Pfarrer von Niederroth
Johann Adam Huetter
Pfarrer in der Zeit von 1786-1814

 

Pfarrer Huetter wird in den Reisebeschreibung des bekannten Historikers Lorenz von Westenrieder 52) sehr lobend erwähnt. Westenrieder schreibt (im Duktus seiner Zeit mit langen verschachtelten Sätzen):

"Ich nahm, ohne mit einem der tausend Dinge, die bey dieser Aufforderung zum Denken, Empfinden, und Ahnden sich darbieten, im geringsten mich einzulassen, meinen Weg (von Schwabhausen aus) nordwärts nach dem, eine halbe Stund entfernten Dorf Niederroth, um daselbst bey Hrn. Pfarrer Joh.Adam Hueter mein Nachtquartier zu nehmen, einem Mann, der mir durch seine freywillige und standhafte Bemühungen um die Herstellung seiner Dorfschule, wovon ich in der Entfernung ein Zeuge zu seyn, Gelegenheit hatte, und wovon zu reden ich am Ende Anlaß nehmen werde, rühmlichst bekannt, und längst ehrwürdig geworden war.
Ich fand einen herzlichst ofnen, äußerst dienstfertigen, und bescheidnen Mann, der keine höhere Glückseligkeit kennet, als reines, thätiges Christenthum, und so viele bürgerliche Kenntniße, als seine Gemeinde nach dem Maß ihrer Bedürfniße benöthigt ist, mithin so viele Glückseligkeit, als deren seine Gemeinde zu erlangen, und zu tragen fähig ist, unter selbe zu verbreiten.
Ich kenne auch überhaupt unter allen Freuden, deren der menschliche Geist empfänglich und fähig ist, keine reinere, innigere, und sich selbst belohnendere, als (einem Mann von Werth und Würde) schon der Gedanke seyn muß, das Haupt einer Gemeinde, der Ausspender und Bewahrer der wichtigsten Begriffe, Kenntniße, und Vorstellungen, welche bey derselben in Umlauf kommen, und ihr Verhalten bestimmen sollen, zu seyn; und die Freude eines weiseren Landwirths, der, nachdem er etwa einen öde gelegnen, oder verschlimmerten Grund fruchtbar machte, nun die lieblichste Frucht heran blühen und reifen sieht, kommt in keinem Vergleich, mit der Ueberzeugung und Wahrnehmung, unter den Haushaltungen einer Gemeinde christlichen Wandel, und Sittlichkeit verbreitet, Wirtschaftlichkeit, Fleis und Ordnung in die Häuser gebracht, nachbarliches gutes Benehmen, und wechselseitige Dienstfertigkeit befördert, entzweyte Familien vereinigt, und, was das wichtigste und verdienstlichste ist, eine wahre Kinderzucht eingeführt, und befestigt zu haben.
In solcher Hinsicht kann ich nicht umhin, mir unter allen Berufsgeschäften und Aemtern, welche in einem wohlgeordneten Staat würdigen Mitbürgern anvertraut sind, das Berufsgeschäft und das Amt eines Pfarrers bey weitem, als das Wichtigste zu denken, und die Beschäftigung mit feyerlichem Ernst zu betrachten, welche (während daß Richter und Rechtsgelehrte, Aerzte, und Soldaten sich damit abgeben, Gebrechen zu schlichten, zu heilen, oder zu züchtigen) sich einzig damit abgiebt, Gebrechen aus der Welt zu schaffen, und ohne Umwege und unmittelbar zum Ziel menschlicher Bestimmung zu führen.
Es ist nicht bloß angenehm, nicht bloß lehrreich; es ist nothwendig bey Männern dieser Art über die Erscheinungen eines Orts sich Raths zu erhollen, wenn man nicht nur sehen, sondern auch urtheilen, und dabey nicht alle Augenblicke Gefahr laufen will, Erscheinungen für Eigenschaften zu halten, oder beyde in einem Licht, wo ihnen, im guten oder schlimmen Verstand, zu viel geschieht, zu erblicken.
Ich lernte hier manche Mängel, die mir sehr aufgefallen waren, von einer milderen Seite betrachten, oder mich an dem, was vorhanden ist, genügen zu lassen, indem ich bey nährer Betrachtung sah, daß außerordentliche Begünstigigungen und Hilfsmittel sich vereinigen müßten, um die Sache beßer zu machen, als sie ist. "

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