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Das Ende des
2.Weltkriegs in Vierkirchen
Bericht von Pfarrer
Lanzinger
Am späten Nachmittag des 28.April hörte man plötzlich Schüsse aus geringer Entfernung. Auch manche Rauchsäule stieg im Norden auf. Das waren Anzeichen dafür, dass der Feind nahe. Bald hieß es an diesem Samstag, die Amis seien bereits in Petershausen. Durch die Straßen von Vierkirchen flutete ungeordnet und erschöpft die sich zurückziehende Wehrmacht. Das Dröhnen der Geschütze kam aus westlicher und östlicher Richtung immer näher. Von erhöhter Stelle aus sah man Panzerspitzen die Straße durch Ebersbach fahren. Nun kam der Abend dieses Samstags. Der Pfarrer un der Kooperator machten sich auf den Weg zur Kirche, um zu sehen, ob sich Leute zum Rosenkranz, der um 6 Uhr abgehalten werden sollte, einfinden würden. Tatsächlich kamen mehrere Frauen, Mädchen und alte Männer heran und nach einigem Beraten entschloss man sich, den Rosenkranz zu beten. Dem Pfarrer meldete jemand, ein paar Männer seien auf dem Turm, um eine weiße Fahne zu hissen; das sei aber wohl nicht ratsam, weil noch immer SS-Leute im Dorf seien. Eben kamen die Ministranten herbei. Der Pfarrer schickte sie in den Turm hinauf mit dem Auftrag, solange SS-Männer im Ort sind, darf keineswegs eine weiße Fahne gehisst werden. Nun ging der Kooperator an den Altar zum Rosenkranz, der Pfarrer in den Beichtstuhl. Gegen
Ende der Andacht hörte man in der Sakristei eine wütend schreiende
Männerstimme und unter der Sakristeitür erschien ein großer
wilder Soldat, die Mütze auf dem Kopf und in der Hand einen Revolver.
Er blickte wütend umher und zog sich wieder in die Sakristei zurück.
Der Pfarrer entschloss sich, bis nach der Andacht im Beichtstuhl zu bleiben.
Das war sein Glück. Dem nach der Andacht in die Sakristei tretenden
Kooperator hielt der SS-Mann vor, dass eine weiße Fahne gehisst
worden sei und die Soldatenso vonden eigenen Volksgenossen verraten würden.
Als der Pfarrer in die Sakristei kam, sagte er ihm der Mesner sei auf
den Turm gegangen, um die weiße Fahne einzuholen. Der Pfarrer entgegnete,
er habe doch das Hissen der Fahne verboten. Der Soldat entgegnete: "Die
Jungen sagen mir eben, dass Sie nichts dafür können und der
Sturmbannführer hat es auch gesagt". Er frug die Ministranten,
wer die Fahne gehisst hat. Sie nannten den Namen "Ulrich" (ein
Schuhmacher). Er rief: "Zeigt mir ihn" und eilte mit dem Buben
von dannen. Mit der traurigen Gewissheit, dass ein Pfarrkind namens Eugen
Ulrich nun erschossen werde, verließ der Pfarrer die Kirche. Die beiden Geistlichen begaben sich in den Pfarrhof. Nach etwa 3/4 Stunden hörte der Pfarrer Lärm an der Haustür. Er sah zum Fenster hinunter und erblickte mehrere weggehende Sanitäter. Im Auftrage eines Oberarztes hatten sie gefragt, ob dem Geistlichen etwas passiert sei, da man von solchen Gerüchten gehört habe. "Da hätten wir aber eingegriffen " sagten sie. Erst spät am Abend erfuhr der Pfarrer, dass Ulrich entkommen sei. Am nächsten Tag erschien er wieder. Durch einen ganz besonderen Schutz des Himmels war ihm dieFlucht gelungen. Die Soldaten schimpften und drohten noch gewaltig im Dorf umher: "Ihr schwarze Bande, euch werden wie es heute noch zeigen". Es scheint, dass es lauter verkappte SS-Männer waren. Sie wollten sich noch verschanzen und Vierkirchen gegen die Amerikaner verteidigen. Durch das Eintreten der Ärzte ließ er sich bewegen, sich in den südlichen Wald zurückzuziehen. Am Abend hörte man noch verschiedene Schüsse, in der Nacht eriegnete sich aber nichts Besonderes. Am
Sonntag, den 29.April 1945, morgens gegen 6 Uhr, hörte man außerhalb
des Dorfes, von Esterhofen her, eine gewaltige Schießerei. Man befürchtete
Schlimmes und dachte sich im Keller zu verbergen, wohin man schon Kleider,
Wertsachen u.a. verbracht hatte. Doch um 7 Uhr wurde es ruhiger und die
ersten amerikanischen Panzer rollten durchs Dorf. Auszug aus dem Bericht von Wolfgang Lanzinger: Aus der Chronik der Pfarrei Vierkirchen über das letzte Jahrhundert. |