Hofkapelle
St. Johann in SIXTNITGERN
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Kurzbeschreibung
Die Kapelle in
St.Johann,
im Greimerswinkel in einer Senke am Roßbach gelegen, wurde
erstmals 1524 in der Sunderndorfer'schen
Matrikel als "Capella S.Joannis Baptistae in Greimertswinckl"
neben vier weiteren vier Filialkirchen der Pfarrei Sittenbach schriftlich
genannt. Sie könnte aber auch älter sein, weil das Johannespatrozinium
in der Regel auf eine frühe Gründung hindeutet.
Apian (um 1550) kennt den Ort als "villa in nemore magne" als Ort
in großer Abgeschiedenheit. Und noch jetzt liegen diese gotische
Kirche und der Einödhof so im "Winkel", dass sie bei
der Inventa-risierung der Kunstdenkmale Bayerns 1895 über-sehen
wurde.
Die Kapelle, die die Ausmaße einer Kirche hat, ge-hört
zum Hof der Familie Huber. Sie erhebt sich eindrucksvoll auf einem
Hügel und schließt den Gutshof nach Norden ab. Bei der
Säkularisation (um 1803) wurde
die Kirche von den Bauern als "zu sonstigem landwirtschaftlichen
Gebrauch vorge-sehen" deklariert und so vor dem Abbruch bewahrt".
Aber durch
diese landwirtschaftliche
Nutzung wurde sie baulich stark in Mit-leidenschaft gezogen
worden. Sie wurde baufällig und konnte erst nach einer
Restaurierung 1834 wieder als
Sakralraum benutzt werden.
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Eingangstür
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Der Turmbedeckung ist als Zeltdach
gestaltet. Im Turm hängen zwei Glocken.
Eine Neuere aus dem Jahr 1962 (gegossen von Czudnochowsky
aus Erding) und eine Historische aus dem Jahr 1729.
Innenausstattung
Der Altar
stammt aus dem Kloster Taxa. Als er dort ausgetauscht wurde, kam er als
Seitenaltar in der Kirche von Rossbach.
Seit 1779 steht er hier in Sixtnitgern.
Im Altarauszug
ein Bild des hl. Johannes
v.Kreuz
Das Altarblatt zeigt die Taufe Jesu durch Johannes d.Täufer
(Maler Korbmann -1835).
Assistenzfiguren
sind die Heiligen Leonhard (mit Abtsstab) und Wendelin (mit Hirtenstab).
Am Tabernakel
stehen zwei Reliquiare in Form von Monstranzen mit Bildern der Heiligen
Franz Xaver u.Ignatius von Loyola

per Mouseklick zu den Beschreibungen
Die größte Figur ist
eine Skulptur "Herrgott an der Geißelsäule",
die wahrscheinlich früher in der Geiselwieskapelle stand und vor
300 Jahren nach St.Johann kam.
Die Kreuzwegbilder
im prächtigen Holzrahmen bestehen aus Hinterglasmalerei und zierten
bis 1892 die Odelzhausener Kirche, in die sie nach der Säkularisation
und dem Abbruch des Klosters in Taxa 1803 gebracht worden waren.
Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen
Hinweisen
Geschichte
der Kirche
Matrikel von 1524
Die Kapelle in St.Johann, im Greimerswinkel in einer Senke am Roßbach
gelegen, wurde erstmals 1524 in der Sunderndorfer'schen
Matrikel als "Capella S.Joannis Baptistae in Greimertswinckl"
neben vier weiteren vier Filialkirchen der Pfarrei Sittenbach genannt.
Ob sie schon 1315 vorhanden war, ist nicht sicher. In der damals erstellten
Konradinischen
Matrikel ist die Pfarrei Sittenbach
nur mit den Worten "habet IIII filias" beschrieben. Welche Kirchen
unter den vier Filialen zu verstehen sind, wird nicht gesagt. Da aber
St.Johann nicht unter den im Jahr 1524 beschriebenen vier Filialkirchen
enthalten ist, sondern eigenständig als Kapelle aufgeführt wird,
dürfte die Kirche nicht zu den 1315 genannten vier Filialen von Sittenbach
gehört haben. Dennoch
kann sie zu damaliger Zeit schon vorhanden gewesen, aber von den Verfassern
der Konradinischen Matrikel übersehen worden sein. Auch Apian (um
1550) nennt den Ort "villa in nemore magne" also Ort in großer Abgeschiedenheit.
Und noch jetzt liegen diese gotische Kirche und der Einödhof
so im "Winkel", dass sie auch bei der Inventarisierung der Kunstdenkmale
Bayerns 1895 übersehen wurde.
Auch das Johannespatrozinium
deutet auf ein sehr hohes Alter hin. Meist waren Johanneskirchen die
ersten Gotteshäuser in einer Gegend. Sie waren wohl die Orte,
an denen die heidnischen Bewohner der Umgebung getauft und in die
Kirche aufgenommen wurden.
Einige Historiker behaupten, der Bauernhof neben der Kirche gehe auf
eine römische Siedlung zurück und die in der Sunderndorfer'schen
Matrikel von 1524 genannte Capella sei die "uranfängliche Taufstätte",
gelegen an der Stelle der heutigen Kirche. Die Römer herrschten
bis in die Zeit um 450 in Bayern. Dann wäre die Taufkirche schon
1524 tausend Jahre alt gewesen. Das hieße auch, dass der heutige
Kirchenbau erst nach 1524 entstanden ist. |
Auszug aus einer
Landkarte vom Jahr 1663
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Einer Bistumsbeschreibung aus dem 16.Jh ist zu entnehmen, dass "In
der Filial-Khürchen St.Joans nur 1 Altar vorhanden ist, darauff sunderlich
(=insbesondere) in der Khürchweych (= am Kirchweihfest),
in festo S.Joannis Baptistae et feria 6ta post Ascensionis Dni (= Freitag
nach Himmelfahrt) celebrirt würdt".
Altarweihe
1707
Am 8. Oktober 1707 kam der Fürstbischof Johann Franz von Eckher nach
St.Johann und weihte den Altar der Kirche. Am selben Tag hatte er auch
3 Altäre in Roßbach benediziert und dort die Firmung gespendet.
Das Weihedatum bedeutet aber nicht zwingend, dass der Altar erst kurz
vorher neu beschafft oder renoviert worden wären. Es könnte
auch sein, dass 60 Jahre vorher -im 30jährigen Krieg- der Altar von
Soldaten entweiht worden und nach dem Krieg wieder renoviert worden ist.
Eine Altarweihe war damals nicht möglich. Denn ab 1652 saßen
nacheinander zwei nachgeborene Wittelsbacher Prinzen (Albrecht Sigismund
von Bayern und Joseph Clemens von Bayern) auf dem Freisinger Bischofsthron,
die mangels Bischofsweihe das geistliche Amt des Bischofs nicht ausüben
konnten; Albrecht Sigismund besaß nicht einmal die Priesterweihe.
Nach 40 Jahren kam 1695 mit Franz Eckher wieder ein echter Bischof an
die Regierung, für den nach so langer Zeit ohne Kirchen- und Altarweihen
und ohne Firmungen viel zu tun war. Dieser kunstsinnige Bischof regierte
sein Bistum von der Reisekutsche aus; er unternahm viele Pastoralreisen
selbst in kleinste Dörfer seines Bistums. In den drei Tagen vom 7.
bis 9.Okt. 1707 weihte er neben den Altären in Roßbach und
St.Johann/Sixtnitgern weitere Altäre in Unterweikertshofen, Sittenbach
und Orthofen und spendete jeden Tag in einer anderen Kirche die Firmung.
Schmidt'sche Matrikel von 1738/40
In den Jahren 1738/40 verfasste der Kanonikus Schmidt aus Freising
die nach ihm benannte Schmidt'sche
Matrikel (=Verzeichnis) aller Kirchen der Diözese
Freising. Unter der Pfarrei Sittenbach ist auch eine kurze Beschreibung
von St.Johann (Ecclesia filialis s.Joann.Bapt.prope (=bei) Sittenbach"
enthalten. Er bezeichnet sie als bescheidene Kirche, aber dennoch sehr
anmutig. Sie liege auf einem Bergrücken in einem Landgut, ohne Friedhof
und ohne eigene Sakristei. Sie hatte auch damals nur einen Altar, der
dem hl.Johannes Baptist geweiht war. Das Kirchweihfest wurde am Sonntag
innerhalb der Oktav nach Christi Himmelfahrt gefeiert (= Sonntag vor
Pfingsten). Die Messgewänder waren in ausreichender Zahl vorhanden.
Im Turm hingen zwei geweihte Glocken.
Umbau
1778
In der Zeit kurz vor 1778 muss die Kirche stark vernachlässigt worden
sein. Jedenfalls ist in den Handwerkerrechnungen der Renovierung von 1778
davon die Rede, dass nicht nur das Kirchendach und das als Zeltdach gestaltete
Turmdach völlig erneuert werden mussten (2000 Dachlatten, 18.000
Stiftnägel), sondern auch der Putz innen und außen. Das Pflaster
wurde neu gelegt und neue Kirchenstühle angefertigt, weil "kein einziger
Kirchenstuhl, auch sogar keiner für den Priester vorhanden war".
Der Altar war von dem seit 12 Jahren durch das undichte Dach eindringenden
Regen und Schnee "zum celebrieren unbrauchbar" geworden. "Zur Ersparung
(von) wenigstens 200 Gulden" wurde aus der Kirche von Roßbach ein
Nebenaltar samt Antependium
und Tabernakelkästl geholt, der den bisherigen Choraltar in St.Johann
ersetzte. Dieser Altar aus Roßbach, der ursprünglich für
die Klosterkirche in Taxa erstellt worden war, steht heute noch in St.Johann.
Säkularisation 1803
Im Jahr 1817 drohte dem Gotteshaus "stündlich der Einsturz",
wie es in einer handschriftlichen Aufzeichnung der Kirchen-geschichte
heißt. Bis zur Restaurierung 1834 konnte kein Gottesdienst gehalten
werden. Dies auch deshalb, weil die Kirche nach der Säkularisation
"zu sonstigem landwirtschaftlichen Gebrauch benutzt und so vor dem Abbruch
bewahrt" wurde. Der Pfarrer von Sittenbach protestierte damals gegen einen
Verkauf, hätte aber gegen einen Abbruch nichts gehabt; denn er war
an den Steinen für eine Schulhauserweiterung in Sittenbach interessiert.
Mehr darüber....
Beschreibung 1884
In der Beschreibung des Erzbistums München-Freising von Anton Mayer
u. Georg Westermayer aus der Zeit um 1880 ist auch die Kirche St. Johann
enthalten. Dort heißt es:
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"St.Johann, in einem
einsamen Thale gelegen. Erbauungsjahr unbekannt. Restaurirt 1834.
Ohne einheitlichen Styl. Geräumigkeit: zureichend. Baupflicht:
der Bauer von St.Johann als Eigenthümer. Spitzturm mit 2 Glocken:
a) 'Ad hon.Dei fudit me A.B. Ernst Monachii 1726'. b) 'Hubinger, Monachii
1854'- Benedicirt (=geweiht). Patron der hl.Johannes der Täufer.
Am Festtage Frühamt mit Predigt durch den Cooperator; außerdem
nur noch Gottesdienst an einem der Bitttage. 1 alt.port. - Stiftung
von 4 Quatempermessen bevorstehend. - Meßner der Eigenthümer
der Kirche. - Kirche ohne Vermögen". |
Baubeschreibung
Die Kapelle, die die Ausmaße
einer Kirche hat, gehört zum Hof der Familie Huber.
Sie erhebt sich eindrucksvoll auf einem Hügel und schließt
den Gutshof nach Norden ab.
Der Turmbedeckung ist als Zeltdach gestaltet.
Im Turm hängen zwei Glocken.
- eine Neuere aus dem Jahr 1962 (gegossen von Czudnochowsky aus Erding)
und
- eine historische aus dem Jahr 1729 mit der Aufschrift 'Ad hon.Dei fudit
me A.B. Ernst Monachii 1726'(zur Ehre des Herrn goss
mich Anton
Benedikt Ernst aus München, 1726).
Innenausstattung
Die Kirche mit dem nicht ausgeschiedenen,
dreiseitig schließenden Altarraum ist von einer Flachdecke mit Holzverkleidung
überzogen.
Altar
Der Altar war früher ein Seitenaltar
in der Kirche von Roßbach. Er wurde 1779 hierher gebracht. Neueren
Forschungen nach dürfte der Altar Jahre vorher von Kloster Taxa nach
Roßbach abgegeben worden sein, als die Klosterkirche neu ausgestattet
wurde.
Das Retabel, der Altaraufbau, stützt sich auf gewendelten Säulen
mit Kompositkapitellen, die ein mächtiges, gekröpftes Gebälk
tragen. Darauf sitzt ein Auszug mit geschwungenem Giebel, über den
sich eine grüne Blattgirlande legt.
Altarauszug
Der Altarauszug
besteht aus einem Rundbild mit Blattrahmen, das von zwei Engeln
und drei Cheruben (Engelsköpfchen mit Flügeln) begleitet
wird.
Im Bild wird der hl.Johannes vom Kreuz im Ordens-habit der unbeschuhten
Karmeliten abgebildet. In der Hand hält er ein von Flammen
umgebenes Kreuz. Seine Augen blicken hinauf zu Christus, der ihm
in Form eines Jesusmonogramms "IHS" erscheint.
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Johannes
v.Kreuz
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Johannes vom Kreuz (1542-1591)
war Unbeschuhter Karmelit, Mystiker, Heiliger und Kirchenlehrer.
Er geriet in einen Richtungsstreit zwischen Fraktionen seines Karmelitenordens
und wurde ins Gefängnis gesperrt. Dort hatte er die in Sixtnitgern
dargestellte Vision. Im Gefängnis begann er Bücher und
Gedichte zu schreiben. Nach seiner Fluch aus dem Kerker leitete
er ein Kloster in Granada. 1675 wurde Johannes selig-, 1726 heiliggesprochen.
Sein Grab befindet sich in der Karmelitenkirche in Segovia in Spanien.
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Altarblatt
Das
Altarblatt zeigt die Taufe Jesu.
Es wurde im Jahre 1835 vom Maler Korbmann im beginnenden Nazarenerstil
geschaffen. Johannes, in kurzes Gewand und einen Überwurfmantel
gekleidet, steht auf einem kleinen Felsvorsprung und hält den
sog. Kreuzstab in der der linken Hand. Mit seiner Rechten tauft er
den vor ihm im Wasser stehenden Jesus. Über der Szene schwebt
die Heilig-Geist-Taube und sendet ihre Gnadenstrahlen herab. |
Taufe
Jesu
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Hinweis: Die Gestalt
der Taube für die künstlerische Darstellung des Heiligen
Geistes gründet sich auf den Bericht der Taufe Jesu im Neuen
Testament. Danach fuhr der Heilige Geist in leiblicher Gestalt auf Jesus hernieder wie eine Taube (Lk., 3,22). Obwohl dies nur bedeutet,
dass sich der Geist bewegte wie eine Taube, nicht aber aussah wie
ein Vogel, wählte man die Taube als Symbol für die sonst nur schwer greifbare dritte Person Gottes. Das Konzil von Nicäa
im Jahr 325 hat dies sogar empfohlen. |
Assistenzfiguren |
Papst Benedikt
XIV verbot 1745 die Darstellung der dritten göttlichen Person
in Menschengestalt, wie sie vereinzelt immer noch vorkam. |
St.Leonhard
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Neben den gewendelten
Säulen am Altar stehen auf großen Sockeln die Heiligen
Leonhard (links) und Wendelin
mit dem Hirtenstab(rechts).
St. Leonhard ist im Ordensgewand mit Abtsstab zu sehen. An
der linken Hand sind die Finger so gebogen, als hielten sie einen
Gegenstand. Wahrscheinlich waren dies früher einmal die Ketten,
mit denen der Heilige regelmäßig dargestellt wird.
Die Figur von St.Wendelin in blauem Gewand hält einen
Hirtenstab in beiden Händen; der Blick ist zum Altar gerichtet. |
St.Leonhard
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Hinweise: Leonhard
lebte um das Jahr 500 als Abt in Frankreich. Regelmäßig
besuchte er die
Gefangenen und erreichte beim König für viele die Freilassung.
Deshalb galt er als Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen".
Wendelin (555-617), ein schottischer Königssohn, war Schafhirte
bei einem Edelmann in der Nähe von Trier. Später wurde er
(ohne Priesterweihe) Abt des nahe gelegenen Klosters Tholey.
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Heiligenschrein
Unter dem Altarblatt steht ein Schrein mit einer Nachbildung des Gnadenbildes
aus Altötting.
Die Kronen von Maria und dem Jesuskind sind mit Edelsteinen geziert.
Maria trägt das bekleidete Jesuskind auf dem rechten Arm. In
der Linken hat sie ein Zepter. Das Jesuskind umgreift mit seiner Hand
einen Apfel, die Vorläuferform des Reichsapfels. |
Muttergottes
von Altötting
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Hinweis: Das aus
Lindenholz geschnitzte Gnadenbild von Altötting ist wohl
um 1330 am Oberrhein entstanden und kam um 1360 als Geschenk des Zisterzienserkloster
Raitenhaslach nach Altötting. Es war ursprünglich wohl rosa
bemalt. Wahrscheinlich ist die schwarze Farbe im Laufe der Jahrhunderte
durch Nachdunklung des Holzes und durch den Kerzenrauch in der engen
Kapelle entstanden. Manche Historiker glauben auch, dass sie bewusst gefärbt wurden und |
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verweisen auf das Hohe Lied des Salomons aus dem Alten Testament:
"Schwarz bin ich, doch schön". Schwarze Madonnen galten
im späten Mittelalter als besonders wundertätig. Dies mag
seinen Grund auch darin haben, dass die schwarzen Madonnen besonders
alt sind und ihnen deshalb eine größere Anzahl von Erhörungen
zugeschrieben werden kann.
Hinweis: Der Apfel war schon im Altertum Sinnbild für den Kosmos,
später auch für die Erde, nachdem man deren Kugelform erkannt und
akzeptiert hatte. Der mit dem Kreuz versehene Reichsapfel in der Hand
des Königs ist seit 1191 Teil der königlichen Insignien und symbolisiert
den von Gott verliehenen Herrschaftsanspruch. Gleiches gilt auch für
das Jesuskind. Hier kommt aber die weitere Bedeutung des Apfels als
Paradiesapfel und Sinnbild für den Sündenfall hinzu: Jesus weist den
Betrachter darauf hin, dass er durch seinen Tod die Erbsünde überwindet.
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Reliquienkästchen
Reliquiar
Ignatius
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Neben dem Schrein
stehen zwei erst vor wenigen Jahren renovierte Reliquienkästchen
in Form einer Monstranz mit Bildern der Heiligen Franz
Xaver (rechts) und Ignatius
von Loyola. Sie stammen aus dem 18.Jh.
Die Bilder wurden mit Ölfarbe auf Leinwand gemalt. Im Fuß
der Kästchen sind Reliquien in sog. Klosterarbeiten aus dem 17.Jh
eingearbeitet.
Hinweise:
Ignatius von Loyola (1491-1556) ein adeliger Baske, gründete
1534 den Orden der Jesuiten.
Er wurde 1622 heiliggesprochen. Gedenktag: 31.Juli.
Franz Xaver (1506-1552), ebenfalls ein Spanier und ein Zeitgenosse
von Ignatius, war Asien-missionar. Vom Stützpunkt Goa in Indien
aus missionierte er auf mehreren Reisen den fernen Osten (u.a.Indonesien,
Japan und China). Gedenktag: 3.Dezember |
Reliquiar
Franz Xaver
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An der rechten Seitenwand steht auf
einem Postament eine kleinere Figur des hl.Sebastian am Marterbaum.
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Hinweis: Sebastian war im
3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen Garde, der auf Befehl des Kaisers
Diokletian mit Pfeilen durchschossen wurde. Er erholte sich aber
durch die Pflege der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte
sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen.
Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden
sein. Der heilige Sebastian wurde deshalb als Pestpatron verehrt.
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Geiselheiland-Figur
An der rechten Seitenwand
der Kirche befindet sich eine fast lebensgroße Skulptur
"Herrgott an der
Geißelsäule", die wahr-scheinlich früher
in der Geiselwieskapelle stand und vor 300 Jahren nach St.Johann
kam.
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Geißelheiland
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Hinweis:
Die ersten Darstellungen von
Jesus an der Geißelsäule entstanden zwar schon im
Mittelalter. In den Landkreis Dachau gelangten vereinzelte Bilder
jedoch erst im 17.Jh. Die große Verbreitung dieser Darstellungen
setzte noch 100 Jahre später, nach dem Wunder in der Wies
(1738) ein. Der Heiland auf dem Bild beim Wiesbauern bei Steingaden
soll Tränen vergossen haben. Daraufhin begann eine Wallfahrt
und die berühmte Wieskirche wurde gebaut. Die meisten der
rd. 15 Geißelheiland-Darstellungen im Landkreis Dachau
wurden nach dem Vorbild des Wies-Heilands gestaltet |
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Kreuzweg-Stationsbilder
Die an den
Außenwänden bis hinter den Altar ange-brachten Kreuzwegbilder
im prächtigen Holzrahmen bestehen aus Hinterglasmalerei
(wohl Augsburger Arbeiten aus der 2.Hälfte des 18.Jh) und
zierten bis 1892 die Odelzhausener Kirche, in die sie nach der
Säkularisation und dem Abbruch der Klosterkirche in Taxa
1803 gebracht worden waren.
Als Kreuzweg werden die aufeinanderfolgenden bildlichen
oder plastischen Darstellungen bezeichnet, die meist aus vierzehn
Stationen der Leidensgeschichte Jesu, angefangen von der
Verurteilung durch Pilatus bis hin zur Grablegung, bestehen
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Kreuzwegbilder
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Seinen
Ursprung hat der Kreuzweg im Brauch der Pilger, bei Wallfahrten
nach Jerusalem den Leidensweg Jesu auf der "Via Dolorosa"
nachzugehen. Im späten Mittelalter wurde die Kreuzverehrung
insbesondere durch den hl.Franziskus von Assisi gefördert,
der durch die Stimme des Gekreuzigten vom Kreuz in St.Damiano
zu einem christlichen Leben bekehrt wurde. Seit dieser Zeit wurden
Kreuzwegandachten als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige
Land abgehalten. Die Stationen bildeten dafür die Leidensstätten
Jesu nach. Auf diese Weise konnte der letzte Weg Jesu vor Ort
nachgegangen und sein Leiden anschaulicher betrachtet werden.
Kreuzwegdarstellungen in Deutschland entstanden
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erstmals in und bei Klosterkirchen,
auf Anhöhen und bei Wallfahrtsorten, insbesondere in der Nähe
von Franziskanerklöstern. Mit der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert
hielten sie als Kreuzwegbilder Einzug in die Innenräume der Pfarrkirchen
und verbreiteten sich zunehmend. Papst Clemens XII. erkannte im Jahr 1731
mit seinem Breve "Unterweisungen über die Art, wie man den Kreuzweg
abhalten soll" diese Form des Kreuzwegs als kanonisch an und bedachte
ihn mit großzügigen Ablässen.
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1.
Station
Jesus wird von Pilatus zum
Tode verurteilt
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2.
Station
Jesus nimmt
das Kreuz
auf seine Schultern
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3.
Station
Jesus fällt
zum ersten Mal
unter dem Kreuze
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5.
Station
Simon v.Cyrene
hilft Jesus
d. Kreuz tragen
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6.
Station
Veronika reicht
Jesus das
Schweißtuch dar
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7.
Station
Jesus fällt
zum zweiten Mal
unter dem Kreuze
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9.
Station
Jesus fällt
zum dritten Mal
unter dem Kreuze
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Wenn Sie sich eine
Zusammenstellung von Kreuzwegbildern aus den Kirchen des Dachauer Landes
ansehen und mehr über die Geschichte des Kreuzwegs erfahren möchten,
klicken Sie hier...
Kanzelkreuz
und Mater dolorosa
Gegenüber an der Nordwand
hängt ein großes Kruzifix
mit darunter stehender schmerzhafter Muttergottes (mater
dolorosa).
Der Corpus Jesu
ist als Inkarnat (=hautfarbig) gefasst. Die Adern schimmern
blau unter der Haut hindurch. Er hat sein dornengekröntes Haupt
im Tode nach rechts geneigt; es ist von einem dreistrahligen Heiligenschein
umgeben, der in der Kunst den göttlichen Personen vorbehaltenen
ist.
Aus den Wunden der Hände, der Füße, der Knie, der
Seite und an der Stirn unter der Dornenkrone tropft Blut. Das um
die Hüften geschlungene Lendentuch, in der Kunst auch Perizoma
genannt, ist vergoldet. Die Füße sind, wie im Barock
üblich, überkreuzt mit einem Nagel an das Holz geheftet
(sog. Dreinageltypus).
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Kanzelkreuz

Mater
dolorosa
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Unter dem Kreuz steht
die große Figur der Muttergottes, die mit einem goldenen Mantel
bekleidet ist. Durch die Brust Mariens bohrt sich über den
gekreuzten Armen ein Schwert; es erinnert das Simeonwort im Lukasevangelium
(Kap 2,35) bei der Darstellung im Tempel: "Dir selbst wird ein Schwert
durch die Seele dringen".
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Die Kirche besitzt keine Orgel.
Empore
Die auf einen Holzpfeiler
gestützte Empore ist nicht verziert. In diesen Holzpfeiler
ist der Opferstock
eingebaut. Er ist heute nicht mehr in Gebrauch, aber noch im Holz
vorhanden. Dies zeigen die beiden übertünchten Sicherungsschließen
und der darüberliegende Einwurfschlitz.
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Opferstock
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Die Eingangstüre hat
eine Kassettenfüllung, mit den Formen von Rauten und Kreuz.
Situation
der Kirche
zur Zeit
der Säkularisation
So um das Jahr 1800 herum
will die Besitzerin des St.Johann-Gutes, die Witwe Sedlmayr, den Hof nicht
an den ältesten Sohn Mathias, sondern an den jüngerem Kosmas
übergeben, da sie ersteren zu Bewirtschaftung des Hofes nicht geeignet
findet. Es kommt zum Prozess und zur Entscheidung, den Hof doch dem Mathias
zu übergeben, da dieser 2000 Gulden durch Heirat herein brächte,
während Kosmas nur 1000 Gulden erheiratet hätte. Das Ergebnis
war aber, dass der Hof 1817 verkauft werden musste; die Witwe hatte wohl
die Fähigkeiten des Sohnes Mathias richtig eingeschätzt.
Brief des Sittenbacher
Dechant und Pfarrers Leopold Staudacher an das Bayerische Landgericht
Friedberg
vom 15.2.1817 aus einer handschriftlichen Chronik der Kirche von St. Johann
"Dem gemeinen
Vernehmen nach soll es endlich mit dem Verkauf des schönen St.Johann-Gutes
ernst werden und die dortige Filialkirche als eine Partie des Gutes mit
in Kauf gehen. Schon ab 26. Sept. fühle ich mich von Pfarramts wegen
verpflichtet, gegen den Verkauf dieser Kirche beim Bay.Landgericht Friedberg
so lange zu protestieren, bis Mathias Sedlmayr sein Eigentumsrecht darauf
in Petiterio wird erwiesen haben, denn bis dahin gilt die unwidersprechliche
Regel, dass niemand etwas, was nicht sein ist, verkaufen kann.
Seine Vorfahren, mit denen
der jetzige schon lange nicht mehr verwandt ist, mögen vielleicht
diese Kirche einst erbaut und dotiert haben. Das gibt aber dem jetzigen
Besitzer des Gutes kein Recht es wieder nach Belieben zurückzunehmen
und sich anzueignen, denn das Gebäude der Kirche, ein der Region
geschenktes Gut, wird es noch mehrer durch die bischöfliche Konsekration
(Weihe) und ist dadurch der Willkür und dem Verkehr des Privaten
ganz entzogen. Was der jetzige St.Johannser Bauer oder sein Vater an Gold
in diese Kirche geschafft haben, mögen sie auch wieder zurücknehmen.
Aber alles was schon seit langer Zeit bei dieser gewesen ist, als Glocken,
Portatile, ist Kirchengut, das nimmer sein Eigentum werden kann.
Ich bin daher von Pfarramts
wegen aufgefordert, gegen ihren Privatverkauf zu protestieren. Und wenn
sie auch zu ihren bisherigen Zwecken nicht mehr gebraucht werden könnte,
sie als ein Kirchengut zum Bestand der Pfarrkirche oder zu anderen frommen
Zwecken zu reklamieren; die Friedhofsmauer der Pfarrkirche (in Sittenbach)
bedarf einer höchst notwendigen Reparatur. Das Schulzimmer in Sittenbach
ist für die Menge der Kinder viel zu eng. Dann ließen sich
die Steine einer abgebrochenen Kirche wohl verwenden, welches auch den
allerhöchsten Verordnungen ganz angemessen wäre. Dies habe ich
nun, um mich außer alle Verantwortung zu setzen', dem Bayerischen
Landgericht vorstellen und mich gehorsamst empfehlen wollen."
Quellen:
Dr.Martin v. Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing,
1849/50
Anton Mayer /Georg Westermayer: Statistische Beschreibung des Erzbistums
München-Freising. München 1874-1884
Handschriftliche Chronik der Kirche von St. Johann (unveröffentlicht)
Kirschbaum, Lexikon der Christlichen Ikonographie, 1968
Aufzeichnung von Prof. Hans Linhardt
Jakob Mois,Konsekrationsbuch des Fürstbischofs Eckher, 1982 (Altarweihe
1707 )
Robert Böck, Wallfahrt im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte
des Dachauer Landes, 1991
Tobias Zauscher, Die Aufhebung des Augustinerklosters Taxa 1802, Amperland
2003/3
Ralf Müller, Oberhaching 2014 (Glockenausstattung)
31 Bilder: Horst Lachmann (1), Hans Schertl (30)

25.2.2022
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