zur Landkreiskarte             ausführliche Beschreibg.               Kirchen i.d.Marktgem. Altomünster

Pfarrkirche St.Dionysius in PIPINSRIED


Für Navi-Nutzer : 85250 Altomünster, Pfarrstraße 9 (gegenüber)
Lage der Kirche auf der Landkarte ...


Kurzbeschreibung

Pipinsried bedeutet "Roldung des Pipin". Der Sage nach sollte es sich dabei nach um den Vater Karls des Großen, den Franken-könig Pipin III. (751-768) gehandelt haben; die Sage kam aber erst im 18.Jh. auf und ist nach historischen Erkenntnissen eher unwahrscheinlich.

Immerhin verweist das Patrozinium des hl.Dionys auf die Franken. Der Bischof war der besondere Schutzheilige der fränkischen Könige und wird in der Kirche St.Denis in Paris besonders verehrt.

Schon im 13.Jh. stand in Pipinsried die erste Kirche. Damals gehörte sie noch den herrschenden Adelsfamilien (Eigenkirche).

1382 schenkte Rapold Eisenhofer von Egenhofen diese Kirche dem Kloster Indersdorf, bei dem es bis 1783 blieb. Die Pfarrei wurde in das Stift inkorporiert, d.h., sie wurde ein Teil des Stifts, das auch für die Seelsorge zuständig war.

Mitte des 15.Jh., also in gotischer Zeit, wurde eine neue Kirche errichtet, von der Teile im Chor und Turm bis heute noch bestehen. Das Kirchenschiff wurde in den Jahren ab 1729 neu gebaut; dabei hat man die Kirche auch barock eingerichtet.


Chorglocken (Sakristeiglocken)

Im sechsfach abgetreppten Turm hängen vier Glocken, die aus dem Jahr 1951 stammen.

1908 entfernte man die zwischenzeitlich eingebaute neugotische Einrichtung, denn der Pfarrer wollte das Gotteshaus wieder "im hellen, göttlichen Glanz" der Erbauungszeit erstrahlen lassen. In diesem Sinne wurde das Innere der Kirche neu im alten barocken Stil ausgestattet und vom Maler Sebastian Wirsching ausgemalt.

Seit jeher gehört Pipinsried zum Bistum Augsburg. Bis 1974 war es, zuletzt unter Pfarrer Adolf Höcherl, eine eigenständige Pfarrei. Dann bildete es 14 Jahre lang, bis 1988, eine Pfarreiengemeinschaft mit Tandern, daraufhin 7 Jahre lang, bis 1995 eine Gemeinschaft mit Hilgertshausen. Seither ist es Teil einer Pfarreiengemeinschaft in der alle drei Pfarreien vereint sind. Die seelsorgerische Betreuung erfolgt von Tandern aus.

Innenausstattung

Der Altarraum ist mit einem Tonnengewölbe überzogen.

Der Hochaltar aus der Zeit um 1770 wirkt durch die etwa einen Meter dahinter aufgebaute Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes sowie den davor stehenden schlanken Säulenpaaren wie eine Bühne.

Die dem barocken Stil nach-empfundenen Deckengemälde (Seb.Wirsching, 1910) zeigen:
im Chor die Krönung Mariens
   durch die Heiligste
   Dreifaltigkeit,
im Langhaus die Rede des
   hl. Paulus auf dem Areopag.

Die Seitenaltäre sind parallel zu den Außenwänden angebracht. Sie sind der Muttergottes (Gnadenbild von S.Maria del Populo) und der hl.Anna ( mit ihrem Kind Maria auf dem Schoß) geweiht.

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Der Zelebrationsaltar ruht auf 15 Docken der früheren Kommunionbank.

In der Kirche werden folgende Heilige als Figuren oder im Gemälde dargestellt.
— St.Sebastian, am Marterbaum von Pfeilen durchbohrt
— St.Maria auf dem Deckengemälde (Mariä Krönung),    als Muttergottesstatue, als Mater dolorosa
                als Gnadenbild in S.Maria del Popolo  (Seitenaltarblatt)
— St.Anna als Anna selbdritt spätgot.Figurengruppe,   als Mutter Anna mit ihrem Kind Maria auf dem Schoß
— St.Paulus auf dem Areopag in Athen (Deckengemälde im Kirchenschiff)
— St.Dionysius, als Figur mit seinem Haupt auf dem Buch, auf dem Deckengemälde im Kirchenschiff
Apostel Johannes (Teil der Kreuzigungsgruppe)

Im Vorhaus sind vier Epitaphe an der Wand angebracht. Sie erinnern an frühere Pfarrherrn von Pipinsried (bis 1783 Pfarrvikare aus dem Kloster).

Denkmal
Die Kirche gehört zu den Baudenkmälern der Marktgemeinde Altomünster 38) .
In der Denkmalliste ist sie unter der AktenNummer D-1-74-111-58; Einschiffig mit nicht eingezogenem, fünfseitig geschlossenem Chor, an der Nordseite Satteldachturm mit Treppengiebeln, Chor und Turm im Kern spätgotisch, Langhaus 1729 ff., 1908 Umgestaltung; mit Ausstattung" aufgeführt.


Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Erläuterungen

Geschichte: Erste Kirche Kriegseinwirkungen Beschreibg 1895 Umbau 1908 Baudenkmal
Ausstattung: Altarraum Baubeschreibung Choraltar Epitaphe Ewig-Licht-Ampel
  Figuren im Chor Kanzel Kanzelkreuz Kirchenschiff Kirchenbänke
  Kreuzweg Orgel Opferstock Pfarrhaus Sakristei
  Seitenaltäre Taufstein Vortragekreuze Zelebrationsaltar

Die Ortschaft Pipinsried, am Ursprung der Pipinsrieder Ilm nahe Altomünster gelegen, wurde um das Jahr 1056 in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Tegernsee erstmals urkundlich erwähnt. Dort wird ein "Uodalhoc de Pippinesrieth" als Zeuge aufgeführt.
Der Name Pipinsried ist als Rodung des Pipin zu deuten. Der Sage nach sollte es sich dabei nach um den Vater Karl des Großen, den Frankenkönig Pipin III. auch als Pipin der Kurze bekannt (im Amt: 742-768) gehandelt haben. Anton Steichele hat die Sage in seiner Bistumsbeschreibung veröffentlicht; Wenn Sie Interesse haben, klicken Sie hier...

Zu den Sagen ist wohl auch die von Maurus Gandersdorfers 1830 herausgegebene Geschichte zählen. Er schrieb in seinem Buch über das Kloster Altomünster, König Pipin habe "während seines Aufenthalts in Bayern öfter eine unsern von Altos einsamer Zelle gelegene Burg, nach ihm Pipinsried genannt" besucht. Von dieser Burg zeugten im Jahre 1665 entdeckte, weit verzweigte unterirdische Gänge. Das Schloss sei später in die Kirche umgewandelt worden. 37)

Die Sagen dürften nach neueren historischen Erkenntnissen aber nicht die Wirklichkeit widergeben. Nach Prof.Liebhart 32)
wurde der Frankenkönig erst im 18.Jh. vom Indersdorfer Chorherrn Anton Zunhamer als Gründer genannt. In älteren Beschreibungen ist davon nicht die Rede. Neuerdings werde die Auffassung vertreten, dass es sich bei dem Ortsgründer um einen bayerischen Adeligen namens Pippi aus der Gründerfamilie des Klosters Schäftlarn handelte. Auch dort ist St. Dionysius der Kirchenpatron. Damit wird das Argument, das Patrozinium des hl.Dionys in Pipinsried verweise auf die Franken, da er der besondere Schutzheilige der fränkischen Könige (St.Denis in Paris) gewesen sei, entkräftet.
Hofmark
Schon im 14.Jh. begann das Kloster Indersdorf, seinen Besitz in Pipinsried zu arrondieren. Die bisherigen Herren von Massenhausen und ihre Erben trennten sich ab 1380 von ihren Höfen. Sie stifteten für eine Wochenmesse und zwei Jahrtage einen Hof und zwei Lehen; die Eisenhofer überließen das Patronatsrecht über die Pfarrkirche dem Kloster. "Es folgten der Erwerb der Vogtei, womit die Dorfgerichtsbarkeit verbunden war, und die Tafernwirtschaft" schreibt Prof.Dr.Liebhart. "Eine Taferne war ein Gasthaus mit gewissen Monopolrechten. Hier mussten Hochzeitsfeiern, Leichenmähler und Rechtsgeschäfte stattfinden, nur hier gab es neben Bier auch Wein, Branntwein und Met". 21) .

Ab 1424 war Pipinsried zusammen mit dem Sedlhof in Wagenried eine Hofmark mit dem Hofmarksherrn "Kloster Indersdorf". Das blieb so bis zur Auflösung des Klosters 1783.

Pipinsried war bis zum 1.5.1978 eine eigene Gemeinde und gehörte (als einziger Ort der heutigen Gemeinde Altomünster) schon vor der Gebietsreform 1972 zum Landkreis Dachau. Die Gemeinde bestand aus den Orten Breitenau, Erlach, Hutgraben, Maisbrunn, Obererlach, Ottelsburg, Ottmarshausen, Pipinsried, Schönberg und Wagenried 26)
.

Geschichte der Kirche

Erste Kirche
Eine erste Kirche war jedenfalls schon im 13.Jh vorhanden; denn im Jahr 1299 wird erstmals ein Pfarrer (Pfr.Berhtold) genannt. Damals gehörte die Kirche noch den Adelsfamilien. 32), 27).
Am 16.11.1382 kamen Dorf und Kirche durch eine Schenkung des Adelsgeschlechts der Eisenhofer an das Augustiner-Chorherrn-Stift Indersdorf. Rapold Eisenhofer von Egenhofen (FFB) überließ mit Zustimmung seines Vetters Ulrich Eisenhofer von Odelzhausen "zur Ehre Gottes, zur Vergebung seiner Sünden und zum Seelenheil seiner Eltern" das Patronatsrecht über Pipinsried dem Stift. Patronatsrecht bedeutete Vorschlagsrecht für die Neubesetzung des Pfarrers. 32)
Die Bitte um Sündenvergebung im Schenkungsvertrag von 1382 muss nicht bedeuten, dass der Lebenswandel Eisenhofers besonders unchristlich war. Diese Art Sündenbekenntnisse waren notwendig, um der Schenkung Rechtssicherheit zu geben. Denn die weltliche Obrigkeit war nicht begeistert, dass die Kirche durch diese Schenkungen immer mächtiger wurde. Deshalb regelten sie im damals geltenden Gesetz, dem Lex Baiuvariorum, dass einer sein Vermögen nur dann der Kirche überschreiben dürfe, wenn dies "zur Erlösung seiner Seele" geschehe (und nachdem mit den Söhnen geteilt worden ist). Da war das allgemein gehaltene Eingeständnis von Fehlern recht hilfreich.

Pfarrei
Die Pfarrei Pipinsried gehört seit jeher zum Bistum Augsburg (derzeit Dekanat Aichach-Friedberg). Sie umfasst die Orte Pipinsried, Maisbrunn, Ottelsburg Reichertshausen und die Hausnummer 4 von Schmarnzell (Rest zu Tandern) 26)
.
Bis 1974 war Pipinsried, zuletzt unter Pfarrer Adolf Höcherl, eine eigenständige Pfarrei. Dann bildete es 14 Jahre lang, bis 1988, eine Pfarreiengemeinschaft mit Tandern, daraufhin 7 Jahre lang, bis 1995 eine Gemeinschaft mit Hilgertshausen. Seither ist es Teil einer Pfarreiengemeinschaft in der alle drei Pfarreien vereint sind. Die seelsorgerische Betreuung erfolgt von Tandern aus 27).

Die Pfarrei Pipinsried wurde also 1382 in das Stift Indersdorf inkorporiert, d.h., es wurde ein Teil des Stifts. Dies drückt sehr schön das Urbar von 1493 aus: "Die Kirchen sand dyonisi ist unsers wirdigen gotzhauß eingeleibts aigen mit sampt allen zehent klain und groß pfärrlichen rechten und kirchrächten". Bis 1634 wurde die Pfarrei durch (vom Kloster bezahlte) Weltpriester betreut, danach versahen Vikare aus dem Kloster bis zu seiner Aufhebung im Jahre 1783 auch die Seelsorge der Pfarrei. So konnte man Kosten sparen. 15)
.
Indersdorf übte auch die Hofmarksrechte (niedere Gerichtsbarkeit) aus. Pipinsried stand damit rd. 400 Jahre bis 1783 unter kirchlicher Herrschaft und Verwaltung. Interessant ist ein Vorfall aus dem Jahr 1553, den Prof.Liebhart im Heimatbuch schildert: Der Hofmarksherr, also der Propst in Indersdorf, hatte das öffentliche Leben vollumfänglich beherrscht und geregelt. Unter anderem durfte ohne seine Zustimmung kein Haus in der Hofmark errichtet werden. Der (von Indersdorf besoldete) Pfarrvikar Bernhard Lachenmayr erregte sich darüber, dass der Propst das Pfarrkirchengut in Pipinsried zu überhöhten Preisen (an die Armenleuth) verpachtete. Vikar Lachenmayr ließ auf Pfarrgrund zwei Leerhäusl für arme Leute bauen. Und zwar auf einem Grund der jenseits der Pipinsrieder Ilm und damit im Aichacher Land lag. Dort galt der Wille des Propstes nicht mehr. Für den Propst war dies eine Provokation. Er strengte ein Verfahren vor dem Hofrat in München an und erreichte tatsächlich, dass nun die beiden Häuser unter seine Hofmarksherrschaft fielen. Doch abreißen durfte er die beiden Häuschen nicht. 32)


Kirchenbau im 15.Jh.
Mitte des 15.Jh., in gotischer Zeit, wurde eine neue Kirche errichtet, von der Teile im Chor und Turm bis heute noch bestehen. Auf diese Zeit weist eine Urkunde von 1453 hin, aus der hervorgeht, dass sich der damalige Pfarrvikar Hanns Gartenshauser und der Kirchenpfleger ein vorher angelegtes Geld auszahlen ließen. Wahrscheinlich haben sie mit diesem Geld die Kirche bezahlt. Dies erklärt auch den barocken Gedenkstein für den Pfarrer Gartenshauser von 1750 in der Eingangshalle der Kirche, der aber erst 1750 (zur 300-Jahr-Feier ?) aufgestellt wurde.
Der Sattelturm stand jedenfalls um 1480 schon. Denn es ist belegt, dass Stephan Wiggard aus Augsburg in den Jahren 1484 und 1487 Glocken für Pipinsried gegossen hat. Sie sind nicht mehr vorhanden; die Tatsache, dass im Jahr 1951 vier neue Kirchenglocken (von Carl Czudnochowsky aus Erding) beschafft werden mussten, spricht dafür, dass die alten Glocken in einem der Weltkriege zum Einschmelzen abgeliefert werden mussten.


Apiankarte 1568
Kartograph Philipp Apian hat in seiner Bayerischer Landtafel Nr. 13 auch den Ort und die Kirche von Pipinsried unter der Bezeichnung "Pipersrier" dargestellt (siehe Landkarte links). Damals könnte die Kirche noch einen Spitzturm besessen haben. Denn Apians Zeichnungen sind, wie Dr.Peter Dorner schreibt, authentische Ansichten der dargestellten Gebäude.

Philipp Apian war der bedeutendste bayerische Kartograph seiner Zeit. Er wurde 1531 in Ingolstadt als Sohn des aus Sachsen stammenden Mathematikprofessors Peter Bienewitz (latinisiert:Apian) geboren und trat die Nachfolge seines Vaters an der Universität Ingolstadt an. Sein Lebenswerk war die erste Landesaufnahme des Herzogtums Bayern. 1563 schon hatte er eine erste große Karte des Herzogtums im Maßstab von ca. 1:45.000 fertig gestellt. Eine Verkleinerung dieser sehr unhandlichen
Karte stellen die "24 Bairischen Landtaflen" (jeweils 40 mal 30 Zentimeter) im Maßstab von ca. 1:140.000 dar, die 1568 vom Züricher Formschneider Jost Amman in Holz geschnitten und vom Maler Bartel Refinger koloriert wurden. Die Genauigkeit der Landkarten wurde erst im 19. Jh übertroffen; noch Napoleon benutzte sie für den Einmarsch in Bayern. Apian musste noch im Jahr des Erscheinens seines Werkes (1568) nach Tübingen emigrieren, weil er "der Reformation zugetan" war. Er starb dort 1589.

Langhaus-Neubau um 1740
Das Langhaus, das Kirchenschiff, wurde in den Jahren 1729 bis 1741 neu gebaut, als die Kirche barock umgestaltet wurde.  Ob man auch die Innenwände, insbesondere die Decken im Stil des Barock neu bemalte, ist nicht überliefert. Jedenfalls ist davon nichts erhalten geblieben. Möglich wäre auch, dass die Bemalung aus finanziellen Gründen zunächst unterblieb.
Die ersten Fotos aus dem 19.Jh. zeigen die Decke und die Emporenbrüstungen in einer Ausmalung mit verschiedenen Symbolen und Ornamenten. Warum die alte Bemalung -sofern sie denn vorhanden war- durch die dem Kunstgeschmack des frühen 19.Jh. entsprechende Malerei ersetzt wurde, ist nicht bekannt. Vermutet wird auch, dass die barocke Decke heruntergebrochen ist und neu gestaltet werden musste; doch es gibt keine Belege dafür.


Kriegseinwirkungen
Wie viele andere Orte im Dachauer Land musste Pipinsried in den Kriegen viel Leid erdulden. Prof. Liebhart hat viele interessante Einzelheiten aus den Kriegen in der Ortschronik von Altomünster aufgeführt. Hier interessiert insbesondere, ob auch die Kirche von Plünderungen oder Brandschatzungen betroffen war.
Selbst der Markgräflerkrieg um 1450, eine Fehde zwischen der Reichsstadt Nürnberg und dem Markgrafen Achilles aus Ansbach wirkte bis Pipinsried. Die mit Nürnberg verbündeten Augsburger fielen in das Gebiet des mit Achilles verbündeten niederbayerischen Herzogs
Ludwig des Reichen ein und zerstörten in Pipinsried zahlreiche Häuser. Immerhin versprach der Augsburger Bürgermeister für die "armen Leuthe in Bipisriede" Schadenersatz. 32)



Auszug aus einer
Landkarte vom Jahr 1663

Dreißigjähriger Krieg (1618-1648)  32)
Im 30jährigen Krieg wurden schon beim ersten Schwedeneinfall 1632 sechs Pfarrangehörige ermordet und der Pfarrvikar Georg Sedlmayr verschleppt (er starb 1637; seine Gedenkplatte befindet sich in der Kirche).
Übrigens starben in den folgenden Jahren die Menschen "wie die Mueckhen" durch Kriegseinwirkungen und vor allem Seuchen; 1633 z.B. 31 Menschen. Ein Jahr später, 1634, mussten "weitere 35 Einwohner "in das Gras beißen", wie es heißt
Über Beschädigungen der Kirche ist nichts bekannt, doch dürfte die Einrichtung -nach der Erfahrung aus anderen Orten- den Krieg wohl nicht unbeschadet überstanden haben.
Nach dem Krieg musste das Stift Indersdorf Neusiedler aus dem Alpenraum anlocken um die wohl teilweise niedergebrannten oder öde liegenden Gehöfte wieder mit Pächtern besetzen zu können.


Spanischen Erbfolgekrieg (1704-1714)
Als zu Beginn des spanischen Erbfolgekriegs -1704- die Engländer nach der Schlacht von Donauwörth ins Dachauer Land vorrückten, flüchteten die Pipinsrieder mit ihrem Hausrat in die neuerbaute Wallfahrtskirche "ober daz Gewölb", also auf den Kirchenspeicher. Aber ein "altes Weibsbildt" hielt dem Druck der Befragung nicht stand und verriet das Versteck, worauf die Engländer die Wallfahrtskirche und den Speicher plünderten.
32)


Österreichischer Erbfolgekrieg (1742 bis 1745)
Auch im österreichischen Erbfolgekrieg quartierte sich eine Kompanie österreichischer Dragoner für zwei Wochen hier ein. Pfarrvikar Pater Corbinianus Zenger musste sein Zimmer im Pfarrhof einem Offizier überlassen; der Pfarrer starb wie viele andere Pipinsrieder am eingeschleppten Fleckfieber. Sein Nachfolger, P. Anton Zunhamer, notierte am Ende des ersten Kriegsjahres: "in diesem Jahr Quartier (= Einquartierung) genueg gehabt".


Neubau 1729
Zwischen dem spanischen und dem österreichischen Erbfolgekrieg wurde die das Kirchenschiff neu gebaut. Die Bauzeit reichte von 1729 bis 1741. Man geht davon aus, dass die Künstler, die in Indersdorf gearbeitet haben, auch in Pipinsried wirkten.
Die Ausstattung folgte erst einige Zeit später. Die Altäre stammen jedenfalls von 1770.

Pfarrbeschreibung 1864  03)
Im Jahr 1864 verfasste der Kirchengeschichtler Anton von Steichele ein kirchen- und lokalgeschichtliches Monumentalwerk "Das Bisthum Augsburg", das eine der Grundlagen für die geschichtlichen Daten der beiden Kirchen in Pipinsried ist.
Anton von Steichele (1816-1889) war nach seiner Priesterweihe 1838 und einer Tätigkeit als Hauslehrer in Landshut Domvikar u. Dompropst und bischöflicher Archivar in Augsburg. Er veröffentlichte mehrere kirchengeschichtliche Werke, darunter die berühmte, auf zehn Bände angelegte Augsburger Bistumsbeschreibung, von der er nur ein Drittel fertigstellen konnte; darunter die Beschreibung des Landkapitels Aichach, zu dem Pipinsried damals gehörte (Text über die Pfarrei Pipinsried...)
Von 1878 bis 1889 war von Steichele Erzbischof von München und Freising. Er ist in der Frauenkirche München begraben.

Das Vermögen der Kirche gibt Steichele mit 2000 Gulden an.
Das Einkommen des Pfarrers belief sich auf 990 Gulden jährlich. Das war im Verhältnis zu den anderen Pfarreien nicht üppig.
Die Einnahmen- Ausgaberechnung können Sie hier nachlesen...
Gestiftete Jahrtage: 52
Rentierliches Vermögen 2000 fl. Kapital, 39 fl. Renten aus Rechten.


Beschreibung 1895 05)
Pipinsried ist
auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs Bayern erwähnt, dessen Dachauer Teil 1888 von Prof. Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben wurde. Dort heißt es:
"Pippinsried (sic) Kirche Ausstattung um 1770. Im Vorzeichen Grabstein des Pfarrers Georg Sedlmayr + 9.Mai 1637 mit dem Bilde des vor dem Gekreuzigten knienden Verstorbenen. Rother Marmor. H.110, br. 65 cm".
Die Kirche liegt, vom Friedhof umgeben, am nördlichen Teil des alten Dorfes und wird nunmehr vom neuen Siedlungsgebiet umschlossen. Der Chor ist nicht eingezogen. Die Sakristei besitzt zwei Geschosse."

Umbau 1908
In den Jahren 1908 bis 1910 wurde das Innere der Kirche neu gestaltet und stilistisch in den Zustand der Zeit der Erbauung zurückversetzt. Das Innere war nämlich in der Zeit des Historismus durch eine neue Ausmalung (IHS-Schriftzug an der Chordecke und ein langes Scheyrer Kreuz in brauner Farbe an der Langhausdecke) umgestaltet worden. Doch dies gefiel den maßgeblichen Leuten zu Beginn des 20.Jh nicht mehr. "Die Decke drückt als schmaler flacher Streifen zu Boden", hieß es. Dies war durch die Entfernung der Deckenwölbung aufgrund einer Mauerverschiebung verschlimmert worden.

Das schlechte Aussehen und der schlechte Bauzustand waren jedenfalls der Grund dafür, dass schon um 1900 vom damaligen Pfarrer Fackler Geld für eine Umgestaltung gesammelt wurde. Sein Nachfolger Pfarrer Berchtenbreiter (1902-1919) trieb die Baumaßnahme voran. Er wollte die Kirche verlängern, doch dies war mit dem Hinweis abgelehnt worden, "daß diese schon groß genug ist". Berchtenbreiter setzte sich aber mit aller Kraft dafür ein, "dem klassizistisch strengen Raum eine luftige, heitere Note zu verleihen, das Gotteshaus im hellen, göttlichen Glanz erstrahlen zu lassen". Zwei Jahr plante der kunstverständige Pfarrer, bis er den Auftrag zur Ausmalung an den Münchner Maler Sebastian Wirsching vergab. Eine andere Quelle nennt zwar den Maler Otto Wirsching aus Dachau (1889-1919), doch der soll sich 1910 in Paris aufgehalten haben. Die ersten Entwürfe (die noch im Archiv vorhanden sind) gefielen dem Auftraggeber nicht: "Der Kunstmaler scheint eben nur die Fähigkeit zu besitzen zu copieren, aber nicht zu componieren", schrieb Berchtenbreiter, die Figuren und der Engel seien ganz verzeichnet. Und der Pfarrer legte dem Künstler eigene Entwürfe vor, nach denen Wirsching seine Gemälde tatsächlich gestaltete.

1909 wurden die Kanzel und die Altäre umgestaltet. Der Choraltar erhielt seine jetzige Form. Im Protokoll stand dazu:
       "Der vorherige Altar war aus altem wurmstichigen Holz zusammengenagelt und schlecht überstrichen gewesen".
Neben den Gemälden wurden auch die Stuckaturen im nachempfundenen Stile des Spätbarock bzw. Rokoko aufgebracht. Die Augsburger Fa. Fritz Wirth schmückte das Tonnengewölbe mit geschwungenem Bandelwerk, Rocaillen, Muschel- und Rautenformen und vergoldeten Blattgirlanden, also in einem Stil, der damals schon 180 Jahre zurücklag, aber dem Auftraggeber wieder gefiel (Neobarock). Das alles kostete viel Geld. Die Pipinsrieder mussten tief in die Tasche greifen, weil die Diözese Augsburg nur einen Teil der Gesamtkosten von 10.500 Reichsmark trug. Für den Rest kamen die Pipinsrieder Bürger durch Spenden und Schuldverschreibungen auf.
Die 'königl. Generalkonservierungsstelle der Kunstdenkmäler und Altertümer Bayerns' erstellte am 13.Juli 1909 ein Kontrollgutachten zur Renovierung, zu dem Pfarrer Berchtenbreiter schriftliche Bemerkungen anfügte. Die Texte lauten:
  "Das Innere der Pfarrkirche Pipinsried macht in der Hauptsache (!) einen guten Eindruck. Von den neuen Deckengemälden ist das Bild im Schiff künstlerisch am wenigsten gelungen. An den Altarblättern der Nebenaltäre kommen die Sprünge stark zur Geltung, wozu allerdings die ungünstige Beleuchtung der Bilder viel beitragen dürfte. Ob die Bilder nur aufgezogen oder nur oberflächlich restauriert worden sind, konnte unser Referent, da der Vorstand der Kirchenverwaltung nicht anwesend war, nicht erfahren.
Das neue Schnitzwerk in der Nische des Tabernakels ist nicht besonders schön ausgefallen. Die Gewölbetönung im Chor und Schiff ist gut ausgeführt. Wir bemerken schließlich, daß wir irgendwelche Änderungen nicht verlangen, doch sollte die Kirchenverwaltung von unserem Gutachten Kenntnis erhalten.

Dazu bemerkte Pfarrer Berchtenbreiter,
"daß an den Bildern der Seitenaltäre nichts geändert worden ist. Die übrigen Bemerkungen treffen zu. Der Kunstmaler Wirsching scheint aber nur die Fähigkeit zu besitzen, zu copieren, aber nicht zu componieren. Auch sind die Figuren, der Hl. Paulus und besonders der schwebende Engel, ganz verzeichnet. Ich habe dem Maler verschiedene Bilder von der Predigt des hl.Paulus auf dem Areopag zur Benützung vorgelegt.
Mit den Malern hatte ich meine liebe Not. Dieselben laufen sich die Füße müde, bis sie die Arbeit bekommen, dann aber sind sie wohl tüchtig im Fordern, aber nicht im Schaffen. Hierüber könnte ich ein ganzes Buch schreiben, aber ich will mich nicht mehr weiter ärgern. Zwei haben mich sogar beim bischöflichen Ordinariat aber ohne Erfolg verklagt, weil ich Ihren unverschämten Forderungen für freiwillige Skizzen nicht zusprechen konnte. Mit denselben darf man nur schriftlich verkehren und muß alles sorgfältig aufbewahren als Beweisstücke. Mündliche unverbindliche Besprechungen verdrehen dieselben und erklären sie als Aufträge, um für eine flüchtige Skizze einen Preis fordern zu können, der in keinem Verhältnisse zur Ausführung steht. ".
Herrn Stukateur Wirth könnte ich als sehr soliden Geschäftsmann allen empfehlen.
Die Kirche hatte keine Stuckierung. Vorn im Chor war an der Decke eine Schablone IHS angebracht, im Schiffe der ganzen Länge nach das sogenannte Scheyrer Keuz in brauner Farbe. Hindurch drückte die Decke als schmaler flacher Streifen zu Boden. Ich hatte daher die Predigt des hl.Paulus oder die Bekehrung des hl.Dionys als Hauptbild für das Schiff gewählt, weil bei guter Ausführung die Möglichkeit gegeben war, eine Erhöhung und Wölbung der Decke wenigstens scheinbar wieder zu erzielen, die die frühere Wölbung wegen der Gefahr der Mauerverschiebung entfernt worden war.
Um die Kirche gleichzeitig mit der Restauration vergrößern zu können, habe ich um Genehmigung einer Landessammlung eingegeben. Dieses Gesuch wurde jedoch abgelehnt, weil für die eigentlichen Pfarrkinder allein die bisherige Kirche groß genug sei. Weil voraussichtlich dannn wieder die Frage der Friedhoferweiterung aufgetaucht wären, bin ich von dem Gedanken, die Kirche auf irgend eine Weise zu erweitern oder zu verlängern, wieder abgekommen. Die Verlagerung des Friedhofes wird aber trotzdem in absehbarer Zeit notwendig werden.

Weitere Restaurierungen wurden
- 1939/1941 unter Pfarrer Michael Straßer und
- 1979/1981 unter Pfarrer Leopold Höllriegel (Weihe 5. April 1981) durchgeführt.
- 2015 wurde festgestellt, dass die Kirche einer weiteren Renovierung bedürfe. Dies betreffe insbesondere die Dachkonstruktion
          und die Fassade. Die Kosten werden auf rd. 600.000 Euro geschätzt. Davon muss die kleine Pfarrgemeinde rd. 140.000 €
          selbst beisteuern.

Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige), Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei bzw. den Filialkirchenbezirk.
1500: 40 Anwesen (2 Höfe, 4 Halbhöfe/Hufen, 6 Viertelhöfe/Lehen, 28 Bausölden)
1750: 46 Anwesen
1852: Gemeinde Pipinsried mit 111 Familien und 484 Einwohnern
01)
1867: Gemeinde mit 492 Einwohnern, 208 Gebäuden
         Ortschaft mit 284 Einwohnern in 136 Geb. (dazu Schönberg 48/8, Ottelsburg 24/7, Wagenried 66/27)
02)
1876: Gemeinde mit 488 Einwohnern, 186 Gebäuden, davon 95 Wohngebäude
         Ortschaft mit 289 Einwohnern in 109 Geb. (dazu: Schönberg 48/10, Ottelsburg 24/7, Wagenried 57/25, Ottmarshs 31/16
          Breitenau 15/7, Erlach 8/3, Maisbrunn 21/6, Obererlach 5/2)
29)
1864: Ortschaft mit 283 Gläubigen ("Andersgläubige sind nicht vorhanden", hieß es)
1933: Gemeinde mit 490 Einwohnern  23)

1939: Gemeinde mit 445 Einwohnern 23)


Pfarrer
Die Pfarrei Pipinsried hatte bis 1974 einen eigenen Pfarrer, der im repräsentativen Pfarrhaus wohnte. Heute gehört die Pfarrei zur Pfarreiengemeinschaft Tandern und wird vom Tanderner Pfarrer seelsorgerisch betreut.
Letzter Pfarrer in Pipinsried war 29 Jahre lang von 1945 bis 1974 Adolf Höcherl. Über die Installationen von zwei Vorgängern hat sich ein Zeitungsbericht erhalten. Wenn Sie ihn lesen möchten, klicken Sie hier...


Baubeschreibung

Die Kirche St.Dionysius in Pipinsried liegt, vom Friedhof umgeben, am nördlichen Ende des Dorfes. Sie besteht aus gotischen und barocken Bauteilen. Besonders der Kirchturm mit seinem Stufengiebel zeigt seine mittelalterliche Herkunft. Sie hat, wie die meisten Kirchen in unserer Gegend, einen rechteckigen Grundriss. Damit gehört das Gotteshaus architektonisch zu den Nachfahren der römischen Basilika, eines säkularen Gebäudes, in dem ein hoher Amtsträger Petitionen entgegennahm, Erlaubnisse erteilte oder zu Gericht saß.
Die frühen Christen mussten sich nach ihrer Legalisierung im 4.Jh entscheiden, welche Form ihre Gotteshäuser haben sollten; der römische Tempel war für die christliche Liturgie ungeeignet. Während die Christen im Osten die Rundgebäude bevorzugten, wählten sie in Rom und Italien das vorhandene und gewohnte Versammlungsgebäude, die rechteckige Basilika mit einer überwölbten Ausbuchtung ganz vorne, unter der der Versammlungsleiter saß.
Architektur und Ritus beeinflussen sich gegenseitig.
Die römische Messliturgie ist -so Jesuitenpater Eckhart Bieger- wohl auch unter dem Einfluss der Architektur eine Prozessionsliturgie geworden. Einzug, Evan-gelienprozession, Vorbringen der Gaben, Kommunionempfang und Auszug sind noch heute erhalten. Vor 1564 gab es zusätzlich Reliquienprozessionen zu den Seitenaltären. Alle diese Prozessionen heben die wichtigen Teile des Gottesdienstes heraus. Für eine solche Prozessionsliturgie ist nach Bieger das langgestreckte Rechteck mit seinen langen Wegen besser geeignet, als eine runde, kompakte Kirche mit einem Altar in der Mitte, zumal es bis ins 16.Jh. keine Kirchenbänke gab. Für die Kirchenform der üblichen Kirche bis zur Zeit des 2.Vatikanischen Konzils bürgerte sich unter Theologen auch der Ausdruck "Buskirche" ein: Der Pfarrer ist der Busfahrer, die Gläubigen die Passagiere. Durch das Konzil hat sich der Busfahrer zu den Passagieren umgedreht. 22)

Das Kirchenschiff wurde im Jahr 1729 neu gebaut.
Im Sattelturm mit seinen 5-fach abgetreppten Giebel hängen wahrscheinlich vier Glocken. Jedenfalls erwarb die Pfarrei im Oktober 1951 vier neue Glocken von der Glockengießerei Czudnochowsky in Erding. Die größte der Glocken hat ein Gewicht von 2 Tonnen.
In den Jahren vorher besaß die Kirche nur eine Notglocke. Dies können wir einem Bericht der Dachauer Nachrichten vom 11.10.1951 entnehmen; wenn Sie den Bericht lesen möchten, klicken Sie hier...
Frühere Glocken:
Auch im Jahr 1864 hingen nach Angaben von Anton von Steichele 4 Glocken:
- Die größte Glocke trug die Inschrift: Ave Maria etc. Sant Mathevs, Marx, Laux, Johannes. Mich gos Stephan Wiggaw
  anno Dom.1484.
- Die zweitgrößte Glocke mit der Umschrift: Jesus Nazarenus rex Judeorum, miserere nobis, wurde im Jahre 1720 von
   Langenegger und Ernst in München gegossen
- Die dritte war mit dem Text: "Osanna ich hais, Steffan Wiggaw anno Dom. mich gos de Augusta. Ave Maria etc. 1487 iar"
  versehen.
- Die kleinste Glocke wurde 1598 von Wolfgang Jäger gegossen.


Innenausstattung

Altarraum

Der nicht eingezogene Altarraum ist mit einem Tonnengewölbe überzogen. Die Gemälde (von Sebastian Wirsching) und der Stuck (Fa.Wirth) wurden erst 1908/10 im damals schon 180 Jahre alten Stil des Spätbarock aufgebracht. Das war damals nicht mehr üblich.

Das Deckengemälde zeigt die Krönung Mariens durch die Heilige Dreifaltigkeit. Es stammt vom Kunstmaler Sebastian Wirsching aus Dietfurt.

Wirsching (*1864) hatte 1887 auch die Kirche in Großweingarten, 1890 die Kirche im Kloster Weltenburg, 1902 die Klosterkirche von Dietfurt und 1910 die Kirche in Sulzemoos ausgemalt. In den Kirchen Pfaffenhofen a.d.Glonn und in Roßbach stammt je ein Ölgemälde von ihm.


Krönung
Mariens

Auf dem Bild sitzen Christus und Gottvater auf Wolken und halten zusammen eine Königskrone über der in den Himmel aufgenommenen noch sehr jugendlich wirkenden Maria.
Der Heilige Geist in Gestalt einer Taube sendet Gnaden-strahlen herab. Englein und Cheruben betrachten die Szene.
Christus, in einen roten Mantel gehüllt, hält ein großes Kreuz im Arm. Gottvater mit Vollbart stützt sich mit dem linken Arm auf eine große blaue Kugel, die wohl das Weltall darstellt. In der Hand hält er ein Zepter.

Choraltar

Der Hochaltar/Choraltar wirkt durch die etwa einen Meter dahinter aufgebaute wunderbare Kreuzigungs-gruppe mit Maria und Johannes und den davor stehenden schlanken Säulenpaaren wie eine Bühne.

Choraltar
Diese Anordnung gibt es aber erst seit 1941.
Vorher befand sich an der Stelle der Kreuzigungs-gruppe ein Altarblatt, das den hl.Dionysius in vollem Ornat zeigte. An den Säulen standen Heiligenfiguren (St.Franziskus -links- und St.Antonius von Padua).

Der zweistöckige Tabernakel ist im Rokoko-Stil gearbeitet. An den Seiten ist er mit einer Verbreiterung versehen, die mit vergoldeten Akanthus- und Rocaillen-verzierungen und Voluten eingerahmt ist. Der obere Teil ist konkav gestaltet; in der Nische steht ein Kruzifix.

Tabernakel
Auf dem Tabernakel ist das Lamm Gottes im Strahlenkranz postiert. Es liegt auf dem Buch mit den sieben Siegeln.
Das Lamm Gottes symbolisiert Jesus in Anlehnung an Textstellen im Alten (Jesaja 53,7) und Neuen Testament (Joh.1, 29). Diese Darstellung ist in der Kunst schon seit dem 4. Jh. bekannt.


Figuren im Altarraum

An den Wänden stehen auf Konsolen als weitere Figuren

St.Sebastian
der hl. Sebastian, der an einen Marter-baum gebunden und von Pfeilen durchbohrt ist.
Hinweis: Sebastian war im 3.Jh. Offizier der kaiserlichen Garde, der auf Befehl des Kaisers Diokletian mit Pfeilen durchschossen wurde.
Er erholte sich aber wieder, bekannte sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen. Auf seine Anrufung hin soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein. Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron verehrt. Festtag: 20.Januar
 

die spätgotische Figur von St. Dionysius
mit seinem (zusätzlichen) Haupt auf dem Buch.
Dionysius war der erste Bischof von Paris. Der zuständige römische Gouverneur ließ ihn ent-haupten.
Dionysius soll danach aufgestanden und mit seinem Kopf in den Händen ein Stück weit bis zu der Stelle gelaufen sein, an der er begraben sein wollte. Festtag: 9. Oktober


St.Dionysius
Am Chorbogen steht die spätgotische Figurengruppe der Anna selbdritt. Anna trägt das mit einer ungewöhnlichen Frisur versehene Jesuskind auf ihrem rechten Arm. Maria, als junges Mädchen steht zu ihren Füßen und reicht ihrem Sohn Jesus einen Apfel, aus dem ein Wurm herauskriecht.

Anna selbdritt
Der Wurm weist auf die heilsgeschichtliche Aus-einandersetzung zwischen Gut und Böse hin, in die
die Erde verstrickt ist.
Der Apfel ist Sinnbild des Paradiesapfels und damit des Sündenfalls. Jesus nimmt den Apfel entgegen und überwindet durch seinen Tod die Erbsünde.

Hinweis
: Das Motiv der Anna selbdritt kam erst im 15. Jh. nach Bayern, kurz bevor Papst Sixtus IV. 1481 den Festtag der Anna in den römischen Kalender aufnahm. Die Verehrung Annas als Mutter der Jungfrau Maria erreichte damals ihren Höhepunkt. Die Bezeichnung Anna selbdritt gibt an, dass Anna selbst wiedergegeben ist und dass sie zu dritt sind. Anna, die Mutter Marias, wird meistens als reife Frau dargestellt; häufig mit grün-roter Kleidung wie in Pipinsried, um den Kopf ein Tuch als Zeichen der verheirateten Frau und um den Hals den Goller, den breiten weißen Frauenkragen(der aber hier fehlt). Meist hat Anna das Jesuskind und Maria auf dem Arm; manchmal steht Maria zu ihren Füßen. Fast immer wird Maria als Kind oder als junges Mädchen dargestellt. Diese Komposition gehört zu den anachronistischen Bildern, weil bewusst zeitliche Abfolgen außer Betracht gelassen werden. Das Motiv der Anna selbdritt ist ein Sinnbild für die Entwicklung, Kontinuität und Weitergabe des Lebens, für den ewigen Kreislauf der Natur. Die drei Personen Anna, Maria und das Kind umfassen den gesamten Lebenszyklus von Jugend über Reife bis hin zum Alter. Sie beinhalten das Gewesene, das Jetzige und das noch Kommende. In ihnen sind Wandel und Erneuerung angelegt. Anna-Festtag: 26.Juli



Sakristeieingang und Ewig-Licht-Behältnis

Sakristeieingang
Neben dem Sakristeieingang mit seiner alten Türe ist an der Wand ein altes "Ewig-Licht-Behältnis" aus Stein angebracht. Dort wurde das Ewige Licht aufbewahrt, bevor es in die große Ampel am Chorbogen übernommen wurde. Ein solches Steinhäuschen ist einmalig in den Kirchen des Landkreises.

Ewig-Licht-Behälter
  Hinweis: Das rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt oft als Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der wachsenden Verehrung der aufbewahrten Eucharistie hat sich etwa seit dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel, in dem das Allerheiligste aufbewahrt wird, herausgebildet. Das Ewige Licht hatte der Johanniter-Ritterorden von den Kreuzzügen aus dem Heiligen Land mitgebracht. Durch sein dauerndes Brennen weist es darauf hin, dass in der Kirche geweihte Hostien aufbewahrt werden.


Vortragekreuz

Daneben steht ein schönes Vortragekreuz. Solche Kreuze werden beim Kirchenein- und -auszug, Prozessionen, Wallfahrten sowie bei Beerdigungen vorangetragen. Dies geht zurück auf das Jesuswort "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach".
Bei Gebetsprozessionen (Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben. Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleich-nam und beim Ein- und Auszug zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg.
Die ältesten Vortragekreuze stammen schon aus dem 6.Jh.

Vortragekreuz


Zelebrationsaltar

Der Zelebrationsaltar ruht auf 15 Docken. Das sind profilierte und in der Mitte stark geschwellte barocken Säulchen, wie sie früher für Kommuni-onbänke verwendet wurden. Er wurde um 1970 aufgestellt, im Zuge der Liturgiereform durch die Beschlüsse des 2.Vatikanische Konzils und bedeutet eine Rückkehr zu den Wurzeln der Eucharistiefeier.

Zelebrationsaltar

Der Zelebrationsalter ersetzt nun liturgisch voll den Hochaltar. 25)

mehr zur Geschichte der Zelebrationsaltäre:
hier klicken..

 

Annaaltar-links

Seitenaltäre

Die Seitenaltäre sind nicht -wie sonst üblich- am Chorbogen mit Blickrichtung zu den Gläubigen, sondern an den Außenwänden des Altarraums beim Chorbogen angebracht.
Dies hat den Vorteil, dass der Blick der Gläubigen auf den Hochaltar nicht eingeengt wird.


Marienaltar-rechts

Rechter Seitenaltar

Am südlichen (rechten) Altar befindet sich eine Kopie des Gnadenbildes in S.Maria del Popolo in Rom, eine Muttergottes vom Typus Hodogetria-Psychosostria, die im 13.Jh. gemalt wurde. Im Originalbild sitzt Jesus auf dem linken Arm von Maria; hier im Bild in Pipinsried trägt Maria das Kind auf dem rechten Arm. Es ist eines der vielen Nachbildungen des Gnadenbildes von Rom, denen die jeweiligen Künstler ihr individuelles Gepräge gaben. Wer das Bild in Pipinsried gemalt hat, ist leider nicht bekannt.

Der Oberkörper und das Haupt von Maria sind -wie im Originalbild- mit einer dunkelblauen Palla mit goldenen Sternen und Borten bedeckt. Das Kind hebt die rechte Hand zum Segen. Maria legt die rechte Hand mit ausgestreckten Fingern in einer leisen Gebärde auf ihre Brust und weist damit die Betrachter auf das Jesuskind als den Heilbringer hin. 30) Das römische Gnadenbild ist selbst eine Nachahmung und zwar die einer byzantinischen Ikone aus dem Heiligen Land. 1478 bestätigte Papst Sixtus IV. das Bild von Santa Maria del Popolo als authentisches "Lukasbild" und verband dessen Verehrung mit einem Ablass. 31)


Der Legende nach soll das Bild vom Evangelisten Lukas eigenhändig gemalt worden sein. Weitere Legenden berichten davon, dass Maria noch zu ihren Lebzeiten Modell gesessen sei bzw. das Bild sogar eigenhändig vollendet habe oder dass das Bild durch den direkten Kontakt mit Marias Körper entstanden sei (Berührungsreliquie).

S.Maria del Popolo

Das originale Bild hängt seit 600 Jahren in der Kirche S.Maria del Popolo in Rom.
Es wurde -wie oben erwähnt- von vielen Künstlern kopiert. Eine berühmte Kopie (von Hans Holbein d.Älteren, 1465-1524) hängt als Teil eines Triptychons im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.


Hinweis: Die Kirche S.Maria del Popolo von steht in Rom an der Stelle, an der sich am Ende des ersten Jahrtausends ein Nussbaum befand. In ihm hausten böse Geister, die das Grab des Kaisers Nero, das sich unter diesem Baum befand, bewachten und diejenigen belästigten, die die Porta del Popolo passieren wollten. Papst Paschalis II. (1099-1118) hörte davon und ließ in diesem Anliegen gegen die Geister fasten und beten. Am dritten Tag hatte er eine Marienerscheinung, die ihn aufforderte, den Nussbaum zu fällen und an dieser Stelle eine Kirche zu erbauen. Dadurch wurde der Ort von den Dämonen befreit. Dieses Wunder und die Verehrung des Volkes veranlassten Papst Gregor IX. 1235 dazu, das Marienbild zur Verehrung in die Kirche zu bringen ("et ibi honorifice collocavit"). Der Augustinereremit John Capgrave schrieb damals, jeden Samstag kämen viele Leute, und auch Kardinäle besuchten diesen Ort, obwohl das Bild nur in der Osterzeit zu sehen sei; im restlichen Jahr bleibe es verschlossen.
Das Bild verbreitete sich im 15.Jh als Kopie über ganz Europa, vor allem als Papst Sixtus IV. (1441-1484) für das Beten eines bestimmten Gebets unter dem Bild einen Ablass von 11.000 Jahren (!) verlieh.



Linker Seitenaltar

Am nördlichen (linken) Seitenaltar ist ein Bild der Mutter Anna mit ihrem Kind Maria auf dem Schoß zu sehen.
Die Tochter ist mit einem Blumenkranz im Haar geschmückt. Ihre Locken reichen über die Schultern. Im Hintergrund am Fenster steht ein Blumenstock mit barock geformtem Topf und einer blühenden Pflanze darin (wahrscheinlich einer Rose, der Blume Mariens).


Mutter Anna mit Maria

Hinweis: Anna war nach apokryphen Evangelien des 2. bis 6. Jahrhunderts die Mutter von Maria und somit die Großmutter von Jesus. Ähnlich wie Hanna (1. Samuel 1-2) soll sie erst nach zwanzigjähriger kinderlose Ehe ihr Kind Maria geboren haben. Deshalb wird sie in der Kunst als ältere, verheiratete Frau mit Kopftuch dargestellt.

 

Kirchenschiff / Langhaus


Das Langhaus ist wie der Chor mit einem Tonnengewölbe mit Stichkappen über den Rundbogenfenstern überzogen.

Das Deckengemälde des Langhauses (ebenfalls vom Maler Sebastian Wirsching) zeigt die Rede des hl. Paulus auf dem Areopag in Athen. Dabei wird der hl. Dionys, der Apostelschüler, vom hl. Geist erfüllt (dargestellt durch den Lichtstrahl) und zum Christentum bekehrt. Bei diesem Dionys handelt es sich nicht um den Kirchenpatron, sondern um einen anderen Heiligen gleichen Namens.


St.Paulus auf
dem Areopag

In der Kirche sollen drei verschie-dene hl.Dionysius abgebildet sein. Neben den beiden genannten noch Dionys der Kirchenlehrer und Bischof von Mailand (300-355). Der katholische Heiligenkalender kennt derzeit sieben verschiedene Heilige solchen Namens.
Um das Hauptgemälde sind vier kleinere Gemälde gruppiert, die

St.Dionysius
  Szenen aus dem Leben des Kirchenpatrons zeigen (Bild rechts)

Kanzel

Die barocke Kanzel an der Nordwand  ist mit viel Ornamentik geziert. Auf dem  baldachinähnlich gestalteten Schalldeckel präsentieren Engel den Gläubigen die Steintafeln mit den 10 Geboten.      
  Hinweis: Die Predigt wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich wie heute- von einem Ambo aus gehalten. Ab dem 13. Jh. baute man Kanzeln, die zumeist seitlich im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen, was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden Kanzeln nicht mehr benutzt.

Kanzel

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Kanzelkreuz

An der Südwand des Langhauses (gegenüber der Kanzel) hängt das Kanzelkreuz.
Es trägt diesen Namen, weil es in der Regel der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist. Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung Christi zum Inhalt haben.

Unter dem Kruzifix steht die Figur einer Mater dolorosa. 
Bei der unter dem Kreuz stehenden Muttergottes fehlt das sonst übliche Schwert in der Brust. Zu Füßen der

Kanzelkreuz


Mater dolorosa
Madonna ist ein Gesicht zu sehen. Dabei handelt
es sich um das Gesicht des alten Adam, auf das Maria ihre Füße gesetzt hat.


Taufstein

Der runde, in barocken Formen erstellte Taufstein aus Rotmarmor besitzt einen glatten Deckel ohne weitere Verzierungen.


                        
Kirchenbänke


Taufstein
Die Kirchenbänke im Langhaus haben kunstvoll geschnitzten Kirchenstuhlwangen. Das Muster entspricht dem
vieler Kirchenstühle im Dachauer Land. Es trat erstmals 1695 in Glonn auf und wurde ab 1717 in vielen Kirchen des Landkreises verwendet.


Kreuzwegbilder

Die Kreuzwegbilder sind über die ganze Kirche verteilt. In der Fastenzeit wird in sogenannten Kreuzwegandachten der Leidensweg Jesus anhand der Bilder in der Kirche betend und meditierend "nachgegangen".

Kreuzwegbild
Wenn Sie mehr über den Kreuzweg und seine Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken Sie hier...


Opferstock



Opferstock

Unter der Empore steht ein alter Opferstock auf einem schön geschnitzten Postament.
Er besteht aus einem großen ausgehöhlten Holzstock, der im unteren Bereich ausgehöhlt ist. Von dort is tim massiven Holz ein schmaler Schlitz bis zum oberen Ende herausgearbeitet, durch den das Geld in die Höhlung fällt. Das Türchen unten, aus dem das Geld vom Mesner entnommen werden kann, ist mit schweren Eisenbändern und massiven Vorhängeschlössern gesichert. Der gebogene Blechaufsatzüber dem Einwurfschlitz soll verhindern, dass Geldstücke oder Geldscheine herausgefischt werden.
Opferstöcke gibt es schon seit vielen Jahrhunderten. Im Jahr 1213 ordnete Papst Innozenz III. das Aufstellen von Opferstöcken an, um damit den Kreuzzug von Damiette (1217-1221) zu finanzieren.

In den Kirchen des Landkreises Dachau gibt es viele unterschiedliche, außerordentlich interessante Opferstöcke. Wenn Sie sich dafür interessieren, klicken Sie hier...



Orgel

Die Orgel im klassizistischen Prospekt auf der zweigeschossigen Empore wurde 1884 von Anton Bouthillier aus Oettingen erstellt und 1966 von der Fa. Guido Nenninger aus Mch stark überarbeitet.

Sie besitzt zwei Manuale und folgende 8 Register: 07
I. Manual (C-g'''): Gedeckt 8', Blockflöte 4',
                         Principal 2',  Quinte 1 1/3,  
II. Manual: Rohrflöte 8', Principal 4', Mixtur 4fach 1
Pedal: (C-f'): Subbaß 16',
Koppeln/Spielhilfen: II/I, I/P, II/P

Die Windlade bestehen aus einer Schleiflade,
die Traktur ist mechanisch.
36)




Orgelprospekt 1884
Im Dachauer Land steht nur noch eine weitere Bouthillier-Orgel, in Glonn bei Indersdorf. Bis 1900 zählte auch die die 1880 eingebaute Orgel in Kleinberghofen dazu.  07, 08

Allgemeines zur Orgel -
Mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse zum Klingen gebracht werden, steht die Orgel meist im rückwärtigen Bereich der Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in die Kirchen, weil sie bis in das 11. Jh.
  als profanes (weltliches) Instrument galt, das für das höfische Zeremoniell verwendet wurde. Erst ab dem 13. Jh wurde es zur Regel, in allen bedeuten-den Kirchen Orgeln zu errichten. Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung fast jeder Kirche. Mit ihrer Klangvielfalt und Klangfülle trägt sie zur Verschönerung des Gottesdienstes bei. Der Orgelprospekt, die Schauseite der Orgel, wurde früher meist durch Künstler gestaltet. Im Barock und im Klassizismus, deren Epochen unsere ältesten Orgeln im Landkreis Dachau angehören, wurde der Prospekt mit reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer mehr der Freipfeifenprospekt durch, der allein durch die harmonische Anordnung der Pfeifen wirkt.


Vorhaus

Im Vorhaus, das das Eingangsportal an der Westseite der Kirche vor Witterungseinflüssen schützt, sind vier Epitaphe an der Wand angebracht. Sie erinnern an frühere Pfarrherrn (bis 1783 Pfarrvikare) von Pipinsried.

1697
Der älteste Stein ist dem Pfarrvikar Georg Sedlmayr gewidmet, der am 9.Mai 1637 gestorben ist.
Nur noch in Umrissen ist das Bild des Verstorbenen zu sehen, der vor vor dem Gekreuzigten
kniet.
Aus Rotmarmor, Höhe 110 cm, Breite 65 cm.

1849
Text: Dem frommen Andenken d. hochwürdigen Herrn Pfarrer Reithmayr in Pipinsried
geb. den 28.Jan. 1803, gest. den 3ten Febr. 1849(?)
und dessen Mutter .... Reithmayr, Chyrurgen-Wittwe von Obermedlingen(?)
gest. 58 Jahre alt, den 13.April 1831,
gewidmet von Ursula Reithmayr.

1887
Text: "Auf diesem Friedhofe ruht die irdische Hülle des hochwürdigen Herren Jakob Wilhelm Müller, Jubelpriesters und Pfarrers zu Pipinsried. Derselbe wurde geboren zu Memmingen d.12.April 1817. Wurde zum Priester geweiht den 20.Juni 1836, war früher Benefiziat in Ellgau, dann Pfarrer in Deimhausen u. Klenau, u. wurde d. .. Mai 1878 Pfarrer dahier in Pipinsried, wo er am 11. Januar 1887 starb.
Lohne Gott seinen Seeleneifer, seine Herzensgüte und aufopfernde Gottes- und Nächstenliebe mit ewigem Frieden. R.I.P."

1750
Das längste Epitaph wurde 1750 für den Pfarrvikar Johann Gartens(h)auser erstellt, der um 1450 den gotischen Bau der Kirche errichten ließ. Von diesem Bau sind noch der Chorraum und der Turm erhalten. Wahrscheinlich hat man 1750 eine 300-Jahr-Feier der Kirche begangen und deshalb diesen Gedenkstein aufgestellt.


Weihnachtskrippe


In der Weihnachtszeit steht in der Kirche eine schöne Krippe; die Figuren tragen Stoffgewänder.

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Pfarrhof

Nach der Klosteraufhebung 1783 verblieb dem Pfarrer von Pipinsried aus dem Nachlass eine große Pfarrökonomie, die zu seinem Lebensunterhalt ganz erheblich beitrug.
Das heutige Pfarrhaus wurde 1911, nach Abschluss der Umbaumaßnahmen in der Kirche, anstelle eines Vorgängerbaues errichtet. Man wählte aber nicht den selben, sondern einen anderen Standort in der Nähe.

1911 war der alte Pfarrhof in einem so schlechten baulichen Zustand, dass sich eine Renovierung nicht mehr lohnte. Damals betrieb der Pfarrer seinen Bauernhof schon nicht mehr selbst.
Das Haus wurde von Bezirksbaumeister Dotzler aus Dachau als repräsentativer bürgerlicher Bau, im Stil einer Künstlervilla gestaltet.

Pfarrhaus
Die Baukosten betrugen die für damalige Verhält-nisse enorme Summe von 18.234 Mark; nur um
1000 Mark gemildert durch die Erträge aus dem Abbruchmaterial des alten Pfarrhofs.
Das Pfarrhaus wurde bis 1974 als Wohnung des Pfarrers benutzt (letzter Pfarrer Adolf Höcherl). Seither wird Pipinsried seelsorgerisch von der Pfarrei Tandern mitbetreut. Derzeit ist das Haus vermietet.
  Nach der Klosteraufhebung Indersdorfs 1783 wurde die Pfarrei Pipinsried wieder selbstständig. Der große Pfarr-Bauernhof (Widum) verblieb gottlob bei der neuen Pfarrei und sicherte dem Pfarrer ein Auskommen. Er umfasste eine Grundfläche von 135 Tagwerk (45 ha) Äcker, Wiesen und Wald. Der Pfarrer war der größte Bauer in Pipinsried. Um 1900 gab er aber seinen Zweitberuf Landwirt auf und verpachtete die Flächen. Möglicherweise war dies schon 1877 der Fall; denn damals versteigerte die Erbin des verstorbenen Pfarrers das gesamte Inventar des Pfarr-Bauernhofes einschließlich des Viehs (5 Pferde, 22 Rinder) und der Feldfrüchte. Die Versteigerung wurde in einer bebilderten Anzeige im Wochenblatt angekündigt (klicken Sie hier...).
Von den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden bestehen noch der Rossstall und die mit Gewölben überdeckte Wagenremise. Sie sind zum Pfarrzentrum umgebaut. Auch der Kuhstall ist noch vorhanden; er steht unter Denkmalschutz. Pläne des Museumsvereins Dachau, darin ein landwirtschaftliches Museum einzurichten, scheiterten aus finanziellen Gründen.

Der Pfarrhof an der Pfarrstraße 11 ist ein geschütztes Baudenkmal (AktenNr.D-1-74-111-94; im Verzeichnis der Baudenkmäler von Altomünster wird er wie folgt beschrieben: "Bestehend aus dem Pfarrhaus, einem zweigeschossigen Walmdachbau von 1911 sowie einem ehemaligen Pferdestall aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und einer Remise wohl des 18. Jahrhunderts beiderseits des weiten Hofraums".


In Pipinsried soll es auch Reste eines unterirdischen Gangs geben, der in Zusammenhang mit sog. Schrazllöchern steht.
Mehr über Schrazllöcher...

Hans Schertl


Quellen:
01) Stumpf,Pleikard, Geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches Bayern, 1852
02) Arthur von Ramberg,Joseph Heyberger, Topograph.-statist.Handbuch des Königreichs Bayern, Band 5, 1867 (Statistik)
03) Anton v.Steichele, Das Bistum Augsburg, historisch und statistisch beschrieben, Zweiter Band Augsburg 1864, S.181 ff
04) Amperbote vom 18.Juli 1877 (Versteigerung des Inventars des Pfarr-Bauernhofs)
05) Bezold/Riel, Kunstdenkmale des Königreichs Bayern, 1895
06) Max Gruber, Die Kistlerfamilie Prugger in Dachau, Amperland 1975/1
07) Georg Brenninger, Orgeln und Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/2
08) Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. Bruckmann, München 1982, ISBN 3-7654-1859-5.
09) Max Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer, Amperland 1984/2
10) Dr.Wilhelm Liebhart, Pipinsried und das Stift Indersdorf. Eine unbekannte Hofmarksordnung von 1493, Amperland 1985
11) Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
12) Martin Setzmüller, Familien- und Häuserbuch von Pipinsried, 1992
13) Bauer/Rupprecht, Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, 1996
14) Wilhelm Liebhart, Markt Altomünster, 2002
15) Hans Kornprobst, Die inkorporierten Pfarreien und Kirchen des Augustinerchorherrenstifts Indersdorf, Amperland 2004/2
16) Dachauer Nachrichten vom 28.9.2010 (Pfarrhof)
17) Dr.Bärbel Schäfer, Die Pipinsrieder und ihre Pfarrkirche, Dachauer Nachrichten v. 24.12.2010 (Ren.1910)
18) Johanna Weißenberger, Römische Mariengnadenbilder 1473-1590, Dissertation 2006 (Seitenaltarblatt)
19) Prof.Dr.Wilhelm Liebhart, Huosigau, Landgericht und Landkreis Dachau, 2006 (Hofmark)
20) Dr.Eckard Bieger, Das Bilderlexikon der christlichen Symbole, 2011 (Bauform)
21) Prof.Dr.Wilhelm Liebhart, Das Stift Indersdorf als Grund-und Gerichtsherr, Amperland 2001 S.382
22) Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Buskirche)
23) Dr.Mich.Rademacher,Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871-1990, www.verwaltungsgeschichte.de,2015(Stat. 33,39)
24) Gisela Huber, Wer soll das bezahlen ?, Dachauer Nachrichten vom 11.6.2015 (Renovierung nach 2015)
25) Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt 2014 (Zelebr ersetz Hochaltar)
26) http://wiki-de.genealogy.net/Altomünster#Katholische_Kirchen, Zugriff 2016
27) Gisela Huber, Wie sich ein Dorf verändert, Dachauer Nachrichten vom 19.8.2016 (Pfarrei)
28) Amperbote vom 5. Mai 1877 (Installation von Pfr.Berchtold)
29) Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern, vom kgl. Statistischen Bureau in München, 1876
30) Peter Strieder, "Hans Holbein d. Ä. und die deutschen Wiederholungen des Gnadenbildes von Santa Maria del Popolo",
      Zeitschrift für Kunstgeschichte 22. Bd., 1959
31) Objektdatenbank des Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, 2019
32) Prof.Dr.Wilhelm Liebhart, Die Altgemeinden: Pipinsried, Kulturspiegel Altoland Ausgabe 37, Okt. 2011
33) Augsburger Postzeitung vom 24.01.1842 (Pfr.Reithmaier)
34) Augsburger Postzeitung vom 04.02.1878 (Pfr.Berchtold)
35) Bayerischer Kurier 08.12.1876 (Pfr.Ziegelmayer)
36) Organ index, freie Wiki-Orgeldatenbank, Internetseite, 2022 (Orgel)
37) Maurus Gandersdorfer, Kurzgefaßte Geschichte des Birgitten-Klosters Altomünster in Bayern, 1830
38) Liste der Baudenkmäler in der Marktgemeinde Altomünster, Internetzugriff 2023

34 Bilder: Rosi Neumann (1), Hans Schertl (33)

 
Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

6.1.2022

Pfarrer von Pipinsried

Name
am /von-bis
Name
am /von-bis
Pfr.Berhtold
1299
  Pfarrvikar P. Corbinianus Zenger
1742
    Pfarrvikar P. Anton Zunamer
   1742-1757
Pfarrvikar Hanns Gartenshauser
1453
  Pfarrvikar P. Aquilinus Sixtus
  1757-1767
Pfarrvikar Bernhard Lachenmayr
1553
  Pfarrvikar P. Anton Zunamer 15)
   1773-1779
      Johann Bapt. Sutor
anschließend Propst in Indersdorf (1780-1783)
1779-1780
Pfarrvikar Georg Sedlmayr
< 1613-1632
     
Pfarrvikar Jakob Küpferle
später Propst in Indersdorf (1663-1673)
 1634-1646
  Karl Reithmaier 33)
<1842-1849
      Pfarrer Alois Ziegelmayer 35)
1849-1876
     

??? A.Berchtold ??
Installation
am 26.8.1877

1877 -1878 (?)
Pfarrvikar Jakob Küpferle
1649-1653
 
Pfarrvikar Georg Riezinger
später Propst in Indersdorf (1704-1721)
1687-1696  
  Pfarrer Anton Berchtenbreiter
1902-1919
Pfarrvikar Aquilinis Noder
später Propst in Indersdorf 1721-1728)
1721
Pfarrer Josef Schweiger
stand auf der Teilnehmerliste der Kircheneinweihung in Hohenzell 24.10.1926
<1926>
Pfarrvikar P. Anton Zunamer
   1734-1741
   Adolf Höcherl
bis 1974

 


Todesanzeige für Pfarrer Alois Ziegelmayer
Bayerischer Kurier vom 8.12.1876



Versteigerung des Pfarrhof-Inventars 04)
nach dem Tod von Pfr. Ziegelmayer
am 16.1.1877



Installation des neuen Pfarrers von Pipinsried
Amperbote vom 1.9.1877

Interessant ist, dass im Bericht über die Installation mehrere Personen namentlich genannt werden;
doch der Name des neuen Pfarrers fehlt.


Aus dem kirchen- und lokalgeschichtliche Monumentalwerk "Das Bisthum Augsburg"
von Dr.Anton von Steichele   23)

Pfarrei Pipinsried ( 355 Seelen)

Patron Seine Majestät der König (vormals Kloster Indersdorf)

I. Pfarrsitz
Pipinsried, Dorf, 53 Häuser (Halbbauern und Gütler), 283 Seelen, in einem Thale an der Distriktsstrasse von Indersdorf nach Altomünster.

II. Pfarrgeschichte
Die Sage knüpft den Ursprung unsers Ortes an den fränkischen König Pipin, den Vater Karls des Großen. Die Sage lautet nach einer Aufzeichnung in den Pfarrakten zu Pipinsried:
  Pipin, Sohn Caroli Martelli, Majoris domus regiae in Frankreich und nachmaliger Vater Caroli Magni, habe ich nach gütlich beigelegtem Streite mit Thassilo, Herzog von Bayern, sich einige Jahre in Ober-Bayern als großer Jagdliebhaber aufgehalten, in hiesiger holz- und wildreicher Gegend des edlen Waidwerkes mit großer Vorliebe gepflogen, und, um sich und sein Gefolge, Jäger, Jagdpferde und Hunde, - denn sie mußten bisher "im haitern Himmel " die Nacht zubringen wegen Mangel an tauglicher Wohnung - gegen die schlimme Witterung schützen, des Mittags speisen und übernachten zu können, sofort dahier im Jahr 743 ein Jagdschloss mit daran gefügter Schloßkapelle erbaut. Diese Kapelle sei dann vom hl.Bonifatius eingeweiht und unter den Schutz des hl.Dionysius gestellt, später aber das Jagdschloß selbst wegen Anwachsung der Einwohner die Pfarrkirche umgewandelt worden.

Aber auch die Geschichte wird kaum irren, wenn sie in Pipinsried wirklich eine Rodung durch einen Pipin aus Franken, und vielleicht selbst durch einen jener drei Pipine, welche dem Hause der Karlinger angehören, erkennt. Fränkische Edle hatten ja, wie wir oben Seite 182 bei Hilkershausen sahen, in Karling'scher Zeit im Ilmthale große Besitzungen erworben, und auch der Kirchenheilige, St.Dionysius, weist auf fränkischen Einfluß bei Begründung des Ortes. Den Namen Pipinsried finden wir das erste Mal in der Mitte des 11.Jahrh. in dem Uodalhoc de Pipinesried bei einer Schenkung an Kloster Tegernsee als Zeuge auftritt. Andere Edle dieses Namens erscheinen in Mitte des 12.Jahrh. im Dienste der Grafen von Wittelsbach-Dachau, wie Kunrat, ein Sohn Adalbert's de Pipinsried, welcher im Jahr Jahr 1159 zu Scheiern der Beerdigung seines Herrn, des Grafen (Herzogs) Kunrat II. von Dachau, beiwohnt, und später mit seinen Söhnen Adalbert und Markwart und mit Richer de Pipinsriet Schenkungen an Kloster Scheftlarn bezeugt.
Nach dem Jahr 1200 wird des Geschlechtes nicht mehr gedacht, und der Ort scheint nun in getheilten Besitz gekommen zu sein. Ein kleines Lehen daselbst hatte im 13.Jahrh. Kloster Altomünster (in villa Pippinsriede faber persolvit VI. den de quodam feodo), im 14.Jahrh. aber besaßen dort die Edeln von Massenhausen Vogtei, Dorfgericht, Taferne und andere Güter, aus welchen sie am 25.Mai 1380 einen Hof und zwei Lehen zur Stiftung einer Wochenmesse und zweier Jahrtage an Kloster Indersdorf gaben und für den Fall kinderlosen Absterbens der damals lebenden drei Massenhausen'schen Brüder auch Vogtei, Dorfgericht und Taferne dem genannten Kloster vermachten. Das Patronatsrecht der Pfarrkirche war damals im Besitze Rapold's des Aeusenhofer's von Egenhofen. Derselbe schenkte aber dieses Recht (jus patronatus seu jus presentandi rectorem ecclesie parochialis in Pippinsried, cum advocatia ejusdem ecclesie jure hereditario tituloque proprietatis ad me et ad meos progenitores hucusque pertinente) am 16.Nov. 1382 gleichfalls an Kloster Indersdorf, welches sofort bis zu seiner Aufhebung im Jahre 1783 Hofmarks- und Präsentationsrecht über Pipinsried übte, worauf ersteres an das Stift U.L.Frau zu München, letzteres aber an den Churfürsten von Bayern überging.

III. Pfarrkirche
Sie liegt, vom Gottesacker umgeben, am nördlichen Ende des Dorfes, wurde im Jahr 1729 neu gebaut und trägt den Titel des hl.Dionysius. Auf dem alten Sattelthurme hängen 4 Glocken. Die größte hat die Inschrift: Ave Maria etc. Sant Mathevs, Marx, Laux, Johannes. Mich gos Stephan Wiggaw anno Dom.1484. Die zweitkleinste: Osanna ich hais, Steffan Wiggaw anno Dom. mich gos de Augusta. Ave Maria etc. 1487 iar. Die zweitgrößte mit der Umschrift: Jesus Nazarenus rex Judeorum, miserere nobis, wurde im Jahre 1720 von Langenegger und Ernst in München gegossen, die kleinste 1598 von Wolfg.Jäger.
Gestiftete Jahrtage: 52
Rentierliches Vermögen 2000 fl. Kapital, 39 fl. Renten aus Rechten.

Eine Viertelstunde östlich von Pipinsried am Walde liegt die St.Wolfgangskapelle, über deren Ursprung die Pfarr-Akten Folgendes angeben:
Am 5.Mai 1613 begaben sich mehrere Pipinsrieder zur Feier der Translation des hl.Wolfgang nach Regensburg, von wo sie papierene Bildnisse des hl.Wolfgang nach Hause mitnahmen. Einer dieser Wallfahrer habe, wird erzählt, ein solches Bildniß in die Höhlung eines Baumes eingesetzt. Nach Jahren sei von einem dortigen Einwohner ein Fichtenbaum gefällt worden, welchem, während er umsank, ein Bild des hl.Wolfgang entfallen sei. Er habe dieses Bild aufgehoben und dem Pfarrer des Ortes gebracht, welcher ihm auftrug, daselbe auf einen Altar der Pfarrkirche zu legen.
Dieses sei geschehen. Aber des anderen Tages habe man das Bild nicht mehr auf dem Altare, sondern auf dem Stocke des umgehauenen Baumes gefunden, und dieser Vorgang habe sich noch zwei bis drei Mal wiederholt. Dieses und der Umstand, daß der Finder des Bildes nach Anrufung des hl. Wolfgang in einem vieljährigen körperlichen Leiden Hilfe gefunden, habe großes Aufsehen im Volke erregt. Das Bild sei darum, in die Vertiefung einer hölzernen Säue eingefügt, im Freien aufgestellt, worden, woher es den Namen bei "St.Wolfgang in der hl.Saul" erhalten habe. Weil der Andrang von Gläubigen in ihren Gebresten zu dieser Stätte immer mehr zunahm, wurde über diese St.Wolfgangssäule eine hölzerne, mit Brettern und Baumrinden überdeckte Kapelle gebaut, für welche das Ordinariat schon am 26.Oct. 1638 das erste Mal die licentia celebrandi ertheilte.


Es bildete sich nun eine förmliche Wallfahrt zu diesem Platze, und aus den bedeutend angefallenen Opfern erstand an der Stelle der hölzernen Kapelle im Jahr 1693 ein stattliches steinernes Kirchlein, welches der Weihbischof Eustachius Egolf Freiherr von Westernach, Bischof von Dioclea, am 6.Juli 1695 consekrirte. Rings um das Kirchlein erhoben sich Kreuzwegstationen, auf einem nahen Hügel entstand ein Calvarienberg, und zur Pflege derselben eine Klausnerei. Damals erreichte die Wallfahrt St.Wolfgang ihren Glanzpunkt. Seit Anfang unsers Jahrhunderts aber, in welchem der Calvarienberg abgetragen wurde, gingen die Wallfahrten allmälig ein, und jetzt ist das Kirchlein, nur von einzelnen Andächtigen wie im Vorbeigehen betreten, eine vereinsamte Stätte, an welcher nur mehr hie und da die hl. Messe gelesen wird. An Vermögen besitzt es 750 fl.

IV. Eingepfarrte Orte

1. Reichertshausen
Weiler, 5 Häuser (meistens Halbbauern), 37 Seelen, 1/4 Stunde nordwestlich; kleine, im Jahr 1844 neu gebaute Kapelle.
In Reichertshausen (= Häuser des Richer) besaß Kloster Altomünster im 13.Jahrh. zwei grundbare Huben (in villa, que dicitur Richershvsen, due hvobe, quarum quelibet, reddit etc.). Zwei Huben (zwo Hub zu Reichertshawsen gelegen by Pippersried) waren im 15.Jahrh. lehenbar vom Gute Hilkershausen.

2.Ottelsburg
Einöde, 2 Häuser (1 Bauer, 1 Gütler), 20 Seelen, 1/2 Stunde nordöstlich.

3. Maisbrunn
früher ein Bauernhof, jetzt 2 Halbhöfe, der eine von Katholiken, 8 Seelen, der andere von Mennoniten bewohnt, 1/4 Stunde östlich.

4. von Schmarnzell
Pfarrei Tannern, gehört 1 Haus (Nr.4) mit 7 Seelen nach Pipinsried.

Pipinsried bildet mit Ottelsburg und Maisbrunn (nebst Hutgraben, Ober-Erlbach, Otmarshausen, Schenkenschlag, Schönberg und Wagenried, der Pfarrei Langen-Pettenbach) eine politische Gemeinde, und hat für dieselbe mit Einschluß von Reichertshausen, welche zur Gemeinde Randoltsried gehört, eine Schule.

V. Pfarrdotation
Die alte Begabung mit einem Widdumgute und dem Gesammtzehenten aus dem Pfarrsprengel ist der Pfarrei geblieben.
Das gegenwärtige Einkommen ist:
Einnahmen
fl. .
kr.        
1. Aus gestifteten Kapital (100 fl. )
4
   --
2. Aus Grundstücken: Gärten 0,50, Aecker 90,24, Wiesen 20,53 Wald 22,71
39
   3
3. von der Ablös.Kasse aus Zehenten (22,500 fl. Kap.)
912
   -- 
3. von gestifteten Gottesdiensten
32
  29
4. an Stolgebühren
91
  --
5. herkömmliche Gaben
16
  26
(zus.)
1094
  58
Lasten
1. Auf Staatszwecke
99
  51 1/8
2. wegen des Diöcesan-Verbands
5
   6
(zus.)
104
  57 1/8
Rein-Ertrag
990
      7 /8

Superrevision Fassion v. 30. März 1859


Der geräumige Pfarrhof mit gesonderten Oekonomiegebäuden liegt an der Kirche



Installation von Pfarrer Jakob Müller in Pipinsried
Amperbote vom 11.09.1878

Am vergangenen Sonntag, den 8. September, wurde der neuernannte Pfarrer von Pipinsried, Herr Jakob Müller, feierlich installiert und in die Temporalien eingewiesen. Zu diesem Zweck traf weltlicherseits eine bezirksamtliche Kommission von Dachau in Pipinsried ein. Als bischöflicher Kommissär fungierte bei der genannten Feierlichkeit Herr Dekan und geistlicher Rat Trinkler von Aichach, welcher in liebevollen Worten den neuen Herrn Pfarrer seinen Pfarrkindern vorstellte und seinen Gefühlen unter Hinweis auf die hl. Lehren des Weltheilandes Ausdruck gab.
Nachdem die kirchliche Feierlichkeit beendet war, begab sich der aus der Gemeindeverwaltung, den Kirchenverwaltungs-Mitgliedern und der Schuljugend bestehende Zug unter Vorantritt der weltlichen und geistlichen Herrn Kommissärs zum Pfarrhaus zurück, vor welchem schließlich der weltliche kgl. Kommissär, Herr Bezirksamtsassessor Schöller von Dachau in warmen Worten den neuen Pfarrer seiner Pfarrgemeinde vorstellte, worauf im Inneren des Pfarrhofes die weiteren schriftlichen Verhandlungen den Schluss dieser Feierlichkeit bildeten.

 

Die Glocken von Pipinsried
Dachauer Nachrichten vom 11.10.1951

Pipinsried - Am letzten Samstag erhielt, wie kurz berichtet, die Pfarrei Pipinsried vier neue Glocken. Sie wurden in der bekannten Glockengießerei Czudnochovsky in Erding gegossen. Auf dem Weg von Erding nach Pipinsried durchfuhr das Lastauto mit Anhänger Indersdorf und machte vor der Klosterbrauerei Station. Allseits war man des Lobes voll über die Schönheit und Größe der Glocken, die für diese kleine Landpfarrei bestimmt waren. Die Weihe nahm Domkapitular Prälat Rampp aus Augsburg vor. Am Tag vor dem Patrozinium des Kirchenpatrons Dyonisius war der Aufzug der vier Glocken durch zwei Monteure bewältigt worden, wobei Zimmermeister Haaser sowie Kirchenpfleger Raif und mehrere andere fleißige Männer und Burschen halfen, so dass schon kurz vor 6 Uhr abends das Probeläuten begann. Als die große 40 Zentner schwere Glocke einsetzte, waren manche Einwohner innerlich so gerührt, dass ihnen die Freudentränen über die Wangen rollten. Trotz der Schwere der Zeit hat es der allseits beliebte Pfarrer Häherl mit seinen Männern von der Kirchenverwaltung und Bürgermeister Oberacher riskiert, mit Hilfe ihrer Pfarrangehörigen den mächtigen Kirchturm mit solch einem herrlichen Geläut auszustatten. Bisher musste man sich mit einer Notglocke begnügen. Der Landkreis Dachau zählt 26 Landpfarreien, von ihnen zählt Pipinsried zu den kleineren und ist die einzige Pfarrei, die zum Bistum Augsburg gehört. Sie umfasst wenige große Bauerngüter; aus mittleren landwirtschaftlichen Anwesen, Gütlern und Handwerkern setzt sich die Bevölkerung zusammen.

(Recherchiert von Hubert Eberl, Bergkirchen)

 

Primizfeier des Hochwürden Herr Jakob Inhuber
Amperbote vom 03.07.1935

Das Pfarrdorf Pipinsried erlebte am Sonntag ein großes Fest. Es war die Primizfeier des neugeweihten Priesters Hochwürden Herr Jakob Inhuber aus Reichertshausen, zu der aus der weiten Umgebung eine ungezählte Volksmenge gekommen war. Bei dem herrlichen Sommerwetter gestaltete sich die Feier auf der Wiese mitten im Dorf zu einem erhebenden Erlebnis.
Um 9 Uhr begann die Festpredigt, gehalten vom ehemaligen Pfarrherrn von Pipinsried, HH. Pfarrer Schweiger von Seeshaupt. Er stellte das Priestertum dem Volk vor Augen mit dem Hinweis auf den Tagesheiligen, St. Paulus, der sich "Diener Christi und Ausspender der Geheimnisse Gottes" nennt. Zur hl. Opferhandlung trug der Kirchenchor die fünfstimmige Erzengel-Michael-Messe von M. Haller vor, die unter Leitung es Herrn Pfarrer Strasser mit ihrer echt kirchlichen Prägung als eine glücklich getroffene Wahl und auch ebenso gute Leistung des Chores selbst bezeichnet werden kann. Nach der Feier wurde das Tedeum gesungen, worauf der Primiziant noch das Grab seines Vaters besuchte.
Das Primizmahl wurde in seinem Vaterhaus in Reichertshausen eingenommen, das in festlichem Schmuck für viele Gäste Aufnahme und Bewirtung bereitet. Festmusik, Gesangsvorträge, Kinderaufwartungen und Ansprachen, alles trug zur Ehrung des jungen Priesters das seine bei und verkürzte den Gästen die frohen Stunden des Mahles. Aber auch sonst war für das leibliche Wohl der zahlreichen Menge hier wie in Pipinsried aufs beste gesorgt. Drei Primizen haben nun innerhalb 6 Jahren in Pipinsried stattgefunden und jede war vom schönsten Sommerwetter begünstigt.

(Recherchiert von Hubert Eberl, Bergkirchen)