Antonius-Altar
in der Klosterkirche von INDERSDORF
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Beschreibung
Der Altar wurde um 1710
aufgestellt, damals allerdings noch mit sechs Säulen und
einem anderen Altarblatt (Salvatorbild). Es war das wertvolle
Bild, das heute den Altar in der Filialkirche von Albersbach ziert.
1730 hat man als neues Altarblatt das Antoniusbild eingesetzt,
das Propst Riezinger (1704-1721) im Jahr 1717 erworben hatte.
Die Ähnlichkeit zur Entwicklung des gegenüberliegenden
Marienaltars ist nicht zu übersehen. Das Salvatorbild wurde
1739 nach Albersbach abgegeben.
Bei der großen Neuausstattung
der Kirche um 1755 wurde das Retabel (Altaraufbau) noch einmal
verändert und neu verziert. Von den sechs Säulen blieben
noch zwei übrig; an der frei werdenen Stelle hat man Rocaillevoluten
gesetzt. Der Altar-aufsatz wurde wie bei den übrigen Seitenaltären
neu aufge-setzt. Das Antoniusbild blieb im Altar.
Erst 1907, als man bei der
Renovierung 1907 das noch wert-vollere gotische Altarbild von
1430 entdeckte, wurde das Antoniusbild abgenommen und an die Außenwand
neben dem Altar versetzt (mehr zum Antoniusbild siehe
unten...). Seither ist Mittelpunkt des Antonius-Altars ein
ikonographisch interes-santes Wandbild
des Stammbaums Jesu
mit dem Gekreu-zigten und seiner Mutter Maria. Es stammt aus
der Blütezeit des Stifts unter den Propst Erhard Prunner
(1412-1442).
Auf dem Bild mit blauem Hintergrund sitzt Maria unter dem Kreuz.
Aus ihrem Herzen wächst der Baum des Lebens (arbor vitae)
empor, der an dieser Stelle das Kreuz bildet.
Unterhalb
von Maria sind ihre Eltern Anna und Joachim dargestellt.
Aus ihnen sprießen Ranken empor zu Maria. Diese wird
auf einer Inschrift neben ihr als "Virgo Maria",
als Jungfrau Maria bezeichnet. Maria und der Baum erscheinen
hier ineinander verschlungen, so als wüchse der Baum
durch die Jungfrau hindurch. Maria ist schwanger, ihr gewölbter
Leib ist in leuchtendem Orange koloriert wie eine üppige
Frucht. Der Baum ragt über ihre rechte Schulter empor
und wird dort zum
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Altarblatt
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Stammdes Kreuzes, an dem Christus
–der noch Ungeborene, wenn man auf Maria schaut – als Geopferter
hängt. |
Zwei Engel öffnen einen Vorhang um den Blick auf das Altarblatt
freizugeben.
Nach Dr.Morsch veranschaulicht das Altarblatt die von den Augustinerchorherren
unterstützte theologische Lehrmeinung um die Maria conceptio, zu
deutsch: "Unbefleckte Empfängnis Mariens", d.h., dass
Maria bei ihrer Empfängnis im Schoß ihrer Mutter Anna nicht
von der Erbsünde belastet war. Eine Voraussetzung dafür, dass
Jesus nicht die Erbsünde "geerbt" hat.
Seit alters her wird das Kreuz Jesu mit dem Lebensbaum verglichen. In
der Kunst wird das häufig, so wie in Indersdorf, durch das Knospen
des Kreuzesstamms zum Ausdruck gebracht.
Auf dem Altar ist ein
Schrein mit den Gebeinen des Martyrers Luzius angebracht. Unter
dem Reliquien soll sich auch ein Zahn des hl. Antonius von Padua
befinden. 06)
Antoniusbild
Das
frühere Altarblatt mit dem Bild des hl. Antonius und einem
runden Reliquiar im oberen Teil hängt nun an der Wand des südlichen
Seitenschiffs. Es ist in einem prächtigen Rokokorahmen eingepasst.
Das Bild ist in gleicher Weise gestaltet, wie das Altarblatt auf der gegenüber
liegenden Seite, auf dem Maria-Hilf-Altar.
Abgebildet
ist der hl. Antonius im braunen Franziskanergewand. Die Farbe Braun
steht in der Tradition für Demut und Bescheidenheit. Auf seinem
Arm sitzt das Jesuskind, das sich zärtlich an ihn schmiegt.
In der rechten Hand hält Antonius eine Lilie.
Weiße Lilien gelten seit dem Mittelalter als Symbol für Reinheit
und Keuschheit. St.Mechthild von Magdeburg betete im 13.Jh: "empfange
Herr, deine Bräute und begegne ihnen mit den Lilien der lauteren
Keuschheit alle ihre Tage".
In
den Auszug des Rahmens ist ein Reliquienbehälter eingebaut.
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Hinweis:
Antonius lebte im 13.Jh zur gleichen Zeit wie Franziskus und
trat in dessen Orden ein. Er war ein begnadeter Redner, der
sich gegen die damaligen Häretiker (Katharer, Albigenser
und Waldenser) wandte. Seine Fastenpredigten in Padua 1231 hatten
einen sensationellen Erfolg, denn die ganze Region schien danach
wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene Familien
versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück,
unrechtmäßige und überhöhte Zinsen wurden
den Schuldnern zurückerstattet. Bis heute gilt in Italien
ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand mit seinem Leben
und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle, sondern
nur mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden
verlorener Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron
der Schlamperer". Dies geht auf zwei Legenden zurück: Als
ihm ein Manuskript gestohlen worden war, betete er so lange,
bis der Dieb damit zurückkehrte. Schöner ist die zweite
Legende, nach der er einem Geizhals half sein Herz zu suchen
und es in einer Geldtruhe fand. Die Darstellung mit dem Jesuskind
auf seinem Arm ist bei uns erst seit dem 17.Jh verbreitet; sie
verweist auf eine seiner Visionen, die er beim Bibellesen hatte.
Dabei war ihm das Jesuskind erschienen. |
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Antoniusbild
von 1730
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Hans Schertl

Quellen:
siehe Hauptseite
3 Bilder: Hans Schertl
14.1,2019
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