde mit 245 Einwohnern 07)
1996: Ortschaft mit 917 Einwohner 22)



Bittgänge/Wallfahrten:
Aus den wenigen noch vorhandenen Kirchenrechnungs-Unterlagen geht hervor, dass die Großberghofener alljährlich eine Wallfahrt nach Inchenhofen zum hl.Leonhard unternahmen. Der Vorsänger und der Fahnenträger erhielten z.B. 1650: 30 Kreuzer (kr), 1730: 45 Kreuzer.
24)
  Hinweis: Die Wallfahrt zum hl. Leonhard in Inchenhofen gilt als älteste und wichtigste Leonhards-Wallfahrt in Deutschland. Der Aufschwung begann, als 1283 das Kloster Fürstenfeld die bis dahin noch unbedeutende Wallfahrt in der kleinen Kapelle übernahm. Es verhalf ihr binnen weniger Jahrzehnte zu höchster Blüte. Die Wallfahrt selbst geht auf ein Wunder zurück: 1256 sollen Soldaten Votivgaben in der St.Leonhardskapelle gestohlen haben und daraufhin schwachsinnig geworden sein. St.Leonhard war bis dahin ein nur an wenigen Stellen verehrter französischer Heiliger, der als Patron der Gefangenen und der (damals ebenfalls angeketteten) Geisteskranken um Hilfe angerufen wurde. Seine große Bedeutung als Bauernheiliger erhielt er erst im 16.Jh., als die Ketten, mit denen er abgebildet war, als Viehketten missdeutet/umgedeutet wurden. Diese Patronatserweiterung gab der Wallfahrt in Inchenhofen noch einen großen Schub. Bis 1803 unternahmen 167 Pfarreien eine alljährliche Wallfahrt nach Inchenhofen. Heute kommen aus etwa 60 Orten die Wallfahrergruppen, meist zu Fuß, nach "Leachad" , wie Inchenhofen auch genannt wird. Dabei ist nach wie vor der größte Wallfahrtstag des ganzen Jahres der Pfingst-montag, an dem zugleich das Hauptfest der 1659 vom Papst Alexander VII. genehmigten Erzbruderschaft des hl. Leonhard gefeiert wird. 20)

Eine Person aus Berghofen dürfte an der Wallfahrt 1622 oder einem der folgenden Jahre mit besonderer Dankbarkeit teilgenommen haben. Denn im großen Mirakelbuch von Inchenhofen ist zu lesen, dass Elisabeth Perckmayr aus Berghofen im Jahr 1621 drei Tage und drei Nächte starke Geburtsschmerzen erleiden musste, weil sie nicht gebären konnte. Als sie den hl.Leonhard angerufen und gelobt habe, eine Wallfahrt nach Inchenhofen zu unternehmen und 1 Kreuzer in den dortigen Opferstock zu legen, sei alles gut geworden. Der Text steht im Mirakelbuch, unter der Kapitelüberschrift "S.Leonhard erfrewet die schwärlich gebärende Frawen, erlangt auch von Gott den unfruchtbarn Eltern Leibsfrucht und Kinder"; er lautet:
  "XXX. Elisabeth Perckmayrin von Berghoven lag drey Täg und Nächt in grausamen Kindsschmerzen, könte dannoch nit gebähren biß sie sich nach Inchenhofen mit 1 Kreuzer verlobt. Alsdan hat sich geschwind ein frische Frucht erzaigt und ist sie aller Gefahr wunderlich entgangen ". 56)


J
ohanneskapelle
08)
Im Visitationsbericht von 1707 ist auch eine Kapelle zu Ehren von Johannes dem Täufer erwähnt. Es heißt dort, "Sacellum S.Joannis Baptistae" dazu ist mit Bleistift notiert: "est capella campestris" (= Feldkapelle)


Wieskapelle 10), 18)
Von 1745 bis 1803 stand am Ortsausgang von Großberghofen eine Wieskapelle. Mehr dazu auf einer eigenen Seite...


Baubeschreibung

Der heutige Kirchenbau liegt am unteren Ende eines Hangs am Ortsrand, inmitten eines ummauerten Friedhofs. Jakob Mois nennt die Lage "seltsam, weil sonst Kirchen vielfach den höchsten Punkt einnehmen".

Am nur gering eingezogen Chor sind noch die außenliegenden Stützpfeiler aus gotischer Zeit als Halt für das Gewölbe zu sehen; auch im Innern sind die Gewölbeansätze noch zu erkennen.
Das Kirchenschiff besteht nun aus 4 Achsen. Zehn Fenster mit rundverbleitem Antikglas unterschiedlicher Größe und Gestalt erhellen den Kirchenraum.
An der Außenwand ist eine schöne Sonnenuhr angebracht mit der Aufschrift: Der Herr ist mein Licht und mein Heil - IHS, 1953". Die Uhr wurde 1953 erneuert
37). Wenn Sie mehr über Sonnenuhren, insbesondere über die an den Kirchen des Landkreises Dachau angebrachten, erfahren möchten, klicken Sie hier...
Der untere Teil des Langhauses stammt noch aus der romanischen Zeit; als 1953 die Sonnenuhr renoviert wurde, fand man eine kleine zugemauerte Rundbogennische.
08)

Turm


Höhe: 35 m


Turmkreuz


 

 

 

 

Der im unteren Teil quadratische Turm an der Nordseite der Kirche wurde nach der Kirchenrechnung von 1650 kurz vorher neu errichtet und rot gestrichen sowie mit einem Kupferknopf und Fähnchen ausgestattet.
Originaltext: "Ausgab auf Gebey (Gebäude). Zum Neuerpauthen Thurn, welcher negst konfftiges (=nächstes)
                  Jahr Roth angestrichen werden mueß, ainen Kupffern, ganz Verzihnten Knopf unnd fänndl
                  machen lassen 8 fl. "
24)
Das Untergeschoss stammt aus gotischer Zeit
08) ; es ist innen mit einem Kreuzgratgewölbe überdeckt.
Der obere, etwas eingezogene Teil besitzt einen einen achteckigen Grundriss. Er soll um 1714 aufgestockt worden sein. Die Zwiebelkuppel aus Kupferblech über den acht Schallfenstern ist besonders mächtig: sie hat an ihrer breitesten Stelle einen Durchmesser von 7 Metern. Die heutige Kuppel aus Kupferblech wurde 1906 (für 4000 Reichsmark) aufgesetzt; früher war die Kuppel mit Schindeln gedeckt. Der 35 m hohe Turm ist durch Ecklisenen und waagrechte Gesimse gegliedert.
Eine Liste der höchsten Kirchtürme des Landkreises finden Sie hier..

Oben ist der Turm mit einem doppelbalkigen Kreuz, einem sog. Patriarchenkreuz geziert. Diese Kreuzesform ist weit verbreitet und kann verschiedene Ursachen haben. Sie symbolisiert zum einen die erzbischöfliche Metro-politangewalt. Zum andern war sie früher im byzantinischen Gebiet weit verbreitet und verbreitete sich von dort aus im Laufe der Jahrhunderte auch über ganz Europa. Dies gilt wohl auch für das berühmte Scheyrer Kreuz, das im 10.Jh. aus dem Osten über Dachau nach Scheyern kam. Patriarchenkreuze auf den Türmen unserer Gotteshäuser im Dachauer Land zeigen oft besondere Bezüge zum Kloster Scheyern an, können aber auch nur Zeichen sein, dass die Kirche im Erzbistum München und Freising liegt. In Großberghofen hatte das Kloster Scheyern Besitzungen. 45)

Übrigens:
Eines hat die Kirche in Großberghofen mit der Kirche St.Peter in München gemeinsam: Das Kreuz auf der Turmspitze hat -wie das auf dem Alten Peter- die falsche Richtung. Üblicherweise sind die Kreuzbalken quer zum Kirchenschiff, also in Nord-Süd-Richtung, angeordnet. Das Kreuz ist also von Osten und vor allem von Westen in seiner vollen Breite zu sehen. Das hat zwei Gründe:
a) Kirchenbesucher, die -wie hier in Großberghofen- auf die Kirche von Osten oder Westen her zugehen,
    sollen es von vorne erblicken.
b) Außerdem war in früheren Zeiten die Westseite als Gegenstück zur Ostseite (Sonnenaufgang als Symbol
    für Christus) die Richtung, aus der schädliche Einflüsse kamen. Da konnte eine volle Kreuzes-Breitseite zur
 
   Abwehr dieser schädlicher Einflüsse nicht schaden. 32) .
Beim Alten Peter soll einer Sage nach der Teufel das Kreuz gedreht haben. Wer in Großberghofen schuld war, ist (noch) nicht geklärt. Alle übrigen Kirchen des Pfarrverbands Erdweg haben übrigens die Kreuze auf ihrer Kirch-turmspitze ganz korrekt in traditioneller N/S-Richtung montiert.
Glocken
Derzeit hängen im Turm drei Glocken. Zwei davon, aus den Jahren 1947 und 1951 bestehen aus Euphon. Sie wurden von Carl Czudnochowsky aus Erding hergestellt, der einzigen Gießerei, die Glocken aus diesem Material goss
47). Die dritte Glocke wurde 1897 gegossen.
  Frühere Glocken:
In der Kirchenrechnung 1640 ist der Hinweis enthalten, dass die Kirche 100 Gulden an den "Gloggen giesser Bernhardten Ernnst in Minchen ... für die vor Feindts Zeiten (= vor 1632) erhandleten grossen Neuen und renovierten alten Gloggen" bezahlt hat. Bernhard Ernst lieferte auch eine neue Glocke (1669) 16)
.
1769 kam eine weitere Glocke von Joh.Laurentius Kraus dazu  16)
.
In der Beschreibung von 1884 werden nur zwei Glocken genannt: die von 1669 und die von 1769. Die älteste Glocke scheint zu Bruch gegangen zu sein. Allerdings dürften auch diese beiden Glocken von 1669 u. 1769 nicht mehr vorhanden sein. Denn 1897 wurde ein neues Geläute mit drei Glocken beschafft. Mehr haben nicht Platz.

Glockenraub
1917 mussten zwei Glocken für Kriegszwecke abgeliefert werden. Sie wurden vom Turm genommen und für den Abtransport vorbereitet. Doch plötzlich war eine der Glocken, die Ave-Maria-Glocke, verschwunden. Ein Bauer hatte sie gestohlen und im Acker vergraben. So entging sie der Ablieferung; die andere Glocke, die "Große", kehrte nicht mehr zurück. Mehr darüber...
Allerdings war der 1917 geretteten Ave-Maria-Glocke kein langes Leben mehr beschieden. 25 Jahre später, 1942, wurde sie wiederum vom Turm geholt und auch tatsächlich zu Waffen oder Munition eingeschmolzen.

Nach dem 2.Weltkrieg komplettierte man das Geläute wieder
: 1947 wurde sog. Euphon-Glocke (Bronze ohne Zinn - wegen der damaligen Zinn-Not) erworben, ein Jahr später eine Glocke aus einer Zinklegierung, so Jakob Mois. Doch die letztgenannte Glocke hielt nicht lange und musste schon 1951 gegen eine neue Euphon-Glocke ausgetauscht werden 08) .

Der Eingang zur Kirche befindet sich an der Westseite, geschützt durch ein kleines Vorhaus.
Die Sakristei ist ein Rechteckbau mit heruntergezogenem Pultdach. Sie wird von zwei Fenstern im Westen erhellt.

Missionskreuz
Im unteren Teil des Friedhofs steht das Missionskreuz, das an mehrere Volksmissionen in der Zeit von 1930 bis 1995 erinnert. Eine halbkreisförmige Blechabdeckung gibt dem Kreuz Schutz vor der Witterung. Der aufgemalte Text auf der Innenseite lautet: "Im Kreuz ist Heil". Die vergoldeten Zacken auf der Vorderseite der Abdeckung beschreiben den täglichen Lauf der Sonne vom Aufgang im Osten bis zum Niedergang im Westen. So wie die Sonne wieder aufgeht, so ist auch Christus auferstanden und so wird auch der Mensch auferstehen.
28)
Am unteren Teil des Kreuzesstammes ist eine Inschriftentafel mit folgendem Text angebracht:


Missionskreuz

"Am Fuße dieses Missionskreuzes gedenket der Gnadentage der hl.Weltmission, gehalten im Jahre 1930 von den
Redemptoristen, vom 23.April - Juli 1947 von den Franziskanern, vom 27.April - 8.Mai 1966 von Augustiner-Missionaren, Gemeinde-Mission 1977-1978, Orden der Redemptoristen. Gemeinde-Mission 1995, Orden der Redemptoristen.

Im April 2023 wurden der Kreuzesstamm von einem ortsansässigen Zimmerer neu aus Eichenholz gefertigt und die wiederverwen-deten Figuren von einem Kirchenmaler restauriert. Der Burschenverein Großberghofen steuerte die Hälfte der Kosten bei. Das Kreuz wurde Im Rahmen eines Gottesdienstes durch die Gemeindereferentin Brigitta Fottner gesegnet. 53)

 

Hnweis: Die Volksmission geht auf das Konzil von Trient (1545-1563) zurück u.war Teil der kath. Gegenreformation. In Bayern wurde die erste Volksmission 1843 in Tuntenhausen von den Redemptoristen abgehalten. Das kirchliche Gesetzbuch von 1917 schrieb z.B. vor, dass wenigstens alle zehn Jahre eine Volksmission durchgeführt werden solle. Durch die Volksmission sollten die Gläubigen in den katholischen Gemeinden in einer Art Crashkurs von zehn bis fünfzehn Tagen wieder intensiver an die Sakramente, die Glaubenslehren und die Moral herangeführt werden. Dies geschah in der Regel durch speziell geschulte Ordensleute mit besonderen rhetorischen Begabungen. Sie hielten Predigten, luden zur Beichte ein, feierten Messen und hielten zahlreiche Vorträge. Mitunter wurden die Kanzeln in dieser Zeit sehr beansprucht, da die Prediger zur Unterstreichung ihrer Worte des öfteren harte Schläge auf die Holzeinfassung ausführten. Im Vordergrund stand aber nicht die Förderung der christlichen Gemeinschaft, sondern das persönliche Verhältnis zu Gott nach dem Motto "Rette deine Seele". Bei diesen Volksmissionen wirkte bis zum 2.Vatikanischen Konzil noch ganz die alte Frömmigkeitshaltung des Barock nach, auch seine starre Liturgie, bald als dunkle Wucht, bald als feierliche Pracht. Christliche Verkündigung, die Lebensfülle der hl.Schrift, wurde verengt auf moralische Verbote. Damals wurden das 6.Gebot und die Kirchengebote (Keuschheit, Sonntagsgebot, Fasten und Abstinenzen) zum wichtigsten Inhalt katholischen Lebens gemacht. Tugendbündnisse und Jungfrauenkongregationen entstanden. Der Zulauf zu den Volksmissionen war dennoch groß. Heutzutage wird die Volksmission durch neue Formen der Schulungs- und Missions- bzw. Evangelisationsarbeit ersetzt.


Epitaphe an der Südseite der Außenmauer, die überwiegend an die Priester der Expositur erinnern.

  Hinweis: Epitaphe gibt es in unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als Gedächtnismal für einen oder mehrere Verstorbenen in Form einer Steinplatte, die innen oder außen an der Kirchenwand senkrecht aufgestellt wird. Epitaphe wurden für diesen Zweck eigens angefertigt und können künstlerisch aufwändig gestaltet sein; sie sind normalerweise keine früheren Grabplatten.
Epitaph kommt aus dem Griechischen (Epi bedeutet bei, auf und taphos bedeutet Grab). Das Epitaph ist trotz seiner Wortbedeutung "beim Grab" kein Grabmal, weil sich i.d. Regel weder dahinter noch darunter ein Grab befindet.


Kalkplatte, 50x40 cm
(auf der Empore)


Kalkstein, 101x35 cm,
mit Kelchrelief

Kalkstein, 69x38,
mit Kelchrelief

Kalkstein, 63x37
mit Kelchrelief

schwarzer Marmor im Kalkstein-rahmen, 90x64 mit Kelchrelief
und Kreuz (sign.S"Aberl)

aus Kalkstein


Innenausstattung

Altarraum

Der dreiseitig geschlossene, mit einem gotischen Gewölbe und Stichkappen ausgestattete Altarraum ist nicht eingezogen.
(Maße 5,65 Länge, 6,00 m Breite und 6,70 m Höhe). Die Gewölberippen wurden bei der Neugestaltung der Kirche 1714 herausgebrochen. Lediglich an den Wänden des Altarraums kann man den gotischen Gewölbeansatz noch erkennen.
Aus Spuren von Ornamenten im Chorgewölbe lässt sich erkennen, dass die Decke in der Rokokozeit bemalt worden war. Es handelte sich um graugetönte Rocaillen mit gelber und zum Teil vergoldeter Gitterfüllung.
Die früheren bunten, speckigen Chorfenster wurden 1954 durch weiße Antik-Verglasung in Rundverbleiung ersetzt.
Der Fußboden ist mit Solnhofener Platten im Rosenspitzmuster belegt.


Wandfresken
Im Inneren der Kirche wurden in den Jahren 1922 und 1954 alte Fresken aus der Spätgotik bzw. Renaissancezeit freigelegt. 09) Im spitzbogigen Gemälde an der Nordwand des Altarraums wird die Legende vom Kampf des hl. Georg mit dem Drachen und die Rettung der Königstochter Margarete dargestellt. Georg, in Ritterrüstung, reitet auf einem Schimmel und schwingt sein Schwert gegen den bereits auf dem Rücken liegenden Drachen.


Kampf von St.Georg gegen den Drachen
Das Untier ist von zwei Lanzen durchbohrt, eine durchs Maul, eine andere von hinten. Unter dem Drachen ist eine liegende Figur zu erkennen, die wohl den Teufel persönlich darstellen soll.
Das Fresko wurde um 1560 von einem unbekannten Künstler in Grisailletechnik (braun und grau) gemalt.
Eine schrankförmige Aussparung im Bild
rechts vom Drachen weist auf ein früher hier angebrachtes Sakramentshäuschen hin.
37)
 

Hinweis: Der Drache ist ein Wesen, das viele Völker in ihren Mythen (Lindwurm) kennen. In China gilt er als Glück bringend, bei uns im Westen als Bedrohung. Sein Name kommt vom Griechischen drakon = "furchtbar Blickender". Im Alten Testament wird er als Verkörperung des Bösen und als Teufel bezeichnet. Auch Augustinus schrieb: "Der Satan ist ein Löwe im Angriff und ein Drache im Hinterhaltlegen" 29) . In der Apokalypse bedroht der Drache die Frau, die gerade ein Kind geboren hatte. In der religiösen Kunst wird er häufig zusammen mit dem hl.Michael, dem hl. Georg und der hl.Margarete abgebildet. Bei frühen Darstellungen ist der Drache meist schlangenartig und oft mehrköpfig wiedergegeben, seit dem Spätmittelalter eher echsenförmig, oft mit Fledermausflügeln und feurigem Atem. Die Ähnlichkeit der in der religiösen Kunst dargestellten Drachen mit den Sauriern ist frappierend. Zwar war den Menschen des Mittelalters nicht bekannt, dass es Saurier gegeben hat. Doch Skelettfunde dieser Tiere nährten die Gewissheit über die Existenz und das Aussehen der Drachen. Erst 1840 wurden die Saurier als eigene Spezies eingeordnet.


Hinter dem Hochaltar sind an die Wand -nach Jakob Mois- Rankenornamente um ein IHS-Zeichen mit Strahlenkranz gemalt.
Mois spricht auch von gotischen Fresken auf der Südseite rechts und links vom Fenster, die St.Afra auf dem Scheiterhaufen und von St.Sebastian am Baum darstellen, "zarte, gotisch empfundene Gestalten". Diese Fenstergemälde wurden 1954 entfernt und durch weißes Antikglas ersetzt. 08)
An der nördlichen Chorbogenlaibung sei bei der Renovierung der Kopf eines unbekannten Heiligen zum Vorschein gekommen. Die Gesichter all dieser Gestalten waren beim Brand von 1704 schwarz eingefärbt und großenteils zerstört worden. Man hat sie -zum Schutz bis zu einer späteren Freilegung- inzwischen wohl wieder übertüncht.

Deckenfresko

In einem runden Deckenfresko hat der Maler Kasimir Pfaffenzeller aus Hollenbach bei Aichach 1791 in einer Art Bauernmalerei die Heiligste Dreifaltigkeit dargestellt. Damals hatte es noch eine breite Umrahmung aus goldgelbem Lorbeergewinde. Gottvater und Christus thronen auf Wolken, dazwischen erscheint in einer Strahlenglorie die Taube des hl. Geistes. Ein Weihrauchfass schwingen-der Engel schwebt über den Rand des Gemäldes Richtung Altar hinaus.
mehr über Pfaffenzeller erfahren Sie hier ...


Hl.Dreifaltigkeit

Das Bild wurde beim feindlichen Einfall im Spanischen Erbfolgekrieg (1704) - im Gegensatz zum Gemälde im Langhaus- nicht zerstört, sondern "nur etwas zerkloben" und danach wieder hergestellt. 21) .
Das Bild wurde 1888 übermalt und bei der Renovierung 1922 wieder freigelegt
08) . Dabei dürfte es nochmals übermalt worden sein.

Es ist 3,30 x 3,10 m groß. 21)

 
Hinweis: Die Gestalt der Taube für die künstlerische Darstellung des Heiligen Geistes gründet sich auf den Bericht der Taufe Jesu im Neuen Testament. Danach fuhr der Heilige Geist in leiblicher Gestalt auf Jesus hernieder wie eine Taube (Lk., 3,22). Obwohl dies nur bedeutet, dass sich der Geist bewegte wie eine Taube, nicht aber aussah wie ein Vogel, wählte man die Taube als Symbol für die sonst nur schwer greifbare dritte Person Gottes. Das Konzil von Nicäa im Jahr 325 hat dies sogar empfohlen. Papst Benedikt XIV verbot 1745 die Darstellung der dritten göttlichen Person in Menschengestalt, wie sie vereinzelt immer noch vorkam (so z.B. im Deckengemälden der Schlosskapellen in Haimhausen und Unterweilbach).



Choraltar / Hochaltar

Hochaltar/Choraltar und Seitenaltäre sind beachtliche Beispiele neugotischer Altargestaltung aus dem Jahr 1859 nach Entwürfen von Kaspar von Zumbusch aus München (für 1200 Mark) 08) . Der Choraltar ist ein dreiteiliger Schreinaltar. Sein Holz ist grau, goldfarben und bunt gefasst (= bemalt).

In der Mitte des Hochaltars befindet sich vor goldenem Hintergrund eine prächtige Figur des
hl. Georg
, der auf einem Schimmel reitet und den Drachen mit einer vergoldeten Lanze attackiert.
Der Drache ist seit alters her ein Symbol für das Böse. Hier wird er sogar als Satan dargestellt, mit wutverzerrtem Gesicht, mit Hörnern auf dem Kopf, Klauenhänden und Fledermausflügeln.
Darüber schwebt ein Engel mit dem Schriftband "Gloria in excelsis Deo".



St.Georg kämpft
gegen das Böse

Gold ist die Farbe der Sonne, des Himmels und des göttlichen Lichts. Wird -wie hier- der Hintergrund eines Gemäldes in Gold gestaltet, soll damit eine himmlische Szene dargestellt werden.

Eine gleiche Figur stand früher übrigens auch in der Freisinger Pfarrkirche St.Georg; sie ist jetzt im Diözesanmuseum, dem weltgrößten Museum religiöser Kunst außerhalb des Vatikans, zu sehen.
Jakob Mois vermutete, dass eine Reiterfigur über dem Drachen am Stadel des Wildmoos-Hofs zwischen Indersdorf und Langenpettenbach vom ehem. Hochaltar in Großberghofen stammt.

Assistenzfiguren sind der hl. Florian in römischer Rüstung mit einer brennenden Kapelle zu seinen Füßen (rechts) und der hl.Leonhard mit Kette und Stierkopf (links). Das im Jahr 2013 aufgenommene Foto zeigt St.Leonhard mit der Kette an der linken Hand. Tatsächlich hatte ihm der Künstler vor 230 Jahren die Kette aber in die rechte Hand gegeben. So war es auch noch 2005, wie ein Bild aus dieser Zeit erkennen lässt.
Die in Baldachin-Nischen stehenden Figuren wurden 1775 vom Maler Johann Benedikt Speth (Specht) aus Dachau (+1780) für 12 Gulden gefasst. Die Säume der Kleider sind vergoldet. Jakob Mois meinte dazu:
                     "... auf Alabaster arth weiß ..., die Säume der Kleider mit seinem Goldt vergoldt, auch die Pfriem vergoldt,
                          daß selbige mit goldt eingefaßet.


St.Leonhard




Hinweise: Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I., dass viele von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen - und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete. Als die Leonhardsverehrung nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere, weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete. In Bayern erreichte die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt. Man nannte ihn auch den bayerischen Herrgott. Am Leonhardstag, dem 6. November werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen.

St.Florian war um das Jahr 304 Offizier der zweiten italienischen Legion des römischen Heeres. Er war in St.Pölten in Oberösterreich stationiert. Nachdem der Christ geworden war, trat er aus der Armee aus. Wegen seines Glaubens wurde er verhaftet und nach vielen Martern mit einem Mühlstein um den Hals in die Enns geworfen. Florian ist der erste österreichische Märtyrer und Heilige. In seiner Jugend soll er ein brennendes Haus durch sein Gebet gerettet haben; aber erst im 15. Jh setzte sich diese Überlieferung durch, die heute seine Bedeutung als Schutzpatron vor Feuersgefahr begründet.


St.Florian

 


Der neugotische Schrein-Tabernakel mit kielbogigem oberen Abschluss und drei Fialen besitzt eine Drehnische.
Zu beiden Seiten des Tabernakels zwei 46 x 30 cm große Reliefs mit fliegenden Anbetungsengeln.
 

Im Antependium des Hochaltars sind neben einem Maßwerkkreuz vier 40 x 31 cm große biblische Darstellungen von Opferungen aus dem alten Testament enthalten (zwei Darstellungen signiert mit "AB"):


Moses und das SchlangenbildnisAbel und sein gerechtes OpferAbraham und IsaakOpfer des Melchisedek
Opfer-Darstellungen des Alten Testaments

Ganz links: Moses und das Schlangenbildnis (4. Buch Mose Kap.21, Verse 4-9). Moses wird mit einer Art Hörnern abgebildet. Es sind aber keine Hörner, sondern Strahlen. Sie symbolisieren den Glanz seines Gesichts als er vom Berg Sinai herab kam. In der Bibel steht dazu: Als Mose vom Sinai herunterstieg, hatte er die beiden Tafeln der Bundesurkunde in der Hand. Er wusste nicht, dass die Haut seines Gesichts Licht ausstrahlte, weil er mit dem Herrn geredet hatte (Ex 34,29).


Moses und das Schlangenbildnis
Auf dem Weg durch die Wüste wurde das Volk verdrossen und fragte Mose: Warum hast du uns aus Ägypten geführt, dass wir sterben in der Wüste? Denn es ist kein Brot noch Wasser hier, und uns ekelt vor dieser mageren Speise. Da sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk; die bissen das Volk, dass viele aus Israel starben. Da kamen sie zu Mose und sprachen: Es war nicht recht, dass wir uns gegen den HERRN und gegen dich aufgelehnt haben. Leg doch beim HERRN ein Wort für uns ein, damit er uns von diesen Schlangen befreit! Und Mose bat für das Volk. Da sprach der HERR zu Mose: Fertige eine Schlange aus Bronze an und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben. Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie hoch auf. Wer gebissen wurde und auf diese Schlange sah, blieb am Leben.

daneben: Abel und sein vor Gott gerechtes Opfer (1. Buch Mose Kap.4, Verse 2 ff). Im Bild kniet Abel vor dem Opferaltar.
Über den Wolken blickt Gott (mit dreieckigem Heiligenschein=Dreifaltigkeit) wohlgefällig auf das Opfer nieder.


Opfer des Abel

Abel, der zweite Sohn Adams und Evas, besaß eine Schafherde (Hirte), während Kain den Acker bestellte (Ackerbauer). Der Rauch von Abels Opferfeuer, in dem ein Lamm lag, stieg senkrecht zum Himmel auf, während das Getreideopfer seines Bruders Kain nur qualmte und der Rauch sich auf der Erde ausbreitete. Darüber maßlos erbost, erschlug Kain seinen Bruder. Der Gottesfürchtige wird von seinem Neider getötet.

halb rechts: das Opfer des Abraham. Am Holzstoß Isaak, links im Gestrüpp der Widder, der dann anstelle von Isaak geopfert wurde (1. Buch Mose Kap.22, Vers 6 ff).

Opferung Isaaks
Abraham wurde von Gott auf die Probe gestellt und sollte seinen einzigen legitimen Sohn Isaak opfern. Als Abraham tatsächlich den Isaak als Opfer darbringen wollte, griff Gott ein und wies Abraham an, anstelle des Knabens einen Widder zu opfern, der sich im Gestrüpp verfangen hatte. Neben der Aussage, dass Gott keine (damals übliche ?) Menschenopfer wünscht, wird die Begebenheit als Vorbild für den Opfertod Christi (Gott opfert seinen einzigen Sohn) gesehen.

ganz rechts: Das Opfer des Melchisedek.
(1. Buch Mose, Kap.14, Verse 18-20)


Opfer des Melchisedek

Melchisedek war zu Zeiten Abrahams Priesterkönig von Salem (=Jerusalem). Er segnete Abraham, als der von seinem Sieg über Kedor-Laomer zurückkehrte und brachte im anschließenden Dankopfer für den Sieg Brot und Wein als Opfergaben dar. Wegen der Übereinstimmung der Opfergaben wurde er im Christentum als Vorläufer von Christus angesehen. In der christlichen Kunst soll die Darstellung des Opfers von Melchisedek auf die lange Tradition des Messopfers mit Brot und Wein hinweisen.

Vorgängeraltäre
Vorgängeraltäre des Choraltars wurden kurz nach dem 30jährigen Krieg um 1660 und im Jahr 1765 (von Ignaz Niggl aus Sulzemoos) um 138 Gulden erstellt.
Über das Aussehen des Rokokoaltars von 1765 gibt es Angaben in den Kirchenakten: Der Altar besaß vier Säulen und "zwey große Tragstein", an dem Retabel "eine Glori mit gewilcht (=Gewölk) und Engl köpf geziert". Auf der Dachung der zwei vorderen Säulen saßen 2 Engel, das obere Corpus (=Altarauszug) hatte Verzierungen in Schnitzarbeit. Neben dem Altartisch standen "zwey borth dall" (=Portale). Der Tabernakel war mit vier Tragsteinen und mit Schnitzarbeit verziert. "Für all dieses erhielt Meister Niggl 138 fl. ", heißt es in den Akten.


E
wig-Licht-Ampel

Mitten im Altarraum hängt an drei Ketten die Ewig-Licht-Ampel aus der Zeit des 19.Jh.
Sie besteht aus versilbertem Messingblech. Das Muster, ein Engel mit Spruchband, ist eine feine Treibarbeit. Treibarbeit bedeutet, dass das Kunstwerk durch Hämmern von der Rückseite her über einer nachgiebigen Unterlage erstellt wurde.

Ewig-Licht-Ampel
Hinweis: Das rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt oft als Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. In der Anfangszeit des Christentums gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der wachsenden Verehrung der aufbewahrten Eucharistie bildete sich etwa seit dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel, wo das Allerheiligste aufbewahrt wird, heraus. In der Grundordnung des Römischen
  Messbuchs heißt es: "Nach überliefertem Brauch hat beim Tabernakel ständig ein mit Öl oder Wachs genährtes besonderes Licht zu brennen, wodurch die Gegenwart Christi angezeigt und geehrt wird".

 

Zelebrationsaltar

Der Zelebrationsaltar ist eine Rückkehr zu den Wurzeln der Eucharistiefeier. In Großberghofen wurde er um 1970 aus der früheren Kommunionbank erbaut. Es handelt sich um einen Holztisch, der auf 10 Balustern ruht. Die Altarplatte ist an der schmalen Frontseite mit Kreuzreliefs verziert.


Zelebrationsaltar


Der Zelebrationsalter ersetzt nun liturgisch voll den Hochaltar. 44)

zur Geschichte der Zelebrationsaltäre: hier klicken...

 

  Hinweis: Die Kommunionbänke entwickelten sich aus den Cancelli (lat.Gitter), den Altarschranken altchristlicher Kirchen, die den Gemeinderaum, d. h. das Kirchenschiff, vom Altarraum trennten. An diese Kommunionbank knieten sich früher die Gläubigen, die kommunizieren wollten. Der Priester reichte von der dem Altarraum zugewandten Seite der Kommunionbank die Hostie aus dem Kelch. Ein Ministrant hielt unter das Kinn des Gläubigen die Patene, um ein Herunterfallen der Hostie zu vermeiden. Im Rahmen der Liturgiereform um 1970 wurde die Kommunionbank in den meisten Kirchen abgebaut, um so eine Einheit zwischen dem Priester und der Gemeinde zu schaffen. Zudem ist nach herrschender Auffassung der Altar auch Tisch des österlichen Mahles; von ihm empfangen die Gläubigen die Kommunion.



Kirchenschiff / Langhaus

Das Kirchenschiff ist mit einem Tonnengewölbe bedeckt. Es ist durch 24 aufgemalte Quadrate gegliedert. In der Mitte ein leeres Vierpass-Feld mit Stuckrahmen. Auch das vergitterte Heilig-Geist-Loch besitzt einen stuckierten Rahmen.


Decke im Kirchenschiff
Die von der Hermann und Richard Huber aus Dachau stammenden Malereien wurden im Jahr 1954 aufgebracht; sie überdecken frühere Bemalungen (eine Quelle spricht auch davon, dass die frühere Bemalung beseitigt worden sei). Das Landesamt für Denkmalpflege hatte die Restauration des Deckengemäldes gefordert. 08) .
Die erste Erwähnung einer Bemalung stammt aus dem Jahr 1775; damals hatte die Langhausdecke Kartuschen.
Im Jahr 1888 wurde die Decke mit "Tapetenmustern und einem blauen Himmelsgewölbe mit Goldsternen" gestaltet.
Von 1922 bis 1954 standen Bibelsprüche in den Ornamentrahmen.
08)

 

Seitenaltäre

Linker Seitenaltar
Die Seitenaltäre stehen schräg, damit in der nur 6 m breiten Kirche die Sicht auf den Hochaltar nicht versperrt wird. Es handelt sich nicht um Säulenarchitekturen, sondern um Schreinaltäre, die entweder 1859 mit dem Hochaltar, oder etwas später, im Jahr 1870 erstellt wurden. Sie bestehen aus Holzretabeln, die grau und golden gefasst sind. Die Mittelnische und die beiden kleineren Seitennischen beherbergen Heiligenfiguren. Auf beiden Altären stehen Tabernakel mit vergoldeten Türen.
Die Vorgänger-Seitenaltäre hatten gemalte Altarblätter von Maria und Korbinian.

Rechter Seitenaltar

Linker Seitenaltar

Der linke Seitenaltar ist ein Marienaltar:
In der Mittelnische eine Figur der Muttergottes, dargestellt als Immaculata, als unbefleckte Empfängnis. Der Kopf ist von einem Kranz aus 12 Sternen umgeben; ihr Fuß zertritt der Schlange den Kopf.

Immaculata
Die zwölf Sterne erinnern an die Apokalyptische Frau, die Johannes in der Geheimen Offenbarung beschrieben hat. Sie war in der Vision vom Strahlenkranz der Sonne umgeben, über ihrem Haupte standen zwölf Sterne als Symbol für die zwölf Stämme Israels

Assistenzfiguren sind die hl. Katharina (links, mit Schwert) und die hl. Barbara mit Schwert und Turm (rechts). Sie standen schon 1775 dort.

St.Katharina
Hinweise: Katharina, die Königstochter aus Zypern, ist eine legendäre Gestalt. Sie soll im Jahr 306 wegen ihres Glaubens und ihrer großen Überzeugungskraft ausgepeitscht, gerädert und -als das Rad zerbrach- enthaup-tet worden sein. Seit dem ausgehenden Mittelalter gehört sie zu den beliebtesten Heiligen und wurde deshalb im 15. Jh der Gruppe der 14 Nothelfer (Patronin der Theologen, Lehrer und Frisöre; Helferin bei Migräne) zugerechnet.  Festtag: 25.Nov.   Barbara ist eine legendäre Person. Das bildschöne Mädchen soll von ihrem heidnischen Vater, dem reichen Dioskuros von Nikomedia, während einer längeren Geschäftsreise in einen Turm geschlossen worden sein, um sie am Heiraten zu hindern. Barbara ließ im Turm ein Bad bauen, aber nicht wie vom Vater angeordnet mit zwei, sondern mit drei Fenstern, als Zeichen der Verehrung der Dreieinigkeit.

St.Barbara
  Als der Vater zurückkam und merkte, dass sie Christin geworden war, ließ er sie geißeln, mit Keulen schlagen, die Brüste abschneiden und mit Fackeln brennen. Schließlich enthauptete der Vater die Tochter selbst, worauf er sofort von Blitz getroffen wurde. Barbara gehört zu den 14 Nothelfern. Sie ist Patronin der Bergleute und -wegen des präzisen Blitzschlags- der Artilleristen. Festtag: 4.Dez.


Rechter Seitenaltar


Am rechten Seitenaltar steht in der Mitte die Figur des Bistumspatrons, des hl. Bischofs Korbinian mit dem beladenen Bären am Fuß des Sockels. Korbinian (um 670 in Frankreich geboren) war der erste Bischof von Freising.

St.Korbinian
Als bei einer Romreise ein Bär seinen Esel tötete, band Korbinian die Traglast dem Bären um, der sie nach Freising brachte.

Bär des hl.Korbinian

Assistenzfiguren sind kleineren Statuen der Heiligen Sebastian und des Johannes d.Täufers. Die Johannesfigur stand früher auf dem Deckel eines inzwischen nicht mehr vorhandenen hölzernen Taufsteins.


St.Sebastian

 

 

Sebastian soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde gewesen sein. Auf Befehl des Kaisers Diokletian wurde er wegen seines Glaubens mit Pfeilen durchschossen. Er erholte sich aber durch die Pflege von St.Irene, der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein. Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt. Gedenktag: 20.Januar   Johannes der Täufer (ein Verwandter Jesu) war Bußprediger am Jordan und taufte dort auch Jesus. Später wurde er auf Wunsch der Herodias, der Geliebten von Herodes und ihrer Tochter Salome enthauptet. Mit den Worten "Dieser ist das Lamm Gottes, das die Schuld der ganzen Welt wegnimmt" hatte Johannes den Messias angekündigt (Johannes 1,29). Deshalb wird er in der Kunst häufig mit einem Lamm und mit dem Spruchband "Ecce agnus dei" am Kreuzstab abgebildet. Gedenktag: 24.Juni


Joh.der Täufer

 

 


Kirchenbank-Wangenzur Beschreibung der ApostelleuchterAuferstandener Christuszum KanzelkreuzKirchenbank-WangenKreuzwegbilderzur Beschreibung der Mater dolorosazur Beschreibung der OrgelSt. RochusVortragekreuzzur Beschreibung des Zelebrationsaltars
zur jeweiligen Beschreibung per Mouseklick ins Bildzum Deckenfreskozum ChoraltarVortragekreuzLinker Seitenaltarrechter SeitenaltarZelebrationsaltarzum Vortragekreuz

Kanzel

Die Kirche hat keine Kanzel mehr. Aus dem Jahr 1871 ist bekannt, dass eine von Kaspar Zumbusch entworfene neue Kanzel eingebaut wurde. Bei der Restaurierung 1954 hat man sie entfernt, weil sie nach Ansicht von Experten zu klobig war.

Kanzelkreuz und Mater Dolorosa

An der Südwand hängt das Kanzel-kreuz, ein Dreinagelkruzifix, aus dem 19.Jh. 37)
Das Haupt Jesu ist mit dem nur göttlichen Personen vorbehaltenen dreistrahligen Heiligenschein hervor-gehoben.

Kanzelkreuz
Hinweis: Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz,
weil es in der Regel der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist. Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung Christi zum Inhalt haben.
Unter dem Kreuz steht auf einem marmoriertem Sockel eine ältere Figur der Mater dolorosa, der Maria unter dem Kreuz, aus der Zeit um 1750 22) mit Helmkrone und Schwert in der Brust sowie einem Kranz von 12 Sternen um das Haupt.

Mater dolorosa
Hinweis: Das Schwert in Marias Brust
erinnert an das Simeonwort im Lukasevangelium (Kap 2,35) bei der Darstellung im Tempel: "Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen".


Apostelleuchter

An den Wänden des Kirchenschiffs sind die Apostelleuchter in Form von vergoldeten Schmiedeeisenranken angebracht. Die Apostelkreuze sind an die Wand gemalt. Um das Jahr 2012 wurden sie renoviert.

Hinweis: Apostelleuchter erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. 

Apostelkreuz




Kreuzwegbilder


Die unter der Empore konzentrierten Kreuzwegbilder wurden 1955 von Toni Mayer gemalt. Es sind Kopien des von Joh.Bapt.Enderle geschaffenen Kreuzwegs in Hammerstetten bei Wettenhausen in Schwaben. 08)

Die letzte Tafel ist signiert mit "T.Mayer 1954 nach Enderle". Es sind 34 x 29 cm große Ölbilder auf Pappe 37).
Sie ersetzten einen Kreuzweg, der nach den Kirchenrechnungen 1866 beschafft worden war.
08)

Hinweis: Seinen Ursprung hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem den Leidensweg Jesu nachzugehen. Wenn Sie mehr über die Geschichte des Kreuzwegs und seine Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken Sie hier...

klicken Sie auf die Bilder

1. Station
Jesus wird von Pilatus
zum Tod verurteilt
2. Station
Jesus nimmt das Kreuz
auf seine Schultern
3. Station
Jesus fällt zum ersten Mal
unter dem Kreuze
4. Station
Jesus begegnet
seiner Mutter Maria
5. Station
Simon v.Cyrene hilft Jesus
das Kreuz tragen
6. Station
Veronika reicht Jesus
das Schweißtuch dar
7. Station
Jesus fällt zum zweiten Mal
unter dem Kreuze  
             
8. Station
Jesus tröstet die
weinenden Frauen
9. Station
Jesus fällt zum dritten Mal
unter dem Kreuze
10. Station
Jesus wird seiner
Kleider beraubt
11. Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
12. Station
Jesus stirbt am Kreuz
13. Station
Jesus wird vom Kreuz
abgenommen
14. Station
Jesus wird ins Grab gelegt



Kirchenbänke
Die Kirchenbänke (9 Reihen links, 10 Reihen rechts) haben noch geschnitzten Wangen mit Blütenreliefs aus der Mitte des 19.Jh. 37)
Hinweis: Schon vom Frühchristentum an bis in die neueste Zeit hinein knieten und saßen die Kirchen-besucher in den Kirchenbänken oder standen im Raum nach Geschlechtern getrennt. Damit sollte im Gotteshaus eine zu große "sündige" körperliche Nähe zwischen Männern und Frauen verhindert werden. Dies war in allen drei Hauptkonfessionen (Kath., Evang., Orthodox) so.
  In katholischen Kirchen sitzen gewöhnlich die Männer rechts und die Frauen links. Einen eindeutigen Grund für diese "Seitenwahl" gibt es nicht. Jedenfalls gilt im traditionellen Raumprogramm der Sakralarchitektur die Epistelseite als Männerseite und die Evangelienseite als Frauenseite. Seit dem letzten Konzil gibt es diese Trennung nicht mehr. Viele Pfarrer propagieren sogar das Gegenteil und bitten Familien, zusammenzubleiben. Dennoch sind auf der Frauenseite nur selten Männer zu finden. Weibliche Kirchenbesucher sind insoweit flexibler. Oft wurden auch die Patrone der Seitenaltäre nach der Geschlechtszugehörigkeit ausgewählt: Seitenaltäre mit Christus oder einem männlichen Heiligen als Patron sind in der Regel rechts, Marienaltäre dagegen links zu finden. So auch in Großberghofen (links St.Maria, rechts St.Korbinian).



Figuren im Kirchenschiff

An der Nordwand steht eine große Figur im Strahlenkranz, die sowohl den auferstandenen Christus als auch den Herz-Jesu-Heiland darstellt. Sie wurde wohl schon im 18.Jh 37) geschnitzt, aber in neuerer Zeit (1954) überarbeitet mit einem Strahlenkranz versehen und neu gefasst. Nach Großberghofen soll sie durch Vermittlung des Landesamts für Denkmalpflege gekommen sein.


Auferstandener

 

Die große Figur steht auf Gewölk. Der linke Fuß ist leicht zurückgesetzt. Der Auferstandene trägt einen über dem linken Oberarm gehaltenen rot/goldenen Umhang, der den rechten Oberkörper mit der Seitenwunde und den rechten Arm mit dem Segensgestus frei lässt. In der linken Hand hält er einen Kreuzstab; die sonst übliche Siegesfahne fehlt. Die Figur strahlt -unterstützt durch den zurückgesetzten und unbedeckten linken Fuß- eine heitere Gelassenheit und Lockerheit aus.

Hinweis: Der Figurentypus des Auferstandenen entwickelte sich aus dem Erbärmde-Heiland. Dieser wiederum geht der Überlieferung zufolge zurück auf Papst Gregor den Großen, dem bei einer Messe über dem Altar die Leidenswerkzeuge Christi und der lebend aus der Grabkufe aufsteigende Schmerzensmann erschienen sein soll. Aus den Wundmalen habe sich das Blut in den auf dem Altar stehenden Kelch ergossen. Die Figur wird auch Erbärmdechristus oder lat.imago pietatis genannt. Der aufrecht stehende, mit einem Lendentuch bekleidete und oftmals die Dornenkrone tragende Christus zeigt seine Wunden. Aus dieser Darstellung des Erbärmde-Heilands entwickelte sich der Salvator Mundi, der Welterlöser oder der Auferstandene mit der Siegesfahne in der Hand, dessen Gesichtszüge mehr die Glorie als die Schmerzen widerspiegeln.


St.Rochus
Im hinteren Bereich der Südwand steht eine Figur des hl. Rochus mit Hut, Pilgerstab und Pestbeule am Bein. Die Figur ist in barockem Stil gearbeitet, obwohl sie wohl erst im 19.Jh geschnitzt worden sein dürfte.

Hinweis: Rochus (1295-1327) trat in den Dritten Orden der Franziskaner ein und begab sich auf Pilgerfahrt nach Rom; unterwegs half er bei der Pflege von Pestkranken. Er wurde selbst pestkrank (Pestbeule am Oberschenkel) und zog sich in eine Hütte im Wald zurück. Dort pflegte ihn ein Engel und ein Hund brachte ihm Brot, bis er genesen war und heimkehren konnte. Daheim wurde er für einen Spion gehalten und bis zu seinem Tod eingekerkert. Rochus wird in einigen Gegenden zu den 14 Nothelfern (zuständig für Bein- und Knieleiden) gerechnet.



Vortragekreuze, Kreuzstangen und Fahnen

In der Kirche befinden sich ein Vortragekreuz, zwei Kreuzstangen und eine Prozessionsfahne.


Vortragekreuz
Eines davon ist ein Holzkreuz mit einem Corpus in den Formen des Historismus. Das Kruzifix steht auf einer Kugel (Weltkugel ?), auf denen die Buchstaben IHS eingraviert sind. Dabei handelt es sich um das Namenssymbol Jesu.

Vortragekreuz
Ein weiteres Kruzifix zeigt einen Corpus in den Formen des Früh-barocks. Der Corpus besitzt eine Inkarnat- und Goldfassung.
Ein modernes Vor-tragekreuz besteht aus Metall. In seiner Mitte befindet sich ein Kristallblock, der die Stelle Christi einnimmt.


Vortragekreuz

In der Zeit der Bittgänge und Prozessionen (um Pfingsten) ist in der Kirche die schöne Pro-zessionsfahne mit Stickereien zu sehen. Bild und Text sind der Muttergottes gewidmet.


Prozessions-
fahne

Bei Gebetsprozessionen (Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben. Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg. Die ältesten Vortragekreuze stammen schon aus dem 6.Jh.




Opferstock


Der schöne Opferstock mit den vier Schlossgurten aus dem 17. Jh steht nicht mehr in der Kirche. Er ist im nahe gelegenen Huttermuseum untergebracht.
Der Opferstock besteht aus einem großen ausgehöhlten Holzstock, der mit Metall ummantelt ist. Der Stock ist im unteren Bereich ausgehöhlt. Von dort ist im massiven Holz ein schmaler Schlitz bis zum oberen Ende herausgearbeitet, durch den das Geld in die Höhlung fällt.
Das Türchen unten, aus dem das Geld vom Mesner entnommen werden kann, ist mit schweren Eisenbändern und massiven Vorhängeschlössern gesichert.

Opferstöcke gibt es schon seit vielen Jahrhunderten. Im Jahr 1213 ordnete Papst Innozenz III. das Aufstellen von Opferstöcken an, um damit den Kreuzzug von Damiette (1217-1221) zu finanzieren.
49)


Opferstock

In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken Sie hier...


Orgel

Die Orgel mit dem dreiteiligen, im Mittelteil etwas überhöhten klassizistischen Prospekt wurde von Franz Borgias Maerz im Jahr 1879 für die Kirche St.Johannes in Emmering errichtet. Die Großberg-hofener kauften das Instrument im Jahr 1929.

Mehr über den
Orgelbauer Franz Borgias Maerz...


Orgel

Die Orgel besitzt ein Manual und 7 Register. Der Spieltisch steht frei. Das Instrument hat folgende Disposition: 52)
Manual: (C-f') Principal 8', Gedackt 8', Gamba 8' Octav 4', Flöte 4', Mixtur 3f 2'
Pedal: (C-c') Subbaß 16'
Koppeln:          I/P

Die Maerz-Orgel von 1879 ersetzte ab 1929 ein Werk, das der Orgelbauer Peter Moser im Jahr 1848 eingebaut hatte. 13)
Mehr über den Orgelbauer Moser...




Allgemeines zur Orgel - Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum Klingen gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes (weltliches) Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt sie zur Verschönerung des Gottesdienstes bei. Der Orgelprospekt, die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch Künstler gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch die harmonische Anordnung der Pfeifen wirkt.


Weihwasserbecken

Am Eingang der Kirche ist ein Weihwasserbecken aus Rotmarmor mit der Inschrift
"Caspar Planck 1613" angebracht.
Hinweis: Das Weihwasser an den Türen jeder katholischen Kirche, mit dem sich die Eintretenden in
           Kreuzesform bezeichnen, soll an die Taufe erinnern.



Geißelheiland

In der Friedhofskapelle/Leichenhaus steht eine große Figur des Geißelheilands, der mit den Händen an eine Säule gekettet ist. Die Figur war 1950 vom Hutter-Vater aus seiner heimatkundlichen Sammlung gestiftet worden. Der Überlieferung nach soll sie aus dem 1802 abgerissenen Kloster Taxa stammen. Hände und Füße sind ergänzt, die Geißelsäule neu geschnitzt.

Geißelheiland
Die Figur im Leichenhaus sollte nach dem Willen des Stifters an die frühere Wieskapelle in Großberghofen erinnern. Dieses Gotteshaus stand seit 1747 vor dem südlichen Ortsausgang (Flurbezeichnung Kapellenacker) und besaß ebenfalls eine Nachbildung des berühmten Heilands in der Wieskirche bei Steingaden. Auch diese Kapelle ist bei der Säkularisation 1803 abgerissen worden; die damalige Figur ist nicht erhalten. Mehr darüber finden sie hier...
Hinweis: Die ersten Darstellungen von Jesus an der Geißelsäule entstanden zwar schon im Mittelalter. In den Landkreis Dachau gelangten vereinzelte Bilder jedoch erst im 17.Jh. Die große Verbreitung dieser Darstellungen setzte noch 100 Jahre später, nach dem Wunder in der Wies (1738) ein. Der Heiland auf dem Bild beim Wiesbauern bei Steingaden soll Tränen vergossen haben. Daraufhin begann eine Wallfahrt und die berühmte Wieskirche wurde gebaut. Die meisten der rd. 15 Geißelheiland-Darstellungen im Landkreis Dachau wurden nach dem Vorbild des Wies-Heilands gestaltet; so auch in der Friedhofskapelle in Großberghofen.



St.Georgs-Reliquiar
08)

Nicht mehr in der Kirche aufbewahrt wird das 43 cm hohe St.Georgs-Reliquiar aus dem Jahr 1735, das aber in späterer Zeit noch verändert wurde. Es besteht aus getriebenem und punziertem Kupfer, das vergoldet und versilbert ist. Um ein Silberrelief des hl.Georg sind Kartuschen mit Steinen sowie Blüten und 2 Strahlenkränze voreinander angebracht. In die Brust von St.Georg ist das Schaugefäß mit kleinem Strahlenrahmen eingearbeitet. Darin befinden sich sechs Glassteine und als Reliquie Teile des Hauptes von St.Georg. Gekrönt wird das Reliquiar mit einem Kreuz und fünf Steinen. Gestiftet wurde das Reliquiar von Baron von Hegnenberg-Dux.


Expositurhaus

Das 1859 im sog. Maximilianstil errichtete Expositurhaus Großberghofen beherbergte bis zur Gründung des Pfarrverbands Erdweg im Jahre 1973 insgesamt 18 geistliche Herren.

Die Finanzierung des Expositur-Pfarrhofs war ein Problem, weil die Pfarrei Sittenbach nichts dazu beitragen wollte. Jedenfalls klagte die Gemeinde Großberghofen in einem Schreiben an das Ordinariat in Freising, es sei ihr nicht möglich, die 4.500 Gulden allein aufzubringen.
Mehr über den Bau und Umbau des Pfarrhofs können Sie auf der Internetseite von Otto Kinatheder erfahren, klicken Sie hier...


Huttermuseum
früh. Expositurhaus
Der Expositur-Pfarrhof wird 1884 von den Historikern und Theologen Mayer/Westermayer 05) wie folgt beschrieben:
    "Widdum: 1 ha 36 a 29 qm Aecker;
    4 Tagw. 45 Decim. Wiesen. Bonität: 14.
    Expositurhaus geräumig, passend, trocken;
    ebenso die Oekonomiegebäude.
    Baupflicht bei beiden die Gemeinde.
    Beginn der Matrikelbücher 1800".

Nach umfangreicher Renovierung in den Jahren 1990-1996 23) wurde im Erdgeschoss des Hauses ein Versammlungsraum für die Dorfgemeinschaft und in den Obergeschossen das Huttermuseum untergebracht. Im Museum sind dem neben bäuerlichen Geräten und Hausrat, einer Schusterwerkstatt und Trachten auch häusliche und kirchliche Andachtsgegenstände aus der näheren Umgebung zu besichtigen. Ein Besuch in diesem Museum, in dem zusätzlich auch wechselnde Ausstellungen veranstaltet werden, lohnt sich. Das ehemalige Expositurhaus ist ein geschütztes Baudenkmal. 58)

Wenn Sie auch andere Pfarrhöfe im Landkreis sehen möchten, klicken Sie hier...



Heiliges Grab

Im Huttermuseum ist auch ein Heiliges Grab aus der Kirche St.Georg aufgebaut. Dieses Hl.Grab war 1871 (andere Quelle: 1860 51)) von Schreinermeister Josef Pfeil aus Walkertshofen erstellt worden. Die Bemalung der Aufbauten hatte I.Weinzirl aus Isen übernommen.
1955 wurde es auf Initiative des Fördervereins Hutter Heimatsammlung e.V. renoviert. Dabei hat man es etwas verkleinert.

Heiliges Grab
Aber es gab schon früher ein Hl.Grab in Großberg-hofen. In der Kirchenrechnung von 1730 ist vermerkt, dass für das Aufstellen und Abbauen des hl.Grabes eine Vergütung gezahlt wurde (Originaltext: "Von aufmach und wider abbrechung dess heyl.Grabs 45 kr"). 24)


Hinweis: Der Brauch des Hl.Grabes stammt aus der Barockzeit und diente der Veranschaulichung des Heilsgeschehens.
Die ersten Heiligen Gräber entstanden durch Wallfahrer, die aus dem Heiligen Land zurückkehrten und daheim Nachbildungen des historischen Grabes errichteten. Eine Hochblüte erlebte der Brauch in der durch das Konzil von Trient (1545-63) eingeleiteten Gegenreformation. Die Jesuiten sahen im Heiligen Grab ein "spectaculum sacrum", ein heiliges Schauspiel, das für die Gläubigen das Heilsgeschehen eindrucksvoll veranschaulichte. Spectacula sacra waren in der ganzen Barockzeit ein beliebtes Mittel der Glaubensverkündigung.
Die Kulissen der heiligen Gräber wurden im Laufe der Zeit immer größer. Es entstanden fantastische Scheinarchitekturen mit biblischen Landschaften, mit Engeln und Wachsoldaten; im Zentrum Felsengrotten, in die man eine Figur von Christi Leichnam legte. In manchen Pfarreien standen fromme Bürger, als römische Soldaten oder als Engel verkleidet, am Grab.

In der Zeit der Aufklärung und der Säkularisation (ca. 1780-1820) wurde das spectaculum sacrum verboten. Doch staatliche Verbote haben in Glaubenssachen meist keine große Wirkung. Ab der Mitte des 19.Jh. lebte der Brauch wieder auf und führte zu einem neuen Höhepunkt; die Pfarreien wetteiferten miteinander in der prunkvollen Ausgestaltung.

Erst nach dem 2.Vatikanischen Konzil (1962-65) kam der Brauch zum Erliegen, weil er nicht mehr zur neuen Liturgie der Kartage passte. Leider wurden damals viele der Kulissen verbrannt oder entsorgt. Denn in den letzten Jahren werden in vielen Kirchen wieder Heilige Gräber aufgestellt. Wenn auch die kunsthistorischen Gründe für die Renaissance des Brauchs überwiegen, so kommen doch am Karfreitag Abend und Karsamstag Vormittag viele Gläubige in die Kirche, um sich in dieser, alle Sinne berührenden Umgebung, in das Leiden und Sterben Christi zu vertiefen.
31)

Inzwischen gibt es im Landkreis Dachau wieder mehrere Kirchen, in denen ein Hl.Grab errichtet wird. Im Jahr 2007 waren dies Altomünster, Dachau-Mariä-Himmelfahrt, Dachau-Heilig-Kreuz, Dachau-St.Jakob, Ebertshausen, Hirtlbach, Kloster Indersdorf, Weichs und Riedenzhofen. Wenn Sie interessiert sind, klicken Sie hier...


Schrazllöcher
Nach Angaben des Landesamts für Denkmalpflege gibt es am Südhang des Kirchbergs ein unterirdisches Gangsystem mit charakteristischen Nischen in den Gangwänden ("Schrazllöcher"). Mehr zu Schrazllöchern...

Hans Schertl

Quellen:
01) Johann Nepomuk Buchinger, Geschichtliche Nachrichten über die ehmalige Grafschaft und das Landgericht Dachau,1844
      (Zahl aus: Handbuch für Oberbayern 1839)
02) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
03) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches Bayern, 1852
04) Arthur von Ramberg,Joseph Heyberger, Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern, Band 5, 1867
05) Anton Mayer /Georg Westermayer : Statistische Beschreibung des Erzbistums München-Freising. München 1874-1884
06) Theodor Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts Freising, 1909 (Nr. 395)
07)
Josef Scheidl, Kreisheimatpfl. , Die Bevölkerungsentwicklung des altbayer. Landgerichts Dachau, in ZBLG 3, S.376 (1704)
08) Jakob Mois,Geschichtliche Notizen über Kirchen im Landkreis Dachau, ca.1950, unveröffentlicht (1657,Malerei, 1954,u.a.)
09) Heimatbuch des Landkreises und der Stadt Dachau, 1971
10) Pfarrer Jakob Mois, Eine verschollene Wieskapelle im Dachauer Land, Amperland 1973/2
11) Wilhelm Störmer, Adelige Eigenkirchen u.Adelsgräber-Denkmalpflegerische Aufgaben,1975, ZBLG 38, S.1142-1158 (UrkNr)
12) Königlich Bayerischen Intelligenzblatt für den Regen-Kreis-vom 17.11.1824 (Pfaffenzeller)
13) Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5. L
14) Jakob Mois,Konsekrationsbuch des Fürstbischofs Eckher, 1982 (Altarweihe 1716)
15) Max Gruber, Für Dachau u.Hinterland bis 1800 tätige Architekten, Bau-u.Maurermeister, Amperl 1982 (Lampel, Mayr C)
16) Max Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer, Amperland 1984/2 Bernhard Ernst, Kraus

17) Max Gruber, Im Amperland tätige Zimmermeister, Amperland 1986/4 (Andreas Kiening)
18) Robert Böck,Wallfahrt im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
19) Wolfgang Altmann, Neue archäologische Funde der Kelten und Römer im Dachauer Land, Amperland 1992/1
20) Angelika Petitini, Leonhardsverehrung u. Wallfahrt in Inchenhofen, Augsb. Volkskundliche Nachrichten, 1995, Heft Nr.2
21) Bauer/Rupprecht, Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, 1996
22) Faltblatt des Pfarrgemeinderats Großberghofen, der Ort und die Kirche St.Georg, 1996
23) Otto Kinatheder/Mathias Reiss, Der Pfarrhof zu Großberghofen, 1996 (https://www.fam-kinateder.de/pfarrhof.html)
24) Robert Böck, Kirchenrechnungen Landgericht Dachau, 1996 (Turm und Glocken 1650)
25) Alte Kirche jetzt im neuen Glanz, Dachauer Neueste vom 8.Dez. 1977
26) Georg Seitz, Mesmer, Die Geschichte des großen Brandes und die Wiedererbauung des Dorfes Großberghofen. 30.März 1824
  Abschrift durch Simon Hutter 1922, transkripiert von Blasius Thätter, Walkertshofen, 1965.
Der Mesmer konnte schreiben und lesen. Das war für die damalige Zeit keine Selbstverständlichkeit. Seitz war im Kloster Taxa als Schuster beschäftigt gewesen und kam dort wohl mit den Schriften des früheren Taxaer Barockpredigers Abraham a Santa Clara in Berührung. So wie der Mönch schreibt auch Seitz in anschaulichen Worten und in bilderreicher Sprache.
Die Geschichte können Sie hier lesen...
27) Huttermuseum-Schrifttafel, 2003 (1427)
28) Manfred Bergmeister, Grabkreuzausstellung Hebertshausen, 2007 (Missionskreuz Überdachung)
29) Heinrich und Margarethe Schmidt, die vergessene Bildersprache christlicher Kunst, 2007 (Augustinus)
30) Klaus R.Witschel, Vor-u.frühgeschichtliche Siedlungsspuren im Umland von Röhrmoos, Röhrm.Heimatblätter 2013 (Gutshof)
31)
Münchner Kirchenzeitung vom 25.3.2015 (Historik Hl.Grab)
32) Eva Maria Bast, Was der Teufel mit dem Turmkreuz trieb, Münchner Merkur v. 25.11.2015
33) Jakob Mois, Zur Geschichte der Kirchengemeinde Großberghofen, unveröffentlicht
34) Eisenmann-Hohn, Topo-geographisch-statistisches Lexicon vom Königreiche Bayern, 1831 (Statistik)
35) Brief des Ordinariats des Erzbistums München und Freising an das Pfarramt Sittenbach v. 4. Febr.1937-
       Az: Gen.Vic.Nr. 1435, E-Nr.2068 (Umpfarrung)
36) Benjamin Emonts, Der Raub der Glocke, DAH-SZ vom 24.12.2014
37) Kunsttopographie des Erzbistums München und Freising, 1982
38) Aus der Geschichte der Dorfkirche von Großberghofen, Internetseite der FFW Großberghofen, Zugriff 2016
39) Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, Band 6, herausgegeben vom historischen Vereine Obb, 1844/45
40) Pastoralblatt für die Erzdiöcese München und Freising von 1876 (Pfr.
Doni-9.11.; FranzX. Renner-19.10.)
41) Karl Meichelbeck / Anton Baumgärtner, Geschichte der Stadt Freising und ihrer Bischöfe, 1854 S. 4
42) Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
43) Historischer Atlas von Bayern, Altbayern Reihe I Heft 11-12: Die Landgerichte Dachau und Kranzberg, S.46
44) Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz Hochaltar)
45) Karte mit Besitzungen und Pfarreien der Abtei Scheyern bei der Ausstellung 900 Jahre Kloster Scheyern, 2019
46) Digitales Archiv des Erzbistums München und Freising; Signatur BB001/1/1, FS113
47) https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenglocke#Euphonglocken
48) Prof.Dr.Wilhelm Liebhart, Kleinberghofen oder Großberghofen, Kulturspiegel Altomünster, 2020/09
49) Hans Kratzer, Milde Gaben, harte Strafen, SZ vom 20.1.2021
(Opferstock)
50) Adrian von Riedl, Reise Atlas von Bajern oder Geographisch-geometrische Darstellung aller bajrischen Haupt- und
     Landstrassen mit den daranliegenden Ortschaften und Gegenden: nebst Kurzen Beschreibungen alles dessen, was auf und an
     einer jeden der gezeichneten Strassen für den Reisenden merkwürdig seyn kann, 1796
51) Graberlschaun im Huttermusesum, Dachauer Nachrichten vom 12.4.2022

52) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)  
53) Der katholische Volksfreund-Wochenschrift für häusliche Erbauung u. Belehrung des kath.Volkes v. 18.12.1852 (Exp Aigner)
54) Restauriertes Missionskreuz gesegnet, Dachauer Nachrichten vom 4.5.2023 (Missionskreuz)
55) Renate Zauscher, Das Inferno, Dachauer SZ vom 26.5.2023 (Brand 1823)
56) Dallmayr Martin, "Synopsis Miraculorvm Et Beneficiorum Seu Vincula Charitatis, Lieb-Bänder vnd Ketten-Glider, Welche
      berührt, und ubernatürlich an sich gezogen der wunderthätige Magnet, Abbt und Beichtiger S.Leonardus, durch dessen
      himmlische Kraft bey dem ferr. und weltberümbten Gottshaus zu Inchenhofen in ObermBayrn, von vier hundert Jahren her,
      über 3000 Wunderzaichen und Gutthaten geschehen" MDZ

57 "Im 17. und 18. Jahrhundert galt Augsburg als das Zentrum der Silber- und Goldschmiede. Mehr als 200 Meister dieser Zunft
  waren hier ansässig und exportierten ihre Schöpfungen in die gesamte Welt. Sowohl der österreichische als auch der bayerische Hof zählten zu den finanzkräftigen Kunden und ließen virtuose Objekte für ihre Kunstsammlungen kreieren. Aber nicht nur das! ...Der Pinienzapfen wird als Punze zum Zeichen dieser ersten Adresse für Gold und Silber. Aufgrund dieser Marke und der sogenannten Meistermarken ist es möglich, heute jedes Objekt exakt seinem Schöpfer zuzuordnen. Glanzvolle Objekte sind Synonym der Kreativität der Meister, aber auch Ausdruck eines ästhetischen Empfindens, das zur Grundlage des Mä- zenatentums wurde. - Quelle:Informationstafel im Schloss Unterwittelsbach, 2023
58 Liste der Baudenkmäler in Erdweg, D-1-74-118-17, Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler-Stand 16.9.2023

70 Bilder: Hans Schertl (69), Pfarrverband (1)

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

5.1.2023

Pater Vitus Pichler SJ
(1670-1736)

gebürtig aus Großberghofen, war von 1712-1731 Professor des Kanonischen Rechts in Dillingen und Ingolstadt und genoss als solcher einen großen Ruf. Seine Handbücher "Kandidat des Kirchenrechts" (1716 geschrieben, 5 Bände) und "Summe des ganzen Kirchenrechts" (1723) erlebten zahlreiche Auflagen. Seine Schrift "Kandidat des Kirchenrechts" (1733, 2 Bände) war in Österreich das offiziell vorgeschriebene Handbuch. Außerdem veröffentliche Pichler, neben anderen kanonischen Werken polemische Schriften über das Papsttum und Luthertum, die Augsburger Confessio sowie eine "Theologia polemica" (2 Bände), von der bis 1755 etwa zehn Auflage erschienen sind. Pater Pichler starb 1736 in München 08).

Jakob Mois nach Bernhard Duhrs Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge
(4.Bd, 2.Teil, Regensburg 1928)


Liste der Expositi von Großberghofen   23)

Ein Expositus ist ein Geistlicher, der eine Expositur leitet.
Eine Expositur (aus lat. 'herausgestellt') ist die Filiale einer Pfarrei, die seelsorgerisch wie eine eigene Pfarrei (mit eigenem Geistlichen und eigenem Pfarrgemeinderat) geführt wird, deren Vermögen aber von der Mutterpfarrei mitverwaltet wird.

Expositus
von -bis
Expositus
von -bis
Anton Ertl  1717 - 1728 Andreas Aigner
ab 1845 Coop in Haimhausen
53)
1852 - 1860
Josef Zwerger   1728 - 1736 Franz Xaver Großkopf 1860 - 1862
Jakob Hohenleithner  1736 - 1742 Joh. Nepomuk Reithmayr 1862 - 1868
Bartholomäus Schwaiger  1742 - 1747 Franz Xaver Renner 40)
   danach Pfarrei Arget
1869 - 1876
Joh. Georg Waldherr
    Erbauer der Wieskp
1747 - 1759 Kaspar Doni
   vorher Kaplan in Bergkirchen 40)
1876 - 1888
Lorenz Anton Wachter   1759 - 1772 Alois Edfelder 1888 - 1893
Leonhard Hueber  1777 - 1792 Joseph Denk 1894 - 1895
Ägidius Daubenberger  46)
    (Pfarrer in Sittenbach) 
1792 - 1816 Johann Baptist Brenner 1895 - 1902
Patriz Anton Lauinger 
   später Pfr.inBiberach
1816 - 1820 Nikolaus Hofmann 1902 - 1922
Matthias Bauer   1820 - 1825 Silvester Bachmeier 1922 - 1927
Michael Mayr  1826 - 1837 Georg Hackl 1927 - 1931
Georg Thalhammer  
1838 - 1839 Johann Nepomuk Kroiß 1931 - 1936
Michael Hofer  1840 - 1840 Albert Steigenberger 1937 - 1945
Benedikt Vogel   1840 - 1846 Josef Stich 1946 - 1948
Josef Wurm  1846 - 1850 Jakob Mois
   zugleich Heimatforscher
1948 - 1956
Josef Krepl  1850 - 1852 Anton Poos 1957 - 1958
      Reinhold Barth  1960 - 1973
       


Beerdigung Expositus Hofmann
Amperbote vom 7.6.1922

Großberghofen - Am Fest Christi Himmelfahrt durchlief noch spät am Abend die traurige Nachricht den Ort, daß Hochwürden Herr Expositus Nikolaus Hofmann einem Herzschlag erlegen sei. Am Montag den 29. Mai, fand die Beerdigung statt - nicht bloß unter Beteiligung der ganzen Gemeinde, sondern auch der Umgebung.
Waren doch allein schon über 20 geistliche Herren anwesend, um ihrem nun verstorbenen Mitbruder die letzte Ehre zu erweisen. Offiziator war Hochwürden Herr Dekan Höckmayr von Schwabhausen. In warmen Worten gedachte derselbe des segensreichen Wirkens des nun Heimgegangenen in Inzell, Mammendorf, Anger und seit 20 Jahren in Großberghofen, dessen Kirche ihr im letzten Jahr in anerkennenswerter Weise renovieren ließ.
Das Urteil des Volkes, das so oft, so auch hier, das richtige sagte, war: Hochwürden Herr Expositus Hoffmann war ein beliebter Priester, zu dem die ihm vertraute Herde wohl Vertrauen hatte, er war hoch talentiert, wegen Kenntlichkeit aber verhindert von seinen hohen Geistesgaben noch erfolgreicheren Gebrauch zu machen, er war aber auch ein guter Mann, dessen Blüte nur, wie es er meist zu geschehen pflegt, sehr oft missbraucht wurde.

Epitaph
Wie wir hören, findet am Dienstag, den 13. Juni um halb 9:00 Uhr, ein weiterer Gottesdienst statt. Möge der Verstorbene,
der nur 48 Lebens- und 24 Priester Jahre erreichte, nun in Gott im ewigen Frieden ruhen.

(Recherchiert von Hubert Eberl, Bergkirchen)


Der Raub der Glocke
von Benjamin Emonts

Am 1. März 1917 verordnete das deutsche Kriegsministerium die Beschlagnahme eines Großteils der aus Bronze gegossenen Kirchenglocken. Mehr als 60 000 Glocken wurden im Kaiserreich für die Herstellung von Waffen eingesammelt, eingeschmolzen und zu Munition und Waffen verarbeitet.

In Großberghofen wurden zwei der drei Glocken für Kriegszwecke beschlagnahmt. Der patriotisch gestimmte Expositus Nikolaus Hoffman war damit einverstanden. Unter der Dorfbevölkerung allerdings herrscht allgemeiner Jammer. Noch am selben Tag hat man die zwei Glocken, acht und zwölf Zentner schwer, vom Kirchturm heruntergenommen. Acht Tage lang lagen sie auf dem Friedhof hinter der Kirche. Eines Nachts war die Ave-Maria-Glocke verschwunden. Niemand kannte den Täter, den Grundxxxx und den Ort wo sie verblieben war. Das Militär und die Gendarmerie verhörten tagelang die Dorfbewohner, sie kontrollierten die Höfe, durchsuchten die Städel. Aber ohne Ergebnis.

Nur der Schuster Simon Hutter, nach dem heute das Großberghofener Heimatmuseum benannt ist, ahnte, wer der Dieb sein könnte. Er hatte mitbekommen, dass der Bauer Feicht am Tag nach dem Diebstahl in aller Herrgottsfrühe vom Eggen zu seinem Hof heimgefahren ist. Hutter kam das merkwürdig vor. Am Abend schlich er sich zu dem frisch bearbeiteten Acker und stocherte mit seinem Degen im Erdreich. Plötzlich spürte er etwas Hartes; es war die Glocke, "einen gut Männerschuh" tief vergraben.
Hutter verständigte am nächsten Morgen den Bürgermeister Hacker und den Kirchenpfleger Kneiling. Die drei beschlossen Stillschweigen -auch gegenüber dem patriotisch gestimmten Expositus und dem Bauern Feicht, dem sie nicht über den Weg trauen. Sie wollen erst das Ende des Kriegs abwarten.
Im Frühjahr 1919 gruben sie die Glocke aus -gegen den erbitterten Wiederstand von Bauer Feicht, der schon Kontakt zu einem Altmetallhändler aufgenommen hatte. Die Ave-Maria-Glocke wurde wieder aufgezogen. An einem Freitag, zum Rosenkranzbeten, läutete sie wieder.
Ein gutes Ende nahm die Geschichte freilich nicht, berichtete Hutter. Am 15. Januar 1942 wurde die Glocke wiederum vom Kirchturm genommen und zu Waffen umgegossen.

Quelle: Benjamin Emonts, Dachauer SZ vom 24.12.2014


Maler Kasimir Josef Pfaffenzeller

Nach der Kulturdatenbank-Wittelsbacherland stammte der Kirchenmaler Kasimir Josef Pfaffenzeller aus Adelzhausen, heiratete 1796 und erwarb das Anwesen Nr. 8 in Hollenbach. Er war der Begründer der Malerfamilie Pfaffenzeller; seine Söhne S... u. Michael waren ebenfalls Maler. Der Hausname "Moier" besteht heute noch in Hollenbach und weist auf den Maler.

Kasimir Pfaffenzeller wurde 1824 auch dadurch bekannt, dass er für seine Gartengestaltung auf dem Central-Landwirtschaftsfest (beim Oktoberfest) 1824 mit einem Preis ausgezeichnet wurde, weil er "das Ausgezeichnetste in der Landwirthschaft geleistet" hat. Er war auch im "Verzeichnis derjenigen Individuen des Königreiches Bayern, welche bei der Feier des Central-Landwirtschaftsfest im Jahre 1824 gewürdigt wurden" aufgeführt. Und im Königlich Bayerischen Intelligenzblatt für den Regen-Kreis-vom 17.11.1824 war folgende Laudatio zu lesen:  
  "Kasimir Josef Pfaffenzeller, Maler zu Hollenbach, Landg.Aichach im Oberdonau-Kreise. Dieser schuf durch die Arbeit seiner und seiner Familie Hände das ihm durch die Vertheilung der Gemeindegründe zugefallene, mit Pfützen angefüllte, ungefähr 7 Tagewerk haltende Kruchenmoos in einen herrlichen Garten um, legte in der Mitte desselben einen Fischweiher an, bepflanzte den kultivierten Grund mit vielen tausend der fruchtbarsten Obstbäume, und verwandelte durch die schönen Alleen diesen vorher verödeten Platz in eine wahrhaft malerische, das Aug entzückende Gegend. Auch widmete sich dieser eifrige Beförderer der Kultur seit 26 Jahren mit vorzüglichem Eifer der Obstbaumzucht, und suchte durch Abreichung junger Obstbäume und durch Belehrung nicht nur den Sinn bei seinen Nachbarn zu wecken, sondern reichte aus seiner Obstbaumschule die schönsten jungen Bäume an die benachbarten Städte und die ganze Gegend ab". 12)

Quellen:
- http://kulturdatenbank-wittelsbacherland.de/
- Wochenblatt des Landwirtschaftlichen Vereins in Bayern, Band 15
- Königlich Bayerischen Intelligenzblatt für den Regen-Kreis-vom 17.11.1824
- Beschreibung sämmtlicher Oktoberfeste zu München seit ihrem Entstehen, enthaltend eine ausführliche Darstellung aller
                   Feyerlichkeiten, sow wie ein Verzeichnis der Preiseträger eines jeden Jahres, 1827



Die Geschichte des großen Brandes und
die Wiedererbauung des Dorfes Großberghofen 1823

Geschrieben von Georg Seitz, Mesmer am 30.März 1824.
Abschrift durch Simon Hutter

Das große Unglük, und die große Hilfe.
Wenn es sollte Menschen in die Hände kommen (die Chronik), die dieß Ort unbewußt wär, so wird beigesetzt, daß dieß Dorf "Großberghofen", K&puml;niglich Landgericht Dachau, im Isarkreis, an der Straße von München nach Aichach, eine Stunde von der Post Schwabhausen, hat 37 Häuser und 220 Einwohner.

Dieses Dorf wurde am 17. April 1823 mit einer furchtbaren Feuersbrunst heimgesucht. An dem genanten Tage, an einem Donerstag, 8 Tage vor dem Patrozinium des Georgi, Tags um 3/4 11 Uhr Mittags, da wurde der Meßmer als Thor ausgelacht, da es bei vielen geheißen, was macht der Meßmer heut schon Freitag, daß er zusammen läutet, aber deroweil wurde Sturm geschlagen, bis das Geschrei erscholte "Feuer", beim K&puml;tzerbaurn brennts.

Das Feuer kam im Bakhaus aus, wo sie Agen vom gebrochenen Flachs brannten. Auf dem Bakofen lag weißes Gsott, welches in Folge großer Sprünge des Bakofens, durch welche die Flammen schlugen Feuer fing. Der schr&puml;kbar gehende Wind trug das brennende Gsott fort, und sogleich stand der Haker-Stadel in Flammen, wo alles Pferd und Rindvieh verbrannte. Lauter mit Stroh gedekte Scheuern, und da stand alles mit unglaublicher Schnelligkeit im Feuer, ehe man zu Hilfe greifen konnte, in der Zeit von nicht ganz 3/4 Stunden standen 26 Wohn-Häuser, nebst Scheuern, Ställen, Bakhäuser, im ganzen 53 Firste im schreklichen Brande. Eine schauerlichere Stunde, als diese, kann es wahrlich nicht mehr geben. Das Gerassel des Feuers, das Krachen der einstürzenten Gebäude, das Toben und Sausen des heftigen Nordwestwindes, das Jammern und Hilfegeschrei der Unglüklichen, das Daherlaufen der Rettenden, die wimmernden Schläge der Sturmgloken machten einen Eindruk, der durch Mark und Bein ging, und den keine Zeit mehr verl&puml;schen kann.

Noch immer, wenn wir davon reden, oder reden h&puml;ren, durchdringt uns eine wehmütige Empfindung. Das kgl. Landgericht Dachau, Indersdorf, Altomünster, Odelshausen, ja alles was in der ganzen Umgegend komt mit L&puml;schgeräten, alles was gehen und laufen konte, war in der m&puml;glichsten Schnelligkeit herbeigeeilt, allein für den Hauptbrand doch zu spät, und die liebreiche Hilfe mußte sich blos darauf beschränken, daß nur jene Häuser, die außer der Richtung des Windes standen, nicht durch die Hitze angezündet wurden. Dadurch wurden doch noch 10 Häuser, der Zehentstadel und die Kirche gerettet. Der Wind oder Sturm ging so arg, daß vom brennenden Stroh von Großberghofen in Niederoth noch drei Häuser angezündet wurden, und abbranten.

Als nun die Häuser zusammengefallen, und in einen glühenden Schutthaufen verwandelt waren, standen, knieten, oder saßen, etwa auf einem halb verbranten Balken die Verunglükten davorhin, Händeringend sich wiendend nicht mehr weinend, sondern heulend. Endlich erhoben sie sich, Mütter mit ihren Kleinen, auf den Armen oder an der Hand führend, Väter mit den wenigen noch geretteten Habschaften, die Alten, die vor Elend kaum mehr wanken konten und suchten bei den Nachbarn Herberge. Jetzt war aber das Elend nochmals das, daß man in auswärtige Ortschaften gehen mußte, um Herberge zu bekommen, im Dorf war es unm&puml;glich, soviel Leuth und Vieh unterzubringen, weil nur mehr drei Bauern waren. Gneiling,- Raich,- und Grubbaur. So mußten sich einige nach Eisenhofen, Oberroth, Erdweg, Walkertshofen, ja sogar bis Welshofen flüchten, um Unterschlupf zu bekomen.
So verging dieser für Großberghofen stets unvergeßliche Abend. Wie der erste Schlaf mag ausgefallen sein kann sich leicht jeder denken, aber der doch nicht so, als der, der es selbst schon erfahren hat.

II. Der dritte Tag darauf war der Sontag, anstatt des feierlichen Gottesdienstes hielt der Seelensorger eine stille hl. Messe. Vor dem Anfange derselben wandte er sich zum Volke, um einiges zum Troste zu reden.
Allein kaum waren einige Worte gesprochen, so ert&puml;nte schon ein allgemeines Schluchzen, dann weinen überlaut. Es waren auch viele Leute von auswärts gekommen, um das Elend zu sehen, auch diese weinten mit, und man sah in der ganzen Kirche kein trokenes Auge mehr. Als nun die hl. Thränen = Meße geendet war, gingen viele wieder auf dem gewohnten Wegen ihren Brandstätten zu und überließen sich mit den Ihrigen den Gefühlen des Schmerzes.

Vorzüglich war ein Beispiel heiliger Ergebung. Ein Mann stand mit den Seinigen vor dem abgebrannten Haus, und sprach mit festen Blik zum Himmel "Herr auf dich werfe ich alle meine Sorgen, du kanst den wieder heilen, den du geschlagen hast." Der Erfolg zeigte, daß sein Vertrauen nicht zu Schanden wurde.
Acht Tage darauf war der Markustag, alwo sehr viele Leute zusamenkomen auf dem Petersberg, die da ihren Bittgang dahin machten. Da hatte eben unser Herr Expositus Mathias Baur die Predigt und brachte unterdessen an die ganze umliegende Gegend die Bitte vor, uns in dieser großen Noth nicht zu verlassen. So wurde ein solches Mitleid erregt, das alles in lautes Weinen ausbrach, ja Hr. Expositus Baur selbst konnte sich nicht mehr enthalten von Thränen, und alles wurde zum Mitleid derart bewegt, daß in ganz kurzer Zeit von allen Seiten Hilfe herstr&puml;mte, ohne von Abbrändlern gebeten zu sein.

In dieser h&puml;chst betrübten Stimmung und Lage versuchte der Seelsorger nach dem Unglüke die niedergedrükten Gemüther doch in etwas wieder aufzurichten. Er zeigte ihnen auch Gott den Vater der Armen und Bedrängten, von dem alle Hilfe k&puml;mmt, und sagte ihnen von der sicheren Hoffnung, daß Gott gewiß Hilfe durch gute Menschen senden werde. Es war noch sehr kalt und sehr vielen Leuten waren auch alle Schuhe verbrannt und siehe Wunder, den andern Tag kamen schon von umliegenden Schuhmachern so viele neue Schuhe, daß den Nothleidenden, die es so notwendig bedurften geholfen war, und von da an kam von allen Seiten Hilfe, daß man sich wundern muß, wie es m&puml;glich ist, dass Gott so viel Liebe in den Herzen der Menschen erweken kann.

Man kann zwar kein Urtheil fällen, über dieß große Unglük, so uns getroffen, man muß es der allerweisesten Vorsehung Gottes überlassen, da es nun einmal geschehen war, suchten wir unsern besten Trost in der heiligen Wahrheit, daß es gewiß eine heilsame Zulassung deßjenigen sei, ohne dessen Wissen und Willen kein Haar von dem Haupte fällt, der die Geister zu seinen Boten, und die Feuerflammen zu seinen Dienern macht.

Dem kgl. Landrichter Titl. Hr. v. Eder fordert es in Wahrheit die Pflicht des Dankes, daß es die verunglükten Großberghofer niemals vergessen, und es jederzeit dankbar anrühmen, wie thätig und kräftig daß k&puml;nigliche Landgericht in allen Angelegenheiten sich ihrer angenomen habe. Es standen die Häuser noch in Flammen, also auch sind sogleich K&puml;niglich Beamte von Dachau, Hr. Landrichter Eder, sein Schreiber und Gerichtsdiener Buchner erschienen. Ihre erste Angelegenheit war, sich zu benehmen, was jetzt das allernotwendigste sei, und wie an allerersten und schnellsten geholfen werden kann. Sie machten alsogleich Anstalt, daß Speisegetreid zum Besten der Verunglükten abgeliefert wurde. Herr Pfarer Niklas von Arnbach brachte das erste Getreide, 2 Scheffel Korn, und auch sogleich ein Fuder Stroh, und ein Fuder Grummat. Ebenso kam es von Hr. Pfarern von Oberoth, von Walkertshofen, und Welshofen, wie auch von unserm Hr. Pfarer von Sittenbach. Von dem hatte jeder Häusler ein halbes Scheffel, und jeder Baur ein Scheffel Korn bekommen. Dann von Hr. Grafen von Weikertshofen ebenfalls ein jeder 1 halbes Scheffel Korn und 1 Zt. Heu. Vom untern Wirt in Weikertshof jeder 1/2 Scheffel Korn, von hiesigen Knailingbaurn Johann Westermayr jeder Häusler 4 Viertel Korn, die Bauern 1 Scheffel, weil sein Hof gerettet wurde. Dann kam noch an Geld milde Gaben und Beiträge an die Verunglükten, als Hr. Verwalter Bergmann von Weikertshofen, und unsern Hr. Expositus Baur, sowie auch von einigen unbenannten, sodaß alsogleich von Hr. Expositus Baur verteilt wurde, wo jeder Häusler 3 Gulden erhielt. Dieß war jetzt schon ein Balsam auf die Wunden der so schwer niedergedrükten Gemüther, besonders derjenigen welche sich von ihren gr&puml;ßtenteils selbst unverm&puml;glichen Verwanden und Freunden wenig Hilfe hoffen konten.

III. Nun Gott segnete diese Liebesgaben, so daß weder Menschen noch Vieh Noth leiden durften, und die dringensten Bedürfnisse befriedigt werden konten. Also nahmen die meisten Empfänger diese Gaben hin, und benetzten selbe mit Thränen des Dankes. Gleich in den ersten Tagen ging es mit der regsten Thätigkeit an die Herbeischaffung der Baumaterialen, alles was Zugvieh hatte, Baur, wie Gütler waren in einem Umkreise von 4-5 Stunden auf das liebreichste bereitwillig. Nur äußerst wenige fertigten die Bittenden mit leeren Versprechen oder mit rauhen Worten ab. Dagegen waren andere so h&puml;chst liebevoll und dienstfertig, daß die Bittenden kaum aus dem Hause waren, als ihnen die Fuhren schon nachfolgten und oft sogar ungebeten kamen viele. Viele merkten sich die Bittenden vor, damit jeder seine Wohlthat erhielt. Wenn man bedenkt, daß mehr als 400 000 Ziegelsteine hieher geliefert wurden, dabei die Menge Fuhren zu Dach-Platten, Bauh&puml;lzer, Bretter, Latten, Kalk, Sand etc. nur nach Anschlag berechnet, so muß man annehmen, daß wenigstens 22 000 Fuhren während diesen Sommers zum aufbauen in unser Dorf kamen. Wenn man an manchen Tagen auf einer Anh&puml;he stand, und auf allen Wegen große und kleine Fuhrwerke, einer hinter dem ändern, oft bei schlechten Wetter herbei kommen sah, und dabei bedachte, wie die guten Leute mit Hintansetzung und Versäumniß des Ihrigen, mit Zeit und Kostenaufwand, mit beteutenden Schaden an Wägen, Roß, und Geschier, oft aus einer Entfernung von 4-5 Stunden diesen Liebesdienst verichteten, so war es zu Thränen rührend, und man mußte zum Himmel aufbliken, und mit gerührten Herzen danken, Gott dem Geber alles Guten, daß er so viele heilige Liebe in den Gemüthern der Menschen erwekte, und die Herzen wie Wasserbäche zum Besten der Unglüklichen leitete.

Alle diese Wohlthäter verlangten und erhielten keine andere Dankesbezeugung als nur einen Handdruk mit dem aufrichtigen Herzenswunsche: "Gott vergelte es dir," und etwa noch ein Glas Bier und ein Stük Brod dazu. Darum k&puml;nen wir nicht genug danken, Gott wird Ihr vergelter sein.

IV. Nachdem der Situations-Plan = Platz aufgenomen, und jedem sein Platz angewiesen war, denn Zwei haben sich vertauscht, der Wagner und der Lenz, ging es mit aller Kraft an das Bauen. Den Bau selbst aber wollten die Verunglükten nur mit Gott anfangen, denn sie fühlten in Ihrem Getränge sehr wohl, daß wenn Gott das Haus nicht baue, alle Arbeiter vergeblich arbeiten. Sie hielten derowegen um eine besondere Andachtsübung an. Es versammelte sich die ganze Gemeinde und viele Handwerksleute und Arbeiter am 8. May (Mai) um 6 Uhr Morgens zu einem feierlichen Bitt-Amt, nachdemselben gingen sie im betenden Zuge über die Brandstätten hin, in der Mitte derselben fielen alle auf die Knie nieder zu einem lauten allgemeinem Gebete, um den Segen Gottes. Es war ein rührender Anblik, die ganze Gemeinde Männer, Weiber, Kinder, Greise, welche alle die bittere Noth so von Herzen beten lehrte unter freiem Himmel "0 Herr erbarme Dich unser, Christi erbarme Dich unser," zum all Erbarmer hinauf rufen zu h&puml;ren. Andemselben Tage wurden auch noch einige Grundsteine gelegt.
Gott segnete auch wirklich dieses Bauen. Wir hatten immer herrliches Wetter, was das Bauen ungemein f&puml;rderte. Es wurde bei dem großem Kummer und unaussprechlichen vielen, und verschiedenen Mühseligkeiten während des ganzen Bauens den ganzen heißen Sommer hindurch niemand krank, und es ereignete sich bei den vielen beschwerlichen, und gefährlichen Arbeiten während des Bauens kein gr&puml;ßeres Unglück. Blos beim K&puml;tzerbaur fiel ein Maurer herunter, der hat sich den Arm gebrochen.

V. Anfangs hielt man die Wiederherstellung und Erbauung so vieler Häuser und Stadel in einem Sommer und Herbst für unm&puml;glich. Wenn es auch an Werkleuten und Material nicht fehlen wird, dachte man, so müsse es an Fuhrwerken fehlen, besonders, wenn einmal die Heu und Getreide-Ernte komme. Man verschiebt zwar die Zubaugütl auf das künftige Jahr zu verfertigen, ja es wurde auch Anstalt getroffen, das auch weit entfernt H&puml;lzer gekauft und Dachstühle verfertigt wurden.

VI. Aber etwas anderes schien, das angefangene Bauen hemmen zu wollen, - der Geldmangel, bis die Anweisungen der kgl. Regierung des Isarkreises an die kgl. Landgerichte, wenn ein Geld vorhanden, selbiges vorzuschießen, und wirklich war ein guter Freund, der sogleich 1000. Gulden Vorschuß machte, diese wurden auch sogleich ausgeteilt. Allein, was war dieses für so viele Verunglükte. Nun auf dieß kann. man den Anfang machen, und Materialen zu bestellen, und weil alle ganz hoch in der Brandassekuranz eingeschrieben waren, so gab man Material überall zum Voraus her, weil sie in der Hoffnung waren, sobald Geld von der Versicherung komt, auch Sie bezahlt würden, so auch wirklich geschah. Es waren auch noch andere gute Freunde, welche Geld vorstrekten, und so ging allso das Bauen in geschwinder Eil vorwärts, so daß man am 24. May schon wiederum das erste Dach sah. 0, welche Freude, diese war groß, Gott Lob, sagte einer zum andern, weil wir nur wieder ein Dach sehen. Bis zum Anfang der Heuernte sahen wir schon mehrere, und bis zur Getreideernte alle der gr&puml;ßeren Häuser und Städel.

VII. Was und wie aber die Abbrändler arbeiteten, alle ohne Ausnahme, ist beinahe unglaublich. Männer, Weiber, Greise, und Kinder, die oft noch sehr klein waren, sah man von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr Abends unaufh&puml;rlich Steine tragen, M&puml;rtl rühren und den Maurern helfen. Nebst diesen schweren Arbeiten welche durch die beständige Sommerhitze noch mehr erschwert wurden, bestellten sie auch die Felder, fuhren Heu ein, und Ernteten, alles zur geh&puml;rigen Zeit. Es war aber auch zum Erbarmen, wenn man sah, wie diese guten Leute, sobald nur der Morgen graute, schon auf ihren Feldern und Wiesen waren, um dann in der sechsten Morgenstunde wieder bei den Werkleuten zu sein, dann, wie nach Feierabenstunde der Werkleute, Abends die Leute zu ihren Feldarbeiten hinauseilten und wieder arbeiteten, bis ihnen das Dunkel der Nacht die Weiterarbeit verbot.

Auch der Sontag war für ihre müden Glieder meistens kein Ruhetag. Da mußten die Männer ausgehen, Material besorgen, die Dienstboten und gr&puml;ßeren Kinder mußten Fuhren erbitten. Den Dienstboten muß zur Ehr nachgesagt werden, daß sie ihren Hausvätern auf das Eifrigste beihalfen und sie tatkräftig unterstützten. Ein Mann der den ganzen Feiertag um Material und Fuhren herum ging, kam Abends spät müde und ermattet heim. Da in dem Hause, wo seine Familie wohnte, schon alles in Ruhe war, so wollte er keine St&puml;rung machen, er ging also auf seine Brandstätte zurück, weinte sich aus, und legte sich auf der Brandstätte nieder schlief und ruhte daselbst. Solche stille und nur allein von Gott gesehene Thränen und Leiden gab es der Menge nach. Wer die Mühseligkeit, Plagen, und gar oft bitteren Drangsale der Großberghof er sah, der m&puml;ge bei dem Anblike der neuen Hauser bedenken, daß sie mit viel Schweiß und viel Thränen gebaut sind. Es dürfte vielleicht auf allen, daß so oft von Thränen und Rührung bis zu Thränen erzählt wird, unsere Leiden und Bedrängnisse waren auch wirklich nicht die des gew&puml;hnlichen Alltagslebens. Wer einmal in einem ahnlichen Leidensdrange war, und sich recht in unsere Lage versetzen kann, der m&puml;ge urtheilen.

VIII. Obwohl man schon im allgemeinen mit dem Fleiße vieler Werkleute wohl zufrieden sein kan, so sieht man doch aus den vielen vorhandenen Aufschreibungen, und den gemachten Vergleichungen, daß doch ein großer Unterschied zwischen Werkleuten und Werkleuten sei. Ein Unfug, der Uns schwerfiel, kann hier nicht unberührt bleiben. Wenn nach einem sogenannten Aufheb- oder Firstenbier die Werkleute auseinander gingen, so war es oft nicht anders, als wenn sie von einem lustigen Kirchweih-Tanz kämen. Man hätte auf unsere Lage und Bedrängniß Rüksicht nehmen sollen, überhaupt wäre es wohl billig wenn in diesem Handwerksgebrauche ein Unterschied zwischen einem Brand- und einem Freibau gemacht würde.

Zu der Zeit, wo alles im gr&puml;ßten Bau begriffen war, waren über 250 fremde Handwerksleute und Arbeiter in unserm, sonst stillem und einsamen Dorfe. Durch diese Fremden, von allen Orten her zusammen gekommene Leut wurden die Sitten nicht besser. Die Materiallien wurden von vielen gut und um billigen Preise geliefert aber nicht von Allen. Einige benützten die Zeichen der Zeit, und ließen sich, gemäß sicher eingehollten Erfahrungen von den Abbrändlern alles teuer bezahlen; daher hatte jemand wohl recht, wenn er sagte: "Einige Leute suchen mehr unsere Wolle, als unser Wohl. (P. Abraham a. Sk. Clara) Anmerk. Verfaßer dieses war Schuster im Closter Taxa, und kante P. Abrahams Schreibweise und Ausdrüke.)
Für die Abbrändler kamen an Brandentschädigungs-Geldern 20,000 Gulden in unser Dorf, die sich alle (die Gulden) ,- (bis auf etliche wenige Maurer und Zimmerleute,) die Fremden Werkleute forttrugen, alle in einem Umkreise von 4 - 5 Stunden zerstreut. Alle Gewerbe waren in regster Tätigkeit.

IX. Die Brandentschädigungssumme konte Ende des Monats Juli erhoben werden, die an sich sehr bedeutende Summe von 19 000 Gulden.(1 000 Gulden kamen später.) Durch große Hilfe vom Himmel, und von den Menschenfreunden wuchsen die Häuser nach und nach heran bis zur Vollendung, die Kleinen wie die Großen, sch&puml;n und bequem und gut gebaut.
So kam unter so vielen Leiden, Drangsalen, und Arbeiten auch das Fest unserer Kirchweihe, als den 2 ten Sontag im September, das allgemeine Ziel zum Einzuge in die neuen Häuser und Wohnungen, daß sich auch die Ärmsten setzen. Der flehenste Wünsch aller wurde erfüllt. Am Vorabend des Kirchweihfestes zog die letzte Familie in sein Haus ein.
So stand in 20. Wochen alles neu da, und jeder hatte seine Wohnung, was wir uns anfangs nicht einmal zu denken getrauten. Wo alle Menschenhände zu kurz sind, ist Gottes Hand noch immer lange genug.

X. Die Häuser stunden, wie sich wohl denken läßt, bei den meisten mit Schulden belastet, mehr oder weniger da, dazu leer von aller Hauseinrichtung etwa bis auf ein Bett, was da noch Geld n&puml;tig war, kann nur der bemessen, der sich die Mühe geben mag, sein Hausgeräthe zu berechnen.

XI. Nun dachten die Abbrändler auf ein feierliches Dankfest. Es war auch wahrhaft billig und gerecht, ihre Pflicht und ihr Heil dankbar zu preisen den Herrn und Vater, der sobald und so mächtig geholfen hat. Unsere Hilfe k&puml;mt von Gott dem Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat. Es wurde alles in Errinerung gebracht, wie und durch wenn Gott Hilfe sendete, dankten allen Wohlthätern den Hohen und Niedern, Bekanten und Unbekanten, Nahen und Fernen, wie auch dem K&puml;nige Maximilian Allerh&puml;chstseligen Andenkens, dem Gründer der Brandversicherungs-Anstalt, ohne welche bei gegenwärtiger Zeit die wenigsten Häuser hätten erbaut wären k&puml;nen, herab bis auf den Geringsten, der zum besten Großberghofens aus Pflicht oder aus liebe seine mildtätige Hand ausstrekte. Die Rührung der Dankbarkeit stieg auf das H&puml;chste.

XII. Das Ganze beschloß die Weihe der Häuser. Das sinnvolle Gebet enthält die sch&puml;nsten Winke, dieselbe so rührend, als lehrreich zu machen. Sie ergriff auch die meisten Herzen der Alten und Kinder so, daß sie thränenden Augen die Versicherung gaben, sich zu hüten, daß das neue Haus durch kein Unrecht entweiht, werden sollte. Gott segne diese Versicherung.

XIII. Noch ist kein besonderes Denkmal der Dankbarkeit erichtet. Es sagt zwar ein großer Dichter: "Wohlthaten schreibt man in Sand, umbilden aber in Erz." Bei allen Großberghofer ist dieß gewiß nicht der Fall. Es sind Familien, die in ihrem Herzen schon lange das Denkmal der Dankbarkeit errichtet haben. So oft sie sich zu ihrer täglichen Hausandacht versammeln, auch insbesonders noch vor Gott ihrer Wohlthätter gedenken; und jetzt noch, wenn in der Kirche oder bei einer anderen Gelegenheit von den großen Wohlthaten die Rede ist, so fließt ihr Auge in Thränen über.

Dieß ist die ganze Geschichte des großen Brandunglükes und der großen Hilfe der Bewohner Großberghofens, ferne von Schmeichelei, so ganz getreu nach der Wahrheit, daß nicht blos die Erwachsenen, sondern auch die Kinder von jeder Erzählung und allen Umständen Zeuniß geben k&puml;nen, den man hatte nichts anderes im Sinne, als nur Gott zu loben und zu preisen, der die Urquelle alles Guten ist, und denen zu danken, die aus dieser heiligen Quelle zum Troste der Verunglükten sch&puml;pften. Gelobt sei Jesus Christus, in Ewigkeit Amen.
Die Geschichte des großen Brandes und der Wieder-Erbauung des Dorfes Großberghofen. Mit einigen Wortendes Dankes. Geschrieben von Georg Seitz, Mesner in Großberghofen, Du machest zu deinen Boten Winde, und zu deinen Dienern Feuerflammen. Psalm 103. 14. V.

Allen Wohlthätern aus den H&puml;heren und Niederen Ständen. In der Nähe und Ferne den Bekanten und Unbekannten weihen diese Worte des Dankes und dieser treuen Erzählung unseres großen Unglükes, und unserer großen Hilfe, als ein geringes Denkmal unserer innigsten Dankbarkeit der durch den großen Brand verunglükten Bewohner von Großberghofen als nämlich:

Anton Kellerer, Bichlerbaur, Josef Seitz, Staflerbaur, Michael Gail, Hackerbaur, Adam Kothmayr, Haubbaur,
Barthlmä Bernhard, Gratzlbaur, Lorenz Wohlmuth, Schneiderbaur, Josef Stichlmayr, Wagner, Georg Straßer, Oberschneider,
Georg Loibl, Lenz, Mathias Hueter, B&puml;kschuster, Georg Seitz, Meßmer, Josef Frank, Saliter,
Alois Lenz, Schuster, Josef Reichl, Weber, Johan Kindl, Kramer, Benno Gerr, Schneider,
Andre Holzinger, Schmid, Markus Loibl, Zimmermann, K&puml;tzer Zubaugütl, Haker Zubaugütl,
Bichler Zubaugütl, Grumbaur Zubaugütl, Stafler Zubaugütl, Schneiderbaurnzubaugütl,
Raich Zubaugütl, Knailing Bakhaus

Worte sind nicht im Stande, die Gefühle unserer Herzen auszudrüken über die Theilnahme, der unser Elend erleichternden Liebe aller unserer Wohlthäter, sowohl in der Nähe, als auch der Ferne, aus H&puml;heren und Niederen Ständen, wie sie Gott im Himel alle zur Theilnahme angeregt.

Oh, Kinder Gottes, vernehmen sie noch einmal, in welchem Elende wir vor kurzem waren, und wie uns so wunderbar geholfen wurde. Wir hatten vor nicht mehr langer Zeit nichts mehr, als Schutt und Asche von unserer Habe übrig. Ach, selbst der Anblik der damaligen Brandstätten wirkte schmerzlich auf das leidende Herz, da er an jedem neuen Tage den alten Schreken nicht nur den Augen widerhollte, sondern auch oft, wo sonst alles in stiller, sanfter Ruhe eingeschlummert war, jetzt das Herz durch Schrekensbilder unruhevoll vom Schlafe aufgest&puml;rt. Verhängnisvolle harte Stunden, sind nun vorübergegangen, viel mußten wir dulden, große Leiden übertragen.

Zu wem konten wir in diesen härtesten Prüfungen des Lebens um Trost und Erleichterung der Drangsalle flehen, als zu dem, der die Quelle aller Liebe, der Vater der Erbarmung und jeden Mitleidens ist zu Gott unserem Vater im Himmel.
Er war der Erste, der um seine allmächtige Hilfe, tränenvoll von der noch rauchenden Brandstätte aus angefleht wurde. Das Herz konte da in den ersten Stunden nichts anderes tun, als gegen Himmel rufen, indem er die väterlichen Wohnstätten und all die irdischen Habseligkeiten von den raubenden Flammen verzehren sah.

Da noch der Rauch aufstieg, wie eine sich furchtbar windende Wolkensäule, da Dampf und Feuer von der vätterlichen Heimat wie aus einem glühenden Ofen die Funken schreklich gegen den Himmel spritzten, da war es unm&puml;glich, die ersten Gefühle des Elendes zu unterdrüken, ach meine Heimat, wo ich geboren, wo ich die Tage meiner Kindheit verlebt, Trost und Freude so oft empfunden, - wird ein glühender Kohlenhaufen. Und so, wie überhaupt ein Übel um so schreklicher wird, wenn man sieht, wie viele demselben unterliegen, so war es auch bei uns.

Beinahe ein ganzes Dorf auf einmal in Feuerflammen, wer soll nicht zittern bei einem solchen Anblik? Oder wer kann ungerührt bleiben bei dem Anblike einer Menge pl&puml;tzlich verarmter Familien? wenn er sieht den Jamer so vieler Mitbrüder und Vater, die sprachlos dastunden, so vieler Mütter, welche die Hände rungen, so vieler Greise, die fast in Ohnmacht fielen, der Kinder die an den Kohlenhaufen der eingestürzten Balken winselten, wer dieses k&puml;nte, hätte wahrlich aufgeh&puml;rt, Mensch zu sein, Mitglied jenen Bundes, den das sch&puml;ne Himelsband des Mitleidens mit Gott vereint.
In diesem unserem gr&puml;ßten Leiden war auch Gott, wie überall in großen Leiden der Menschen uns am Nächsten. Er h&puml;rte das sprachlose Flehen der Männer, die Stimmen der weinenden Frauen durchdrang den Himmel, das winseln des Säuglings in der flüchtenden dem Brande nahen Wiege, der schneller als wir glaubten kamm, kam auch schon Hilfe mit den Gaben der erbarmenden Liebe.
Feuer legte Häuser nieder, Liebe baute sie wieder auf, aus dem Schutte gingen sch&puml;nere Heimaten hervor. Wahrlich, Großberghofen hat große und viele Wohlthätter gefunden. In einer sehr kurzen Zeit stand beinahe das ganze Dorf neu da. Wie danken wir für all die theilnehmende Liebe, für allen den Trost, für alle die Linderungen des Leidens für die so große Unterstützung aller unserer Wohlthätter mit einem Danke, der einer solchen Liebe würdig ist.

Oh, Ihr Freunde, die sich über uns erbarmt haben, die Tränen selbst die sie getroknet, die getr&puml;steten, hilflosen Herzen, die durch sie im Hunger sättigung, im Kummer Linderung, im Leide Mitleid und Trost gefunden, die wieder aufgebauten Heimaten sind ein bleibendes Denkmal ihrer Liebe und unseres Dankes, sind ein Werk würdig, vor das Auge des ewigen Richters zu tretten, dem es nicht entgeht, wenn Heimatlosen eine Herrberge gegeben oder ein Hungriger gesättigt, ein Trauriger getr&puml;stet wird.

Oh, Freude! Gott ist Ihr vergelter. Aber auch wir werden niemals vergessen, was sie an uns getan. Wir werden segnen unsere Wohlthäter, so oft wir auch die neuerbauten Wohnungen sehen. Daß uns wieder Frohsinn erheitert, und nach so trüben Stunden die Sonne wieder milder scheint, ist ihnen zu verdanken. Ja, unvergeßlich soll unser ganzes Leben hindurch verbleiben, was an uns geschehen ist. Eingegraben in die tiefe des Herzens ist jede Gabe, jeder Wohltäter, jede mitleidsvolle Hand mit milder Gabe gegen uns ausgestrekt bleibt in unserem süßesten Andenken, und unsere Kinder werden nie vergessen, um in den spätesten Jahren noch ihren Kindern und Enkel erzählen, was ihnen in diesen traurigen Tagen ihres noch zarten Alters zur Linderung erwiesen wurde.
Oh, was hat Gott an uns getan! Gott vor allem sei gepriesen und angebetet, daß er solche Herzen uns erwekt hat.

Oh, wenn wir vorher hätten angefangen zu rechnen, zu zählen, die Bedürfniße einzelner vor Augen zu stellen, die Gott nun befriedigt hat, wir hätten uns die Sachen als unm&puml;glich vorgestellt, denn wir hätten nie gedacht, daß so großes Mitleid, so viel Erbarmen, so viele Freude uns werden soll. Wahrlich, selbst unsere so schnell erbauten Häuser sind ewige Denkmäler dieser erbarmenden Liebe, jeder Balken, jeder Stein, jedes Sandkorn soll ein Denkmal sein, soll zur Freude stimmen, soll zum Lobe des Herrn rufen.

Wir meinen, wir sehen sie noch die tausend Hände, die zu unserem Wohle beschäftigt waren, die tausende Fuhren mit Holz um Steinen, wie sie so geschäftig, selbst unter herabstürzung von so viel Regen herbei eilten, und an dem Bauen mithalfen. Bei einer solchen, allgemeinen Liebe, wer verkennt die einwirkende Hand des Herrn! Ewigen Dank, dem Ewigen, dem Unendlichen!
Aber auch sie, O Freunde nehmen sie hin die unaussprechlichen Dankesgefühle der Bewohner dieses Dorfes.

Worte k&puml;nen diesen Dank nicht genug ausdrüken. Auch geschah es, daß die gutherzigen Menschen gar nicht ins Dorf kommen, viel weniger zum Eigenthümer, der ihnen danken sollte und konnte, und wir wussten oft nicht, wer, oder für wen dieser oder jener etwas gebracht hat, besonders an H&puml;lzer. Nun also, weil wir nicht ein jeden bei Herz und Mund haben danken k&puml;nnen, so wird doch Gott im Himmel, der alle Menschen Herzen kennt und weiss, daß wir unsern Dank gerne dargelegt hätten, also empfehlen wir Gott ihre liebevollen Herzen zur vergeltung an jenem Tage, an wo er jede Gabe, dem Geringsten aus Liebe zu ihm erwiesen, als ihm selbst gegeben ansehen und vergelten wird Amen.

Großberghofen den 30. März 1824.

Von der Chronik abgeschrieben von Simon Hutter, Gütler zum B&puml;kschuster in Großberghofen während der Weihnachtsfeiertage im Jahre 1922. Hundert Jahre nach dem Brande. Ohne Abänderungen in Rechtschrift und Zeichensetzung, in Maschinenschrift übertragen im August 1965 von Blasius Thätter, Walkertshofen.