Pfarrkirche
St.Stephanus in HILGERTSHAUSEN
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Kurzbeschreibung
Datenblatt
Die Ortschaft Hilgertshausen
wurde erstmals im Jahr 843 als
Helidkereshusir (bei den Häusern des Helidker) in einem Kaufvertrag
erwähnt und besaß damals sicher auch eine Kirche oder
Kapelle. Die frühe Bedeutung des Ortes wird durch einen Gerichtstag
bestätigt, den Bischof Erchanbert von Freising im Jahr 849
in Hilgertshausen abhielt.
In gotischer Zeit (14.-16.Jh)
baute man eine neue Kirche. Von dieser in alten Stichen überlieferten
Kirche sind noch Teile vorhanden, näm-lich der Chor mit seinen
dreifach abgetreppten Stützpfeilern und der untere, viereckige
Teil des Turms.
Im übrigen ist die derzeitige
Kirche St.Stephanus ein
Neubau von 1666 nach Plänen des
späteren kurfürstlichen Hofmaurermeisters Caspar Zuccalli.
Die Hofmarksherren
von Hilgertshausen waren 300 Jahre lang die Freiherrn Lösch;
sie bekleideten in München hohe Ämter und hatten dort
Kontakt zu so bedeutenden Künstlern wie Zuccalli.
1963,
viel später als bei anderen Kirchen, wurde das Langhaus um
acht Meter verlängert und ein Jahr später völlig
neu ausgestattet.
Die
Kirche St.Stephanus ist nun ein
- sechsachsiger Saalbau
mit einer Länge von 32 m
- mit eingezogenem,
dreiseitig
geschlossenem
Chor aus der gotischen Zeit
- einem sehr hohem Schiff mit relativ kleinen
Fenstern sowie einem
- kräftigen, kurzen Zwiebelturm an der Südseite.
Der Kirchenraum erscheint durch die Herausnahme der drei Altäre
im Jahr 1964 lichter und weiter.
Außen am Chor der heraldische Grabstein
des Martin von Thann (gest.1524)
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Epitaph für Martin
v.Thann
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Am unteren -noch gotischen- Turmteil
sind Blenden mit doppeltem Kielbogenabschluss (siehe Bild oben links) eingelassen.
In der südlichen der Blenden ist eine sehr dekorative Sonnenuhr
angebracht.
Der Turmoberbau ist achteckig und mit einer Zwiebelhaube
gedeckt.
Innenausstattung
Die Decke
des Chores/Altarraums besteht aus einem Tonnengewölbe.
Der Altaraufbau wird seit 1964 durch eine an der Rückwand angebrachte
Kreuzgruppe aus dem 18. Jh. ersetzt.
An der Nordseite des Altarraums sind zwei Oratorien eingebaut,
in denen früher die Adeligen unbeobachtet vom Volk der Messe beiwohnen
konnten.
per Mouseklick zu den Beschreibungen
Besonderheiten
der Kirche sind:
ein großes Bild der legendären Heiligen Wilgefortis
(Kümmernis) im Altarraum
die beiden großen kunstvoll ausgeführten Epitaphe
aus Metall und Stein für die früheren Hofmarskherren Lösch
aus den
Jahren 1617 und 1660. Sie befanden sich bis zur
zur Säkularisation 1803 in der dann abgetragenen Franziskanerkirche
in
München.
Viele Heiligenfiguren und -bilder zieren
die Wände. Darunter sind auch einige Heilige, die mehr bei den höheren
Herrschaften als bei der bäuerlichen Bevölkerung Anklang fanden.
-
St.Antonius
v.Padua mit Jesuskind auf dem Arm (Steinfigur am rechten Epitaph, 1660)
-
St.Benedikt
(als Halbfigur im Chor mit recht seltenen Brustreliquiaren
(9.Jh.)
-
St.Franziskus
von Assisi (Steinfigur am rechten Epitaph, 1660)
-
St.Johannes
der Täufer (auf dem Taufstein)
-
St.Johannes,
Apostel (unter dem Kreuz 18.Jh.)
-
St.Nepomuk
mit einem Kreuz in der Hand
-
St.Korbinian
im Bischofsornat (im Kirchenschiff)
-
St.Kümmernis
(Wilgefortis) auf einem Gemälde im Chor
-
St.Maria
(unter dem Kreuz 18.Jh; als Pieta
auf dem linken Epitaph; als
Altöttinger Madonna am rechten Epitaph;
als Figur Krönung
Mariens auf dem Platz des rechten Seitenaltars)
-
St.Rupert
mit Salzfass in der Hand (Kirchenschiff)
-
St.Scholastika
(als Halbfigur im Chor mit recht seltenen Brustreliquiaren
(9.Jh.)
-
St.Stephanus
(im Chor) Mitte des 16.Jh; als
Halbfigur des Kirchenpatrons
St. Stephanus, an der Orgel
im
Langhaus, (als Silberrelief
an der Emporenbrüstung)
-
St.Ursula
mit Krone auf dem Haupt und Pfeil in der Hand (15 Jh.)
-
St.Wilhelm,
den Ritter, der sich in die Rüstung einschmieden ließ
- zwei Herz-Jesu-Figuren
und eine Herz-Mariae-Figur
aus späterer Zeit (im Kirchenschiff)
- vier Evangelisten,
Matthäus, Markus, Lukas u. Johannes (als Silberreliefs an der Emporenbrüstung)
Die hohe Stellung
einiger der Heiligen in ihrem Leben, wie z.B. des Ritters Wilhelm oder
der Bischöfe Rupert und Korbinian zeigen, dass die Pfarrkirche in
Hilgertshausen keine übliche Dorfkirche war, sondern sehr stark von
den Hofmarksherren mitgeprägt wurde.
Die Pfarrei Hilgertshausen bildet
mit den Pfarreien Tandern und Pipinsried die Pfarrgemeinschaft Tandern.
Die Gottesdienstordnung finden
Sie hier...
Denkmalschutz
Die Kirche steht unter Denkmalschutz und
ist in
der Denkmalliste für Hilgertshausen-Tandern beim Bayerischen Landesamt
für Denkmalpflege aufgeführt. 48)
Darin wird sie wie folgt beschrieben:
"Aktenzeichen: D-1-74-147-1; Kirchgasse 5; Saalbau mit eingezogenem,
dreiseitig geschlossenem Chor, im südlichen Winkel Turm mit Oktogon und
Zwiebelhaube, Chor und Turmunterbau spätgotisch, Langhaus und Turmaufsatz
1666 nach Plänen von Caspar Zuccalli errichtet, 1963 nach Westen erweitert;
mit Ausstattung"
Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Der Ort Hilgertshausen wurde
erstmals am 10. Aug. 843 als Helidkereshusir (bei den Häusern
des Helidker 29) )
urkundlich erwähnt (Urkunde Nr. 661 der Freisinger Traditionen) 04)
.
Damals kaufte das Bistum Freising Güter in Hilgertshausen,
Tandern, Klenau und Singenbach. Der Vertrag wurde übrigens am 10.
August 843 in Dungeih bei Verdun geschlossen, wo zur gleichen Zeit der
Reichsteilungsvertrag zwischen den Enkeln Karls d.Großen (Karl der
Kahle, Ludwig der Deutsche und Lothars I.) unterzeichnet wurde. Verkäufer
war ein gewisser Balderich, ein Edelmann aus der Besatzungsmacht der Franken.
Balderich erhielt dafür 250 Pfund (Silberpfennige). Genutzt wurden
die Güter aber zunächst nicht vom Bistum, sondern von Bischof
Josef Erchanbert von Freising (835/836-854) persönlich und seinem
Neffe Reginbert auf Lebenszeit. Dafür entrichteten sie dem Bistum
einen Zins von 2 Schill. Silber jährlich. Die Belehnung des Bischofs
und des Neffen wurde am 21.August offiziell.
03)
Sechs Jahre später, 849, hielt der neue Besitzer auf Lebenszeit,
der Freisinger Bischof Erchanbert, hier in Hilgertshausen einen Gerichtstag
ab, bei dem ein Priester Erchanfried Besitzungen zu Munninpach an die
Kirche von Freising übergab.
03)
Im Laufe der Zeit änderte
sich der Name von Hilgertshausen mehrfach: von Helidkereshuson, Helidgereshusun,
Hilcherzhausen, Heltgershusen, Hilgertzhawsen, Hilggershusen, Helgershawsen,
bis Hülgertzhausen.
Fast 1000 Jahre lang wurde Hilgertshausen
von Adeligen beherrscht. Sie besaßen hier viel Grundbesitz, wohnten
im Schloss, saßen zu Gericht und übten die Patronatsrechte
über die Pfarrei Hilgertshausen aus. Nach Anton von Steichele entstammten
die ersten Adeligen dem Geschlecht der Schiltberger, ab 1264 kam Hilgertshausen
an die Kammerberger. Im 14.Jh. wechselten schnell mehrere Besitzer. 03)
Die vor 1200 errichtete Veste, die später zum Schloss umgebaut wurde,
stand in den ersten Jahrhunderten ihres Bestehens unten neben der Kirche.
Nach der Brandschatzung am Ende des 30jährigen Kriegs 1648 baute
Wolfgang Wilhelm Lösch das Schloss "weg auf die Anhöhe
über dem Dorfe" wieder auf. Nach dem Abriss des Schlosses (1866)
wurde dort eine Schule gebaut (1867) und 1989 der heute noch bestehende
Kindergarten 18).
Das Schloss besaß natürlich eine Schlosskapelle. Der
Kirchenhistoriker Anton von Steichele schrieb 1864:
|
"Im Schloße
stellte Wolfgang Wilhelm Lösch .... eine Kapelle her, welche
der oben genannte Weihbischof am 7.Juli 1696 in hon. Ss. Trinitatis
(= Patronat Hl.Dreifaltigkeit) consekrirte". 03)
|
Schlossherren
Vor 1264 herrschten die Schiltberger als Lehensträger der
wittelsbachischen Herzöge; sie besaßen
drei Höfe, eine Mühle und das Patronatsrecht über die
Kirchen der Pfarrei
Hilgertshausen
22).
Von 1264 bis 1420 regierte eine Seitenlinie der Edlen von Kammerberg
(die Schwiegersöhne der
Schiltberger) in der Hilgertshausener Veste,
die sich von da an Edle von Hilgertshausen
nannten. Sie führten wie die Kammerberger
eine Streitaxt im Wappen. In Hilgertshausen gehörte
ihnen neben der Veste der Sedelhof, sieben
weitere Hoftstätten, die Taverne, die Schmiede,
die Badstube, die Kirchenpatronate, viele
weitere Höfe in der Umgebung und 2/3 des
Großzehents.
22)
1420 wurde Hilgertshausen
als Dorfgericht bezeichnet, die Vorläufereinrichtung der späteren
Hofmark. Dazu gehörten auch die Orte
Michelskirchen, Neßlholz und Hollerschlag.
22)
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Schloss
Hilgertshausen 1560
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Hofmarksherren 06)
waren ab 1420 die Marschälle von Stumphsperg
(heute Sielenbach).
1432 verkauften sie an Heimeram von Haslang. 03)
1456 ging die Herrschaft für 100 Goldgulden an das mit
den Haslangern verschwägerte Geschlecht der Kammerberger
Hauptlinie über
. 22)
1517
wurde die Hofmark für 5518 rhein.Gulden dem Kanzler des bayerischen
Herzogs Wilhelm IV., Dr.Augustin Lösch (1516-
1536), verliehen; sie verblieb fast 300 Jahre lang
bis 1813 im Besitz dieser Familie.
Dann erwarb die aus der Nachbargemeinde Jetzendorf bekannte
Familie Freyberg die Hofmark (bis 1851).
Das Schloss wechselte später in den Besitz von Bierbrauern
aus Friedberg u. Altomünster, bis man es 1866 abriss.
Die Wirtschaftsgebäude um den Schlosshof
wurden kleine selbstständige Anwesen.
Pfarrer
Eine Liste mit vielen Namen von Hilgertshauser Pfarrern ist dem Priestergrabstein
zu entnehmen, der an der südlichen Außenseite seite des Chors
angebracht ist. Sie können sich die Liste hier
ansehen...
Geschichte
der Kirche
Hilgertshausen hatte im Jahr 843
sicher auch schon eine Kirche oder Kapelle, die wie fast alle Kirchen
der damaligen Zeit, aus Holz bestanden haben dürfte. Wann die erste
Steinkirche in Hilgertshausen errichtet wurde, ist nicht bekannt. Sicher
ist, dass die gotische Vorgängerkirche des heutigen Baus aus dem
Jahr 1552 03)
stammte, mit Spitzturm, kurzem Langhaus
und drei Fenstern im Chor. Die Ilm reichte bis an das Kirchengrundstück
heran (siehe kleine Zeichnung unten links). Von dieser Kirche sind heute
noch der Chor sowie der untere Teil des Turms vorhanden.
Die Reformation
Luthers hat in Hilgertshausen keine Spuren hinterlassen. Denn, so ist
in der Augsburger Postzeitung von 1855 zu lesen, "Augustin Lösch,
der die Veste Hilgertshausen 1517 erworben hatte, war ein Hauptpfeiler
jener herrlichen Männer, die unter Wilhelm IV. wie eine Felsmauer
die wilden Wogen der Reformation und des in ihrem Gefolge kommenden Bauernkrieges
von Bayern abhielten."
46)
Als der Kartograph Philipp Apian
seine Bayerischen Landtafeln zeichnete, stand in Hilgertshausen ein stolzes
Schloss, das alle Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Deshalb fehlt auf der
Karte das Symbol für die Kirche von Hilgertshausen. 40)
Philipp Apian war
der bedeutendste bayerische Kartograph seiner Zeit. Er wurde 1531
in Ingolstadt als Sohn des aus Sachsen stammenden Mathematikprofessors
Peter Bienewitz (latinisiert:Apian) geboren und trat die Nachfolge
seines Vaters an der Universität Ingolstadt an. Sein Lebenswerk
war die erste Landesaufnahme des Herzogtums Bayern. 1563 schon hatte
er eine erste große Karte des Herzogtums im Maßstab von
ca. 1:45.000 fertig gestellt. Eine Verkleinerung dieser sehr unhandlichen
Karte stellen die "24 Bairischen Landtaflen" (jeweils 40
mal 30 Zentimeter) im Maßstab von ca. 1:140.000 dar, die 1568
vom Züricher Formschneider Jost Amman in Holz geschnitten und
vom Maler Bartel Refinger koloriert wurden. Die Genauigkeit der Landkarten
wurde erst im 19. Jh übertroffen; noch Napoleon benutzte sie
für den Einmarsch in Bayern. |
Ausschnitt
aus der Karte von Philipp Apian 1568
|
Apian musste noch im Jahr des Erscheinens
seines Werkes (1568) nach Tübingen emigrieren, weil er "der Reformation
zugetan" war. Er starb dort 1589.
Noch zur Lebenszeit von Apian wurde Hilgertshausen auch im Mirakelbuch
von Inchenhofen
genannt. Darin werden die Wundertaten des hl. Leonhard bei/an Inhofen-Pilgern
beschrieben. Ein Bewohner des Dorfes, Hans Dammer, der drei Jahre einen
offenen Leibschaden hatte und bei dem eine gefährliche Operation
heranstand, bat 1571 den hl.Leonhard um Fürsprache bei Gott. Er gelobte,
bei einer schnellen Heilung einen "wächsenen Mann" als
Votivgabe zu spenden. Der Text im Mirakelbuch lautet: 47)
|
"XVI.
Hanß Dammer, von Hilckertshausen, hatte einen offnen Leibschaden,
der drey Jahr nit ohne Schmertzen starck geflossen. War auch hierfür
ainigs Mittel nit mehr übrig, als der abschewliche Schnitt. Dem
vorzukommn ruefft er zu S.Leonhard umb fürbittende hilff bey
Gott an. Verlobt einen wächsenen Mann. Demnach fangt der Schaden
an zugeschweren und ohn all andere Mittel zuhailen." |
30jähriger Krieg
In der zweiten Hälfte des 30jährigen Krieges (1632-1648),
in der Bayern Ziel feindlicher Heere war, hat auch Hilgertshausen unter
den Schweden, Franzosen, Spaniern und auch unter den eigenen Soldaten
schwer gelitten.
Der Kirchenhistoriker Dr. Anton von Steichele schrieb dazu:
"Am Ausgange des Dreißigjährigen
Krieges, beim feindlichen Einfalle von 1648, wurden Schloß und Dorf
Hilkershausen in Asche
gelegt."
03)
"Die Untertanen verlaufen,
verstorben, das Schloß im Grund verderbt, die Bauernhöfe verbrannt,
Felder verwildert.
Im Schloss bei 75 Fenstern keine Scheibe
ganz".
Da das alte Schloss neben der Kirche stand, wird diese den Brand nicht
unbeschadet überstanden haben. Die Zahl von acht Pfarrern in der
Zeit von 1632-1646 lässt deutlich erkennen, dass diese Jahre lebensgefährlich
waren, sei es durch Kampfhandlungen, Plünderungen oder durch die
Pestepidemie. Von 1646 bis 1653 war die Pfarrerstelle wohl verwaist; jedenfalls
ist in dieser Zeit kein Pfarrer bekannt (siehe
Pfarrerliste.. )
Auch der Neubau der Kirche 1666 dürfte wohl eine Auswirkung von Brandschatzungen
oder andere Beschädigungen durch die Soldaten gewesen sein.
Neubau von 1666

um 1560
|
Bekannt ist, dass beim Neubau
1666 rd. 100.000 Ziegelsteine verbaut wurden.
22)
Der Bau wurde nach Plänen des späteren kurfürstlichen
Hofmaurermeisters Caspar Zuccalli (1629-1678) errichtet 12)
.
Die Verpflichtung eines so bedeutenden Baumeisters war nur möglich,
weil die Hofmarksherren,
die Freiherren von Hilgertshausen, insbesondere der damalige Hofmarksherr
Albrecht Wilhelm Lösch, in München hohe Staatsämter
bekleideten und dort Kontakt zu Zuccalli hatten.
Der Hofmarksherr, der von 1662 bis 1671 die Hofmark besaß,
war auch der Finanzier des Neubaus. Er war wegen seiner Ämter
am Hof zwar nur selten in Hilgertshausen, kümmerte sich jedoch
aus der Ferne sehr um seine Hofmark. Baumeister Zuccalli erhielt
für seine Tätigkeit die beachtliche Summe von 800 Gulden,
obwohl er sich nach Aussage des Hofmarksverwalters nur selten sehen
ließ und, wie es hieß, "khein Streich Arbeith"
getan hat.
22)
|
um 1700
|
|
Caspar Zuccalli
(* um 1629 in Roveredo, Graubünden; + 15. April 1678 in München)
war ein Schweizer Architekt und Baumeister des Barock. Er kam als
19-Jähriger nach München und arbeitete mit seinem Vetter
Domenico Christopho-rus Zuccalli seit den sechziger Jahren des 17.
Jh. im Innviertel. 1668, zwei Jahre nach dem Bau in Hilgertshausen,
wurde er zum kurfürstlichen Hofmaurermeister in München
ernannt. Kaspar Zuccalli bildete auch seinen noch berühmteren
Schwager Enrico Zuccalli aus und ermöglichte ihm, im Jahr 1669
nach München zu kommen. In den Folgejahren arbeitete er mit ihm
an einigen Projekten (z.B. in Altötting). Caspar Zuccalli war
auch im Chorherrenstift Gars am Inn und im Kloster Andechs und in
Altötting tätig.
23),
11)
Zuccalli wurde nicht alt; er starb mit 49 Jahren.
Am Schloss Nymphenburg in München
ist eine Straße nach ihm benannt. |
Der Neubau
der Kirche wurde 30 Jahre später, am 8.Juli 1696 vom Augsburger
Weihbischof Ernst Egolf Freiherr von Westernach, Bischof von Dioclea,
in tit. S.Stephani konsekriert. Zusammen mit der Kirche weihte der Bischof
auch die Kapelle zu Ehren der Hl.Dreifaltigkeit im neuen, auf der Anhöhe
errichteten Schloss 03)
Seit 1692 ruhten In der Kirche St.Stephanus die Gebeine der Katakombenheiligen
Theodora. Steichele schrieb 1864 dazu:
|
"Nachdem
Max Felix Lösch im J. 1692 aus Rom den Leib der hl.Theodora nach
Hilkershausen gebracht, ließ er zu deren Aufbewahrung eine Kapelle
in de Südwand der Kirche einbauen und die Gebeine am Tage der
Kirchweihung feierlich in dieselbe übertragen. Um 1834 wurde
aber diese Kapelle abgebrochen, und die hl.Theodora unter der Mensa
des Choraltares beigesetzt." 03)
|
Bis 1963 waren
die Gebeine in der Predella des rechten Seitenaltars ausgestellt. Seit 2020
ruhen sie (frisch restauriert) in einem Schrein an der Westwand der Kirche
St.Ursula in Gumpersdorf.
Fleckfieber-Epidemie
1674
Ein
Ereignis, das zwar nicht das Kirchengebäude, aber doch die Kirchenmitglieder
betraf, war die Fleckfieber-Epidemie 1674, über die Prof.Dr.Liebhart
im Amperland 1994 berichtete
27).
Aus Akten im ehem. Hofmarksarchiv Hilgertshausen auf Schloss Jetzendorf,
die vom damaligen Vormundschaftsrichter Joh.Mich.Peikhart angelegt wurden,
geht hervor, dass mind. 34 Personen zwischen 7 und 73 Jahren "an
einer hizigen Khrankheit" litten. Es handelte sich um Fleckfieber,
das damals als eines von den allerbösestens Fiebern" galt. Wie
viele Menschen daran starben, ist nicht bekant; doch werden mehr als 10
Todesfälle im Einzelnen erwähnt. Das Fleckfieber dürfte
durch einen durchreisenden Soldaten Mitte Februar nach Hilgertshausen
gekommen sein. Er habe sich nur "beileifig ain halbe Stundt im Würthshaus"
aufgehalten. Die Krankheit breitete sich in den nächsten Monaten
in den umliegenden Ortschaften bis hin nach Aichach aus und dauerte das
Frühjahr und den ganzen Sommer 1674 an.
1813
verkaufte die Fam.Lösch die Hofmark Hilgertshausen an die Freiherren
von Freyberg. Das Dorf Hilgertshausen umfasste damals 28 Anwesen (5 Halbhöfe,
4 Viertelhofbesitzer, 19 Gütler, die Landwirtschaft als Nebenberuf
betrieben haben).
1848 wurde die adelige Gerichtsherrschaft per Gesetz beendet. Drei Jahre
später folgte die Veräußerung des Schlossgutes. Das Schloss
selbst wurde 1866 abgebrochen.
Die Freibergs wurden beim Verkauf des Schlosses 1851 von der Diözese
Augsburg geehrt: "Angesichts der großen Verdienste, die
sich Staatsrath Maximilian v.Freiberg um die Kirche erworben", erhielt
die Familie die Genehmigung, "daß sie die am Gute
Hilkers-hausen dinglich haftenden Präsentationsrechte auf die Pfarrei
Hilkershausen und auf das Beneficium zu Beinberg auf das nahe Freiberg'sche
Gut Jezzendorf übertragen werden durften" (Schreiben des Bischofs
vom 10.3.1851 und Ministerialentschließung vom 16.9.1851).
03)
Priesterjubiläum 1855
44)
Im
Jahr 1855 feierte Pfarrer Leonhard Hacker ein Jahr vor seinem Tod das
50.Priesterjubiläum. Er war insgesamt 38 Jahre lang in Hilgertshausen
tätig und dort wohl sehr beliebt. Die Augsburger Postzeitung widmete
ihm einen langen Artikel; es ist ein Paradebeispiel der blumigen Sprache
dieser Zeit. Wenn Sie den Zeitungsartikel lesen möchten, klicken
Sie hier...
Pfarrbeschreibung
1864 03)
Im Jahr 1864 verfasste der Kirchengeschichtler Anton von Steichele ein
kirchen- und lokalgeschichtliches Monumentalwerk "Das Bisthum Augsburg",
das die Grundlage für die geschichtlichen Daten der Kirche Hilgertshausen
bildet.
Anton von Steichele (1816-1889) war nach seiner Priesterweihe 1838 und
einer Tätigkeit als Hauslehrer in Landshut Domvikar u. Dompropst
und bischöflicher Archivar in Augsburg. Er veröffentlichte mehrere
kirchengeschichtliche Werke, darunter die berühmte, auf zehn Bände
angelegte Augsburger Bistumsbeschreibung, von der er nur ein Drittel fertigstellen
konnte; darunter die Beschreibung des Landkapitels Aichach, zu dem Hilgertshausen
damals gehörte (Text über die Pfarrei
Hilgertshausen...).
Von 1878 bis 1889 war von Steichele Erzbischof von München und Freising.
Er ist in der Frauenkirche München begraben.
In der Pfarrbeschreibung äußert sich Steichele auch zur Gottesdienstordnung.
Danach wurde in der Regel jeden dritten Sonntag den Pfarrgottesdienst
in Gumpersdorf abgehalten. Insgesamt fanden damals in Hilgertshausen 188
Gottesdienste (einschließlich der 19 Stiftsmessen) im Jahr statt.
Das Vermögen der Kirche gibt Steichele mit 7146 Gulden an.
Das Einkommen des Pfarrers belief sich auf 1391 Gulden jährlich.
Die Einnahmen- Ausgaberechnung können Sie
hier nachlesen...
Bruderschaften 03)
Auch die Informationen über
die Bruderschaften in der Pfarrkirche erhalten wir von Anton v.Steichele.
Er schreibt:
"In der Pfarrkirche besteht die Allerseelen- und die
Scapulier-Bruderschaft.
- Die Allerseelenbruderschaft begründete der Kirchenerbauer
Albrecht Wilhelm Lösch (1619-1670) mit päpstlicher Gutheißung
vom 11.Juli 1664 und oberhirtlicher Genehmigung vom 10.Okt.
1665, nachdem sie am 24.Juni des selben Jahres der Erzbruder-
schaft zu Altenhof in München einverleibt worden war.
Die rasch wachsende Zahl ihrer Mitglieder regte den Gründer
zum
Neubau der Pfarrkirche an. Am 26.Aug. 1700 stiftete M.Johanna
Gräfin von Thurn und Taxis, geb. Gräfin Fugger-Kirchberg,
in erster Ehe vermählt mit Albrecht Wilhelm Lösch,
mit 600 fl. eine Wochenmesse nach Hilkershausen für die
verstorbenen
Mitglieder der Bruderschaft.
- Die Scapulierbruderschaft
wurde mit oberhirtl. Genehmigung vom 30.Jan.1697 errichtet. Die
Mitglieder halten Conventstage
mit feierlichem Gottesdienst und großem Concurse am
Philippi-Jakobi-Sonntage, Scapulierfeste, Seelensonntage und
St.Stephanstage, und überdies an 8 andern Sonn- und
Festtagen besondere Nachmittagsandachten.
Mit Ordinariats-Dekret vom 1.Mai 1835 wurden die vereinigten
Bruderschaften neu confirmirt."
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Beschreibung 1895 24)
Die Kirche
von Hilgertshausen ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern erwähnt, dessen Aichacher Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold
und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag
des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde. Dort heißt
es auf Seite 202:
|
"Pfarrkirche.
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-
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Im
Schiff der Kirche an der Nordwand Altarauszug in Bronceguss, laut
Inschrift das Grabdenkmal des Georg Sigismund Lösch von Hilgertshausen
+ 1615, nach mündlichen Nachrichten aus der abgebrochenen Barfüsserkirche
in München stammend. Vergl. Ob. Arch. XXXIIL S. 214. Den Haupttheil
des Auszuges bildet ein Relief der Beweinung Christi, an der seitlichen
Einfassung sind die Wappen der Lösch und Freyberg angebracht,
unter der Beweinung Christi die Inschrifttafel, links davon der knieende
Verewigte, rechts ein Trauerengel ebenfalls in Flachrelief. Interessante
Arbeit des 17. Jahrhunderts. H. 225, br. 140 cm. |
-
|
Gegenüber
an der Südwand befindet sich ebenfalls als Altarauszug ein Grabmal,
das der Erbauer der Kirche des Albrecht Wilhelm Lösch, Freiherr
von und zu Hilgertshausen, und seiner Gemahlinen Maria Catharina geb.
von Taufkirchen und Maria Anna geb. Fugger. Der Aufbau des Denkmals
ist von rothem Marmor, die Figuren von weisslichem, leicht rosa gefärbtem.
Der untere Theil des Aufsatzes trägt die Schrift, dann folgte
ursprünglich eine Marmorplatte, welche ein Relief hätte
aufnehmen sollen, die aber jetzt entfernt ist; im oberen Aufsatz befindet
sich die Mutter Gottes von Altötting, daneben zwei Engel in Hochrelief,
zu Seiten die freistehenden Figuren rechts des Antonius von Padua,
links die des hl. Franz, im durchbrochenen Giebel der Erzengel Michael
mit der Waage; das Denkmal ist eine bemerkenswerthe Arbeit des 17.
Jahrhunderts. H, 350, br. 240 cm. |
-
|
Beide
Altäre erwähnt von Steichele Bd. II. S. 184 Anm. |
|
An
der Westwand der Vorhalle befinden sich noch folgende Grabsteine:
|
-
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1.
eines Wilhelm Lösch + im 17. Jahrhundert Platte von Solenh. Stein,
mit dem Wappen der Familie und vier Sippschaftswappen.
H. 158, br. 75 cm. Sehr verwittert. |
-
|
2.
des Martin von Thann +1527 mit dem Wappen der Familie, zwei übereinandergelegte
Hirschstangen. Vgl. Ob. Arch.
Bd. XXXIII. S. 129. Platte von rothem Marmor.
H. 153, br. 82 cm. |
-
|
Unter
der Orgelempore noch vier weitere Grabsteine der Familie Lösch
von 1759 bis ins 19. Jahrhundert. |
-
|
In
der Vorhalle ein gothisches Weihwasserbecken, früherer Taufstein.
Durchmesser 80 cm. |
Litteratur:
Geschichte der Hofmark Hilkershausen zugleich Löschi'sche Familiengeschichte,
aus dem Hilkertshauser Archiv bearbeitet von Max Frh. von Freyberg. Ob.
Arch. XXXIII. S. 118. Sch. "
Umbau
1963
1963 wurde das Langhaus der
Kirche in Hilgertshausen um 8 Meter (zwei Joche) nach Westen verlängert.
Die maroden Holzpfähle des alten Mauerwerks wurden beseitigt
und durch Betonpfeiler ersetzt. Die Grundmauern wurden gründlich
entfeuchtet, die Kirchenstühle zu einem Block in der Mitte
zusammengefasst, der Baldachin am Hochaltar entfernt, die Seitenaltäre
in den alten Farben Schwarz/Gold gefasst, drei Beichtstühle
eingebaut und die Kanzel zum Ambo umgebaut. 32),
39)
Während der Umbaumaßnahmen
hatte man den verbliebenen Kirchenraum durch eine Staubwand abgeschirmt
und weiter benutzt. Die Kirche hatte vor dem Umbau keine guten Proportionen:
Sie war zu kurz, zu hoch mit einem zu niedrigen Kirchturm. Durch
den Anbau wurde immerhin die Länge der Höhe angepasst.
Ein Jahr nach der Verlängerung räumte man die Einrichtung
der Kirche aus und gestaltete den Raum im Wesentlichen so, wie wir
ihn heute erleben. Das umgebaute Gotteshaus wurde im Mai 1964 wieder
eingeweiht. 38)
|
Kirche
vor dem Umbau 1963
|
Renovierungen
- 1963 (Details siehe oben)
- 1983-85 12)
- 2001
- 2008 (Turmbedeckung) statt.
Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer
wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige),
Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist
die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind
deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf
die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei bzw. den Filialkirchenbezirk.
1813: Dorf mit 28 Anwesen (5 Halbhöfe, vier Viertelhöfe,
19 Gütler)
22)
1824: Dorf mit 31 Häusern, 1 Pfarrkirche, 1 Pfarrhof, 1 Capelle,
1 altes Schloß, 1 Wirthshaus, 1 Abdecker.
43)
1847: Pfarrei mit 635 Seelen (Einnahmen 1432 Gulden, Ausgaben 62
Gulden) 33)
1852: Gemeinde mit 136 Familien und 600 Einwohnern 02)
1864: Ortschaft Hilgertshausen, 41 Häuser (nur 2 größere
Besitze, die übrg. Gütler und Häusler), 237 Seelen
03)
1876: Gemeinde Hilgertshausen (mit 665 Einwohnern, darunter 2 Protestanten)
in 15 Gemeindeteilen: Abdecker (4), Ed (35),
Eichenried (28),
Gumpersdorf (87), Hilgertshausen (254), Hollerschlag (10), Mannsried (16),
Michelskirchen (32),
Nesslholz (9),
Pirket (19), Pranst (7), Stadelham (65), Thalhof (10), Thalmannsdorf (78),
Thonhof (7)
Insgesamt
300 Gebäude, davon 138 Wohngebäude, 140 Pferde, 720 Rinder,
298 Schafe, 150 Schweine, 9 Ziegen. 26)
1933: Gemeinde mit 733 Einwohnern 21)
1939: Gemeinde mit 701 Einwohnern 21)
1987: Gemeinde mit 2348 Einwohnern
2010: Gemeinde mit 3158 Einwohnern
35)
Berichte aus der Pfarrei
Die Dachauer Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus
dem Pfarrleben berichtet. Diese oftmals in blumiger Sprache verfassten
Berichte beschäftigen sich nicht unmittelbar mit dem Kirchengebäude,
vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck aus der damaligen Zeit.
Meist werden Primizen, Jubiläen oder Abschiedsfeiern von Pfarrern
oder Fahnenweihen beschrieben. Wenn Sie die Berichte über Hilgertshausen,
Tandern und Gumpersdorf lesen möchten, klicken
Sie hier..
Die Gottesdienstordnung finden
Sie hier...
Baubeschreibung
Das heutige Gotteshaus St.Stephan
wurde im Jahr 1666 nach den Plänen des Münchner Baumeisters
Caspar Zuccalli errichtet. Finanzier war zum großen Teil Freiherr
Albrecht Wilhelm Lösch, Hofrathspräsident zu München, ein
glaubenseifriger und thatkräftiger Mann", so der spätere
Erzbischof von Steichele. 03)
Herrmann Bauer schreibt in seinem Buch über Kunstwanderungen in Bayern:
07)
"Die Stephanskirche in Hilgertshausen ist ein Beispiel für barocke
Landkirchen, die mit Bauzier -vor allem Stuck- keinen großen Aufwand
treiben konnten".
Grundriss
Die Kirche St.Stephanus in Hilgertshausen hat, wie die meisten Kirchen
in unserer Gegend, einen rechteckigen Grundriss. Für die Kirchenform
der üblichen Kirche bis zur Zeit des 2.Vatikanischen Konzils bürgerte
sich unter Theologen auch der Ausdruck "Buskirche" ein: Der
Pfarrer ist der Busfahrer, die Gläubigen die Passagiere. Durch das
Konzil hat sich der Busfahrer zu den Passagieren umgedreht.
20)
|
Die rechteckige
Kirche gehört architektonisch zu den Nachfahren der römischen
Basilika, eines säkularen Gebäudes, in dem ein hoher Amtsträger
Petitionen entgegennahm, Erlaubnisse erteilte oder zu Gericht saß.
Die frühen Christen mussten sich nach ihrer Legalisierung im
4.Jh entscheiden, welche Form ihre Gotteshäuser haben sollten;
der römische Tempel war für die christliche Liturgie ungeeignet.
Während die Christen im Osten die Rundgebäude bevorzugten,
wählten sie in Rom und Italien das vorhandene und gewohnte Versammlungsgebäude,
die rechteckige Basilika mit einer überwölbten Ausbuchtung
ganz vorne, unter der der Versammlungsleiter saß. Architektur
und Ritus beeinflussen sich gegenseitig. Die römische Messliturgie
ist -so Jesuitenpater Eckhart Bieger- wohl auch unter dem Einfluss
der Architektur eine Prozessionsliturgie geworden. Einzug, Evangelienprozession,
Vorbringen der Gaben, Kommunionempfang und Auszug sind noch heute
erhalten. Vor 1564 gab es zusätzlich Reliquienprozessionen zu
den Seitenaltären. Alle diese Prozessionen heben die wichtigen
Teile des Gottesdienstes heraus. Für eine solche Prozessionsliturgie
ist nach Dr.Eckard Bieger das langgestreckte Rechteck mit seinen langen
Wegen besser geeignet, als eine runde, kompakte Kirche mit einem Altar
in der Mitte, zumal es bis ins 16.Jh. keine Kirchenbänke gab.
19) |
Die heutige Kirche ist ein vierachsiger
Saalbau mit eingezogenem,
dreiseitig geschlossenem
Chor, sehr hohem Schiff und relativ kleinen Fenstern sowie einem kräftigen,
kurzen Zwiebelturm an der Südseite. Der Chor wird durch dreifach
abgetreppte Stützpfeiler stabilisiert. Die Kirche wurde 1963 um acht
Meter (2 Joche) verlängert. Dabei ersetzte man die Holzpfähle
des Fundaments durch Betonpfeiler.
32)
Turm
Am unteren, gotischen Turmteil
mit quadratischem Grundriss sind Blenden mit doppeltem Kielbogen-abschluss
(siehe Bild rechts) eingelassen. In der Blende auf der Südseite
ist eine sehr schöne Sonnenuhr
angebracht.
Der Turmoberbau ist achteckig
und mit einer schindelgedeckten Zwiebelhaube gekrönt. Die Schindeln
wurden um 1983 und schon wieder 2008 erneuert. Die Kosten trugen
die Gemeinde und das Bistum (1983 70:30, 2008 50:50) 31)
Über die Glocken ist mir nur wenig bekannt. Anton von
Steichele schrieb 1864, dass 3 Glocken neueren Gusses vorhanden
seien. 03)
|

Sonnenuhr
|
oberer
Teil
des Turmes
|
Hinweis: Die so
typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform der Bedachung
von Kirchtürmen -auch welsche Hauben genannt- stammt aus dem
Orient. Sie wurde zuerst von den arabischen Baumeistern als Weiterentwicklung
der Kuppeln von Hagia Sophia und Grabeskirche verwendet. Das erste
Bild kam Ende des 15.Jh mit dem Buch "Pilgerreise in das Heilige
Land" von Bernhard von Breitenbach nach Europa. Es enthielt einen
Holzschnitt der im 7.Jh errichteten Moschee auf dem Tempelberg in
Jerusalem (Felsendom). Breitenbach glaubte, die große zwiebelförmige
Kuppel stamme noch vom Tempel Salomons und verband mit ihr die Vision
vom himmlischen Jerusalem. Jörg von Halsbach war der erste Baumeister
unserer Gegend, der Zwiebeltürme plante: die Münchner Frauentürme.
Damals war die Zwiebel als Bauform schon im Italien der Renaissance
sowie insbesondere in Russland verbreitet. Die Zwiebeln der 1560 errichteten
Basiliuskathedrale in Moskau ähneln unseren Zwiebeln, die vor
allem nach dem 30jährigen Krieg errichtet wurden, mehr als
die byzantinischen Kuppeln. Ihre Form -unten bauchig, oben spitz-
passte wunderbar zur Kunstauffassung und zum Lebensstil des Barock
und galt "als Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche
und dem Verharren in den Wölbungen des Sinnlichen".
16)
Wenn Sie die Zwiebeln auf den Kirchtürmen im Dachauer Land vergleichen
möchten, klicken Sie hier...
|
Epitaphe
Außen
am Chor ist der Grabstein des Martin
von Thann (gest.1524) eingemauert, der zum großen
Teil mit heraldischen Motiven geschmückt ist.
|
Epitaph 1524
|
Das Adelsgeschlecht ist fränkischer
Uradel und soll ursprünglich aus Thann bei Zolling kommen.
Im Mittelalter war es in der Pfalz begütert, wo die Thanns
drei Felsenburgen (Altdahn, Grafen-dahn und Tanstein) auf einem
Felsrücken im Dahner Felsenland, jetzt Landkreis Südwest-pfalz
besaßen. 25)
|
Im Kirchenschiff ist am nördlichen (linken) Gang ein Epitaph
für die Sippe der Freiherrn von Lösch in den Boden eingelassen.
Der
Text lautet:
"Grabbehältnis der Freyhern Leschen von Hilgerts-hausen
welche von Herrn Augustin Leschen des Fyrstentumbs Bay(ern) oberisten
Canzlern aus dem Land Frahnken dem Herrn Leschen von Khyndiing (Khimeding)
in Bayern versetzt und mt allen hochadelichen Ämtern iederzeit
begabt worden". |
|
"Die Familiengruft
der Freiherrn von Lösch liegt im Chore der Kirche", schrieb
der Kirchen-historiker und spätere Erzbischof von München
und Freising Anton von Steichele. 03)
Die Gruft ist nicht mehr
begehbar; die Bodenplatten darüber sind fest verlegt.
|
Epitaph für
Felix Lösch, gest.
am 26.Juni 1728
Text
auf dem Stein:
"HIC IACET ILL(ustrissi)mus AC GEN:D:D: MAX: FELIX LÖSCH
L:B: ABET IN HILGERTS. ET HIRSCHENHAUSEN, WOLFERSTORF, NEUPAU, TÜRCKENFELD
ET STAIP. ORD. EQ. S.MICH: COMMEND. SER:ELECTOR: COL: ET BAV:CAMER.
CONS: INT. SER(enissi)mae ELECTRIC: BAV: SUPREM: AUL: PRAEFECT..
PRAEF: NATERNBERG. STAT. BAV: SUP:
|

Epitaph 1728
|
STEURARIUS
RELIQUITE CONIUGE ELECTISSIMA MARIA ANNA COMITISSA DE TORRING SEEFELD
FILIOS DUOS FILIAM UNAM. DE MERUIT SIBI RELiGIONE SUPEROS MORUM
NOBILATE PRINCIPES, HUMANITATE AEQUALES, JUSTITIA SUBDITOS AMORE
UNIVERSOS AD AETERNI-TATEM MIGRAVIT MEMORIA DIGNUS AETERNA SEXAGENARIUS
ANNO 1728. DIE JUN: 26.
|
Epitaph für die Frau von Felix Lösch, Maria
Anna Kunigunde de Lösch, geb. de Torring aus Seefeld. Geboren
am 3.März 1677 gest.18. Dez. 1739 im Alter von 62 Jahren. Mutter der
Söhne Josef Adam und Sigismund sowie der Tochter Maria Theresia.
Text
auf dem Stein :
"HIC IACET ILL(ustrissima)
D.D. MARIA ANNA KUNEGUNDIS L: B: DE LÖSCH ABET IN HILGERTS.
ET HIRSCHENHAUSEN, WOLFERSTORF, NEUPAU, TIRKENFELD, ET STAIP. NATA
COMITISSA DE TORRING, SEEFELD, MATER VERE GERMANA FILIORUM IOSEPHI
ADAMI, ET SIGISMUNDI, NEC NON ET FILIAE MARIAE THERESIAE QUOS UT
AMAVIT TENERRIME SIC EORUM TUTELAE PROSPEXIT PROVIDISSIM? FUIT.
|
Epitaph 1739
|
FAMILIAE
DECUS, CONIUCUM EXEMPLAR. ECCLESIARUM DOTATRIX, PIETATIS SPECULUM
SUBDITORUM AMOR ET PAUPERUM SOLAME?
NATA III. MARTII ANNO M.DC.LXXVII.
DENATA XVIII.DECEMBRIS ANNO M.DCC.XXXIX
IDEOQUE AETATIS SUAE LXII.
AD SUPEROS, UT PIE SPERAMUS ABIIT.
ABIET TU NUNC VIATOR, AC PRECARE DEFUNCTAE UT REQUIESCAT IN PACE "
|
Auf
den Grabsteinen des Priestergrabes
an der südlichen Chorseite der Kirche sind viele Pfarrer der
Pfarrei aufgeführt.
Die Reihe der bekannten Pfarrherren beginnt im Jahr 1375 und endet
in der Gegenwart.
Darin werden nicht alle Pfarrer lückenlos erfasst, doch die Zahl
von rd. 40 Pfarrherren ist bemerkens-wert. |
Priestergrab
|
Eine
Auflistung der Pfarrer finden Sie hier... |
Innenausstattung
|
Innenmaße
des Kirchenbaus:
Länge des Kirche 32 m
Breite der Kirche: Kirchenschiff: 12,60 m
Höhe: Kirchenschiff: 13 m |

Altarraum
Der Altarraum ist eingezogen
und schließt mit drei
Seiten eines Achtecks. Die Decke besteht aus einem Tonnengewölbe
aus Stein mit flachen Gurtbögen.
|
Der monumentale
Altaraufbau von 1880
im Stil der Neuromanik, der noch um das Jahr 1960 das Aussehen des
Altarraums maßgebend bestimmte (siehe Bild links) wurde bei
der großen Renovierung 1963 entfernt 07)
.
In der Mittelnische des Aufbaus befand sich eine Kreuzigungsgruppe
aus der gleichen Stilepoche (mit Maria und Johannes), die nunmehr
in der Bründlkapelle von Gumpersdorf
aufgestellt ist. Dafür kam die Gumpersdorfer Gruppe nach Hilgertshausen.
Auf der Spitze des früheren Altars war die große Pelikanfigur
angebracht, die sich nun unter dem neuen Kruzifix befindet (siehe
unten).
<<<- Altar um 1963 |
Die heutige Kreuzigungsgruppe
hing früher in der Brunnenkapelle in Gumpersdorf (1963 wurden
die beiden Kreuzigungsgruppen ausgetauscht).
Das Kruzifix wurde in spätgotischer
Zeit (15. oder 16.Jh.) geschnitzt.
Zu diesem Kreuz
schrieb 1864 Anton von Steichele:
"Nahe Gumpertsdorf jenseits der Ilm liegt die s.g. Brünnl-Kapelle,
als Wallfahrtsstätte besucht, mit einem hochgeehrten Crucifixbilde
aus dem 15. Jahrh." 03),
24)
|

Kreuzigungsgruppe
|
Im dem von Prof.
Gustav von Bezold und Dr.Georg Hager
erstellten Verzeichnis der bayerischen Kunstdenkmale von
1895 24)
ist vermerkt:
"Auf dem Hochaltar Crucifixus vom Anfang
des
16. Jh, das Haupt nach rechts gesenkt. Gute
Arbeit. Höhe: 132 cm."
|
Pelikan unter
dem Kreuz
Am unteren Ende
des langen senkrechten Kreuz-balkens befindet sich eine vergoldete
kannelierte Säule. Auf deren Kompositkapitell ist ein Nest angebracht,
in dem drei junge Pelikane sitzen. Der große Pelikan
hat seine Flügel schützend um die Jungen ausgebreitet und
füttert sie mit seinem Blut. Die Figur war bis 1964 an der Spitze
des früheren Altaraufbaus befestigt. |
Pelikan
|
Was hat der Pelikan
mit dem Geschehen auf dem Altar zu tun?
Im Mittelalter war das Aussehen des exotischen Vogels in unseren Breiten
nicht bekannt. In alten Büchern (Bestiarium, Physiologus) wird
berichtet, dass der Pelikan seine Brust aufreißt, um mit dem
eigenen Blut die Jungen zu ernähren; er galt deshalb als Sinnbild
für Aufopferung und als Symbol für Christi Todesopfer. |
|
Ein Fronleichnamsgebet von Thomas v.Aquin (1225-1275) schreibt in
seinem Hymnus "Adoro te devote": Frommer Pelikan, Herre
Jesus, reinige mich Unreinen durch dein Blut, davon ein Tropfen
erlösen kann die ganze Welt von jeder Sünde".
34)
Die
ersten künstlerischen Darstellungen des Pelikans wurden schon
im 3.Jh. nachgewiesen. Biologisch ist dieser Bericht vom Pelikan
heute überholt. Die Fabel entstand wohl, weil die Art und Weise,
wie der Pelikan seine Jungen aus dem dehnbaren Kehlsack heraus füttert,
indem er dabei den Schnabel auf die Brust stemmt, um die Fische
einfacher auswürgen zu können und dabei seine weißen
Federn mit dem Fischblut rötet, falsch gedeutet wurde.
17)
|
Am Übergang
vom Kirchenschiff zum Altarraum war früher der Zugang zur Gruft
der früheren Hofmarksherren. Die Gruft unter dem Altarraum existiert
noch immer. Doch der Zugang ist durch den fest verlegten Steinboden verschlossen.
38)
Ambo
und Zelebrationsaltar
Durch die Beschlüsse
des II.Vatikanischen Konzils (1962) ist die die Bedeutung des Ambos
wieder gestiegen. Er ist der "Tisch des Wortes"; so sagen es
die Leitlinien der dt.Bischofskonferenz für den Bau und die Ausgestaltung
von gottesdienstlichen Räumen. Dieser hohe Rang entspricht der Würde
des Wortes Gottes und der Bedeutung des Wortgottesdienstes. Nach Möglichkeit
soll der Ambo einen festen Platz haben und -wie der Altar- mit dem Boden
fest verbunden sein. Die Größe der Buchauflage sollte sich
am Evangeliar orientieren; ein Überstehen des aufgeschlagenen Buches
kann hierbei die optische Präsenz des Wortes Gottes unterstreichen.
Der dekorative Ambo an der linken Chorseite war bis 1963 der Kanzelkorb.
Bei den Umbaumaßnahmen im Zuge der Kirchenverlängerung hat
man die Kanzel abgebaut und den Kanzelkorb zum Ambo umgebaut.
39) Dabei
wurde er mit schönen Reliefs von Vögeln, Dornen und Weizenähren
versehen, die auf das Gleichnis vom Sämann hinweisen, (Matthäus,
Kap.13):

Ambo
|
"Siehe,
ein Sämann ging hinaus, um zu säen. Als er säte,
fiel ein Teil auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen
es. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde
gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als
aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte,
weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die
Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. Ein anderer
Teil aber fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach,
teils sechzigfach, teils dreißigfach. Wer Ohren hat, der höre!
Der Samen entspricht dem Wort Gottes, das von dem Ambo aus verkündet
wird."
Das
Vorlesepult auf der Südseite
in Hilgertshausen besitzt einen Bronzeständer, der die Form
eines Netzes besitzt; in der Mitte sitzt ein funkelnder Stein.
|
Vorlesepult
|
Der Zelebrationsaltar
wurde im Rahmen der Neuausstattung der Kirche im Jahr 1964 eingebaut.
Das 2.Vatikanische Konzil, das von 1962 bis 1966 in Rom tagte erließ
in einem relativ frühen Stadium die neuen Vorschriften für
die Liturgie. Dazu gehören auch die frei-stehenden Altäre,
bei denen der Priester zu den Gläubigen gewandt zelebriert.
Der Pfarrer von Hilgertshausen nutzte die ohnehin anstehende Neugestaltung
der Kirche und ließ als einer der ersten in unserer Gegend
einen freistehenden Altar aufstellen.
|

Zelebrationsaltar
|
Er besteht
aus einem großen Stein, der auf einem viel kleineren Sockel
ruht. In ihn ist das Relief der Lamm-Gottes-Figur eingraviert, das
auf dem Buch mit den sieben Siegeln steht. Es ist ein Bild aus der
Apokalypse, das auf Jesus bezogen wird.
zur Geschichte der Zelebrationsaltäre:
hier klicken...
|
Tabernakel
und Ewig-Licht-Leuchte
Ein
besonderer Blickfang in der Kirche ist der frei stehende Tabernakel
an der rechten Seite des Altarraums.
Das hohe Kunstwerk aus teilvergoldeter Bronze besteht aus drei Teilen:
- unten der Sockel auf einem Metallfuß,
- im Mittelteil der Tabernakel mit seiner Türe und
- im oberen Teil die Ewig-Licht-Leuchte mit ihrer roten Lampe.
In die Tabernakeltüre sind fünf Edelsteine eingearbeitet,
die an die fünf Wunden Jesu am Kreuz erinnern.
Tabernakel und Ewig-Licht-Leuchte gehören zusammen. Das
rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt als
Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses.
Durch sein dauerndes Brennen weist es darauf hin, dass im Tabernakel
geweihte Hostien aufbewahrt werden. |
Ewig-Licht-Leuchte
|
Figuren
und Bilder an den Wänden
des Altarraums
St.Benedikt
|
An der
Südwand sind zwei Halbfiguren der Benediktinerheiligen Benedikt
und Scholastika (Anfang
16.Jh. 12)
)
mit recht seltenen Brustreliquiaren
angebracht (die Reliquien der Heiligen sind in Glaskästchen in
der Brust der Figuren eingebettet).
1895 standen die Figuren noch in der Filialkirche Gumpersdorf. Denn
sie werden im Verzeichnis
der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern als Figuren
der Kirche St.Ursula mit folgendem Text beschrieben:
"Auf dem Altartisch stehen neben
dem Tabernakel zwei bemalte, als Reliquien-
behälter dienende Holzbüsten
aus dem Anfang des 16. Jh.: 1. S. Benedict,
h. 38 cm, 2. S. Scholastica,
ebenfalls 38 cm hoch, beides gute Arbeiten."
|
St.Scholastika
|
|
Hinweise:
Benedikt von Nursia gründete zu Beginn des 6. Jh auf dem
Monte Cassino den Benediktinerorden. Er schrieb die berühmte
"Regula Benedicti", mit dem Wahlspruch "Ora et labora", "bete und
arbeite". Benedikt starb am Gründonnerstag 547 während eines
Gebets am Altar der Klosterkirche Montecassino; seine Brüder
sahen, wie er von Engeln auf teppichbelegter, lichterfüllter
Straße gen Himmel getragen wurde.
Gedenktag: 11.Juli
Scholastika,
die Schwester von Benedikt, wurde schon als Kind Gott geweiht. Sie
lebte im Kloster in Subiaco, dann beim Kloster Montecassino, von wo
aus sie einmal im Jahr ihren Bruder besuchte. Während eines Gegenbesuchs
starb Scholastika im Beisein von Benedikt, der die Seele seiner Schwester
als weiße Taube gen Himmel fliegen sah. Er bestattete sie im
Kloster Montecassino in dem Grab, das er für sich vorgesehen
hatte, und in das er 547 auch gelegt wurde. Ob Scholastika tatsächlich
gelebt hat, ist nach Auffassung von Historikern ungewiss. 37)
Gedenktag:10. Februar |
Seit Beginn des Jahres 2007 steht im Altarraum eine weitere Skulptur des
hl.Stephanus, die Prälat
Alois Haas der Pfarrgemeinde geschenkt hat. Der in Hilgertshausen wohnende
Priester im Ruhestand hatte die Figur aus der Mitte des 16.Jh. bei einer
Kunstauktion in Kempten erworben und in Innsbruck restaurieren lassen. 30)
St.Stephanus ist in dieser Darstellung
mit einem faltenreichen Diakonsgewand bekleidet. Er hält ein offenes
Buch und vier Steine in den Händen. Sein Blick geht zum Betrachter.

St.Stefanus
|
Hinweis:
Stephanus war einer der Diakone der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem,
die neben der Glaubensverkündigung auch für die sozialen
Belange der Gemeinde zuständig waren. Sie hatten den Rang von
Gemeindeleitern, die in ihrer Bedeutung nahe an die Apostel heranreichten.
Durch eine seiner Predigten geriet Stephanus mit den Juden in Konflikt.
Sie brachten ihn vor den Hohen Rat. Die in Apostelgeschichte 7, 2-53
wiedergegebene, eindrucksvolle Rede belegt, dass Stephanus noch vor
Paulus den universellen Anspruch des Christentums verkündete.
Stephanus wurde als Lästerer verurteilt und von der aufgebrachten
Menge gesteinigt. Stephanus sah den Himmel offen, kniete, seinen Widersachern
vergebend, im Gebet nieder und starb. Stephanus' Steinigung war der
Auftakt zu einer großen Christenverfolgung in Jerusalem.
Festtag: 26.Dez.
|

Herz-Jesu-Statue |
Neben der Stephanus-Statue
steht eine sog. Herz-Jesu-Figur.
Die Herz-Jesu-Verehrung wurde durch die Visionen der Margaretha
Maria Alacoque (1690) populär. Das
Fest am dritten Freitag nach Pfingsten wurde 1765 durch Papst Clemens
XIII. eingeführt. Heute stößt die Verehrung des
Herzens Jesu auf nur noch gerin-ge Akzeptanz (Herz-Jesu-Freitag).
Gedenktag: Freitag nach dem
2.Sonntag nach Pfingsten
|
|
Über
den beiden Figuren ist auf der Nordseite ein Oratorium
mit zwei Fenstern eingebaut.
Dort konnten früher die Adeligen ungesehen und unbelästigt
von den einfachen Gläubigen der Messe beiwohnen. Das Oratorium
wird heute als Lagerraum für Kirchenutensilien verwendet. |
Oratorium
|
Kümmernisbild
Eine Besonderheit
in Hilgertshausen ist das Ölgemälde auf Holzuntergrund
an der rechten Wand des Altar-raums. Es zeigt die hl. Wilgefortis
oder auch hl.Kümmernis
genannt, die wie Christus an einem Kreuz über einem Altar hängt.
Sie ist in ein langes rotes Gewand gekleidet und trägt eine
Krone auf dem Kopf, der durch einen Heiligenschein herausgehoben
ist. Die Heilige trägt trotz ihres weiblichen Geschlechts einen
Backenbart.
Auf dem Altartisch liegt ein (goldener) Schuh, der von den Füßen
der Gekreuzigten herabgefallen ist. Vor dem Altar kniet ein Musiker,
mit einer Geige unter dem Arm, der St.Wilgefortis um Errettung vor
dem Henkerstod anfleht. Sein Stopselhut liegt vor ihm auf der Altarstufe.
Im unteren Teil des Bildes ist das Verlöbnis zu lesen, das
die Hilgertshauser eingegangen sind, damit sie auf die Fürbitte
der Jungfrau Maria und der heiligen Kümmerniß von allen
Gefahren verschont bleiben:
|

Kümmernisbild-1689
|
|
Text unter dem Gemälde
"Die
heilige Jungfrau und Martyrin Wilgefortis, oder insgemein St.Kümmerniß,
allen betrübten
und
beängstigten eine große Fürsprecherin und Helferin
bey Gott.
Anno 1689 haben wir in ganzer Pfarrgemeinde allhier zu Hilgertshausen
Gott dem Allerhöchsten, wie auch der un-befleckten Empfängnis
Mariä und der heiligen Jungfrau und Martyrin Wilgefortis zum
höchsten Lob, Ehr und Pries, diese Tafel in unsrer St.Stephanus
Pfarrkirche machen laßen. Damit der liebe Gott, durch die
allvermögende Vorbit-te der Himmels Königen Mariä
und der heiligen Kümmerniß von uns nicht allein diese,
sondern auch alle andere Jah-re, alles Übel, absonderlich Krieg,
Hunger und Pest, gnädig und barmherziglich wolle abwenden.
Wir haben auch zu diesem Ende und für Abwendung des Schauers,
Hagels Reifes und aller anderen Unglücksfälle miteinander
einhellig verlobt und versprochen: an den heiligen unser lieben
frauen Lichtmeßtag zu beichten und das Hochwürdigste
Sa-krament des Altars zu empfangen. Auch 3 Samstag nacheinander
auf den drey Altären ein Amt halten zu laßen, unter demselben
zu opfern und allezeit einen Rosenkranz mit den Geheimnißen
von den Leben und Wandel, wie auch von den Leiden und Tode Jesu
Christi, mit lauter Stimme zu bethen, welches auch geschehen. Der
barmherzige Gott wolle unser armes Gebeth erhören und uns in
Gnaden erhalten, Amen."
|
Hinweis: Die hl. Wilgefortis
(Virgo fortis = tapfere Jungfrau) wird auch hl. Kümmernis genannt.
Sie genoss seit Mitte 14. Jh. volkstümliche Verehrung. Der
Legende nach war die früher sehr populäre Heilige (ohne
kirchlichen Kult) eine sizilianische oder portugiesische Prinzessin.
Sie soll ca. 130 n. Chr. zum christlichen Glauben übergetreten
sein und sich Jesus so verbunden gefühlt haben, dass sie es
ablehnte, zu heiraten. Sie bat Gott, er möge sie so hässlich
werden lassen, dass der ihr zugedachte Mann sie zurückweise.
Das Gebet fand Erhörung, und es wuchs ihr ein mächtiger
Bart. Ihr Vater, der davon Kenntnis erhielt, soll seine Tochter
martern und mit Lumpen bekleidet gekreuzigt haben, damit sie ihrem
himmlischen Bräutigam gleiche. Die Sterbende predigte drei
Tage lang vom Kreuz und bekehrte viele Menschen, darunter auch ihren
Vater. Er ließ sie nach ihrem Tod in kostbare Stoffe hüllen
und errichtete eine Sühnekirche.
Attribute der Heiligen sind Kreuz, Bart, Krone und ein Schuh. Kümmernis
bot Anlass für viele Erzählungen. Am bekanntesten ist
wohl die Legende von einem bettelarmen Geiger, dem eine Figur der
Heiligen einen ihrer silbernen Schuhe zuwarf. Der daraufhin wegen
Diebstahls zum Tode verurteilte Musikant durfte vor der Hinrichtung
noch einmal vor der Heiligenfigur spielen. Zum Beweis seiner Unschuld
löste sich nun auch der zweite silberne Schuh vom Fuß
der Heiligenfigur und kollerte bis zu den Füßen des Geigers.
Nach der heute vorherrschenden Auffassung beruht die Kümmernisgestalt
auf einer Missdeutung alter Christusbilder, die den ge-kreuzigten
Heiland als Himmelsfürsten in königlichem (byzantinischem)
Gewande der romanischen Kunstepoche und beschuht zei-gen, so besonders
das Erlöserbild Volto Santo aus dem Dom zu Lucca. Nachbildungen
des Volto Santo, die über die Alpen nach Norden verbreitet
worden seien, habe man wegen ihrer altertümlichen Form nicht
mehr verstanden und daher umgedeutet. Ältere Legenden über
bebartete Jungfrauen, z.B. Paula und Galla, hätten dann zu
der Ausbildung der Kümmernislegende beigetragen. Festtag: 20.
Juli
|
Chorglocke
|
Chorglocke/Sakristeiglocke
Die Chorglocke
(Sakristeiglocke)
neben dem Sakristeizugang (mit der der Beginn des Gottesdienstes
eingeläutet wird), ist neubarock (19.Jh.) und mit schmiedeeisernen
Bögen in Akanthusform verziert.
Die Chorglocke gibt das akustische Zeichen für den Beginn des
Gottesdienstes. Sie wird geläutet, wenn Priester und Ministranten
die Sakristei verlassen und den Chor betreten.
|
Kirchenschiff
bzw. Langhaus
Das Langhaus ist mit einem durch
flache Gurtbogen verstärkten Stichkappentonnengewölbe über
Wandpfeilergliederung überdeckt.
12)
Kunsthistorische
Besonderheiten in der Kirche von Hilgertshausen sind die beiden prächtigen
Epitaphe (Grabdenkmäler) der Freiherrnfamilie Lösch. Nach Anton
v.Steichele befindet sich unter dem Altarraum die Familiengruft der Löschs.
03)
|
Hinweis: Epitaphe
gibt es in unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als Gedächtnismal
für einen oder mehrere Verstorbenen in Form einer Steinplatte,
die innen oder außen an der Kirchenwand senkrecht aufgestellt
wird. Epitaphe wurden für diesen Zweck eigens angefertigt und
können künstlerisch aufwändig gestaltet sein; sie sind
normalerweise keine früheren Grabplatten.
Epitaph kommt aus dem Griechischen (Epi bedeutet bei, auf und taphos
bedeutet Grab). Das Epitaph ist trotz seiner Wortbedeutung "beim
Grab" kein Grabmal, weil sich i.d. Regel weder dahinter noch
darunter ein Grab befindet. |
Epitaph
an der Nordseite (links)
Grabdenkmal für den ehem. Münchner Hofstallmeister
Georg Sigismund Lösch von Hilgertshausen - 1617
|
Auf der Nordseite des Langhauses
ist an Stelle eines Seitenaltars ein etwa 3 m hohes Grabdenkmal
für den ehem. Münchner Hofstallmeister Georg Sigismund
Lösch von Hilgertshausen mit fein gearbeitetem Bronzerelief
der Beweinung Christi angebracht (siehe Bild links).
Es wurde um 1615-1617,
unmittelbar vor dem Dreißig -
jährigen Krieg vom Münchner Hofkünstler Hans Krumpper
(1570-1634) modelliert. 28)
Krumpper schuf
übrigens auch die Patrona Bavariae am Eingang der Münchner
Residenz und erbaute das Kirchenschiff von St.Jakob in Dachau.
Gegossen wurde das Epitaph vom berühmten Glocken-gießer
Bartholomäus Wenglein
bzw. Wengle, der auch Glocken für die Frauenkirche und
St.Peter in München sowie für Wiedenzhausen, Viehbach,
Weng in unserer Gegend gegossen hat.
Früher hatte das Grabmal seinen Platz in der inzwischen abgebrochenen
Münchner Franziskanerkirche/ St.Theo-dora-Kapelle. Bei deren
Abbruch forderte die Familie des Grafen Lösch das Epitaph zurück
und brachte es 1829 zur Hilgertshausener Kirche, "in welcher
die Asche ihrer Eltern und Ahnen ruht", schrieb v.Steichele.
03)
Auf dem Hauptbild hält
die trauernde Maria ihren toten Sohn Jesus auf dem Schoß.
Um sie herum sind mehrere mittrauernde Engel gruppiert, die den
Leichnam stützen oder liebkosen. Die Engel halten auch einen
Teil der im Grabmal gezeigten Marterinstrumente Jesu:
- das Kreuz,
- die Ysopstange und
- die Lanze, mit der der Soldat die Seite Jesu am Kreuz
geöffnet hatte.
- Auf dem Boden unter Jesus liegen Dornenkrone, Hammer und Nägel;
daneben steht das Salbgefäß.
Aus dem obersten Teil des Epitaphs blickt ein Totenkopf herunter.
Zwei Putten lehnen außerhalb des Bildes an den jonischen Segmentbögen;
sie halten eine Stundenuhr sowie Pfeil und (gespannten) Bogen in
ihren Händen.
An den angedeuteten Pilastern sind ebenfalls Reliefs von Totenköpfen
und gekreuzten Oberschenkelknochen sowie Wappen angebracht.
|
Im unteren Teil des Epitaphs ist
links der verstorbene Georg Sigism.Lösch in Ritterrüstung auf
Knien abgebildet,
in der Mitte befindet sich eine Schrift-Kartusche und rechts hält
ein Engel das Tuch mit dem Abdruck des leidenden Heilands (Schweißtuch
der Veronika).
Die Inschrift bezeichnet in schwulstigem
Latein das Werk als Grabdenkmal "für den edeln Georg Sigismund
Lösch von Hilkershausen zu Singenbach, Herzog Maximilians Kammerherr
und Rath, Vice-Stallmeister, und Pfleger zu Deggendorf, gest. im Alter
v. 44 Jahren am 17.4.1615." 03)
In den Ecken des Mittelteils mit der Inschrift sind Personifizierungen
von Tod, Himmel, Gericht und Hölle, den vier letzten Dingen dargestellt.
|
Hinweis: Die Familie der Lösch
stammte aus der freien Reichsstadt Rothenburg o.d.Tauber. 18)
Der Jurist Dr. Augustin Lösch (1471-1535) trat 1507 in den
bayerischen Staatsdienst und arbeitete sich, wie Prof.Dr.Liebhart
schrieb, bis zum Kanzler des Herzogtums unter Wilhelm IV. (im Amt
von 1505-1550) hoch. Er bekleidete dieses hohe Amt 20 Jahre lang,
von 1516 bis 1536.
Da die Familie in Bayern beheimatet sein wollte, erwarb sie 1517
die vakante Hofmark Hilgertshausen für 5518 Gulden. Die Lösch'
wurden 1653 Freiherrn und 1790 sogar Reichsgrafen. Sie behielt die
Hofmark bis zum Verkauf an die Freiherren von Freyberg im Jahr 1813.
Die Familie brachte im Laufe der Jahrhunderte mehrere bedeutende
Persönlichkeiten hervor. Darunter war neben dem schon erwähnten
Kanzler Dr. Augustin Lösch auch der Freisinger Bischof Leo
Lösch (im Amt von 1552 bis 1559) sowie der Hofratspräsident
und Kirchenstifter Albrecht Wilhelm von Lösch (Lebenszeit 1619-1670),
an den im Epitaph an der Südseite der Kirche erinnert wird.
01)
Das Verhältnis der Hilgertshausener Untertanen zu ihren Hofmarksherren
war nicht immer spannungsfrei. Einer der Herren, Augustin der Jüngere
Lösch, der die Hofmark von 1608-1632 leitete, war als Leuteschinder
bekannt. Der außergewöhnlich fettleibige Herrscher erhöhte
die Abgaben, verminderte die Holzrechte der Bauern u. unterschlug
Kirchen- und Vormundschaftsgelder. Augustin wurde verklagt und vom
Hofratspräsidum verurteilt, verlor alle Würden, musste
ins Gefängnis und wurde des Landes verwiesen. Als die Schweden
1632 das Schloss geplündert hatten, kamen die Hilgertshauser
Einwohner zur Nachplünderung, so groß war der Hass auf
den hohen Herrn.
|
Epitaph
an der Südseite (rechts)
An der Südwand ist in
der Mitte des Kirchenschiffs ein ähnlich gestaltetes Grabdenkmal
für
den Kirchenstifter Freiherrn Albrecht
Wilhelm Lösch (1619-1670)
von Hil-
gertshausen und seine beiden Ehe-
frauen
Katharina, Freiin von Taufkirchen zu
Guttenburg und
Johanna Gräfin Fugger zu Kirchberg
und Weißenhorn angebracht.
Das um 1660 errichtete Grabdenkmal
be-steht aus Rotmarmor. Das Hauptfeld ist leer, der Aufsatz aber
mit vielen Kalksteinfiguren geschmückt:
In der Mitte die Altöttinger
Madonna (siehe Bild rechts) flankiert von zwei Engeln mit Füllhörnern.
Die Muttergottes von Altötting ist mit einer Krone in Form
einer flachen Mütze gekrönt. Maria trägt das bekleidete
Jesuskind auf dem rechten Arm. In der Linken hat die Original-figur
in Altötting ein Zepter; das fehlt in Hilgertshausen. Allerdings
lässt die Haltung der Finger vermuten, dass diese früher
ein solches Zepter umschlossen haben. Das Jesuskind hält in
seiner Hand einen Apfel, die Vorläuferform des Reichsapfels.
|
Grabdenkmal für den Kirchenerbauer Freiherrn
Albrecht Wilhelm Lösch von Hilgertshausen
und seine beiden Ehefrauen
Katharina, Freiin von Taufkirchen zu Guttenburg und
Johanna Gräfin Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn.
|
Zu beiden Seiten des Epitaphs stehen
die fast lebensgroßen Kalkstein-Figuren des hl. Franziskus
und des hl. Antonius von Padua. Beide Heilige lebten zur gleichen
Zeit und gehörten dem gleichen Orden an. Früher dürfte Franziskus
wohl ein Kruzifix in den Händen gehalten haben, das heute fehlt.
Unter der Freiherrn-Krone sind die Wappen der drei Toten dargestellt. Ganz
oben, zwischen dem durchbrochenen Giebel könnte die Figur des verstorbenen
Freiherrn Albrecht Wilhelm Lösch stehen, mit einer Justitia-Waage in
der Hand.
Die Inschrift unter dem leeren Hauptfeld besagt, dass Herr Albrecht Wilhelm
Lösch, Freiherr von Hilkershausen, und seine beiden Gemahlinnen M.Katharina
Freiin v. Taufkirchen zu Guttenburg, und M.Johanna Gräfin Fugger zu
Kirchberg und Weißenhorn, diese Kirche erbauen ließen und allda
begraben liegen.
|
Hinweise zu den Darstellungen
auf dem Epitaph:
Das aus Lindenholz geschnitzte Gnadenbild von Altötting
ist wohl um 1330 am Oberrhein entstanden und kam um 1360 als Geschenk
des Zisterzienserkloster Raitenhaslach nach Altötting. Die
Figur war ursprünglich wohl rosa bemalt. Wahrscheinlich ist
die schwarze Farbe im Laufe der Jahrhunderte durch Nachdunklung
des Holzes und durch den Kerzenrauch in der engen Kapelle entstanden.
Manche Historiker glauben auch, dass sie bewusst gefärbt wurde
und verweisen auf das Hohe Lied des Salomons aus dem Alten Testament:
"Schwarz bin ich, doch schön". Schwarze Madonnen
galten im späten Mittelalter als besonders wundertätig.
Dies mag seinen Grund auch darin haben, dass die schwarzen Madonnen
besonders alt sind und ihnen deshalb eine größere Anzahl
von Erhörungen zugeschrieben werden kann.
Franziskus entsagte
im 13.Jh allem Besitz und gründete den Orden der Minoriten (Franziskaner),
der sich besonderes der Armenpflege, Seelsorge widmete. Seine glühende
Liebe zu Gott und zur Schöpfung faszinierte die Menschen und Franziskus
hatte damals schon viele Bewunderer und Verehrer. Franziskus wird
häufig auch mit einem Kruzifix abgebildet, weil er in einer Vision
Christus von einem (geflügelten) Kruzifix zu ihm herabsprechen hörte
und dabei seine Wundmale erhielt. Festtag: 4.Oktober
Antonius lebte auch im 13.Jh und war ein begnadeter Redner,
der sich gegen die damaligen Häretiker
(Katharer, Albigenser und Waldenser) wandte. Seine Fastenpredigten
in Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg, denn die ganze
Region schien danach wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen,
zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene
Gut zurück, unrechtmäßige und überhöhte
Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet. Bis heute gilt
in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit seinem
Leben und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle, sondern
nur mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden
verlorener Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron
der Schlamperer". Dies geht auf zwei Legenden zurück:
Als ihm ein Manuskript gestohlen worden war, betete er so lange,
bis der Dieb damit zurückkehrte. Schöner ist die zweite
Legende, nach der er einem Geizhals half sein Herz zu suchen und
es in einer Geldtruhe fand. Die Darstellung mit dem Jesuskind auf
seinem Arm ist bei uns erst seit dem 17.Jh verbreitet; sie verweist
auf eine seiner Visionen, die er beim Bibellesen hatte. Festtag:
13.Juni
|
Frühere
Seitenaltäre
Eine
Photographie
aus dem Jahr 1963 zeigt, dass die Kirche jedenfalls bis dahin neben
dem Hochaltar auch zwei schmale Seitenaltäre mit hohem Aufbau
im Stil des Historismus besaß. Die nebenstehende Aufnahme
wurde -so die Unterschrift unter dem Bild- nach dem Umbau gemacht.
Die Altäre wurden erst ein Jahr später herausgenommen.
38)
Diese großen Altäre besaßen jeweils zwei Säulen
mit aufliegendem Gebälk, auf dem ein hoher Auf-satz mit krönendem
Kreuz saß. In die Predellen waren große Nischen eingebaut;
darin befanden sich Figuren (links) und eine Skelettreliquie (rechts).
|
Innenansicht
1963
|
Der
linke Altar war ein Anna-Altar. Ihre Figur stand in der Mittelnische
zusammen mit ihrer Tochter Maria. Assistenzfiguren stellten die
Heiligen Wilhelm und Korbinian dar; sie stehen jetzt an den Wänden
des Kirchenschiffs.
Der rechte Altar war ein Marien-Altar.
Mittelpunkt war die Marienfigur, die sich auch heute noch an dieser
Stelle befindet. Assistenzfiguren waren Statuen von Bischof Rupert
(innen) und Joh.Nepomuk (außen). Sie stehen jetzt als Einzelfiguren
an den Wänden des Kirchenschiffs.
|
frühere
Skelett-Reliquie
Die
Pfarrei Hilgertshausen besitzt seit über 300 Jahren eine vollständige
Skelett-Reliquie der hl.Theodora, einer sog. Katakombenheiligen
aus Rom. Ähnliche Skelettreliquien sind auch in Altomünster,
Indersdorf, Mariabrunn und Dachau zu sehen.
Der Kirchenhistoriker Anton von Steichele erwähnte in seiner
Augsburger Bistumsbeschreibung von 1864 auch
die Skelettreliquie in Hilgertshausen
03) .
"Nachdem Max Felix Lösch
im J. 1692 aus Rom den Leib der hl.Theodora nach Hilkershausen gebracht,
ließ er zu deren Aufbewahrung
eine Kapelle in die Südwand der Kirche einbauen und die Gebeine
am
Tage der Kirchweihung, 8.Juli 1696, feierlich
in dieselbe übertragen."
Als
1834 die Seitenkapelle abgebrochen wurde, passte man den Reliquienschrein
in die Predella des rechten Seitenaltars ein. 1963 wurde auch dieser
Altar entfernt und durch das Grabdenkmal für den Kirchenstifter
Freiherrn Albrecht Wilhelm Lösch ersetzt. Der Schrein
kam vorübergehend in einen Bauernhof. Später wurde er
in die Filialkirche Gumpersdorf verbracht. Im Mai/Juni 2020 renovierte
die Kirchenmalerin und Restauratorin Alice Stempfle den
Schrein und die darin enthaltene Skelettreliquie.36)
Der Schrein steht nun in Gumpersdorf an der Westseite der Kirche
unter der Empore.
|
Der
dunkle Schrein
im rechten Altar
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Figuren an den Wänden
des Kirchenschiffs
An
der Stelle des rechten Seitenaltars befindet sich eine sehr bewegt
dargestellte Marienfigur.
Die Figur stand früher auf dem rechten Seitenaltar. Auf einem
Foto aus der Zeit von 1963 ist sie dort zu sehen.
Sie zeigt die Krönung Marias im Himmel. Der Blick und die Haltung
der Muttergottes ist ganz nach oben gerichtet, wo ein Engel die barocke
Krone über sie hält. Zwei Putten halten ihren Mantel. Der
Fuß Mariens steht auf einer Mondsichel, die an Maria als der
Frau aus der Offenbarung des Johannes (Offb.12,1) erinnert: "von der
Sonne umkleidet, den Mond zu ihren Füßen". Die ganze
Gruppe ist von einem Strahlenkranz umgeben. |

Krönung
Mariens
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St.Nepomuk
wird in der priesterlichen Tracht der Rokokozeit dargestellt: mit
vergoldetem Birett auf dem lockigen Kopf, einer ebenfalls vergoldeten
Mozetta mit breitem Kragen um die Schulter und dem spitzengesäumten
Rochett über der langen, schwarzblauen Soutane. Nepomuk hält
mit durchaus selbstbewußtem Gesichtsausdruck dem Betrachter
ein Kruzifix entgegen. Sein Blick ist auf das Kruzifix bzw. den
Betrachter gerichtet. Seine linke Hand hält er locker vor die
Brust. Ein Heiligenschein fehlt ebenso wie ein Kranz von fünf
Sternen, der auf eine Legende zur Auffindung der Leiche von Nepomuk
hinweist.
|
Hinweis:
Johannes aus Pomuk, "ne Pomuk", war Ende des 14.Jh Generalvikar
des Erzbischofs in Prag und machte sich beim König Wenzel
wegen seines energischen Auftretens für die Rechte der
Kirche unbeliebt. Der ließ ihn am 20. März 1393 gefangen
nehmen, foltern, brannte ihn selbst mit Pechfackeln, ließ
ihn durch die Straßen schleifen und schließlich
in der Moldau ertränken. Die Legende berichtet, der eigentliche
Grund sei gewesen, dass Johannes, der auch Beichtvater der Königin
war, dem König keine Auskunft über die Sünden
seiner Frau gegeben habe. Sein Denkmal auf der Prager Karlsbrücke,
das 1693 errichtet wurde, machte ihn zum Brückenheiligen.
Erst als man über 300 Jahre nach seinem Tod, im Jahre 1719,
bei der Öffnung des Grabes in der Prager Veitskirche die
Zunge des Heiligen unverwest vorfand, gewann die Verehrung an
Dynamik. Im Jahre 1721 wurde der Kult von Rom anerkannt, am
19.3.1729 folgte die Heiligsprechung durch Papst Benedikt XIII.
Noch im gleichen Jahr wurde Nepomuk zum Landespatron von Bayern
(18.8.1729) erklärt. Die Jesuiten förderten die Verehrung
kräftig und nach kurzer Zeit stand die Nepomukfigur auf
vielen Brücken und in vielen Kirchen. Nepomuk war der Modeheilige
der Rokokozeit. Festtag: 16.Mai |
|
Johannes
Nepomuk
|
St.Wilhelm
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Der hl.
Wilhelm (von Malavalle), in Ritterrüstung mit einem
vergoldeten Mantel darüber.
Die Skulptur stand noch bis 1963 als Assistenzfigur am linken Seitenaltar
(Anna-Altar) in der schmalen Nische zwischen Altar und Wand.
Wilhelm ließ sich nach
ungebundenem Jugendleben in eine nicht abnehmbare Rüstung einschmieden
und pilgerte mit darüber gelegtem Bußgewand im Jahr 1145
nach Rom und sogar ins Heilige Land, wo damals die christlichen
Kreuzfahrer herrschten. Er gründete den Wilhelmiten-Orden,
der sich der Krankenpflege widmete und bis 1785 bestand. Papst Innozenz
III. (1198-1216), sprach Wilhelm im Jahr 1202 heilig.
Wegen der präzise auf den Leib geschmiedeten Rüstung wurde
er Patron der Schlosser und Klempner.
Festtag: 10. Febr.
|

St.Stephanus
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Kirchenpatron
St. Stephanus, als Halbfigur
auf Wolkensockel mit Buch, Steinen und Märtyrerpalme in den Händen.
Die Figur korrespondiert künstlerisch mit der Ursulafigur im
Altarraum.
Stephanus war einer der Diakone der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem,
die neben der Glaubensverkündigung auch für die sozialen
Belange der Gemeinde zuständig waren. Nach der Apostelgeschichte,
war er einer der ersten christlichen Märtyrer (Steinigung vor
den Toren Jerusalems unter Beteiligung von Saulus/Paulus).
Festtag: 26. Dez. |
Rechts neben der
Eingangstüre steht eine früher im Chorraum aufgestellte
Schnitzfigur. Sie stellt die hl.
Ursula dar und stammt aus der Filialkirche St.Ursula Gumpersdorf,
1. Hälfte des 15 Jh. 12)
Die Heilige ist durch die Krone auf dem Haupt und das vergoldete Gewand
als Königstochter dargestellt. Sie hält einen Pfeil in ihren
Händen.
Hinweis: Ursula soll im Jahr 415 zusammen mit 11.000 Jungfrauen (u.a.
auch Cäcilia, Odilia und Verena) nach der Rückkehr von einer
Romreise in Köln von den Hunnen mit Pfeilen ermordet worden sein,
nachdem sie sich geweigert hatte, die Geliebte des Hunnenkönigs
zu werden. Einen Höhepunkt erlebte der Ursula-Kult im 15. Jh.,
gefördert besonders durch die Zisterzienser. Christopher Kolumbus
hat 1493 bei der Entdeckung Amerika 11 Inseln in der Karibik in Anlehnung
an die Ursula-Legende "Jungfraueninseln", benannt. Auf den meisten
Darstellungen ist sie mit einem Pfeil zu sehen. Häufig ist im
Hintergrund ein Schiff sowie die Silhouette der Stadt Köln dargestellt.
Festtag: 21. Oktober |
St.Ursula
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Eine der Bischofsfiguren stellt den hl.
Rupert dar. Er hält in seiner Hand ein Salzfass.
Die Skulptur stand noch bis 1963 als Assistenzfigur am rechten Seitenaltar.
St.Rupert
|
St. Rupert lebte um das Jahr
700. Er stammte wohl aus einer fränkischen Adelsfamilie, missionierte
an der Donau von Regensburg bis Ungarn und war Bischof von Juvavum,
dem späteren Salzburg. Herzog Theodo von Bayern schenkte Rupert
die Salzquelle in (Bad) Reichenhall. Aus ihren Erträgen förderte
er den Wiederaufbau von Salzburg, das durch die Völkerwanderung
eine weithin verwüstete und verwaiste Ruinenstadt war. Rupert
gründete auch das Frauenkloster St. Erentrud auf dem Nonnberg.
Der Heilige starb wohl in Salzburg und wurde im neuerbauten Dom
der Stadt beigesetzt. Heute ruhen seine Reliquien im Dom und in
der Abteikirche St. Peter.
Festtag: 27. März
|
Auch St. Korbinian
wird im Bischofsornat dargestellt. Der sonst übliche Bär
als Attribut fehlt hier.
Korbinian wurde um 670 bei Melun (Frankreich) geboren. Er lehrte
zunächst in Frankreich und wurde dann vom Papst zur Mission
nach Bayern geschickt. Er war von 724 bis 730 der erste Bischof
von Freising. Als ihm auf einer Reise nach Rom ein Bär ein
Lasttier riss, band er die Last dem Bären auf und zwang ihn,
ihn nach Freising zu begleiten. Korbinian starb um 725 und wurde
zunächst in Meran und schließlich in Freising begraben.
Korbinian ist auch der Patron der Erzdiözese München und
Freising. Die Verbindung zu dieser benachbarten Diözese dürfte
auf die Hofmarksherren zurückzuführen sein, die ja in
München hohe Staatsämter bekleideten. 38)
Festtag: 20. November
|

St.Korbinian
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An der Westseite unter der tiefen Empore sind zwei weitere Figuren
angebracht, die wohl aus dem Ende des 19. oder dem beginnenden 20.Jh.
stammen dürften.
Sie personifizieren die Feste Herz-Jesu und Herz Mariens. Die idealisierten
Figuren tragen Gewän-der mit Mustern des Historismus. Jesus im
tradi-tionellen roten, Maria im blauen Kleid. Beide weisen mit ihren
Händen auf ein figürliches Herz mit Strahlenkranz. |

Herz
Jesu u.Herz Mariens
|
Eine weitere Herz-Jesu-Statue steht im Altarraum (siehe
dort)
Das Herz Jesu ist Symbol
für die Erlöserliebe Christi. Das Herz Mariens ist Zeichen
für die mütterliche Liebe. Diese Darstellung verbreitete
sich in unseren Kirchen insbesondere nach der Einführung des
Herz-Jesu-Festes im Jahr 1765. Meist sind die Figuren und Bilder zu
süßlich gestaltet; dies entspricht nicht mehr dem Geschmack
unserer Zeit. |

per
Mouseklick
zu den Beschreibungen
|
Im Kirchenraum
stehen 23 Bänke, die bis zu 245 Besuchern Platz bieten.
Dazu kommen rd. 50 Plätze auf den Bänken, die auf
der tiefen und weiten Empore stehen.
Die seit 1963 ungeteilten Bänke
im unteren Kirchenraum haben schön geschnitzte barocke
Wangen mit Akanthusmotiven.
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Kirchenbank
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Das Muster entspricht dem vieler
Kirchenstühle im Dachauer Land. Es trat erstmals 1695 in Glonn
auf und wurde ab 1717 auch in Ainhofen, Albersbach, Arnbach Arnzell,
Aufhausen, Bergkirchen, hier in Hilgertshausen, Markt Indersdorf,
Ottmarshart, Pasenbach, Pipinsried, Sigmertshausen, Walkertshofen,
Weichs, Westerholzhausen und in Westerndorf verwendet
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Hinweis:
Kirchenstühle gab es nicht von Anfang an in den Kirchen.
Die ersten 1500 Jahre standen die Gläubigen oder bewegten
sich langsam im Raum. Lediglich für Alte und Schwache gab
es einige Stühle an den seitlichen Wänden. Das feste
Gestühl wurde zum Spiegel einer disziplinierten Gemeinschaft,
in der jeder seinen festgefügten Platz hat. Im 16.Jh.
wurden zuerst die evangelischen Kirchen mit Bänken ausgestattet,
weil dort die Predigt als Medium der Heilsvermittlung einen
größeren Raum einnimmt. Die katholischen Kirchen
zogen erst später nach. Die Bestuhlung war einer der Gründe, weshalb die Kirchen zu Beginn der Barockzeit vergrößert
werden mussten. |
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Kreuzwegbilder
Besonders
eindrucksvoll sind die Kreuzweg-Stationsbilder
in kleinen Nischen an den Wänden. Sie sehen aus wie Steinreliefs,
bestehen aber aus einem anderen Material. Die Rückseite ist aus
Metall. Nach alten Fotos hingen die Bilder früher plan an der Mauer.
Sie wurden erst im Rahmen des großen Kirchenumbaus 1963/64 in
die heutigen flachen Nischen eingemauert und im Steinton einfarbig behandelt.
39)
Über den Künstler und den Entstehungszeitpunkt ist mir leider
nichts bekannt.
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1.Station
Jesus wird von Pilatus zum
Tode verurteilt
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2.Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
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3.Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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5.Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
d. Kreuz tragen
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6.Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
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7.Station
Jesus fällt
zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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9.Station
Jesus fällt
zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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Im
späten Mittelalter wurde die Kreuzverehrung insbesondere durch
den hl.Franziskus von Assisi gefördert, der durch die Stimme des
Gekreuzigten vom Kreuz in St.Damiano zu einem christlichen Leben bekehrt
wurde. Seit dieser Zeit wurden Kreuzwegandachten als Ersatz für
die Pilgerfahrt ins Heilige Land abgehalten.
Die Stationen bildeten dafür die Leidensstätten Jesu nach.
Auf diese Weise konnte der letzte Weg Jesu vor Ort nachgegangen und
sein Leiden anschaulicher betrachtet werden. Kreuzwegdarstellungen in
Deutschland entstanden erstmals in und bei Klosterkirchen, auf Anhöhen
und bei Wallfahrtsorten, insbesondere in der Nähe von Franziskanerklöstern.
Mit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder
Einzug in die Innenräume der Pfarrkirchen und verbreiteten sich
zunehmend. Papst Clemens XII. erkannte im Jahr 1731 mit seinem Breve
"Unterweisungen über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten
soll" diese Form des Kreuzwegs als kanonisch an und bedachte ihn
mit großzügigen Ablässen.
Wenn Sie sich eine
Zusammenstellung von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer Landes
ansehen und mehr über die Geschichte des Kreuzwegs erfahren möchten,
klicken Sie hier...
Apostelleuchter
Zwischen den Kreuzwegbildern sind
die schmiedeeisernen, blau und golden gestrichenen Apostelleuchter
in barocken Formen angebracht.
Die Apostelleuchter erinnern an das in der Apokalypse (21,14)
beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf
Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind.
Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems.
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Apostelleuchter
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Taufstein

alter
Taufstein |
Die Kirche
besitzt schon seit längerer Zeit zwei Taufsteine.
Der ältere aus
gotischer Zeit steht in einem durch einen Vorhang abgetrennten
Nischenanbau an der Südseite des Kirchenschiffs. Er ist achteckig
und besteht aus Rotmarmor. Auf dessen Deckel standen früher
Taufsteinfiguren von Jesus und Johannes Baptist. Im Verzeichnis
der Kunstdenkmale im Königreich Bayern von 1895 wird das
Becken wie folgt vorgestellt:
"In der Vorhalle ein gothisches Weihwasserbecken,
früherer Taufstein. Durchm. 80 cm."
Im Rahmen der großen Renovierung 1963/64 38)
hat
man den alten Taufstein mit einem neuen gewölbten Kupferdeckel
versehen, in den die Worte "Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe"
eingraviert sind.
Der neue
Taufstein war wohl schon 1895 vorhanden, weil der alte
im Kunstdenkmal-Verzeichnis von diesem Jahr schon als "früherer
Taufstein" bezeichnet ist.
Dieser modern wirkende Stein wurde um das Jahr 2018 von einem
Künstler aus dem Aichacher Gebiet farbenfroh renoviert und
mit den ebenfalls erneuerten Figuren im Kirchenschiff aufgestellt.
38)
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neuer
Taufstein
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Hinweis: Die Taufe
der frühen Christen fand ursprünglich im Freien statt, überall
dort, wo fließendes oder stehendes Wasser vorhanden war. Mit
der Verlegung der Taufe in den Kircheninnenraum schuf man dort eigene
Taufbecken. Als sich im 11.Jh die Praxis der Kindertaufe weitgehend
durchsetzte, begann man mit der Errichtung erhöhter Taufgefäße;
die Bodenbecken erwiesen sich für die Kindertaufe als weniger
geeignet. Das Taufbecken ist meist aus Stein. Es hat in der Regel
eine achteckige Form, weil die Zahl acht und das Achteck als Symbol
für Erneuerung, Wiedergeburt und Herrschaft angesehen werden.
Taufbecken und Deckel sind meist mit ornamentalem oder architektonischem
Zierrat geschmückt. In der Barockzeit wurde auf dem Deckel häufig
die Taufe Jesu figürlich dargestellt. Sie ist Vorbild für
das Taufsakrament und geht auf Empfehlungen des Konzils von Trient
(1545 bis 1563) zurück. |
Empore
Die Kirche besitzt
eine sehr tiefe Empore. Grund dafür sind die Überlegungen des
Landesamts für Denkmalpflege bei der Verlänge-rung des Kirchenschiffs
1963, wie man das Gewölbe unter der Empore in der alten Kirche erhalten
könne. Das Landesamt schrieb damals "Dies wäre nur möglich,
wenn man die Emporenvorderkante stehen läßt, sodaß man
eine sehr tiefe Empore bekommt, was andererseits wieder von der Raumwirkung
und vom Liturgischen her wenig erwünscht ist."
Für die Hilgertshauser war das
Gewölbe wichtiger als die Raumwirkung und so wurde 1963 auch die
Empore um 8 Meter verlängert.
An der Emporenbrüstung
sind seit einigen Jahren (um 2010/20) verschiedene Silberreliefs
angebracht, die früher den Kanzelkorb geziert hatten
38).
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Engel
Matthäus Markus Lukas Johannes
Steinigg v.Stefanus
Engel |
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Orgel
Die
22-Register-Orgel mit 2 Manualen
im neu-barocken Prospekt kam aus der Werkstatt des Kissinger Orgelbauers
Maximilian Offner und kostete rund 285.000 Mark. 14)
Zusammen mit den Schnitzereien und Vergoldungen sowie dem erforderlichen
Umbau der Empore ent-standen Kosten von 350.000 DM.
Das Instrument wurde am 23. Mai 1993 im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes
von Prälat Profes-sor Dr. Dr. Anton Ziegenaus aus Augsburg geweiht. |

Orgel
|
Der Orgelbauer Offner hat auch die Orgeln in den Kirchen von Egenburg,
Gumpersdorf, Hohenzell und Unterumbach gebaut, sowie die Orgel in
Arnzell restauriert.
Der Prospekt stammt noch von der Vorgänger-orgel, die
der Orgelbauer Roman Heinrich Beer aus Erling bei Andechs (1866-1929)
im Jahr 1892 erstellt hatte. (Von Beer stammt auch die Orgel in Weichs).
08) , 14)
|
Orgeldaten: 45)
22 Register; Schleiflade; Traktur: mechanisch;
|
I. Manual (C-g'''): Principal
8', Koppelflöte 8', Octave 4', Holzflöte 4', Quinte 22/3',
Superoktav 2' Mixtur
3f 11/3', Trompete 8'
II. Manual (C-g'''): Gedeckt
8', Salizet 8', Principal 4', Metallflöte 4', Nasard 22/3',
Waldflöte 2',
Terz 13/5', Quinte 11/3', Krummhorn 8', Tremulant
Pedal: (C-f'): Subbass
16', Oktavbass 8', Choralbass 4', Gedecktbaß 8', Fagott 16'
Koppeln: II/I,
I/P, II/P
|
Auf dem Orgelprospekt steht
eine weitere Figur des Kirchenpatrons St.
Stephanus im roten Diakonsgewand, mit Märtyrerpalme
und einem Bücherbündel in den Händen; der Kopf ist
umkränzt von einem Heiligenschein (Nimbus)
in Form eines Strahlenkranzes.
|
Hinweis
zur Orgel: Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse
zum Klingen gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen
Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich
Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als
profanes (weltliches) Instrument galt, das für das höfische
Zeremoniell verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur
Regel, in allen bedeutenden |
|

St.Stephanus
|
|
Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung
fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt
sie zur Verschönerung des Gottesdienstes bei. Der Orgelprospekt,
die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch Künstler
gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten
Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit
reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt
durch, der allein durch die harmonische Anordnung der Pfeifen wirkt. |
Die
Weihwasserbecken
aus Granit am Eingang der Kirche sind in die Wand eingelassen.
|
Hinweis:
Katholische Kirchen sind schon am Eingang an den Weihwasserbecken
oder Weihwasser-kesseln zu erkennen, die neben der Türe,
meist im Inneren, angebracht sind. Durch das Bezeichnen in Form
eines Kreuzes mit dem Weihwasser sollen sich die Eintretenden
an ihre Taufe erinnern. |
|
Weihwasser-
becken
|
In der Osterzeit
wird seit 1997 18)
der
Brunnen vor der Kirche vom Katholischen Frauenbund Hilgerts-hausen
schön mit Girlanden, Eiern und einer Krone geschmückt. |
Osterbrunnen
|
Die Idee
hierzu war bei einer Osterbrunnenfahrt in die Fränkische Schweiz
entstanden. 13)
Die Osterbrunnen haben dort ihren Ursprung, in einem Gebiet, in dem
das Wasser knapper ist als im Dachauer Land. |
Unmittelbar neben
der Kirche steht das alte Mesnerhaus
mit einem sog. Mansarden-Halbwalmdach-Haus und mit Putzgliederung
aus der Zeit um 1800, das seit einigen Jahren als Pfarrheim genutzt
wird.
Das historisch wertvolle Gebäude wurde um 1750 im bayerischen
Barockstil erbaut. |
|
Das Haus war
nicht nur vom Mesner bewohnt, sondern diente bis 1893 auch als Schul-
und Lehrerwohnhaus. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es auch eine
Zeit lang Gemeindekanzlei. Seit seiner Renovierung im Jahr 1986
wird es als Pfarrzentrum genutzt.
|
Zum
Pfarrhof schrieb Anton Steichele in seiner Bistumsbeschreibung:
" Der alte Pfarrhof war bei den feindlichen Einfällen
von 1648 und 1704 jedes Mal vollständig eingeäschert worden.
Der jetzige, nicht fern von der Kirche, geräumig genug, stammt aus
der Zeit nach dem letztgenannten Brande; die Oekonomiegebäude stehen
gesondert. Auf der Pfründe lastet eine Reluition von Baufallkosten
zu 314 fl. 16 kr., zu tilgen mit jährlich 25 fl. und Verzinsung von
1858 bis 1870. Die Zehentbaupflicht des Gutsherrn ist abgelöst."
03)
Für diesen Neubau stiftete
Albrecht Wilhelm Lösch, an den das Epitaph an der rechten Kirchenschiff-Wand
erinnert, 200 Gulden, Ziegelsteine und Bauholz.
22)
Homepage des Pfarrverbands
Die Pfarrei Hilgertshausen
hat auch eine interessante Homepage (www.pfarrei-hilgertshausen.de). Wenn
Sie mehr über die Gottesdienstzeiten, den letzten Pfarrbrief und
die sonstigen Aktivitäten der Pfarrgemeinde erfahren wollen: klicken
Sie hier...
Hans Schertl
Quellen:
01)
Chorherr Georgius Penzl, Chronik des Augustinerchorherrenstifts Indersdorf,
ca.1745
02) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches
Handbuch des Königreiches Bayern, 1852
03) Anton v.Steichele, Das Bistum
Augsburg, historisch und statistisch beschrieben, Zweiter Band Augsburg
1864, S.181 ff
04) Theodor Bitterauf, Die Traditionen
des Hochstifts Freising, 1909 (Nr.661)
05) Die Herkunft der Ligsalz im
Dachauer Land, Amperland 1974 S. 439
06) Max Spindler, Historischer Atlas
von Bayern, 1958 (Hofmark)
07) Bauer/Rupprecht, Kunstwanderungen
in Bayern südlich der Donau, 1973, Seite 163
08) Georg Brenninger, Orgeln und
Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/4
09) Georg Brenninger: Orgeln in
Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
10) Josef Kreitmeir, Max Anneser
und Rudolf Wagner, Der Altlandkreis Aichach, 1979
11) Max Gruber, Für Dachau
tätige Architekten und Maurermeister, Amperland 1982/3 (Zuccalli)
12) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen
Kunstdenkmäler, Bayern IV: München und Oberbayern, 1990
13) Dachauer Nachrichten vom 28./29.3.2002
und vom 13.4.2006 (Osterbrunnen)
14) Orgelbauer Maximilian Offner,
2003
15) Wilhelm Liebhart in Hilgertshausen-Tandern, Bilder
aus vergangenen Tagen, 2003
16) Karl Grüner, "Unten
bauchig, oben spitz", Münchner Kirchenzeitung, v. 25.9.2005
und vom 2.10.2005
17) Heinrich und Margarethe Schmidt,
die vergessene Bildersprache christlicher Kunst, 2007 (Pelikan)
18) Dachauer Nachrichten vom 23.1.2012
(Schlossherr Freyberg)
19) Dr.Eckard Bieger, Das Bilderlexikon
der christlichen Symbole, 2011 (Bauform)
20) Dr Heisig, Kunstreferat des
Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Buskirche)
21) Dr.Mich.Rademacher, Deutsche
Verwaltungsgesch.1871-1990,
2015 (Statistik 33,39)
22) Prof.Dr.Wilhelm Liebhart, Adel,
Hofmark und Schloss Hilgertshausen, Kulturspiegel Altoland, 2015/Nr.45
23) https://de.wikipedia.org/wiki/Kaspar_Zuccalli_(Architekt),
Zugriff 2016 (Zuccalli)
24) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des
Königreichs Bayern, 1895
25) Chronik der Familie Thann, http://members.kabsi.at/seeau/Encyclopaedia/LinienMuetter/Familie-Thann.htm#Chronik
26) Vollständiges Ortschaften-Verzeichnis
des Köngreichs Bayern von 1876
27) Prof.Dr.Wilhelm Liebhart, Fleckfieberepidemie
von 1674 i.d. Hofmark Hilgertshausen u.im Landger.Aichach, Amperld 1994
28) Walter Scheidler, Ein Grabmal
von Hans Krumpper
29) Liebhart/Pölsterl, Die
Gemeinden des Landkreises Dachau, Bd 2der Kulturgeschichte des Dachauer
Landes, 1991
30) Dachauer Nachrichten, 27.12.2006
(Stephanusfigur)
31) Dachauer Nachrichten vom 11./12.10.2008
(Renovierung 2009)
32) Dachauer Nachrichten vom 29.8.2013
(Umbau 1963)
33) Georg Friedrich Kramer -Pfarreien-Statistik
des Regierungsbezirks von Oberbayern, 1847
34) Johan Huizinga, Herbst des Mittelalters,
1919, S. 348, ISBN 978-3-15-020366-8
35) Bayerisches
LA für Statistik u.Datenverarbeitung, Bevölkerungsstand in den
Gemeinden Bayerns Stand: 31.12.2010
36) Alice Stempfle, Restaurierungsbericht
Schrein und Reliquie der Hl.Theodora, 2020
37) Ökumenisches Heiligenlexikon
(https://www.heiligenlexikon.de/BiographienS/Scholastika.htm)
38) Renate und Wilfried Riedel,
Sept. 2020
39) Schreiben des Bayer.Landesamts
für Denkmalschutz vom 17.12.1962, Nr. 12579
40) Bairische Landtaflen, vierundzwanzig
Apian, Philipp. Amman, Jost. Wolf, Hieronymus, Bayerische Landesbibliothek
Online
41) Augsburger Postzeitung vom 26.4.1856
(Pfr Hacker-Todesanzeige)
42) https://www.hilgertshausen-tandern.de/fileadmin/Gemeinde/Dateien/Weitere/geschichte.pdf
43) Repertorium
des topographischen Atlasblattes Dachau S.13, 1824
44) Augsburger Postzeitung
vom 26.09.1855 (Pfr Hacker 50)
45) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank,
Internetseite,
2022
46) Beilage der Augsburger Postzeitung
vom 26.09.1855
47) Dallmayr, Martin, "Synopsis
Miraculorvm Et Beneficiorum Seu Vincula Charitatis, Lieb-Bänder vnd
Ketten-Glider, Welche
berührt, und ubernatürlich an
sich gezogen der wunderthätige Magnet, Abbt und Beichtiger S.Leonardus,
durch dessen
himmlische Kraft bey dem ferr. und weltberümbten
Gottshaus zu Inchenhofen in ObermBayrn, von vier hundert Jahren her,
über 3000 Wunderzaichen und Gutthaten
geschehen" MDZ
48)
Denkmalliste
für Hilgertshausen-Tandern beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
75 Bilder: Hans Schertl


24.1.2022
weiter
zu .... Alte
Zeitungsberichte über Hilgertshausen u.Umgebung
Priestergrab
und Pfarrerliste
Auf
dem Grabstein des Priestergrabes an der südlichen Chorseite der Kirche
sind viele Pfarrer der Pfarrei aufgeführt.
Name
|
von-bis
um
|
|
Name
|
von-bis
um
|
Pfarrer Hans |
1373
|

Priestergrabstein
|
Schwarz
??? |
1687- |
Paul
Seinreich |
1464
|
|
|
A.Schidperger |
1518
|
Franz Wanner
|
1748-1760 |
Simon Taller |
1582
|
Franz
Weiss |
1760-1765 |
G.Schöllhorn |
1599-1612 |
Anton Bauer
|
1765-1783 |
Mathias Zeller |
1612-1617 |
Alois Grass
|
1784-1801 |
Salomon Plankh |
1618-1632 |
Matth. Haindl
|
1801-1818 |
Johann
Lenz |
1633
|
Leonhard
Hacker 41)
Zeitungsbericht
über 50.Priesterjubiläum |
1818-1856 |
Sebastian
Graser |
1633-1634 |
+
Kaplan Matthäus Gleich
ab 1856 Benefiziat
in Beinberg |
< 1856
|
S.Numperger |
1637-1640 |
Josef Liedl
ab 1.6.56 in Hilgertshs.
vorher Pfr in Reichertshausen |
1856-1870 |
Johann Lauch |
1643-1644 |
Franz Westner
|
1870-1881 |
Ambros Seidl
|
1645
|
|
Josef Stroebl
|
1881-1900 |
Martin Reichl |
1645-1646 |
|
Eugen Hafner
|
1900- ?? |
Johann Schoder
|
1646
|
|
Th.Feldmayr |
1933-1937 |
Paul Thurner
|
1653-1655 |
|
Kalixt
Engler |
1937-1939 |
Daniel
Ruz |
1655-1656 |
|
Josef Bunzler |
1939-1949 |
T. Planchenius
|
1656-1657 |
|
Josef Egger |
1950-1965 |
Peter Faber |
1657-1662 |
|
Alfred Suyter
|
1965-1999 |
M. Wiedenpaur
|
1662-1667 |
|
Paul Riesinger |
1999-2020 |
Matth.
Arlath
leidenschaftlicher Jäger. Die kirchliche Behörde bezeichnete
das als "ganz gemeines Handwerk" 42)
|
1667-1676 |
|
Roger Nikou,
Aushilfspfarrer 5 Monate v.April-Aug.2020
danach Pfarrer in Dillingen |
2020
|
Johann (Niklas
? 05)
) Ligsalz
danach Pfarrer in Tandern *um 1650 |
1676-1687 |
|
Michael Heinrich |
seit 2020 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Aus
dem kirchen- und lokalgeschichtliche Monumentalwerk "Das Bisthum
Augsburg"
von Dr.Anton von Steichele 03)
Pfarrei
Hilkershausen (697 Seelen)
Patr.der
Besitzer des Schloßgutes Jezzendorf (derm. Frhr. v.Freiberg-Eisenberg)
Ldg. Aichach (nur die Einöde Geiersberg und 2 Häuser von Thalmannsdorf
gehören zum Ldg. Dachau)
I.
Pfarrsitz
Hilkershausen, Dorf, 41 Häuser (nur 2 größere Besitze,
die übrg. Gütler und Häusler), 237 Seelen, an der Ilm und
an der Kreuzung der Nebenstrassen Schrobenhausen-Dachau und Aichach-Freising.
Das Schloß, Jahrhunderte lang Sitz der Kammerberger und der Lösche,
ist jetzt in bürgerlichen Händen, welche das Schloßgut
zertrümmern, in Folge dessen die Häuserzahl schnell von 35 auf
41 stieg.
II.
Pfarrgeschichte
Im Gebiete der obern Ilm um Hilkershausen waren, wie es scheint zur Zeit,
als die Karlinger über Bayern herrschten, Güter als kaiserliche
Lehen in den Genuß vornehmer Franken gekommen. Im 9.Jahrh. befand
sich Balderich, wahrscheinlich ein edler Westfranke, im Besitze solcher
Güter. Als nun im August 843 die Söhne Ludwigs des Frommen das
väterliche Reich theilten, und Bayern dem deutschen Antheile des
Sohnes Ludwig zufiel, traf Balderich am 10.Aug. 843 im Orte Dungeih bei
Verdun mit dem Bischofe Erchanbert von Freising das Uebereinkommen, daß
Ersterer seine Besitzungen in Bayern an die Kirche von Freising für
250 Pfund Silber überlasse, Bischof Erchanbert mit seinem Neffen
Reginbert aber gegen einen Zins von 2 Schill.Silber sie auf Lebenszeit
genieße. Balderich übergab also, was er im Heerbanne der Bajuwarier
besaß, nämlich die Orte Tannara (Tannern), Helidkereshusir
(Hilkershausen), Chleniavva (Klenau) und Munninpah (Singenbach) an den
genannten Bischof und seine Neffen, welche dann am 21.Aug. die Belehnung
mit diesen Gütern empfingen.
Unser Ort wird nicht lange darnach, nämlich am 11.Jan. 849, da ein
Priester Erchanfried Besitzungen zu Munninpach an die Kirche von Freising
übergibt, wieder genannt (actum ad Helidkereshuson, Meichelb. nr.
661). Um das J. 1000 erscheint Helidgereshusun im Gerichtssprengel, vielleicht
gar im Besitze des Gaugrafen Udalstalk von Scheiern (ib.nr.1139), und
später als Lehen der Witttelsbach'schen Herzoge. Die Ersten, welche
wir im Lehensgenusse von Hilkershausen finden, gehören zum Geschlecht
der Schiltberger. Als aber Leutold von Schiltberg und seine Töchter
Guta und Kunigunde ihre Lehen dem Herzoge Ludwig dem Strengen aufsandten,
gab dieser zu Dachau am 21.Jan. 1264 den Ehemännern dieser Töchter,
Ulrich und Berchtold, Ulrichs von Kammerberg Söhnen, lehensweise
"zu Heltgershusen drei Höf, ein mül und das recht an der
chirchen zu leiehen und zu vogten", nebst andern Gütern in der
Nachbarschaft (Orig.Urk. im frhrl.v.Freiberg'schen Arch.zu Jezzendorf,
mitgetheilt von Pf.J.Liedl in Hilkershausen).
Wie lange nun die Kammerberger, die sich von Hilkershausen schreiben (1284,
1295, 1316 Ulrich v.H., Quell.u.Erört. 5, 371, R.B.IV. 600, V, 329;
1305, 1332, 1347 Johann v.H. M.B. 10, 593, 594), im Besitze des Ortes
blieben, kann mit Sicherheit nicht angegeben werden; aber nachdem, wie
es scheint, im 14.Jahrh. schnell mehrere Besitzer gewechselt, kaufte Heimeram
von Haslang die Hofmarke Hilkershausen von Hilpolt Marschalk von Stumpfberg,
und nun erhielten zuerst 1432, die Haslange die herzogliche Belehnung
mit der Veste Hilkershausen, mit Dorf, Gericht, Kirchensatz, Weiher, Forst
u.a. daselbst (Urkdn zu Jezzendorf). Doch kam Hilkershausen nochmal an
die Kammerberger, indem Heinrich von Kammerberg im J. 1456 die Hofmarke
für 100 Goldgulden von seinen Schwägern, Heinrich und Sigmund
den Haslangern einlöste (W.Hund bayer.Stammenb. 2, 123), aber nicht
auf lange Zeit; denn Christoph von Kammerberg, Pfleger zu Aichach, verkaufte
für 5518 rhein.Gulden Veste und Burgstall Hilkershausen mit Zugehör
an Dr.Augustin Lösch, Kanzler der Herzoge von Bayern, welchem am
4.Nov. 1517 Herzog Wilhelm die Belehnung darauf ertheilte (Urk. in Jezzendorf).
Am Ausgange des dreißigjährigen Krieges, beim feindlichen Einfalle
von 1648, wurde Schloß und Dorf Hilkershausen in Asche gelegt; Wolfg.Wilhelm
Lösch stellte das Schloß wieder her, sein Sohn Albr.Wilhelm
führte den Neubau der Kirche. Die Lösche, ein angesehenes Geschlecht
(Leo Lösch, des Kanzlers Sohn, war von 1552 bis 1559 Bischof von
Freising), im J. 1653 in den Freiherrn-, 1790 in den Grafenstand erhoben,
besaßen Hilkershausen fast 300 Jahre lang, bis die Hofmarke im J.
1813 im Namen des im Kriege abwesenden Grafen Karl von Lösch an die
Brüder Karl, Maximilian und Wilhelm, Freiherrn v.Freiberg-Eisenberg-Almendingen,
verkauft wurde. Von dieser Familie nach Durchführung der Ablösung
im J. 1851 wieder veräußert, befindet sich das Schloßgut
Hilkershausen seitdem schon in der dritten Hand, und unterliegt eben einer
völligen Zertrümmerung, wie das Schloß seinem Verfalle
entgegengeht.
Der
Kirchensatz von Hilkershausen (Präsentations- und Vogteirecht), Wittelsbach'sches
und herzogliches Lehen, wurde von den Inhabern der Hofmarke fortwährend
geübt. Als nun im J. 1851 das frhrl. Freiberg'sche Schloßgut
Hilkershausen veräußert ward, genehmigte Bischof Peter in Ansehung
der großen Verdienste, welche sich Staatsrath Maximilian v.Freiberg
um die Kirche erworben (Schreiben an dessen Wittwe vom 10.März 1851),
daß die am Gute Hilkershausen dinglich haftenden Präsentationsrechte
auf die Pfarrei Hilkershausen und das Beneficium zu Beinberg auf das nahe
Freiberg'sche Gut Jezzendorf übertragen werden durften, wie auch
eine k.Min.-Entschl. v. 16.Sept. 1851 diese Uebertragung anerkannt hat.
III.
Pfarrkirche
Die Pfarrkirche, am westl. Ende des Dorfes, wurde von 1666 an aus Veranlassung
und zum großen Theile aus Mitteln des Frhrn. Albr. Wilh. v. Lösche,
Hofrathspräsidenten zu München, eines glaubenseifrigen und thatkräfigen
Mannes, neu gebaut, und am 8.Juli 1696 vom Augsburger Weihbischofe Ernst.
Egolf Frhrn. v.Westernach, Bischof von Dioclea, in tit. S.Stephani consekrirt.
Von der alten kleinen Kirche war nur der Unterbau des aus dem J. 1552
stammenden Chores und des Thurmes beibehalten worden; letzterer trägt
jetzt ein Achteck mit Kuppelaufsatz und hat 3 Glocken neueren Gusses.
Ein Platz an der Kirche, welcher noch Spuren von Weihern und Gräben
zeigt, und darum Bau und Einrichtung derselben feucht erhält, wird
die Stelle sein, auf welcher in alter Zeit das Schloß stand. Im
Chore der Kirche liegt die Familiengruft der Lösche, um dieselbe
der Hauptbegräbnisplatz der Pfarrei. Ein zweiter Gottesacker befindet
sich an der Kirche St.Ursula bei Gumpertsdorf, welche in der Regel jeden
dritten Sonntag den Pfarrgottesdienst hat, so daß er in der Pfarrkirche
nur für 2 aufeinander folgende Sonntage trifft. Gestiftete Jahrtage
und Messen 188 (mit Einschluß von 19 auf der Pfarrdotation haftenden
Stiftsmessen). - Rent.Verm. 6987 fl. Hyp.-Kap., 132 fl. Bodenz-Kap. und
27 fl. Gefälle aus Rechten.
Nachdem
Max Felix Lösch im J. 1692 aus Rom den Leib der hl.Theodora nach
Hilkershausen gebracht, ließ er zu deren Aufbewahrung eine Kapelle
in de Südwand der Kirche einbauen und die Gebeine am Tage der Kirchweihung,
8.Juli 1696, feierlich in dieselbe übertragen. Um 1834 wurde aber
diese Kapelle abgebrochen, und die hl.Theodora unter der Mensa des Choraltares
beigesetzt.
Im
Schlosse stellte Wolfgang Wilhelm Lösch, als er daselbe nach dem
Brande von 1648 von der Ebene im Dorfe weg auf die Anhöhe über
demelben erbaute, eine Kapelle her, welche der oben genannte Weihbischof
am 7.Juli 1696 in hon.Ss.Trinitatis consekrirte. Sie ist jetzt profaniert.
Aus dem Innern der Pfarrkirche sind zwei Denkmale der Erwähnung werth,
nämlich:
1. Der Nebenaltar der Epistelseite, ganz aus rothem Marmor zu bedeutender
Höhe aufgeführt, der Inschrift nach ein Monument auf den Erbauer
der Kirche. Leider ist das Hauptfeld des Altares leer, und wahrscheinlich
schon von Anfang her in Folge frühen Todes des Stifters, der darum
auch den Kirchanbau nicht nach einem großartigen Plane, wie er beabsichtet,
ausführen konnte, leer geblieben. Offenbar sollte es durch eine erhabne
Meißelarbeit, wie es im Giebelfelde durch das Altöttinger Wallfahrtsbild
geschah, ausgefüllt werden. Die beiden Statuen an den Seiten des
Altars, St.Antonius v. Padua und St.Franciskus, fast lebensgroß
und gleichfalls aus Marmor, zeugen von großer Kunst. Die Inschrift
unter der leeren Stelle besagt, daß Herr Albrecht Wilhelm Lösch,
Freiherr von Hilkershausen, und seine beiden Gemahlinnen M.Katharina Freiin
v. Taufkirchen zu Guttenburg, und M.Johanna Gräfin Fugger zu Kirchberg
und Weißenhorn, diese Kirche erbauen ließen und allda begraben
liegen.
2. Der metallene Altarauszug an der Südseite des Kirchenschiffes,
der sich früher in der St.Theodora-Kapelle befand. Er ist ein prachtvoller
Erzguß, über 10' hoch. Das Hauptmittelbild stellt den Leichnam
Christi im Schooße Mariens dar, darunter in einem besondern Felde
eine knieende Rittergestalt. Die Inschrift in schwulstigem Latein bezeichnet
das Werk als Grabdenkmal für den edeln Georg Sigismund Lösch
von Hilkershausen zu Singenbach, Herzog Maximilians Kammerherr und Rath,
Vice-Stallmeister, und Pfleger zu Deggendorf, gest. im Alter von 44 Jahren
am 17.April 1615. Dieses Monument befand sich, mündlichen Nachrichten
zufolge, früher in der ehemaligen Franziskanerkirche in München
bei der Grabstätte des bezeichneten Lösch, wurde nach der Klosteraufhebung
beim Abbruche dieser Kirche vom Grafen Max Joseph v. Lösch für
die Familie zurückgefordert, und von seinen Söhnen Max und Karl
im J. 1829 an die Pfarrkirche zu Hilkershausen, in welcher die Asche ihrer
Eltern und Ahnen ruht, geschenkt.
In der Pfarrkirche
besteht die Allerseelen- und die Scapulier-Bruderschaft. Die erstere begründete
Albr.Wilh.Lösch mit päpstlicher Gutheißung vom 11.Juli
1664 und oberhirtlicher Genehmigung vom 10.Okt. 1665, nachdem sie am 24.Jun.
desselben Jahres der Erzbruderschaft zu Altenhof in München einverleibt
worden war. Die rasch wachsende Zahl ihrer Mitglieder bestimmte den Gründer
zum Neubaue der Pfarrkirche. Ihr Vermögen ist längst mit dem
der letztern vereinigt. Am 26.Aug. 1700 stiftete M.Johanna Gräfin
von Thurn und Taxis, geb. Gräfin Fugger-Kirchberg, in erster Ehe
vermählt mit Albr. Wilh. Lösch, mit 600 fl. eine Wochenmesse
nach Hilkershausen für die verstorbenen Mitglieder der Bruderschaft.
Die Scapulierbruderschaft wurde errichtet mit oberhirtl. Genehmigung vom
30.Jan. 1697, und feiert das Scapulierfest mit der Allerseelen-Bruderschaft,
sowie ein Ord.-Dek. vom 1.Mai 1835 die vereinigten Bruderschaften neu
confimirte. Die Mitglieder halten Conventstage mit feierlichem Gottesdienste
und großem Concurse am Philippi-Jakobi-Sonntage, Scapulierfeste,
Seelensonntage und St.Stephanstage, und überdies an 8 andern Sonn-
und Festtagen besondere Nachmittagsandacht.
IV.
Eingepfarrte Orte:
1. Gumpertsdorf, Dorf, 19 Häuser (1/2 Bauernhof, 6 größere,
11 kleinere Gütler), 100 Seelen, östlich im Ilmthale, von Hilkershausen
nur durch einen jetzt trocken gelegten Weiher getrennt.
Zur
Zeit Bischof Wolfram's von Freising, 926-938, gab eine edle Frau Engilrat
mit ihrem Sohne und Vogte Aripo ihr Eigen zu Cundperhtesdorf, nämlich
einen Edelsitz, den dritten Theil des Kirchengutes, 4 Huben mit Wiesen
und Wäldern und 11 Eigenleute tauschweise, indem sie dafür Güter
und Eigenleute zu Alberzell (Alprihchescella) erhielt, an die Domkirche
von Freising.
Ein zweiter Tausch, der unsern Ort betrifft, fand unter Bischof Godeskalk
(= Gottschalk von Hagenau) von Freising, 994-1006 statt, indem
dieser Bischof an einen adeligen Vasallen Altmann Güter zu Michaelskirchen
und an andern Orten überließ, und dafür von diesem den
vierten Theil der Kirche zu Guntperhtesdorf mit 166 Jauchert an Liegenschaften
für sein Stift empfing. Später gehört der Ort zur Hofmarke
Hilkershausen, wie er im Lehenbriefe von 1432 wirklich mit 3 Höfen,
9 Hofstätten und dem Gerichte als Zugehörde von Hilkershausen
aufgeführt wird.
Außerhalb
des Dorfes östlich auf der Anhöhe im freien Felde steht, von
einer gewaltigen Linde beschattet, die Kirche St.Ursula "im Wald",
ein uralter romanischer, jetzt ziemlich gebrechlicher Bau. Eine Kirche
zu Gumpertsdorf erscheint schon in den eben angeführten Tauschhandlungen
mit Freising von 926-1006; und die Ortssage, St.Ursula sei eine Pfarrkirche
gewesen, mag nicht ganz grundlos sein. Das durch den Schweden gänzlich
ruinirte Kirchlein stellte Wolfgang Wilhelm Lösch wieder her, gab
ihm einen neuen Chor und den niedlichen Hochaltar, der noch seine Namenspatrone
trägt. Um die Kirche liegt der Begräbnisplatz für Gumpertsdorf,
Talmansdorf, Mannried und Birket, sowie für Fremde und Herberglose.
Sie hat jeden dritten Sonntag den pfarrlichen Gottesdienst nebst den Copulationen
und Leichengottesdiensten für die Filialisten und gewöhnlich
1 hl.Messe während der Woche. - Gestiftete Jahrtage und Messen 8.
- Rentierliches Vermögen 1728 fl. 36 kr. Hypotheken-Kapital 87 fl. 36 kr. Bodenz-Kapitel.
Nahe
Gumpertsdorf jenseits der Ilm liegt die s.g. Brünnl-Kapelle, als
Wallfahrtsstätte besucht, mit einem hochgeehrten Crucifixbilde aus
dem 15. Jahrh. Früher über dem noch mit Mauerwerk einfaßten
und gedeckten Brunnen im Moose gebaut, wurde sie 1754 vom Frhrn. Sigmund
Maria Lösch einige Schritte von der Quelle neu hergestellt. In ihr
darf die hl.Messe gelesen werden. (Ord-Lic. ad septenn. v. 11.Mai 1861),
und wird am 6.Sonntage nach Ostern Gottesdienst gehalten.
2.Michaelskirchen,
Weiler, 3 Häuser (2 Höfe, 1 Ausbruchgütlein), 24 Seelen,
3/8 Stunden südwestlich; Kirche S.Michaelis.
Hier stand schon in ältester Zeit eine Kirche, Eigenthum des Hochstiftes
Freising. Denn als zwischen 994 und 1006, wie oben angeführt wurde,
der edle Vasall Altmann Güter in Gumpertsdorf an die Freisinger Kirche
gab, erhielt er dagegen von Bischof Godeskalk (= Gottschalk von Hagenau)
Kirche und Zehenten zu Michaheliscella mit einem seiner Uebergabe entsprechenden
Maße an Liegenschaften in diesem und in nahe gelegenen Orten (..
in loco Michaheliscella dicto ecclesiam unam decimatam, et in eodem loco
atque in proximo jacentibus aequalem mensuram - Meichelbeck l.c.nr.1138).
Unter
Godeskalk's Nachfolger Egilbert, 1006-1039, erscheint Michaelskirchen
im Besitze des Grafen Udalskalk von Scheiern; denn dieser gibt im Tausche
gegen Güter zu Mosach an das Hochstift Freising die Kirche zu Michaelskirchen
(ad sancti Miheleschirichun) mit 6 Huben und 19 Jauchert (Jauchert/Joch/Tagwerk
= 3407 qm) Landes nebst andern nähern und fernern Besitzungen.
Später gehörten die 2 Höfe zur Hofmarke Hilkershausen.
Das Kirchlein ließ Wolfgang Wilhelm Lösch im J. 1659 auf seine
Kosten vergrößern und ihm einen neuen Thurm anbauen.
Monatlich 1 hl. Messe - Rentierliches Vermögen 5662 fl. 30 kr. Hypothekenkapital
220 fl. Fristenkapital.
3.
Talmansdorf
Weiler, 14 Häuser (3 Bauernhöfe, 10 Gütler), 94 Seelen,
1/2 Stunde östlich an der Strasse nach Jezzendorf.
Unter den Ministerialen des Grafen Konrad von Dachau, welche 1158 eine
Schenkung desselben an Kloster Polling bezeugen, erscheint Otaker de Talmudesdorf
(M.B. 10,12, Huschb. l.c.251). Talmudesdorf = Dorf des Talamot. Ein Talamot
erscheint bei einer Verhandlung zu Tannern im Jahr 849 (Meichelbeck, 1
c. nr. 661).
Nach Lehenbriefen von 1447 und 1600 gehörte nur das Gericht zu Talmansdorf
nach Hilkershausen; der Ort selbst war ganz oder theilweise Freisingisch
(1326 Mai 25. leiht das Kapitel in Freising das Gut das Talmansdorf an
Johann den Starzhauser, R.B. 6, 197), und kam erst im vorigen Jahrhundert
vermutlich durch Tausch an Hilkershausen.
4.
Stadelheim
Weiler, 9 Häuser (davon 4 Höfe), 59 Seelen, 1/2 Stunde nordwestlich
(von Hilkershausen)
Stadelheim (wahrscheinlich = Heim, Wohnung bei oder mit einem Stadel),
war zur Hofmarke Hilkershausen nur gerichtsbar, der Grundbesitz getheilt;
1 Hof gehörte nach Hilkershausen (schon 1447 das Gut zu Stadlheim),
1 zur Leprosenstiftung in Aichach, die übrigen wahrscheinlich zu
Kloster Kühbach.
5.
Oed
Weiler, 5 Häuser (davon 2 Höfe), 34 Seelen, 1/4 Stunde westlich
(von Hilkershausen)
Der Ort gehörte zur Hofmarke Hilkershausen, und scheint früher
Petershausen geheißen zu haben. Denn nach dem Ritterlehenbuche Herzog
Albert's von 1506-1549 erhielt 1506 Christoph der Kammerberger bei der
Belehnung mit Hilkershausen auch "ein Gut zu Petershausen auf der
Oed" (v.Raiser in der Schrift des historischen Vereins).
6.
Eichenried
Weiler, 4 Häuser (davon 1 Hof), 27 Seelen, 3/4 Stunde nördlich
(von Hilkershausen)
Früher gerichtsbar nach Hilkershausen, grundbar nach Kühbach
7.
Mannried
(schon im Lehenbriefe von 1432 genannt)
früher 1 Hof und 1 Haus, jetzt 5 zerstreute Häuser, 27 Seelen,
1/4 Stunde nördlich (von Hilkershausen)
8.
Birket
3 Häuser (Häusler), 21 Seelen, 1/8 Stunde nördlich, neuere
Kultur
9.
Folgende Einöden
a.
Hollerschlag, früher 1, jetzt 2 Gütlein, 8 Seelen, 1/4
Stunde südlich (von Hilkershausen), eine spätere Kultur
b.
Neßlholz, früher 1 Hof, jetzt 2 Gütlein, 12 Seelen,
1/2 Stunde südlich
c.
Ober-Dingelhof, 6 Seelen, 3/4 Stunden nordwestlich; früher
grundbar nach Satelberg, gerichtsbar nach Hilkershausen
d.
Unter-Dingelhof, 7 Seelen, 5/8 Stunden nordwestlich (von Hilkershausen);
beide ehemals nur Ein Gut
e. Pranst (auf dem Pranst), früher 1 Hof, jetzt
2 Gütlein, 14 Seelen, 1/2 Stunde nördl.; zur Hofmarke Hilkershausen
gehörig
f.
Thalhof, 10 Seelen, 1/2 Stunde südwestlich; früher zur
Hofmarke Tandern gehörig
g.
Thanhof, 6 Seelen, 1/2 Stunde nördlich ; schon im Lehenbriefe
von 1264 aufgeführt
h)
Unter-Geiersberg (Geisberg) 1 Hof mit 11 katholischen, 1 Gütel
mit 8 protestantischen Einwohnern, 1/2 Std. südöstlich
* Abgegangene Orte:
1.
|
In ältester Zeit bestand ein Ort Satanasinga = Ort des Satanas,
wahrscheinlich zwischen Hilkershausen und Gartelsried der Pfarrei
Tannnern gelegen, Eigenthum der Kirche von Freising, aber unter Bischof
Godeskalk (994-1006) mit andern anliegenden Besitzungen gegen Güter
in Gartelsried an den Grafen Udalskalk von Scheiern ausgetauscht ("...
de rebus aecclesie in loco Satanisinga dicto, atque in proximo jacentibus
locis ad Helidgereshusun pertingentibus sub ejusdem comitis (Uodalschalchi)
potestate tunc temporis in beneficium detentis.. Meichelbeck l.c.nr.1139).
Als aber Bischof Godeskalk's Nachfolger Egilbert (1006-1039) die Freising'schen
Besitzungen in Mosach an den genannten Grafen überließ,
gab dieser die Güter ad Satanatingun mit Liegenschaften zu Gartelsried
und in andern Orten an das Hochstift zurück.
Eine Feldmarke zwischen Gartelsried und Oed nördlich von der
Strasse gegen Stadelheim, die Lehenäcker genannt, wird als die
Stelle eines abgegangenen Hofes bezeichnet; ob aber dieselbe eine
Beziehung auf obigen Ort habe, läßt sich nicht angeben.
|
2.
|
Eine
Feldmarke zwischen Talmansdorf und Hirschenhausen auf der Pfarrgränze
heißt der Haidhof. An die Flur Haidhof angränzend liegt
eine zum Schlosse Jezzendorf gehörige Waldung, Laretshausen genannt.
Dieser Name und hie und da bemerkbare Kulturspuren lassen auf eine
abgegangene Ortschaft schließen. |
V.
Gemeinde- und Schulverband
Der
gesammte Pfarrsprengel bildet zugleich die eine politische Gemeinde Hilkershausen,
mit Ausnahme von Untergeiersberg und zweien jenseits der Ilm liegenden
Häusern von Talmansdorf, welche zur Gemeine Jezzendorf im Landgericht
Dachau, dann der beiden Dingelhöfe, welche zur Gemeinde Niederdorf,
Pfarrei Tannern und Landgericht Aichach, gehören. Für die ganze
Pfarrei besteht eine Schule im Pfarrorte, welcher auch die Kinder von
Hirschenhausen und Badertshausen (Pfarrei Hirschenhausen), Ober-Geiersberg,
Krainhof und Lanzenried (Pfarrei Langen-Pettenbach), Neuried und Hartwigshausen
(Pfarrei Weichs), sämmtlich aus dem Erzbisthume München-Freising,
eingewiesen sind.
VI.
Pfarrdotation
Sie
bestand von jeher in Widdum und Zehent. Noch im Jahr 1469 waren zwei Widdume
vorhanden, der eine in Hilkershausen, den der Pfarrer selbst baute, der
andere in Gumpertsdorf, auf welchem ein Widmann hauste. Wie der letztere
von der Pfarrei weggekommen, ist unbekannt; wahrscheinlich geschah es
mittels eines Tausches. Ungefähr aus der einen Hälfte der Pfarrei
bezog der Pfarrer bis zu Ablösung den Drittelzehent, aus der andern
aber den ganzen; den letztern nämlich von Michaelskirchen, Hollerschlag
und Stadelheim vermöge der Quatembermessenstiftung Christoph's von
Kammerberg von 1518, und von Talmansdorf und dem größeren Theile
von Gumpertsdorf wahrscheinlich in Folge jenes Tausches, wodurch die Gutsherrschaft
ihren Schloßbau vom Zehenten befreit zu haben scheint. Wo der Pfarrer
den Drittelzehent hatte, bezog zwei Drittheile der Hofmarkherr. Ein Theil
des Zehents von Untergeiersberg war, es ist nicht bekannt wie, an die
Pfarrkirche Jezzendorf gekommen.
Das jetzige Pfarr-Einkommen ist:
Einnahmen
|
fl. .
|
kr.
|
1.
Aus Grundstücken: Gärten 0,76, Aecker 45,73, Wiesen 11,73,
Wald 5,16 |
234
|
9 |
2.
an Bodenzinsen von der Gemeinde für den abgelösten Zehenten
(25,780 fl. 9 4/8 kr. Kap.) |
1031
|
12 5/8 |
3.
von gestifteten Gottesdiensten |
118
|
44 |
4.
an Stolgebühren |
73
|
33
4/8 |
5.
für Kirchtrachtbrode |
12
|
19 |
(zus.)
|
1469
|
58
1/8 |
Lasten |
|
|
1.
Auf Staatszwecke |
61
|
56
7/8 |
2.
wegen des Diöcesan-Verbands |
6
|
31
1/8 |
3.
wegen besonderer Verhältnisse |
9
|
32
5/8 |
(zus.)
|
78
|
5/8 |
Rein-Ertrag |
1391
|
57
4/8 |
Superrevision
Fassion v. 29.Okt. 1859
Der alte Pfarrhof
war bei den feindlichen Einfällen von 1648 und 1704 jedes Mal vollständig
eingeäschert worden. Der jetzige, nicht fern von der Kirche, geräumig
genug, stammt aus der Zeit nach dem letztgenannten Brande; die Oekonomiegebäude
stehen gesondert. Auf der Pfründe lastet eine Reluition von Baufallkosten
zu 314 fl. 16 kr., zu tilgen mit jährlich 25 fl. und Verzinsung von
1858 bis 1870. Die Zehentbaupflicht des Gutsherrn ist abgelöst.
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