Leonhardibruderschaft
mit Leonhardifahrt 1924
Bericht des Amperboten vom 6.11 und 13.11.1924
Ankündigung
Am
kommenden Montag, den 10.November, findet in Pasenbach nach längerer
Pause wiederum die erste Leonhardifahrt mit Pferdesegen statt. Aus der
ganzen Umgebung sind Festwägen und Reiter angemeldet, so daß
die Beteiligung ungewöhnlich groß werden wird. Um 8 Uhr ist
Gedächtnisgottesdienst für die verstorbenen Mitglieder des Leonhardibundes,
hernach Neuaufnahme und Einhebung des Beitrages. Um halb 10 Uhr nehmen
die Wägen und die Reiter nach den Weisungen des Ordnungskomitees
Aufstellung und zwar vor der Bahnhofswirtschaft Esterhofen. Um 10 Uhr
setzt sich dann der Zug, bei dem auch zwei Musikkapellen mitwirken, in
Bewegung und werden vom Leonhardikirchlein aus die Pferde durch Priesterhand
gesegnet.
Möge dieser Festtag recht weihe- und würdevoll verlaufen und
der altehrwürdigen Leonhardibruderschaft Pasenbach viele neue Freunde
und Mitglieder bringen.
Leonhardibruderschaft
Seit mehr als 80 Jahren besteht
in Pasenbach die Leonhardibruderschaft, der früher fast alle
Landwirte der Umgegend angehörten und die auch heute noch
eine stattliche Zahl von Mitgliedern hat. Alljährlich am
Montag nach Leonhardi fand Seelengottesdienst mit Gedenken der
lebenden und toten Bruderschaftsmitglieder statt. In besonders
festlicher Weise aber wurde heuer der Bruderschaftstag gefeiert.
Hochw. Herr Koop. Hörl von
Vierkirchen hatte altem Brauche folgend die Gemeinde und umliegende
Dörfer angefeuert, eine Feier zu veranstalten, wie wir sie
in vielen Gebirgsdörfern finden und wie sie auch früher
in Pasenbach stattgefunden hatte.
Seine Bemühungen fielen auf
fruchtbaren Boden. Wer am Montag Morgen in dichtem Herbstnebel
den Weg nach Pasenbach nahm, dem begegneten aus allen Richtungen
Scharen von Wanderern, Radfahrern, Fuhrwerken und Reitern, die
alle den Weg zum kleinen, nett dekorierten Dörflein nahmen.
Von Sigmertshausen her kam fast das ganze Dorf andächtig
zu Ehren des hl.Leonhard, den Rosenkranz betend, zur Teilnahme
der Feier herbei.
Bild
rechts:
Matthias Kneißl, der 1762 die Leonhardsbruderschaft gegründet
hat.
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Leonhardiumritt 1924
Der Seelengottesdienst war kaum beendet, da
wimmelte es von festlich geschmückten Wägen und schneidig gezierten
Pferden; man stellte sich auf zur Leonhardfahrt.
Deckengemälde
in Pasenbach (Leonhardiritt 1929)
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Was hier an sinniger Dekoration
geboten wurde, übertrifft die gehegten Erwartungen. Wir greifen
nur heraus das einfache, ernste Heldengrab mit weinenden Kriegerwaisen
der Ortsgemeinde Pasenbach, Sigmertshausen mit einem Scheunengebäude,
in dem rüstige Landleute den Dreschflegel schwingen.
Die Winhöfe nebst Milbertshofen mit den arbeitenden Landwirten,
Weichs mit einer Gruppe von alten Dachauer Trachten, ein Wagen
mit betenden Engeln, die zu Maria flehen, und Biberbach, das
zahlreich vertreten war, wobei Herr Huber mit seiner Frau ebenfalls
in Alt-Dachauer Tracht stolz einherfuhr. |
Ebenbürtig stand Gespann
an Gespann und Giebing dürfte nicht hinter der Pfarrei Ampermoching
zu setzen sein, ebenso wie Schönbrunn mit herrlichem Gespann und
zahlreicher Beteiligung erschienen war. Vier Musikkapellen spielten ernste
Weisen und auch das Gebet klang von mehreren Gespannen zum Schutzpatron
St.Leonhard. Lassen wir noch einmal die einzelnen Gruppen an uns vorüberziehen
(es waren 45 Gespanne und 247 Pferde), so ergibt sich nachstehendes
Bild.
Um halb 10 Uhr sammelten
die Teilnehmer auf der Wiese vor dem Anwesen des Herrn Großmann
in Esterhofen. Nachdem der Pfarrherr, Hochw. H.Kammerer Spötzl
in Vierkirchen den Segen erteilt hatte, setzte sich der Zug in Bewegung.
Voran die Gemeindeverwaltung beritten, dann folgte das Gespann der Frau
Eichinger mit der Burschenkapelle Weichs, die Geistlichkeit, im
priesterlichen Ornat ebenfalls hoch zu Roß (H.H.Pfarrer Spötzl-Vierkirchen,
Huber-Weichs, Koop.Hörl in Vierkirchen). Herr Graf Spreti-Unterweilbach
und Herr Baron Vequel-Westernach hatten sich ebenfalls in den Zug
eingereiht. Dann folgte der Wagen mit St.Leonhard, der von Pasenbacher
Jungfrauen besetzt war.
Dem schon vorher erwähnten Kriegergrab folgte die Ortschaft Sulzrain,
Ampermoching, Herr Pfarrer Pschorr auf schneidigem Fuchsen inmitten
seiner Pfarrgemeinde reitend, die Ortschaft Lotzbach, begleitet von der
Ampermochinger Burschenkapelle, Schönbrunn und Röhrmoos
bildeten die nächste Gruppe, an der Spitze Dr.Steinbacher-Schönbrunn,
Weichs war mit 20 Reitern unter Führung des Herrn Lechenhauer
vertreten, die Gespanne waren hübsch ausgestattet und oben schon
besprochen.
Nun kam die eigene Pfarrgemeinde, die mit Gespannen und Teilnehmern so
zahlreich erschienen war, daß man annehmen kann, das letzte Pferd
war mobil gemacht. Gespanne von Pasenbach, Vierkirchen,
Jedenhofen, sowie Rudelzhofen, sahen wir in herrlicher Ausstattung.
Unterweilbach war mit Musik vertreten. Sigmertshausen fand
sich, wie schon erwähnt, ebenfalls zahlreich ein und lobenswert ist
es, daß die ganze Ortschaft tapfer zur Verschönerung mitgeholfen
hat. Eine schier nicht endenwollende Schar von Reitern und Gespannen stellte
die Pfarrei Giebing (Kammerberg-Viehbach), ihr Pfarrer, H.H.Ebert,
ebenfalls auf schmuckem Pferde. Herr Heillmair hatte ein sinnig dekoriertes
Gespann gestellt. Die Burschenkapelle Sigmertshausen fuhr dem Gespann
von Biberbach voran. Den Abschluß bildeten die drei Vereine der
Gemeinde Pasenbach mit Fahne. Und zu allerletzt fuhr der Altveteran Herr
Josef Strobl aus Pasenbach, der sich noch der letzten Leonhardifahrt
vor ca. 60-70 Jahren erinnert.
Beim zweiten Umzug segnete H.H.Pfarrer Spötzl vom Anwesen
des Herrn Strobl aus sämtliche Pferde mit geweihtem Wasser. Und als
der Zug zum dritten Male die Ortschaft umfahren hatte, da hörte
man nur Worte des Lobes und der Anerkennung. Gegen 10 Uhr löste sich
der Zug auf und bald füllten sich die gastlichen Hallen der beiden
Gastwirte Großmann, die für leibliche Genüsse sorgten
und wo man sich versprach, im nächsten Jahr noch im verschönerten
Maßstabe St.Leonhard in Pasenbach wieder zu ehren und zu feiern.
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Der Brauch, seit alten
Zeiten von wackrem Bauernschlag
Geübt durchs Feld zu reiten - am Leonharditag.
Auch ferner soll bestehen - was seither heilig war
wenn hundert Jahr vergehen - sei's noch, wie's heute war.
Schmuck prangen Zaum und Zügel - im Herbstes Blumenkranz
der Sattel und der Bügel - leuchten im Sonnenglanz.
Es führen Rapp'und Schimmel - die Reiter flott im Trab,
Sankt Leonhard vom Himmel - sie segnend, schaut herab. |
Leonhardiritte
in den 1920'ern
Auszug aus "Umritte im Dachauer Land", Kreisheimatpfleger Karlmax
Küppers, Amperland 1967
Der Reichtum der Höfe
tat sich auf, und die Rösser tänzelten wie ihrer Würde
und Ehrung bewusst, im großen Umzug durch Pasenbach, durch die Ortschaft,
bis weit in die Flur hinaus, dann wieder herein, an der Kirche vorbei,
die dem hl.Leonhard geweiht ist. Vor dem Eingang nahm hoch zu Ross der
Geistliche, der Pfarrer von Pasenbach, die Segnung der Rösser mit
Segen und beherzter Weihwasser(be)sprengung vor. Jeder ritt einzeln vor,
jedes Ross wurde gesegnet. Der Reiter hielt kurz an, verbeugte sich, den
samtenen Rundhut samt Zügelzeug auf den Vorderzwiesel gestützt;
dann machte er das Kreuzzeichen und preschte ab, die Lücke wieder
aufschließend. Hier standen die Pferdekenner, die Reiterschätzer.
Sie taxierten jeden Griff, jede Bewegung an Ross und Reiter, wie die Zwischben
am Pferdeleib sich knirschend anschmiegen, die Hufeisen klingend schlagen.
Mit leisem Schenkeldruck und schenkendem Zügel galoppierte der Reiter
nun gegen Schwabhausen zur Rennbahn. Hier wurde das Rennats abgehalten,
das zum Leonhard, zu Pferd und Weihe gehört. Als Preise gabs Fahnentuch,
auch an Ziach, an Serch, Bettzeugtuch, an Barchent.
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