Landkreiskarte                    Kirchen i.d.Marktgem. Altomünster

Filialkirche St.Nikolaus in KIEMERTSHOFEN

Adresse: 85250 Altomünster, St.-Nikolaus-Straße 6
Lage der Kirche auf der Landkarte ...


Beschreibung

Geschichte

Die 513 m hoch gelegene Ortschaft Kiemertshofen, zwischen Altomünster und Adelzhausen gelegen, wurde erstmals um 1260 in einem Urbar des Klosters Altomünster als "Kunegundeshoven" urkundlich erwähnt.

Der Name, der sich im Laufe der Zeit bis zur Unkenntlichkeit zu Kiemertshofen abgeschliffen hat, bedeutet "Hof der Kunigund"
05) . Es ist nicht ausgeschlossen, dass es sich bei dieser Kunigunde um die später heiliggesprochene Kaiserin Kunigunde (1002-1025) aus Bamberg handelt, die Kiemertshofen dem Kloster Kühbach geschenkt haben könnte.
In einer Urkunde des Klosters Fürstenfeld vom 12.März 1380 ist von Kümitzhoven die Rede.
Im 16.Jh wurde die Ortschaft Khümenshouen genannt.

Der Kartograph Apian stellte 1564 auf seinen bayerischen Landtafeln auch Kiemertshofen dar, was auf eine gewisse Bedeutung des Ortes schließen lässt. Apian nennt ihn "Kimerzhouen". 08)
..mehr darüber..
Früher führte an Kiemertshofen eine Römerstraße vorbei, von der noch heute Reste deutlich zu erkennen sind. Reste einer römischen Siedlung wurden hier aber nicht gefunden. 03)


sog.Dachungsengel

Kiemertshofen bildete schon im 16.Jh. eine Hauptmannschaft 03), eine Vorläufereinrichtung der späteren Gemeinde Kiemertshofen, die von 1818 bis zum 1.7.1977 bestand. Dazu gehörten neben Kiemertshofen die Orte Oberschröttenloh, Radenzhofen und Schloßberg. Seither gehört es zur Marktgemeinde Altomünster.

Statistik
1864 - Im Jahr 1864 befanden sich Kiemertshofen 21 Häuser (davon 3 Bauern, 11 Gütler, 7 Häusler). Darin wohnten 115
           Einwohner.
12)
1876 - Gemeinde Kiemertshofen 160 Einwohner in 33 Wohngebäuden
           Ortschaft mit 120 Einwohnern 02)
2000 -
 rd. 200 Bewohner.
03)

Kirchlich ist Kiemertshofen eine Filiale der Pfarrei Tödtenried und gehört zum Bistum Augsburg (Dekanat Aichach-Friedberg).
Seelsorgerisch wird es (zusammen mit den im Landkreis Dachau gelegenen Orten Freistetten, Hohenzell, Irchenbrunn, Lichtenberg u. Rametsried) seit 2008 von den Priestern der Pfarreiengemeinschaft Adelzhausen betreut. 07) Das Bistum Augsburg hatte von 1318 bis 1803 auch das Patronatsrecht. Das beinhaltete nicht nur das Präsentationsrecht, sondern auch die Finanzierung der Ausstattung. Dies macht sich in der Kirche noch heute deutlich bemerkbar. 03)

Pfarrbeschreibung 1864  12)
Im Jahr 1864 verfasste der Kirchengeschichtler und spätere Erzbischof von München und Freising Anton von Steichele ein kirchen- und lokalgeschichtliches Monumentalwerk "Das Bisthum Augsburg", das die Grundlage für die geschichtlichen Daten der Kirchen des Bistums Augsburg bildet.
Anton von Steichele (1816-1889) war nach seiner Priesterweihe 1838 und einer Tätigkeit als Hauslehrer in Landshut Domvikar u. Dompropst und bischöflicher Archivar in Augsburg. Er veröffentlichte mehrere kirchengeschichtliche Werke, darunter die berühmte, auf zehn Bände angelegte Augsburger Bistumsbeschreibung, von der er nur ein Drittel fertigstellen konnte; darunter die Beschreibung des Landkapitels Aichach, zu dem die Pfarrei Tödtenried und damit auch die Filiale Kiemertshofen damals gehörte.
Von 1878 bis 1889 war von Steichele Erzbischof von München und Freising. Er ist in der Frauenkirche München begraben.
Der Pfarrer von Tödtenried hatte damals ein jährliches Einkommen von 1873 Gulden. Wie viel davon aus Kiemertshofen stammt, ist nicht bekannt. Zur Kirche St.Nikolaus schreibt er:
  ...." in Mitten im Dorf steht die Filialkirche S.Nicolai mit altem Sattelthurme, in welchem zwei Glocken hängen. Auf der kleinen Glocke steht: "Ad honorem Dei fussa ab A.B. Ernst Monachii 1735" (zur Ehre Gottes gegossen von Anton B. Ernst aus München, 1735). Die größere goß Johann Niederwieser zu Augsburg 1851. Der Pfarrer hält hier das Patrocinium S.Nicolai und liest eine Wochenmesse. Rentirliches Vermögen 1030 Gulden Kapital, 434 Gulden kap. Rechte;
gestiftete Messen 2. ..."


Wenn Sie die ganze Beschreibung über Kiemertshofen lesen möchten klicken Sie hier ...


Um 1884 belief sich das Kirchenvermögen auf 1.464 Gulden. Es bestanden damals zwei Stiftsmessen
03)


Beschreibung 1895
11)
Mit einer spätgotischen Figur ist die Kiemertshofener Kirche auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreiches Bayerns enthalten, das Gustav von Bezold und Dr.Berthold Riehl im Auftrage des kgl.Staatsministeriums des Innern, für Kirchen- und Schulangelegenheiten erstellt 1895 haben. Dort heißt es:
   "Auf dem linken Seitenaltar bemalte Holzfigur der Maria. Sie sitzt, auf dem rechen Knie das nackte Christkind, in der Linken
    das Scepter. Das Kind hat in der Linken die Weltkugel und segnet mit der Rechten. Ziemlich gute Figur vom Ende des
    15. Jahrhunderts. Höhe: 76 cm."

Denkmal
Die Kirche gehört zu den Baudenkmälern der Marktgemeinde Altomünster 15) .
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-111-47; "Sankt-Nikolaus-Straße 6 ; Saalbau mit nicht eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor und Satteldachturm im nördlichen Winkel, Chor und Turm 15. Jahrhundert, Langhaus 17./18. Jahrhundert; mit Ausstattung" aufgeführt.


Baubeschreibung

Der eingewölbte Altarraum und der Turm der Kirche dürften aus dem 15. Jh stammen. 03) 

Das Kirchenschiff wurde -wie bei so vielen Kirchen im Dachauer Land - in der Barockzeit um 1700 umgebaut bzw. neu gebaut und neu ausgestattet.

An der Westseite befindet sich eine kleine Portalvorhalle. An ihrer Nordseite ist die Gedenktafel für die in den Weltkriegen gefallenen und vermissten Soldaten aus Kiemertshofen angebracht.

Turm
Um den 18 m hohen, durch Lisenen in 4 Abschnitte gegliederten Sattelturm reparieren zu können, wurde 1888 eine außerordentliche Holzfällung im Gemeindewald durchgeführt. 03)

Glocken
Im Turm hängen zwei Glocken. Eine der beiden stammt von 1779. Sie überstand die Glocken-Einschmelzaktion von 1942, weil in der Regel eine Glocke pro Kirche hängen bleiben durfte. 03)  Allerdings war nach der Beschreibung von Bischof Steichele im Jahr 1864 eine noch ältere Glocke aus dem Jahr 1735 vorhanden. Der Text auf dem Glockenmantel lautete: "Ad honorem Dei fussa ab A.B. Ernst Monachii 1735" (zur Ehre Gottes gegossen von Anton B. Ernst aus München, 1735). 12) Warum die Glocke von 1779 erhalten blieb und die von 1735 nicht, ist mir nicht bekannt.

Von den Glocken der Kirche St.Nikolaus in Kiemertshofen gibt es Audioaufnahmen im Internet. Wenn Sie das Geläute hören möchten, klicken Sie hier

Früher war wohl auch ein kleiner Friedhof vorhanden. 03)   Heute ist davon nichts mehr zu erkennen.

Die letzte Renovierung fand 2001 ihren Abschluss.

Maria-Hilf-BildSeitenaltarfigurenSt.NikolausSt.LaurentiusMadonnaRosenkranzmadonnaPapst SilvesterSt.StefanusSt.WolfgangVortragekreuz
Durch Mouseklick zur Beschreibung

Innenausstattung

Der nur wenig eingezogene Altarraum ist mit einem gotischen Gewölbe und tiefen Stichkappen überdeckt.
Die Decke ist weiß getüncht. Mesner Simon Asam kann sich aber noch erinnern, dass sich früher dort ein Fresko mit einer Darstellung von Gottvater und dem Heiligen Geist befand. 05)

Rosenkranzmadonna

Rosenkranz-madonna

Am Chorbogen hängt eine Rosenkranzmadonna.
Maria mit Krone und Zepter hält auf ihrem linken Arm Jesus. Ihr Fuß steht auf der von Wolken umgebenen Sichel des Mondes. Die Figuren sind umgeben von einem großen Rosenkranz, der aber nicht ganz korrekt wiedergegeben ist, weil er nur vier statt fünf Gesätze (jeweils 10 silbernen Avekugeln und 1 goldenen Paternosterkugel) enthält.

Eine Zusammenstellung von Rosenkranzmadonnen-Darstellungen in den Landkreiskirchen finden Sie hier...


Choraltar

Der hochbarocke Choraltar aus der Zeit um 1700 03) ist das Schmuckstück der Kirche.

Altarauszug
Im Altarauszug zwischen den gesprengten Voluten-giebeln mit darauf sitzenden Engeln ist ein Madon-nenbild nach Art des Passauer Maria-Hilf-Bildes angebracht.

Altarauszug
Mehr über das Passauer Maria-Hilf-Bild erfahren Sie hier...
Mittelteil
In der größeren Mittelnische steht eine Figur des Kirchenpatrons, des hl.Nikolaus, im teilweise vergoldeten Bischofsornat, mit Buch und den legendären 3 Goldkugeln darauf.

St.Nikolaus
Die Kugeln erinnern an ein heimliches Geschenk des hl.Nikolaus, das den Töchtern einer armen Familie ein Leben als Prostituierte ersparte. Festtag: 6.Dez.
Assistenzfiguren

Papst Silvester
Zwischen den gedrehten, blau-weiß marmorierten Säulen stehen als Assistenzfiguren die Heiligen Papst Silvester (links mit Stierkopf) und Bischof Wolfgang (mit Kirchenmodell).

Hinweis: Silvester war der erste Papst, der nach der Verfolgung zum Papst gewählt wurde. Seine Verehrung als Heiliger beruht auf einer Reihe von Irrtümern und Legenden. Die Behauptung, er habe Kaiser Konstantin vom Aussatz geheilt und getauft, ist historisch nicht haltbar, ebenso wenig wie die Geschichte von der Konstantinischen Schenkung, die sich als Fälschung herausstellte. Silvester

St.Wolfgang
 
wirkte während seiner Amtszeit bei wichtigen Glaubensentscheidung nicht mit. Er nahm weder an der Reichssynode in Arles (gegen Donatisten) teil noch am 1. Konzil von Nicäa, wo es um die Wesensart Christi und die Auseinan-dersetzung mit den Arianern ging. Den Synodalen von Arles schrieb er, er könne die Apostelgräber in Rom nicht im Stich lassen. Wahrscheinlich wollte er sich nicht den Vorwürfen stellen, er sei während der diokletianischen Verfolgung vorübergehend vom Glauben abgefallen. Festtag: 31.Dez.
Der Kopf eines Stiers zu seinen Füßen geht auf die Legende von einem Streitgespräch mit zwölf jüdischen Rabbinern zurück. Einer der gelehrten Juden tötete einen Stier, um ihn sofort wieder zum Leben erwecken und so die Kraft seines Glaubens beweisen könne; was dem Rabbiner aber misslang, konnte Silvester sofort vollbringen, worauf die Rabbiner sich sofort taufen ließen.

Wolfgang
lebte im 10.Jh. Er war erst Mönch in Einsiedeln, dann ab 972 Bischof von Regensburg. Die Legende erzählt von zeitweiligem Einsiedlerleben am nach ihm benannten Wolfgangsee. Das Einsiedlerleben wurde durch den Teufel gestört, der immer wieder versuchte, Wolfgang zu vernichten, so dass Wolfgang beschloss, sich an einem freundlicheren Ort eine Klause zu erbauen. Er warf seine Axt ins Tal hinab und gelobte, an dem Ort, an dem er sie wieder finden werde, eine Kirche zu erbauen. Wolfgang lebte sieben Jahre in der Einöde, danach kehrte er nach Regensburg zurück. Die vielseitige und umsichtige Tätigkeit als Bischof begründete Wolfgangs Beliebtheit und seine Verehrung schon zu Lebzeiten. Er versuchte insbesondere, die Bildung und das geistliche Lebens des Klerus und der Orden zu fördern. Festtag: 31.Oktober


F
iguren im Altarraum

An den Chorwänden stehen zwei kleinere Figuren der Heiligen Leonhard und und Sebastian.

Die Figur von Leonhard hält eine Viehkette und einen Abtsstab in der Hand; um den etwas zu großen Kopf ist ein vielstrahliger Heiligenschein angebracht.
Der noch sehr jugendliche Sebastian ist an den Marterbaum gebunden und von Pfeilen durchbohrt.


St.Leonhard

 

Hinweis: Sebastian war im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde, der auf Befehl des Kaisers Diokletian mit Pfeilen durchschossen wurde. Er erholte sich aber durch die Pflege der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein. Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt. Festtag: 20.Jan.
Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I., dass viele von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen - und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete. Als die Leonhardsverehrung nach Deutschland kam, verehrte man ihn wegen der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron der Haustiere, weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete. In Bayern erreichte die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt. Man nannte ihn auch den "bayerischen Herrgott". Am Leonhardstag, dem 6. November werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen.
Die Wallfahrtshochburg von St.Leonhard ist seit 750 Jahren das nur 22 km entfernte Inchenhofen. Im Mirakelbuch des Wallfahrtsorts, in dem die Heilungen der Jahre 1588 bis 1592 aufgezeichnet sind, ist auch eine Frau aus Kimertshofen genannt. Ihre Tochter war 9 Wochen mit einer schweren Krankheit im Bett gelegen. Nachdem sie St.Leonhard zu Hilfe gerufen hatte, wurde das Mädchen wieder gesund. Der Eintrag hat folgenden Wortlaut: 14)
  "Anna Stegmairin von Kimmetzhofen in Aichacher Landgericht. Die hat ein Mägdlein das ist 9 Wochen inn schwerer kranckhait gelegen. Da verlobts sein Muetter mit 1 Kreuzer
inn Stock zue dem Hayligen S.Leonhard. Ist nach solchem gelübd mit jm besser worden".


St.Sebastian

 


Türschloss

Die Türe, die von der Sakristei in die Kirche führt, besitzt noch ein schönes altes Türschloss.

Sakristei-Türschloss
Weitere alte Türschlösser an den Kirchen des Landkreises Dachau finden Sie hier...


Kirchenschiff bzw. Langhaus

Das Langhaus besitzt eine Flachdecke. Sie ist nicht bemalt.

Seitenaltäre

Auch die schmalen Seitenaltäre stammen aus der Zeit um 1700. Sie sind von einfacherer Konstruktion als der Hochaltar.


Linker Seitenaltar

Im Altarauszug eine Schriftkartusche mit dem Marienmonogramm im Strahlenkranz. Im Marienmonogramm sind die vier verschiedenen Buchstaben des Namens "Maria" ineinander geschrieben.
Der linke Seitenaltar ist der Muttergottes geweiht. Mittelpunkt ist eine sitzende Muttergottesfigur aus spätgotischer Zeit 03), umgeben von einem großen Strahlenkranz vor blauem Hintergrund dargestellt.
Die gekrönte Maria hält in ihrer linken Hand ein Zepter.
Auf ihrem Schoß sitzt Jesus, der segnend seine Rechte hebt. Der große Strahlenkranz im Hintergrund war in gotischer Zeit ein beliebtes Stilmittel, um eine Heiligenfigur besonders herauszustellen.

Muttergottes

Diese Figur war sogar im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreiches Bayerns von 1895 enthalten. Dort heißt es dazu:
"Auf dem linken Seitenaltar bemalte Holzfigur der Maria. Sie sitzt, auf dem rechen Knie das nackte Christkind, in der Linken das Scepter. Das Kind hat in der Linken die Weltkugel und segnet mit der Rechten. Ziemlich gute Figur vom Ende des 15. Jahrhunderts. Höhe: 76 cm."


Unter der Marienfigur steht eine Halbfigur des
hl. Stefanus
mit gelocktem Haar, im kurzärmeligen Gewand der Diakone sowie mit Buch und Steinen.
Der Blick ist zum Himmel gerichtet.
Dabei handelt es sich um ein Werk des Friedberger Bildhauers Johann Kaspar Öberl (Eberle) aus der Zeit um 1757 (auf der Rückseite signiert) 01
),
Die Halbfigur steht auf einem geschweiften, blau marmoriertem Sockel, der mit ornamentalem, goldfarbenem Schmuck mit Voluten, Bändern, C-Bogen und Akanthus-blatt sowie seitlichen Lorbeergirlanden und Früchten geziert ist. 13)

St.Stephanus
Der Diakon Stephanus war der erste christliche Märtyrer. Er wurde um die Jahre 36-40 vor dem Damaskustor in Jerusalem wegen angeblicher Gotteslästerung (ich sehe den Himmel offen...) gesteinigt. Festtag: 26.Dez.

 

Rechter Seitenaltar

Am rechten Seitenaltar ist Christus als der Weltenrichter dargestellt. Jesus wird von zwei Engeln begleitet, die eine Seelenwaage und ein Flammenschwert halten.

Christus als Weltenrichter
Die Seelenwaage ist Symbol für die Abwägung der guten und der schlechten Taten des Menschen beim letzten Gericht.
In der Predella steht die Halbfigur des hl.Laurentius mit Buch, Schlüssel, Märtyrerpalmzweig und Rost in den Händen. Auch diese Figur stammt von Joh. Kaspar Öberl aus Friedberg (1757). 01)

St.Laurentius
Hinweis: Laurentius war um das Jahr 250 einer der sieben Diakone in der Stadt Rom. Er sollte im Auftrag des Papstes den Kirchenschatz unter den Leidenden und Armen austeilen. Kaiser Valerian erhob Anspruch auf diese Schätze; als Laurentius den Schlüssel zu diesem Schatz nicht an ihn herausgab, ließ er ihn mit Bleiklötzen schlagen, zwischen glühende Platten legen
 

und befahl schließlich, den Unerschütterlichen über stetig unterhaltenem Feuer auf einem Rost langsam zu Tode zu martern. Stephanus und Laurentius gelten als die Stadtpatrone von Rom, seitdem wurden die beiden Heiligen häufig -so wie in Kiemertshofen- zusammen dargestellt. Festtag: 10.August
Der Palmzweig stellt den Sieg des Märtyrers über Welt und Fleisch dar. Er nimmt Bezug auf die Offenbarung des Johannes (Apo. 7,9), in der es heißt: "Danach sah ich eine große Schar aus allen Nationen ... Sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm und trugen Palmzweige in den Händen".


per Mouseklick zu den BeschreibungenKreuzwegbilderEmporenbilder auf der RückseiteKreuzwegbilder
Kruzifix
An der linken Seitenwand hängt ein großes Kruzifix, ein Missionskreuz, das an die Volksmission im Jahr 1905 erinnert. Auf einer Tafel unter dem Kreuz sind die Ablässe verzeichnet, die im Zuge der Volksmission in der Pfarrei Toedtenried verliehen worden waren.


Missionskreuz

Text: "Missions Kreuz zum Andenken an die hl.Mission in Toedtenried abgehalten von Weltpriestern vom 9.-16.Juli 1905
Vollkommene Abläße:
1. am Jahrtage der Errichtung dieses
   Kreuzes
2. am Feste der Kreuzauffindung 3.Mai
3. am Feste Kreuzerhöhung 14. Sept.


Ablasstafel
oder jedes Mal am darauffolgenden Sontag nach Empfang der hl.Sakramente wenn man nach der Meinung des hl.Vaters betet. Unvollkommene Abläße: 7 Jahre und 7 Quadragenen Ablaß kann gewinnen wer vor diesem Missionskreuz reumütig 7 Ave Maria betet. 300 Tage Ablaß wer 5 Vaterunser und Ave Maria zu Ehren der hl. 5 Wunden betet. Alle diese Ablässe können den armen Seelen zugedacht werden."
Unter dem Missionskreuz steht die Figur einer schmerzhaften Muttergottes. Bei dieser Figur fehlt das sonst übliche Schwert in der Brust (als Sinnbild für die Schmerzen).

Mater dolorosa

Petrusfigur

An der rechten Seitenwand steht eine Figur des hl.Petrus mit mit langem schwarzen Bart und einem großen Schlüssel in der erhobenen Hand. Dieser sog.Himmelsschlüssel, den der Künstler der Petrus-Darstellung in die Hand drückte, hat den Heiligen im Brauchtum zum Himmelspförtner gemacht. In der christlichen Symbolik repräsentiert der Schlüssel aber die Vollmacht, zu lösen und zu binden. Nach Matthäus 16,19 sagte Jesus zu Petrus: "Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel, und was du lösen wirst auf Erden, wird gelöst sein im Himmel". Diese Vollmacht wurde in weiterer Folge auf den Kreis der Jünger und den Klerus übertragen. Festtag: 29.Juni

St.Petrus


Unter dem Chorbogen sind zwei Vortragekreuze befestigt.
Hinweis: Vortragekreuze werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen, Wallfahrten sowie bei Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück auf das Jesuswort "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach".

Vortragekreuz
Bei Gebetsprozessionen (Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben. Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg. Die ältesten Vortragekreuze stammen schon aus dem 6.Jh.



Kreuzwegbilder

Die aus Holz geschnitzten Kreuzwegbilder wurden erst vor wenigen Jahren angebracht. Sie ersetzten ältere gemalte Bilder.

Kreuzwegbild

Hinweis: Kreuzwegbilder in unseren Kirchen sind erst seit Einführung der Kreuzwegandachten um 1730 üblich. Vorher gab es Kreuzwegstationen nur außerhalb von Kirchen.
Wenn Sie mehr über den Kreuzweg und seine Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken Sie hier...

 

Opferstock

Opferstock
An einer der 16 Kirchenbänke im Langhaus hängt der kleine, massive Opferstock mit zwei Vorhängeschlössern.

In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken Sie hier..

Empore

Die Empore wird durch zwei Pfeiler gestützt. Eine Orgel ist nicht vorhanden. Die Emporenbrüstung ist nach vorne lediglich durch 3 rosa Felder verziert. Eine Besonderheit sind aber die Holzbret-ter auf der Rückseite, die zur Verstär-kung der Brüstung angebracht wurden (ähnlich wie in Walkertshofen).

 
Apostelbilder an der Emporenbrüstung

Auf ihnen sind die 12 Apostel dargestellt. Leider werden die Gemälde an dieser Stelle zwangsläufig abgeschabt. Einige der Brettergemälde sind nur noch teilweise erhalten; andere wurden sogar kopfüber angebracht.


Die Pfarreiengemeinschaft Adelzhausen, zu der die Pfarrei Tödtenried und damit auch Kiemertshofen gehört, hat eine eigene Homepage (www.kirche-adelzhausen.de). Dort können Sie sich über Gottesdienstzeiten und sonstige Aktivitäten der Pfarreien informieren. Klicken Sie hier....

Hans Schertl

Quellen:
01) Max Gruber, Im Amperland tätige Bildhauer, Amperland 1987/1 (Öberl)
02) Vollständiges Ortschaftenverzeichnis des Köngreichs Bayern, 1876
03) Wilhelm Liebhart, ALTOMÜNSTER KLOSTER, MARKT UND GEMEINDE, 1999
04) Dr.Wolf-Arnim Frhr.v.Reitzenstein, Miszelle zur Namenskunde, Amperland 2003/1
05) Simon und Kreszenz Asam, Mesner, 2003
06) Dachauer Nachrichten vom 9.5.2005
07) http://www.altomuenster.de/Kirche,Kultur-Verein/Kirche/KatholischesPfarramt.aspx (Pfarramt)
08) Dr.Thomas Horst, Gericht und Herrschaft in Bayern, aus dem Buch Fürstliche Koordinaten, 2014 (Apian)
09) http://wiki-de.genealogy.net/Altomünster#Katholische_Kirchen, Zugriff 2016 (alteGemeinde)
10) http://www.schwabenmedia.de/Kirchen/Landkreis-aichach/Kiemertshofen-st-nikolaus.php?style=styleG (Geläute)
11) Bezold/Riel, Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, 1895
12) Anton v.Steichele, Das Bistum Augsburg, historisch und statistisch beschrieben, Zweiter Band, Augsburg 1864 S.266 ff
13) Adelheid Riolini-Unger, Die Bildhauerfamilie Öberl in Friedberg, 2022 (ISBN: 978-3-949257-07-0)
14) S.Leonardvs. Vilerlay gedenckwürdige Wunderzaichen, so Gott der Almechtig durch mittel vnd fürbitt S. Leonhards, bey
      seinem Gottshauß zu Inchenhofen gewürckt hatt. Mirakelbuch Inchenhofen 1588-1592, MDZ
15) Liste der Baudenkmäler in der Marktgemeinde Altomünster, Internetzugriff 2023

26 Bilder: Hans Schertl

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

28.3.2023

Apiankarte 1568  08)

Kartograph Philipp Apian stellte in seiner Bayerischer Landtafel Nr. 13 auch den Ort und die Kirche von Kiemertshofen unter der Bezeichnung "Kimerzhouen" dar (siehe Landkarte rechts). Damals hatte die Kirche noch einen Spitzturm, denn Apians Zeichnungen sind, wie Dr.Peter Dorner schreibt, authentische Ansichten der dargestellten Gebäude.

Philipp Apian war der bedeutendste bayerische Kartograph seiner Zeit. Er wurde 1531 in Ingolstadt als Sohn des aus Sachsen stammenden Mathematikprofessors Peter Bienewitz (latinisiert:Apian) geboren und trat die Nachfolge seines Vaters an der Universität Ingolstadt an. Sein Lebenswerk war die erste Landesaufnahme des Herzogtums Bayern. 1563 schon hatte er eine erste große Karte des Herzogtums im Maßstab von ca. 1:45.000 fertig gestellt. Eine Verkleinerung dieser sehr unhandlichen Karte stellen die "24 Bairischen Landtaflen" (jeweils 40


Apian-Karte von 1568
mal 30 Zentimeter) im Maßstab von ca. 1:140.000 dar, die 1568 vom Züricher Formschneider Jost Amman in Holz geschnitten und vom Maler Bartel Refinger koloriert wurden. Die Genauigkeit der Landkarten wurde erst im 19. Jh übertroffen; noch Napoleon benutzte sie für den Einmarsch in Bayern. Apian musste noch im Jahr des Erscheinens seines Werkes (1568) nach Tübingen emigrieren, weil er "der Reformation zugetan" war. Er starb dort 1589.


Aus dem kirchen- und lokalgeschichtliche Monumentalwerk "Das Bisthum Augsburg"
von Dr.Anton von Steichele 
12)

Pfarrei Tödtenried ( 426 Seelen)

.... IV. Eingepfarrte Orte:

1. Kümetshofen (gegenwärtig schreibt man Kümertshofen)
Dorf, 21 Häuser (3 Bauern, 11 Gütler, 7 Häusler), 115 Seelen, 1/2 Stunde südöstlich (von Tödtenried); Kirche S.Nicolai.
Kümetshofen erscheint unter dem Namen Künegundeshoven in einem Urbarium des Klosters Altomünster aus dem 13.Jahrhunderte, als Kümitzhoven in einer Urkunde des Klosters Fürstenfeld vom 12.März 1380.

Mitten im Dorf steht die Filialkirche S.Nicolai mit altem Sattelthurme, in welchem zwei Glocken hängen. Auf der kleinen Glocke steht: "Ad honorem Dei fussa ab A.B. Ernst Monachii 1735" (zur Ehre Gottes gegossen von Anton B. Ernst aus München, 1735). Die größere goß Johann Niederwieser zu Augsburg 1851. Der Pfarrer hält hier das Patrocinium S.Nicolai und liest eine Wochenmesse.
Rentirliches Vermögen 1030 Gulden Kapital, 434 Gulden kap. Rechte;
gestiftete Messen 2.
....

Bei Kümeshofen scheinen zwei Wohnstätten abgegangen zu sein, Roxenau und Hagenau; denn ein pfarrlicher Bericht von 1675 sagt: "Es befinden sich in dem Filial Kümezhofen zwei Felder, so vor diesem absonderlich bewohnt waren, als Roxenau und Hagenau, auch der Kolschlag, von welchen Groß- und Kleinzehnt dem Kloster Altomünster gehören. "