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Georg Sellmeier
(1922- 2000)

-der Herrgottschnitzer von Zolling-

Georg Sellmeier wurde am 9.April 1922 als Sohn eines Postschaffners in Zolling geboren. Trotz seiner frühen künstlerischen Neigungen hielten die Eltern ihn an, einen richtigen Beruf zu erlernen. Er wurde Schreiner. Nach erfolgreicher Lehre meldete er sich an der Kunstgewerbeschule in München an. Doch mitten hinein in seine beginnende künstlerische Laufbahn kam der Einberufungsbefehl in die Wehrmacht. Nach Krieg und Gefangenschaft wurde er in die Privatschule des Bildhauers Lothar Otto aufgenommen und lernte dort dreieinhalb Jahre Zeichnen und Modellieren. Täglich fuhr er frühmorgens mit dem Fahrrad von Zolling nach Freising und von dort mit dem Zug nach München und abends wieder zurück. In der Nacht saß er oft in seinem Zimmer und schnitzte Figuren, mit denen er das Geld für seine Ausbildung verdiente.

Nach Beendigung der Schule verlegte er sich auf das Gestalten von Grabdenkmälern, mit dem man nach dem Krieg sein Brot verdienen konnte. Er zog nach Rosenheim, wo er seine Frau kennenlernte. 1956/57 kehrten beide zurück nach Zolling. Dort bauten sie ein paar Jahre später auf dem elterlichen Grundstück ein Haus mit Atelier. Sein künstlerischer Schwerpunkt lag auf der sakralen Kunst. Viele Heiligenfiguren stehen in den Kirchen des Weiteren Umlands, aber auch im Rest Deutschlands. Sogar in Macao in China ist eine zu sehen. Seine Frau übernahm das Fassen, das Bemalen der Skulpturen.

Sellmeier war nicht nur künstlerisch, sondern auch technisch begabt. Aus dieser Kombination entstand die von ihm erfundene Erweiterung einer Kopiermaschine- zum Vergrößern und Verkleinern der Figuren. Sie fertigte aus handgeschnitzten Vorlagen acht Rohlinge; diese wurden dann noch per Hand überschnitzt
. Nur auf diese Weise war es möglich, dass eine so große Zahl von Kunstwerken die Werkstatt Sellmeiers verließ. Aber der Künstler hat auch viele Einzelstücke wie eben die Grabmäler oder die großen Kirchenfiguren per Hand gefertigt.

Allerdings, so gestand der Bildhauer 1977 in einem Zeitungsinterview, wäre er viel lieber Maler geworden. Und so konnte man ihn während seiner letzten Lebensjahrzehnte in seiner Freizeit mit Pinsel und Palette antreffen. Wenn er finanziell unabhängig sein werde, wolle er sich voll dieser Kunst widmen, sagte er, "denn echte Kunst ist brotlos". Ob Sellmeier seinen zweiten Lebenstraum verwirklichen konnte, ist mir nicht bekannt. Am 29.Mai 2000 ist der Hergottsschnitzer von Zolling verstorben.

In den Kirchen des Landkreises Dachau stammen folgende Werke von Georg Sellmeier:

Kloster Schönbrunn 1959 Friedhofskreuz und -tafel
St.Jakobus Vierkirchen 1964
St. Martin Kollbach 1974
St. Nikolaus Jedenhofen 1985
St.Leonhard Pasenbach 1985

Quelle:
Freisinger Tagblatt vom 13.Juni 1977
Martin Sellmeier, 2012

Kirchen und Kapellen im Dachauer Land - ein virtuelles Guckloch durch die verschlossene Kirchentür

9.5.2012