Marienkapelle
in HOF
|
Beschreibung
Die Kapelle in Hof, zwischen
Erdweg und Indersdorf gelegen, wurde im 19. Jahrhundert
(nach 1860) errichtet. Sie befindet sich heute im Besitz der Gemeinde
Erdweg.
Die
Kapelle ist der Muttergottes Maria geweiht, deren Figur auf dem
Altar steht.
Der Bau wurde in den Jahren
1976 (100.000 DM) und 2000/2001 restauriert.
Auf dem nebenstehenden Bild
ist im Hintergrund das ehem.
Hofmark- Schloss Hof zu sehen, das ab dem 11.Jh. Sitz
der Adelsfamilie der Eisen-hofer war. 1622 ging es in den Besitz
der Freisinger Fürstbischöfe über, die das Schloss
als Sommerresidenz ausbauten. Sie nutzten es bis zur Säkularisation
1803. Dann wurde der kirchliche Besitz vom Kurfürstentum Bayern
übernommen und der West-flügel abgebrochen.
Das heute im Privatbesitz befindliche Schloss enthielt oder enthält
(?) auch eine Schlosskapelle St.Corbinian, die Anfang des 18.Jh
errichtet wurde.
|
Baubeschreibung
Das kleine, in Süd/Nord-Richtung stehende Gotteshaus besitzt einen
rechteckigen Grundriss. Es ist im Norden in drei Seiten geschlossen. Eine
zweiläufige Treppe auf der Südseite führt hinauf zum spitzbogigen
Eingangsportal. Die gelb gestrichene Außen-fassade ist durch weiß
abgesetzte Lisenen optisch gegliedert. Diese Lisenen bilden über
dem Portal eine lanzettförmige Ausbuch-tung, die eine kleine Nische
mit Jesuskind-Figur umfasst. Auf dem Giebel der Südmauer sitzt ein
Dachreiter (Türmchen), der mit Schindeln gedeckt ist. Dieser
Dachreiter ist für den Dachstuhl, auf dem er aufsitzt, zu schwer.
Deshalb musste im Jahr 2019 die Statik des Gebäudes ertüchtigt
werden. 05)
Die
Kapelle ist ein geschütztes Baudenkmal (D-1-74-118-21)
06)
Innenausstattung
Die Kapelle besitzt eine Flachdecke
mit umlaufendem gelbem Stuckrahmen. Sie wird durch sechs spitzbogige Fenster
erhellt.
In den Chorschluss ist ein zusätzliches Rundfenster mit Buntglas
eingebaut. Es zeigt neugotische Ornamentik.
Auf
dem Altar steht eine große gekrönte Muttergottesfigur
mit dem Jesuskind auf dem linken Arm und einem Zepter in der rechten
Hand. Die Figur, insbesondere das lebhaft wirkende Kind, erinnert
an die sog. "Schönen Madonnen im weichen Stil", die
im 14 und 15.Jh. eine Leitbildfunktion für die bildende Kunst
ausübten.
Das ganz natürlich und keineswegs hoheitsvoll wirkende Jesuskind
(mit Fettpölsterchen an den Armen und interessanter Frisur)
bewegt sich auf den Betrachter zu. Anders als die Schönen Madonnen
blickt Maria in Hof aber nicht zu ihrem Kind. Nach Unger-Richter
weist auch "der etwas hart fallende, auf dem Boden gestauchte
Faltenwurf des Mantels mit Ohrmuschelfalte" auf eine Entstehungszeit
der Figur Ende des 15.Jh. hin.
05)
|
|
An den Wänden sind zu beiden
Seiten des Altars einfache Tonfiguren der Heiligen Franz Xaver (links)
und Leonhard (rechts) angebracht.
|
Franz
Xaver, ein Spanier, war ein Zeitgenosse von Ignatius von Loyola
und einer der ersten Jesuiten. Von Goa in Indien aus missionierte
er auf mehreren Reisen den fernen Osten u.a. Japan und China und taufte
dort unglaublich viele Menschen. Die Zahl der Taufen war damals -anders
als heute- ein Maßstab für den Erfolg der Mission Am 3.
Dezember 1552 starb Franz Xaver auf der Insel Sancian (Santschao)
bei Kanton in China. Festtag: 3.Dezember
Leonhard (in Bayern einer der 14 Nothelfer) lebte um das Jahr
550 als Abt eines von ihm gegründeten Klosters in Noblat/Frankreich.
Regelmäßig besuchte er die Gefangenen und erreichte für viele beim
König Clodwig I. die Freilassung. Deshalb galt er ursprünglich als
Schutzpatron derer, "die in Ketten liegen", also der Gefangenen; nach
der Reformation wurde er Schutzpatron der Haustiere, weil man die
Ketten, mit denen er abgebildet wurde, als Viehketten deutete. Festtag:
6.November |
|
Eine Besonderheit
sind die Kreuzwegbilder.
Es sind kolorierte Druckgrafiken, die in rote Passepartouts mit goldenen
Ornamenten eingepasst sind.
Die Bilder haben spanische Überschriften und Texte. Wahrscheinlich
sind sie über Beziehungen der Schloss-herren zu Spanien in die
Kapelle gekommen.
Zwischen den vorderen Kreuzwegbildern
sind Wandleuchter angebracht.
Die 10 Sitzbänke sind
neueren Datums.
Über der Türe ist
im verglasten Dreieck (Lünette) eine Herz-Jesu-Figur zu
sehen. Das Herz Jesu ist Symbol für die Erlöserliebe Christi.
Diese Darstellung verbreitete sich in unseren Kirchen insbesondere
nach der Einfüh-rung des Herz-Jesu-Festes durch Papst Clemens
XIII. (1758-1769) im Jahr 1765.
|
Aus dem Jahr
1869 ist eine Annonce für die Stelle eines Lehrers, Kantors, Organisten
und Gemeindeschreibers in Hof bekannt. Daraus ergeben sich seine (verhältnismäßig
geringen) Einkünfte neben dem Wohnrecht und einem kleinen Acker.
Wenn Sie die Ausschreibung lesen möchten, klicken
Sie hier ...
Wenn Sie eine Führung
durch die Kapelle vereinbaren möchten, klicken Sie hier....
Hans Schertl

Quellen:
01)
Heimatbuch
des Landkreises und der Stadt Dachau, 1971
02) Georg
Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
03) Herr
Mayer, Mesner, 2003
04) Dachauer
Nachrichten vom 24.8.2011 (Eigentümer, Kosten d.Renovierung 1976)
05)
Dr.Birgitta
Unger-Richter, Die Marienkapelle in Hof, Auszug aus der Chronik von Eisenhofen,
2015 (Falten)
06)
Dachauer Nachrichten
vom 13./14.11.2018 (schiefer Dachreiter)
4 Bilder: Hans Schertl

28.4.2022
Ausschreibung
der
Schul-, Kantor- und Organistenstelle
in Hof 1869
1)
Freiwerden der Stelle:
Durch Regierungsentschließung vom 6.März d.Js., wurde der Schullehrer
Alexander Heigl zu Hof, königl. Bezirksamts Dachau, auf Grund legal
nachgewiesener körperlicher Dienstunfähigkeit vom 15.d.Mts.
an auf die Dauer eines Jahres in den erbetenen zeitlichen Ruhestand versetzt.
(Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt von Oberbayern vom 23.März
1869 S.590)
2) Ausschreibung der Stelle
|
Die
Erledigung des Schul- und Kirchendienstes zu Hof betreffend
Im Namen Seiner Majestät des Königs von Bayern
Der
Schul-, Kantor- und Organistendienst zu Hof (Filialdorf), kgl. Bezirksamt
Dachau, ist in Erledigung gekommen.
Die
Schule zählt 62 Werktags- und 26 Feiertagsschüler und
wird von dem Schullehrer allein versehen.
Die fassionsmäßigen Einkünfte betragen:
a) aus dem Schuldienste,
einschlüssig des Anschlages der Dienstwohnung
287 fl. 58 kr.
b) aus dem Kantordienste 35
fl. 51 kr.
c) aus dem Organistendienste 47
fl. 38 kr.
371
fl. 27 kr.
Lasten bestehen nicht, wonach sich ein
Reinertrag von 371
fl. 27 kr. ergibt.
Für
die Gemeindeschreiberei in 3 Gemeinden
bezieht der Schullehrer alljährlich 69
fl.
An Grundstücken sind denselben zur Nutznießung fassionsmäßig
überlassen:
-- Tagwerk 17 Dezimale Garten mit 2,55
B.Z.
1 Tagwerk 17 Dezimale Ackerland mit 10,53 B.Z.
-- Tagwerk 63 Dezimale Waldung mit 2,21 B.Z.
---------------------------- ----------
zusammen 1 Tagwerk 97 Dezimale mit 15,29 B.Z.
Bewerber um fragliche Stelle haben ihre mit den vorschriftsmäßigen
Zeugnissen versehenen Gesuche bis längstens 6.April 1869 bei
der Distriktsschulinspektion Dachau II in Indersdorf einzureichen.
München den 13.März 1869
Königliche Regierung von Oberbayern
Kammer des Innern
(Königlich-bayerisches
Kreis-Amtsblatt von Oberbayern vom 23.März 1869 S.590)
|
3). Neubesetzung
der Stelle
Für die Stelle war wohl Adalbert Kropf bestimmt. Doch der machte
einen Rückzieher. Im Amtsblatt waren jedenfalls folgende Meldungen
zu lesen:
3.1
"Durch Regierungsentschließung vom 13.Mai d.J., wurde der Schul-
und Kirchendienst zu Hof,k. Bezirksamts Dachau, dem Schullehrer Adalbert
Kropf zu Kammer, k.Bezirksamts Traunstein, verliehen.
(Königlich-bayerisches Kreis-Amtsblatt von Oberbayern vom 21.Mai
1869 S.884)
3.2
"... unter gleichzeitiger bittgemäßer Enthebung des Schullehrers
Adalbert Kropf zu Kammer vom Antritte des ihm übertragenen Schul-
und Kirchendienstes zu Hof, k.Bezirksamtes Dachau, dese Stelle dem Schullehrer
Cölestin Linsmayr zu Appertshofen, k.Bezirksamts Ingolstadt verliehen."
(Königlich-bayerisches
Kreis-Amtsblatt von Oberbayern vom
2.Juli 1869, S.1248)

|