Filialkirche
St. Urban in PALSWEIS
Für
Navi-Nutzer : 85232 Bergkirchen, St.-Urban-Straße 14a
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
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Kurzbeschreibung
Der Ort
Palsweis wurde erstmals 1172 als Paldenneswis (Dorf des Paldo) erwähnt.
Eine Kirche wird in der Konradinischen
Matrikel von 1315 unter dem Ortsnamen "Pallenswis"
beschrieben. Sie war damals eine Filiale der Pfarrei Einsbach, heute
gehört sie zur Pfarrei Bergkirchen.
Die Kirche St.Urban
in Palsweis ist ein spätromanischer Backsteinbau mit wuchtigem
Sattelturm. Es gilt zu Recht als das schönste Beispiel einer
romanischen Dorfkirche im Dachauer Land.
Im Untergeschoss des
niedrigen Turms, der wohl Anfang
des 14. Jahrhun-derts entstanden sein dürfte, liegt der
Altarraum (Chorturmanlage).
Auffällig sind die Bogen-friese und Lisenen
an den bis zu
1,30 Metern dicken Außenmauern
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Weihwasserkessel am Eingang
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Um 1693 wurde
die Kirche barock umgestaltet; die Altäre
wurden um 1710 eingebaut.
Hinter dem Beichtstuhl
im Chorraum wurde ein geheimer Gang entdeckt, der in der Turmwand
verläuft.
Inneneinrichtung
Das flach gedeckte,
lichtdurchflutete Schiff ist durch einen 1,20 Meter starken Chorbogen
vom Altarraum im Turmuntergeschoss getrennt.
Die Altäre sind in spätbarockem
Stil gestaltet.
Am Hochaltar
- Im Altarauszug eine Skulptur von Gottvater
- im Mittelteil die Figur des hl. Urban in päpstlichem Ornat
mit Buch und großer Weintraube.
- Assistenzfiguren sind die Heiligen St. Sebastian (mit Pfeilen
in der Hand) und St. Vitus (mit Ölkessel).
Seitenaltäre
linker Altar
- im Auszugsgemälde eine schmerzhafte Muttergottes
- in der Altarnische die Figur der Gottesmutter Maria (mit Jesuskind
auf dem Arm und Zepter in der Hand)
rechter Altar
- im Auszugsgemälde wird Gottvater dargestellt
- in der Nische eine Figur des hl. Andreas (mit dem nach ihm benannten
x-förmigen Kreuz)
Der Altar musste 1975 nach
einem Schwelbrand erneuert werden.
per Mouseklick zu den Beschreibungen
In den vier Fenstern des Kirchenschiffes
befinden sich acht Glasgemälde aus
dem Jahr 1936. Sie wurden von Gläubigen der Filiale gestiftet und
vom Dachauer Glasmaler Syrius Eberle ausgeführt.
Unter der Empore steht ein schön
geschnitzter Opferstock mit der Jahreszahl
"1693". In diesem Jahr wurde die Kirche barockisiert.
Insgesamt sind folgende Heilige
(neben Christus und Gottvater) in der Kirche als Figuren oder in Bildern
dargestellt:
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St.Andreas mit Andreaskreuz,
Seitenaltar (1710/1975) |
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-
St.Notburga, mit Krug und
Sichel, Glasbild (1936) |
-
St.Konrad mit Kindern , Glasbild
(1936) |
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-
St.Sebastian mit Pfeilen
in der Hand |
-
St.Leonhard mit Ketten,
Glasbild (1936) |
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-
St.Vitus mit einem Ölkessel
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-
St.Maria als Muttergottesfigur
am Seitenaltar (20.Jh.) |
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-
St.Therese von Lisieux
mit Kindern, Glasbild (1936) |
als
Mater dolorosa, Figur
unter Kanzelkreuz ((19.Jh) |
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St.Urban in päpstlichem
Ornat mit Weintraube |
als
Mater dolorosa,
Aufsatzbild Seitenaltar (1975) |
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Die Orgel mit dem spätklassizistischen
Prospekt stammt aus dem Jahr 1976; sie wurde vom Orgelbauer Günter
Ismayr (1 Manual, 6 Register, mechanische Schleiflade) errichtet.
Das Patronat des St.Urban,
des Patrons der Winzer, ist in unserer Gegend sehr ungewöhnlich.
Eine Deutung wäre, dass früher an den Südhängen des
tertiären Hügellandes von Palsweis bis Günding Wein angebaut
wurde.
Baudenkmal
Die Kirche
gehört zu den schützenswerten Baudenkmälern. In der vom
Landesamt für Denkmalpflege herausgegebenen Liste der Baudenkmäler
in Bergkirchen 17)
wird
sie mit folgenden Worten beschrieben: "Aktennummer: D-1-74-113-29;
Sankt-Urban-Straße 18; spätromanische Chorturmanlage, um 1693 verändert;
mit Ausstattung".
Die Gottesdienstordnung finden Sie hier...
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen
Hinweisen
Der Ort Palsweis wurde erstmals um 1185 in einer Indersdorfer
Urkunde und 1224 und 1231 in Scheyerner Urkunden als Paldenwis (Dorf
des Paldo) schriftlich erwähnt. 1315 hieß es Pallenswis,
1388 (in einer Fürstenfelder Urkunde) Palnsweis und 1524 (in
der Sunderndorferschen Matrikel) Balsweiss und 1560 (in der Visitatio)
Palsweiß.
Geschichte
der Kirche
Wann die Kirche von
Palsweis erbaut wurde, ist nicht bekannt. Doch die Bauform als Chorturmanlage
(der Altarraum oder Chor ist im Erdgeschoss des Turmes eingerichtet)
spricht für eine Entstehungszeit in der Spätromanik. Chorturmanlagen
sind auch in benachbarten Kirchen wie Einsbach und Wiedenzhausen zu finden;
sie waren für die Zeit des 13./14.Jh typisch. Auch die Gliederung
und reiche Verzierung des Turms deutet auf eine Entstehung um die Wende
vom 13. zum 14. Jahrhundert hin.
Chorturmkirchen waren
vor allem in Süddeutschland und im Elsass üblich. In Norddeutschland,
das damals konfessionell noch nicht getrennt war, sind und waren sie unbekannt.
Im Landkreis Dachau gibt es zwölf heute noch bestehende Chorturmkirchen.
Das ist im Vergleich zu anderen Landkreisen eine hohe Zahl. So gibt es
z.B. im Landkreis Erding z.B. keine Chorturmanlagen (mehr)
Der wuchtige Turm
in Palsweis, der im Vergleich zum Langhaus massig und
überdimensioniert erscheint, erinnert an mittelalterliche Fluchtburgen,
in die sich die Bevölkerung bei feindlichen Angriffen kurzzeitig
zurückgezogen haben könnte. 14)
Tatsächlich hat der Palsweiser Turm über dem Chorgewölbe
ein geräumiges Geschoss, das als Fluchtraum für einige
Menschen dienen konnte. Zudem hatte man hinter dem Beichtstuhl im
Chorraum einen geheimen Gang errichtet, der in der Turmwand verläuft.
Vielleicht steht er im Zusammenhang mit anderen in der Gegend gefundenen
unterirdischen Gängen und Gewölben. Bereits vor Jahrzehnten
fand sich in Palsweis an der Rückseite des Hauses Nr. 9 ein
Gang, den man aber nicht weiter verfolgte.
Allerdings weist Michael Loose 15)
darauf hin, dass der Raum im Obergeschoss für eine aktive Verteidigung
im Angriffsfalle viel zu klein war. Es sei kaum vorstellbar, dass
eine ganze Dorfgemein-schaft mit den erforderlichen Lebensmitteln
und den zur Verteidigung notwendigen Waffen (Wurf-steinen) dort
Platz gefunden hätten. Er glaube, die massive Bauweise der
Türme sei wegen der Last der Glocken und den von ihnen erzeugten
Schwingungen notwendig gewesen.
Der große Turm könnte
aber auch als Speicher gedient haben. Das Kloster Scheyern
hatte 1231 vom bayerischen Herzog Otto II. (1206-1253) größere
Grundflächen geschenkt bekommen. Die Bauern mussten wohl regelmäßig
einen bestimmten Anteil der Ernte abliefern, der bis zum Abgabetermin
irgendwo zu lagern war. Vielleicht war der Turm mit seinem Obergeschoss
eine Art Speicher, an den dann später ein Langhaus angebaut
wurde, sodass Palsweis eine Kirche bekam.
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Rundbogenfriese am Turm
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Vielleicht bauten die Palsweiser für die Scheyrer auch Wein an. Auf
den sonnigen Südhängen von Palsweis bis Günding wäre
das durchaus möglich gewesen; damals herrschte bei uns ein warmes Klima,
ähnlich wie heute. Der Weinbau würde auch erklären, warum
die Kirche dem hl. Urban geweiht wurde, dem Patron der Winzer, der
in unserer Gegend sehr selten, in Weingegenden aber sehr häufig als
Kirchenpatron zu finden ist.
Konradinische Matrikel 1315
Erstmals schriftlich erwähnt wird die Kirche in Palsweis in der Konradinischen
Matrikel von 1315 als Filiale der Pfarrei Einsbach mit Friedhof
("Pallenswis cum sepulturis"). Ein Friedhof war zur damaligen
Zeit Ausweis für eine gewisse Bedeutung der Kirche und der Ortschaft
Patronat
In der Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 wird erstmals das Patron der Kirche, der
hl.Urban erwähnt (.. s.Urbani in Balsweiss). Es gibt im katholischen
Heiligenkalender sechs verschiedene heilige Urban. Drei davon werden mit
Weintrauben dargestellt:
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Der
bekannteste Urban ist der Schüler des hl.Gallus, der im
7.Jh lebte und Patron der Winzer geworden ist. Er soll den Weinbau
gelehrt haben. Nach der Legende errichtete er ein Kreuz, um das sich
eine Weinrebe schlang. In der fränkischen Weingegend ist er ein
häufiger Patron (Fest am 25.Mai) |
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Daneben
gibt es noch den heiligen Urban von Langres, den Bischof, der
im 5.Jh. in Frankreich lebte, den Weinbau förderte und der häufig
mit dem Urban aus dem 7.Jh gleichgesetzt wird. Beide haben die Weintraube
als typisches Attribut (Fest am 2.April). |
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Nichts mit dem Weinbau zu
tun hatte der heilige Papst St.Urban I., der um das Jahr
222 die Kirche regierte und unter Kaiser Severius das Martyrium
erlitten hat, weil er sich weigerte, heidnischen Göttern Weihrauch
zu streuen. Dieser Papst wurde durch seine Anordnung bekannt, dass
der Kelch beim Abendmahl stets aus Silber oder Gold sein müsse.
Aufgrund der Vermischung mit den beiden vorgenannten Heiligen Urban
wird auch Papst Urban I. als Patron der Weinstöcke und Winzer
angesehen (Fest am 19.Mai).
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Welcher Urban ist nun der Patron
von Palsweis ?
Interessant ist ein Hinweis in der Schmidt'schen Matrikel von 1738/40,
in der als Patron vom Märtyrer Papst Urban (s.Urbani pontificis martyris)
die Rede ist. Das bedeutet, dass jedenfalls 1738 der Papst Urban I. als
Patron angesehen wurde. Sein Fest wird am 19.Mai gefeiert. Auch die Figur
am Hochaltar stellt den Papst Urban dar, zu erkennen an der Tiara und
dem Papstkreuz mit den drei Querbalken. Diese drei Querbalken symbolisieren
die drei päpstlichen Gewalten: die Priester-, Hirten- und Lehrgewalt.
Visitationsbericht von 1560 13)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck
des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung
aller Pfarrer und Pfarreien an.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte
durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517)
entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums
zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die
Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse
Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden,
ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten
oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die
Lebensführung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen
Kenntnisse.
Der neue Einsbacher Pfarrer Castulus Plank, der auch für Palsweis
zuständig war, bestand die Prüfung. Er predigte jeden Sonntag
und benutzte zur Vorbereitung katholische Bücher. Er glaubte an die
7 Sakramente (nicht nur an die 2 Sakramente der Protestanten) und hielt
den Gottesdienst nach herkömmlichen Ritus. Sein Privatleben wird
vom Kirchenpfleger so beschrieben: "Pfarrer helt sich wol, ist kain
rumorer.... hat ain Köchin, 4 kinder darbei." Das Pfarrvolk,
zu dem auch die Lauterbacher gehörten, ging fleißig in die
Kirche, aber mit dem Zehent "helt es sich gar ubel".
Im Bericht über die Pfarrei Einsbach ist auch die Filiale 'St.Urbanus
in Palsweiß' kurz erwähnt. Daraus ergibt sich -in heutigem
Deutsch- folgende Beschreibung.
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Die
Kirche liegt in der Hofmark Eisolzried, die dem Herrn von Pern gehört
(Inhaber Wilhelm und Warmund Bern von der Leiter). Die Einnahmen
betrugen jährlich 7 Gulden weniger 15 d. Die Ausgaben haben für
Beleuchtung und anderes 4 Gulden 30 Kreuzer betragen. Die Kirchenrechnung
wird von den Herren Pern aufgestellt. Sie verlangen dafür keine
Bezahlung in Geld, sondern nur ein Essen.
Die Filiale Palsweis besitzt kein eigenes Mesnerhaus aber ein kleines
Gütl, das dem Gottshaus gehört. Dafür zahlt der Mesner
13 ß und 3 Pfund Wachs. Der Mesner hält die Kirche und
den Friedhof sauber. An den Samstagen sperrt er die Kirche auf, die
von den Pfarrkindern auch besucht wird.
Die Kirche besitzt 3 Altäre, die ausreichend verziert sind und
ein Sakramentshaus. An liturgischen Geräten sind eine Monstranz,
zwei Kelche (von denen die Kirchenverwalter aber nicht wussten, ob
sie noch von guter Qualität sind) sowie vier "nit vast guete"
(?) Messgewänder. Der Pfarrer ist in allen Dingen katholisch
geblieben, wie früher [wie vor allter]. Er hält in Palsweis
jeden dritten Sonntag und einmal während der Woche einen Gottesdienst. |
Wenn
Sie den ganzen Text des Visitationsberichts über die Pfarrei Einsbach
lesen möchten, klicken
sie hier...
Barockisierung um 1690
Der Dreißigjährige Krieg wütete in der Gegend des südlichen
Landkreises Dachau besonders stark. Viele Menschen und Gebäude fielen
ihm zum Opfer. Ob die Kirche in Palsweis stark in Mitleidenschaft gezogen
worden war, ist mir nicht bekannt. Doch am Ende des 17. Jh., eine
Generation nach dem Krieg, wurde eine größere Baumaßnahme
durchgeführt.
Die Kirche wurde barock umgestaltet. Dabei vergrößerte man
Fenster im Sinne des damaligen Raumempfindens erheblich; baute an der
Ostseite des Turms eine Sakristei an und verstellte den alten Sakristeieingang
durch einen Beichtstuhl. Im Chorraum wurde ein Gewölbe eingezogen.
Auch der Opferstock am Eingang mit der Jahreszahl "1693" stammt
aus dieser Zeit.
Im Zuge dieser Umgestaltung
erhielt die Kirche offenbar auch drei neue Altäre, deren Weihedatum
der 7. Juli 1710 war. Vielleicht wurden sie vom Fürstbischof
Johann Franz v.Eckher von Kapfing benediziert. Dieser kunstsinnige Bischof
regierte sein Bistum von der Reisekutsche aus; er unternahm viele Pastoralreisen
selbst in kleinste Dörfer seines Bistums. In seiner Regierungszeit
von 1695 bis 1727 wehte er 174 Kirchen (darunter Jarzt, Pellheim, Ebertshausen,
Hirtlbach, Straßbach, Lauterbach, Westerholzhausen und Kollbach)
und ca. 1.100 Altäre und 734 Priester (23 pro Jahr). Dies hatte seinen
Grund auch darin, dass mit Franz Eckher nach 40 Jahren wieder ein echter
Bischof auf dem Freisinger Thron saß. Seine Vorgänger waren
zwei nachgeborene Wittelsbacher Prinzen (Albrecht Sigismund von Bayern
und Joseph Clemens von Bayern). Sie konnten das geistliche Amt des Bischofs
nicht ausüben und Albrecht Sigismund besaß nicht einmal die
Priesterweihe. Warum aber auch die Weihbischöfe Johann Fiernhammer
(1630-1663), Johann Kaspar Kühner (1665-1685) und Simon Judas Thaddäus
Schmidt (1687-1691) keine Weihen vornahmen, ist merkwürdig.
So war für den Bischof nach 40 Jahren ohne Kirchenweihen und ohne
Firmung viel zu tun.
Schmidt'sche Matrikel 1738/40
In
den Jahren 1738/40, besuchte der Freisinger Kanonikus (Domherr) Schmidt
alle Pfarreien der Diözese Freising und beschrieb in der nach
ihm benannten Schmidt'schen
Matrikel auch die Filialkirchen. Zur "Ecclesia
filialis s.Urbani in Palsweis" bemerkte er, die Kirche sei ein
altes Bauwerk und enthalte drei Altäre: Der Hochaltar sei dem
Märtyrer Urban, die Seitenaltäre der Jungfrau Maria und
dem Apostel Andreas geweiht (wie noch heute). Gottesdienste
fänden hier jeden dritten Sonntag (abwechselnd mit Überacker
und Wiedenzhausen), an Lichtmeß, an den Festen der Apostel und
anderer Heiliger (abwechselnd mit Überacker),
am Kirchweihfest (Sonntag vor Marä Geburt- 8.Sept) und am Patrozinium
(19.Mai) statt. Außerdem gebe es eine wöchentliche Messe
aufgrund der Stiftung eines unbekannten Wohltäters aus Orthofen.
Der Pfarrer erhalte aus dieser Stiftung "zwey Schäffel Korn,
2 Schäffl. Haaber, 50 Ayr (= Eier) und 4 Hüendl".
In der Sakristei würden genügend Mess-gewänder aufbewahrt.
Im Friedhof stehe ein Beinhaus und im Turm hingen zwei geweihte Glocken.
Die Einnahmen verwalteten der Pfarrer aus Einsbach und der Hofmarksherr
in Eisolzried (Freiherr von Ruffini). Der Bericht schließt mit
dem Satz: "Das Vermögen dises Gottshauses hat sich in letzter
Rechnung auf 1422 fl. (=Gulden), 41 kr.(=Kreuzer) und
4 hl.
(= Heller) herausgeworffen". |
Nordansicht
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Beschreibung 1874
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising
vom Beneficiaten an der Domkirche Anton Mayer aus dem Jahr 1874 wird auch
die Kirche von Palsweis als Filiale von Einsbach erwähnt. Zu ihr
gehörten 114 Dorfbewohner (Seelen), die in 18 Häusern wohnten.
Mayer bemerkt über die Kirche:
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"Erbauungsjahr
unbekannt. Ursprünglich vorgothisch, Anbau stillos. Geräumigkeit
beschränkt. Sattel-Thurm mit 2 Glocken; 1 ohne Jahreszahl, 1
von (Anton) Hubinger in München 1859. 3 Altäre, Orgel.
Gottesdienste: Jeden 3.Sonntag abwechselnd mit Lauterbach und Ueberacker
sowie am Neujahrstag, Lichtmeß, Ostersonntag und Patrocinium.
Stiftungen: 3 Jahrtage, 18 Jahrmessen und 8 Quatembermessen (Quatembertage
sind Mi, Frei, Sa nach: 1.Fastensonntag, Pfingsten, 3.Septembersonntag
und 3.Adventssonntag) . Meßner ist ein Gütler, Cantor
der Lehrer von Einspach. Kirchenvermögen: 6100 Gulden."
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Beschreibung 1895 12)
Auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale Bayern, das 1895 Prof. von Betzold
und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums erstellten,
finden sich einige Bemerkungen über die Kirche in Palsweis. Dort
ist auf Seite 313 zu lesen:
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Palsweis.
Kirche Spätromanisch, 1693 umgestaltet |
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Einschiffig
mit eingezogenem Chor im Untergeschoss des Thurmes. |
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Langhaus
flachgedeckt, im Chor ein Kreuzgewölbe auf Eckkonsolen. |
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Opferstock
von 1693. Ganz unbedeutend. |
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Das
Aeussere ist in der Gegend das einzige Beispiel einer einfachen Außenarchitektur.
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Das
Langhaus hat in etwas mehr als der halben Höhe einen Mauerabsatz.
Die drei freistehenden Seiten sind durch je zwei kräftige Rundbogenblenden
gegliedert, ebenso das Untergeschoss des Thurmes auf der Süd-
und Ostseite. Das zweite Geschoss des Thurmes hat Spitzbogenblenden,
das dritte ist mit einem von Kragsteinen getragenen Bande abgeschlossen. |
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In
der Glockenstube (viertes Geschoss) je zwei Spitzbogenfenster Satteldach. |
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Die
3 Altäre wurden nach einer in der Sakristei befindlichen Urkunde
am 7. Juli 1710 konsekrirt. |
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Der
hl. Andreas auf dem südlichen Seitenaltar ist eine gute bemalte
Holzfigur, um 1710. H. 73 cm. |
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In
der Sakristei zwei bemalte Holzfiguren aus dem Ende des 15. Jahrhunderts,
ein hl. Bischof mit einem Hafen in der Hand (wohl St. Rupert) H. 84
cm, und St. Bartholomäus mit aufgeschlagenem Buch in der Linken
und Messer in der Rechten (der rechte Fuss fehlt). H. 76 cm, die Köpfe
sind gut durchgebildet, der Faltenwurf erinnert an die Blutenburger
Figuren. |
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In
einem Thurmgeschoss fand sich ein Holzcrucifix, gute Arbeit aus der
Zeit um 1600. H. 75 cm. H. |
1910 wurden
drei neue Glocken angeschafft sowie eine neue Orgel und -unter
Verwendung der alten Ornamente- ein neues Orgelgehäuse.
'
1939 wurde die
Kirche innen restauriert,
1969 außen. Dabei erhielt sie auch eine neue Eingangstür,
ein neues Pflaster und ein neues Gestühl (unter Wiederverwendung
der alten Rokokowangen.)
1975 Renovierung nach einem Schwelbrand.
Bis in die 1960er Jahre
gab es ein Storchennest auf dem Kirchturm. Leider gelang seitdem
die erneute Ansiedlung eines Storches nicht mehr.
Am 1.4.1975
gab es dann leider einen Schwelbrand in der Kirche, der den rechten
Seitenaltar völlig zerstörte. Der Brand beschädigte auch
die übrige Ausstattung erheblich und machte das Orgelwerk unbrauchbar.
Bei der folgenden Restaurierung wurden alle Einrichtungsgegenstände
und Bildwerke gereinigt und neu gefasst.
Baubeschreibung
Das massige Gotteshaus
steht wie eine Burg am südöstlichen Ende des Dorfes, am Rande
der Hügelkette mit weitem Blick über das Alpenvorland. Es ist
von einem Friedhof umgeben. Das geräumige Kirchenschiff ist innen
8,50 Meter lang und 6 Meter breit; der durch einen 1,20 Meter starken
Chorbogen getrennte Altarraum misst 5 mal 5 Meter. Das bis zu 130 cm dicke
Mauerwerk der Anlage ist aus Backstein und zum Teil zweischalig konstruiert.
Rundbogenfriese
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Ins
Auge fällt vor allem der schöne Wandschmuck an Turm und Kirchenschiff.
Er besteht aus Wandvorlagen in einer Stärke von zwei bzw. drei Ziegelsteinen.
Sie sind als Felder gestaltet, die oben durch Friese abgeschlossen
sind.
Bei der Kirche
handelt es sich um eine sogenannte Chorturmanlage, denn der
Turm ist über dem erst im 17. Jh. eingewölbten Chor (Altarraum)
erbaut. Das Schiff ist durch kräftige, 18 Zentimeter
vertiefte Rechteckblenden gegliedert, die nach oben hin mit einem
sorgfältig gearbeiteten Rundbogenfries schließen. Die
Außenfassade des Turms ist reich durch Wandvorlagen
gegliedert (siehe Bild links)
An der südlichen und östlichen Turmfassade setzen sich
die abgetreppten Bogenfriesblenden des Kirchenschiffs fort. Im Untergeschoss
sind Rundbogen angebracht, das zweite Geschoss zieren Spitzbogenarkaden,
und im dritten Geschoss lässt sich ein rechteckiges Stufenfries
erkennen. Eine Bauorna-mentik, die -ebenso wie die spitzbogigen
Schallöffnungen- an den Übergang der Romanik zur Gotik
hinweist.
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In der Glockenstube
hängen in einem alten Glockenstuhl drei Glocken, eine 1910
von Ulrich
Kortler aus München
gegossen, die beiden anderen 1950 bei Karl Czudnochowsky
in Erding.
Auf Youtube können Sie das
Geläute der Glocken hören
.. klicken
Sie hier..
Der Eingang zur Kirche
liegt an der Südwestseite.
Darüber durchbricht ein hölzerner Erker die Dachfläche.
Die Außenmauern leuchten heute in vollem Weiß; noch
um 1970 waren sie -mit Ausnahme der Wandvorlagen- rosa gefärbt.
Die östlich an den Chorturm
angebaute Sakristei mit Pultdach (siehe Bild rechts) dürfte
um 1700 entstanden sein. Drei Rundfenster geben dem Raum
Helligkeit.
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rechts Sakristei
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Karneranbau
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Südwestlich
am Turm befindet sich ein kleiner Karneranbau, der durch ein
Holzgitter geschützt wird.
Dahinter sind keine Totenschädel mehr aufbewahrt. Hier stehen
vielmehr zwei Blechtafeln
mit den Maßen 60 x 40 cm, auf die jeweils zwei "Arme Seelen
in den Flammen des Fegefeuers" aufgemalt sind. Links zwei Frauen,
rechts zwei Männer.
Sie können sich die Tafeln anschauen, wenn Sie auf das Gitter-Bild
links klicken.
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Innenausstattung
Altarraum
Der
eingezogene
Chor/Altarraum liegt, wie erwähnt, im Erdgeschoss des Turms und hat
der gleichen quadratischen Grundriss wie der Turm. Überdeckt wird
er mit einem Kreuzgratgewölbe,
das sich auf Eckkonsolen gründet. Die Decke ist mit barocker Rahmenfelderung
stuckiert.
Choraltar / Hochaltar
Der Hochaltar
stammt aus der Barockzeit. Er wurde wohl um 1690 aufgestellt und am 7.7.1710
geweiht. Das Retabel,
der Altaraufbau, ist dreiteilig. Das Holz ist marmoriert (d.h. mit Marmormuster
bemalt). Vier Wendelsäulen tragen ein vorkragendes Gebälk mit
dem geschweiftem Altarauszug. Das Antependium,
die Verblendung der Vorderseite des Altarblocks (Stipes), besteht
aus marmoriertem Holz und ist mit Ornamenten vergoldet.
Altarauszug
Im reich geschmückten
Altarauszug ist zwischen zwei kleinen Engeln Gottvater
als Halbskulptur zu sehen (um 1700).
Hinweis: Gottvater
wurde in der christlichen Kunst wegen der Weisung im Alten Testament
(Exodus 20,3) kein Schnitzbild von Gott zu machen, viele Jahrhun-derte
nicht als Person dargestellt.
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Gottvater
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Meist wurden Symbole
wie der Lebensquell, die Hand Gottes oder das Auge Gottes im Dreieck
verwendet. Personifiziert, als würdiger alter Mann mit langem
Bart, wird Gottvater erst seit dem Barock (17.Jh). Diese Darstellung
wird dem Gottesbild in unserer Zeit nicht mehr gerecht. |
Mittelnische
St.Sebastian
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St.Urban
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St.Vitus
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In der rundbogigen Mittelnische steht eine Figur des Kirchenpatrons St.Urban
in päpstlichem Ornat. In der Hand hält er ein Buch (hl. Schrift),
auf dem eine große Weintraube liegt.
- Linke Assistenzfigur ist der hl. Sebastian,
der seine Marterwerkzeuge, die Pfeile, in der Hand hält.
- Rechts von St.Urban steht die Figur des hl.
Vitus mit dem Ölkessel in der Hand.
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Hinweise: Papst St.Urban
I., regierte um das Jahr 222 die Kirche und erlitt unter Kaiser
Severius das Martyrium, weil er sich weigerte, heidnischen Göttern
Weihrauch zu streuen. Dieser Papst ist durch seine Anordnung bekannt
geworden, dass der Kelch beim Abendmahl stets aus Silber oder Gold
sein müsse. Aufgrund der Vermischung mit zwei anderen Heiligen
gleichen Namens, die später in Weinbaugebieten gelebt haben,
wird auch Papst Urban I. als Patron der Weinstöcke und Winzer
angesehen (Fest am 19.Mai).
Nach der Legende war Sebastian im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen
Garde, der auf Befehl des Kaisers Diokletian mit Pfeilen durchschossen
wurde. Er erholte sich aber durch die Pflege der Witwe des Märtyrers
Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin
mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie
abgewendet worden sein. Deshalb wird der heilige Sebastian als Pestpatron
und -der Pfeile wegen- auch als Patron der Schützenbruderschaften
verehrt.
Vitus wurde schon als Kind von seinem heidnischen Vater wegen
seines christlichen Glaubens vor Gericht gestellt. Den Folterknechten
verdorrten die Arme, aber Vitus heilte sie. Der Vater schloss ihn
mit tanzenden Mädchen ein, die ihn verführen sollten.
Als er ihn dabei durchs Schlüsselloch beobachtete, wurde er
blind. Kaiser Diokletian wollte ihn mit schweren Eisenplatten erdrücken,
in einem heißen Ölkessel sieden oder ihn den Löwen
vorwerfen. Nichts gelang. Dann wurde er mit Haken zerfleischt. Vitus
ist einer der 14 Nothelfer und Patron für 30 Krankheiten (z.B.Veitstanz).
Er ist auch Schutzpatron gegen das Bettnässen, weil man in
früheren Jahrhunderten den Ölkessel als großen Nachttopf
deutete.
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Tabernakel
Der
fast einen Meter hohe Tabernakel
wurde 1883 im neubarocken Stil erstellt. Er besteht aus blau-grau
marmoriertem Holz. Der originale Tabernakel aus barocker Zeit befindet
sich angeblich in der Einsbacher Kirche.
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Tabernakel
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Hinweis:
Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit
dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade
der Israeliten zur Zeit Mose, die eben-falls in einem Zelt untergebracht
war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit
(unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für
die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung
und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes.
Der Ort und die Form |
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der Aufbewahrung
änderten sich im Laufe der Jahrhunderte häufig. Das Tridentinische
Konzil (1545-63) ordnete die Aufstellung des Tabernakels auf dem Altar
an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland, wo man lange daran
festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken und Sakramentshäuschen
aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt. Das 2. Vatikanische
Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb werden in modernen
oder moderni-sierten Kirchen Tabernakel häufig in die Wand eingelassen
oder stehen frei auf einer Säule. |
Früher standen zu
beiden Seiten des Tabernakels Skulpturen des hl. Bartholomäus
(mit Messer in der Rechten und Buch in der Linken; der rechte Fuß
fehlte) und ein hl. Bischof mit einem Salzfass (hl. Rupert). Die
spätgotischen Figuren stammten beide aus dem Ende 15. Jh. und waren
polychrom (bunt) gefasst. Die Köpfe waren gut durchgebildet; der Faltenwurf
der Gewänder erinnerte an die Blutenburger Figuren. Heute sind die
Statuen ausgelagert.
Die Figuren sind auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale Bayern von 1895 enthalten.
Beichtstuhl
In die Stirnseite
des Altarraums ist ein zweiteiliger Beichtstuhl eingelassen. Er ist in
neubarockem Stil gearbeitet und stammt wohl aus der 2.Hälfte des
19.Jh. Hinter dem Beichtstuhl befindet sich der Eingang zu einem geheimen
Gang, der auf den ersten Metern innerhalb der zweischaligen Außenmauer
verläuft.
Ewig-Licht-Ampel
Vom Chorbogen hängt
eine neuromanische Ewig-Licht-Ampel
aus der Zeit um 1900. Sie besteht aus versilber-tem Messingblech und
ist mit getriebenen Ornamenten verziert.
Hinweis: Das rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt,
gilt oft als Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher
gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. |
Ewig-Licht-Ampel
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Mit
der wachsenden Verehrung der aufbewahrten Eucha-ristie hat sich etwa
seit dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel,
wo das Allerheil-igste aufbewahrt wird, herausgebildet. Durch sein
dau-erndes Brennen weist es darauf hin, dass in der Kirche geweihte
Hostien aufbewahrt werden. Meist sind die von der Decke herabhängenden
Ampeln aus Silber oder versilberten Material gebaut, in eleganten
Formen und mit vielen grazilen Verzierungen versehen. |
Zelebrationsaltar
Der
Zelebrationsaltar ist ein einfacher Tisch. Er wurde um 1970 aufgestellt.
Das Altarkreuz stammt wohl noch aus dem 18. Jh.
Der Zelebrationsalter ersetzt nun liturgisch voll den Hochaltar. 11)
zur Geschichte der Zelebrationsaltäre:
hier klicken...
Kirchenschiff
/ Langhaus
Das Langhaus
ist flach gedeckt. Um die Decke zieht sich eine schmale Hohlkehle.
Seitenaltäre
Die
Seitenaltäre sind im spätbarocken Stil gestaltet. Sie haben
einen viersäuligen Aufbau. Die Säulen tragen ein verkröpftes
Gebälk mit Vasenaufsätzen und Altarauszug.
Am 1.4.1975 gab es einen Schwelbrand
in der Kirche, der den rechten Seitenaltar völlig zerstörte.
Der Brand beschädigte auch die übrige Ausstattung erheblich
und machte das Orgelwerk unbrauchbar. Bei der folgenden Restaurierung
wurden alle übrigen Einrichtungsgegenstände und Bildwerke gereinigt
und neu gefasst.
Linker
Seitenaltar
Im Auszug das Gemälde
einer schmerzhaften Muttergottes
(1975 nach altem Vorbild gemalt).
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Mater dolorosa
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Über dem Bild
schließt ein farbenfroher Segmentgiebel den Altar nach oben
ab. |
Die Madonnenfigur
im Mittelpunkt des linken Seitenaltars stammt aus den 70er
Jahren des 20. Jahrhunderts. Auch ihre Vorgängerfigur war beim
Schwelbrand beschädigt worden.
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Madonna
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Maria steht
auf einer Mondsichel,
hält ein Zepter in der rechten Hand und das Jesuskind auf dem
linken Arm. Jesus trägt die Weltkugel und hebt segnend seine
rechte Hand.
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Rechter
Seitenaltar
Im Auszugsbild
ist Gottvater
mit dreieckigem Heiligenschein und Zepter darstellt;
Das Bild wurde nach dem Schwelbrand 1975, der den Altar neu gemalt. |
Gottvater 'mit Zepter
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Hinweis:
Gottvater wurde in der christlichen Kunst wegen der Weisung im Alten
Testament (Exodus 20, 3-4) kein Schnitzbild von Gott zu machen, viele
Jahrhunderte nicht als Person dargestellt. Meist wurden Symbole wie
der Lebensquell, die Hand Gottes oder das Auge Gottes im Dreieck verwendet.
Personifiziert, als würdiger alter Mann mit langem Bart, wird Gottvater
erst seit dem Barock (17.Jh). Diese Darstellung wird dem Gottesbild
in unserer Zeit nicht mehr gerecht.
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Der
rechte Seitenaltar, der dem hl. Andreas geweiht ist, wurde
am 1.4.1975 durch einen Schwelbrand in der Kirche völlig
zerstört.
Iinzwischen ist er nach dem Vorbild des linken Altars wieder rekonstruiert.
Auf ihm steht eine Figur des hl.
Andreas mit dem nach ihm benannten x-förmigen Kreuz (die
verbrannte Figur stammte aus der Zeit um 1700/1710). |
St.Andreas
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Hinweis:
Der Apostel Andreas war der Bruder von Simon Petrus. Er war der erste,
den Jesus als seinen Jünger berief. Nach Jesu Himmelfahrt lehrte er
in Griechenland und wirkte zahlreiche Wunder. Als er die Frau des
röm. Statthalters Ägeas zum Christentum bekehrte und ihr eheliche
Enthaltsamkeit anriet, ließ ihn Ägeas an ein X-förmiges Kreuz binden,
an dem er nach zwei Tagen, an denen er weiter predigte, verstarb.
In den ersten 1000 Jahren des Christentums war St.Andreas mit einem
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Stabkreuz
abgebildet. Das X-förmige Kreuz ist erst seit dem 15.Jh sein Attribut.
Gedenktag:30.November |
An der rechten Wand ist seit
einiger Zeit wieder die Kanzel
angebracht. Sie besteht nur (noch) aus dem Kanzelkorb ohne Schalldeckel.
Der Korb ist durch Säulchen in fünf Nischen getrennt. Darin
sind Ölgemälde von Jesus und den vier Evangelisten mit ihren Attributen
zu sehen. Matthäus mit einem Menschen, Markus mit dem Löwen, Lukas
mit dem Stier und Johannes mit dem Adler.
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Kanzelkorb
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Kreuzweg-Stationsbilder
Die 14 Kreuzwegstationen
im Rokokostil sind an den Wänden des Kirchenschiffs, insbesondere
unter der Empore, aufgehängt. Die 56 x 40,2 cm großen
Bilder sind mit Ölfarbe auf Holzuntergrund gemalt.
Als Kreuzweg werden die aufeinanderfolgenden bildlichen
oder plastischen Darstellungen bezeichnet, die meist aus vierzehn
Stationen der Leidensgeschichte Jesu, angefangen von der
Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung, bestehen
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Kreuzwegbilder
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Seinen
Ursprung hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten
nach Jerusalem den Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa"
nachzugehen. Im späten Mittelalter wurde die Kreuzverehrung
insbesondere durch den hl.Franziskus von Assisi gefördert,
der durch die Stimme des Gekreuzigten vom Kreuz in St.Damia-no
zu einem christlichen Leben bekehrt wurde. Seit dieser Zeit wurden
Kreuzwegandachten als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige
Land abgehalten. Die Stationen bildeten dafür die Leidensstätten
Jesu nach. Auf diese Weise konnte der letzte Weg Jesu vor Ort
nachgegangen und sein Leiden anschaulicher betrachtet werden.
Kreuzwegdarstellungen in
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Deutschland entstanden erstmals in und bei Klosterkirchen, auf Anhöhen
und bei Wallfahrtsorten, insbesondere in der Nähe von Franziskanerklöstern.
Mit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder
Einzug in die Innenräume der Pfarrkirchen und verbreiteten sich zunehmend.
Papst Clemens XII. erkannte im Jahr 1731 mit seinem Breve "Unterweisungen über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten soll" diese Form des Kreuzwegs
als kanonisch an und bedachte ihn mit großzügigen Ablässen.
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1.
Station
Jesus wird von Pilato zum Tod des Creuzes verurtheilt
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2.
Station
Jesus Empfangt das Creuz auf seine Heilige Schuldern
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3.
Station
Jesus fallet
das erste mal under dem schweren Creuz
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4.
Station
Jesus begegnet
seiner betriebten
Mutter
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5.
Station
Simon Cyreneus hilft Jesu das Creuz tragen
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6.
Station
Veronica reicht
Jesus das
schweiß duch dar
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7.
Station
Jesus fallet
das zweyte mal
under dem Creuz
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9.
Station
Jesus fallet
das tritte mal unter
dem schweren Creuz
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10.
Station
Jesus wird endblöst un seiner Kleider beraubt
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11.
Station
Jesus wird schmerzlich an das Creuz genagelt.
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12.
Station
Jesus
wird erhöht und stirbt am Heiligen Creuz
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13.
Station
Jesus wird vom Creuz
abgenommen und in die schoß Maria gelegt
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Wenn Sie sich eine
Zusammenstellung von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer Landes
ansehen und mehr über die Geschichte des Kreuzwegs erfahren möchten,
klicken Sie hier...
Apostelleuchter
/Apostelkreuze
An der Emporenbrüstung
und an den hinteren Wänden des Kirchenschiffs sind die dekorativen
Apostelkreuze und
die kunstvoll gearbeiteten
Apostelleuchter angebracht. Sie erinnern an die Weihe der
Kirche und an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische
Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen
der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kreuze mit dreipassförmigen
Balkenenden sind von einem Blätterkranz umgeben (wohl 19.Jh).
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Apostelleuchter
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Kirchenbänke
Das Laiengestühl
besteht aus neun bzw. sechs Reihen beiderseits des Mittelganges. Die
Bänke sind mit Rokokowangen verziert; diese dürften noch
aus der Zeit der Barockisierung stammen.
Auf der Empore stehen fünf
Stuhlreihen.
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Kirchenbankwange
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Wenn Sie sich die
alten Stuhlwangen in anderen Kirchen des Landkreises ansehen möchten,
klicken Sie hier...
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Vortragekreuz
An der hinteren Kirchenbank
ist ein Vortragekreuz
befestigt, das wohl vor allem bei Beerdigungen verwendet wird. Darauf
deutet der geschnitzte Totenschädel zwischen der Stange und dem Kreuz
hin.
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Hinweis: Vortragekreuze
werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen, Wallfahrten sowie
bei Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück auf das Jesuswort
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme
sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei Gebetsprozessionen (Bittgängen,
Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden betenden
Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben. Bei
anderen Prozessionen zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er
weist ihnen den Weg. |
Vortragekreuz
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Fenster
In den vier Fenstern des Kirchenschiffes
befinden sich acht Glasgemälde aus dem Jahr 1936. Sie wurden
von Gläubigen der Filiale gestiftet und vom Dachauer Glasmaler Syrius
Eberle ausgeführt.
Die Gemälde stellen folgende Heilige bzw. folgende Szenen dar:
St.Leonhard
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- den
hl. Leonhard (in Bayern einer der 14
Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler und später
als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte er die Gefangenen
und erreichte beim König Clodwig I., dass viele von ihnen freigelassen
wurden. Deshalb galt er ursprünglich als Schutzpatron derer,
"die in Ketten liegen", also der Gefangenen - und der Geisteskranken,
die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete. Als die Leonhardsverehrung
nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere,
weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete. In
Bayern erreichte die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt.
Man nannte ihn auch
den "bayerischen Herrgott". Am Leonhardstag, dem 6. November
werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen.
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St.Notburga
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- die
hl. Notburga, die einen
Krug in der Hand hält und die Sichel in die Luft wirft (gest.v.
Josef Hicker und
Sebastian Ruber).
Hinweis: Die in Bayern ungemein beliebte Notburga war eine
Bauernsmagd aus Tirol, die der Aufforderung des Bauern, auch nach
dem Gebetläuten noch auf dem Feld zu arbeiten, nicht nachkam
und die Sichel in die Luft hängte. Sie ist eine der wenigen Heiligen,
die aus ganz einfachen Verhältnissen kam und kein geistliches
Amt innehatte. |
St.Theresia
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- die hl.
Theresia vom Kinde Jesu, als blumenbekränzte Nonne mit
einem Kreuz in der Hand; Engel tragen
ihren Umhang (gestiftet von Katharina Heigl).
Hinweis: Therese von Lisieux lebte von 1873 bis 1897 als Nonne
in Frankreich. Nach Eingebungen und Visionen folgte sie dem - wie
sie sagte - "kleinen Weg" einer innigen und zugleich kindlichen
Hingabe an Gott: Gott in Jesus über alles lieben und in der Liebe
zu Menschen Gott erfahren: das war der Kern ihrer Frömmigkeit.
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Bruder Konrad
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- den Bruder
Konrad, der Kinder segnet (gestiftet von Familie Loder).
Hinweis: Konrad von Parzham (1818-1894) wirkte 41 Jahre lang im Kloster
Altötting als Pförtner, wo er mit Tausenden von Wallfahrern
zu tun hatte, die mit vielerlei Anliegen und Bitten zu ihm kamen.
Aber auch Kinder aus vielen armen Altöttinger Familien kamen
bettelnd an die Pforte; keines von ihnen ging leer aus. 1934 wurde
Konrad von Papst Pius XI. heiliggesprochen. Damals wurden in unseren
Kirchen viele Figuren dieses Volksheiligen aufgestellt.
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Geburt Jesu
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- die Geburt
Jesu (gestiftet von Sophie Brandstetter).
Text unter dem Bild: "So sehr hat Gott die Welt
geliebt" (Joh.3,16)
Syrius Eberle hat Bilder
von der Geburt Christi in fast identischer Form auch für die
Kirchen von Arnbach, Odelzhausen, Taxa und Westerndorf zu gemalt.
Wenn Sie vergleichen wollen ?
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Jesus als Kinderfreund
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- Jesus
als Kinderfreund (gestiftet von Rosina Groß)
Text unter dem Bild: "Lasset die Kinder zu
mir kommen" (Mtth 19,14).
Bibeltext:
Da brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegte
und für sie betete. Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht.
Doch Jesus sagte: Lasst die Kinder und hindert sie nicht, zu mir zu
kommen! Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich. Dann
legte er ihnen die Hände auf und zog von dort weiter. |
Kriegergedächtnisbilder
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- zwei
Kriegergedächtnisbilder
(gestiftet von der Gemeinde)
Das linke Bild zeigt Christus, der einem Sterbenden beisteht
und mit der Hand in den Himmel weist.
Das rechte Bild zeigt die Heimkehr eines Soldaten, der vor
dem Dorf am Wegkreuz von seiner Familie, seiner Frau und seinem Kind,
begrüßt wird. |
An
der Emporentreppe ist ein alter Opferstock
angebracht. Auf dem geschnitztem Sockel ist die Jahreszahl 1693 eingraviert.
Der insgesamt 72 cm hohe Stock ist mit drei Schlössern gesichert.
Angesichts der Schönheit des Stocks und seines Sockels ist die
Bemerkung im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern
von 1895
"Opferstock von 1693. Ganz unbedeutend."
nicht verständlich.
12) |
Opferstock 1693
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Opferstöcke
gibt es schon seit vielen Jahrhunderten. Im Jahr 1213 ordnete Papst
Innozenz III. das Aufstellen von Opferstöcken an, um damit
einen Kreuzzug (den 5.Kreuzzug von 1217 bis 1221) zu finanzieren.
16)
Der
Einbruch in den Opferstock ist nahezu ebenso alt, wie die Opferstöcke
selbst. Deshalb muss das Türchen, aus dem das Geld vom Mesner
entnommen werden kann, mit schweren Eisenbändern und massiven
Vorhängeschlössern gesichert werden. Zudem wird der Einwurfschlitz
meist mit einem Metallbügel geschützt, der das Angeln
nach dem Geld erschwert.
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In den Kirchen des
Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich
interessante Opferstöcke.
Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken Sie hier..
Orgel
Auf der Empore, deren Brüstung
mit einfachen Kassettenrahmungen verziert ist, steht eine kleine Orgel.
Das Orgelwerk
wurde ein Jahr nach dem Brand von 1975 vom Bernrieder Orgelbauer
Günter Ismayr (ein Manual, sechs Register, mechanische
Schleiflade) aufgestellt;
Ismayr
baute 1978 auch die Orgel in St.Anna/Karlsfeld.
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Orgelprospekt
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Das alte spätklassizistische
Orgelgehäuse aus der 1.Hälfte des 19.Jh. wurde
damals restauriert und neu gefasst. Dieses Gehäuse besitzt
einen fünfteiligen, flachfeldrigen Prospekt, der mit geschnitztem
Schleierdekor versehen ist.
Die kleine Vorgängerorgel (mit einem Manual und vier Registern)
war von Willibald Siemann, Mch, im Jahr 1911 eingebaut worden.
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Wenn Sie sich auch für andere
Orgeln in den Kirchen des Dachauer Landes interessieren, klicken
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Im Zuge der Wandrestaurierung kamen
mittelalterliche Fresken zum Vorschein, die aber wieder übertüncht
wurden.
Frühere
Figuren
Nach dem
Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern von 1895 gab
es früher zwei weitere Heiligenfiguren:
"In der Sakristei zwei bemalte
Holzfiguren aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, ein hl. Bischof mit einem
Hafen in der Hand
(wohl
St. Rupert) H. 84 cm, und St. Bartholomäus mit aufgeschlagenem Buch
in der Linken und Messer in der Rechten
(der rechte Fuss fehlt). H. 76 cm, die
Köpfe sind gut durchgebildet, der Faltenwurf erinnert an die Blutenburger
Figuren." 12)
Schrazllöcher
Nach einer Liste des Landesamts für Denkmalpflege soll es in Palsweis
Reste eines unterirdischen Gangs geben, der in Zusammenhang mit sog.
Schrazllöchern steht. Mehr über
Schrazllöcher...
Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr.Martin
v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02)
Mayer-Westermayer,
Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
03)
Amperbote
vom 2.Juni 1877 (Hochzeit)
04)
Heimatbuch
des Landkreises und der Stadt Dachau, 1971 (rosa)
05)
Georg
Brenninger, Orgeln und Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/4
06)
Georg
Brenninger: Orgeln in Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
07)
Alois
Angerpointner, Orts-und Vereinschronik Lauterbach/Palsweis, 1984
08)
Georg
Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
09)
Maria
Thanbichler in der Schriftenreihe, "Die Kirchen im Pfarrverband Bergkirchen"
10)
Gerhard
Hanke / Wilhelm Liebhart, Der Landkreis Dachau, S. 126, 1992 (Erding)
11)
Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt
2014 (Zelebr ersetz Hochaltar)
12)
Bezold/Riel, Kunstdenkmäler
des Königreichs Bayern, 1895
13)
Anton
Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres
1560, 1986
14)
Gottfried
Weber, Die Romanik in Oberbayern, 1990
15)
Michael Loose, Burgen Schlösser und Befestigungen im Kreis Dachau,
aus ARX 1/2019
16)
Hans Kratzer, Milde Gaben, harte Strafen, SZ vom 20.1.2021
(Opferstock)
17)
Liste
der Baudenkmäler
-Regierungsbezirk Oberbayern Landkreis Dachau, Gemeinde Bergkirchen
48 Bilder: Hans Schertl
29.3.2022
Einbruch
auf der Fahrt zur Kirche
Der Amperbote meldete
in seiner Ausgabe vom Samstag, 2.Juni 1877:
"Am vergangenen
Montag feierte der Müller von Palsweis seine Hochzeit; als das Hochzeitsgespann
mit der Braut, der Brautjungfer, dem Hochzeitslader und dem Kutscher über
die Brücke bei der Mühle fahren wollte, brach dieselbe und sämmtliche
Insassen mit sammt den Pferden und der Chaise stürzten in die Maisach;
glücklicherweise war rasche Hilfe am Platze und kam die ganze Gesellschaft,
ein paar Quetschungen ausgenommen, mit dem nassen Schrecken davon."
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