zur
Landkreiskarte ausführliche
Beschreibung
Pfarrei Giebing
Filialkirche St.Johannes d.Täufer in Kammerberg
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Kurzbeschreibung Kammerberg
liegt zwischen Fahrenzhausen und Petershausen. Es gehört noch zum
Landkreis Freising. Die Pfarrkirche Giebing, 1 km von Kammerberg entfernt,
liegt aber schon im Landkreis Dachau.
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Seit 1804 ist Kammerberg
Filiale von Giebing. Damals wurde das vorher zur Pfarrei Vierkirchen gehörige
Giebing eine eigene Pfarrei und erhielt die Kirchen von Kammerberg und Viehbach
als Filialen. Seit 1990 bilden Giebing, Jarzt und Weng einen Pfarrverband.
Innenausstattung Auch das Innere der Kirche wurde beim Neubau 1890 konsequent in den Stilformen des Historismus ausgestattet. Die Kirche ist ein rechteckiger Saalbau mit fünf Fensterachsen. Der Altarraum ist nicht eingezogen und schließt gerade. Das Gotteshaus hat eine bemalte Flachdecke mit einer Hohlkehle zwischen Wand u. Decke. Im dreiteiligen Altar werden in der Mittelnische der Kirchenpatron St.Johannes d.Täufer, in den Seitennischen St.Petrus und St.Paulus dargestellt. Ein Oratorium an der rechten Seite, mehrere Epitaphe an der Wand und eine Gruft unter dem der Empore erinnern an die engen Verbindungen zu den früheren Schlossherren. Große Kreuzwegbilder und eine Vielzahl von Heiligenfiguren vorwiegend aus dem 19.und 20.Jh prägen das Erscheinungsbild. |
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Im Chor hängt Ölgemälde aus dem 17.Jh., das noch aus der früheren Kirche stammt. Es zeigt die Stigmatisierung des hl. Franziskus.
Fünf Kirchenfenster enthalten Glasgemälde von Bockhorni (1890)
Der um 1980 aufgestellte
Zelebrationsaltar besteht aus einem hellen Marmorblock, der auf einer
kreuzförmigem Konsole ruht
Ausführliche
Beschreibung
mit
ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Der Ort Kammerberg wird urkundlich erstmals um das Jahr 1080 als Chamerperig erwähnt.
Geschichte
der Kirche
Ob es damals schon eine Kirche hatte, ist ungewiss: Schriftlich ist das
Gotteshaus erstmals in der Konradinischen
Matrikel von 1315 als Filiale von Vierkirchen erwähnt ("Viehchirchen...habet
VIII filias: Chamerberch, Viehpach, Piperbach, Rudoltzhouen, Rübentzhouen
cum sepulturis. Rotenbach, Uetenshouen, Alboltzhouen et Giebingen sine sepulturis").
Kammerberg hatte somit einen Friedhof, Giebing noch nicht. Ein Friedhof ließ
auf eine hohe Bedeutung der Kirche schließen.
In der Sunderndorfers'schen Matrikel aus dem Jahr 1524 wird Kammerberg (Camerberg) mit dem Johannespatrozinium genannt.
Nach den Unterlagen wurde in Kammerberg um das Jahr 1610 durch Franz Freiherr von Füll eine neue Kirche errichtet. Sie mag wohl schon vierte oder fünfte Kirche gewesen sein.
In den Jahren 1738 bis 1740 hatte der Freisinger Kanonikus (Domherr) Schmidt alle Pfarreien der Diözese Freising besucht und in der nach ihm benannten Schmidt'schen Matrikel auch die Filialkirchen kurz beschrieben. Zur "Ecclesia filialis s.Joannis Bapt.in Cammerberg" bemerkte er, die Kirche bedürfe der Renovierung. Nach dem Bericht hatte sie damals drei Altäre: Der Hochaltar hatte den hl. Johannes d.Täufer zum Patron. Von den Seitenaltären war einer dem Sterben Christi (Agonizanti Christi), der andere drei Heiligen mit dem Namen Franziskus (Franziskus Seraph v.Assisi, Franz Xaver und Francesco de Paula) geweiht. Das Kirchweihfest fiel auf den Sonntag nach Johanni (24.Juni). In der Kirche befand sich auch ein Taufstein. In der Sakristei wurden Messgewänder in ausreichendem Umfang aufbewahrt. Im Friedhof stand ein Beinhaus. Im Turm hingen drei geweihte Glocken. Die Einnahmen der Kirche verwalteten der Vierkirchener Vikar und der Hofmarkbesitzer, das war im Jahr 1740 Baron de Füll. Der Bericht schließt mit dem einzigen Satz in deutscher Sprache: "Das Vermögen dises Gottshauses ist aus Abgang der Rechnungs-Extracten nit wüßlich".
Die 1610 gebaute Kirche wurde 1885 abgerissen und bis 1890 an ihrer Stelle der heutige Bau erstellt. Die alte Kirche musste wohl schon sehr baufällig gewesen sein, da vom Kirchturm "nur noch ein unansehnlicher Stumpf übrig geblieben" sei. Nach Pfarrer Steinberger hat dieser "mit niederem Dach versehene, äußerst unkirchliche Thurm die ganze Ortschaft verunziert".
Das Schiff der neuen Kirche wurde 1902, als man im nahen Giebing die Kirche errichtete, um eine Achse nach Westen verlängert.
Seit 1804 ist Kammerberg Filiale von Giebing. Damals wurde das vorher zur Pfarrei Vierkirchen gehörige Giebing eine eigene Pfarrei und erhielt die Kirchen von Kammerberg und Viehbach als Filialen. Seit 1990 bilden Giebing, Jarzt und Weng einen Pfarrverband.
Auch
im Schloss Kammerberg befand sich früher eine Kapelle.
Sie dürfte von Franz Freiherrn von Füll im Zuge des Schlossneubaus
im Jahr 1609 errichtet worden sein. Dort war ab 1693 während der letzten
Kartage ein Heiliges Grab aufgestellt. Am Gründonnerstag wurde nach der
Messfeier das Allerheiligste in einer Prozession von der Kirche hinüber
in die Schlosskapelle getragen, wo es bis Karsamstag blieb. Für diese Kapelle
waren zwei Wochenmessen gestiftet, die der Kooperator von Giebing hielt. In
der Schmidt'schen Matrikel von 1738/40 wird erwähnt, dass die Kapelle dem
hl.Georg geweiht war. Im Altar war eine Kreuzreliquie "bestattet".
Im Turm hingen zwei geweihte Glocken. Die Baulast trug der Hofmarksherr. Als
Giebing 1802 eine eigene Pfarrei wurde, schloss man die Kapelle und brach sie
1808 ab.
Baubeschreibung
Die 1890 erbaute Kirche liegt am südöstlichen Ortsrand von Kammerberg,
inmitten eines ummauerten Friedhofs. Die Kirche wurde im Jahr 1885 im damals
modernen Stil des Historismus erbaut. Der lehnt sich in idealisierender Weise
an die mittelalterlichen Stile an, an Byzanz, die Romanik, die Gotik und teilweise
auch an die Renaissance und den Barock. Aus allen diesen Stilepochen wurden
Formenelemente herausgezogen und daraus ein historisierendes Bauwerk geschaffen.
Bei der Kirche handelt sich um einen rechteckigen Saalbau
(einschiffige, im Wesentlichen nur aus einem großen saalähnlichen Raum bestehende
Kirche), der von 11 Rundbogenfenstern und 3 Rundfenstern erhellt wird. Die Sakristei
mit dem Oratorium im ersten Stockwerk ist an der Südostseite angebaut.
Der Erweiterungsbau von 1902 ist durch eine rote
Lisene an
der Außenwand abgegrenzt. Die Giebelseiten sind mit einem Giebelfries
und rundbogigen Blendnischen verziert. Die sonst bei Kirchen schmucklose Westseite
wird in Kammerberg durch ein großes Kreuz in der roten Farbe der Lisenen
verziert.
Der schlanke Kirchturm ist an der Ostseite angebaut. Er hat einen quadratischen Grundriss und über den rundbogigen Schallfenstern einen schiefergedeckten Spitzhelm über vier Giebeln. Die alte Turmuhr aus der Erbauungszeit von der Maschinenfabrik Eduard Strobl in Regensburg ist ausgelagert. Ob die drei Glocken, die Pfarrer Steinberger in seiner Chronik von 1879 beschreibt, noch vorhanden sind, ist mir nicht bekannt. Sie stammten alle aus dem Jahr 1699 und trugen die Aufschrift "Im Jahre 1699 goß mich Johann Baptist Divatz in München". Auf der größeren Glocke war das Füll'sche Wappen, auf der mittleren ein Kreuzigungsbild und auf der kleineren Glocke das der Mater dolorosa zu sehen.
Innenrausstattung
Die Kirche besteht
aus einem fünfachsigen,
ungegliederten Saalraum.
Der Altarraum ist nicht eingezogen
und nur durch eine Treppenstufe vom Kirchenschiff abgesetzt. Er schließt
gerade.
Die Kirche besitzt eine hölzerne Flachdecke, die durch eine Hohlkehle (=
rinnenartige Ausformung) mit den Wänden verbunden ist.
Die Decke und die Hohlkehle sind mit vierfarbiger Schablonenmalerei (Blattranken) geschmückt und gegliedert. Von den sich daraus ergebenden vier Feldern sind in drei Symbolgemälde eingefügt:
Über dem Altarraum ist ein vierpass-förmiges Medaillon zu sehen, mit dem Lamm Gottes auf dem in der Mitte und den Symbolen der vier Evangelisten in den äußeren Feldern. | Die Darstellung des Lammes auf dem Buch mit den 7 Siegeln greift ein Thema aus den Geheimen Offenbarungen (Apokalypse, 5,1 ff) der Bibel auf. Darin beschreibt Johannes eine Vision, in der Gott eine Buchrolle mit sieben Siegeln in der Hand hält, die niemand öffnen konnte. Allein der "Löwe aus Judas Stamm und Nachkomme Davids" sei dazu berechtigt. Da kam ein Lamm, das aussah, als ob es geschlachtet |
worden war und öffnete die Siegel. Die Buchrolle ist das Buch des Lebens, in dem die Namen der Gerechten und der Sünder eingetragen sind und das die Ereignisse enthält, die am Weltende geschehen werden. Das Lamm stellt Jesus dar, der auch der Löwe von Juda oder Lamm Gottes genannt wird. |
Hinweis: Die vier Evangelistensymbole Engel, Löwe, Stier und Adler haben ihren Ursprung in den Cherubim, den himmlischen Altar- und Thronwächtern. Sie werden in den Gottesvisionen Hesekiels (AT) und in der Offenbarung des Johannes (Kap.4 Vers 7) als die vier Lebewesen, die rings um Gottes Thron stehen, erwähnt. Zuerst wurden sie nur im Zusammenhang mit dem thronenden Christus abgebildet. Als Evangelistensymbole dienen sie erst seit dem frühen Mittelaltar. Derzeit werden sie wie folgt gedeutet: Der Mensch bei Matthäus weist auf den Stammbaum Jesu und auf seine Geburt (mit deren Bericht das Matthäusevangelium beginnt) hin, der Löwe ist Sinnbild für Markus, weil das Markusevangeliums mit der Predigt des Johannes in der Wüste, dem Lebensraum des Löwen, berichtet und weil sein Evangelium die Kraft der Auferstehung und Todesüberwindung betont. Der Stier (als Opfertier) des Lukas galt als Zeichen für den Beginn des Lukas-Evangeliums, das mit dem Opfer des Zacharias einsetzt und das am innigsten auf den Opfertod Christi hindeutet und den Adler des Johannes versteht man als Symbol für den spirituellen Höhenflug des Johannes-Evangeliums. |
Im zweiten Feld der Langhausdecke ist ein gleichschenkliges Kreuz vor hellblauem Hintergrund zu sehen, dessen Mitte von einem Strahlenkranz umgeben ist. Die vier Kreuzarme enden in Vierpasskreuzen. Das Bild ist von einem Rahmen umgeben. | ![]() |
In die Mitte des Kreuzes sind die Buchstaben IHS gemalt. Das ist das Namenssymbol Jesu. Es kann auf zwei Arten gedeutet werden: Es sind einerseits die Anfangsbuchstaben des in griechischen Großbuchstaben geschriebenen Namens Jesu (JHSOUS); andererseits werden diese Buchstaben auch als Anfangsbuchstaben von "Jesus, hominum salvator" das bedeutet: "Jesus, Erlöser der Menschen" verstanden. |
Das dritte Feld enthält das Heilig-Geist-Loch. Es ist durch einen Deckel verschlossen, der mit der Heilig-Geist-Taube bemalt ist. Um das Loch herum sind mehrere bemalte Stuckrahmen gelegt. | Das Heilig-Geist-Loch in der Decke dient in erster Linie der Entlüftung der Kirche. An Pfingsten und an Christi Himmelfahrt wurde es früher aber auch für eine Art Schauspiel genutzt: Während des Gottesdienstes wurde von oben entweder eine lebende weiße Taube freigelassen oder eine hölzerne Taube als Symbol für den Hl. Geist an einer Schnur herabgelassen. An Christi Himmelfahrt wurde eine Christusfigur hinaufgezogen (derzeit noch in der Nachbarkirche Viehbach üblich). |
Das vierte Feld
der Decke, das erst 1902 durch den Anbau entstand, ist nicht bemalt.
Die Kirche hat
-neben dem modernen Zelebrationsaltar- nur einen Altar; Seitenaltäre, die
wegen der Form der Kirche längs stehen müssten, sind nicht vorhanden.
Auch der Choraltar ist ein Werk des Historismus. Sein Aufbau ist mehr im neuromanischen
Stil (Rundbögen) gehalten. Der hölzerne Altaraufbau besteht aus drei
von Säulen flankierten Nischen, von denen die mittlere etwas höher
und breiter ist. Die Nischen sind von einem geschnitzten und vergoldeten
Palmettenfries umgeben.
In
der Mittelnische ist vor dem Hintergrund einer südländischen
Landschaft ein Verwandtschaftstreffen zu beobachten.
In der Mitte steht der Patron der Kirche, Johannes der Täufer im Fellgewand, mit einem Kreuzstab in der Hand. |
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Links neben ihm steht seine Großtante, die hl.Anna, mit ihrem Enkel,
dem kleinen Jesuskind (Cousin von Johannes) an der Hand. Auf der rechten
Seite der hl. Josef, der Vater Jesu und ein weiterer Verwandter, bei dem
es sich um Joachim, den Mann Annas und Großonkel von Johannes oder
um Zacharias, dem Vater des Johannes handeln kann. Darüber schwebt
die Mutter Jesu, Maria (die Tante von Johannes), begleitet von sechs Putten
im Gewölk.
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In
den beiden Außennischen stehen Holzfiguren von St.Petrus
und St.Paulus (um 1890). Petrus hält ein Buch und die Himmelsschlüssel, Paulus ein Buch und ein Schwert in den Händen. Hinweise: Das Buch ist das Zeichen für die Verkünder des Glaubens. Der Schlüssel repräsentiert in der christlichen Symbolik die Vollmacht, zu lösen und zu binden. Nach Matthäus 16,19 sagte Jesus zu Petrus: "Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel, und was du lösen wirst auf Erden, wird gelöst sein im Himmel". Das Schwert des hl. Paulus erinnert an seine Enthauptung, die der Legende nach im Jahr 67 stattfand. |
Das Antependium und die Predella des Choraltars sind mit Ranken- und Maßwerkornamentik in farbiger Schablonenmalerei verziert. | ![]() |
Der Tabernakel hat einen zweigeschossigen Aufbau. Er wird von einem Spitzgiebel bekrönt. Zwei Barockengel mit Leuchtern in Form eines Füllhorns umgeben ihn. Die Engel sind älter als der Tabernakel; sie stammen aus der 1.Hälfte des 18.Jh. | Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten zur Zeit Mose, die ebenfalls in einem Zelt untergebracht war. Der Tabernakel dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen) zur Aufbewahrung verwandelter Hostien für die Sterbenden. Im hohen Mittelalter wurde er auch Ort der Anbetung und Verehrung Christi in der Gestalt dieses eucharistischen Brotes. |
An der Türe sind noch die alten Beschläge und das Schloss aus dem 17.Jh montiert, die schon in der 1610 erbauten Vorgängerkirche verwendet wurden. | Bei diesem Schloss ist der Schlossmechanismus in einem unterhalb der Türklinke befindlichen Metallkästchen untergebracht (Kastenschloss). |
Seitlich
des Choraltars 17.Jh steht ein größeres Vortragekreuz
noch aus barocker Zeit (um 1700). Der Corpus ist blutüberströmt dargestellt.
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(Bittgängen, Kreuzweg) wird der Corpus des Kreuzes zu den nachgehenden betenden Menschen gedreht, damit sie den Gekreuzigten vor Augen haben. Bei anderen Prozessionen, z.B. an Fronleichnam und beim Ein- und Auszug in und aus der Kirche zeigt der Corpus in die Gehrichtung, d.h., er weist ihnen den Weg. Die ältesten Vortragekreuze stammen schon aus dem 6.Jh. |
An den Kirchenbänken ist ein weiteres Vortragekreuz von 1890 befestigt. Es handelt sich dabei um einen sog. Viernageltypus, d.h., beide Hände und beide Füße sind einzeln angenagelt. Der Corpus hat eine Inkarnatfassung (fleischfarbig). |
Die Sakristei ist an der Südseite angebaut. Sie wurde schon im Jahr 1890 mit der Kirche errichtet. Sie enthält ein Fenster mit einem Glasgemälde der Muttergottes und einer Monstranz. | ![]() |
Neben der Türe zwischen Altarraum und Sakristei hängen die Chorglocken, die das akustische Zeichen für den Beginn des Gottesdienstes anzeigen. Es handelt sich um vier kleine Glocken in kunstvoll geschmiedeten Gitter. Die Chorglocken werden geläutet, wenn Priester und Ministranten die Sakristei verlassen und den Chor betreten. |
Im ersten Stock der Sakristei ist das Oratorium untergebracht, dessen Seite zum Kirchenraum hin aus einer Holz-Glas-Konstruktion besteht. Von hier aus hatten die Barone des nahe gelegenen Schlosses einen freien Blick auf den Altar, ohne dass sie von den Gläubigen im Kirchenschiff gesehen werden konnten. Auch das Oratorium enthält ein farbiges Glasfenster (Herz-Jesu in einem Medaillon). |
Die Nordwand des Altarraums enthält eine 170x90 cm große Grabplatte (Epitaph) aus Rotmarmor mit völlig verwitterter oder -falls die Platte früher in den Fußboden eingelassen war- abgeschliffener Inschrift. Hinweise auf das Alter können nur die großen Wappen im unteren Teil geben, von denen eines der Familie Barth gehörte. Der Stein wird auf ein Alter von 400 Jahren geschätzt. |
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Daneben
ist ein 160 x 90 cm große Epitaph aus Rotmarmor für Barbara
von Freyberg, geborene von Schaudorf eingelassen. Nach dem teilweise
nicht mehr lesbaren Text im Rahmen ist Frau von Freyberg am Freitag nach
einem Marienfest (Mariä Himmelfahrt ?) 1520 (?) gestorben. An den vier
Ecken des Epitaphs sind Wappenschilde, in der Mitte die Gestalt einer Frau
(der Toten?) und einem Kind in Reliefgravur abgebildet. Bei der Reliefgravur
wird das die Buchstaben umgebende Material in gleicher Höhe weggestochen.
Die Buchstaben sind dadurch erhöht und wirken gleichsam appliziert (aufgesetzt).
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An der Westwand ist das über einen Meter hohe und 75 cm breite Epitaph aus hellem Plattenkalk für den Freiherrn Ferdinand von Füll zu sehen, der am 22.August 1772 gestorben ist. Der obere Teil besteht aus der Inschrift "Dominus Providebit" und einem Wappen, das von heraldischen Motiven umgeben ist. |
Im unteren Teil ist folgender Text in schwungvoller Zierschrift angebracht: Allhier Ligt Begraben der Hochwohlgebohrne Herr Donn Ferdinand von Füll, von und zu Windach, Freyherr auf Cammerberg, Grünertshofen, Ereßing und Piflitz, Sr. Churfürstl. durchl.in Bayrn..... Infanterie Hauptmann. So gestorben den 22.aug Ao 1772". |
Am
Übergang vom durch eine Stufe erhöhten Altarraum zum Kirchenschiff
kniet an der Nordseite die Figur von Jesus
am Ölberg, der seinen Vater händeringend bittet, der Kelch
möge an ihm vorübergehen (aber nicht mein Wille, sondern dein
Wille geschehe). Jesus ist in ein blaues Gewand gekleidet. Die Figur ist
auf einen Sockel mit Ornamenten des Historismus gestellt. Nach dem Letzten Abendmahl zog sich Jesus mit den Jüngern Johannes, Jakobus d. Ä. und Petrus in den Garten Gethsemani am Abhang des Jerusalem gegenüberliegenden Ölbergs zurück, um zu beten. Das Thema von Jesus am Ölberg zählt zu den frühen Motiven der christlicher Kunst. |
Der um 1980 aufgestellte Zelebrationsaltar besteht aus einem hellen Marmorblock, der auf einer kreuzförmigem Konsole ruht. Im Bild rechts ist er für das Erntedankfest geschmückt. |
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Hinweis: Der Altar war das Symbol des heidnischen Gottesdienstes. Das lateinische Wort adolere = verbrennen bezeichnet die ursprüngliche Bedeutung als Stätte zur Verbrennung der Opfer. Die ersten Christen hatten keinen Altar. Jesus versammelte die Seinen um den Tisch, und das hielten auch die Christen während der ersten Jahrhunderte so; zur Eucharistiefeier konnte jeder beliebige Tisch dienen. Im 4.Jh wurde das Opfer Jesu in das Tischgeschehen hineingenommen und der Altar eingeführt. Er war meist aus Stein, frei aufgestellt und von allen Seiten zugänglich. Ab dem 8. Jahrhundert weicht die Tischform immer mehr der Blockform. Dies kommt der Entwicklung entgegen, im Altar Reliquien von Märtyrern und Heiligen beizusetzen. Der zelebrierende Priester stand hinter dem Altar, sodass seine Handlungen während der Messfeier für die ganze Gemeinde sichtbar waren. Als der Altar dann im 11.Jh eine Rückwand mit hohen Altaraufbauten (Retabel) erhielt und weiter an die Ostwand rückte, wandte der Priester der Gemeinde den Rücken zu. Dies ist in der katholischen Kirche durch eine Liturgiereform erst vor 40 Jahren wieder rückgängig gemacht worden. |
Hinweis: Das rote Öllämpchen, das stets im Altarraum brennt, gilt oft als Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit der wachsenden Verehrung der aufbewahrten Eucharistie hat sich etwa seit dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel, wo das Allerheiligste aufbewahrt wird, herausgebildet: Johanniter-Ritterorden hatten das Ewige Licht von den Kreuzzügen aus dem Heiligen Land mitgebracht. Durch sein dauerndes Brennen weist es darauf hin, dass in der Kirche geweihte Hostien aufbewahrt werden. |
Fünf Kirchenfenster enthalten Glasgemälde. Sie wurden von der Münchner Glasmalerfirma Bockhorni im Jahr 1890 angefertigt.
Auf
der Nordseite (links) ist im vordersten Fenster ein Bild von Christus,
der die Kinder segnet. Es erinnert an die Bibelstellen Mtt, 18,3 oder Lk
18,6: "Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret es ihnen nicht; denn
für solche ist das Reich Gottes." Die Inschrift am Fuß des Bildes lautet: Gestiftet von Nikolaus Kollmeier. |
Auf der Südseite ist im vordersten Fenster ist ein (unbekannter) heiliger Bischof zu sehen, der einen vor ihm knienden Mann die Hand auflegt und ein Kruzifix über ihn hält. Im Hintergrund die Silhouette einer südlichen Stadt. |
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Das
zweite Fenster zeigt die hl.Klara
mit Buch und Monstranz. Die hl.Klara hielt 1241 den anstürmenden Sarazenen die Monstranz in ekstatischem Gebet entgegen, und schlug die davon Erschreckten in die Flucht. |
Im zweiten Fenster erkennt man einen hl. König vor dem Hintergrund einer befestigten Stadt. Er hält einem Wanderstab in der Hand und hat die Augen andächtig zum Himmel erhoben. Wen dieses Bild darstellen soll, ist mir ebenfalls nicht bekannt. | |||
Das dritte Fenster stellt die hl. Elisabeth von Thüringen dar, die einen Bettler segnet. Im Hintergrund die Wartburg. Die hl. Elisabeth von Thüringen (1207-1231) war Ehefrau des Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen. Im Hungerjahr 1226 speiste sie die Armen vor den Toren der Wartburg. |
Weitere vier Fenster sind mit einem umlaufenden Band neuromanischer Flechtwerkornamentik verziert. |
Kanzelkreuz
und Mater Dolorosa
An
der Nordseite des Langhauses hängt ein großes Kruzifix.
Der Corpus ist lebensgroß. Um die Stirn Jesu windet sich die weit
herabgezogene Dornenkrone.
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Unter
dem Kreuz steht die Mater dolorosa,
die schmerzhafte Muttergottes. Sie hat ihre Arme zum Zeichen der Trauer
die Arme über der Brust gekreuzt. In ihrem Herzen steckt ein langes
Schwert. Ihr Haupt ist von einem Kranz von 12 Sternen umgeben.
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Heiligenfiguren
an den Wänden des Kirchenschiffs
An der Südwand stehen auf einer Konsole vier kleinere Heiligenfiguren auf modernen Podesten. Sie wurden um 1890 geschnitzt und sind polychrom (mehrfarbig) gefasst. Sie stellen den hl.Aloisius mit mit dem Kruzifix in der Hand, zwei weibliche Heilige mit Büchern und den hl.Franz Xaver mit einer Muschel, einem flammenden Herzen und einer Lilie dar. | ![]() |
Hinweise: Aloisius,
Erbprinz derer von Gonzaga, gelobte schon im Alter von zwölf Jahren ewige
Keuschheit, trat 1585 gegen den Willen des Vaters in den Jesuitenorden ein.
Dort widmete er sich theologischen Studien und der Krankenpflege. In zahlreichen
Briefen betrieb er auch Seelsorge an Jugendlichen. Luigi starb während einer
Pestepidemie, nachdem er sich bei der Pflege von Kranken die tödliche Ansteckung
holte. Die Volksfrömmigkeit verzeichnete das Bild dieses Heiligen zu einem
keuschen Unschuldsengel, der sich nicht einmal getraut habe, seine Mutter
anzuschauen und Frauen nur mit niedergeschlagenen Augen begegnet sei. Franz Xaver, ein Spanier, war ein Zeitgenosse von Ignatius von Loyola und einer der ersten Jesuiten. Von Goa in Indien aus missionierte er auf mehreren Reisen den fernen Osten u.a. Japan und China und taufte dort viele Menschen. Das hochgehaltene Kruzifix erinnert an den Eifer, mit dem er die Botschaft vom Gekreuzigten verkündete. In der Münchner Michaelskirche befindet sich eine Knochenreliquie mit dem Spruchband: "25 Tote erweckt, 120.000 getauft". Die Zahl der Taufen war damals -anders als heute- ein Maßstab für den Erfolg der Mission. (Gedenktag:3.Dezember). |
Vor den Kirchenbänken auf der rechten Seite ist eine bunt gefasste Muttergottesfigur platziert. Es ist die thronende Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Arm und mit den königlichen Reichsinsignien geschmückt. Maria trägt eine Krone auf dem Haupt, hält in der rechten Hand ein Szepter und das auf ihrem Schoß sitzende Jesuskind umgreift mit seiner linken Hand den Reichsapfel. Maria trägt ein rotes Kleid und darüber einen zweiteiligen blauen Mantel mit Goldborte. |
Hinweis: Rot und Blau sind die traditionellen Marienfarben. Rot für den königlichen Anspruch, Blau für die hohe Wertschätzung (im Mittelalter brauchte man für die Herstellung der blauen Malfarbe Lapislazuli). Gold symbolisiert das Ewige, die himmlische Herkunft, den himmlischen Glanz und höchste Herrlichkeit. |
In Nischen an der
Wänden des Kirchenschiffs stehen zwei Figuren aus dem 20.Jh. Links eine unbekannte Nonne mit einem Kruzifix und Rosen im Arm. Wen die rechte schwarz glasierte Tonfigur darstellt, ist bekannt: es ist der Bruder Konrad von Parzham. Konrad von Parzham (1818-1894) wirkte 41 Jahre lang im Kloster Altötting als Pförtner, wo er mit Tausenden von Wallfahrern zu tun hatte, die mit vielerlei Anliegen und Bitten zu ihm kamen. Aber auch Kinder aus vielen armen Altöttinger Familien kamen bettelnd an die Pforte, keines von ihnen ging leer aus. 1934 wurde Konrad von Papst Pius XI. heilig gesprochen. |
Am Nordeingang
sind unter der Empore zwei bunt gefasste Schnitzfiguren angebracht, die
um 1900 entstanden sind: Links
eine Marienfigur mit einer
Herzdarstellung an der Brust. Um das Herz ist ein Kranz von Rosen gelegt.
Rechts die entsprechende Herzjesu-Figur
mit einem Dornenkranz um das Herz. |
An
der Nordwand hängt in Höhe des Übergangs vom Altarraum
zum Kirchenschiff ein großes Ölgemälde auf Leinwand. Es
hing schon in der früheren Kirche und wurde in der 2.Hälfte
des 17.Jh. gemalt. Das Thema des Gemäldes, die Stigmatisierung
des hl. Franziskus, findet man in unseren Kirchen eher selten.
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Im oberen Bildteil ist Franziskus auf Wolken dargestellt, auf den vom Himmel aus Gnadenstrahlen gerichtet sind. Darunter stehen vor einer südländischen Landschaft die Heiligen Antonius und Ignatius von Loyola und blicken hinauf zu Franziskus. |
Zwei Gnadenstrahlen, ausgehend vom IHS-Zeichen und von einem Herzen, gehen durch Franziskus hindurch zu den beiden unten stehenden Heiligen. Das IHS-Zeichen (für den Namen Jesus) ist Attribut von Ignatius, der eine starke Zuneigung zum Namen Jesu zeigte und die von ihm gegründete Gemeinschaft "Gesellschaft Jesu", Jesuiten nannte. Das flammende Herz, das Attribut des Antonius, weist nicht nur auf seine Liebe zu Gott hin, sondern auch auf die Legende, nach der Antonius einem Geizhals bei der Suche nach seinem Herzen half und es in einer Geldtruhe fand. |
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Zwischen den Kreuzwegbildern sind die kunstvoll gestalteten Apostelleuchter aus Messingguss vor den gemalten Apostelkreuzen angebracht. Sie erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. |
Unter der Emporentreppe liegt der Zugang zur Familiengruft der Barone von Vequel-Westernach zu finden. Hinter einer Gittertüre, die einseitig mit Blech beschlagen ist (in sog. Durchstecktechnik), führen Treppen hinab zur Gruft. Dort sind drei große Muschelkalk-Tumben (Überbau eines Grabes mit Grabplatte) zu sehen. Sie erinnern an Theodor Frhr. von Vequel-Westernach (1888-1916), Richard Frhr. von Vequel-Westernach (1850-1925), und an Adele Frfr.von Vequel-Westernach (1865-1952). Die Barone wohnten im nahe gelegenen, von einer Mauer umgebenen Schloss, das im 16.und 17.Jh ein Wasserschloss gewesen ist. Von der Vierflügelanlage sind noch der Süd- und Westflügel bewahrt. An der Ostseite der Gruft zeigt ein Sandsteinrelief eine Pieta, die Figur von Maria mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß und dazu ein Spruchband: "Ao: 1922 - Gott will es - Selig die Toten die im Herrn sterben; Sie ruhen - aus von ihren Mühsalen".
Hinter den Kirchenbänken trennt ein großes Gitter den Eingangsbereich vom vorderen Kirchenschiff.
Die 1902 nach Westen im Zuge des Anbaus verlängerte Empore ruht auf zwei Gusseisensäulen. Die Emporenbrüstung ist in 28 Rundbogenfelder aufgeteilt, die mit Schablonenmalerei (hier Blumen) verziert sind.
Die Orgel mit ihrem dreiteiligen Prospekt wurde wohl kurz nach dem Neubau um 1900 installiert. Der Spieltisch ist seitlich an der nördlichen Wand angebracht.
Hans Schertl
Quellen:
Mathias Steinberger, Die Pfarrei
Vierkirchen, 1879
Kirschbaum, Lexikon der Christlichen Ikonographie,
1968
E. H. GOMBRICH, Ornament u. Kunst, Stuttgart
1982;
Georg
Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
Leben in Fahrenzhausen, Bürgerinformationen der Nachbarschaftshilfe,
1999
Das große Kunstlexikon von P.W. Hartmann, 2003
40 Bilder: Hans Schertl (39), Pfarrei Giebing (1)
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23.3.2006