Barbara-Altar
in der Klosterkirche von INDERSDORF

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Beschreibung
Der
Altar wurde 1710 aufgestellt und -anders als die vier vorderen
Seitenaltäre- bei der Rokokoausstattung 1755 nur geringfügig
verändert.
Lediglich der Altarauszug und das Antependium wurde neu angebracht.
Die sechs Säulen blieben erhalten.
In
dem 1730 entstandenen Altarauf-satzbild
wird Maria, die Schwester von Martha, dargestellt, von der der
Evangelist Lukas in Kapitel 10 Vers 42 seines Evangeliums berichtet.
114)
Jesus besucht in Bethanien Freunde, Lazarus und dessen Schwestern.
Martha kümmert sich eifrig um die Bewirtung, Maria setzt
sich zu Jesus und lauscht seinen Worten. |
Maria
aus Bethanien
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Als Martha
sich beschwert, weil Maria ihr nicht hilft, antwortet Jesus mit dem
Spruch, der am Rand des Auszugbildes, um das Portrait herum, in lateinischer
Sprache aufgemalt ist: "Maria optimam partem elegit quae non
auferetur ab ea" (Maria hat den besten Teil gewählt; der soll
nicht von ihr genommen werden).
Das große Altarblatt
des Barbara-Altares ist künstlerisch besonders wertvoll;
es stammt von Hofmaler Andreas
Wolff (1715, sign.), der auch die Hochaltarblätter
geschaffen hat.
Auf dem Bild erwartet
die vom himmlischen Gnadenstrahl erfasste Heilige den Schwertstreich,
zu dem ihr grimmig dreinschauender Vater ausholt. Im Himmel
halten Putten
den Kelch, den Märtyrerpalmzweig und einen Blumenkranz
bereit.
Im Hintergrund der Barbaraturm mit den drei Fenstern.
Die immergrünen Blätter des Palmzweigs symbolisieren
das ewige Leben und den Sieg des Glaubens über das Heidentum.
Die über 20 m hohe Palme mit dem elastischen, allen Stürmen
standhaltenden Stamm galt seit alters her als Sinnbild für
Sieg und Standhaftigkeit.
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Hinweis:
Barbara ist eine legendäre Person. Das bildschöne
Mädchen soll von ihrem heidnischen Vater, dem reichen Dioskuros
von Nikomedia, während einer längeren Geschäftsreise
in einen Turm geschlossen worden sein, um sie am Heiraten zu hindern.
Barbara ließ im Turm ein Bad bauen, aber nicht wie vom Vater
angeordnet mit zwei, sondern mit drei Fenstern, als Zeichen der
Dreieinigkeit. Als der Vater zurückkam und merkte, dass sie
Christin geworden war, ließ er sie geißeln, mit Keulen
schlagen, die Brüste abschneiden und mit Fackeln brennen. Schließlich
enthauptete der Vater die Tochter selbst, worauf er von Blitz getroffen
wurde. Wegen dieses präzisen Blitzschlags wurde sie Patronin
der Artilleristen.
Barbara gehört zu den 14 Nothelfern. Sie ist auch Patronin
der Bergleute, denn der Legende nach wurde sie auf der Flucht von
einem Felsen geschützt, der sich öffnete und sie verbarg.
Der Kelch mit der Hostie versinnbildlicht
die einem Sterbenden gereichte letzte Kommunion (Viatikum) und verweist
auf die Funktion als Sterbepatronin.Vor dem Tod hatte Barbara Gott
öffentlich gebeten, dass alle, die der Passion Christi gedenken,
vom Gericht Gottes verschont werden mögen.
Zahlreiche Volksbräuche zeigen ihre Verehrung: Zweige werden
an ihrem Gedenktag als "Barbarazweige" von Apfel- oder Kirschbäumen
abgeschnitten und ins Wasser gestellt, blühen meist am Weihnachtsfest.
Dieses Brauchtum soll auf Barbaras Gefangenschaft zurückgehen:
sie habe einen verdorrten Kirschbaumzweig mit Tropfen aus ihrem
Trinknapf benetzt; in den letzten Tagen ihres Lebens, schon im im
Bewusstsein ihres Todesurteils, fand sie Trost darin, dass der Zweig
in ihrer Zelle blühte. Die Barbarzweige sind übrigens
die Rosen im Lied "Es ist ein Ros entsprungen..", die
auf den Erlöser hinweisen.
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Den Altartisch schmückt ein
1730 entstandenes Bild des Augustinerchorherrn St.Petrus
Forerius/Fourier (1565-1640) auf dem Totenbett im prächtigen
Rokokorahmen.
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Der Sterbende hält ein
brennendes Herz in der Hand, das gleiche Attribut wie auf Darstellungen
des hl.Augustins, des Ordensgründers. Die Indersdorfer Chorherren
wollen damit deutlich zeigen, dass der neue Selige aus dem Augustinerorden
kommt, also einer der ihren ist.
Das Bild entspricht in Form und Größe dem Bild von Johannes
Nepomuk auf dem Ursulaaltar auf der gegenüberliegenden Seite.
Petrus Forerius war 1730 gerade selig gesprochen worden.
Auf dem Bilderrahmen befindet sich eine kleine Reliquienkapsel mit
Teilen des Rochetts, des Schulterumhangs, vielleicht auch mit Gebeinen
dieses damals Seligen (Bild rechts). Text: "Rochetö B.Petri
For" und "Tumba B.Petri". 73)
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Hinweis:
Petrus Forerius, auch Pierre Fourier genannt (1565-1640) war ein französischer
Priester und Augustiner-Chorherr im Stift Chaumousey in Burgund. Als
Zwanzigjähriger trat er in das Augustiner-Chorherren-ein. Auf
seine Priesterweihe 1589 in Trier folgten weitere Jahre der theologischen
und juristischen Studien. Konflikte mit Mitbrüdern bewogen ihn,
1597 die Stelle eines Pfarrers in Mattaincourt anzunehmen, wo er 40
Jahre lang blieb. Neben seinem priesterlichen Wirken waren hier vor
allem seine karitativen und sozialen Maßnahmen bemerkenswert,
durch die er die verwahrloste Pfarrei völlig umformte. Fourier
richtete eine Volksküche ein und übernahm die Funktion einer
Ortspolizei und eines Schiedsmannes. Zur Lebenssicherung der Menschen
gründete er eine Darlehenskasse. Gemeinsam mit der seligen Alix
Le Clerc gründete er 1597 die Kongregation der Chorfrauen Unserer
Lieben Frau, die für die weibliche Jugend Freischulen einrichtete.
Auch die Gerhardinger-Schulschwestern (Schulen am Anger in München)
leben nach diesen Regeln. Der Leitspruch von Forerius lautete: Omnibus
prodesse, obesse nemini (Allen nützen, niemanden schaden). Forerius
wurde 1897 heiliggesprochen. Sein Sterbetag, der 9. Dezember, ist
sein Gedenktag. 60) |

Quellen:
siehe Hauptseite
4 Bilder: Christel Böller (1), Hans Schertl (3)

23.7.2019
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