zur Landkreiskarte                ausführliche Beschreibung                         Kirchen in der Gem.Hilg.-Tandern


Frauenkirche in TANDERN



86567 Tandern, Kirchenweg
Lage auf der Landkarte


Kurzbeschreibung

Die Frauenkirche in Tandern steht nördlich der Pfarrkirche, etwas abseits von der Dorfstraße auf einer kleinen Anhöhe.

Die Anfänge dieser Kirche -umgeben von vier Urhöfen- sind ungeklärt. Beim Neubau des Kirchenschiffs um 1741 wurden die Fundamente einer um 1630 erbauten St.Anna-Kapelle gefunden.
Damals hatte die Kirche noch keinen Turm, sondern einen kleinen, mittig aufsitzenden Dachreiter, wie ein Fresko in der Kirche zeigt.
Der Turm dürfte erst 1878 hinzugekommen sein.

Das einzige überlieferte Relikt aus der St.-Anna-Kapelle ist eine noch gut erhaltene Holzfigur der Anna selbdritt im Hochaltaraufsatz.

In jedem Fall gab es eine Wallfahrt in Tandern.

Im oben erwähnten Fresko aus der Zeit um 1741 heißt es dazu:
   
"Nach Dannern
    alle wallen -
    bei froher Lieder     Schallen.
"


Fenster in schönstem Barockstil

Die jetzige Kirche ist ein schlichter Bau mit gotischen (Chorraum) und barocken (Kirchenschiff) Teilen. Das Mauerwerk des Altarraums wird außen durch sechs abgetreppte Stützpfeiler gehalten. Besonders schön ist auch die Form der hochbarocken Kirchenfenster.

Die letzte Renovierung wurde in den Jahren 1981/1982 durchgeführt.

Inneneinrichtung

Die Deckengemälde stammen
vom Maler Otto Hämmerle (1906), der auch die Basilika im Kloster Scheyern ausgemalt hat. Dargestellt werden
- Im Altarraum: die Muttergottes in himmlischer Glorie über der Ortschaft Tandern.
- Im Kirchenschiff: der Tod des hl. Josef.
Vier weitere Gemälde enthalten Sinnsprüche im Zusammenhang mit Maria, der Patronin der Kirche.
Rund um die Gemälde ist die Decke mit Stuckornamenten geschmückt.


Der Choraltar aus dem Zeit um 1740 ist ein sog. Säulenretabel mit Gebälk über vier Säulen und korinthischen Kapitellen.
- Im Altarauszug eine alte Figur der
  Anna selbdritt.
- Im Zentrum des Altars steht eine
  große Muttergottesfigur, umge-
  ben von einem großen Strahlen-
  kranz.
- Assistenzfiguren sind:
  links der hl.Josef (Mann Marias)
  mit einer Lilie als Zeichen der
  sexuellen Enthaltsamkeit und
  rechts der hl. Joachim (Vater
  Marias) mit einer Schäferschaufel
  in der Hand.

Die Seitenaltäre stehen an der Seitenwand
links:
- in der Nische der hl.Sebastian
- in der Predella ein Glasschrein mit   einer Muttergottesfigur
rechts:
- in der Nische der hl.Antonius
- in der Predella ein Glasschrein mit    Figur von Jesus auf der Rast

zur Vergrößerung  der Figur des hl. Nikolaus  bitte klickenzur Vergrößerung  des Altarbildes bitte klickenzur Vergrößerung  der Figur des hl. Michael  bitte klickenzur Vergrößerung  der Figur des hl. Stephanus  bitte klickenKreuzigungsgruppekreuzigungsgruppeWangen der KirchenbänkeMater dolorosaKruzifix an der NordwandKreuzwegbilderKreuzwegbilderFreskoDeckengemäldeHochaltarWappen der Fam. MändlFreskoWangen der KirchenbänkeOpferstockLinker SeitenaltarRechter SeitenaltarDeckengemälde
Vergrößerung von Details ( 3 Altäre, Figuren, Bänke, Opferstock, Deckengemälde,
Kreuzwegbilder ) per Mouseklick


Am Chorbogen
das Stifterwappen der Mändl-Familie.


Im hinteren Bereich des Kirchenschiffs sitzt in einer Nische die große Figur des Geißelheilands.

Auf der anderen Seite erinnern mehrere Epitaphe an frühere Hofmarksherren und an ehem.Priester der Pfarrei.



Denkmalschutz
Die Kirche steht unter Denkmalschutz
und ist in der Denkmalliste für Hilgertshausen-Tandern beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege aufgeführt. 09) Darin wird sie wie folgt beschrieben: "Aktenzeichen: D-1-74-147-19; Kirchenweg; Saalbau mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor und Westturm, Chor 15. Jahrhundert, Langhaus 1741; mit Ausstattung" 



A
usführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen

Geschichte der Kirche

Die Anfänge dieser Kirche sind ungeklärt. 02) Beim Neubau des Kirchenschiffs um 1741 konnten Fundamente der 1630 erbauten St.Anna-Kapelle festgestellt werden. 1707 wurde die Kapelle als Maria-Hilf-Kapelle bezeichnet.

Beim Neubau 1741 hatte die Kirche noch keinen Turm (der kam erst ein Jahrhundert später dazu), sondern einen kleinen Dachreiter, wie ein Fresko in der Kirche zeigt (siehe Bild links).
Das einzige überlieferte Relikt aus der St.-Anna-Kapelle ist eine noch gut erhaltene Holzfigur der Anna-selbdritt über dem Hochaltar. 02)

In jedem Fall gab es eine Wallfahrt in Tandern. Im oben erwähnten Fresko aus der Zeit um 1741 heißt es dazu: "Nach Dannern alle wallen - bei froher Lieder Schallen."

Um 1860 wurde der Choraltar (wahrscheinlich) von Balthasar Kraft (1820-1889) aus Pfaffenhofen/Ilm restauriert und "mit einem neuen Altarbilde" ausgestattet. 07)

Im 19. Jahrhundert wurde der ursprüngliche Dachreiter durch einen einfachen, heute noch unverändert bestehenden Turm mit Spitzdach ersetzt. Es dürfte um die Zeit von 1878 gewesen sein. Denn das königl.bayer.Amtsblatt von dieser Zeit berichtet:
     "für den vollständigen Umbau des Thurmes an der Frauenkirche in Tandern wurden 2850 Mark (von der Kirchengemeinde
      ausgegeben), die auf 1000 Mark veranschlagten Hand-und Spanndienste nicht eingerechnet." 08)


Beschreibung 1895  01)

Die Epitaphe in der Frauenkirche von Tandern sind auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern erwähnt, dessen Aichacher Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde. Dort heißt es:
Frauenkapelle.
An der Nordwand des Chores
1. Grabstein des Hildeprandt Lung zu Tandern + 1628 und seiner Gemahlin Maria Jacobe geb. Romingin von Romeck (letzterer Todesdatum fehlt). Platte von grauem Sandstein mit Wappen der beiden Familien und 6 Sippschaftswappen. H. 190, br. 96 cm.
2. An der Nordwand des Schiffes Grabstein des Wolff. Christoff Lung + 1618. Renaissanceaedicula von Solenh. Stein mit Relief des Gekreuzigten, vor dem der Verewigte in voller Rüstung kniet. H. 127, br. 67 cm.
3. An der Westwand Grabstein des Wilhelm Stirer von Tanarn und der Frau Egolsriederin, seiner Mutter und der Katharina Wilandin, seiner Gemahlin (ohne Todesdaten). Platte von rothem Marmor mit zwei Wappen. H. 185, br. 88 cm. Wilhalm Steyrer lebte am Ende des 14. Jahrhunderts auf Tandern. Vgl. Ob. Arch. XXXII. S. 233 ff.
4. Grabstein Hans Kemnater von Tanarn + 1463. Platte von rothem Marmor mit Wappen. H. 181, br. 81 cm.
5. An der Südwand unter der Orgelempore Grabstein des Sebastian Lung zu Tandern +1589 und der Frau Clara geb. v. Spaner + 1555 und der Frau Barbara geb. von Gumppenberg. Platte von grauem Sandstein mit den drei Familien wappen. H. 136, br. 71 cm.
Gut geschnitzte Kirchenstühle


Die Frauenkirche hatte in früheren Jahrhunderten auch als Bruderschaftskapelle hohe Bedeutung. Diese Bruderschaft wurde schon vor dem Bau der heutigen Kirche, im Jahr 1707 gegründet und mit Ablässen bedacht.
...mehr dazu....
.

Die letzte Renovierung wurde in den Jahren 1981/1982 durchgeführt.

Baubeschreibung

Die Frauenkirche in Tandern steht nördlich der Pfarrkirche auf einer kleinen Anhöhe, etwas abseits von der Dorfstraße.

Die jetzige Kirche von 1741 ist ein schlichter Bau mit gotischem Chorraum und barockem Kirchenschiff. Das Mauerwerk des Altarraums wird außen durch sechs abgetreppte Stützpfeiler verstärkt.
Besonders schön ist auch die Form der hochbarocken Kirchenfenster.

Im einfachen Westturm mit Spitzdach aus der Zeit um 1878 hängt eine Glocke, die noch mit dem Glockenseil vom Eingangsbereich aus zu läuten ist.
Der Turm und der Chor werden jeweils von einem Kreuz mit zwei Querbalken (sog. Scheyrer Kreuz) gekrönt.


Inneneinrichtung

Altarraum

Der Altarraum ist nur minimal eingezogen und schließt mit 3 Seiten eines Achtecks. Die Decke besteht aus einem Tonnengewölbe mit Stichkappen über den Fenstern.

Deckengemälde im Chor

Das Deckengemälde im Altarraum von Otto Hämmerle stammt aus dem Jahre 1906. Wahrscheinlich wurde es über ein älteres Gemälde gemalt.
Der Kunstmaler Otto Hämmerle aus Pinswang (*1881 bis nach 1944) hatte 1921/22 auch die Deckengemälde in der Klosterkirche Scheyern geschaffen.

Das Bild zeigt die Muttergottes mit dem Kind auf dem Arm in himmlischer Glorie über der Ortschaft Tandern. Maria ist in ein rot-blaues Gewand gekleidet. Ihr Haupt wird von 12 Sternen umrahmt.

Rund um das Gemälde ist die Decke mit Stuckornamenten geschmückt.

Hochaltar / Choraltar

Der Hochaltar aus dem Zeit um 1740 ist ein sog. Säulenretabel mit Gebälk über vier kannelierten Säulen und korinthischen Kapitellen. Auf dem Gebälk sitzt ein breiter Altarauszug, begleitet von zwei Engeln. Zwischen den Säulen stehen die Assistenzfiguren. In der von einem Rokoko-Rahmen umgebenen Mittelnische steht die Figur der Kirchenpatronin Maria.
In der Predella steht der vergoldete Tabernakel in konvexer Form mit seitlichen Zierleisten in Volutenform. Auf der Tabernakeltüre ist das große Bild eines Kelchs mit großer Hostie eingraviert.

Choraltar um 1740

Die Figuren am Altar stellen entweder die Patronin Maria selbst dar oder haben einen besonderen Bezug zu ihr.


Der Altar wurde um 1860 vom Maler Balthasar Kraft aus Pfaffenhofen a.d.Ilm (1820-1889) "völlig restauriert und mit einem neuen Bilde geschmückt". So steht es in einem Öffentlichen Dank der Kirchengemeinde Tandern, der in der Zeitung vom 1.7.1865 veröffentlicht wurde. 07)


Altarauszug
Auf dem Gebälk sitzen zwei Putten und huldigen der hl. Anna, deren Figur (als Anna selbdritt) im Altarauszug zu sehen ist.
Anna steht auf Gewölk vor einem Strahlenkranz und hält im linken Arm ihre Tochter Maria (dargestellt als junges Mädchen) sowie auf dem rechten Arm ihren Enkel Jesus.

im Auszug:
Anna selbdritt
Nach den Apokryphen hat Anna erst nach zwan-zigjähriger kinderloser Ehe ihre Tochter Maria geboren. Deshalb wird Anna in der Kunst immer als ältere, verheiratete Frau mit Kopftuch abgebildet.

Diese Figur dürfte noch aus der Vorgänger-Gotteshaus, der St.Anna-Kapelle, stammen.
 
Hinweis: Das Motiv der Anna selbdritt kam erst im 15. Jh. nach Bayern, kurz bevor Papst Sixtus IV. 1481 den Festtag der Anna in den römischen Kalender aufnahm. Die Verehrung Annas als Mutter der Jungfrau Maria erreichte damals ihren Höhepunkt. Die Bezeichnung Anna selbdritt gibt an, dass Anna selbst wiedergegeben ist und dass sie zu dritt sind. Anna, die Mutter Marias, wird meistens als reife Frau dargestellt; häufig mit grün-roter Kleidung (die in Tandern fehlt), um den Kopf ein Tuch als Zeichen der verheirateten Frau und um den Hals den Goller, den breiten weißen Frauenkragen. Meist hat Anna das Jesuskind und Maria auf dem Arm, wie in Tandern; manchmal steht Maria zu ihren Füßen. Fast immer wird Maria als Kind oder als junges Mädchen dargestellt. Diese Komposition gehört zu den anachronistischen Bildern, weil bewusst zeitliche Abfolgen außer Betracht gelassen werden. Das Motiv der Anna selbdritt ist ein Sinnbild für die Entwicklung, Kontinuität und Weitergabe des Lebens, für den ewigen Kreislauf der Natur. Die drei Personen Anna, Maria und das Kind umfassen den gesamten Lebenszyklus von Jugend über Reife bis hin zum Alter. Sie beinhalten das Gewesene, das Jetzige und das noch Kommende. In ihnen sind Wandel und Erneuerung angelegt.
Mittelteil
Im Zentrum des Altars steht die große Mutter-gottesfigur vor einem den ganzen Körper umge-benden, das göttliche Licht symbolisierenden Strahlenkranz (Aureole).
Maria trägt eine Krone auf dem Haupt und hält das auf dem rechten Arm strampelnde Jesuskind am Fuß fest. Dabei blickt Maria weder zum Kind noch zu den Betrachtern, sondern dreht den Kopf nach links.

Muttergottes
Das Kind umfasst mit beiden Händen einen langen Stab, der hinunter reicht bis zu einer goldenen Kugel Erdkugel), um die sich eine Schlange windet.

Marias Füße stehen auf dem Kopf dieser Schlange, die die Erbsünde und in weiterer Folge das Böse allgemein symbolisiert.

Assistenzfiguren

St.Josef


Die Auswahl der Assistenzfiguren ist dem Marienpatronat der Kirche geschuldet:
- links St.Josef, der Mann Marias, mit einer Lilie als Zeichen der sexuellen Enthaltsamkeit und
- rechts der hl. Joachim, der Vater Marias, mit einer Schäferschaufel in der Hand. Nach dem
  apokryphen Jakobusevangelium war Joachim ein Schäfer (deshalb die Schäferschaufel).
  Während er auf dem Feld die Herden hütete, erschien ihm ein Engel und prophezeite ihm die   Geburt seiner Tochter Maria. Ein Engel ihm daraufhin die Geburt Marias und trug ihm auf, zur
  Goldenen Pforte des Tempels zu gehen.


St.Joachim


Chorbogen

Am Chorbogen, der den Altarraum vom Langhaus trennt, befindet sich das Wappen der Mändl-Familie. Es dürfte das Stifterwappen sein.

 


Wappen der Mändls

Die Mändls waren in der Zeit um 1741, als die heutige Frauenkirche errichtet wurde, die Hofmarksherren.
Die Familie Mändl hatten ihr Stammschloss in Deuten-hofen bei Hebertshausen, das noch heute (zum Teil) besteht, aber sozialen Zwecken dient.
Von 1640 bis 1793 gehörte der Familie auch die Hofmark Tandern.


K
irchenschiff / Langhaus

Das Kirchenschiff besitzt ein sehr flaches Gewölbe mit Stichkappen über den Fenstern.


Deckengemälde im Kirchenschiff

Auch das Deckengemälde im Kirchenschiff wurde von Otto Hämmerle im Jahre 1906 geschaffen (Sign. "O.Hämmerle et.pinxit 1906"). Es stellt den Tod des hl. Josef dar.
Vor einer angedeuteten Säulenarchitektur steht Jesus in einem offenen Raum, fasst den vor ihm auf dem Boden sitzenden Vater bei der Hand und deutet mit der anderen Hand hinauf zum offenen Himmel, aus dem ein Gnadenstrahl vom Heiligen Geist (dargestellt durch die Figur einer Taube) auf die handelnden Personen gerichtet ist. Der Sterbende wird von seiner neben ihm sitzenden Frau Maria gestützt. An der Treppe im Vordergrund kniet ein Engel neben Jesus und hält eine Krone bereit. Im Hintergrund ist ein Thron zu sehen. Da die Bibel den hl.Josef -anders als Maria- während des öffentlichen Wirkens Jesu nicht mehr erwähnt, ging man von einem frühen Tod aus. Deshalb war Josef schon in früher Zeit Schutzpatron der Sterbenden.

Im Westen und Osten des Deckenfreskos sind an die Decke noch 4 weitere Gemälde zu sehen. Die ovalen, monochromen Fresken enthalten bildliche Darstellungen und -teils schwer verständliche- Sinnsprüche im Zusammenhang mit Maria, der Patronin der Kirche.

- Vorne links:
Über einem Garten aus lauter Herzen:
"Wie ein Maur aus Eissen - wir da uns erweisen."

Garten der Herzen

Tod von
St.Josef


Brunnen
- Vorne rechts: Barockgarten mit Brunnen und Hintergrundgebäuden: "Aus allen die Erungen- Mariä Lob erklungen".
Der Brunnen symbolisiert wegen des bei der Taufe
   verwendeten Wassers die Aufnahme in die Kirche.
   Er ist aber auch Symbol für die Erkenntnis, weil im
   Hebräischen das Wort Brunnen und das Wort "Auge"
   mit derselben Lautfolge bezeichnet werden.
       
- Hinten links: Wallfahrer vor der alten Tanderner Frauenkirche (mit Dachreiter):
"Nach Dannern alle wallen - bei froher Lieder Schallen."

Wallfahrt zur Frauenkirche

Muttergottesstatue
- Hinten rechts: Über einem Muttergottesbild der Königin des Himmels:
"Der ewigen Jungfrau zu Ehren, die Kinder allzeit mehren".

 


Seitenaltäre

Die beiden Seitenaltäre (wie der Hochaltar um 1740 errichtet) stehen schräg an der Seitenwand, um in der relativ schmalen Kirche die Sicht auf den Hoch-altar nicht zu beeinträchtigen. Auch die Seitenal-täre haben einen rot/graublau marmorierten Auf-bau. Das Gebälk wird von je zwei Säulen und zwei Pilastern getragen.

Altarauszug
Im Altarauszug ist bei beiden Altären vor einem Strahlenkranz und Gewölk ein umkränztes Herz zu sehen, aus dem Flammen (der Liebe) schlagen.
Zwei Putten weisen verehrend auf das Herz hin.

An der Predella der Seitenaltäre sind Reliquienschreine in vergoldeten Rokoko-Rahmen angebracht.
Auf grünem Stoff sind jeweils zwei größere Edelsteine in vergoldetem Strahlenkranz, mind. 24 von Goldlahn umgebenen Perlen, einigen Applikationen und natürlich die mit Stoff umwickelten Reliquien angebracht. Auf kleinen Zettelchen aus Pergament stehen die Namen der Heiligen, von denen die Reliquien stammen sollen. Es handelt sich um sog. Katakombenheilige.

Reliquienschrein


Linker Seitenaltar

Der linke Seitenaltar ist dem hl. Sebastian geweiht. Seine Figur steht auf einem Sockel in der Mittelnische. Er ist an den Marterbaum gebunden und von sechs Pfeilen durchbohrt. Die ausgebreite-ten Arme ragen über die Nische seitlich hinaus.
Sebastian war im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde, der auf Befehl des Kaisers Diokletian mit Pfeilen durchschossen wurde. Er erholte sich aber durch die Pflege der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein. Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt.

In die Predella ist ein Glasschrein eingelassen, in dem eine Muttergottesfigur steht



Rechter Seitenaltar

Der rechte Altar ist ein Antoniusaltar, mit einer Figur des Heiligen als Mittelpunkt. Antonius im Ordensgewand hält das Jesuskind auf dem Arm.

St.Antonius

Hinweis: Der Heilige lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner, der sich gegen die damaligen Häretiker (Katharer, Albigenser und Waldenser) wandte. Seine Fastenpredigten in Padua 1231 hatten einen sensationellen Erfolg, denn die ganze Region schien danach wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück, unrechtmäßige und überhöhte Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet. Bis heute gilt in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit seinem Leben und seiner Freiheit für eine Schuld

  haften solle, sondern nur mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden verlorener Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron der Schlamperer". Dies geht auf zwei Legenden zurück: Als ihm ein Manuskript gestohlen worden war, betete er so lange, bis der Dieb damit zurückkehrte. Schöner ist die zweite Legende, nach der er einem Geizhals half sein Herz zu suchen und es in einer Geldtruhe fand. Die Darstellung mit dem Jesuskind auf seinem Arm ist bei uns erst seit dem 17.Jh verbreitet; sie verweist auf eine seiner Visionen, die er beim Bibellesen hatte.


Im Glasschrein unter der Figur des Antonius ist eine Darstellung von Jesus auf der Rast zu sehen.

 


Jesus auf der Rast
Hinweis: Figuren von "Christus auf der Rast" sind nicht selten in den Kirchen des Landkreises Dachau. Ähnliche Figuren stehen auch in Asbach, Bergkirchen, Biberbach, Gaggers, Haimhausen, Kleininzemoos, Kollbach, Oberumbach, Röhrmoos, Rumeltshausen, Schönbrunn, Unterumbach, Wiedenzhausen und Westerholzhausen.
  Die Darstellung Christus auf der Rast geht zurück auf die heimlichen Leiden Christi. Das sind Schilde-rungen und bildliche Darstellungen von Martern Christi vor seiner Kreuzigung, die nicht in den Evangelien erwähnt werden. Sie entsprangen der Passionsmystik des Mittelalters und wurden in der Barockzeit von den Jesuiten und Franziskanern für Zwecke der Gegenreformation wieder belebt. Zu diesen heimlichen Leiden gehören Darstellungen von Christus im Kerker, von Maria mit ihrem toten Sohn Jesus auf dem Schoß (Vesperbilder) und Christus auf der Rast. Letztere stellen Jesus dar, der nach dem Kreuzweg, kurz vor seiner Kreuzigung auf einem Stein oder dem Kreuz sitzt, seinen Ellbogen an den Schenkeln aufstützt und das Kinn bzw. eine Wange mit einer Hand hält. Eine uralte Geste der Klage. Diese Art der Gestaltung heißt im Volksmund manchmal auch "Zahnweh-Herrgott".
Wangen der KirchenbänkeKreuzwegbilderKreuzwegbilderGeißelheilandSchmerzensmutterKreuzwegbilderWangen der KirchenbänkeEpitaph von Wolff Christoff LungOrgelKruzifixOpferstockDeckengemälde
Vergrößerung von 11 Details (Bänke, Orgel, Figuren, Kreuzwegbilder,
Opferstock, Gemälde) per Mouseklick


Kreuzigungsgruppe

An der Nordwand hängt ein Kruzifix mit einem außergewöhnlich großen, aber ausdrucksvollen Korpus.

Gegenüber dem Kruzifix steht auf einem Postament die Figur der schmerzhaften Muttergottes (Mater dolorosa) mit dem Schwert in der Brust.

Üblicherweise steht die Mater dolorosa unter dem Kreuz. Hier musste sie aus Platzgründen auf die andere Seite wechseln. Dies war möglich, weil es in der Kirche keine Kanzel (mehr) gibt.


Wandkruzifix


Mater dolorosa

Kreuzwegbilder

An den Außenwänden links und rechts hängen sehr farbenfrohe Kreuzwegbilder aus der Erbauungszeit um 1740.

Hinweis: Seinen Ursprung hat der Kreuzweg übrigens im Brauch der Pilger, bei Wall-fahrten nach Jerusalem den Leidensweg Jesu nachzugehen.

Kreuzwegbild
Wenn Sie mehr über die Geschichte des Kreuzwegs und seine Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken Sie hier...


Kirchenbänke
Die Kirchenbänke haben schön geschnitzte Wangen. Das Muster ist in den Kirchen des Landkreises Dachau einmalig.
Die Bänke sind sogar im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern 01) erwähnt. Dort heißt es: "Gut geschnitzte Kirchenstühle".
Andere Muster von Kirchenbankwangen: hier klicken...

Kirchenbankwange

Opferstock

An der letzten Bank auf der linken Seite ist der alte Opferstock auf einem Holzsockel angebracht.
Auf einem Blechschild ist zu lesen: "Opfer zur Frauenkir-che". Die vier Schlossgurten werden leider durch sehr bunte Schlösser aus dem Baustoffhandel gesichert. In anderen Kirchen hat man die Vorhängeschlösser mit schwarzer Metallfarbe dem Erscheinungsbild des Opfer-stocks angepasst.

Opferstock
Hinweis: In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich interessante Opferstöcke.
Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken Sie hier..

 

Orgel
Zwischen den Grabplatten und den Kirchenbänken steht die mobile Kleinorgel.


Kleinorgel


G
eißelheiland

Geißelheiland
Neben der Emporentreppe sitzt in einer Wandnische die Figur eines Geißelheilands.
Der blutüberströmte Christus mit der Dornenkrone auf dem Haupt hält in seinen gefesselten Händen einen Rohrkolben. Davor ein Tischchen mit Votivkerzen.

Hinweis: Die ersten Darstellungen von Jesus an der Geißelsäule entstanden zwar schon im Mittelalter. In den Landkreis Dachau gelangten vereinzelte Bilder jedoch erst im 17.Jh. Die große Verbreitung dieser Darstellungen setzte noch 100 Jahre später, nach dem Wunder in der Wies (1738) ein. Der Heiland auf dem Bild beim Wiesbauern bei Steingaden soll Tränen vergossen haben. Daraufhin setzte eine Wallfahrt ein und die berühmte Wieskirche wurde gebaut. Die meisten der rd. 15 Geißelheiland-Darstellungen im Landkreis Dachau wurden nach dem Vorbild des Wies-Heilands gestaltet; so auch in Tandern.


Epitaphe

An der Rückwand hinter der Orgel sind vier Epitaphe der Hofmarksherren aus dem 14. bis 18. Jh. angebracht.
  Hinweis: Epitaphe gibt es in unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als Gedächtnismal für einen oder mehrere Verstorbenen in Form einer Steinplatte, die innen oder außen an der Kirchenwand senkrecht aufgestellt wird. Epitaphe wurden für diesen Zweck eigens angefertigt und können künstlerisch aufwändig gestaltet sein; sie sind normalerweise keine früheren Grabplatten.
Epitaph kommt aus dem Griechischen (Epi bedeutet bei, auf und taphos bedeutet Grab). Das Epitaph ist trotz seiner Wortbedeutung "beim Grab" kein Grabmal, weil sich i.d. Regel weder dahinter noch darunter ein Grab befindet.


Epitaphe von
1463, 15.Jh.
1707, 1705

1. Links die Steinplatte für Hans Kemnather aus dem Jahr 1463. Die Kemnathers waren in Tandern bis 1474
    Hofmarksherren. Platte aus Rotmarmor mit Wappen. Höhe 181, Breite 81 cm.
2. Rechts die für Wilhelm Stirer (Steyrer) aus dem gleichen Jahrhundert. Im Verzeichnis der Kunstdenkmale
    Bayerns aus dem Jahr 1895 steht dazu: "An der Westwand Grabstein des Wilhelm Stirer von Tanarn und
    der Frau Egolsriederin, seiner Mutter und der Katharina Wilandin, seiner Gemahlin (ohne Todesdaten).
    Platte von rothem Marmor mit zwei Wappen. H. 185, br. 88 cm. Wilhalm Steyrer lebte am Ende des
    14. Jahrhunderts auf Tandern. Vgl. Ob. Arch. XXXII. S. 233 ff."

3. In der Mitte übereinander zwei jüngere Steine
    a) aus dem Jahr 1707 für Pfarrer Mathias Anton Reisner (?)
        Text: "Alhier ligt begraben der Wol Ehrwürdige Herr Mathias Anton Reisner, gewester Pfarrer allhier, '
                 seines alters 40 Jahr. Starb Anno 1707, den 31.December dem Gott genedig und Barmhertzig
                 sein möge."
    b) von 1705 für Pfarrer Johann Nikolaus v. Ligsalz (?), der im 68.Lebensjahr starb
        Text: "Hic jacet sepultus A.R. Nob(ilis) Claris Joann. Nicola Ligsalz ab ascii oli... Parochus in Tandern
                 aetat suae LXVIII Ann. obiit die XI.Jann. MDCCV."


1589
Epitaph von 1589 für Sebastian Lung und seine Frauen Clara geb. v. Spaner †1555 und der Frau Barbara geb. von Gumppenberg.
Sebastian Lung war von 1554-1573 Pfleger des Landgerichts Aichach.
Text: "1589 den 19. ? starb der edl gest. Sebastia Lung zu danern der Zeit .. Pfleger zu Aicha 15 den Marci
         Ao 55 Starb die Edl Thugenthafft Fraw ? Lungi Gebohrene vo .... 1569 d. Octobri Starb die edl.          Tugenthaf Fraw Barbara Lungi geborne vo gupperg sein Andre, .... "

1609
Im Eingangsbereich unter dem Turm, in den das Glockenseil herunterhängt, ist eine weitere Grabplatte aus dem Jahr 1609 für Hildeprandt und Maria Lungin die Wand eingelassen. Der Text auf der Platte aus grauem Sandstein mit Wappen der beiden Familien und 6 Sippschaftswappen (H. 190, Br. 96 cm) lautet:
  "Anno Domini 1609, den 21.December starb der Edl und Gestreng Herr Hildebrandt Lung zu Tandern, ... in Bay: Rath und Pfleger, auch Haubtman auf Reichenberg. Anno Domini 1628 den ..M.. verschid die Edl frau Maria Jacobe Lungin, ein geborne Romingin von Romeckh, geweste eheliche gema (Gemahlin) dern baider seel Gott genedig und barmhertzig sein wöle. Amen"
Hildebrand Lung, der Sohn Sebastian Lungs, war von 1588 bis 1609 Pfleger von Reichenberg.

1618

An der Nordwand des Schiffes, in der Nähe des Wandkreuzes ist in die Nordwand ein Epitaph von Wolff Christoff Lung († 1618) eingemauert.
Es handelt sich um eine Renaissanceaedicula von Solnhofener Stein mit Relief des Gekreuzigten, vor dem der der Tote in voller Rüstung kniet. (Maße: 127 x 67 cm).
Im oberen Teil steht ein Kruzifix. Engel fangen das aus den Handwunden Jesu fließende Blut in Kelchen auf. Darunter kniet ein Mann im Gewand seiner Zeit. Unter dem Kreuz das Wappen des Verstorbenen.
Der Text im unteren Teil des Grabsteins lautet:
     "Hir Ligt Begraben der Edel und Gestreng Wolff Christoff Lung .....Anno 1618, dem Gott Genedig und
      Barmherzig sei. Amen
"


Empore


Emporengestühl
Auf der Empore ist noch ein rustikales Gestühl zu bewundern.

An der im Übrigen weißen Emporenbrüstung ist ein monochromes Bild (rot mit scwarzen Umrissen) angebracht. Auch es zeigt den Tod von Josef.
Unter einem trapierten Vor-hand liegt Josef im Bett, betreut von seinem Sohn Jesus und seiner Frau Maria.

Hans Schertl

Quellen:
01) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895, Seite 230

02) Kreitmeir /Anneser/Wagner, Der Altlandkreis Aichach, 1979
03) Festschrift zum 75. Bestehen des Schützenvereins Schützenlust Tandern, 1984
04) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV: München und Oberbayern, 1990
05) Robert Böck,Wallfahrt im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
06) Wilhelm Liebhart in Hilgertshausen-Tandern, Bilder aus vergangenen Tagen, 2003
07) Bayerischer Kurier vom 01.07.1865 (Altarrenovierung)
08) Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt von Oberbayern vom 11.07.1878 (Turmreparatur)
09)
Denkmalliste für Hilgertshausen-Tandern beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege

33 Bilder: Hans Schertl (2003)

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

9.4.2022

Bruderschaft in Tandern

Die Bruderschaft des heiligen Wandels von Jesus, Maria und Josef wurde am 31. Januar 1707 von Papst Klemens XI. für die Maria-Hilf-Kapelle in Tandern mit vollkommenen und unvollkommenen Ablässen ausgestattet und von Bischof Alexander Sigmund von Pfalz-Neuburg (im Amt: 1690-1737) am 4. März 1707 approbiert.

Die Mitglieder der Bruderschaft waren zu folgenden geistlichen Werke verpflichtet:
1. Man soll täglich die heiligen Namen Jesus, Maria und Josef morgens und abends andächtig aussprechen
    und täglich den Englischen Gruß (Angelus) beten.
2. Wöchentlich einmal eine hl. Messe hören; es kann auch die sein, die an Sonn- und Feiertagen aus Schuldigkeit
    muss gehört werden.
3. Monatlich einen Rosenkranz beten.
4. Jährlich wenigstens dreimal das hochheilige Sakrament des Altars empfangen.

Diese Werke sollen in folgender Meinung aufgeopfert werden:
1. um Nachlassung begangener Sünden zu erhalten,
2. um die Gnade eines tugendsamen Lebens zu erhalten,
3. um eine glückselige Sterbestunde und
4. geschwinde Erlösung aus dem Fegfeuer zu erhalten.

Die Mitglieder der Bruderschaft können aus bestimmten Anlässen oder an bestimmten Tagen einen vollkommenen Ablass bzw. einen Ablass von 7 Jahren oder 60 Tagen gewinnen.

 

Kirchenrenovierung 1865