Filialkirche
St. Martin in UNTERBACHERN
85232 Bergkirchen, Ludwig-Thoma-Straße 54
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
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Kurzbeschreibung
Die erste Erwähnung
einer Kirche in "Pahhara" entstammt einer Gerichtsakte
aus dem Jahr 824. Man weiß aber nicht, ob der Ort dieses
Namens das heutige Unter- oder Oberbachern bezeichnete.
Zwanzig Jahre später, im Jahr 843,
wurde unter dem Freisinger Bischof Erchanbert eine Kirche zu Pacharon
dem hl. Martin von Tours
geweiht. Dies dürfte die Kirche in Unterbachern gewesen
sein, die heute noch das Martinspatrozinium besitzt.
In der Konradinischen
Matrikel von 1315 wurde das Gotteshaus als Filiale
"Niderpachern" der Pfarrei Pellheim erwähnt.
Die Sunderndorfer'sche
Matrikel von 1524 nennt das Patrozinium der Kirche: "s.Martini
in Bachern".
Unterbachern gehört zur Pfarrei Pellheim und mit dieser Pfarrei
zum großen Pfarrverband Dachau, der 2011 neu gebildet wurde.
Der älteste
Teil der heutigen Martinskirche in Unterbachern könnte die
halbrunde Chorapsis aus romanischer
Zeit sein, die sich im Osten an das Langhaus anschmiegt. Das Mauerwerk
der Apsis wurde jedoch zumindest teilweise, möglicherweise
auch vollständig bei der Renovierung 1899 ersetzt.
Der in vier Geschosse
gegliederte Turm mit Spitzhelm
im neuromanischen Stil kam erst 1899 hinzu. Vorher hatte die
Kirche einen westlichen Dachreiter. Damals wurde auch das
Kirchenschiff um eine Achse verlängert.
Im Turm hängen drei Glocken aus neuerer Zeit.
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auf dem Seitenaltar
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Die letzte Renovierung
wurde 2003 abgeschlossen.
Innenausstattung
Der Altarraum
ist stark eingezogen. An seinem Kreuzgratgewölbe sind in einem
Gemälde die vier Evangelistensymbole dargestellt.
Altäre
Der um 1670 entstandene Choraltar mit
seinen gewendelten Säulen ist schön in den halbrunden
Altarraum hineinkomponiert.
-Im Altarauszug eine Figur von Gottvater mit
der Weltkugel, umgeben von Putten und
zwei verehrenden Engeln.
- Mittelpunkt des Altars ist die Figur des
Kirchenpatrons, des hl. Martin, zu Pferd,
der seinen Mantel mit dem Bettler teilt.
- Assistenzfiguren sind die Bistumspatrone
St.Korbinian (mit Bären) und
St. Sigismund (im Plattenharnisch).
Die Seitenaltäre aus der
Zeit um 1690 (wahrscheinlich von Konstantin Pader) sind
- links der Muttergottes (mit Jesuskind) und
- rechts dem Apostel Andreas (mit Andreas-
kreuz) geweiht.
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per Mouseklick
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Das Deckenfresko im Kirchenschiff zeigt
Maria als Friedenskönigin im Engelskreis. Es wurde 1946 vom bekannten
Dachauer Kunstmaler Richard Huber
geschaffen und gilt als Dank der Bevölkerung für die Beendigung
des Zweiten Weltkrieges. Der Künstler hat auch die 14 Kreuzwegstations-Bilder
gemalt.
Die Orgel
wurde 1960 von den Gebrüdern Sandtner aus Steinheim bei Dillingen
als zweimanualiges Werk mit 12 Registern aufgestellt. Sie ist zum Teil
in einem klassizistisch gestalteten Flachfelderprospekt mit Regence-Schleierornamenten
aus der Zeit um 1735 untergebracht.
In der Kirche
werden folgende Heilige auf Bildern oder als Figuren gezeigt:
St. Andreas,
Apostel, hält das nach ihm benannte Schrägkreuz in
der Hand, Hauptfigur des rechten Seitenaltars (17.Jh.)
St. Antonius
hält den Jesusknaben auf dem Arm, als Figur im Langhaus
St. Bartholomäus,
Apostel. mit Messer, auf Gemälde an der Emporenbrüstung
(18.Jh.)
St. Johannes
Apostel, mit Kelch und Schlange, auf Gemälde an der Emporenbrüstung
(18.Jh.)
St. Johannes
Baptist, mit Lamm auf dem Fenstergemälde im Chorraum (Anfang
20.Jh.)
St. Johannes
Evangelist, Attribut Adler an der Altarraumdecke
St. Jakobus
d.Ä., Apostel mit Pilgerstab , auf Gemälde an der Emporenbrüstung
(18.Jh.)
St. Konrad
mit Kreuz und Rosenkranz, als Figur im Langhaus (20.Jh.)
St. Korbinian
mit Bären, als Assistenzfigur am Choraltar
St. Leonhard
mit massiven Ketten in den Händen, als Figur im Langhaus (18.Jh)
St. Lucas Evangelist,
nur mit Attribut geflügelter Stier an der Altarraumdecke
St. Maria,
als Immaculata in der Lourdesgrotte vor der Kirche
als
Friedenskönigin auf dem Deckenfresko
im Langhaus (1946)
als
Muttergottesfigur mit Kind auf linkem
Seitenaltar (18.Jh.)
als Halbfigur im Auszug
des rechten Seitenaltars (17.Jh)
als
Mater dolorosa unter dem Kanzelkreuz
(18.Jh.)
St. Markus
Evangelist, Attribut geflügelter Löwe an der Altarraumdecke
St. Martin
zu Pferd bei der Mantelteilung, als große Figur am Choraltar
zu
Pferd bei der Mantelteilung, als Figur
im Langhaus
St. Matthäus
als Apostel, mit Lanze, auf Gemälde an der Emporenbrüstung
(18.Jh.)
als Evangelist, Attribut geflügelter
Mensch an der Altarraumdecke
St. Matthias
Apostel, mit Hellebarde, auf Gemälde an der Emporenbrüstung
(18.Jh.)
St. Philippus
Apostel, mit Kreuzstab , auf Gemälde an der Emporenbrüstung
(18.Jh.)
St. Sebastian,
an den Marterbaum gebunden und von Pfeilen durchbohrt, als Figur im Langhaus
(18.Jh.)
St. Sigismund
im Plattenharnisch, als Assistenzfigur am Choraltar
St. Simon
Apostel, mit Säge , auf Gemälde an der Emporenbrüstung
(18.Jh.)
St. Thomas
Apostel, mit Winkelmaß , auf Gemälde an der Emporenbrüstung
(18.Jh.)
St. Ursula,
mit Pfeil in der Hand, auf dem Fenstergemälde im Chorraum (Anfang
20.Jh.)
St. Wendelin
mit einer Wurfschaufel/Hirtenschaufel in der Hand und einem Rind zu seinen
Füßen, als Figur im Langhaus
Baudenkmal
Die Kirche
gehört zu den schützenswerten Baudenkmälern. In der vom
Landesamt für Denkmalpflege herausgegebenen Liste der Baudenkmäler
in Bergkirchen 26)
wird
sie mit folgenden Worten beschrieben: "Aktennummer: D-1-74-113-33;
Ludwig-Thoma-Straße; Saalbau mit eingezogenem Rechteckchor und nochmals
eingezogener Apsis, Südturm mit Spitzhelm zwischen Dreiecksgiebeln, im
Kern 17. Jahrhundert (um 1670?), mit dem Neubau der Apsis und des Turms
1898/99 umgestaltet; mit Ausstattung".
In der Kirche findet alle
zwei Wochen ein Gottesdienst statt.
Die Gottesdienstordnung finden
Sie hier...
Kirchenführung:
Falls Sie eine Kirchenführung
wünschen, wenden Sie sich bitte an Frau Ingrid Scheingraber
Beschreibung
der Kirche
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Der Ort "Pahhara"
(Siedlung am Bach) wurde urkundlich erstmals vielleicht im Jahre 763,
ganz sicher aber 777 in der Urkunde zu einer Schenkung an die Freisinger
Bischofskirche erwähnt. Bachern ist damit eine der ältesten
Siedlungen im Landkreis Dachau. Eine Unterscheidung in Ober- und Unterbachern
wird erstmals aber erst in einer Scheyerner Klosterurkunde getroffen,
die in die Zeit zwischen 1186 und 1199 zu datieren ist. Das genaue
Ausstellungsdatum der Urkunde wird nicht genannt. Das ist nicht ungewöhnlich,
weil zum einen die Zeitrechnung "nach Christi Geburt" damals
noch nicht verwendet wurde und zum anderen die auf römischen Brauch
zurückgehende ausführliche Eingangsformel vereinfacht worden
war. Nach römischem Recht musste an den Anfang des Schriftstücks
eine umfassende Darstellung des Rechtsgeschäfts, die Aufführung
der Zeugen, das Datum und die Unterschrift des Schreibers gesetzt werden.
Ab dem 9.Jh, also zu der Ausstellungszeit unserer Urkunde, begnügte
man sich mit einer kurzen Erwähnung der Rechtshandlung und einer
akribischen Aufzählung aller Zeugen des Vertragsabschlusses. Grund
war, dass im Fall der Anfechtung der Rechtshandlung der Hauptbeweis in
den Zeugen lag. Bei der Beschreibung der Rechtshandlung hat man auch die
Namen der Rechtsbeteiligten aufgeführt. War eine der Parteien die
Kirche, wurde der Name des Bischofs genannt. Da die Regierungszeit der
Freisinger Bischöfe bekannt ist, lässt sich aus dem Bischofsnamen
die Zeit ermitteln, in der die Urkunde ausgestellt worden ist. Prominente
Zeugen, von denen ebenfalls Lebensdaten erhalten sind, lassen eine weitere
Eingrenzung zu.
Geschichte
der Kirche
Erste Kirche
Die erste Erwähnung einer Kirche in Ober/Unterbachern stammt aus
einer Gerichtsakte aus dem Jahr 824, nach der zwei Männer
namens Hruadolf und Engilman die Herausgabe der Kirche in "Pachara" an
den Freisinger Bischof Hitto (810-834) verweigerten. In dieser Urkunde
(Nr.507 der Freisinger Traditionen) wird von einer "Basilica" gesprochen,
d.h. es bestand damals schon eine Kirche, keine Kapelle mehr; auch wenn
es sich -wie allgemein üblich- um einen Holzbau gehandelt haben dürfte.
Die Urkunde wurde übrigens in Ergolding bei Landshut (anlässlich
eines Gerichtstags ?) ausgestellt.
Zwanzig Jahre später, im Jahr 843, wurde unter Bischof Erchanbert
(835-854) eine Kirche zu Pacharon dem hl. Martin von Tours geweiht, berichten
die Freisinger Akten. Dies wird wohl die Kirche in Unterbachern gewesen
sein, die heute noch das Martins-patrozinium besitzt. Wenn dies eine neue
Kirche war, dann wird das 824 erwähnte Gotteshaus wohl die Kirche
in Oberbachern gewesen sein.
Matrikel von 1315 01)
In der Konradinischen
Matrikel von 1315 wurde die Kirche als Filiale "Niderpachern"
der Pfarrei Pellheim erwähnt. Damals, rd. 500 Jahre nach der ersten
schriftlichen Erwähnung, hatte sie noch immer keinen Friedhof.
Matrikel von 1524 01)
Die Sunderndorfer'sche
Matrikel von 1524 spricht von der Kirche "s.Martini
in Bachern".
Visitationsbericht von 1560
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation wurde durch bischöfliche
und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund
war die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene
religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums zur
Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch
die Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in
die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere
sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen.
Daneben interessierte die Prüfer die Lebensführung der
Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
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Auszug aus der Karte von Apian 1568
Unterbachern = U.Pachern
Vergrößerung per Mouseklick
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Im Bericht über die Pfarrei Pellheim
ist auch Unterbachern kurz erwähnt. Die Filialkirche St.Martinus in
"Underpachern" hatte ein eigenes kleines Einkommen (neben dem
der Pfarrei) in Höhe von fünf Gulden und vier Pfennigen an Geld
und 1 Pfund an Wachs. Von dem Geld erhielten die Kirchenverwalter 11 Kreuzer,
der Mesner 4 Kreuzer, der Pfarrer und der Ambtmann jeweils 15 Kreuzer. Der
Rest wurde für Kerzen und Öl ausgegeben ("das ander ist uber
die beleuchtung gangen"). Ein Mesnerhaus gab es nicht. Mesner war wohl
einer der Gütler. An liturgischen Gerätschaften waren vorhanden:
Zwei Kelche, davon einer aus vergoldetem Kupfer ("hat 2 kelch, dern
ainer kupferin und vergult"), eine kleine Monstranz aus Messing, 2
Messbücher, 1 Liturgiebuch, ein zerrissenes Kantorenbuch und vier Messgewänder
("4 ornät, darunder ainer guet"). Das Allerheiligste und
die heiligen Öle wurden liturgisch rein aufbewahrt. Das Sakramentshaus
war verschlossen und mit einem Ewigen Licht ausgestattet ("Sacramentum
seind wol beschlossen und zimblich beleucht"). Der Bericht endet mit
einer Aussage über die Kirche: Der Bauzustand war nicht zufriedenstellend
("Das gotshauß ist paufellig"). Auch im Inneren gab es allerhand
Mängel (an altär, tafeln und gestuel ist grosser, sonst an andern
dingen nit mangel)".
Wenn Sie den ganzen Bericht von 1560 über die Visitation in der Pfarrei
Pellheim (in heutigem Deutsch) lesen möchten,
klicken Sie hier...
In den Jahren 1630 (Einbau
des rechten Seitenaltars) und um 1690 wurde die Kirche renoviert.
Matrikel 1738/40 01)
Eine weitere Erwähnung findet Unterbachern in der Schmidt'schen
Matrikel,
Auszug aus einer Landkarte des
Geografen Finckh von 1655
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die der Kanonikus Schmidt
in den Jahren 1738/40 erstellt hat. Er beschreibt die Kirche
in Unterbachern als von gutem Baubestand; sie gehöre zu den
Schöneren unter den ländlichen Kirchen der Umgebung. Auch
damals waren drei Altäre vorhanden: der Hochaltar mit Patron
St.Martin, die Seitenaltäre zu Ehren von St.Andreas und der
Jungfrau Maria. Messfeier war hier jeden dritten Sonntag und an
bestimmten Festtagen (von St.Martin, St.Korbinian, Andreas und Oktav
des Arme-Seelen-Festes). Im Friedhof stand ein Beinhaus. Im Turm
hingen zwei geweihte Glocken. Der Bericht schließt mit dem
einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das Vermögen diser
Kirchen wirdet der Zeit yber 400 fl. (Gulden) nit ausmachen".
Dieses Vermögen war im Verhältnis zu den anderen Kirchen
unserer Gegend nicht üppig.
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Beschreibung 1874
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising
vom Beneficiaten an der Domkirche Anton Mayer aus dem Jahr 1874 ist auch
die Kirche von Unterbachern als Filiale der Pfarrei Pellheim enthalten.
Damals gehörten 111 Gläubige (in 28 Häusern) in Unterbachern
und 28 (3) in Ried zum Bereich dieser Filiale. Mayer schreibt:
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"Unterbachern,
1/4 Stunde östlich der Straße von Dachau nach Augsburg
gelegen. Erbauungsjahr unbekannt. Spätgothischer Stil. Geräumigkeit
genügend. Baupflicht: (an der Kirche) die Kirche, am Cemeterium
(=Friedhof) die Gemeinde. Sattel-Thurm mit 2 unbedeutenden
Glocken. 3 Altäre, keine Orgel. Gottesdienste: jeden dritten
Sonntag, dann am Oster- u.Pfingst-Montage, Mariä Geburt (=8.9.)
-Seitenaltarpatrozinium- und Stephanitag (=26.12.). Stiftungen:
4 Jahrtags-Requien und 1 Jahr-Messe. Der Meßner ist ein Gütler.
Kirchenvermögen: rd. 5000 Gulden. " |
Beschreibung 1895
Das Kruzifix in der Unterbacherner Kirche ist auch im Verzeichnis der
Kunstdenkmale des Königreiches Bayerns enthalten, die Gustav von
Bezold und Dr.Berthold Riehl im Auftrage des kgl.Staatsministeriums des
Innern, für Kirchen- und Schulangelegenheiten erstellten. Im Bericht
heißt es:
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"Über
dem Triumphbogen hängt ein Holzcrucifixus; das Kreuz läuft
kleeblattförmig aus. Die Füsse Christi sind gekreuzt; die
Rippen durch parallele in der Mitte der Brust durch einen spitzen
Winkel geschiedene Linien angedeutet. Lendentuch anliegend, an der
rechten Seite geknüpft. Wohl Ende des 14.Jh. Höhe ca. 1
m." |
Verlängerung 1899
Auch wenn es 1874 hieß, dass die Kirche genügend geräumig
sei, wurde im Jahr 1899 das Kirchenschiff verlängert.
Bei dieser Baumaßnahme hat man auch den Turm an der Südseite
errichtet. Zuvor soll die Kirche einen Dachreiter auf der Westseite besessen
haben, dessen Fundamentbalken morsch geworden war. Allerdings ist in den
Matrikeln von 1738 und 1874 von einem Sattelturm die Rede. In diesen Matrikeln
werden Dachreiter in anderen Kirchen als solche benannt. Möglicherweise
saß der Dachreiter nur mit der Ostseite auf einem Balken auf und
hatte auf der Westseite eine Mauer bis zum Boden, sodass er wie ein Turm
wirkte. Auch das Mauerwerk der Apsis wurde damals teilweise oder auch
vollständig neu errichtet.
Die letzte Renovierung wurde 2003 abgeschlossen.
Baubeschreibung
Die Kirche steht in der Mitte des
Straßendorfs auf einem kleinen Hügelvorsprung. Sie ist von
einem ummauerten Friedhof umgeben.
Der älteste Teil der heutigen Martinskirche in Unterbachern ist die
halbrunde Chorapsis aus romanischer Zeit. 13)
Das Mauerwerk der Apsis soll jedoch
teilweise, möglicherweise auch vollständig bei der Renovierung
1899 ersetzt worden sein. 26)
Der mit Apsis fast acht Meter lange Altarraum besitzt zwei Achsen, das
Langhaus, das 14 x 8 m große Kirchenschiff vier. Die vierte Achse
kam 1899 hinzu, als auch das Gewölbe insgesamt neu angelegt wurde.
Der in vier Geschosse gegliederte Spitzturm
mit schönem Bogenfries
steht an der Südseite beim Übergang von Langhaus in den Chor.
Er wurde erst 1899 anstelle eines früheren (1895 abgebrochenen) Westturms
errichtet. Die vier Geschosse des Turms sind durch ein Staffelfries im
zweiten Geschoss, durch rundbogige doppelte Klangarkaden sowie ein kupferbeschlagenes
Spitzdach über vier Giebeln in neuromanischem Stil gestaltet.
Hinter den Schallfenstern hängen drei Glocken: Sie wurden
1946 und 1947 von Karl Czudnochowsky
(1900-1977), Erding sowie 1899 von dessen Vorgänger Anton Josef Bachmair
(tätig 1873-1912) aus
Erding gegossen.
Das Vorhaus ist an die Südwestseite
des Langhauses angefügt, mit Rundfenstern an der Süd- und Ostseite.
Die zweigeschossige Sakristei steht
an der Südseite des Chores und wird von vier schmalen Rundbogenfenstern
erhellt.
An der Ostseite der Sakristei
hängt ein Missionskreuz von 1966. Es erinnert an die
in diesem Jahr durchgeführ-te Volksmission.
Hinweis: Die
Volksmission geht auf das Konzil von Trient (1545-1563) zurück
und war Teil der kath. Gegenreformation. In Bayern wurde die erste
Volksmission 1843 in Tuntenhausen von den Redemptoristen abgehalten.
Das kirchliche Gesetzbuch von 1917 schrieb z.B. vor, dass wenigstens
alle zehn Jahre eine Volksmission durchgeführt werden solle.
Durch die Volksmission
sollten die Gläubigen in den katholischen Gemeinden in einer
Art Crashkurs von zehn bis fünfzehn Tagen wieder intensiver
an die Sakramente, die Glaubenslehren und die Moral herangeführt
werden.
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Missionskreuz
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Dies geschah in der Regel
durch speziell geschulte Ordensleute mit besonderen rhetorischen
Begabungen. Sie hielten Predigten, luden zur Beichte ein, feierten
Messen und hielten zahlreiche Vorträge. Mitunter wurden die
Kanzeln in dieser Zeit sehr beansprucht, da die Prediger zur Unterstreichungihrer
Worte des öfteren harte Schläge auf die Holzeinfassung
ausführten. Im Vordergrund stand aber nicht die Förderung
der christlichen Gemeinschaft, sondern das persönliche Verhältnis
zu Gott nach dem Motto "Rette deine Seele". Bei diesen
Volksmissionen wirkte bis zum 2.Vatikanischen Konzil noch ganz die
alte Frömmigkeitshaltung des Barock nach, auch seine starre
Liturgie, bald als dunkle Wucht, bald als feierliche Pracht. Christliche
Verkündigung, die Lebensfülle der hl.Schrift, wurde verengt
auf moralische Verbote. Damals wurden das 6.Gebot und die Kirchengebote
(Keuschheit, Sonntagsgebot, Fasten und Abstinenzen) zum wichtigsten
Inhalt katholischen Lebens gemacht. Tugendbündnisse und Jungfrauenkongregationen
entstanden. Der Zulauf zu den Volksmissionen war dennoch groß.
Heutzutage wird die
Volksmission durch neue Formen der Schulungs- und Missions- bzw.
Evangelisationsarbeit ersetzt.
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Lourdesgrotte
Lourdesgrotte
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An der mittleren
Südseite der Friedhofsmauer befindet sich in einem kleinen gemauerten
Giebelbau, der nach Norden offen ist, eine Lourdesgrotte.
Sie ist mit Tuffsteinen verkleidet. Darin steht -etwas erhöht-
eine Lourdesmadonna aus Gips (Ende 19. Jh.). Davor eine Kniebank.
Über der Öffnung der Text: "Hl. Maria beschütze
unsere Heimat".
Hinweis:
Vom 11. Februar 1858 an erschien dem Mädchen Bernadette Soubirous
an der Grotte von Massabielle beim Fluss Gave du Pau wiederholt die
heilige Maria. Während einer dieser Visionen entsprang in der
Grotte eine Quelle, deren Wasser als heilkräftig gilt. Die offiziellen
Vertreter der Kirche sahen diese Erscheinungen zunächst mit Argwohn
an und glaubten erst nach einiger Zeit den Aussagen des Hirtenmädchens.
Als der Pfarrer Bernadette aufforderte, die Erscheinung nach ihrem
Namen zu fragen, und Bernadette ihm den Namen "unbefleckte Empfängnis"
überbrachte, war er von der Authentizität der Erscheinung
überzeugt; denn diesen theologischen Terminus konnte Bernadette
seiner Meinung nach nicht wissen. Bald entstand bei der Grotte ein
"heiliger Bezirk" mit mehreren großen Kirchen und einem Prozessionsplatz.
Der Ort zieht seither Millionen von Pilgern an, darunter viele Kranke,
die sich vom vermeintlich wundertätigen Wasser Heilung versprechen.
67 Heilungen sind von der Kath.Kirche als Wunder anerkannt. |
Innenausstattung
Altarraum
Der mit 6 m Seitenlänge
quadratische Altarraum
ist von einem Kreuzgratgewölbe
überdeckt.
Ein Kreuzgratgewölbe entsteht, wenn zwei Tonnengewölbe gleicher
Höhe sich rechtwinklig schneiden, d.h. es setzt sich aus 4 Tonnenkappen
zusammen. Die Schnittstellen heißen Grate.
Geschlossen
wird der Altarraum durch eine halbrunde Apsis mit einer Tiefe von
1,80 m aus romanischer Zeit.
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Altarraum
an Weihnachten
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Wegen der geringen Größe
des Altarraums und der romanischen Apsis wird vermutet, dass die
Kirche in früherer Zeit eine Chorturmkirche gewesen sein könnte.
Dann wäre über dem heutigen Altarraum der Turm gestanden;
der Altarraum hätte das Untergeschoss des Turmes eingenommen.
Solche Chorturmkirchen waren in romanischer Zeit (als Schutz der
Bevölkerung vor feindlichen Angriffen) häufig errichtet
worden; einige haben als Bauform die Zeiten bis heute überstanden.
(z.B. in Schwabhausen, Rumeltshausen, Arzbach, Großinzemoos).
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In den Gewölbewinkeln sind in Gemälden von W. Bertam die Symbole
der vier Evangelisten dargestellt (um 1940).
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Der Adler des Johannes der
geflügelte Löwe des Markus der
geflügelte Stier des Lucas der
geflügelte Mensch des Matthäus
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Hinweis: Die vier Symbole geflügelter Mensch, geflügelter
Löwe, geflügelter Stier und Adler reichen zurück
bis in den babylonischen Mythos. Dort stellten sie die vier Astralgötter
Nergal (Flügellöwe), Marduk (Flügelstier), Nabu (Mensch)
und Mimurta (Adler) dar, die vor den Heiligtümern Wache hielten.
Im Alten Testament werden sie in den Gottesvisionen Ezechiels (Ez
1,1-14), im Neuen Testament in der Offenbarung des Johannes (Kap.4
Vers 7) als die vier Lebewesen, die rings um Gottes Thron stehen,
erwähnt. Zuerst bildete man sie nur im Zusammenhang mit dem thronenden Christus ab. Als Evangelistensymbole dienen sie erst seit
dem frühen Mittelalter (durch die Kirchenväter Irenäus
und Hippolyt um das Jahr 200).
Seit Hieronymus (347-420) werden sie wie folgt gedeutet:
- Der geflügelte Mensch (nicht Engel !) bei Matthäus
weist auf den Stammbaum Jesu und auf dessen Geburt
(mit deren Bericht das Matthäusevangelium beginnt)
hin.
- Der geflügelte Löwe ist Sinnbild für Markus,
weil das Markusevangelium mit der Predigt des Johannes in der
Wüste, dem Lebensraum des Löwen, beginnt und weil
sein Evangelium die Kraft der Auferstehung und
Todesüberwindung betont.
- Der geflügelte Stier (als Opfertier) des Lukas galt
als Zeichen für den Beginn des Lukas-Evangeliums, das mit
dem Opfer des Zacharias einsetzt und das am innigsten auf
den Opfertod Christi hindeutet.
- Den Adler des Johannes versteht man als Symbol für
den spirituellen Höhenflug des Johannes-Evangeliums,
das mit den Worten beginnt "Im Anfang war das Wort und
das Wort war bei Gott und Gott war das Wort".
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Fenster
Fenstergemälde
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Die rundbogigen
Fenster haben Fischblasenverglasung
mit farbigem Muster
(wohl Anfang 20. Jh). |
Johannes d.Täufer - St.Ursula
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Die beiden östlichen
Chorfenster enthalten zusätzlich im Mittelteil Darstellungen
von Johannes dem Täufer von St.Ursula.
Johannes trägt
einen Kreuzstab und ein Lamm auf dem Arm.
Ursula hält
einen Pfeil in der Hand; sie soll von den Hunnen mit Pfeilen ermordet
worden sein. |
Pflaster
Der Boden des Altarraums
ist mit einem farbenfrohen Pflaster
belegt. Das Muster besteht aus Ornamentik, die typisch für die
Zeit des Historismus am Ende des 19.Jh. ist (z.B. Vierpass). Das Pflaster
dürfte beim Umbau um 1899 verlegt worden sein. |
Pflaster im Altarraum
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Choraltar
/ Hochaltar
Im Altarauszug
des Hochaltars ist eine Halbfigur von Gottvater
mit der vergoldeten Weltkugel angebracht, umgeben von Putten und zwei
ver-ehrenden Engeln mit Fruchtgehängen in den Hän-den. Die
Vergoldung der Weltkugel zeigt an, dass hier die erlöste Welt
dargestellt werden soll. |
Gottvater
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Darüber ein
mit Voluten und Blumenfestons verzierter Segmentgiebel. |
Der um 1670 entstandene
Choraltar besitzt einen barocken Aufbau (Retabel)
und ist schön in den halbrunden Altarraum hineinkomponiert.
Die grau und rosa marmorierten Wendelsäulen tragen ein vorkragendes,
verkröpftes
Gebälk, auf dem der Altarauszug sitzt.
Das Antependium
ist mit grün marmoriertem Holz verkleidet und mit
vergoldeten Ornamenten geschmückt. |
St.Martin
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Mittelpunkt des
Altars ist die fast lebensgroße Schnitzfigur des Kirchenpatrons
St. Martin.
Der Heilige sitzt vor dem als Relief gestalteten Hintergrund einer
Stadt auf einem edlen Pferd und teilt mit seinem Schwert den Mantel
mit dem neben ihm stehenden mageren Bettler.
Darüber eine Schriftkartusche mit dem Text "St.Martinus
ora pro nobis". |
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Der
Legende nach begegnete Martin als Soldat hoch zu Ross am Stadttor
von Amiens einem frierenden Bettler. Ihm schenkte er die mit dem Schwert
geteilte Hälfte seines Mantels; in der folgenden Nacht erschien ihm
dann Christus, der mit dem Mantelstück bekleidet war. St.Martin wurde
im Jahr 371, nachdem er aus dem Militärdienst ausgeschieden war,
auf Drängen des Volkes Bischof von Tours. |
Assistenzfiguren
St.Korbinian
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Als Assistenzfiguren stehen
auf Konsolen unter baldachinartigen Anschwüngen die beiden
Bistumsheiligen
- St.Korbinian (Diözesanpatron - links im Bischofsornat
mit Bibel in der Hand und einem Bären
zu seinen Füßen) und
- St.Sigismund (rechts
im Plattenharnisch mit Königskrone auf dem Haupt sowie großem
Reichsapfel in der Hand). Was Sigismund in der linken Hand
hält, sollte eigentlich ein Zepter
sein; doch es handelt sich eindeutig um einen Bischofs-
oder Abtsstab. Vielleicht soll damit
seine Fürsorge um das Kloster St.Moritz gewürdigt
werden.
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St.Sigismund
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Hinweis:
Korbinian (um 670 in Frankreich geboren) war der erste Bischof
von Freising. Als bei einer
Romreise ein Bär seinen Esel tötete, band Korbinian die
Traglast dem Bären um, der sie nach Freising zurücktrug.
Sigismund, ein selten dargestellter Heiliger, war ab 516 König
von Burgund. Nachdem er seinen Sohn irrtümlich als Rebellen erdrosseln
ließ, erneuerte er zur Buße das Kloster von St.Moritz
im Wallis und zog sich später dorthin zu Bußübungen
zurück. 524 wurde er vom Frankenkönig Chlodomir besiegt
und -als der Bruder des Sigismund gegen die Franken zu Feld zog- aus
Rache hingerichtet; der Leib wurde in einen Brunnen geworfen. Obwohl
der Krieg mit den Franken eine politische Auseinandersetzung war,
galt Sigismund als Märtyrer, weil sich an seinem Grab Wunderheilungen
ereignet haben sollen. Zudem war er ein eifriger Förderer des
Katholizismus und ein erbitterter Gegner des damals weithin verbreiteten
Arianismus gewesen. Ein Teil der Gebeine kam nach Freising. Hier wird
er als einer der Schutzheiligen des Doms und der Diözese verehrt.
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Tabernakel
Der
zweitürige Tabernakel
im neubarocken Stil stammt aus der Zeit um 1908. Er besteht aus vergoldetem
Holz und wird von zwei Wendel-säulchen gestützt.
Hinweis: Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit
dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade
der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht
war. |
Tabernakel v. 1908
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Der
Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher
Zeit (unter anderem Namen) zur Aufbewahrung ver-wandelter Hostien
für die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der
Anbetung und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharis-tischen
Brotes. Der Ort und die Form der Aufbe-wahrung änderten sich
im Laufe der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische Konzil (1545-63)
ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese
Vorschrift wurde in Deutschland, wo |
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man lange daran
festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen
aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische
Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen
oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen
oder stehen frei auf einer Säule. |
Zelebrationsaltar
Der
Zelebrationsaltar ist
ein barocker Holztisch mit gedrechselten Beinen in Form von gewendelten
Säulen. Er wurde um 1979 aufgestellt, im Zuge der Liturgiereform
durch die Beschlüsse des 2.Vatika-nische Konzils und bedeutet
eine Rückkehr zu den Wurzeln der Eucharistiefeier. |
Zelebrationsaltar
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Der Zelebrationsalter ersetzt
nun liturgisch voll den Hochaltar. 22)
mehr zur Geschichte der
Zelebrationsaltäre:
hier klicken...
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Ambo
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Der Ambo in Naturholzfarbe
ist für sich ein formschöner, zweckmäßiger Einrichtungsgegenstand.
Sein oberer Abschluss hat die Form eines geöffneten Buches. Der
Ambo passt jedoch stilistisch nicht zur Einrichtung des Altarraums,
insbesondere nicht zum Zelebrationsaltar, mit dem der Ambo üblicherweise
stilistisch korrespondiert. Schließlich gilt der Ambo als "Tisch
des Wortes".
Hinweis: Der Ambo (griech.ambon = erhöhter Rand) war im Frühchristentum
und Mittelalter die erhöhte Platt-form an der altchristlichen
Chorschranke in der Kirche zum Vorlesen und Vorsingen liturgischer
Texte (Epistel, Evangelium); ab dem 14. Jh. wurde die Funktion des
Ambos von der Kanzel übernommen. In neuester Zeit ist |
der Ambo wieder fester Bestandteil
in der Ausstattung der Kirchen." Die Verkündigung der Lesungen
und des Evangeliums sowie die Predigt erfolgen wiederum von dem bereits
in der Liturgie des ersten Jahrtausends bekannten Ambo, dem als 'Tisch des
Wortes' ein hoher Rang zukommt", heißt es in der Liturgiekonstitution
des II.Vaticanums Sacrosanctum concilium (SC 124). Deshalb wurden nach dem
Konzil (um 1970) in allen Kirchen Ambos (Lesepulte) aufgestellt. Sie sind
der Ersatz für die nicht mehr benutzte Kanzel.
Ewig-Licht-Ampel
Die Ewig-Licht-Ampel,
die vom Chorbogen hängt, besteht aus Messingblech und ist versilbert
(19. Jh). Die Aufhängevorrichtungen für die Ketten haben
die Form von Akanthusblättern. |
Ewig-Licht-Ampel
|
Hinweis: Das rote
Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt oft als
Erkennungsmerkmal eines katho-lischen Gotteshauses. In der Anfangszeit
des Christentums gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern.
Mit der wachsenden Verehrung der aufbewahrten Eucharistie hat sich
etwa seit dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Taberna-kel,
wo das Allerheiligste aufbewahrt wird, heraus- |
gebildet. Der Johanniter-Ritterorden
hatte das Ewige Licht von den Kreuzzügen aus dem Heiligen Land mitgebracht.
In der Grundordnung des Römischen Messbuchs heißt es: "Nach überliefertem
Brauch hat beim Tabernakel ständig ein mit Öl oder Wachs genährtes besonderes
Licht zu brennen, wodurch die Gegenwart Christi angezeigt und geehrt wird".
In manchen Kirchen, in denen nur noch selten Gottesdienst gefeiert wird,
wird das Ewige Licht elektrisch betrieben. So wohl auch in Unterbachern.
Kirchenschiff
/Langhaus
Das Langhaus erhielt 1899 eine Flachdecke,
die über niedriger Hohlkehle auf profiliertem Gesims aufsitzt.
Deckenfresko
Das Deckenfresko
(Maria als Friedenskönigin im Engelkreis) wurde am 30.9.1946
vom bekannten Dachauer Kunstmaler
Richard Huber geschaffen.
Es gilt als Dank der Bevölkerung für die Beendigung des
Zweiten Weltkrieges. |
oben: Friedenskönigin
Maria
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Im oberen Teil
des Gemäldes steht Maria in blau-weißem Gewand auf Gewölk
und breitet ihre Hände aus. Ihr langes, gelocktes Haar liegt
auf ihrer Schulter. Sechs Putten mit recht irdischen Gesichtern halten
Rosengebinde über und neben sie. |
Im unteren Teil des
Bildes ist eine Szene aus der Zeit am Kriegsende
dargestellt und zeigt die Sehnsucht aller nach Frieden.
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unten: Heimkehr von
Soldaten
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Vor dem Hintergrund
der Unterbacherner Kirche wird ein verwundeter Kriegsheimkehrer
von seiner Frau begrüßt. Abziehende Tiefflieger und das
Gebet zur Muttergottes bezeugen dies in ein-dringlicher Weise (so
der Enkel des Malers, Christian Huber, s.u.Quellen).
Das Fresko war Hubers erstes Deckengemälde.
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Seitenaltäre
Die wertvollsten Stücke der Inneneinrichtung
sind die Seitenaltäre.
Sie haben wie der Choraltar einen barocken Aufbau, aber mit glatten Säulen,
verkröpftem Gebälk und Sprenggiebeln.
Marienaltar
links
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Die Altäre
werden mit den dort stehenden Figuren dem Dachauer Bildhauer Konstantin
Pader (1605-1681) zugeschrieben. Die Antependien
in Kastenform sind grün marmoriert und mit Kreuz und Kreuzblumen
vergoldet. Nach Aussage der Pfarrei sollen die Seitenaltäre 1690
entstanden sein; darauf lasse die vom Freisinger Ordinariat 1684 genehmigte
Kirchenrenovierung schließen. Allerdings war 1690 Konstantin
Pader schon 9 Jahre tot. Zudem ist in der Kirchenrechnung von 1630
vermerkt, dass in diesem Jahr Konstantin Pader den "seithen Altar
uf der rechten handt" für 29 Gulden erstellt hat, der vom
Maler Johann Zechentperger für 32 Gulden gefasst wurde (der Maler
erhielt meist eine höhere Vergütung, weil die Farben damals
so teuer waren). Vielleicht sind beide Seitenaltäre zu unterschiedlichen
Zeiten entstanden, oder man hat sie 1690 renoviert. Interessant ist
auch ein Vermerk im Werkverzeichnis von Johann Georg Prugger, nach
dem der Künstler im Jahr 1740 zwei neue Antependien geliefert
habe. Dies spricht dafür, dass die Altäre wohl in dieser
Zeit neu gestaltet wurde. 23)
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Andreasaltar
rechts
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Linker Seitenaltar
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Auf dem Gebälk sind in der Mitte
ein Puttenkopf (1630) und daneben auf den Gebälkstücken
je eine Putte mit schrägem Hosenträger angebracht (siehe
Bild rechts).
Über dem Gebälk und dem Segmentgiebel befindet sich ein
Sternaufsatz mit Marienmono-gramm. Das Monogramm besteht aus den
ineinander geschriebenen Buchstaben des Wortes MARI(A).
Im quadratischen Auszug zeigt in einer ovalen Nische
Christus seine Wundmale. Die Halbfigur ragt aus dem
Auszug heraus.
Wenn man sich die Auszugfiguren der beiden Seitenaltäre besieht,
würde man erwarten, dass hier am Marienaltar die Muttergottesfigur
des rechten Altars angebracht ist. Dann stimmten Monogramm, Auszugfigur
und Altarfigur überein. Möglicherweise hat man bei einer
Restauration in früherer Zeit einen Austausch vorgenommen.
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Im Zentrum
des linken Seitenaltars steht die Figur der Muttergottes
mit Kind. Beide Figuren sind bekrönt. Sie halten je einen kunstvollen
Rosenkranz in der Hand, der ihnen sicher erst später hinzugefügt
wurdet. Das Zepter in der linken Hand Mariens weist zusammen mit
der Krone- auf die Himmelskönigin hin.
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Ob die Figuren aus
der Spätgotik oder dem Frühbarock stammen, wird von Experten
unterschiedlich beurteilt. Maria und Jesus tragen zwar gotische
Kronen, doch die Lebhaftigkeit der Gestik, die lebensnahe Körperlichkeit
der Figuren und die "Vielfältigkeit" des Gewandes
sprechen für die Barockzeit.
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Rechter Seitenaltar
Im Altarauszug
eine Halbfigur von Maria,
die ihre Arme zu den Betrachtern hin öffnet.
Darüber der Auszug-Stern mit dem Jesus-Monogramm (IHS). |
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Hinweise: IHS
ist das Namenssymbol Jesu. Es kann auf zwei Arten gedeutet werden:
Es sind einerseits die Anfangsbuchstaben des in griechischen Großbuchstaben
geschriebenen Namens Jesu (JHSOUS); andererseits werden diese Buchstaben
auch als Anfangsbuchstaben von "Jesus, hominum salvator" das bedeutet:
"Jesus, Erlöser der Menschen" verstanden. |
Mittelpunkt
des rechten Seitenaltars ist eine Figur des
hl. Apostels Andreas mit dem für ihn typischen langen
Bart und seinem Haupt-Attribut, dem sog. Andreas-kreuz. Die Figur
wurde im 17.Jh (mglw. von Konstantin Pader) geschnitzt.
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Andreas war der Bruder
des Petrus. Er wurde von Jesus als erster Jünger berufen. Der
Apostel soll im Jahr 60 in Patras (Griechenland) an ein Schrägbalkenkreuz
gebunden worden sein, an dem er nach 2 Tagen starb. |
per Mouseklick
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Kreuzwegstationen
An den Seitenwänden hängen
interessante Bilder der vierzehn Kreuzwegstationen.
Sie wurden nach dem Zweiten Weltkrieg vom Dachauer Künstler
Richard Huber mit
Ölfarbe auf Holz gemalt und ersetzten einen früheren
Kreuzweg von 1844. Die Bilder sind 38 x 33 cm groß. |
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"Leider
sind einige der Bilder durch dilettantische Restaurierungen
und Übermalungen sehr in Mitlei-denschaft gezogen"
schreibt der Enkel des Künst-lers, Christian Huber (siehe
Quellen). Die Überma-lungen waren wegen Holzwurmfraßes
notwendig geworden. An den Bildern sind heute noch (wieder ?)
die Wurmlöcher zu sehen (siehe Bild rechts). |
Wurmlöcher
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Der erste Kreuzweg in der Kirche
wurden im Jahr 1763 eingesetzt. 27)
Apostelleuchter
Die Apostelleuchter
bestehen aus Schmiedeeisen (Mitte 20. Jh).
Die Kreuze an der Wand, an denen die Leuchter befestigt sind, haben
Kreuzbalken, die in stilisierten Lilien enden. Lilien und Kreuze
sind zusammen Symbole für Schöpfung und Erlösung.
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Hinweis:
Die Apostelleuchter erinnern an das in der Apokalypse (21,14)
beschriebe-ne himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf
Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet
sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen
Jerusalems. |
Apostelleuchter
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Kreuzigungsgruppe
Das Kruzifix
an der nördlichen Langhauswand stammt aus der 1.Hälfte des 18.
Jh. Der Corpus Jesu ist als
Inkarnat (=fleischfarbig) gefasst. Er hat sein dornengekröntes
Haupt im Tode nach rechts geneigt; es ist von einem dreistrahligen Heiligenschein
umgeben, der in der Kunst den göttlichen Personen vorbehaltenen ist.
Aus den Wunden der Hände, der Füße, der Knie, der Seite
und an der Stirn unter der Dornenkrone tropft Blut. Das um die Hüften
geschlungene Lendentuch, in der Kunst auch Perizoma genannt, ist vergoldet.
Die Füße sind, wie im Barock üblich, überkreuzt mit
einem Nagel an das Holz geheftet (sog. Dreinageltypus).
Hinweis: Die Seitenwunde,
die Jesus nach dem Tod zugefügt wurde, ist deutlich sichtbar
auf seiner rechten Brustseite zu sehen. Die Lage der Seitenwunde
wird in der Bibel nicht beschrieben. Bei Johannes (19,34) heißt
es nur, "einer der Kriegsknechte durchbohrte seine Seite mit einem
Speer". Das hatte den Zweck zu prüfen, ob Jesus schon tot war.
Bei Toten sammelt sich im Herzen Wasser. Deshalb heißt es
auch in der Bibel: "und sogleich flossen Blut und Wasser heraus."
Nach mittelalterlicher
Deutung konnte es nur die rechte, die gute Seite sein, durch die
Blut und Wasser als Hinweis auf die kommenden Sakramente der Eucharistie
und der Taufe auf die Menschheit herabströmte. Auch wenn die Menschen
natürlich wussten, dass das Herz auf der linken Seite des Menschen
schlägt.
Unter dem Kruzifix steht die Figur einer Mater
dolorosa mit
hoher barocker Krone auf dem Haupt. Sie hält ihre Arme über
der Brust gekreuzt. Der Rosenkranz um die Hand wurde erst später
hinzugefügt. Der Bildtypus der Mater Dolorosa entwickelte sich
schon im Mittelalter und bezieht sich direkt auf das aus dem 13.
Jh stammende Gedicht "Stabat mater", das die Gottesmutter
in ihrem Schmerz um den Gekreuzigten besingt: Christi Mutter stand
mit Schmerzen, bei dem Kreuz und weint von Herzen, als ihr lieber
Sohn da hing. Das Lied wurde vielfach vertont; es ist auch im Gotteslob
unter Lied Nr. 532 zu finden.
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Kanzelkreuz mit
Mater dolorosa
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Weitere Figurenausstattung
im Kirchenschiff
St.Sebastian
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An
der südlichen Chorbogenlaibung steht die Figur des hl. Sebastian
aus dem 18.Jh. auf einer Rokokokonsole. Der Heilige ist an den Marterbaum
gebunden; sein Körper ist von fünf Pfeilen durchbohrt.
Hinweis: Sebastian war im 3.Jh.ein römischer Offizier,
der auf Befehl des Kaisers Diokletian wegen seines Glaubens mit Pfeilen
durchschossen wurde. Auf seine Anrufung hin, soll in Rom eine Pestepidemie
abgewendet worden sein. Deshalb wird er als Pestpatron und -der Pfeile
wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt. Festtag:
20.Januar. |
St.Leonhard
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Gegenüber
von Sebastian steht die Figur von St.Leonhard
(18.Jh). Er ist in ein Ordensgewand gekleidet und hält massive
Ketten in der Hand.
Hinweis: Der beliebte Heilige Leonhard (einer der 14 Nothelfer)
lebte um das Jahr 500 als Abt in Frankreich. Er verwendete sich für
die Gefangenen und galt deshalb als Schutzpatron derer, "die in Ketten
liegen", also der Gefangenen. Später wurde er Schutzpatron der
Haustiere, weil man die Ketten, mit denen er abgebildet wurde, als
Viehketten deutete. Festtag: 6.November |
St.Martin
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An
der Langhauswand ist eine weitere Figur des hl.Martin,
des Kirchenpatrons, angebracht. Der Heilige sitzt auf dem Pferd und
teilt den Mantel mit dem vor dem Pferd knienden halbnackten Bettler.
Unter dem Pferd lugt eine Gans hervor. Die Legende berichtet, Martin,
der den Soldatenberuf an den Nagel gehängt hatte und Eremit geworden
war, habe sich in einem Stall versteckt. Damit habe er seiner Wahl
zum Bischof von Tours entgehen wollen; doch er sei durch das Schnattern
der Gänse verraten worden. Festtag: 11.November |
St.Antonius
|
Der hl.Antonius,
in der braunen Franziskanerkutte, hält den Jesusknaben
in den Händen.
Hinweis: Antonius lebte im 13.Jh und war ein begnadeter
Redner, der sich gegen die damaligen Häretiker
(Katharer, Albigenser und Waldenser) wandte. Seine Fastenpredigten
in Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg, denn die ganze
Region schien danach wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen,
zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene
Gut zurück, unrechtmäßige und überhöhte
Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet. Bis heute gilt
in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit seinem
Leben und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle, sondern
nur mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden
verlorener Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron
der Schlamperer". Dies geht auf zwei Legenden zurück:
Als ihm ein Manuskript gestohlen worden war, betete er so lange,
bis der Dieb damit zurückkehrte. Schöner ist die zweite
Legende, nach der er einem Geizhals half sein Herz zu suchen und
es in einer Geldtruhe fand. Die Darstellung mit dem Jesuskind auf
seinem Arm ist bei uns erst seit dem 17.Jh verbreitet; sie verweist
auf eine seiner Visionen, die er beim Bibellesen hatte und unterstreicht
auch seine besondere Verehrung der Geburt des Herrn.
Festtag: 13.Juni
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Auferstandener
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In der Osterzeit steht auf dem Hochaltar
die lebhaft gestaltete Figur des
Auferstandenen
mit einer großen Siegesfahne in der Hand und den Kreuzigungswunden
an den Händen und Füßen. Hinter dem von langem Haar
und Bart umgebenen Haupt erscheint der dreistrahlige Heiligenschein.
Die Fahne gilt seit dem 10./11. Jh. als Zeichen des Sieges über
den Tod. In der Barockkunst erfreute sie sich als Attribut großer
Beliebtheit. Insbesondere in der Kunst des süddeutschen Raums gehört
die Fahne zur Ostersymbolik.
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Bruder Konrad
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Die Figur des hl.
Bruder Konrad (in der Kutte der Franziskaner, mit Kruzifix
und Rosenkranz) wurde in der Mitte des 20. Jh. geschnitzt.
Konrad von Parzham (1818-1894) wirkte 41 Jahre lang im Kloster Altötting
als Pförtner, wo er mit Tausenden von Wallfahrern zu tun hatte,
die mit vielerlei Anliegen und Bitten zu ihm kamen. Aber auch Kinder
aus vielen armen Altöttinger Familien kamen bettelnd an die Pforte;
keines von ihnen ging leer aus. 1934 wurde Konrad von Papst Pius XI.
heiliggesprochen. Damals wurden in unseren Kirchen viele Figuren dieses
Volksheiligen aufgestellt. Festtag: 21.April |
St.Wendelin
|
Die Figur der
hl. Wendelin ist mit
einer Wurfschaufel (Hirtenschaufel) in der Hand und einem Rind am
rechten Fuß dargestellt.
Hinweis: Wendelin (555-617), ein irischer Königssohn,
war Hirte bei einem Edelmann in der Nähe von Trier. Dort ereignete
sich das Translokationswunder, das ihn in den Ruf der Heiligkeit
brachte: Sein Arbeitgeber machte ihm Vorwürfe, weil er mit
der Herde auf der Suche nach gutem Weideland zu weit von zu Hause
weggezogen war. Doch Wendelin kam mit der Herde schneller nach Hause,
als der Erzürnte mit dem Pferd. Dies konnte nur ein Wunder
gewesen sein. Später wurde Wendelin wegen seines guten Rufes
Abt des nahegelegenen Klosters Tholey, ohne die Priesterweihe empfangen
zu haben. Festtag: 21.Oktober
|
Kirchenstühle
Die
Kirchenbänke
sind beiderseits des Mittelganges in 8 bzw. 12 Reihen aufgestellt.
Sie wurden 1909 nach dem Entwurf von Architekt Josef Elsner
(1845-1933), München von Zimmermeister
Mayer aus Dachau erstellt. Ihre Wangen sind in den Formen des in der
Zeit des Historismus vorherrschenden Stils gehalten und ähneln
denen in der Giebinger Kirche.
Die Plätze in den Bänken sind nummeriert.
Dies kann ganz praktische Gründe haben, z.B. dass die Besucher
nach der Kommunion wieder zum Platz zurückfinden. |
Kirchenstühle
von 1909
|
Wahrscheinlich waren die Plätze aber auch in Unter-bachern -so
wie in vielen anderen Kirchen- gegen ein angemessenes Entgelt an bestimmte
Personen vergeben. Auf diese Weise sicherten sich die Bauern bis zum
Beginn des 20.Jh einen festen Platz in der Kirche. Diese Plätze
waren in der Regel nicht an die Person, sondern an den Hof gebunden;
der Käufer eines Anwesens erwarb auch den mit dem Anwesen verbundenen
Kirchenplatz. |
Wenn Sie die unterschiedlichen Formen der Kirchenbankwangen in den Kirchen
des Dachauer Landes vergleichen
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Auf der Empore stehen weitere
fünf kurze Bankreihen.
An den Kirchenbänken
im Kirchenschiff ist manchmal ein neues Vortragekreuz mit einem
geschnitzten Korpus aus dem 18. Jh. befestigt.
Opferstock
In der Nähe der
Eingangstüre steht ein kleiner schwarzer Opferstock an der Mauer
(Mitte 20. Jh).
Am 11.2.2022 versuchten Einbrecher, die durch ein aufgehebeltes Fenster
über die Sakristei in die Kirche eindrangen, den Opferstock mit brachialer
Gewalt aus der Wand zu reißen. Dies gelang nicht; so flüchteten
die Täter ohne Beute aus der Kirche, hinterließen aber einen
Sachschaden in Höhe von 5000 Euro.24)
Empore und Orgel
Klassizistisch
gestaltet ist der dreiteilige, auf der Empore aufsitzende Orgelprospekt
(Brüstungs-gehäuse) mit Flachfelderprospekt und Regence-Schleierornamenten
aus der Zeit um 1735.
Das Gehäuse stand bis 1903 in der Pfarrkirche Kreuzholzhausen.
|
Orgelgehäuse
v. 1735
|
Die Orgel,
das Musikinstrument hinter dem Prospekt, wurde um das Jahr 1960
von den Gebrüdern Sandtner
aus Steinheim bei Dillingen als zweimanualiges Werk mit 12 Registern
und pneumatischer Kegellade 25)
aufgestellt.
Die vom I.Manual aus gespielten Pfeifen stehen offen an der Rückwand,
die des II.Manuals im schönen Brüstungsgehäuse.
|
Die Gebrüder Sandtner haben auch
die Orgeln in den Kirchen von Altomünster, Günding, Oberroth,
Eschenried neu gebaut oder restauriert.
|
Disposition
der Orgel (nach Brenninger - Stand 1975-): 10)
11)
I. Manual (C-g'''): Principal 8', Sp 8', Pommer 4', Mixtur
2'
II. Manual (C-g'''): Lieblich Gedeckt 8', Principal 4', Salicional
4',
Blockflöte
4', Quintaton 1 1/3', Cimbel 1'
Pedal: (C-f'): Subbaß
16', Zartbaß 16', GePommer 4',
Koppeln: II-I,
Ok II-I, Uk II-I, I-P, II-P |
Orgelpfeifen
des I.Manuals
|
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|
Allgemeines zur Orgel - Mit
ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum Klingen
gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen
Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes
(weltliches) Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell
verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen
bedeutenden Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine
Orgel zur Ausstattung fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt
und Klangfülle trägt sie zur Verschönerung des Gottesdienstes
bei. Der Orgelprospekt, die Schauseite der Orgel, wurde früher
meist durch Künstler gestaltet. Im Barock und im Klassizismus,
deren Epochen unsere ältesten Orgeln im Landkreis Dachau angehören,
wurde der Prospekt mit reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch
die harmonische Anordnung der Pfeifen wirkt.
|
An der Emporenbrüstung
sind zu beiden Seiten des Orgelwerks acht Apostelbilder angebracht. Sie
dürften im 18.Jh gemalt worden sein. Es handelt sich um Ölbilder
auf Holzuntergrund (Maße: 81 x 47 cm). Derzeit sind nur acht Bilder
vorhanden. Die fehlenden vier Bilder wurden vermutlich 1903 bei Einbau
des Orgelwerkes entfernt. Der Maler ist nicht bekannt. Welche
Apostel auf den Bildern dargestellt werden, ist nicht abschließend
zu sagen, weil die Attribute, die der Maler ihnen in die Hand gedrückt
hat, nur teilweise eindeutig sind. Sicher sind die Apostel Jakobus d.Ältere
(Muschel), Bartholomäus (Messer), Philippus (Kreuzstab), Johannes
(Kelch) und Simon (Säge)zu erkennen. Die Attribute Hellebarde, Winkelmaß
und Spieß+Buch sind mehrfach vergeben. Aber mit großer Wahrscheinlichkeit
hat der Künstler Matthias mit der Hellebarde, Thomas mit dem Winkelmaß
und Matthäus mit dem Spieß und dem Evangelium (er ist der einzige
Apostel, der auch Evangelist war) abgebildet.
Von links nach rechts:
Simon (mit Säge).
Simon trägt den Beiname "Zelotes", deutsch "der Eiferer"
- weil er der politisch radikalen Bewegung der Zeloten angehörte,
die gewaltsam die römischen Fremdherrscher aus Israel vertreiben
wollte. Das Neue Testament nennt ihn in Aufzählungen der 12 Jünger
(Mk.3, 18); besondere Erwähnung findet er hier sonst nicht.
Nach der Legenda Aurea wirkte Simon in Syrien und Persien und erlitt dort
durch Zersägen seines Körpers den Martertod.
Matthäus (mit Lanze und Evangelienbuch). Matthäus hieß
ursprünglich Levi. Die ersten drei Evangelien erwähnen, dass
er Zöllner in der antiken Hafenstadt Kapernaum war -also einer der
von den Juden verachteten- weil im Dienst der römischen Besatzungsmacht
stehenden - Steuereintreiber. Markus nennt ihn "Levi, den Sohn des Alphäus"
(Markusevangelium 2, 14), Den Namen Matthäus erhielt er von Jesus.
Im Neuen Testament wird nur erwähnt, dass er einer der zwölf
Apostel war (z.B.Lukas 6, 15). Matthäus soll bis zum Jahr 42 das
erste Evangelium geschrieben haben. Danach zog er nach Parthien um das
Evangelium zu verkünden. Die Redensart "es ist Matthäi am letzten"
ist seit dem 16. Jahrhundert verbreitet und meint, der Betreffende habe
bald kein Geld mehr - das bezieht sich auf Matthäus' Beruf als Steuereintreiber.
Johannes
(mit Kelch und Schlange, als einziger bartlos). Johannes
wird als Zeichen seiner Jugend ohne Bart dargestellt. Der
Kelch erinnert an einen Giftanschlag auf Johannes. Dabei sei das Gift
in Form einer Schlange aus dem Kelch gekrochen, sodass Johannes überlebte.
Allerdings wird diese Legende dem Evangelisten Johannes zugeordnet. Früher
wurden der Apostel und der Evangelist Johannes als eine Person angesehen.
Thomas (mit Winkelmaß).
Thomas, der der Legende nach Zwillingsbruder Jesu sein soll, wurde berühmt
durch seine Zweifel an der Auferstehung Jesus und sein Verlangen, handgreiflich
die Auferstehung zu überprüfen: erst nachdem Jesus ihn aufforderte,
seine Wundmale zu berühren, glaubte er das Unfassbare und bekannte:
"Mein Herr und mein Gott!". Später hat er in Indien missioniert.
Die Thomas-Christen in Indien sehen ihn als Gründer ihres Bekenntnisses
an.
Jakobus
d.Ältere (mit Pilgerstab u.Muschelpailletten auf dem Umhang).
Jakobus war der erste Märtyrer unter der Aposteln (Ap 12, 1-2). Der
Legende nach setzten Anhänger seine Leiche in ein Boot, das im Meer
herumtrieb und in Galizien, im Nordwesten Spaniens strandete. Dort wurde
er begraben. Die Wallfahrt zum Apostelgrab in Santiago de Compostela wurde
eine der größten des Abendlandes. Die Pilger erhielten am Ziel
damals einen Hut, der mit einer Muschel geziert war.
Matthias (mit Hellebarde)
kam als Nachrücker für Judas Ischariot ins Apostelkollegium
(Apo. 1, 28). Die Hellebarde deutet auf seinen Tod durch Enthaupten (um
das Jahr 63) hin.
Bartholomäus (mit
Messer) wurde zu einem besonders grausamen Tod verurteilt: zuerst wurde
ihm die Haut abgezogen, danach wurde er gekreuzigt. Deshalb wird er meist
mit einem Messer dargestellt.
Philippus (mit Kreuzstab).
Philippus wurde, ebenso wie das Brüderpaar Andreas und Petrus, von
Jesus in Bethsaida zum Jünger berufen. Er wird mehrmals in der Bibel
erwähnt (bei Brotvermehrung-Joh 6, 5-7 und Abendmahl-Joh 14, 8-9).
Nach der Legende predigte Philippus 20 Jahre lang in Skythien. Dort wirkte
er Wunder, vertrieb einen Drachen, erweckte Tote und heilte Kranke. Philippus
soll am Kreuz gestorben sein. Deshalb wird er mit einem Kreuzstab dargestellt.
Fatschnkindl
In der Weihnachtszeit
steht vor dem Zelebrati-onsaltar eine Krippe, in der ein Fatschnkindl
liegt. Acht Kerzen tauchen die Figur in ein magi-sches Licht. Die
in ein Brokattuch mit Rüschen gewickelte Wachsfigur wurde vor
einiger Zeit gestiftet. |
|
Die stilistisch den Altären
angeglichene Holzkrippe wurde von H.Burghardt erstellt.
Hinweis: Das Fatschnkindl
(von lat.fascia=die Binde) stellt das nach barocker Art in Windeln
und Wickelkissen gewickelte (eingefatschte) Christkind dar. Es ist
die erste Krippendarstellung, lange bevor es Weihnachtskrippen gab.
Die Praxis,
|
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Babys zu fatschen
, damit sie keine "krummen Glieder" bekommen, war bis ins 19. Jh.,
in ländlichen Gebieten sogar noch in den ersten Jahrzehnten des
20. Jh., üblich. Entschied sich früher ein Mädchen
für ein Leben im Kloster, bekam es von seinen Verwandten ein
Fatschenkindl als Ersatz dafür, dass sie als Klosterschwester
auf eigene Kinder verzichten musste. Deshalb wurde es auch "Seelentröster"
oder "himmlischer Bräutigam" genannt.
Wenn Sie sich auch für
Fatschnkindl in anderen Kirchen des Landkreises interessieren, klicken
Sie hier.. |
Reliquiar
Nicht mehr in der Kirche
befindet sich ein Reliquiar mit einem Kreuzpartikel aus der Zeit um 1765.
Es wird für den Wettersegen verwendet. Das 42 cm hohe Reliquiar besteht
aus Silber und ist teilvergoldet. Es besitzt einen ovalen Fuß mit
farbigen Steinen und Rocaille-Ornamenten in Treibarbeit.
Gotisches
Kruzifix
Im Verzeichnis der
Kunstdenkmale des Königreiches Bayerns aus dem Jahr 1895 ist auch
ein Kruzifix der Unterbacherner Kirche aufgeführt. Dort heißt
es: "Über dem Triumphbogen hängt ein Holzcrucifixus; das
Kreuz läuft kleeblattförmig aus. Die Füße Christi
sind gekreuzt, die Rippen durch parallele, in der Mitte der Brust durch
einen spitzen Winkel geschiedene Linien angedeutet. Lendentuch anliegend,
an der rechten Seite geknüpft. Wohl Ende des 14.Jh. (! ?) Höhe
ca. 1 m."
Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr.Martin v.Deutinger, Die
älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02) Anton
Mayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising,
1874
03) Bezold/Riel,
Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895
04) Hartig
in: JbVchrK 6, 288
05) Amperbote
vom 31.1.1906 (Kirchturmbau)
06) Theodor
Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts Freising, 1909 (84, 493, 507,
656b, 675, 732, 1058, 1185, 1285)
07) Konrad
Beyerle, Übersetzung der Handschrift Lex Baiuvariorum, 1926 (nach
Christi Geburt)
08) Max
Gruber, Konstantin Pader als Bildhauer, Amperland 1965/1
08) Heimatbuch
des Landkreises und der Stadt Dachau, 1971
09) Wilhelm
Störmer, Adelige Eigenkirchen und Adelsgräber-Denkmalpflegerische
Aufgaben,1975,ZBLG 38, S.1142-1158 (UrkNr)
10)
Georg Brenninger, Orgeln und
Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1976/1
11)
Georg Brenninger: Orgeln in
Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
12) Anton
Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres
1560, 1986
13)
Gottfried Weber, Die Romanik
in Oberbayern, 1990
14) Georg
Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
15) Prof.Dr.Wilhelm
Liebhart, Ober- u.Unterbachern im Mittelalter, Amperland 1994/4
16) Robert
Böck, Kirchenrechnungen Landgericht Dachau, 1996 (Seitenaltar
1630)
17) Pfarrbrief
der Pfarrgemeinde Pellheim, Weihnachten 2000
18) Christian
Huber, Der Maler Richard Huber, Amperland 2002/2
19) Dachauer
Nachrichten vom 9.10.2002
20) Münchner
Merkur vom 22.06.10 (Glockengießerei Erding)
21) Kirchenführerin
Ingrid Scheingraber, 2012 (Chorturmkirche)
22)
Dr Heisig, Kunstreferat des
Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz
Hochaltar)
23) Max Gruber, Die Kistlerfamilie
Prugger in Dachau, Amperland 1975/1
24) Unbekannte brechen in Kirche
ein, Süddeutsche Zeitung vom 14.2.2022
25) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank,
Internetseite, 2022 (Orgel)
26)
Liste
der Baudenkmäler
-Regierungsbezirk Oberbayern Landkreis Dachau, Gemeinde Bergkirchen
27)
Digitales Archiv
des Erzbistums Mch u.Freising; Signatur: AA001/3, PfarrA16452 (erster
Kreuzweg)
60 Bilder: Hans Schertl
16.3.2022
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