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Bericht über die Visitation im Jahr 1560
- in heutigem Deutsch -
[in eckigen Klammern Originaltext-Auszüge]

Im Bericht über die Visitation der "Pfarr St.Georgius in Intzemoß" heißt es:
Pfarrer: Seelsorger in Großinzemoos ist seit fünf Jahren der nunmehr 70 jährige Georg Plachvelder. Er stammt aus Lochhausen und wurde nach einem Studium an verschiedenen Trivialschulen
["studuit in scolis trivialibus"] vor 26 Jahren in Augsburg geweiht und ordiniert. Seine Primiz feierte er in Wiedenzhausen. Hierher nach Großinzemoos kam er als Nachfolger von Erasmus Oswald (der wiederum nach Weichs ging). Er benutzt, insbesondere für seine Predigten, nur Bücher katholischer Autoren ["Concionatur et utitur authoribus catholicis"]. Seine Bücher stammen aus Salzburg ["habet instructionem Salisburgensem"]. Auf Fragen nach dem katholischen Glauben oder zur Messfeier konnte er gut katholische Antworten geben. Er hält an den Zeremonien fest und lobt die Bilder (?) obgleich er dazu keine guten Antworten gegeben hat. Dass die Heiligen verehrt und angerufen werden können, bejahte er, konnte die Fragen dazu aber ebenfalls nicht beantworten. Immerhin wusste er über den Glauben und die guten Werke Bescheid ["de fide et operibus bene"] und erklärte, er glaube an die 7 Sakramente (dies war ein Indikator für den rechten Glauben, weil Luther nur 2 Sakramente anerkannte). Auch in diesem Punkt gab es aber Lücken: er konnte die 7 Sakramente nicht aufzählen und wusste auch das erste Sakrament nicht zu benennen. Bei der Taufe und bei anderen andere Zeremonien benutzt er die lateinische Sprache. Schwer einzuordnen ist die Bedeutung des Satzes "Hat neulich gfirmt im closter Innerstorff". Fragen zum Altarsakrament beantwortete Plachvelder richtig; auch dass man das Allerheiligste in Gestalt der Hostie anbeten müsse, doch wisse er nicht, warum das so ist ["sed nescit quare"]. Auch beim Bußsakrament hatte er Lücken. Die Sünden, von denen nur der Bischof lossprechen kann, kennt er nicht gut. Den Beichtenden legt er eine Buße auf, aber nicht immer. Er ist halt ein alter Mann und schon etwas vergesslich ["senex enim est et negligens"]. Sein Einfluss auf das Pfarrvolk sei beschränkt ["sagt, er kind das volckh nit dartzu pringen und er kind nit alle ding ausrichten"]. Aber die Obrigkeit holt er nicht zu Hilfe ["sagts doch der obrigkeit nit"]. Zur Diskussion über den Zölibat sagte er, er kenne sich darin nicht aus und lasse andere darüber reden. Seiner Meinung nach sollten Priester keine Lebensgefährtin haben ["Priester mögen nit weiber nemen"]. Die letzte Ölung (= jetzt Krankensalbung) sei ein von Christus eingesetztes Sacrament; wo und wie wisse er aber nicht. Es werde von den Leuten nicht oft in Anspruch genommen ["es kom selten ainer, ders beger"]. Hinweis: Die Leute glaubten damals, die letzte Ölung beschleunige das Ableben.
Zum Privatleben des Pfarrers notierte der Visitator, der Pfarrer sei früher einmal ein Wirtshausgänger gewesen
["tabernarius fuit"], bleibe jetzt aber wegen seines Alters daheim. Er habe eine Lebensgefährtin, aber keine Kinder [concubiniam habet, non tamen liberos"]. Als sportliche Betätigung klaube er im Garten Birnen auf ["pro exercitio klaubt er piern auf"]. Studieren möge er nicht mehr ["mag nit studiern"]. Früher habe er auch gerne Karten gespielt ("mecht vor zeiten ain spiler gewesen sein, aber jetz nit mer"]. Der Kirchenpfleger lobt den Pfarrer mit den Worten: "Pfarrer wirt aines erbern (= ehrbaren) wandls beschrait (=
gerühmt), helts auch durchaus mit allen dingen catholisch".

Pfarrei: Das Präsentationsrecht für die Pfarrei besitzt das Domkapitel in Freising ["Collation hat ain thumbcapitl zu Freising"], das ein Drittel des Zehents erhält. (Das Domkapitel, der engste Mitarbeiterstab des Bischofs, war eine eigenständige juristische Person, die unabhängig vom Bischof selbst kirchlichen Besitz und Rechte haben konnte). Das Einkommen des Pfarrers liegt bei 60 Gulden. Die Pfarr-Kirchenrechnung erstellen der Pfarrer und die Kirchenverwalter. Von den Pfarrgründen ist nichts verkauft. In der Pfarrei wohnen rd. 80 Gläubige im Alter über 10 Jahre, die alle katholisch geblieben sind ["hat communicanten bei 80, all catholisch"]. Das Volk besuche gerne den Gottesdienst und bleibe dort auch bis zum Ende ["volkch gee gern zum gottsdienst und bleibt bei der meß"]. Einen Problemfall in seiner Gemeinde löst der Pfarrer in Barmherzigkeit: Die Frau des Schneiders Plaub wurde von ihrem Mann verlassen und lebt nun mit einem Bauernknecht zusammen. Ihr verweigert der Pfarrer die Kommunion nicht ["der Plaub, schneider, ist von seinem weib weckhzogen und sy hangt an aim paurnknecht. Gibt ir das sacrament nicht desto weniger"]. Das Einkassieren des Zehents von den Bauern ist mühsam ["mit den zehenden gets mhue zu"]. Für die Beerdigung und das Traueramt verlangt Plachvelder 1 Gulden von reicheren Personen.

Kirche: Das Einkommen der Kirchen (neben dem der Pfarrei) beträgt nur 1 Gulden 10 Pfennig sowie 2 1/2 Schäffel Getreide ["an gellt 1 fl. 10d, an allerlai traid 2 1/2 schäffl. "]. Die Kirchenrechnung erstellen der Pfarrer und die Kirchenverwaltung. Als Entlohnung gibt es nur etwas Wein ("wirt ungevehrlich 2 viertl wein vertzert"]. Die Einnahmen werden für die Beleuchtung der Kirche (=Kerzen) verwendet. In Großinzemoos steht kein Mesnerhaus. Der als "vleissig" beschriebene Mesner ist wohl einer der Bauern. Die Kirche ist baufällig; die Reparatur würde rd. 30 Gulden kosten ["gotshauß ist paufellig, mecht mit 30 fl. gebessert werden"]. In der Kirche stehen ein Taufstein und das Sakramentshäuschen, vor dem ein Ewig-Licht (vielleicht nicht immer) brennt ["sakramentsheusl wirt armuet halb beschwerlich bleicht"]. Die übrige Ausstattung ist ausreichend ["sonst mit aller kirchennottdurfft versehen. Wirt damit sauber gehallten"]. Gottesdienste werden sonntäglich und wöchentlich gefeiert ["wirt sonntäglich und wochenlich alda meß gehalten"]. Auch die Jahrtage werden vom Pfarrer nicht vergessen.

Eine Aufstellung über die Größe der Pfarreien im Dachauer Land im Jahr 1560 finden Sie hier...