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Hauptseite Sulzrain Kirchen
i.d. Gem.Hebertshausen
Mit freundlicher Genehmigung des Autors |
Die
Sankt Nikolaus Kirche in Sulzrain Teil I |
Den allerersten Hinweis(1) auf ein bestehendes Kirchlein findet sich in den Conradinischen Matrikeln vom Jahre 1315, wo Sulzrain als Filialkirche ohne Friedhof beschrieben wird. Zu einer unbekannten Zeit hat aber ein Friedhof bestanden. Im Jahre 1963 wurde der Kirchenhügel bei Straßenbauarbeiten angeschnitten, wo nach mündlicher Auskunft des Sulzrainer Bauern Martin Polz menschliche Gebeine zum Vorschein kamen. Die Gräber der Sulzrainer Bauernfamilien befinden sich sämtlich im Ampermochinger Kirchenfriedhof. Die Sankt Nikolaus Kirche ist seit undenklicher Zeit eine Filialkirche der Ampermochinger Kirche Sankt Peter. Als eigene Kirchenstiftung mit eigenen zwei Kirchpröbsten, die Sulzrainer Bauernfamilien entstammten, war sie bis 1933 verwaltungsmäßig nie mit der Ampermochinger Kirchenverwaltung(2) verbunden. Der Dachauer Historiker Gerhard Hanke(3) vermutet, dass der Grundbesitz des Edlen Aripo um die Mitte des 10. Jahrhunderts in beiden Ortschaften die Ursache für die Zugehörigkeit Sulzrains zur Pfarrei Ampermoching sei. |
Das Baujahr der Kirche ist unbekannt. Der Chor der Kirche(4) weist spätgotische Merkmale aus. Er hat einen 3/8 Schluss und hat eine etwas größere Breite als das Langhaus. Der Turm am Westgiebel ist jüngeren Datums. Er wird dem 17. Jahrhundert zugewiesen. Im unteren Bereich ist der Turm(5) quadratisch, im oberen Bereich ist der achteckig ausgebildet. Der aufgelockerte Unterbau als auch die durchbrochenen Mauerkränze im Oberteil zeugen vom Kunstsinn des unbekannten Baumeisters. Bis zum Jahre 1876 war er mit einer Zwiebelhaube versehen, die durch einen Sturm zerstört wurde. Seit 1876(6) besitzt dieses Kirchlein eine Spitzhaube. In der großen Visitation(7), die Herzog Albrecht V. im Jahre 1560 abhalten ließ, wird als Kirchenpatron Sankt Nicolaus erwähnt. Als Ausstattung besaß die Kirche unter anderem zwei Kelche, ein Monstranz aus Messing und ein Messbuch. Das Kirchlein muss in baulich gutem Zustand gewesen sein, da es weiter heißt "sonst kain mangel."
Die erste vorhandene Kirchenrechnung
datiert vom Jahre 1630(8).
Ein nicht namentlich genannter Zimmermeister erstellte mit einem Gesellen die
Empore und das Zimmerchen auf dem Vorhäusl und erhielt dafür 3 fl. Kirchprobst damals war der Hörlbauer Michael Mändl. Mändl war
ein freigebiger Mann. Er stiftete das für die Empore notwendige Holz, schenkte
die erforderlichen Mauersteine her und bezahlte den Mörtelrührer.
Ein nicht namentlich genannter Kistler schlug die Empore für vier Gulden
aus. Der Dachauer Maler Johann Zehetsperger fasste den Altarstein, vergoldete
das Kreuz und malte an der Empore acht Bilder, darunter die vier Kirchenlehrer
und Sankt Leonhard, bemalte auch die Stiegen mit durchbrochener Arbeit und erhielt
dafür 14 fl.
1640(9) verrichtete
der Schlosser Jacob Piechler verschiedene Arbeiten für 1 fl. 52 kr. Weiter
wurde bemerkt, dass die Kirchenfenster einer Reparatur bedürfen.
1654(10) war als
Absichtserklärung vermerkt, das Kirchendach zu übergehen und einen
Sakristeikasten anzuschaffen.
1688(11) war vorgemerkt,
den Altar auszubessern, da alles verfallen will.
1700(12) erhielt
der Schäffler von Moching für die Erstellung eines Tischls und der
Bank in der Sakristei 15 kr.
1726(13) fand sich
in der Kirchenrechnung unter dem Begriff "Notdurft" der Hinweis, dass die Sakristei
repariert werden soll. Die Reparatur scheint dann 1728 erledigt worden zu sein,
die Höhe der Bauausgaben lässt dies vermuten, da in der Kirchenrechnung
von
1730 die Notwendigkeit einer Sakristeireparatur nicht mehr aufgeführt
worden ist.
Für 1728(14)
lag nur ein Kirchenrechnungsextract vor, in dem die Bauausgaben auf 46 fl. 59
kr. beziffert wurden, jedoch ein Einzelausweis nicht vorgenommen wurde.
1730(15) hing der
Schmid und Glockenumhänger Thomas Gruber aus dem Salzburger Land die zwei
vorhandenen Glocken um, machte einen neuen Schwengel und einen neuen Glockenboden
und kassierte dafür 6 fl. 26 kr. Beim Reparieren und Aufrichten der Glocken
half ihm dabei der Mochinger Schmid Caspar Dexl. Der Dachauer Kistler Johann
Georg Prugger fertigte für die Messgewänder drei neue Kästen
zum Preis von 9 fl. 12 kr. und der Dachauer Schlosser Georg Spizer beschlug die
Kästen um 1 fl. 12 kr. (Georg Spizer war übrigen
auch in den Kirchen von Giebing, Dachau, Vierkirchen, Oberroth, Dachau, Haimhausen,
Röhrmoos, Indersdorf, Oberbachern tätig).
1750(16) war die
Reparatur der Fenster erforderlich. Drei Dachauer Handwerker waren dabei beteiligt.
Der Schlosser Josef Frankh lieferte drei neue Fensterbänder, der Glaser
Georg Älbl glaste die neuen Fenster ein und der Maurermeister Andreas Stromayr
und ein Geselle waren für die Maurerarbeiten zuständig. Die Mauersteine
lieferte der Kochbauer Georg Koch. Insgesamt betrugen die Reparaturkosten 53
fl. 29 kr.
1760(17) fertigte
der Dachauer Schneidermeister Franz Mitlhammer ein neues Messgewand für
18 fl. Daneben wurde ein neuer Altarstein für 6 fl. angeschafft.
Für 1765(18)
lag nur der Kirchenrechnungsextract vor. Es wurden Bauausgaben in Höhe
von 36 fl. 32 kr. geltend gemacht, aber alles ohne Spezifizierung.
1793(19) oder
in den folgenden Jahren muß die Kirche einer größeren Reparatur
unterzogen worden sein. Im Ampermochinger Pfarrarchiv sind Kostenvoranschläge
archiviert, die darauf schließen lassen. Der Dachauer Schloss- und Maurermeister
Anton Glonner (der auch an den Kirchen
in Breitenau, Rudelzhofen und Vierkirchen sowie am Pfarrhof in Mitterndorf tätig
war) schlug folgende Maßnahmen vor. Das Kirchen- und Sakristeidach
ist gegen das Wetter neu auszuschlagen, das Kirchengemäuer ist an vier
Orten zu untermauern, das Vorhaus, das einsturzgefährdet ist, ist neu aufzumauern,
das Kirchenpflaster ist neu zu legen, da es völlig verfault ist und statt
der ruinösen Decke aus Täfelwerk ist eine weiße Decke hinaufzumachen.
Unter anderem werden dazu folgende Materialien benötigt: 3,5 Muth Kalk
samt Fuhrlohn a 5 fl. 36 kr. = 19 fl. 36 kr, 26 Fuder Sand mit Graben und Werferlohn
a 12 kr. = 5 fl. 12 kr, 1.500 Mauerseine, 1.000 Stück zu 11 fl. = 16 fl. 30
kr, 600 Hacken und Preis a 5 kr. = 20 fl. 50 kr, an Arbeitskräften werden
gebraucht, ein Maurerpolier samt drei Gehilfen, ein Mörtelrührer und
drei Tagwerker, alle für 34 Tage. Als Arbeitslöhne wurden angesetzt
pro Tag: Polier 32 kr, Maurer 26 kr, Mörtelrührer 18 kr. und Handlanger
16 kr. Die Kostenschätzung lautete auf insgesamt 181 fl. 50 kr. Der Dachauer
Glasermeister Ignaz Manhardt gab folgendes Gutachten ab. Drei neue Fenster sind
zu erstellen, jedes Fenster mit 28 Tafeln samt Bleizinn für insgesamt 36
fl. 48 kr, zwei neue Fenster in der Sakristei, jedes Fenster mit sechs Tafeln,
macht zusammen 2 fl. 24 kr. und drei neue Gatter, jedes Gatter mit zwölf
Pfund Gewicht, das Pfund zu 44 kr, macht zusammen 26 fl. 24 kr. Die Kostenschätzung
lautete auf insgesamt 45 fl. 36 kr. Der kurfürstliche Dachauer Bau- und
Zimmermeister Melchior Hohenstainer schlug folgende Arbeiten vor. Ausbesserung
des Daches, der Kuppel, der Kirchenstühle und der Stiege. Die Materialkosten
belaufen sich auf 58 fl. 28 kr, die Zimermannsarbeit wird auf 18 Tage geschätzt.
Drei Zimmerleute kommen zum Einsatz, pro Tag 26 kr, macht zusammen 23 fl. 24
kr. Werden die Kostenvoranschläge zusammengezählt, so ergab sich ein
Reparaturbedarf von insgesamt von 309 fl. 18 kr. Die Säkularisation war
voll im Gange, was auch Auswirkungen auf die Kirche Sankt Nikolaus hat. In einem
Schreiben des Landgerichts Dachau20 vom 16. Juli 1803 unter Landrichter Lippert
an die Pfarrei Moching kündigte sich Unheilvolles an: "Auf Kirchenadministrationsentschließung
vom 11. dieses Monats .............. wird hiemit eröfnet, daß ab
Seite des churfürstlichen Administrations-Collegiums auf dieses Kirche
zu keiner zeit eine Reparation- oder Paramentenausgabe zu verrechnen gestattet
wird, folglich die Gemeinde zur Übernamme sämtlicher Ausgaben und
gleich von iezt anfangend zur Bezahlung der vorkommenden 52 fl. 52 kr. auf Gemeindekosten
sich verstehen muß, unter welcher Bedingnüß die an und für
sich ganz entbehrliche Kirche einesweill stehen bleiben mag, welche entschlüßung
der Gemeinde Sulzrain ebenfalls eröfnet werden wird."
In der Kirchenrechnung vom Jahre
1803(21) fand
sich eine Anmerkung, wie die Bewohner Sulzrains auf den geplanten Abriss reagierten.
"Hierauf hat sich aber die Gemeinde Sulzrhain dem 26. Juli 1803 anheischig gemacht,
daß selbe alle wie immer Namen Hab und Auslagen übernehmen wolle, welches via
obiger Resolution die Bedingnis ist, unter welcher diese Kirche noch stehen
bleiben könne."
Im Inventar vom Jahre 1817(22)
fand sich die Bemerkung, dass die Jahre 1809 ein Glöcklein im Wert von 15 fl. vorhanden war. Am 21. Juli 1817(23)
stellte Pfarrer Nebel ein Inventar der Filialkirche Sulzrain auf und bemerkte
voller Wehmut: "Diesem Kirchlein wurde ihr Vermögen eingezogen, als entbehrlich
erklärt und zu demolieren angeordnet, hätte selbes baulich zu unterhalten die
Gemeinde nicht übernommen, das sie auch bisher geleistet und so stehts zur Zierde
der Gegend, beraubt ihres Vermögens noch da."
Laut Kirchenrechnung vom Jahre 1818(24)
war seit dem Jahre 1806 die Gemeinde Sulzrain für den Bauunterhalt zuständig.
1824(25) erfolgte
eine Reparatur des Daches um 22 fl. 23 kr,
1827(26) eine
weitere Dachreparatur und Weißeln der Kirche. Dem Maurer bezahlte man 9 fl. 40
kr. und dem Glaser 1 fl. 24 kr, beide sind nicht namentlich erwähnt. In einem
Schreiben des Patrimonialgerichts Schönbrunn(27)
vom 16. Juni 1828 wurde Pfarrer Nebel wegen seiner Seelsorgstätigkeit in Sulzrain
getadelt: "Man musste mit großem Befremden in Erfahrung bringen, daß von Herrn
Pfarrer zur Haltung verschiedener Gottesdienste in Sulzrain jedes Mal aus der
Pfarrkirche Ampermoching ein Kelch als noch andere Gegenstände als Chorröcke
verwendet werden. Da diese Gegenstände, namentlich der vergoldete Kelch durch
das häufige Hin- und Herschlagen beschädigt werden, so sieht man sich veranlaßt,
diese Handlung dem Herrn Pfarrer um so mehr zu rügen, da die Filialkirche Sulzrain
mit der Pfarrkirche Ampermoching in gar keiner Verbindung steht, so sieht man
sich bemüßigt, den Gebrauch eines Kelches, Chorrockes .............. für alle
Zukunft zu untersagen, widrigenfalls dem Pfarrer für jede Übertretung 3 fl. von
seinem Stiftungsgefälle abgezogen werden müßten. Dieser Mißstand kann um so
leichter abgestellt werden, als die Gemeinde Sulzrain allerdings so viel vermögend
seyn wird, diese höchst nöthigen Requisite aus eigenen Mitteln beizuschaffen."
Handschriftliche Anmerkung des Pfarrers Nebel: "Dieses wurde den Bauern in Sulzrain
am 22. Juni ...... kundgethan und zur Beyschaffung eines Kelches mit Patene,
den Ministranten Chorröcken, Corporale ermahnt."
1829(28) wurde
von Anton Mairhofer, Silberarbeiter in München ein ganz silberner und vergoldeter
Kelch, samt Löffel und Patene zu 30,5 Loth a 1 fl. 36 kr. beschafft. Die Gesamtkosten
dafür betrugen 48 fl. 48 kr, wobei die Gemeinde Sulzrain einen Zuschuss von 25
fl. leistete. Daneben besserte der Glaser Manhardt zu Dachau die Fenster um 1
fl. 24 kr. aus.
1832(29) erhielt
der Dachauer Zimmermann Jakob Arnoldt (Anmerkung Schertl: der Enkel des Bildhauers
Franz Paul Arnoldt 1724-1788) für Ausbesserung des Kirchturms und der
Kirche zwecks Setzung eines Blitzableiters 18 kr.
1834(30) reparierte
der Maurer Josef Brandhofer das Kirchendach für 9 fl. , der Glaser Manhardt die
Fenster um 54 kr. 1835(31)
setzte Balthasar Wildenrather aus München den Blitzableiter und erhielt dafür
39 fl. 48 kr. Die Gemeinde Sulzrain schoss diesen Betrag zur Deckung der Kosten
gegen Rückersatz vor. Teilrückzahlung erfolgten 1835(32)
in Höhe von 9 fl. , 1836(33)
von 9 fl. 48 kr,
1838(34) von
11 fl. und und der Rest von 10 fl. schenkte die Gemeinde Sulzrain der Kirche im
Jahre 1840(35). Der
Kirchenrech-nung vom Jahre 1840(36)
war ein Inventar beigefügt. Demzufolge befanden sich auf dem Turm zwei Glocken,
1,5 Zentner schwer, Wert 50 fl. pro Zentner. Der Gesamtwert betrug demnach 75
fl.
1848(37)(38)
wurde das Kirchlein in all seinen Teilen renoviert. Die durchgeführten Arbeiten
wurden näher beschrieben. Es wurden benötigt unter anderem 200 Pflastersteine
zu 13 fl. 24 kr, für Hacken und Preise 50 kr, für Maurerarbeiten 23 fl. 12 kr,
für Glaserarbeiten dem Glaser Manhardt 4 fl. 18 kr, dem Dachauer Kistler Geum
in Dachau 18 fl. , dem Dachauer Maler Maler
Huber 118 fl. 15 kr, alles in allem kostete 208 fl. Der Kostenvoranschlag
lautete nur auf 159 fl. Zur Finanzierung wurde die ganze Barschaft von 80 fl. und andere Einnahmen des Jahres in Höhe von 37 fl. verwendet. Außerdem leistete
die Gemeinde einen unverzinslichen Vorschuß in Höhe von 91 fl. , so daß die ganze
Reparatur finanziert werden konnte . 1849(39)
erfolgte eine Rückzahlung in Höhe von 11 fl. ,
1850(40) weitere
20 fl. ,
1851(41) weitere
31 fl. ,
1852(42) weitere
14 fl. 50 kr. und auf den Rest von 14 fl. 50 kr. verzichteten die Vorschussgeber,
so daß die Schulden für den Blitzableiter jetzt ganz getilgt waren. Über die
Innenausstattung im Jahre
1849(43) weiß man
genau Bescheid, da ein Kostenvoranschlag des Dachauer Malers und Vergolders
Huber vom 17. Mai 1849 archiviert
ist.
Der Choraltar ist 13,5 Fuß
hoch und 5,5 Fuß breit - ein bayerischer Fuß entspricht 0,29 Meter - , und hat
zwei corinthische Säulen. Er besteht aus vier Figuren, zwei Altarrahmen, der
eine ist vier Fuß, der andere zwei Fuß hoch, weiter aus Christus am Kreuze.
Auf einem Postament thronen Maria, Johannes und Magdalena. Im Innern befinden
sich noch zwei Kreuze und 14 Kreuzwegrahmen. Laut
Amperlandheft vom Jahre 1985(44)
hat der Altar folgende Inschrift: "1749 FM, NP, MI, renoviert 1849 ML ( ? )
und 1923." Das Alter des Altares beträgt also circa 250 Jahre. FM steht für
Franz Mayr, Maler in Dachau, NP für den
Dachauer Kistler Nikolaus Prugger und MI dürfte
der Bildhauer gewesen sein, der noch nicht bekannt ist. Bei der Angabe ML muss
es sich um einen Schreibfehler handeln, da die tätigen Künstler Huber und Geum
bekannt sind.
Für die Renovierung 1923 waren bisher keine Archivalien auffindbar. Einem
Schreiben des Bayerischen Landesamtes für Denkmalspflege(45)
vom 6. Februar 1974 an das Pfarramt Ampermoching konnte entnommen werden, dass
der Kupferstichkreuzweg eine Arbeit des Augsburger Künstlers Klauber ist und
aus dem 18. Jahrhundert stammt.
Die Kirchenrechnung von 1870(46)
wies zwei Glocken aus, deren Wert mit 190 fl. angesetzt wurde.
Im September 1876(47)
erstellte der Dachauer Maurermeister Jakob Hergl einen Kostenvoranschlag. Er
berichtete, dass ein heftiger Orkan im vorigen Jahr die Kuppel herunter geworfen
und den oberen Mauerkranz beschädigt hat. Laut Beschluss der Kirchenverwaltung
soll der Mauerkranz ergänzt, die frühere Kuppel aber durch eine Turmspitze ersetzt
werden, wobei der Dachstuhl zu erneuern und die Spitze aus Metall herzustellen
ist. Die Kostenschätzung für Maurer-, Zimmerer- und Schlosserarbeiten beliefen
sich auf 350,00 Mark. Die notwendigen Arbeiten wurden von den Bewohnern Sulzrains
unentgeltlich und freiwillig geleistet, ebenso die erforderlichen Hand- und
Spanndienste. Laut Gemeindebeschluss der Ortsbürger Sulzrains vom 22. April
1877(48) wurde
eine Umlage erhoben. Umlagepflichtig waren Mathias Eberl ( Kochbauer ), Josef
Riedmair ( Brettschlaipferbauer ), Josef Neumayr (Straßerbauer ), Simon Neumayr,
Johann Zigldrum ( Wirt ), Josef Kreitmair ( Kreitmairbauer ), Johann Heckmair
( Hörgergütler ), Kreszenz Krimmer ( Aurerbäurin ), Josef Westermair ( Hörlbauer
) und Jakob Haaser ( Höllbauer ). Als Berechnungsgrundlage werden die zu zahlenden
direkten Steuern herangezogen.
Dem Revisionsbericht vom 25. April 1878 zufolge wurde anstelle des geplanten
Eisenbleches Zinkblech verwendet, was jedoch nicht beanstandet wurde. Außerdem
wurde der Blitzableiter, der bei den Bauarbeiten beschädigt wurde, erneuert
und eine 1 m tiefe Bodenleitung hergestellt.
1878(49) erhielt
laut Kirchenrechnung Josef Baumeister aus München für die Vergoldung eines Kelches
30,30 Mark.
1891(50) führte
der Indersdorfer Spengler Schrodt Arbeiten am Kirchturm durch. So wurden am
Blechdach neue starke Vorsprungbleche mit Drahteinlage aufgelötet. Der alte
eiserne Blitzableiterdraht wurde durch Kupferdraht ersetzt. Die Kosten beliefen
sich auf 56,00 Mark. Weitere, nicht nähe spezifizierte Spenglerarbeiten wurden
1911 um 73,00 Mark durchgeführt. Kleinere Glaserarbeiten zwischen 1870 und 1875
führte der Dachauer Glaser Jakob Manhart aus, ab 1883 bis 1916 wurden dann die
Dienste des Haimhauser Glasers Max Reipold in Anspruch genommen. 1901 wurde
die Kirche innen ausgeweißt, 1908 dann das Außengemäuer. Erwähnenswert ist,
dass das Weißen damals Maurerarbeit war.
Einem Glockenverzeichnis des Bezirksamtes
Dachau vom 24. August 1918(51)
ist zu entnehmen, dass zwei Glocken aus dem 19. Jahrhundert vorhanden
waren. Der Glockengießer ist nicht angegeben. Davon musste die schwerere
Glocke mit 65 kg für Rüstungszwecke abgeliefert werden mit der Inschrift
"Maria bitt, Maria bitt" ohne Angabe des Gussjahres. Pro kg wurden 3,50 Reichsmark
bezahlt, außerdem bei rechtzeitiger Ablieferung eine Reichsmark Zuschlag,
so dass die Kirchenstiftung insgesamt 292,50 Reichsmark ausbezahlt bekam. Die
leichtere Glocke mit 35 kg verblieb bei der Kirche. Die Eigenständigkeit
der Kirchenverwaltung Sulzrain hatte spätestens im Jahre 1933(52)
ihr Ende gefunden, da einem Schreiben des Notariats Dachau zu entnehmen ist,
dass die Kirchenstiftung Sulzrain von der Kirchenverwaltung Ampermoching vertreten
wird.
1934 kam es zur Renovierung des Daches, wie aus einer Zusammenstellung
des Pfarrers Dobler(53)
zu ersehen ist. Das Dach wurde mit Biberschwanzplatten neu gedeckt und außerdem
wurden neue Dachrinnen angebracht. Die Gesamtkosten beliefen sich auf insgesamt
374,08 RM. Dazu leistete die Kirchenverwaltung Ampermoching, die die Kirchenstiftung
Sulzrain rechtlich vertritt, einen Zuschuss von 200,00 RM. Der Rest wurde von
der Ortschaft gedeckt.
Am 11. September 1937 berichtete das Bezirksamt Dachau(54)
an die Kirchenverwaltung Ampermoching, dass sich die Kirche in einem sehr verwahrlosten
Zustand befindet. Das Innere soll wieder instand gesetzt werden, ebenso das
Turmdach und das am Turmdach befestigte Kreuz. Die hinter dem Altar sich befindende
Ampel wurde bei der kurz vorher durchgeführten Besichtigung bereits zur
Reparatur mitgenommen. Am 2. Oktober 1937 schrieb Pfarrer Dobler an das Bezirksamt
Dachau, dass zur Deckung der Kosten bei der Regierung ein Gesuch zwecks Erhöhung
des Kirchgeldes eingereicht werden muss. 1939 und 1940(55)
kam es zur Restaurierung der Kirchenzier. Franz Seibold aus Freising renovierte
die Muttergottesstatue, Sankt Nikolaus und die beiden Erzengel Michael und Gabriel
zum Gesamtpreis von 166,50 RM. Davon wurden 100,00 RM durch Spenden aufgebracht.
Spender waren Franz Riedmair und Franz Eberl aus Sulzrain sowie Thomas Eggl
aus Ampermoching. Als Ersatz für die im 2. Weltkrieg abgelieferte Glocke(56)
erhielt die Kirche eine 64 kg schwere Kupfer-Zinn-Bronze Glocke mit der Tonlage
g, die der Erdinger Glockengießer Karl Czudnochowsky
anfertigte. Einschließlich Klöppel und Zubehör kostete die Glocke
DM 350,00. Die Inschrift der Glocke lautet: "Zu Ehren des hl. Nikolaus". Zwecks
Abstimmung der Tonlage musste vorher das vorhandene Glöckchen nach Erding
gebracht werden. Zu erwähnen ist, dass die Weihe zusammen mit den Ampermochinger
Glocken vorgenommen wurde. Als zweite Glocke besitzt die Kirche ein Maria-Glöcklein
von 35 kg mit der Tonlage g.
In den Jahren 1978(57)
und 1979 wurde eine Grundsanierung der Nikolauskirche im Innen- und Außenbereich
durchgeführt. Da das Mauerwerk stark durchfeuchtet ist, war eine Trockenlegung
erforderlich. Rund um das Gebäude wurde ein Graben ausgehoben, die Fundamentmauern
wurden erneuert und gegen aufsteigende Feuchtigkeit isoliert. Der Außenputz
am Kirchenschiff und Turm wurden abgeschlagen und erneuert. Das baufällige
Vorhäusl wurde abgebrochen. Das Dach wurde neu eingelattet und anschließend
mit naturroten Biberschwanzziegeln gedeckt, das Turmdach wurde mit handgespaltenen
Zedernschindeln neu gedeckt und das Turmkreuz vergoldet. Kupferdachrinnen nehmen
das Regenwasser auf und leiten es aus dem Grundstück ab. Im Innenbereich
wurde der alte Ziegelboden abgetragen und durch Solnhofer Bodenplatten ersetzt.
Der Innenputz wurde bis zur Fensterhöhe erneuert, jedoch ergab sich nirgends
ein Hinweis auf alte Wandmalereien.
Die vorhandene Inneneinrichtung, bestehend aus einem Altar und unter anderem aus den Heiligenfiguren Sankt Michael, Sankt Johannes und einer Madonna mit Kind wurden von alten Farbschichten gereinigt und anschließend bemalt, versilbert und vergoldet. Das Kirchengestühl wurde auf einem neu errichteten Holzpodium als Mittelblock neu aufgestellt. Die vorhandenen vier Fenster wurden mit Goetheglas in Bleirahmen neu eingeglast. Die Renovierungskosten beliefen sich auf circa DM 174.000,00. Der Zuschuss betrug DM 155.000,00, der Rest war aus Eigenmitteln aufzubringen. Die Renovierung der Inneneinrichtung im Jahre 1979 nahm die Münchner Werkstätte für kirchliche Restaurierungsarbeiten Johann Stachl vor. Im Jahre 200158 musste der Dachstuhl teilweise repariert werden. Einsickerndes Regenwasser hat die Schäden verursacht. Ebenso fand eine Begasung statt, um dem Holzwurm Herr zu werden.
Weitere interessante Begebenheiten der Sankt Nikolaus Kirche in Sulzrain bleiben einer späteren Veröffentlichung unter Teil II vorbehalten.
1, 5, 44 |
Max Gruber, Zur Baugeschichte der Kirchen im Bereich der Gemeinde Hebertshausen, Amperland 21, 1985, S. 141 |
|
2 | PA Ampermoching, Schreiben des Notariats Dachau, 1933 | |
3 | Gerhard Hanke, Die Siedlungsgeschichte der Gemeindeteile von Hebertshausen, Amperland 21, 1985, S. 111 | |
4 | Kunst- und Kulturdenkmäler in der Region München, S. 358 | |
6 | PA Amp, Jacob Hergl, Plan zur Wiederherstellung des durch den Sturm beschädigten Kirchturms in Sulzrain 1876 | |
7 | Das Bistum Freising ..... Münchner theol. Studien , S. 330 | |
8, 9, 10, | 12, 13,15, 16, 17, 21 | StA München, Geistlicher Rat, Kirchenrechnungen, 1630, 1640, 1654 |
11,14,18, 35,36,38, |
24,25,26,28,29,30,31,32,33,34 39,40,41, 4246, 49 |
PA Amp, Kirchenrechnung Sulzrain 1688,1765,1818,1824,1827,1829,1832, 1833,1835,1836,1838,1840,1848,1849,1850,1851,1852,1870,1878 |
19 | PA Amp, Kostenvoranschläge | |
20 | PA Amp, Schreiben des Landgerichts Dachau vom 16.07.1803 | |
22, 23 | PA Amp, Inventar 1817 | |
27 | PA Amp, Schreiben des Patrimonialgerichts Schönbrunn vom 16.06.1828 | |
37 | STA München, LRA 34463 | |
43 | STA München, LRA 34463 | |
45 | PA Amp, Schreiben des Landesamtes für Denkmalspflege vom 6.2.1974 | |
47 | PA Amp, Plansammlung | |
48 | STA München, LRA 129944 | |
50 | STA München, LRA 129353 | |
51, 56 | PA Amp, Glockenkauf 1947 - 1950 | |
52 | PA Amp, Protokoll der KV vom 7.11.1933 | |
53 | PA Amp, Bericht des Pfarrers Dobler | |
54 | STA München, LRA 129944 | |
55, 57 | PA Amp, Rechnungen | |
58 | PA Amp, Protokoll der KV vom 01.08.2001 | |
Erstveröffentlichung in der Zeitschrift Amperland, Heft 2003/1, Seite 170 |
|
28.10.2002