Pfarrkirche
St. Laurentius in SITTENBACH
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Sittenbach ist ein kleiner Ort
an der Glonn zwischen Odelzhausen und Unterweikertshofen mit rd. 600
Einwohnern.
In den vergangenen Jahrhunderten war Sittenbach Sitz einer großen
Pfarrei, die den kirchlichen Mittelpunkt der Umgebung bildete. Davon
zeugt die prächtige Rokokokirche St.Laurentius mit dem weithin
sichtbaren schlanken Turm an der Nordseite.
Erstmals schriftlich
erwähnt wurde eine Kirche in Sittenbach um das Jahr 1180.
Damals fand in Freising eine Synode (= Versammlung wichtiger
kirchlicher Repräsentanten) statt, unter deren Teilnehmern
sich auch Fridericus plebanus de Sitenbach befand.
Im Jahr 1293 verkaufte Friedrich von
Freundsberg den Brüdern Rapoto und Otto von Eisenhofen neben
mehreren Höfen auch die "Vogtei übr die Kirch Sickhenpach".
Der heutige Kirchenbau
wurde 1464 im gotischen Stil
errichtet und 1680 nach einem schweren
Unwetter renoviert und erweitert.
Seine heutige
Form erhielt der Kirchenbau im Jahr 1760
mit einer Neueinwölbung und dem Anbau der kurzen Querschiffe
bzw. Seiten-kapellen.
1930 wurde
die Kirche wiederum verlängert (um eine Achse) und eine
besonders tiefe Empore eingebaut.
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Kartusche im Chorbogen
(heiliger Laurentius, bitte für uns)
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Das lange Kirchenschiff
hat sechs Achsen. Es ist von einem böhmischen Gewölbe (östl.Achse)
und einem Tonnengewölbe mit Stichkappen überdeckt. Zwei querhausartige
Seitenkapellen vor dem Chorbogen erweitern den Blick nach vorne.
Die Pfarrei Sittenbach, zu der die
Filialen St. Johann in Sixtnitgern, Orthofen, Roßbach, Geiselwies
gehören, bildet seit 1979 mit den Pfarreien Einsbach, Egenburg, Odelzhausen,
Pfaffenhofen, Ebertshausen und Sulzemoos den Pfarrverband Odelzhausen.
Innenausstattung
Im Inneren der Kirche prägen
der reiche, wundervolle Stuck von Johann Jakob
Rauch (und mglw. F.X. Feichtmayr), die fünf herrlichen Deckenmalereien
von Johann Georg Dieffenbrunner und die verspielten Rokokoaltäre
den prachtvollen Gesamteindruck.
Die Gemälde zeigen
im Altarraum
- die Glorie des hl. Laurentius,
im Kirchenschiff
- ein Engelskonzert,
- das Martyrium des Kirchenpatrons.
- die Heilung von Kranken durch
Laurentius
- die Gefangennahme des Papstes
Sixtus II.
Der dem St. Laurentius geweihte
Hochaltar (1755) mit der Schnitz-figur
des Kirchenpatrons dürfte vom Bildhauer Johann Luidl
aus Landsberg stammen.
An den Seitenaltären
- links eine Muttergottesfigur mit
Jesuskind (1920) und
- rechts die Figur des Pestpatrons
Sebastian in voller römischer
Rüstung mit Pfeilen in der Hand
(1920).
Eine Besonderheit stellt die
Kanzel vom Landshuter Künstler
Christian Wenzeslaus Jorhan d.Ä. dar. Sie ist als sog. Schiffskanzel
gestaltet. Mit Anker, Ruder Mastbaum und Segeln.
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per Mouseklick zur jeweiligen Beschreibung der Einrichtung
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Die Kreuzweg-Stationsbilder
bestehen aus Alabaster oder Marmor vor goldfarbigem Hintergrund.
In der
Kirche sind folgende Heilige als Gemälde oder als Figur dargestellt:
-
St.Laurentius, im Deckengemälde,1760 |
-
St.Michael am Choraltar,
1755 |
-
St.Maria,
Schutzmantelmad.1920 |
-
St.Laurentius,im
Deckengemälde-2,1760 |
-
St.Sebastian, Figur am
Seitenaltar,1920 |
-
St.Maria, Pietafigur,1530 |
-
St.Laurentius, Figur
am Choraltar,1755 |
-
St.Nepomuk, Figur im Langhaus,1770 |
-
St.Maria, Mater dolorosa
|
-
St.Paulus, Figur im Altarraum,1520/1920
|
-
St.Johannes d.Täufer,
Taufstein,1680 |
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-
St.Sixtus, im
Deckengemälde,1760 |
-
St.Stephanus, Figur im Altarraum,1520 |
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Denkmal
Die Kirche gehört
zu den Baudenkmälern der Gemeinde Odelzhausen
39)
.
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-135-26; Kirchstraße
7; kreuzförmige einschiffige Anlage mit eingezogenem, fünfseitig geschlossenem
Chor, im nördlichen Winkel Turm mit Spitzhelm zwischen Dreiecksgiebeln,
um 1464 errichtet, 1680 durch Bernhard Schmidt erneuert und nach Westen
erweitert, 1740 Anbau der querschiffartigen Kapellen, 1760 umgestaltet,
1930 nach Westen verlängert; mit Ausstattung" aufgeführt.
Gottesdienstzeiten erfahren Sie auf der Internetseite des Erzbistums
München und Freising.
hier kommen
Sie dort hin ....
Ausführliche
Beschreibung
mit
ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Die
Gegend um Sittenbach ist schon lange bewohnt. Hier wurden bei Ausgrabungen
Relikte aus der Laténezeit (475-15 v.Chr.), der Zeit vor der Ankunft
der Römer in unserem Gebiet, gefunden.
Im Mittelalter stand
bei Sittenbach eine Burg oder eine befestigte Anlage (Keckenberg/Keckenburg),
die 1788 als "Schänzel" bezeichnet wurde. Friedrich Hector
Graf Hundt zeichnete den Burgstall um 1855 und wies darauf hin, dass der
Kiesabbau die Anlage stark bedroht: "Die Reste der Burg Sittenbach
sind die besterhaltenen in unserem Landkreis, doch sind sie ... stark
bedroht durch zwei Kiesgruben, die sich von Westen her in den Burghof
fressen." Seitdem sind große Teile der Vorburg und ein Teil
der Hauptburg-Befestigung zerstört. 30)
Die Pfarrei Sittenbach,
zu der die Filialen St. Johann in Sixtnitgern, Orthofen, Roßbach,
Geiselwies und Langengern (früher noch Unterweikertshofen und Großberghofen)
gehören, ist seit 1979 Teil des großen Pfarrverbands
Odelzhausen.
Geschichte
der Kirche
Sittenbach
wird von vielen Historikern als eine der Urpfarreien des Glonntales bezeichnet.
Unterstützt wird diese Einschätzung durch das Patrozinium St.Laurentius,
das vor allem in der Römerzeit (bis 450) sehr beliebt war. Auch die
Nebenpatronate Papst Sixtus und St.Maria sprechen für ein hohes Alter.
Erstmals schriftlich erwähnt wurde eine Kirche in Sittenbach aber
erst um das Jahr 1180. Damals fand in Freising eine Synode (=
Versammlung wichtiger kirchlicher Repräsentanten) statt, unter
deren Teilnehmern sich auch Fridericus plebanus de Sitenbach befand. Im
Jahr 1293 verkaufte Friedrich von Freundsberg den Brüdern
Rapoto und Otto von Eisenhofen neben mehreren Höfen auch die "Vogtei
übr die Kirch Sickhenpach".
Matrikel von 1315 01)
In der Konradinischen
Matrikel von 1315 heißt
es: "Sitenpach soluit XII Pfund, habet IIII filias". Die Namen
der vier Filialen werden aber nicht genannt.
Gotischer Neubau
Der heutige Bau wurde 1464 im gotischen Stil errichtet. Davon steht
noch der Altarraum, an dessen Mauer früher -wie es heißt- "mitls
gotischen Buchstaben und Züffern von außen " das Baujahr
angeschrieben war.
Weitere Informationen zum Neubau sind mir nicht bekannt.
Matrikel von 1524
01)
Der Verfasser der Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 hat jedenfalls diese gotische Kirche
besucht. Er schreibt, dass die Pfarrei dem Pastor Christophorus Scheurer
übertragen war, die seelsorgerischen Aufgaben aber vom Vikar Martinus
Mayr versehen wurden. Daneben war noch ein Cooperator (Kaplan)
vorhanden, der Kost und Wohnung sowie ein Jahresgehalt von 4 Pfund Silberpfennig
erhielt. Der Pfarrherr bekam aus festen Einkünften 19 Gulden, für
die wöchentlichen Messen 4 Gulden und dazu kamen Einnahmen aus den
Messstipendien, der Zehent von 152 Gulden sowie andere Gebühren.
Insgesamt wurden die Einnahmen auf 200 Gulden jährlich geschätzt.
Davon erhielt der Vikar 120 Gulden, der Pfarrherr 80 Gulden.
Das Pfarrhaus wird als renovierungsbedürftig bezeichnet. Die Pfarrei
hatte weiterhin vier Filialen:
- "s.Georgii in Grossenperckhofen,
- s.Sabini (Gabini ?) in Weickertzhofen,
- s.Crucis in Orthofen,
- s.Leonardi in Rospach" (alle mit Friedhöfen).
Dazu kam noch eine Kapelle: "et capellam s.Joannis Baptistae in Greimertswinkl
sine sepultura" (ohne Friedhof).
Die Pfarrei Sittenbach hatte damals 390 Communicantes (Gläubige
nach der Erstkommunion).
Das
Präsentationsrecht (Recht, einen neuen Pfarrer zu bestimmen)
lag beim Freisinger Bischof allein (Jus liberae collationis).
35)
Visitationsbericht von 1560
26)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck
des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung
aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation wurde durch bischöfliche
und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war
die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe,
die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen
detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen.
Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben
interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie
Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über Sittenbach heißt es, der Vikar Johannes
Cesar sei in Massenhausen gebürtig, habe in Ingolstadt studiert und
sei in Augsburg 1532 zum Priester geweiht worden. Er ist aber nur der
Seelsorger; die Pfarrei ist dem Salzburger Kanonikus und Stiftspropst
von Altötting Johann Auer (1517-1561) verliehen, der von seinem Stellvertreter
in Sittenbach 40 Gulden Absentgeld jährlich erhält. Ihm selbst
bleiben nach dem weiteren Abzug von 15 Gulden für den Cooperator
95 Gulden übrig.
Die Visitatoren berichteten, der Vikar Cesar predige aus katholischen
Büchern und vertrete in allen Vorschriften die katholische Lehre.
Privat war er ein ordentlicher Vikar; er befleißigte sich eines
ehrbaren Lebenswandels. Er habe eine Köchin, heißt es, doch
die sei wie er schon alt. Die Pfarrei sei mit 430 Communikanten relativ
groß. Deshalb habe sie auch einen Cooperator (Gsellbriester).
Das Kirchengebäude und der Pfarrhof wiesen damals keine Mängel
auf. Allerdings wird als Patron der Pfarrkirche der hl.Sebastian genannt.
Wenn Sie an weiteren Details der Visitation interessiert sind,
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Pfarrbeschreibung
1575 16)
Unter dem Titel "Beschreibung der Pfarren Einkommen Rentambts München
und anders betreffend de Anno 1575" hat sich in den Archiven der
Diözese Freising ein Codex erhalten, der die Einkommenssituation
der Pfarrer in dieser Zeit zum Inhalt hat. Leider ist der Großteil
der Folien nicht mehr erhalten; deshalb sind auch nur wenige Dachauer
Pfarreien aufgeführt. Dazu gehört glücklicherweise
auch die Pfarrei Sittenbach aus dem Gerichtsbezirk Friedberg. Die
von weltlichen Behörden erstellte Handschrift befasst sich,
wie Deutinger schreibt, "nur mit den äußeren Rechtsverhältnissen
und Temporalien, den Präsentations- und Installationsrechten,
Renten und Lasten der Pfarrpfründe". Immerhin wird auch
der Pfarrer genannt. Es war Johann Kayser, der 20 Jahre lang als
Stellvertreter von Pfarrer Auer die Seelsorge wahrgenommen hatte
und danach (seit 10 Jahren) selbst das Amt des "verus pastor",
des Pfarrherrn ausübte. Er bewirtschaftete den Pfarrhof selbst.
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Apian-Karte von 1568
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Interessant sind die Stolgebühren
(= Gebühren für kirchliche Handlungen), die hier zum besseren
Vergleich in der damals kleinsten Währung Pfennig angebe:
- Das Beichtgeld betrug 1 Pfennig.
- Für einen Krankenbesuch, den der Gesellbriester (Kaplan) vornahm,
sollte der Kranke 16 Pfennig geben, doch: "ainer zahlt,
der ander aber
nit".
- Die letzte Ölung hätte 16 Pfennig gekostet, doch niemand wollte
sie empfangen, weil man dachte, dann sterben zu müssen.
- Für eine Hochzeit erhielt der Pfarrer 12 Pfennig,
- für eine Kindstaufe 8 Pfennig oder einen Laib Brot.
- Eine Frau im Kindbett stiftete eine Kerze mit eingesteckten Münzen
im Wert von 2 oder 3 Pfennig.
- Für ein Begräbnis erhielt der Pfarrer normalerweise 1 Gulden=240
Pfennig.
- Für ein gesungenes Requiem für ein Kind ermäßigte
sich der Betrag auf 24 Pfennig, ohne Gesang war es kostenlos.
Insgesamt hatte der Pfarrer Einnahmen von 220 Gulden jährlich. Dies
war einer der Gründe für die Schlussbemerkung der Beschreibung:
"Ist sonnsten der bessten Pfarrn eine, in Lanndgericht".
Wenn Sie den ganzen Text der Pfarrbeschreibung lesen möchten, klicken
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Pfarrbeschreibung
1590
Der in der Zeit von 1579 bis 1595 erstellte der amtierende Pfarrer Salomon
Höß (vorher Pfarrer in Mitterndorf) eine Pfarrbeschreibung,
die sich zumindest teilweise noch in den Pfarrakten befindet. Im Inventarium
führt er folgende Kleinodien ("Clenodien") auf:
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Erstlich
- 2 Silberne vergulte (=vergoldete) Khelch, sambt den Patenen, Corporalen
und aller zugeherung (=allem
was dazu gehört).
Item - 1 Silberne Monstrantz. So man in der 8va Corporis Christi braucht.
Item - 1 Siblerne Khapsel. Inwendig vergullt darin das H.Hochwürdige
Sakrament auffbehalten würdt.
Item - im Sacrament Heusl - 1 Silberne Creutz
Item - Sechs Mäessgewänter, sambt aller Zugeherung, daruntter
1 Rottsametes (rot-samt) mit 1 guldnen Creutz
Item - 4 Missal - 1 Gsang Puech (= Gesangbuch)- 1 Vigil Puech
- 1 obsequial Puechel
Item - die Sechs ....
Item - Siben Messen Leuchter, zween Zinen
Item - drey Khürchen Fanen" |
Seitenaltar
1657
Aus dem Jahr 1657 ist bekannt, dass der Sittenbacher Pfarrer (Georg
Schädl) dem Ordinariat
die Entwürfe für einen Seitenaltar in Sittenbach (und dazu für
den Choraltar in Großberghofen) zur Genehmigung vorgelegt hat. Der
alte Altar war vielleicht im 30jährigen Krieg beschädigt und
nur notdürftig repariert worden. Die Antwort aus Freising (vom 15.10.1657)
war abschlägig. Bemängelt wurde, dass die Proportionen zwischen
Höhe und Breite nicht stimmten. Deshalb müssten neue Visiere
(Entwürfe) gemacht werden. Auch zweifelte das Ordinariat die
Fähigkeiten der Maler an. Die Arbeit in Sittenbach sollte dem Altomünsterer
Maler Franz Zeller übertragen werden, von dem auch der Entwurf
stammte. Die Maler wehrten sich und behaupteten, dass sie den weltlichen
und geistlichen Obrigkeiten schon mehrfach Entwürfe für Kunstwerke
vorgelegt hätten, ohne dass ihnen Bedenken entgegengebracht worden
seien. Weiter lobte der der Pfarrer besonders den Maler Zeller mit den
Worten:
"Überdies der Maler von Altomünster
der verstendigen und wolerfahrnen Mainung nach dem mahler zu Dachau villeicht
vorzuziehen sein mechte".
Ob der Seitenaltar damals von diesem Künstler gestaltet wurde, ist
mir nicht bekannt. Der heutige Altar selbst wurde ja erst 60 Jahre später,
1720 erstellt. Der Schriftverkehr ist aber ein Zeichen dafür, wie
streng das Ordinariat die künstlerische Ausstattung der Kirchen überwachte.
1664 wurde die Kirche von
einem großen Unwetter in Mitleidenschaft gezogen. Näheres ist
mir darüber nicht bekannt. Doch damals häuften sich die schlechten
Wetterereignisse.
- 1663 gab es Hochwasser,
- 1665 vernichtete Hagel das Getreide,
- 1667 herrschte ein grimmiger Winter und
- 1670 erschütterte sogar ein Erdbeben die Gebäude im Dachauer
Land.
Jedenfalls war so kurz nach dem 30jährigen Krieg an eine schnelle
Renovierung der Kirche nicht zu denken. Es dauerte 16 Jahre, bis genügend
Mittel dafür vorhanden waren.
Bruderschaften
Bruderschaften
sind kirchlich errichtete Körperschaften, die je nach Ausrichtung allen
Personen oder nur verschiedenen Personenkreisen (Zunftbruderschaften) offenstehen.
Die theologische Wurzel bildet die Vorstellung von der Gemeinschaft der
Kirche, zu der auch die Verstorbenen gehören (Corpus Christi Mysticum).
Ein Hauptanliegen ist das religiöse Totengedenken. Dazu treten weitere
Ziele (Caritas, Förderung individueller Frömmigkeit). Bruderschaften
stehen unter dem Patronat eines Heiligen oder einer Heilstatsache (wie z.B.
die Verehrung des eucharistischen Sakraments). Marianische Bruderschaften
beziehen sich auf unterschiedliche Marienfeste oder Gnadenbilder oder treten
auch als Rosenkranz- und Skapulierbruderschaften auf. Eine Wurzel des Bruderschaftswesens
dürften die frühmittelalterlichen Gebetsverbrüderungen sein.
Bruderschaften sind im Raum des heutigen Bayerns seit dem Spätmittelalter
belegt, überwiegend jedoch im 15. Jahrhundert. Nach einem Einbruch
im 16. Jahrhundert erlebte das Bruderschaftswesen in der Barockzeit eine
neue Blüte. Die durch die Gegenreformation eingeleitete Erneuerung
des religiösen Lebens führte zur Gründung zahlreicher neuer
Bruderschaften. Gegenüber dem Mittelalter, in dem oft auch soziale
Leistungen gefordert wurden, bezogen sich die Verpflichtungen, die die Mitglieder
der Bruderschaften eingingen, in der Barockzeit fast ausschließlich
auf geistliche Tätigkeiten. Im 19. Jahrhundert erhielten Bruderschaften
durch das katholische Vereinswesen (Marianische Kongregation, Dritter Orden,
Missionsverein, Kolpingsverein) eine neuartige Konkurrenz. Die meisten erloschen
im Laufe des 20. Jahrhunderts ohne formelle Auflösung.
Am 14. April 1670 wurde die Bruderschaft vom hl.Sebastian
vom Bischof bestätigt. Ablässe hatte sie schon am 18. November
1669 erhalten. Hauptfest war am 20.Januar, dem Festtag des Patrons,
Convente an den 4 Quatembersonntagen (= 1.Fastensonntag, Pfingsten,
3.Septembersonntag und 3.Adventssonntag). An diesen Festtagen
gab es nachmittags eine Predigt und eine Prozession. Ein berühmtes
Mitglied war der große Prediger und Augustinerpater Abraham
a Santa Clara aus dem Kloster Taxa, der der Bruderschaft am 20.Januar
1671 beitrat.
Daneben existierte seit 13.Mai 1873 noch ein christlicher Mütterverein
mit dem Hauptfest am 1.Sonntag im September. |
Auszug aus einer
Landkarte vom Jahr 1663
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Verlängerung des Kirchenschiffs 1680
Im Jahr 1680 musste die Kirche renoviert werden. Ein großes Unwetter
hatte den Bau -wie oben erwähnt- 1664 in Mitleidenschaft gezogen.
Es begann mit einem Gesuch von Pfarrer Georg Schödl beim Freisinger
Ordinariat um Genehmigung folgender "reparationes und Enderungen":
Dabei solle der Chor ausgebessert, das Langhaus um 12 Schuh (3,5 m) verlängert,
darin sechs neue Fenster und ein neue Zillen (=Decke) errichtet
werden. "Nebendem bezaigt sich den Tabernacl pro Sanctissimo,
so biß dato in der seitenmaur ist, gnädigst ...... massen auf
den Choraltar zu transferiren".
Als Begründung erwähnt der Pfarrer, die Kirche fasse kaum mehr
die Hälfte des Gottesvolkes und es müssten "für
die vielfältigen Confidenten im Namen der löblichen Bruderschaft
S.Sebastian wenig(stens) 4 Beichtstüel in die offene Khürchen
gestellt werden".
Die
- Bauarbeiten wurden dem Maurermeister Bernhard Schmidt aus Eisenhofen,
- die Zimmermannsarbeiten am Dachstuhl dem Georg Lang aus Miegersbach,
- die Fensterrahmen dem Schlosser Georg Ulman aus Altomünster und
- die Glaserarbeiten dem Maister Hansen Hitten (?) aus Odelzhausen
übertragen.
- Die neue Holzkassettendecke
im Langhaus mit den Ausmaßen 50 Schuh lang und 25 Schuh breit, mit
24 doppelten Rosen in
den Feldern, schuf Maister Johann Kopseder, Schreiner
aus Friedberg für 93 Gulden und 12 Kreuzern.
- Die Bemalung der Felderdecke und Fassung der Rosen mit feinem Gold besorgte
Maler Johann Jakob Speth aus Altomünster. - Franz Prugger
aus Dachau sollte für 25 Gulden einen neuen Tabernakel auf dem Choraltar
mit den Maßen 2 x 1,2
Metern fertigen.
- dem Bildhauer Georg Loidl wurde aufgetragen dazu (zum Tabernakel)
Figuren der 4 Evangelisten zu schnitzen und
- Hans Hörmann sollte, den Tabernakel zu fassen.
Insgesamt kostete der Tabernakel über 64 Gulden.
langes
Kirchenschiff
|
Orginaltext:
".. sollte einen neuen Tabernacul pro Sanctissimo aufm Chor Altar
zurichten, ist mit handtwerkhsleuthen soweith accordirt worden, das
erstlich Franz Bruckher, Schreiner in Dachau selben von Paizter (=gebeizter)
arbeith auf 6 schuch hoch und 4 breith auß(en) zumachen, geben
solle werden 25 fl. Georgen Lödl, Bildhauer daselbst für
ausschneidung 4 bilder die 4 Evangelisten repraesentierent indes ain
schuch hoch neben ihren insignien soll geben werden 12 fl. Hannsen
Hörmann, Maler daselbst für außfassung der bilder
und Ciraten unt guten Feingoldt, die saülen mit faingolt und
das das Thürl das Abendmahl zu mahlen 25 fl. Georgen Osser (?),
schlosser daselbst für beschlagung derselben 2 fl. 30 kr. Gesamtbetrag
für den Tabernakel 64 fl. 30 kr."
|
Spanischer
Erbfolgekrieg 1704
Im Spanischen Erbfolgekrieg (1704-1714) fielen feindliche Soldaten, Österreicher
und Engländer, in Bayern ein. Auch wenn die Schäden nicht so
flächendeckend waren wie im 30jährigen Krieg, wurden einige
Orte (insbesondere im Glonntal), zu denen auch Sittenbach zählte,
schlimm verwüstet. Der Sittenbacher Pfarrer Franz Josef Leb schrieb
am 14.9.1704 an das Ordinariat, der Feind habe "mit Sengen,
prennen, plündern und heuffiger Weckführung (Entführung)
des Viehs alles verdörbt".
In der Pfarrei habe der Feind sowohl in der Pfarrkirche wie in den 3 Filialen
alles zerschlagen, vernichtet, die Kelch, Ciborium, Fahnen, Alben, Chorröcke,
die besten Messgewänder, ja sogar alle
|
"Gloggen
aus dem Thurm zu Sittenbach,Roßbach und Orthoven herundergeworffen
und neben obigen Sachen weckhgefürhet, die Filial Khürchen
Grossen Pergkhoven aber gar völlig abgeprennt". |
Altarweihe
1707
Am 7. Oktober 1707 kam der Fürstbischof Johann Franz von Eckher nach
Sittenbach und weihte drei Altäre in der Kirche. Außerdem spendete
er 75 Kindern die Firmung. Am selben Tag hat er auch noch in Unterweikertshofen
die drei Altäre benediziert. 12)
Sie waren wohl drei
Jahre zuvor von den österreichischen Soldaten zerstört, beschädigt
oder entweiht und in den Jahren danach von den Sittenbachern wieder hergestellt
worden. Vielleicht hatte man die Altäre bei der Verlängerung
des Kirchenschiffs 1680 neu errichtet und noch nicht geweiht. Denn eine
Altarweihe war damals schwierig. Ab 1652 saßen nacheinander zwei
nachgeborene Wittelsbacher Prinzen (Albrecht Sigismund von Bayern und
Joseph Clemens von Bayern) auf dem Freisinger Bischofsthron, die mangels
Bischofsweihe das geistliche Amt des Bischofs nicht ausüben konnten;
Albrecht Sigismund besaß nicht einmal die Priesterweihe. Warum aber
auch die Weihbischöfe Johann Fiernhammer (1630-1663), Johann Kaspar
Kühner (1665-1685) und Simon Judas Thaddäus Schmidt (1687-1691) keine
Firmungen spendeten, müsste noch erforscht werden. Möglicherweise
hatte die Firmung beim Klerus und beim Volk kein hohes Ansehen. Dies jedenfalls
hatten die Bischöfe schon 200 Jahre früher, um 1560, beklagt.
36)
Nach 40 Jahren
kam 1695 mit Franz Eckher wieder ein echter Bischof an die Regierung,
für den nach so langer Zeit ohne Kirchen- und Altarweihen und ohne
Firmungen viel zu tun war. Dieser kunstsinnige Bischof regierte sein Bistum
von der Reisekutsche aus; er unternahm viele Pastoralreisen selbst in
kleinste Dörfer seines Bistums. In den drei Tagen vom 7.bis 9. Okt.
1707 weihte er neben den Altären in Sittenbach und Unterweikertshofen
weitere Altäre in St.Johann/Sixtnitgern, Roßbach und Orthofen
und spendete jeden Tag in einer anderen die Firmung.
Pfarrhofbau 1720
1720 wurde ein neuer Pfarrhof erbaut. Die Kosten dafür beliefen
sich auf 200 Gulden. Diesen Betrag erfahren wir aus den Kirchenrechnungen
der Pfarrei Bergkirchen. Denn Sittenbach erhielt zu den Baukosten ein
zinsloses Darlehen des Landgerichts Dachau. Dazu mussten alle übrigen
Pfarreien beitragen.
Schmidt'sche
Matrikel von 1738/40
01)
Der Freisinger Kanonikus Schmidt hat in den Jahren 1738-40 in der nach
ihm benannten Schmidt'schen
Matrikel auch die Pfarrei s.Laurentii in Sittenbach
beschrieben. Sie war damals einem vornehmen Pfarrherrn verliehen. Maximilianus
Georgius Pancratius Liber Baro (Freiherr) de Hegnenberg war Domkanoniker
in Freising. Zur Pfarrei gehörten drei auswärtige Pfarrgüter
in Orthoffen, Weikhershoffen und Grossen-Perghoffen. Die Seelsorge wurde
von zwei Kooperatoren versehen, einer in Sittenbach, der andere in Großberghofen.
Das Pfarrhaus war in gutem baulichen Zustand. Die Gläubigen hatten
sich gegenüber 1524 von 390 auf 896 mehr als verdoppelt, und das
trotz der schrecklichen Verluste im 30jährigen Krieg.
Die Zahl der Filialkirchen war gleichgeblieben. In der Pfarrkirche
standen drei Altäre. Der Hochaltar war dem Patron St.Laurentius geweiht.
Seine Stipes enthielt eine Kreuzpartikel: Teile von Gebeinen des Kirchenpatrons
St. Laurentius und des syrischen Märtyrers St. Xystus. In dem der
Jungfrau Maria gewidmeten Seitenaltar waren Gebeine der Märtyrer
Johannes und Paulus, des hl. Franz Xaver und des hl.Sebastian "beigesetzt",
wie es in der Fachsprache heißt. Der dritte Altar war als Sebastianialtar
Mittelpunkt der 1670 gegründeten Sebastiani-Bruderschaft. Auch dieser
Altar enthält Reliquien u.zwar der Heiligen Sebastian, Maximilian
und Johannes Nepomuk. In der Kirche war auch ein Taufstein mitsamt den
Heiligen Ölen vorhanden. Im Turm hingen drei Glocken und im Friedhof
stand ein Beinhaus. Die Einkünfte der Kirche verwalteten der Pfarrer
und der Landrichter in Friedberg.
Bau
der Seitenkapellen um 1740
Kurz nach 1740 wurden in Sittenbach zwei Seitenkapellen angebaut. Jedenfalls
sind sie in der Schmidt'schen Matrikel noch nicht genannt. In eine der
Kapellen wurden der Taufstein und ein alter Beichtstuhl gestellt.
1748 hat man in diese Kapelle mit dem Beichtstuhl ein neuer Altar eingebaut.
Auslöser dafür war die Wallfahrt zu den Wetterheiligen Johannes
und Paulus, die sich in Sittenbach besonderer Verehrung erfreuten. An
ihrem Fest, dem 26.Juni, kamen Wallfahrer aus Sielenbach, Altomünster,
Wollomoos, Kleinberghofen, Hohenzell, Walkertshofen, Welshofen und Großberghofen.
An diesem Tag wurde ein feierliches Amt mit Predigt und viele Beimessen
gehalten. Die Figuren der beiden Heiligen standen getrennt an den beiden
Seitenaltären. Dies missfiel jedenfalls Pfarrer Anton Rottmanner,
der sich in einem Brief an das Ordinariat (vom 29.3.1748) für den
Bau einer Seitenkapelle einsetzte. Er schrieb, die getrennte Aufstellung
mache die Figuren so "ungestalt und frembd, dass es nit
einmahl gekennet, also erst von andern erfragen missen, wer dise Heilige
und was sie hir machen".
Er schlug vor, in die Seitenkapelle einen eigenen Altar für die beiden
Heiligen aufstellen zu dürfen. Das Ordinariat verlangte einen Riß
(=Plan) und Überschlag (=Kostenvoranschlag), sowie
die Mitteilung, woher die Gelder genommen werden sollten. Am 27.Mai 1748
wurde dann die endgültige Erlaubnis für den Altar erteilt.
Umbau 1760
Ihre heutige Rokoko-Form erhielt die Kirche im Jahr 1760 unter
Pfarrer Anton Rottmanner (im Amt: 1744-1767) mit einer Neueinwölbung
und der Ausmalung der Kirche. Maler war Johann Georg Dieffenbrunner
aus Augsburg (sign.). Den Stuck schuf Jakob Rauch.
Jakob Mois 12)
glaubte, dass der Stuck von F.X. Feichtmayr
stammt. Es könnten aber auch beide Stuckateure miteinander gearbeitet
haben. Der 1718 in Unterpeissenberg geborene Rauch war nämlich der
Schwiegersohn des um 20 Jahren älteren F.X. Feichtmayr.
In einem Schreiben vom 29.Juni 1764 an den Fürstbischof Clemens Wenzeslaus
schilderte Pfarrer (und Dekan) Rottmanner die Baumaßnahmen: Er habe
die Kirche "mit einem Gewölb item durch stoccedor-fresco- und
faßarbaith wol schön und ansehnlich gemacht".
Man baute zwei kurze Querschiffe an und ersetzte die flache Holzkassettendecke
des Langhauses durch eine neue gewölbte Decke.
Die stattete man mit fünf sehr schön erhaltenen Wand- und Deckengemälden
aus. Eingeweiht wurde die umgebaute Kirche von Kardinal Johann Theodor
von Bayern (1727-1763).
Die Erneuerung der Kirche sei, so schreibt Pfr.Rottmanner, als Erinnerung
an das 300jährige Jubiläum der Erbauung von 1464 gedacht. Deshalb
habe er am Chorbogen die Inschrift angebracht: "Ita saLVs
DoMVI faCta es In sIttenbaCh".
Diese Inschrift ist ein Chronogramm. Dabei werden alle darin vorkommenden
Buchstaben, die zugleich römische Zahlensymbole sind (I, V, X, L,
C, D, M), zusammengezählt. Die Inschrift am Chorbogen ergibt die
Zahl 1764. Es ist also das Jahr des Jubiläums, nicht des Umbaus.
Wie wichtig der Umbau dem Pfarrer Rottmanner war, wird auch aus seinem
Nachlass deutlich. Er hatte aus seinem Privatvermögen mindestens
zwei- bis dreitausend Gulden für den Kirchenumbau verwendet und starb
deshalb hochverschuldet.
Beschreibung 1820
27)
In einer Beschreibung des Bistums Freysing von 1820 wird die Pfarrei Sittenbach
als Säcular (Monatspfarrei) mit 1 Pfarrer, einem Expositus (für
Großberghofen) und einem Cooperator beschrieben. Sie hatte damals
1069 Katholiken (die in 206) Häusern wohnten.
Im Einzelnen erstreckte sich der Pfarrbezirk auf folgende Orte:
Sittenbach 107
Gläubige /
26 Häuser |
Säcularpfarrei
(Monatspfarrei); Kirchweih vor Mariä Geburt (= 8.9.) |
Gaggers: 55/10 |
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St.Johann: 6/1 |
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Langengern: 71/10 |
|
Sixtnitgern: 64/7 |
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Roßbach:
147/30 |
Kirchweihfest am
Sonntag vor der Fronleichnamsoktav (Sonntag nach nach Vitus = 15.6.) |
Großberghofen:
167/37 |
Gottesdienste durch
den Expositus daselbst an allen Sonn- und Festtagen; Kirchweihfest:
nach Mariä Himmelfahrt (=15.8.) |
Orthofen: 99/20
|
Gottesdienst durch
den Cooperator jeden 3.Sonntag; Kirchweih: Sonntag nach Bartholomäus
(24.8.) |
Unterweikertshofen:
262/44 |
Hauptfiliale des
Cooperators, Gottesdienste 2 Sonntag nacheinander, an allen Festen
des Herrn und Unsere Frau etc. Kirchweih am Sonntag nach hl.Kreuzerhöhung
(= 14.9.) bzw. am Sonntag vor Matthäus (= 21.9.) |
Guckenberg: 31/3 |
|
1865 feierte Peter Eder aus Orthofen Primiz. Er zog unter großer
Begleitung von seinem Wohnort Orthofen bis zur Pfarrkirche in Sittenbach,
wo er sein erstes Messopfer abhielt. 38)
Mehr
dazu....
Beschreibung 1880 02)
Kirche und Pfarrei Sittenbach sind auch in der "Statistischen Beschreibung
des Erzbisthums München-Freising" aus der Zeit um 1874-84 enthalten,
die zunächst der Benefiziat Anton Mayer und -nach dessen Tod 1877-
Pfarrer Georg Westermayer
als Buch veröffentlichten. Diese bisher umfangreichste Diözesanbeschreibung
sollte in erster Linie den praktischen Bedürfnissen der Diözesan-
und Staatsverwaltung dienen. Daneben verwertete das Werk in Form von "kleinen
Notizen" die Ergebnisse der aufblühenden orts- und lokalgeschichtlichen
Forschung sowie die gedruckten Quellen und die von Heckenstaller und Deutinger
gesammelten Unterlagen im Archiv des Erzbistums. Erste Grundlage dieser
"Mosaikarbeit" waren Mitteilungen der Pfarrämter.
Geographie: "Die Pfarrei hat 1246 Seelen in 242 Häusern.
Davon wohnen 197 Gläubige (in 33 Häusern) in der Ortschaft Sittenbach
selbst, die Übrigen in Gaggers 56 (12), Unterweikertshofen 276 (53),
Guggenberg 33 (6), Langengern 79 (17), Orthofen 129 (25), Roßbach
137 (30), Sixtnitgern 102, (27) und Großberghofen 237 (39). Der
Umfang der Pfarrei beträgt 5 km. Die Wege sind meist schlecht, weil
Lehmboden." In Sittenbach neue Schule mit 1 Lehrer, 134 Werktags-
und 42 Feiertagsschülern. Schule in Unterweikertshofen mit 45 Werktags-
und 18 Feiertagsschülern".
Ansicht
von Westen
|
Pfarrei
: "Sittenbach ist eine Wechselpfarrei (= das Präsentationsrecht
wechselte nach jedem Erledigungsfall zwischen dem Bischof in Freising
und dem Kurfürsten in München). Die Kirchenrechnung
weist bei 6044 Mark Einnahmen und 1802 Mark Lasten einen jährlichen
Reinertrag von 4242 Mark aus. Das Widum (=der Pfarrbauernhof)
umfasst Grundstücke von 132 Tagwerk (= 44 ha) Fläche der
Bonität 6. Das Pfarrhaus -1720 erbaut und 1869 repariert- ist
geräumig, passend und in den unteren Räumlichkeiten etwas
feucht. Das Ökonomiegebäude wurde 1766 erbaut, geräumig
und passend. Die Matrikelbücher beginnen 1645.
Pfarrkirche: Erbauungsjahr
1464. Restauriert 1760 und 1860. Rococostyl. Die Geräumigkeit
ist zureichend. Spitzthurm mit 3 Glocken. 5 Altäre; Orgel mit
8 Registern. Cemeterium (=Friedhof) bei der Kirche ohne Kapelle.
Bittgänge: In der Woche nach Peter und Paul (=29.6.) nach Scheyern,
am Dienstag in der Bittwoche nach Andechs.
Stiftungen: 24 Jahrtage und 34 Jahrmessen. Den Meßner- und
Cantordienst versieht der Lehrer; eigenes Meßnerhaus nicht
vorhanden".
|
Beschreibung 1895 25)
Die Kirche von
Sittenbach ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern erwähnt , dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold
und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag
des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde. Dort heißt
es:
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Kirche |
-
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Gothischer
Bau, 1464 erbaut, 1760 umgestaltet, 1860 restaurirt (Mayer III. 173). |
-
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Das
Langhaus hat in der Länge fünf Axen, an die östliche
schliessen sich südlich und nördlich Seitenkapellen an. |
-
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Eingezogener
Chor mit zwei Langjochen und Schluss in drei Seiten des Achtecks.
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Thurm
an der Nordseite des Chores |
-
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Sakristei
(neu) an dessen Ostseite |
-
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Vorzeichen
westlich |
-
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Das
östliche Joch des Langhauses hat ein böhmisches Gewölbe.
Die drei mittleren Joche haben ein Gewölbe, in welches von den
Fenstern aus Stichkappen einschneiden. Ueber den Spitzen der letzteren
ist aus dem Gewöllbe eine elliptische Oeffnung ausgeschnitten,
welche mit einer Kuppel überdeckt ist. |
-
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Im
westlichen Joch Tonne mit Stichkappen. |
-
|
Im
Chor noch das gothische Gewölbe, aber ohne Rippen. |
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Gute
Rococo-Dekoration. |
-
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Am
Chor noch gothische Strebepfeiler |
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Schlichter
Spitzthurm mit vier Giebeln |
-
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Deckenbild
im Chor. Glorification des S, Laurentius, im Schiff ein Engelkonzert
und das Martyrium des S. Laurentius; hier bez. J. Diefenbach. (=Dieffenbrunner) |
-
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Hochaltar,
beide Seitenaltäre und die Kanzel (letztere in Form eines Schiffs),
sowie die Decke zierliche und originelle Arbeiten des späten
18. Jahrhunderts. |
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Grabsteine: |
-
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Vor
dem Altar Grabstein des Georg Schädel + 1702. Platte von rothem
Marmor. H. 92, br. 60 cm, mit dem Wappen |
-
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Ferner
des Andreas Scherer, Dekan +1621. Platte von rothem Marmor, mit Brustbild
und Wappen des Verewigten.
H. 87, br. 62 cm. |
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Im
Pfarrhof: |
-
|
grosse
Monstranz, Silber, vergoldet, mit Silberverzierungen. Mitte des 18.
Jahrhunderts. H.56 cm. |
-
|
ferner
silberner vergoldeter Kelch derselben Zeit. H. 26 cm. |
-
|
In
der Sakristei zierlicher Kelch, Silber, vergoldet, mit Silberverzierungen.
17. Jahrhundert. H. 22 cm. |
1930 wurde die Kirche auf
sechs Achsen (Joche) verlängert und eine besonders tiefe Empore eingebaut.
Umpfarrung der Filialkirche Unterweikertshofen nach Welshofen 1936
Am 1.August 1936 wurde
Unterweikertshofen von Sittenbach nach Welshofen umgepfarrt. Grund war
die geringe Größe der Pfarrei Welshofen. "Wenn sie nicht
vergrößert wird", so das Ordinariat in einem Schreiben
vom 18.5.1936, "wird sie voraussichtlich im Falle einer Erledigung
(= Abschied/Tod des Pfarrers) nicht mehr besetzt werden".
05)
Für Unterweikertshofen war die Entscheidung nicht
schlimm; die Kinder besuchten ohnehin schon die Schule in Welshofen. Der
Weg zur Pfarrkirche verkürzte sich um die Hälfte.
Die Entscheidung wurde mit Schreiben vom 29.Juli 1936 verkündet.
06)
Renovierungen
Die letzte Außenrenovierung fand in den Jahren 1986-1988, die letzte
Innenrenovierung 1990-1993 statt. Diese Maßnahmen kosteten zusammen
1,8 Mio DM.
Zeitungsberichte aus dem Pfarrleben
Die Dachauer Zeitungen haben in den
letzten 120 Jahren immer wieder aus dem Pfarrleben berichtet. Diese Berichte
befassen sich nicht unmittelbar mit den Kirchengebäuden, vermitteln
aber einen ergänzenden Eindruck aus der damaligen Zeit. Dabei handelt
es sich um Berichte von Abschiedsfeierlichkeiten, Jubiläen und Installationsfeiern
von Pfarrern usw.
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Statistik
1877: 185 Einwohner im Ort
1978: 259 Einwohner
1987: 423 Einwohner
2011: 600 Einwohner
Baubeschreibung
Die Kirche liegt am Dorfrand
über dem Glonntal inmitten eines ummauerten Friedhofs.
Der noch aus gotischer Zeit stammende Chor ist geringfügig eingezogen
und wird durch zweifach abgetreppte Stützpfeiler
von außen gestützt.
|
Das Kirchenschiff
ist sehr lang und erstreckt sich über sechs Achsen. Es besitzt
durch zwei querhausartige Erweiterungen eine Kreuzform. Es ist von
einem böhmischen Gewölbe (östl.Achse) und einem Tonnengewölbe
mit Stichkappen überdeckt. Die beiden Seitenkapellen vor dem
Chorbogen erweitern den Blick nach vorne.
Der schlanke, sehr hohe Turm
mit quadratischem Grundriss steht an der nördlichen Seite des
Chores. Er ist durch Ecklisenen und horizontale Wandvorlagen in
fünf Geschosse gegliedert. Sein Spitzhelm ist mit Holzschindeln
gedeckt und besitzt vier mit je einer Goldkugel verzierte Giebeln.
Im Nordgiebel ist das Ziffernblatt der Kirchturmuhr angebracht.
In der Glockenstube hängen vier Glocken, die 1949 von
K.Hamm aus Regensburg gegossen worden sind. Vor 130 Jahren hingen
hier noch drei Glocken aus den Jahren 1865, 1749 u. 1667, die die
beiden Weltkriege mit ihrer Ablieferungspflicht nicht überstanden
haben. Sie hatten die Aufschriften:
a) die größere Glocke : "F.Gossner in München
1865."
b) die mittlere: " Ad hon. Dei fusa ab A.B. Ernst Monachii
1749" (Anton
Benedikt Ernst)
c) die kleinere: "Bernhard
Ernst in München goss mich 1667"
|
Die Sakristei mit Pultdach
ist östlich an den Turm angebaut.
Volksmissionskreuz
Ein
großes Kruzifix
an der südlichen Außenwand erinnert an die Volksmission
1975. Das Kreuz könnte aber auch älter sein. Jedenfalls
entspricht es stilistisch der Kunstepoche des Historismus: Der Kreuzesstamm
besitzt dreipassförmige Enden. Der Corpus Christi ist mit einem
einfachen, weißen Lendentuch versehen. Ein kunstvoll gebogenes
Blechdach mit der Innenschrift "Im Kreuz ist Heil" gibt
Schutz vor den Witterungseinflüssen. Unter dem Missionsschild
mit der Aufschrift "1975 Heilige Mission" steht eine kleine
Figur der Mater dolorosa, der schmerzhaften Muttergottes.
Die Volksmission geht auf das Konzil von Trient (1545-1563) zurück
und war Teil der kath. Gegenreformation. In Bayern wurde die erste
Volksmission 1843 in Tuntenhausen von den Redemptoristen abgehalten.
Das kirchliche Gesetzbuch von 1917 schrieb z.B. vor, dass wenigstens
alle zehn Jahre eine Volksmission durchgeführt werden solle.
Durch die Volksmission sollten die Gläubigen in den katholischen
Gemeinden in einer Art |
Missionskreuz
|
Crashkurs von zehn bis fünfzehn
Tagen wieder intensiver an die Sakramente, die Glaubenslehren und die Moral
herangeführt werden. Dies geschah in der Regel durch speziell geschulte
Ordensleute mit besonderen rhetorischen Begabungen. Sie hielten Predigten,
luden zur Beichte ein, feierten Messen und hielten zahlreiche Vorträge.
Mitunter wurden die Kanzeln indieser Zeit sehr beansprucht, da die Prediger
zur Unterstreichung ihrer Worte des Öfteren harte Schläge auf
die Holzeinfassung ausführten. Im Vordergrund stand aber nicht die
Förderung der christlichen Gemeinschaft, sondern das persönliche
Verhältnis zu Gott nach dem Motto "Rette deine Seele". Bei
diesen Volksmissionen wirkte bis zum 2.Vatikanischen Konzil noch ganz die
alte Frömmigkeitshaltung des Barock nach, auch seine starre Liturgie,
bald als dunkle Wucht, bald als feierliche Pracht. Christliche Verkündigung,
die Lebensfülle der hl.Schrift, wurde verengt auf moralische Verbote.
Damals wurden das 6.Gebot und die Kirchengebote (Keuschheit, Sonntagsgebot,
Fasten und Abstinenzen) zum wichtigsten Inhalt katholischen Lebens gemacht.
Tugendbündnisse und Jungfrauenkongregationen entstanden. Der Zulauf
zu den Volksmissionen war dennoch groß.
Heutzutage wird die Volksmission durch neue Formen der Schulungs- und Missions-
bzw. Evangelisationsarbeit ersetzt.
Epitaphe
Bei der letzten Außenrenovierung
wurden die Grabdenkmale in der nördlichen Friedhofsmauer eingesetzt.
1621
|
- für Pfarrer
Andreas Scherer,
gest.1621 aus Rotmarmor
mit Brustbild und Wappen
(86 x 60 cm) |
|
- für Pfarrer
Bartholomäus Telle,
gest.2.6.1715, aus Solnhofener
Stein (66 x 56 cm) |
1715
|
1767
|
- für Pfarrer
Anton Rottmanner,
gest. 13.6.1767 aus Solnhofener
Stein (55 x 39 cm)
Text: P.R.D.
Antonius Rottmanner
obiit die XIII Junii anno DN(domini) MCCCLXVII aetat lix paroch XXIII
Decan XIII in signis templi huius restaurator. R.I.P.
|
|
Neben dem Epitaph hat man
eine Tafel mit der Übersetzung des Textes angebracht:
P.R.D. Anton Rottmanner
starb am 13.Juni Anno Domini 1767 im Alter von 59. Pfarrer 23, Dekan
13 Jahre des hiesigen Gotteshauses, ausgezeichneter Restaurator.
Er ruhe in Frieden.
|
|
1839
|
- für Pfarrer
Paul Loder,
gest.20.4.1839 aus Solnhofener
Stein (59 x 35 cm) |
|
- für Pfarrer
Georgius Schädl,
gest. 21.7.1702 aus Rotmarmor (79 x 53 cm) |
1702
|
|
|
|
- für Pfarrer
Leopold Staudacher,
gest.
30.3.1822. Freistehender
Inschriftstein aus rötlichem
Marmor mit aufgesetztem
Eisenkreuz. |
1822
|
1704
|
- für Pfarrer
Johann Lebder, gest. 13.12.1704
aus Rotmarmor (86 x 26 cm) |
|
- für Pfarrer
Anton Aufhauser,
Josef Jaeger und
Sebastian Ende
aus Rotmarmor (120 x 80 cm) |
1923
|
1786
|
-
für Pfarrer Josef Resch,
gest. 15.12.1786 aus Solnhofener Stein (123 x 79 cm)
Text: Hier liegt begraben Der Hochwürdige, Hochgeborne, und,
Hochgelehrte Herr Josef Resch der Gottes gelehrtheit Licantiat. ward
geboren 1717 Priester 1741 dann Direktor im Alumnat Zu Freising drauf
im Priesterhause zu Dorffen und München: ward 1752 Pfarrer in
Hirtlbach und endelich im Jahr 1767 Pfarrer und Dechant in Sittenbach,
wie auch Hoffürstlicher wirklicher geistlicher Rath in Freising:
gestorben 1788 den 15 Kristmonat.
Ein
Mann von seltnen Gaben
Liegt, Leser, hier begraben.
Rein schon von Jugent auf
Und tugendhaft war seines Lebens Luf.
Er hat Talente, Witz, Verstand
Zum Guten immer angewandt:
Sein erstes Werk von Jesu Lehre
Macht ihm, macht unserm Glauben Ehre.
Den jungen Klerus bildte er
Durch klugen Unterricht, doch durch sein Beyspiel mehr.
|
|
Im
Hirtenamt verband er Wachsamkeit
Mit Eifer und Bescheidenheit.
Voll Mitleid, voll Erbarmen
War er der vater aller Armen.
Den Freunden Gutes thun war immer sein Bestreben
Im Tode noch, so wie im gangen Leben.
Sein Geist ist nun dahin gegangen
Wo gute ihren Lohn empfangen:
Was sterblich noch an ihm gewesen,
Muß, leider hier verwesen. |
|
|
Innenausstattung
Die Kirche überrascht den Besucher
durch den reichen, wundervollen Stuck, der 1760 von Johann Jakob
Rauch angebracht
wurde. Rauch stattete 5 Jahre später auch die Klosterkirche in Altomünster
mit Stuck aus. Einige Quellen sprechen davon, dass auch der aus Wessobrunn
stammende und damals in Augsburg wohnende Franz Xaver Feichtmayr, der
den Stuck in der Klosterkirche Indersdorf (1755) und in St.Wolfgang/Pipinsried
(1746) angebracht hat, hier tätig war. Beide Stuckateure sollen häufig
miteinander gearbeitet haben. Der 1718 in Unterpeissenberg geborene Rauch
war der Schwiegersohn des um 20 Jahren älteren F.X. Feichtmayr.
Neben dem Stuck sind auch die fünf Deckenmalereien von beachtlicher
Qualität. Sie wurden von dem im Dachauer Land viel beschäftigten
Johann Georg
Dieffenbrunner geschaffen, der auch in Eisenhofen, Inhausen, Indersdorf,
Westerholzhausen, Kleinberghofen und in Vierkirchen Fresken gemalt hat.
Altarraum
Der zweiachsige Altarraum ist eingezogen
und schließt
in drei Seiten. Er wird von einem Tonnengewölbe
mit Stichkappen
überwölbt. Im Chorschluss sind noch Reste gotischer Ornamentmalerei
zu sehen.
Stuckarbeiten
Die Kirche besitzt -wie erwähnt- seit 1760 eine äußerst
qualitätsvolle Stuckausstattung. Rocaillen, Stäbe, Blumengirlanden
und zahlreiche Engel beleben den gesamten Kirchenraum (ohne den Anbau
von 1930). Sie sind grün, grau und rosa gefasst. Der Stuck wurde
von Jakob Rauch (geb.1718) geschaffen, der auch in Augsburg mit
dem Maler Dieffenbrunner zusammengearbeitet hatte. Das bedeutendste Werk
Rauchs war der Stuck in der Klosterkirche Altomünster (1768). Jakob
Rauch und Franz Xaver Feichtmayr statteten die Klosterkirche in Rott am
Inn mit Stuckarbeiten aus (1763).
Deckengemälde
im Chor
Der
Altarraum wird mit einem barockisierten Gewölbe überdeckt,
das mit einem Fresko bemalt ist. Es zeigt die Glorie
des hl. Laurentius, mit Darstellung der Verherrlichung des
Heiligen bei seiner Aufnahme in den Himmel nach dem Martyrium.
Dieffenbrunner lehnt sich dabei an ein Altarblatt von Tizian in der
Gesuitikirche von Vendig an. |
Glorie
von St.Laurentius
|
Inmitten vieler
Wolken schwebt Laurentius mit seinem Marterwerkzeug, dem Rost, in
der Hand, zum Himmel empor. Engel halten Märtyrerpalme und
Lorbeerkranz. Oben warten
- Gottvater, der die Hände ausbreitet,
- Christus, der eine Krone über das Haupt des
Laurentius hält und dazwischen der
- Heilige Geist in Gestalt einer Taube.
|
|
Hinweis: Der Kranz war das Ehrenzeichen des siegreichen Athleten,
z.B. bei den Olympischen Spielen der Antike in Form eines Gewindes
aus Laub, Blumen u.ä. Das Christusmonogramm war in der frühen
Kirche öfters von einem Kranz umgeben und bezeichnete so Christus
als den Sieger über den Tod (daher häufig auf Sarkophagen)
oder -da die siegreichen römischen Kaiser den Lorbeerkranz trugen
-als Kyrios, den Herrn der Welt. Als Siegeszeichen gebührte der
Kranz auch den Märtyrern. |
Wappen
|
Am Scheitelpunkt
des Chorbogens ist eine prächtig verzierte Kartusche
angebracht, die ein Wappen mit zwei Winkeln enthält. Auf der
Kartusche lugt eine Figur mit einer Mitra hervor. Im unteren Teil
ist ein Schriftband mit den lateinischen Worten "Sub Duce" (unter
dem Herzog) angebracht. Zwei Engel halten ein rosa gefärbtes
Stoffband, das hinter der Kartusche vorbeiführt. Vielleicht hat
diese Stuckatur mit der Einweihung (und Finanzierung ?) der Kirche
zu tun, die 1760 von Kardinal Joh.Theodor von Bayern und vom Bischof
Franz Ignaz Albert von Werdenstein vorgenommen wurde. |
zu den Deckengemälden
im Kirchenschiff
Hochaltar
/ Choraltar
Der prachtvolle barocke Choraltar von
1755/56 ist grau und rot marmoriert und mit Ornamentik vergoldet. Er ist
4 Meter breit und raumhoch. Teile der Ornamentik dürften um 1920/30
ergänzt worden sein. Der Stipes, der Altarunterbau, ist mit
einer marmorierten Holzverkleidung versehen. Sechs Säulen mit
Kompositkapitellen tragen ein geschwungenes Gebälk mit Vorhangdrapierungen.
Zwischen den Voluten sitzen und schweben 17 Engel. Der Altar und die Figuren
dürften vom Bildhauer Johann Luidl aus Landsberg (1685-1758)
oder seiner Werkstatt stammen. Arbeiten der Schnitzerfamilie Luidl aus Landsberg
u. Mering stehen auch in den Kirchen von Dachau/St.Jakob, Sittenbach, Egenburg,
Feldkirchen, Bergkirchen, Lauterbach und Prittlbach.
mehr über die Luidls finden Sie hier...
Im halbrunden Auszug
des Altars schwingt der zwischen Gewölk schwebende Erzengel St.Michael
das Flammenschwert. Er ist umringt von sieben geflügelten Engelsköpfen
(Cheruben). |
St.Michael
|
Hinweis: Der Erzengel
Michael hat nach der Überlieferung häufig das Schwert benutzt:
- Er stürzte schon vor Beginn der Schöpfung
den Luzifer in die Hölle,
- trieb Adam und Eva mit dem Schwert aus
dem Paradies (1. Mose 3, 23-24) und
- kämpfte mit dem Teufel um die Seele von
Mose.
Michael ist mit Raphael, Gabriel und Uriel einer der vier Erzengel. |
In
der Mittelnische des Choraltars steht die Schnitzfigur des hl.
Laurentius (Kirchenpatron), in das kurzärmelige Gewand
des Diakons gekleidet, mit Buch und Rost in den Händen (um 1920/30).
|
St.Laurentius
|
Rechts
und links darunter sind zwei Engel zu sehen, die 1760 geschnitzt aber
erst in neuerer Zeit gefasst (=bemalt) wurden.
|
Tabernakel
Der
seitlich weit ausgreifende Tabernakel
besteht aus vergoldetem Holz. Es handelt sich um einen Drehtabernakel
auf dem unmittelbar das Buch mit den sieben Siegeln liegt. Darauf
wiederum ruht ein silberfarbenes Lamm Gottes, das Symbol für
Christus.
Die Lisenengliederung weist bereits auf den klassizistischen Stil
hin. Er wurde wohl um 1790/1800 gefertigt. |
Tabernakel
|
Hinweis: Die
Darstellung greift ein Thema aus den Geheimen Offenbarungen (Apokalypse,
5,1 ff) der Bibel auf. Darin beschreibt Johannes eine Vision, in
der Gott eine Buchrolle mit sieben Siegeln in der Hand hält,
die niemand öffnen kann. Allein der "Löwe aus Judas Stamm
und Nachkomme Davids" sei dazu berechtigt. Da kam ein Lamm, das
aussah, als ob es geschlachtet worden wäre und öffnete
die Siegel. |
|
Die
Buchrolle ist das Buch des Lebens, in dem die Namen der Gerechten
und der Sünder eingetragen sind und das die Ereignisse enthält,
die am Weltende geschehen werden. Das Lamm stellt Jesus dar, der auch
der Löwe von Juda und Lamm Gottes genannt wird. In der christlichen
Kunst wird Christus in Anlehnung an Textstellen im Alten (Jesaja 53,7)
und Neuen Testament (Joh.1, 29) schon seit dem 4. Jh. symbolisch als
Opferlamm dargestellt. |
Reliquiare
Zwei Standreliquiare in angedeuteter
Pyramidenform neben dem Tabernakel enthalten in den Schaugefäßen
Reliquien, die in reicher Klosterarbeit (z.T. in Sprengtechnik) mit farbigen
Steinen und Perlen gefasst sind. Auf den Cedulae, den kleinen Pergamentzettelchen,
stehen die Namen der Heiligen, von denen die Reliquien stammen: S.Venantii
M(artyrer) und S.Valentini.
Die Reliquienkästchen wurden früher durch das bischöfliche
Ordinariat offiziell versiegelt, um den Reliquiendiebstahl zu verhindern.
Figuren
an den Wänden des Altarraums
St.Stephanus
|
St.Paulus
|
An der Chornordseite sind
spätgotische Figuren aus der Zeit um 1520 angebracht:
die des hl.
Stephanus im Gewand des Diakons, mit kurzen Ärmeln
und geschlitzter Seite sowie einem Märtyrerpalmzweig in der
rechten Hand. Die linke Hand ist leicht geöffnet; darin könnten
früher einmal Steine gelegen haben (Stephanus wurde gesteinigt).
Die Palme ist schon
von alters her Zeichen der sieghaften Vollendung und des Triumphs.
Dies hat man für die christlichen Märtyrer übernommen.
Die immergrünen Palmzweige symbolisieren das ewige
Leben und den Sieg des Glaubens über das Heidentum. Zudem
berichtet Johannes in der Geheimen Offenbarung: "... sie standen
in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm
und trugen Palmzweige in den Händen" (Offb.7,9).
die des hl. Paulus
ebenfalls mit Palmzweig sowie einem Schwert. Die dem Stil nach
gotische Figur könnte auch eine Nachbildung aus der Zeit
um 1900/1920 sein.
|
|
Hinweise:
Stephanus war einer der Diakone der urchristlichen Gemeinde
in Jerusalem. Sie waren neben der Glaubensverkündigung auch für
die sozialen Belange der Gemeinde zuständig. Diakone hatten den
Rang von Gemeindeleitern, die in ihrer Bedeutung nahe an die Apostel
heranreichten. Durch eine seiner Predigten geriet Stephanus mit den
Juden in Konflikt. Sie brachten ihn vor den Hohen Rat. Die in der
Apostelgeschichte (Kap.7, Verse 2 bis 53) wiedergegebene, eindrucksvolle
Rede belegt, dass Stephanus noch vor Paulus den universellen Anspruch
des Christentums verkündete. Stephanus wurde als Lästerer
verurteilt und von der aufgebrachten Menge gesteinigt. Der Heilige
sah den Himmel offen, kniete, seinen Widersachern vergebend, im Gebet
nieder und starb. Stephanus' Steinigung war der Auftakt zu einer großen
Christenverfolgung in Jerusalem.
Paulus hieß eigentlich Saulus. Er war von Beruf Zeltteppichweber
und jüdischer Theologe im Laienstand. Saulus verfolgte mit großem
Eifer die junge Kirche und war bei der Steinigung des Stephanus dabei.
Vor Damaskus wurde Paulus von einer Erscheinung Christi getroffen, fiel
zu Boden und erblindete kurzzeitig. Missionsreisen durch den Nahen
Osten und seine Briefe (7 der 13 Briefe stammen von ihm) machten ihn
bekannt. Der Schwerpunkt der Glaubensverkündigung des Paulus
ist die Gnade Gottes, die er den Menschen erweist. Gott schenkt seine
Gnade den Menschen nicht aufgrund ihrer guten Taten, sondern einfach,
weil er ein guter, menschenfreundlicher Gott ist. Nach traditioneller
Auffassung verblasste Paulus' Denken schon bald neben anderen theologischen
Lehren und wurde erst im 5. Jahrhundert von Augustinus und im 16.
Jahrhundert von Martin Luther wiederentdeckt. Die Legende erzählt,
Paulus sei unter Kaiser Nero zum Tode verurteilt worden. Weil er das
römische Bürgerrecht besaß habe man ihn nicht gekreuzigt,
sondern enthauptet. Wahrscheinlich ist er aber eines natürlichen
Todes gestorben. 2006 hat man in der Kirche St.Paul vor den Mauern
sein Grab gefunden. |
Zelebrationsaltar
Im November 2007 erhielt
die Kirche einen neuen Zelebrationsaltar und einen neuen Ambo.
Kirchenschiff
bzw. Langhaus
Seitenaltäre
Die beiden Seitenaltäre sind -wie
der Choraltar- grau und rot marmoriert, mit vergoldetem Schnitzdekor versehen
sowie reich mit Akanthusformen
und Putten verziert. Sie sind 2,70 Meter breit und fast raumhoch. Aufstellt
wurden sie um 1720, aber 160 Jahre später, um 1920, stark ergänzt.
Der Stipes, die Altartische, sind mit Holz verkleidet, die Antependien
mit einem Kreuz und Rocailleverzierungen
geschmückt. Auch an den Retabeln
sind diese Verzierungen zu sehen. Die seitlichen Lisenen
mit Voluten
tragen ein Gebälk, auf dem Engelsfiguren sitzen.
Linker Seitenaltar
Der
linke Seitenaltar ist der Muttergottes
geweiht. In einem um 1920/30 geschnitzten Relief wird die gekrönte
Muttergottes mit dem Kind dargestellt.
Engel halten den Mantel über die vor Maria knien-den Frauen und
Kinder (Schutzmantelmadonna). |
Schutzmantel
madonna
|
Hinweis:Der
Bildtypus der Schutzmantelmadonna ist bei uns seit dem 14.Jh verbreitet.
Er wurde vor allem von den Zisterziensern und Dominikanern gefördert.
Die Darstellung geht auf den Mantel-schutz im alten Rom (lateinisch
velamentum) zurück, den man Verfolgten gewähren konnte.
Abgeleitet davon entstand die Darstellung der Schutzmantelmadonna.
In alten Schriften wird das |
|
Motiv der Schutzmantelmadonna
mit dem lateinischen Terminus auch als Mater omnium, "Mutter aller",
bezeichnet. |
Der rechte Seitenaltar
ist ein Sebastiansaltar.
Eine Figurengruppe zeigt St.Sebastian
in voller römischer Rüstung. Ein Engel neben ihm hält
die Marterwerkzeuge (Pfeile), ein weiterer die Märtyrerpalme
in den Händen. |
St.Sebastian
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Zu seinen
Füßen kniet eine Familie mit einem kranken Kind, die flehentlich
um die Fürbitte Sebastians bei Gott zur Heilung des Kindes bittet
(ebenfalls um 1920/30). |
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Hinweis: Sebastian soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier
der kaiserlichen Garde gewesen sein. Auf Befehl des Kaisers Diokletian
wurde er wegen seines Glaubens mit Pfeilen durchschossen. Er erholte
sich aber durch die Pflege von St.Irene, der Witwe des Märtyrers
Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin
mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie
abgewendet worden sein. Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron
und -der Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften
verehrt. Seine Figur steht in fast allen Kirchen des Dachauer Landes.
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Deckenfresken
im Kirchenschiff
Die Decke der ersten
Achse des Langhauses von Osten -also zwischen den Deckenfresken im
Chor und im Westteil des Langhauses- bildet eine Hängekuppel.
Dort wird in einem Fresko ein Engelskonzert
dargestellt. In der Mitte des
Bildes liegt das sog. Hl.-Geist-Loch,
das mit
einem bemalten Holzdeckel verschlossen ist. |
Engelskonzert
|
Darum herum sind
Engel mit Kniegeigen, Quer-flöten, Geigen und Notenblättern
gruppiert.
Zwei Putten mit Weihrauchfass und Schiffchen (Behälter für
die Weihrauchkörner) verehren die Dreifaltigkeit, deren Symbol
(auf der Spitze stehendes Dreieck) auf den Holzdeckel gemalt ist.
|
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Hinweis:
Das an Ketten hängende Rauchfass entwickelte sich erst
in christlicher Zeit. Räucherungen im jüdischen Kult wurden
in Weihrauch-pfannen vorgenommen. Wie dort, soll auch in unseren Kirchen,
der auf-steigende Rauch Verehrung und Gebet bedeuten. In der Apokalypse
findet sich die Gleichsetzung des aus dem Rauchfass aufsteigenden
Duftes mit Gebet und guten Werken. |
Die mittleren drei Langhausachsen sind seit 1760 zu einer ovaler
Flachkuppel, einer verputzte Holzkonstruktion, zusammen-gezogen. Hier
befindet sich das große, ovale Deckenfresko, das in einem umlaufenden
Panorama verschiedene Szenen aus dem Leben des Kirchenpatrons zeigt.
Auf der Westseite
ist die Gefangennahme
des hl. Papstes Sixtus II. im Jahr 258 zu sehen. Sixtus -in
roter päpstliche Kleidung- wird gefesselt von zwei Schergen des
Kaisers Decius fortgeführt. Er blickt zurück zu seinem Diakon
Laurentius, der mit der Linken auf sich selbst, mit der Rechten auf
Männer im Hintergrund weist, die mit Gesten des Entsetzens das
Geschehen verfolgen. |
Gefangennahme
des hl.Sixtus II.
|
Laurentius hat
nach der Legende den Papst angefleht, ihn nicht zu verlassen. Sixtus
weissagte noch im Fortgehen seinem Schüler Laurentius das Martyrium
und bat ihn, vorher noch die Kirchenschätze an die Armen zu verteilen.
|
Eine schöne
große Palme leitet über zur nächsten Szene. In ihr
sind Kranke
zu sehen; sie sind zu St. Laurentius gekommen, um seine Hilfe zu erbitten.
|
Kranke
bitten Laurentius
|
Ganz vorne ist
eine Frau dargestellt, die am Boden vor dem Heiligen liegt. Dabei
dürfte es sich um die Frau handeln, die Laurentius der Legende
nach im Rahmen der Verteilung der Kirchenschätze traf und von
ihrem Leiden heilte. |
Hinter einer weiteren
kleinen Palme wird das Martyrium
des hl. Laurentius gezeigt. Eine Schar Soldaten kommt aus
dem Hintergrund nach vorn zu der Stelle, an der Laurentius auf den
Rost gelegt wird. Schergen schüren das Feuer; heidnische Priester,
Krieger, Greise und eine junge Frau mit einem Kohlenkorb auf dem Kopf
bilden das Umfeld. |
Martyrium
des
hl. Laurentius
|
In der Mitte des
Bildes ist inmitten zartfarbiger Wolken eine lichte Himmelsöffnung
zu sehen.
Dort hält der Engel Palmzweige und Siegerkränze für
den Heiligen bereit.
|
Seitenkapellen
Neben den Seitenaltären befindet
sich der Zugang zu den beiden Kapellen, die seit 1747 im Norden und Süden
der ersten Langhausachse angebaut sind.
Nördliche Kapelle
nördliche Seitenkapelle
|
In
der nördlichen Kapelle steht der Taufstein
(79 cm) aus rotem Marmor mit seinem wuchtigen achteckigen
Becken. Er dürfte noch aus spätgotischer Zeit
stammen. Der weit nach oben gezogenen Deckel aus Holz
ist marmoriert und mit vergoldetem Schnitzdekor verziert.
Auf ihm ist eine Figur von Johannes dem Täufer (um
1680) angebracht.
|
Hinweis:
Die Taufe der frühen Christen fand ursprünglich
im Freien statt, überall dort, wo fließendes
oder stehendes Wasser vorhanden war. Mit der Verlegung
der Taufe in den Kircheninnenraum schuf man |
|
Taufsteinfigur
|
|
dort eigene Taufbecken. Als sich im 11.Jh die Praxis der
Kindertaufe weitgehend durchsetzte, begann man mit der
Errichtung erhöhter Taufgefäße; die Bodenbecken
erwiesen sich für die Kindertaufe als weniger geeignet.
Das Taufbecken ist meist aus Stein. Taufbecken und Deckel
sind meist mit ornamentalem oder architektonischem Zierrat
geschmückt. In der Barockzeit wurde auf dem Deckel
häufig die Taufe Jesu figürlich dargestellt;
dies geht auf Empfehlungen des Konzils von Trient (1545
bis 1563) zurück. Das Taufbecken besitzt in der Regel
-so wie in Sittenbach- eine achteckige Form, weil die
Zahl acht und das Achteck als Symbol für Erneuerung,
Wiedergeburt und Herrschaft angesehen werden. Die Taufe
gilt als der achte Schöpfungstag. Schon im 4.Jh ließ
der Kirchenvater Ambrosius von Mailand über einer
Taufkapelle die Inschrift anbringen:
|
"Mit
acht Nischen erhebt sich der Tempel zu göttlichem
Dienste
Achteckig eingefasst ist der Quell, würdig
für das heilige Geschehen.
In der mystischen Acht muss das Haus unserer Taufe
erstehen,
denn darinnen wird allem Volk ewiges Heil geschenkt" |
|
|
|
Das Deckenbild
in der nördlichen Kapelle zeigt zwei verspielte Putti, die
eine Fruchtgirlande und eine Getreidegarbe tragen. |
Putto mit Getreidegarbe
|
1748 war in einer der Kapellen ein
neuer Altar zu Ehren der Wetterheiligen Johannes und Paulus eingebaut worden.
Grund dafür war die Wallfahrt zu den Heiligen, die sich in Sittenbach
besonderer Verehrung erfreuten. An ihrem Fest, dem 26.Juni, kamen viele
Wallfahrer hierher. Was aus dem Altar geworden ist, ist mir leider nicht
bekannt.
Pieta
An
der Wand ist ein eindrucksvolles Vesperbild
(Pieta) aus der Zeit um 1530 angebracht. Flankiert wird die Figur
von kleinen Engel aus der gleichen Zeit. Das Vesperbild stand früher
in der Kapelle von Gaggern.
Die Figur ist auch im Verzeichnis der Kunstdenk-male des Königreichs
Bayern von 1895 in der Be-schreibung von Gaggers enthalten. Dort
heißt es:
" An der Wand rechts vom Altar Pieta. Maria sitzt
auf gothisch profilirter Bank und hält den Kopf
des
nach links liegenden Christus mit der Rechten, mit
der Linken hält sie ihren Mantel um dessen Leib
und fasst denselben unter der rechten Achselhöhle.
Um 1500. Holz. H. 48 cm."
25) |
Pieta
|
Hinweis:
Die Darstellung der Muttergottes mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß
entspricht keinem Bibelbericht. Nach dem Johannesevangelium stand
Maria zwar unter dem Kreuz; ihre Anwesenheit bei der Kreuzabnahme
ist aber nicht belegt. Deshalb stand die Darstellung der Pietas
in Italien lange unter dem Verdacht der Ketzerei (z.B. auch Michelangelo)
und wurden auch von den Reforma-toren in Deutschland abgelehnt.
Den Namen Vesperbild erhielten sie, weil die Zeit, die im Stundengebet
der Mönche und Nonnen der Trauer um den Tod Jesu gewidmet wird,
der Sonnenun-tergang ist, die Zeit der Vesper. Der Begriff "Pieta"
(ital. Mitleid) weist nach Robert Böck auf die kindliche Liebe
und das innige Mitgefühl hin, das die Gläubigen dieser
Darstellung entgegenbrachten. |
Südliche
Kapelle
Die südliche Kapelle
war früher die Taufkapelle. Dort steht jetzt der Neu-Rokoko-Beichtstuhl
mit herrlichen Verzierungen (Akanthusranken).
Er ist aus Eiche gefertigt und stammt aus der Zeit um 1910/20.
Außerdem ist dort eine große Figur des hl.Nepo-muk zu
sehen, die aus der Zeit um 1770 stammt.
|
Beichtstuhl
|
Hinweis:
Über Jahrhunderte hinweg wurde das Bekenntnis der Sünden
offen im Kirchenraum beim Sitz (Kathedra) des Bischofs, später
bei dem des Priesters im Altarraum abgelegt. Dieser besonders hervorgehobene
Sitz des Beichtvaters war die Ausgangsform des Beichtstuhls. Durch
die irisch-schottischen Mönche wurde die Beichte im 10.Jh individualisiert,
d.h., nicht mehr öffentlich abge-legt. Dazu bedurfte es nicht
nur einer größeren |
|
Zahl von Priestern,
sondern auch neuer Einrichtungsgegenstände. Der heutige Beichtstuhl
entwickelte sich allerdings erst ab dem 16.Jh. zu einem feststehenden,
meist dreiteiligen, mehr oder weniger geschlossenen Beichtgehäuse
mit dem Mittelteil für den Priester (in dem der Priester sitzt
- deshalb Beichtstuhl) und mit der Trennung von Priester und Beichtenden
durch eine Zwischenwand mit Sprechgitter. Die Beichtenden knien abwechselnd
in den Seitenteilen. Damit wurden bessere Bedingungen für einen
anonymen Vollzug der Beichte geschaffen. In neuerer Zeit bieten sogenannte
Beichtzimmer mit ihrer persönlichen Atmosphäre eine räumliche
Alternative für Beicht- und Glaubensgespräche. Die Beichte
geht auf das Bibelwort "Er hauchte sie an und sprach zu ihnen:
Wem Ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem Ihr die
Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert" (Joh.20,22) zurück. |
An der Wand
ist auf einem Postament eine große Figur des hl.
Nepomuk im priesterlichen Gewand zur Zeit seiner Seligsprechung
mit Kreuz und Märtyrerpalmzweig angebracht (um 1770).
|
Johannes
aus Pomuk, "ne Pomuk", war Ende des 14.Jh Generalvikar des Erzbischofs
in Prag und machte sich wegen seines energischen Auftretens
für die Rechte der Kirche beim König Wenzel unbeliebt.
Der ließ ihn am 20. März 1393 gefangen nehmen, foltern,
brannte ihn selbst mit Pechfackeln, ließ ihn durch die
Straßen schleifen und schließlich in der Moldau
ertränken. Die Legende berichtet, der eigentliche Grund
sei gewesen, dass Johannes, der Beichtvater der Königin
war, |
|
St.Nepomuk
|
|
dem
König keine Auskunft über die Sünden seiner Frau gab.
Das 1215 eingeführte Beichtgeheimnis hat
in der kath.Kirche einen hohen Stellenwert. Der Fundort der Leiche
wurde durch eine Erscheinung von 5 Sternen geoffenbart. Nepomuk ist
der einzige Heilige, der mit Sternen geschmückt ist. Sein Denkmal
auf der Prager Karlsbrücke, das 1693 errichtet wurde, machte
ihn zu einem der wichtigsten Brückenheiligen. Joh. Nepomuk wurde
1729 von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen und war deshalb während
der Barock- und Rokokozeit als damals moderner Heiliger häufig
abgebildet. Festtag: 16.Mai |
Das Deckengemälde
in der südlichen Seitenkapelle zeigt einen Engel auf Wolken,
der mit der Hand nach unten weist. Dort stand früher der Taufstein.
|
Engel
zeigt auf Taufstein
|
|
Hinweis: Engel (von griechisch angelos=Bote) waren in der Kunst
des Frühchristentums immer Männer ohne Flügel. Sie
sollten sich von den antiken Göttern wie Nike oder Hermes unterscheiden,
die Flügel trugen. Erst als das Christentum im 4.Jh Staatsreligion
wurde, bekamen die Engel Flügel; dazu einen Heiligenschein und
sogar Hoftracht. Bis zu den ersten weiblichen Engeln dauerte es aber
noch 800 Jahre. Erst Giotto malte Engel mit weiblichen Zügen.
Wahrscheinlich hat der damals beginnende Marienkult die Verweiblichung
verstärkt. In der Renaissance und vor allem im Barock setzten
sich die Putten (geflügelte Knaben, die auf heidnische Eroten
= Liebesgötter zurückgehen) und die geflügelten Engelsköpfchen
durch, die in kaum einer der Barockkirchen unseres Landkreises fehlen.
Erst in der Romantik wurden die Engel wieder erwachsener. Die Malerschule
der Nazarener
prägte die Engel mit großen Flügeln, Anmut und Hoheit,
die uns als Schutzengel von den Bildern im Schlafzimmer oder den Heiligenbildchen
des 20.Jh bekannt sind. |
9 Details (Deckengemälde,
Kanzel, Kreuz, Laternen, Orgel, Kreuzweg, Apostelleuchter)
per Mouseklick
|
Die prächtige
Kanzel an der Süd-seite, die dem Landshuter Christian Wenzeslaus
Jorhan d. Ä. (1727-1804) zugeschrieben wird, ist als sog.
Schiffskanzel gestaltet.
Am ovalen Kanzelkorb zwei Puttos. Einer hält einen Anker,
ein anderer ein Ruder in den Händen. An der Rückseite
führen eine vergoldete Leiter |
Kanzel
|
und ein Mastbaum zu den Segeln,
die durch den durchbrochenen Schalldeckel hindurch zu sehen sind.
Unter dem Kanzelkorb ist in den Verzierungen eine Schiffsschraube
sowie stilisierte Wellen zu erkennen. Im Deckel eine Heilig-Geist-Taube
im Strahlenkranz und ein geschwelltes Segel.
Hinweis: Die Schiffskanzel geht zurück auf das Lukasevangelium.
Dort heißt es in Kapitel 5 Vers 3: "Da trat er (Jesus)
in eines der Schiffe, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein
wenig vom Lande wegzufahren; und er setzte sich und lehrte die Menge
vom Schiffe aus".
Die Form der Schiffskanzel kam aber erst 1725 in Frankreich auf und
verbreitete sich quer über Deutschland bis nach Polen. Inzwischen
wurden die meisten aber durch neue Kanzeln ersetzt oder ersatzlos
abgebaut. In Bayern soll es nur noch vier weitere Schiffskanzeln geben:
In Altenerding, Niederding, Irsee und Weißenregen. |
Hinweis:
Die Predigt wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich wie
heute- von einem Ambo
aus gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich
im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt
ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen,
was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Spätestens
seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt.
Hinweis: Der Anker diente in biblischer Zeit nicht nur zum
Festmachen, sondern auch zum Manövrieren des Schiffes. Er symbolisierte
deshalb die göttliche Hilfe gegen die Bedrängnis der Christen
in der Zeit der Verfolgung. Damals verwendete man ihn (mit Querbalken) als heimliches Zeichen für das Kreuz; insbesondere auf
den Gräbern der Christen. Er war das Zeichen der Hoffnung während
der Verfolgung. Dann verschwand der Anker als Symbol für die
nächsten tausend Jahre. Erst im 15.Jh erhielt er wieder seine
frühere Symbolik. 29)
|
|
Der Kanzel gegenüber
hängt ein großes Kruzifix
im gotischen Stil an der Nordwand. Zu beiden Seiten des Kreuzes sind
kleine Anbetungsengel (um 1760) angebracht.
|
Hinweis:
Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz, weil es in der Regel der
Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist. Es erinnert
den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus
schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten". Die
Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die
Auferstehung Christi zum Inhalt haben. |
|
Kanzelkreuz
|
Unter
dem Kruzifix steht eine Figur der
Mater dolorosa, der leidenden Mutter Maria. Sie hat ihre Hände
zum Zeichen des Schmerzes über der Brust gekreuzt und ihr Haupt
geneigt. In der Brust steckt ein Schwert, das an das Simeonwort im
Lukasevangelium (Kap 2,35) bei der Darstellung im Tempel erinnert:
"Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen". |
Mater
dolorosa
|
Kreuzweg
und Apostelleuchter
Kreuzweg
|
An den Außenwänden
sind auch die Kreuzwegbilder
(monochromes Relief
aus Alabaster oder Marmor vor goldfarbigem Hintergrund) und die Apostelleuchter
aus vergoldetem Schmiedeeisen (18.Jh) angebracht.
In der Fastenzeit wird in sogenannten Kreuzwegandachten der Leidensweg
Jesus anhand der Bilder in der Kirche betend und meditierend "nachgegangen".
Wenn Sie mehr über den Kreuzweg und seine Darstellungen in Kirchen
des Landkreises erfahren wollen, klicken
Sie hier... |
Apostelleuchter
|
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Hinweis: Die Apostelleuchter
erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene
himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit
den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht
sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. |
Prozessionslaternen
An den Kirchenbänken
sind zwei schöne Prozessionslaternen
befestigt. Sie sind aus Messing getrieben und versilbert und vergoldet.
Die 85 cm hohen Laternen stammen aus dem Beginn des 19.Jh. Sie werden
heute nur noch bei der Fronleichnamsprozession mitgetragen.
Die Laternen können innerhalb des auf der Stange befestigten
Bügels frei schwingen. So bleibt die Kerze im Innern immer
in senkrechter Lage.
|
Prozessionslaterne
|
Früher waren
Prozessionslaternen auch bei den Flurprozessionen mit dabei, bei denen
das Allerheiligste in der Monstranz vom Priester unter dem "Himmel"
mit herumgetragen wurde. Diese Prozessionen hat man vor allem in der
Woche um Himmelfahrt abgehalten. |
Die tiefe, über drei Fensterachsen
reichende Empore von 1928 besitzt eine schmucklose, verputzte Brüstung.
Die zweimanualige Orgel
mit 12 Registern und mechanischen Schleifladen und elektrischer
Registertraktur wurde 1962 von der Fa. Guido Nenninger
aus München in einem modernem Prospekt mit erhöhtem Mittelteil
aufgestellt.
|
Orgel
|
Die
Firma Nenninger hat auch die Orgeln in den Kirchen von Odelzhausen,
Wiedenzhausen, Wels-hofen und Langenpettenbach gebaut sowie die Orgel
in der Haimhausener Schlosskapelle restauriert. |
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Disposition
der heutigen Orgel von 1962: 34)
Hauptwerk: (C-g''') Flöte 8' Salicional 8' Principal 4' Gemshorn
4' Mixtur 2-3f
Positiv: (C-g''') Copel 8' Rohrflöte
4' Quinte 22/3' Principal 2' Zimbel 2f 1'
Pedal: (C-f')
Subbaß 16' Octavbaß 8'
Koppeln: II/I,
I/P, II/P, Tutti |
Frühere Orgel
Die Nenninger-Orgel von 1962 ersetzte ein einmanualiges Werk mit acht Registern,
das der Orgelbauer Georg Beer aus Erling bei Andechs im Jahr 1875
eingebaut hatte.
|
Allgemeines
zur Orgel - Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse
zum Klingen gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen
Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes
(weltliches) Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell
verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden
Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
sie zur Verschönerung des Gottesdienstes bei. Der Orgelprospekt,
die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch Künstler
gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten
Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit
reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch die harmonische Anordnung der
Pfeifen wirkt. |
Interessant
ist auch das kleine Weihwasserbecken aus Kupfer am Eingang.
Ich habe übrigens eine Vielzahl unterschiedlicher Weihwasserbecken
in den Kirchen des Landkreises auf zwei Seiten zusammengefasst.
Wenn Sie Interesse haben, klicken Sie hier...
|
Weihwasser-
becken
|
In katholischen Kirchen befinden
sich neben den Eingängen frei stehende oder an der Wand ange-brachte
schalenförmige Becken aus Stein, die mit vom Priester geweihtem
Wasser gefüllt sind.
Beim Eintritt in das Gotteshaus
benetzen die Gläubigen gewöhnlich die Finger ihrer rechten
Hand und machen ein Kreuzzeichen. Diese Zeremonie soll an die Taufe
erinnern.
|
Im Vorraum der
Kirche ist das Kriegerdenkmal
eingerichtet. Das große Kruzifix ist von Tafeln mit den Namen
der Gefallenen in den Weltkriegen umgeben. |
Kriegerdenkmal
|
Pfarrhof
Etwas nördlich
von der Kirche, am Ortsrand, steht auf einer kleinen Anhöhe
der prächtige ehem. Pfarrhof.
Er wurde 1722 anstelle eines baufälligen Vorgängerbaus
aus dem "Mittelalter" mit Walmdach errichtet. Dabei wurden
Teile des bisherigen Pfarrhofs belassen.
|
Pfarrhaus
|
Die Kosten dafür beliefen
sich auf 200 Gulden. Diesen Betrag erfahren wir aus den Kirchenrechnungen
der Pfarrei Bergkirchen. Denn Sittenbach erhielt zu den Baukosten
ein zinsloses Darlehen des Landgerichts Dachau. Dazu mussten alle
übrigen Pfarreien beitragen.
|
Frühere Beschreibungen des
Pfarrhofs
Die erste Nachricht von einem Pfarrhof in Sittenbach enthält die
Sunderndorfer'sche Matrikel aus dem Jahr 1524. Darin wird das Haus
als "renovierungsbedürftig" bezeichnet.
1575 werden in der Pfarrbeschreibung
die landwirtschaftlichen Nutzfläche genannt:
|
"Der Widen
(=Pfarrbauernhof) daselbs hat auf Jedes Veldt Sechs Juchart
Ackhers, ein zimblichen hewat unnd zum Hausgebrauch ain Holz darein
gehörig, welchen aber Pfarrer selbs pautt unnd gleichsfals zur
Haushalltung einthuet". |
Planansicht
37)
|
1738 schreibt
der Kanonikus Schmid in der nach ihm benannten Matrikel, das Pfarrhaus
sei in gutem baulichen Zustand. Kein Wunder, denn der Hof war 1722
neu erbaut worden. Zur Pfarrei gehörten drei auswärtige
Pfarrgüter in Orthoffen, Weikhershoffen und Grossen-Perghoffen.
Schon um 1760 ließ Pfarrer Rottmanner das erst 1722 errichete
Gebäude renovieren. 28)
|
In den Jahren 1868 bis 1870
wurde der Pfarrhof renoviert; dabei hat man das Walmdach durch das heutige
Satteldach ersetzt und neue Türen eingebaut. Die Größe
des Widums, des landwirtschaftlichen Betriebs, betrug 132 Tagwerk
(44 ha), davon 31 Tagw. Äcker, 23 Tagw. Wiesen und 78 Tagw. Wald.
Die Durchschnittsbonität der Felder betrug 6.
Die Ökonomiegebäude wurden 1766 erbaut.
Im Jahr 1877
hat man die pfarrliche Landwirtschaft verkleinert. Am 30. Nov. vormittags
10 Uhr, wurden "wegen Reducirung des Oekonomiebetriebes im Pfarrhofe
zu Sittenbach gegen Baarzahlung" versteigert:
"2 Zugochsen, 2 schöne Sprungstiere, 5 trächtige Kühe,
2 Kalben, 3 Stallkälber (Stiere)" 03)
|
|
Um 1900 änderte sich
die Farbgebung des Pfarrhauses von Weiß zu Ocker, die man der letzten
Renovierung aber wieder zurücknahm.
Bei dieser Renovierung wurden die alten Kreuzstockfenster aus dem 18.Jh,
das Pflaster, der Keller und das Dach erhalten. Derzeit wird das Gebäude
als Pfarrheim genutzt.
Um die 2.Jahrtausendwende erhielt
der Pfarrhof von der Johann Lerchl GmbH eine Innen-und Außenputzrenovierung.
Außen: Ausbesseren und Ergänzen des Gurtgesimses, Fassadenputz
auf Kalkbasis aufgebracht nach historischen Vorgaben
(Vorspritz
und Egalisation Kalkputz 6mm, Grundputz 4mm, Ausgleichslage 2mm, Oberputz
1mm geglättet)
Innen: Schilfdecken neu, Ausbilden eines Hohlkehlenabschlusses
zur Decke hin. 33)
Wenn Sie auch andere Pfarrhöfe im Landkreis sehen möchten, klicken
Sie hier...
Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing,
1849/50 (1575: §758)
02)
Anton Mayer /Georg Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbistums
München-Freising. München 1874-1884
03)
Amperbote v. 24.11.1877 (Versteigerung)
04)
Festschrift zum 1200jährigen St.Alto-Jubiläum, 1930
05)
Schreiben des Ordinariats der Erzdiözese München und
Freising vom 18.5.1936, Gen.Vic.Nr. 4998, E Nr. 6606
06)
Schreiben des Ordinariats
an die Pfarrei Sittenbach vom 29.Juli 1936 (Gen.Vic.Nr.8508)
07)
Jakob Mois,Geschichtliche Notizen über Kirchen im Landkr.Dachau,
ca.1950, unveröffentlicht (1657,1760,1740, Malerei)
08)
Herbert Schindler, Barockreisen in Schwaben und Altbayern, 1970
(Stuckateure Feichtmayr/Rauch)
09)
Georg Brenninger, Orgeln und Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland
1975/4
10)
Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. Bruckmann, München
1982, ISBN 3-7654-1859-5.
11)
Max Gruber, Für Dachau tätige Architekten und Maurermeister,
Amperland 1982/3 (B.Schmidt)
12)
Jakob Mois,Konsekrationsbuch des Fürstbischofs Eckher, 1982
(Altarweihe 1707)
13)
Max Gruber, Im Amperland tätige Zimmermeister, Amperland 1986/4
14)
Max Gruber, Im Amperland tätige Bildhauer, Amperland 1987/1
15)
Hugo Schnell/Uta Schedler, Wessobrunner Lexikon" 1988 (Stuckateure
Feichtmayr/Rauch)
16)
"Beschreibung der Pfarren Einkommen Rentambts München und
anders betreffend de Anno 1575"
17)
Robert Böck, Wallfahrt im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte
des Dachauer Landes, 1991
18)
Dr.Stefan Nadler, Kunsttopographie des Erzbistums München
und Freising, 1992
19)
Bauer/Rupprecht, Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland,
1996
20)
Robert Böck, Kirchenrechnungen Landgericht Dachau, 1996 (Pfarrhofbau
1720)
21)
Dachauer Nachrichten vom 14.7.2004, 11.8.2006, 24./25.11.2007 (Ambo)
22)
Klaus R.Witschel, Vor-u.frühgeschichtliche Siedlungsspuren
im Umland von Röhrmoos, Röhrm.Heimatblätter 2013 (Laténe)
23)
Walter Pötzl,
Bruderschaften, in: Historisches
Lexikon Bayerns, Zugriff: 15.04.2013
(Bruderschaften)
24)
Dr.Mich.Rademacher, Deutsche Verwaltgsgeschichte 1871-1990, www.verwaltungsgeschichte.de/,
2015 (Statistik 33,39)
25)
Bezold/Riel,
Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895
(Seite 256)
26)
Anton Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation
des Jahres 1560, 1986
27)
Tabellarische Beschreibung des
Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate-Deutinger, 1820, S.285
28)
Friedrich Hektor von
Hundt, Alterthümer des Glongebietes, 1854
29)
Eckart Bieger, Das Bilderlexikon
der christlichen Symbole, 2011 (Anker)
30)
Dr.Michael
Losse, Das Burgensterben im Dachauer Land, Röhrmooser Heimatblätter
2019
31)
Digitales Archiv des Erzbistums München und Freising; Signatur
BB001/1/1, FS117
(Pfarrerliste)
32)
Annalena Elsner, Pfarrer
Paul Lachawietz (1914-1992), Kulturspiegel Altoland Jan.2017
33)
https://www.putz-stuck-lerchl.de/index.html
Die
Juniorchefin Verena Lerchl gestaltete schon als Schülerin den Altar
in der Lourdeskapelle von Arnbach. Sie wirkte 2015
auch an derKirchenrenovierung
in St.Valentin Hirtlbach mit.
34) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank,
Internetseite, 2022 (Orgel)
35) Matrikel der Patronats- und
Collations-Rechte, Deutinger-Die älteren Matrikeln des Bisthums Freysing,
§ 678, S.476
36)
Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986 S.162: "Was
die Firmung und
die Letzte Ölung angeht, "welche
nun laider ein guete zeit heer wenig dem christlichen volckh mitgetaillt
sein worden" wollte
man Traktate verfassen, die die Spendung
dieser Sakramente behandeln."
37)
Bavarikon, Plansammlung
des Archivs des Erzbistums München und Freising, 2023
38)
Landshuter Zeitung, niederbayerisches Heimatblatt für Stadt und Land
vom 29.07.1865 (Primiz)
39)
Liste der Baudenkmäler
in der Gemeinde Odelzhausen, Internetzugriff 2023
53 Bilder: Horst Lachmann (2), Hans Schertl (48), Hubert Eberl
(1), Bavarikon (1)
21.9.2023
Pfarrer von Sittenbach 31)
16)
(zum Teil Differenzen
zwischen den Matrikeln und den Akten im Archiv)
Name
|
am
von-bis
|
|
Name
|
am
von-bis
|
Berthold
Rudolf |
1359
|
|
Michael
Schädl/Schödl |
1689-1690
|
Pfr.
Otto |
1382
|
Georg
Schädl/Schödl +1702 |
1690-1702
|
Pfr.
Kitzberger |
1471
|
Franz-Josef
Leb |
1702-1706
|
Georg
Huber |
1478-1480
|
Bartholomäus
Jehle |
1706-1715
|
|
1510-1524
|
Magnus
Späth +1718 |
1715-1718
|
August ?Auer |
1518-1520
|
Maximilianus
Georgius Pancratius Freiherr de Hegnenberg)
Chorherr in Freising
01) |
1718-1744
|
Christian
Scheuyn/Scheurer
01) |
1521-1524
|
|
Anton
Rottmanner +1767 |
1744-1767
|
|
<1560>
|
|
Joseph
Resch +1789
früher Pfr. in Hirtlbach |
1767-1789
|
Pfr.
Johann Auer 26)
Stiftspropst
von Altötting und Salzburger Kononikus
|
1545-1561>
|
|
Franz
de Paula Gerhardinger
Canonicus von St.Andrä in Freising
|
1789-1808
?
|
Johannes
Kaiser Vikar
16)
aus
Massenhausen gebürtig
|
1545-1565>
|
|
Leopold
Staudacher +1822
früher Pfr. in Maisach
|
1808
?-1822
|
Johannes
Kaiser Pfarrer
16)
|
1565-1575>
|
|
Paulus
Coder +1839
früher Pfr. in Maisach
|
1822-1839
|
Salomo
Heß/Höß
vorher Pfarrer in Mitterndorf 31)
|
1579-1595
|
Johann
Schwarz
früher in Partenkirchen |
1839-
|
Andreas
Scherer +1627 |
1595-1627
|
|
|
Mathias
Oftenhueber +1635 |
1627-1634
|
Josef
Jäger
+25.5.1896 |
-1896
|
Balthasar
Obermair |
1634-1653
|
Sebastian
Endl
|
1896-1921>
|
Georg
Schädl/Schödl |
1653-1689
|
|
Otto
Auer
War bei der Einweihung der Kirche in Hohenzell am 24.10.1926
zu Gast |
<1926>
|
|
|
|
Paul Lachawietz
32)
davor
seit 1948 Kaplan in Altom. und danach Benefiziat und Geistl.Rat bis
1992 ebenfalls in Altomünster, wo er am 14.April starb
|
Apr.1957-1972
|
Pfarrbeschreibung 1575
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Primiz von Peter Eder
Landshuter
Zeitung, niederbayerisches Heimatblatt für Stadt und Land vom 29.07.1865
38)
zu den alten Zeitungsberichten über die Pfarrei Sittenbach...
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