Das
Passauer Maria-Hilf-Bild
Das Original malte um 1540 der Lutherfreund
Lucas Cranach d.Ä. (1475-1553) für den evangelischen sächsischen
Kurfürsten (was charakteristisch für die damals noch recht
diffusen Konfessionsunterschiede war).
in Miegersbach
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Als Geschenk gelangte es 1611
nach Passau:
Der Bruder des katholischen
Kaisers Ferdinand II., Erzherzog Leopold V., zu dieser Zeit
noch regierender Erzbischof von Passau, kam in diplomatischer
Mission nach Dresden. Der protestantische Kurfürst bot
dem Staatsbesuch an, sich aus seiner Gemäldegalerie ein
Gastgeschenk auszuwählen. Obwohl es weit wertvollere
Bilder gab, entschied er sich für das Maria Hilf-Bild
und ließ es nach Passau in seine bischöfliche Privatkapelle
bringen. Er ist der erste Verehrer dieses Bildes, auf all
seinen Reisen nahm er das Bild mit.
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Auch den Namen "Maria Hilf" dürfte
es dem frommen Erzherzog verdanken, da er es unter dem lateinischen
Titel "Maria Auxiliatrix" (Maria Helferin) verehrte. |

in Röhrmoos
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Der Passauer Domdekan Marquard von Schwendt
ließ 1622 eine Kopie des Bildes machen und hängte sie in seine
Privatkapelle. Dort brachte man das Bild mit übernatürlichen
Erscheinungen in Zusammenhang.
1625 kam das Bild nach Tirol, wo es heute
noch in der Innsbrucker Stadtpfarrkirche hängt.

in der Indersdorf Klosterkirche
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Schnell bildete sich in Innsbruck
und noch mehr in Passau eine Wallfahrt, bei der in der Kirche
"Maria Hilf das Gemälde als wundertätiges Gnadenbild
hoch verehrt wurde. Besonders wurde es angerufen zur Abwendung
der Türkengefahr und der Pest.
1683 hatte Kaiser Leopold I.
während der Belagerung seines Regierungssitzes in Wien
durch die Türken vom 17. Juli bis 12.September in Passau
Zuflucht gesucht. Er flehte täglich vor dem Gnadenbild
um Hilfe. Als die Türken in der Schlacht am Kahlenberg
geschlagen und Wien befreit werden konnten, schrieb man den
Sieg der Wundertat des Mariahilfbildes zu. Sein Ruhm stieg
dadurch fast ins Unermessliche.
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in
Schwabhausen
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In wenigen Jahrzehnten waren Kopien des
Bildes über ganz Europa verbreitet und wurden selbst wieder Ziel
von Wallfahrten.
Das Mariahilfbild ist als Bildtypus das am weitesten verbreitete Marienbild
in Süddeutschland und dem Alpenraum.
Im Gefolge seiner Verehrung entstanden
im 17./18.Jh zahlreiche "Maria-Hilf-Bruderschaften" um die Zentren
Innsbruck, Passau und Wien.

in Indersdorf-Marktkirche
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in Kiemertshofen
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in Eisenhofen
mit Applikationen
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Das Bild in Eisenhofen
zeigt die Madonna im hellblauen Kleid mit Goldbortenbesatz an Hals
und Ärmelenden; darüber fällt ein zinnoberroter,
ebenfalls goldbesetzter Mantel. Das unbekleidete Christuskind streichelt
die Mutter am Kinn und versucht vom Schoß Mariens aus ihren
linken Arm zu erreichen.
Die
Nacktheit des Kindes ist theologisch begründet und verdeutlicht
die menschliche Natur Christi. 02)
Ein feiner Schleier verdeckt bis über die Augen die Stirn der
Madonna.
Nach Art östlicher Ikonen umgibt ein juwelen-besetztes Konturenband
in der Technik der sog. "Klosterarbeiten"
die Umrisse der beiden sich aneinander schmiegenden Köpfe.
Beim Bild in Röhrmoos (Bild ganz oben) sind auch die Hals-
und Armbänder von Maria Applikationen.
Die etwas verspielte Darstellung
voll idyllischer Intimität kam der gefühlsbetonten Frömmigkeit
des späten Rokoko besonders entgegen, sodass allenthalben weitere
neue Kopien ehrfürchtigen Zulauf fanden.
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in Amperpettenbach
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in Roßbach
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in Oberumbach
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in Ainhofen
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in Obermarbach
- Kronen sind Applikationen
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in Gundackersdorf
- Heiligenschein, Halsband, Rosenkranz sind Applikationen
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in Hirtlbach
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in der
Brunnenkapelle von Walkertshofen
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weiter zu:
... Vesperbilder
(Pieta )
... Immaculata
... Schmerzhafte Muttergottes
(Mater Dolorosa)
... Maria mit dem Kinde
(Gemälde und Figuren)
... Marienfeste

Quellen:
01)
Robert Böck, Wallfahrt
im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes
1991
02)
Christoph Kürzeder, Wie immer nur anders, Diözesanmuseum 2012
bis 2022 (Katalog)
Bilder: Hans Schertl

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