Filialkirche
St.Vitus in GÜNDING

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Kurzbeschreibung
Die Kirche St.Vitus
steht etwas erhöht am Rande des Gündinger Mooses inmitten
eines Friedhofs.
Das Gotteshaus mit dem mächtigen Turm gehört als
Filiale zur Pfarrei Mitterndorf, die seit 2011 mit weite-ren Dachauer
Pfarreien St.Jakob, Mariä Himmelfahrt und Pellheim einen Pfarrverband
bildet.
Erstmals erwähnt
wurde die Kirche in der Konradinischen
Matrikel von 1315 als "Kirche von Gundingen".
Es handelt sich
um eine Chorturmanlage, d.h. der Altarraum ist im Erdgeschoss
des Turmes unterge-bracht. Chorturmanlagen sind in der Regel sehr
alt. Die Gündinger Kirche wurde wohl um das Jahr 1300 noch
im romanischen Stil erbaut.
Der Sattelturm ist durch
Blendnischen und Friese geschmückt. In ihm hängen
drei Glocken.
Wie so viele Kirchen im Dachauer Land wurde auch St.Vitus
in Günding nach der wirtschaftlichen Erholung vom 30jährigen
Krieg barockisiert (1696).
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Verzierungen an der Tabernakeltür
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Das Kirchenschiff wurde im 19.Jh, als die Bevölkerung in Günding,
ja in ganz Bayern, sehr stark zunahm, auf 17,5 Meter verlängert. Dabei
entfernte man die barocke Ausstattung und ersetzte sie durch eine neue Einrichtung
im damals modernen Stil des Historismus (= neuromanisch, neugotisch).
Die Kirche wurde in den Jahren 1977/81 (außen) und 1983/84 (innen)
renoviert.
Innenausstattung
Der stark eingezogene
Chor wird von einem flachen Kreuzgewölbe
überdeckt. Das Deckenfresko aus der Zeit um
1700 stellt in einem runden Gemälde mit Stuckumrahmung die
Dreifaltigkeit dar.
Die Altäre sind
im neuromanischen Stil des 19.Jh. errichtet und bilden ein architektonisch
und künstlerisch beeindruckendes Gesamtbild.
Mittelpunkt des Choraltars ist der Tabernakel (Ziborienaltar).
Viele Heiligenfiguren stehen in den Nischen, Tympanons und
Aufsätzen der Altäre sowie an den Wänden des Kirchenschiffs:
der Patron St.Vitus
(mit Kessel), Maria (mit Jesuskind, als Mater dolorosa und
als Schutzmantelmadonna), Josef
(mit Palmzweig), Leonhard (im Abtsornat), Sebastian,
Petrus (mit Himmelsschlüsseln oder
als Papst), Paulus (mit Schwert), Antonius (mit Jesuskind),
Johannes der Täufer (mit Lamm), Johannes Evangelist
(mit Kelch), Nikolaus (mit Goldkugeln), Konrad (mit
Brotkorb) und Wolfgang (mit Kirchenmodell). Zu sehen sind
aber auch sonst weniger häufig dargestellte Heilige wie Erasmus
(mit Gedärmewinde), Rupert (mit Salzfass) und Urban
(mit Weintraube).
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per Mouseklick zu den Beschreibungen
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Weitere Heilige enthalten die vielen Glasgemälde
in den Kirchenfenstern.
Die Decke des Kirchenschiffs ist mit Ornamentikmalerei (um 1900)
und -über der Orgel- mit einem Bild des Kirchenpatrons St.Vitus sowie
einer Ansicht Gündings geschmückt.
Die Gottesdienstordnung finden Sie
hier....
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Günding steht
auf uraltem Siedlungsland. Darauf weisen zwei Steinäxte aus der Jungsteinzeit
(4000 v.Chr.) hin, die man im Gündinger Moos gefunden hat. Die erste
schriftliche Erwähnung dürfte eine Urkunde aus dem Jahr 1140
sein, in der ein "Heinrich von Gundingen" genannt ist.
Geschichte
der Kirche
Erste Kirche
Die Filialkirche St.Vitus (der Pfarrei Mitterndorf) ist eine Chorturmanlage.
Der Altarraum ist im Erdgeschoss des mächtigen Turmes untergebracht,
der an der Ostseite mit Bogenfriesen verziert ist. Chorturmanlagen sind
in der Regel sehr alt und stammen aus der Romanik. Sie waren oft auch
als Wehrkirchen geplant. Die Gündinger Kirche wurde wohl um das Jahr
1300 erbaut.
Hinweis: Chorturmkirchen waren vor allem in Süd- und Westdeutschland
und in Skandinavien verbreitet. In Norddeutschland, das damals konfessionell
noch nicht getrennt war, sind und waren sie unbekannt. Im Landkreis Dachau
gibt es zwölf heute noch bestehende Chorturmkirchen. Das ist im Vergleich
zu anderen Landkreisen eine hohe Zahl. Im Landkreis Erding z.B, gibt es
keine Kirche dieses Typs (mehr).
Freisinger Matrikel von 1315 u. 1524
01)
In der Konradinischen
Matrikel von 1315 wird die Kirche unter der Bezeichnung "Gundingen"
schon als Filiale von Mitterndorf erwähnt. Die Sunderndorfer'sche
Matrikel von 1524 nennt zum ersten Mal das Patronat
des hl.Vitus. Die
Verehrung des hl.Vitus, des Patrons des sächsischen Königshauses,
war vor 1000 Jahren vor allem im Norden Deutschlands weit verbreitet.
Als im späten Mittelalter der Kult um die 14 Nothelfer entstand,
erhielt die Verehrung von St.Vitus, der ja zu dieser erlauchten Heiligenschar
gehört, auch im Süden Impulse.
Visitationsbericht von 1560
Im Jahr 1560 hatte der Freisinger Bischof Moritz von Sandizell auf Druck
des bayerischen Herzogs Albrecht V. Albrecht V. eine Visitation, eine
umfassende Überprüfung aller Pfarrer und Pfarreien angeordnet.
Die Visitation wurde durch bischöfliche und durch herzogliche Bevollmächtigte
durchgeführt. Grund war die durch die Reformation Luthers (1517)
entstandene religiöse Unruhe, die jedenfalls in Teilen des Bistums
zur Zerrüttung des geistlichen Lebens geführt hatte. Durch die
Visitation wollte der Bischof einen detaillierten Einblick in die religiöse
Situation der Pfarreien gewinnen. Insbesondere sollte festgestellt werden,
ob die Pfarrer und die Gläubigen noch die katholische Lehre vertraten oder der neuen Lehre anhingen. Daneben interessierte die Prüfer die
Lebens-führung der Pfarrer sowie Umfang und Qualität ihrer religiösen
Kenntnisse.
Im Bericht über die Pfarrei
Mitterndorf ist auch die Filialkirche "St.Vitus in Gunding"
kurz erwähnt. Das jährliche Einkommen der Kirche (neben dem
der Pfarrei) beträgt 9 oder 10 Gulden, die in etwa mit den Ausgaben
übereinstimmen ("welche inen uber die jerlich ausgab aufgeen").
Der Pfarrer erhält für eine Wochenmesse 1 Taler jährlich.
Die Kirchenrechnung erstellt das Gericht zu Dachau kostenlos. In Giebing
gibt es kein Mesnerhaus; das Mesneramt wird wohl von einem Bauern ausgeübt.
Im Inneren der Kirche steht ein Sakramentshaus mit Ewigem Licht ("bleuchtung
allein bei der nacht"). Das Allerheiligste und die heiligen Öle
werden liturgisch unrein aufbewahrt.
Ein Taufstein ist nicht vorhanden (die Taufen finden in der Pfarrkirche
statt). Der Friedhof befindet in gutem
Zustand ("hat ain begrebnuß, wirt vleissig und wol erhalten").
Die Friedhofsmauer und die Kirche brauchen aber eine neue Bedachung.
An liturgischen Gerätschaften sind vorhanden: 2 "nit saubere"
Kelche mit Corporale, der dritte Kelch wurde vor einem Jahr anderen
Zwecken zugeführt ("der dritt sey im vor aim jar empfrembt
worden"). Daneben gibt es noch: 1 Monstranz aus Messing, 2
Messbücher, 1 Liturgiebuch, 1 zerrissenes Psalmenbuch und 3
oder 4 alte Messgewänder ("hat 4 alter meßgwandt,
ein guet ornät und ain zerrissnen"). Der Pfarrer wird
gelobt ("Pfarrer verricht den gottsdienst vleissig").
Der Bericht schließt mit dem Satz: "Sonst ist kain mangel,
allein wenig gemeld (=Gemälde) in der kirchen".
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Auszug aus einer Landkarte
von Finkh aus dem Jahr 1655
Günding = Gind
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Der Pfarrer hatte eine Lebensgefährtin,
wurde aber eines ehrbaren Lebenswandel gerühmt [" Pfarrer sey aines
erbern gueten wandels"). Wenn Sie ganzen Bericht über die Pfarrei Mitterndorf
-in heutigem Deutsch- lesen möchten,
klicken Sie hier...
Nach dem 30jährigen Krieg
Ob die Kirche im 30jährigen Krieg Schaden genommen hat, ist mir nicht
bekannt. Die Zahl der Häuser in Günding ist jedenfalls von 24
im Jahr 1631 auf 17 im Jahr 1649 zurückgegangen. Zudem war das Gebiet
des südlichen Landkreises Dachau von den Kriegsereinissen besonders
stark betroffen. Da dürfte die Kirche in Giebing, jedenfalls die
Kircheneinrichtung, nicht unbeschadet geblieben sein.
Aus dem Jahr 1640 ist bekannt,
dass die Kanzel in schlechtem Zustand war. Denn in der Kirchenrechnung
ist zu lesen, dass "Den Khirchenbröbsten (Kirchenpflegern) auferladen
ist, daß sie mit Zueziechung Hernn Pfarrers den Predigtstuehl alßbalden
und in continenti machen lassen sollen".
1654 wurde ein neuer Seitenaltar angeschafft. Der Kistler
Veithen Klumayr
erhielt dafür 25 Gulden, der (nicht genannte) Bildhauer 12 Gulden
und der Maler Crafft den hohen Betrag von 85 Gulden.
Pferderennen am Sebastianitag
In Günding wurden in der Zeit nach dem 30jährigen Krieg
alljährlich am Fest des hl.Sebastian (20.Januar) kirchliche Pferderennen
abgehalten. Groß sind die Spuren, die sie hinterlassen haben, nicht.
Doch die kurzen Hinweise in den noch erhaltenen Resten der Kirchenrechnungen
reichen im Zusammenspiel mit entsprechenden Berichten aus anderen Pfarreien
aus, um uns ein Bild von den Rennen machen zu können. Die Texte in
den Rechnungen lauten:
1650:
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An
St.Fabian und Sebastian tag zum Rennet in Vortl geben heur -.-.-
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1654:
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An St.Fabian
und Sebastian Tag zum Rennet heur umb 3 1/4 Parchet .1f:6kr: Lebzelten
und annderes in Vortl geben also zusammen 1.42.-" |
Es geht hier um ein Pferderennen,
das jeweils am Festtag des hl.Sebastian abgehalten wurde. Diese Rennen werden
wohl keine originär kirchliche Veranstaltungen gewesen, sondern nur
anlässlich des früher groß gefeierten Tags des hl.Sebastian
veranstaltet worden sein. Aber die Tatsache, dass die Einnahmen und Ausgaben
in den Kirchenrechnungen auftauchen, legt doch eine enge Verbindung mit
dem kirchlichen Bereich nahe. Solche Rennen wurden nur bei wenigen Kirchen
abgehalten; belegt sind im Dachauer Land Kleinberghofen, Amperpettenbach,
Pasenbach, Steinkirchen, Schwabhausen, Lauterbach, Oberhandenzhofen, Glonnbercha,
Dachau und Indersdorf. Sie wurden -meist in der Winterzeit- an verschiedenen
Festtagen, aber nach einem einheitlichen Muster durchgeführt:
Die Reiter hatten als eine Art Teilnahmegebühr Getreide zu spenden,
das sie vor den Altar schütteten; dafür wurden Ross und Reiter
gesegnet. Das Getreide verkaufte die Kirche und nahm dadurch Geld ein. Die
Teilnehmer jagten auf ihren Rössern über eine Wiese und umrundeten
einen in die Erde gesteckten Stab. Als Rennmeister fungierte der Ortsgeistliche.
Der Sieger des Rennens erhielt ein großes rotes Tuch (s.o. 1654: "rott
Tuech") als Siegerpreis, das damals neben dem ideellen auch einen hohen
wirtschaftlichen Wert hatte; der rote Farbstoff war teuer. Die Nächstplatzieren
dürften weitere Tücher, Lebzelten und sogar kleine Schweine (sog.Rennsäue)
oder Gänse als weitere Preise erhalten haben.
Barockisierung 1696
Wie so viele Kirchen im Dachauer Land wurde auch St.Vitus in Günding
nach der wirtschaftlichen Erholung vom 30jährigen Krieg barockisiert
(1696). Die Kosten dafür betrugen 661 Gulden. Diesen Betrag erfahren
wir aus den Kirchenrechnungen der Pfarrei Bergkirchen. Denn Günding
erhielt zu den Baukosten ein zinsloses Darlehen des Landgerichts Dachau.
Dazu mussten alle übrigen Pfarreien beitragen.
Schmidt'sche Matrikel 1738/40
01)
Der Kanonikus Schmidt aus Freising erstellte
1738/40 eine Auflistung aller Kirchen der Diözese Freising (Schmidt'sche
Matrikel ). Über die Kirche St.Vitus in "Gündting"
schrieb er, sie habe drei Altäre: der Choraltar sei St.Vitus geweiht;
in ihm werde das Allerheiligste aufbewahrt. Die Seitenaltäre hätten
den hl.Sebastian und den Evangelisten Johannes zum Patron. Im Friedhof
stehe ein Beinhaus und im Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Beschreibung
endet mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das völlige
Vermögen des Gottshauses solle der Zeit gegen 1000 Gulden betreffen".
Damit besaß Günding mehr Geld als die Pfarrkirche (700 Gulden).
Anbau im 19.Jh
Das Kirchenschiff wurde im 19.Jh, als die Bevölkerung in Bayern sehr
stark zunahm, auf 17,5 Meter verlängert. Dabei entfernte man die
barocke Ausstattung und ersetzte sie durch eine neue Einrichtung im damals
modernen Stil des Historismus (= neuromanisch, neugotisch).
Beschreibung 1874
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising
vom Beneficiaten an der Domkirche Anton Mayer aus dem Jahr 1874 wird auch
die St.Vituskirche in Günding als Filialkirche von Mitterndorf beschrieben.
Damals wohnten in Günding 299 Gläubige in 43 Häusern. Zur
Kirche bemerkt Anton Mayer: "Erbauungsjahr unbekannt. Stil des vorigen
Jahrhunderts. Einschiffig mit Plafond (=Flachdecke). Geräumigkeit
genügend. Baupflicht: an der Kirche der Kirchenfond, am Cemeterium
(=Friedhof) die Gemeinde. Sattel-Thurm mit 2 Glocken. 3 Altäre.
Orgel mit 4 Registern. Gottesdienste: Jeden 3.Sonntag, abwechselnd mit
der Pfarrkirche, dann am Patrocinium, Oster- und Pfingst-Montag u. am
Feste Joh.d.Täufer. Stiftungen: 1 Jahrtag und 8 Jahrmessen und 4
Quatembermessen (Quatembertage sind Mi, Frei, Sa nach: 1.Fastensonntag,
Pfingsten, 3.Septembersonntag und 3.Adventssonntag). Meßner:
der Meßnergütler. Der Cantordienst wird derzeit von Mitterndorf
aus versehen. Kirchenvermögen 1870 rd. 5300 Gulden.
Beschreibung 1895 05)
Die Kirche
von Günding ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern erwähnt, dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold
und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag
des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde:
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"Kirche.
- An der Thüre links und rechts vom Choraltar: St. Rupertus als
Bischof, in der Linken ein Buch, worauf ein Salzkübel und
St. Urban mit der Traube auf einem Buch. Bemalte Holzreliefs
vom Anfang des 16. Jahrhunderts. H. 84 cm.
- Den Stil dieser Zeit zeigen am Choraltar selbst die Holzreliefs:
St. Nikolaus und Erasmus.
- Treffliche Arbeiten der Münchener Schule vom Ende des 15. Jahrhunderts
sind die beiden bemalten Holzstatuen des
südlichen Seitenaltars: Johannes Evangelista und
St. Petrus. Ein gewisser grosser Zug im Faltenwurf erinnert an die
Blutenburger Skulpturen. H. 80 cm.
- Der gleichen Zeit gehören St. Wolfgang mit Kirchenmodell (H.
90 cm) und St. Leonhard mit Buch, Kette und Abtsstab
(H. 82 cm) auf dem nördlichen Seitenaltar an, sowie
ein hl. Papst mit Buch (H. 105 cm) an der Südwand des Schiffes,
alle drei gute bemalte Holzfiguren.
- Im Vorzeichen an der Westseite bemalte Holzfigur der Maria, mit
dem Kind auf dem r. Arm, das Scepter in der L. haltend;
gut. 17. Jahrhundert. H. 93 cm." |
Renovierungen
In den Jahren 1977/81 (außen + Kirchturm) und 1983/84
(innen) wurde die Kirche renoviert.
Bittgänge/Wallfahrten
Aus den wenigen noch vorhandenen Kirchenrechnungs-Unterlagen geht hervor,
dass die Gündinger alljährlich eine Wallfahrt nach Andechs unternommen
haben. Der Vorsänger und der Fahnenträger erhielten dafür
ein kleines Zehrgeld, der Herr Pfarrer eine "Zöhrung",
eine Brotzeit. Ziel der Wallfahrt nach Andechs war der "Heilthumschatz".
Unter diesem Begriff wurden die vielen verschiedenen Reliquien zusammengefasst.
Es handelte sich dabei um die Herren-Reliquien, die die Grafen von Andechs
(darunter auch der hl.Rasso) von den Kreuzzügen und Wallfahrten aus
dem Heiligen Land mitgebracht hatten. Darunter waren Kreuzpartikel, Teile
der Dornenkrone Christi, ein Stück vom Tischtuch des Letzten Abendmahles
und viele weitere Erinnerungsstücke an das Leben und Leiden Christi.
Dazu kamen noch Blut- bzw. Gregoriushostien (Dreihostienmonstranz) sowie
das Brautkleid und Brustkreuz der hl.Elisabeth und ein Kopfreliquiar der
hl.Hedwig. Auch ein Stück aus dem Gewand des hl.Nikolaus und das
Siegeskreuz Karls des Großen gehörten zum Heilthumschatz. Die
Reliquien waren in einzelne Monstranzen aufbewahrt, die den Pilgern vom
Fenster der heutigen Hedwigskapelle aus einzeln gezeigt wurden (Weisung
der Heilthümer). Dazu wurden unterschiedliche Gebete und Litaneien
gesprochen und Lieder gesungen, je nachdem, ob es sich um das Reliquiar
eines Heiligen oder um eine Herrenreliquie handelte.
Statistik
In den alten Matrikeln,
Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer wieder Zahlen genannt,
die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige),
Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist
die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind
deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf
die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei bzw. den Filialkirchenbezirk.
1852:
Gemeinde Günding mit 58 Familien und 296 Einwohnern
1867:
Gemeinde mit 301 Einwohnern, 79 Gebäuden
Ortschaft mit 190
Seelen in 44 Gebäuden
(dazu Mitterndorf
71/16, Kienaden 11/3, Oberndorf 5/2, Udlding 15/3)
1874:
Filialkirche mit 299 Gläubigen
in 43 Häusern.
Zeitungsberichte
aus dem Pfarrleben
Die Dachauer Zeitungen haben in den letzten 120 Jahren immer wieder aus
dem Pfarrleben berichtet. Diese Berichte befassen sich nicht unmittelbar
mit den Kirchengebäuden, vermitteln aber einen ergänzenden Eindruck
aus der damaligen Zeit. Dabei handelt es sich um Berichte von Glockenweihen,
Kirchenverwaltungswahlen, Renovierungen usw.
Wenn Sie sie lesen möchten, klicken
sie hier...
Baubeschreibung
Schmucklose
Westseite
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Die Kirche steht -baumumstanden-
etwas erhöht am Rande des Gündinger Mooses mit weitem
Blick bis zum Alpenrand. Sie ist von einem Friedhof umgeben.
Es handelt sich -wie erwähnt- um eine Chorturmanlage, d.h.,
der Altarraum ist im Erdgeschoss des Turmes untergebracht.
Seine Grundfläche von 3,5 x 4,5 Metern entspricht den Ausmaßen
des Turmes.
Das vierachsige Langhaus (Maße:17 x 9 Meter) ist durch
schwach vorgelegte Pilaster
gegliedert und besitzt rundbogige Fenster.
Die Westseite der Kirche beeindruckt durch ihre einfache Linienführung
und die konsequente Schmucklosigkeit (siehe Bild links).
Der massige Sattelturm
gliedert sich in vier Geschosse. Er ist durch Blendnischen, Rundbogen-
und Spitzbogenfriese
geschmückt. Im Turm hing früher eine sehr alte Glocke
(1485). Sie wurde im Jahr 1897 um 170 Mark an das Bayer. Nationalmuseum
verkauft. Derzeit befinden sich in der Glockestube drei 1924 in
Bochum von Verein BVG gegossene Stahlglocken mit einem Gewicht von
12, 16 und 18 Zentnern und der Intonation fis, cis und a. Über
die Glockenweihe gibt es einen Zeitungsbericht. Wenn Sie ihn lesen
möchten, klicken Sie klicken
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Die 3,5 x 4,5 Meter
große Sakristei ist östlich an den Chorturm angebaut.
Das Portal der Kirche liegt unter einem Vorhaus an der Westseite.
Innenausstattung
Altarraum
Der rechteckige, fast 6 m hohe und stark
eingezogene
Altarraum im Ausmaß von 3,80 x 4,50 Metern schließt gerade;
er wird von einem flachen Kreuzgewölbe
mit abgeschlagenen Gewölberippen überdeckt. Der Stuck im
Altarraum stammt aus der Zeit des Umbaus und der Renovierung der baufälliger
mittelalterlichen Kirche 1696-98.
Das
Deckenfresko aus der Zeit um 1700 stellt in einem runden
Gemälde mit Stuckumrahmung die Dreifaltigkeit dar. Links Christus
mit dem Kreuz, rechts Gottvater mit dem Zepter und in der Mitte der
Heilige Geist in Gestalt einer Taube im Strahlenkranz auf der Weltkugel.
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Hl.Dreifaltigkeit
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Hinweis:
Die Gestalt der Taube für die künstlerische Darstellung
des Heiligen Geistes gründet sich auf den Bericht der Taufe Jesu
im Neuen Testament. Danach fuhr der Heilige Geist in leiblicher Gestalt auf Jesus hernieder wie eine Taube (Lk., 3,22). Obwohl dies nur bedeutet,
dass sich der Geist bewegte wie eine Taube, nicht aber aussah wie
ein Vogel, hat man die Taube als Symbol für die sonst nur schwer
greifbare dritte Person |
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Gottes gewählt.Das
Konzil von Nicäaim Jahr 325 hat dies sogar empfohlen. Papst Benedikt
XIV verbot 1745 die Darstellung der dritten göttlichen Person
in Menschengestalt, wie sie vereinzelt immer noch vorkam (so z.B.
im Deckengemälden der Schlosskapellen in Haimhausen und Unterweil-bach). |
Choraltar
/ Hochaltar
Die Altäre sind im neuromanischen
Stil errichtet und bilden ein architektonisch und künstlerisch beeindruckendes
Gesamtbild.
Altaraufsatz
In
dem von großartigen Bögen gehaltenen Altarauszug des Choraltars
sitzt unter einem
säulengestützten Baldachin eine
Figur des Patrons der Kirche, des
hl. Vitus. Der obligatorische Kessel steht neben ihm. Zu beiden
Seiten sind in einigem Abstand kleine Figuren der Eltern Jesu, Josef
und Maria angebracht. |
St.Vitus
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Vitus
wurde schon als Kind von seinem heidnischen Vater wegen seines christlichen
Glaubens vor Gericht gestellt. Den Folterknechten verdorrten die Arme,
aber Vitus heilte sie. Der Vater schloss ihn mit musizieren-den und
tanzenden Mädchen ein, die ihn verführen sollten. Als
er ihn dabei durchs Schlüsselloch beo-bachtete wurde er blind.
Kaiser Diokletian wollte ihn mit schweren Eisenplatten erdrücken,
in einem heißen |
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Ölkessel
sieden oder ihn den Löwen vorwerfen. Nichts gelang. Dann wurde
er mit Haken zerfleischt. St.Vitus ist Schutzpatron gegen das Bettnässen,
weil man in früheren Jahrhunderten den den Ölkessel als
großen Nachttopf deutete. |
Im Choraltar von
1885 (Entwurf von Josef Müller, Mch) der die ganze Breite des
Altarraums einnimmt, sind Holzreliefs von Heiligen eingebaut, die
noch aus dem 16.Jh stammen. Das
Retabel, die Altarrückwand, ist mit neuromanischen Ornamenten
in Goldfarbe bemalt und füllt den Raum auch in der Höhe
voll aus.
Mittelpunkt ist aber der zweigeschossige Tabernakel,
der in der Mittelnische anstelle einer Figur oder eines Altarblatts
aufgestellt ist. Man nennt deshalb den Altar auch Ziborienaltar.
Ziborium heißt das ufbewahrungs-gefäß für die
Hostien. |
Tabernakel
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Auf den Tabernakeltüren
sind Relief-artige Darstellungen zu sehen:
- an der unteren Türe das Lamm Gottes über einer aus
dem Felsen springenden Quelle, aus der zwei Hirsche
trinken (siehe Bild ganz oben rechts). Das Relief
versinnbildlicht den Psalm 42 "wie der Hirsch lechzt
nach frischen Wasser.."
- die obere Türe ist mit Ährenmotiven verziert. Davor
steht ein Kruzifix
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Assistenzfiguren

St.Erasmus
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Die
Assistenzfiguren aus dem 16.Jh, die neben dem Tabernakel in der großen
Mittelnische stehen, stellen die Bischöfe St.Erasmus mit
um eine Seilwinde gewickeltes Gedärm und St
Nikolaus mit den drei Goldkugeln dar.
Hinweise: Erasmus war um 300 Bischof von Antiochia. 7 Jahre
lang verbarg er sich im Libanongebirge, wo ein Rabe ihm Nahrung brachte.
Dann stellte er sich seinen Verfolgern. Mit einer Seilwinde habe man
ihm die Gedärme herausgezogen - diese Winde hat ihn zum Patron
der Schiffer bestimmt. Er überstand die Marter. Danach wurde
er in einen Kessel mit siedendem Öl gesteckt, dem er unbeschadet
entstieg. Er lebte er noch 7 Jahre (ohne Gedärme ?) in Kampanien.
Erasmus ist einer der 14 Nothelfer (Patron der Seefahrer und Seiler)
und als solcher für Magenkrämpfe und Unterleibs-beschwerden
zuständig.
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St.Nikolaus
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Nikolaus
war um das Jahr 300 Metropolit von Myra geweiht. Während der
bald darauf einsetzenden Christenverfolgung wurde er um 310 gefangen
genommen und gefoltert. Er überlebte und nahm 325 am 1. Konzil
von Nicäa teil.Verbreitete Legenden über Nikolaus erzählen:
In einer verarmten Familie konnte er durch gezielte Geldgeschenke
(Goldkugeln), die er heimlich durchs Fenster und durch den Kamin in
die darin aufgehängten Socken warf, verhindern, dass der Vater
seine drei Töchter zur Prostitution bewegen musste (deshalb die
Goldkugeln in der Hand). |
Das Antependium
des Choraltars besteht aus Holz und ist mehrfarbig (polychrom) gefasst.
Es wird durch kleine Säulchen in zwei quadratische Felder mit Christusemblemen
gegliedert.
Figuren auf den seitlichen Durchgängen
St.Rupert
|
An den seitlichen
Türen des bis an die Außenwand reichenden Aufbaues, die
in die Sakristei hinter dem Altar führen, sind als Reliefs die
Heiligen Rupert (mit Buch
und Salzfass in der Hand) und Urban
(im Papstornat mit Tiara und Papstkreuz sowie einer blauen Weintraube
auf dem Buch)
abgebildet. Die Reliefs stammen noch aus spätgotischer Zeit.
Die drei Querbalken des Papstkreuzes symbolisieren die drei päpstlichen
Gewalten: die Priester-, Hirten- und Lehrgewalt.
Im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern 1895
heißt es dazu: "Bemalte
Holzreliefs vom Anfang des 16. Jahrhunderts. H. 84 cm."
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St.Urban
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Hinweise: Rupert
lebte um das Jahr 700. Er stammte wohl aus einer fränkischen
Adelsfamilie, wird
aber auch als iroschottischer Glaubensbote bezeichnet. Er missionierte
an der Donau. Herzog Theodo schenkte Rupert die Salz-quelle in (Bad)
Reichenhall und die Stadt Juvavum, wo er auch Bischof wurde (deshalb
das Salzfass). Urban wird als Schüler des Gallus genannt.
Er soll im 7. Jahrhundert bei Heilbronn am Neckar gepredigt und den
Weinbau gelehrt haben. Nach der Legende errichtete er ein Kreuz, um
das sich eine Weinrebe schlang (deshalb die Weinrebe). |
Fenster
im Altarraum
Die beiden Fenster im Altarraum
mit Antikglas in Rundverbleiung enthalten als Mittelteile farbige Glasgemälde.
Im südlichen Fenster ist der hl.Josef dargestellt. Das Gemälde
wurde nach einem Entwurf von Hermann Stockmann von Syrius Eberle aus Dachau
gefertigt und von den Mesmerbauerseheleuten Josef und Katharina Wechselberger
im Jahr 1940 gestiftet.
Das nördliche Fenster enthält ein Bild der Muttergottes.
Dieses Bild wurde von der Bäuerin Anna Nottensteiner im Jahr 1934
gestiftet, aber erst 1940 eingebaut.
Zelebrationsaltar
Unter
dem Chorbogen steht seit den Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts
ein Zelebrationsaltar
(sog. Volksaltar) aus Holz, der stilistisch den alten Altären
angepasst ist. Er wurde aufgestellt im Zuge der Liturgiereform durch
die Beschlüsse des 2.Vatikanische Konzils und bedeutet eine Rückkehr
zu den Wurzeln der Eucharistiefeier. |
Zelebrationsaltar
|
Hinweis: Der Altar
war das Symbol des heidnischen Gottesdienstes. Das lateinische Wort
adolere = verbrennen bezeichnet die ursprüngliche Bedeutung als
Stätte zur Verbrennung der Opfer. Die ersten Christen hatten
keinen Altar. Jesus versammelte die Seinen um den Tisch, und das hielten
auch die Christen während der ersten Jahrhunderte so; zur Eucharistiefeier
konnte jeder beliebige Tisch dienen. Im 4.Jh wurde das Opfer Jesu
in das Tischgeschehen hineingenommen und der |
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Altar
eingeführt. Er war meist aus Stein, frei aufgestellt und von
allen Seiten zugänglich. Ab dem 8. Jh. wich die Tischform immer
mehr der Blockform. Dies kam der Entwicklung entgegen, im Altar
Reliquien von Märtyrern und Heiligen beizusetzen. Der zelebrierende
Priester stand hinter dem Altar, sodass seine Handlungen während
der Messfeier für die ganze Gemeinde sichtbar waren. Als der
Altar dann im 11.Jh eine Rückwand mit hohen Altar-aufbauten (Retabeln)
erhielt und weiter an die Ostwand rückte, wandte der Priester
der Gemeinde den Rücken zu. Dies ist in der katholischen Kirche
durch eine Liturgiereform erst vor 55 Jahren wieder rückgängig
gemacht worden. Der Zelebrationsalter ersetzt nun liturgisch voll
den Hochaltar. 23)
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Langhaus
/Kirchenschiff
Die
Bezeichnung des Langhauses als Kirchenschiff ist darauf zurückzuführen,
dass die Kirchenväter die Gemeinschaft der Glaubenden als Schiff bezeichneten,
das die Gläubigen aus dem Sturm der Zeit und den gefährlichen Wogen des
Schicksals rettet.
Deckenmalereien
Das Langhaus ist flach gedeckt. Die Decke des Kirchenschiffs
ist mit einem Rahmenfeld zwischen schmalem Gesims
stuckiert und mit einer Ornamentmalerei
aus dem 20.Jh. (andere Quelle: 1880) geschmückt. |
Ornamentmalerei
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In der Mitte
wird ein großes Kreuz mit dreipassförmigen Kreuzbalkenenden
dargestellt, von stilisierten Akanthustrieben
umrankt. In der Mitte des Kreuzes verdeckt eine mit der Heilig-Geist-Taube
bemalte Blechscheibe das Entlüftungsloch für die Kirche.
Dort befindet sich auch ein Schriftband mit dem Text "Spiritus
Domini replevit orbem terrarum" (der Geist des Herrn erfüllt
den Erdkreis). |
Um das Kreuz
herum sind in runden Gemälden die vier Evangelisten Matthäus,
Markus, Lukas und Johannes
jeweils mit Buch (Bibel) und Schreibfeder zu sehen. Ihre Häupter
sind von Heiligenscheinen in kräftigen Farben umgeben. Die Namen
der Evangelisten stehen am Rand der Bilder. |
Johannes
Lukas
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Die Schreibfeder
(lat.Calamus=Rohr) wurde seit dem 3. Jh. v. Chr zum Schreiben verwendet.
Sie bestand früher aus einem abgeschrägten Schilfrohr, dessen
Spitze an der Abschrägung eingeschnitten wurde. In der gleichen
Weise präparierte man mit einem Federmesser auch die später
zum Schreiben verwendeten starken Kiele der Vogelfedern (lateinisch
penna), meist Gänsefedern. |
Über der
Orgel ist ein Gemälde
angebracht, das den Patron der Kirche, den hl.Vitus mit einem
Holzkessel vor der Gündinger Kirche zeigt. |
Günding
im Gemälde
über der Orgel
|
Das Gemälde
dürfte im Jahr 1950 entstanden sein. |
Seitenaltäre
Die neugotischen Seitenaltäre
ersetzen frühere Altäre, die 1699 vom Dachauer Maler Johann
Georg Hörmann (1672-1749) gefasst
worden waren. Die vier Assistenzfiguren der Heiligen Leonhard, Wolfgang,
Petrus und Johannes sind Nachbildungen. Die Originale waren Arbeiten der
Blutenburger Schule aus dem 14.Jh. Sie wurden Anfang 1973 "nach einer
Andacht" gestohlen und sind nicht mehr aufgetaucht. Die Nachbildungen
wurden 1979 (?) vom Bildhauer Demetz aus der berühmten südtiroler
Künstlerfamilie für je 2.200 DM geschnitzt.
Linker Seitenaltar
Auf dem linken
Seitenaltar sind Figuren der Heiligen
Wolfgang (mit Kirchenmodell) und Leonhard
(im Abtsornat mit Bibel unter dem Arm) dargestellt, die neben dem
den Altar prägenden Kreuz in den unteren Nischen stehen.
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Linker
Seitenaltar
|
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Im Altaraufsatz eine kleine Figur
von Johannes dem Täufer.
Oberer
Altarteil
Im oberen Halbkreis
des von Säulen getragenen Bogens ist in einem Relief die
Muttergottes mit Kind dargestellt. Anbetungsengel zu beiden
Seiten halten eine Lilie und eine Krone als Sinnbild für
die Jungfräulichkeit und die Stellung Mariens als Königin
des Himmels. |
oberer
Altarteil
|
Maria ist im traditionellen
blau-roten Gewand dargestellt. Das Jesuskind steht auf ihrem linken
Knie und breitet segnend die Hände aus.
Über der Gruppe ein Schriftband mit dem Text: "Von nun an
werden mich selig preisen alle Geschlechter Luc 1.48" |
St.Wolfgang
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Hinweise:
Wolfgang lebte im 10.Jh erst Mönch in Einsiedeln, dann ab
972 Bischof von Regens-burg. die Legende erzählt von zeitweiligem
Einsiedlerleben am nach ihm benannten Wolfgangsee. Das Einsiedlerleben
wurde durch den Teufel gestört, der immer wieder versuchte, Wolfgang
zu vernichten, so dass Wolfgang beschloss, sich an einem freundlicheren
Ort eine Klause zu erbauen. Er warf seine Axt ins Tal hinab und gelobte,
an dem Ort, an dem er sie wieder finden werde, eine Kirche zu erbauen
(deshalb das Kirchenmodell). Wolfgang lebte sieben Jahre in der Einöde,
danach kehrte er als Bischof nach Regensburg zurück.
|

St.Leonhard
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Leonhard
(in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler
und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte
er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I., dass viele
von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich als
Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen -
und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete.
Als die Leonhardsverehrung nach Deutschland kam, hat man ihn wegen
der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron
der Haustiere verehrt, weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete.
In Bayern erreichte die
Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren Höhepunkt. Man
nannte ihn auch den bayerischen Herrgott. Am Leonhardstag, dem 6.
November werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen.
|
Auf
dem Altartisch des linken Seitenaltars steht eine Muttergottesfigur
aus der 1. Hälfte des 17.Jh. Maria ist als Königin
des Himmels mit den königlichen Insig-nien dargestellt: Sie trägt
eine Krone auf dem Haupt und ein Zepter in der linken Hand. Mit der
Rechten hält sie das Jesuskind, das in seiner Hand den Reichs-apfel
präsentiert. Der Apfel war schon im Altertum Sinnbild für
den Kosmos, später auch für die Erde, nachdem man deren
Kugelform erkannt und akzeptiert hatte. |
Muttergottes
17.Jh.
|
Der
mit dem Kreuz versehene Reichsapfel in der Hand des Königs ist seit
1191 Teil der königlichen Insignien und symbolisiert den von Gott
verliehenen Herrschafts-anspruch. Gleiches gilt auch für das Jesuskind.
Hier kommt aber die weitere Bedeutung des Apfels als Paradiesapfel
und Sinnbild für den Sündenfall hinzu: Jesus weist den Betrachter
darauf hin, dass er durch seinen Tod die Erbsünde überwindet. |
Im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern 1895 ist auch
diese Figur wie folgt erwähnt:
"Im
Vorzeichen an der Westseite bemalte Holzfigur der Maria, mit dem Kind auf
dem rechten Arm, das Scepter in der Linken haltend; gut. 17. Jahrhundert.
H. 93 cm."
Rechter
Seitenaltar
Im Altaraufsatz des rechten Seitenaltars ist
eine kleine Figur des hl.Sebastian zu sehen.
Im
Tympanon darunter ein Relief der hl.Petrus.
Er sitzt in weiser Abgeklärtheit auf einem gut gepolsterten Thron
mit goldener Lehne, hält ein geöffnetes Buch (Bibel) auf
seinem Knien und hebt segnend seine rechte Hand. Der Heilige ist -wie
in den meisten Petrusabbildungen seit dem 4.Jahrhundert - mit rundem
Kopf und grauem, krausen Haarkranz sowie Bart dargestellt.
|

Oberer
Altarteil
St.Petrus
|
Zwei
kniende Engel zu seinen Seiten halten ein Modell des Petersdoms und
die Himmelsschlüssel in den Händen. Der Petersdom gilt
als Hinweis auf das Papsttum, das sich als Nachfolger von Petrus sieht.
Über den Figuren ein Schriftband mit dem Text: "Kommet zu
mir und ich will euch alle Güter ver-schaffen, Gen.45,18". |
|
Hinweis:
Die sog.Himmelsschlüssel, die der Künstler der Petrus-Darstellung
in die Hand drückte, haben den Heiligen im Brauchtum zum Himmelspförtner
gemacht. In der christlichen Symbolik repräsentieren die Schlüssel
aber die Vollmacht auf Erden und im Himmel zu lösen und zu binden.
Deshalb die beiden Schlüssel. Nach Matthäus 16,19 sagte
Jesus zu Petrus: "Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches
geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel,
und was du lösen wirst auf Erden, wird gelöst sein im Himmel".
Diese Vollmacht wurde in weiterer Folge auf den Kreis der Jünger
und den Klerus übertragen.
|
Apostel
Johannes
|
Der Mittelteil
des rechten Seitenaltars zeigt Figuren des Apostels Johannes (links
mit Kelch -und übergroßer Schuhnummer) und sowie des
hl.Petrus (mit einem vergoldeten
und einem versilberten Himmelsschlüssel). Bezold/Riel (Kunstdenkmale
des Königreichs Bayern) vertreten die Auffassung, dass diese
Figuren noch aus gotischer Zeit stammen und "zum Allerbesten
gehören, was in Oberbayern aus dieser Zeit auf uns gekommen
ist". Sie erinnerten "in ihrem großzügigen
Faltenwurf unmittelbar an die Art der Blutenburger Skulpturen".
05).
|
Apostel
Petrus
|
|
Hinweis: Der Apostel
Johannes, der unter dem Kreuz stand, war der Bruder des
Jakobus' des
Älteren und von Beruf Fischer. Er war erst Anhänger
Johannes'des Täufers und wurde dann Jesu "Lieblings-jünger"
(Joh.19, 26). Johannes der Apostel und Johannes der Evangelist werden
in der Überlieferung und in der Kunst häufig gleichgesetzt,
obwohl es sich um zwei verschiedene Personen handelt. |
Altartisch
Auf dem Altartisch
steht eine Figur des Bruder Konrad
von Parzham mit einem Brotkorb in der Hand.
Hinweis: Konrad von Parzham
(1818-1894) wirkte 41 Jahre lang im Kloster Altötting als Pförtner,
wo er mit Tausenden von Wallfahrern zu tun hatte, die mit vielerlei
Anliegen und Bitten zu ihm kamen. |
Bruder
Konrad
|
Aber auch Kinder
aus vielen armen Altöttinger Familien kamen bettelnd an die Pforte,
keines von ihnen ging leer aus.
1934 wurde Konrad von Papst Pius XI. heiliggesprochen. |
Kreuzigungsgruppe
|
An der Nordwand
ist ein großes Kruzifix
in den Stilformen des Historismus befestigt. Der Stil ist zu erkennen
an den dreipassförmigen Kreuzbalkenenden, an der aufrechten
Haltung des Corpus mit den waagrechte Armen und am weißen,
langen Lendentuch (Perizoma).
Darunter steht auf
einem Ädikula-ähnlichen Sockel die
Mater dolorosa, die schmerzhafte Mutter mit gefalteten
Händen. Die Figur ist mit vielen Rosenkränzen behängt.
Der Heiligenschein ist -wohl wegen der zu knappen Nischenhöhe-
etwas nach unten verrutscht. Das sonst übliche Schwert in
ihrer Brust fehlt.
|

Kanzelkreuz

Mater
dolorosa
|

per Mouseklick zu den Beschreibungen
|
Kreuzwegbilder
und Apostelkreuze
Die Kreuzwegbilder
im prächtigen rundbogigen Holzrahmenaus der Mitte des 19.Jh
(Öl auf Leinwand) hängen über das ganze Kirchenschiff
verteilt an den Außenwänden. Auf dem Rahmen
sitzt ein Kreuz.
Maße: 86 x 65 cm ohne Aufsatz. |
Kreuzwegbild
|
Die Gündinger Kreuzwegbilder
gehören zu den
Bildern, für die der bekannte Nazarener-Maler Joseph
von Führich aus Wien (1800-1876) die Vorlage geschaffen hat. Joseph von Führich
(auch "Theologe mit dem Stifte" genannt) war durch seine
Kreuzwegbilder (1844/46) inter-national bekannt geworden. Als Kupferstiche
verbreiteten sie sich über ganz Europa und unzählige Maler (darunter
auch Anton Huber für Petershausen, Franz Mayr für Kreuzholz-hausen
und Anton Rick für Röhrmoos) benutzten sie als Vorlage für
ihre Kreuzwegtafeln. Aus diesem Grund gleichen sich die Kreuzwegbilder
in mind. 22 Kirchen des Dachauer Landes in hohem Maße.
Hinweis:
Kreuzwegbilder in unseren Kirchen sind erst seit 1700 üblich.
Wenn Sie mehr über den Kreuzweg und seine Darstellungen in
Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken Sie hier...
|
Unter den Kreuzwegbildern
sind die Apostelleuchter
und Apostelkreuze aus Messing (19.Jh) angebracht. Auch hier weisen
die dreipassförmigen Kreuzbalken-Enden auf die Zeit des Historismus
hin.
Hinweis: Die Apostelleuchter erinnern an das in der Apokalypse
(21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf
Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind.
Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems.
Üblicherweise werden die Apostelleuchter am Kirchweihfest angezündet.
|
Apostelleuchter
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Die Kirchenbänke (25
Reihen) stammen aus dem 19. Jh. Sie besitzen Rokokowangen.
|
Hinweis:
Kirchenstühle gab es nicht von Anfang an in den Kirchen. Die ersten
1500 Jahre standen die Gläubigen oder bewegten sich langsam im Raum.
Lediglich für Alte und Schwache gab es einige Stühle an den seitlichen
Wänden. Ohne Kirchenstühle fasst eine Kirche viel mehr Menschen; bei
dichtem Gedränge während des Gottesdienstes schien der Raum voller
Bewegung zu sein. Das feste Gestühl wurde zum Spiegel einer disziplinierten
Gemeinschaft, in der jeder seinen festgefügten Platz hatte. Im 16.Jh.
wurden zuerst die evangelischen Kirchen mit Bänken ausgestattet, weil
dort die Predigt als Medium der Heilsvermittlung einen größeren Raum
einnimmt; beim Sitzen ist der Zuhörer aufmerksamer, geduldiger
und ruhiger. Die katholischen Kirchen zogen erst später nach. Die
Bestuhlung war einer der Gründe, dass die Kirchen zu Beginn der Barockzeit
vergrößert werden mussten. |
Vortragekreuze
An
den Kirchenbänken stehen zwei Vortragekreuze, von denen
eines mit schwarzer Kreuzstange (um 1900) und gegossenem Corpus für
Beerdigungen, das andere mit roter Kreuzstange (18.Jh) für
Prozessionen verwendet wird. |
Vortragekreuz
|
Hinweis: Vortragekreuze werden beim Kirchenein- und Auszug, Prozessionen,
Wallfahrten sowie bei Beerdigun-gen vorangetragen. Dies geht zurück
auf das Jesuswort "Wer mein Jünger sein will, der verleugne
sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach". Bei
Gebetsprozessionen (Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des
Kreuzes zu den nachgehenden betenden |
|
Menschen
gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben. Bei anderen Prozessionen,
z.B. an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug zeigt der Corpus in
die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg. Die ältesten Vortragekreuze
stammen schon aus dem 6.Jh. |
Fenster
im Kirchenschiff
Auch in den
Rundbogenfenstern des Kirchenschiffs sind mehrere kleinere Glasbilder
enthalten.
Eines davon zeigt den hl.
Vitus, der vor dem Kessel kniet, daneben der Gündinger
Kirchturm, über ihm die Muttergottes und im Hintergrund eine
Burg. Es ist mit "5.6.56" datiert und wurde von den Mesnerseheleuten
Vitus und Maria Wexlberger 1954 gestiftet. Rechts unten das Monogramm
des Glasmalers Syrius Eberle aus
Dachau.
|
Fensterbilder
|
Die anderen Fenster zeigen Bilder
- der hl. Katharina (gestiftet von Jakob Sedlmayer 1954),
- des hl. Augustinus (gestiftet von August Feldl, Kunstmühlenleiter
1954),
- der hl. Barbara (gestiftet von Josef und Barbara Mayr, Schmiedemeisterseheleute,
1954),
- der hl. Cäcilia (gestiftet von Syrius und Wilhelm Eberle,
Dachau, 1954),
- der hl. Maria Magdalena (gestiftet von Johann und Magdalena Schaltermayer,1954),
- des hl. Johannes d.Täufers, (gestiftet von Johann und Magdalena
Gasteiger,1954) und
- der hl. Theresia (gestiftet von Anton und Theresia Gasteiger,1954).
Figuren
im Kirchenschiff
An der Südseite des Kirchenschiffs ist
auf einem neuromanisch gestalteten Sockel eine Figur des
hl. Petrus mit Tiara (Papstkrone) auf dem Kopf angebracht.
St.Petrus
mit Tiara
|
Die Tiara, die
dreifache Krone, entstand aus der phrygischen Zipfelmütze des
iranischen Hofzeremoniells des 5.Jh.v.Chr. In den ersten Jh. des Christentums
waren Papst und Klerus barhäuptig. Die Tiara wurde erstmals im
8.Jh erwähnt. Ihre heutige Form stammt aus dem 14.Jh. Es gibt
mehrere Deutungen für die dreifache Krone: Die eine besagt, sie
sei das Gegenstück zu den weltlichen drei Kronen des Kaisers
(Königskrone von Aachen, Krone der Langobarden und die Kaiserkrone
von Rom). Eine andere Deutung weist auf das dreifache päpstliche
Amt hin: lehren, lenken und heiligen. Wieder eine andere bezieht die
Tiara auf die drei Reiche der Kirche: Die streitende Kirche auf Erden,
die leidende Kirche im Fegefeuer, die triumphierende Kirche im Himmel.
Schließlich werden die drei Kronen auch als Symbol der Dreieinigkeit
Gottes gesehen. Früher wurde dem neugewählten Papst die
Tiara mit den Worten überreicht: "Empfange die dreifach
gekrönte Tiara und wisse, dass Du der Vater der Fürsten
und Könige, der Lenker des Erdkreises und der Vikar Jesu Christi,
unseres Erlösers, auf Erden bist". Seit 1964 trägt der Papst
keine Tiara mehr. Paul VI. schenkte seine Krone den amerikanischen
Katholiken als Dank für die großherzigen Spenden zugunsten
der Armen in der Welt. |
Zwischen dem Wandkruzifix
und der Empore steht auf einem Sockel die Schnitzfigur des
hl. Paulus mit Schwert in der Hand (Anf. 16.Jh).
|
Hinweis:
Paulus hieß eigentlich Saulus. Er war von Beruf Zeltteppichweber
und jüdischer Theologe im Laienstand. Er verfolgte mit
großem Eifer die junge Kirche und war bei der Steinigung
des Stephanus dabei. Vor Damaskus wurde er von einer Erscheinung
Christi getroffen, fiel zu Boden und erblindete kurzzeitig.
Missionsreisen durch den Nahen Osten und seine Briefe (7 der
13 Briefe stammen von ihm) machten ihn bekannt. Der Schwerpunkt
der Glaubensverkündigung des Paulus ist die Gnade Gottes:
Gott schenkt seine Gnade den Menschen nicht aufgrund ihrer guten
Taten, sondern einfach, weil er ein
guter, menschenfreundlicher Gott ist. Nach eher unwahrscheinlichen
Legenden starb Paulus im Jahr 67 als Märtyrer unter Kaiser
Nero durch das Schwert. Wahrscheinlich ist er eines natürlichen
Todes gestorben. |
|
St.Paulus
|
Ihm gegenüber auf der Südseite eine Figur des
hl.Antonius mit dem Jesuskind, das auf dem Buch sitzt. Antonius
war Franziskanermönch. Deshalb ist er hier in der braunen Kutte der
Franziskaner dargestellt. Die Farbe Braun steht traditionell für Demut
und Bescheidenheit.

St.Antonius
|
Hinweis:
Antonius lebte im 13.Jh und war ein begnadeter
Redner, der sich gegen die damaligen Häretiker
(Katharer, Albigenser und Waldenser) wandte. Seine Fastenpredigten
in Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg, denn die ganze Region
schien danach wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene
Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück,
unrechtmäßige und überhöhte Zinsen wurden den
Schuldnern zurückerstattet. Bis heute gilt in Italien ein damals
erlassenes Gesetz, dass niemand mit seinem Leben und seiner Freiheit
für eine Schuld haften solle, sondern nur mit seinem Eigentum.
Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden verlorener Gegenstände
angerufen und gilt deshalb als "Patron der Schlamperer".
Dies geht auf zwei Legenden zurück: Als ihm ein Manuskript gestohlen
worden war, betete er so lange, bis der Dieb damit zurückkehrte.
Schöner ist die zweite Legende, nach der er einem Geizhals half
sein Herz zu suchen und es in einer Geldtruhe fand. Die Darstellung
mit dem Jesuskind auf seinem Arm ist bei uns erst seit dem 17.Jh verbreitet;
sie verweist auf eine seiner Visionen, die er beim Bibellesen hatte.
|
Empore
An
der Brüstung der von Säulen getragenen Empore mit
einfacher Flachfelderverzierung ist eine
Schutzmantelmadonna
angebracht. Sie ist im gotischen Stil geschnitzt. Unter ihrem Mantel
lugen zehn Frauen und Männer mit mittelalterlichen Kopfbedeckungen
hervor. |
Schutzmantelmadonna
|
Hinweis:
Der Bildtypus der Schutzmantelmadonna ist bei uns seit dem 14.Jh verbreitet.
Er wurde vor allem von den Zisterziensern und Dominikanern gefördert.
Die Darstellung geht auf den Mantelschutz im alten Rom (lateinisch
velamentum) zurück, den man Ver-folgten gewähren konnte.
Auch aus dem Mittelalter
ist bekannt, dass insbesondere vornehme Frauen
das Recht hatten, Flüchtlingen unter dem Mantel |
|
oder
Schleier Schutz zu gewähren. Abgeleitet davon entstand die Darstellung
der Schutzmantelmadonna. In alten Schriften wird das Motiv der Schutzmantelmadonna
mit dem lateinischen Terminus auch als Mater omnium,
"Mutter aller", bezeichnet. |
Orgel
Die
zweimanualige Orgel mit neun
Registern stammt aus dem Jahr 1954 und wurde von den Gebrüdern
Sandtner aus Steinheim bei Dillingen gebaut. Sie besitzt eine pneumatische
Kegellage und einen Freipfeifenprospekt. Die Gebrüder Sandtner
haben auch die Orgeln in den Kirchen von Unterbachern, Oberroth, Eschenried
neu gebaut oder restauriert. |

Orgel
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Eine
frühere Orgel hat 1847 Pfarrer Gabler vom Münchner Orgelbauer
Frosch für 80 Gulden erworben. Der Preis spricht für ein
gebrauchtes Instrument.
Die Orgel wurde im Dezember 1847 aufgestellt. 09)
|
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Allgemeines
zur Orgel - Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse
zum Klingen gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen
Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich
Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profa-nes
(weltliches) Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell
verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh. wurde es zur Regel, in allen
bedeutenden Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel
zur Ausstattung fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle
trägt sie zur Verschönerung des Gottesdienstes bei. Der
Orgelprospekt, die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch
Künstler gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen
unsere ältesten Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde
der Prospekt mit reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer
mehr der "offene" Orgelprospekt durch, der allein durch die harmonische
Anordnung der Pfeifen wirkt. |
Hans Schertl
Quellen
01) Dr.Martin v.Deutinger,
Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
02)
Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches
Handbuch des Königreiches Bayern, 1852
03)
Arthur von Ramberg,Joseph
Heyberger, Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern,
Band 5, 1867
04)
Mayer-Westermayer,
Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising, 1874
05)
Bezold/Riel,
Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895
06)
Josef Scheidl,
Die Bevölkerungsentwicklung des Landgerichts Dachau im Laufe früherer
Jahrhunderte, 1925
07)
Amperbote vom
20.12.1905,vom 12.08.1924 und 07.11.1934
08)
Heimatbuch des
Landkreises und der Stadt Dachau, 1971
09)
Georg Brenninger,
Orgeln und Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/2
10) Georg
Brenninger: Orgeln in Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
11) Süddeutsche
Zeitung, Beilage Landkreis Dachau, 20.4.1979 (Ortsgeschichte)
12) Dachauer
Nachrichten vom 24.8.1979 (Nachbildungen der Seitenaltarfiguren)
13) Max
Gruber, Werkverzeichnisse der Dachauer Maler Johann und Johann Georg Hörmann,
Amperland 1980/4
14) Max
Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer, Amperland 1984/2
15) Anton
Landersdorfer, Das Bistum Freising in der bayerischen Visitation des Jahres
1560, 1986
16) Josef
Mass, Geschichte des Erzbistums München und Freising, 1986 (Wallfahrt
Andechs)
17) Georg
Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
18) Gerhard
Hanke / Wilhelm Liebhart, Der Landkreis Dachau, S. 126, 1992 (Erding)
19) Bauer/Rupprecht,
Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, 1996
20) Robert
Böck, Kirchenrechnungen Landgericht Dachau, 1996 (Kosten Barockisierung)
21) Walter
Pötzl, Patrozinien- Zeugnisse des Kultes, Zeitschrift für bayerische
Landesgeschichte Bd. 68, 2005 (Patrozinium)
22) Sabine
Remiger, Münchner Kirchenzeitung v. 3.9.2006 (Petrus)
23)
Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt
2014 (Zelebr ersetz Hochaltar)
37 Bilder: Dieter Reinke (3), Hans Schertl (34)

9.3.2018
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