Pfarrvisitation
in Einsbach 1560
Bericht
über die Visitation im Jahr 1560
- in heutigem Deutsch -
[in eckigen Klammern Originaltext-Auszüge]
Kaum ein Visitationsbericht
ist so ausführlich, wie der aus der Pfarrei Einsbach. Nicht zuletzt,
weil hier der Pfarrer und der Kaplan visitiert wurden. Zudem enthält
der Bericht einige Aussagen doppelt. Dies kann auch daran liegen, dass
die Gesandten des Bischofs und des Herzogs eigenständige Befragungen
durchführten und zum Schluss einen gemeinsamen Bericht schrieben.
Pfarrer:
Der Pfarrer von Einsbach hieß im Jahr 1560 Castalus Planckh. Er
war in Bruck geboren ["von Pruckh purtig"], hatte in Wien studiert
und 1548 in Regensburg die Priesterweihe empfangen. Die Primiz feierte
er in Schierling. 10 Jahre lang war er in "Klainen Weikhertzhofen"
tätig. In Einsbach war er im Zeitpunkt der Visitation erst ein halbes
Jahr Pfarrer ["ist nach ostern aufzogen"].
Über seine Tätigkeit in Einsbach schrieben die Visitatoren:
Der Pfarrer predigt jeden Sonntag und Feiertag. Er benutzt katholische
Bücher ["Predigt all sonntag und fesst. Praucht sich catholischer
puecher"].
Betet seinem Volckh vor. Hält die Feier- und Fasttage. ["helt
feir und vasstäg"]. Ermahnt die Gläubigen, den Gottesdienst
zu besuchen ["Vermant sein volckh zur meß und was sy davon
halten sollen"]. Hält ganz fleißig an den hergekommenen
Zeremonien fest ["helt die ceremonien mit vleiß"]. Sage,
dass man die Heiligen als Vermittler (zu Gott) anrufen dürfe.
Auf die Fragen der Visitatoren nach dem Glauben und die Werke konnte er
gut antworten. Er glaubte auch an die sieben Sakramente; an die Taufe,
die Eucharistie und an die Lehre von der Transsubstantiation, der Wandlung
von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu Christi in der heiligen
Messe.
Seine Gläubigen seien mit der Kommunion in einer Gestalt zufrieden;
vor dem Kommunizieren beichteten sie jedes Mal. Das war nicht uneingeschränkt
eine positive Meldung, denn die Gläubigen beichteten nur einmal,
höchstens zweimal im Jahr. Der Pfarrer erklärte, er mahne die
Gläubigen zwar, (öfter) zu beichten und die Jungen beichten
tatsächlich zweimal, aber den Alten genüge eine Beichte (und
damit eine Kommunion) im Jahr ["aber die allten haben nit zwir
peichten wellen"].
Über das Sakrament der Ehe sei der Pfarrer unterrichtet. Auch zur
Priesterweihe und zur Letzten Ölung könne er gut antworten.
Doch der Pfarrer sage gleichwohl, dass seine Gläubigen beim Empfang
der Letzten Ölung nachlässig seien (Kein Wunder, denn damals
glaubte man, nach Empfang der Ölung sterben zu müssen).
Die Bestimmungen bei der Spendung der hl.Kommunion habe er erhalten, gelesen
und befolgt. Er besitze auch das Freisinger Obsequial, das Buch, mit den
Beerdigungsgebeten und halte sich daran. Die Messe zelebriere Planckh
in allen Teilen auf Latein. Die Beichte nehme er in der Kirche ab. Er
kenne die Casi reservati, die Sünden, die ein normaler Priester nicht
vergeben kann (bestimmte Formen der Unkeuschheit, Tötung, Bruch des
Beichtgeheimnisses), habe einen solchen Fall aber in seiner Pfarrei
noch nicht gehabt. Der Pfarrer belaste seine Gläubigen nicht mit
hohen Selgerait-Kosten (Kosten für Toten-gedenken).
Privatleben des Pfarrers
Pfarrer Planckh gestalte sein Leben katholisch verantwortsvoll und priesterlich.
Er habe eine Köchin, die er aber nicht mit in die Wirtshäuser
nehme ["Hat ain köchin, fierts nit mi ime in gastereien"].
Auch der Kirchenpfleger bestätigte auf Anfrage, dass der Pfarrer
kein Rumorer (Polterer ? oder Gerüchteerzähler ?) sei.
Er habe eine Köchin und mit ihr vier Kinder ["hat ain köchin,
4 kinder darbei"]
Pfarrei:
Der Pfarrer konnte den Visitatoren nicht sagen, wieviele Communicanten
die Pfarrei hat und auch nicht, wie hoch das Einkommen der Pfarrei ist,
weil er erst kurze Zeit in Einsbach sei. Es handle sich jedenfalls um
eine "große Pfarrmenig". Immerhin konnte der Cooperator
die Zahl der Communicanten nennen, es waren 750 (eine wirklich große
Pfarrei). Das Pfarrvolk besuche die Gottesdienste fleißig, heißt
es. Der Cooperator berichtete, er kenne in der Pfarrei keine der Religion
verdächtige Person. Er hätte wohl zwei oder drei Gläubige
in Verdacht gehabt, aber sie verhielten sich in der Praxis wie die anderen.
Ein Problemfall sei nur Leonhart Vendt zu Einsbach, der in einer wilden
Ehe lebe und daraus 4 Kinder habe ["Leonhart Vendt zu Einspach sitzt
an der unehe, hat darinn vier kinder erworben"]. Der Cooperator konnte
auch nicht sagen, warum der Vendt nicht kirchlich heiratet ["Waist
nit ursach, warumb er sich nit last einsegnen"]. Möglicherweise
sei die Frau schon verheiratet ["Vermeint, sy hab vorhin ain man,
so etwo im landt sein mecht"].
Die Kirchenverwalter ("Khirchpröbst") haben das Einkommen
der Kirche St.Margarete auf 26 Gulden geschätzt zuzüglich 6
Scheffel Getreide. Die Pfarrei gehöre mit der Ortschaft zur Hofmark
Fürstenfeld. Die Kirchenrechnung prüfe aber Dr.Hundt im Beisein
des Pfarrers, der Kirchenverwalter und etlichen Nachbarn. Dafür bekommt
Hundt einen Thaler. An St.Michael (29.9.) begehe die Pfarrei einen Jahrtag
mit 13 Priestern. Dabei kämen an Spenden rd. 60 d (= Pfennig)
zusammen.
Die Pfarrei in den Jahren vor 1560 hat gebaut und gekauft. Darunter die
Sölde von Georg Schmid in Einsbach für 80 Gulden, beim Gotteshaus
in Unterweikertshofen für 20 Gulden, bei Wagenpfeil von Preg für
20 Gulden, beim Pfarrer zu Kreuzholzhausen bei Lauterbach für 20
Gulden, beim Pfarrer zu Bergkirchen für 20 Gulden, beim Wagner von
Bachern für 10 Gulden und beim Schneider Popp zu Pruckh für
10 Gulden.
Die Pfarrei besaß 1560 einen reparaturbedürftigen Pfarrhof,
den der neue Pfarrer Planckh renovieren will ["Hat ain pfarrhof,
gleichwol paufellig. Jetziger pfarrer, so neulich auftzogen, ist willens
zupauen"].
Die Pfarrei besaß kein eigenes Mesnerhaus. ["Hat kain aigen
mesenhauß"]. Auch eine Schule war nicht vorhanden.
Kaplan/Cooperator
Der Pfarrer erklärte den Visitatoren, sein Vorgänger sei von
zwei Cooperatoren, damals Gsellpriester genannt, unterstützt worden
["Sein hievor bei diser pfarr zwen gsellen gehalten worden"].
Einer der Kapläne habe sich allein von den "Votifen" finanziert,
d.h. er war wohl der Wallfahrtskaplan. Jetzt gebe es nur noch einen Gsellpriester,
dem er 20 Gulden auf die Hand gebe ["Gibt jetz dem einen gesellen,
den er hellt, a manu 20 fl."]. Insgesamt (mit den Messstipendien)
kommt der Kaplan auf ein Jahreseinkommen von 40 Gulden bei freiem Essen
["Geselbriester kombt ungeverlich mit allem auf 40 fl und hat den
tisch beim pfarrer"]. Dazu erhält der Gsellpriester die Hälfte
der Nebeneinkünfte und aus einer Sammlung 19 Gulden ["Pfarrer
gibt im zu sambt dem tisch halbe accidentalien und collectur 19 fl."].
Außerdem muss der Pfarrer aufgrund der Stiftung
von Ulrich Hochstätter aus dem Jahr 1520 einen Betrag von 20 Gulden
an Freising zahlen. Messstiftungen an der Pfarrkirche (eine gute Einnahmequelle)
gebe es nicht. Das Pfarrvolk sei im Übrigen mit dem Bezahlen des
Zehents sehr zurückhaltend ["Pfarrvolckh helt sich mit zehent
und andern pfärrlichen rechten gar ubel"].
Der im Jahr 1560 vorhandene Cooperator hieß Matheus Pistor, der
aus Haimhausen stammte ["von Haimbhausen purtig"]. Er war 26
Jahre alt. Vorher habe er in Salzburg und Reichenhall studiert und sei
1557 in Freising zum Priester geweiht worden. Seine erste Messe habe er
in Einspach gehalten. Er predige an allen Sonn- und Feiertagen aus katholischen
Büchern und halte es insgesamt mit der katholischen Lehre. Er glaube
an die 7 Sakramente und habe bei der Überprüfung von allen zu
berichten gewusst. Pistor erklärte, dass er vom Firmsakrament noch
nie gepredigt habe. Die Beichte nehme der Pfarrer -wie oben erwähnt-
in der Kirche ab. Der Cooperator müsse aber in seiner Wohnung im
Torstüberl Beichthören. Dort muss es eng zugegangen sein, denn
oft hätten an einem Tag "bei 300 Personen" dort gebeichtet.
Der Pfarrer war der Meinung, dass der Grund für die häufige
Beichte die Unzüchtigkeit der Leute sei ["Und dieweil das volckh
so untzichtig, so mues der gesellenbriester in dem thorstübel, darinn
er wont, peichtheren, und hert offt auf ain tag bei 300 personen peicht,
die er all besonder absolviert]. Der Cooperator beichtet selbst viermal
im Jahr.
De vita
Der Cooperator, so heißt es, lebe verantwortungsvoll. Er habe aber
gehört, dass der Gesellpriester aus Bergkirchen, Georgius genannt,
etliche Male, darunter einmal in Dachau, rumort habe.
Kirchen
Im Dorf gibt es zwei Kirchen ["hat zwo kirchen im dorff"]. In
der Pfarrkirche stehen vier Altäre, schön geziert, in der anderen
Kirche zum Heilig Blut drei Altäre, nicht so gut verziert. Der Pfarrer
verrichte den Gottesdienst in Einsbach zwei Sonntage, den dritten in der
Filiale Lauterbach. Es gibt keine gestifteten Messen in Einsbach, aber
gestiftete Jahrtage. In der Pfarrkirche steht es ein Sakramentshaus mit
zwei Ewig-Licht-Ampeln. Die Hostien und die heiligen Öle würden
unrein behandelt ["Sacramentum et liquores impure tractantur"].
Auch ein Taufstein sei vorhanden; das Taufwasser werde in einer Flasche
aufbewahrt ["Baptismus ist in aim fleschl"]. Erwähnt wird
auch ein Friedhof.
An liturgischen Geräten seien vorhanden:
- bei der Pfarrkirche fünf Kelche (tatsächlich nur 3 Kelche),
drei Corporale, 3 Messbücher, ein gutes Beerdigungsbuch, ein Gesangsbuch,
eine Monstranz
von guter Qualität, sechs Messgewänder und anderes
mehr.
- bei der Wallfahrtskirche kein Kelch aber drei Messgewänder.
Eine Aufstellung über die Größe der Pfarreien im Dachauer Land im Jahr 1560 finden
Sie hier...
Visitation
in der Filialkirche Lauterbach
Filialis Lauterbach khirchpröbst.
Patronus s.Jacobus
Auch
über die Filialkirche St.Martin in Lauterbach haben die Kirchenverwalter
Angaben gemacht und die Visitatoren die Kirche besichtigt. Daraus ergibt
sich folgende Beschreibung:
Lauterbach
ist eine Hofmark, die dem Georg Hundt gehört. Der hat weder den Zechnprobst
(Kassier der Kirchenverwaltung) noch dem Mesner Zutritt zur Kirche gestattet.
Er wollte keine Visitation in Lauterbach. Die Visitatoren haben sich aber
bei den Nachbarn umgehört und dabei erfahren, dass der Hofmarksherr
die Kirche "wohl gehalten" habe und beabsichtige, das Gebäude
zu erweitern. Originaltext:
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Ist
ain hofmarch, dem Georg Hundt zugeherig. Der hat auf beschehen antzaigen
weder zechpröbst noch meßner wellen erscheinen lassen.
Wirt aber durch die nachbarschafft antzaigt, das durch den hofmarchsherrn
die kirchen wol gehalten und jetzt mit gebew erweitert werd".
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Visitation
in der Filialkirche Palsweis
Filialis Palsweiß
khirchpröbst. Patronus s.Urbanus
Die
Visitatoren und die Kirchenverwalter haben über die Filialkirche
St.Urban in Palsweis folgende Beschreibung geliefert:
Die Kirche liegt in der Hofmark Eisolzried, die dem Herrn von Pern gehört
(Inhaber Wilhelm und Warmund Bern von der Leiter)
Das Einkommen der Filiale beträgt jährlich 7 Gulden weniger
15 d (Pfennig).
Die Ausgaben haben für Beleuchtung und anderes 4 Gulden 30 Kreuzer
betragen. Die Kirchenrechnung wird von den Herren Pern aufgestellt. Sie
verlangen dafür keine Bezahlung in Geld, sondern nur ein Essen.
Die Filiale Palsweis besitzt kein eigenes Mesnerhaus aber ein kleines
Gütl, das dem Gottshaus gehört. Dafür zahlt der Mesner
13 ß (Schilling) und 3 Pfund Wachs. Er hält die Kirche
und den Friedhof sauber. An den Samstagen sperrt er die Kirche auf, die
durch die Pfarrkinder auch besucht wird.
Die Kirche hat 3 Altäre, die ausreichend verziert sind. Sie besitzt
ein Sakramentshaus, eine Monstranz, zwei Kelche (von denen die Kirchenverwalter
aber nicht wussten, ob sie noch von guter Qualität sind) sowie vier
"nit vast guete" Messgewänder. Gottesdienste
werden jeden dritten Sonntag und einmal während der Woche gehalten.
Der Pfarrer ist in allen Dingen katholisch geblieben, wie früher
[wie vor allter].
Visitation
in der Filialkirche Wiedenzhausen
Filialis Widembtzhausen.
khirchpröbst. Patrona beata Virgo
Die Filialkirche von Wiedenzhausen war 1560 noch nicht dem hl.Florian,
sondern der Jungfrau Maria geweiht.
Die Visitatoren berichten nach der Befragung der Kirchenverwalter:
Das jährliche Einkommen beträgt: 8 fl. 30 kr. aus eisengüllt,
aus 10 Scheffel Korn, aus 9 Scheffel Hafer, alles Münchner Maß.
Das Vermögen von 74 Gulden war an arme Leute verliehen, die im vergangenen
Jahr Ernteschäden durch Unwetter erlitten hatten. Die Filialkirche
Wiedenzhausen besitzt ein Mesnerhaus mit einem Gütl.
Quelle:
Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
30.4.2018
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