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Landkreiskarte
Kirchen
im Stadtgebiet Dachau
Filialkirche St. Leonhard in WEBLING
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Die Kirche St. Leonhard in Webling wurde in der Zeit von 1500 bis 1550 im spätgotischen Stil erbaute. Baumeister könnte Hanns Widerl gewesen sein. In der Sunderndorfer'schen Matrikel von 1524 wird sie als Filialkirche von Mitterndorf genannt. Erst 1936 kam sie zur Pfarrei St.Jakob in Dachau. In der Barockzeit, 1630, kurz vor dem Schwedeneinfall in Bayern sowie noch einmal um das Jahr 1700 wurde die Kirche teilweise barockisiert. Sie erhielt einen neuen Altar; zudem wurden die Spitzbogenfenster durch größere ovale Fenster ersetzt. Schlossbaumeister Johann Öttl hatte dazu 1697 eine Kostenschätzung erstellt. Insgesamt blieb der Kirche aber ein völliger barocker Umbau erspart. |
Baubeschreibung
Das Gotteshaus liegt am nördlichen Rand
des Weilers Webling auf einer Anhöhe. Die kurze Kirche, die von außen
wie ein Altarraum ohne Kirchenschiff wirkt, ist in drei verschieden breite Joche
unterteilt, wie man an den abgestuften Strebepfeilern
außen deutlich erkennen kann. Der dreiseitig geschlossene Chor ist vom
Kirchenschiff nicht geschieden; sie bilden einen einheitlichen Raum. An der
Südseite des Langhauses ist eine Sonnenuhr
(mit Jahreszahl 1990) angebracht. An den übrigen Jochen barocke Ovalfenster.
Der Bau ist mit Entlüftungschächten im Mauerwerk durchsetzt
Am breitesten (westlichen) Joch steht nördlich der mit gemauerten Eckquadern
versehene Turm. Er besitzt ein Satteldach mit vier Turmfialen (Spitztürmchen)
an den Ecken. Hinter den korbbogigen Schallfenstern mit Mittelsäule hängen
noch zwei alte Glocken: eine größere mit der Aufschrift "AVE MARIA",
die von Meister Ulrich von Rosen, München, 1481 für Mitterndorf gegossen
wurde und eine kleinere von Christoph Thaller, München aus dem Jahr 1729 (andere
Quelle: 1772). Die Glocken werden mit den durch das Sakristeigewölbe führenden
Seilen noch per Hand geläutet. In die Glockenstube im oberen Turmgeschoß
gelangt man über die Empore. Eine Auflistung der ältesten Glocken
im Landkreis finden sie hier.....
Die Sakristei
im Turmuntergeschoss besitzt -wie
die Kirche- ein gotisches Netzgewölbe mit einem Schlussstein
im Zentrum der Rippen. Dort ist ein Wappen aufgemalt.
Webling ist zusammen mit Mitterndorf und Amperpettenbach eine der wenigen gotischen Kirchen des Dachauer Landes, die sich als Bau noch relativ unverfälscht erhalten haben.
Inneneinrichtung
Altarraum
Der Altarraum ist nicht eingezogen,
sondern bildet mit dem Kirchenschiff eine Einheit, wie dies in gotischen Zeiten
üblich war. Er schließt mit drei
Seiten eines
Achtecks. Dort
befinden sich rundbogige Mauernische mit holzbelegten Sohlbänken. An der Wand
wurden spätgotische Rötelinschriften fragmentarisch freigelegt (unter acht Putzschichten).
Der Kirchenraum ist im Verhältnis zu seiner Länge sehr hoch.
Chor, Langhaus und Turmerdgeschoss besitzen ein Netzgewölbe
auf Kragsteinen (Steine, die als Träger der Rippen verwendet werden). Die Gewölberippen
enden in schönen runden Schluss-Steinen mit Heiligenreliefs von
St.Leonhard und St.Georg (ähnlich wie in Amperpettenbach).
Die großen Fenster mit Antikglas in Rundverbleiung verleihen dem Raum viel Helligkeit.
Der barocke Choraltar aus der Zeit um 1710 besitzt ein barockes Retabel. Vier schräggestellte, glatte Säulen stützen ein verkröpftes Gebälk mit hohem Auszug und begleitenden Heiligenfiguren. Die Stipes, der Altarblock, ist gemauert und verputzt. Das vorgeblendete Antependium besteht aus marmoriertem Holz. Mittelpunkt des Altars ist das Altarblatt mit der Darstellung des Kirchenpatrons St.Leonhard. Dieses Bild enthält drei Aussagen: Der größere obere Teil zeigt die Glorie des hl. Leonhard. Engel tragen die Insignien des Heiligen: die Mitra, den Bischofsstab und die Ketten. Unten links ist Leonhard als Gefangenenbefreier dargestellt. Der Heilige kommt in den Kerker, wo ein Gefangener angekettet und zwei Gefangene in den Holzpflock eingespannt sind. Unten rechts sind Rinder auf einer Wiese vor der Weblinger Kirche zu sehen. Auf dem Bild hat die Kirche das Vorhaus an der Westseite, statt an der Südseite und die Sonnenuhr direkt über dem Eingang. Das 206 x 108 cm große Bild im vergoldeten Rahmen wurde 1710 mit Ölfarben auf Leinwanduntergrund gemalt. Über dem Altarblatt ist eine Kartusche mit der Inschrift: "S. / LEONARD / V. S." angebracht, bekrönt von einem Engleinskopf mit Mitra. |
Vergrößerung von 8 Details (Altarfiguren, Wandmalerei, Gewölbe) per Mouseklick |
Als Assistenzfiguren stehen St.Wolfgang und St.Martin auf Postamenten neben den rotbraun marmorierten Säulen. Sie stammen -wie der Altar-.
Hinweise:
St.Wolfgang ist wie üblich
mit dem Bischofsstab und einem Buch mit Kirchenmodell zu sehen. Er hatte
beim Bau seiner Kirche den Widerstand des Teufels zu überwinden. St.Martin ist mit Bischofsstab, Buch und Gans dargestellt. Martin wurde gegen seinen Willen 371 auf Drängen des Volkes Bischof von Tours. Die Legende berichtet, er habe sich in einem Stall versteckt, um der Wahl zu entgehen, doch hätten ihn die Gänse durch ihr Schnattern verraten. |
Im Altarauszug
ein Muttergottesbild (Maria hält das Jesuskind mit beiden Händen),
das von Putten umgeben ist. Auch dieses Bild wurde 1710 mit Ölfarbe auf
Leinwand gemalt. Auf dem Volutenabschluss befinden sich drei Engelsköpfe und
eine Strahlensonne.
Assistenzfiguren des Auszugsbildes auf dem Gebälk des Hochaltars sind nicht
-wie üblich- huldigende Engel, sondern zwei Heilige, ebenfalls aus der
Zeit um 1710: St.Florian und St.
Georg. Der hl. Florian (links) in Soldatenkleidung wird sitzend
mit Fahne in der linken Hand und einem Wasserschaff in der rechten Hand, das
er über einem lichterloh brennenden Haus ausschüttet.Auch der hl.
Georg wird als Soldat dargestellt. Er kniet vor dem Drachen, den er mit
dem Spieß getötet hat
Hinweise:
St.Florian war
um das Jahr 304 Offizier der zweiten italienischen Legion des römischen
Heeres. Wegen seines Glaubens wurde er verhaftet und nach vielen Martern
mit einem Mühlstein um den Hals in die Enns geworfen.
In seiner Jugend soll er ein brennendes Haus durch sein Gebet gerettet haben.
Georg war Soldat des römischen Heeres und wurde um ca. 304 in Lydda wegen seines Glaubens enthauptet. Er soll der Legende nach einen Drachen getötet haben, der die Bevölkerung terrorisierte und Menschenopfer verlangte. Der Drache ist ein Wesen, das viele Völker in ihren Mythen (Lindwurm) kennen. In China gilt er als glücksbringend, bei uns im Westen als Bedrohung. Sein Name kommt vom Griechischen drakon = "furchtbar Blickender". Im Alten Testament wird er als Verkörperung des Bösen und als Teufel bezeichnet. In der Apokalypse bedroht er die Frau, die gerade ein Kind geboren hatte. In der religiösen Kunst wird er häufig zusammen mit dem hl.Michael, dem hl. Georg und der hl.Margarete abgebildet. Bei frühen Darstellungen ist der Drache meist schlangenartig und oft mehrköpfig wiedergegeben, seit dem Spätmittelalter eher echsenförmig, oft mit Fledermausflügeln und feurigem Atem. Alte Drachen-Darstellungen sind Sauriern oft erstaunlich ähnlich, als ob es ein Urwissen von der Existenz dieser prähistorischen Tiere geben würde. |
Die Sakristeiglocke (Chorglocke) mit einem Durchmesser von 8 cm, besteht aus Bronze. Sie hängt in einem in schmiedeeisernem Gestell mit gedrechseltem Holzgriff und erklingt im Ton cis.
Die rundbogige Sakristeitüre ist aus Eichenholz gearbeitet, mit altem Beschlag, Schloss und Klopfer.
An den Seitenwänden verläuft rings um die Kirche bis in etwa 2 Meter Höhe eine Wandmalerei mit Vorhangdraperie. Diese frühbarocke Malerei wurde bei der Renovierung um 1990 unter sechs Malschichten entdeckt. Sie stammt aus dem Jahr 1630 und dürfte dem Dachauer Maler Christoph Pfab zuzuschreiben sein. Unter dieser Malschicht ist noch eine weitere, gotische Malerei verborgen.
3 Details (Wandmalerei,Emporenbilder,Decke) per Mouseklick |
Darüber sind die teilweise frühbarocken, teilweise auch ergänzten Apostelleuchter aus Schmiedeeisen vor den gemalten Apostelkreuzen angebracht; sie erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlische Jerusalems. Die 37 x 28 cm großen Kreuzwegbilder enthalten Kupferstiche. Sie wurden der Signatur nach von "J. E. Haid excud. A. V." im 18.Jh. nach einer Malvorlage von J.Hartmann geschaffen. Im späten Mittelalter hielt man dann Kreuzwegandachten als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige Land. Wenn Sie mehr über die Entstehung der Kreuzwegstationen und seiner Darstellungen in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken Sie hier... An der Nordwand eine Kreuzigungsgruppe mit einer Mater dolorosa, die eine Krone auf dem Haupt trägt (18.Jh). Über dem Kreuz sind drei große Nägel angebracht, die als Halterung für einen Vorhang oder einen Baldachin dienten, der früher über und um die Gruppe hing. Die Kirchenbänke (vier Reihen beidseits des Mittelganges und eine Reihe an der Westwand unter der Empore) dürften aus der Zeit um 1800 stammen. |
Das Pflaster besteht aus Solnhofener Platten, die um 1990 verlegt wurden. Die noch intakten Vorgängerplatten aus dem 19.Jh bilden heute den Sakristeiboden.
Auf der Empore hat sich noch Sitzbaum (eine Sitzbank rustikaler Art) erhalten. Solche Bänke gibt es nur noch in wenigen Kirchen des Landkreises (z.B. in Rudelzhofen, Kollbach)
Die Kirche besitzt keine Orgel.
An der Emporenbrüstung
sind zwei 99,5 x 86 cm große Ölgemälde
in einem klassizistischen Rahmen angebracht. Auf dem südlichen Bild sind der
Patron der Kirche, der hl. Leonhard (mit Abstab und Ketten) und
der hl.Georg dargestellt, auf dem nördlichen Bild die Heiligen Isidor
(mit dem pflügenden Engel) und Wendelin (mit Krone, Hirtentasche und
Hirtenstab).
Hinweise:
Leonhard (500-559) lebte von als Einsiedler und später als Abt
in Frankreich. Regelmäßig besuchte er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I., dass viele von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich
als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen - und
der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete; nach der
Reformation wurde er Schutzpatron der Haustiere, weil man die Ketten, mit
denen er abgebildet wurde, als Viehketten deutete. Leonhard ist einer der
14 Nothelfer. In Bayern erreichte die Leonhardsverehrung im 19.Jh ihren
Höhepunkt. Isidor lebte im 12. Jh. als Knecht bei einem Baron. Seine Mitknechte verpetzten ihn, weil er ständig betete. Als sein Herr feststellen wollte, ob dies stimme, sah er der Überlieferung nach zwei weiße Stiere, von einem Engel geleitet, pflügen, während Isidor im Gebet daneben kniete. Isidor wird häufig mit Pflug, Dreschflegel, Sense oder Spaten, dazu Rosenkranz dargestellt. Wendelin (555-617), ein schottischer Königssohn, war Schafhirte bei einem Edelmann in der Nähe von Trier. Der als räuberisch geschilderte Herr der Herde kam unerwartet vorbei und war erzürnt, dass Wendelin sich so weit von der Herde entfernt hatte. Doch als der Erboste in seinen Hof zurückkam, war Wendelin bereits dort. Tief erschrocken, bat der Herr Wendelin um Vergebung, baute ihm eine Zelle in der Nähe des benachbarten Klosters Tholey. Dessen Mönche wählten Wendelin zum Nachfolger ihres verstorbenen Abtes, ohne dass der Heilige je Priester geworden war. Georg war Soldat des römischen Heeres zur Zeit Kaiser Diokletians und wurde um ca. 304 in Nikodemien oder Lydda enthauptet. Bei uns wird der hl. Georg vor allem als Patron der Pferde verehrt (Georgiritt). Meist wird er als Ritter dargestellt, der einen Drachen tötet. Nach der Legende hauste in einem See vor der Stadt Silena in Lybia ein Drache, dem die Einwohner täglich Lämmer und später Kinder opfern mussten. Da erschien St.Georg, nachdem er alle Martern überstanden hatte, gevierteilt und vom Erzengel Michael wieder zum Leben erweckt worden war. Als der Drache auftauchte, schwang Georg mit dem Zeichen des Kreuzes die Lanze und durchbohrte das Untier, das zu Boden stürzte. |
Der Opferstock in der Nähe des Eingangs stammt wohl aus dem 19. Jh.. Es besteht aus Eisenblech mit rundbogiger Blechtafel "Zur / Ehren des heiligen / sanct Leonahrt.". .
Hans Schertl
Quellen:
Dr.Martin v.Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
Heimatbuch des Landkreises und der Stadt
Dachau, 1971
Max Gruber,
Für Dachau tätige Architekten und Maurermeister, Amperland 1982/3
Max Gruber, Im Amperland tätige Glockengießer, Amperland 1984/2
Alexander Zeh, Zur Renovierung von St.Leonhard in Webling, Amperland 1990/2
"Kleine Kunstführer" durch Kirchen, Schlösser und Sammlungen im mitteleuropäischen
Kulturraum
Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
Robert Ziehfreund, Dachau, 2006 (Allianzwappen)
21 Bilder: Hans Schertl (2001,2002)
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21.8.2006