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Johann Georg Dieffenbrunner (1718 - 86)

Johann Georg Dieffenbrunner wurde am 4.April 1718 als eines von 20 Kindern des Schreinermeisters und Mesners Thomas Dieffenbrunner und der Theresia Seiz in Mittenwald getauft. Da damals die meisten Kinder sofort oder am Tag nach der Geburt getauft wurden, dürfte er 4.4. auch sein Geburtstag sein.

Seine Vorfahren waren Maurer, Schreiner, Schnitzer und Maler. Inmitten von Häusern, die mit "Lüftlmalerei" geschmückt waren, wuchs er auf. Bei seinem älteren Halbbruder Joseph erlernte er als "Faßmaler handwerkliche Grundlagen.

Seine künstlerische Ausbildung erhielt er bei zwei guten Freskanten: dem Würzburger Hofmaler Fr. Ign. Roth (der die Portraits in der Würzburger Residenz malte) und dem in Böhmen und Altbaiern (auch in Pfaffenhofen/Glonn und Egenburg) tätigen Joh. Adam Schöpf.

Um 1746 ließ er sich in Augsburg nieder und besuchte die dortige Malakademie unter ihrem Direktor Bergmüller (der übrigens das berühmte Deckengemälde vom Weltenbrand in der Haimhauser Schlosskapelle schuf).
Zugleich wurde er dort Mitarbeiter von Matth. Günther.

Deckengemälde in der Indersdorfer Klosterkirche

1751 wurde er mit der Freskierung der Wallfahrtskirche Violau bei Augsburg betraut. Am 30.11.1754 erlangte er in Augsburg das Meisterrecht und schuf- zusammen mit dem bereits hochberühmten Matthäus Günther die Gemälde in Geltendorf.



Deckengemälde Indersdorf -Nikolauskapelle

1755 erhielt er den Auftrag, die Klosterkirche Gutenzell (westl. der Iller) auszumalen (eines seiner Hauptwerke).

Noch im gleichen Jahr (1755) holt man ihn nach Indersdorf; als Mitarbeiter und Nachfolger von Matth. Günther führt er dessen Freskenprojekt in der Klosterkirche zu Ende (Seitenschiffe, Wände des Hauptschiffes (Bild siehe oben) malte. Überragendes leistete er bei der Ausschmückung und die Nikolauskapelle siehe Bild links).


Auch als Restaurator, Kupferstecher und Altarbildmaler betätigt er sich, er wird in der Folgezeit immer wieder im Landkreis Dachau und Umgebung tätig. Dieffenbrunner arbeitete relativ billig und ersparte durch seine Dekorationsmalerei den Stuckator. Bis 1778 war Dieffenbrunner der meistbeschäftigte Freskenmaler im alten Dachauer Landgericht.

 

Seine weiteren Fresken sind:

1757 Sulzdorf um 1760 Sittenbach, 1761 Inhausen
1761 Eisenhofen 1763 Zipplingen 1764 Westerholzhausen

1764/65 Kleinberghofen (siehe Bild unten)

1764/65 Vierkirchen 1765 Rothschwaige
1769/70 Scheyern (zerstört) 1773 Schiltberg 1776 Mühlhausen
1777 Haunswies 1778 Oberweikertshofen  

Nach Dr. Paula war Dieffenbrunner praktisch der Hausmaler des Klosters Indersdorf unter der Regentschaft von Propst Morhart. Als der Propst 1768 zurücktrat und 1771 starb, verlor Dieffenbrunner seine Stellung im Kloster, das ihm neben Mittenwald und Augsburg zur dritten Heimat geworden war. Es war eine Bedrohung seiner bis dahin gesicherten materiellen Existenz. Dieffenbrunners Stern begann zu sinken; die folgenden Jahre sind gekennzeichnet vom künstlerischen Niedergang un vom Kampf um noch ausstehende Zahlungen. So hörte er 1778, im Alter von 60 Jahren, mit der Freskomalerei auf. Vielleicht auch, weil seine Kunst durch den beginnenden Klassizismus unmodern geworden war.
Im März 1780 war er immerhin Preisrichter bei der ersten Kunst-Ausst. der Augsburger Stadtakademie.
Eineinhalb Jahre später, am 30.12.1781 erhielt er das Bürgerrecht in Augsburg.

Anfang Dezember 1785 ist Dieffenbrunner in Augsburg als Junggeselle verstorben. Er wurde am 5.Dezember dort begraben.

Wenngleich er sein Vorbild Matthäus Günther an farblicher Feinheit, überlegter Komposition und inniger Beseelung nicht erreichte - ein gesuchter, begabter und sehr tüchtiger Meister war er auf jeden Fall. Sein Temperament war ungebändigter, sein Malweise unbekümmerter, seine Farbgebung derber und zupackender als die seines Lehrmeisters.
Nach dem von Georg Paula erstellten Künstlerlexikon gilt "Dieffenbrunner als typischer Vertreter des Augsburger Rokoko, gewandt in der Perspektive, kräftig im Kolorit und in der Figurenbildung, volkstüml. in der Darstellung. Die Fresken, stilistisch von Matthäus Günther maßgeblich beeinflusst, entstanden ohne Ausnahme für Kirchen in Altbayern, Schwaben und den angrenzenden Gebieten Baden-Württembergs".

Bei den Ausmalungen in der Klosterkirche Indersdorf sah sich Dieffenbrunner aber durch die Vorgaben von Günther sehr eingeengt. Die Bilder in Indersdorf gehören deshalb nicht zu seinen besten. Die Personen in den Gemälden Günthers verkörpern nach Ansicht des Kunsthistorikers Dr. Georg Paula (1955-2014) durchwegs den feinen Intellekt, diejenigen Dieffenbrunners wirken eher oberflächlich und bäuerlich. Die einen scheinen von innerem Geist erfüllt über dem Profanen, dem Weltlichen zu schweben, Diffenbrunners Figuren stehen dagegen mitten in dieser Welt und fest im Leben.

Seine Fresken sind erkennbar an den weiten hellen Himmelsflächen, durchzogen von Wolkenfetzen in Brauntönen. Die Flügel der Engel sind meist weit ausgebreitet mit bogenförmig hängenden Federn. Viele Flügel sind auch geknickt.


Deckengemälde Kleinberghofen

So blieben ihm höfische Aufgaben versagt, und bedeutendere Auftrage an kirchlichen Großbauten erhielt er nur ausnahmsweise; viele kleiner Landkirchen jedoch verdanken ihm Wärme und künstlerischen Rang. Die Bedeutung Dieffenbrunners wurde erst in der Neuzeit erkannt.

Interessant sind auch die Verträge der Maler mit ihren Auftraggebern: 

Für die Deckengemälde in Kleinberghofen erhielt Dieffenbrunner 400 Gulden zugesichert, aber zunächst nur 200 Gulden bezahlt. Über die Restzahlung entspann sich ein langwieriger Streit, in dessen Verlauf interessante Details zum Vorschein kamen:
Der Vertrag lautete zwar schriftlich auf 400 Gulden, mündlich war aber ein Nachlass von 50 Gulden vereinbart. Dies hatte zwei Vorteile: zum einen erhielt Dieffenbrunner so leichter den Auftrag, zum anderen hatte er mit dem höheren Betrag im Kontrakt bei Verhandlungen mit späteren Auftraggebern eine bessere Ausgangsposition. So war es wohl auch in Eisenhofen. Dort waren mit dem Hirtlbacher Pfr. Joseph Resch 200 Gulden vereinbart; zur Auszahlung kamen aber nur 150 Gulden.

Daneben erhielt Dieffenbrunner im Pfarrhof Kost und Logis. Pfarrer Wiedemann aus Kleinberghofen notierte, dass für den Künstler ("ein pretioser Kostgänger und großer Liebhaber des Weins") aufwändig gekocht werden musste. 

Werkverzeichnis

Fresken
Kloster Oberschönenfeld, , Gartenpavillon, 1749/50   Violau/Schwaben, Wallfk., 1750/51
Geltendorf/Obb., Pfarrk., 1754   Gutenzell/BW, Klosterkirche, 1755/56
Kloster Gutenzell/BW , Äbtissinnensaal, 1755/56 (zerst.)   Kloster Indersdorf/Obb., Klosterkirche, 1755-58
Sulzdorf/Schwaben, Pfarrk., 1757   Kloster Indersdorf/Obb.,Nikolauskapelle, 1759
Sittenbach/Obb., Pfarrk., 1760   Eisenhofen/Obb., Pfarrk., 1761
Inhausen/Obb., Filial- und Wallfk., 1761   Zipplingen/BW, Pfarrk., 1763.
Westerholzhausen/Obb., Pfarrk., 1764   Kleinberghofen/Obb., Pfarrk., 1764/65
Rothschwaige/Obb., Kapelle, 1765 (zerst.)   Vierkirchen/Obb., Pfarrk., 1767
Scheyern/Obb., Klosterkirche, 1769/70 (zerst.)   Poigern/Obb., Pfarrk., 1773/74(?)
Schiltberg/Schwaben, Pfarrk., 1773   Mühlhausen/Schwaben, Pfarrk., 1776
Haunswies/Schwaben, Pfarrk., 1777   Oberweikertshofen/Obb., Pfarrk., 1778

Altarblätter und Gemälde.:
Adelsried  -  Anhausen  -  Egling an der Paar  -  Ettal. Friedberg  -  Gutenzell  -   Haunswies  -  Kloster Indersdorf
Leitheim  -   Partenkirchen  -  Violau  -  Zipplingen.

Ölskizzen und Zeichnungen, Grafik
Augsburg StKS.
Berlin SMPK,
Kpst.-Kab. Nürnberg,
GNM. Ottobeuren, Stifts-Slg.
Stuttgart,
SG. Vaduz, Stiftung Ratjen.


Quellen:
Dr. phil. Georg Paula
(1955-2014), Dieffenbrunner, Leben und Werk, 1983
Helmut Schneider, Chronik der Filialkirchenstiftung St.Alban, Eisenhofen
Dr.Georg Paula, Die Arbeiten Joh.Georg Dieffenbrunners für das Kloster Indersdorf in den Jahren 1755-1771, Amperl.1984/3
Max Gruber, Johann Georg Dieffenbrunner, Amperland 1969
Bauer/Rupprecht, Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, 1996
Dr.Georg Paula, AKL Künstlerlexikon Bd. XXVII, 2000, S. 224
Sabine John, Dr.Stefan Nadler, Dokumentation zu Bau-, Ausstattungs- und Restaurierungsgeschichte, 2017

8 Bilder: Hans Schertl


Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

4.2.2011