Pfarrkirche
St. Vitus in OBERMARBACH
Adresse:
85238 Petershausen, Am Kirchberg 4
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
|
K
Kurzbeschreibung
Die Ortschaft Obermarbach
wurde schon im Jahr 900 als "Madrinpah"
erstmals schriftlich erwähnt.
Die Pfarrkirche St.
Vitus in Obermarbach steht auf einem Hügel oberhalb des
Ortes im ummauerten Friedhof. 64 Stufen führen hinauf.
Der Kirchenbau geht auf romanische
Zeit zurück, wurde in der Gotik (15.Jh) entscheidend umgebaut
und im Rokoko (um 1730) sowie 1785 weiter verändert, nachdem
das Gotteshaus 1783 als ruinös eingestuft worden war. Ein Teil
der Ausstattung wurde um 1890 im neuromanischen Stil ergänzt.
Die Kirche hat ungewöhnliche
Maße: Das Kirchenschiff ist sehr kurz, kaum länger als
der Altarraum.
Der fünfgeschossige
Sattelturm dürfte
im Zuge der Gotisierung nach 1450 neu errichtet worden sein.
In ihm hängen zwei Glocken.
Östlich des Chors in der Ecke zum Turm ist die Sakristei
angebaut (siehe Bild links)
Der Eingang befindet sich unter einem Portalvorbau
an der Westseite der Kirche.
An der südlichen
Außenwand des Kirchenschiffs sind ein Wandkreuz
unter einem dreieckigen Schutzdach und einige Epitaphe für
ehem. Pfarrer angebracht.
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Ziervase am Hochaltar
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- Obermarbach wurde 1837
eine selbstständige Pfarrei; vorher gehörte es zu Lampertshausen.
- Ab 1994 bildete sie mit Kollbach und Petershausen und Asbach
den Pfarrverband Petershausen.
- Am 1.März 2013 schloss sich der Pfarrverband Vierkirchen/Weichs
an. Der neue Pfarrverband nennt sich nun "Pfarrverband
Petershausen-Vierkirchen-Weichs".
Renovierungen fanden in letzter
Zeit 1903-1905, 1934, 1951/52 und 1979-1984 statt.
Innenausstattung
Der Altarraum
ist mit einem spätgotischen Netzgewölbe
mit gut erhaltenen Rippen überdeckt.
Der spätbarocke
Hochaltar stammt aus dem Jahr
1730.
Im Altarauszug ist eine Muttergottesdarstel-lung mit figürlichen
Silberkronen zu sehen.
Das Altarblatt zeigt den Kirchenpatron St.Vitus beim Martyrium
im Kessel mit siedendem Öl.
Assistenzfiguren sind die beiden Pestheiligen St.Rochus
und St.Sebastian.
Hinter dem Altar steht ein Beichtstuhl.
An den Wänden des Altarraums sind eine alte Vitusfigur
und eine Kreuzigungsgruppe befestigt.
Die Seitenaltäre
stammen aus der Zeit um 1890
links: ein prächtiges Altarblatt mit
Reliefs der
14
Nothelfer sowie
rechts: mit Figuren von St.Josef, St.Aloisius
und
St.Franz Xaver.
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per Mouseklick zu den
Beschreibungen
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Die Kanzel
besitzt einen schönem Schalldeckel und Bilder der vier Evangelisten
am Kanzelkorb.
Der hölzerne
Taufstein ist im neugotischen Stil gehalten.
Die Kreuzweg-Stationsbilder
wurden nach einer Vorlage von Giovanni Domenico Tiepolo gemalt. Er könnte
schon 250 Jahre alt sein.
Eine Besonderheit, die im Landkreis
Dachau sogar einmalig ist, ist der in die Türe eingebaute Opferstock
aus dem Ende des 17.Jh., in den eine Spende auch bei geschlossener Kirchentüre
eingeworfen werden kann.
Viele Heiligenfiguren und -gemälde
schmücken die Kirche
St.Vitus auf dem
Gemälde am Choraltar
(1730) und als Figur im Altarraum
(1530),
St.Josef
mit Jesuskind, am rechten Seitenaltar
St.Aloisius
als junger Mann im Chorgewand, am rechten Seitenaltar
St.Franz Xaver
im Jesuitengewand, am rechten Seitenaltar
St.Rochus
in Pilgerkleidungam am Choraltar (17.Jh.)
St.Sebastian
von Pfeilen durchbohrt, am Choraltar (17.Jh.)
St.Maria (Mariahilfbild) am Choraltar,
als Mater dolorosa an
der Seitenwand und als Muttergottes am linken Seitenaltar
Vier Evangelisten
in Reliefs am Kanzelkorb (Matthäus, Markus, Lukas, Johannes)
Die 14 Nothelfer als Figuren am linken Seitenaltar
Die
Nothelfer waren beim einfachen Volk sehr belieb und entsprachen häuslichem
Zweckdenken.
Jeder Heilige war Schutzpatron für genau umgrenzte körperliche
und seelische Nöte:
Die Gottesdienstordnung
finden Sie hier...
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen
Hinweisen
Die Ortschaft Obermarbach
wurde schon um das Jahr 900 als "Madrinpah" schriftlich
in einer Urkunde des Bischofs Waldo (883-906) erwähnt.
Bei der insgesamt 250 Jahre dauernden dreimaligen bayerischen Teilung
in den Jahren 1255 bis 1505 gehörte Obermarbach zu Niederbayern.
Grenze war die Glonn, die auch später noch, bis 1803, die Grenze
zwischen den Landgerichten Kranzberg (zu dem Obermarbach gehörte)
und Dachau bildete. 15)
Geschichte
der Pfarrei und der Kirche
Obermarbach ist seit 1837
selbstständige Pfarrei; vorher gehörte es über viele Jahrhunderte
zu Lampertshausen. Damals lebte in Obermarbach ein Vikar. Bis vor wenigen
Jahren wurde die Pfarrei von Jetzendorf aus mitbetreut, seit 1.Mai 1995
gehört es zum Pfarrverband
Petershausen...
Erste
Kirche
Die Pfarrkirche St. Vitus in Obermarbach steht auf einem kleinen Hügel,
64 Stufen oberhalb des Ortes, im ummauerten Friedhof. Sie geht vielleicht
noch auf romanische Zeit zurück. In der Konradinischen
Matrikel von 1315 ist sie zwar nicht ausdrücklich erwähnt;
doch könnte sie eine der vier bzw. drei Filialen gewesen sein, die
in der Matrikel ohne nähere Bezeichnung enthalten sind. Originaltext:
"Laentfridshausen habet III filias, nunc III" (§ 410, Dekanat
Altomünster) 01)
Sicher ist, dass die Kirche in der Gotik (15.Jh) entscheidend umgebaut
worden ist.
Noch im Jahr 1884 gabe es einen Jahrtag aus der Zeit um 1471, gestiftet
von der Witwe Katharina Petzen. Dieser Jahrtag sollte vom Pfarrer von
Lampertshausen oder seinem Vikar zu Obermarbach mit 4 Priestern gehalten
werden. Dazu hat die Witwe der Kirche zwei Teile des Zehent aus dem Riedenmair-Hof
zu Lausham vermacht.
Matrikel
von 1524 01)
Dem hl.Vitus war die Kirche schon bei der ersten Nennung des Patronats
1524 in der Sunderndorfers'schen
Matrikel geweiht. Dort ist zu lesen: "Dominus Leonardus
Frey, Cooperator seu Coadjutor filialis ecclesiae s.Viti in Obermarbach,
jure filiali subjectae parochiali in Lampfrizhausen". Die Verehrung
des hl.Vitus, des Patrons des sächsischen Königshauses, war
vor 1000 Jahren vor allem im Norden Deutschlands weit verbreitet. Als
im späten Mittelalter der Kult um die 14 Nothelfer entstand, erhielt
die Verehrung von St.Vitus, der ja zu dieser erlauchten Heiligenschar
gehört, auch im Süden Impulse 10)
. Im Dachauer Land war er mit dem
Patronat bei den Kirchen in Fahrenzhausen und Günding gut etabliert.
In Arnzell bei Indersdorf gab es sogar eine Vituswallfahrt.
Visitationsbericht von 1560
18)
Im Jahr 1560 ordnete der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck des bayerischen Herzogs Albrecht V. eine Visitation, eine umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien an. Die Visitation wurde durch bischöfliche
und durch herzogliche Bevollmächtigte durchgeführt. Grund war
die durch die Reformation Luthers (1517) entstandene religiöse Unruhe,
die jedenfalls in Teilen des Bistums zur Zerrüttung des geistlichen
Lebens geführt hatte. Durch die Visitation wollte der Bischof einen
detaillierten Einblick in die religiöse Situation der Pfarreien gewinnen.
Insbesondere sollte festgestellt werden, ob die Pfarrer und die Gläubigen
noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben
interessierte die Prüfer die Lebensführung der Pfarrer sowie
Umfang und Qualität ihrer religiösen Kenntnisse.
Im Bericht über Obermarbach
("Pfärl Obermorpach") heißt es, dass die Pfarrei
von einem Provisor geleitet wurde, der dem Pfarrer von Lamprechtshausen
ein Absentgelt zu entrichten hatte. Der bauliche Zustand der Kirche und
die Ausstattung waren zufrie-denstellend. Der Provisor wurde aber vom
Kirchenpfleger nicht gut beurteilt; der Priester trinkht gern und ist
sonst unfleißig, erzählte er dem Visitator.
Wenn Sie den ganzen Text des Visitationsberichts lesen möchten, klicken
sie hier...
Visitationsbericht
1584 19)
Dem Bericht eines Beamten des herzoglichen Rentmeisters über die
Visitation der Pfarrei Obermarbach im Jahr 1584 ist zu entnehmen, dass
damals im Vikariat Obermarbach 60 Kommunikanten, ein gehorsames Pfarrvolk,
lebten. Vikar war Johann Schüttgabler, seit 12 Jahren in Obermarbach,
seit 30 Jahren Priester, zu Passau ordiniert. Der Priester gab auf entsprechende
Fragen an, keine Konkubine mehr zu haben. Er habe ihr 50 Gulden
als Abfindung gegeben; nun lebe sie mit 6 Kindern in Edelzhausen. Sowohl
die Konkubine als auch das jüngste Kind seien blind. Der Visitator
schreibt, er habe den Priester ermahnt, sich priesterlich zu verhalten.
Anmerkung: Hoffentlich hat der Priester dies richtig verstanden und Frau
und Kinder nach der Visitation wieder zurückgeholt, wie dies in vielen
vergleichbaren Fällen geschehen ist.
|
Hinweis: Berichte über
das mangelnde Einhalten des Zölibats in früheren Jahrhunderten
werden heute teils schockiert, teils belustigt zur Kenntnis genommen.
Doch man sollte für die damalige Zeit nicht die heutigen Maßstäbe
anlegen. Zwar wurde das Zölibat 1139 für die gesamte kath.Kirche
erlassen, doch bis zum 30jährigen Krieg war es jedenfalls bei
uns üblich, dass die Pfarrer mit einer Frau zusammenlebten und
Kinder hatten. Dies wurde vom Volk anerkannt und vom Bischof (der
selbst Konkubinen hatte) toleriert. Erst durch die Reformation, die
den evang.Priestern das Heiraten erlaubte, änderte sich die Einstellung.
Aber nicht die Bischöfe, sondern die bayerischen Herzöge
setzten sich für die Einhaltung des Zölibats ein und sorgten
sich um die Erhaltung des rechten Glaubens. Nach dem 1583 vom Papst
erlassenen Mandat "Contra Clericos Concubinarios", waren
die Landesherren befugt, nach den "Beischläferinnen"
der Pfarrer zu fahnden und sie aus den Pfarrhäusern zu vertreiben.
Die Visitation 1584 war u.a. eine solche Fahndung. Oftmals zogen die
Frauen mit den Kindern für die Zeit der Visitation zu Verwandten.
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Den vollständigen Bericht über die
Visitation können Sie hier
lesen...
Dreißigjähriger Krieg
Auch im Dreißigjährigen Krieg hatte Obermarbach gelitten. Jedenfalls
vermerkte Pfarrer Johannes Baumgartner aus der zuständigen Pfarrei
Lampertshausen um das Jahr 1648 "Es sein noch etlich ganz bis in
grundt durch den Fendt verbrente brandstätt darunter auch das Vicariathauß
und stadl also verwüstet." Die Kirche dürfte aber keinen
Schaden erlitten haben; sonst wäre sie sicher in die "Schadensmeldung"
mit aufgenommen worden.
1735 war in die Kirche eingebrochen worden, wobei "sowohl das
Gemeuer als die Fenster ruiniert worden", wie der Pfarrer Georg Hecherer
schrieb. Zwei Tage hätten die Maurer mit der Reparatur zu tun gehabt.
Schmidt'sche
Matrikel von 1738/40 01)
In den Jahren 1738/40 besuchte der Freisinger Kanonikus Schmidt alle Pfarreien
der Diözese und beschrieb sie in der nach ihm benannten Schmidt'schen
Matrikel. Obermarbach war ein Vikariat (eine herausgehobene
Filiale) der Pfarrei Lampfritzhausen und wurde von dort aus mit einem
Vikar (Stellvertreter) besetzt. Der damalige Vikar war seit 1716
Georg Hecher. Er betreute 50 Communicantes (Gläubige) seelsorgerisch.
Das Pfarrhaus und die Ökonomiegebäude waren Holzbauten, die
einer Renovierung bedurften. Die Kirche selbst habe drei Altäre,
schrieb Schmidt. Der Hochaltar sei dem Kirchenpatron St.Vitus geweiht.
Auf ihm werde das Allerheiligste im Tabernakel aufbewahrt. Die beiden
Seitenaltäre hätten die Muttergottes und die 14-Nothelfer als
Patrone. Gottesdienste würden jeden zweiten Sonntag gefeiert. Das
Kirchweihfest werde am Sonntag nach dem Fronleichnamsfest gefeiert. In
der Sakristei würden Messgewänder in hinreichender Zahl aufbewahrt.
Im Turm hingen zwei geweihte Glocken. Im Friedhof stehe ein Beinhaus.
Die Einnahmen der Kirche verwalteten der Vikar und der Landpfleger in
Kranzberg. Der Bericht endet mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache:
"Das Vermögen dises Gottshauses mechte diser Zeit gegen 150
Gulden ausmachen".
Nachdem das Gotteshaus 1783 als
ruinös eingestuft worden war, veränderte man es bald danach,
um das Jahr 1783/85, weiter. So ist aus den Kirchenrechnungen
bekannt, dass Bildhauer und Kistler Anton Herzenfroh
aus Kollbach zwei Seitenaltäre erstellte oder renovierte; für
den zweiten stellte er 50 Gulden in Rechnung. Außerdem arbeitete
Herzenfroh an der Kanzel. 07)
Im Königlich-Bayerischen Regierungsblatt
von 1814 wird Pfarrer Piser aus Obermarbach lobend erwähnt,
weil er für die Wiederbewaffnung Bayerns nach dem verlorenen Russlandkrieg
Napoleons 5 1/2 Gulden stiftete (Rüstungsspende) 05)
Beschreibung
1820 13)
, 14)
Der bischöfliche Registrator Martin von Deutinger erstellte im Jahr
1820 eine "Tabellarische Beschreibung des Bisthums Freysing nach
Ordnung der Decanate". Sie enthält auch einen Kurzbeschreibung
der einzelnen Pfarreien.
Grundlage dafür waren die 1817 von jedem Pfarrer nach einem vorgegebenen
Muster eingereichten Pfarrbeschreibungen.
Die Tabellarische Beschreibung blieb bis zum Werk von Anton Mayer und
Georg Westermayer von 1874/84 05)
die ausführlichste Darstellung. Sie wurde von der bischöflichen
General-Vicariats-Kanzley ohne Namensnennung von Deutinger herausgegeben.
Die Beschreibung ist nach Pfarreien gegliedert. Im Abschnitt "Obermarbach"
wird die Pfarrei wie folgt beschrieben:
"Obermarbach, Dorf, Pfarrkirche, 65 Gläubige
in 12 Häusern, Säkularpfarrei Vic. (Pfarrer in Lampertshausen);Pfarrkirche
Patron
hl.Vitus, Kw (= Kirchweihfest): 3.Sonntag
nach Pfingsten".
1864 brannten fünf Anwesen und das Kirchendach bei einem
Großfeuer ab.
Beschreibung 1884 04)
Kirche und Pfarrei Obermarbach sind auch in der "Statistischen Beschreibung
des Erzbisthums München-Freising" aus der Zeit um 1874-84 enthalten,
die zunächst der Benefiziat Anton Mayer und -nach dessen Tod 1877-
Pfarrer Georg Westermayer
als Buch veröffentlichten. Diese bisher umfangreichste Diözesanbeschreibung
sollte in erster Linie den praktischen Bedürfnissen der Diözesan-
und Staatsverwaltung dienen. Daneben verwertete das Werk in Form von "kleinen Notizen" die Ergebnisse der aufblühenden orts- und lokalgeschichtlichen Forschung sowie die gedruckten Quellen und die von Heckenstaller und Deutinger gesammelten Unterlagen im Archiv des Erzbistums. Erste Grundlage
dieser "Mosaikarbeit" waren Mitteilungen der Pfarrämter.
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Geographie:
" Pfarrsitz auf einer Anhöhe gelegen. Die Pfarrei hat 101
Seelen in 15 Häusern". Obermarbach war damals (nach Rumeltshausen)
die zweitkleinste Pfarrei im Dachauer Land.
Pfarrei: "Das Präsentationsrecht hatte früher der
Pfarrer von Lamprechtshausen; nachdem Lamprechtshausen nach Steinkirchen
eingepfarrt worden war, wechselte das Recht zum Pfarrer von Steinkirchen.
Die Kirchenrechnung weist bei 1600 Mark Einnahmen und 112 Mark Lasten
einen jährlichen Reinertrag von 1488 Mark aus. Schuldenstand:
2500 Mark. Das Widum (=der Pfarrbauernhof) umfasst Grundstücke
von 60 Tagwerk (= 20 ha) Fläche der Bonität 9. Um 1808 war
das hölzerne Pfarrhaus abgebrannt und wieder aufgebaut worden.
1869 wurde es gegen das neuerbaute Wirthshaus vertauscht. Es ist geräumig,
passend und und bis auf Küche und Keller auch trocken. Gleiches
gilt für die Ökonomiegebäude. Die Matrikelbücher
beginnen 1750".
Pfarrkirche: "Erbauungsjahr unbekannt; Styl gothisch.
Die Geräumigkeit ist nicht zureichend. Baupflicht hat die Kirche.
Sattelthurm mit 2 kleinen Glocken, welche als Inschrift einen Theil
des Ae maria,aber keine Jahrzahl tragen.3 Altäre,davon 2 portatile
(=ohne Altarstein). Orgel nicht vorhanden. Cemeterium (=Friedhof)
bei der Kirche. Stiftungen: 8 Jahrtage und 15 Jahrmessen. Den Meßnerdienst
versieht ein Weber des Ortes. Wegen Mangels einer Orgel auch kein
Cantor aufgestellt. Kirchenvermögen: 5.700 Mark".
|
Beschreibung
1895 11)
Die Kirche St.Vitus in Obermarbach ist ganz kurz auch im Verzeichnis der
Kunstdenkmale des Königreichs Bayern erwähnt, dessen Dachauer
Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und
1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums
herausgegeben wurde. Dort heißt es:
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Kirche.
Gothisch, 15. Jahrhundert. |
-
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Einschiffig
mit wenig eingezogenem Chor, welcher ein Langjoch und Schluss in fünf
Achtecksseiten umfasst. |
-
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Thurm
an der Südseite des Chores, Einfacher Sattelthurm. |
-
|
östlich
an diesem die Sakristei. Langhaus flachgedeckt ; |
-
|
Chor
gewölbt, Netzgewölbe auf Consolen. Im Schluss ein runder
Schlussstein. |
Renovierungen
1711 |
Kirchenausbesserungen
durch den Maurermeister Hans Rainer aus Beinkirchen |
1735 |
Reparatur nach Kircheneinbruch |
1783/85 |
zwei Altäre,
Kanzel durch Bildhauer Anton Herzenfroh
aus Kollbach
07)
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1864 |
nach
Brand des Kirchendachs |
1903-1905
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durch Pfarrer Glas,
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1934 |
durch Pfarrer Kottmayr
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1951/52
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durch Pfarrer Klupack
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1979-1984
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durch Pfarrer Spreng
aus Jetzendorf |
Statistik
In den alten Matrikeln,
Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer wieder Zahlen genannt,
die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige),
Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist
die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind
deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf
die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei.
1560: Pfarrei mit erwachsenen Gläubigen (Communicantes)
1584: Pfarrei mit 60 erwachsenen Gläubigen (Communicantes)
1738: Pfarrei mit 50 erwachsenen Gläubigen (Communicantes)
1852: Gemeinde Obermarbach mit 15 Familien und 333 Einwohnern
1867: Gemeinde mit 243 Einwohnern, 101 Gebäuden
Ortschaft mit 85
Einwohnern in 33 Geb. (dazu Mittermarbch 84/29, Freimann 18/10, Oberhausen
46/25, Speckhof 10/4)
1874: Pfarrei mit 101 Gläubigen in 84 Häusern.
1876:
Gemeinde mit
273 Einwohnern, 125 Gebäuden, 45 Wohngebäude.
21
Ortschaft
mit 114 Einwohnern in 30 Geb. (dazu Mittermarbch 81/39, Freimann 16/10,
Oberhausen 54/30, Speckhof 8/5)
Baubeschreibung
Die Kirche hat einen gering
eingezogenen, zweijochigen Chor, der in drei Achtelseiten
schließt. Er wird außen durch zweifach abgetreppte Pfeiler
(siehe rechts) gestützt. An der Ostseite befindet sich
ein zugemauertes Fenster.
Das Langhaus ist mit
einem Joch
kaum länger als der Altarraum.
Südlich des Chors in der Ecke zum Turm ist die Sakristei
angebaut.
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Stützpfeiler
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Der Eingang
befindet sich unter einem Portalvorbau an der Westseite der Kirche.
Der fünfgeschossige Sattelturm mit quadratischem Grundriss
steht an der Chorsüdseite. Er dürfte im Zuge der Gotisierung
nach 1450 neu errichtet worden sein. Der Turm ist durch Ecklisenen
und Blenden sowie durch horizontale Wand-vorlagen gegliedert. Er besitzt
gedoppelte, rundbogige Schalllöcher. |
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Im Turm hängen zwei Glocken.
Eine davon wurde 1949 von Karl Czudno-chowsky
in Erding gegossen. Sie trägt die Aufschrift "Beatae Virginis
Mariae" und hat einen Durchmesser von 75 cm. Die Glocke ist
auf den Ton h' gestimmt und wiegt 210 kg.
Das Herstellungsdatum der anderen, älteren Glocke, ebenfalls
mit einem Durchmesser von 75 cm, ist nicht bekannt; es könnte
sich aber um die vor dem 1.Weltkrieg noch beschriebene Glocke aus
dem Jahr 1550 handeln.
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Eine Auflistung
der ältesten Glocken im Landkreis finden sie hier....
Wandkreuz
An
der südl.Außenwand ist ein Wandkreuz
unter einem dreieckigen Schutzdach mit Seitenstreifen angebracht.
Es stammt aus der Zeit um 1900. Der Korpus zeigt keine Blutspuren
(mehr ?). Auch eine Dornenkrone fehlt.
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Hinweis:
Ob Jesus auch am Kreuz die Dornenkrone getragen hat, ist der
Bibel nicht zu entnehmen. Dies wird aber in den Apokryphen erwähnt.
Die hl.Birgitta, die Patronin Altomünsters, hat in ihren
Offenbarungen geschrieben, die Dornenkrone sei Jesus nach dem
Anheften an das Kreuz aufgesetzt worden. |
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Wandkreuz außen
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Grabdenkmäler
(Epitaphe) an den Außenwänden erinnern an ehemalige Geistliche:
Epitaph 1936
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Epitaph für
Andreas Sedlmair,
heller Marmor, oben Kelch mit Hostie auf Bibel.
Text auf dem Epitaph:
Unvergessen ruht hier HH Andreas Sedlmair von hier, Expositus in Oberdarching,
gest. am 6.Juni 1936 im 19.Priesterjahr und im 44.Lebensjahr
R.I.P. (=Requiescat in Pace) Ich weiss, dass ein Erlöser lebt"
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Epitaph 1914
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Epitaph für
Johann Glas, weißer
Marmor, oben Kelch mit Hostie.
Text auf dem Epitaph:
"Hier ruht der hochwürdige Herr Johann Ev. Glas, Pfarrer
und Dekan dahier, 1880 - 1914, geb.zu Neufahrn 24.10.1840, gest.zu
Obermarbach 17.2.1914, im 42.Priesterjahr.
Allhier lieg ich und wart auf Dich, drum bete, bet für mich
R.I.P." |
Epitaph 1848
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Ein
weiteres Epitaph aus Solnhofener Stein erinnert an Pfarrer Aloys
Klee, der vom 6.März 1819 bis 10.Juni 1848 gelebt hat.
Text: "Ruhestätte des Hochwürdigen Hochgeehrten Herrn
Aloys Klee gew.Pfarrers dahier, geb. in Gundelfingen,
den 6ten Merz 1809, welcher nach kaum zweijähriger Pastorisierung
dieser Pfarrey als 13 jähriger Priester,
voller Ergebung in den heil.Willen Gottes am 10.Junj 1848, nachmittags
3 Uhr, am heil.Pfingstabend in seliger Hoffnung dahier starb".
Dank und Liebe folgte Ihm nach. Mit Friede und Seligkeit löhne
Ihm der Herr, Amen.
|
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Hinweis: Epitaphe
gibt es in unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als Gedächtnismal
für einen oder mehrere Verstorbenen in Form einer Steinplatte,
die innen oder außen an der Kirchenwand senkrecht aufgestellt
wird. Epitaphe wurden für diesen Zweck eigens angefertigt und
können künstlerisch aufwändig gestaltet sein; sie sind
normalerweise keine früheren Grabplatten.
Epitaph kommt aus dem Griechischen (Epi bedeutet bei, auf und taphos
bedeutet Grab). Das Epitaph ist trotz seiner Wortbedeutung "beim
Grab" kein Grabmal, weil sich i.d. Regel weder dahinter noch
darunter ein Grab befindet.
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Innenausstattung
Altarraum
/Chorraum
Der gering
eingezogene, zweijochige Chor ist mit einem spätgotischen
Netzgewölbe überdeckt. Die Gewölberippen
haben einen birnenförmigen Quer-schnitt und münden in
einen runden Schlussstein;
an den Wänden stützen sie sich auf Konsolen.
Die Vielzahl der Rippenbögen im Netzgewölbe ist nicht
- wie z.B. beim Kreuzrippengewölbe- allein durch die Statik
bedingt, sondern dient auch der Zierde.
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Netzgewölbe
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"Das sich selbst tragende
Gewölbe fasziniert bis heute jeden Betrachter. Seine Elemente
müssten herabstürzen und werden doch durch ein geniales
System der Kräfteableitung zusammen-gehalten.
Das Gewölbe ist nicht nur eine techni-sche Hochleistung, sondern
vermittelt, mehr als eine Flache Decke es vermag, Schutz und Geborgenheit",
schreibt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz.
23
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Konsole
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Hinweis: Die Schlusssteine
werden als letztes in einen Bogen oder im Knotenpunkt von Rippen
eingesetzt. Sie verteilen den Druck des Gewölbes auf die einzelnen
Rippen und geben dem statischen Gefüge den entschei-denden
Halt. Deshalb hat man sie besonders verziert.
Neben seiner bautechnischen
Aufgabe hat der Schlussstein auch eine religiöse Bedeutung.
Denn Paulus schreibt im Epheserbrief (Eph. 2,19-22) : "Ihr seid
das Fundament der Apostel und Propheten. Der Schlussstein ist Jesus
Christus selbst. Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und
wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn (Eph. 2,20-22). Und
Goethe lässt in Faust II den Kaiser zum Erzbischof sagen: "Wenn
ein Gewölbe sich dem Schlußstein anvertraut, dann ist`s
mit Sicherheit für ewige Zeit erbaut". 23)
|
Der Altarraum schließt mit drei Seiten eines Achtecks und
wird durch zwei Fenster auf der Nordseite erhellt.
Choraltar
Der spätbarocke Hochaltar
von 1730 ist mit vier glatten Säulen u.reichem Schnitzwerk
geschmückt. Sein Holz ist rot und grau marmoriert, d.h.
mit dem Muster einer Marmormaserung bemalt.
Der
Altar ist raumhoch und 2 1/2 Meter breit. Auf dem von den Säulen
getragenem Gebälk stehen Ziervasen.
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Im
Mittelteil weist das Altarblatt von 1730 auf den Patron der Kirche,
St.Vitus hin. Darunter ist der Tabernakel von 1910 platziert.
Vor den Säulen stehen Figuren der Pestheiligen St.Rochus und
St.Sebastian aus dem 17.Jh. |
Altarauszug
Den
oberen Abschluss des Altars bildet der Auszug, auch Auszug genannt.
Er besitzt seitliche Voluten und rocailleartige Ornamenten, die zusammen
die Form eines Dreiecks bilden. Auf den Voluten sitzen Engel. |

Maria-Hilf-Bild
im Auszug
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Im Auszugsgemälde
(Öl auf Leinwand) wird die Muttergottes in einer
Maria-Hilf-Darstellung mit einer halbplastisch hervortretenden
Krone aus Silber dargestellt. Die Darstellung ist dem Passauer Mariahilfbild
nachgebildet, dessen Original von Lucas Cranach d.Älteren stammt.
Das Bild in Obermarbach erscheint gestaucht und ist wohl eine der
schwächeren Nachbildungen.
Mehr zum Passauer Mariahilfbild hier...
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Mittelteil
In
der Mittelnische des Altars hängt das
Altarblatt (ebenfalls von 1730). Das Ölbild (auf
Leinwand) zeigt das Martyrium des Kirchenpatrons, des heil. Vitus.
Er sitzt im Kessel mit heißem Pech. Ein Henker entfacht
darunter ein Feuer, ein weiterer bringt Holzscheite herbei. Auf dem
Gewölk im oberen Bild-teil halten zwei Engel den Siegeskranz
und die Märtyrerpalme bereit. Zwei Putten lugen unter den Wolken
hervor.
Über dem Altarblatt eine Inschriftenkartusche mit dem Text "St.Vitus". |
St.Vitus im Ölkessel
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Hinweis: Vitus wurde schon
als Kind von seinem heidnischen Vater wegen seines christlichen
Glau-bens vor Gericht gestellt. Den Folterknechten ver-dorrten die
Arme, aber Vitus heilte sie. Der Vater schloss ihn mit musizierenden
und tanzenden Mädchen ein, die ihn verführen sollten.
Als er ihn dabei durchs Schlüsselloch beobachtete, wurde er
blind. Kaiser Diokletian wollte Vitus mit schweren Eisenplatten
erdrücken, in einem heißen Ölkessel sieden oder
ihn den Löwen vorwerfen. Nichts gelang. Dann wurde er mit Haken
zerfleischt.
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Assistenzfiguren
St.Rochus
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Auf den halbrunden Postamenten
zwischen den Säulen stehen als Assistenzfiguren die beiden
Pestheiligen Rochus und Sebastian, jeweils aus dem 17.Jh.
- Der hl.Rochus in Pilgerkleidung
weist mit seiner Hand auf die Pestbeule am Oberschenkel.
- Der
hl.Sebastian steht, von fünf Pfeilen durchbohrt, am
Marterbaum, an einem astlosen Baumstumpf.
Hinweis: Rochus (1295-1327) trat in den Dritten Orden der
Franziskaner ein und begab sich auf Pilgerfahrt nach Rom; unterwegs
half er bei der Pflege von Pestkranken. Er wurde selbst pestkrank
(Pestbeule am Oberschenkel) und zog sich in eine Hütte im Wald
zurück. Dort pflegte ihn ein Engel und ein Hund brachte ihm
Brot, bis er genesen war und heimkehren konnte. Daheim wurde er
für einen Spion gehalten und bis zu seinem Tod eingekerkert.
Rochus wird in einigen Gegenden zu den 14 Nothelfern (zuständig
für Bein- und Knieleiden) gerechnet.
Sebastian war im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde,
der auf Befehl des Kaisers Diokletian mit Pfeilen durchschossen
wurde. Er erholte sich aber durch die Pflege der Witwe des Märtyrers
Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin
mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie
abgewendet worden sein. Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron
und -der Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften
verehrt.
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St.Sebastian
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Tabernakel
Der neubarocke
Tabernakel wurde nachträglich
um 1900/10 eingebaut. Er besteht aus Holz, ist hellrot marmoriert
und besitzt eine vergoldete Ornamentik. Seitlich sind zwei Voluten
angefügt. Gekrönt wird der Tabernakel durch eine vergoldeten
Rocaille-aufsatz. |
Tabernakel
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Hinweis: Tabernakel
ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh übliche
Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten zur
Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht war. Der Tabernakel
dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen)
zur Aufbewahrung verwan-delter Hostien für die Sterbenden. Im
hohen Mittel-alter wurde er auch Ort der Anbetung und Ver-ehrung Christi
in der Gestalt dieses eucharistischen |
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Brotes. Der Ort
und die Form der Aufbewahrung änderten sich im Laufe der Jahrhunderte
häufig. Das Triden-tinische Konzil (1545 - 63) ordnete die Aufstellung
des Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland,
wo man lange daran festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken
und Sakramentshäuschen aufzubewahren, erst im 18. Jh. umgesetzt.
Das 2. Vatikanische Konzil (1962-65) lässt dies wieder zu. Deshalb
werden in modernen oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig
in die Wand eingelassen oder stehen frei auf einer Säule. |
Hinter dem Hochaltar steht ein alter
dreiteiliger Beichtstuhl
mit offenen, sehr abgeschrägten Seitenteilen, die auch bei engen Verhältnissen
einen problemlosen Zutritt erlauben.
Beichtstuhl
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Hinweis: Über
Jahrhunderte hinweg wurde das Bekenntnis der Sünden offen im
Kirchenraum beim Sitz (Kathedra) des Bischofs, später bei dem
des Priesters im Altarraum abgelegt. Dieser besonders hervorgehobene
Sitz des Beichtvaters war die Ausgangsform des Beichtstuhls. Durch
die irisch-schottischen Mönche wurde die Beichte im 10.Jh individualisiert,
d.h., nicht mehr öffentlich abgelegt. Dazu bedurfte es nicht
nur einer größeren Zahl von Priestern, sondern auch neuer
Einrichtungsgegenstände. Der heutige Beichtstuhl entwickelte
sich allerdings erst ab dem 16.Jh. zu einem feststehenden, meist
dreiteiligen, mehr oder weniger geschlossenen Beichtgehäuse
mit dem Mittelteil für den Priester (in dem der Priester sitzt
- deshalb Beichtstuhl) und mit der Trennung von Priester und Beichtenden
durch eine Zwischenwand mit Sprechgitter. Die Beichtenden knien
abwechselnd in den Seitenteilen. Damit wurden bessere Bedingungen
für einen anonymen Vollzug der Beichte geschaffen. Die Beichte
geht auf das Bibelwort "Er hauchte sie an und sprach zu ihnen:
Wem Ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem Ihr
die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert" (Joh.20,22) zurück.
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Figuren
und Gegenstände an der Wand
des Altarraums
Die
älteste Skulptur ist eine halbfigurige
St.-Vitus-Darstellung, die sich an der Südostwand im
Chor befindet und aus der Zeit um 1530 stammt. St.Vitus mit
flacher Haube und in ein grün-rotes Gewand gekleidet, sitzt auf
einer Bank und hält in der Rechten einen Märtyrerpalmzweig.
Die Finger-stellung an der linken Hand lässt darauf schließen,
dass sich darin ein weiteres Attribut befunden hat.
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St.Vitus-Figur
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Es
ist eine der wenigen Darstellungen des Heiligen ohne Ölkessel.
Der Palmzweig stellt den Sieg des Märtyrers über Welt und
Fleisch dar. Er nimmt Bezug auf die Offenbarung des Johannes (Apo.
7,9), in der es heißt: "Danach sah ich eine große Schar
aus allen Nationen ... Sie standen in weißen Gewändern
vor dem Thron und vor dem Lamm und trugen Palmzwei-ge in den Händen".
Hinweis: Vitus ist einer der 14 Nothelfer und Patron für 30 Krankheiten.
Bekannt ist der Veitstanz, Chorea, eine Nervenkrankheit mit ungewollten,
|
|
spastischen Bewegungen
des gesamten Körpers, die sich willentlich nicht unterdrücken
lassen und durch eine organische Schädigung im Zentralnervensystem
bedingt sind. Er ist auch Schutzpatron gegen das Bettnässen,
weil man in früheren Jahrhunderten den Ölkessel als großen
Nachttopf deutete. |
Kreuzigungsgruppe
Kanzelkreuz und
Mater dolorosa
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An der Nordseite hängt
ein großes Kruzifix
mit dreipassförmigen Kreuzbalkenenden (um 1890). Es handelt
sich um einen sog. Viernageltypus. Die Beine liegen nebeneinander
am Kreuzstamm auf, jeder Fuß ist von einem Nagel durchbohrt,
zusammen mit den Nägeln der Arme also vier, daher die Bezeichnung
"Viernagel-typus". Diese Darstellung war in den ersten 1200 Jahren
des Christentums üblich. Seit der Gotik werden die Beine des
Gekreuzigten auf Darstellungen im Allgemeinen nicht mehr nebeneinander,
sondern übereinander geschlagen und mit nur einem Nagel befestigt,
wiedergegeben.
Unter dem Kruzifix steht die Figur
einer trauernden Muttergottes (Mater
dolorosa) aus der gleichen Zeit. Das sonst bei ähnlichen
Darstellungen vorhandene Schwert der Schmerzen fehlt hier.
Hinweis: Das Kreuz nennt man auch Kanzelkreuz,
weil es in der Regel der Kanzel gegenüber (hier in Obermarbach
schräg gegenüber) an der Wand angebracht ist. Es erinnert
den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus
schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache
soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung
Christi zum Inhalt haben.
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Das
Chorgestühl an der südlichen Seite des Altar-raums
besteht aus einer Bank mit Kassettenfüllungen neueren Datums.
Alt sind noch die Wangen der Stühle mit Frührokoko-Schnitzereien.
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Chorglocke
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Neben
dem Chorgestühl befindet sich der Eingang zur Sakristei. Dort
hängt die Chorglocke
oder Sakristei-glocke, die mit einem roten Zugband zum Klingen gebracht
wird.
Die Chorglocke wird geläutet, wenn Priester und Ministranten
bei Beginn der Messfeier die Sakristei verlassen und den Chor betreten. |
Prozessionslaterne
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Am Chorgestühl
sind die Prozessionslaternen
befestigt. Auch sie stammen aus der Zeit um 1890. Eine Laterne
ist im barocken, die andere im neugotischen Stil gearbeitet. Beide
bestehen aus Messing und sind mit Ofenrohrlack überstrichen.
Die Laternen können innerhalb des auf der Stange befestigten
Bügels frei schwingen. So bleibt die Kerze im Innern immer in
senkrechter Lage. |
Das neugotische
Taufbecken aus der Zeit
um 1890 besteht aus blau und braun gefasstem Holz. Es steht auf einem
schmalen, achteckigen Fuß. Das ebenfalls achteckige Becken erweitert
sich nach oben und ist mit geschnitztem, farbig gestalteten Maßwerk
verziert. Auf dem sich verjüngenden Deckel sitzt ein Kreuz.
|
Hinweis:
Die Taufe der frühen Christen fand ursprünglich im
Freien statt, überall dort, wo fließendes oder stehendes
Wasser vorhanden war. Mit der Verlegung der Taufe in den Kircheninnenraum
schuf man dort eigene Taufbecken. Als sich im 11.Jh die Praxis
der Kindertaufe weitgehend durchsetzte, begann man mit der Errichtung
erhöhter Taufgefäße; die Bodenbecken erwiesen
sich für die Kindertaufe als weniger geeignet. Das Taufbecken
besitzt in der Regel eine
achteckige Form, weil die Zahl acht und das Achteck als Symbol
für Erneuerung, Wiedergeburt und Herrschaft angesehen werden.
Taufbecken und Deckel sind meist mit ornamentalem oder |
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Taufbecken
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architektonischem
Zierrat geschmückt. In der Barockzeit wurde auf dem Deckel häufig
die Taufe Jesu figürlich dargestellt. Sie ist Vorbild für
das Taufsakrament und geht auf Empfehlungen des Konzils von Trient
(1545 bis 1563) zurück. |
Kanzel
Die
auf einem verzierten Holzständer errichtete Kanzel
ist ebenfalls neugotisch. Sie ist in den Farben braun, rot und blaugrau
gefasst. Das Schnitzdekor ist vergoldet. Auch die Kanzel ist mit dem
für den neugotischen Stil so typischen Maßwerk und Schablonenmalerei
verziert. |

Kanzel
|
An der Rückwand ist eine
Türe eingelassen, die von der Sakristei aus bequem zu erreichen
war. Seit der Verkleinerung des Sakristeigebäudes bei einer
der letzten Renovierungen wurde der Zugang beschwer-licher geworden.
Denn man kommt nur noch über eine Zugtreppe dorthin.
Der Schalldeckel ist einem zehnstrahligen Stern-gewölbe nachgebildet.
Er wird gekrönt durch einen Aufsatz mit Kreuzblume.
Die heutige Kanzel ersetzte ein früheres Werk von Anton
Herzensfroh aus dem Jahr 1785.
|
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Hinweis: Die Predigt wurde
in altchristlicher Zeit -ähnlich wie heute- von einem Ambo
aus gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich
im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt
ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen,
was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt.
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Am polygonalen Kanzelkorb
sind in Reliefs die vier Evangelisten
mit ihren Symbolen dargestellt: Matthäus mit einem Menschen oder
Engel, Markus mit dem Löwen, Lukas mit dem Stier und Johannes
mit dem Adler. |
Kanzelkorb
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Hinweis: Die vier Symbole
geflügelter Mensch, geflügelter Löwe, geflügelter
Stier und Adler reichen
zurück bis in den babylonischen Mythos. Dort stellten sie die
vier Astralgötter Nergal (Flügellöwe), Marduk (Flügelstier),
Nabu (Mensch) und Mimurta (Adler) dar, die vor den Heiligtümern
Wache hielten. Im Alten Testament werden sie in den Gottesvisionen
Ezechiels (Ez 1,1-14), im Neuen Testament in der Offenbarung des
Johannes (Kap.4 Vers 7) als die vier Lebewesen, die rings um Gottes
Thron stehen, erwähnt. Zuerst bildete man sie nur im Zusammenhang
mit dem thronenden Christus ab. Als Evangelistensymbole dienen sie
erst seit dem frühen Mittelalter (durch die Kirchenväter
Irenäus und Hippolyt um das Jahr 200).
Seit Hieronymus (347-420) werden sie wie folgt gedeutet:
Der geflügelte Mensch (nicht Engel !) bei Matthäus
weist auf den Stammbaum Jesu und auf dessen Geburt
(mit deren Bericht das Matthäusevangelium
beginnt) hin.
Der geflügelte Löwe ist Sinnbild für
Markus, weil das Markusevangelium mit der Predigt des Johannes
in der
Wüste, dem Lebensraum des Löwen, beginnt
und weil sein Evangelium die Kraft der Auferstehung und
Todesüberwindung betont.
Der geflügelte Stier (als Opfertier) des Lukas
galt als Zeichen für den Beginn des Lukas-Evangeliums, das
mit dem Opfer des Zacharias einsetzt und das
am innigsten auf den Opfertod Christi hindeutet.
Den Adler des Johannes versteht man als Symbol
für den spirituellen Höhenflug des Johannes-Evangeliums,
das mit den Worten beginnt "Im Anfang
war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort".
|
Der
Zelebrationsaltar
besteht aus einem Steinblock, in den an der Vorderseite die Reliquien
eingebettet sind. Er wurde um 1970 aufgestellt, im Zuge der Liturgiereform
durch die Beschlüsse des 2.Vati-kanische Konzils, und bedeutet
eine Rückkehr zu den Wurzeln der Eucharistiefeier. |
Zelebrationsaltar
|
Der Zelebrationsalter ersetzt
liturgisch voll den Hochaltar. 24)
zur Geschichte der Zelebrationsaltäre:
hier klicken...
|
Ewig-Licht-Ampel
Über dem Zelebrationsaltar
hängt am Chorbogen die
Ewig-Licht-Ampel. Sie besteht aus versilbertem Messing mit
Verzierungen in Treibarbeit (von der Rückseite aus gehämmert).
Die Ampel stammt aus der Zeit um das Jahr 1900.
Die kirchlichen Vorschriften haben das Material für die Ewig-Licht-Ampeln
zwar nicht explizit festgelegt; doch es sollte, so die Beschlüsse
des Konzils von Trient (1545-1563), "der Würde der Kirche"
entsprechen. Dies zielte in erster Linie auf das Material Silber,
doch auch versilbertes Messing dürfte diese Voraussetzung noch
erfüllt haben.
22)
|

Ewig-Licht-Ampel
|
Hinweis:
Das rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt
oft als Erkennungsmerkmal eines katho-lischen Gotteshauses. Früher
gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der
wachsenden Verehrung der aufbewahrten Eucharistie hat sich etwa seit
dem 13. Jh. der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel, wo
das Allerheiligste aufbewahrt wird, herausgebildet, nachdem der Johanniter-
Ritterorden das Ewige Licht von den Kreuzzügen aus dem Heiligen
Land mitgebracht hatten. Durch sein dauerndes Brennen weist es darauf
hin, dass in der Kirche geweihte Hostien aufbewahrt werden. Meist
sind die von der Decke herabhängenden Ampeln aus Silber oder
versilberten Material gebaut, in eleganten Formen und mit vielen grazilen
Verzierungen versehen. |
Langhaus
/ Kirchenschiff
Das Kirchenschiff
wird von einer barocken Flachdecke über einer Hohlkehle
überspannt. Einziger Schmuck ist eine mit rosa Farbe abgesetzte,
umlaufende Profilleiste. Die unteren Teile der Wände haben eine verstärkte
Mauerdicke, die auf verbliebene Reste eines Vorgängerbaues (also
aus der Zeit vor dem 15.Jh) hindeuten.
Seitenaltäre
Nothelferaltar
|
Die beiden die
160 cm breiten Seitenaltäre wurden von der Mayer'schen
Kunstanstalt, München, im Jahr 1868 im damals modernen
neugotischen Stil gefertigt. Sie ersetzten die 1785 von Simon Mayr
(andere Quelle: von Anton Herzensfroh) erstellten und vom Maler Joseph
Neher aus Biberbach gefassten Altäre.
Wegen der geringen Breite der Kirche stehen Seitenaltäre fast
parallel zur Außenwand; so ist die Sicht zum Hochaltar kaum
beeinträchtigt. Die Altartische sind mit Holz und vergoldeten
Rahmenleisten verkleidet.
An den Predellen sind vergoldete Stab- und Maßwerkblenden
und Schablonenmalerei zu sehen. Die Altaraufbauten sind typisch neugotisch,
mit krabbenbesetzten Fialen
und spitzbogigen Giebeln (Wimperg). An den Seiten haben sie Blattranken-Schnitzereien;
gekrönt werden sie durch ein aufgesetztes Kreuz. |
Josefsaltar
|
Linker
Seitenaltar
Am
linken Seitenaltar sind vor einem Hintergrund mit Schablonenmalerei
die Muttergottes und die 14 Nothelfer in einem bunt gefassten
Relief dargestellt. Im Auszug sitzt ein Engel.
Im Relief sitzt Maria mit dem Jesuskind auf einer Wolke im hinteren
Bereich. Um sie herum gruppieren sich die 14 Nothelfer. Zu erkennen
und zu unterscheiden sind sie an ihren Attributen, die sie mit sich
führen. Die Nothelfer waren beim einfachen Volk sehr belieb und
entsprachen häuslichem Zweckdenken. Jeder Heilige war Schutzpatron
für genau umgrenzte körperliche und seelische Nöte. |
Links oben in Ritterrüstung
mit Speer in der Hand, der hl.Georg, angerufen gegen Seuchen
der Haustiere.
Darunter St. Panthaleon, dem die Hände auf den Kopf genagelt
sind (Patron der Ärzte und Helfer gegen Kopfweh).
Davor der hl. Vitus mit einem Märtyrerpalmzweig in der
Hand. Er wird bei Veitstanz angerufen und ist zugleich Schutzpatron
gegen das Bettnässen.
Daneben steht der Hl.Dionysius, sein eigenes abgeschlagenes
Haupt auf einem Buch tragend, - angerufen gegen Kopfschmerzen
Links unten hält Bischof Erasmus eine Ankerwinde in Händen.
Er war ursprünglich Patron der Matrosen. Doch sein Attribut wurde
bei uns als Marterinstrument missverstanden. Da er angeblich durch
Herausspulen der Gedärme den Tod fand, wurde er folgerichtig
zum Nothelfer bei Bauchschmerzen.
Neben ihm St. Blasius, ebenfalls in Bischofsornat, mit zwei
Kerzen in der Hand (er heilte ein Kind, das eine Fischgräte verschluckte),
angerufen gegen Halsleiden.
Unten in der Mitte sitzen bzw. knien die drei heiligen Madl:
Links die Königstochter St.Katharina mit den Marterinstru-menten
Schwert und Marterrad (angerufen gegen Zungen-leiden und Sprachschwierigkeiten)
neben ihr St.Barbara mit Turm und Kelch (sie war in einen Turm
gesperrt; der Kelch in ihrer Hand versinnbildlicht die einem Sterbenden
gereichte letzte Kommunion). Sie gilt als Patronin der Sterbenden.
vor ihr kniet St.Margarete mit Kreuz und Drachen (ihr erschien
der Teufel = das Böse in Gestalt eines Drachen). Sie ist Helferin
bei Geburt und gegen Unfruchtbarkeit.
Rechts außen der hl.Cyriakus mit Buch als Exorzismus-Text
(er heilte die besessene Tochter Kaiser Diokletians). Er ist
ist Patron der Zwangsarbeiter und wurde angerufen bei schwerer körperlicher
Arbeit; gegen Versuchung und böse |
14-Nothelferbild am linken
Seitenaltar - Tippen Sie auf die Figuren
|
Geister, darüber
der St.Achatius mit Buch und einem verdorrten Zweig in den Händen,
der in Todesängsten und ausweglosen Lagen angerufen wird. Darüber
steht der junge St.Ägidius mit einer Hirschkuh. Als Einsiedler
nährte ihn eine Hirschkuh mit ihrer Milch. Wegen eines angeb. Wunders
im Zusammenhang mit der Beichte von Karl d.Großen gilt er als
Beistand einer guten Beichte und Vergebung. Dahinter und darüber
sieht man St.Eustachius mit dem Kopf eines Hirschen, der ein
Kreuz zwischen dem Geweih trägt. Er wird in allen schwierigen Lebenslagen
angerufen. Ganz oben rechts der hl. Christophorus mit dem Jesuskind
auf der Schulter (angerufen gegen unvorbereiteten Tod).
Rechter
Seitenaltar
Der
rechte Seitenaltar ist dem hl. Josef
geweiht. Er blickt liebevoll zum Jesuskind, das er auf seinem
Arm trägt. In seiner Rechten hält er eine blühende
Lilie.
Die Josefsfigur wird assistiert von kleineren Statuen der
Heiligen Franz Xaver und Aloisius.
Franz Xaver
(links) ist in das dunkle Gewand der Jesuiten gekleidet. An seinem
Gürtel hängt eine auffällige Kette mit Medaillon.
St.Aloisius
ist als junger Mann dargestellt. Er trägt ein Chorgewand
(Albe). In der linken Hand hält er ebenfalls eine Lilie.
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St.Josef mit
SS.Aloisius u. Franz Xaver
|
Hinweise:
Joseph war der Vater Jesu - oder Ziehvater Jesu, da nach altchristlicher
Überzeu-gung Jesus der Sohn Gottes ist und durch den Heiligen
Geist im Schoß der Jungfrau Maria gezeugt wurde. Joseph stammte
aus dem Geschlecht des Königs Davids, aus dem nach dem Zeugnis
des Alten Testaments der Messias hervorgehen werde. Er lebte als
Zimmermann in Nazareth. Seit dem Mittelalter gelten weiße
Lilien als Symbol für Reinheit und Keuschheit. In der Hand
Josefs soll diese Blume letztendlich besagen, dass er eine nach
ihm benannte "Josefsehe" führte und deshalb nicht der natürliche Vater Jesu gewesen sein konnte.
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Aloisius
trat 1585 gegen den Willen des Vaters in den Jesuitenorden ein.
Dort widmete er sich theologischen Studien und der Krankenpflege.
In zahlreichen Briefen betrieb er auch Seelsorge an Jugendlichen.
Luigi starb während einer Pestepidemie, nachdem er sich bei
der Pflege von Kranken die tödliche Ansteckung holte. Die Volksfrömmigkeit
verzeichnete das Bild dieses Heiligen zu einem keuschen Unschuldsengel,
der sich nicht einmal getraut habe, seine Mutter anzuschauen und
Frauen nur mit niedergeschlagenen Augen begegnet sei.
Franz Xaver, ein Spanier, war ein Zeitgenosse von Ignatius
von Loyola und einer der ersten Jesuiten. Von Goa in Indien aus
missionierte er auf mehreren Reisen den fernen Osten u.a. Japan
und China und taufte dort viele Menschen. Das hochgehaltene Kruzifix
erinnert an den Eifer, mit dem er die Botschaft vom Gekreuzigten
verkündete. In der Münchner Michaelskirche befindet sich
eine Knochenreliquie mit dem Spruchband: "25 Tote erweckt,
120.000 getauft". Die Zahl der Taufen war damals -anders als
heute- ein Maßstab für den Erfolg der Mission. (Gedenktag:
3.Dezember).
|
per
Mouseklick zu den Beschreibungen
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Die
14 Bilder der Kreuzweg-stationen,
die konzentriert an der Emporenbrüstung und an der Rückwand
angebracht sind, sind noch im Rokokostil gehalten. Sie sind
mit Ölfarben auf Holzunter-grund gemalt. Die Profilrahmen
sind marmoriert. Auf die Rahmen sind Volutentafeln mit den Stationsnummern
aufgesetzt. |
Kreuzwegbild
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Bei den Gemälden
könnte sich um die Bilder handeln, die die Pfarrersköchin
1773 gestiftet hat. Interessant ist, dass die Kreuzwegbilder hier
in Obermarbach, in Kleininzemoos und in der Klosterkirche von
Altomünster nach der gleichen Vorlage gemalt sind: Es handelt
sich dabei um den vom italienischen Künstler Giovanni Domenico
Tiepolo (1727-1804) im Jahr 1747 für das Orato-rium von San
Polo in Venedig gemalten Kreuzweg, der übrigens der erste
Kreuzweg für Kirchenin-nenräume in Venedig war.
Mehr über die Geschichte des Kreuzwegs
...
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Sehr schön
sind auch die schmiedeeisernen Apostelleuchter
im neuromanischen Stil mit den als Fresko an die Wand gemalten Apostelkreuzen.
Hinweis: Die Apostelleuchter erinnern an das in der Apokalypse (21,14)
beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf
Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind.
Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems.
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Apostelleuchter
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Empore
Die Empore mit ihrem geschwungenen
Treppenaufgang besitzt eine gerade, weiß verputzte Brüstung.
Eine Orgel ist nicht vorhanden. Der Gesang der Kirchenbesucher
wird mit einem Harmonium begleitet.
Die Eingangstüre
aus Eichenholz auf der Westseite ist zweiflügelig. Sie besitzt
noch alte, schwere Beschläge aus Schmiedeeisen.
Eine Besonderheit, die im Landkreis Dachau sogar einmalig ist, ist
der in die Türe eingebaute Opferstock
aus dem Ende des 17.Jh, in den eine Spende auch bei geschlossener
Kirchentüre eingeworfen werden kann. |
Opferstock
|
Pfarrhof
1584:
Die erste Nachricht von einem Pfarrhof in Obermarbach ist im Visitationsbericht
von 1584 enthalten. Damals wohnte dort Johann Schüttgabler, der Vikar
der Kirche (= Vertreter des Pfarrers), die damals der Pfarrei Lamprechtshausen
unterstellt war. Im Bericht heißt es noch es kurz: "Den Pfarrhof
hat er (der Vikar) neulich verbessern lassen". Der Pfarrhof
hatte somit schon einige Zeit vorher bestanden. 18)
1740
schrieb Kanonikus Schmidt, das Pfarrhaus und die Ökonomiegebäude
seien Holzbauten, die einer Renovierung bedürften. 01)
1808
brannte der Stadel des Pfarrhofs ab. Es war Brandstiftung. Die "Münchener
politische Zeitung" vom 3.7.1811 schrieb dazu:
|
"Am
7.Juni Nachts 12 Uhr, legte Dobmaier im Stadel des Pfarrers zu Obermarbach,
im Bezirke des königl. Landgerichts Dachau, Feuer ein, mit der
gewöhnlichen Absicht, Geld zu erhaschen. Neben dem Pfarr-Hofe
fand er ein Schreibpult, trug solches auf das Feld unter eine Hecke,
öffnete es, nahm daraus gegen 100 fl. in Geld, und kehrte dann
durch das Jetzendorfen-Gehölz nach Hause zurück. Bey diesem
Brande wurde nicht nur ein die Summe von 3000 fl. übersteigender
Schaden gestiftet, sondern es verbrannte auch ein Dienstjunge, welcher
im Pferdstalle schlief." |
Dobmaier hatte
viele Brände vor allem in Pfarrhöfen gelegt, um dort während
der allgemeinen Verwirrung Geld zu stehlen. Der Brandstifter wurde 1809
gefasst, zum Tode durch Verbrennen verurteilt, später zur Hinrichtung
mit dem Schwert begnadigt.
Über den Täter, den Hergang der einzelnen Brandstiftungen und
den Strafprozess schrieb die Münchener politische Zeitung einen ausführlichen
Bericht, den Sie hier lesen
können...
1933 wird er als "auf luftiger Höhe gelegenen, geräumigen
Pfarrhof" bezeichnet, zu dem nicht einmal ein Möbelwagen fahren
konnte. 28)
Hans Schertl
Quellen:
01)
Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing,
1849/50
02) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches
Handbuch des Königreiches Bayern, 1852
03) Arthur v. Ramberg,Joseph Heyberger,
Topograph.-statist. Handbuch des Königreichs Bayern, Band 5, 1867
(Statistik)
04) Anton Mayer
/Georg Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbistums München-Freising.
München 1874-1880
05) Königlich Bayerisches Regierungsblatt
S.998, 1814 (Rüstungsspende)
06) Georg Brenninger, Kunsthandwerker der Barockzeit
in Kirchen des Gerichts Kranzberg, Amperland 1987/4
07) Max Gruber, Im Amperland
tätige Kistler, Schreiner, Tischler und Schneidkistler, Amperland
1986/3 (Herzenfroh)
08) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen
Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
09) Elisabeth Mecking und Dr. Georg
Brenninger in Chronik der Gemeinde Petershausen, Band 2, Geschichte und
Kultur, 2000
10) Walter Pötzl, Patrozinien-
Zeugnisse des Kultes, Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte
Bd. 68, 2005 (Patrozinium)
11) Bezold/Riel,
Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895
12) Max Gruber, Für Dachau...
bis 1800 tätige Architekten, Bau- u. Maurermeister, Amperland 1982
(Rainer)
13) Martin von Deutinger, Tabellarische
Beschreibung des Bisthums Freysing nach Ordnung der Decanate, 1820
14) Peter Pfister, Von Arbeo zum
Internet, Katalog zur Ausstellung "75 Jahre Diözesanarchiv Mch/Freising",
1999
15) Prof. Dr.Wilhelm Liebhart, Das
Landgericht Dachau in der frühen Montgelaszeit, Amperland 1994
16) Königlich-Bayerisches Intelligenzblatt
für den Isarkreis von 1819 (Pfr.Thiermaier)
17) Hochfürstlicher Freysingischer
Hof-u.Kirchenkalender 1792 S.96, (Pfr Steuerer)
18) Anton Landersdorfer, Das Bistum
Freising in der bayerischen Visitation des Jahres 1560, 1986
19) Josef Brückl, Zur Durchführung
des Zölibats, Amperland 1975/2
20) Heimatbuch des Landkreises
und der Stadt Dachau, 1971
21) Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss
des Königreichs Bayern, vom kgl. Statistischen Bureau in München,
1876
22)
Sigrid Gensichen,
Auratisierte Materie, in: Die Eremitage von Schloss Favorite Rastatt,
2018
23)
Der gebaute Himmel, Monumente, Magazin für Denkmalkultur in Deutschland,
Dez. 2018
24) Dr.Heisig, Kunstreferat des
Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz
Hochaltar)
25) Reinhard Haiplik, Geheimnisvolle
Plätze in der Hallertau, Band 3,
S.28, 2019,
ISDN 978-3-936990-76-8
26) Digitales Archiv des Erzbistums
München und Freising; Signatur
BB001/1/1, FS116 (Pfarrerliste)
27) Hubert Eberl, Beerdigung von
Fräulein Adelheid Reindl und Frau Therese Mittl - Amperbote vom 14.6.1935
28) Pfarrer Eder resigniert - Amperbote
vom Amperbote 21.3.1933
29) Münchener politische Zeitung-mit
allerhöchstem Privilegium vom 3.7.1811 (Brand im Pfarrhof)
39 Bilder: Horst Lachmann (1), Hubert Eberl (1), Hans Schertl (37)

2.2.2022
Pfarrerliste
26)
(meist Vikare der Pfarrei Lampertshausen,
später Steinkirchen)
.
Spendung
der heiligen Firmung
Amperbote vom 28.03.1900
Die
Spendung der hl. Firmung wird seine Excellenz der hochw. Herr Erzbischof
von München-Freising, Dr. v. Stein an folgenden Tagen und Orten vornehmen:
Am 2. Mai in Dachau für die Pfarreien Ampermoching, Bergkirchen,
Dachau, Hebertshausen, Kollbach, Kreuzholzhausen, Mitterndorf und Pellheim.
Am 3. Mai in Dachau für die Pfarreien Giebing, Haimhausen, Röhrmoos
und Vierkirchen, Asbach, Obermarbach und Petershausen, Oberroth und Schwabhausen.
Am 5. Mai in Indersdorf für die Pfarreien Arnbach, Hirtlbach, Indersdorf
, Langenpettenbach, Niederroth, Weichs, Westerholzhausen und Großinzemoos.
Am 7. Mai in Altomünster für die übrigen Pfarreien des Dekanats
Sittenbach.
Am 8. Mai in Scheyern für die Pfarreien des Dekanats Scheyern mit
Ausnahme von Asbach, Obermarbach und Petershausen, sowie für die Pfarrei
Hohenkammer des Dekanats Dachau.
Mayer'sche Hofkunstanstalt
Die Seitenaltäre
stammen aus der Mayer'schen Hofkunstanstalt in München und wurden dort
um 1880 geschaffen. Die Mayer'sche Hofkunstanstalt war im ausgehenden
19.Jh. die bedeutendste Werkstatt für religiöse Kunst in Bayern. Sie wurde
von Joseph Gabriel Mayer 1844 gegründet, um begabten Behinderten eine
Möglichkeit zu geben, ihr Talent in eine berufliche Tätigkeit einzubringen.
Mayer war vorher Vorstand der staatlichen "Anstalt für Erziehung und Unterricht
krüppelhafter Knaben". Unter Anleitung des Bildhauers Prof. Joseph Knabl
(1819-1882) wurden im Betrieb Heiligenstatuen, Kreuzwegstationen und andere
christliche Plastiken hergestellt und gefasst sowie Altaraufbauten produziert.
Bereits kurze Zeit später beschäftigte Mayer 100 Mitarbeiter, für die
er sogar Kranken- und Unterstützungskassen schuf. 1882 verlieh der bayerische
König Ludwig II. dem Unternehmen den Titel "Königliche Bayerische Hofkunstanstalt".
1892 folgte der Titel "Institut des Heiligen Apostolischen Stuhles", verliehen
durch Papst Leo XIII. (1878-1903).
Resigniert
Amperbote vom Amperbote 21.3.1933 28)
Im
nahen Obermarbach hat Hochwürden Herr Pfarrer Eder auf seine Pfarrstelle
resigniert und ist vergangenen Donnerstag nach Oberammergau übersiedelt.
Nur drei Jahre betreute der wohlgesinnte, joviale Herr die kleine Pfarrgemeinde.
Die Bewohner des idyllisch am Berghang gelegenen Dorfes bedauern sehr
den Verlust ihres Seelsorgers. Möge sich bald Ihr Wunsch erfüllen, dass
in den auf luftiger Höhe gelegenen, geräumigen Pfarrhof wieder ein Seelenhirt
einziehe und das Kirchlein auf steiler Bergeshöhe nicht allzu lange verwaist
bleibe. Den Umzug des Hochwürden Herrn Pfarrers Eder betätigte die Firma
Johann Fischer Erben, München-Ost. Die ....... (?) gestaltete sich insofern
schwierig und umständlich, als die schweren Möbelautos das schmale und
stellenweise stark aufgeweichte Sträßchen nach Obermarbach nicht befahren
konnten. Die Spediteure Gebrüder Müller von Petershausen brachten das
Mobiliar erst nach Petershausen, wo es dann in die Möbelwagen verladen
werden konnte.
Recherchiert von Hubert
Eberl, Bergkirchen
Todesanzeige
für Pfarrer Glas - 1914

Recherchiert von Hubert
Eberl, Bergkirchen
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über Pfarrhofbrand 1808...

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