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Zustand der Kirche St.Jakob in Vierkirchen im Jahr 1866

(Auszug aus der Chronik von Pfarrer Steinberger 1879)

Für die Kirche trat durch die Kriegsstürme jener Zeit voll entschuldigte Ruhe in der Pfarrherren Thätigkeit für ihre Kirche ein, die ein volles Jahrhundert andauerte. Was Wunder, wenn die ihrem Bau nach so herrliche Hallenkirche nunmehr bereits nach kaum 100 Jahren ein so furchtbar entstelltes Antlitz im Innern und nach Außen zur Schau trug ? Was Wunder, wenn die Kunde von ihrem armseligen Zustande weit über die Grenzen des Amtsbezirks Dachau hinausdrang, so daß der hochselige Erzbischof Gregor, dessen praktisches Hirtenauge über der ganzen Diöcese ruhte, dem Verfasser dies bei einer nach seiner Investitur (Amtseinführung) gewährten Audienz unter anderem sagte: "Nun gehen sie jetzt auf ihre neue Pfarrei. Gott segne Sie! Sie werden dort aber auch unter vielen anderen Überständen eine gänzlich verwahrloste Pfarrkirche antreffen. Doch gehen Sie langsam darein. Suchen Sie vorerst Boden in der Gemeinde zu gewinnen - dann wird sich's schon machen!"

Friedhof
Und Gregor hatte nur zu wahr gesprochen. Schon die Gottesackermauer war, besonders gegen Norden und Süden, in einem äußerst ruinösem Zustande, die in dieselbe eingefügte Ölberg-Kapelle, längst ihren Zwecken entfremdet, zum gemeindlichen Feuerhaus. Das Beinhaus zur Rumpelkammer degradirt. Den Friedhof selbst durchkreuzten willkürliche Wege, die nicht selten durch Fußtritte und Spuren von Rindern, Schafen und Schweinen, die durch die offenen Stellen der Umfassungsmauer vor und nach ihrem Austriebe auf die Weide sonder Mühe ihre Besuche machen konnten, verunreinigt waren.
Die Grabeshügel, unter denen über den Leichen der Erwachsenen oft 3 und 4 Kinder begraben lagen, waren unförmlich hoch angelegt und durch plumpe hölzerne Kreuze mit den unsinnigsten Aufschriften verunziert. Der ganze Gottesacker selbst bot in Folge der Sucht der Gemeinde, ihre Todten sämtlich auf der Südseite der Kirche beerdigen zu lassen, den widrigen Anblick eines unnatürlich hingeworfenen Hügels mit einer Abdachung von Osten nach Westen.

Kirchenmauern
Und nun erst die Kirche selbst - wie sah diese aus ? An allen vier Wänden schillerten dem Beschauer die rothen Ziegelsteine entgegen, fast ohne alle Mörtelverbindung, weil sie beinahe täglich von dem Weidevieh beleckt worden waren. Auch die weiteren Mauerflächen aufwärts waren fast jeden Verputzes entkleidet. die Dachung über dem Langhause war, theils wohl weil unaufschiebbar, 1865 ausgebessert worden, theils aber erforderte sei dringenst noch weitere Ausbesserung. Nicht besser war es um die Dachung des Thurmes bestellt, die bei anhaltendem Regenwetter das Wasser oft bis auf den Boden der oberen Sakristei in erschreckender Weise herniederträufeln ließ.