Filialkirche
St. Anna in UNTERBRUCK
Adresse : 85777 Fahrenzhausen,
Ampertal 14
Lage
der Kirche auf der Landkarte ...
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Kurzbeschreibung
Die Ortschaft
Unterbruck bestand über viele Jahrhunderte aus nur wenigen
Gebäuden; sie war aber dennoch ein wichtiger Verkehrs-punkt
in Oberbayern. Hier überquerte die Straße von München
nach Ingolstadt die Amper. Die Brücke gab dem Ort den Namen.
Im Reiseatlas von 1805 wird Unterbruck wie folgt beschrieben: "Unterbruck
an der fischreichen Ammer, über die eine 120 Schuh lange Brücke
mit 2 Jochen vom Staate unterhalten, und hierfür der Brückenzoll
gefordert wird; ist ein Gasthof, bey dem auch die Post, dann eine
Mühle ist".
Die heutige,
der hl.Anna geweihte Kirche,
entstand 1859, nachdem die Vorgängerkapelle
aus dem Jahr 1722 abgebrochen werden musste.
Die Kirche wurde von den Posthalters-Eheleuten Josef und Barbara
Barth nach Plänen des Architekten Beyschlag aus München
erbaut und am 17.9.1859 durch Erzbischof Gregor von Scherr eingeweiht.
Die Filialkirche
der Pfarrei Jarzt (früher Filiale der Kuratiekirche Weng) ist
eine der wenigen vollständig erhaltenen neugotischen Kirchen
im ländlichen Raum der Diözese München und Freising.
Es handelt sich um einen
Ziegelbau mit einem dreiachsigen
Langhaus und einem direkt anschließenden Chorschluss
in drei Seiten.
Der Bau ist nicht geostet, sondern steht in Nordwest/Südost-Richtung.
Über dem Eingangsportal
ist in einer Inschrift zu lesen: "St.Anna 1859".
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über dem Eingang: St.Anna 1859
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Der schindelgedeckte Turm
steht an der Nordwestseite. Er ist bis zur Dachhöhe quadratisch (mit
einem Absatz), darüber achteckig. Bedeckt ist er von einem ebenfalls
achtseitigen Spitzhelm mit Goldknauf.
Im Turm hängen zwei Glocken,
von denen eine im Jahr 1854, die andere nach dem 2.Weltkrieg gegossen
wurde.
Das westliche Drittel
des Kirchenraums ist als Vorraum gestaltet. Hier ist in Form einer Kalksteinplatte
die Erinnerungstafel an die Erbauung eingemauert. Über dem Vorraum
erstreckt sich die Empore, die über eine Wendeltreppe zu erreichen
ist. Sie ruht auf drei gemauerten Spitzbogenarkaden, die durch Gitter
geschlossen sind.
Der eigentliche Kirchenraum
ist durch ein farbig bemaltes Stern/Netzgewölbe
überdeckt. Drei Gewölbeschlusssteine zeigen den Freisinger Mohren,
ein silbriges Wappen mit goldenen Diagonalstreifen sowie den Kopf eines
bärtigen Mannes. Das Gewölbe ist an einer Holzkonstruktion befestigt.
Die Bemalung von Altarraumdecken mit Sternen war im 19.Jh. auch bei größeren
Kirchen sehr beliebt.
Der Altar
ist ein neugotischer flügelloser Schreinaltar, der 1859, beim
Bau der Kirche erstellt wurde. Er besteht aus bemaltem Holz und
ist raumhoch. In der Mittelnische steht eine Skulptur der Kirchenpatronin
St.Anna, in den Seitennischen Figuren von St.Josef und St.Barbara.
Oben im Gesprenge befindet sich eine Madonnenfigur.
Der Raum hinter den
Holzwänden beiderseits des Altars dient als Sakristei.
Die sechs Fenster
sind spitzbogig mit Maßwerk gestaltet. Sie sind einheitlich
ornamental bemalt mit Rautenmuster in Grisailletechnik und roten
Vierpass-Enden.
Zwei Ausstattungsstücke
stammen noch aus dem bis 1857 bestehenden Vorgängerbau (aus
der Kapelle von 1722):
- Das Ölbild an der Nordseite zeigt
die Heilige
Großfamlie (Jesus, Maria, Anna u. Joachim). Gemalt
wurde es von Joseph Gundlfinger aus Hohenwart (sign).
- An der Südwand ein Kruzifix
aus der Zeit um
1730.
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per Mouseklick zu den Beschreibungen
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Der Boden
ist mit relifierten roten Ziegelplatten belegt. Je vier Platten ergeben
zusammen ein Blatt- oder Blütenmuster.
Die Kirche besitzt keinen Friedhof.
Die Gräber der Bewohner aus Unterbruck befinden sich im Friedhof
um die Pfarrkirche in Jarzt.
Denkmalschutz
Die Kirche
steht unter Denkmalschutz und ist im Denkmalatlas des Bayerischen Landesamtes
für Denkmalpflege und in der Liste der Baudenkmäler in Freising
24
)
eingetragen
Darin wird sie wie folgt
beschrieben: "Aktenzeichen: D-1-78-123-23; Ampertal 14; Neugotischer
unverputzter Backsteinbau mit polygonalem Chorschluss und vorgestelltem
Nordturm, von Franz Xaver Beyschlag, bezeichnet mit 1859; mit Ausstattung".
Was
noch interessiert...
Im ersten 'Coronajahr'
2020 hat auch der Pfarreiverband Fahrenzhausen-Haimhausen Gottesdienste
und geistliche Impulse auf Youtube veröffentlicht und so digitalen
Kontakt zu ihren Gläubigen gehalten.
Am
13.6.2020 hielt Pfarrer Stefan Menzel einen Wochenimpuls mit Gedanken
zu Fronleichnam aus Unterbruck.
Wenn Sie den Impuls und schöne Aufnahmen aus der Kirche sehen
und hören möchten, klicken
Sie hier...
Die aktuelle
Gottesdienstordnung finden
Sie hier...
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Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Die Ortschaft Unterbruck
wurde im 12.Jh erstmals schriftlich als Pruckh erwähnt. Der
Name rührt von der Brücke über die Amper her. Die obere
Brücke lag übrigens in Bruck, heute Fürstenfeld-Bruck.
Nachdem in den ersten Jahrhunderten der Name nur Pruck/Pruckh/Prugg/Prug
lautete 05),
könnte es sein, dass hier die erste Amperbrücke in unserem Gebiet,
noch vor der in Fürsten-feldbruck, lag. Noch im Topografisch-statistischen
Handbuch des Konigreichs Bayern von 1868 heißt es bei der Beschreibung
des Landkreises Dachau: "Brücken (gibt es) über
die Amper: bei Dachau und Unterbruck." 02)
Unterbruck bestand
über Jahrhunderte nur aus einem Wirtshaus mit einer Pferdewechsel-Stelle.
1446 ließ Herzog Albrecht III., der Fromme (der 10 Jahre
später die Kirche im nahen Inhausen errichtete) die Straße
von München nach Ingolstadt bauen und dabei auch die Brücke
erneuern. 08)
Da die Ingolstädter Straße (heute B 13) früher die
Grenze zwischen den Hofmarken Haimhausen und Massenhausen und lange
Zeit sogar zwischen den Herzogtümern München/Oberbayern
und Niederbayern bildete, gehörten die Unterbrucker Gebäude
je nach Lage zu verschiedenen Verwaltungseinheiten. So lag die Wirtschaft
auf Massenhausener Gebiet, das von den Bischöfen in Freising
verwaltet wurde, die Mühle im Bereich des bayerischen Herzogs.
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Unterbruck
auf der Karte von Apian 1568
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Die Mühle ist jünger
als das Wirtshaus. Sie wurde erst 1554 errichtet und 1629
um ein Sägewerk erweitert. 08)
Beim Schwedeneinfall im 30jährigen Krieg wurde sie zerstört
("..die Mühle in Unterbruck wurde durch Freunde- und Feindesoldaten
stark zugerichtet, daß fast kein Rad mehr zu gebrauchen war").
Wirt und
Müller
Das Wirtshaus (heute Schnitzlwirt) dürfte wohl -vielleicht in einfacherer
Form- so alt wie die Brücke (oder so alt wie der Brückenzoll)
sein. Es wurde 1526 in einem Vertrag erwähnt. Damals gab der Freisinger
Bischof Philipp "die Tafern zu Prugkh an der Amber in Jarzter Pfarr
samt den Zoll daselbst an Wolfgang Unbhricht um eine Jahresgült von
52 fl.". 05)
Der Bischof verpachtete somit nicht nur das Wirtshaus und die Brücken-Zolleinnahmen,
sondern brauchte sich damit nicht um deren Verwaltung zu kümmern.
Zugleich ist klar, dass das Wirtshaus schon damals zum Freisinger Bistum
gehörte. Über den Bau und die Einrichtung der Tafern gibt es
ein Beschreibung aus dem Jahr 1652. Wenn Sie sie
lesen möchten ...
Die Mühle ('Mill zu Pruckh') auf der gegenüberliegenden Straßenseite
stand im Lehen des bayerischen Herzogs.
Zwischen den beiden gab es oftmals Auseinandersetzungen. Einer der Streitpunkte
war der Mühlbach neben der Amper, durch den die Straße auf
einer Furt führte.
So berichtet Werner Keller in seinem Aufsatz "Der beschwerliche Weg
von Maysteig nach Prugkh" 09)
, dass der Wirt im 17.Jh. die große Brücke
über die Amper instand zu halten hatte und dafür einen Anteil
am Wegezoll erhielt.
Daneben hatte sich der Wirt für seinen eigenen Bedarf eine kleine
Brücke über den Mühlbach, die sog. Eisbrücke errichtet.
Diese Brücke durften andere Verkehrsteilnehmer, auch der Müller,
nur benutzen, wenn der Weg über die Furt wegen Vereisung des Bachs
im Winter oder wegen Hochwassers nicht möglich war. Weil der Müller
aber die Strömung am Mühlschuss, dem Bach-Abschnitt hinter der
Mühle, nicht eindämmte, sondern frei laufen ließ, wurde
die Furt unter dem Mühlbach ausgeschwemmt. Die Fuhrwerke konnten
diesen Weg nicht mehr benutzen und so rollte der gesamte Verkehr unerlaubt
über die Eisbrücke. Dies erboste den Wirt, weil dadurch die
kleine Brücke abgenutzt wurde und er die Kosten für die Reparaturen
zu tragen hatte.
Der Müller beschwerte sich wiederum, dass der Wirt die Stichstraße
zur Mühle nicht pflege, obwohl er dazu verpflichtet sei. Der Zwist
drohte auszuarten. Deshalb mischte sich die Obrigkeit ein. Der Landrichter
zu Dachau, der Massenhausener Pfleger und Beamte aus der Hofkammer in
Freising fanden einen Finanzierungskompromiss: von den Kosten trage der
Müller 2 Teile, das Pfleggericht Massenhausen 1 Teil und der Wirt
ebenfalls 1 Teil.
Im Jahr 1787 riss eine "gräuliche
Überschwemmung" die alte Holzbrücke über die Amper
aus der Verankerung und spülte sie weg. 09)
1808 erbaute man eine
Schmiede; bald kamen Kramer, Schneider usw. dazu. 08)
Poststation

Auszug aus einer Karte
von Philipp Finkh -1655
Unterbruck = Pruk
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Unterbruck war
eine wichtige Poststation. Noch im 19.Jh. war in der Beschreibung
vieler Ortschaften im Landkreis Dachau (und wohl auch im Landkreis
Freising) die Lage der Ortschaft mit der Entfernung von Unterbruck
beschrieben (z.B. Aufhausen bei Weichs 2 1/2 Std. oder Asbach bei
Petershausen 2 Stunden von Unterbruck, Sulzrain...). Seit spätestens
1752 gab es eine Posthalterei (damals die erste Nennung eines Posthalters:
Simon Paur). Aus dem Jahr 1774 liegt ein Vertrag zwischen dem Fürst
v.Thurn und Taxis und dem damaligen Posthalter Joh.Michael Paur vor.
Der Vertrag galt bis 1808, als der Postdienst von der köngl.
bayer. Post übernommen wurde.
Anfang Juni 1858 vermeldeten die Zeitungen, dass die Poststation,
die "Brief- und Fahr-Post-Expedition" in Unterbruck aufgegeben
und nach Haimhausen verlegt wurde. Der Poststall kam nach Hohenkammer.
23) |
Anfang des 19.Jh. war in Unterbruck
auch ein Gendamerie-Commando stationiert. Wir wissen das aus einer
Zeitungsmeldung vom 4.11.1824, nach der die Beamten vom Hochwasser "aus
dem untern Stockwerke des Wachthauses vertrieben" wurden.
21)
Feuer im Ort 1835 18)
Bei einem Brand im Ort
gingen sechs Gebäude in Flammen auf. Mehr dazu...
Statistik
1867 war über die Größe der Ortschaft Unterbruck im Handbuch
des Königreichs Bayern von
1867 unter dem Eintrag "Gemeinde Großnöhbach" folgendes
zu lesen 03):
"Großnöhbach, Gemeinde 402Einw., 130 Gebäude in 7
Orten:
Gesseltshausen, Dorf,
kath.Pfarrei Gremertshausen, 111 Einwohner, 40 Gebäude (jeweils mit
Scheunen), 1 Kirche
Großeisenbach, Dorf,
Pfarrei Fürholzen, 57 Einw., 18 Gebäude, 1 Kirche
Großnöhbach,
Dorf, Pfarrei Haimhausen, 58 Einw., 20 Gebäude, 1 Kirche
Kleineisenbach, Pfarrei
Gremertshausen, 25 Einw., 7 Gebäude
Kleinnöhbach, Dorf,
Pfarrei Fürholzen, 22 Einw. (5 Mennoniten), 8 Gebäude
Weng, Dorf, Pfarrei Gremertshausen,
73 Einw. 25 Gebäude, 1 Kirche, 1 Benefiziatenhaus".
Unterbruck, Dorf,
Pfarrei Jarzt, 56 Einw. 12 Gebäude, 1 Kirche
9 Jahre später, 1876, waren es schon 67 Einw. in 19 Gebäuden,
20 Pferden und 56 Rindviechern 14).
Die Brückenbauwerk in Unterbruck, der Namensgeber der Ortschaft,
stand mehrmals im Blickpunkt der Öffentlichkeit.
1831 musste sie verstärkt werden, weil die Marmorsäulen für
die Ludwigskirche in München/Maxvorstadt zu schwer waren.
1837 kam es zu einem Brückeneinsturz als ein Frachtwagen darüber
fuhr. Da schaltete sich sogar der König ein und versprach dem Eigentümer
des Wagens und der Waren eine Entschädigung. Mehr
darüber...
Unterbruck in der Literatur
In den Literalien des Pfleggerichts Kranzberg (Krandsperg) von 1782 wird
über Unterbruck berichtet:
"Pruck oder
Unterbruck. Das Wirtshaus ohnweit der Maysteig genannt. Einöd...Ao
1490 kömt diese Tafern bereits unter
den Hofmarchen bey dem Dorf Jarzt ein; also unstreitig ein Pertinenz
(= längere Zusammengehörigkeit)".
Im "Reiseatlas von Bayern"
aus dem Jahr 1805 15)
wird der Ort
Unterbruck wie folgt beschrieben:
"Unterbruck an der
fischreichen Ammer, über die eine 120 Schuh lange Brücke mit
2 Jochen vom Staate unterhalten,
und hierfür
der Brückenzoll gefordert wird; ist ein Gasthof, bey dem auch die
Post, dann eine Mühle ist".
Geschichte
der Kirche
Frühere Kapelle
Eine erste Kapelle war 1722 vom Wirt Caspar Kögl und seiner
Frau Anna (oder Maria) auf eigenem Grund erbaut und mit einem Acker bei
Großnöbach ausgestattet worden (Einweihung erst 1739). Sie
stand auf dem Grund des Posthofs, nicht weit entfernt von der jetzigen
Kirche und bot nach einem Bericht von Pfr. Schuechbaur (vom 22.7.1738)
rd. 30 Personen Platz. 04)
Die Kapelle enthielt einen Altar zu Ehren der Heiligen Familie, dessen
Altarblatt noch an der Nordseite der heutigen Kirche hängt. Dies
können wir der Schmidt'schen Matrikel von 1738/40 entnehmen.
01)
Abbruch der Kapelle
Bis 1857 verlief die Hauptstraße
durch den Posthof. Dann verlegte man sie nach Südwesten -am
Posthof vorbei- auf den Verlauf der heutigen Bundesstraße
13. Dieser Baumaßnahme stand die Hofkapelle im Weg; das kleine
Gotteshaus musste abgetragen werden.
Der Postwirt Johann Barth
erwirkte dafür beim Erzbischöflichen Ordinariat eine Abbruchgenehmigung,
die am 25.2.1857 unter der Auflage erteilt wurde, dass die Kapelle
an anderer Stelle wieder aufgebaut und vorher der Plan vom Ordinariat
genehmigt wird.
Pfarrer Michael Fumy aus Jarzt
erhielt den Auftrag, aus dem konsekrierten Altar die Reliquienkapsel
herauszunehmen und verschlossen an das Ordinariat zu schicken. 10)
Abbruchgenehmigung für
die Kapelle von 1722
10)
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Bitte um
Erlaubnis von Pfr.Fumy an das Ordinariat vom 25.2.1857
"Die Kapelle zu Unterbruck, erbaut 1722 und consecriert 1739 fällt
dem Abbruch heim, theils weil sie sehr baufällig ist, theils weil
die neu anzulegende Straße über ihre Stelle hinwegführt.
Die Bestreitung des Abbruches sowie des Neubaues an einer anderen Stelle
liegt, wie die Bestreitung der Unterhaltung des Gebäudes, der inneren
Bedürfnisse und Ausschmückung und der darin abzuhaltenden gestifteten
Gottesdienste dem jeweiligen Tafernwirth und Posthalter, z. Zt. Joseph
Barth ob, der durchaus nicht gesonnen ist, den Neubau und die Kosten für
die gottesdienstlichen Verrichtungen von sich abzuwenden, da er durch
den Bezug gewisser Dominikalienten von einigen Parochianen zu beiden Stücken
verpflichtet ist. Dass der Neubau nach allen technischen und polizeilichen
Erfordernissen /:vielleicht mit einem Oratorium:/ hergestellt werde, versteht
sich von selbst, und somit will unterthänigst gehorsamster die Sache
nur vermelden und um weitere Verhaltungsbefehle bitten, da der Abbruch
nahe bevorsteht.
Eurer Exzellenz ehrerbietigst gehorsamster Michael Fumy, Pfarrer in Jarzt"
Antwort des Ordinariats vom 25.2.1857
"Das Ordinariat läßt dem auf die berichtliche Vorstellung
vom 20./22. d. Mts. betreffs hiemit zur Entschließung eröffnen,
daß man zu dem nothwendigen Abbruche der consecrierten Kapelle in
Unterbruck andurch die oberhirtliche Erlaubnis ertheilt und zu diesem
Behufe den Herrn Pfarrvorstand beauftragt haben wolle, aus dem Altar das
Reliquienkapsel herauszunehmen und noch verschlossen anhero einzusenden.
Ehe der Aufbau der neuen Kapelle beginnt hat das Pfarramt den Plan derselben
hier zur Genehmigung vorzulegen. (Brand)
München, 25. Februar 1857"
Neubau
der Kirche
Die heutige Kirche entstand in der Zeit von 1856 bis 1859. Sie
ist eine der wenigen vollständig erhaltenen neugotischen Kirchen
im ländlichen Raum der Erzdiözese München und Freising
06) .
Es handelt sich um einen Ziegelbau, der von den Posthalterseheleuten Josef
und Barbara Barth nach Plänen des Architekten Franz Xaver Beyschlag
aus München (1817-1866) errichtet und am 17.9.1859 durch den Freisinger
Erzbischof Gregor von Scherr eingeweiht wurde. Beyschlag war Schüler
des berühmten Friedrich von Gärtner, der als einer der bedeutendste
Baumeister im Königreich Bayern unter Ludwig I. gilt (Ludwigs-kirche,
Feldherrnhalle, Siegestor, griech.Parlament).
Auch
die Presse nahm von der neuen Kapelle Notiz. Das Bayerisches Volksblatt
stellte sie am 30.09.1859 22)
wie folgt
vor:
|
"Am
17. ds. wurde in Unterbruck (an der Straße von hier nach Ingolstadt
gelegen) von dem hochwürdigen Herrn Erzbischof Gregor eine neuerbaute
Kapelle feierlich eingeweiht. Die Kapelle, welche die Posthalterseheleute
Barth auf eigene Kosten herstellen ließen, ist im reinsten gothischen
Style von dem königl. Kreisbaubeamten Herrn Beyschlag gebaut
und sehr geschmackvoll ausgeschmückt. Der Altar wurde von Herrn
Bildhauer Sickinger angefertiget und ist ein wahres Meisterstück.
Der feierlichen Einweihung wohnten viele Geistliche der Umgegend und
sehr zahlreiche Andächtige an". |
Die Kirche in Unterbruck
gehörte seit 1874 zur damals neu eingerichteten Kuratie Weng. Unter
einer Kuratie versteht man eine Gemeinschaft von Gläubigen, die aufgrund
"besonderer Umstände" (516 § 1 CIC) noch nicht als Pfarrei
errichtet wurde. Sie wird von einem Hilfspriester geleitet, der zwar nicht
rechtlich, aber seelsorgerisch die gleichen Rechte besitzt, wie ein Pfarrer.
Unter Pfarrer Mayer von Jarzt (1964-98) wurde Unterbruck eine Filiale
der Pfarrei Jarzt. ...mehr über
die Entwicklung zur Expositur...
Südseite
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Um die Zahl und
den Zeitpunkt der Gottesdienste in Unterbruck entspann sich
ein Disput zwischen den Stiftern, der Pfarrei Jarzt und der Diözese
Freising. Der Bischof hatte bei der Einweihung den Stiftern (Fam.Barth)
zugesagt, den Tag des Kirchweihfestes selbst bestimmen zu dürfen.
Als diese den 2.Sonntag nach Mariä Geburt (8.Sept.) wählten,
protestierte Pfarrer Fumy, weil an diesem Tag Kirchweihe in Jarzt
gefeiert wurde. Er befürchtete, dass dann die Zahl der Jarzter
Gottesdienstbesucher aus Unterbruck zurückgehen würde ("...wenn
zu Unterbruck auch nur eine Frühmesse gehalten wird, vom ganzen
Barthschen Hause 30-36 Personen und vielleicht von ganz Unterbruck
niemand zum pfarrlichen Gottesdienst käme..").
Das Ordinariat in Freising entschied mit Schreiben vom 8.11.1861,
dass das Kirchweihfest -wie beantragt- am 2.Sonntag nach Mariä
Geburt gefeiert werden dürfe, "aber
- 1. die gottesdienstliche Feier auf eine stille Messe beschränkt
bleibe,
- 2. die Anhörung dieser Messe nicht von der Pflicht dem Pfarrgottesdienste
beizuwohnen befreie und
- 3. der jeweilige Gutsbesitzer den zur Lesung dieser hl.Messe erforderlichen
Priester auf eigene Kosten
bestelle." |
Beschreibung
1874 04)
In der Statistischen Beschreibung des Erzbistums München und Freising,
die der Beneficiat an der Domkirche Anton Mayer im Jahr 1874 erstellte,
ist auch die Kirche von Unterbruck als Nebenkirche von Jarzt (!) enthalten.
Damals gehörten 89 Seelen zu dieser Kirche. Sie wohnten in 11 Häusern.
Mayer schreibt:
Die Kirche von "Unterbruck steht an der Amper zunächst der Brücke
und an der Hauptstraße von München nach Ingolstadt. Früher
war die Capelle auf der andren Seite der Brücke, kleiner und weniger
schön als die jetzige, welche 1859 in gothischem Stile erbaut wurde.
Baupflicht: derzeit (=1870) die ehemalige Posthalterin Barbara
Barth. Spitz-Thurm mit 2 Glöckchen, 1859 gegossen. Consecrirt am
17.Sept.1859 durch H.Erzbischof Gregor von Scherr. Patronin Hl.Anna. 1
Altar. Gottesdienste: Am St.Annatage ( d.Z. noch jedes Mal durch die Erbauerin
der Capelle honorirt). Stiftungen: 156 Messen. Eine Benefiz-Stiftung in
Aussicht. Meßner: D.Schmid".
Primiz
1875
Am 19.Juli 1875 fand in Jarzt die Primiz eines aus Unterbruck stammenden
Neupriesters statt. Das Freisinger Tagblatt berichtete darüber ausführlich.
Doch im gesamten, in der blumigen Sprache der Zeit erstellten Bericht
wird der Name des Neupriesters kein einziges Mal erwähnt. Wenn Sie
den Zeitungsbericht lesen möchten, klicken
Sie hier...
Renovierungen 07)
1959: Restauration des Innenraums
und des Altars
1974-77: Generalsanierung
Kirchenbau
Die Kirche ist eine
der wenigen vollständig erhaltenen rein neugotischen Kirchen im ländlichen
Raum der Diözese München und Freising 06).
Sie liegt an der Bundesstraße 13, inmitten der zu einem einheitlichen
Siedlungsgebiet zusammengewachsenen Ortschaften Großnöbach,
Unterbruck und Fahrenzhausen.
Der Bau ist nicht geostet, sondern steht in Nordwest/Südost-Richtung.
Das Gotteshaus ist ein unverputzter dreiachsiger Ziegelbau ohne
ausgeschiedenen Chorraum mit einem südöstlichen Schluss
in drei Seiten eines Achtecks. Der Bau wird durch gemauerte abgetreppte
Stützpfeiler
und spitzbogige Maßwerkfenster
gegliedert.
Das hohe Satteldach ist mit rotem Kirchenbiber gedeckt 07).
Kirchenbiber sind einfache, rote Dachziegel mit Korbbogenschnitt, d.i.
ein Mittelweg zwischen Segment- und Rundschnitt. Kirchenbiber-Ziegel sind
aber dicker als normale Biberschwanz-Ziegel, haben eine farbige Beschichtung
und sind von hoher handwerklicher Qualität.
Die Kirche besitzt zwei Zugänge:
- im Nordwesten, hinter dem Turm, ein spitzbogiges Portal mit drei Steinstufen
und einer Holztüre (mit Beschlägen aus der
Zeit um 1859);
- im Südosten, zur Straße hin, ein Portal in vorkragender Sturzbogenrahmung
07).
Darüber ein Dreipass mit der Inschrift:
"St.Anna 1859".
Der schindelgedeckte Turm steht
an der Nordwestseite.
Er umfasst drei, durch Gesimse getrennte Stockwerke. Die beiden unteren
reichen bis zur Dachhöhe und sind quadratisch, das obere achteckig.
Über den Schallfenstern sind an jeder Seite Ziffernblätter der
Turmuhr befestigt. Bedeckt ist der Turm von einem achtseitigen Spitzhelm
mit Goldknauf und Kreuz.
Im Turm hängen zwei Glocken.
- Die Kleinere wurde 1854, wohl noch für die Vorgängerkapelle,
bei Ignaz Bauer in München gegossen; sie
ist -wie die alte Kapelle- der Heiligen Familie gewidmet.
07) Diese kleine Glocke
überstand unversehrt die
Beschlagnahme-Aktionen in den beiden Weltkriegen.
- Die größere Glocke, ebenfalls aus der Erbauungszeit
um 1859, wurde 1941/42 für Kriegszwecke eingeschmol-
zen. Sie wurde nach dem Krieg durch eine Glocke
aus der Glockengießerei Karl Czudnochowsky
in Erding
ersetzt; ihre Patronin ist die neue Kirchenpatronin
St.Anna.
Über die Glockenweihe im Mai 1953 existiert noch ein Bericht
der Dachauer Nachrichten; wenn Sie ihn lesen möchten, klicken
Sie hier...
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Glocke am Altar
in Unterbruck
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Innenausstattung
Vorraum
Das erste Joch des
dreijochigen Kirchenraums ist als ein durch ein Gitter abgetrennter Vorraum
gestaltet.
Hier ist eine vom Münchner Steinmetz J.Aufleger 11)
gestaltete Kalksteinplatte als Erinnerungstafel
an die Erbauung eingemauert:
Text:
"Im Jahre des Herrn 1859 haben zu Ehren der heiligen Mutter
Anna diese Kapelle vom Grunde auf neu erbauet, die ehrengeachteten
Guts-Besitzers Eheleute zu Unterbruck Joseph und Barbara Barth,
geb. Veitl.
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Klicken Sie auf die kleinen Bildchen
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Eingeweiht wurde dieselbe am 17ten Sept. 1859 durch den Hochwürdigsten
Herrn Erzbischof Gregor von München Freysing. Architekt des
Baues war Franz Xaver Beyschlag von München"
|
Das muschelförmige Weihwasserbecken
am südlichen Arkadenpfeiler der Emporenstütze aus hellem Marmor
enthält die Inschrift "18 St.Anna.59".
Gitter
im Vorraum
|
Der Vorraum ist vom Kirchenraum
durch ein hohes Schmiedeeisengitter
getrennt. Es besteht aus einfachen Rundstäben in Durchstecktechnik
mit Rauten- und Ringformen und dürfte noch aus der Erbauungszeit
von 1859 stammen.
Das Gitterschloss
ist mit floralen Motiven schön verziert. |

Gitterschloss
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Gewölbe
Netzgewölbe
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Der eigentliche
Kirchenraum ist durch Wandpfeiler gegliedert, die in spitze Schildbögen
übergehen. Er ist durch ein dekoratives, blau bemaltes Stern-
bzw. Netzgewölbe überdeckt, das auf trichterförmigen
Konsolen aufliegt.
Drei Gewölbeschlusssteine (siehe rechts) zeigen den Freisinger
Mohren, ein silbriges Wappen mit goldenem Diagonalstreifen sowie den
Kopf eines bärtigen Mannes (Erbauer Barth ?).
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Das Gewölbe ist aber nicht
echt. Die Decke ist eine wunderschöne Dekoration und hängt an
großen Holzbalken, die quer über den Kirchenraum gelegt sind.
Befestigt ist die Decke mit Klebemörtel. Diese Technik hatte man
schon in der Barockzeit bei den Flachdecken verwendet
12) .
Dadurch kann der seitliche Druck auf die Außenmauern
vermindert werden.
Altar
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Der Altar ist ein neugotischer
flügelloser Schreinaltar,
der 1859, beim Bau der Kirche, von Bildhauer
Anselm Sickinger
(1807-1873)
aus München
22)
angefertigt wurde. Er besteht aus gefasstem (=bemaltem)
Holz und ist raumhoch. In drei Nischen stehen Figuren. An die
Zeit der Gotik erinnern insbesondere die Fialen und das Maßwerk,
die das Gesprenge bilden. Auch die Predella
ist mit Blendmaßwerk verziert.
Zur Zeit der Erbauung der Kirche war der neue Baustil nicht bei
allen Menschen beliebt. Viele sahen ihn als billige Nachahmung
an, der unter Einsatz neuester Technik die manuelle Meisterleistung
des Originalstils aus der Zeit 300 Jahre früher kopierte.
Das galt vor allem für die Fialen und deren Schmuckwerk,
das im 19.Jh. maschinell erstellt wurde. Unzufriedene sprachen
deshalb verächtlich und abwertende von der "Steckerlgotik"
12).
|
 
Fialenspitze
Predellaverzierung |
Hoch
oben, inmitten des Gesprenges, steht eine Muttergottesfigur
auf einem Balkon.
Maria trägt das Jesuskind auf ihrem rechten Arm. In der Linken
hält sie ein Zepter.
Ihr Haupt ist mit einer Krone geschmückt. |
Muttergottes
im Gesprenge
|
Die Figur zeigt
in ihrer Ausgestaltung deutlich den Bezug zur Kunstauffassung der
Romantik.
Die Gesichter sind schön gestaltet, die Haltung anmutig und auf
Harmonie ausgelegt. Auffällig ist das wallende Gewand mit starkem
Faltenwurf. |
Mittelschrein
Der tiefe Mittelschrein ist innen ornamental bemalt und oben als Rippengewölbe
geschlossen. Darin steht eine Skulptur der Kirchenpatronin St.Anna
mit gefalteten Händen. Kopf, Hals und Schultern sind mit einem
Tuch, dem schon in gotischer Zeit nicht mehr modernen Gimpf bedeckt.
Damit soll ihr Status als ältere, verheiratete Frau betont werden,
als die sie in der Kunst regelmäßig dargestellt wird.
Nach apokryphen Evangelien des 2. bis 6. Jh. war Anna die Mutter von
Maria und somit die Großmutter von Jesus. Ähnlich wie Hanna
(1. Samuel 1-2) soll sie erst nach zwanzigjähriger kinderloser
Ehe ihr Kind Maria geboren haben. Deshalb wirkt sie erst als ältere
Frau im Heilsplan mit. In der Bibel wird Anna nicht erwähnt.
Der Höhepunkt in der Verehrung für Anna war im 15. und 16.
Jh. erreicht, als 1481 Papst Sixtus IV. den Annatag (26.7.) in den römischen
Kalender aufnahm und 1584 Papst Gregor XIII. das Annafest anordnete.
In den Seitennischen, die etwas
flacher und schmaler sind als die Mittelnische, befinden sich Figuren der
Namenspatrone der Stifter. Alle drei Figuren haben massive Heiligenscheine,
in die ihre Namen eingraviert sind.
St.Josef
|
Nördlich steht
St.Josef mit einem Aaronstab
in der Hand, der auf die Legende von der Brautwerbung Josefs hinweist.
Alle Bewerber um die Hand Marias mussten Ihren Stab auf einen Altar
legen, nur der Josefs blühte.
Josef und Barbara waren die Vornamen der Kapellenstifter. |
St.Anna
|
Südlich ist
eine Figur der hl.Barbara
mit einem Kelch in ihrer Hand zu sehen. Barbara ist nicht nur Patronin
der Bergleute, sondern wird auch um Hilfe für einen guten Tod
angerufen. Der Kelch ist Symbol für die letzte Kommunion, die
einem Sterbenden gereicht wird.
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St.Barbara
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Das Antependium
ist ein Holzvorsatz mit neugotischem Dekor: in zwei grüne Seitenfelder
sind goldene Ranken sowie ein Kreuz im Vierpass gemalt.
Hinweis: Das lateinische Wort Antependium
bedeutet "Vorhang". Früher waren die Fronten der Altartische
mit einem Vorhang aus kostbarem Stoff verkleidet. Später wurde
das Antependium aus Metall oder -wie hier in Unterbruck- aus Holz
gefertigt. |

Antependium
am Altar |
Der Altar ist durch bemalte Holzwände -ebenfalls mit Maßwerkornamentik-
mit den Außenwänden verbunden. In sie sind zwei kielbogige Durchgänge
mit grünen Vorhängen eingearbeitet.
An der Südwand
hängt ein Kruzifix
aus der Zeit um 1730. Es ist somit älter als die Kircheund
dürfte sich schon in der Vorgängerkapelle befunden haben
07). Jesus trägt
eine Dornenkrone; sein Haupt ist von einem dreistrahligen Heiligenschein
umgeben. Der Corpus besitzt eine Inkarnatfassung (inkarnat=fleischfarbig)
mit Teilvergoldung. Die Seitenwunde ist stark ausgeprägt. Das
Ende des vergoldeten Lendentuchs (lat.Perizoma) flattert in typischer
barocker Darstellung im Wind.
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Kruzifix
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Heilige
Familie |
Auch das große, die
linke Seitenwand dominierende Gemälde
stammt noch aus dem bis 1857 bestehenden Vorgängerbau, der
ja der Hl.Familie geweiht war. 10)
Das 170 x 105 cm große Bild zeigt die Heilige Sippe im engeren
Sinn, die heilige Großfamilie, bestehend aus Jesus, Maria,
Josef, Anna und Joachim. In der Mitte Maria mit dem Jesuskind auf
dem Arm. Das Kind streckt seine Ärmchen nach oben, wo Gottvater
auf Wolken sein als Kreuz gestaltetes Zepter nach unten reicht.
Mit der Hand weist Gottvater auf die von der Schlange umzüngelte
Erdkugel. Gottvater überträgt damit Christus die Herrschaft
über die Welt. Daneben schwebt die Heilig-Geist-Taube. So ist
das Gemälde auch eine versteckte Dreifaltigkeitsdarstellung,
wie sie in der Barockzeit beliebt war.
Auf Erden wird die Muttergottes umgeben von drei Personen, in denen
man den Pflegevater Josef und die Großeltern Jesu, Anna und
Joachim erkennen kann. Josef weist mit seiner Hand auf eine Lilie,
die vor ihm auf den Stufen liegt. Diese Blume ist in der Kunst Sinnbild
für Reinheit und Keuschheit. Mit dieser Geste will Josef die
göttliche Abstammung Jesu betonen.
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Das Bild wurde mit Ölfarben auf
Leinwanduntergrund gemalt. Die Signatur nennt Maler und Entstehungszeitpunkt:
"Ich Jacob Gundlfinger inv.et pinx. hochenwarth 1722".
Das Bild war das Altargemälde der früheren Kapelle.
Gestühlwange
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Das Gestühl
im Kirchenraum (rechts und links je drei Bankreihen) wurde aus Eichenholz
mit neugotischer Maßwerkverzierung gefertigt. Dazu kommen noch
die beiden Stuhlreihen links und rechts des Altars, die, wie ein Chorgestühl,
mit hölzerner Rückwand gestaltet sind. |
Chorgestühl
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Fußbodenbelag
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Bodenplatten
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Der Boden
ist mit relifierten roten Ziegelplatten
als besonders kunstvolles, abgerundetes Rosenspitzmuster
belegt.
Je vier Platten ergeben zusammen ein Blatt- oder Blütenmuster.
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Harmonium
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Über dem Vorraum
ist die Empore eingerichtet. Sie ruht auf drei gemauerten Spitzbogenarkaden,
die durch das Vorraum-Gitter geschlossen sind. Die Empore ist über
eine enge, steile Wendeltreppe zu erreichen; ihre Steinbrüstung
ist durch neun Maßwerkfelder gegliedert.
Auf der Empore steht ein altes Harmonium,
mit dem manchmal der Gesang der Gläubigen begleitet wird. Das
Harmonium besitzt 10 Register, darunter Bourdon 16', Coranglais 8',
Souraine 8', VollesWerk, Expression, Tremolo 8', Flöte 8'und
Clarinette 16'. |
In der Weihnachtszeit ist
in der Kirche eine
Krippe aufgestellt, die einen Großteil des Innenraums
beansprucht, sodass während dieser Zeit keine Gottesdienste
stattfinden können.
Wenn Sie sich auch für andere Krippen, insbesondere in den
Kirchen des Dachauer Landes interessieren, klicken Sie hier...
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Krippe
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Wechselnde
Figuren
In der Passions- und in der Osterzeit
werden neben dem Altar Figuren aufgestellt, die einen besonderen Bezug zur
jeweiligen Festzeit haben. Die Figur wurde von einem Autofahrer gestiftet,
der viele Jahre jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit an der Kirche vorbei fuhr.
Die Stiftung war sein Dank dafür, dass auf all den Fahrten kein Unglück
passiert ist. Seit einigen Jahren steht die Figur in einem neu errichteten
Bildstock auf der anderen Straßenseite der B13.
13).
Geißelheiland
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Der Heiland an
der Geißelsäule
erinnert an den Passionsbericht in der Bibel. Auch wenn dort keine
Einzelheiten über die Geißelung berichtet werden, hat sich
in der Kunst doch die Darstellungen von Jesus, der mit Hand- und Fußketten
an eine Säule gebunden ist, durchgesetzt. Die ersten dieser Figuren
und Abbildungen entstanden schon im Mittelalter. In unsere Gegend
gelangten vereinzelte Bilder jedoch erst im 17.Jh. Die große
Verbreitung dieser Darstellungen setzte 100 Jahre später, nach
dem Wunder in der Wies (1738) ein. Der Heiland auf dem Bild beim Wiesbauern
bei Steingaden soll Tränen vergossen haben. Daraufhin begann
eine große Wallfahrt und die berühmte Wieskirche wurde
gebaut. |
In der Osterzeit steht am Chorbogen eine schöne Figur des auferstandenen
Christus, der seine Kreuzigungs-wunden
zeigt. Die Figur steht in Schrittstellung auf einem Landschaftssockel.
Sein
Kopf und seine Blickrichtung ist nach oben gerichtet. Der
Auferstandene trägt einen über der linken Schulter gehaltenen
vergoldeten Umhang mit rotem Futter, der den rechten Oberkörper
mit der Seitenwunde und den rechten Arm mit dem Segensgestus frei
lässt. Sein Gesicht wird von einem langem Haupthaar und einem
Vollbart umspielt. Der sonst übliche dreistrahlige Heiligenschein
fehlt. In der linken Hand hält er eine Fahne, die den Sieg
über den Tod symbolisiert.
Die Fahne gilt seit dem 10./11. Jh. als Zeichen des Sieges über
den Tod. In der Barockkunst erfreute sie sich als Attribut großer
Beliebtheit. Insbesondere in der Kunst des süddeutschen Raums
gehört die Fahne zur Ostersymbolik.
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Auferstandener
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Hinweis: Der Figurentypus
des Auferstandenen entwickelte sich aus dem Erbärmde-Heiland.
Dieser wiederum geht der Überlieferung zufolge zurück auf
Papst Gregor den Großen, dem bei einer Messe über dem Altar
die Leidenswerkzeuge Christi und der lebend aus der Grabkufe aufsteigende
Schmerzensmann erschienen sein sollen. Aus den Wundmalen habe sich
das Blut in den auf dem Altar stehenden Kelch ergossen. Aus dieser
Darstellung entwickelte sich der Salvator Mundi, der Welterlöser
oder der Auferstandene mit der Siegesfahne in der Hand, dessen Gesichtszüge
mehr die Glorie als die Schmerzen widerspiegeln. |
Kelch
und Kreuzpartikelmonstranz
Nicht mehr in der Kirche
aufbewahrt werden der alte Kelch und die alte Kreuzpartikelmonstranz,
die beide um 1730 entstanden sind und schon in der Vorgängerkapelle
Verwendung fanden:
Der Kelch wurde in Augsburg gefertigt. Das Meisterzeichen "ES"
verweist auf Esaias Stenglin (1699-1740) oder auf Elias Schiflen. Der
Fuß des Kelchs ist rund und mit Engelsköpfen und Bandlwerk
verziert. Der Nodus (=Verdickung) ist vasenförmig mit drei
Engelsköpfen gestaltet. Der Kelch besteht aus Silber und ist großenteils
vergoldet. Es handelt sich um Treibarbeit (=Hämmern von der Rückseite
aus) und Punzierung (=negative Prägung).
Die Kreuzpartikelmonstranz
wurde in München hergestellt. Das Meisterzeichen "ME" verweist
auf Michael Erust, der 1735 starb. Die Monstranz besitzt einen ovalen
Fuß mit Band- und Gitterwerk sowie Blüten. Der Nodus ist vasenförmig.
Das Kreuz mit Strahlenkranz ist vergoldet; an den Kreuzarmen Silberappliken
aus Bandlwerk. In der Mitte befindet sich das kreuzförmige Sichtfenster
aus, hinter dem die Reliquie in teilvergoldeter Silberrahmung zu sehen
ist.
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Hinweis: Bergkristall
in Kreuzform als Einfassung einer Kreuzpartikel ist seit Jahrhunderten
verbreitet. Während der Edelstein in der Antike als wertvoller
Heil- und Zauberstein galt, ist er im Christentum ein Zeichen für
die Auferstehung Christi. So war auch für Rupert von Deutz (
1129) der Bergkristall das Sinnbild Christi, der die bewegliche, gebrechliche
und sterbliche Natur des Menschen, die dem Wasser entspricht, durch
seine Auferstehung überwand und in ewige Festigkeit verwandelte.
Der Bergkristall wird auch als Sinnbild für das gläserne
Meer um den göttlichen Thron verstanden, von dem in der Apokalypse
(Apo. 4,6) die Rede ist ("Und vor dem Stuhl war ein gläsernes
Meer gleich dem Kristall...").
16). |
Hans Schertl
Quellen:
01) Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren
Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50 (1722)
02) Heyberger/Schmitt/Wachter, Topographisch-statistischen-Handbuch
des Konigreichs Bayern, 1868 (Brücken)
03) Handbuch des Königreichs
Bayern, 1867 (Gemeinde Großnöbach)
04) Anton Mayer, Statistische Beschreibung
des Erzbisthums München-Freising, 1874
05) Johann Kißlinger, Festschrift
50 Jahre FC Ampertal Unterbruck, 1981 (Dorfentwicklung, Glocken)
06) Festschrift zur 1250-Jahrfeier
der Diözese München und Freising, Das Dekanat Weihenstephan,
1989
07) Sylvia Hahn, Kunsttopographie
des Erzbistum München und Freising, 1986
08) Johann Stadlbauer, Skript zur
Kirchenführung
09) Ernst Keller, Der beschwerliche
Weg von Maysteig nach Prugkh, Amperland 2001/1
10) Geistl.Rat Anton Mayer, Wege-Zeichen-Glauben,
Chronik der Pfarrei Jarzt, 2007
11) Georg Brenninger, Zur Ausstattung
der Kirchen des Lkr. Freising im 19.Jahrhundert, Amperland 1984
12) Dr.Keydel, Kirchenführung
28.10.2015
13) Joh.Stadlbauer, mündl.
Bericht 2015
14) Vollständiges Ortschaften-Verzeichnis
des Köngreichs Bayern S.105, 1876 (Statistik)
15) Adrian von Riedl, Reise.Atlas
von Bajern oder Geographisch-geometrische Darstellung, Band 5: Beschreibung
der
Chaußee von München über
Ingolstadt nach der Oberpfalz, 1805
16) Susanne Wittekind, Caput et
corpus: die Bedeutung der Sockel von Kopfreliquiaren, in: Reliquiare im
Mittelalter von Bruno
Reudenbach, S. 114, 2005 (Bergkristall)
17) Freisinger Tagblatt (Freisinger
Wochenblatt) vom 23.07.1875 unter "Lokales" (Primiz)
18) Bayerischer
Eilbote vom 27.3.1844 (Wirtshaus)
19) Bayerische
Landbötin vom 14.10.1837
(Brückeneinsturz)
20) Münchener Conversations-Blatt
vom
01.10.1831 (Brückenverstärkung)
21)
Zeitung Der bayerische Volksfreund vom 04.11.1824 (Hochwasser in Ubruck)
22) Augsburger Postzeitung 12.11.1859
und Bayerisches Volksblatt 30.09.1859 (Einweihung der Kirche)
23)
Würzburger
Stadt- und Landbote v. 04.06.1858 und Aschaffenburger Zeitung 08.06.1858
(Ende der Poststation)
24)
Liste
der Baudenkmäler
-Regierungsbezirk Oberbayern Landkreis Freising, Gemeinde Fahrenzhausen
Dachauer Nachrichten
25) Dachauer
Nachrichten vom 29.05.1953 (Glockenweihe)
38 Bilder: Hans Schertl (36), Johann Stadlbauer (2)

28.12.2024
weiter zu:
den Zeitungsberichten über die Ortschaft Unterbruck
Wirtshaus von Unterbruck Mühle
und Sägwerk
Primiz 1875
Glockenweihe
Dachauer Nachrichten vom 29.05.1953 25)
Jarzt - Die feierliche
Weihe der Glocke für die Filialkirche in Unterbruck fand
unter großer Beteiligung der Bevölkerung in der Pfarrkirche
in Jarzt statt. Das Gotteshaus war mit frischem Tannengrün und
Flieder geziert worden. Fahnenabordnungen der Freiwilligen Feuerwehren
von Jarzt, Fahrenzhausen, Großnöbach, der Schützenvereine
von Jarzt, Unterbruck, Fahrenzhausen, der Kriegervereine Jarzt und
Großnöbach, des Burschenvereins Jarzt und der FCA Unterbruck
hatten im Altarraum Aufstellung genommen. |

Festwagen mit Glocke in Jarzt
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Glocke
am Altar
in Unterbruck
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Nach einer feierlichen levitierten
Messe, die Prälat Dr.Michael Hartig
unter Assistenz von Kaplan Döbl, Allershausen, und Kooperator
Kurz, Jarzt, zelebrierte, sprach der Prälat in seiner Predigt
von der hohen Aufgabe der Glocke. Der Kirchenchor unter Leitung
von Gottfried Liedl und Organist Denk brachte die Messe in D-Dur
von Kempter zur Aufführung. Hierauf weihte Prälat Hartig
die Glocke zu Ehren der Mutter Anna. Anschließend sprachen
die Kinder Martha Wallner, L. Gauglitz und Günther Dreher aus
Unterbruck den Glockenprolog.
Pfarrer Bauer dankte allen, die mithalfen,
die Glocke zu beschaffen, und die Feier zu gestalten, vor allem
Mühlenbesitzer Dreher, Unterbruck, Frau Pilz, Unterbruck, welche
die Altardecke stickte und spendete sowie den Vereinen. Unter Vorantritt
von vier Reitern wurde die Glocke in festlichem Zuge auf geschmückten
Wagen nach Unterbruck gebracht.
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Recherchiert
von Hubert Eberl, Bergkirchen

Primiz
eines Unterbrucker Neupriesters
in Jarzt 1875
Freisinger
Tagblatt vom 23.7.1875 17)


Recherchiert
von Hans Schertl
Die
Tafern (Wirtshaus) von Unterbruck 1652
von
Johann Kißlinger 05)
"Erstlichen ain groß gemaurth Zwiygärig mit Ziegl gedöckhte
behausung. Oben auf ain Thraidt Casten. Dann ain grosse unnd Claine neben
stuben sambt vier khämern. Herunden ain grosse stuben unnd Claines stübl
daran die Camer in besagter stuben hinndler dem Ofen ein Gumpp Prunnen.
Am Flörn ein Khuchl, Keller, Khraudtgewöhl, Zwey ehehalten khämer.
In dem Vorhof am Millpach stehent ain groß mit strodekhter stattl
hat Zwen dennen, unnd eynen roß unnd Vichställ daran gepauth. Vornnen
an obbesagter behausung ain wurz gartten mit ainem Prötter dihl eingefangen,
18 schritt lanng unnd 22 Praidt.
Nebens diser Tafern ain mit Prötter rings eingefangen unnd gedöckhter
Pachofen. Nitwenniger ain Reith unnd Fuehr stallung von holz gepauth oben
darauf das dannzhauß mit schinndtl gedöckht daran ein schwein stall gepauth.
Gleich wider danebens ain solche Zweyfache Fuehr stallung daran ein wagenhauß
oben auf die hey Plonn auch mit schinndtl gedöckht.
Bey dem Millpach unnd verschrankhten Prukhl ain gemaurth mit Ziegl döckhtes
wasch heißl unnd gleich darneben Zwo hanngenndte Vischdruchen. Von der
Tafern hinüber den hof ain grosser gartten, darinen Zway Khrauttstuckh
55 Praidt unnd 56 schritt lanng mit ainem dihl eingefangen, stehet auch
darinen daß gemain Padt. Wider ain eingedilt dreyeckhtes gärttl an dem
sattl 24 Praidt unnd 25 schritt lanng darinen ain Plaimbstuckh, dan ain
Zwygärig mit schinndtl döckhtes Cästl dan ain öpfl unnd ain Piern
Paumb sambt etlich Chitten Pämbl."
Die
Mühle und das Sägewerk in Unterbruck
von Johann Kißlinger
05)
"Die
Aufzeichnungen über die Mühle sind vielfältig. doch soll auch hiervon
einiges erwähnt werden: 1554 übergibt Herzog Albrecht von Bayern
die Mühle zu Prug an der Amper samt derselben Mühlhaus, Hofstatt,
Stadl, Casten, Krautgarten, Aecker und Wiesenmäden Holz an Georg
Miller von Haimhausen. Im Jahre 1629 wird eine Sägmühle eingebaut.
Über das Schicksal der Mühle im Dreißigjährigen Krieg wird folgendes
berichtet: 'die Mühle in Unterbruck wurde durch Freunde- und Feindesoldaten
stark zugerichtet, daß fast kein Rad mehr zu gebrauchen war.'
Die Mühle
wurde vom letzten aktiven Müller, H. Michael Wiedemann, am 1.5. 1958
stiilgelegt. Seine Nachfolger, die Firma Matthes und Schurr, bauten die
Mühle in ein Lagerhaus um und erweiterten dieses durch den Bau eines Hochsilos
(1964) und einer Düngemittelhalle (1966) auf den jetzigen Stand.
1969 ging das Lagerhaus in den Besitz der Baywa Lohhof über.

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