Marienkapelle
in WEIL
Beschreibung
Die Kapelle steht direkt an der Straße
von Indersdorf nach Altomünster.
Ortsgeschichte
Die aus zwei großen
Bauernhöfen bestehende Ortschaft Weil wurde im 16. Jahrhundert
"Wall" genannt. Der Name soll vom römischen Wort
villa = Landgut abzuleiten sein. Über Weil führte schon
im Altertum eine der beiden Römerstraßen im Landkreis
Dachau, die von Augsburg über Irchenbrunn, Altomünster,
Westerholzhausen, Indersdorf, Biberbach und Oberndorf nach Freising
und weiter bis nach Moos a.d. Donau (bei Deggendorf) verlief.
Der Weiler gehörte
in früheren Zeiten zur Hofmark Eisenhofen. Im 30jährigen
Krieg wurden die Höfe zerstört und die Bewohner umgebracht.
1759 kaufte das Kloster Altomünster beide Höfe und gab
sie 35 Jahre später an Siedler aus der Oberpfalz weiter (ähnlich
wie in Ruppertskirchen).
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Weil auf einer Karte von 1859
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Geschichte der
Kapelle
Über dem Eingang hängt eine Steintafel,
auf die Erbauer genannt sind.
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Einer der beiden Bauernhöfe
gehört der Familie Gronegger.
Auf ihrem Grund steht
die unter Denkmalschutz stehende Marienkapelle, die aus dem
Jahr 1830 stammt.
Text
auf der Tafel:
Zum seeligen Andenken wurde die Kappelle erbaut von Johann Bükel
und Walburga dessen Ehegattin zur Frömmigkeit der Kristen 1830.
Fecit Jakob Schoellhorn M.M. in Aichach.
In den Jahren 2009 bis 2013 wurde die Kapelle von der Familie Gronegger
von Grund auf renoviert. Bilder von der feierlichen Einweihung am
22.9.2013 können Sie hier sehen...
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Die Pfarrei
Altomünster plant, in der Kapelle alljährlich eine Maiandacht
und eine Feier zum Patrozinium am 22.August abzuhalten.
Baubeschreibung
Der
Kapellenraum schließt in drei Seiten eines Achtecks. Der Eingangsbereich
ist durch einen Vorraum geschützt, der durch offene Portale
an beiden Seiten betreten werden kann. An der Frontseite gibt ein
großer rundbogiger Durchbruch den Blick auf die Eingangstüre
frei.
Das
mit Ziegeln gedeckte Satteldach ruht auf einem vorkragenden Gebälk.
Am Giebel gliedern Lisenen, die ein offenes Dreieck bilden, zusammen
mit einer halbkreisförmigen Öffnung die Wand.
Der relativ
massive Turm ist mit einer pyramidenförmigen Haube bedeckt und
mit einem Kreuz gekrönt.
zerbrochene
Glocke
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Im Turm hängen übereinander zwei Glocken.
Die Marienglocke stammt aus dem Jahr 1926.
Die zweite, dem hl.Josef geweihte Glocke, wurde im Jahr 2012
von der Glockengießerei Perner in Passau gegossen, nachdem
ihre Vorgängerin nicht mehr zu reparieren war (siehe Bild
links).
Die neue Glocke machte erhebliche Änderungen im Glockenstuhl
notwendig. |
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Innenbeschreibung
Das Innere der Kapelle besteht aus einem
nahezu quadratischen Raum, der von zwei Fenstern erhellt wird. In ihm
stehen mehrere Bänke für Besucher. Die Flachdecke ist mit Gemälden
verziert.
Deckengemälde
Das Deckengemälde
aus der Erbauungszeit, die in den 1960er Jahren teilweise übertüncht
worden waren, besteht aus fünf Einzelbildern. Früher war das
Mittelbild von Rocailleverzierungen
umgeben, die auch die Verbindung zu den äußeren Ovalbildern
der vier Evangelisten herstellten. Heute ist der Zwischenraum
als blau getönte Felder mit grauen Umgrenzungen gestaltet. Alle Bilder
wurden bei der Renovierung 2013 überarbeitet.
In der Mitte befindet sich ein Rundbild. Darauf ist das Lamm Gottes'
mit Kreuzfahne dargestellt, das auf dem Buch mit den sieben Siegeln liegt.
Im Bildhintergrund sind Getreideähren und Weintrauben zu sehen, Sinnbilder
für Brot und Wein, für das Fleisch und das Blut Christi.
Umgeben wird das Rundbild von vier Ovalbildern mit den vier Evangelisten
und ihren typischen Attributen.
Hinweis: Diese Darstellung des Lammes
greift ein Thema aus den Geheimen Offenbarungen (Apokalypse, 5,1 ff) der
Bibel auf. Darin beschreibt Johannes eine Vision, in der Gott eine Buchrolle
mit sieben Siegeln in der Hand hält, die niemand öffnen konnte.
Allein der "Löwe aus Judas Stamm und Nachkomme Davids" sei
dazu berechtigt. Da kam ein Lamm, das aussah, als ob es geschlachtet worden
war und öffnete die Siegel. Die Buchrolle ist das Buch des Lebens,
in dem die Namen der Gerechten und der Sünder eingetragen sind und
das die Ereignisse enthält, die am Weltende geschehen werden. Das Lamm
stellt Jesus dar, der auch der Löwe von Juda und Lamm Gottes genannt
wird. In der christlichen Kunst wird Christus in Anlehnung an Textstellen
im Alten (Jesaja 53,7) und Neuen Testament (Joh 1, 29) schon seit dem 4.
Jh. symbolisch als Opferlamm dargestellt. Die Kreuzfahne über dem Lamm
als Zeichen des Sieges über den Tod ist in der Kunst schon seit dem
10./11. Jh. gebräuchlich.
Die vier Evangelistensymbole Engel, Löwe, Stier und Adler haben
ihren Ursprung in den Cherubim,den himmlischen Altar- und Thronwächtern.
Sie werden in den Gottesvisionen Hesekiels (AT) und in der Offenbarung des
Johannes (Kap.4 Vers 7) als die vier Lebewesen, die rings um Gottes Thron
stehen, erwähnt. Zuerst wurden sie nur im Zusammenhang mit dem thronenden
Christus abgebildet.
Altar
Geprägt
wird der Innenraum aber vom großen Altar, der in seiner Form
dem Chorschluss folgt. Er besteht aus drei Teilen: ein erhöhter
Mittelteil wird von zwei nach vorne gerichteten Seitenteilen mit
einfachen, braun/weiß/blau marmorierten und mit vergoldeten
Leisten umgebenen Felderungen und angedeuteten Pilastern gesäumt.
Auch der Altartisch ist entsprechend gestaltet; dem Antependium
(der Vorderseite des Altars) ist ein gleichschenkliches Kreuz in
barocken Formen aufgesetzt.
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In
der Mittelnische steht eine neue Muttergottes-Figur
auf einem Sockel. Sie wird -dem Patronat der Kapelle entsprechend-
als Maria Königin, mit einer barocken Helmkrone dargestellt.
Das Jesuskind hält ein weiteres königliches Insignium,
den Reichsapfel, in der Hand. |
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Auf
dem Altartisch steht ein Kruzifix.
Der Kreuzesstamm scheint aus dem Boden herauszuwachsen. Der
Schädel Adams zu Füßen des Kreuzes verweist
auf eine Legende, nach der das Kreuzesholz aus den Überresten
des Paradiesbaumes gewachsen ist. Im Sockel des Kruzifixes sind
Marterwerkzeuge (Hammer, Zange, Nägel u. Geißelsäule)
abgebildet.
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Zur
Einweihungsfeier hat man eine Kerze
anfertigen lassen und auf den Altar gestellt. Darauf ist neben
einem Marienbild und einem Bild der Kapelle folgender Text zu
lesen: "Zur Einweihung der Marienkapelle Maria Königin
zu Weil am 22.9.2013". Die beiden Wachsbilder sind durch
eine Blatt- und Blütengirladen verbunden. |
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Kreuzweg-Stationsbilder
An den Wänden der Kapelle
hängen die Kreuzwegbilder im einfachen Holzrahmen
mit geschwungenem Aufsatz und krönendem Kreuz.
Hinweis: Als Kreuzweg werden
die aufeinanderfolgenden bildlichen oder plastischen Darstellungen
bezeichnet, die meist aus vierzehn Stationen der
Leidensgeschichte Jesu, angefangen von der Verurteilung durch
Pilatus bis hin zur Grablegung, bestehen.
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Seinen Ursprung hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem
den Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa" nachzugehen.
Im späten Mittelalter wurde die Kreuzverehrung insbesondere
durch den hl.Franziskus von Assisi gefördert, der durch die Stimme des Gekreuzigten vom Kreuz in St.Damiano zu einem christlichen
Leben bekehrt wurde. Seit dieser Zeit wurden Kreuzwegandachten
als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige Land abgehalten.
Die Stationen bildeten dafür die Leidensstätten Jesu
nach. Auf diese Weise konnte der letzte Weg Jesu vor Ort nachgegangen
und sein Leiden anschaulicher betrachtet werden.
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Kreuzwegdarstellungen in Deutschland
entstanden erstmals in und bei Klosterkirchen, auf Anhöhen und
bei Wallfahrtsorten, insbesondere in der Nähe von Franziskanerklöstern.
Mit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert hielten sie als Kreuzwegbilder
Einzug in die Innenräume der Pfarrkirchen und verbreiteten sich
zunehmend. Papst Clemens XII. erkannte im Jahr 1731 mit seinem Breve
Unterweisungen über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten soll
diese Form des Kreuzwegs als kanonisch an und bedachte ihn mit großzügigen
Ablässen.
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1. Station
Jesus wird von Pilatus
zum Tod verurteilt
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2. Station
Jesus nimmt das Kreuz
auf seine Schultern
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3. Station
Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuze
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4. Station
Jesus begegnet
seiner Mutter Maria
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5. Station
Simon v.Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
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6. Station
Veronika reicht Jesus
das Schweißtuch dar
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7. Station
Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuze
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8. Station
Jesus tröstet die
weinenden Frauen
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9. Station
Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuze
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10. Station
Jesus wird seiner
Kleider beraubt
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11. Station
Jesus wird ans
Kreuz geschlagen
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12. Station
Jesus stirbt am Kreuz
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13. Station
Jesus wird vom Kreuz
abgenommen
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14. Station
Jesus wird ins Grab gelegt
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Wenn Sie sich eine Zusammenstellung
von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer Landes ansehen und
mehr über die Geschichte des Kreuzwegs erfahren möchten, klicken
Sie hier...
Wandkruzifix
An
der rechten Wand hängt ein großes Kruzifix,ähnlich
dem Kanzelkreuz in den Kirchen. Es wird von zwei Engelsköpfchen
(Cheruben) begleitet.
Jesus hängt, mit drei Nägeln fixiert, am Kreuz. Sein mit
der Dornenkrone versehenes Haupt ist im Tod gesenkt. Aus den Wunden
strömt Blut. Das in einem großen Knoten zusammengebunde
weiße Lendentuch ist von einer Goldborte umgeben.
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Agnus-Dei-Bild
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Das
Goldbild mit dem Agnus-Dei,
dem Lamm Gottes, stammt vom Indersdorfer Maler Ludwig Seemüller.
Das Kunstwerk ist ein Geschenk der Markgemeinde Indersdorf zur Neueinweihung
der Kapelle nach der Renovierung 2013.
Hinweis: Das Lamm ist das älteste Symbol für Jesus. Es geht zurück
auf Textstellen im Alten Testament (Jesaja 53,7) und im Neuen Testament
(Jh 1, 29). In der christlichen Kunst wird Jesus seit dem 4. Jh. symbolisch
als Opferlamm dargestellt, oft zusammen mit einem Kreuz, später auch
mit einer Kreuzfahne. |
Fenstergemälde
Der Bau besitzt
zwei Fenster, die jeweils mit einem runden Glasgemälde verziert sind.
Eines
zeigt den hl.Georg
als Ritter auf einem prächtig aufgezäumten Schimmel sitzend.
Mit der Lanze tötet er den unter ihm liegenden Drachen (=das
Böse).
Am Rande die Umschrift: "Sanct Georgius anno domini 1303" |
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Das
andere Glasgemälde zeigt die bekannteste Legende des hl.Martin,
die Mantelspende. Der Heilige teilt mit dem Schwert seinen Mantel
und gibt eine Hälfte dem um Hilfe flehenden Bettler. Die Umschrift
lautet: "Sanct Martinus anno domini 1317". |
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Hinweise:
Georg war Soldat des römischen Heeres zur Zeit Kaiser
Diokletians und wurde um ca. 304 in Nikodemien oder Lydda enthauptet.
Bei uns wird der hl. Georg vor allem als Patron der Pferde verehrt
(Georgiritt). Meist wird er als Ritter dargestellt, der einen Drachen
tötet. Nach der Legende hauste in einem See vor der Stadt Silena
in Lybia ein Drache, dem die Einwohner täglich Lämmer und
später Kinder opfern mussten. Da erschien St.Georg, nachdem er
alle Martern überstanden hatte, gevierteilt und vom Erzengel
Michael wieder zum Leben erweckt worden war. Als der Drache auftauchte,
schwang Georg mit dem Zeichen des Kreuzes die Lanze und durchbohrte
das Untier, das zu Boden stürzte.
Martin begegnete als Soldat hoch zu Ross am Stadttor von Amiens
einem frierenden Bettler. Ihm schenkte er die mit dem Schwert geteilte
Hälfte seines Mantels; in der folgenden Nacht erschien ihm dann Christus
mit dem Mantelstück bekleidet: er war es, der Martin als Bettler prüfte.
St.Martin wurde gegen seinen Willen 371 auf Drängen des Volkes Bischof
von Tours. Die Legende berichtet, er habe sich in einem Stall versteckt,
um der Wahl zu entgehen, doch hätten ihn die Gänse durch ihr Schnattern
verraten. |
Hans Schertl
Quellen:
Heimatbuch des Landkreises und der Stadt Dachau, 1971
Anton Mayr, Altoland, 1998
Dip.Ing Klaus-R.Witschel, Eine frühgeschichtliche Straße in
Irchenbrunn, Amperland 2001/3 (Römerstraße)
Dr. Eckhard Bieger SJ, das Katholische Symbollexikon, 2004
Dachauer Nachrichten vom 8./9.8.2009 (Baujahr, Renovierung), 17.9.2013
(Einweihungsankündigg)
Dachauer SZ vom 5.10.2009 (Renovierung)
Dachauer Kurier v. 13.10.2012 (Glocken)
Festschrift zur Einweihung nach der Renovierung, 2013
8 Bilder: Hans Schertl
26.9.2013
Einweihungsfeier
nach der Renovierung 2009-2013
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