Pfarrkirche
St. Stefan in HOHENZELL
Navi-Adresse: 85250 Altomünster, Pfarrer-Marz-Weg 5
Lage der Kirche
auf der Landkarte ...
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Kurzbeschreibung
Die zum Bistum
Augsburg gehörende Pfarrei Hohenzell, die früher
zu den kleinsten und ärmsten Pfarreien in Bayern zählte,
hatte bis 1960 einen eigenen Pfarrer. Seitdem wird sie vom Pfarrer
von Adelzhausen mitversorgt und gehört inzwischen mit Heretshausen
und Tödtenried zur Pfarreien-gemeinschaft Adelzhausen (Dekanat
Aichaich-Friedberg).
Die Pfarrkirche
St.Stefanus ist im Wesentlichen
ein Bau des 20.Jahrhunderts. Nur der gotischen Chor mit den außen
liegenden Stützpfeilern
und dem schönem Rippengewölbe im Inneren ist älter.
Er stammt aus dem 15. Jahrhundert.
Bis 1926 besaß
die Kirche noch ein Langhaus romanischen Ursprungs. Dazu gehörte
noch ein kleiner zweigeschossiger, spitzer Turm über dem Kirchenschiff
und die 1840 erbaute Sakristei.
1926 war aber das Kirchenschiff
baufällig. Da eine Sanierung nicht mehr möglich
war, wurde es abgerissen und neu aufgebaut - um zwei Meter
breiter und sechs Meter länger als der alte Bau.
Der 28 m hohe Turm mit dem
achteckigen Aufbau und der barock wirkenden Zwiebelkuppel
wurde 1927 errichtet.
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Säulenengel
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Innenausstattung
Der noch aus der Barockzeit stammende
Hochaltar wurde 1926/27
renoviert und leicht verändert.
- Mittelpunkt ist die Figur
des Kirchenpatrons, des hl. Stephanus.
- Als Assistenzfiguren dienen Papst Sixtus II. sowie der hl. Bischof
Maximilian.
- Der Altaraufsatz, Maria mit dem Kinde ist eine Ergänzung
von 1927.
Besonders prächtig ist der
Chorbogen mit den Symbolen der drei christlichen Tugenden Glaube,
Hoffnung und Liebe gestaltet.
Die Seitenaltäre sind
ebenfalls barock. Die Halbplastiken in den Mittelnische stammen aber aus
jüngerer Zeit. Diese Plastiken zeigen auf dem
- linken Altar Maria Heimsuchung und im Aufsatz einen Christus auf der
Rast, auf dem
- rechten Altar Jesus mit dem Apostel Thomas und im Auszug St.Stephanus.
In den Antependien
sind Silberreliefs mit Themen aus dem Alten Testament angebracht.
Die Langhausdecke ist mit Fresken
geschmückt. Sie haben die Diakonatsweihe von St.Laurentius und die
Steinigung des hl. Stephanus zum Inhalt.
per Mouseklick
zu den Beschreibungen
Die Kanzel auf
der linken Seite zeigt Plastiken der vier Kirchenväter (Ambrosius,
Augustinus, Papst Gregor I. und Hieronymus).
An der Kanzeltreppe Schnitzereien für die vier Evangelisten.
Eine Besonderheit ist das Totentanzgemälde, das an der Rückwand
des Kirchenschiffs hängt.
Seit 1992 besitzt die Pfarrkirche
eine neue Orgel mit insgesamt 17 Registern.
Weitere Figuren
schmücken die Kirchenwände:
-St.Sephanus mehrfach (mit Steinen)
-St.Sebastian (am Marterbaum)
-Maria Magdalena
-St.Johannes d.Täufer (über dem Taufstein)
-St.Barbara (mit Turm)
-St.Leonhard (mit Kette und Rind)
-St.Antonius (mit dem Jesuskind)
-St.Josef (mit dem Jesuskind)
-Muttergottesfigur (sog."Schöne Madonna")
-Auferstandener Christus (mit der Siegesfahne in der Hand)
Was
noch interessiert...
Gottesdienstzeiten erfahren Sie auf der Internetseite des Pfarreiengemeinschaft
Adelzhausen.
Klicken Sie hier...
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Glockengeläute
Von den Glocken der Pfarrkirche gibt es Audioaufnahmen im Internet.
Wenn Sie es hören möchten, klicken
Sie hier
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Ausführliche
Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Hinweisen
Die Ortschaft Hohenzell
wurde 1260 erstmals unter der Bezeichnung Hochencella erwähnt.
Im Jahr 1555 nannte man sie in Urkunden Hochenzell, 1577 Hochentzell
und 1663 Hochezell.
Doch Hohenzell dürfte sehr viel älter
sein. Man geht davon aus, dass der hochgelegene Klosterhof einer
jener zwölf "Zell"-Orte ist, die vom 8. bis zum 10.Jh
von Altomünster aus angelegt wurden. Später
gehörte ein Teil des Ortes landgerichtlich zum Pflegamt Aichach;
der andere Teil mit Grundbarkeit und Niedergericht zur Hofmark Eisenhofen
(im Landgericht Dachau). 23)
Hohenzell auf der Landkarte Electoratus Bavariae Tabula Chorographica
von 1663
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Pfarrei
Hohenzell
Ursprünglich umfasste
die Pfarrei nur den Ort Hohenzell; sie war damit eine der kleinsten und
ärmsten Pfarreien in Bayern. Um sie auf wirtschaftlich gesündere
Füße zu stellen, wurde am 23. Mai 1807 Irchenbrunn,
das bisher zur Filiale Kiemertshofen der Pfarrei Tödtenried gehört
hatte, nach Hohenzell umgepfarrt. Am 13. Januar 1918 kam auch das inzwischen
auf vier Häuser angewachsene Lichtenberg von der Pfarrei Tödtenried
dazu. Zur Pfarrei gehört auch der 1817 entstandene Weiler Freistetten.
1847 lebten in der Pfarrei 254 Gläubige,
1867 schon 298 Gläubige (Freistetten 11, Irchenbrunn 81, Übelmanna
29, Hohenzell 177).
Bis ins Jahr 1955/1960
hatte Hohenzell einen eigenen Pfarrer. Seitdem wird die Pfarrei vom Pfarrer
von Adelzhausen und den Patres aus dem Palottiheim Friedberg seelsorgerisch
betreut. Hohenzell gehört zum Dekanat Aichach-Friedberg
und zum Bistum Augsburg.
Zum
Kirchenpatronat schrieb der Historiker Anton von Steichele folgendes:
23)
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"Auch
das Kirchenpatronat von Hohenzell besaßen, soweit die Nachrichten
zurückreichen, die Hofmarksherren von Eisenhofen. Als diese Hofmarke
im Jahr 1622 vom Hochstifte Freising gekauft wude, gelangte dieses
Patronat-Recht an die Bischöfe von Freising, welche nun bis zur
Säcularisation auf die Pfarrei Hohenzell präsentirten. Von
diesem Zeitpunkte an übte der Landesherr von Baiern jenes Patronat
aus, und durch Übereinkommen zwischen dem Könige und dem
Erzbischofe von München und Freising über das Besetzungsrecht
bei sämmtlichen ehemals Eisenhofen'schen Pfarreien wurde laut
kgl. Entschließung vom 11.März 1854 die Pfarrei Hohenzell
bleibend dem königlichen Patronate zugewiesen (siehe Band 2,
228, Anmerkung 2)." |
Messenstiftungen gab es 1864 lt. Steichele folgende: 23)
a. einzeln gestiftete Jahrtage: 10
b. Wochenmesse für ein "Gütlein zu Lechhausen", das
im 16.Jh. angeblich durch Stiftung von Kunrat Schüttgabler, Wirth
zu Odeltshausen in das Eigentum der Pfarrei kam und
jährlich 13 Gulden Erlös abwarf. Zunächst waren 52 Wochenmessen
für Schüttgabler vereinbart. Später
erschien aber der Betrag von 13 Gulden als Entgelt als zu gering. Das
Ordinariat reduzierte
die Zahl der Messen deshalb im Jahr 1778 auf 36 und
im Jahr 1814 auf 20 Messen. 1848 fielen die 13 Gulden weg. So wurde nur
noch nur eine Wochenmesse gehalten.
c. aus dem Nachlasse des Pfarrers Thomas Kropf zu Hohenzell, gest. 1803,
erhielt die als Haupt-Erbe eingesetzte Pfarrpfründe
Hohenzell 1079 Gulden, wofür jährlich 32
Messen gelesen wurden.
übrigens:
das Einkommen des Pfarrers 1864 betrug 734
Gulden (das ist nur etwas mehr als die Hälfte des Hilgertshausener
Pfarrers.
Die Berechnung dieser Dotation können Sie hier
nachlesen...
Geschichte
der Kirche
Frühere Kirche
Die Pfarrkirche St.Stefanus ist im Wesentlichen ein Bau des 20.Jahrhunderts.
Nur der gotischen Altarraum mit dem schönen Rippengewölbe ist
älter. Er stammt aus dem 15. Jahrhundert. Bis 1926 besaß die
Kirchen ein Langhaus, das romanischen Ursprungs war. Dazu gehörte noch
ein kleiner zweigeschossiger, spitzer Turm über dem Kirchenschiff und
die 1840 erbaute Sakristei.
Apiankarte 1568
Kartograph Philipp Apian
hat in seiner Bayerischer Landtafel Nr. 13 auch den Ort und die
Kirche von Hohenzell unter der Bezeichnung "Hochnzell"
dargestellt (siehe Landkarte rechts). Damals hatte die Kirche noch
einen Spitzturm, denn Apians Zeichnungen sind, wie Dr.Peter Dorner
schreibt, authentische Ansichten der dargestellten Gebäude.
Philipp Apian war der bedeutendste
bayerische Kartograph seiner Zeit. Er wurde 1531 in Ingolstadt als
Sohn des aus Sachsen stammenden Mathematikprofessors Peter Bienewitz
(latinisiert:Apian) geboren und trat die Nachfolge seines Vaters
an der Universität Ingolstadt an. Sein Lebenswerk war die erste
Landesaufnahme des Herzogtums Bayern. 1563 schon hatte er eine erste
große Karte des Herzogtums im Maßstab von ca. 1:45.000
fertig gestellt. Eine Verkleinerung dieser sehr unhandlichen Karte
stellen die "24 Bairischen Landtaflen" (jeweils 40
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Apian-Karte von 1568
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mal 30 Zentimeter) im Maßstab
von ca. 1:140.000 dar, die 1568 vom Züricher Formschneider Jost Amman
in Holz geschnitten und vom Maler Bartel Refinger koloriert wurden. Die
Genauigkeit der Landkarten wurde erst im 19. Jh übertroffen; noch Napoleon
benutzte sie für den Einmarsch in Bayern. Apian musste noch im Jahr
des Erscheinens seines Werkes (1568) nach Tübingen emigrieren, weil
er "der Reformation zugetan" war. Er starb dort 1589.
Aus dem 18.Jh
ist aus Kirchenrechnungen bekannt, dass der Kistler Ezechiel Loderer aus
Tödtenried bei einer Innenrenovierung mitgewirkt hat (1751): "Kruzifix
ausgeputzt, eine Krone gemacht, vier Altäre ausgeputzt und geziert
um 6 fl. 18 kr."
Franzosenkrieg
1796 25)
Nach der Erfolg Französischen Revolution 1789 kam es zu Spannungen
mit den benachbarten Monarchien, die versuchten, die Auswirkungen der
Revolution zu begrenzen oder sie rückgängig sogar zu machen. Diese Spannungen
mündeten in einen Krieg (Erster Koalitionskrieg 1792-1797), in dem
die Revolutionstruppen erstmals 1796 in Bayern einmarschierten und auch
nach Hohenzell kamen, wo sie "wie heißhungrige Wölfe"
Kirche und Dorf plünderten. Über das geraubte Kirchen- und Pfarrgut
erstellte Pfarrer Johann Thomas Kopf am 25. Oktober 1796 eine Aufzeichnung,
die sich bis heute erhalten hat.
Danach hatten hatten Franzosen in der Pfarrkirche den Tabernakel aufgebrochen,
das Ciborium gestohlen und die Hostien auf dem Boden verstreut. Von der
Messingmonstranz waren die Silberverzierungen abgerissen worden. Der Gesamtschaden
betrug (nur) 14 Gulden.
Im Pfarrhof raubten die Soldaten Röcke, Westen, Beinkleider, Strümpfe,
Hauben, Schuhe, Stiefel, Schnallen, Gamaschen und 12 gute Hemden. Auch
die Leinwandvorräte von 190 Ellen, Tischtücher, Stoffservietten und
Bettzeug nahmen sie mit, ebenso wie Kerzen, Seifen, Schmalz, sieben Schafe,
ein einjähriges Kalb, Enten und Hühner. Vom Hausrat wurden vor allem Zinngeschirr,
ein Kupferkessel, silberne Löffel, Tischmesser und ein silberner Rosenkranz
entwendet. Aus der Vorratskammer verschwanden acht Pfund geselchtes Fleisch,
ein Scheffel gemahlener Roggen, ein Scheffel Fesen, 120 Eier und acht
Pfund Leinöl. Natürlich wurde auch das Bargeld mitgenommen. Der Pfarrer
selbst verlor 22 Gulden, die Köchin 25 Gulden, die Pfarrangehörigen
sechs weitere Gulden, die wohl als Mündelgelder bei der Kirche angelegt
waren.
Trotz alledem ging es doch wohl glimpflich ab, in Nachbarpfarreien wurde
mehr zerstört und auch vergewaltigt.
Pfarrbeschreibung
1864 23)
Im Jahr 1864 verfasste der Kirchengeschichtler Anton von Steichele ein
kirchen- und lokalgeschichtliches Monumentalwerk "Das Bisthum Augsburg",
das die Grundlage für die geschichtlichen Daten der Kirche Hohenzell
bildet.
Anton von Steichele (1816-1889) war nach seiner Priesterweihe 1838 und
einer Tätigkeit als Hauslehrer in Landshut Domvikar u. Dompropst
und bischöflicher Archivar in Augsburg. Er veröffentlichte mehrere
kirchengeschichtliche Werke, darunter die berühmte, auf zehn Bände
angelegte Augsburger Bistumsbeschreibung, von der er nur ein Drittel fertigstellen
konnte; darunter die Beschreibung des Landkapitels Friedberg, zu dem Hohenzell
damals gehörte.
Von 1878 bis 1889 war von Steichele Erzbischof von München und Freising.
Er ist in der Frauenkirche München begraben.
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Beschreibung
1895 21)
Die Pfarrkirche
St.Stephanus in Hohenzell ist auch im Verzeichnis der Kunstdenkmale des
Königreichs Bayern erwähnt, dessen Aichacher Teil 1888 von Prof.
Gustav von Bezold und Dr. Georg Hager bearbeitet und 1895 von Betzold
und Dr. Riehl im Auftrag des Königl.Bayer. Innenministeriums herausgegeben
wurde. Hier wird noch die alte Kirche beschrieben, die 1926 abgetragen
worden ist.
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Kirche.
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Erbaut
im 15. Jahrhundert. Im 18. theilweise verändert. |
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Das
Langhaus ist flachgedeckt, der eingezogene Chor hat ein Langjoch und
Schluss in fünf Achtecksseiten. |
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Sakristei
an der Südseite des Chores. |
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Thurm
westlich eingebaut. |
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Vorhalle
nördlich.
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Die
Wände des Chores sind glatt. Er hat wohlgebildete stemförmige
Netzgewölbe, deren hohlprofilirte Rippen von Wappenschilden getragen
werden. Runde Schlusssteine. |
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Am
Aeusseren des Chores Strebepfeiler. |
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Auf
dem Hochaltar zwei bemalte Holzfiguren vom Ende des 15. Jahrhunderts;
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1.
S. Stephanus, auf dem 1. Arm der Mantel, darin die Steine liegen,
in der R. Palme. H. ca. 70 cm. |
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R.
Sebastian, die L über dem Kopf an einen Pfahl gebunden, die R.
hängt herunter. Ein Mantel bedeckt Rücken und 1. Bein. H.
mit dem Pfahl 80 cm. |
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An
der Südwand bemalte Holzfigur, S. Andreas, die R. halt das Kreuz,
das an der 1. Seite steht, der 1. Arm hängt darüber herunter
und hält das Buch, um 1500. H. 93 cm. |
Neue
Kirche 1926
Schon
1864 war die Kirche zu Hohenzell ist klein. Anton von Steichele schrieb
damals: "Das Kirchenschiff scheint noch romanisch zu sein unter vielfacher
späterer Veränderung; der gothische Chor mit schönem Netzgewölbe
wurde wahrscheinlich in späterer Erweiterung vorgebaut; im Kuppelthurme,
der auf dem Westgiebel der Kirche aufsitzt, hängen drei Glocken."
23)
Deshalb
wollte man schon zur Jahrhundertwende eine neue Kirche bauen, weil die
alte nicht nur zu klein sondern auch zu feucht war. Jahrelang wurde fleißig
Geld für einen Neubau gesammelt. Doch die Inflation 1923 machte zunächst
alles zunichte.
1926 kam ein neuer Pfarrer (der 37jährige Georg Marz), der trotz
aller Widrigkeiten den Neubau in Angriff nahm. Das alte Kirchenschiff
wurde unter Mithilfe der Bevölkerung abgebrochen, der Boden um 1
Meter tiefer gelegt und die Mauern um 2 Meter breiter und 6 Meter länger
als die alten wieder aufgebaut. Ein Chronist schrieb damals: "Unter
der Pfarrgemeinde herrschte ein Eifer und Einmütigkeit, wie man sie
schöner nicht denken kann."
Der Grundstein enthält eine Urkunde, die Auskunft über den Kirchenbau
gibt. Mehr dazu finden Sie hier...
Am 24. Oktober 1926 konnte Weihbischof Dr. Carolosus Reth aus Augsburg
die feierliche Einweihung vornehmen. Der Turm wurde im folgenden Jahr
innerhalb von 2 Monaten errichtet und mit 4 Glocken ausgestattet.
Renovierungen
- 1751 (Innenrenovierung durch Ezechiel Loderer)
- 1870
- 1956
- 1975/77 wurden Kirche und Kirchturm außen renoviert, die
Dacheindeckung erneuert und eine Innenrenovierung
durchgeführt.
Anschließend hat man den 50jährige Gedenktag des Kirchenschiffbaues
mit einem Festgottesdienst
(Weihbischof Rudolf Schmid) und großen Feierlichkeiten begangen.
- 2008/09 (außen)
- 2017/18 werden/wurde der Eingangsbereich umgestaltet. Die bisherige
lange Treppe wurde abgetragen und die neue Treppe
mit einem 90-Gradwinkel etwas nördlicher errichtet.
Auch die Vorhalle wird saniert. Kosten: Teppe 30.000 Euro,
Vorhalle
10.000 Euro. Die Pfarrei hat davon rd. 25.000 Euro zu tragen. 24)
Statistik
In den alten Matrikeln, Beschreibungen und Zeitungsberichten werden immer
wieder Zahlen genannt, die sich auf die Bevölkerung, die Seelen (Pfarreiangehörige),
Häuser, Anwesen, Gebäude oder Familien beziehen. Leider ist
die Bezugsgröße dieser Zahlen sehr unterschiedlich; sie sind
deshalb nicht immer vergleichbar. So beziehen sich die Werte teils auf
die Ortschaft oder die Gemeinde, teils auf die Pfarrei bzw. den Filialkirchenbezirk.
1852: Gemeinde Hohenzell mit 83 Familien und 357 Einwohnern
1876: Gemeinde Hohenzell (mit 398 Einwohnern) in 7 Gemeindeteilen:
Freistetten (9), Hohenzell (197), Irchenbrunn (71),
Lichtenberg (10),
Plixenried (70), Rametsried (10), Übelmanna (31).
Insgesamt 165 Gebäude,
davon 85 Wohngebäude, 73 Pferde, 521 Rinder, 184 Schafe, 94 Schweine,
8 Ziegen. 22)
1933: Gemeinde mit 452 Einwohnern
1939: Gemeinde mit 433 Einwohnern
Baubeschreibung
der Kirche
Die
Kirche besitzt noch einen gotischen Chor (15.Jh) mit außenliegenden
Stützpfeilern
und einem schönem Rippengewölbe
im Inneren. |
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Unter
den beiden Fenstern neben dem Choraltar sind große Nischen
in die Mauer eingelassen, in denen heute Figuren stehen.
Das Langhaus ist -wie erwähnt- ein Bau aus dem Jahr
1926.
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Turm
und Glocken
Der 1927 errichtete
Turm hat in der unteren Hälfte einen quadratischen Grundriss, der
obere Teil ist achteckig und mit einer barocken Zwiebel bedeckt. Zusammen
mit dem goldenen Turmknauf und dem Kreuz misst er 28 Meter. Im Turm hängen
mehrere Glocken, die aus dem Jahr 1948, vielleicht auch noch aus dem Jahr
1927 stammen. Vom Glockengeläute es Audioaufnahmen im Internet gibt.
20).
Wenn Sie es hören möchten, klicken
Sie hier...
Frühere Glocken:
Wohl nicht mehr vorhanden ist die von Andreas Schmidt in Augsburg gegossene
Glocke, die der große Bauer Matthias Asum von Lichtenberg im Jahr
1864 gestiftet hatte. Unter dem Bilde eines ackernden Landmannes stand:
"Gestiftet von Mathias Asum bauer in Lichtenberg 1864". Asum
stattete die ganze Umgebung mit Glocken aus: er stiftete noch zwei Glocken
für Tödtenried und weitere für Altomünster, Maria
Birnbaum und Klingen.
1864 gab es noch zwei weitere Glocken. Von der damals mittleren Glocke
ist bekannt, dass sie von B.M.Langenegger in München 1715, gegossen
wurde und die Inschrift: "Iesvs Nazar.miserere nobis" trug.
Im
Jahr 1927 hat man vier neue Glocken gekauft, von denen drei im 2.Weltkrieg
zum Einschmelzen abgeliefert werden mussten; dies würde bedeuten,
dass eine der heutigen Glocken aus dem Jahr 1927 stammt.
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Hinweis: Woher die so
typisch bayerisch-barock anmutende Zwiebelform kommt, ist erstaunlicherweise
nicht geklärt. Einige der Experten vermuten, dass sie eine Nachahmung
und Weiterentwicklung der im 7.Jh errichteten Moschee auf dem Tempelberg
in Jerusalem (Felsendom) und somit arabischen Ursprungs ist. Damals
glaubten europäische Baumeister, die Kuppel stamme noch vom Tempel
Salomons und verbanden mit ihr die Vision vom himmlischen Jerusalem.
Andere Kunstexperten sehen in der Zwiebel eine Weiterentwicklung der
byzantinischen Kuppel, die auch in Russland großen Anklang fand.
Fest steht jedoch, dass die ältesten zwiebelförmigen Kuppeln im alten Baiern die der Münchner Frauentürme sind (1525). Weite
Verbreitung fand die Zwiebel als Bauform aber erst im Italien der
Renaissance und bei uns in der Barockzeit nach dem 30jährigen
Krieg. Ihre Form -unten bauchig, oben spitz- passte wunderbar zur
Kunstauffassung und zum Lebensstil des Barocks und galt "als
Synthese aus der Bewegung ins Übersinnliche und dem Verharren
in den Wölbungen des Sinnlichen". |
An der Nordseite
der Kirche hängt ein großes Kruzifix.
Die Kreuzbalkenenden haben die Form eines Dreipasses. Diese Zierform
stammt ursprünglich aus der Gotik, wurde in der Zeit des Historismus
als neugotisches Element mit großer Begeisterung wieder verwendet
und blieb beliebt zur Mitte des 20.Jh.
Das Kruzifix wird von einer eleganten Blechabdeckung vor den Unbilden
der Witterung geschützt. Oftmals wurden solche Kruzifixe anlässlich
einer Volksmission
angebracht. Hier in Hohenzell fehlt aber ein solcher Hinweis.
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Innenausstattung
Die Innenausstattung wurde großenteils
von der barocken Vorgängerkirche übernommen.
Fenster
Zwei Fenster im Altarraum
sind mit Ornament-Glasmalereien und Medaillon-Bildern geschmückt.
- Im linken Fenster ist St.Josef mit dem Jesuskind und einer Lilie
in der Hand,
- im rechten Fenster St.
Anna mit ihrer Tochter Maria auf dem Arm dargestellt.
Anna war nach apokryphen
Evangelien des 2. bis 6. Jahrhunderts die Mutter von Maria und somit
die Großmutter von Jesus. Ähnlich wie Hanna, der Mutter
des Propheten Samuel (1. Samuel 1-2), soll sie erst nach zwanzigjähriger
kinderloser Ehe ihr Kind Maria geboren haben. Deshalb wird sie in
der Kunst als ältere, verheiratete Frau mit Kopftuch dargestellt.
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Fenstergemälde
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Fenstergemälde
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Einige
Fenster im Kirchenschiff sind
nur im oberen Teil mit Glasgemälden verziert. Es handelt sich
hier um neobarocke Formen, insbesondere um Akanthusgirlanden.
Die
Fenster wurden von der Hofglasmalerei Georg Schneider aus Regensburg
eingebaut (sign).
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Hochaltar
/ Choraltar
Der noch aus der Barockzeit stammende
Hochaltar wurde 1926/27 renoviert und dabei leicht verändert.
Das Retabel (Altaraufbau) wird von vier gewendelten blau-gold gefassten
Säulen gestützt. Diese Säulen haben nicht nur statische Aufgaben;
sie sind auch Symbol für den Zusammenhang von Oben und Unten, sie verbinden
Himmel und Erde. Deshalb sind Säulenretabel eine beliebte Bauform.
Altaraufsatz
Auf dem Gesims sitzt zwischen
hohen Ziervasen mit Blattwerk der Altaraufsatz.
Er ist von einem Segmentgiebel nach oben abgeschlossen.
Im Aufsatz befinden sich seit 1927 die Halbfiguren von Maria mit dem
Kind. Maria hält ein Zepter, das Jesuskind einen Reichsapfel
in der Hand. |
Maria
mit dem Kind
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Hinweis:
Der mit dem Kreuz versehene Reichsapfel ist seit 1191 Teil der königlichen
Insignien und symboli-siert den von Gott verliehenen Herrschaftsanspruch.
Gleiches gilt auch für den Apfel in der Hand des Jesuskindes. Hier
kommt aber die weitere Bedeutung des Apfels als Paradiesapfel und
Sinnbild für den Sündenfall hinzu: Jesus weist den Betrachter darauf
hin, dass er durch seinen Tod die Erbsünde überwindet.
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Mittelteil
In der Mittelnische des Altars
steht die Figur des Kirchenpatrons, des hl.
Stephanus. Er ist in ein goldenes Diakonsgewand (kurze Ärmel,
seitlich geschlitzt) gekleidet und hält eine Märtyrerpalme
und eine Bibel in den Händen.
Hinweis: Stephanus war einer der Diakone der urchristlichen Gemeinde
in Jerusalem, die neben der Glaubensverkündigung auch für
die sozialen Belange der Gemeinde zuständig waren.
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St.Stephanus
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Sie
hatten den Rang von Gemeindeleitern, die in ihrer Bedeutung nahe an
die Apostel heranreichten. Durch seine Predigten geriet Stephanus
mit den Juden in Konflikt. Sie brachten ihn vor den Hohen Rat. Die
in Apostelgeschichte wiedergegebene Rede belegt, dass Stephanus noch
vor Paulus den universellen Anspruch des Christentums verkündete.
Stephanus wurde als Lästerer verurteilt und gesteinigt. |
Assistenzfiguren
Als Assistenzfiguren stehen Papst Sixtus
II. sowie der hl. Bischof
Maximilian vom Pongau neben den Säulen auf Konsolen.
Nach dem Verzeichnis
der Kunstdenkmäler in Bayern von 1895 stammen die Figuren aus dem
17.Jh.
Papst Sixtus
II.
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Hinweise: Sixtus II.
wurde 257 Bischof von Rom. Er fiel den Verfolgungen unter Kaiser
Valerian zum Opfer und wurde zusammen mit vier Diakonen, darunter
Laurentius, beim Gottesdienst in den Calixtus-Katakomben verhaftet,
sofort enthauptet, dann in der Papstgruft bestattet. Die Legende
lässt Sixtus nach seiner Gefangennahme die Kirchenschätze
seinem liebsten Schüler und Diakon Laurentius anvertrauen,
damit der sie unter die Armen verteile, ehe sie der Beschlagnahme
durch den Kaiser verfallen. Festtag: 7.August
Der in den Kirchen des Dachauer Landes selten dargestellte hl.Maximilian
war nach der Überlie-ferung der Sohn reicher Eltern. Nach deren
Tod verteilte er seinen Besitz zum Teil an die Sklaven seines Anwesens,
denen er auch die Freiheit schenkte, und zum Teil an Arme. Maximilian
pilgerte nach Rom, von wo er durch Papst Sixtus II. 257 als Glaubensbote
in seine Heimat Noricum zurückgeschickt wurde. Dort war er
20 Jahre lang als Wanderbischof und Bischof von Lorch an der Enns
tätig. Während der Christenverfolgung unter Kaiser Numerianus
wurde er als Märtyrer enthauptet.
Festtag: 12.Oktober
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St.Maximilian
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Tabernakel
Der
Drehtabernakel ist weiß
und golden gefasst. Leuchterengel flankieren die vergoldete Nische,
in der das Jesusmonogramm IHS zu sehen ist. Auf dem vorderen Drehteller
steht ein Kruzifix mit ver-goldeten Kreuzbalken und weißem Corpus.
Früher war über dem Tabernakel großes Auge im Dreieck
angebracht, umgeben von einem Strahlen-kranz. |
Tabernakel
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Hinweis:
Tabernakel ist das lateinische Wort für Zelt. Die seit dem 12. Jh
übliche Bezeichnung führt zurück zur Bundeslade der Israeliten zur
Zeit Mose, die eben-falls in einem Zelt untergebracht war. Der Tabernakel
dient bereits seit frühchristlicher Zeit (unter anderem Namen) zur
Aufbewahrung verwandelter Hostien für die Sterbenden. Im hohen Mittelalter
wurde er auch Ort der Anbetung und Verehrung Christi in der Gestalt
dieses eucharistischen Brotes. Der Ort und die Form der Aufbewahrung
änderten sich im Laufe der |
|
Jahrhunderte häufig.
Das Tridentinische Konzil (1545 - 63) ordnete die Aufstellung des
Tabernakels auf dem Altar an. Doch diese Vorschrift wurde in Deutschland,
wo man lange daran festhielt, die heiligen Hostien in Wandschränken
und Sakramentshäuschen aufzubewahren, erst im 18. Jahrhundert umgesetzt.
Das 2. Vatika-nische Konzil (1962 - 65) lässt dies wieder zu. Deshalb
werden in modernen oder modernisierten Kirchen Tabernakel häufig in
die Wand eingelassen oder stehen frei auf einer Säule. |
Beichtstuhl
Hinter dem Altar versteckt steht ein
reich verzierter Beichtstuhl
mit zwei Besucherabteilen. Interessant ist die Schnitzerei über dem
Priestersitz: Es handelt sich um eine (neu?)barocke Petrusfigur
umrahmt von Akanthusblättern und Blüten.
St.Petrus
am Beichtstuhl
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Der als Halbfigur
dargestellte Apostelfürst hält in seinen Händen zwei
Schlüssel. Diese sog.Him-melsschlüssel repräsentieren in der
christlichen Symbolik die Vollmacht, zu lösen und zu binden. Nach
Matthäus 16,19 sagte Jesus zu Petrus: "Dir will ich die Schlüssel
des Himmelreiches geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden
sein im Himmel, und was du lösen wirst auf Erden, wird gelöst sein
im Himmel". Diese Vollmacht zum Lösen, also zur Sündenvergebung,
wurde später auf die Jünger und den Klerus übertragen.
Ein Teil der Blüten in der Umrahmung sind Rosen (s.Bild
rechts). In der Antike war man der Ansicht, dass Rosen die Wirkung
des Weines abschwächten und den Trinker davor bewahrten, Geheimnisse
zu verraten. Die Rose galt deshalb als Symbol der Verschwiegenheit.
Der lateinische Begriff "sub rosa" (unter der Rose) bedeutete: unter
dem Siegel der Verschwiegenheit. Deshalb ist die Rose ein beliebte
Verzierung an Beichtstühlen.
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Rosen
am
Beichtstuhl
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Hinweis:
Über Jahrhunderte hinweg wurde das Bekenntnis der Sünden
offen im Kirchenraum beim Sitz (Kathedra) des Bischofs, später
bei dem des Priesters im Altarraum abgelegt. Dieser besonders hervorge-hobene
Sitz des Beichtvaters war die Ausgangsform des Beichtstuhls. Durch
die irisch-schottischen Mönche wurde die Beichte im 10.Jh individualisiert,
d.h., nicht mehr öffentlich abgelegt. Dazu bedurfte es nicht
nur einer größeren Zahl von Priestern, sondern auch neuer
Einrichtungsgegenstände. |
Beichtstuhl
|
Der
heutige Beichtstuhl entwickelte sich allerdings erst ab dem 16.Jh.
zu einem feststehenden, meist dreiteiligen, mehr oder weniger geschlossenen
Beichtgehäuse mit der Trennung von Priester und Beichtenden durch
eine Zwischenwand mit Sprech-gitter. Die Beichtenden knien abwechselnd
in den Seitenteilen. Damit wurden bessere Bedingungen für einen
anonymen Vollzug der Beichte geschaffen. In neuerer Zeit bieten sogenannte
Beichtzimmer mit ihrer persönlichen Atmosphäre eine räumliche
Alternative für Beicht- und Glaubensgespräche. |
Weitere
Figuren im Altarraum
An der Chorwand stehen zwei Figuren auf hohen,
mit Engelsköpfen verzierten Podesten:
Links die spätgotische
Figur des hl. Stephanus.
Sie könnte vor der Barockisierung der Kirche Mittelpunkt des (damals
gotischen) Hochaltars gewesen sein.
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St.Stephanus
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St.Sebastian
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Rechts eine Figur des
hl. Sebastian. Bekleidet
ist er mit einem langen vergoldeten Mantel, der den Blick auf den
Körper mit den darin steckenden Pfeilen freigibt. |
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Hinweis:
Sebastian soll nach der Legende im 3.Jh.ein Offizier der kaiserlichen
Garde gewesen sein. Auf Befehl des Kaisers Diokletian wurde er wegen
seines Glaubens mit Pfeilen durchschossen. Er erholte sich aber durch
die Pflege von St.Irene, der Witwe des Märtyrers Kastulus, bekannte
sich erneut zu seinem Glauben und wurde daraufhin mit Keulen erschlagen.
Auf seine Anrufung hin, soll eine Pestepidemie abgewendet worden sein.
Der heilige Sebastian wird deshalb als Pestpatron und -der Pfeile
wegen- als Patron der Schützenbruderschaften verehrt. Festtag:
20.Januar |
In der Nische rechts neben
dem Altar steht die Figur
einer Hände ringenden Frau, der das Leid, das sie ertra-gen
muss, deutlich ins Gesicht geschrieben steht.
Nach der Art der Darstellung dürfte es sich um ein Bildnis
der hl. Maria Magdalena handeln. Attribute, die eine sichere Bestimmung
zuließen, fehlen.
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Magdalena
|
Hinweis: Maria
Magdalena ist aus der Bibel bekannt. Sie wurde Jüngerin Jesu und war
auch bei der Kreuzigung Jesu dabei; ihr erschien Jesus nach seiner
Auferstehung. Ob es sich bei Magdalena auch um die namenlose Sünderin
handelt, die Jesus die Füße salbte, ist ungewiss. Meist wird sie mit
einer Salbbüchse abgebildet. Festtag: 22.Juli |
Ewig-Licht-Ampel
Am
Chorbogen hängt die rd. 30 cm große Ewig-Licht-Ampel,
die wohl im (neu)barocken Stil gestaltet wurde.
Sie ist aus Messing, getrieben und versilbert. Getrieben bedeutet,
dass das Kunstwerk durch Hämmern von der Rückseite her
über einer nach-giebigen Unterlage erstellt wurde. Die Aufhänge-vorrichtungen
für die Ketten haben die Form von Akanthusblättern. |
Ewig-Licht-Ampel
|
Hinweis:
Das rote Öllämpchen, das stets im Altar-raum brennt, gilt
oft als Erkennungsmerkmal eines katholischen Gotteshauses. Früher
gab es solche Lichter nur an den Märtyrergräbern. Mit
der wach-senden Verehrung der aufbewahrten Eucharistie hat sich
etwa seit dem 13. Jh der Brauch des "Ewigen Lichtes" vor dem Tabernakel,
wo das Allerheiligste aufbewahrt wird, herausgebildet, nachdem der
Johanniter-Ritterorden das Ewige Licht von den |
|
Kreuzzügen
aus dem Heiligen Land mitgebracht hatten. Durch sein dauerndes Brennen
weist es darauf hin, dass in der Kirche geweihte Hostien aufbewahrt
werden. Meist sind die von der Decke herabhängenden Ampeln
aus Silber oder versilberten Material gebaut, in eleganten Formen
und mit vielen grazilen Verzierungen versehen. |
Taufstein
Taufstein
|
Zwischen dem Altar und
der linken Außenwand steht der schön gestaltete Taufstein.
Auf dem Deckel die Umschrift: "Baptisetur unusquisque in nomine
Jesu Christi in remissionem peccatorum. Act 2.38" (ein jeder
lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden).
Die Figuren von Jesus und dem hl. Johannes waren wohl Bestandteil
eines früheren Taufstein-deckels. Sie stehen heute über
dem Taufstein auf einem Wandsockel.
Johannes mit dem Kreuzstab in der linken Hand gießt mit der
rechten Hand Taufwasser über den neben ihm stehenden Jesus. Interessant
ist, dass vor den Figuren nicht der Fluss Jordan, sondern ein kleiner
Taufkessel abgebildet ist. |
Taufsteinfiguren
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Der
neue Zelebrationsaltar
(sog.Volksaltar) besteht aus Holz und ist in Trapezform erstellt.
An der Vorderseite ist als Intarsienarbeit ein Kreuz eingearbeitet.
|
Zelebrationsaltar
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Der
Altar wurde im Zuge der Liturgiereform durch die Beschlüsse des
2.Vatikanische Konzils um 1970 aufgestellt. Stilistisch
unterscheidet sich er sich erheblich von den übrigen Altären.
|
|
Hinweis: Der Altar war das Symbol des heidnischen Gottesdienstes.
Das lateinische Wort adolere = verbrennen bezeichnet die ursprüngliche
Bedeutung als Stätte zur Verbrennung der Opfer. Die ersten Christen
hatten keinen Altar. Jesus versammelte die Seinen um den Tisch, und
das hielten auch die Christen während der ersten Jahrhunderte
so; zur Eucharistiefeier konnte jeder beliebige Tisch dienen. Im 4.Jh
wurde das Opfer Jesu in das Tischgeschehen hineingenommen und der
Altar eingeführt. Er war meist aus Stein, frei aufgestellt und
von allen Seiten zugänglich. Ab dem 8. Jahrhundert weicht die
Tischform immer mehr der Blockform. Dies kam der Entwicklung entgegen,
im Altar Reliquien von Märtyrern und Heiligen beizusetzen. Der
zelebrierende Priester stand hinter dem Altar, sodass seine Handlungen
während der Messfeier für die ganze Gemeinde sichtbar waren.
Als der Altar dann im 11.Jh eine Rückwand mit hohen Altaraufbauten
(Retabeln) erhielt und weiter an die Ostwand rückte, wandte der
Priester der Gemeinde den Rücken zu. Dies ist in der katholischen
Kirche durch eine Liturgiereform erst vor 55 Jahren wieder rückgängig
gemacht worden. Der Zelebrationsalter
ersetzt nun liturgisch voll den Hochaltar. 19)
|
Kommunionbank
In Hohenzell
gibt es noch eine Kommunionbank
(Speisgitter). Sie ist aus kunsthistorischen Gründen erhalten, hat
aber in der Liturgie keine Funktion mehr. Prälat Dr.Werner Gross schreibt:
"Von der Kommunionbank ist in den liturgischen Dokumenten des II.Vatikanischen
Konzils nicht mehr die Rede, da der Altar zugleich Tisch des Opfers und
des österlichen Mahles ist; von ihm empfangen die Gläubigen die
eucharistische Speise und den eucharistischen Trank. " 11)
Kommunionbank
|
Die Kommunionbank besteht
traditionell aus Docken, das sind runde, stark geschwellte und profilierte
Säulchen aus Holz. In Hohenzell ist die Kommunionbank besonders
prächtig gestaltet, mit vergoldeten Metalleinsätzen, auf
denen unter Muschelkalotten florale Motive zu sehen sind: In Vasen
stehen Getreideähren und Weinreben, die Zeichen für Brot
und Wein, für Christi Leib und Blut, die in Gestalt der Hostie
an dieser Stelle den Gläubigen gereicht wurden.
Hinweis: Die Kommunionbänke entwickelten sich aus den Cancelli
(lat.Gitter), den Altarschranken altchristlicher Kirchen, die den
Gemeinderaum, d. h. das Kirchenschiff, vom Altarraum trennten. An
diese Kommunionbank knieten sich früher die Gläubigen,
die kommunizieren wollten. Der Priester reichte von der dem Altarraum
zugewandten Seite der Kommunionbank die Hostie aus dem Kelch. Ein
Ministrant hielt unter das Kinn des Gläubigen die Patene, um
ein Herunterfallen der Hostie zu vermeiden. Im Rahmen der Liturgiereform
um 1970 wurde die Kommunionbank in den meisten Kirchen abgebaut,
um so eine Einheit zwischen dem Priester und der Gemeinde zu schaffen.
|
Chorbogen
Der
Chorbogen (die Abgrenzung
zwischen Altarraum und Kirchenschiff) wurde 1926 neu gewölbt,
weil der alte Bogen zu eng und zu niedrig war. Er ist nunmehr mit
Stuckverzierungen versehen, die die drei christlichen Tugenden symbolisieren: |
|
Links hält
ein Engel das Kreuz mit einem
Inschriftenband "Der Glaube"
in der Hand,
Rechts ein Engel Anker und Inschrift "Die
Hoffnung".
In der Mitte befindet sich ein Kelch mit
Hostie, umgeben von einem Strahlenkranz
und einem Schriftband mit dem Text: "Die
Liebe aber ist das Größte".
|
Kirchenschiff
/ Langhaus
Das Kirchenschiff aus dem Jahr 1926 ist mit einem Tonnengewölbe mit
Stichkappen
über den Rundbogenfenstern überdeckt.
Deckengemälde
An
die Decke des Kirchenschiffs sind zwei große Fresken gemalt,
die Szenen aus dem Leben des hl. Stephanus und des hl.Laurentius schildern.
Beide Heilige werden in der Kunst wegen ihres gemeinsamen Amts als Diakon
häufig miteinander dargestellt, obwohl sie zu unterschiedlichen Zeiten
gelebt haben.
Steinigung
von
St.Stephanus
|
Das
Fresko über dem Kirchenschiff zeigt die Steinigung
des Kirchenpatrons.
Vor dem Hintergrund der Stadtmauern Jerusalems kniet Stephanus im
roten kurzärmeligen Diakonsgewand unter einem Baum und schaut
mit erhobenen Händen in den Himmel (siehe Apostelgeschichte 7,
2-53).
Auf dem Fresko in Hohenzell sitzt dort Christus, von vielen Engeln
umgeben, mit dem Kreuz im Arm auf Gewölk. Ein Engel hält
die Märtyrerpalme und den Siegeskranz für Stephanus bereit.
Ein breiter Lichtstrahl vom Himmel beleuchtet Stephanus und die hinter
ihm stehenden Henker, die große Gesteinsbrocken auf den Heiligen
schleudern. Links von ihm stehen im Schatten die Pharisäer, die
Stephanus wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt hatten. Festtag:
26.Dezember |
Diakonweihe
von
St.Laurentius
|
Über
der Empore ist die Weihe
von Laurentius zum Diakon dargestellt.
In einem Kirchenraum mit großartigen architektonischen Elementen
kniet Laurentius auf den hohen Stufen eines Altars vor Papst Sixtus
II., der zusammen mit weiteren Bischöfen die Hände über
Laurentius hält. Die Kirchenbänke sind gefüllt mit
Klerikern. Ein weiterer Diakon kniet auf den unteren Stufen des Altars.
Festtag: 10.August |
Seitenaltäre
Auch
die barocken Seitenaltäre sind
aus der alten Kirche übernommen. Sie haben keine Assistenzfiguren.
Die Halbplastiken in den Mittelnischen stammen aus jüngerer Zeit.
Linker Seitenaltar
Im Aufsatz des
Altars ist eine Figur von Jesus
auf der Rast zu sehen. Jesus sitzt am Ende des Kreuzwegs auf
einem Felsen und wartet auf die Kreuzigung. Er stützt sein Haupt
auf seine linke Hand.
Hinweis:
Figuren von "Christus in der Rast" sind nicht selten in den Kirchen
des Dachauer Landes. Ähnliche Figuren stehen auch in Asbach,
Bergkirchen, Biberbach, Haimhausen, Kleininzemoos, Kollbach, Röhrmoos,
Rumeltshausen, Schönbrunn, Tandern und Wester-holzhausen. |
Jesus
auf der Rast
|
Die
Darstellung Christus auf der Rast geht zurück auf die heimlichen
Leiden Christi. Das sind Schilderungen und bildliche Darstellungen
von Martern Christi vor seiner Kreuzigung, die nicht in den Evangelien
erwähnt werden. Sie entsprangen der Passionsmystik des Mittelalters
und wurden in der Barockzeit von den Jesuiten und Franziskanern für
Zwecke der Gegen-reformation wieder belebt. Zu diesen heimlichen
|
|
Leiden
gehören Darstellungen von Christus im Kerker, von Maria mit ihrem
toten Sohn Jesus auf dem Schoß (Vesperbilder) und Christus auf
der Rast. Letztere stellen Jesus dar, der nach dem Kreuzweg, kurz
vor seiner Kreuzigung auf einem Stein oder dem Kreuz sitzt, seinen
Ellbogen an den Schenkeln aufstützt und das Kinn bzw. eine Wange
mit einer Hand hält. Eine uralte Geste der Klage und Trauer.
Diese Art der Gestaltung heißt im Volksmund manchmal auch "Zahnweh-Herrgott".
|
Mittelnische
Der linke Altar ist der Muttergottes
geweiht. In der großen Mittelnische ist vor blauem Ornamentshinter-grund
Maria Heimsuchung
dargestellt, der Besuch von Maria (links) bei ihrer Base Elisabeth
(rechts). Die Plastik zeigt die beiden Cousinen bei der Begrüßung.
6.
Im oberen Aufsatz auf später bemaltem Grund Flachrelief, die
Begegnung der Frauen. Maria fasst mit beiden Händen die Rechte
der Elisabeth, welche von rechts kommt und mit der Linken das Gewand
hält. Anfang des 16. Jahrhunderts. H. ca. 60 cm.
|
Maria
und Elisabeth
|
Hinweis:
Maria hatte bei der Verkündigung durch den Erzengel Gabriel erfahren,
dass auch ihre betagte Kusine Elisabeth guter Hoffnung war. Sie machte
sich daraufhin auf den Weg, um Elisabeth zu besuchen (Lied: Als
Maria übers Gebirge ging). Bei der Be-grüßung
durch ihre Kusine wurde Elisabeth offenbar, dass sie der Mutter des
Gottessohnes begegnete, denn es heißt in der Bibel bei Lukas:
Als Elisabeth |
|
den Gruß
Marias hörte, da hüpfte das Kind (Johannes) in ihrem Leib
und Elisabeth wurde erfüllt vom Heiligen Geist. Sie erhob laut
ihre Stimme und rief: "Gebenedeit bist du unter den Frauen und gebenedeit
ist die Frucht deines Leibes!" Maria antwortete darauf mit dem Magnifikat,
das mit den Worten beginnt: Hoch preiset meine Seele den Herrn (=
Magnificat anima mea Dominum) |
Am Antependium,
der Vorderseite des Altarblocks, ist ein Silberrelief
angebracht, das das Opfer Abrahams zeigt. Und zwar den Moment, in dem ein
Engel dem Vollzug der Opferung Einhalt gebietet.
Hinweis:
Abraham wurde von Gott auf die Probe gestellt und sollte seinen einzigen
(legitimen) Sohn Isaak opfern. Als Abraham tatsächlich den Isaak
als Opfer darbringen wollte, griff Gott ein und wies Abraham an, anstelle
des Knaben einen Widder zu opfern, der sich im Gestrüpp verfangen
hatte. |
Opfer
Abrahams
|
Neben der Aussage, dass Gott keine (damals übliche ?) Menschenopfer
wünscht, wird die Begebenheit als Vorbild für den Opfertod
Christi (Gott opfert seinen einzigen Sohn) gesehen. |
Altaraufsatz
Der rechteckige,
von zwei Pilastern begrenzte Altaraufsatz
zeigt in seiner Mittelnische eine kleine Figur des Kirchenpatrons
St.Stephanus mit Steinen in den Händen, die auf sein Martyrium
hindeuten. |
St.Stephanus
im Altaraufsatz
|
Flankiert
wird der Altaraufsatz durch geschnitzte und bunt bemalte Blumenvasen
aus Holz.
|
Mittelnische
Auf
dem rechten Altar sind in der Mittelnische (blau gestrichen und mit
Akanthusblumen verziert) Jesus
und der Apostel Thomas dargestellt. Jesus zeigt Thomas seine
Wunden, um ihn von seiner Auferstehung zu überzeugen. Die Geschichte
vom ungläubigen Thomas (Joh. 20,24) ist allen bekannt. Dennoch
wird sie -zumindest in unserer Gegend- nur selten künstlerisch
dargestellt. |
Jesus
und Thomas
|
Der Apostel Thomas wird von den Christen in Indien besonders verehrt.
Die sog. Thomaschristen (eine christliche Konfession) berufen sich
darauf, dass der Apostel als Missionar nach Indien ging und dort
viele Leute bekehrte. Als er Götzenbilder einschmelzen ließ,
wurde er von einem heidnischer Priester mit einer Lanze erstochen.
|
Antependium
Das Silberrelief am Antependium stellt das Opfer
des Melchisedek dar.
Hinweis: Melchisedek
war zu Zeiten Abrahams Priesterkönig von Salem (=Jerusalem).
Er segnete den Abraham, als der von seinem Sieg über Kedor-Laomer
zurückkehrte und brachte im anschließenden Dank-opfer für
den Sieg Brot und Wein als Opfergaben dar (Gen. 14,18-20). |
Opfer
Melchisedeks
|
Wegen der Übereinstimmung der Opfergaben
wurde er im Christentum als Vorläufer von Christus angesehen.
In der christlichen Kunst soll die Darstellung des Opfers des Melchisedek
auf die lange Tradition des Messopfers mit Brot und Wein hinweisen
|
Kanzel
Die
Kanzel mit Schalldeckel,
sechseckigem Kanzel-korb, einem Dorsale (bemalte Rückwand) und
Kanzel-stiege ist an der Nordwand des Kirchenschiffs be-festigt.
Auf dem Schalldeckel thront die Figur des Erzengels Michael
mit der Seelenwaage in der Hand. Mit dieser Waage stellt er beim Tod
eines Gläubigen dessen gute und böse Taten gegenüber.
Wenn sich die Waagschale des Guten senkt, begleitet er den Ver-storbenen
zum Paradies. Unter dem Schalldeckel ist eine hl. Geist-Taube angebracht.
|
Kanzel
|
Hinweis: Die Predigt wurde in alt-christlicher Zeit -ähnlich
wie heute- von einem Ambo
aus gehalten. Ab dem 13. Jh. hat man Kanzeln gebaut, die zumeist seitlich
im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt
ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen,
was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Spätestens
seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden sie nicht mehr benutzt.
|
Erzengel
Michael
|
An der Brüstung
der Kanzeltreppe sind Schnitzereien mit Symbolen für die vier
Evangelisten zu sehen. Die Attribute unter den Evangelistennamen
beziehen sich auf den Beginn des jeweiligen Evangeliums:
Markus mit geflügeltem Löwen ( Markusevangelium beginnt
mit der Predigt des Johannes in der Wüste, dem
Lebensraum des Löwen),
Matthäus mit geflügeltem Menschen (beginnt mit Stammbaum
Jesu),
Lukas mit dem geflügeltem Stier (beginnt mit Opfer des
Zacharias) und
Johannes mit Adler (spiritueller Höhenflug des Johannes-Evangeliums:
"Im Anfang war das Wort..."). |
Evangelist
|
Der Kanzelkorb ist mit Plastiken der vier Kirchenväter (Ambrosius,
Augustinus, Papst Gregor I. und Hieronymus) verziert.
Die Kombination
von Evange-listen-Symbolen und den vier Kirchenvätern an den
Kanzeln sollte im Sinne der "Gegenrefor-mation" die Kontinuität
der Tra-dition, auf die sich die katho-lische Kirche berief, unter-streichen.
|
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|
|
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Kirchenvater
ist die Bezeichnung für frühchristliche Schriftsteller,
die in ihren Schriften die christliche Lehre begrün-deten.
Sie verbanden die Evangelien mit kirchlichen Geboten und Entschei-dungen
der Konzile und schufen so einen standardisierten Kodex christ-licher
Lehren.
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Ambrosius
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Hieronymus
|
Gregor
I
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Augustinus
|
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Zu den westlichen Kirchenvätern zählen
in der katholischen Kirche Ambrosius, Augustinus, Papst Gregor I. und
Hieronymus.
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Ambrosius
(339-397) aus Trier war Bischof von Mailand. Hier zeigte er, sich
als hervorragender Seelsorger. Dem Staate gegenüber vertrat
er die Selbstständigkeit der Kirche. Seine zahlreichen Schriften
aus den Gebieten des Glaubens, der Katechese, Moral und Askese und
die von ihm gedichteten Hymnen ließen Ambrosius zu einem der
Wegbereiter der mittelalterlichen christlichen Kultur werden. Nach
der Legende war ihm als Bub ein Schwarm Bienen um den Mund geflogen,
ohne ihm zu schaden. Möglicherweise ist aber der Bienenkorb
ein Hinweis auf einen Fleiß und seine Beredsamkeit in Glaubensfragen.
Vielleicht ist der Bienenkorb aber auch eine Deutung seines Namens
(ambrosium: Wabe des himmlischen Honigs). Festtag: 7. Dezember
Hieronymus (347-420)
aus Dalmatien, führte drei Jahre lang in der Wüste Chalkis
(Ostsyrien) ein Einsiedlerleben, bevor er 379 zum Priester geweiht
wurde. 382-385 war er Sekretär von Papst Damasus I. Nach dessen
Tod gründete er 386 bei Bethlehem vier Klöster. Hieronymus
hat das Alte Testament aus dem Hebräischen und Griechischen
und das Neue Testament aus dem Griechischen ins Lateinische neu
übersetzt. Nach der Legende hat Hieronymus einem Löwen
einen Dorn aus seiner Tatze gezogen, worauf das Tier aus Dankbarkeit
bei ihm blieb. Festtag: 30.September
Gregor I. der Große
(540-604) lenkte als Papst von 590 an 14 Jahre lang kraftvoll und
zielbewusst die Kirche. Er leitete die Christianisierung Englands
in die Wege, stellte mit den Westgoten und Langobarden ein gutes
Einvernehmen her, baute die kirchliche Armenpflege auf, erneuerte
die Liturgie und bemühte sich um die römische Sängerschule.
Durch seine zahlreichen Schriften beeinflusste er die Theologie
bis in die Aufklärungszeit. Nach der Legende hat ihn bei einer
seiner Schriften der Heilige Geist in Gestalt einer Taube inspiriert.
Festtag: 3.Sept.
Augustinus (354-430)
ist der bedeutendste der vier lateinischen Kirchenväter. Er
gelangte auf allerlei Irrwegen zum christlichen Glauben und wurde
387 vom hl. Ambrosius in Mailand getauft. 394 wurde er zum Bischof
von Hippo bei Karthago geweiht. Durch seine zahlreichen Schriften
entwickelte er sich zum geistigen Führer der abendländischen
Kirche. Er starb am 28.8. 430 während der Belagerung Hippos
durch den Vandalenkönig Geiserich. Nach der Legende traf Augustinus,
der immer das Geheimnis der Dreifaltigkeit ergründen wollte,
am Meeresstrand ein Kind, das mit einer Muschelschale das Wasser
des Meeres auszuschöpfen versuchte. Als Augustinus das Kind
auf die Aussichtslosigkeit seines Tuns aufmerksam machte, erwiderte
es, dass sein Tun nicht weniger aussichtslos sei, als der Versuch,
das Wesen der Dreifaltigkeit Gottes zu ergründen. Fest: 28.Aug.
|
per Mouseklick zu den
Beschreibungen
|
Kanzelkreuz
und Mater
Dolorosa
Gegenüber
der Kanzel hängt das sog. Kanzelkreuz
im barocken Stil der 1.Hälfte des 18.Jh. Der Corpus Jesu
ist als Inkarnat (=fleischfarbig) ge-fasst; die Adern
schimmern blau un-ter der Haut hervor. Er hat sein dor-nengekröntes
Haupt im Tode nach rechts geneigt; es ist von einem drei-strahligen
Heiligenschein umgeben. |
Kanzelkreuz
|
Das
um die Hüften geschlungene Lendentuch, in der Kunst auch
Perizoma genannt, ist vergoldet. Die
Füße sind, wie im Barock üblich, überkreuzt
mit einem Nagel an das Holz geheftet (sog. Dreinageltypus).
Hinweis: Das Kreuz heißt Kanzelkreuz, weil es in
der Regel der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist.
Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem
der hl.Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als den
Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge,
sondern den Tod und die Auferstehung Christi zum Inhalt haben.
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Unter dem
Kruzifix steht die Figur einer Mater
dolorosa. Sie hält ihre Arme über der Brust gekreuzt.
In ihrer Brust steckt ein Schwert, das an das Simeonwort bei der Darstellung
im Tempel erinnert: "Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen".
Der Bildtypus der Mater Dolorosa entwickelte sich schon im Mittelalter
und bezieht sich direkt auf das aus dem 13. Jh stammende Gedicht "Stabat
mater", das die Gottesmutter in ihrem Schmerz um den Gekreuzigten
be-singt: "Christi Mutter stand mit Schmerzen... " |
Mater
dolorosa
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An den Wänden des
Kirchenschiffs sind die 14 Kreuzwegbilder
angebracht. Leider ist mir über den Künstler
nichts bekannt.
Hinweis: Seinen Ursprung hat der Kreuzweg übrigens im Brauch
der Pilger, bei Wallfahrten nach Jerusalem den Leidensweg Jesu nachzugehen.
Als die heiligen Stätten wegen der Türkenkriege nicht mehr
frei zugänglich waren, hat man den Kreuzweg bei uns nachgebaut
(in Deutschland ab 1503). Zunächst gab es nur Kreuzwege im Freien;
in der Zeit um 1730 hat man die Kreuzwege in die Kirchen geholt und
dort Kreuzwegbilder aufge-hängt.
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Wenn
Sie mehr über die Geschichte des Kreuzwegs und seine Darstellungen
in Kirchen des Landkreises erfahren wollen, klicken
Sie hier... |
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Kreuzwegbild
|
Apostelkreuze
und -leuchter
Zwischen
den Kreuzwegbildern sind an den zwölf Apostelkreuzen
die zwölf Apostelleuchter angebracht.
Die Kreuze sind mit blau-grauer Farbe auf goldenen Untergrund gemalt.
Daran sind die Apostelleuchter aus Schmiedeeisen befestigt. Sie erinnern
an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem,
dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf
Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlischen Jerusalems. An den Apostelkreuzen wurde die Kirche
bei ihrer Weihe mit Chrisam gesalbt. Am Kirchweihfest oder bei anderen
hohen Festen werden die Kerzen auf den Apostelleuchtern ange-zündet. |
Apostelleuchter
|
Figuren
an den Wänden des Kirchenschiffs
Die hl.
Barbara hält einen Turm in ihrer Hand. Die Heilige ist in ein
faltenreiches Gewand gekleidet, mit einem weißen Schal um Hals und
Schulter. Der angedeutete gotische Schwung verleiht der Figur Anmut.
St.Barbara
|
Hinweis: Barbara
ist eine legendäre Person. Das bildschöne Mädchen soll
von ihrem heidnischen Vater, dem reichen Dioskuros von Nikomedia,
während einer längeren Geschäftsreise in einen Turm
geschlossen worden sein, um sie am Heiraten zu hindern. Barbara ließ
im Turm ein Bad bauen, aber nicht wie vom Vater angeordnet mit zwei,
sondern mit drei Fenstern, als Zeichen der Verehrung der Dreieinigkeit.
Als der Vater zurückkam und merkte, dass sie Christin geworden
war, ließ er sie geißeln, mit Keulen schlagen, die Brüste
abschneiden und mit Fackeln brennen. Schließlich enthauptete
der Vater die Tochter selbst, worauf er von Blitz getroffen wurde.
Barbara gehört zu den 14 Nothelfern. Sie ist Patronin der Bergleute
und -wegen des präzisen Blitzschlags- der Artilleristen. Festtag:
4.Dezember |
St.
Leonhard
ist im Mönchsgewand dargestellt, mit gefalteten Händen, im Arm
den Abtsstab und die Viehketten. Zu seinen Füßen liegt die Mitra.
Hinter seinem Chorrock lugt ein Rinderkopf hervor.
St.Leonhard
|
Hinweis: Leonhard
(in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr 500 als Einsiedler
und später als Abt in Frankreich. Regelmäßig besuchte
er die Gefangenen und erreichte beim König Clodwig I., dass viele
von ihnen freigelassen wurden. Deshalb galt er ursprünglich als
Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen -
und der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert ankettete.
Als die Leonhardsverehrung nach Deutschland kam, hat man ihn wegen
der Ketten, mit denen er in Frankreich abgebildet war, als Patron
der Haustiere verehrt, weil man diese Ketten als Viehketten missdeutete.
In Bayern erreichte die
Leonhardsvereh-rung im 19.Jh ihren Höhepunkt. Man
nannte ihn auch den bayerischen Herrgott. Am Leonhardstag, dem 6.
November werden Leonhardiritte abgehalten und Tiersegnungen vorgenommen.
|
Rechts vom Totentanzgemälde steht eine
Figur des hl. Antonius von Padua
auf einem Sockel. Der etwas traurig dreinblickende Heilige im Franziskanerornat
trägt auf dem Arm das Jesuskind.
St.Antonius
|
Hinweis:
Antonius lebte im 13.Jh und war ein begnadeter Redner, der sich gegen
die damaligen Häretiker (Katharer, Albigenser und Waldenser)
wandte. Seine Fastenpredigten in Padua 1231 hatten einen sensationellen
Erfolg, denn die ganze Region schien danach wie umgewandelt: Schulden
wurden erlassen, zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe
gaben das gestohlene Gut zurück, unrechtmäßige und
überhöhte Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet.
Bis heute gilt in Italien ein damals erlassenes Gesetz, dass niemand
mit seinem Leben und seiner Freiheit für eine Schuld haften solle,
sondern nur mit seinem Eigentum. Antonius wird als Hilfe zum Wiederauffinden
verlorener Gegenstände angerufen und gilt deshalb als "Patron
der Schlamperer". Dies geht auf zwei Legenden zurück: Als ihm
ein Manuskript gestohlen worden war, betete er so lange, bis der Dieb
damit zurückkehrte. Schöner ist die zweite Legende, nach
der er einem Geizhals half sein Herz zu suchen und es in einer Geldtruhe
fand. Die Darstellung mit dem Jesuskind auf seinem Arm ist bei uns
erst seit dem 17.Jh verbreitet; sie verweist auf eine seiner Visionen,
die er beim Bibellesen hatte. Festtag: 13.Juni |
In der Kirche sind zwei Josefsfiguren
vorhanden, die jeweils das Jesuskind auf dem Arm tragen. Bei der hier links
gezeigten Figur hält Joseph einen Lilienzweig in der rechten Hand.
Seit dem Mittelaltar gelten weiße Lilien als Symbol für Reinheit und Keuschheit.
St.Josef
|
Joseph
war der Vater Jesu - oder Ziehvater Jesu, da nach altchristlicher
Überzeugung Jesus der Sohn Gottes ist und durch den Heiligen Geist
im Schoß der Jungfrau Maria gezeugt wurde. Joseph stammte aus dem
Geschlecht des Königs Davids, aus dem nach dem Zeugnis des Alten Testaments
der Messias hervorgehen werde. Er lebte als Zimmermann in Nazareth.
Die Verehrung von St.Josef begann in der Ostkirche schon früh, in
unserer westlichen Kirche erst ab dem 14.Jh. Sie wurde insbesondere
von den Franziskanern stark gefördert. Im 20.Jh. ist seine Verehrung
gestiegen. 1955 wurde er zum Patron der Arbeiter ernannt. Keinem anderen
Heiligen wurden im 20.Jh mehr katholische Kirchen geweiht - Maria
ausgenommen. Festtag: 19.März |
St.Josef
|
Der auferstandene Christus mit
der Fahne in der Hand. Die Fahne gilt seit dem 10./11. Jh. als Zeichen
des Sieges über den Tod. In der Barockkunst erfreute sie sich als Attribut
großer Beliebtheit. Insbesondere in der Kunst des süddeutschen Raums gehört
die Fahne zur Ostersymbolik.
Auferstandener
|
Hinweis: Der Figurentypus
des Auferstandenen
entwickelte sich aus dem Erbärmde-Heiland. Dieser wiederum geht
der Überlieferung zufolge zurück auf Papst Gregor den Großen,
dem bei einer Messe über dem Altar die Leidenswerkzeuge Christi
und der lebend aus der Grabkufe aufsteigende Schmerzensmann erschienen
sein soll. Aus den Wundmalen habe sich das Blut in den auf dem Altar
stehenden Kelch ergossen. Die Figur wird auch Erbärmdechristus
oder lat.imago pietatis genannt. Der aufrecht stehende, mit einem
Lendentuch bekleidete und oftmals die Dornenkrone tragende Christus
zeigt seine Wunden. Aus dieser Darstellung des Erbärmde-Heilands
entwickelte sich der Salvator Mundi, der Welterlöser oder der
Auferstandene mit der Siegesfahne in der Hand, dessen Gesichtszüge
mehr die Glorie als die Schmerzen widerspiegeln. |
Die Muttergottesfigur
mit dem Jesuskind auf dem Arm erinnert an die "sog. Schönen Madonnen"
aus der Zeit der Gotik (sog.weicher Stil).
Muttergottesfigur
|
Die
Gesichter von Mutter und Kind scheinen aus dem Leben gegriffen zu
sein. Das ganz natürlich und keineswegs hoheitsvoll wirkende Jesuskind
hält eine vergoldete Kugel, die eine Weltkugel oder einen Apfel symbolisieren
kann, in der Hand. Merkmale der Gotik sind die Form der Krone, der
seitliche Schleier und vor allem die S-Krümmung des Körpers, die mit
dem Fachausdruck "Gotischer Schwung" bezeichnet wird. Seit dem 13.
Jh. sind bei vielen gotischen Figuren die waagerechten Achsen (Becken,
Schultern) gleichsinnig verschoben. Der Kopf ist der erhöhten Schulter
zugeneigt. So ergibt sich eine S-Krümmung, die die steigende Körperbewegung
im Sinne des gotischen, auf die Vertikale gerichteten Willens betont.
Der reiche Faltenwurf ist so gestaltet, dass er auf das Jesuskind
zuläuft. |
Links und rechts des Eingangs hängen in den Ecken Reliefs von
Engeln mit den Leidenswerkzeugen (Arma Christi). Die Engel schweben
auf Wolken. Zu ihren Füßen und in ihren Händen sind das
Kreuz, der Leidenskelch, die Dornenkrone, die Geißel, die Nägel,
der Hammer, der Ysopstab, die Lanze und die Würfel zu sehen. Üblicherweise
werden solche Engelsgestalten zu beiden Seiten eines Kruzifixes angebracht.
Dies dürfte wohl auch bei den beiden Engel in Hohenzell so gewesen
sein.
Engel
mit
Leidenswerkzeugen
(Kreuz, Lanze, Ysopstengel,
Würfel)
|
Hinweis zum Ysop-Schwamm
mit Essigwasser:
Der 60 cm hohe Ysop ist ein aromatisch duftender Halbstrauch mit meist
blauen Blüten. Er gehört zu den Mysterienpflanzen des Altertums
und wird im Mittelmeerraum seit etwa 2000 Jahren als Heilpflanze verwendet.
Personen und Dinge, die mit einem Leichnam in Berührung gekommen
waren, wurden mit dem Ysopbüschel besprengt. "Reinige mich
mit Ysop und ich werde frei von Schuld sein" steht in der Bibel (Psalm
51,7). In der frühen christlichen Tradition war Ysop Symbol für
die Taufe. Der essig-getränkte Schwamm, mit dem Jesus am Kreuz
gelabt wurde, war auch auf einen Ysopstengel gesteckt. Ysop findet
an vielen Stellen der Bibel Erwähnung. Bis heute weiß man
aber nicht, ob es sich dabei um das selbe Kraut handelt, das wir zur
Zeit unter diesem Namen kennen. Dass dem sterbenden Jesus am Kreuz
Wasser mit Essig vermischt gereicht wurde, war für diese
Zeit üblich. Leicht gesäuertes Wasser wurde viel getrunken.
So erhielten z.B. die Soldaten auf ihren Fußmärschen größere
Mengen verdünnten Weines oder Weinessigs. In der Passionsgeschichte
ist deshalb davon auszugehen, dass die Soldaten Jesus das Getränk
reichten, das sie gerade zur Verfügung hatten. 14)
|
Engel
mit
Leidenswerkzeugen
(Nägel, Hammer
Geißel, Kelch
Dornenkrone )
|
In der Kirche nicht mehr vorhanden ist eine spätgotische Figur
des hl.Andreas, von der das Verzeichnis der Kunstdenkmale des Königreichs
Bayern aus dem Jahr 1895 berichtet: "An der Südwand bemalte
Holzfigur, S. Andreas, die R. halt das Kreuz, das an der 1. Seite steht,
der 1. Arm hängt darüber herunter und hält das Buch,
um 1500. H. 93 cm."
21)
Kirchenbänke
Die Kirchenstühle
im Kirchenschiff sind mit barock wirkenden Wangen versehen. Aber sie
werden wohl aus der Zeit des Kirchenneubaus um 1927 stammen. Die Bankreihen
sind nummeriert.
Dies dient zum einen ganz praktischen Gründen, wenn die Gläubigen
nach dem Kommunionempfang wieder in ihre Bank zurückkehren. |
Kirchenbankwangen
|
Möglicherweise
waren aber auch Plätze fest für bestimmte Familien reserviert.
Die festen Plätze in der Kirchenbank waren in der Regeln an den
Hof gebunden; der Käufer eines Anwesens erwarb auch den mit dem
Anwesen verbundenen Platz im Kirchenstuhl.
|
Nummern an
den Bänken
|
Weitere Kirchenbänke
mit Wangen in anderen Formen stehen auf der Empore (Bild rechts)
Hinweis: Schon vom Frühchristentum an bis in die neueste Zeit
hinein knieten und saßen die Kirchenbesucher in den Kirchenbänken
nach Geschlechtern getrennt. Damit sollte im Gotteshaus eine zu
große "sündige" körperliche Nähe zwischen Männern
und Frauen verhindert werden. Dies war in allen drei Hauptkonfessionen
(Kath., Evang., Orthodox) so. In katholischen Kirchen sitzen gewöhnlich
die Männer rechts und die Frauen links. Einen eindeutigen Grund
für diese "Seitenwahl" gibt es nicht. Jedenfalls gilt im traditionellen
Raumprogramm der Sakralarchitektur die Epistelseite als Männerseite
und die Evangelienseite als Frauenseite. Eine Ausnahme macht bei
uns die Kirche in Altomünster; dort ist die rechte Seite die
Frauenseite. Grund dafür ist, dass im bis 1803 bestehenden
Gemeinschaftskloster Altomünster die Frauen das Sagen hatten.
Seit dem letzten Konzil gibt es diese Trennung nicht mehr. Viele
Pfarrer propagieren sogar das Gegenteil und bitten Familien, zusammenzubleiben.
Dennoch sind auf der Frauenseite nur selten Männer zu finden.
Weibliche Kirchenbesucher sind insoweit flexibler. Oft wurden auch
die die Patrone der Seitenaltäre nach der Geschlechtszugehörigkeit
ausgewählt: Seitenaltäre mit Christus oder einem männlichen
Heiligen als Patron sind in der Regel rechts, Marienaltäre
dagegen links zu finden. So auch hier in Hohenzell.
|
auf der Empore
|
Vortragekreuz
|
An einer der vorderen Kirchenbänke
ist auf einer Stange ein schönes, reich verziertes Vortragekreuz
aus Messing befestigt. Die Kreuzbalkenenden sind als Vierpässe
mit Cheruben (Engelsköpfen mit Flügel) gestaltet.
Der Corpus ist versilbert. Unter dem Kreuz ist ein Nodus (= lat.Knoten)
angefügt, eine Kugel, die mit einem schön gestalteten
Ziergitter aus Akanthusblättern überzogen ist. Der Nodus
als Kunstform stammt aus vor-christlicher Zeit. Er hatte ursprünglich
eine Unheil abwendende (apotropäische) Bedeutung, denn Dämonen
können einen Knoten nicht überwinden, glaubte man.
|
Ein zweites
Vortragekreuz wartet hinter dem Altar. Es wird oder wurde
-wie der geschnitzte Totenschädel unter dem Kruzifix eindeutig
zeigt- bei Beerdigungen verwendet. Das Kreuz hat Dreipass-Enden, der
Corpus ist gegossen. Zwischen Nodus und Totenschädel hat der
Bildhauer ein geschnitztes Deckchen gelegt.
Durch das Vortragekreuz werden bei Beerdigungen die vom Priester gesprochenen
Worte
- "Jesus geht uns voraus - wir werden ihn sehen" sowie
- "Das Zeichen unserer Hoffnung, das Kreuz unseres Herrn Jesus
Christus sei aufgerichtet über deinem Grab" verdeutlicht. |
Vortragekreuz
f. Beerdigungen
|
Weihwasserkessel
|
An einem der hinteren Kirchenstühle ist ein mit einem Engelskopf
geschmücktes Weihwasserbecken
aus Holz befestigt. Durch dieses Weihwasserbecken an den Türen
jeder katholischen Kirche sollen die Eintretenden an ihre Taufe erinnert
werden.
Wenn Sie sich eine Sammlung von Weihwasserbecken aus den Kirchen des
Dachauer Landes ansehen möchten, klicken
Sie hier... |
Totentanzgemälde
Besonders bemerkenswert ist ein Totentanzgemälde
-wohl aus der Mitte des 18. Jh.- das an der rückwärtigen Wand
zwischen Heiligenfiguren hängt. Es ist auf Holzuntergrund gemalt (1,55
x 1,62 cm). Der Künstler ist leider nicht bekannt. Wahrscheinlich ist
das Gemälde erst später in die Kirche gekommen. Denn in den Kirchenbeschreibungen
von 1883 und 1895 ist das Bild nicht erwähnt.
Das Gemälde besteht aus sechs
Einzelbildern, die durch gemalte Ornamentrahmen im Stil des Rokoko
getrennt sind. Auf dem Rahmen um das mittlere Bild sitzt ein Totenschädel.
Das Gemälde zeigt in
drastischen Szenen, dass der Tod jeden trifft. Die sieben Szenen
in sechs Einzelbildern zeigen Vertreter verschiedener Stände,
die dem Leben auf dem Lande entnommen sind:
- ein Bauer
mit der Sense in der Hand (links unten)
- ein Mönch,oder
Gelehrter, mit
Buch (links oben)
- ein Priester
am Altar und ein betender Bürger
(oben mitte)
- ein Reicher
(mitte rechts)
- ein Pilger,
dem der Tod den Weg abgräbt
(rechts unten)
- ein Zecher
am Wirtshaustisch (Bild in der Mitte).
Hinweis: Der Tod wird als Schnitter mit Sense oder Sichel dargestellt,
weil in der Bibel (Buch Hiob, 5,26) der sterbende Mensch mit einer
Getreidegarbe verglichen wird.
Texte über und
unter den Gemälden:
- Wachet, denn ihr wisset nicht, welche Stunde euer Herr
kommt (Mtth 24,42)
- Gestern wars an mir, heute ist an dir (Sir 38 V.23)
- Was du bist, das war ich; was ich bin, das wirst du
sein.
Dieser
Satz ist auch auf dem Grabstein für Leonhard von Randeckh von
1530 zu lesen, der sich in der Nikolaus-kapelle des Klosters Indersdorf
befindet.
|
zur Vergrößerung der dargestellten
Szenen
klicken Sie bitte auf das Gemälde
|
|
Hinweis: Der Totentanz ist eine Darstellung der Macht des Todes über
das Menschenleben in allegorischer Form. Die ersten Totentanzgemälde
entstanden im 15.Jh. Dort verbanden sich der Tod und die jew.Person
oft an den Händen haltend zu einer langen Reihe, zu einem Reigen
(so die berühmten Totentanzgemälde in Basel, Lübeck,
Mettnitz, Berlin). In Textunterschriften fordert der Tod die Standesvertreter
zum Mittanzen auf.
Im 17./18. Jh begann man, Totentanzgemälde in der Art zu schaffen,
wie wir sie in Hohenzell vorfinden. Hier ist die lange Tanzreihe in
Einzelbilder aufgelöst. Der Name Totentanz wird aber auch für
diese Gemälde verwendet, obwohl weder im Text noch im Bild der
Tanz thematisiert wird. |
Orgel
und Empore
An der Emporenbrüstung sind Stuckverzierungen
im barocken Stil zu sehen. Im mittleren Feld halten zwei Putten ein Schriftband
mit dem Text: "Ehre sei Gott in der Höhe".
Eine Orgel
gibt es in der Kirche schon seit 1815.
Die jetzige, rein mechanische Orgel mit 17 Registern und 2 Manualen
wurde um das Jahr 1992 von Maximilian Offner aus Kissing eingebaut.
Das Instrument ist schon fünfte Orgel; ihre wesentlich kleineren
Vorgängerinnen (meist Orgelpositive)
stammten aus den Jahren 1815, 1872, 1903 und 1926.
|
Orgel
|
Der Orgelbauer
Offner hat auch die Orgel in den Kirchen von Egenburg, Gumpersdorf,
Hilgerts-hausen und Unterumbach gebaut, sowie die Orgel in Arnzell
restauriert.
|
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Allgemeines
zur Orgel - Die Orgel mit ihren vielen Pfeifen, die über ein Gebläse
zum Klingen gebracht werden, steht meist im rückwärtigen Bereich der
Kirche auf der Empore. Sie hielt erst allmählich Einzug in die Kirchen,
weil sie bis in das 11. Jahrhundert als profanes Instrument galt,
das für das höfische Zeremoniell verwendet wurde. Erst ab dem 13.
Jh wurde es zur Regel, in allen bedeutenden Kirchen Orgeln zu errichten.
Heute gehört eine Orgel zur Ausstattung fast jeder Kirche. Mit ihrer
Klangvielfalt und Klangfülle trägt sie zur Verherrlichung Gottes bei.
Der Orgelprospekt, die Schauseite der Orgel, wurde meist durch Künstler
gestaltet. Im Barock, dem unsere ältesten Orgeln angehören, wurde
der Prospekt mit reicher Ornamentik verziert. Heute setzt sich immer
mehr der "offene" Orgelprospekt durch, der allein durch die harmonische
Anordnung der Pfeifen wirkt. |
Krippe
In der Weihnachtszeit
(beginnend ab dem Patrozinium 26.Dezember) wird in der Kirche eine
schöne Krippe aufgestellt.
Die Figuren sind mindestens so alt wie die Kirche; denn sie werden
schon seit 1926 jedes Jahr aufgebaut. |
|
Wenn Sie sich auch für andere
Krippen in den Kirchen des Dachauer Landes interessieren, klicken
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Epitaphe
In die Westmauer
sind zwei Epitaphe eingelassen:
1937
|
Epitaph
für den ehemaligen Pfarrer Georg Marz.
Text: Zum frommen und dankbaren Gedenken an den Erbauer der Pfarrkirche
Hohenzell,
dem Hochwürdigen Herrn Georg
Marz,
*am 2.Januar 1889 in Kaufbeuren, am 13.November 1937 als Pfarrer
in Blaichach.
Von 1926 - 1933 Pfarrer in Hohenzell
R.I.P. - Die dankbare Pfarrgemeinde Hohenzell" |
1960
|
Epitaph
für den Pfarrer in Ruhe Georg Bühler, der hier in Hohenzell
gestorben ist .
Text: Zum immerwährenden frommen und dankbaren Gedenken an
den
Hochwürdigen Herrn Kammerer Georg
Bühler
geb. 22.1.1889 in Offingen a.D. - Zum Priester geweiht 25.7.1914
- s(eit).1957 freires(ignierter) Pfarrer in Hohenzell - gest. 17.1.1960
in Hohenzell
R.I.P. - Die dankbare Pfarrgemeinde Hohenzell"
|
Zwei weitere
Epiaphe sind in der Vorhalle angebracht
1830
|
Epitaph für
Pfarrer Thomas Kopf
Text: "Hier ruht der gute Selenhirte, der sie zum Heile Gottes
führte
Zu Haus hilt er die Schul für Kinder und rief stets in der Kirche
die Sünder
Er lebte hier auf sehr armer Pfarr und ziert doch die Kirch und den
Altar
Nur bethen, lehren, Kirche zieren, und die Seelen Gott zu führen
War ihm alhier die Herzensfreud, drum ist ihm dort die Seligkeit.
Die kinftgen Pfarrer zu ernähren, Euch zulieb und Gott zu Ehren
Setzt sie sogar als Erben ein, könnt wohl das Denkmal grösser
seyn.
Er war der Hochw. u. Hochgel. Dr. Thomas Kopf 19 Jahr Pfarrer alhier
starb den 19.Jän.1830. RIP."
|
1891
|
Im oberen Teil
des Epitaphs für Pfr. Mayerhofer
sind Symbole für die drei christlichen Tugenden Glaube (Kreuz),
Hoffnung (Anker), Liebe (Kelch) eingraviert.
Text darunter:
" Dem frommen Andenken an den Hochwürdigen Herrn Pfarrer
und Jubelpriester Franz Sales Mayrhofer geb. 27.Febr. 1815 zu Dillingen
a.D. - gest. 31.Juli 1891 zu Hohenzell
Nach 47jähriger seelsorgerlicher Tätigkeit in Hohenzell
fand er hier auch sein Grab.
Er ruhe in Frieden. " |
Vorhalle
Die
Vorhalle, die das Portal
vor dem Einfluss der Witterung schützt, ist als Kriegerdenkmal
gestaltet.
Der Raum wird durch ein halbkreisförmiges Fenster mit Glasgemälden
erhellt. Darauf ist als Glasmosaik das Militärkreuz im Lorbeerkranz,
das von zwei Engeln eingerahmt wird, gemalt. |
Kriegerdenkmal
|
Darunter die
Aufschrift
"Eine größere Liebe hat niemand als wer das Leben
hingiebt (!) für die Seinen";
ein Satz aus dem Neuen Testament (Joh.15,13).
Unter dem Fenster ist die Wand mit Steintafeln bedeckt, auf denen
die Namen der in den beiden Weltkriegen vermissten und gefallenen
Soldaten geschrieben stehen. |
Schräg gegenüber
der Kirche steht der Pfarrhof.
Die dazugehörenden Wirtschaftsgebäude sind inzwischen abgetragen.
Aus dem Jahr 1864 ist bekannt, dass der
Pfarrhof, "alt, einfach und nicht groß" war. Die im
Jahr 1844 neu gebauten Ökonomie-Gebäude standen gesondert.
23) |
|
Wenn sie sich auch andere Pfarrhöfe
im Landkreis Dachau anschauen möchten, klicken Sie hier....
|
Die Pfarreiengemeinschaft Adelzhausen, zu der die Pfarrei Hohenzell
gehört, hat eine eigene Homepage (www.kirche-adelzhausen.de). Dort
können Sie sich über Gottesdienstzeiten und sonstige Aktivitäten
der Pfarreien informieren. Klicken Sie hier....
Hans Schertl
Quellen:
01)
Georg Friedrich Kramer,
Statistik des Regierungsbezirks von Oberbayern, 1847 (Zahl)
02)
Heyberger/Schmitt/Wachter,
Handbuch des Konigreichs Bayern, 1867 (Statistik)
03)
Georg Brenninger,
Orgeln und Orgelbauer im Landkreis Dachau, Amperland 1975/4
04)
Dachauer
Neueste vom 19.10. 1977 und vom 25.10.1977
05)
Fritz Mayer/Rudolf
Wagner, Der Altlandkreis Aichach, 1979
06)
Max
Gruber, Im Amperland tätige Kistler, Schreiner, Tischler und Schneidkistler,
Amperland 1986/3 (Loder)
07)
Robert
Böck,Wallfahrt im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer
Landes, 1991
08)
Wilhelm
Liebhart, ALTOMÜNSTER KLOSTER, MARKT UND GEMEINDE, 1999
09)
Wilhelm
Liebhart, Markt Altomünster, 2002
10)
Orgelbauer
Maximilian Offner, 2003
11)
Prälat
Dr. Werner Gross, Kirche und Denkmalpflege Die Erneuerung der Liturgie
durch das II. Vatikanische Konzil, 2003
12)
Karl
Grüner, "Unten bauchig, oben spitz", Münchner Kirchenzeitung,
v. 25.9.2005 und v. 2.10.2005
13)
Dachauer
Nachrichten v. 8.2.2006, v. 24.10.2006 (K.Stöckner), v. 5.1.2009
(Krippe), v. 7.9.2009 (Franz Hofner-Glocken)
14)
Eduard
Kopp in Chrismon 06.2007 (Essigwasser)
15)
Seemanns
Lexikon der Ikonografie, 2007 (Schnitter Tod)
16)
Mischa
von Perger, Das Totentanz-Tafelbild von Hohenzell, Amperland 2012/1
17)
Dr.Thomas
Horst, Gericht und Herrschaft in Bayern, aus dem Buch Fürstliche
Koordinaten, 2014 (Apian)
18)
Dr.Mich.Rademacher,
Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871-1990, www.verwaltungsgeschichte.de/,
2015 (Statistik 33,39)
19)
Dr Heisig, Kunstreferat des Ordinariats München und Freising, Kunstfahrt
2014 (Zelebr ersetz Hochaltar)
20)
http://www.schwabenmedia.de/Kirchen/Landkreis-aichach/Hohenzell-st-stephan.php?style=styleG,
2016 (Glockenläuten)
21)
Bezold/Riel, Kunstdenkmäler
des Königreichs Bayern, 1895
22) Vollständiges
Ortschaften-Verzeichnis des Köngreichs Bayern von 1876
23)
Anton v.Steichele, Das Bistum Augsburg, historisch und statistisch beschrieben,
Zweiter Band, Augsburg 1864, S.155
ff
24)
Sabine Schäfer, Eingangsbereich wird aufgemöbelt, Dachauer Nachrichten
vom 7./8.10.2017
25)
Prof.Dr.Wilh. Liebhart "Franzosenzeit"
1796 und 1800 Dachau, Hohenzell, Altomünster im Krieg" Kulturspiegel
Altoland 2015
54 Bilder: Hans Schertl
9.3.2018
Text
der Urkunde im Grundstein von 1926
"Im Jahre 1926,
den 20.Juli, fand die feierliche Grundsteinlegung des neuen Kirchenschiffes
statt. Das alte Schiff samt einem westlichen Dachreiter wurde abgetragen.
Am Putz der Chorbogenwand konnte das Presbyterium als 1.Kirche (gotische
Kapelle) festgestellt werden. Seit Jahren schon trug man sich mit dem
Gedanken, die Kirche zu vergrößern. Der Weltkrieg 1914 bis
1918 mit seinem schlimmen Ausgang verhinderte bis dato die Ausführung.
In furchtbar geldknapper Zeit und größter wirtschaftlicher
Not wurde am 1.Juli 1926 dennoch durch den Opfersinn und die tatkräftige
Mithilfe der Kirchengemeinde und der politischen Gemeinde der Bau in Angriff
genommen. Der damalige Ortspfarrer war Georg Matz, die Kirchenverwaltung
setzte sich zusammen aus Andreas Harner, Gregor Heitmeir, Andras Schmaus,
Johann Ottilinger, Josef Rabl und Jakob Schleipfer, dazu kam zur Ergänzung
als Bauausschuss Bürgermeister Johann Schuri, Johann Holzmüller,
Matthias Kott und Peter Reindl. Planfertigung und Bauleitung lag in den
Händen des Architekten Josef Elser aus München, die Maurerarbeiten
erfolgten durch Theobald Brunetti, aus Odelzhausen, die Zimmermannsarbeiten
durch Kaspar Maier aus Hohenzell.
Möge dem Bau nach monatelangem katastrophalen Regen im ganzen Deutschen
Reich mit Hilfe Gottes eine günstige Witterung und eine glückliche
Vollendung beschieden sein."
Aus
dem kirchen- und lokalgeschichtliche Monumentalwerk "Das Bisthum
Augsburg"
von Dr.Anton von Steichele 23)
Pfarrei
Hohenzell ( 288 Seelen)
Patron
Seine Majestät der König (vormals der Fürstbischof von
Freising als Herr der Hofmarke Eisenhofen)
Bezirksamt Aichach; Landgericht Aichach
I.Pfarrsitz
Hohenzell, Dorf, 44 Häuser (5 Halbbauern, die übrigen Gütler
und Häusler), 271 Seelen, auf einer Hochebene, von Wäldern eingeschlossen;
die am weitesten nach Osten vorgeschobene Pfarrei des Kapitels Friedberg.
II.
Pfarrgeschichte
Über die ältere Geschichte von Hohenzell läßt sich
bei dem vielfachen Auftreten des Namens "Celle" Sicheres nicht
anführen. Später ist ein Theil des Ortes, wahrscheinlich von
der Grafschaft Scheiern-Wittelsbach herrührend, landgerichtlich unter
der Pflege Aichach; ein anderer erscheint mit Grundbarkeit und Niedergericht
als Zugehörung zur Hofmarke Eisenhofen (im Landgericht Dachau).
Auch das Kirchenpatronat von Hohenzell besaßen, soweit die Nachrichten
zurückreichen, die Hofmarksherren von Eisenhofen. Als diese Hofmarke
im Jahr 1622 vom Hochstifte Freising gekauft wude, gelangte dieses Patronat-Recht
an die Bischöfe von Freising, welce nun bis zur Säcularisation
auf die Pfarrei Hohenzell präsentirten. Von diesem Zeitpunkte an
übte der Landesherr von Baiern jednes Patronat aus, und durch Übereinkommen
zwischen dem Könige und dem Erzbischofe von München und Freising
über das Besetzungsrecht bei sämmtlichen ehemals Eisenhofen'schen
Pfarreien wurde laut kgl. Entschließung vom 11.März 1854 die
Pfarrei Hohenzell bleibend dem königlichen Patronate zugewiesen (siehe
Band 2, 228, Anmerkung 2).
III.
Pfarrkirche
Die Pfarrkirche zu Hohenzell, unter dem Titel des heil.Stephanus geweiht,
liegt, vom Gottesacker umgeben, etwas erhöht an der südwestlichen
Ecke des Dorfes. Sie ist klein; das Kirchenschiff scheint noch romanisch
zu sein unter vielfacher späterer Veränderung; der gothische
Chor mit schönem Netzgewölbe wurde wahrscheinlich in späterer
Erweiterung vorgebaut; im Kuppelthurme, der auf dem Westgiebel der Kirche
aufsitzt, hängen drei Glocken.
- Die große Glocke goß Andreas Schmidt in Augsburg. Unter
dem Bilde eines ackernden Landmannes steht: "Gestiftet von Mathias
Asum bauer in Lichtenberg 1864".
|
Der
Bauer Mathias Asum, ehemals Eigenthümer des großen Hofes
Lichtenberg, entstammte der Familie Asum, welche zu Töttenried
und in umliegenden Orten große Bauerngüter besitzt und
von jeher durch kirchenlichen und wohlthätigen Sinn sich ausgezeichnet
hat. Mathias that Vieles für die Kirchen seiner Gegend und pflegte
namentlich mit besonderer Freude die Schaffung schönen Kirchengeläutes;
Zeuge dessen sind die beiden großen Glocken zu Töttenried
und die Glocke, welche er in den Thurm der nahen Pfarrkirche Hohenzell
stiftete. Auch Klingen, Altomünster und Maria-Birnbaum besitzen
von ihm gestiftete Glocken. Mathias Asum starb im Jahr 1869. |
- Die mittlere
(Glocke), gegossen von B.M.Langenegger in München, 1715, trägt
die Inschrift: Iesvs Nazar.miserere nobis.
- Die kleine hängt unzugänglich.
Die Messenstiftungen
sind folgende:
a. einzeln gestiftete Jahrtage 10;
b. die Pfarrei Hohenzell erhielt, wahrscheinlich im 16.Jahrhunderte, angeblich
durch Stiftung von Kunrat Schüttgabler, Wirth
zu Odeltshausen, in ihr Ober-Eigenthum zwei leibfällige
Gütlein zu Lechhausen, welche eine jährliche Gilt von 13 Gulden
20 Kr.
reichten. Auf diesen Gütlein ruhte eine Wochenmesse
mit Application. Weil aber der Bezug mit letzterer Leistung in keinem
Verhältnisse mehr stand reducirte das Ordinariat
die 52 Wochenmessen am 9.4.1778 auf 36, am 27.Aug. 1814 auf 20 Messen,
welche gegenwärtig noch gelesen werden. Die Grundlast
jener Gütlein wurde im Jahr 1848 abgelöst;
c. aus dem Nachlasse des Pfarrers Thomas Kropf zu Hohenzell, gest. 1803,
erhielt die als Haupt-Erbe eingesetzte Pfarrpfründe
Hohenzell 1079 Gulden 50 Kr., wofür die Persolvirung
von jährlich 32 Messen übernommen wurde.
Das rentirliche Vermögen besteht in 2698 Gulden Kapitalien.
IV. Eingepfarrte
Orte
Die Pfarrei Hohenzell hatte früher gar keine auswärtigen Orte;
gegenwärtig aber gehören in dieselbe:
1.Ürchenbrunn
Weiler, 15 Häuser (nur Gütler und Häusler), 71 Seelen,
1/2 Stunde östlich auf einer Anhöhe.
Einen Hof in Vnchenbrunne schenkte Mechtildis, Witwe Herzog Ludwigs's
II. von Baiern, am 5.Okt. 1297 zum Kloster Fürstenfeld, welches weiter
am 21.Jan. 1331 von Reinbot dem Adelshauser eine Hube zu Unchenprun kaufte
(M.B. 9, 112; R.B. 6, 353).
Ürchenbrunn gehörte ehedem zur Pfarrei Tettenried. Als aber
zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts die schwach dotirte Pfarrei
Hohenzell in Gefahr stand, ihr selbstständiges Bestehen zu verlieren,
erklärte sich Pfarrer Jos. Schrötter von Tettenried bereit,
das Dörfchen Ürchenbrunn, welches mit Ausnahmes eines Viertelhofes
völlig nach Tettenried zehentpflichtig war, mit allen aus demselben
gehenden Pfarrgefällen unter dem Vorbehalte zu überlassen, daß
diese Pfarrei zu der auf Tettenried für alle Zukunft jährlich
10 Gulden als Recognition zur reichen, oder an seiner Decimation zu übernehmen.
Die wirkliche Leistung dieser Recognition wurde aber weder im Anfange,
noch in der Folgezeit jemals vollzogen.
2.
Freistetten
2 Höfe, 10 Seelen, 1/4 Stunde südlich
Die beiden Gütlein zu Freistetten wurden erst im Jahr 1817 angelegt.
V. Gemeinde-
und Schulverband
Die Gemeinde Hohenzell umfaßt den Pfarrbezirk Hohenzell sammt den
Weilern und Einöden: Lichtenberg (Pfarrei Tettenried), Rametsried
(Pfarrei Heretshausen), Plixenried und Übelmanna (Pf. Altomünster).
Eine Schule besteht in Hohenzell erst seit neuerer Zeit für den Pfarrbezirk
Hohenzell und den Weiler Übelmanna. Früher hatten der eifrige
Pfarrer Thomas Kopf, von seinem Pfarr-Antritte 1784 an bis zu seinem Tode
1803, und seine Nachfolger im Pfarrhofe Schule gehalten.
VI.
Pfarr-Dotation
Dieselbe bestand im Groß- und Kleinzehenten aus dem Pfarrsprengel
und einem kleinen Wilddumgute. Gegenwärtig ist das Pfarr-Einkommen
folgendes:
Einnahmen
|
fl. .
|
kr.
|
1.
Zinse von gestifteten Kapitalien |
46
|
40 4/8 |
2.
Aus Grundstücken: Gärten 0,64, Äcker 33,52, Wiesen
11,58, Wald 1,72 (nur Gebüsch) |
165
|
27 |
3.
aus abgelösten Zehenten und grundherrlichen Rechten |
510
|
48
6/8 |
4.
von gestifteten Gottesdiensten |
24
|
36
|
5.
an Stolgefällen |
26
|
53
4/8 |
6.
herkommliche Gaben |
6
|
- |
(zus.)
|
780
|
25
6/8 |
Lasten |
|
|
1.
Auf Staatszwecke |
41
|
20
1/8 |
2.
wegen des Diöcesan-und Kapitel-Verbands |
4
|
49 |
Rein-Ertrag |
734
|
16
5/8 |
(Fassions-Abschluß
vom 31. Dec. 1868)
Der
Pfarrhof, nahe der Kirche, ist alt, einfach, nicht groß; die Ökonomie-Gebäude,
im Jahr 1844 neu gebaut, stehen gesondert.
|